

MEDIZIN UND PFLEGE IM GEFÄNGNIS

Österreichs
Justizanstalten: Ein Blick hinter die Kulissen

Praxiswissen:
Herzinfarkt
Diagnostik – Akutversorgung – Nachbehandlung
Hausärzt:in DIALOG
Gynäkologie–Urologie
Von der vaginalen Trockenheit bis zum fortgeschrittenen Prostatakarzinom
Weniger suchen, mehr wissen.
Ihr Begleiter im medizinischen Berufsalltag.
Ihr Arbeitsalltag ist stressig genug –verlieren Sie nicht auch noch Zeit mit der Suche nach medizinischen Informationen oder Terminen. Mit Gesund.at haben wir ein Portal geschaffen, das Ihnen diese Arbeit abnimmt. Selbstverständlich haben wir auch an Weiterbildung gedacht, so können Sie ab sofort DFP-Punkte auch unterwegs sammeln! Klingt gut, oder?







Editorial
Ein spannendes Herbstprogramm
Wenn man in Google-News das Stichwort „Gefängnismedizi n“ sucht, findet man zuerst nur Meldungen aus Deutschland, wie: „ Stellen für Gefängnismedizin bleiben oft unbesetz t“, „ Eine interessante berufliche Perspektive“, „Wenige Bewerber“, „ Medizinstudenten sollen im Gefängnis arbeiten“, Das hat uns neugierig gemacht: Bedeuten weniger Schlagzeilen rund um das Thema in Österreich, dass es weniger Probleme beispielsweise mit der (Nach)Besetzung von Stellen gibt? Kollegin Anna Schuster, BSc, hat für die aktuelle Ausgabe der Hausärzt:in recherchiert, wie sich die medizinische Versorgung im Strafvollzug generell in unserer Alpenrepublik gestaltet; und welche Herausforderungen sowie beruflichen Perspektiven es für Mediziner:innen und Vertreter:innen anderer Gesundheitsberufe gibt. Lesen Sie dazu unsere Titelgeschichte ab Seite 14.
Gesundheitsförderung in Haft
Nicht nur die Krankenversorgung, auch die Gesundheitsförderung ist wichtig in Gefängnissen. Seit 15 Jahren verbinden die „Internationalen Konferenzen zur Gesundheitsförderung in Haft“ wissenschaftliche Theorie mit täglich gelebter Vollzugspraxis. Die 13. Konferenz findet heuer übrigens vom 24. bis 25. Oktober in Wien statt. Das Motto lautet: Standards gesundheitlicher Versorgung in Haft. Ziel ist es, ebensolche „Standards in der Versorgung psychischer, physischer sowie sozialer Gesundheit auf deren Umsetzung im Justizvollzug zu prüfen, sowie Hürden und Umsetzungsmöglichkeiten zu diskutieren“. Das Tagungsprogramm und Infos zur Anmeldung finden Sie auf gesundinhaft.eu Zusätzlich lassen sich auf der Website die Beiträge der früheren Konferenzen finden.
Allgemeinmedizinkongress in Graz
Beim Allgemeinmedizinkongress in Graz ist die Justizbetreuungsagentur – als Personaldienstleister der österreichischen Justiz – traditionell vertreten ( jba.gv.at).


Heuer werden Tanja Millauer, HR-Administratorin im Strafvollzug, Wien, und Sarah Laneker, dipl. Gesundheits- und Krankenpflegerin, Justizanstalt Graz-Jakomini, am 30. November über den Alltag von Pflegekräften in Justizanstalten bzw. Forensisch-therapeutischen Zentren sprechen und einen Einblick in die Tätigkeiten im Strafund Maßnahmenvollzug geben. Das vielfältige Aufgabenspektrum im stationären und ambulanten Bereich sowie die Zusammenarbeit in interdisziplinären Teams sollen beleuchtet werden. Für diesen Vortrag sind ein Fortbildungspunkt für Ordinationsassistent:innen (BdADiplom) und zwei für Pflegekräfte (ÖGKV PF-Zertifizierung) vorgesehen. Weitere Infos und das Kongressprogramm können unter stafam.at/kongress abgerufen werden.
BdA-Kongress in Wien
Apropos Ordinationsassistent:innen: Am 12. Oktober (nach Hausärzt:in -Redaktionsschluss) fand wieder der alljährliche BdA-Kongress in Wien statt, organisiert von den RegionalMedien Gesundheit. Die Nachberichte zum diesjährigen 10. Jubiläumskongress sowie zum Allgemeinmedizinkongress in Graz lesen Sie dann in einer nächsten Ausgabe der Hausärzt:in oder auf Gesund.at. Auf unserem Online-Portal finden Sie darüber hinaus viele weitere spannende Kongressund Eventtermine im Herbst und Winter.
Viel Spaß beim Schmökern!
Ihre

Mag.a Karin Martin
Redaktionsleiterin RegionalMedien Gesundheit, karin.martin@regionalmedien.at


06 „Lungengesundes Aufwachsen ermöglichen“
ERS-Congress 2024: Fortschritte in der Atemwegsmedizin bzw. -wissenschaft
12 Dicke Luft
Wie Schadstoffe in Innenräumen der Gesundheit schaden können
20 „Ich weiß, was ich zu essen habe!“
Adipositas und ihre Folgen: ein Erfahrungsbericht von Mag. Werner Gruber
23 DFP Praxiswissen: Herzinfarkt Diagnostik, Akutversorgung und Nachbehandlung
28 Eng verzahnt Wechselwirkungen zwischen Herz, Stress und Psyche


Phytotherapie: Qualität und Wirksamkeit im Blick.
31 Neuer Fokus im Umgang mit Osteoporose
Wie die aktualisierte
Leitlinie die Risikobewertung und Therapie optimiert
34 Darmkrebsvorsorge in Österreich
Praxisrelevante Entwicklungen rund um KolorektalkarzinomScreenings
46 Die unterschätzte Gefahr des RS-Virus Österreich hinkt
Deutschland in puncto Prophylaxe hinterher
48 Invasion PneumokokkenInfektionen einen Riegel vorschieben
50 Behandlung frühzeitig anpassen Therapieeskalation bei schubförmig remittierender Multipler Sklerose


THEMA DES MONATS
14 „Vorurteilsfrei mit Randgruppen umgehen“ Über die facettenreiche Tätigkeit eines Allgemeinmediziners im Strafvollzug
18 Pflege hinter Gittern … im Forensischtherapeutischen Zentrum Göllersdorf
pharmazeutisch
56 Die Top-Husten-/ Erkältungs-Produkte Marktanalyse von Beatrix Linke, Country Lead IQVIA Austria
57 Moderne Tradition Phytopharmazie bei Erkältung, gastrointestinalen Beschwerden und Winterdepression

62 SPRECHStunde „Chronische Ekzeme –berufsbedingt? Und was tun außer ‚Kortison schmieren‘?“
64 Wohnraumanpassung Damit das Zuhause mit einem alt wird
65 Termine Aktuelle Kongresse und mehr
38 Prostatakarzinom: Was gibt es Neues? Vom Leitlinien-Update bis hin zu Therapieempfehlungen im metastasierten Stadium
40 Tabuthema vaginale Trockenheit
Erschreckende Zahlen: Viele schweigen, wenige lassen sich behandeln
41 Prämenstruelles Syndrom –„den Drachen zähmen?“ Im Bereich der Ätiopathogenese liegt vieles im Dunkeln –allerdings gibt es Fortschritte
44 Entzündete Blasenwand Die interstitielle Zystitis in der Praxis
45 Pflanzenkraft Begleitendes bei Harnwegsinfekten
56 Impressum
„Lungengesundes Aufwachsen ermöglichen“
Beim ERS-Congress 2024 in Wien präsentierten internationale Expert:innen Fortschritte in der Atemwegsmedizin bzw. -wissenschaft


Prof.in Dr.in Monika Gappa, Chefärztin der Pädiatrie im Evangelischen Krankenhaus Düsseldorf, Pastpräsidentin der ERS, im Interview.

© ERS


„Wenn ein Kind lungengesund und ohne schädliche Einflüsse auf Lunge und Atemwege aufwächst, verbessert das die Chancen auf ein gesundes Leben als Erwachsene:r.“
„Wie wichtig Lungengesundheit und eine normale Lungenfunktion für jeden Einzelnen sind, ist noch viel zu wenig bekannt.“
NACHBERICHT
ERS International Congress 2024, 7.-12. September, Reed Messe Wien.
* ersnet.org/congress-and-events/congress ** Mehr Infos unter: europeanlung.org/en/projectsand-campaigns/healthy-lungs-for-life *** In Österreich finden sich unter lungenunion.at wertvolle Tipps und Anleitungen.
Dicke Luft
Wie Schadstoffe in Innenräumen der Gesundheit schaden können
Wer, so wie es immer wieder in der Praxis auftritt, vor der Situation steht, Symptome in Wohnungen oder am Arbeitsplatz, die offensichtlich und nachvollziehbar nur dort vorkommen, schlüssig zu erklären, hat es vielleicht mit dem Themenbereich „I nnenraumschadstoffe“ zu tun. Sind es Chemikalien, mit denen gearbeitet wird oder die von Baustoffen abgegeben werden? Ist es die Einrichtung, die gesundheitsbedenkliche Dämpfe abgibt, die außerdem vielleicht nicht ausreichend über die Fensterlüftung abgeführt werden? Oder sind es vielleicht untypische Gerüche, die diese unerklärlichen „ Symptome“ verursachen?
Luftqualität in Innenräumen ist ein komplexes Thema, das eine interdisziplinäre Herangehensweise erfordert. Seit den 1980er-Jahren hat sich dieses Gebiet in Österreich immer mehr etabliert. Seit 1999 ist im Umweltministerium (BMK) ein Team von Ärzt:innen, Umwelthygieniker:innen, Techniker:innen und Messtechniker:innen damit beschäftigt, die Grundlagen für die Bewertung einzelner innenraumrelevanter Noxen zu schaffen, Positionspapiere und Leitfäden zu erstellen und Kongresse auszurichten, wie den alljährlichen „I nnenraumtag“ 1
Schimmelpilze, Asbest & Co
Menschen in Mitteleuropa halten sich grob geschätzt rund 90 Prozent ihrer Lebenszeit in geschlossenen Räumen auf. Umso wichtiger ist es daher, in Innenräumen für Bedingungen zu sorgen, die sowohl unserer Gesundheit als auch unserer Leistungsfähigkeit zuträglich sind. So gibt es zahlreiche Einflussfaktoren, die mitunter gar nicht bewusst wahrgenommen und daher nicht selten vernachlässigt werden. Vorwiegend stammen diese Stoffe aus dem Raum selbst, zum Teil werden sie auch durch die Außenluft eingetragen. Dazu gehören unter anderem Schimmelpilze, Formaldehyd und andere flüchtige Stoffe wie Volatile Organic Compounds (VOC),

GASTAUTOR::
Univ.-Lektor DI
Peter Tappler
Allgemein beeideter und gerichtlich zertifizierter
Sachverständiger, Arbeitskreis Innenraumluft im Bundesministerium für Klimaschutz, IBO Innenraumanalytik OG


außerdem Ultrafeinstaub und „ A ltlasten“ wie Asbest und Pentachlorphenol (PCP).
Ein gesundes „Raumklima“ zeichnet sich zusätzlich durch eine behagliche Raumtemperatur (20-23°C) und Luftfeuchtigkeit (im Winter 30-45 % rel. LF) sowie passende Luftströmungen aus. Wie hochwertig die Raumluft tatsächlich ist, hängt natürlich auch von der Qualität der zugeführten Außenluft ab, die im Idealfall weitgehend frei von Luftfremdstoffen ist. Gute Innenraumluftqualität ist demnach zusammengefasst das Ergebnis schadstoffarmer Baustoffe, Möbel und Materialien der Innenausstattung, einer optimalen Lüftung sowie einer wenig verunreinigten Außenluft.
Gesundheitliche Bedeutung von Luftschadstoffen
Sehr häufig treten Befindlichkeitsstörungen auf, dazu zählen unspezifische Symptome wie Kopfschmerzen, starke Stimmungsschwankungen, Konzentrationsschwäche, Übelkeit, Müdigkeit und Appetitlosigkeit. Ihre Ursachen zu entdecken/ermitteln, erweist sich oft als schwierig, da sich die genannten Befindlichkeitsstörungen nicht bestimmten Krankheitsbildern zuordnen lassen und ihr Grund auch ganz woanders liegen kann.
Luftverunreinigungen belasten primär Atemwege und Augen. Akute Schleimhautreizungen in oberen Atemwegen sowie an den Bindehäuten können
durch flüchtige Substanzen wie etwa Formaldehyd bzw. VOC oder durch Allergene verursacht werden.² Zu trockene Luft (< 20 % rel. LF) begünstigt die Entstehung dieser Beschwerden. Schlecht wasserlösliche Gase und sehr feine Staubteilchen (vor allem Ultrafeinstaub < 100 nm) gelangen in tiefere Abschnitte des Respirationstraktes bis in die Alveolen und können dort Entzündungsreaktionen auslösen. Neben Gesundheit und Wohlbefinden wird auch die Leistungsfähigkeit durch Luftverunreinigungen und ein ungünstiges Raumklima in Innenräumen deutlich beeinflusst.³ Unzureichender Luftwechsel führt zur Anreicherung von Kohlenstoffdioxid und VOC, was sich beispielsweise negativ auf die Aufmerksamkeit auswirken kann. Hohe CO2-Konzentrationen in den Nachtstunden sind mit deutlich verringerter Leistungsfähigkeit am darauffolgenden Tag verbunden. Schlaf- und Arbeitsräume (dazu gehören auch Schulklassen) müssen daher immer ausreichend mit Frischluft versorgt werden, Fensterlüftung allein ist zu wenig. Die in den 1970er-Jahren durchaus nachvollziehbaren Bedenken gegen Lüftungs- und Klimaanlagen sind heute definitiv nicht mehr angebracht. Es ist im Gegenteil davon auszugehen, dass hochwertige, bedarfsgeregelte und zugfreie raumlufttechnische Anlagen die Raumluftqualität günstig beeinflussen.
Biologische Faktoren
Auch mikrobielle Faktoren wie Viren, Bakterien und Schimmel mit ihren flüchtigen Stoffwechselprodukten sind zu bedenken.4 Obwohl schon länger für Influenzaviren und andere Erkältungserreger belegt, hat die COVID19-Pandemie sehr eindrücklich gezeigt, wie wichtig eine ausreichende Lüftung für die Risikoreduktion ist, vor allem in öffentlich zugänglichen Räumen. Zu weiteren biologischen Faktoren zählen natürlich auch Allergene wie der Kot von Hausstaubmilben, darüber hinaus Haare und Hautschuppen von Tieren (Katze, Hund). Als Symptome treten vorwiegend typische allergische Beschwerden auf, die von Konjunktivitis über Rhinitis bis hin zu pulmonalen, asthmatischen Problemen reichen können.
Umgang mit Schadstoffen in Innenräumen
Die mit Abstand meisten Anfragen an Umweltlabors beziehen sich erfahrungsgemäß auf Schimmel, ein Begriff, unter dem Schimmelpilze und schimmelähnliche Bakterien subsumiert werden5, sowie auf Gerüche. Wenn man sich in bestimmten Räumen nicht wohlfühlt, unter unspezifischen Symptomen leidet oder immer wieder erkrankt, sind gebäudeassoziierte Faktoren als Ursache zu erwägen. Bei zahlreichen Stoffen existieren Richt- und Referenzwerte für den Innenraum. Für Arbeitsplätze und -stoffe gelten eigene Regelungen6 (z. B. MAK- und TRK-Werte). Laut § 22 Absatz 3 ASchG müssen alle Arbeitsräume so gestaltet sein, dass „ausreichend gesundheitlich zuträgliche Atemluft vorhanden“ ist.
Auftretende Verdachtsfälle können auf einer fundierten fachlichen Basis interdisziplinär, also durch die Zusammenarbeit von Medizin (Diagnose, Therapie) und spezialisierten, erfahrenen Labors (technische Befundung der Räume), abgewickelt werden.
Literatur:
1 Hutter H-P et al., Ziele und Aufgaben des Arbeitskreises Innenraumluft. Mitteilungen der Sanitätsverwaltung 103:3-6.
2 Wolkoff P (2018): Indoor air humidity, air quality, and health: An overview. Int J Hyg Environ Health 221:376-390.
3 Literatur dazu in BMK (2024): Richtlinie zur Bewertung der Innenraumluft. Richtlinienteil Kohlenstoffdioxid. Erarbeitet vom Arbeitskreis Innenraumluft im BMK.
4 BMNT (2019): Leitfaden zur Vorbeugung, Erfassung und Sanierung von Schimmelbefall in Gebäuden („Schimmelleitfaden“): innenraumanalytik.at/ schimmelleitfaden.pdf
5 Tappler P, Hutter H-P, Moshammer H (2021): Gesunde Raumluft am Arbeitsplatz. WEKA-Verlag.
INFO
Weiterführende Links
Weitere Infos, Richtwerte und Literatur findet man auf der Innenraum-Website des BMK: bmk.gv.at/themen/klima_umwelt/luft/ innenraum.html
Infos zu Schadstoffen unter raumluft.org und zu Schadstoffmessungen innenraumanalytik.at
Innenraumtag 2024 des BMK zum Thema: „Lüftung und Kühlung in Zeiten des Klimawandels“ am 28.11.2024 in Wien. Freier Eintritt, Buchung unter office@innenraumanalytik.at

Dr. Rainer Kukla, Allgemeinmediziner in der Justizanstalt Wien Josefstadt, Sonderkrankenanstalt Wilhelmshöhe, und in der Justiz anstalt Wien Simmering, nebenbei Vertrauensarzt für ein anderes Unternehmen, im Gespräch.



„Vorurteilsfrei
mit Randgruppen umgehen“
Über die facettenreiche Tätigkeit eines Allgemeinmediziners im Strafvollzug
Insgesamt 28 Justizanstalten (JA) gibt es in Österreich – so weit, so klar. Doch was sich hinter den Mauern abspielt, bleibt den meisten verborgen. Die rund 9.500 Insass:innen werden umfassend versorgt, auch von Seiten der Medizin. Dr. Rainer Kukla, Arzt für Allgemeinmedizin, blickt bereits auf rund 20 Jahre Berufserfahrung im Strafvollzug zurück: unter anderem in den Justizanstalten Wien Josefstadt (Nachtdienstarzt), Wien Favoriten und Stein in Krems an der Donau. Heute arbeitet er an zwei Wochentagen in der JA Wien Simmering und dreimal die Woche in der Sonderkrankenanstalt Wilhelmshöhe. Letztere ist eine Außenstelle der JA Wien Josefstadt mit einem Schwerpunkt auf der Versorgung von Personen mit (Verdacht auf) Lungentuberkulose, weiters „von schwerst erkrankten und nicht mobilen Häftlingen sowie Menschen, die einer besonderen psychischen Betreuung und Umgebung bedürfen“, so die Zuständigkeitsbeschreibung laut justiz.gv.at. Zudem sei es ein zentraler Auftrag aller an der Wilhelmshöhe Beschäftigten, alte Menschen bis zu ihrem Ableben während des Strafvollzugs zu betreuen, was auch Sterbebegleitung einschließt.
Im Gespräch mit der Hausärzt:in gibt Dr. Kukla einen Einblick in den Alltag eines Arztes im Strafvollzug und erläutert Licht- sowie Schattenseiten, die bekanntlich nah beieinanderliegen.
HAUSÄRZT:IN: Was hat Sie dazu bewogen, in einer Justizanstalt als Allgemeinmediziner tätig zu sein?
Dr. KUKLA: Zu meiner jetzt schon viele Jahre andauernden Tätigkeit kam ich zufällig durch ein Gespräch mit einem Justizwachebeamten. Erst von ihm erfuhr ich, dass es im Bereich des Strafvollzugs eine umfassende medizinische Betreuung gibt. Wenige Monate später stieß ich auf eine Stellenausschreibung für einen Nachtdienstarzt an der JA Wien Josefstadt.
Mein Interesse an der Arbeit im Strafvollzug war durch meine Vermutung
begründet, dass Delinquenz und psychiatrische Erkrankungen einen Zusammenhang haben. Außerdem hatte ich immer schon eine Vorliebe für das Fachgebiet der Psychiatrie. Den Umgang mit Randgruppen wie Suchtkranken oder Obdachlosen konnte ich bereits in der Erstversorgung – auch in Nachtdiensten – an einem Wiener Gemeindespital erlernen.
Welche besonderen Herausforderungen bringt die Arbeit mit Insass:innen mit sich?
Grundsätzlich unterscheidet sich das Aufgabengebiet der Allgemeinmedizin in diesem Setting nicht von dem im niedergelassenen Bereich. Eine Suchtproblematik trifft man jedoch überdurchschnittlich häufig an, so sollte eine im Strafvollzug tätige Ärzt:in mit der Drogensubstitutionstherapie vertraut sein. Ebenso gilt es, den Umgang mit Menschen aus nicht mitteleuropäischen Kulturen zu kennen. Oft legt das Klientel in einer Justizanstalt ein forderndes Auftreten an den Tag: Alles muss sofort passieren, Heilung muss unverzüglich eintreten, Medikamente sollen nach Wunsch, nicht nach Indikation verschrieben werden. Für die Mediziner:in sind eine starke Persönlichkeit, ein sicheres Auftreten – korrekt und distanziert – in diesem Tätigkeitsfeld von unbedingtem Vorteil.
Hatten Sie anfangs Bedenken, etwa in puncto Sicherheit, die bestätigt oder widerlegt wurden?
Am Beginn meiner Tätigkeit habe ich keine besonderen Sicherheitsbedenken gehabt, sondern auf die beschützende Anwesenheit der Justizwache vertraut. Betreuungsdienste wie die medizinischen Fachkräfte treffen tatsächlich grundsätzlich nur in Begleitung der Justizwachebeamt:innen mit Insass:innen zusammen, auch und gerade diese Berufsgruppe ist natürlich im Umgang mit den – immer wieder potenziell gefährlichen – Insass:innen geschult. In diesem Sinne wurden mei-
INFO 1
Zahlen, Zahlen, Zahlen …
� 28 Justizanstalten gibt es insgesamt in Österreich, davon:
• sieben Strafanstalten für Männer (für den Vollzug von Freiheitstrafen von über 18 Monaten),
• eine Strafanstalt für Jugendliche,
• eine Strafanstalt für Frauen,
• vier Anstalten für den Maßnahmenvollzug sowie
• 15 gerichtliche Gefangenenhäuser.
� Hinzu kommen zwölf Außenstellen der Justizanstalten, die zum Teil als landwirtschaftliche Betriebe fungieren.
� Insass:innenstand: 9.547
• Davon sind 647 (6,78 %) weiblich.
• 8.697 Insass:innen befinden sich in Justizanstalten (bei einer Belagsfähigkeit von 8.459 Plätzen entspricht das 102,81 % der Belagskapazität).
• 850 Insass:innen befinden sich in psychiatrischen Krankenhäusern bzw. im elektronisch überwachten Hausarrest.
� Verteilung der Insass:innen:
• Strafhaft: 5.977 (62,61 %)
• Untersuchungshaft: 1.740 (18,23 %)
• Untergebrachte: 1.436 (15,04 %): Maßnahmenvollzug an zurechnungsunfähigen (≈ 790) und zurechnungsfähigen (≈ 600) Personen mit „schwerwiegender und nachhaltiger psychischer Störung“ sowie an entwöhnungsbedürftigen Rechtsbrecher:innen, außerdem Krisenintervention
• sonstige Haft: 394 (4,13 %): Vollzug von Freiheitsstrafen für Verwaltungs-, Finanz- sowie ausländische Behörden (Auslieferungshaft)
Quellen: Die österreichische Justiz ( justiz.gv.at , Stand: 1. August 2024), Bundesministerium für Justiz >


„Für Ärzt:innen in Justizanstalten sind eine starke Persönlichkeit, ein sicheres Auftreten –korrekt und distanziert –von unbedingtem Vorteil.“
ne Erwartungen bestätigt, trotzdem ich natürlich weiß, dass eventuelle körperliche Übergriffe jederzeit möglich oder geplant sein können. Die Sorge um die persönliche Sicherheit muss natürlich jede:r selbst beurteilen.
Um bei der Zusammenarbeit mit anderen Berufsgruppen zu bleiben: Wie gestaltet sich diese genauer? Als Ärzt:in in einer Justizanstalt arbeitet man neben dem Krankenpflegepersonal etwa mit „ Betreuungsdiensten“ aus den Bereichen Psychologie, Sozialarbeit, Physiotherapie, Ergotherapie und nicht zuletzt mit den Angehörigen der Justizwache zusammen. Während der Kontakt mit den hier als Betreuungsdienste bezeichneten Berufsgruppen aus dem Krankenhaus oder dem niedergelassenen Bereich ja bekannt sein sollte – und natürlich eminent wichtig ist –, gilt es in
diesem Kontext, den Umgang mit dem uniformierten Personal zu erwähnen. Während fachlich die Medizin entscheidet, kommt es vor, dass wir in Fragen der Sicherheit Anweisungen von nichtmedizinischem Personal bekommen. Das mag für uns Ärzt:innen, die es gewohnt sind, hierarchisch an oberster Stelle zu stehen, neu sein, es passiert jedoch zu unseren Gunsten.
Insgesamt gestaltet sich meiner langjährigen Erfahrung nach die Zusammenarbeit mit allen Berufsgruppen sehr gut. Wir alle wissen, dass diese zu guten Erfolgen führt.
Medial und politisch wird regelmäßig der Personalmangel in Justizanstalten diskutiert. Spürt man diesen im beruflichen Alltag?
Gesundheitsberufe in Justizanstalten
� Freiberufliche Ärzt:innen arbeiten auf Stundenbasis in den Justizanstalten – zumeist an einem Tag pro Woche. Daher ist die Vereinbarung dieser Aufgabe mit einer Ordinationstätigkeit prinzipiell leicht möglich. Zudem gibt es in den Bundesländern Mediziner:innen, die Justizanstalten in ihrer Funktion als Notärzt:innen kennen und besuchen.
� Allgemeinmediziner:innen sind hauptberuflich, teilzeitlich oder stundenweise in der JA tätig. Bei niedergelassenen Allgemeinmediziner:innen werden auch Leistungen in der jeweiligen JA oder in der Praxis nach BVA-Tarif in Anspruch genommen.
� Fachärzt:innen für Psychiatrie sind je nach Größe der JA ebenso in Vollzeit oder stundenweise tätig oder über den BVA-Tarif beschäftigt. In den Forensisch-therapeutischen Zentren gibt es außerdem ein Modell in Zusammenarbeit mit der MedUni Wien: Leistungen von Assistenzärzt:innen werden zugekauft, jene Mediziner:innen sind zu 75 % für die Justiz und zu 25 % an der MUW tätig.
� Diplomiertes Pflegepersonal wird in Voll- bzw. Teilzeitanstellung beschäftigt. Eine Tätigkeit auf Honorarbasis ist hier nicht vorgesehen. In Sonderkrankenanstalten der Justiz und in Forensisch-therapeutischen Zentren gibt es auch einen 24-h-Pflegedienst.
� Geschlechterparität: Bei Mediziner:innen ist das Verhältnis ausgewogen, bei den DGKP überwiegen klar die Frauen.
� Weiteres Fachpersonal: u. a. medizinisch-technische Dienste, Sozialbetreuer:innen, Pädagog:innen, Sozialarbeiter:innen, Psycholog:innen.
� Personaldienstleister der österreichischen Justiz ist die Justizbetreuungsagentur (JBA). Ihre Aufgaben:
• Versorgung der Justizanstalten und Forensisch-therapeutischen Zentren mit Personal zur Behandlung, Pflege, Erziehung und Betreuung von Insass:innen
• Bereitstellung von Kinderbeiständen, diversen Expert:innen, Amtsdolmetscher:innen sowie Familien- und Jugendgerichtshelfer:innen
Jobprofile und freie Stellen sind zu finden unter: justiz.gv.at/karriere-in-der-justiz.9c7.de.html jba.gv.at/stellenangebote
Quelle: Bundesministerium für Justiz
Um mich auf den medizinischen und pflegerischen Teil zu beziehen: Der Personalmangel in österreichischen Justizanstalten ist ebenso wie im öffentlichen Bereich spürbar. Die Justiz sucht immer Ärzt:innen aller Fachrichtungen sowie Pflegepersonal. Wobei es meiner Ansicht nach auch daran liegt: Viele Kolleg:innen wissen gar nicht, dass Medizin im Strafvollzug stattfindet.
Welche positiven Aspekte Ihrer Arbeit würden Sie hervorheben?
Positiv an meiner Arbeit ist, dass ich in einer multiprofessionellen Umgebung tätig bin, einen regen Austausch mit anderen Fachdiensten und der Justizwache pflege. Außerdem erlebe ich doch immer wieder, dass meine Patient:innen – auch überraschenderweise – ihren Dank für die Betreuung zum Ausdruck bringen. Ich bin ja nicht umsonst schon seit mehr als zwanzig Jahren im Strafvollzug tätig.
Welche abschließende Botschaft haben Sie an Ärzt:innen, die überlegen, in einer Justizanstalt zu arbeiten?
Wenn man einen vorurteilsfreien Umgang mit Randgruppen pflegen, gut und gerne mit anderen Berufsgruppen in einem spannenden Umfeld arbeiten will sowie ein bestimmtes und korrektes Auftreten mitbringt, ist die Arbeit als Ärzt:in in einer Justizanstalt eine lohnende Tätigkeit!
Das Interview führte Anna Schuster, BSc.
Pflege hinter Gittern
Andrea Klauninger, 54 Jahre, ist Diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin im Forensisch-therapeutischen Zentrum Göllersdorf*
(…) Im Gegensatz zu anderen Renaissanceschlössern in Österreich kann man im Schloss Göllersdorf (…) keine Rittersäle oder idyllischen Gärten bestaunen, sondern wird von vergitterten Fenstern und einem mehrere Meter hohen Zaun mit Stacheldraht begrüßt. Dort, hinter dicken Mauern, arbeitet Andrea Klauninger und pflegt „ z urechnungsunfähige Personen mit schwerwiegender und nachhaltiger psychischer Erkrankung“ – Menschen, die bei der Ausführung eines Deliktes nicht zurechnungsfähig, psychotisch, waren (…).
Jene Männer (…) bleiben laut Andrea im Durchschnitt fünf Jahre dort. „ Manche sind aber auch jahrzehntelang hier“, meint sie mit schwerer Stimme und erklärt, dass die begangenen Delikte von gefährlicher Drohung bis Mord reichen. (…)

DGKP.
Das ist nicht so. Sie können sich innerhalb der eigenen Wohngruppe Tag und Nacht frei bewegen“, erklärt Andrea. Untertags nehmen Patienten an Therapien teil – es gibt Ergo- oder Musiktherapie, heilpädagogische Gruppen, aber auch immer wieder Yoga sowie Achtsamkeitstraining. Es werden außerdem Selbsthilfegruppen, Suchttherapien und Anti-GewaltGruppen für Männer angeboten. „ Spielgruppen gibt es auch. Ein Patient wollte mir einmal Schach beibringen, ich habe mir sogar ein Buch gekauft, aber das hat nicht so gut funktioniert. Beim Schnapsen mit einem anderen war es schon besser, aber der hat so viel geschummelt, das kann man sich nicht vorstellen.“ Neben dem Anstaltsalltag gibt es zusätzlich immer wieder Events wie das jährliche Sommerfest oder das Gartenfest. Solche Veranstaltungen sowie bunt gestaltete Räumlichkeiten sollen den Patienten helfen, sich wohlzufühlen.
Auch Andrea fühlt sich im Schloss Göllersdorf und bei der Arbeit wohl – und sicher. Sie ist der Meinung: „Wer Vorurteile oder Angst vor den Patienten hat, ist hier falsch“. Für die Sicherheit im FTZ sind 68 Justizwachebeamt:innen zuständig. Patienten, die sich im sogenannten Maßnahmenvollzug befinden, sollten Medikamente nehmen. Jeden Tag in der Früh und unter Aufsicht, kurz nach 7:30 Uhr, wenn die Türen auf den Stationen geöffnet werden. Und auch wenn sich die Patienten innerhalb einer Station frei bewegen können, werden sie zu den Sanitätsräumen, in den Garten oder in die Werkstätten immer von der Pflege oder Justizwache begleitet. Privatsphäre ist ein rares Gut im Maßnahmenvollzug, trotzdem werden die Rechte der Patienten geachtet. „ Jeder Mensch hat ein Recht auf Sexualität. Das ist hier kein Tabuthema. Worauf wir dabei achten müssen, ist aber, dass sie – wenn eine zweite Person involviert ist – mit Konsens ausgelebt wird“, erklärt Andrea bestimmt.
Die Zusammenarbeit mit den Kolleg:innen, der Justizwache sowie den Stationsärzt:innen und Therapeut:innen läuft laut Andrea ausgezeichnet und „auf Augenhöhe“. Einmal in der Woche gibt es Visite und eine Teambesprechung, wo – unter Anwesenheit aller Berufsgruppen – besprochen wird, was gut oder weniger gut läuft, was auffällt, wer besondere Aufmerksamkeit braucht. In diesen Besprechungen wird auch beschlossen, wer sich für ein Sozialtraining oder einen Gruppenausgang eignet. Sozialtraining und Gruppenausgänge sind auch eine Voraussetzung für die bedingte Entlassung. Andrea ist beispielsweise schon mit Patienten nach Wien gefahren, um dort über die Mariahilfer Straße zu spazieren oder den Tiergarten Schönbrunn zu besuchen. (…)
Seit sieben Jahren macht Andrea keine Sozialtrainings mehr, weil sie nun nicht mehr auf einer Wohnstation, sondern in der internen Ordination und dem Medikamentendepot arbeitet.
Andrea Klauninger,
(…) Die Ordination selbst funktioniert wie eine Praxis aus der Allgemeinmedizin – hier kommen die Patienten von sich aus hin, als würden sie zum Hausarzt oder der Hausärztin gehen. (…)
Wie auch in der Allgemeinmedizin „d raußen“ finden sich in der Ordination im FTZ klassische Krankheitsbilder und Beschwerden: „Ganz oft muss ich erklären, warum Bewegung und eine ausgewogene Ernährung wichtig sind und warum Rauchen und Übergewicht der Gesundheit schaden. Da unterscheiden sich unsere Patienten nicht von anderen“, meint Andrea schulterzuckend. Ihr ist es wichtig, dass Menschen, die keinen Zugang zu ihrem Arbeitsumfeld haben, klar ist, dass psychische Erkrankungen genauso ernstzunehmende Erkrankungen wie ein gebrochenes Bein oder Krebs sind. „ Die Akzeptanz in der Gesellschaft wächst, aber ich glaube, dass es schon noch ein paar Jahre dauern wird “ Bis es so weit ist –oder zumindest bis zu ihrer Pension –, wird Andrea weiterhin im FTZ Göllersdorf arbeiten, die Patienten im Alltag unterstützen und ihnen zuhören, wenn sie ein offenes Ohr brauchen.
„ Durch meine Arbeit hier habe ich gelernt, was es heißt, einen befriedigenden Job zu haben. Das ist ein schönes Gefühl und es ist ganz klar für mich, dass ich bis zur Pension hierbleibe“, erklärt Andrea mit einem Lächeln im Gesicht.
Katrin Grabner, BA, MA
* Bei diesem Beitrag handelt es sich um einen gekürzten Abdruck des gleichnamigen Kapitels aus: UND TROTZDEM (siehe Buchtipp).
X HAUSÄRZT:IN-Buchtipp
Und trotzdem 23 ganz schön ehrliche Geschichten aus der Pflege
Von Katrin Grabner
Ampuls Verlag 2023


„Ich weiß, was ich zu essen habe!“
Adipositas und ihre Folgen: ein Erfahrungsbericht von Mag. Werner Gruber

Mag. Werner Gruber, Physiker, Kabarettist und Autor
Ich bin übergewichtig – seit dem vierten Lebensjahr. Im vierten Lebensjahr war ich untergewichtig, bekam Scharlach, wurde in ein Spital eingeliefert und bekam Hormonspritzen zur Behandlung des Untergewichts. Nach dem Spitalsaufenthalt verdoppelte ich binnen eines halben Jahres mein Körpergewicht. Natürlich kann ich mich an diesen Spitalsaufenthalt nur sehr begrenzt erinnern. Diese Hormonthe-
rapie soll nicht als Entschuldigung für mein Übergewicht dienen – für was sollte ich mich überhaupt entschuldigen?
Ein Leben lang …
In der heutigen Gesellschaft haben wir im Umgang mit Übergewicht mit zwei Personengruppen zu tun:
• Personen ohne Gewichtsprobleme, die über Probleme reden, die sie nicht haben, und Lösungsstrategien anbieten, welche von Übergewichtigen schon zigmal ausprobiert wurden, aber nicht funktionieren.
• Personen mit Übergewichtsproblemen, die in der Regel ein Leben lang mit dem Übergewicht kämpfen.
Was gibt die Wissenschaft her –was bleibt an Fakten? Erstens: Wir wissen, dass Übergewicht das Leben verkürzt – einerseits durch Sekundärerkrankungen wie Diabetes oder Bluthochdruck mit den bekannten Spätfolgen für das Herz-Kreislauf-Sys-

tem; andererseits ist auch die Inzidenz von Krebserkrankungen erhöht.
Möchte man lange leben, will man kein Übergewicht.
Zweitens: Es gibt eine massive soziale Ächtung von Personen mit Übergewicht. Diese Personengruppe kann sich nicht beherrschen, ist faul oder einfach undiszipliniert – oder das „ Dicksein“ wird generell als Beleidigung verwendet. Man könnte jetzt viel über Mobbing in der Schule seitens Mitschüler:innen sprechen – aber das sind Kinder. Es ist auch eine Frage der Erziehung durch die Eltern.
Sprechen wir doch über den Turnunterricht, gehalten von Lehrer:innen, also Erwachsenen. Ich habe in meiner Gymnasialzeit nur einen einzigen Turnlehrer erlebt, der wusste, wie man mit Übergewichtigen umgeht. Alle anderen Lehrer:innen haben uns Übergewichtige entweder auf die Bank geschickt oder uns erklärt, dass sie uns beim Felgeaufschwung oder bei anderen problematischen Turnübungen schon fangen würden.
Als Physiker kann ich Ihnen versichern, dass ein Lehrer, der selbst nur 65 kg hat, nicht in der Lage ist, einen Schüler mit 80 kg in Drehbewegung (die Beschleunigungen sind massiv), aufzufangen. Es gilt: Kraft ist Masse mal Beschleunigung. Dies ist kein Gedankenspiel, das ist leider Realität – ich habe es selbst erlebt.
Der zuvor erwähnte Lehrer konnte uns Übergewichtige auf Augenhöhe und mit sehr viel Einfühlungsvermögen zum Sport motivieren. Er selbst war fast zwei Meter groß, ein einziges Muskelpaket und ein echter Spitzensportler mit zahlreichen internationalen Auszeichnungen. Er meinte etwa: „Werner, wenn du da raufkraxelst, dann mach es nur, wenn du es dir zutraust – ich kann dich nicht auffangen, vielleicht probierst du nur ein paar Sprossen und nicht mehr “ oder „ P robieren wir doch einmal etwas Einfacheres “ usw. Und es gab sogar
„Als Physiker kann ich Ihnen versichern, dass ein Lehrer, der selbst nur 65 kg hat, nicht
in der Lage
ist,
einen Schüler mit 80 kg beim Felgeaufschwung in Drehbewegung – die Beschleunigungen sind massiv! – aufzufangen.“
Lob, echtes, ehrliches Lob, obwohl man schlechter war als der Klassendurchschnitt. Bei diesem Lehrer fühlte ich mich wohl, er kümmerte sich mehr um die „ P roblemfälle“ als um die Spitzenathleten der Klasse. Als ich später durch eine bariatrische Operation massiv abgenommen habe, wurde ich öfters gefragt, ob ich mich
jetzt besser fühlte. Nette Frage, aber was glauben die Leute? Dass man mit Übergewicht viele Dinge nicht machen kann? Eigentlich konnte ich immer alles machen, was ich wollte. Und ja, das Stiegensteigen fällt einem leichter mit weniger Gewicht. Trotzdem macht mir Stiegensteigen immer noch keinen Spaß! Das Einzige, was sich wirklich geändert hat, ist das Sitzen im Flieger. Man hat mehr Platz und bedroht nicht durch seine Masse die Sitzplatznachbar:in.
Möchte man ein gleichwertiges Mitglied der Gesellschaft sein, will man kein Übergewicht.
Was kann man nun wirklich gegen Übergewicht tun?
Wenn mir jemand erklärt, ich solle weniger essen oder mehr Biologisches zu mir nehmen oder einfach mehr Sport machen
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oder, oder, oder … dann fällt mir nur eines ein: DAS WEISS ICH SEIT MEINEM SECHSTEN LEBENSJAHR!!! Jede:r Übergewichtige kennt alle Optionen des Essens und meistens wurden alle Diäten bzw. „Umstellungen des Lebenswandels“ schon ausprobiert. Die Zahl der Diätratgeber und Lebensberatungsbücher übersteigt wohl die Zahl der Kochbücher. Fast alle Personen mit Übergewicht haben im Laufe ihres Lebens mindestens ihr gesamtes Körpergewicht abgenommen und wieder zugenommen. Ich habe selbst ein halbes Jahr lang vegetarisch gelebt – hat auch nicht geholfen.
Woran liegt es, dass das mit dem Abnehmen so schlecht funktioniert? Kommen wir zu den wissenschaftlichen Fakten: Für Übergewicht gibt es über 200 bisher identifizierte Fakto-

So individuell wie die Gesundheit.
boso medicus exclusive lässt sich auf die persönlichen Bedürfnisse einstellen, bietet zahlreiche Statistikfunktionen für eine optimale Beurteilung der Blutdruckwerte und ist besonders empfohlen bei erhöhter Blutdruckvariabilität. Überzeugend in jeder Beziehung: das elegante Design, die hochwertige Verarbeitung und ein Funktionsumfang, der keine Wünsche offen lässt. Und das alles so einfach und benutzerfreundlich, wie Sie und Ihre Patienten es von boso gewohnt sind: Die große Anzeige und die zuschaltbare Sprachausgabe machen die Blutdruckmessung besonders einfach und komfortabel – nicht nur für ältere oder sehbehinderte Menschen.


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ren, wahrscheinlich mehr. Darunter sind exotische Gründe wie ein gutartiger Tumor in einer Region des Gehirns, welcher das Sättigungszentrum außer Kraft setzt, oder einfach eine Hormonstörung.
Es liegen viele Studien vor, die zeigen, dass bei einem Übergewicht von mehr als 15-20 kg das Abnehmen durch Diäten bzw. mehr Sport üblicherweise nicht zum Erfolg führt – von 1.000 Personen schafft es in der Regel nur eine, länger als fünf Jahre das gewünschte Gewicht zu halten. Das Gehirn regelt über den Hormonhaushalt das Sollgewicht. Bei Mäusen und Ratten kann dieses Sollgewicht schon medikamentös beeinflusst werden. Bei uns Menschen klappt dies leider noch nicht.
„Es gibt Spritzen – entwickelt für Diabetes –, die den Hormonspiegel positiv verändern, und dadurch soll das Abnehmen massiv erleichtert werden.“
Von Hausmitteln bis hin zu Spritzen
Bei Personen mit weniger als 15-20 kg Übergewicht funktionieren die klassischen „ Hausmittel“ – weniger essen, mehr Sport. Bei einem Übergewicht von mehr als 20 kg hilft das nicht besonders viel: Ich selber habe mich für eine bariatrische Operation entschieden, einen sogenannten Magenbypass. Dabei wird der Magenausgang vom Zwölffingerdarm getrennt und direkt mit dem Dünndarm verbunden. Damit werden der Zwölffingerdarm und eine wesentliche Strecke des absorbierenden Dünndarmes umgangen. Wenn die Operation korrekt durchgeführt wurde, funktioniert das hervorragend – ein ganz großes Dankeschön an das Operationsteam, das mich behandelte! Es war sicher eine der besten Entscheidungen meines Lebens. Dennoch glaube ich, dass dies zwar im Moment eine gute Lösung ist, es aber wahrscheinlich Besseres braucht. So gibt es etwa Spritzen – entwickelt für Diabetes –, die den Hormonspiegel positiv verändern, und dadurch soll das Abnehmen massiv erleichtert werden. Warten wir ab, wie gut das funktioniert.
Fazit
Wichtig wäre mehr Forschung auf dem Gebiet der Adipositas. Gegen Bluthochdruck oder einen zu hohen Cholesterinspiegel gibt es schon Medikamente –vielleicht gibt es einmal eine Tablette, mit der sich das Übergewicht in Luft auflöst.
Also: Mehr Geld für die Wissenschaft!


Praxiswissen: Herzinfarkt
Diagnostik, Akutversorgung und Nachbehandlung


© Klinikum Wels-Grieskirchen

GASTAUTOR: Prim. PD Dr. Ronald K. Binder, FESC*
Abteilung für Kardiologie und Intensivmedizin, Klinikum WelsGrieskirchen




INFO 1
Pathophysiologische Herzinfarkteinteilung
Typ 1: koronare Plaqueruptur oder -erosion mit okklusivem oder teilokklusivem Thrombus
Typ 2: Missverhältnis von Sauerstoffangebot und -bedarf mit oder ohne Koronarstenose; Hypoxie; Hypo- oder Hypertonie; Bradyoder Tachyarrhythmie; Vasospasmus; Koronarembolie; mikrovaskuläre Dysfunktion; spontane Koronardissektion
Typ 3: plötzlicher Herztod wegen Myokardischämie
Typ 4a und 4b: Herzinfarkt im Rahmen einer Koronarintervention oder Stentthrombose
Typ 5: Herzinfarkt im Rahmen einer aortokoronaren Bypassoperation
INFO 2
Risikostratifizierung beim Nicht-ST-Hebungsinfarkt
sehr hoch (sofortiges Legen eines Herzkatheters): Schock, refraktärer Brustschmerz, akute Herzinsuffizienz, relevante Arrhythmien, ischämische EKG-Dynamik, passagerer Kreislaufstillstand, mechanische Infarktkomplikation, hämodynamische Instabilität hoch (Herzkatheter möglichst innerhalb von < 24 h): gesicherter Nicht-ST-Hebungsinfarkt, passagere ST-Hebung, dynamische ST-Senkungen oder T-Wellen-Veränderungen, erhöhter GRACE-Score: > 140 nicht hoch (Herzkatheter während des stationären Aufenthalts bzw. selektiv): keine Merkmale eines hohen oder sehr hohen Risikos
INFO 3
Erstversorgung beim ST-Hebungsinfarkt
� Acetylsalicylsäure 250 mg i. v.
� Heparin 70-100 E/kg KG i. v.
� EKG-Monitorisierung und Defibrillationsbereitschaft
� Transport ins nächste Herzkatheterzentrum
� Bei Bedarf:
• Bluthochdruck und Tachykardie: Betablocker (z. B. Metoprolol 1-5 mg i. v.)
• Angina, Bluthochdruck bei Normokardie: Nitrate (z. B. 1-2 Hübe Nitro s. l.)
• starke Schmerzen: Morphium 5-10 mg i. v.
• periphere Sauerstoffsättigung kleiner 90 %: zusätzlicher Sauerstoff
• zusätzliche Antithrombotika: Prasugrel 60 mg p. o. oder Ticagrelor 180 mg p. o./s. l.
Die Nachbehandlung eines Herzinfarkts zielt auf Folgendes ab:
• Vermeidung von erneuten kardiovaskulären Ereignissen,
• Unterstützung der Heilungsphase (positives kardiales Remodeling; Endothelialisierung der „culprit lesion“ bzw. des Stents),
• Erkennung und Behandlung von Risikofaktoren,
• Verbesserung der Lebensqualität.
Hausärzt:in DFP – Das Wichtigste in Kürze
Die Symptome und Folgen eines Herzinfarktes entstehen durch einen akuten Sauerstoffmangel im Herzmuskel. Dieser basiert auf einer Koronarobstruktion oder einem Missverhältnis von myokardialem Sauerstoffbedarf und -angebot.
Die Manifestationen des Herzinfarkts umfassen ein Spektrum, das vom stummen Infarkt über den Nicht-ST-Hebungsinfarkt, den ST-Hebungsinfarkt, den kardiogenen Schock bis hin zum Herzkreislaufstillstand reicht.
Anamnese, Klinik, EKG und Troponin-Bestimmung bilden die Ausgangsbasis für die Diagnose Herzinfarkt.
Die prähospitale Therapie umfasst Acetylsalicylsäure, Heparin und EKG-Monitorisierung.
Zusätzlicher Sauerstoff, Schmerzmittel (z. B. Morphium), Nitrate, Betablocker oder Sedation können je nach Symptomen und Vitalparametern zum Einsatz kommen.
Beim akuten ST-Hebungsinfarkt sollte die Patient:in unter kontinuierlichem EKGMonitoring und Defibrillationsbereitschaft direkt in ein Herzkatheterzentrum transportiert und invasiv abgeklärt werden.
Postinterventionell beinhaltet die medikamentöse Standardtherapie eine duale Plättchenhemmung für zwölf Monate und eine Lipidsenkung mit einem hochdosierten Statin. Je nach Verlauf und Begleiterkrankungen kommen ACE-Hemmer, Betablocker und weitere Herzinsuffizienzmedikamente bzw. Lipidsenker zum Einsatz.
Die wichtigsten modifizierbaren Risikofaktoren – Rauchen, Diabetes mellitus, Bluthochdruck, Dyslipidämie, Übergewicht und Bewegungsmangel – können im Rahmen einer ambulanten oder stationären Rehabilitation verbessert werden.
DFP-Pflichtinformation
Fortbildungsanbieter: Klinikum Wels-Grieskirchen
Lecture Board:
Dr.in Johanna Holzhaider 2. Vizepräsidentin der OBGAM; Gruppenpraxis Sandl, Oberösterreich
Prim. Prof. Dr. Clemens Steinwender Klinik für Kardiologie und Internistische Intensivmedizin, Kepler Universitätsklinikum Linz
DFP-Literaturstudium HAUSÄRZT:IN
So machen Sie mit: Entsprechend den Richtlinien der ÖÄK finden Sie im Anschluss an den Fortbildungsartikel Multiple-Choice Fragen. Eine Frage gilt dann als richtig beantwortet, wenn Sie von den vorgegebenen Antworten alle richtigen angekreuzt haben. Für eine positive Bewertung ist erforderlich, dass Sie 2 der 3 Fragen richtig beantworten. In diesem Fall wird 1 DFP-Fachpunkt angerechnet.
Online lesen und beantworten:
Dieser Fortbildungsartikel inkl. Test steht online auf Gesund.at und meindfp.at noch 2 Jahre zur Verfügung. Wenn Sie dieses elektronische Angebot nutzen, erhalten Sie auch die Teilnahmebestätigung elektronisch.

Per E-Mail oder Post: Schicken Sie den beantworteten Fragebogen bitte per Mail als Scan-Dokument an office@gesund.at oder per Post an Redaktion HAUSÄRZT:IN/RMA Gesundheit GmbH, Am Belvedere 10 / Top 5, 1100 Wien.
Einsendeschluss: 30. April 2025.
Unsere aktuellen Fortbildungen finden Sie unter Gesund.at (DFP-Fortbildungen).
DFP-Fragen zu „Praxiswissen: Herzinfarkt“
Die prähospitale medikamentöse Basistherapie beim ST-Hebungsinfarkt sind: (1 richtige Antwort)
Acetylsalicylsäure, Morphium, Sauerstoff, Diazepam.
Morphium, Sauerstoff, Nitrate, Acetylsalicylsäure, Betablocker.
Acetylsalicylsäure, Heparin, Sauerstoff, falls Sättigung < 90 %.
Acetylsalicylsäure, Morphium, Betablocker, Clopidogrel.
Welche der folgenden Maßnahmen beim Herzinfarkt senkt die Mortalität prähospital am meisten? (1 richtige Antwort)
Die systemische Thrombolyse.
EKG-Monitorisierung und Defibrillation bei Kammerflimmern.
Heparin.
Sauerstoff.
Welche Medikamente stellen die initiale Basistherapie nach einem Herzinfarkt dar? (1 richtige Antwort) 3
Duale Plättchenhemmung und hochdosiertes Statin.
Duale Plättchenhemmung, ACE-Hemmer, Betablocker.
Duale Plättchenhemmung, niedrig dosierte Antikoagulation, Statin.
Acetylsalicylsäure, Clopidogrel, ACE-Hemmer, Betablocker, PCSK9-Inhibitor.

Jetzt onlineTeilnahme möglich:
JA – dann buchen wir Ihre DFP-Punkte automatisch!
Dazu brauchen wir Ihre ÖÄK-Ärztenummer und E-Mail-Adresse:
NEIN – ich möchte meine Teilnahmebestätigung per Post erhalten per E-Mail erhalten
Bitte gut leserlich ausfüllen und E-Mail-Adresse angeben:
Anschrift Name PLZ/Ort E-Mail
Die Anzahl der richtigen Antworten ist nach jeder Frage in Klammern angegeben.
Leichter leben mit der ÖGK
Bewegungsmangel, Fehlernährung und eine zu hohe Stressbelastung sind in unserer Gesellschaft weit verbreitet. Gemeinsam mit weiteren Faktoren begünstigen sie die Entstehung von Übergewicht und Adipositas.

Die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) beugt vor!
Unser sechsmonatiges Programm Leichter leben –Blutwerte und Körpergewicht im Griff richtet sich an Erwachsene mit Übergewicht, Adipositas und problematischen Blutwerten.
Fachkräfte aus den Bereichen Psychologie, Ernährung und Bewegung unterstützen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dabei, gesunde Verhaltensweisen in den Alltag zu integrieren, die eigene


Gesundheitskompetenz zu verbessern und eine gesundheitsförderliche Lebensweise zu entwickeln. So sinkt ihr Risiko für Erkrankungen aus dem Formenkreis des metabolischen Syndroms, während die Lebensqualität langfristig steigt.
Ab 2025 ist Leichter leben – Blutwerte und Körpergewicht im Griff österreichweit in allen Bundesländern verfügbar.
Weitere Informationen zum Programm finden Sie auf www.gesundheitskasse.at/leichterleben

GASTAUTORIN:
Dr.in Evelyn
Kunschitz
Oberärztin an der 2. Medizinischen Abteilung im Hanusch Krankenhaus, Leiterin des Schwerpunktes
Psychosomatische Kardiologie
Die Psychokardiologie beschäftigt sich mit den Zusammenhängen zwischen Körper, Psyche und sozialem bzw. auch kulturellem Umfeld. In den letzten Jahren gab es zahlreiche Evidenzstudien, welche den Zusammenhang zwischen Herzerkrankungen und psychosozialem Stress belegen konnten.
Die psychosozialen Aspekte bei der Entstehung und im Verlauf von Herz-Kreislauf-Erkrankungen hängen von der individuellen genetischen Ausstattung, aber auch von den Wechselwirkungen zwischen der Ernährung und den Beziehungserfahrungen in der Kindheit und Jugend ab. So sind all diese Aspekte in ein bestimmtes sozioökonomisches und kulturelles Milieu eingebettet. Soziale Sicherheit und Bildung spielen dabei eine protektive Rolle, wie sich in der internationalen PURE-Studie zeigte.
Außerdem wirken sich unterschiedliche Umweltstressoren wie Lärm am Arbeitsplatz bzw. Wohnort, Schichtarbeit und der Umgang mit sozialen Medien auf das Herz und seine Funktionen aus. Mangelnde Erholungszeiten, ständige Verfügbarkeit, Doppel- und Dreifachbelastungen durch das Vereinbaren von Arbeit, Familie und aktiver Freizeitgestaltung, geringe Ressourcen für die Selbstfürsorge und viele andere Gründe begrenzen unser Aushaltevermögen sowie den Umgang mit Belastungen. Zu viel Stress erschwert es, einen gesunden Lebensstil aufrechtzuerhalten – dementsprechend erhöhen Rauchen, Schlaflosigkeit, wenig Bewegung, eine fett- und zuckerreiche Ernährung sowie eine mangelnde Adhärenz bei der Medikamenteneinnahme das kardiovaskuläre Risiko.
Herzpatient:innen erleben Stress besonders stark
Ein Herzinfarkt bedeutet für jede einzelne Person eine massive Stressbelastung. Schmerzen, Panik, Hilflosigkeit oder Todesangst sind nur einige Symptome. Rhythmusstörungen können als medizinisch harmlos eingestuft werden, aber für manche Patient:innen angstauslösend sein und im Teufelskreis aus Symptomen und Gefühlen eskalieren. Andererseits ist zum Beispiel ein überlebter plötzlicher Herztod mit einer Reanimationserfahrung samt lebensrettenden Schockabgaben durch einen implantierten Defibrillator ein einschneidendes Erlebnis.
Zudem stellen Herzoperationen besondere Herausforderungen dar und können verunsichern. Patient:innen mit unerwähnten sowie unbehandelten präoperativen Ängsten und einem ausgeprägten postoperativen Delir müssen mit einem komplikationsreicheren postoperativen Verlauf rechnen. Akute bis subakute kardiale Erkrankungen werden je nach Resilienzvermögen verarbeitet oder traumatisch abgespeichert. Akute Stressbelastungen können folgende akute kardiale Erkrankungen hervorrufen:


• Myokardischämie durch spontane Plaqueruptur oder spontane koronararterielle Dissektion (SCAD)
• akute Herzinsuffizienz wie das Takotsubo-Syndrom oder bei chronischer Herzinsuffizienz
• Rhythmusstörungen wie inadäquate Sinustachykardie (IST), Sudden Cardiac Death, Vorhofflimmern
Psychische Folgeprobleme
Etwa 20 bis 40 Prozent der von Herzinfarkt Betroffenen entwickeln eine psychische Störung wie eine depressive Episode oder Panikzustände, aber auch

andere Traumafolgestörungen können auftreten. Diese wiederum verursachen zusätzlich Stress und erhöhen das Risiko eines erneuten Ereignisses. Mentaler Stress beeinflusst den Verlauf und das Outcome von kardialen Interventionen, Herzoperationen, Schrittmacher- bzw. AICD-Implantationen sowie den Krankheitsverlauf bei Intensivaufenthalten und nach Reanimationen. Körperlich äußert sich chronischer Stress in Veränderungen der Hirn-Knochenmark-HerzAchse durch eine erhöhte Aktivität im Knochenmark und eine erhöhte Inflammation im Gefäßsystem. Psychische Folgeprobleme wie der erlebte Verlust der körperlichen Integrität, eine reale Todesangst, der erlebte oder befürchtete Verlust sozialer Kompetenz, aber auch der Verlust sexueller Potenz und Wertschätzung können eine tiefgreifende Verunsicherung und eine Krise des Selbstwerterlebens bewirken. In der Folge kann es zu einer depressiven Dekompensation sowie zu einer ängstlichen und/oder posttraumatischen Symptomatik kommen.
Angststörungen
Bei Patient:innen mit Angststörungen, v. a. einer generalisierten Angst, zeigt sich eine erhöhte Prävalenz kardiovaskulärer Erkrankungen (26 %). Angststörungen haben einen negativen Einfluss auf die kardiale Prognose (bis zu 48 %). Angst ist Ausdruck einer Anpassungsstörung bzw. kann sie auch auftreten, wenn es zu Schwierigkeiten mit der Bewältigung kardialer

Erkrankungen kommt. Angst, traumatische Ereignisse sowie akuter und chronischer Stress können Rhythmusstörungen auf Vorhof-, aber auch auf Ventrikelebene triggern.
Verlusterfahrungen
Ein besonderes Risiko akuter Herzerkrankungen haben Personen mit massiven Verlusterlebnissen, v. a. in den ersten 24 Stunden nach einer Belastung. Das relative Risiko, dass die trauernde Person selbst einen akuten Herzinfarkt erleidet, ist um das 21-Fache erhöht. Davor schützen kann ein gutes und sicheres soziales Umfeld.
Beruflicher Disstress
Chronisch emotionaler Disstress am Arbeitsplatz, sogenannter „job strain“, erhöht das Risiko kardiovaskulärer Erkrankungen um das Fünffache. Dabei spielen folgende Faktoren eine wesentliche Rolle: u hohe Anforderungen und geringe Kontrollmöglichkeiten, v Gratifikationskrisen: Missverhältnis zwischen Verausgabung und Belohnung, w fehlende Einflussmöglichkeiten und blockierte Aufstiegschancen.
Diese sind charakteristisch für untere soziale Schichten und bildungsferne Berufsgruppen. Auch lange Arbeitszeiten, Burnout und Gewalt am Arbeitsplatz (Mobbing) erhöhen das Risiko, kardiovaskuläre und zerebrovaskuläre Erkrankungen zu entwickeln.
Diagnostische Empfehlungen
Bei einem Patient:innenscreening und einem Gespräch über subjektive Belastungen sollten psychosoziale Faktoren von Anfang an berücksichtigt und besprochen werden. In diesem Kontext sind zwei Kardinalfragen zur Patient:innenperspektive essenziell:
• Wie sieht das subjektive Krankheitsmodell aus? (Woher kommen die Beschwerden?)
• Welche Vorstellungen von Therapie hat die Patient:in? (Was könnte jetzt am besten helfen?)
Stressreduktion
Regelmäßige Entspannung (z. B. durch Erlernen von Entspannungstechniken wie Autogenem Training, Progressiver Muskelrelaxation oder Meditation), der Austausch mit Freund:innen, Freizeitaktivitäten, ein Training in einer HerzGruppe etc. können helfen, Stress zu reduzieren. Zudem kann ein Stressbewältigungstraining Herzprobleme vermindern.
Psychosomatische Betreuung
Biopsychosoziale Aufgaben in der Kardiologie sind primär patient:innenorientiert. Sie umfassen Prävention in Form von Raucher-, Diät-, Stressberatung, weiters biopsychosoziale Diagnostik, Motivationsarbeit, Orientierung bei der Behandlung, Vermeidung somatischer Fixierung und Traumafolgestörungen sowie Hilfe bei der Krankheitsverarbeitung. Psychosomatische Betreuung trägt dazu bei, kardiale Interventionen leichter
auszuhalten und krankheitsbedingte Stresserlebnisse als bewältigte Herausforderungen in die Biografie einzubauen. Die Vermittlung sozialer Unterstützung, einer Psychotherapie, psychologischer Behandlung, einer Psychopharmakatherapie (z. B. bei Depression, Angststörungen), aber auch einer psychokardiologischen Rehabilitation, sollte – je nach Bedarf –angeboten werden.
Integrierte Medizin
Eine personenzentrierte und ressourcenorientierte Therapieplanung ist immer angebracht, wenn psychosoziale Faktoren eine wesentliche Rolle für die Entstehung, für die Aufrechterhaltung, den Verlauf oder die Bewältigung der Erkrankung spielen und wenn das Ausmaß der psychosozialen Belastung mit den individuellen Ressourcen der Patient:in bzw. mit jenen des sozialen Umfeldes nicht bewältigt werden kann.
Literatur bei der Verfasserin.
INFO
Gut für die Herzgesundheit (Was können Patient:innen selbst tun?)
u Stress reduzieren.
v Für Balance sorgen: mit Entspannung, z. B. Yoga oder Sport.
w Soziale Interaktionen: Beziehungen pflegen.
x Reflexion der Kommunikation und Beziehungen.
y Bewusstmachen von Projektionsfallen.
z Innehalten, um vorschnelle Aktivität zu vermeiden.
{ Selbstfürsorge.
| Im beruflichen Kontext als Teambuilding-Maßnahmen: Vertrauen aufbauen, psychosomatische Teamsitzungen, Balintgruppen.
Lifeskills-Training
Redford B. Williams und Virginia Williams, 1997.
W-A-S lohnt sich?
� Gedankenstütze zum Verstehen und Überwinden negativer Gedanken und Gefühle.
� Vorbereitung: Betrachten Sie nur die objektiven Tatsachen der Situation!
Lohnt
Stellen Sie sich folgende vier Fragen: ichtig? Ist mir die Angelegenheit wichtig? ngemessen? Ist das, was ich fühle und denke, angemessen für die objektive Situation? teuerbar? Ist die Situation in einer positiven Weise steuerbar/veränderbar? es sich? Ist etwas wert, dass ich es tue, wenn ich meine Wünsche und die der anderen gegeneinander abwäge?
Neuer Fokus im Umgang mit Osteoporose
Wie die aktualisierte Leitlinie die Risikobewertung und Therapie optimiert
Die Leitlinie1 (LL) der Österreichischen Gesellschaft für Knochen- und Mineralstoffwechsel (ÖGKM) wurde dieses Jahr aktualisiert und am 32. Osteoporoseforum in St. Wolfgang vorgestellt. Die aktuellen Änderungen bieten nicht nur neue Erkenntnisse im Bereich der Frakturrisikobewertung, sondern eröffnen auch neue Ansätze für die Praxis. „Grundsätzlich steht auch bei den Osteoporoseleitlinien von 2024 die Erfassung der individuellen 10-Jahres-Frakturwahrscheinlichkeit mittels des FRAX-Tools im Zentrum“, erklärt Ao. Univ.-Prof. Dr. Hans Peter Dimai, Klinische Abteilung für Endokrinologie und Diabetologie, Med Uni Graz, auf Anfrage der Hausärzt:in. „Wobei dieses Risikoassessment-Werkzeug nicht nur mit österreichspezifischen

EXPERTE:
Ao. Univ.-Prof. Dr. Hans Peter Dimai
Klinische Abteilung für Endokrinologie und Diabetologie, Med Uni Graz
Frakturdaten, sondern auch mit österreichspezifischen Mortalitätsdaten hinterlegt ist.“ Das spielt laut Prof. Dimai vor allem bei der Erfassung der 10-Jahres-Frakturwahrscheinlichkeit betagter und hochbetagter Personen eine wichtige Rolle, da bei diesen die Sterbewahrscheinlichkeit mit der Frakturwahrscheinlichkeit konkurriert. Zudem weist der Experte darauf hin, dass sich in den aktuellen LL verstärkt die eigentliche Intention hinsichtlich der Anwendung von FRAX in der täglichen Praxis wiederfinde, nämlich die Erfassung der 10-Jahres-Frakturwahrscheinlichkeit vor der ersten Knochendichtemessung. „ Das ist in Österreich nicht selbstverständlich“, betont Prof. Dimai, „denn eigene Untersuchungen zeigen, dass in den meisten Fällen zunächst eine Kno-
chendichtemessung erfolgt – und erst danach die FRAX-basierte Frakturwahrscheinlichkeitsberechnung.“ Demzufolge könnte eine große Anzahl von Knochendichtemessungen vermieden werden, wenn im ersten Schritt das FRAX-Tool Anwendung fände.
Veränderungen
in der Interpretation des FRAX-Tools
Der wesentliche Unterschied seit der Aktualisierung der LL besteht gemäß Prof. Dimai darin, dass die Ergebnisse des FRAX-Tools anders interpretiert werden können, da seit kurzem für die österreichische Bevölkerung bekannt ist, wer in welchem Alter bei welcher 10-Jahres-Frakturwahrscheinlichkeit behandelt werden sollte. Die Grundlage hierfür bildet eine kürzlich veröffentlichte Arbeit², in der ein Team rund um Prof. Dimai die altersabhängigen Behand- >
lungsschwellen ab dem 40. Lebensjahr definiert hat. In den vorangegangenen Osteoporose-LL (Anm. 2017) war eine altersunabhängige fixe Behandlungsschwelle vorgesehen. Diese Schwelle lag für die 10-Jahres-Wahrscheinlichkeit der wichtigsten osteoporotischen Frakturen (des Wirbelkörpers, der Hüfte, des schultergelenknahen Oberarms, des handgelenknahen Unterarms) bei 20 % oder darüber. „Deswegen haben wir viele Personen nicht behandelt, die jedoch bereits dringend einer osteoporosespezifischen Behandlung bedurft hätten“, so der Experte.
Neue altersabhängige Behandlungsschwellen
Diese neuen Erkenntnisse fließen nun in die aktualisierten Behandlungsempfehlungen ein, die erstmals altersabhängige Schwellen berücksichtigen. Der Begriff des „sehr hohen“ (auch imminenten) Frakturrisikos wurde laut Prof. Dimai erst vor wenigen Jahren in den Fachjargon übernommen, weil man erkannte, dass das Frakturrisiko einer Person in den ersten ein bis zwei Jahren nach einer osteoporotischen Erstfraktur exzessiv hoch ist, danach deutlich zurückgeht, aber stets über jenem einer Person liegt, die noch keine osteoporotische Fraktur hatte. „ Nun gibt es eine starke Evidenz, dass jene Therapieformen, die wir zu den osteoanabolen Substanzen zählen (z. B. Teriparatid, Romosozumab, Abaloparatid), nicht nur zu einer rascheren, sondern auch zu einer ausgeprägteren Senkung der Frakturwahrscheinlichkeit im Vergleich zu antiresorptiven Substanzen wie etwa Bisphosphonaten oder Denosumab führen“, macht Prof. Dimai aufmerksam. „ Die Behandlungsschwellen für Personen mit ‚sehr hohem‘ Frakturrisiko liegen etwa 60 % über jenen Schwellen, ab welchen eine osteoporosespezifische Therapie indiziert ist.“ Sofern keine Gegenanzeigen oder sonstigen hinderlichen Gründe vorliegen, sollten laut dem Experten Personen mit einem „sehr hohen“ Frakturrisiko primär osteoanabol behandelt werden. Bei „lediglich“ hohem Frakturrisiko – also bei Überschreiten der grundsätzlichen Behandlungsschwelle – sollte eine Therapieeinleitung mit einer osteoporose-

spezifischen und bevorzugt antiresorptiv wirksamen Medikation erfolgen. Auf eine ausreichende Kalziumzufuhr (ca. 1.000 mg täglich) sowie einen adäquaten 25-OH-Vitamin-D-Spiegel sollte geachtet werden, wobei eine Optimierung des Letzteren bereits vor Beginn der osteoporosespezifischen Therapie sichergestellt sein sollte.
Therapiemonitoring mit DXA und TBS
Neben der Risikobewertung spielt auch das Monitoring der Therapie eine entscheidende Rolle, um den Fortschritt und die Effektivität der Behandlung zu messen. TBS (Trabecular Bone Score) ist eine Software, welche in die gängigen DXA-basierten Osteodensitometer nachträglich integriert werden kann. Während die Osteodensitometrie vor allem Informationen über den Knochenmineralsalzgehalt zur Verfügung

stellt, ist TBS in der Lage, strukturelle Parameter des Knochens sichtbar zu machen, und zwar mittels verschiedener Pixelgraustufen, bedingt durch unterschiedliche Strukturen v. a. des trabekulären Knochens. Antiresorptive Substanzen führen grundsätzlich zu einer Zunahme der sekundären Mineralisation des Knochens, ohne dass sich die Mikroarchitektur ändert. Daher ändern sich auch die Grauwerte bei einer solchen Therapie nicht so massiv wie unter einer osteoanabolen Therapie, bei der es zu einer realen Steigerung der Anzahl und auch der Dicke von Knochentrabekeln kommt – das wird durch TBS besser erfasst. „ Betreffend die Effekte auf den kortikalen Knochen und deren Erfassung mittels TBS ist die Datenlage für eine abschließende Beurteilung jedoch noch nicht ausreichend“, informiert Prof. Dimai.
„Das Therapiemonitoring unter antiresorptiven Substanzen sollte jedenfalls
eine DXA-basierte Knochendichtemessung in definierten Intervallen umfassen“, unterstreicht der Experte. „ Nachdem der Zuwachs der Knochendichte bei de facto allen antiresorptiven Substanzen im ersten Jahr nach Therapiebeginn am stärksten ist, kann bereits nach diesem Zeitraum eine erste Verlaufsosteodensitometrie durchgeführt werden. Die Intervalle in den darauffolgenden Jahren können bei nachgewiesenem Therapieerfolg bereits deutlich ausgedehnt werden und sollten mindestens zwei Jahre betragen“, erläutert Prof. Dimai.
Justyna Frömel, Bakk. MA
Quellen:
1 Dimai HP, Muschitz C, Amrein K et al., Osteoporose –Definition, Risikoerfassung, Diagnose, Prävention und Therapie (Update 2024). Wien Klin Wochenschr 136 (Suppl 16), 599–668 (2024).
INFO
Weltosteoporosetag: Nein zu brüchigen Knochen
2 Dimai HP et al., Osteoporosis treatment in Austriaassessment of FRAX-based intervention thresholds for high and very high fracture risk. Arch Osteoporos. 2022 Nov 11;17(1):141.
Am 20. Oktober 2024 steht, wie jedes Jahr, der Weltosteoporosetag im Zeichen der Aufklärung und Prävention. Die Internationale Osteoporose-Stiftung (IOF) möchte dazu beitragen, das Bewusstsein in puncto Knochengesundheit zu schärfen, und appelliert an Menschen jeden Alters, frühzeitig ihre Knochen zu schützen. Unter dem Motto „Say no to fragile bones“ wendet sich dieses globale Netzwerk heuer mit drei Schlüsselbotschaften an die Öffentlichkeit:
u Unsere Knochengesundheit ist unbezahlbar Frühzeitige Maßnahmen zur Osteoporoseprävention sind essenziell. Diese umfassen: gesunde Ernährung, regelmäßige körperliche Betätigung und das Vermeiden negativer Lebensstilfaktoren wie Rauchen.
v Osteoporose ernst nehmen


Mit einer zunehmend älter werdenden Bevölkerung stellt Osteoporose eine erhebliche gesundheitsökonomische Herausforderung und Belastung dar. Die frühe Erkennung individueller Risikofaktoren und eine zeitgerechte Diagnose sind von entscheidender Bedeutung für Betroffene.
w Knochengesundheit zur gesundheitspolitischen Priorität erklären
Die Gesundheitsbehörden sollten der Knochengesundheit in verschiedener Art und Weise Vorrang einräumen, u. a. durch Investitionen in Programme zur Koordinierung der Versorgung nach Frakturen, etwa Fracture-Liaison-Service-Programme (FLS) in Krankenhäusern für die bestmögliche unmittelbare Versorgung nach Frakturen.
Weitere Infos unter osteoporosis.foundation
GASTAUTORINNEN-TEAM:

Dr.in Jasmin ZessnerSpitzenberg Klinische Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie, Universitätsklinik für Innere Medizin III, MedUni Wien


Ao. Univ.-Prof.in Dr.in Monika Ferlitsch Abteilungsleitung für Innere Medizin mit Gastroenterologie und Akutgeriatrie, Klinik Floridsdorf
Darmkrebsvorsorge in Österreich
Praxisrelevante Entwicklungen rund um Kolorektalkarzinom-Screenings
Im Jahr 2022 erkrankten 4.467 Österreicher:innen neu an Darmkrebs, 1.980 verstarben daran. Ohne Vorsorgemaßnahmen würden 6 % der Bevölkerung im Laufe des Lebens ein kolorektales Karzinom entwickeln.1 Kürzlich zeigte die große populationsbezogene NordICC-Studie, dass sich die Inzidenz des kolorektalen Karzinoms durch ein Koloskopie-Screening senken lässt.2 Trotz dieser positiven Daten bewegt sich die Rate der Teilnahmen an der Darmkrebsvorsorge in Österreich nur zwischen 13 und 18 %. Im September
2022 empfahl das nationale ScreeningKomitee ein qualitätsgesichertes, organisiertes Darmkrebs-Screeningprogramm für Personen zwischen 45 und 75 Jahren mittels Koloskopie oder einen immunchemischen Stuhlbluttest (FIT). Diese Empfehlung beinhaltet die Senkung des bisher gültigen Einschlussalters von 50 auf 45 Jahre sowie die Gleichwertigkeit der beiden Screening-Modalitäten.3,4 Der FIT sollte bei unauffälligem Ergebnis alle zwei Jahre, die Koloskopie bei unauffälligem Befund alle zehn Jahre durchgeführt werden. Bei Per-
sonen mit positivem FIT sollte zeitnah eine Koloskopie erfolgen. Personen mit Erkrankungen, die zu Darmkrebs prädisponieren (wie chronisch entzündliche Darmerkrankungen oder familiäre Krebssyndrome), sind von diesem Programm ausgenommen und sollten nach spezifischen Richtlinien behandelt werden. Menschen mit einer positiven Familienanamnese – jedoch ohne hereditäres Darmkrebssyndrom – können sich zehn Jahre vor jenem Alter, in dem bei einer erstgradigen Verwandten das Karzinom diagnostiziert wurde, untersuchen lassen.
© privat © MUW
Das programmatische Darmkrebs-Screening soll in Österreich ab 2024 in drei Pilotregionen starten. Obwohl zwei Screening-Strategien angeboten werden, ist dies kein Nachteil: Eine Studie aus dem Jahr 2021 zeigte, dass die Einladung zu beiden Untersuchungsmethoden (FIT und Koloskopie) zu einer höheren Teilnahmerate führte als die alleinige Einladung zur Koloskopie.5 Die Verhandlungen zur genauen Umsetzung sind noch im Gange. Ein Screening mittels FIT oder Koloskopie hat sowohl Vor- als auch Nachteile. Der primäre Vorteil eines Koloskopie-Screenings liegt in seiner exzellenten Sensitivität in Bezug auf Polypen, auch wenn diese noch nicht fortgeschritten sind. Zudem muss eine Koloskopie, bei der keine Polypen gefunden wurden, erst nach zehn Jahren wiederholt werden. Allerdings ist die Akzeptanz in puncto Koloskopie-Screening besonders niedrig, was sehr geringe Teilnahmeraten nach sich zieht. Der FIT hingegen hat vor allem in Ländern mit organisiertem Screening-Programm exzellente Teilnahmeraten (bis zu 74 % in den Niederlanden). Ein Nachteil des FIT ist jedoch, dass es verschiedene Cut-offs für die Positivität gibt und die Intervalle zwischen den FITests kürzer sind.
Qualitätsstandards
Eine Vorsorgekoloskopie ist nur dann effektiv, wenn sie unter hohen Qualitätsstandards durchgeführt wird. Beispielsweise ist es notwendig, dass die Patient:innen eine ausreichend gute Darmvorbereitung erhalten. Hierbei ist es bei der Aufklärung wichtig, zu betonen, dass die Vorbereitungslösung effektiver und besser verträglich ist, wenn sie auf zwei Portionen aufgeteilt wird. Eine Portion der Lösung sollte hierbei am Vorabend der Untersuchung getrunken werden, und der zweite Teil am Tag der Untersuchung, vier bis fünf Stunden davor, jedoch sollte man die Lösung spätestens zwei Stunden vor der Koloskopie konsumiert haben. Weiters sollten am Tag vor der Koloskopie keine Lebensmittel mit Kernen (z. B. Kiwi, Erdbeeren, Samen, Müsli) und zu Mittag sowie am Vorabend lediglich eine klare Suppe gegessen werden. Daten aus Österreich zeigen, dass die Kompetenz der Endoskopiker:innen, ausgedrückt durch die Adenom-Entdeckungsrate (ADR), das Auftreten von Darmkrebs trotz einer Vorsorgekoloskopie wesentlich reduzieren kann.6 Ebenfalls sind hohe Entdeckungsraten von serratierten Läsionen mit einer Senkung der Mortalitätsrate beim kolorektalen Karzinom assoziiert.7
Vorsorgekoloskopie oder FIT?
Das Österreichische Screening-Komittee hat für die herausgegebene Empfehlung die Modellierungen zur österreichischen Screening-Situation herangezogen. Die Modellierungen haben gezeigt, dass sowohl der FIT als auch die Vorsorgekoloskopie die effektivsten Maßnahmen hinsichtlich der gewonnenen Lebensjahre sind. Andere Methoden, etwa eine CT-Kolonographie, DNA-Stuhltests oder >
der guajakbasierte Test auf okkultes Blut, werden nicht empfohlen. Derzeit laufen große randomisierte Studien, welche die Effektivität des FIT im Vergleich zur Vorsorgekoloskopie hinsichtlich der Reduktion der Sterblichkeit durch ein kolorektales Karzinom untersuchen. Die Ergebnisse stehen hierbei noch aus, jedoch wurde vorab eine höhere Rate an fortgeschrittenen Adenomen (2,05 % versus 1,61 %) in der Vorsorgekoloskopie-Gruppe im Vergleich zur FIT-Gruppe dokumentiert. Die Rate gefundener kolorektaler Karzinome war in der Koloskopie-Gruppe niedriger, diese ist jedoch nicht signifikant anders (0,16 % versus 0,20 %).8
Bei den meisten Screening-Methoden wird zwischen Primärprävention (Vorsorge) und Sekundärprävention (Früherkennung) unterschieden. Bei den vom Screening-Komitee vorgeschlagenen Methoden lässt sich die Koloskopie der frühen Sekundärprävention zuordnen, da Polypen ohne vorherige Selektion des Patient:innenkollektivs entdeckt und entfernt werden können. Der FIT hat eine hohe Sensitivität bei der Entdeckung von Karzinomen, erkennt jedoch seltener die Vorstufen von Darmkrebs (Adenome, serratierte Polypen). Diese Art der Sekundärprävention kann das krebsspezifische Überleben verlängern, da Kolonkarzinome häufiger in einem frühen Stadium entdeckt werden. Ein lebensverlängernder Effekt, also eine Verringerung der Gesamtmortalität, wurde bisher nur bei der frühen Sekundärprävention nachgewiesen, also bei der Endoskopie.9 Die ersten Ergebnisse des Kolorektalkarzinom-Screening-Programms B-PREDICT im Burgenland sind in Bezug auf das FIT-Screening vielversprechend. Es
handelt sich dabei um ein bevölkerungsbasiertes zweistufiges Screening-Projekt: eine Einladung zur Erstvorsorge mittels FIT, gefolgt von einer Koloskopie bei Personen mit positivem FIT. B-PREDICT wurde mit der opportunistischen Vorsorgekoloskopie (OPP-COL) verglichen, die im Rahmen des landesweiten Screening-Programms erfolgt. Bei BPREDICT wurden alle Einwohner:innen des Burgenlandes im Alter von 40 bis 80 Jahren jährlich zum FIT-Test eingeladen. Sämtliche Personen, die zwischen 01/2003 und 12/2014 im Burgenland eine Erstkoloskopie erhalten hatten, wurden in diese Studie einbezogen. Personen aus dem FIT-induzierten ScreeningProgramm B-PREDICT wurden mit jenen aus dem nicht-FIT-induzierten OPP-COL verglichen. Der Rückgang der altersstandardisierten Inzidenzraten kolorektaler Karzinome war in der mit FIT untersuchten Bevölkerung ausgeprägter als in der Allgemeinbevölkerung, die via Koloskopie untersucht wurde. Die Veränderungen der Inzidenzraten pro Jahr betrugen -4,4 % (95 %-CI, [-5,1; -3,7]) gegenüber -1,8 % (95 %-CI, [-1,9; -1,6] p < 0,001).10
Ein Früherkennungsprogramm mittels FIT kann dabei helfen, Karzinome in einem Stadium zu finden, in dem kurative Behandlungen noch möglich sind. Auch sind die Kosten für die Behandlung all jener Tumoren im Früh- wie auch Spätstadium, die durch das Screening entdeckt wurden, aus Sicht des Gesundheitssystems deutlich geringer.
Relevanz für die Praxis
Unabhängig davon, ob ein FIT oder eine Koloskopie als Screening-Methode
gewählt wird – diese kann nur wirksam sein, wenn sie tatsächlich eingesetzt wird. Ab 45 Jahren kann jede Österreicher:in eine Darmkrebs-Vorsorgemaßnahme in Anspruch nehmen. Die Methode sollte nach individueller Einschätzung gewählt werden. Wichtig ist, dass die Befunde, bei denen Polypen erhoben wurden, mit der jeweiligen Endoskopiker:in besprochen werden, da bei gewissen Hochrisikopolypen kürzere Nachsorgeintervalle zu beachten sind. Das bedeutet, dass Patient:innen mit serratierten Polypen oder Adenomen > 10 mm, Adenomen mit hochgradiger Dysplasie oder serratierten Polypen mit Dysplasie oder fünf Adenomen in drei Jahren zur Surveillance-Koloskopie kommen sollten. Bei Patient:innen nach Piece-Meal-Abtragung (= Abtragung von sehr großen Polypen) sollte die Koloskopie nach drei bis sechs Monaten erfolgen. Betroffene ohne diese Merkmale sollten die Koloskopie alle zehn Jahre erneut vornehmen lassen.
Quellen:
1 Statistik Austria: Krebserkrankungen in Österreich, 2022. statistik.at/statistiken/bevoelkerung-undsoziales/gesundheit/krebserkrankungen
2 Bretthauer M, Løberg M, Wieszczy P et al., N Eng J Med, 2022; 387:1547-1556.
3 Lin Jennifer S, Perdue Leslie A, Henrikson Nora B et al., JAMA, 2021;325:1978-1998.
4 Penz D, Waldmann E, Hackl M et al., JAMA Network Open, 2023;6:e2334757.
5 Pilonis ND, Bugajski M, Wieszczy P et al., Gastroenterology, 2021;160:1097-1105.
6 Waldmann E, Penz D, Šinkovec H et al., Gut, 2021;70:1309-1317.
7 Zessner-Spitzenberg J, Waldmann E, Jiricka L et al., Endoscopy, 2023;55:434-441.
8 Forsberg A, Westerberg M, Metcalfe C et al., Lancet Gastroenterol Hepatol, 2022;7:513-521.
9 Bretthauer M, Wieszczy P, Løberg M et al., JAMA Internal Medicine, 2023;183:1196-1203.
10 Brezina S, Leeb G, Baierl A et al., BMC Gastroenterology, 2024;24:149.
Gesund.at

GYNÄKOLOGIE UROLOGIE
Den Drachen zähmen
Immer dasselbe Monstrum? und PMDS PMS, Dysmenorrhö
Prostatakarzinom Hormonsensitives
Dem Krebs seine Macht nehmen

Prostatakarzinom: Was gibt es Neues?
Von der aktualisierten S3-Leitlinie* bis hin zu medikamentösen
Therapieempfehlungen im metastasierten Stadium
Prostatakrebs führt in Österreich seit Jahrzehnten die Statistik der häufigsten onkologischen Erkrankungen bei Männern an. Jährlich werden rund 6.000 Neuerkrankungen und 1.300 Todesfälle infolge von Prostatakarzinomen registriert. Die Tumoren in der Vorsteherdrüse des Mannes bleiben in der überwiegenden Zahl der Fälle lokal begrenzt und sind somit gut therapierbar. Mit fortschreitender Entwicklung wird Prostatakrebs jedoch zunehmend aggressiv, sodass es zur Metastasenbildung kommen kann. Rund 20 Prozent der Patienten sind betroffen. In diesem metastasierten Stadium ist der Tumor schwer zu behandeln, was sich in hohen Mortalitätsraten niederschlägt: Weltweit stellt die bösartige Erkrankung der Prostata die zweithäufigste Krebstodesursache bei Männern dar.
Aufgrund der demografischen Entwicklung ist zu erwarten, dass sowohl die In-
zidenz als auch die Prävalenz zunehmen werden. Dem gilt es gegenzusteuern. „ M it einer leitliniengerechten Behandlung sollen aber auch unerwünschte Folgen der Prostatakarzinombehandlung minimiert werden, etwa erektile Dysfunktion, Inkontinenz und Darmschädigung“, erklärte Prof. Dr. MarcOliver Grimm, Direktor der Klinik für Urologie am Universitätsklinikum Jena, bei der Präsentation der überarbeiteten Guideline im Juli 2024. „ Deshalb ist die S3-Leitlinie zum Prostatakarzinom von zentraler Bedeutung in der Urologie. Sie wird regelmäßig überarbeitet, um die Patientenversorgung nach dem jeweils aktuellen Stand der Wissenschaft zu ermöglichen.“
Pathomorphologische Untersuchungen & aktive Überwachung
Der November ist klassisch unter dem Motto „Movember“ der Männergesundheit und Prostatakrebsvorsorge gewidmet. Die Österreichische Krebshilfe bietet auf ihrer Homepage wertvolle Informationen für Patienten und Interessierte: krebshilfe.net/information/ krebsformen/prostatakrebs In Zusammenarbeit mit renommierten österreichischen Expert:innen wurden im Vorjahr z. B. auch Online-Dialoge aufgenommen: So spricht etwa Univ.-Prof. Dr. Gero Kramer, Leiter der Prostataambulanz am AKH Wien, über den metastasierten Prostatakrebs und die Therapiemöglichkeiten. Zum Nachsehen auf: youtube.com/watch?v=i2bSC6MU_8o
Pathomorphologische Untersuchungen spielen in der onkologischen Diagnostik eine zentrale Rolle – u. a., um die Prognose zu ermitteln. Für die Abschätzung jener aufgrund der Pathologie sollten in der Routineversorgung keine über die Pathomorphologie hinausgehenden weiterführenden Untersuchungen (Molekularbiologie, Immunhistochemie, Zytometrie) durchgeführt werden, geht aus der aktualisierten Leitlinie hervor. Validierte genomische/transkriptomische Tests sollten nur dann initiiert werden, wenn deren Ergebnis die Therapieplanung ändern würde.
Patienten mit metastasierten kastrationsresistenten Prostatakarzinomen solle eine Sequenzierung von BRCA-2 und -1
angeboten werden. Denn BRCA-Mutationen könnten auf einen potenziellen Nutzen von zielgerichteten Therapien mit PARP-Inhibitoren hinweisen. Zudem könne diesen Patienten eine immunhistochemische Untersuchung der Mismatch-Repair-(MMR)-Proteine im Karzinom vorgeschlagen werden, denn eine Defizienz ebendieser gelte als prädiktiver Marker für die Immuncheckpoint-Therapie.
Kurative Therapien des Prostatakarzinoms sind häufig mit signifikanten Nebenwirkungen und Einschränkungen der Lebensqualität verbunden. Das Konzept der aktiven Überwachung (Active Surveillance) dient gemäß der Leitlinie der Vermeidung einer Überbehandlung und kommt prinzipiell für alle Patienten in Frage, die ein sogenanntes Niedrigrisiko-Prostatakarzinom haben. Auch jene Parameter, die gegen eine aktive Überwachung sprechen, wurden aktualisiert.
Änderungen bei medikamentösen Therapien
Die medikamentöse Behandlung des metastasierten, hormonsensitiven Prostatakarzinoms (mHSPC) hat sich in den vergangenen Jahren grundlegend geändert. Standardtherapie war lange Zeit die alleinige Androgendeprivation (ADT). Sie entzieht durch das Absenken
* Hier geht es zur aktualisierten S3-Leitlinie

© shutterstock.com/Oleksandra Naumenko
des Testosterons in den Kastrationsbereich dem Tumor einen zentralen Wachstumsfaktor.
Laut der Leitlinie soll bei betroffenen Patienten weiterhin zeitnah nach der Diagnosestellung eine Androgendeprivation zur Reduktion des Risikos typischer Komplikationen, etwa pathologischer Frakturen, einer Rückenmarkskompression, einer Harnleiterobstruktion oder auch von Knochenschmerzen, eingeleitet werden. Allen Patienten solle aber zusätzlich zur ADT eine Therapie mit einem neuen Hormonpräparat angeboten werden. Zu den bestehenden Therapieempfehlungen kamen medikamentöse Dreifachkombinationen neu hinzu. Die Leitlinie bietet einen hilfreichen Überblick über mögliche Kombinationstherapien, für die eine Überlegenheit gegenüber der reinen ADT nachgewiesen wurde. Sie unterscheiden sich u. a. bezüglich des Zulassungsstatus bzw. der Indikation sowie des Nebenwirkungsspektrums.
Auch die Therapieempfehlungen für das androgenunabhängige oder kastrationsresistente Prostatakarzinom (CRPC) wurden aktualisiert. Sie berücksichtigen somit zwischenzeitlich erfolgte Neuzulassungen von Medikamenten. Zudem wurden erstmals zwei Empfehlungen in Bezug auf das neuroendokrine Prostatakarzinom, das sich durch eine aggressive Verlaufsform auszeichnet, in die Leitlinie aufgenommen.
PA/KaM
TERMIN
Die Österreichische Gesellschaft für Urologie und Andrologie (ÖGU) lädt von 7. bis 9.11.2024 zu ihrer Jahrestagung im Design Center Linz. Ein Fokus liegt laut Kongressleiter Prim. Assoc.-Prof. Priv.-Doz. Dr. Harun Fajkovic, MSc, FEBU, auf neuesten Entwicklungen in der Früherkennung und der Behandlung des Prostatakarzinoms. Auch innovative Strategien im metastasierten Stadium stehen z. B. am Programm, mit Univ.-Prof. Dr. Gero Kramer, Leiter der Prostataambulanz am AKH Wien, als Vortragendem. Ein eigener Block ist dem Thema „Hormontherapie beim Prostatakarzinom – Neue Applikation mit neuen Möglichkeiten“ gewidmet. MR Dr. Wolfgang Loidl aus Linz spricht über die „ADT alt und neu“, Priv.-Doz. Dr. Johannes Mischinger aus Graz über „Kardiovaskuläres Risiko und Interaktionen bei der ADT-Therapie“ und Prim. Univ.-Doz. Dr. Claus Riedl aus Baden über „Erfahrungen mit der oralen ADTTherapie aus der Praxis“.
Weitere Infos & Anmeldung: uro-fbk.at/oegu-jahrestagung-2024-programm
Tabuthema vaginale Trockenheit
Erschreckende Zahlen: Viele schweigen, wenige lassen sich behandeln
Das weit verbreitete Problem tritt nicht nur in der Menopause auf – auch jüngere Frauen können betroffen sein. Die Mehrheit leidet schweigend unter vaginaler Trockenheit. Eine verringerte Feuchtigkeit ist jedoch oft mit Juckreiz, Brennen oder einer Entzündung verbunden. Eine Dyspareunie kann die Folge sein. Nicht selten entstehen beim Geschlechtsverkehr kleine Läsionen, die zu leichten Blutungen führen. Vielfältige Faktoren wie etwa Östrogenmangel in der Menopause oder durch die Einnahme von oralen Kontrazeptiva, aber auch Stress oder Depressionen kommen als Auslöser infrage.1
Daten bestätigen das Dilemma
Über vaginale Trockenheit wird nicht gerne gesprochen und nur wenige nehmen eine Therapie in Anspruch. Forscher:innen der North American Menopause Society (NAMS) untersuchten

diese Problematik: In der SWAN-Studie2 („Study of Women’s Health Across the Nation") gaben 19,4 % der 42- bis 53-jährigen Frauen Scheidentrockenheit an. Zu einem späteren Zeitpunkt der Analyse –hier waren die Teilnehmerinnen zwischen 57 und 69 Jahre alt – stieg der Anteil auf 34 %. In dieser Studie wurden Fragebogen- und Biomarkerdaten von 2.435 Probandinnen analysiert. Die Frauen wurden 17 Jahre lang (1996-2013) beobachtet. Laut Prof.in JoAnn Pinkerton, Leiterin der NAMS, haben Studien bestätigt, dass der
Großteil das Problem nicht anspricht. „Schockierend ist auch, dass sich weniger als vier Prozent behandeln lassen“, fügt die Expertin hinzu. Die Frauen ermuntert sie, die Beschwerden mit Ärzt:innen zu besprechen. Und an Gynäkolog:innen richtet sie die Bitte, effektive Behandlungen anzubieten. Östrogenhaltige Cremes oder Vaginalzäpfchen etwa könnten die Symptome lindern.
Mara Sophie Anmasser Quellen:
1 infomedizin.at/behandlungen/scheidentrockenheit
2 Waetjen LE et al., Menopause. 2018 Oct;25(10):1094-1104.

Vaginalgel zur Befeuchtung der Scheide



Prämenstruelles Syndrom –„den Drachen zähmen?“
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Beim Literaturstudium zu PMS fällt sofort auf, dass vieles, vor allem im Bereich der Ätiopathogenese, noch im Dunkeln liegt – allerdings gibt es Fortschritte
Das Prämenstruelle Syndrom (PMS) beschreibt einen Symptomenkomplex, der zyklisch rezidivierend in der Lutealphase auftritt und meist kurz nach Einsetzen der Blutung sistiert. Etwa 20-30 % der Frauen im gebärfähigen Alter sind betroffen, wobei die Zahlen je nach Studie stark variieren. Die Beschwerden umfassen physische und affektive – vor allem dysphorische –Symptome.1-3
Allopregnanolon –der moderne Siegfried?
Wie die Figur im Nibelungenlied hat auch unser metaphorischer Recke noch eine Tarnkappe auf. Es wird aber vermutet, dass – zusammen mit etlichen Nebendarstellern – Allopregnanolon der
Hauptakteur in der Ätiopathogenese ist. Dabei handelt es sich um einen Metaboliten des Progesterons, der als allosterischer Modulator fungiert. Das bedeutet, das Neurosteroid bindet an GammaAminobuttersäure(GABA-)-Rezeptoren im ZNS, allerdings an einer anderen Stelle als ein Agonist (= orthosterischer Ligand). Damit verändert er die Reaktion des Rezeptors auf einen Reiz, in diesem Fall verstärkt er sie. Jener Stoff wird nicht nur im Gehirn, sondern auch in anderen Geweben, etwa den Ovarien oder den Nebennieren, (neu)synthetisiert, was seine Relevanz für die Entstehung, aber auch für die Bekämpfung von PMS verdeutlichen kann: Viele Produktions-/ Wirkungsorte bedeuten eine Vielzahl möglicher Symptome.2-4 Interessant ist auch die Verbindung mit Postpartaler
Depression (PPD): Wenn ein Allopregnanolon-Präparat verabreicht wird, führt das zu einer Besserung des Zustandes. Zudem ist festzuhalten, dass das Risiko einer PPD höher ist, wenn man zuvor an PMS gelitten hat.3,5 Natürlich kommt auch anderen Akteuren wie Östrogen, Progesteron, Prolaktin oder Cortisol eine Bedeutung zu, aber die Vermutung liegt nahe, dass Allopregnanolon die Hauptrolle in diesem komplexen Wechselspiel der Hormone hat.1-3
PMS, Dysmenorrhö und PMDS –immer dasselbe Monstrum?
Mitnichten, obwohl gerne alles in einen Topf geworfen wird. Dysmenorrhö tritt während der ersten Tage der Menses auf >

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und lässt sich auf eine Überproduktion von uterinen Prostaglandinen zurückführen, die den Tonus der Gebärmuttermuskulatur erhöhen und hochamplitudige Kontraktionen auslösen.6,7 Das Prämenstruelle Dysphorische Syndrom (PMDS) wird häufig als die schwerste Form des PMS beschrieben, da zwar dieselben Symptome auftreten, sie aber qualitativ erheblich dramatischer sind. Bedauerlicherweise wird PMDS stiefmütterlich behandelt und in der Literatur erfolgt selten eine Unterscheidung.8 Zum Glück setzt langsam ein Umdenken ein: In der ICD-11 wird PMDS erstmals als eigenständige Diagnose (GA34.41) angeführt.9
Den Drachen töten oder zumindest zähmen
Wie bei allen Erkrankungen sollten zuerst alle nichtpharmakologischen Maßnahmen ausgeschöpft werden: Ein gesunder Lebensstil mit Priorisierung von Ernährung, Schlaf und Sport ist zu empfehlen.1 Natürlich ist man nicht
auf eine medikamentöse Behandlung angewiesen. Phytotherapeutika, die Wirkstoffe wie Mönchspfeffer enthalten, sind seit einiger Zeit sehr beliebt. Natürlich können bei Schmerzen auch nichtsteroidale Antiphlogistika (NSAID/NSAR) verordnet werden. Handelt es sich um dysphorische Beschwerden, kann eine Patientin von einem selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SRRI) wie Fluoxetin oder Sertralin profitieren. CAVE: Auf einen rechtzeitigen Start der Einnahme ist zu achten! Gegen Ödembildung wird mit gutem Erfolg Spironolacton verschrieben.
Diverse Kontrazeptiva – von oralen Kombinationspräparaten bis hin zu reinen Progesteron-Injektionen – können ebenfalls die Beschwerden lindern. Bei besonders schwerwiegenden Symptomen – Stichwort PMDS – kann auch ein Gonadotropin-ReleasingHormon(GnRH)-Agonist wie Leuprorelin verschrieben werden. Die Wirkung wird über eine Downregulation der Rezeptoren erzielt, was naturgemäß zu einem verzögerten Einsetzen der Lin

derung führen kann. Allerdings ist die Behandlung nebenwirkungsreich, induziert man doch künstlich das Klimakterium.1,10 Eine besonders gründliche Nutzen-Risiko-Analyse ist in solchen Fällen anzuraten. Vielleicht könnte das vorher erwähnte, in den USA bereits gegen Wochenbettdepression zugelassene Allopregnanolon11 in Zukunft Abhilfe schaffen.
Mag.a Sandra Burin, BA
Literatur:
1 Pinkerton J, MSD – Manuals 2023; Prämenstruelles Syndrom.
2 Tiarini L, Nappi R, Faculty Reviews 2022, doi.org/10.12703/r/11-11
3 Modzelewski S et al., Front Psychiatry, 2024, doi.org/10.3389/fpsyt.2024.1363875
4 Grenz JT, Dissertation, Medizinische Fakultät der Eberhard-Karls-Universität zu Tübingen, 2022.
5 Meltzer-Brody S et al., Lancet. 2018, doi.org/10.1016/ s0140-6736(18)31551-4
6 Bernardi M et al., F1000Research 2017, doi.org/10.12688/f1000research.11682.1
7 Itani R et al., Korean J Fam Med. 2022, doi.org/10.4082/kjfm.21.0103
8 Malvika D et al., Journal of Psychosexual Health, 2019 doi.org/10.1177/2631831818824439
9 Nayman S et al., Psychotherapeutenjournal. 2022; 2: 138 – 147.
10 The National Association for Premenstrual Syndrome: Guideline on Premenstrual Syndrome, 2018.

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Entzündete Blasenwand
Die interstitielle Zystitis in der Praxis
Bei der interstitiellen Zystitis (IC) handelt es sich im Gegensatz zu einer akuten Zystitis um eine nichtinfektiöse chronisch rezidivierende bis chronisch progredient verlaufende Erkrankung der Harnblase mit einer chronischen Entzündung aller Schichten der Harnblasenwand. Sie äußert sich in Schmerzen, Pollakisurie, Nykturie und imperativem Harndrang in unterschiedlicher Ausprägung sowie einer Kombination der Symptome.1 Als Ursachen werden u. a. Autoimmunprozesse, Gefäßverschlüsse, hormonelle oder psychogene Faktoren angenommen. Betroffen sind hauptsächlich Frauen ab dem 40. Lebensjahr. Der Befund interstitielle Zystitis ist eine Ausschlussdiagnose, die anhand der klinischen Symptomatik, der Befunde der Zystoskopie und des Miktionsprotokolls gestellt wird. Ähnliche Symptome können sich zeigen, wenn etwa bösartige Blasentumoren, Harnleitersteine, bakterielle Infek-
te, eine Blasentuberkulose sowie bei Männern eine Prostatitis vorliegen.
Individuelles Stufenschema
3. 4. 5.
Operation, Reha
Onabotulinumtoxin A, Neuromodulation
Alle Therapieoptionen in Kombination, erfahrungsmedizinische Maßnahmen
Multimodale medikamentöse Therapien, Installationstherapien, EMDA, Hydrodistension, Reha
Abbildung: Individuelles Stufenschema, Quelle: Leitlinie IC/BPS (siehe Literatur). Aufklärung, Lebensstil- und Ernährungsumstellung, Physiotherapie, psychologische/psychiatrische Betreuung, komplementärmedizinische Therapie
Mittels der Zystoskopie lässt sich erkennen, dass die tieferen Zwischenräume in der Blasenwand chronisch entzündet sind. Es kommt zu narbigen Veränderungen, die wiederum die Blasenkapazität deutlich vermindern. Multiple stecknadelkopfgroße Glomerulationen, die bei der Distension gefunden werden, sind ebenfalls ein Kennzeichen der IC.1
Gezielte Behandlung
Die Behandlung sollte multimodal und nach einem Stufenschema erfolgen (siehe Abbildung). Wichtige Aspekte sind:
• Keine rezidivierende Antibiotikatherapie ohne Keim- und Resistenznachweis im Katheterurin durchführen.
• Ein adäquates Schmerzmanagement steht am Anfang des individualisierten Therapieplanes.
• Konservative, nichtinvasive Behandlungen sollten immer vor irreversiblen stehen.
Die Leitlinie zur IC1 befindet sich zurzeit in Überarbeitung, wobei phytotherapeutischen Verfahren in Zukunft mehr Bedeutung eingeräumt werden soll. Idealerweise enthalten sie Kombinationen von natürlichen Inhaltsstoffen, die die Blase unterstützen, Symptome lindern, das urogenitale Mikrobiom ins Gleichgewicht bringen und/oder zukünftigen Problemen vorbeugen. Red
Literatur:
1 S2K-Leitlinie für Interstitielle Cystitis (IC/BPS), 2018 (in Überarbeitung), AWMFNr. 043/050.




Pflanzenkraft
Begleitendes bei Harnwegsinfekten

GASTAUTORIN:
Mag.a Dr.in Gabriele Kerber-Baumgartner Pharmazeutin, TEM- und Naturpraktikerin, Mykotherapeutin
Ein Bereich, in dem Phytopharmaka ihre Wirksamkeit unter Beweis stellen, ist die Behandlung von Harnwegsinfekten. Diese quälenden Beschwerden betreffen Frauen häufiger und können die Lebensqualität erheblich einschränken. Pflanzliche Urologika verfügen über antiadhäsive, antibakterielle sowie antiinflammatorische Eigenschaften, wirken diuretisch oder spasmolytisch. Sie unterstützen darüber hinaus die Stimulation des Immunsystems. Die einzelnen Pflanzen zeigen synergistische Wirkungen, eine Kombination ist folglich sinnvoll. Zur Erzielung bestmöglicher Therapieergebnisse und höchstmöglicher Compliance ist die Verordnung von zugelassenen Phytopharmaka zweckmäßig.
Vielfältige Wirkungen
Sehr bekannt ist die Goldrute als förderliche Begleittherapie bei einer unkomplizierten Zystitis. Sie unterstützt die Nierentätigkeit, wirkt entzündungshemmend und analgetisch. Als Arzneimittel ist die Goldrute als Tee mit Birkenblättern sowie gemeinsam mit Orthosiphon und Hauhechel erhältlich. Ebenfalls verfügbar ist die Kombination mit Birkenblättern und Bärentraube. Die Blätter der Bärentraube bekämpfen die Infektion durch ihre uroantiseptische und diuretische Wirkung. Allerdings sind Zubereitungen mit Bärentraubenblättern in der Schwangerschaft kontraindiziert. Hilfreich ist das Zusammenspiel von Kapuzinerkressekraut und Meerrettichwurzel. Durch die enthaltenen Senfölglykoside entfalten entsprechende Zubereitungen eine antibakterielle und sowie antiinflammatorische Wirkung. Alle genannten pflanzlichen Präparate führen jedenfalls in Kombination mit Ibuprofen rascher zur Linderung der Symptome. Dies ist für Betroffene enorm wichtig. Jedoch sind weder NSAR noch Phytotherapeutika nebenwirkungsfrei. Obwohl sie insgesamt ein gutes Nutzen-Risiko-Verhältnis aufweisen, sollten sie assoziiert nur nach nach einem aufklärenden Gespräch mit einer Ärzt:in oder Apotheker:in eingenommen werden. Dabei zeigen sich die Bedeutung der engen Zusammenarbeit dieser beiden Berufsgruppen und das positive Ergebnis für die Patient:innen. <


Die unterschätzte Gefahr
RSV: Österreich hinkt bei Prophylaxe hinterher
COVID-19, Influenza und Infektionen mit RSV (Respiratorisches SynzytialVirus) bewirken im Herbst und Winter alljährlich Erkrankungswellen. „I nfluenza führt weltweit zu etwa drei bis fünf Millionen schweren Atemwegserkrankungen und bis zu 650.000 Todesfällen pro Jahr“, berichtete Univ.Doz.in Dr.in Monika Redlberger-Fritz vom Zentrum für Virologie der MedUni Wien beim Impftag 2024. Im Vergleich dazu ist „RSV […] Schätzungen zufolge weltweit für 2 % der Todesfälle bei Kindern unter zwei Jahren verantwortlich und führt in der Altersgruppe der unter Fünfjährigen zu 33 Millionen Fällen von akuten tiefen Atemwegserkrankungen und zu über 100.000 RSV-assoziierten Todesfällen.“ Die Krankheitslast von RSV-Infektionen und Influenza sei somit beträchtlich –und bei älteren Personen über 65 Jahre bei beiden Viren vergleichbar. Fest steht: Das RS-Virus wird oft unterschätzt. Zwar ist eine Infektion üblicherweise selbstlimitierend, jedoch haben Kleinkinder, ältere Erwachsene oder –vom Alter unabhängig – Personen mit bestimmten Vorerkrankungen ein höheres Risiko, einen schweren Verlauf zu erleiden. Wichtig ist es daher, die hochvulnerablen Personengruppen vor Komplikationen oder sogar einem letalen Ausgang zu schützen.
Aufholbedarf bei den Jüngsten
Bei Kindern ist eine RSV-Infektion der häufigste Grund für einen Krankenhausaufenthalt in den Wintermonaten. Derzeit gibt es für diese junge Gruppe keinen zugelassenen Impfstoff im Sinne einer aktiven Immunisierung. Ein passiver Schutz mit monoklonalen Antikörpern steht zur Verfügung. „H ierzulande haben allerdings aktuell nur Säuglinge mit hohem Risiko betreffend RSV-Erkrankungen, etwa Frühgeborene oder Kinder mit einem angeborenen Herzfehler, Zugang zur kostenlosen passiven Immunisierung. Wir fordern, dass die
Prophylaxe auf Kassenkosten für Säuglinge generell gewährleistet wird, wie es bereits in Deutschland der Fall ist“, so Dr.in Naghme Kamaleyan-Schmied, Vizepräsidentin und Obfrau der Kurie niedergelassene Ärzte der Ärztekammer für Wien, in einer Aussendung. Hinzu komme, dass die Bestellung der RSVProphylaxe zunächst verschlafen wurde. Das könne aufgrund der hohen internationalen Nachfrage und damit der begrenzten Verfügbarkeit der Prophylaxe zum Problem werden. Ein Grund für die monatelange Untätigkeit war offenbar, dass sich das Gesundheits- und das Finanzministerium nicht über die Finanzierung einigen konnten. Deutschland handhabt das anders: Die Krankenkassen müssen alle Impfungen übernehmen, die von der STIKO empfohlen wurden.
OMR Dr. Johannes Steinhart, Präsident der Österreichischen und der Wiener Ärztekammer, fordert auch für Österreich einen solchen Automatismus.
Für Frauen zwischen der 24. und der 36. Schwangerschaftswoche ist zudem bereits ein Impfstoff für den passiven Schutz der Neugeborenen durch maternale Antikörper („Nestschutz“) zugelassen. Die werdenden Mütter können vorzugsweise zwischen September und März einmalig geimpft werden.
Auch dieser Impfstoff müsste der ärztlichen Standesvertretung zufolge endlich gratis angeboten werden. „ M it der kostenlosen Impfung für werdende Mütter sowie der Prophylaxe für Säuglinge während der empfohlenen Zeiträume stünden uns wirksame und sichere Möglichkeiten zur Verfügung, das Leid unserer Jüngsten entscheidend zu verringern“, so Dr.in Kamaleyan-Schmied.
Alter und Risikofaktoren
Wegen der hohen Zahl von Erkrankungen mit schweren – mitunter letalen – Verläufen wird eine Impfung auch Personen höheren Alters generell angeraten. Drei zugelassene Impfstoffe stehen für die aktive Immunisierung von

Personen ab dem vollendeten 60. Lebensjahr zur Verfügung. Die Impfung wird einmalig vor der Saison, vorzugsweise im September, verabreicht – die RSV-Erkrankungsfälle häufen sich im November und erreichen ihren Höhepunkt im Februar. Bislang müssen die Kosten für die entsprechende Vakzine ebenfalls privat getragen werden. In manchen Fällen kann auch für Personen unter 60 Jahren nach individueller Nutzen-Risiko-Abwägung durch die Ärzt:innen eine Impfung erwogen werden (Off-Label-Use). Empfohlen wird die Vorsorgemaßnahme Personen ab dem 18. Geburtstag, die etwa aufgrund von Vorerkrankungen ein erhöhtes Risiko eines schweren Krankheitsverlaufs haben.
Dazu zählen:
• Personen mit schweren Organerkrankungen
• Menschen mit einem BMI ≥ 30
• onkologische Patient:innen
• Personen mit Immundefekten
• Menschen mit einer HIV-Infektion oder anderen immunsuppressiven Erkrankungen
• Bewohner:innen von Alten- und Pflegeheimen.
Angebot an Schnelltests
Wichtig für die Unterbrechung von Infektionsketten seien zudem kostenfreie Testungen, so Dr.in Kamaleyan-Schmied abschließen. „ Da wir im Herbst mit einer massiven Infektionswellen rechnen müssen, sollten nicht nur Schnelltests für RSV, SARS-CoV-2- und Influenzaviren, sondern auch die Abstrichleistung für Keuchhusten den Patient:innen gratis in den Ordinationen angeboten werden.“
PA/MSA
Hier geht es zum Impfplan Österreich 2024/2025:
Invasion
Pneumokokken-Infektionen einen Riegel vorschieben

In einer rezenten repräsentativen Umfrage* unter Personen ab 55 Jahren gab rund die Hälfte von ihnen an, nicht über die Notwendigkeit einer PneumokokkenImpfung informiert zu sein. Auch hatte ca. ein Drittel der 1.015 Teilnehmer:innen keinerlei Wissen über die im Fragebogen genannten Risikofaktoren. So weit ein kleiner Auszug aus der von der Österreichischen Lungenunion (ÖLU) in Auftrag gegebenen Umfrage. Insgesamt scheint es wenig überraschend, dass lediglich 20,3 % der Befragten angaben, schon einmal eine Pneumokokken-Impfung erhalten zu haben. Eine bessere Aufklärung über das Thema würde die Impfbereitschaft vieler erhöhen, ebenso eine (Teil-)Finanzierung der Impfung – zwei wesentliche Anliegen der ÖLU. Auch der Österreichische Verband der Impfstoffhersteller (ÖVIH) fände einen kostenfreien Zugang zu Erwachsenenimpfungen wichtig – wie es ihn in anderen europäischen Ländern gibt. Dieser würde die Durchimpfungsraten steigern und dadurch die Belastungen für die Betroffenen und das Gesundheitssystem erheblich vermindern.
Höchstzahlen
2023 gab es so viele Fälle von invasiven – und damit meldepflichtigen – Pneu-
mokokken-Erkrankungen wie noch nie. Die „COVID-Delle“ war nur von kurzer Dauer. Im Jahr 2020 waren es noch 356 invasive Pneumokokken-Erkrankungen, 2022 bereits 562 gemeldete Fälle. Vergangenes Jahr wurde mit 760 Erkrankten ein neuer Negativrekord erreicht – an einer invasiven Pneumokokken-Erkrankung gestorben sind 64 Personen.1 „Wir beobachten in den letzten Jahren eine stark steigende Zunahme der Fallzahlen, die eigentlich schon vor der COVID-19-Pandemie begonnen hat. Nach einer kurzen Atempause aufgrund der besonderen Hygienemaßnahmen während Corona hat sich dieser Trend nun leider wieder fortgesetzt“, erläutert Univ.-Prof. Dr. Heinz Burgmann von der Abteilung für Infektionen und Tropenmedizin, MedUni Wien, in einer Aussendung des ÖVIH.
Wie bei anderen respiratorischen Erkrankungen steigt das Erkrankungsrisiko mit dem Alter. Am meisten betroffen war die Altersgruppe über 80 Jahre, gefolgt von den 75- bis 79-Jährigen. Wie in den vergangenen Jahren sind Männer häufiger erkrankt als Frauen. In rund zwei Dritteln der Fälle entstand aus der Infektion eine Pneumonie, in ca. jedem fünften Fall eine Lungenentzündung, gepaart mit einer Sepsis.
Aber auch Meningitiden wurden verzeichnet.1 „Und das ist nur die Spitze des Eisbergs“, betont Prof. Burgmann. „ D ie meisten Pneumokokken-Infektionen verlaufen glücklicherweise nicht invasiv, sondern als ‚normale‘ Lungenentzündung. Gefährlich können sie aber trotzdem werden.“ Pneumokokken-Infektionen sind grundsätzlich mit Antibiotika behandelbar. Allerdings können derartige Erkrankungen sehr schnell verlaufen – mitunter sprechen Betroffene auf eine Antibiotikatherapie nicht mehr an und versterben. Außerdem treten immer wieder Resistenzen gegen die gängigen Antibiotika auf.1
Erwachsenenimpfung
In den am Markt befindlichen Impfstoffen sind zwischen 57 und 74 % der nachgewiesenen Serotypen des Erregers enthalten – vor allem jene, die am häufigsten vorkommen, wie die Serotypen 3 und 19A.1 Im Impfplan Österreich 2024/2025 erfolgt eine Präzisierung bzw. Adaptierung der Empfehlung für Personen höheren Alters.2 Demnach wird in Österreich die PneumokokkenImpfung allen gesunden Erwachsenen ab dem vollendeten 60. Lebensjahr nahegelegt. Vorgesehen ist eine sequenzi-
elle Impfung: 1 x PNC15 oder PNC20 (konjugierte Pneumokokken-Vakzine, 15-valent oder 20-valent) und nach ≥ einem Jahr 1 x PPV23 (23-valente Polysaccharid-Vakzine). Eine routinemäßige Wiederholung der Impfserie wird bei dieser Personengruppe nicht empfohlen. Bei Erwachsenen mit einer Indikation zur Impfung (siehe INFO) gilt folgendes Schema: PNC15 oder PNC20 und nach ≥ acht Wochen PPV23. Die Impfserie sollte hier alle sechs Jahre wiederholt werden. Das Vorgehen bei angeimpften Personen wird im aktuellen Impfplan näher erläutert.
PA/AS
* Repräsentative Umfrage zu Bekanntheit und Folgen einer Pneumokokken-Infektion vom Institut Mindtake (im Auftrag der Österreichischen Lungenunion). Befragungszeitraum: Mai 2024, Personen ab 55 Jahren (76,6 % ≥ 60 Jahre), Nettostichprobengröße: n = 1.015 (54,2 % Frauen, 45,8 % Männer). Es wurde eine gestützte Umfrage durchgeführt.
Literatur:
1 AGES, Jahresbericht Pneumokokken 2023.
2 BMSGPK, Impfplan Österreich 2024/2025, Version 1.0 vom 01.10.2024.
INFO
Indikation laut Impfplan2
Als Personen mit hohem Risiko gelten einerseits Menschen mit einem erhöhten Risiko, eine Pneumokokken-Erkrankung zu entwickeln, andererseits Personen, die im Falle einer Erkrankung ein erhöhtes Risiko schwerer Krankheitsverläufe haben. Eine Indikation zur Immunisierung ist u. a. gegeben bei:
� funktioneller oder anatomischer Asplenie (Sichelzellkrankheit, anderen schweren Hämoglobinopathien, angeborener oder erworbener Asplenie)
� angeborenen oder erworbenen Immundefekten, z. B. Hypogammaglobulinämie, Komplement- und Properdindefekten/MBL-Defizienz, HIV-Infektion
� Cochlea-Implantat oder Liquorfistel
� Personen vor Organtransplantation, nach Stammzelltransplantation, vor Beginn einer immunsuppressiven Therapie (insbesondere einer mit Biologika)
� chronischen Krankheiten wie Krankheiten der blutbildenden Organe, neoplastischen Krankheiten, insbesondere Lungenkarzinom, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Hypertonie und Atherosklerose, Krankheiten der Atmungsorgane (Asthma, Emphysem, COPD, chronische Bronchitis), Diabetes mellitus oder anderen Stoffwechselkrankheiten, Leberzirrhose, chronischer Niereninsuffizienz, nephrotischem Syndrom
� Personen ab dem vollendeten 50. Lebensjahr mit chronischem Nikotin- und/oder Alkoholabusus
� Personen nach Liquorverlust, z. B. durch Trauma oder Schädelchirurgie
� Zöliakie
� Personen, die beruflich Metallrauch (Schweißen, Metalltrennen) ausgesetzt sind
Für nähere Informationen, Angaben zur Kinderimpfung sowie zum kostenfreien Impfprogramm siehe Österreichischer Impfplan.
Behandlung frühzeitig anpassen
Wann bei schubförmig remittierender Multipler Sklerose eine Therapieeskalation notwendig ist
In Österreich sind mehr als 13.500 Personen von Multipler Sklerose (MS) betroffen.1 Die Betreuung der chronisch kranken Patient:innen erfordert viel Fingerspitzengefühl und engmaschige Kontrollen – denn nicht immer manifestiert sich ein Krankheitsschub auch in klinischen Symptomen, wie eine aktuelle Studie zeigt.2,3 Zudem kann die Therapieadhärenz im Krankheitsverlauf zum Problem werden.4
Erkrankungsformen und Einleitung der Behandlung
Rund 80 % der Betroffenen leiden an der häufigsten Form der Erkrankung, der schubförmig remittierenden MS (RRMS), welche typischerweise zwischen dem 20. und dem 40. Lebensjahr einsetzt.5 Trotz verbesserter diagnostischer Möglichkeiten scheint sich das Auftreten der Erkrankung über die Jahre nach hinten verschoben zu haben: Lag das durchschnittliche Alter bei der Erstmanifestation der RRMS zwischen 1970 und 1979 bei 23,8 Jahren (± 10,2 Jahre), erhöhte es sich kontinuierlich und beträgt in der letzten Dekade bereits 34,3 Jahre (± 9,8 Jahre).6
Nach den Krankheitsschüben kommt es zu einer kompletten oder inkompletten Remission der Symptome. Ein Übergang in eine sekundär progrediente MS (SPMS) ist möglich und betrifft etwa 15 % der MS-Patient:innen. Hierbei nehmen die Beeinträchtigungen mit oder ohne aufgesetzte Schübe stetig zu. 5 % der Erkrankten haben bereits von Beginn an einen progredienten Verlauf, der nur vereinzelt Schübe aufweist. Hierbei handelt es sich um die primär progrediente MS (PPMS).5 Der Fokus des Artikels richtet sich nachfolgend auf die häufigste Form der Erkrankung. Die für die Behandlung der RRMS verfügbaren Immuntherapeutika werden in drei Wirksamkeitskategorien eingeteilt, wobei Kategorie 1 die geringste und Kategorie 3 die höchste Wirksamkeit aufweist (siehe Tabelle). Die Therapie-

wahl richtet sich nach der Aktivität der Erkrankung: Ärzt:innen sollten Schubschwere und -frequenz, das Therapieansprechen bei der Behandlung von Schüben, die Progression der Erkrankung sowie die MRT-Befunde in die Entscheidung miteinbeziehen.5 Das Verabreichungsspektrum reicht von Tabletten über Spritzen bis hin zu Infusionen.1 Aufgrund der Heterogenität der Therapien und ihrer Darreichungsformen empfiehlt es sich, die Präferenzen der Patient:innen zu berücksichtigen, was zu einer verbesserten Adhärenz führen kann.4
Kriterien für die Therapieanpassung
Bis dato lagen allerdings keine evidenzbasierten Kriterien vor, wann eine Therapieeskalation mit Medikamenten erfolgen soll, die über eine höhere Wirksamkeit verfügen. Das änderte sich nun dank einer Studie der Medizinischen Universitäten Wien und Innsbruck sowie des Universitätsspitals Bern. Eine retrospektive Studie mit 131 MS-Patient:innen zeigt, dass auch jene Betroffenen von
einer Therapieanpassung profitieren, die innerhalb eines Jahres zwei oder mehr neue entzündliche Läsionen in der Magnetresonanztomographie (MRT) aufweisen – aber noch keine klinischen Symptome, die auf einen Krankheitsschub hindeuten würden.2,3
Das ausgewählte Patient:innenkollektiv erhielt eine Therapie der Wirksamkeitskategorie 1 für zwölf oder mehr Monate und war seit zwölf Monaten klinisch stabil. Die Anzahl der Läsionen in der MRT wurde zu Beginn und nach einem Jahr unter der Therapie ausgewertet, die Follow-up-Zeit nach der zweiten MRT betrug mindestens zwei Jahre. Während der medianen Nachbeobachtungszeit von sechs Jahren erlebten 47 % der Patient:innen einen Schub. Jene, die ihrer initialen Therapie treu blieben, hatten bei Auftreten von zwei neuen Läsionen in der MRT ein dreimal so hohes Risiko, dass ein Schub auftrat, bei drei oder mehr neuen Läsionen vervierfachte sich das Risiko sogar – verglichen mit jenen Patient:innen, die bei derselben Anzahl von Läsionen bereits eine Therapieintensivierung erfahren hatten. Umgekehrt verringerte sich das Risiko eines
Schubs bei einer Eskalation der Behandlung um etwa 80 %, wenn zwei neue Läsionen hinzukamen, und um 70 % wenn drei oder mehr neue Läsionen auftraten. Auch die Progression der Einschränkungen durch die Erkrankung –gemessen anhand der Expanded Disability Status Scale (EDSS) – konnte durch die frühzeitige Anpassung der Therapie
bei klinisch stabilen Patient:innen mit mindestens drei neuen Läsionen in der MRT hintangehalten werden.2,3
Augenmerk auf Laborbefunde und Therapieadhärenz richten
Weitere Gründe für eine Therapieanpassung sind persistierende Auffälligkei-
THERAPIE DER RRMS NACH WIRKSAMKEITSKATEGORIEN5
Kategorie 1
Kategorie 2
Dimethylfumarat/Diroximelfumarat Cladribin
Kategorie 3
Alemtuzumab
Glatirameroide Fingolimod Natalizumab
Interferon-beta Ozanimod Ocrelizumab
Teriflunomid Ponesimod
Ofatumumab
Rituximab (Off-Label-Use)
Ublituximab
ten in den Laborbefunden, etwa erhöhte Leberenzyme oder eine verringerte Anzahl von Leukozyten. Auch das Auftreten von Nebenwirkungen, die die Therapieadhärenz negativ beeinflussen, oder die Angst vor deren Auftreten, bspw. bezüglich einer progressiven multifokalen Leukenzephalopathie (PML), müssen Ärzt:innen im Auge behalten. Letztlich kann die Therapieadhärenz genauso unter der gewählten Darreichungsform leiden: So ist bekannt, dass die Adhärenz bei selbst zu injizierenden Immuntherapien häufiger unzureichend ist als bei anderen Therapieformen.4
Mag.a Marie-Thérèse Weitzl, BSc, BSc
Quellen:
1 Österreichische Multiple Sklerose Gesellschaft 2024; oemsg.at
2 Presseaussendung MedUni Wien: „Multiple Sklerose: Erstmals klare Entscheidungskriterien für die Therapieanpassung“; 10.09.2024.
3 Bsteh G et al., Neurology 2024; 103(6): e209752.
4 Rae-Grant A et al., Neurology 2018; 90(17): 777-788.
5 Deutsche Gesellschaft für Neurologie: S2k-Leitlinie „Diagnose und Therapie der Multiplen Sklerose, Neuromyelitis-optica-Spektrum-Erkrankungen und MOG-IgG-assoziierten Erkrankungen“; Stand: 11/2023.
6 Romero-Pinel L et al., Multiple Sclerosis and Related Disorders 2022; 68: 104103.
UNTERSTÜTZT VON DR. BÖHM®
Wissenschaftliche Erkenntnisse zu Phytotherapie und Mikronährstoffen
Maga. pharm.
Susanne Lesch
Research and Development Scientist
Apomedica Pharmazeutische Produkte GmbH
Krenberry, echt Kresse Hilfe bei Harnwegsinfekten
PERFEKTE SYNERGIE – KREN, CRANBERRY UND BRUNNENKRESSE

Unkomplizierte Harnwegsinfekte bei Frauen zählen zu den häufigsten Infektionserkrankungen im ambulanten Bereich. Oft werden Antibiotika verordnet, obwohl eine solche Behandlung in vielen Fällen nicht notwendig ist. Dies führt zu einer bedenklichen Zunahme von Antibiotikaresistenzen. Auf der Suche nach alternativen Therapieoptionen zeigen Kren, Cranberry und Brunnenkresse studienbelegt ein großes Potential in der Prävention und Behandlung von Harnwegsinfekten. Sie liefern innovative keimtötende Inhaltsstoffe und sind als Waffe gegen bakterielle Biofilme genau jene moderne Lösung, die man jugendsprachlich bezeichnet als: Echt krass!
Die Therapieleitline für Harnwegsinfektionen (HWI) weist darauf hin, dass etwa ein Drittel der unkomplizierten Harnwegsinfekte antibiotisch behandelt wird, obwohl dies nicht erforderlich ist. Als Folge können Resistenzen entstehen, die zu einem Versagen künftiger Antibiotikatherapien führen und chronisch wiederkehrenden Harnwegsinfekten Tür und Tor öffnen. Durch den leitlinienkonformen Einsatz pflanzlicher Wirkstoffe anstelle von Antibiotika bleibt eine gefürchtete Resistenzentwicklung aus.1 Zusätzlich können diese die Entstehung bakterieller Biofilme hemmen und dadurch die Wirksamkeit bei einer notwendigen Antibiotikatherapie erhöhen.

Phytotherapeutische
Behandlungsmöglichkeiten
Aufgrund der starken Zunahme multiresistenter Erreger bei Harnwegsinfekten, besteht ein wachsendes Interesse an alternativen Behandlungsmöglichkeiten. Neben der klassischen durchspülenden Therapie sind es vor allem zwei phytotherapeutische Wirkstoffgruppen, die bei Harnwegsinfekten eingesetzt werden. Zum einen die Proanthocyanidine vom Typ A aus Cranberry (Vaccinium macrocarpon) mit anti-adhäsiver und biofilmhemmender Wirkung und zum anderen antibakterielle Senföle aus Kren (Armoracia rusticana) oder Brunnenkresse (Nasturtium officinale).2,3
Cranberry im Profil
Die amerikanische Cranberry (Vaccinium macrocarpon) gehört zur Pflanzenfamilie der Heidekrautgewächse (Ericaceae) und wächst in den Hochmooren Nordamerikas. Aufgrund ihrer Wirksamkeit bei Harnwegsinfekten wurde Cranberry schon seit langem von indigenen Völkern genutzt. Neben Vitamin C und Gerbstoffen werden Flavonoide, insbesondere die oligomeren Proanthocyanidine vom Typ A (PAC-A) als wirksame Substanzen bei unkomplizierten Harnwegsinfekten beschrieben.4,5
Die Cranberry zählt zur selben Pflanzengattung wie die heimische Preiselbeere (Vaccinium vitis idaea), die ebenfalls bei

Biofilm – der bakterielle Schutzschild
Als Biofilm bezeichnet man eine von Bakterien selbst gebildete Matrix aus Polysacchariden, welche den Krankheitserregern als mechanischer Schutzschild vor Antibiotika und Immunzellen dient (Abb. 1).7 Uropathogene
einzudringen und diesen aufzulösen.
Proanthocyanidine vom Typ A wirken „anti-adhäsiv“
Die Proanthocyanidine vom Typ A verhindern, durch Blockade der p-Fimbrien, ein Anhaften uropathogener Bakterien an den Zellen der Blasen-
Bei einem akuten Infektgeschehen ist es besonders effektiv Cranberry mit D-Mannose zu kombinieren. Denn D-Mannose wirkt, aufgrund der Blockade eines weiteren Fimbrientyps (Abb. 2), synergistisch mit Proanthocyanidinen vom Typ A.
Cranberry – Prophylaxe und Therapie bei HWIs
Eine kürzlich veröffentlichte Meta-Analyse kommt zu dem Ergebnis, dass durch den präventiven Einsatz von Cranberry das Risiko an einem Harnwegsinfekt zu erkranken um rund ein Drittel gesenkt wird.11 Dies wird auch in einer Cochrane-Analyse aus dem Jahr 2023 bestätigt, die zeigt, dass insbesondere Frauen mit wiederkehrenden Infekten von einer prophylaktischen Cranberry-Anwendung profitieren.12
Bakterien innerhalb des Biofilms
Bakterien mit Resistenzgenen
antibiotische Wirkstoffe oder Immunzellen
Abb. 1: Bakterien können sich innerhalb eines Biofilms, geschützt vor Antibiotika und Immunzellen, leicht an antibiotische Wirkstoffe anpassen.7,8

Neben der vorbeugenden Gabe von Cranberry ist ihr Einsatz während einem akuten Harnwegsinfekt ebenso wertvoll. Besteht tatsächlich die Notwendigkeit einer Antibiotika-Gabe kann deren Wirksamkeit durch die Reduktion des Biofilms verbessert und die Resistenzentwicklung verhindert werden.13 Eine aktuelle Studie zeigt, dass durch den Einsatz von 100 μg/ml PACA die Biofilmbildung signifikant (p < 0,05) gehemmt wird (Abb. 3).13 Untersuchungen belegen zudem, dass mit der Reduktion des Biofilms auch die Antibiotikaresistenz gegenüber Sulfamethoxazol (SMX) aufgehoben wird. Während der Einsatz von SMX als
Monopräparat selbst in sehr hohen Dosen (512 μg/ml) wirkungslos war, konnte durch geringe Mengen PAC-A die Wirkung des Antibiotikums wieder voll hergestellt werden (Abb. 4).13
Antibiotische Senföle aus Kren und Brunnenkresse Senföle oder genauer ihre Vorstufe, die Senfölglykoside (Glukosinolate), sind vor allem in der Pflanzenfamilie der Kreuzblütler (Brassicaceae) zu finden. In Kren (Armoracia rusticana) und Brunnenkresse (Nasturtium officinale) ist der Gehalt besonders hoch. In der intakten Pflanze liegen die Glykoside und das Glykosid-spaltende Enzym Myrosinase
Biofilmhemmung durch PAC-A
getrennt voneinander vor. Erst beim Beschädigen des Gewebes und durch das Aufbrechen der Zellen (wie etwa beim Krenreiben) kommen beide in Kontakt. Dadurch kann der Zuckerrest enzymatisch abgespalten werden, die antibakteriell wirksamen, leicht flüchtigen Senföle werden freigesetzt und gehen verloren (Abb. 5).
Das ist auch der Grund, warum in hochwertigen Supplementen die nichtflüchtige Glykosid-Form verwendet wird. Nach der Einnahme werden die Glykoside durch Darmbakterien gespalten, die antibakteriellen Senföle gelangen ins Blut und werden renal ausgeschieden. Auf diese Weise erreichen sie in den ableitenden Harnwegen Konzentrationen in therapeutischer Höhe.4,14,15
Senföle sind die flüchtigen, scharfen Wirkstoffe, die in besonders hohen Konzentrationen in Kren und Brunnenkresse vorhanden sind. Sie wirken antibakteriell, indem sie die Zellmembran destabilisieren, Proteine und Enzyme denaturieren und die Bildung reaktiver Sauerstoffspezies fördern.16 Außerdem wird die bakterielle Kommunikation gestört (Quorum quenching) und dadurch die Biofilmbildung gehemmt. Senföle zeigen studienbelegt ein breites Wirkspektrum, insbesondere gegen uropathogene Erreger wie Escherichia coli oder Pseudomonas aeruginosa (Abb. 6).14,17,18
Biofilmhemmung durch PAC-A und Sulfamethoxazol (SMX)
Abb. 2: Schematische Darstellung: Blockade der p-Fimbrien uropathogener Bakterien (E.coli) durch Proanthocyanidine vom Typ A und Blockade der Typ-1-Fimbrien durch D-Mannose.9
Abb. 3: In-vitro-Studie: Biofilmhemmung von E. coli durch Proanthocyanidine aus Cranberry.13
Abb. 4: In-vitro-Studie: Dosisabhängige Biofilmhemmung durch die Kombination von PAC-A und Sulfamethoxazol.13

Abb. 5: Enzymatische Umwandlung der Senfölglykoside durch Myrosinase in die antibakterielle Wirkform.15
Fazit
Unkomplizierte Harnwegsinfekte werden oft unnötig mit Antibiotika behandelt. Dies führt zu gefürchteten Antibiotikaresistenzen, weshalb alternative Therapiemöglichkeiten immer mehr an Bedeutung gewinnen. Proanthocyanidine vom Typ A aus Cranberry, verhindern das Anhaften von Bakterien an der Blasenschleimhaut und hemmen dadurch die Biofilmbildung, während Senföle aus Kren und Brunnenkresse eine antibiotische Wirkung aufweisen. Aufgrund ihrer synergistischen Wirkung sind Cranberry, Kren und Brunnenkresse in Kombination besonders effektiv in der Behandlung von Harnwegsinfekten.
Darüber hinaus können sie im Bedarfsfall sogar die Antibiotikawirkung verbessern. Im Kampf gegen die Antibiotikaresistenz sind sie daher sowohl in der Prophylaxe als auch in der Therapie bei unkomplizierten Harnwegsinfekten das phytotherapeutische Mittel der Wahl.
SECHS MARKENZEICHEN FÜR QUALITÄT:
Kresse / Kren (mg)
P. aeruginosa (n=21)
K. pneumoniae (n=21) E. coli (n=21)
P. vulgaris (n=20)
M. catarrhalis (n=20)
H. influenzae (n=21)
Abb. 6: Senföle verfügen über eine ausgeprägte antibakterielle Wirkung, die sich insbesondere gegen uropathogene Erreger wie E. coli richtet.14,17
References 1Epidemiologie, Diagnostik, Therapie, Prävention und Management unkomplizierter, bakterieller, ambulant erworbener Harnwegsinfektionen bei Erwachsenen (HWI); 2024.; 2Gupta A, Dwivedi M, Mahdi AA, Nagana Gowda GA, Khetrapal CL, Bhandari M. Inhibition of adherence of multi-drug resistant E. coli by proanthocyanidin. Urol Res. 2012;40(2):143-150. doi:10.1007/ s00240-011-0398-2.; 3Conrad A, Biehler D, Nobis T, et al. Broad spectrum antibacterial activity of a mixture of isothiocyanates from nasturtium (Tropaeoli majoris herba) and horseradish (Armoraciae rusticanae radix). Drug Res. 2013;63(2):65-68. doi:10.1055/s-0032-1331754.; 4Bäumler S. Arzneipflanzenporträts. 2. Auflage. München: Elsevier Urban & Fischer; 2012.; 5Konesan J, Liu L, Mansfield KJ. The Clinical Trial Outcomes of Cranberry, D-Mannose and NSAIDs in the Prevention or Management of Uncomplicated Urinary Tract Infections in Women: A Systematic Review. Pathogens. 2022;11(12). doi:10.3390/pathogens11121471.; 6Martău GA, Bernadette-Emőke T, Odocheanu R, et al. Vaccinium Species (Ericaceae): Phytochemistry and Biological Properties of Medicinal Plants. Molecules. 2023;28(4). doi:10.3390/molecules28041533.; 7Zhao A, Sun J, Liu Y. Understanding bacterial biofilms: From definition to treatment strategies. Front Cell Infect Microbiol. 2023;13:1137947. doi:10.3389/fcimb.2023.1137947.; 8Maione A, Galdiero E, Cirillo L, et al. Prevalence, Resistance Patterns and Biofilm Production Ability of Bacterial Uropathogens from Cases of Community-Acquired Urinary Tract Infections in South Italy. Pathogens. 2023;12(4). doi:10.3390/pathogens12040537.; 9Blumberg JB, Camesano TA, Cassidy A, et al. Cranberries and their bioactive constituents in human health. Adv Nutr. 2013;4(6):618-632. doi:10.3945/an.113.004473.; 10Porru D, Parmigiani A, Tinelli C, et al. Oral D-mannose in recurrent urinary tract infections in women: a pilot study. Journal of Clinical Urology. 2014;7(3):208-213. doi:10.1177/2051415813518332.; 11Xia J-Y, Yang C, Xu D-F, Xia H, Yang L-G, Sun G-J. Consumption of cranberry as adjuvant therapy for urinary tract infections in susceptible populations: A systematic review and meta-analysis with trial sequential analysis. PLoS One. 2021;16(9):e0256992. doi:10.1371/journal.pone.0256992.; 12Williams G, Stothart CI, Hahn D, Stephens JH, Craig JC, Hodson EM. Cranberries for preventing urinary tract infections. Cochrane Database Syst Rev. 2023;11(11):CD001321. doi:10.1002/14651858.CD001321.pub7.; 13Maisuria VB, Okshevsky M, Déziel E, Tufenkji N. Proanthocyanidin Interferes with Intrinsic Antibiotic Resistance Mechanisms of Gram-Negative Bacteria. Adv Sci (Weinh). 2019;6(15):1802333. doi:10.1002/advs.201802333.; 14Häringer E. Natürlich gegen Bakterien: Pflanzliche Antibiotika bei Harnwegsinfektionen. Erfahrungsheilkunde. 2012;61(04):193-198.; 15Barba FJ, Nikmaram N, Roohinejad S, Khelfa A, Zhu Z, Koubaa M. Bioavailability of Glucosinolates and Their Breakdown Products: Impact of Processing. Front Nutr. 2016;3:24. doi:10.3389/fnut.2016.00024.; 16Dufour V, Stahl M, Baysse C. The antibacterial properties of isothiocyanates. Microbiology (Reading). 2015;161(Pt 2):229-243. doi:10.1099/mic.0.082362-0.; 17Banzer J. Antibakterielle Wirkung von Senfölen. Apotheken Journal. 2005.; 18Romeo L, Iori R, Rollin P, Bramanti P, Mazzon E. Isothiocyanates: An Overview of Their Antimicrobial Activity against Human Infections. Molecules. 2018;23(3). doi:10.3390/molecules23030624.
Die Top-Husten-/Erkältungs-Produkte nach Menge und Wert
Marktanalyse von Beatrix
Linke, Country Lead

• Die Kategorie der Husten- und Erkältungsmittel-Produkte erzielt in den öffentlichen Apotheken und Hausapotheken im MAT August 2024 mit 21,3 Mio. Packungen 110 Mio. Euro Umsatz FAP.
• Der entsprechende Markt sinkt aktuell im Vergleich zum Vorjahr um
© Heuschneider-Platzer
-4,0 % nach Menge und steigt um 2,2 % nach Wert.
• 80,7 % aller Packungen sind rezeptfrei, 30,8 % sind erstattungsfähig.
• Oxymetazoline ist der am häufigsten verwendete Wirkstoff vor Benzydamine und Ascobic Acid/Paracetamol/Pheniramine/Phenylephrine.
• Die Top-10-Produkte nach Menge machen 48,8 % des Gesamtabsatzes aus. Nasivin® (Procter & Gamble) liegt nach Einheiten an erster Stelle, gefolgt von Tantum Verde® (Angelini Pharma) und Bronchostop® (Kwizda).
• Die Top-10-Produkte nach Wert umfassen 48,8 % des Gesamtumsatzes.
Nach Umsatz führt Nasivin® vor Sinupret® (Bionorica) und Tantum Verde®.

* Quelle: IQVIATM DPMÖ sell-out Österreich, Verkäufe der öffentlichen österreichischen Apotheken sowie Großhandelslieferungen an ärztliche Hausapotheken, ATCKlassen R01 RHINOLOGIKA, R02 HALSSCHMERZMITTEL, R05 HUSTEN+ERKAELTUNGSPRAEP., ausschließlich registrierte Arzneimittel aus dem Warenverzeichnis I, Absatz/Menge in Einheiten, Umsatz/Werte in Euro, bewertet zum Fabrikabgabepreis (FAP), Wachstum vs. Vorjahr, MAT August 2024 (September 2023 bis August 2024 kumuliert). Handelsname
(1) Procter & Gamble
(3) Angelini Pharma
(4) Kwizda
(5) Novartis Pharma
(2) Bionorica
IMPRESSUM
3,8 % (6) 3,6
Wichtig
(7) Reckitt-Benckiser
Teofarma
(8) Haleon-Gebro
3,3 % (9) 3,7 % (6) Engelhard
3,2 % (10) 1,7 % (18) Infectopharm Stand: August 2024
Herausgeber und Medieninhaber: RegionalMedien Gesundheit – RMA Gesundheit GmbH, Am Belvedere 10 / Top 5, 1100 Wien, Tel. 01/74321708114, office@gesund.at. Geschäftsführung: Mag.a Birgit Frassl, Marlis Rumler. Redaktionsleitung: Mag.a Karin Martin.
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Artikelnummer 456
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Moderne Tradition
Was die Phytopharmazie bei Erkältungskrankheiten, gastrointestinalen Beschwerden und Winterdepression zu bieten hat

GASTAUTORIN: Mag.a Dr.in Gabriele Kerber-Baumgartner Pharmazeutin, TEMund Naturpraktikerin, Apotheke Hofwiese in Kremsmünster







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Longitudinal Analysis of Lung Cancer Data – An Austrian Research Platform
Prim. Priv.-Doz. Dr. Arschang VALIPOUR
Körperliches Training und Fitness bei Menschen mit rheumatischer Arthritis
Assoc.-Prof. Priv.-Doz. Dr. Thomas E. DORNER, MPH
Normoglykämie als neues therapeutisches Ziel bei Typ-2-Diabetes
Prim. Univ.-Prof. Dr. Bernhard LUDVIK
November 2024

ANMELDUNG & INFORMATION: www.karl-landsteiner.at
Die Teilnahme ist kostenlos.


SPRECHStunde
Patient:innen-Fragen kompetent beantworten
EXPERTE:
OA Dr. Daniel Wilfinger
FA für Dermatologie und Venerologie, AUVA, Rehabilitationsklinik Tobelbad, Abt. f. Berufskrankheiten und Arbeitsmedizin

„Chronische Ekzeme – berufsbedingt?
Und was tun außer ‚Kortison schmieren‘?“
Susanne B., eine 20-jährige Friseurin, kommt mit chronisch rezidivierenden Ekzemen an Händen und Unterarmen in die allgemeinmedizinische Ordination. Sie berichtet, dass sie in ihrer Kindheit an leichter Neurodermitis im Bereich der Ellenbeugen und Kniekehlen gelitten habe, aber Hände und Unterarme erst seit Beginn ihrer Friseurlehre betroffen seien. Sie würde immer wieder „ Kortisoncremes “ verwenden, nach Absetzen kämen die Ekzeme jedoch zurück. Inzwischen befürchte sie, ihren Traumberuf nicht weiter ausüben zu können …
OA WILFINGER: Chronische Handekzeme sind eine häufige dermatolo-
In Österreich werden pro Jahr ca. 600-700 Patient:innen mit berufsbedingten Hauterkrankungen der AUVA gemeldet, von einer deutlich höheren Dunkelziffer ist auszugehen. Die Gründe für Hautprobleme am Arbeitsplatz sind vielfältig: Sie reichen von Irritation durch Feuchtarbeit, häufiges Händewaschen mit Seife und langes Tragen okklusiver Handschuhe bis hin zu potenziellen Kontaktallergien gegen eine Vielzahl von Arbeitsstoffen. So können multiple Faktoren eine kausale Rolle spielen. Eine anlagebedingte „ Empfindlichkeit“ der Haut wie bei Neurodermitispatient:innen stellt einen häufigen prädisponierenden Faktor dar. Da berufliche Einflüsse überwiegend die Haut der Hände betreffen, kommt es im Rahmen der Berufsausübung oft zu Handekzemen. Neben der leitliniengerechten Lokalund Systemtherapie2 ist jedenfalls eine umfassende Abklärung der Ursachen und in der Folge konsequente Umsetzung von Maßnahmen zur Rezidivprophylaxe nötig. Als erste Anlaufstelle suchen viele Patient:innen die
an, darüber hinaus besteht im Friseurberuf eine Feuchtbelastung der Haut durch regelmäßiges Waschen der Haare von Kund:innen und häufiges Tragen flüssigkeitsdichter Gummihandschuhe beim Haarefärben. Außerdem muss bei Frau B. eine allergologische Abklärung mittels eines Epikutantests erfolgen –Kontaktallergien gegen Haarfärbemittel sowie Duft- und Konservierungsstoffe in Haarkosmetikprodukten sind häufig.
Frühe Verdachtsmeldung


Und hiermit kommen wir wieder zurück zu unserer Patientin: Ihre frühkindliche Neurodermitis zeigt eine anlagebedingte Empfindlichkeit der Haut
Zur Unterstützung bei der Abklärung, Behandlung und Prävention berufsbedingter Hauterkrankungen bietet die AUVA bereits seit 2015 ein entsprechendes Maßnahmenpaket an. Erster Schritt hierfür ist immer eine BerufskrankheitenVerdachtsmeldung an die Unfallversicherung durch die (Haus-)Ärzt:in. Diese sollte so früh wie möglich erfolgen, um Präventionsmaßnahmen noch vor Aufgabe des Berufes oder weiterer Verschlimmerung der Hauterkrankung umsetzen zu können. Die sogenannte „BKMeldung“ kann online oder postalisch an die jeweils nächste AUVA-Landesstelle gesendet werden und ist für Ärzt:innen bereits bei Verdacht gesetzlich verpflichtend. Das Formular steht auf der Homepage der AUVA zur Verfügung.3 Ganz unabhängig von der gesetzlichen Verpflichtung liegt eine frühe Meldung und gute Kooperation zwischen Haus-, Fachärzt:innen, Kliniken und der AUVA im Interesse der Betroffenen. Im nächsten Schritt wird unsere Patientin zur Hautsprechstunde in ein Zentrum der AUVA eingeladen. In diesem Rahmen erfolgen:
• eine umfassende arbeitsmedizinische Erhebung möglicher beruflicher Risikofaktoren,
• eine Durchsicht von Sicherheitsdatenblättern der Arbeitsstoffe in Hinblick auf enthaltene Allergene und Irritanzien,
• eine dermatologische Untersuchung und Abklärung einschließlich Epikutan- und Pricktestungen, häufig mit eigenen Arbeitsstoffen.
Spezifische Prävention
Wenn die Patientin ihren Traumberuf Friseurin trotz anlagebedingt empfindlicher Haut und zusätzlicher berufsbedingter hautschädigender Einflüsse weiterhin ausüben möchte, so werden Präventionsmaßnahmen unumgänglich sein. Die Lokaltherapie mit topischen Kortikosteroiden lindert zwar häufig kurzfristig die Symptome, nach Absetzen kommt es aber meist unweigerlich zu Rezidiven („Rebound-Phänomen“), insbesondere wenn die beruflichen Hautbelastungen weiterbestehen.
Die Patientin wird daher nach erfolgter Diagnostik in einem AUVA-Zentrum
mit persönlicher Schutzausrüstung (adäquate Handschuhe, Hautschutz- und Pflegecremes etc.) ausgestattet und in Hinblick auf deren Anwendung sowie die Vermeidung von hautschädlichen Risikofaktoren am Arbeitsplatz geschult. Für besonders komplexe oder therapierefraktäre Fälle wird eine dreiwöchige stationäre dermatologische Rehabilitation in der Rehabilitationsklinik Tobelbad bei Graz angeboten. Nachdem sämtliche Maßnahmen umgesetzt wurden, ist das Weiterarbeiten im erlernten Beruf in den allermeisten Fällen ohne Hautprobleme möglich. Sollte dies z. B. wegen schwerer Kontaktallergien im Einzelfall nicht gelingen, kann eine Umschulung in Betracht gezogen werden.
Neue Berufskrankheiten
Abgesehen von irritativen oder allergischen Kontaktekzemen, können auch andere vorbestehende Hauterkrankungen durch zusätzliche berufliche Hautbelastung verschlimmert und somit zur Berufskrankheit werden. Neurodermitis kann durch Feuchtarbeit und weitere Reizfaktoren getriggert wer-
den. Bei Psoriasis führen mechanische Reize, z. B. bei handwerklich tätigen Patient:innen, mitunter zu einer Verschlimmerung durch das sogenannte Köbner-Phänomen.
Darüber hinaus erfolgte mit März 2024 eine Umstrukturierung und Erweiterung der österreichischen Berufskrankheitenliste. Die genannten Hauterkrankungen werden nun unter der Nummer 2.1. geführt. Zusätzlich wurde unter der Nummer 7.4.2. eine neue dermatologische Berufskrankheit in die Liste aufgenommen: Plattenepithelkarzinome und aktinische Keratosen der Haut durch UV-Exposition. Patient:innen mit diesen Diagnosen können nun bei beruflicher UV-Exposition („outdoor-worker“) ebenso der AUVA gemeldet werden und von zusätzlichen Behandlungsmöglichkeiten, z. B. einer photodynamischen Therapie, und entsprechenden Präventionsmaßnahmen profitieren.
Literatur:
1 Thyssen JP et al., Contact Dermatitis. 2010; 62(2):75-87.
2 Bauer A et al., S2k-Leitlinie Diagnostik, Prävention und Therapie des Handekzems (2023).
3 auva.at/auva-ihre-leistungen/leistungen-auf-einenblick/versicherungsschutz/berufskrankheiten
Wohnraumanpassung
Damit das Zuhause mit einem alt wird

Insbesondere für ältere Menschen hat das Zuhause eine zentrale Bedeutung – die meisten wünschen sich, möglichst lange selbstständig in ihren eigenen vier Wänden wohnen zu können. Aus diesem Grund lebt die Mehrheit der Senior:innen auch jenseits des 60. Lebensjahres in ihrer gewohnten Umgebung. Älterwerden bringt jedoch Veränderungen mit sich. Altersbedingte Einschränkungen der Hör- und Sehfähigkeit oder der Beweglichkeit wirken sich auf Anforderungen an die Wohnsituation aus. So rücken altersgerechtes Wohnen und speziell das Thema „Sicherheit“ in den Mittelpunkt.1
„In gesunden Jahren sollten Menschen darüber nachdenken, wie und wo sie alt werden möchten.“
Angemessene Gestaltung
Gefahren, die das Sturzrisiko erheblich erhöhen und deren sich die Menschen oft gar nicht bewusst sind, lauern in vielen Wohnungen und Häusern – besonders in Bad und Toilette, gefolgt von Treppenhaus und Küche. Eine altersgerechte Wohnumgebung muss daher bestimmte Kriterien erfüllen. Diese sind frühzeitig bei der Wahl und Gestaltung des Wohnraums zu beachten, idealerweise noch vor der Manifestation einer krankheits- und altersbedingten Einschränkung. Einfache Maßnahmen können bereits wesentlich zur Steigerung von Komfort und Sicherheit beitragen. Dazu gehören ausreichende Lichtquellen, gut erreichbare Schalter, Haltegriffe sowie die Beseitigung von Schwellen und lose verlegten Teppichen.2 Darüber
hinaus gibt es eine Vielzahl von „ Active & Assisted Living“ (AAL)-Technologien, die den Alltag enorm erleichtern können, etwa automatische Herdsicherungen oder Hausnotrufsysteme.3 Bei starken Sinnesbehinderungen unterstützen Hilfsmittel nach dem MehrsinnePrinzip die selbstständige Lebensführung. Beispiele hierfür sind sprechende Uhren bei Seheinschränkungen oder Türklingeln mit Vibration oder Lichtblitzen bei Hörminderungen.
Gelungene Umsetzung
Laut DIin Constanze Koch-Schmuckerschlag, Leiterin des Referats Barrierefreies Bauen der Stadtbaudirektion der Stadt Graz, lassen sich Maßnahmen durch Veränderungen in der Wohnungsausstattung und den Einsatz von Hilfsmitteln in der Praxis leicht umsetzen. Dabei ist jedoch wichtig, dass der Mensch die eigenen Bedürfnisse und Einschränkungen erkennt und die Hilfsmittel auch annimmt, die positiven Ergebnisse sieht und nicht die Hilfsbedürftigkeit in den Vordergrund stellt. Des Weiteren braucht es für die positive Umsetzung eine gute fachliche Beratung. Hier werden in Zukunft kompetente Beratungsstellen benötigt, die gemeinsam mit den Menschen ein Konzept für erforderliche Maßnahmen zur altersgerechten Adaptierung des Wohnbereichs erarbeiten. Dies wurde auch im Rahmen des Projektes „C asa Carl“ der Geriatrischen Gesundheitszentren der Stadt Graz deutlich. Betroffene wünschen sich ein klar strukturiertes, individuell aufbereitetes Informationsangebot – möglichst aus einer Hand sowie regional verfügbar.
Proaktive Herangehensweise
Das Wohnen im Alter sollte daher nicht dem Zufall überlassen werden.
Die frühzeitige Planung und die Auseinandersetzung mit den verschiedenen Aspekten des Älterwerdens sind der Schlüssel zu einer selbstbestimmten und komfortablen Lebensgestaltung. Die Anpassung des Wohnraumes spielt eine entscheidende Rolle, um die Herausforderungen des Alter(n)s erfolgreich zu bewältigen. Indem wir uns proaktiv damit befassen, wie wir im Alter leben möchten, schaffen wir die Grundlage für ein erfülltes und selbstständiges Leben in den eigenen vier Wänden auch in späteren Jahren.4
Gastautorinnen: Ursula Berger, BSc, MSc, Mag.a Dr.in Judith Goldgruber
Literatur:
1 Öffentliches Gesundheitsportal Österreich (2024). Altersgerechtes Wohnen, gesundheit.gv.at
2 Habermann C, Wittmershaus C (2005). Ergotherapie im Arbeitsfeld Geriatrie. Stuttgart: Thieme.
3 gesund.bund.de (2022). Barrierefrei wohnen: Hinweise zu Umbau und Hilfsmitteln.
4 Hilfswerk Österreich (2023). Wohnen im Alter. Hand in Hand, Ausgabe 4/2023.
Erstveröffentlichung: Berger U, Goldgruber J (2023). Wohnraumanpassung – Damit mein Zuhause mit mir alt wird. ProCare, 29(3): 50-53.

PARTNER:IN
TERMINE Aktuelle Kongresse und mehr
06.11.2024
Case Challenge: Umweltmedizin
Ort: Ges. der Ärzte in Wien –Billrothhaus & Online
28.-30.11.2024
54. Kongress für Allgemeinmedizin der STAFAM
Ort: Stadthalle Graz
29.11.2024
„Rund ums EKG“ (Klinische Kardiologie)
Ort: Ordensklinikum Linz Elisabethinen
14.-16.11.2024
52. ÖDG-Jahrestagung (Diabetologie)
Ort: Salzburg Congress
28.-30.11.2024
ÖGR-Jahrestagung 2024 (Rheumatologie und Rehabilitation)
Ort: Tech Gate Vienna
05.12.2024
Connected in GU Cancer (Kongress-Highlights)
Ort: Novotel Wien Hauptbahnhof


DFP-PRAXISWISSEN Gelenkerhaltende Hüftchirurgie

DFP-PRAXISWISSEN Katheter und andere Kunststoffableitungen

DFP-PRAXISWISSEN Kinder- und Jugendrehabilitation in Österreich
18.-19.11.2024
20. Kongress der ÖNK (Notfall- und Katastrophenmedizin)
Ort: Tech Gate Vienna
28.-30.11.2024
ÖGDV-Jahrestagung 2024 (Dermatologie und Venerologie)
Ort: Congress Graz
Weitere Infos und Veranstaltungen finden Sie in unserem Kongresskalender unter:
gesund.at/ kongresskalender


Harnsteinleiden
DFP-Fortbildungen
Ein Wegweiser führt zur Praxisgründung
Die ÖGK unterstützt Ärzt:innen mit E-Learnings
Wer Vertragspartner:in der Österreichischen Gesundheitskasse werden will, aber nicht genau weiß, wie das anzufangen ist, kann sich jetzt niederschwellig darüber informieren. Im Servicecenter „Meine eigene Praxis“ der ÖGK stehen nämlich E-Learnings zur Praxisgründung zur Verfügung. In den kurzen Videos lässt sich alles rund um den Weg in die eigene Ordination herausfinden – vom Einstieg in den Kassenvertrag und den unterschiedlichen Zusammenarbeitsformen über die Honorierung und die Ertragsaussichten einer Kassenpraxis bis
hin zur Erstellung eines Businessplans. Auch DFP-Punkte gibt es zu holen, wenn man die Multiple-Choice-Tests im Anschluss an die Videos absolviert. Es gibt viele gute Gründe, Vertragsärzt:in zu werden. Mehr Flexibilität, mehr Zeit für Privatleben und Familie, fachlicher Austausch im Team, wirtschaftliche Sicherheit und zeitgemäße, unbürokratische Rahmenbedingungen. Der Kassenvertrag bietet hier ungeahnte Möglichkeiten. Die mit ihm verbundene Partnerschaft ist verlässlich und wertvoll für alle Beteiligten.

Quelle:
Österreichische Gesundheitskasse
Hier geht´s zum „Wegweiser Praxisgründung“: