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DTU-Jugend: Sport und Politik
Sport und Politik
von Paul Heinrich
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Für Frieden in der Ukraine werben? Eine Regenbogenflagge posten? Welche gesellschaftspolitischen Äußerungen von Vereinen sind erlaubt und wie hängen Sport und Politik zusammen? Fragen wie diese begleiten das Vereinsleben im Kleinen wie im Großen ständig. Denn das Vereinsleben ist normaler Teil des gesellschaftlichen Lebens. Es ist völlig klar und menschlich, dass alle Beteiligten (Trainerinnen/Trainer, Sportlerinnen/Sportler, Eltern, Funktionäre) das, was sie im Alltag beschäftigt, mit in das Vereinsleben transportieren. Das Zusammenwirken im Sportverein ist eben viel mehr, als nur gemeinsam Taekwondo-Sport zu treiben. Man tauscht sich neben dem Training aus, durchlebt gemeinsam Erfolge, aber auch Niederlagen.
Die DTU und die meisten ihrer Mitgliedervereine sind eingetragene Vereine – es gilt also das deutsche Vereinsrecht für sie. Sie verfügen über eine Satzung und oft zusätzlich über ein großes ergänzendes Regelwerk. Der Sportverein schafft sich seine eigenen Regeln. Das allein ist schon Politik – im klar gesteckten Rahmen und den Sportverein betreffend.
Doch es gibt auch eine Verbindung zur allgemeinen (gesellschafts-)politischen Lage: Als Sportverein bewegt man sich innerhalb eines vom Sport selbst definierten Wertegerüstes. Auf der großen Sportbühne wird das durch diverse Slogans internationaler Sportorganisationen sichtbar: „My game is fair play“ (FIFA), „No to Racism“ (UEFA), „Zusammen für eine gemeinsame Zukunft“ (Olympia 2022). Dass solche Slogans oft nicht viel mit der Wirklichkeit dieser Organisationen zu tun haben, steht auf einem anderen Blatt – man denke nur an die internierten Uiguren in China oder die katastrophalen Arbeitsbedingungen in Katar.
Nicht nur internationale Sportorganisationen haben sich positioniert. Auch in der DTU haben wir uns auf klare Werte zum Miteinander verständigt. Im von der Mitgliederversammlung verabschiedeten Ethik-Code ist recht deutlich formuliert, woran sich jedes Mitglied halten muss und was z.B. unter Toleranz, Respekt und Würde zu verstehen ist. Aus diesem Code ergibt sich quasi selbstverständlich eine Positionierung der DTU zu gesellschaftlichen Themen, die einen Bezug zum (Taekwondo-)Sport haben.
Diese Tatsache wird durch ein Rechtsgutachten der Deutschen Sportjugend (dsj) unterstrichen. In der Broschüre RECHTSsicherheit im Sport wird der rechtliche Rahmen der gesellschaftspolitischen Positionierungsmöglichkeiten für Vereine erklärt. Dort heißt es: Grundsätzlich stehe es jedem Verein zu, eine klare gesellschaftspolitische Position zu beziehen. Eingeschränkt werde diese Positionierung allerdings durch das Gemeinnützigkeitsrecht. Sportvereine verfolgten den Zweck der Förderung des Sports, weshalb sie nur sportspezifische Positionierung tätigen dürfen. Es dürfen keine rein parteipolitischen Aktivitäten unterstützt werden. Es heißt weiterhin: „Auch der Einsatz für einen „Sport mit Courage“ zur Förderung der Werte des Sports wie Fairness und Völkerverständigung ist möglich.“
Was bedeutet das nun für einen Social Media-Post mit einer Regenbogenflagge? Wenn sich die Aussage des Sportvereins auf den Sport bezieht – also zum Beispiel „Bei uns sind Sportler:innen jeglicher sexuellen Orientierung willkommen!“ als Untertitel zu einem Social Media-Post mit Regenbogenflagge –, stellt diese Positionierung kein Problem dar.
Die dsj thematisiert in ihrer Broschüre darüber hinaus den Umgang mit parteipolitischen Akteuren. So gebe es keine Verpflichtung zum Vermieten von Räumlichkeiten an Parteien. Auch müssten keine parteipolitischen Vertreterinnen und Vertreter zu Veranstaltungen des Vereins eingeladen werden. Dabei wird zusätzlich herausgestellt: „Wenn nur an Partei X vermietet wird, dann braucht es sachliche, d.h. überparteiliche Gründe, warum dies für Partei Y nicht gilt.“ Solche überparteilichen Gründe seien „verfassungsrechtliche, insbesondere menschenfeindliche oder diskriminierende Gründe“.
Der Sport kann und darf also eine klare und selbstbewusste gesellschaftspolitische Haltung einnehmen, wenn sie im Bezug zum Sport steht. Die „Werte des Sports“, die jeder Verein für sich selbst in seiner Satzung oder weiteren Regelwerken wie einem Ethik-Code beschreibt, bieten dafür einen Ankerpunkt.