Ein Resümee der Jahrestagung 2024
UNERWARTETE WIEDERKEHR
Terminale Geistesklarheit bei Demenz

Haut-
Meine
Neues e-card Service e-Berechtigung für ELGA Zugriff
Die e-Berechtigung ist ein weiteres e-card Service in der MeineSV App. Als erste Anwendung können Patientinnen und Patienten damit einem Gesundheitsdiensteanbieter (z.B. Ärztin oder Arzt) für eine telemedizinische Behandlung oder Rezeptausstellung bzw. für einen Hausbesuch eine Zugriffsberechtigung auf ihre ELGA erteilen. Patientinnen und Patienten stellen die e-Berechtigung selbst mit ihrer e-card am Smartphone aus und müssen nicht in die Ordination zum Kartenlesegerät kommen. Bei einem Hausbesuch können auch Gesundheitsdiensteanbieter die Funktion auf ihrem eigenen Smartphone mit der e-card der Patientin bzw. des Patienten nutzen, wenn diese es wünschen.
Das Erteilen der e-Berechtigung erfolgt ganz einfach in der MeineSV App mit der NFC-Funktion der e-card und einem NFC-fähigen Smartphone. Es ist keine ID Austria notwendig.

Technische Voraussetzungen:
Um die e-Berechtigung nutzen zu können, benötigen Sie ein Smartphone mit NFC-Funktion und eine NFC-fähige e-card, die Sie am NFC-Zeichen neben dem Chip erkennen.

Ihre Vorteile:
Mit einer e-Berechtigung erhalten Sie als Ärztin bzw. Arzt Zugriff auf die ELGA der Patientin bzw. des Patienten:
• 90 Tage auf e-Medikation (lesend und schreibend)
• 90 Tage auf e-Befunde (lesend) und
• 28 Tage auf den e-Impfpass (lesend und schreibend).
Damit haben Sie eine bessere Entscheidungsgrundlage für Diagnostik und Therapie. Außerdem können Sie die e-Medikationsliste der Patientin bzw. des Patienten tagesaktuell und vollständig halten und dadurch unerwünschte Wechselwirkungen reduzieren.
e-Berechtigungen können über EIN Smartphone auch mit unterschiedlichen e-cards erteilt werden. Auf Wunsch der Patientin bzw. des Patienten nutzen Sie daher bei einem Hausbesuch die e-card der Patientin bzw. des Patienten auf Ihrem eigenen Smartphone für die e-Berechtigung. Die Patientin bzw. der Patient benötigt dazu kein eigenes NFC-fähiges Smartphone.

Mehr Information und häufig gestellte Fragen finden Sie unter www.chipkarte.at/e-berechtigung

Bewährt und neu
Der Kongress für Allgemeinmedizin in Graz ist für das Redaktions- und Verkaufsteam der RegionalMedien Gesundheit seit vielen Jahren ein Fixpunkt. Heuer fand er vom 28. bis 30. November in der Stadthalle Graz statt und stand unter dem Motto „ Heilkunst in einer digitalen Welt. Von Bewährtem und Neuem“ In bewährter Weise wurden viele spannende Vorträge und Symposien für Ärzt:innen und medizinische Fachkräfte angeboten. Übertragen und aufgezeichnet wird der Kongress inzwischen auch online. Es besteht also für Interessierte die Möglichkeit, im Nachhinein auf die Aufzeichnungen inklusive DFP-/BdA-/ÖGKV-Fortbildungen zuzugreifen. Die Registrierung erfolgt unter stafam.at/digitale-services/ kongresse/2024

Print und digital
Auch die Industrieausstellung erfreut sich jedes Jahr großer Beliebtheit. Sie bietet die Möglichkeit, sich über neue und bewährte Produkte zu informieren. Unser Verlag war mit den Printausgaben der Fachmagazine Hausärzt:in und Ärzt:in Assistenz vor Ort vertreten. Und wir bewarben unser DigitalPortfolio auf Gesund.at. Kollegin Mag.a Sandra Burin von der Online-Redaktion nahm u. a. am Onkologie-Vormittag teil, der Nachbericht ist online zu finden. Ein Fotograf hat die Stimmung am Kongress eingefangen. Eine kleine Kostprobe finden Sie auf dieser Seite, mehr auf: gesund.at/eventberichte/ stafam-2024/841. Auf unserer Plattform können sich übrigens – neben Ärzt:innen und Studierenden – seit kurzem auch Ordinationsassistent:innen und Apotheker:innen registrieren.
Rück- und Ausblick

Unser druckfrisches Printmagazin enthält ebenfalls einen ersten Kongressnachbericht – über das Themensymposium Migräne mit Prof. Dr. Christian Wöber – zu lesen ab Seite 12. Im neuen Jahr werden weitere Nachberichte folgen. Apropos 2025: Wir haben den Vorsatz, Sie weiterhin mit neuen und lehrreichen Inhalten zu versorgen, sowohl in unseren Fachpublikationen als auch im digitalen und im Eventbereich. Ein besonderes „ Zuckerl“: Da die Hausärzt:in 2025 ihr 35-jähriges Bestehen feiert, wollen wir Ihnen einen Einblick in die Veränderungen verschiedener Fachrichtungen geben und Perspektiven für die Zukunft aufzeigen. Beginnen werden wir mit Psychiatrie und Neurologie, gefolgt von Kardiologie und Angiologie.

Wir wünschen Ihnen frohe Festtage und einen guten Rutsch ins neue Jahr!

Ihre
Mag.a Karin Martin
Redaktionsleiterin RegionalMedien Gesundheit, karin.martin@regionalmedien.at

06 Der Laufschuh als Verdächtiger … Sportbedingte
Schmerzen erfordern eine Analyse vielfältiger Faktoren
08 Im Gleichgewicht bleiben
Konservative und interventionelle Therapieoptionen bei Gonarthrose
11 Häufig stiefmütterlich behandelt
Triptane in der Migräne-Akuttherapie
18 Große Fortschritte Alzheimer-Demenz: Biomarker-gestützte Diagnose im Frühstadium
20 Netzwerk Schlafmedizin Ein Resümee der 32. Jahrestagung der Österreichischen Fachgesellschaft
28 „Aufklärende und beratende Funktion“ Reflux und Reizmagen diagnostizieren und therapieren
pharmazeutisch
31 Gezielte Linderung von Erkältungssymptomen Wie Selbstmedikation den Heilungsprozess unterstützt
36 „Wirksam bei Diabetes und Adipositas“
Duale GIP/GLP-1Rezeptor-Agonisten als neue Therapieoption
DIALOG
Dermatologie
24 „Die Haut schützt uns –wir müssen sie schützen“
Umweltdermatologie zwischen Prävention und neuen Herausforderungen
26 Mit Phagen und Bakterien gegen atopische Dermatitis Neue Therapien setzen beim Hautmikrobiom an
27 Mit Haut und Haar Die verborgene Wirkung von Medikamenten & Co
38 Frühzeitige Diagnose rettet Leben Studie zeigt: Rasche Therapie bei Diabetes Typ 2 greift lebenslang
39 Bempedosäure zur Cholesterinsenkung Option für Personen mit und ohne Diabetes
40 Die Top-DiabetesProdukte nach Menge und Wert
Marktanalyse von Beatrix Linke, Country Lead IQVIA Austria 40 Impressum
THEMA DES MONATS
14 Unerwartete Wiederkehr
Terminale Geistesklarheit bei Demenz

41 Termine Aktuelle Kongresse und mehr
42 Arzt Sicht Sache „Analysieren und aufarbeiten“
44 MS – Diagnose und Therapie
Neurology Alpine Summit 2024: Innovationen und Fortschritte – Teil 2
Ein neuer Biomarker gilt als vielversprechend in der MS-Diagnostik.

Die Schlafmedizin vereint mehrere Disziplinen wie Psychologie, zahlreiche soziale Berufe und medizinisch-technische Professionen.

In der Erkältungszeit können z. B. pflanzliche Pastillen oder schleimlösende Mittel die Beschwerden lindern.
Der Laufschuh als Verdächtiger …
Sportbedingte Schmerzen erfordern eine Analyse vielfältiger Faktoren

GASTAUTOR:
Prim. Univ.-Doz. Dr.
Gerd Ivanic
„Die Orthopaeden“ in der Privatklinik
Graz-Ragnitz
Schmerz stellt das Kardinalsymptom dar, mit dem der Körper dem Geist körperliches Unwohlsein mitteilt. Sport erachtet man generell für gesund. Ein „gewisses“ Ausmaß an Schmerz beim Sport wird durchaus als normal oder als positiver „Trainingseffekt“ angesehen. Zu erkennen gilt es, wo der „Wohlfühlschmerz“ in krankmachenden Schmerz übergeht oder der Schmerz zum Warnsignal des Körpers wird. Genau dort sollte die Medizin zur Tat schreiten.
Definitionssache
Gemäß der International Association for the Study of Pain (IASP) lautet die Definition von Schmerz: „ein unangenehmes Sinnes- oder Gefühlserlebnis, das mit einer tatsächlichen oder potenziellen Gewebeschädigung einhergeht oder einer solchen ähnelt“. Im Zusammenhang mit Sport müssen verschiedene Gegebenheiten unterschieden werden:
• Schmerzen durch Überbelastung, die bei einem normalen Stütz- und Bewegungsapparat auftreten.
• Schmerzen durch normale Belastung, die sich bei einem vorgeschädigten oder schwächer angelegten Stützund Bewegungsapparat äußern (z. B.: Hüftdysplasie, Spondylolyse, Skoliose, Bindegewebsschwäche etc.).
• Schmerzen aufgrund akuter oder chronischer Veränderungen (Unfall, wiederholte Falschbelastung etc.).
Sport kann aber auch Teil der Schmerztherapie sein. Gerade bei chronischen Schmerzen lässt sich damit oft eine wesentliche Verbesserung erzielen. Hier verhilft Sport den Patient:innen zu einem besseren Körpergefühl bzw. gibt er ihnen das Gefühl, ihre Probleme selbst günstig beeinflussen zu können. Es liegt an der Behandler:in, jene Sportart zu


finden, die solch positive Effekte bei der Patient:in auszulösen vermag. Eine entsprechende Einbettung in ein Therapiesystem mit Psycho- sowie Physiotherapie und zusätzlicher assistierter Medizinischer Trainingstherapie kann in diesem Kontext häufig wahre Wunder vollbringen.
Auch den Sport selbst muss man definieren. Ab wann darf eine körperliche Belastung überhaupt Sport genannt werden? Der Schachsport entspricht z. B. nicht wirklich dem Ideal einer körperlichen Sportbelastung. Zudem ist ein sportlicher Lebensstil von regelmäßigem Sporttreiben zu unterscheiden –und hier ist wiederum zu klären, ob es sich um Amateursport handelt, welcher alleine oder mit Freunden ausgeführt wird, oder um Vereins- oder gar um Leistungs- bzw. Hochleistungssport. Kommt es zu Problemen, hat die Unterscheidung verschiedener Sportler:innentypen eine große Bedeutung für die weitere Therapieplanung. Bei Berufssportler:innen ist etwa ausschlaggebend, wie lange sie den Sport noch ausüben wollen („müssen“), um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Sport als Beruf stellt eine extra zu behandelnde Entität dar. Wichtig ist jedenfalls, dass der Sport zur einzelnen Person passt. In der Beratung sollten Veranlagungen und Körperfor-
Serie SCHMERZ/PALLIATIV
men berücksichtigt werden. Differenziert betrachten muss man zudem, wann Sport in welcher Art und Weise und in welchem Ausmaß noch gesund ist. Wie bei allem im Leben ist frei nach Paracelsus „d ie Dosis das Ziel“
Wichtige Fragen
Anamnese: Wo, wann, wie und wie lange manifestiert sich der Schmerz? Zu erheben sind darüber hinaus Geschlecht, Beruf, Sportausübung und ob der Schmerz währenddessen oder danach auftritt. Ein Schmerztagebuch empfiehlt sich, um je nach individueller Schmerzsituation die ideale Kleidung, vor allem passende Schuhe, zu wählen, sowie auf das Wetter und andere „Umweltfaktoren“ zu achten, die für die Patient:in relevant sind. Nicht vergessen darf man auf Ausrüstung wie Golf-, Tennisschläger, Skier etc. Eine ratsame Frage zum Abschluss: „Was ist die Ursache für die Schmerzen? “ In vielen Fällen kann die Patient:in jene Frage in ihren Worten so beantworten, dass die behandelnde Ärzt:in daraus Schlussfolgerungen ziehen und die Ursache herausfinden kann.
Schmerzqualität: Ist der Schmerz beispielsweise eher punktuell, dumpf, ausstrahlender Natur, entsteht er unter
Belastung? Zur Veranschaulichung: die Lumboischialgie. Lumbago ist der Kreuzschmerz, Ischialgie der ausstrahlende Beinschmerz. Erst die Kombination von beiden entspricht der Lumboischialgie. In diesen Schmerzdefinitionen verbergen sich bereits die ersten Hinweise auf mögliche Schmerzursachen. Ischialgie deutet auf eine Nervenkompression wie bei Bandscheibenvorfällen hin. Beim reinen Kreuzschmerz liegt eher ein Problem direkt an der Wirbelsäule vor, z. B. ein Gleitwirbel.
Ursachenforschung und Therapie
Generell sind Schmerzen ein Kardinalsymptom von Zuständen, die nicht „normal“ sind. Analgetika einzunehmen ist gerade in der Akutphase sinnvoll, um dadurch den Bewegungsablauf wieder zu normalisieren und die Entzündungsprozesse im Körper zu stoppen. Eine Gefahr bei der Einnahme von Schmerzmitteln: Bei weiterer Belastung verschwindet das Schutzsymptom Schmerz, wodurch noch viel größere Probleme entstehen können. Des Weiteren stören Analgetika mitunter die Propriozeption, was wiederum zu schwerwiegenden Verletzungen führen kann. So gesehen ermöglicht ein Dopinggesetz nicht nur die Gleichheit und Vergleichbarkeit von Sportler:innen, sondern schützt auch die Sportler:in selbst.
Die Ursachenforschung sollte sofort beginnen, da sonst die Gefahr einer Chronifizierung besteht. „ Sportschmerzen“ können oft mit kleinen Maßnahmen gut behandelt werden, z. B. Schuheinlagen oder Zurichtungen von Sportschuhen (siehe INFO). So lassen sich Folgen wie Stressfrakturen im Mittelfußbereich („ Marschfrakturen“) verhindern.
Conclusio
Schmerzen sind als primäres Warnsignal des Körpers zu verstehen und zu beachten. Nach der Ursache soll man suchen und eine stadiengerechte Behandlung ehestmöglich einleiten. Dadurch können Folgeprobleme vermieden und die freudvolle Sportausübung weiter ermöglicht werden.
INFO
Fuß- und/oder Sprunggelenkschmerzen
In der Praxis werden oft Patient:innen mit Fuß- und/oder Sprunggelenkschmerzen vorstellig. Die Frage „Wie alt sind Ihre Laufschuhe?“ ist eine der wichtigsten. Denn entweder sind die Laufschuhe alt und abgenutzt oder es besteht eine direkte Korrelation mit der Verwendung von neuen Schuhen. Gerade bei diesen Patient:innen gilt es, die Füße und Beine auch von hinten anzusehen. Denn ein Rückfußvarus mit einem allfälligen zusätzlichen hohen Rist und einem Hohlfuß bietet viele Erklärungsmöglichkeiten, warum ein Sportschuh Probleme bereiten kann …
� Ein Varus mit Hohlfuß tendiert zu äußeren Bandinstabilitäten. Ein Antipronationsschuh oder ein steifer Neutralschuh wird den Fuß zusätzlich nach außen „zwingen“, was die Beschwerden verstärken oder überhaupt erst entstehen lassen kann.
� Durch Achsabweichungen können darüber hinaus Achillessehnenprobleme auftreten, weil die Sehne versucht, den Rückfuß zu stabilisieren.
� Eine in diesen Fällen oft zusätzliche schlanke Ferse verhindert einen guten Halt des Rückfußes im Schuh.
� Der hohe Rist führt zu Druck am Fußrücken. Daher wird häufig ein zu großer Schuh gekauft, der an der Ferse zu wenig Halt bietet und den Fuß im Schuh schlecht fixiert. Außerdem rutscht der Fuß dadurch im Schuh nach vorne. Das kann Probleme im Vorfuß verursachen (Metatarsalgie, Zehengrundgelenkschmerzen, Hammerzehen …) und das Rutschen Blasen bedingen.
NACHBERICHT
Der Gastautor war Vortragender zum Thema beim 30. Kongress der Österreichischen Schmerzgesellschaft (ÖSG), 6. bis 8. Juni 2024, Congress Center Villach.
Im Gleichgewicht bleiben
Konservative und interventionelle Therapieoptionen bei Gonarthrose
Schon heute ist Arthrose weltweit die häufigste Gelenkerkrankung und erfordert daher wirksame Therapieansätze. Bei der Online-Fortbildungsreihe „C hange Pain Compact – Pain for Experts“ am 24. September sprach Prim. Mag. Dr. Gregor Kienbacher, MSc, Klinikum Theresienhof, Frohnleiten, über konservative und interventionelle Therapieoptionen bei Gonarthrose. Mit fortschreitendem Verlauf der Arthrose kommt zu Knorpelschädigung und -verlust hinzu, dass die Gleit- und Pufferfunktion des Knorpels abnimmt und sekundäre Knochenläsionen sowie entzündungsbedingte Schrumpfungen der Gelenkkapsel auftreten. Die Folge können Schmerzen sowie Funktionseinschränkungen und Fehlstellungen sein – Letztere sind entscheidend für die Gonarthrose-Diagnostik, die auf radiologischen und klinischen Untersuchungen basiert. Gemäß Dr. Kienbacher ist hier ein Röntgen ausreichend und andere Verfahren wie MRT oder CT sind nicht notwendig.
Für die klinische Diagnostik seien zudem die Beurteilung der Beinachse, des Gangbildes und weiterer funktioneller Auffälligkeiten sowie die Palpation entscheidend, erläuterte der Vortragende. Die Untersuchungen ergäben oft ein sehr heterogenes Erscheinungsbild, was die Wahl der richtigen Behandlungsstrategie erschwere.
Der Knorpel als Schwamm
Der Knorpel wird ausschließlich durch Diffusion von Nährstoffen aus der Gelenkflüssigkeit versorgt, wobei Bewegung eine entscheidende Rolle spielt. Dr. Kienbacher veranschaulichte dies mit einem Bild: Durch Be- und Entlastung wirke der Knorpel wie ein Schwamm, der Flüssigkeit aufnehme und wieder abgebe. „I n einem gesunden Kniegelenk befinden sich auf- und abbauende Prozesse stets im Gleichgewicht“, betonte der Orthopäde, „durch biopositive Reize kann eine Adaptation des Knorpels mit
Strukturverbesserung und erhöhter Funktionalität ausgelöst werden, durch bionegative Reize kann es hingegen zu Überlastung und überschießenden Reaktionen mit Apoptose und Nekrose kommen “ So konnte eine Studie von Zhang et al.1 zeigen, dass bei Langzeitläufer:innen, die regelmäßig eine gleichmäßige, ausdauernde Belastung ausüben, die Dicke und das Volumen des Knorpels zunehmen, während eine Überlastung zu einer Inflammation und Degeneration führen kann. „Zyklische Belastungen können somit als präventiver Ansatz in der Therapie des Knorpels herangezogen werden“, schlussfolgerte der Experte.
In der konservativen Arthrosetherapie ist es vorrangig, die Funktion der Gelenke bestmöglich zu erhalten bzw. zu verbessern. Neben dem gezielten Training von Kraft, Beweglichkeit und Koordination sowie dem Einsatz von Realtime- und akustischem Feedbacktraining können Orthesen und Einlagen helfen, die Gelenkfunktion zu steigern. In der medikamentösen Schmerztherapie empfiehlt die WHO, den Schwerpunkt auf nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) zu legen und Opiate nur in Ausnahmefällen einzusetzen.2
Als interventionelle Therapiemöglichkeit sind intraartikuläre Cortisoninjektionen (alternativ mit Hyaluronsäure) eine Option, jedoch gab Dr. Kienbacher zu bedenken, dass besondere Vorsicht bei Patient:innen mit schweren Gerinnungsstörungen, Bakteriämie, Endoprothesen, laufender Therapie mit direkten oralen Antikoagulanzien (DOAK) oder Vitamin-K-Antagonisten sowie schlecht eingestelltem Diabetes mellitus geboten sei. Zudem sollte sechs Monate vor



einer Knieendoprothese keine intraartikuläre Infiltration erfolgen. Es gebe zwar darüber hinaus die Möglichkeit, mit plasma- oder serumbasierten Blutprodukten zu behandeln, die Studienlage sei diesbezüglich jedoch kontrovers. Studien von Khuba et al.³ und Tang et al.4 deuteten allerdings darauf hin, dass die Methode bei milden bis moderaten Arthroseformen wirksam sein könnte. Dr. Kienbacher zufolge behalten konservative Therapieoptionen bei operierten Patient:innen ihren Stellenwert: Rund 20 % der Betroffenen klagen trotz Endoprothese über Restschmerzen.4 Für diese Gruppe seien konservative Behandlungsoptionen hilfreich.
Quellen:
Hier geht es zur OnlinePlattform, einem Service der Österreichischen Akademie der Ärzte, mit Infos zum DFP:
Justyna Frömel, Bakk. MA
1 Zhang Y et al., Quant Imaging Med Surg. 2024 Aug 1;14(8):6036-6047.
2 World Health Organisation (WHO).
3 Khuba S et al., Interv Pain Med. 2023 Nov 28;2(4):100297.
4 Tang JZ et al., J Orthop Surg Res. 2020 Sep 11;15(1):403.
5 Wylde V et al., EFORT Open Rev. 2018 Aug 16;3(8): 461-470.
INFO
Change Pain Compact – Pain for Experts bietet Vorträge im Rahmen einer DFP-approbierten und kostenlosen virtuellen Fortbildungsreihe rund um das Thema Schmerz an – unter der wissenschaftlichen Leitung von Prim. Univ.-Prof. Dr. Rudolf Likar, MSc (Klinikum Klagenfurt). Für weitere Infos und Termine siehe changepaincompact.at
Weniger suchen, mehr wissen.
Ihr Begleiter im medizinischen Berufsalltag.
Ihr Arbeitsalltag ist stressig genug –verlieren Sie nicht auch noch Zeit mit der Suche nach medizinischen Informationen oder Terminen. Mit Gesund.at haben wir ein Portal geschaffen, das Ihnen diese Arbeit abnimmt. Selbstverständlich haben wir auch an Weiterbildung gedacht, so können Sie ab sofort DFP-Punkte auch unterwegs sammeln! Klingt gut, oder?




Häufig stiefmütterlich behandelt
Triptane in der Migräne-Akuttherapie
Obwohl ihre Kosten niedrig und ihr Wirksamkeits- sowie Verträglichkeitsprofil ausgewogen seien, würden Triptane bei Menschen mit Migräne zu wenig eingesetzt, geben Karlsson WK et al. in einer rezenten Publikation zu bedenken.1 In Deutschland und Österreich behandelten in den vergangenen Jahren weniger als 10 % der Migränepatient:innen ihre Attacken mit einem Triptan.2,3 Doch in der aktuellen Metaanalyse waren Eletriptan, Rizatriptan, Sumatriptan und Zolmitriptan wirksamer als die neueren Medikamente Lasmiditan sowie Rimegepant und Ubrogepant. Deren Effektivität wiederum ist Karlsson WK et al. zufolge vergleichbar mit der von Paracetamol und den meisten NSAR. So sprechen sich die Studienautor:innen dafür aus, die vier Triptane als bevorzugte orale Therapieform in Betracht zu ziehen, sofern keine Kontraindikationen vorlägen.1
Im Gespräch mit dem Deutschen Ärzteblatt erklärt Priv.-Doz.in Dr.in Ruth Ruscheweyh von der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG), dass viele Migränepatient:innen mit leichten und mittelstarken Attacken gut auf NSAR ansprächen.4 Ansonsten sollte auf ein Triptan umgestellt werden (siehe auch S1-Leitlinie5).
Bei Patient:innen, die sich von Beginn an mit starken Kopfschmerzattacken vorstellen, kann laut Doz.in Ruscheweyh erwogen werden, direkt mit einem Triptan zu beginnen.4 Dass eine „ Stratified-Care-Strategie“ vorteilhaft sein könnte, zeigte eine randomisierte Untersuchung bereits im Jahr 2000.6
Der Frage nach Triptan-Non-Respondern ging ein Team um Doz.in Ruscheweyh vergangenes Jahr nach.7 Zwar sprachen 42,5 % der 2.284 Personen aus dem DMKG-Kopfschmerzregister auf ein bestimmtes Triptan nicht an, doch

bei rund zwei Dritteln von ihnen wirkte das zweite Triptan. Ein Therapieversagen bei ≥ 2 Triptanen meldeten 13,1 % der Patient:innen. Die höchsten Responder-Raten wurden für nasales und orales Zolmitriptan, orales Eletriptan und subkutanes Sumatriptan verzeichnet. So könnte sich die Akutbehandlung etwa durch Umstellung auf ein Triptan mit hoher Ansprechrate oder auf eine andere Medikamentenklasse optimieren lassen.7 AS
Literatur:
1 Karlsson WK et al., BMJ. 2024 Sep 18;386:e080107.
2 Porst M et al., J Health Monit. 2020;5(Suppl 6):2-24.
3 Zebenholzer K, Gall W, Wöber C, J Headache Pain. 2018;19(1):34.
4 Frimmer V, Dtsch Arztebl 2024; 121(20): A-1300 / B-1108.
5 S1-Leitlinie „Therapie der Migräneattacke und Prophylaxe der Migräne“ (2022).
6 Lipton RB et al., JAMA. 2000;284(20):2599-605.
7 Ruscheweyh R et al., J Headache Pain. 2023;24(1):135.

GASTAUTOR: Univ.-Prof. Dr. Alexander Batthyány Philosoph, Kognitionswissenschafter und Psychotherapieforscher*

Unerwartete Wiederkehr
Terminale Geistesklarheit bei Demenz
Am letzten Tag ihres Lebens begann die 86-jährige A. M., sich wieder daran zu erinnern, dass sie eine Tochter hatte. Sie sprach mit ihr. Ihre Worte waren klar, die Sätze zusammenhängend, und für einen kurzen Moment sah ihre Tochter einen Funken jener Frau, die sie einmal gewesen war: gebildet, intellektuell interessiert und Nachfahrin der Schweizer Industrie-Elite. Und doch war dies dieselbe A. M., die seit zwei Jahren mit fortgeschrittener Alzheimerdemenz lebte – eine Frau, die ihre Familie schon lange nicht mehr erkannte und nicht einmal mehr sich selbst ernähren konnte. Noch einen Tag zuvor hatte A. M. vergessen, dass sie eine Tochter hatte.
Tränen der Freude und
der Trauer
Im Rahmen eines Forschungsprojekts über solche Fälle unerwarteter und spontaner (wenn auch kurzer) Remissionen bei Demenz sprach ich mit der Tochter von A. M. So beschrieb sie, was am letzten Tag im Leben ihrer Mutter geschah:
„Als ich das Zimmer betrat, schaute sie mich an und nannte meinen Namen. Sie erkannte mich. Sie strahlte die mütterliche Liebe aus, die ich seit jenem schicksalhaften Tag so vermisst hatte, an dem sie mich nicht mehr erkannte. Doch nun tat sie es, und als ich zu weinen begann, sagte sie: ‚Nein, nein. So geht das nicht. Komm her!‘ Ich setzte mich neben sie, und sie nahm meine Hand. Wir sprachen über meine Kindheit, meine Töchter, meine Pläne für unser neues Haus und über ihre Krankheit. Ich hatte meine Mutter zurück, und ich genoss jeden Moment, sog ihre mütterliche Wärme und Güte in mich auf. Es war einfach wunderbar. [...] Nach einer Stunde sagte sie, dass sie müde sei. Alles, was gesagt werden musste, war gesagt. Ich wusste irgendwie intuitiv, dass das nicht von Dauer sein würde. Aber mit diesem Abschied, so schmerzlich er auch war, konnte ich leben. Es war gut. Ich hatte meine Mutter zurück und war bereit für das, was jetzt kommen würde. Sie schüttelte dann leicht den Kopf, sie nickte sanft. Auch ich nickte, und dann schloss sie die Augen. Ich verließ den Raum. Draußen, im Gang des Pflegeheims, brach ich in Tränen aus – Tränen der Freude und der Trauer. Irgendwie wusste ich, dass dies unser letzter gemeinsamer Moment sein würde. Am selben Abend ist sie gestorben.“
Was die Tochter von A. M. beschreibt, ist keineswegs ein Einzelfall. Vielmehr reiht sich dieser Fall in eine wachsende Anzahl ähnlicher Berichte ein. „Terminale Geistesklarheit“ nennt sich das Phänomen der unerwarteten und vorübergehenden Wiederherstellung von geistiger Orientiertheit und kognitiven Fähigkeiten kurz vor dem Tod.
In einer in Neuseeland durchgeführten Studie mit hundert aufeinanderfolgenden Todesfällen erlebten 6 % der Patient:innen eine terminal luzide Episode. Im Rahmen einer britischen Studie gaben nicht weniger als sieben von zehn Pflegekräften an, bei ihrer Arbeit im Hospiz Fälle unerwarteter geistiger Klarheit bei sterbenden Patient:innen beobachtet zu haben.
Altes Phänomen, neuer Terminus
Der Begriff „terminale Geistesklarheit“ ist ein Neuzugang im medizinischen Lexikon. Aber er beschreibt ein Phänomen, über das auch in der älteren medizinischen Literatur berichtet wird. Hinweise auf diese bisher unerklärlichen Momente der Klarheit lassen sich in der Geschichte zurückverfolgen: Ärzt:innen im viktorianischen England betrachteten solche unerwarteten und spontanen Episoden geistiger Klarheit bei Demenzpatient:innen primär als diagnostisches Zeichen und bemerkten, dass deren Auftreten häufig auf einen baldigen Verfall und Tod der Patient:in hinwies: „ Nicht selten tritt ein Fall auf, bei dem das Delirium endet und der Geist für kurze Zeit wieder klar und die Sinne scharf werden, gefolgt jedoch von einem raschen Erliegen aller körperlichen Kräfte und bald darauf dem Tod“, so ein viktorianisches Lehrbuch. In den letzten Jahren haben sich diese außergewöhnlichen Momente vom Randthema hin zu einem Schwerpunkt der Demenz- und Sterbeforschung entwickelt. Mit womöglich weitreichenden Implikationen: Mit der Zunahme degenerativer Gehirnerkrankungen in einer alternden Gesellschaft könnte das Verständnis dieses Phänomens sowohl für Behandlungen als auch für die Palliativversorgung von Bedeutung sein. 2018 veranstaltete das National Institute on Aging der National Institutes of Health in Bethesda, Maryland, daher einen internationalen Forschungsworkshop zur terminalen Geistesklarheit. Die Veranstaltung brachte spezialisierte Forscher:innen aus Neurologie, Psychiatrie, Psychologie, Psycholinguistik und der Pflege zusammen.
Der Fall von A. M. diente als Beispiel unter den mehr als 300 Fällen, die ich in den letzten Jahren im Rahmen der ersten internationalen Studie zur Sammlung zeitgenössischer Berichte über terminale Geistesklarheit dokumentiert habe (siehe Buchtipp). Als Teilnehmer:innen des zweitägigen Workshops waren wir uns darin einig, dass terminale Geistesklarheit zumindest derzeit weitaus mehr Fragen aufwirft, als sie uns Antworten gibt: Was genau geschah am letzten Tag von A. M.?
Wie konnte sie ihre Erinnerungen, ihre sprachlichen Fähigkeiten, ihre „a lte Persönlichkeit“ zurückerlangen? Ihr klarer Moment ereignete sich scheinbar ohne erkennbare Veränderung ihres neurologischen Zustands – Gehirnstruktur und -aktivität, die durch Alzheimer so stark beeinträchtigt waren, blieben unverändert. Es gibt keinen bekannten Fall in der Medizingeschichte, in dem die Gewebeschädigung, wie sie bei Alzheimer beobachtet wird, je rückgängig gemacht worden wäre. Das wäre in etwa so, als könnte man ein gekochtes Ei wieder in seinen rohen Zustand zurückversetzen. Die Zellveränderungen sind irreversibel.
Schlüssel zu neuen therapeutischen Ansätzen?
Wie also ist terminale Geistesklarheit überhaupt möglich? Die Vorstellung, dass das Gehirn – trotz seines beeinträchtigten Zustands – in solchen Fällen kurzzeitig „ neu starten“ könnte, stellt unser Verständnis von Demenz, von kognitiver Widerstandsfähigkeit und Kapazität sowie unser Denken über das Verhältnis von Gehirn und Geist infrage.
Dennoch: Könnte terminale Klarheit der Schlüssel zu Therapien sein? Wenn derartige kurze Spontanremissionen bei einer kleinen Untergruppe von Patient:innen kurz vor dem Tod eintreten können, wäre es vielleicht möglich, einen noch unbekannten, mit dem Sterben verbundenen Prozess zu simulieren oder zu stimulieren, ohne dabei das Leben der Patient:in zu gefährden – und damit paradoxe statt terminaler Geistesklarheit zu erreichen? Vielleicht könnte diese Arbeit auf lange Sicht zu neuen therapeutischen Ansätzen für Demenz und andere schwere neurologische Erkrankungen führen. Millionen Menschen weltweit könnten von diesen Erkenntnissen profitieren. Das entging auch den Kolleg:innen des National Institutes of Aging nicht, die infolgedessen mehrere Millionen US-Dollar für Forschungsarbeiten in diesem Bereich ausschrieben.
Während die wissenschaftliche Erforschung von Phänomenen wie der terminalen Geistesklarheit versucht,
ihre biologischen oder neurologischen Grundlagen zu entschlüsseln, reichen die Implikationen des Phänomens allerdings zugleich weit über den medizinischen Diskurs hinaus. Das Phänomen berührt auch wesentlich die Frage, wie wir als Gesellschaft mit Demenzkranken umgehen.
Überforderung angesichts des Phänomens
Das Phänomen fügt somit auch den ethischen und philosophischen Debatten, die sich seit Langem um die Demenzpflege drehen, eine neue Dimension hinzu. Was bedeutet es für unser Verständnis von Person-Sein, wenn jemand, den man als unwiederbringlich von Demenz gezeichnet ansah, plötzlich, wenn auch nur kurz, wiederhergestellt zu sein scheint? Was bedeutet das mit Blick auf die Frage der Personalität der Demenzkranken? Ihrer Rechte? Der Art und Weise, wie wir ihnen begegnen?
Ein weiterer Aspekt dieses Phänomens ist, wie Betreuer:innen damit umgehen. Im Laufe meiner Forschung zeigte sich ein wiederkehrendes Muster: Pflegende Angehörige und auch professionelle Pflegekräfte, die Zeugen terminaler Geistesklarheit werden, fühlen sich oft überfordert mit dem Phänomen. Und dabei handelt es sich nicht nur um wissenschaftliche, sondern auch um existentielle Fragen, die sich mit dem Wesen des Bewusstseins, des Geistes und vielleicht sogar der Seele befassen.
Der amerikanische Psychologe Jesse Bering fasst das Gefühl vieler Menschen angesichts terminaler Klarheit zusammen. In seinem Beitrag „ Bering in Mind“ im Scientific American vom November 2014 beschreibt er die letzten Momente mit seiner Mutter:
„Ich weiß wirklich nicht, wie meine Mutter es schaffte, diese fünf Minuten perfekter Kommunikation mit mir zu erleben, als angeblich alle ihre kognitiven Fähigkeiten bereits verloren waren. War es ihre unsterbliche Seele? Ein letztes Feuerwerk in ihrem sterbenden Gehirn? Ehrlich gesagt bin ich einfach nur froh, dass es passierte.“
Ein weiterer Angehöriger einer amerikanischen Patientin – er gehört zu den etwa 300 Familienmitgliedern und Pflegekräften von Demenzpatient:innen, die an einem Forschungsprojekt über terminale Klarheit teilnehmen – erzählt:
„E s war eines der schönsten, wundervollsten und bewegendsten Dinge, die ich je erlebt habe. Aber ich frage mich, was das alles bedeutet, und ich finde nur wenig, an dem ich mich orientieren könnte, wenn ich nach Antworten suche.“
Klinische, ethische und psychologische Implikationen
Derzeit ist unser Wissen und Verständnis der terminalen Geistesklarheit begrenzt – es ist ein seltenes Phänomen, aber kein übermäßig seltenes. In einer 2009 in Neuseeland durchgeführten Studie mit hundert aufeinanderfolgenden Todesfällen erlebten 6 % der Patient:innen eine terminal luzide Episode, während eine britische Studie aus dem Jahr 2010 ergab, dass nicht weniger als sieben von zehn Pflegekräften angaben, bei ihrer Arbeit im Hospiz Fälle unerwarteter geistiger Klarheit bei sterbenden Patient:innen beobachtet zu haben.
Zum Zeitpunkt des Schreibens dieses Artikels sind weltweit etwa zwölf Studien zur terminalen Klarheit in Arbeit, und weitere befinden sich in Vorbereitung. Diese Forschungen beschränken sich nicht darauf, die Häufigkeit terminaler Klarheit zu zählen. Einige von ihnen versuchen, eine umfassende Analyse vorzunehmen, um die verschiedenen Typologien unerwarteter Klarheitsphasen bei Demenzpatient:innen zu klassifizieren. Zudem untersuchen sie die Bewältigungsstrategien von Pflegekräften im Umgang mit dem Phänomen und beleuchten seine klinischen, ethischen und psychologischen Implikationen.
Was immer diese Forschungsprojekte zeigen werden – es ist bereits absehbar, dass die terminale Geistesklarheit nicht nur unser Verständnis von Demenz, sondern auch unseren Umgang mit der Behandlung von Demenzpatient:innen und grundsätzlichen Fragen rund um Sterben und Tod in neuem Licht erscheinen lassen könnte.
Literatur beim Autor und im Buch (siehe HAUSÄRZT:IN-Buchtipp).
* Prof. Batthyány, geboren 1971, ist Direktor des ViktorFrankl-Forschungsinstituts für theoretische Psychologie und personalistische Studien an der katholischen Pázmány Péter Universität in Budapest und lehrt an den Universitäten von Wien und Moskau. Er leitet das Viktor-Frankl-Institut in Wien und hat zahlreiche Fachpublikationen veröffentlicht, die in zwölf Sprachen übersetzt wurden.
X HAUSÄRZT:IN-Buchtipp
Das Licht der letzten Tage Das Phänomen der Geistesklarheit am Ende des Lebens Von Alexander Batthyány O.W. Barth Verlag 2024

Immunsystem
• Herz-Kreislauf

Die Kraft der Natur.


Natürliche Nahrungsergänzungsmittel aus erstklassigen Beeren-Extrakten




Große Fortschritte
Alzheimer-Demenz:
Biomarker-gestützte
Diagnose im Frühstadium

GASTAUTORIN:
Dr.in Tandis Parvizi Universitätsklinik für Neurologie, MedUni Wien
Infolge des demografischen Wandels und der erhöhten Lebenserwartung steigt die Prävalenz von Demenzerkrankungen. Aktuell leiden weltweit ca. 55 Millionen Menschen an einer Demenz, wobei man erwartet, dass sich die Anzahl der Erkrankten bis 2050 mehr als verdreifachen wird.1 In Österreich sind ungefähr 150.000 Menschen betroffen, diese Zahl soll sich Schätzungen zufolge bis 2050 verdoppeln.2 Vor allem in Hinblick auf Präventionsmaßnahmen, Therapiemöglichkeiten, aber auch den Einschluss in klinische Studien ist eine zeitgerechte und akkurate Diagnosestellung essenziell. Selbst in spezialisierten Zentren liegt die Rate klinischer Fehldiagnosen bei 25-30 % für die Alzheimer-Demenz (AD) – mit einer niedrigeren diagnostischen Genauigkeit für seltenere Demenzformen wie die Frontotemporale Demenz oder Lewy-Körperchen-Demenz.3
Ein biologisches Krankheitskontinuum
Die AD stellt die häufigste Demenzform dar und wird durch die Anhäufung von pathologisch konfiguriertem Amyloid-β (Aβ) in extrazellulären Plaques und von hyperphosphoryliertem Tau in neurofibrillären Bündeln („neurofibrillary tangles“, NFT) definiert. Die zerebralen
Ablagerungen führen im Verlauf der Erkrankung zu einem fortschreitenden Verlust von Neuronen und deren Verbindungen, was klinisch von zunehmenden kognitiven Einschränkungen begleitet wird. Zahlreiche Studien haben belegt, dass es bereits ein bis zwei Jahrzehnte vor dem Manifest werden offensichtlicher klinischer Symptome zu diesen neuropathologischen Veränderungen kommt. Auf Grundlage dieser Erkenntnisse hat sich die Definition der AD zu einem biologischen Krankheitskontinuum entwickelt, mit einer langen präklinischen und prodromalen Phase, in welchen bereits frühe neuropathologische Veränderungen vorliegen, aber noch keine oder wenige kognitive Defizite nachweisbar sind. Diese Phasen können klinisch als leichte kognitive Beeinträchtigung („m ild cognitive impairment“) oder subjektives kognitives Defizit („subjective cognitive decline“) auffallen.4 Genau diese Vorstadien stellen aber eine zeitgerechte Diagnosestellung vor ein Problem, insbesondere da diese Stadien der AD von normalen kognitiven Veränderungen des Alters abzugrenzen sind.
Einsatzmöglichkeiten von Biomarkern
Durch die Verwendung von Biomarkern hat die Diagnostik von Demenzerkrankungen in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht. Biomarker können dabei helfen, die zugrundeliegende Pathologie zu identifizieren, und damit den diagnostischen Prozess verbessern, vor allem
NACHBERICHT
in den Anfangsstadien der Erkrankung. Zusätzlich sind sie wichtig für die Entwicklung und Evaluierung von krankheitsmodifizierenden Therapien sowie in weiterer Folge für das Monitoring des Therapieansprechens bzw. -effekts und der weiteren Krankheitsprogression.³
Biomarker der Amyloid-Pathologie
Die Entwicklung von geeigneten PETLiganden hat die visuelle Darstellung der unlöslichen extrazellulären Aβ Plaques in vivo ermöglicht. Post-mortem Studien haben eine hohe Korrelation mit dem Amyloid-PET gezeigt, wobei die Spezifität mit steigendem Alter abnimmt.5,6 Eine weitere Möglichkeit des AmyloidNachweises besteht in der Analyse von Aβ im Liquor. Studien zufolge stellt ein Abfall der Aβ42-Konzentration eine der ersten Veränderungen der AlzheimerPathologie dar. Hierbei ist die Messung der Aβ42/40-Ratio der alleinigen Messung von Aβ42 überlegen. Dies wird auf eine bessere Kontrolle interindividueller Schwankungen in der Produktion, Sekretion und Clearance von Aβ zurückgeführt, aber auch auf präanalytische Faktoren, die die Messung und Interpretation von Aβ beeinflussen können.7 Zwischen beiden Untersuchungsmodalitäten besteht laut Literatur eine hohe Übereinstimmung, sodass diese Verfahren in der klinischen Routine in den meisten Fällen austauschbar eingesetzt werden können.7,8
Biomarker der Tau-Pathologie
Phosphoryliertes Tau (pTau) 181 im Liquor ist ein etablierter Biomarker der
Die Gastautorin war Vortragende zum Thema bei der 21. Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Neurologie, 13.-15. März 2024 in Wien.
AD mit einer hohen Spezifität für die Alzheimer-Pathologie, womit eine Abgrenzung zu anderen neurodegenerativen Erkrankungen (sog. Tauopathien) möglich ist.9 Zudem dürfte die Konzentration von pTau 181 und Gesamt-Tau (tTau) im Liquor besser mit der Kognition und der Krankheitsprogression korrelieren als Aβ. 10
Die regionale Verteilung der NFT bei der AD folgt einem stereotypen Muster, mit einer kontinuierlichen Ausbreitung im Verlauf der Erkrankung.11 Um diese Proteinablagerungen auch in vivo nachzuweisen, wurde in den letzten Jahren versucht, geeignete Tau-Radiotracer zu entwickeln. Dies könnte eine Art Staging-Modell unterstützen und weitere Informationen über Krankheitsschwere, Progression und Therapieansprechen liefern. Lange wurde die „Off-target“Bindung der Tracer als limitierender Faktor diskutiert, wobei versucht wird, diese durch die Entwicklung neuer Liganden zu minimieren.12 Derzeit ist in ganz Österreich keine Tau-PET Bildgebung verfügbar.
Biomarker der Neurodegeneration
Derzeit gibt es drei Möglichkeiten, den Prozess der begleitenden Neurodegeneration und des Nervenzellverlustes darzustellen: Hypometabolismus in der FDG-PET, Atrophie in der MRT und eine erhöhte Konzentration von tTau im Liquor.4 Einige Zentren bieten bereits die Messung von NeurofilamentLeichtketten (NfL) in Blut und Liquor an. NfL ist ein zuverlässiger, aber unspezifischer Marker für axonalen Schaden, der bei einer Vielzahl von neurologischen Erkrankungen erhöht ist und auch bei der AD gut mit Kognition, Hirnatrophie und Krankheitsprogression korreliert.13,14
Blick in die Zukunft
Aufgrund von Faktoren wie Kosten, Ressourcen und Invasivität der aktuell verfügbaren Biomarker (PET und Liquor) ist die breite Routineanwendung dieser Untersuchungen leider limitiert. Daher liegt die Hoffnung auf der zukünftigen Implementierung von flächendecken-
den und kostengünstigen Biomarkern, welche idealerweise im Blut gemessen werden können. Vor allem der Einsatz als Screening- bzw. Früherkennungsmarker wäre entscheidend für das weitere Management von betroffenen Patient:innen – insbesondere wenn es in naher Zukunft zu einer Zulassung von krankheitsmodifizierenden Therapien in Österreich kommt, die primär nur für Patient:innen in frühen Stadien einer Biomarker-gesicherten AD verfügbar sein werden.
Literatur:
1 Global action plan on the public health response to dementia 2017–2025. Geneva, WHO, 2017.
2 Höfler S et al. (Hg.), Österreichischer Demenzbericht 2014. Wien, BMSGPK, 2015.
3 Hansson O, Nat Med. 2021;27(6):954-63.
4 Jack CR et al., Alzheimers Dement. 2018;14(4):535-62.
5 Clark CM et al., Lancet Neurol. 2012;11(8):669-78.
6 Jansen WJ et al., Jama. 2015;313(19):1924-38.
7 Doecke JD et al., Alzheimers Res Ther. 2020;12(1):36.
8 Willemse EAJ et al., Alzheimers Dement. 2020;16(S4), DOI: 10.1002/alz.046006.
9 Skillbäck T et al., Brain. 2015;138(9):2716-31.
10 Wallin ÅK et al., Neurology. 2010;74(19):1531-7.
11 Braak H, Braak E, Acta Neuropathol. 1991;82(4):239-59.
12 Petersen GC et al., Curr Opin Neurol. 2022;35(2):230-9.
13 Mattsson N et al., Jama Neurol. 2019;76(7):791-9.
14 Mattsson N et al., Jama Neurol. 2017;74(5):557.

Netzwerk Schlafmedizin
Ein Resümee der 32. Jahrestagung der Österreichischen Fachgesellschaft
Künstliche Intelligenz (KI) oder neuronale Netze sind in der aktuellen medialen Berichterstattung Top-Themen. Das gilt auch für die Medizin – und die daran geknüpften Erwartungen in puncto Innovation, neuer diagnostischer und therapeutischer Möglichkeiten sind entsprechend hoch. So gesehen war das Motto der diesjährigen Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Schlafmedizin (ÖGSM) naheliegend: „ Netzwerk Schlafmedizin“. Wer allerdings in erster Linie Vorträge über den Einsatz digitaler Tools bei der Behandlung von Schlafproblemen erwartet hat, musste enttäuscht werden. Statt ChatGPT & Co stand die Schlafmedizin als „Querschnittsmaterie“ im Zentrum, die nicht nur mehrere medizinische Sonderfächer, sondern auch zahlreiche andere Disziplinen wie Psychologie, etliche soziale Berufe und
medizinisch-technische Professionen einschließt. Die moderne Schlafmedizin ist ohne Vernetzung dieser Bereiche nicht denkbar, so der Grundgedanke der Tagungsorganisator:innen Prof. Dr. Reinhold Kerbl und OÄ Dr.in Laura Pascale-Scharmüller. Sich miteinander zu vernetzen, voneinander zu lernen und sich auszutauschen, sind essenzielle Voraussetzungen einer auf Interdisziplinarität ausgerichteten Schlafmedizin. Wo hätte das besser gelingen können als in der malerischen Umgebung von Schloss Seggau bei Leibnitz (Stmk.)?
Let’s talk about sleep!
Bereits mit der Entdeckung des EEG durch Prof. Dr. Hans Berger in den 1920er-Jahren wurden die funktionellen Grundlagen von neuronalen Netzwerken geschaffen, die für die Schlaf-
Speziell für den niedergelassenen Bereich wurde als Orientierungshilfe bei der Behandlung der Insomnie die ALIBABACheckliste entwickelt.
wach-Regulation von Bedeutung sind, betonte Priv.-Doz. Dr. Michael Saletu, Präsident der ÖGSM, in seinem Eröffnungsvortrag. Aktuell wird Schlaflosigkeit jedoch zunehmend als Lifestyleproblem angesehen. Nach den neuen europäischen Richtlinien zur Behandlung der Insomnie gilt daher eine nichtmedikamentöse Therapie (z. B. die >
kognitiv-behaviorale Verhaltenstherapie) als „f irst line treatment“ ÖGSMBeirat OA Mag. Dr. Omid AmouzadehGhadikolai referierte dazu Details, und Doz. Saletu berichtete über neue Möglichkeiten in der Behandlung chronischer insomnischer Beschwerden durch das Medikament Daridorexant. Speziell für den niedergelassenen Bereich wurde als Orientierungshilfe bei der Behandlung der Insomnie die ALIBABACheckliste von Schlafexpert:innen der ÖGSM entwickelt. Dieser einfach anzuwendende Fragebogen adressiert die wesentlichen Merkmale einer Insomnie – etwa Ein-/Durchschlafstörungen, veränderte Tagesbefindlichkeit – und kann über die Homepage der ÖGSM (schlafmedizin.at) kostenfrei bezogen werden.
Dass die Digitalisierung maßgeblich unsere Schlafgewohnheiten beeinflusst, äußert sich u. a. in der großen Popularität von Schlafapps und Wearables.
Digitale Schlaftherapie –künftig eine Kassenleistung?
Dass die zunehmende Digitalisierung maßgeblich unsere Schlafgewohnheiten beeinflusst, äußert sich u. a. in der großen Popularität von Schlafapps und Wearables. Selbst gut informierte Schlafexpert:innen sind immer wieder überrascht, wie rasant die technischen Entwicklungen hier voranschreiten und wie innovativ sie sind. Bei der Vielzahl von Sensoren und Applikationen fällt es allerdings schwer, unter den angebotenen Geräten die „ Spreu vom Weizen“ zu trennen. Denn die meisten Anbieter veröffentlichen keine Informationen darüber, wie oder mit welchen Algorithmen Schlaf gemessen wird bzw. ob die so erhaltenen Ergebnisse auch valide sind.
zuverlässige Informationen über die Schlafarchitektur und können daher als kostengünstige Alternative zur ambulanten Polysomnografie bei der Diagnostik von Schlafstörungen eingesetzt werden.
Tagesschläfrigkeit – wichtig in der Differentialdiagnose
Neues gibt es auch von der Therapie schlafbezogener Atmungsstörungen zu berichten. Die Positivdrucktherapie ist zwar nach wie vor der „Goldstandard“ in der Behandlung einer obstruktiven Schlafapnoe, doch es gibt eine nicht unbeträchtliche Zahl von Patient:innen, die diese Therapiemethode nicht vertragen. Hier kann die Stimulation des N. hypoglossus eine probate Alternative sein (z. B. mit den Produkten von Inspire Medical Systems, Nyxoah, LivaNova), insbesondere bei mittel- bis hochgradiger obstruktiver Schlafapnoe. Das Verfahren ist inzwischen etabliert und der Erfolg klinisch gesichert, so der Tenor des Vortrages von ÖGSM-Beirätin OÄ Dr.in Birte Bender.
Eine innovative Firma aus Salzburg zeigt unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Dr. Manuel Schabus, Universität Salzburg, dass es auch anders geht. Mittels handelsüblicher Sensoren – getragen am Ober- oder Unterarm –wird die Pulswelle erfasst und daraus die Herzratenvariabilität bestimmt. Daraus berechnen neuronale NetzwerkAlgorithmen die Schlafstadien und generieren einen Schlafreport, der binnen weniger Minuten am Smartphone angezeigt wird. Validierungsstudien konnten nachweisen, dass die so gewonnenen Daten sehr gut mit den Ergebnissen einer „k lassischen“ Polysomnografie übereinstimmen. Der bei der Tagung vorgestellte Algorithmus kann jedoch mehr. Die Schlafanalyse ist Teil eines appbasierten Schlaftrainingsprogramms und ermöglicht es so, Methoden der kognitiv-behavioralen Schlaftherapie durch wiederholte Schlafmessungen individuell anzupassen und zu optimieren. Vor allem bei der Behandlung der Insomnie kann dadurch die Effizienz einer Therapie gesteigert werden, wie erste Studien belegen. Für einige Krankenkassen in Deutschland Grund genug, die Kosten einer solchen appbasierten Schlaftherapie zu übernehmen. Andere Systeme, z. B. der Schlafmonitor „ Somno-Art“, liefern ebenfalls sehr
NACHBERICHT
Klagen über Müdigkeit/Schläfrigkeit untertags sind typische Beschwerden bei gestörtem Nachtschlaf. Dennoch ist es wichtig, hier gut hinzuhören und ggf. nach Details zu fragen. Einerseits gilt es, Müdigkeit von Erschöpfbarkeit abzugrenzen, andererseits, Müdigkeit (verbunden mit Schwankungen der Aufmerksamkeits- und Konzentrationsfähigkeit) und Schläfrigkeit (das zwanghafte Einschlafen bei jeder Gelegenheit) zu unterscheiden. Entsprechend unterschiedlich sind daher die therapeutischen Ansätze, erläuterte OÄ Priv.Doz.in Dr.in Anna Heidbreder, Kepler Universitätsklinikum Linz, in ihrem Referat. Neben dem imperativen Einschlafen tagsüber sind es laut den aktuellen Diagnosekriterien vor allem der gestörte Nachtschlaf und das Auftreten von Kataplexien, die eine Narkolepsie charakterisieren.
Dass das Einschlafen am Tag nicht ohne Weiteres möglich ist, davon konnten sich die Kongressbesucher:innen bei einem Wett-Schlaf-Bewerb auf humorige Art selbst überzeugen. In dem als „ Sleep Beddle“ bezeichneten Teamwettbewerb gewann jenes Team – bestehend aus je einer Schlafassistent:in und einer Schläfer:in –, das nicht nur in kürzester Zeit eine Schlaf-EEGAufzeichnung starten konnte, sondern auch in der Lage war, möglichst rasch einzuschlafen. Trotz des Tumults und der tropischen Temperaturen gelang es einem Team, zumindest für ein paar Sekunden, zu schlafen: Für den Titel „ Sleeping Star 2024“ hat dies allemal gereicht – nicht jedoch für die klinische Diagnose „Tagesschläfrigkeit“!
Gerhard Klösch, MPH (Pressereferent der ÖGSM)
32. Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Schlafmedizin (ÖGSM), 21.-22. Juni 2024, Schloss Seggau in Leibnitz.
Gesund.at

Umwelt an Haut –
Umweltdermatologie
Zwischen Prävention und neuen Herausforderungen
Innovative Therapien setzen am Hautmikrobiom an Atopische Dermatitis
„Die Haut schützt uns – wir müssen sie schützen“
Umweltdermatologie zwischen Prävention und neuen Herausforderungen

Univ.-Prof. Dr. Harald Maier, PA, FA für Dermatologie und Venerologie, Spezialfach Photobiologie der Haut, Medizinische Universität Wien, im Interview.

HAUSÄRZT:IN: Welche Schwerpunkte setzt die Umweltdermatologie?
Prof. MAIER: Die Umweltdermatologie befasst sich mit Hautschäden, die durch Umweltnoxen verursacht werden, sowie dem Erhalt und der Wiederherstellung der Hautbarriere. Der präventive Ansatz steht dabei im Mittelpunkt, da durch Vermeidung häufig größere Schäden verhindert werden können. Einen weiteren Schwerpunkt bildet die ökologische Verantwortung. Die Umweltdermatologie sollte die Auswirkungen menschlichen Handelns im Zusammenhang mit Hautpflege und -behandlung auf die Umwelt im Fokus haben. So trägt etwa die Auswahl nachhaltiger Hautpflegeprodukte und Kosmetika zur Reduktion von Mikroplastik bei.
Welche Umwelteinflüsse wirken besonders stark auf unsere Haut?
Die Haut grenzt unseren Körper nach außen hin ab und schützt ihn vor zahlreichen Schadfaktoren: erstens vor physikalischen Einflüssen wie Kälte, Wärme, mechanischer Kraft, optischer Strahlung; zweitens vor chemischen Substanzen, beispielsweise Säuren, Laugen, Salzen, organischen Lösungsmittel, (photo-)toxischen Substanzen;
und drittens vor biologischen Gefahren, z. B. Allergenen, Viren, mikrobiellen Krankheitserregern und Parasiten. Die ultraviolette Strahlung (UVR) gilt als größte Gefahr aus der Umwelt, da sie akute Schäden wie Sonnenbrand oder Photodermatosen und chronische Hautschäden wie eine extrinsische Hautalterung oder Hautkrebs verursachen kann. Wir erleben derzeit eine Epidemie nichtmelanozytärer Tumoren in der hellhäutigen Weltbevölkerung. Dafür sind der sorglose Umgang mit der UVR sowie die Vernachlässigung der photoprotektiven Maßnahmen in Freizeit und Beruf verantwortlich.
Welchen Stellenwert hat die Umweltdermatologie in der Arbeitsmedizin? Die Umweltdermatologie spielt in der Arbeitsmedizin eine entscheidende Rolle, da viele Berufsgruppen umweltbedingten Risiken ausgesetzt sind. Denken Sie z. B. an Mechaniker:innen, die mit Ölen und Fetten in Kontakt kommen und dadurch schwere Formen von Akne entwickeln können. Gleiches gilt für toxisch-irritative Substanzen oder Allergene bei bestimmten Berufsgruppen wie Friseur:innen oder Mitarbeiter:innen in der chemischen Industrie. Wenn es um unsere wichtigste Noxe – die UV-Strahlung – geht, so überrascht, wie viele Berufsgruppen in ihrem Arbeitsumfeld mit UVR konfrontiert sind. Berufsdermatosen sind auch häufige und wichtige Berufskrankheiten. Eine arbeitsmedizinische Errungenschaft, zu der ich ebenfalls beigetragen habe, ist die Anerkennung von Hautkrebserkrankungen als Berufsdermatosen.
Wie ist das Zusammenspiel mit anderen Fachbereichen wie der Allergologie, der Onkologie, der Altersmedizin …?
Die Umweltmedizin im Allgemeinen und die Umweltdermatologie im Speziellen müssen intensiv mit anderen Fächern vernetzt sein. Breite Überschneidungen gibt es mit der Allergolo -
gie. Die allergieauslösenden Fremdmoleküle stammen aus unserer privaten oder beruflichen Umwelt. Allerdings bedarf es einer Disposition des Immunsystems, damit sich eine krankmachende Immunreaktion einstellt.
Die Umwelt hält karzinogene Risikofaktoren bereit. Besteht gleichzeitig eine Überforderung der körpereigenen Tumorüberwachung, kann sich ein neoplastischer Zellklon durchsetzen. Die UVR ist deshalb so perfide, weil sie beide Faktoren in sich vereint: Sie ist ein volles Karzinogen und gleichzeitig ein potentes Immunsuppressivum.
Die Umweltdermatologie muss sich auch interinstitutionell vernetzen. Unsere Umwelt ändert sich, und damit auch die potenzielle Gefahrenlage, sei es durch neue technische Verfahren, neue chemische Wirkstoffe oder die Klimakrise. Ein Beispiel aus der Photodermatologie veranschaulicht dies sehr schön: Wir beobachten seit einigen Jahren vermehrt invasive Pflanzenspezies (Neophyten) aus dem Mittelmeerraum im Wiener Becken, deren Pflanzensaft zu schweren Sonnenbrandreaktionen (Phytophotodermatitis) führt. Umweltmediziner:innen sind als Expert:innen in diversen Gremien gefragt, in denen es um Gefahrenabschätzungen betreffend Umweltnoxen geht.
Wie kommt die Umweltdermatologie an der MedUni Wien bereits zum Einsatz bzw. welche Forschungsprojekte gibt es diesbezüglich? Mein Engagement für umweltbezogene Themen in der Dermatologie stammt aus der Zeit meiner Ausbildung an der Abteilung für Spezielle Dermatologie und Umweltdermatosen. In meiner Seminarreihe „Umweltrisikofaktoren für die Haut“ bin ich bestrebt, diese Sensibilität für umweltbezogene dermatologische Themen bei den Studierenden zu wecken.
Ich selbst beschäftige mich u. a. intensiv mit zwei umweltdermatologischen Forschungsgebieten: mit der Giftwirkung der Brennhaare des Eichenprozessions-

spinners – eines in Europa beheimateten Nachtfalters, der im östlichen Bundesgebiet sein Unwesen treibt – sowie mit der Photoprotektion der Haut. Zu den einzelnen Umweltnoxen gibt es zahlreiche Publikationen, aber nicht jede Noxe ist gleich gut abgebildet. Die Arbeiten zu den UVR-Schäden der Haut füllen ganze Bibliotheken. Beim Thema Photoprotektion hingegen gibt es noch Luft nach oben. Ein von mir initiierter Publikationspreis, der Josef Maria Eder Preis der AG Photomedizin der ÖGDV, fördert junge Wissenschafter:innen, die zu den Themen Photoprotektion, Photophysiologie und Photopathologie der Haut forschen.
Welche politischen Maßnahmen wären notwendig, um die Umweltdermatologie zu „u nterstütze n“?
Das ist eine wichtige Frage. Trotz aller Unkenrufe: Wir können in Österreich stolz auf unser funktionierendes Gesundheitssystem sein. Niemand bleibt medizinisch unversorgt. Natürlich leben wir in einer Zeit der Transformation. Telemedizin und KI sollen helfen, personelle Ressourcen im Gesundheitssystem zu schonen. Wir befinden uns auch auf einem guten Weg – weg von der vornehmlich spitalsgestützten hin zur ambulanten Medizin.
Was aus meiner Sicht aber immer noch zu kurz kommt, ist die Aufwertung der Prophylaxe. In der Umweltdermatologie sollte der Präventivgedanke immanent sein. Einem Menschen Krankheit und vorzeitigen Tod zu ersparen, indem ich ihn gründlich aufkläre, und das bereits von Kindheit an, ist wohl die effizienteste Methode, das Gesundheitsbudget zu schonen. Für die Prävention benötigt die Ärzt:in in erster Linie Zeit für aufklärende Gespräche, und die muss selbstverständlich entlohnt werden. Um es im Newspeak auszudrücken: Wir haben in unseren Patient:innen dann treue Follower, wenn wir unsere Kernkompetenz, das ärztliche Gespräch, pflegen. Die Gesundheitspolitik muss dafür die Rahmenbedingungen schaffen, und zwar zusammen mit uns Ärzt:innen und nicht
gegen uns. Nur dies ermöglicht den dringend notwendigen Paradigmenwechsel hin zur prophylaktischen Medizin.
Das Gespräch führte Justyna Frömel, Bakk. MA.
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Mit Phagen und Bakterien gegen atopische Dermatitis
Neue Therapien setzen beim Hautmikrobiom an
Eine im Herbst unter Patient:innen mit atopischer Dermatitis durchgeführte Umfrage1 ergab, dass jede:r Zweite unter den Krankheitsschüben leidet. Symptomatisch ist die Erkrankung zwar inzwischen gut behandelbar. Kausale Therapien sucht man aber noch vergeblich, denn die Faktoren, die in die Pathogenese hineinspielen, sind zahlreich und nicht vollständig geklärt. Ein Bereich, dem zurzeit mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird, ist das Hautmikrobiom. Zahlreiche Studien stellten bei Menschen mit atopischer Dermatitis eine Dysbiose fest.
Dysbiose des Hautmikrobioms
Das Mikrobiom der Haut ist bei Betroffenen generell weniger divers, so besitzen sie weniger Symbionten als der Bevölkerungsdurchschnitt. Insbesondere fällt aber das gesteigerte Wachstum von Staphylococcus aureus auf. 2 Ob jenes zu den Krankheitsursachen gehört oder aus diesen resultiert, ist nicht klar. Es könnte aber mit einem alten Bekannten aus der Neurodermitisforschung zu tun haben: Den bedeutendsten Risikofaktor für die Erkrankung stellt eine Loss-of-Function-Mutation in dem Gen dar, das für das Hautprotein Filaggrin codiert. Dieses ist ein wesentlicher Bestandteil des Stratum corneum und dort für den Aufbau der hygroskopischen Barriere verantwortlich. Die Wasserretention ist bei Träger:innen dieser Mutation also gestört, was den Mangel an Symbionten in der Haut von Personen mit atopischer Dermatitis erklären könnte. Denn auf die meisten Mikroorganismen wirkt Trockenheit inhibierend. S. aureus wächst unter diesen Bedingungen hingegen besser. 3 Filaggrin hilft außerdem dabei, den leicht sauren pH-Wert der Haut aufrechtzuerhalten, der bekanntlich eine antimikrobielle Funktion hat. Nachgewiesen wurde ein kausaler Zusammenhang bisher aber nicht. Fest steht je-
denfalls, dass eine Überpopulation von S. aureus die Symptomatik verstärkt. Das Pathogen schädigt die Hautbarriere durch die Ausscheidung von Superantigenen und fördert so Krankheitsschübe.4
Bakteriophagen und Probiotika
Therapien, die beim Hautmikrobiom ansetzen, zeigen mitunter eine gute Wirkung. Antibiotika eignen sich hier zwar nicht zur Behandlung, denn S. aureus bildet einen Biofilm – und selbst wenn der Keim zurückgedrängt werden kann, siedelt er sich bereits kurz nach dem Einnahmestopp wieder an. Das Mikrobiom kann aber über andere Mechanismen beeinflusst werden. Eine Möglichkeit ist die Transplantation des Hautmikrobioms einer nicht von atopischer Dermatitis betroffenen Person. Einige der Symbionten hemmen das S.-aureusWachstum, wodurch das Mikrobiom an jenes gesunder Menschen angenähert wird. Das gestaltet sich im Allgemeinen aber schwieriger als die Transplantation des Darmmikrobioms und ist deshalb relativ teuer. Inzwischen wurden allerdings Salben und Bäder entwickelt, die stabilisierte Probiotika enthalten. Studien zu deren Wirksamkeit liegen noch nicht vor.5
Eine andere Option könnten Bakteriophagen sein: SaGU1 etwa infiziert verschiedene Staphylococcus-Arten, sein Hauptwirt ist aber S. aureus. Gleichzeitig wird der als Symbiont geltende S. epidermidis von ihm verschont. Erste Studien mit Tiermodellen waren erfolgreich. Eher durchsetzen könnten sich Medikamente, die Phagenprodukte enthalten, wie das Endolysin Staphefekt SA.100. Dieses schneidet das Peptidoglykan in der Zellwand von S. aureus, es ist spezifisch für diesen Organismus und greift keine anderen Hautbakterien an. Staphefekt SA.100 wird bereits bei Menschen angewandt: Drei Fälle sind dokumentiert, in denen chronische,

durch S. aureus verursachte Krankheiten damit geheilt wurden.2
Doch schon mit dem aktuellen Wissensstand könnte man Menschen mit atopischer Dermatitis besser behandeln, als das aktuell der Fall ist. In der anfangs erwähnten Umfrage stellte sich heraus, dass etwa ein Drittel der Betroffenen mit ihrer aktuellen Therapie nicht zufrieden ist. Expert:innen zufolge lässt sich der Behandlungserfolg verbessern, indem Patient:innen aktiv in die Therapiewahl einbezogen werden.1
Felicia Steininger
Quellen
1 abbvie.at/wer-wir-sind/presse/2024/neurodermitisumfrage-2024.html
2 Kim K et al., Exp Dermatol 2023; 32: 2048-2061.
3 Ruenger T, MSD Manual „Atopische Dermatitis (Ekzem)“, überarbeitet 2023.
4 Armengot-Carbo M et al., Actas Dermo 2015; 106(2):86-95.
5 Demessant-Flavigny A et al., JEADV 2023; 37(5):3-17.

Mit Haut und Haar
Die verborgene Wirkung von Medikamenten & Co
Die Wechselwirkungen zwischen Arzneimitteln und dem Integumentsystem sind ein komplexes, oft übersehenes Phänomen in der Medizin. Sie können unerwünschte Auswirkungen haben, die eine gezielte kosmetische Behandlung notwendig machen. Insbesondere Psoriasis, Ekzeme und Dermatitis erfordern eine sorgfältige Hautpflege, mit der sich die Lebensqualität der Patient:innen verbessern lässt.
Empfindlichkeit gegenüber UV-Strahlung
Einige Wirkstoffe in Medikamenten erhöhen die Empfindlichkeit der Haut gegenüber UV-Strahlen, was zu schwerwiegenden Schäden führen kann. Eine umfassende Aufklärung über die Bedeutung des Sonnenschutzes ist daher bei der Verwendung solcher Arzneimittel von entscheidender Bedeutung, um das Risiko von Hautschäden und Hautkrebs zu minimieren. In der sich ständig weiterentwickelnden Welt der Medizin und Technologie gewinnt auch die kontinuierliche Blutzuckermessung zunehmend an Bedeutung. Bei Patient:innen, die regelmäßig Blutzuckerwerte erheben, können Hautirritationen und Blasen an den Injektionsstellen auftreten. Blasenpflaster bieten hier eine einfache und effektive Lösung. Gesundheitsdienstleister sollten Patient:innen über deren Vorteile informieren und ihre Anwendung als Teil eines ganzheitlichen Ansatzes zur Verbesserung der Lebensqualität empfehlen.
Haarausfall nicht nur bei Chemotherapie
Bekanntlich können Medikamente auch zu Haarausfall führen. Neben Zytostatika bergen verschiedene Antihypertonika, Antikoagulantien, Retinoide und manche Antidepressiva dieses Risiko. Dahinter stehen unterschiedliche Mechanismen, die nicht immer zur Gänze geklärt sind. Häufig können hier aber schon Dosisreduktionen oder der Wechsel zu einem
anderen Wirkstoff das Problem mildern. Bei Chemotherapien werden inzwischen Kältekappen eingesetzt, die den Transport des Wirkstoffs in die Haarwurzeln hemmen. Die Aufklärung der Patient:innen über potenzielle Auswirkungen, die Integration von Haut- und Haarpflege in den Behandlungsplan und die Empfehlung geeigneter Schutzmaßnahmen wie Sonnenschutz und Blasenpflaster sind entscheidend, um negative Auswirkungen zu minimieren. Eine offene Kommunikation zwischen Gesundheitsdienstleistern und Patient:innen trägt wesentlich dazu bei, das Verständnis unerwünschter Effekte von bestimmten Arzneimitteln zu vertiefen und gemeinsam wirksame Lösungen zu finden.
Engin Günder/Red
Quelle: PresseBox/ApoRisk GmbH.

OA Dr. Andreas Tschoner, Leiter der Reflux-Ambulanz am Ordensklinikum Linz Barmherzige Schwestern, im Interview.


„Aufklärende und beratende Funktion“
Reflux
und Reizmagen diagnostizieren und therapieren
HAUSÄRZT:IN: Worauf ist bei der Diagnose eines „ Reizmagens “ oder Refluxes besonders zu achten?
OA TSCHONER: Die Diagnose „Reizmagen/funktionelle Dyspepsie“ ist eine Ausschlussdiagnose und hängt mit einer klassischen gastroösophagealen Refluxerkrankung (GERD) nur bedingt zusammen. Bei anhaltenden oder rezidivierenden Oberbauchbeschwerden müssen mittels Endoskopie und Bildgebung Differentialdiagnosen wie Cholezystolithiasis, Helicobacter-pylori-Gastritis, Magenulkus/-tumoren, benigne, maligne und funktionelle Pankreas- und Dickdarmerkrankungen ausgeschlossen werden. Anhand einer Anamnese kann ich bereits einen Hinweis bekommen, ob die weitere Diagnostik eher in Richtung GERD oder Dyspepsie gehen sollte. In meinen Augen ist es sinnvoll, als erste Maßnahme einen Therapieversuch mit einem Protonenpumpeninhibitor (PPI) zu starten. Zusätzlich sollte eine Gastroskopie durchgeführt werden. Je nach Therapieerfolg und Ergebnis der Magenspiegelung ist das weitere Vorgehen zu planen.

Tritt die funktionelle Dyspepsie auch zusammen mit Refluxbeschwerden auf?
Eine Refluxsymptomatik kann je nach Ursache der Dyspepsie parallel auftreten. Die Schwierigkeit liegt in der Differenzierung zwischen Ursache und Symptom. Diese gelingt häufig nur durch eine sorgfältige Beurteilung der Befunde, die insbesondere bei gleichzeitig vorhandenen Pathologien am gastroösophagealen Ventil erschwert wird. Liegen sowohl ein Reizmagen als auch eine Refluxerkrankung vor, richtet sich die weitere Therapie nach dem bisher erzielten Erfolg der Maßnahmen. Bei funktioneller Dyspepsie können Prokinetika helfen, die Magenentleerung zu fördern und die Symptome zu lindern – insbesondere, wenn Refluxbeschwerden parallel auftreten.
Warum ist die Gastroskopie so essenziell und welche Entwicklung hat sie bis heute durchlaufen?
Die Gastroskopie ist insofern sehr wichtig, als sie eine direkte visuelle Beurteilung des oberen Gastrointestinaltraktes bei einer für die Patient:innen wenig belastenden Untersuchung ermöglicht. Es können sowohl Schleimhautveränderungen entzündlicher oder maligner Natur als auch anatomische Veränderungen wie Stenosen oder Hiatushernien erkannt werden. Dies ist besonders im Hinblick auf das deutlich erhöhte Risiko der Entstehung eines Ösophaguskarzinoms bei Refluxpatient:innen wesentlich. Daher werden unabhängig von der bestehenden Refluxtherapie regelmäßige Gastroskopien empfohlen – im Idealfall alle fünf Jahre. Die Untersuchung erfolgt heutzutage standardmäßig in Propofol-Sedierung sowie Linksseitenlage und erlaubt eine Beurteilung, die vom Kehlkopf über die Speise-
>
röhre, den Magen bis in die Pars descendens duodeni reicht. Dabei können Werkzeuge wie z. B. Narrow Band Imaging (NBI) zur besseren Beurteilung von Schleimhautveränderungen verwendet werden. Auffällige Strukturen lassen sich biopsieren oder sogar ganz abtragen.
„Die
Erfolgsaussichten bei klassischen Refluxsymptomen, also Sodbrennen, Regurgitation, sind hervorragend –mit einer zu erwartenden 90%igen Patient:innenzufriedenheit bei Ersteingriffen.“
Die Endoskopie hat sich von einem diagnostischen hin zu einem interventionellen/operativen Verfahren entwickelt. Eine computergesteuerte Bearbeitung des Live-Bildes wie NBI oder Near Focus bzw. die ständige Erhöhung der Bildauflösung ermöglicht eine detaillierte Beurteilung von Mukosapathologien. Zusätzlich wird der Umfang therapeutischer, eigentlich schon operativer Verfahren – dazu zählen Dilatationen, endoskopische Mukosaresektion (EMR), endoskopische Submukosadissektion (ESD), perorale endoskopische Myotomie (POEM) oder Vollwandresektionen – ständig erweitert. Obwohl diese Interventionen häufig in Intubationsnarkose vorgenommen werden müssen, ist die Belastung für die Patient:innen auch aufgrund der problemlosen Wiederholbarkeit über den transoralen Zugang deutlich geringer, selbst im Vergleich zur Laparoskopie. Besonders im Komplikationsmanagement des oberen Gastrointestinaltraktes hat die Endoskopie eine Reduktion von Revisionsoperationen und Mortalität bewirkt.
In welchen Fällen halten Sie einen chirurgischen Eingriff bei einer Pyrosis für notwendig?
Der Leidensdruck der Patient:innen bestimmt, ob ein Anti-Reflux-Eingriff erforderlich ist. Bei konservativ gut beherrschbarer Symptomatik und damit zufriedener Patient:in kann die Situation durch eine Operation aus meiner Sicht nicht verbessert werden. Anders verhält es sich, wenn die konservativmedikamentöse Therapie ausgeschöpft ist und damit eine zu geringe Symptomlinderung erreicht wird. Ein weiterer Grund wäre, wenn Kontraindikationen für eine PPI-Einnahme oder Unverträglichkeiten vorlägen. In jedem Fall muss die Patient:in vom eingeschlagenen Therapieweg überzeugt und entsprechend aufgeklärt sein. Abgesehen vom operativen Komplikationsrisiko können nach einer Operation auch – zumindest vorübergehende – Nebenwirkungen auftreten, welche die Lebensqualität einschränken können. Hier hat die Chirurg:in vor allem aufklärende und beratende Aufgaben. Schließlich sprechen wir hier von einem nicht lebensnotwendigen Eingriff.
Könnten Sie die verschiedenen chirurgischen Optionen und ihre Erfolgsquoten erläutern?
Nach wie vor ist der häufigste Eingriff die Fundoplikatio, die heutzutage fast ausschließlich laparoskopisch durchgeführt wird. Die Präferenz, dabei eine offene (nach Toupet) oder eine 360-Grad-Manschette (nach Nissen) anzulegen, variiert von Region zu Region bzw. von Operateur:in zu Operateur:in. Beide Operationsverfahren haben vergleichbare Ergebnisse – mit einer leicht besseren Refluxkontrolle bei jedoch deutlich höherem Risiko einer postoperativen Dysphagie im Falle der NissenMethode. Zusätzlich wird bei jeder Operation eine Hiatoplastik angelegt. Die Erfolgsaussichten bei klassischen Refluxsymptomen, also Sodbrennen, Regurgitation, sind dabei hervorragend – mit einer zu erwartenden 90%igen Patient:innenzufriedenheit bei Ersteingriffen. Diese Zufriedenheit sinkt jedoch mit jedem weiteren Eingriff um 10-20 %. Kritisch ist die hohe Rezidivrate der Symptome von 20-30 %, welche eine neuerlich notwendige medikamentöse Therapie innerhalb von fünf Jahren zur Folge hat.
Welche weiteren Behandlungsmethoden gibt es und wodurch unterscheiden sich diese voneinander?
Seit 2007 gibt es das LINX®-Band aus Magnetkugeln, das um den unteren Ösophagussphinkter zur Verstärkung desselben laparoskopisch gelegt wird. Echte Langzeitergebnisse über fünf Jahre hinaus liegen nicht vor. Die Erfolgsaussichten im Vergleich zur Fundoplikatio sind ohne signifikante Unterschiede. Seit rund sechs Jahren befindet sich das RefluxStop®-System am Markt. Dabei wird ein Silikonball laparoskopisch am Fundus des Magens in eine Tasche eingenäht und der His'sche Winkel durch eine spezielle Nahttechnik rekonstruiert. Derzeit gibt es dazu publizierte Vier-Jahres-Ergebnisse, die durchaus vielversprechend klingen. Das Implantat scheint keine nachhaltigen Probleme oder postoperativen Einschränkungen zu verursachen. Allerdings sind die Patient:innenzahlen der Studien noch etwas niedrig bzw. wird das System derzeit vorwiegend an ausgesuchten Kliniken verwendet.
Neben den laparoskopischen Operationen gab und gibt es immer wieder Versuche endoskopischer Rekonstruktionsverfahren, z. B. einer Stretta®-Prozedur, eines GERDX®- oder ARMSVerfahrens, die sich jedoch nicht durchsetzen konnten bzw. noch zu wenig evaluiert wurden.
Wie sollten Patient:innen nach einer (Ventil-)OP ihren Lebensstil anpassen? Direkt postoperativ sollte eine strikte körperliche Schonung für zumindest sechs Wochen eingehalten werden. Ich empfehle allen Patient:innen, auch danach auf unnötige schwere körperliche Tätigkeiten zu verzichten, um das Risiko einer Rezidivhiatushernie zu minimieren. Weiters sollten Nahrungsmittelmengen über 700 ml pro Mahlzeit vermieden werden, um ein regelmäßiges Überdehnen des Magens und damit des rekonstruierten gastroösophagealen Ventils zu verhindern. Die letzte Maßnahme kann – präoperativ angewandt – bereits zu einer deutlichen Verbesserung der Lebensqualität führen.
Das Interview führte Justyna Frömel, Bakk. MA.
Gezielte Linderung von Erkältungssymptomen
Wie Selbstmedikation den Heilungsprozess unterstützen kann
Bei harmlosen Erkältungen können Husten, Schnupfen, Hals- und Ohrenschmerzen belastend sein. Mit der richtigen Selbstmedikation lassen sich Symptome gezielt lindern. Von pflanzlichen Pastillen über abschwellende Nasensprays bis hin zu schleimlösenden Mitteln – eine bewusste Wahl erleichtert einem die Erkältungszeit. Obwohl grippale Infekte in der Regel selbstlimitierend sind und nach wenigen Tagen von alleine abklingen, greifen viele Menschen zu Medikamenten – dabei steht weniger die Verkürzung der Krankheitsdauer als die Linderung der Symptome im Vordergrund.
Über die Bekämpfung
… allgemeiner Symptome…

Zur systemischen Schmerzlinderung und Milderung von Kopf- und Gliederschmerzen können nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen oder Paracetamol eingenommen werden. Diese bieten eine kombinierte –entzündungshemmende und schmerzlindernde – Wirkung und sind für die kurzfristige Anwendung gut geeignet.

© stock.adobe.com/sushi_love
… der Halsbeschwerden … Erkältungen manifestieren sich häufig mit einer allmählichen Verstärkung der Symptome. Ein erstes Anzeichen ist oft ein Kratzen im Hals, das durch die Reaktion der Rachenschleimhaut auf die eingedrungenen Viren hervorgerufen wird. Hier können Halspastillen mit schützenden Inhaltsstoffen wie Isländisch Moos, Eibisch oder Hyaluronsäure genutzt werden. Diese Substanzen bilden eine Schutzschicht über der gereizten Schleimhaut und können das Kratzen lindern. Bei stärkeren Schmerzen greifen viele auf Pastillen mit Lokalanästhetika wie Lidocain oder Benzocain zurück, die für eine örtliche Betäubung sorgen.
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… der Rhinosinusitis …

Eine verstopfte Nase und entzündete Nebenhöhlen stellen ebenfalls eine große Herausforderung dar. Abschwellende Nasensprays mit α-Sympathomimetika wie Xylometazolin oder Oxymetazolin bringen schnelle Linderung, indem sie die Blutgefäße der Nasenschleimhaut verengen und so den Schleimhautabfluss verbessern. Diese Sprays dürfen jedoch nicht länger als eine Woche angewendet werden, da andernfalls die Gefahr einer Rhinitis medicamentosa, also einer durch Medikamente ausgelösten chronischen Entzündung der Nasenschleimhaut, besteht. Expert:innen empfehlen, konservierungsmittelfreie Präparate zu wählen, um das Risiko von Schleimhautschäden zu minimieren. Einige Betroffene setzen zudem auf systemische Dekongestiva wie Pseudoephedrin oder Phenylephrin, die eine ähnliche abschwellende Wirkung haben und oral eingenommen werden können. Aufgrund ihrer gefäßverengenden Wirkung sind sie jedoch nicht für jede Person geeignet: Patient:innen mit schwerwiegenden Herz-Kreislauf-Erkrankungen, un-
kontrolliertem Bluthochdruck, Diabetes oder Schilddrüsenüberfunktion wird von der Einnahme abgeraten. Solche Präparate sind zudem häufig nur in Kombination mit weiteren Wirkstoffen wie Analgetika erhältlich.
… des Hustens …

Typischerweise ist ein Erkältungshusten zu Beginn trocken und mit einem starken Reiz verbunden, was insbesondere nachts als störend empfunden wird. Antitussiva wie Dextromethorphan, Pentoxyverin oder Levodropropizin wirken hustenreizstillend und können vor allem in der Anfangsphase helfen. Im weiteren Verlauf entwickelt sich häufig ein produktiver Husten, begleitet von der Bildung zähen Schleims. Hier können Expektoranzien wie Ambroxol oder Guaifenesin zur Schleimlösung beitragen, indem sie die Viskosität des Schleims herabsetzen und so das Abhusten erleichtern. Auch N-Acetylcystein wird häufig eingesetzt, um die Schleimbildung zu regulieren und die Schleimlösung durch Aufbrechen von Disulfidbrücken im Schleim zu fördern.
In den letzten Jahren wird bei pflanzlichen Präparaten in der Selbstmedikation eine steigende Beliebtheit verzeichnet. Die S2k-Leitlinie zur Hustenbehandlung empfiehlt Extrakte aus Efeu, Kapland-Pelargonie sowie Kombinationen von Efeu und Thymian oder Efeu, Primel und Thymian. Diese Phytopharmaka wirken mild schleimlösend und hustenreizstillend und sind in der Regel gut verträglich. Ätherische Öle wie Cineol und Myrtol können ebenfalls schleimlösend wirken und werden in Form von Inhalationen oder Brustaufstrichen verwendet. Vorsicht ist allerdings bei menthol- und campherhaltigen Produkten geboten, die für Säuglinge und Kleinkinder nicht geeignet sind, da sie schwere Atemprobleme auslösen können.

… der Ohrenschmerzen … Ohrenprobleme können viele Ursachen haben, u. a. kann es im Zuge von grippalen Infekten bzw. der Grippe zu Entzündungen des Gehörgangs kommen. Wenn neben den Ohrenschmerzen auch die Nase verstopft ist, verschaffen oft
abschwellende Tropfen in die Nase kurzfristig Erleichterung. Ohrentropfen, die rezeptfrei in der Apotheke erhältlich sind, können bei unkomplizierten Entzündungen des äußeren Gehörgangs etwas helfen. Wenn die Entzündung des Gehörgangs durch Bakterien ausgelöst wurde und sich nicht von allein bessert, wird die Ärzt:in rezeptpflichtige Ohrentropfen (Antibiotika, Antiseptika oder Kortison) verschreiben. Nur bei bestimmten Vorerkrankungen oder wenn sich die Infektion über den Gehörgang hinaus ausbreitet, kann eine Behandlung mit Antibiotika zum Einnehmen notwendig werden.
Präventive Maßnahmen
Regelmäßige Nasenspülungen und die Verwendung befeuchtender Nasensprays können helfen, die Schleimhäute feucht und widerstandsfähig zu halten, insbesondere in Zeiten trockener Heizungsluft oder bei häufigen Aufenthalten in klimatisierten Räumen. Solche Maßnahmen können die natürliche Abwehr der Atemwege unterstützen und das Risiko erneuter Infekte verringern. Die Befeuchtung der Schleimhäute schützt sie zudem vor dem Austrocknen und kann so eine Barriere gegen Erkältungserreger errichten.
Generell gilt es zu beachten: Die Selbstmedikation erfüllt nur eine unterstützende Funktion und ersetzt keine professionelle medizinische Beratung. Sollten die Symptome länger anhalten oder sich verschlimmern, ist der Gang zur Ärzt:in ratsam, um eine ernstere Erkrankung auszuschließen. Die Kombination von sachkundiger Beratung, angepasster Selbstmedikation und unterstützender Prävention bietet jedoch vielen Erkältungspatient:innen eine effektive Möglichkeit, ihre Beschwerden zu lindern und die Infekte möglichst sanft und sicher zu überstehen. Engin Günder/Red
Quellen:
PresseBox/ApoRisk GmbH (adaptiert). sozialversicherung.at (Gute Gesundheitsinformationen).
INFO
Das Wichtigste zu den Risiken
Bei der Auswahl der Mittel ist auf mögliche Nebenwirkungen und Kontraindikationen zu achten. Gerade abschwellende Nasensprays sollten, obwohl sie schnell Linderung bringen, nur kurzfristig verwendet werden, da eine übermäßige Anwendung das Problem einer chronischen Nasenverstopfung verschlimmern kann. Die Beratung in der Apotheke spielt hier eine entscheidende Rolle: Eine individuelle – an den Gesundheitszustand der Patient:innen angepasste – Empfehlung kann dazu beitragen, den Nutzen der Selbstmedikation zu maximieren und Risiken zu minimieren. Besonders bei der Anwendung systemischer Dekongestiva ist Vorsicht geboten. Ihre gefäßverengende Wirkung kann bei bestimmten Patient:innengruppen, etwa Herz-Kreislauf-Patient:innen oder Diabetiker:innen, zu unerwünschten Reaktionen führen.
„Wirksam
bei Diabetes und Adipositas“
Duale GIP/GLP-1-Rezeptor-Agonisten als neue Therapieoption

OÄ Priv.-Doz.in Dr.in Johanna Brix, Stv. Ärztliche Leiterin der 1. Med. Abteilung, Leiterin Diabeteszentrum Wienerberg, Wiener Gesundheitsverbund/Klinik Landstraße, im Wordrap-Interview.

Tirzepatid ist in Österreich seit 2023 sowohl in der Indikation Diabetes als auch in der Indikation Adipositas zugelassen. Der Arzneistoff befindet sich seit Juni 2024 in der Durchstechflasche am Markt und – ganz neu – seit November auch als Pen. Bei der entsprechenden Therapie handelt es sich allerdings um keine Kassenleistung. Die Verfügbarkeit ist laut OÄ Priv.-Doz.in Dr.in Johanna Brix aber eine gute. Wir befragten sie zu den Studiendaten und Praxiserfahrungen.
Neue Therapieoption: duale GIP/GLP1-Rezeptor-Agonisten: Bei Tirzepatid handelt es sich um den derzeit einzigen GIP/GLP-1-Rezeptor-Agonisten mit Marktzulassung. GIP ist ein weiteres Darmhormon, welches aber zusätzlich zu GLP-1 eine positive Wirkung auf das Fettgewebe hat – sowie weitere zentrale Effekte im Hypothalamus und im Hirnstamm insbesondere auf die Zentren von Hunger und Sättigung. Auch die insulinsekretagoge Wirkung von GIP/GLP-1 ist deutlich stärker als die von GLP-1 allein.
Bedeutung für Patient:innen mit Adipositas und/oder Diabetes: Tirzepatid ist derzeit das am stärksten blutzuckersenkende Medikament, da es im Gegensatz zu Insulin keine Hypoglykämien verursacht und somit keine Limitation in der Dosierung hat. Der Gewichtsverlust ist sowohl bei Menschen mit Diabetes als auch bei
solchen mit Adipositas beträchtlich. Bei jenen mit Diabetes können dieser Gewichtsverlust und die dadurch bedingte Reduktion des Fettgehaltes in der Leber und im Pankreas zu einer therapeutischen Remission des Diabetes führen. Bei Menschen mit Adipositas kommt es im Mittel zu einer stärkeren Gewichtsreduktion als bei Personen mit Diabetes und Adipositas, sodass mit Adipositas assoziierte Erkrankungen wie Hypertonie, MASLD, Refluxerkrankungen, obstruktive Schlafapnoe, chronische Niereninsuffizienz usw. gemildert werden können. Die kürzlich publizierte Cost of Illness Study von Dr. Thomas Czypionka, Institut für Höhere Studien (IHS), zeigt: Eine suffiziente Adipositastherapie ist dringend erforderlich, da von Adipositas Betroffene nicht nur Lebensjahre verlieren, sondern auch zehn Jahre weniger in Gesundheit leben als Menschen ohne diese Erkrankung. Daraus ergeben sich zusätzliche Kosten für das Gesundheitssystem, mehr Krankenstandstage und ein früheres Ausscheiden aus dem Berufsleben.
Unterschiedliche Wirkweise bei Übergewichtigen mit und ohne Diabetes? Es gibt keine Unterschiede im Wirkmechanismus. Bei Menschen ohne Diabetes sind nur der insulinsekretagoge Effekt sowie der glukagonsenkende Effekt nicht so relevant, da beide Funktionen nicht gestört sind.
Studienergebnisse: Tirzepatid zeigt in allen klinischen Studien mit Menschen mit Diabetes (SURPASS-Studienprogramm2-5) die bisher stärkste HbA1c-Senkung (HbA1c-Reduktion um bis zu 2,4 %, im Mittel in den Dosierungsstufen 5 mg, 10 mg, 15 mg) und war in einer Zulassungsstudie auch einem Basalinsulin überlegen. In den Studien hatten die Patient:innen zwar im Mittel 50 IE Insulin degludec, dieses konnte aber wegen Hypoglykämien nicht noch weiter gesteigert werden. Eine weitere Studie ergab bei Menschen mit Typ-2-Diabetes eine Überlegenheit in Bezug auf die blutzuckersenkende Wirkung sowie auf die Gewichtsreduktion, verglichen mit Semaglutid 1 mg. Eine kardiovas-
kuläre Outcome-Studie, welche sogar in einer Vergleichsgruppe Dulaglutid untersucht, läuft noch.
Im SURMOUNT-Studienprogramm6-11 zeigt sich eine deutlich größere Gewichtsreduktion im Vergleich zu den Studien mit Menschen, die an Diabetes leiden. Nach einem Jahr konnte in der Maximaldosierung ein Gewichtsverlust von bis zu 22 % erzielt werden. Als Nebenwirkungen traten – wie bei den GLP-1-Rezeptor-Agonisten – vor allem transiente gastrointestinale Beschwerden auf, etwa Völlegefühl, Nausea, Diarrhoe oder Obstipation.
Patient:innenaufklärung: Bei der Patient:innenaufklärung steht einerseits die doch recht komplexe Anwendung mittels der Durchstechflasche bzw. des neuen Pens im Vordergrund, andererseits die Erklärung der Wirkung und der Nebenwirkungen. Außerdem ist es besonders wichtig, die Patient:innen auf die Notwendigkeit einer langfristigen Therapie hinzuweisen –insbesondere in der Indikation Adipositas. Selbstverständlich wirkt diese Therapie sowohl hinsichtlich des Diabetes als auch hinsichtlich der Adipositas nur, solange sie angewendet wird.
Zusammenarbeit mit Hausärzt:innen: Die gute Zusammenarbeit mit den Hausärzt:innen ist – wie bei vielen anderen gesundheitlichen Angelegenheiten – das Um und Auf einer erfolgreichen Therapie, da nur gemeinsam auch die Adhärenz der Patient:innen positiv beeinflusst werden kann. Außerdem gibt es aufgrund des großen Social-Media-Interesses viele Mythen und Falschmeldungen zu diesen Medikamenten. Daher ist es notwendig, die Patient:innen gut und seriös zu beraten.
Literatur:
1 Reitzinger S, Czypionka T, BMC Public Health 2024 Jul 31;24(1):2069. 2-5 Rosenstock J et al., Lancet 2021; 398(10295): 143–55. Dahl D et al., JAMA 2022; 327(6):534–45. Frías JP et al., N Engl J Med 2021; 385 (6):503–15. Ludvik B et al., Lancet 2021; 398(10300):583–98. Del Prato S et al., Lancet 2021; 398(10313):1811– 24. 6-11 le Roux CW et al., Obesity 2023; 31(1): 96-110. Jastreboff AM et al., N Engl J Med 2022; 387(3): 205-276. Waden IA et al., Nat MOd 2023; 29(11/ 2909 910. Garvey WI et al., Lancet 2023; 102(10402)013526, Aronne LJ et al., JAMA 2024: 331(1):38.48.
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Frühzeitige Diagnose rettet Leben
Studie zeigt: Rasche Therapie bei Diabetes Typ 2 greift lebenslang
„I n Deutschland leben schätzungsweise zwei Millionen Menschen mit unentdecktem Diabetes Typ 2 – ein alarmierender Zustand, der schwere Folgeerkrankungen wie Herzinfarkt, Schlaganfall oder Organschäden begünstigen kan n“, betont Prof.in Dr.in Julia Szendrödi, Vizepräsidentin der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG). „ Eine aktuelle Lancet-Studie bestätigt nun eindrucksvoll, dass eine frühzeitige Diagnostik und die darauffolgende intensivierte Therapie diabetesbedingte Komplikationen verhindern und damit die Lebenserwartung steigern können“, berichtet die Ärztliche Direktorin der Klinik für Endokrinologie, Diabetologie, Stoffwechselkrankheiten und Klinische Chemie am Universitätsklinikum Heidelberg.1
Frühe Therapie senkt Mortalität
Die UKPDS-Studie2 (United Kingdom Prospective Diabetes Study) von 1998 ergab, dass eine intensive Blutzuckerbehandlung ab Diagnosestellung das Risiko diabetesbedingter Komplikationen um 12 Prozent und das Herzinfarktrisiko um 16 Prozent reduziert. Eine Nachbeobachtung1 über 24 Jahre bestätigt dies. Hierbei wurden zwei Gruppen miteinander verglichen – die Kontrollgruppe wurde zunächst ausschließlich mittels einer Ernährungsumstellung behandelt, wobei höhere Nüchternblutzuckerwerte bis zu 15 mmol/l (270 mg/dl) toleriert wurden. Die Interventionsgruppe erhielt von Anfang an Medikamente wie etwa Sulfonylharnstoffe oder Insulin, um den Blutzuckerspiegel auf unter 6 mmol/l (108 mg/dl) zu bringen. Das Ergebnis: Eine frühzeitige Therapie senkt die Sterblichkeit um 10 Prozent und das Herzinfarktrisiko um 17 Prozent. „I n Kombination mit den heutigen modernen Behandlungsoptionen und einem ausgeprägteren Wissen um die Bedeutung einer guten Arzt-PatientenKommunikation (Therapieadhärenz) haben wir heute mehr denn je die Möglichkeit, die Versorgung von Menschen mit Typ-2-Diabetes weiter zu optimieren und ihre Lebensqualität nachhaltig zu verbessern“, ergänzt Prof.in Szendrödi abschließend.

Mara Sophie Anmasser
Literatur:
1 Adler, Amanda I et al., The Lancet (2024). 404:145-155.
2 UKPDS Study Group. The Lancet 1998; 352: 837-5.

Bempedosäure zur Cholesterinsenkung
Option für Personen mit und ohne Diabetes

Statine sind dafür bekannt, den LDLCholesterin-Spiegel zu senken und das Risiko in Hinblick auf Herz-KreislaufErkrankungen zu reduzieren – sowohl bei Menschen mit als auch bei solchen ohne Diabetes. Allerdings gibt es Berichte, wonach Statine die Wahrscheinlichkeit erhöhen können, an Diabetes zu erkranken. Die CLEAR-OutcomesStudie1 hat nun Bempedosäure, einen Vertreter der ACL-Inhibitoren (ATPCitrat-Lyase-Hemmer), genauer untersucht. Dieser Wirkstoff verringert die hepatische Cholesterinproduktion. Ziel der Studie war es, zu ermitteln, ob Bempedosäure den LDL-Cholesterin-Wert und das Risiko, Herz-Kreislauf-Ereignisse zu erleiden, senken kann. Zudem wurde untersucht, welche Auswirkungen der Wirkstoff auf die Entwicklung von Diabetes und HbA1c-Wert hat.
Die Details zur Analyse: Die randomisierte, doppelblinde, placebokontrollierte Studie wurde an Standorten in 32 Ländern durchgeführt. Zwischen Dezember 2016 und November 2022 sind insgesamt 13.970 Patient:innen zufällig in Studiengruppen aufgeteilt worden. Die Teilnehmer:innen waren Personen mit oder ohne Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die Statine nicht einnehmen konnten und deren LDL-Wert mindestens 2,59 mmol/l betrug. Rund 46 % hatten Diabetes, 42 % Prädiabetes und 13 % normale Blutzuckerwerte. Sie erhielten täglich entweder Bempedosäure oder ein Placebo.
Sichere Alternative
Die Ergebnisse: Der Wirkstoff senkt bei Menschen mit Diabetes sowohl den
LDL-Cholesterin-Wert als auch das Risiko kardiovaskulärer Ereignisse. Die Häufigkeit neu aufgetretener Diabetesfälle war in der Bempedosäure- und in der Placebogruppe vergleichbar. Auch die HbA1c-Werte blieben bei Patient:innen mit Prädiabetes und bei jenen mit normalen Blutzuckerwerten ähnlich stabil. Bereits nach sechs Monaten waren die LDL-Werte bei Proband:innen in allen glykämischen Gruppen (Diabetes, Prädiabetes und Normoglykämie) niedriger. Auf den Punkt gebracht: Bempedosäure bietet eine wirksame und sichere Option zur Cholesterinsenkung für Patient:innen mit und ohne Diabetes.
Mara Sophie Anmasser
Literatur:
1 Ray KK et al., Lancet Diabetes Endocrinol. 2024 Jan;12(1):19-28.
Die Top-Diabetes-Produkte nach Menge und Wert
Marktanalyse von Beatrix
Linke, Country Lead IQVIA
Austria

• Die Kategorie der Antidiabetika-Produkte erzielt in den öffentlichen Apotheken und Hausapotheken im MAT Oktober 2024 mit ~8,6 Mio Packungen ~236,7 Mio. Euro Umsatz FAP.
• Der entsprechende Markt wächst aktuell im Vergleich zum Vorjahr um
© Heuschneider-Platzer
+7,6 % nach Menge und steigt um 5,7 % nach Wert.
• 16,0 % der verkauften Packungen beinhalten die Substanz Metformin, 12,2 % den SGLT-2-Inhibitor Empagliflozin und 11,8 % den Wirkstoff Dapagliflozin.
• 27,1 % der abgesetzten Packungen sind Generika.
• Die Top-10-Produkte nach Menge machen 61,7 % des Gesamtabsatzes aus. Jardiance® (Boehringer Ingelheim) liegt nach Einheiten an erster Stelle, gefolgt von Forxiga® (Astrazeneca) und Synjardy® (Boehringer Ingelheim).
• Die Top-10-Produkte nach Wert umfassen 77,9 % des Gesamtumsatzes. Nach Umsatz führt Jardiance® vor Forxiga und Ozempic® (Novo-Nordisk).

* Quelle: IQVIATM DPMÖ sell-out Österreich, Verkäufe der öffentlichen österreichischen Apotheken sowie Großhandelslieferungen an ärztliche Hausapotheken, ATCKlasse A10 ANTIDIABETIKA, ausschließlich registrierte Arzneimittel aus dem Warenverzeichnis I, Absatz/Menge in Einheiten, Umsatz/Werte in Euro, bewertet zum Fabrikabgabepreis (FAP), Wachstum vs. Vorjahr, MAT Oktober 2024 (November 2023 bis Oktober 2024 kumuliert). Handelsname
Boehringer Ingelheim
(19) Hexal-Pharma
Wichtig
(3) Novo-Nordisk
Selbstverständlich erarbeiten wir alle Inhalte unserer Ratgeber sorgfältig. Dennoch können wir nicht garantieren, dass alles vollständig und aktuell ist bzw. sich seit dem Druck keine Gesetzesänderung ergeben hat.
(7) Astrazeneca
2,9 % (10) 0,2 % (30) Genericon-Pharma
Unsere Ratgeber dienen Ihnen als Erstinformation. Sie enthalten die häufigsten Fragen, viele anschauliche Beispiele, Hinweise auf Stolpersteine und einen Überblick über die wichtigsten gesetzlichen Regelungen. Bei individuellen Fragen steht Ihnen unsere Hotline zur Verfügung: (01) 501 65 0
IMPRESSUM
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Artikelnummer 456
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TERMINE Aktuelle Kongresse und mehr
14.01.2025
Connected in Lung Cancer 2025
Ort: Novotel Wien Hauptbahnhof
23.-25.01.2025
Infektiologie Refresher München
Ort: Konferenzzentrum München der Hanns-SeidelStiftung & Online
21.-22.02.2025
Rheuma trifft Kopf –Herz trifft Kopf
Ort: Tech Gate Vienna
16.-18.01.2025
IROS 2025
Interventionell Radiologisches Olbert Symposium, Dreiländertagung der DeGIR, ÖGIR & SSV
Ort: Salzburg Congress
25.01.2025
Consensus Meeting der AG Herzinsuffizienz
Ort: Novotel Wien Hauptbahnhof
20.-22.03.2025
Deutsch-Österreichischer AIDS-Kongress 2025
Ort: Wiener Hofburg
18.01.2025
Österreichischer Impftag 2025
Ort: Austria Center Vienna & Online
29.01.2025
Top News aus der medizinischen Forschung
Ort: Gesellschaft der Ärzte in Wien – Billrothhaus & Online
Weitere Infos und Veranstaltungen finden Sie in unserem Kongresskalender unter:
gesund.at/ kongresskalender

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Gelenkerhaltende Hüftchirurgie


Katheter und andere Kunststoffableitungen
Arzt Sicht Sache
Seitenblicke auf die Medizin

„Analysieren und aufarbeiten“
Kommentar: Die
Indikationen zur Intubation und Beatmung
Dr. Thomas Hausen, Facharzt für Allgemeinmedizin in Essen

gilt
es differenziert zu betrachten
Beatmen über Tubus oder besser nicht?
Diese Frage wird uns Hausärzt:innen von besorgten Patient:innen immer wieder gestellt. Zu Recht erwarten sie eine kompetente Antwort – auch für die Patientenverfügung. Unsere Patient:innen haben Angst vor Atemnot und Ersticken. Der Eintrag in der Patientenverfügung „Ich will nicht beatmet werden“ kann Leben kosten, aber auch retten. Dyspnoe ist ein subjektives Gefühl. Ursachen können physiologische Aspekte wie starke körperliche Belastung oder zahlreiche pathologische Faktoren sein. Die Messung der Sauerstoffsättigung (sO2) scheint hier die erprobte Antwort. Schnell wird dann eine Beatmung wegen Hypoxämie (Sauerstoffmangel im Blut) als indiziert angesehen. Aber so einfach ist es nicht. Intubation und Beatmung können schnell zur fatalen Fehlentscheidung werden, wie in der Coronapandemie ersichtlich wurde. Die Letalität von COVID-19-Patient:innen auf Intensivstationen mit Beatmung lag bei ca. 60 % in Deutschland1 – zu Beginn der Pandemie, als schon fast reflexartig intubiert wurde, sogar bei ca. 90 %. Wurde bei gleichem Schweregrad der Pneumonie aber nicht beatmet, lag die Sterblichkeit unter 10 %.2 Medien und Fachgesellschaften führen immer wieder das Argument an, im ersten Fall handle es sich um die schweren und im zweiten „nur“ um die leichten Fälle. Doch die Literatur widerspricht dem. Es gibt schon längere Zeit genug Hinweise, dass die zu frühe Beatmung vermieden werden sollte und es unzureichend ist, die Indikation zur Intubation und Beatmung allein vom sO2 abhängig
zu machen.3 Bisher hat keine Studie dargelegt, dass eine isolierte Hypoxämie, etwa bei einer Pneumonie, eine Beatmung erfordert. Im Gegenteil, die Erkenntnisse der Pathophysiologie sprechen dagegen.
Nutzen versus Risiko
Die Indikation zur Intubation lediglich von einer erniedrigten sO2 abzuleiten, ist schlicht und einfach falsch. Warum? Das Leben hängt von genügend Sauerstoff ab, der jede einzelne Zelle erreicht. Diese Zellen müssen bei der Therapieabwägung im Vordergrund stehen. Sauerstoff wird nahezu ausschließlich über die Bindung an Hämoglobin transportiert. Die Messung der sO2 gibt zwar den Mangel im Blut wieder, aber weder die Ursache noch den wirklich relevanten Sauerstoffmangel im Gewebe (Hypoxie). Es gibt mehr als nur eine Ursache für eine Hypoxie und daraus resultierend mehrere Antworten auf die Frage: Intubieren und beatmen oder besser nicht?
u Zu wenig Hämoglobin: Wie soll genug O2 transportiert werden, wenn nicht genug Hb vorhanden ist? Wir kennen Patient:innen, die wegen massiven Hb-Mangels „leichenblass“ sind, aber subjektiv keine Beschwerden haben. Ein langsam entstehender Mangel ist dank verschiedener Adaptationsmechanismen nicht lebensbedrohlich, wird lange toleriert und lässt sich vor allen Dingen nicht mit einer Beatmung bewältigen. Die „einzige“ Therapie ist die Anhebung des Hb. v Geringe Sättigung des Hämoglobins: Mögliche Erklärungen reichen
von einem zu geringen Angebot an O2, etwa bei einem Aufenthalt in größerer Höhe, bis hin zu unzureichender Übernahme aus der eingeatmeten Luft, z. B. bei COPD u. Ä. Patient:innen mit COPD im Endstadium sterben nicht an O2-Mangel, sondern an Erschöpfung der Atemmuskulatur. Die Unterstützung der Atmung ist wichtiger als das reine „ H ineinpressen“ von O2. Eine Beatmung ist fehl am Platz.
w Reduzierte Pumpleistung des Herzens: Wie soll genug O2 die Zellen erreichen, wenn die verminderte Pumpleistung das Blut nicht in ausreichender „ Menge“ ans Ziel bringt? Luftnot bereits bei leichter Belastung belegt den Mangel und die Herzinsuffizienz.
Intubation und Beatmung haben erhebliche Nebenwirkungen:
uEin Schlauch in der Trachea wird bei Bewusstsein nicht toleriert. Die Patient:in muss also dauerhaft narkotisiert werden. In aller Regel auftretende Kreislaufprobleme müssen mit blutdrucksteigernden Substan-
INFO
Patientenverfügung in Österreich
Die rechtlichen Rahmenbedingungen, weitere Informationen und das Formular zum Download finden Sie unter: oesterreich.gv.at, Patientenverfügung:
zen (Katecholaminen) kompensiert werden. Gefahren sind Akut- und Spätfolgen sowie eine erhöhte Letalität.
v Wird von physiologischer Atmung (Einsaugen der Luft) auf Beatmung (Hineinpressen von Luft) umgeschaltet, wird das Lungengewebe vor allem zwerchfellnah komprimiert und entfällt damit für den O2-Austausch. Die Konsequenzen – erhöhtes Beatmungsvolumen und Anhebung der O2-Konzentration – schädigen die Lungen zusätzlich.
w Der Tubus mit Blockierung unterbindet die mukoziliäre Clearance und beeinträchtigt das lokale Mikrobiom. Die Folge ist sehr oft eine eitrige Bronchitis mit Begünstigung einer Pneumonie, der häufigsten Todesursache bei Beatmung.
x Die sO2 anzuheben, gelingt „nur“ über ein Überangebot von Sauerstoff. Vorsicht: In hoher Konzentration wird O2 zum Gift. Eine iatrogene Hyperoxämie führt in der Lunge zur Gewebeschädigung, und ein Lungenversagen (ARDS) droht.
Fazit: Eine Beatmung ergibt nur Sinn, wenn die überlastete Atemmuskulatur oder die Herzinsuffizienz eine Hyperkapnie – also einen Anstieg des CO2 – verursacht. Hier dient die Beatmung primär dem Zweck, die Atmung bzw. die Abatmung des CO2 zu unterstützen, und erst sekundär einer O2-Anhebung.
Die nichtinvasive Ventilation (NIV) stellt die bessere Variante dar: Die Patient:innen erhalten O2 und den Beatmungsdruck über eine Maske, vergleichbar mit der CPAP-Beatmung bei Schlafapnoe. Vorteile sind: keine Intubation und Narkose, ungestörte Kommunikation, selbstständige Nahrungsaufnahme und vor allem erhaltene mukoziliäre Clearance sowie Möglichkeit zum Abhusten.
Zurück zum kollegialen Diskurs
Wer gemäß den Leitlinien „i ntubiert und beatmet“, handelt nach bestem Wissen und Gewissen. Die Fachgesellschaften sollten zur Kenntnis nehmen, dass sie die Leitlinien zur Beatmung lange nicht an den aktuellen Stand von Wissenschaft und Pathophysiologie angepasst haben.
Zur Adaption zählt auch, die Wirksamkeit für das vorgeschlagene Vorgehen durch Studien nachzuweisen. Dass Entwicklungen in der Wissenschaft und medizinische Handlungen analysiert und im kollegialen Diskurs aufgearbeitet werden, ist essenziell, um für zukünftige Ereignisse wie die Pandemie besser gewappnet zu sein. Ebenfalls relevant ist dies für die Beratung von Menschen, die sich Gedanken über ihre Patientenverfügung machen: Auch dafür müssen wir als Ärzt:innen nach bestem Wissen, Können und Gewissen einstehen.
Literatur:
1 Roedl K et al., Mechanical ventilation and mortality among 223 critically ill patients with coronavirus disease 2019: A multicentric study in Germany. Aust Crit Care. 2021;34:167-175.
2 Voshaar T et al., Conservative management of COVID-19 associated hypoxaemia. ERJ Open Res. 2021;7:00026-2021.
3 Köhler D et al., Hypoxic, anemic and cardiac hypoxemia: When does tissue hypoxia begin? Dtsch Med Wochenschr. 2023 Apr;148(8):475-482. <
MS – Diagnose und Therapie
Neurology Alpine Summit 2024: Innovationen und Fortschritte

Im Mittelpunkt des ersten Neurology Alpine Summit am 10. Oktober 2024 in Bern stand die Präsentation aktueller Fortschritte und zentraler Erkenntnisse von internationalen neurologischen Kongressen (AAN, EAN, ECTRIMS, DGN). Die Veranstaltung brachte Expert:innen aus der Schweiz und Österreich zusammen, damit sie praxisrelevante sowie forschungsbasierte Highlights in der Neurologie diskutieren konnten (siehe INFO).* Nachfolgend eine exemplarische Zusammenfassung des Vortrags über Multiple Sklerose (MS).
PD OA Dr. Robert Hoepner, Stv. Leiter Ambulantes Neurozentrum, Leiter Sprechstunde Neuroimmunologie und Multiple Sklerose am Inselspital in Bern, gab in seinem Vortrag ein Update zu aktuellen Entwicklungen in der Diagnostik und Therapie der Multiplen Sklerose.
Fortschritte in der Bildgebung
Neben der etablierten Magnetresonanztomographie (MRT) rückt zunehmend die optische Kohärenztomographie (OCT) in den Fokus – ein neueres Verfahren, um das die MRT ergänzt werden kann.
• OCT: Diese nichtinvasive Methode ermöglicht eine detaillierte Messung der peripapillären retinalen Nervenfaserschicht (pRNFL) sowie der Ganglienzellschicht und der inneren plexiformen Schicht (GCIPL), die bei MS-Patient:innen geschädigt sein können, selbst ohne eine Optikusneuritis (ON). Die OCT bietet eine objektive Korrelation zwischen
der retinalen Schädigung und anderen MS-typischen Markern wie der Hirnatrophie. Hervorzuheben wäre dabei die diagnostische Bedeutung der Inter-Augen-Differenz in der pRNFL (≥ 5 µm oder ≥ 5 %) und/ oder GCIPL (≥ 4 µm oder ≥ 4 %). Diese Schichten der Netzhaut sind auch bei MS-Patient:innen ohne ON betroffen, was die Relevanz der OCT für die MS-Diagnose unterstreicht. Studien belegen, dass eine signifikante Reduktion in diesen Schichten mit der Krankheitsprogression korreliert.
• MRT CVS: Das zentrale Venenzeichen (CVS) repräsentiert eine perivenuläre Entzündungsaktivität und Demyelinisierung in der weißen Substanz des Gehirns. Laut Studien kann das Vorhandensein von mindestens sechs CVS-positiven Läsionen als wichtiger Indikator für MS gelten, besonders bei typischen Symptomen ohne zeitliche (DIT) oder räumliche (DIS) Dissemination. Neuere Untersuchungen haben zudem ergeben, dass die Entwicklung von CVS-positiven Läsionen häufig mit einem jüngeren Alter und einem höheren Ausgangswert von CVS korreliert.
• MRT PRL: Paramagnetische Randläsionen (PRL) weisen auf eine chronische periläsionale Inflammation hin, die durch Ansammlungen von eisenhaltigen Mikroglia/Makrophagen am Rand der Läsionen gekennzeichnet ist. Wenn typische MS-Läsionen in nur einer Region des Gehirns oder Rückenmarks auftreten und keine DIS oder DIT vorliegt, kann das Vorhandensein von mindestens einer PRL in Kombination mit einem DIT oder einem positiven Liquorbefund als ausreichend für die Diagnose gelten. Diese langsam expandierenden Läsionen (SEL), die oft im Zusammenhang mit PRL auftreten, korrelieren mit einer langfristigen Krankheitsprogression. Sie führen häufiger zu einer Akkumulation von Behinderungen, unabhängig von den Krankheitsschüben.
Biomarker in der MS-Diagnostik
Neben der Bildgebung werden auch Biomarker als ergänzende Diagnostikmethode herangezogen. PD Hoepner nannte als vielversprechenden Biomarker den freien Kappa-Leichtketten-Index (kFLC), der als zusätzlicher Liquormarker fungiert. Studien haben gezeigt, dass der kFLC-Index eine diagnostische Genauigkeit, ähnlich den oligoklonalen Banden (OCB), aufweist und eine frühzeitige Identifikation von MS-Patient:innen ermöglicht, insbesondere von jenen mit negativen OCB.
Herausforderungen bei älteren Patient:innen
Die MS-Diagnostik bei Personen über 50 Jahre und/oder mit vaskulären Risikofaktoren, bekannten vaskulären Erkrankungen und/oder Kopfschmerzerkrankungen bleibt laut dem Experten herausfordernd. „Um die Spezifität der Diagnose bei dieser Patient:innengruppe zu erhöhen, sollte man drei weitere Kriterien heranziehen, z. B. eine spinale Läsion, einen positiven Liquorbefund oder ein CVS“, erläuterte PD Hoepner. Diese zusätzlichen Maßnahmen könnten helfen, vaskuläre Veränderungen von MStypischen Läsionen zu unterscheiden.
INFO
Vortragende und Themen
PD OA Dr. Robert Hoepner –Multiple Sclerosis (Diagnostic & Therapy)
Assoc. Prof. Priv.-Doz. Dr. Paulus Rommer –Neuroimmunological disorders (NMOSD, MOGAD, AIE)
Prof. Priv.-Doz. Dr. Hakan Cetin, PhD. –Neuromuscular disorders (Diagnostic & Therapy)
Prof.in Dr.in Iris-Katharina Penner – Fatigue
Univ.-Prof.in Dr.in Ekaterina Pataraia –The therapy-refractory epilepsy
Hier geht’s zu den Expert:innenvideos auf Gesund.at:
NACHBERICHT
Therapeutische Entwicklungen
Der renommierte Neurologe stellte zwei innovative Ansätze im therapeutischen Bereich vor, mit der Betonung, dass er hier seine subjektive Einschätzung präsentiere:
• Bruton-Tyrosin-Kinase-Inhibitoren (BTKi): Diese neue Klasse von Medikamenten wird derzeit in mehreren Studien für die Behandlung von MS getestet. Die Gemini-I- und GeminiII-Studien untersuchen den Einsatz von BTKi bei schubförmiger MS (RMS), während die Hercules-Studie den Einsatz bei sekundär progredienter MS ohne Krankheitsaktivität untersucht. BTKi hemmen die BZell-Aktivierung und wirken auf verschiedene Immunzellpopulationen, was sie zu einer vielversprechenden neuen Therapieoption macht.
• CAR-T-Zell-Therapie: Die CAR-TZell-Therapie ist ein personalisierter immunologischer Ansatz, der derzeit bei verschiedenen neuroimmunologischen und neuromuskulären Erkrankungen erforscht wird. Bei dieser Therapie werden patient:inneneigene T-Zellen entnommen, genetisch modifiziert und expandiert, um spezifische Zielantigene wie CD19 oder CD20 zu bekämpfen. Erste Daten zeigen, dass CAR-T-Zellen zu einer tiefgreifenden und langanhaltenden B-Zell-Depletion führen können, was möglicherweise auch bei der Behandlung der MS von Nutzen sein könnte.
Justyna Frömel, Bakk. MA
Literatur beim Experten.
TERMIN
Der nächste Neurology Alpine Summit findet am 6. November 2025 in Wien statt.
Weitere Infos –siehe Gesund.at:
* Neurology Alpine Summit, 10.10.2024, Welle 7, Bern, medtis.ch
Tavipec Kapseln
Qualitative und quantitative Zusammensetzung: 1 Kapsel enthält 0,15 g Speiklavendelöl (Spicae aetheroleum). Liste der sonstigen Bestandteile: Kapselhülle: Gelatine, Glycerol 85%, Chinolingelb (E-104), Gelborange (E-110), Kapselüberzug: MethacrylsäureEthylacrylat-Copolymer, Natriumdodecylsulfat, Propylenglycol, Polysorbat 80, Glycerolmonostearat. Anwendungsgebiete: Pflanzliches Arzneimittel zur Behandlung der Beschwerden einer akuten Bronchitis sowie zur unterstützenden Behandlung bei Rhinosinusitis oder Husten im Zusammenhang mit einer Erkältung. Tavipec Kapseln werden angewendet bei Erwachsenen und Jugendlichen ab 12 Jahren. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der genannten sonstigen Bestandteile. Pharmakotherapeutische Gruppe: Husten- und Erkältungspräparate.
ATC Code: R05CB Mucolytika. Inhaber der Zulassung: Pharmazeutische Fabrik Montavit Ges.m.b.H., A-6067 Absam/Tirol. Abgabe: Rezeptfrei, apothekenpflichtig. Informationen betreffend Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkung mit anderen Mitteln, Nebenwirkungen und Gewöhnungseffekte entnehmen Sie bitte der veröffentlichten Fachinformation. Stand der Information: 02/2017.
Novalgin 1,0 g Ampullen
Novalgin 2,5 g Ampullen
Novalgin Filmtabletten
Novalgin Tropfen
- Qualitative und quantitative Zusammensetzung: Novalgin Ampullen: 1 ml Injektionslösung enthält als Wirkstoff 500 mg MetamizolNatrium 1 H2O. Novalgin Filmtabletten: 1 Filmtablette enthält als Wirkstoff 500 mg Metamizol-Natrium 1 H2O. Novalgin Tropfen: 1 ml (ca. 20 Tropfen) enthält als Wirkstoff 500 mg Metamizol-Natrium 1 H2O, 1 Tropfen enthält 25 mg Metamizol-Natrium 1 H2O. Liste der sonstigen Bestandteile: Novalgin Ampullen: Natrium 32,7 mg/ml, Wasser für Injektionszwecke. Novalgin-Filmtabletten: Natrium 32,72 mg/Filmtablette. Tablettenkern: Macrogol 4000, Magnesiumstearat, Tablettenüberzug: Methylhydroxypropylcellulose, Saccharin-Natrium 2 H2O, Macrogol 8000, Titandioxid (E171), Talkum. Novalgin-Tropfen: Natrium 34 mg/ml, 3,2 mg/ml Alkohol (Ethanol) (0,32 % w/v), Saccharin-Natrium 2 H2O, Natriumdihydrogenphosphat, Natriummonohydrogenphosphat, Halb- und Halb-Bitter-Essenz, gereinigtes Wasser. - Anwendungsgebiete: Zur kurzfristigen Behandlung von: akuten starken Schmerzen nach Verletzungen oder Operationen. Koliken. Tumorschmerzen. Sonstigen akuten oder chronischen starken Schmerzen, soweit andere therapeutische Maßnahmen nicht indiziert sind. Hohem Fieber, das auf andere Maßnahmen nicht anspricht. Novalgin Ampullen zusätzlich: Die parenterale Anwendung von Metamizol ist nur indiziert, sofern eine enterale oder rektale Applikation nicht in Frage kommt. - Ge-
genanzeigen: Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff, andere Pyrazolone (z. B: Phenazon, Propyphenazon) bzw. Pyrazolidine (z. B. Phenylbutazon, Oxyphenbutazon) (dies schließt auch Patienten ein, die z. B. mit einer Agranulozytose oder schweren Hautreaktionen nach Anwendung dieser Substanzen reagiert haben (siehe Abschnitte 4.4 und 4.8 der Fachinformation)) oder einen der sonstigen Bestandteile. Bei bekanntem Analgetika-Asthma-Syndrom oder Patienten mit bekannter Analgetika-Intoleranz vom UrtikariaAngioödemtyp, d. h. Patienten, die mit Bronchospasmus oder anderen anaphylaktoiden Reaktionsformen auf Salicylate, Paracetamol oder andere nicht narkotische Analgetika wie z. B. Diclofenac, Ibuprofen, Indometacin oder Naproxen reagieren (siehe Abschnitt 4.4 der Fachinformation). Bei Störungen der Knochenmarksfunktion (z. B. nach Zytostatikabehandlung) oder Erkrankungen des hämatopoetischen Systems. Bei genetisch bedingtem Glukose6-Phosphat-Dehydrogenasemangel (Hämolysegefahr). Bei akuter intermittierender hepatischer Porphyrie (Gefahr der Auslösung einer Porphyrie-Attacke). Drittes Trimenon der Schwangerschaft. Novalgin Ampullen zusätzlich: Bei bestehender Hypotonie und instabiler Kreislaufsituation. - Inhaber der Zulassung: Opella Healthcare Austria GmbH, Postgasse 8b, 1010 Wien - Rezeptpflicht / Apothekenpflicht Rezept- und apothekenpflichtig; wiederholte Abgabe verboten. - Pharmakotherapeutische Gruppe: andere Analgetika und Antipyretika, Pyrazolone, Metamizol-Natrium, ATC-Code: N02BB02. - Stand der Information: November 2024. Weitere Angaben zu den besonderen Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen, Fertilität, Schwangerschaft und Stillzeit, Nebenwirkungen sowie ggf. Gewöhnungseffekten sind der veröffentlichten Fachinformation zu entnehmen.
NovAkut® 1000 mg Filmtabletten
Qualitative und quantitative Zusammensetzung: Jede Filmtablette enthält 1 000 mg Metamizol-Natrium-Monohydrat. Sonstiger Bestandteil mit bekannter Wirkung: Jede Filmtablette enthält 71,3 mg Natrium. Liste der sonstigen Bestandteile: Tablettenkern: Croscarmellose-Natrium, Magnesiumstearat. Filmüberzug: Hypromellose 2910 (6 ± 2 mPa∙s), Titandioxid (E171), Macrogol 8000, Talkum. Anwendungsgebiete: NovAkut® ist indiziert bei Erwachsenen und Jugendlichen ab 15 Jahren zur Behandlung von: akuten starken Schmerzen nach Verletzungen oder Operationen; Koliken; Tumorschmerzen; sonstigen akuten oder chronischen starken Schmerzen, soweit andere therapeutische Maßnahmen nicht indiziert sind; hohem Fieber, das auf andere Maßnahmen nicht anspricht. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff, andere Pyrazolone bzw. Pyrazolidine. Dies schließt auch Patienten ein, die z.B. mit einer Agranulozytose oder schweren Hautreaktionen nach Anwendung dieser Substanzen reagiert haben (siehe Abschnitte
4.4 und 4.8). Überempfindlichkeit gegen einen der in Abschnitt 6.1 genannten sonstigen Bestandteile. Patienten mit bekanntem Analgetika-Asthma-Syndrom oder Patienten mit bekannter Analgetika-Intoleranz vom Urtikaria-Angioödemtyp, d.h. Patienten, die mit Bronchospasmus oder anderen anaphylaktoiden Reaktionsformen (z.B. Urtikaria, Rhinitis, Angioödem) auf Salicylate, Paracetamol oder andere nicht narkotische Analgetika wie z.B. Diclofenac, Ibuprofen, Indometacin oder Naproxen reagieren. Störungen der Knochenmarksfunktion (z.B. nach Zytostatikabehandlung) oder Erkrankungen des hämatopoetischen Systems; genetisch bedingtem Glukose-6-Phosphat-Dehydrogenase-Mangel (Hämolysegefahr); akuter intermittierender hepatischer Porphyrie (Gefahr der Auslösung einer Porphyrie-Attacke); drittes Trimenon der Schwangerschaft (siehe Abschnitt 4.6). Pharmakotherapeutische Gruppe: andere Analgetika und Antipyretika, Pyrazolone. ATC-Code: N02BB02. NovAkut® 1000 mg Filmtabletten, OP zu 10, 30, 60 und 100 Stück, Rezept- und apothekenpflichtig, wiederholte Abgabe verboten. Pharmazeutischer Unternehmer: Genericon Pharma Gesellschaft m.b.H., A-8054 Graz, E-Mail: genericon@genericon.at. Weitere Angaben zu Nebenwirkungen, Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln oder sonstigen Wechselwirkungen, Schwangerschaft und Stillzeit, Gewöhnungseffekten und zu den Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung sind der veröffentlichten Fachinformation zu entnehmen. 2024_12_NovAkut®_I_HA_01_01
AJOVY 225 mg Injektionslösung in einer Fertigspritze
AJOVY 225 mg Injektionslösung im Fertigpen
Qualitative und Quantitative Zusammensetzung: Fertigspritze: Eine Fertigspritze enthält 225 mg Fremanezumab. Fertigpen: Ein Fertigpen enthält 225 mg Fremanezumab. Fremanezumab ist ein humanisierter monoklonaler Antikörper, der mittels rekombinanter DNA-Technik in Ovarialzellen des chinesischen Hamsters (Chinese Hamster Ovary, CHO) hergestellt wird. Anwendungsgebiete: AJOVY wird angewendet zur Migräneprophylaxe bei Erwachsenen mit mindestens 4 Migränetagen pro Monat. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der genannten sonstigen Bestandteile. Pharmakotherapeutische Gruppe: Analgetika, Calcitonin-Gene-Related-Peptide (CGRP)-Antagonisten, ATC-Code: N02CD03. Liste der sonstigen Bestandteile: Histidin, Histidinhydrochlorid-Monohydrat, Saccharose, Natriumedetat (Ph. Eur.), Polysorbat 80 (E 433), Wasser für Injektionszwecke. Inhaber der Zulassung: TEVA GmbH, Graf-Arco-Str. 3, 89079 Ulm, Deutschland. Rezeptpflicht/Apothekenpflicht: rezept- und apothekenpflichtig, wiederholte Abgabe verboten. Stand der Information: 08/2024. Ausführliche Informationen zu diesem Arzneimittel sind auf den Internetseiten der Europäischen Arzneimittel-Agentur http://www. ema.europa.eu verfügbar. Weitere Hinweise zu Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen
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