Hausärztin 12/2023

Praxis-Magazin für Primärversorgung mit Sonderteil Pharmazie

FREIHEIT VERSUS

Österreichische Post AG, MZ16Z040661M, 32. Jahrgang, RegionalMedien Gesundheit - RMA Gesundheit GmbH, Am Belvedere 10 / Top 5, 1100 Wien

ÖFFENTLICHE GESUNDHEIT

Expert:innen im Gespräch Hausärzt:in DIALOG Dermatologie

Auf die Haut schauen: von Akne bis Wundheilung

12 Monate in 90 Minuten

Gastroenterologie – klinisch relevante Neuerungen kompakt dargestellt

12/2023

© RegionalMedien Gesundheit

Hausärzt:in

Editorial Von gendersensibel bis pazifistisch Ganz ehrlich: Mir persönlich war das Gendern, insbesondere

Polarisierung

in Printmedien, nie ein vorrangiges Anliegen. Vor allem wegen der Lesbarkeit. Weniger, weil es polarisiert. Nun haben wir im vergangenen Jahr jedoch mit der schrittweisen Einführung der „Doppelpunkt-Methode“ in unseren Fachmagazinen gute Erfahrungen gesammelt. Deshalb freut es mich wirklich, dass wir ab der aktuellen Ausgabe der Hausärzt:in erstmals in allen Artikeln aufs Gendern setzen. Bis zur Hälfte der Leser:innen wird das nerven, ich weiß. Doch eine aktuelle Studie des Kölner Rheingold Instituts zeigt auch*: Die meisten jungen Frauen halten eine geschlechtersensible Sprache längst für eine Selbstverständlichkeit, sogar für ein „Muss“.

Das sollte uns Medienschaffenden, die wir seit Jahren versuchen, mehr junge Menschen anzusprechen, zu denken geben. In der Studie heißt es übrigens auch: „Jede Veränderung braucht Zeit und Training.“ Wichtig seien dabei „Flexibilität, Toleranz, Humor und eine gelebte Fehlerkultur“. Wir haben uns intern – zugunsten der Lesbarkeit – auf geschlechtsneutrale Formulierungen geeinigt, die den Lesefluss kaum stören. Dass dafür grammatikalisch nicht immer alles korrekt ist, nehmen wir – möglichst unverkrampft – in Kauf. Wir haben trotzdem ein Regelwerk.**

gen

Gesetzliche Regelungen – zugunsten der öffentlichen Gesundheit – waren Ende November Thema eines Expert:innengesprächs in unseren Verlagsräumlichkeiten.

Wie weit darf die Politik Einfluss nehmen und damit die Freiheit Einzelner einschränken? Was ist zu viel des Guten und fördert eine Spaltung der Gesellschaft? Eine Balance zu finden, gilt es dabei in Corona- ebenso wie in Klimaoder in Verkehrs- und Sicherheitsfragen. Darin waren sich die Teilnehmer:innen des hochkarätig besetzten Podiums einig. Ein gewisser Aktivismus sei in Demokratien erlaubt, ja gefragt. Einer ständigen „Schwarz-Weiß-Malerei“ und

hingewer-

den. Ebenso einer „Zuvieleinmischung“ der Politik – etwa in das wertvolle Vertrauensverhältnis zwischen Ärzt:innen und ihren Patient:innen. Lesen Sie mehr darüber ab Seite 12.

Optimistisch bleiben Krieg und Frieden ist ein Thema für sich. Als ich meine burgenländische Großmutter vor vielen Jahren fragte, ob mein Großvater, der nach dem Zweiten Weltkrieg in sowjetischer Kriegsgefangenschaft war, jemals mit den Nationalsozialisten sympathisiert habe, meinte sie sinngemäß: „I wo! Er war ein Pazifist.“ Das hat sich mir eingeprägt. Ich hätte den Begriff, der verstaubt anmutet und selbst viel Kritik- und Deutungspotenzial birgt, von mir aus nie verwendet. Aber was kann man sich in Zeiten von abscheulichen Kriegen, nur wenige Auto- bis Flugstunden entfernt, und in der Weihnachtszeit mehr wünschen als ein Ende von Antisemitismus und Islamfeindlichkeit, eine Überwindung von Polarisierung generell und ein Bekenntnis zum Frieden – Pazifismus ist immer auch Optimismus. In diesem Sinne: Frohe Weihnachten und alles Gute für 2024!

Ihre

Mag.a Karin Martin © shutterstock.com/ Jukov studio

Eine Balance finden

sollte

entgegengewirkt

Redaktionsleiterin RegionalMedien Gesundheit, karin.martin@regionalmedien.at

* Journalisten Werkstatt: Gendersensible Sprache. Medienfachverlag Oberauer. ** meinmed.at/kommunikation/genderneutrale-sprache/2688

Dezember 2023

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Hausärzt:in Inhaltsverzeichnis

medizinisch

08 Der Schlüssel zur Wirbelsäulenaufrichtung Wie Kreuzschmerzen und Beckenboden in Zusammenhang stehen

15 12 Monate in 90 Minuten Gastroenterologie – klinisch relevante Neuerungen kompakt dargestellt

DIALOG Derma

38 Bloß keine Blamage …

28 Hilfestellungen bei Akne und Ekzemen

Patient:innen mit sozialer Phobie die Angst vor Beurteilung bei menschlichen Begegnungen nehmen

Patient:innengerecht: Welche Ratschläge Ärzt:innen Betroffenen geben können …

40 Gefahr einer Depression im Alter

30 Leitlinien-Update zur atopischen Dermatitis

Eine multidimensionale Betrachtung ist essenziell

Übersicht über das erweiterte Behandlungsspektrum mit Checklisten zur Indikationsstellung für die Systemtherapie

18 „Schluckbeschwerden gehören abgeklärt“ Nur selten wird bei einer Dysphagie eine eosinophile Ösophagitis als Ursache vermutet

21 Echt smart Über Pumpen, Pens & Co.: Innovative Therapiesysteme und Devices in der Diabetologie

24 „Takt-Kapriolen“ WORDRAP über Vorhofflimmern als häufigste Rhythmusstörung

politisch

32 Mit apathogenen Bakterien die Wundheilung unterstützen

THEMA DES MONATS

Effiziente Helfer aus den Reihen des Hautmikrobioms im Fokus der Forschung

12 Freiheit versus öffentliche Gesundheit Expert:innengespräch: Von (neuerlichen) Coronamaßnahmen über Klimaaktivismus bis hin zum Führerschein auf Zeit

33 Wie Stress zu Alopezie führen kann Über das telogene Effluvium, Alopecia areata und Trichotillomanie

37 Fortschritt durch Forschung Rheumatische Erkrankungen sind immer besser beherrschbar

51 Impressum

42 HIV: Nach wie vor mit Stigma behaftet Aufklärung – die beste Option zur Besserung der Situation

44 Zurück in Stadt und Land Sinusitis, Bronchitis & Co: Was Betroffenen in Ordinationen und Apotheken empfohlen werden kann

46 Wenn Arzneimittel die Lunge schädigen Pneumotoxische Wirkstoffe im Überblick

extra 48 SPRECHStunde „Liegt eine sekundäre Demenz vor?“

51 Termine Aktuelle Kongresse und mehr

34 KI in der Dermatologie ÖGDV präsentierte

53 Healthy Aging, AntiAging, Reverse Aging

innovative Diagnoseund Therapiekonzepte aus Österreich

Lebensverlängernde Substanzen und Nahrungsmittel

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pharmazeutisch

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Erkältungen.

Hilfe aus der Apotheke.

Die Haut im Fokus.

Was Ärzt:innen Betroffenen bei Ekzemen und Acne vulgaris raten können.

Weniger suchen, mehr wissen.

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Hausärzt:in medizinisch

Der Schlüssel zur Wirbelsäulenaufrichtung sehr häufig Haltungs- und BeweDurch immer weniger Bewegungsdefizite erkennbar. Spezigung im Alltag mehren sich die ell eine übermäßig stark nach Probleme mit der Wirbelsäule, ventral konvexe Krümmung unabhängig vom Alter oder der Lendenwirbelsäule (HyperGeschlecht. Zunächst äußert lordose) ist oft gemeinsam mit sich dies meist in Form von wiederkehrenden oder sogar Verspannungen der Wirbelkonstant bestehenden „Kreuzsäulenmuskulatur wegen einschmerzen“ anzutreffen. Im seitiger Belastung. Sowohl im GASTAUTORIN: Laufe des Gesprächs geben Berufsleben als auch in der Anneliese Petutschnigg einige Patient:innen DarmträgFreizeit nehmen sitzende Tä- Physiotherapeutin, heit, Verstopfung oder häufitigkeiten zu und die Freude an Praxis Movimento ges Aufsuchen der Toilette an. der Bewegung ab. Dies führt Graz Diese Symptome können auf nicht nur zu einem Konditionseine Beeinträchtigung der Beckenbomangel, sondern auch zu einer allgedenfunktion hinweisen, von welcher meinen Muskelschwäche und infolgedie Aufrichtung der Lendenwirbelsäule dessen sehr bald zu einer mangelhaften abhängt. Eine aufgerichtete LendenwirKörperhaltung und später zu Rückenbelsäule wiederum ergibt eine verbesschmerzen. Wegen der fehlenden regelserte Aufrichtung der darüberliegenden mäßigen Bewegung im Alltag wird der Wirbelsäulenabschnitte. relativ untrainierte Bewegungsapparat Verharrt der Mensch vorzugsweise in in der Freizeit oft stark überfordert. Mit der Hyperlordose, so können funktioder Wirbelsäule verhält es sich ähnlich nelle und oder strukturelle Veränderunwie mit den Gelenken der Extremitäten: gen an der Lendenwirbelsäule und an Durch die seltenen intensiven Aktivitäallen sie umgebenden Strukturen und ten werden die Band-, Muskel- und GeOrganen die Folge sein. Zum Beispiel: lenkstrukturen der Wirbelsäule teilweise radikuläre Syndrome, Instabilitäten, sehr stark über- oder sogar fehlbelastet.

Facettensyndrome, Spondylolisthesen Betroffen sind vor allem jene Wirbelsäuund Spinalkanalstenosen, Iliosakrallenabschnitte, welche bereits davor nicht gelenkblockaden, Blaseninkontinenz, hinlänglich stabilisiert und aufgerichtet Mastdarminkontinenz, Senkungszustänwaren. Verharrt man weiter in diesen de der Gebärmutter und/oder der Blase.

Bewegungsmustern, so werden die anIm besten Fall tritt „nur“ eine muskuläre fangs noch leicht bekämpfbaren BeDysbalance auf, die sich durch Verspanschwerden zu ständigen schmerzhaften nungen und erhebliche Schmerzen beWegbegleitern. merkbar machen kann. Darüber hinaus beeinträchtigt eine Hyperlordose die Der Erhalt der basale Lungenventilation, welche eine dreidimensionalen Auswirkung auf die gesamte Lungenund gleichmäßigen funktion haben kann. Bei vielen schon Beweglichkeit bestehenden Lungenerkrankungen ist das ohnehin der Fall und wird durch eine Erkrankungen des Muskel-Skelett„schlechte Haltung“ (Hyperlordose der Systems gehören zu den teuersten Lendenwirbelsäule im Stehen und verErkrankungen in den industrialisierstärkte Kyphose der Brustwirbelsäule ten Ländern. Viele Patient:innen mit im Sitzen) zusätzlich eingeschränkt.

Kreuzschmerzen erhalten früher oder Dadurch kann die Ausübung von Aus(manchmal leider) später die Empdauersportarten empfindlich erschwert fehlung, eine Physiotherapie in Anwerden. spruch zu nehmen. Die Therapeut:in Eine lordotisch, skoliotisch oder sogar beginnt mit der physiotherapeutikyphotisch fixierte Lendenwirbelsäule schen Befunderhebung. Dabei werden

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© sshutterstock.com/Fida Olga

© privat

Wie Kreuzschmerzen und Beckenboden in Zusammenhang stehen

kann sich nicht mehr oder nur ungenügend axial ausrichten. Jede fixierte Krümmung führt zu verstärkter Biegespannung nach den biophysikalischen Gesetzmäßigkeiten. Das allein kann bereits Verspannungen und diverse Schmerzzustände in der Wirbelsäule – speziell im Lendenwirbelbereich – hervorrufen. Dementsprechend führt auch Dr. Christian Larsen (Krankengymnastik, Nov. 2000; 52(11): 1842-68; Pflaum, München) aus: „Ein brauchbares Kriterium für die funktionelle Gesundheit der Wirbelsäule ist der Erhalt ihrer dreidimensionalen Beweglichkeit.“

Hausärzt:in medizinisch

Eine herausfordernde koordinative Aufgabe Fehlhaltungen während einer axialen Stoß- oder Gewichtsbelastung bringen eine Reihe gravierender Nachteile mit sich: • Die Bandscheiben werden vermehrt nicht mittig, sondern einseitig druckbelastet, je nach Fehlhaltung. Das fördert die frühzeitige Abnützung der Bandscheiben.

• Die Bandsicherungen der lumbalen kleinen Gelenke werden ausgeschaltet, da sie durch die Hyperlordose in eine angenäherte Position kommen. Sie können die Gelenkbewegungen nur dann stabilisieren, wenn sie vorgespannt sind. Damit fehlt die effiziente muskuläre Stabilisierung der Lendenwirbelsäule.

Eine grobe Orientierung über die Ansteuerungsfähigkeit der Wirbelsäule ermöglicht ein Test, bei dem die Wirbelsäule axial maximal verlängert wird, zum Beispiel in Rückenlage oder in einer anderen Position: Bei normaler Funktion der beteiligten Strukturen

und der vorhandenen Fähigkeit, diese auch anzusteuern, flachen sich alle Krümmungen – das Hohlkreuz, der Rundrücken sowie Fehlhaltungen der Halswirbelsäule – ab, bis die Wirbelsäule ihre aktuell mögliche Maximallänge erreicht hat. Sogar bewegliche Skoliosen lassen sich auf diese Art abschwächen. Gemäß dem Konzept der Spiraldynamik richtet sich die gesunde Wirbelsäule im Moment axialer Belastung maximal auf.

Dies ist eine herausfordernde koordinative Aufgabe. Selbst wenn die Voraussetzungen nicht vollends gegeben sind, kommt es zumindest zu einer Bewegung der Wirbelsäule in Richtung einer Abflachung der Hyperlordose. So kann die Patient:in erkennen und spüren, wohin die nachfolgenden Übungseinheiten und Therapien führen sollten (siehe Abb. S. 10).

Alles im Lot? Die Aufrichtung der Wirbelsäule erfolgt idealerweise entlang einer unsichtbaren

Linie – des Lots bzw. der Schwerlinie – und kann sich durch die fehlende Wahrnehmung von Bewegungen und Positionen des eigenen Körpers reduzieren. „Locker“ wird das aufgerichtete Stehen oder Sitzen erst, wenn die dazu nötigen Gelenke die hierzu notwendige Beweglichkeit besitzen. Vermögen es die einzelnen Körperabschnitte, senkrecht übereinanderzustehen und sich möglichst nahe an das Lot/die Schwerlinie anzuschmiegen, so kann das Gefühl entstehen, dass das Körpergewicht fast wie von allein getragen würde. Fehlt diese Beweglichkeit, dann zieht die Schwerkraft unentwegt an einzelnen Körperteilen und auch Wirbelsäulenabschnitten.

Um nicht die senkrechte Position zu verlieren, reagieren die Menschen mit Haltungsdefiziten wie Hohlkreuz, Rundrücken und einem stark vorgeschobenen Kopf. Das hat zur Folge, dass vermehrte Haltearbeit nötig ist. Wir Menschen möchten unter allen Umständen unsere senkrechte Position erhalten. Der Kampf gegen die Schwerkraft erzeugt jedoch Verspannungen. >

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Hausärzt:in medizinisch Standfest und leicht zugleich Eine gelungene Integration der Wirbelsäulenabschnitte zeigt sich daran, ob wir die vermehrte muskuläre Spannung abbauen und gleichzeitig das Gefühl von Stabilität und Aufrichtung erreichen können. Sobald wir uns gegen die Schwerkraft beziehungsweise mit ihr aufrichten, benötigen wir einen ständig vorhandenen minimalen Muskeltonus in der die Wirbelsäule umgebenden Muskulatur – in den tiefen Stabilisatoren.

Der Beckenboden und das Keilprinzip Die Wirbelsäulenaufrichtung beginnt mit der Beckenaufrichtung und diese startet mit der Aktivität des Beckenbodens. Letzterer weist eine sehr komplexe Anatomie auf.

Vereinfacht gesagt, ist der Beckenboden eine im Beckenring aufgespannte Faszien- und Muskelplatte. Diese besteht aus mehreren Schichten (M. levator ani, Muskelmembran: M. perineus, transversus profundus, Schlingenmuskeln: M. ischiocavernosus, M. bulbocavernosus und Sphinktermuskeln) mit den Durchtrittsöffnungen für Urethra, Vagina und Rektum. Da die Faserzüge longitudinal, transversal und diagonal verlaufen, lassen sich viszerale und biomechanische Funktionen ableiten: 1. Die Längsfasern des Beckens verlaufen von der Symphyse zum Steißbein (M. bubococcygeus). Kontrahiert sich der Beckenboden, werden Rektum und Steißbein nach ventral gezogen. Dies geschieht beim Laufen in der Standbeinphase. Dadurch wird der Verschlusswinkel von Blase und Rektum verbessert. Infolgedessen ist die Kontinenz automatisch gesichert.

2. Durch die Längs- und Diagonalfasern (durch ihre Kombination oder durch isolierte Fasern) kann direkt Einfluss auf den Ringmuskel um After, Vagina oder Harnröhre genommen werden.

3. Durch die quer verlaufenden Anteile werden die beiden Sitzbeinhöcker einander angenähert. Dies ergibt die statodynamische Funktion des Beckenbodens. Im Stand wird der Rumpf vom knöchernen Beckenring getragen, der aus den zwei Becken-

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knochen und dem Kreuzbein besteht.

Letzteres ist zwischen den beiden Hüftbeinknochen eingekeilt. Das Keilprinzip besagt: „Je mehr und je axialer der Druck auftrifft, desto stabiler.“ Damit dies auch unter dynamischen Bedingungen funktioniert, ist eine Muskelklammer vonnöten. Genau das ist die Aufgabe der transversalen Beckenbodenanteile (M. levator ani) im Moment der axialen Belastung.

4. Durch den Zug des Beckenbodens auf das Steißbein wird das Sacrum tendenziell aufgerichtet. Die schiefe Ebene des Wirbelsäulenfundaments nimmt im Moment der axialen Belastung ab.

Ergo: „Die Aufrichtung des Beckens beginnt im Beckenboden!“

Fazit: Wahrnehmung, Aktivierung, Training Die Bewegungstherapie zählt zwar zu den wichtigsten Behandlungsmethoden bei Wirbelsäulenbeschwerden, jedoch hängt ihr Erfolg sehr stark von der regelmäßigen Durchführung der neu erlernten oder verbesserten Bewegungsmuster ab, des Weiteren von der Motivation der Patient:innen: Diese haben in vielen Fällen das Bewusstsein für den eigenen Körper und damit das Gefühl für „ökonomische Bewegungsabläufe“ verloren. Erst wenn wir Menschen unsere Wirbelsäule beziehungsweise die einzelnen Wirbelsäulenabschnitte (Halswirbelsäule, Brustwirbelsäule, Lendenwirbelsäule) in ihrer speziellen Funktion erspürt und tatsächlich auch wahrgenommen haben, wird es uns möglich zu erkennen, wie sie miteinander in Verbindung stehen und sich gegenseitig beeinflussen.

Natürlich darf man die großen Extremitätengelenke wie Hüft- und Schultergelenke nicht aus den Augen verlieren, denn diese haben ebenfalls einen großen Einfluss auf die Aufrichtung der Wirbelsäule. Eine zu geringe Streckmöglichkeit (Extension) und Außendrehung (Rotation) im Hüftgelenk führt früher oder später zur Arthrose und kompensatorisch zu einer Verstärkung der Hyperlordose in der Lendenwirbelsäule. Schlecht oder zu wenig zentrierte Schultergelenke verursachen nicht nur

Schultergelenkprobleme, sondern auch protrahierte (nach vorne hängende) und mehr oder weniger hochgezogene Schultern. Dies kann die Aufrichtung der Wirbelsäule ebenfalls beeinträchtigen.

Zusammengefasst brauchen wir: • eine gute und gleichmäßige Beweglichkeit aller Wirbelsäulenabschnitte, • eine gute Wahrnehmung unseres Rückens in Statik und Dynamik, • die Fähigkeit, unsere Wirbelsäule ins Lot und in eine aktive Länge zu bringen, • und eine kräftige Muskulatur, die uns dabei hilft, unsere Wirbelsäule im Alltag und bei vermehrter Belastung sowohl in der Statik als auch in der Dynamik zu sichern. < Literatur bei der Gastautorin.

Abbildung: Aufspannmechanismus der Wirbelsäule Axiale Verlängerung = Grundspannung Kopf nach hinten oben schieben (Nacken lang) Brustbein nach vorne oben schieben Schulterblätter nach hinten unten außen schieben Becken nach hinten unten schieben (Lendenwirbelsäule lang) Beckenboden anspannen Beinachsen einordnen (Kniegelenk nicht nach hinten überstrecken) S/Lot S/Lot

Quelle: A. Petutschnigg

Hausärzt:in politisch

Freiheit versus öffentliche Gesundheit Expert:innengespräch: Von (neuerlichen) Coronamaßnahmen über Klimaaktivismus bis hin zum Führerschein auf Zeit

Am Podium (v. li. n. re.): Mag.a Dr.in Katrin Praprotnik, Politikwissenschaftlerin an der Universität Graz, Mag.a Karin Martin, Chefredakteurin des Fachmagazins Hausärzt:in, Mag.a Maria Jelenko-Benedikt, Chefredakteurin der RegionalMedien Austria, Dr. Dieter Eschberger, Leitender Chefarzt der Allgemeinen Unfallversicherungsanstalt (AUVA), sowie Dr.in Naghme Kamaleyan-Schmied, Vizepräsidentin der Ärztekammer für Wien und Obfrau der Kurie niedergelassene Ärzte.

Führerscheintests für Senior:innen, weil sie im Straßenverkehr aufgrund ihres Alters eine potentielle Gefahr darstellen?

Oder lieber regelmäßige Führerscheintests für alle? Eine ganze Bevölkerung zum Schutz der öffentlichen Gesundheit „einsperren“, weil man nicht auf evidenzbasierte Daten zurückgreifen kann? Oder im Sinne der Verhältnismäßigkeit entscheiden? Die Klimakleber:innen streng bestrafen? Oder ihren Einsatz für die Umwelt und die Gesundheit würdigen?

Das waren nur einige von vielen Fragen, die beim bewährten Diskussionsformat der RegionalMedien Austria zum polarisierenden Thema „Freiheit versus öffentliche Gesundheit“ am 30. November zur Diskussion standen (siehe TIPP, Seite 14). Moderiert wurde die „Runde der Regionen“ von Mag.a Karin Martin, Chefredakteurin des Fachmagazins Hausärzt:in, und Mag.a Maria Jelenko-

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Benedikt, Chefredakteurin der RegionalMedien Austria. Als Expert:innen waren mit dabei: Mag.a Dr.in Katrin Praprotnik, Politikwissenschaftlerin an der Universität Graz, Dr.in Naghme Kamaleyan-Schmied, Vizepräsidentin der Ärztekammer für Wien und Obfrau der Kurie niedergelassene Ärzte, sowie Dr. Dieter Eschberger, Leitender Chefarzt der Allgemeinen Unfallversicherungsanstalt (AUVA) – Landesstelle Wien.

Verhältnismäßig & evidenzbasiert Mag.a Praprotnik wies zu Beginn der Diskussion auf die Bedeutung der Verhältnismäßigkeit hin: Wenn die Politik Maßnahmen setze, die in die Freiheit der oder des Einzelnen eingreifen, so müssten jene einerseits verhältnismäßig und andererseits evidenzbasiert sein.

Dem stimmte Chefarzt Dr. Eschberger

grundsätzlich zu. Er machte aber in Hinblick auf Covid-19 darauf aufmerksam, dass es mit der Evidenz zu Beginn „ein bisschen schwierig“ gewesen sei, weil es eine ähnliche Pandemie in unserer „Wissenszeit“ noch nicht gegeben habe, die Wissenschaft am Anfang heillos überfordert und die damaligen drastischen Maßnahmen daher durchaus gerechtfertigt gewesen seien. In der Folge hätte aber die besagte Evidenz entwickelt werden müssen: „Da gab und gibt es doch viel Verbesserungsbedarf!“ Dr.in Kamaleyan-Schmied betonte, dass für sie Freiheit das höchste Gut überhaupt sei. Das könne sie – angesichts ihrer persischen Wurzeln – umso deutlicher unterschreiben. Ihr sei aber ebenso bewusst, dass eine Gesellschaft Regeln brauche, die für jeden einerseits einen gewissen Freiheitsverlust bedeuteten, andererseits aber erst das Leben in Frei-

© Roland Ferrigato

Hausärzt:in politisch

Frage des Hausverstands Tatsache sei, dass in der Pandemie der Einfluss auf die Psyche vernachlässigt wurde, so Dr.in Kamaleyan-Schmied weiter. Vor allem für Kinder sei die Isolation schwierig gewesen, sie hätten viel früher zurück in die Schule geschickt werden müssen: „Die Auswirkungen spüren wir derzeit.“ Die Medizinerin, selbst Mutter von Kindern im Teenageralter, prophezeite: „Social-Mediabzw. Computersucht wird das nächste große Problem sein, für das wir Lösungen seitens der Politik benötigen.“ Was – ob der aktuell stark steigenden Coronainfektionszahlen – neue Präventionsmaßnahmen betrifft, war sie sich mit Dr. Eschberger einig: Die Menschen seien es leid, eine Maske tragen zu müssen, die Angst vor Covid und anderen Krankhei-

ten habe sich stark verringert, aber: Es sei eine Frage des „Hausverstands“, freiwillig in bestimmten Situationen die Maske zu verwenden. Das falle – insbesondere, wenn man selbst krank oder gesundheitlich vorbelastet sei – in die Rubrik Eigenund Fremdverantwortung. Dazu sollte es keine Verpflichtung brauchen.

Klimakleber:innen halten Debatte am Laufen Für Klimakleber:innen zeigte Dr. Eschberger durchaus Verständnis, obgleich er auch davor warnte, dass es wahrscheinlich zu einem ersten Fall kommen werde, in welchem Rettungskräfte durch die Aktionen so sehr behindert würden und Menschen zu Schaden kämen. Prinzipiell verdienten diese Personen aber Anerkennung für ihr Engagement in der Klimakrise. Auch wenn man einmal selbst im Stau stehe, also die eigene Freiheit eingeschränkt werde: „Das ist halt so. Diese Aktivist:innen setzen nicht zuletzt ihre eigene Gesundheit aufs Spiel. Die verwendeten Kleber

haben durchaus auch Potential, Gesundheitsschäden zu verursachen.“ Dr.in Praprotnik hob hervor, dass durch Klimaaktivist:innen die öffentliche Debatte am Laufen gehalten werde, was enorm wichtig sei. Insgesamt erachtete es die Politikwissenschaftlerin als problematisch, dass ein Großteil der Bevölkerung für Maßnahmen gegen den Klimawandel eintrete, wenn es um die eigene Person gehe, aber die Bereitschaft, dafür etwas zu tun, dann schon viel geringer ausfalle, Stichwort Windrad vor der eigenen Haustüre oder autofreie Tage.

Dr.in Kamaleyan-Schmied gab zu bedenken, dass es bei der Klimakrise nicht – wie bei Covid – zu einer Polarisierung der Gesellschaft – die Guten gegen die Bösen – kommen dürfe. Das Einzige, das helfe, seien ihrer Erfahrung nach Information und Aufklärung.

Nicht das Alter als Maß nehmen Ob Rauchverbote oder Entzug des Führerscheins oder gar des Autos bei wie-

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heit in den westlichen Zivilisationen ermöglichten. Zusätzlich zur Verhältnismäßigkeit seien ein ständiges Abwägen der jeweiligen Situation und der Mut, Wege abzuändern, notwendig.

Hausärzt:in politisch derholten Rasern: „Maßnahmen, die in die Freiheit des Einzelnen eingreifen, ziehen nicht geräuschlos an den Menschen vorbei und polarisieren deshalb besonders“, merkte Dr.in Praprotnik an.

Für Dr. Eschberger stellt sich bei Eingriffen ins Eigentum ebenso wie beim diskutierten Führerschein auf Zeit für Senior:innen erneut die „Frage der Verhältnismäßigkeit“. Die Beschlagnahme eines KFZ sei „schon sehr drastisch“.

Für Führerscheine auf Zeit fehlten Zahlen und Fakten, die beweisen, dass Ältere tatsächlich für mehr oder schwerere Unfälle verantwortlich seien. Junge Autofahrer:innen würden oft riskanter fahren als ältere, geübte: „Erschwert man den Zugang zum Autofahren für ältere Personen, werden diese sich dadurch möglicherweise gezwungen sehen, am Straßenverkehr in anderer Form, also z. B. als Radfahrer:innen, teilzunehmen, was dazu führen könnte, dass sich die Unfallszahlen und die Schwere der Verletzungen bei älteren Menschen drastisch erhöhen …“, so der Experte.

Auch Dr.in Kamaleyan-Schmied sprach sich klar gegen eine „Altersdiskriminierung“ aus. Aufgrund von Erkrankungen z. B. könnten ebenso junge Menschen eine Gefahr für den Straßenverkehr und damit für die öffentliche Gesundheit darstellen, wohingegen gar nicht so wenige alte Menschen heute überaus fit seien. Wenn, dann sollten deshalb eher wiederholte gesundheitliche Untersuchungen für alle angedacht werden – und nicht nur für einzelne Bevölkerungsgruppen.

Mag.a Maria Jelenko-Benedikt und Mag.a Karin Martin

Expert:innen-Resümees Wie lässt sich eine Balance finden? „Eine respektvolle Diskussion aufrechterhalten“ Fotos: © Roland Ferrigato

Mag.a Dr.in Katrin Praprotnik Politikwissenschaftlerin an der Universität Graz

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Das Wichtigste, um eine Balance zu finden, ist tatsächlich der Dialog: dass wir die Dialogbereitschaft und die Bereitschaft zum Austausch immer aufrechterhalten. Dass wir einerseits auf dem demokratischen Grundkonsens aufbauen.

Und dass wir – aufbauend auf jenem – es andererseits alle schaffen, ein respektvolles Miteinander, eine respektvolle Diskussion aufrechtzuerhalten. Das ist im Nationalrat, im Bundesrat natürlich genauso wichtig wie in unserer Gesellschaft. Man muss wirklich aufmachen und sich dessen bewusst werden: Oft sind wir in unserer eigenen Bubble, unserer eigenen Lebenswelt. Aber da gibt es noch ganz viel – draußen und rundherum.

„Keine Einmischung in Vertrauensverhältnis zu Patient:innen“ Dr.in Naghme Kamaleyan-Schmied Vizepräsidentin der Ärztekammer für Wien und Obfrau der Kurie niedergelassene Ärzte

Als Bürgerin sind mir Regeln wichtig, die mir die Freiheit ermöglichen, in der ich jetzt lebe. Also Gesetze. Als Ärztin differenziere ich sehr wohl zwischen Regeln, die mir die Politik aufdrängt, und meinem Hypokratischen Eid. Ich bin der Meinung, dass mein Vertrauensverhältnis zu meinen Patient:innen für mich in meiner Arbeit das höchste Gut ist. Dieses persönliche Verhältnis ist mir so wichtig, dass ich mir von der Politik und von der Gesellschaft wünsche, dass sich keiner einmischt. Wenn ein Patient zu mir kommt und sagt, er sei depressiv, er habe Suizidgedanken oder whatever, dann muss er zu tausend Prozent sicher sein können, dass das zwischen ihm und mir bleibt. In Zeiten von Elga und Co, in denen immer alles noch transparenter werden soll, befürchte ich sehr wohl Einmischungen. Schon während der Pandemie waren sie vermehrt zu spüren – bis hin zur umstrittenen Impfpflicht.

Natürlich muss ich mich auch als Ärztin an Maßnahmen halten, welche die Politik für die Gesellschaft festlegt. Ich warne aber vor einer „Zuvieleinmischung“ in das wertvolle Vertrauensver-

hältnis zwischen Ärzt:innen und ihren Patient:innen!

„Für Bedrohungen der Menschheit gewappnet sein“ Dr. Dieter Eschberger Leitender Chefarzt der Allgemeinen Unfallversicherungsanstalt (AUVA)

Auf die Coronakrise zurückblickend würde ich mir von der Politik wünschen: Aus den ersten Erfahrungen lernen, die Wissenschaft ihre Arbeit machen lassen, nicht gleich zu stark regulativ eingreifen, das Maß des Notwendigen nicht überschreiten. Die Bevölkerung hat gemerkt, dass die Politik mit ihren Maßnahmen immer hinterhergehinkt ist, weshalb sie diese am Schluss nicht mehr mitgetragen hat. Viren können unheimlich schnell sein, vor allem, was Mutationen/Anpassungen an die Lebensumstände betrifft. Auch die Politik muss deshalb, wenn sie vorne dabei sein will, in ihren Maßnahmen schnell und treffsicher sein. Mit Covid hatten wir im Grunde sehr viel Glück, dass nicht mehr passiert ist. Wenn eine Erkrankung, die so virulent ist wie Covid, auch noch so tödlich wie Ebola z. B. gewesen wäre, dann hätten wir eine drastische Reduktion der Erdbevölkerung, möglicherweise auf deutlich weniger als die Hälfte, erlebt. Um dieses mögliche Szenario zu verhindern, war der erste Lockdown vollkommen in Ordnung. Aber dann hätte man die Wissenschaft dazu verpflichten müssen, Zahlen und Fakten zu liefern, um evidenzbasiert handeln zu können. Ich glaube, belastbare und relevante Daten gibt es bis heute nicht. Covid war ein Warnschuss für uns.

Wir sollten uns für mögliche nächste, dann tatsächlich existenzielle, Bedrohungen der < Menschheit besser aufstellen.

TIPP Runde der Regionen – die Livediskussion zum Nachhören: Langversion: gesund.at/eventberichte Kurzversion: meinbezirk.at/tag/runde-derregionen

Hausärzt:in medizinisch

12 Monate in 90 Minuten

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Gastroenterologie – klinisch relevante Neuerungen kompakt dargestellt

Im Rahmen der heurigen Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Gastroenterologie und Hepatologie (ÖGGH) wurden in 90 Minuten die Highlights der GastroGASTAUTORIN: enterologie aus den OÄ Dr.in Sonja Heeren Universitätsklinik für letzten zwölf MonaInnere Medizin I, ten präsentiert. Die LKH/Uniklinikum Salzburg folgende Zusammenfassung beleuchtet die Neuigkeiten des oberen und unteren GI-Traktes.

Ösophagus Gastroösophageale Refluxkrankheit Die Prävalenz der GERD steigt seit einigen Jahren in den Industrieländern massiv an. 10-25 % der Bevölkerung sind davon betroffen und als Risikofaktoren gelten weiterhin erhöhter BMI, schlechte Ernährungsgewohnheiten, Nikotinabusus, genetische Disposition und Hiatushernie. 2022 wurden die Leitlinien dazu aktualisiert. Nach wie vor gibt es keinen Goldstandard für die Diagnostik, jedoch ist bei Alarmsymptomen wie Dysphagie oder Gewichtsverlust bzw. bei mehrjährigen Refluxbeschwerden – wel-

che den Ausschluss eines Barrett-Ösophagus erfordern – vor dem Therapiestart unbedingt eine Endoskopie indiziert.

Neben der medikamentösen Therapie sollten alle Patient:innen animiert werden, Allgemeinmaßnahmen zu ergreifen. Dazu gehören weiterhin die Gewichtsreduktion, die Erhöhung des Kopfendes und die Linksseitenlage im Schlaf. Person E et al. konnten zeigen, dass der Einsatz eines Positionsdevice, welches bei Seitenlagenwechsel aktiv vibriert, eine massive Verbesserung der Refluxsymptomatik brachte.

Die Standardtherapie einer gesicherten GERD erfolgt weiterhin mit einem PPI >

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Hausärzt:in medizinisch für mindestens vier bis acht Wochen.

Bei begleitender Refluxösophagitis sollte die Dauer auf acht Wochen ausgedehnt werden. Im Falle von unzureichendem Ansprechen kann auf einen anderen PPI umgestiegen oder die Dosis verdoppelt bzw. eine Kombinationstherapie mit anderem Wirkprinzip, z. B. mit Alginat, durchgeführt werden. Bei unkomplizierter GERD sollte das langfristige Management symptomkontrolliert erfolgen, während bei komplizierter GERD, also bei Stenose, Blutung etc., eine Dauertherapie angebracht ist, da nach Absetzen das Rezidivrisiko 90 % beträgt.

Bestehen zusätzlich extraintestinale Manifestationen, sprich etablierte Assoziationen wie Refluxhusten, Laryngitis, Asthma oder dentale Erosionen, wird eine PPI-Therapie in doppelter Standarddosierung (1 - 0 - 1) für zwölf Wochen empfohlen – bevorzugt mit Esomeprazol 2 x 40 mg.

„Filgotinib hat sich bereits bei Colitis ulcerosa bewährt und Upadacitinib ermöglicht nun eine orale Therapie bei Morbus Crohn.“

Als Standardtherapie fungieren topische Kortikosteroide, vorzugsweise wird das orodispersible Budesonid mit einer Tagesdosis von 2 x 1 mg für zwölf Wochen eingesetzt. Danach sollte unbedingt eine endoskopische und klinische Kontrolle durchgeführt werden – anschließend eine Remissionserhaltung eventuell in reduzierter Dosis mit 2 x 0,5 mg. Auch hier bedarf es klinischer und endoskopischer Kontrollen alle ein bis zwei Jahre.

Als Alternative steht nach wie vor die PPI-Therapie bzw. die 6-Food-Eliminationsdiät zur Verfügung.

Neu ist seit Jänner 2023 eine Biologikatherapie mit Dupilumab. Dieses bindet an die Alpha-Untereinheit des Rezeptors von IL-4 und IL-13. Jene Interleukine stellen Schlüsselzytokine in der Pathogenese der EoE dar. Dupilumab 300 mg wird subkutan einmal wöchentlich verabreicht. In der LIBERTY EoE TREET Study erreichten 60 % aller Patient:innen bis zur Woche 24 eine histologische Remission und konnten diese auch bis zur Woche 52 erhalten. Das Nebenwirkungsprofil beinhaltet vorwiegend lokale Injektionsreaktionen. Aktuell dient Dupilumab sicherlich noch eher als Therapie bei Steroidversagern bzw. wenn die EoE mit anderen allergischen Erkrankungen, z. B. atopischer Dermatitis, kombiniert ist.

Dünn- und Dickdarm Gallensäureverlustsyndrom

Eosinophile Ösophagitis Auch hinsichtlich der eosinophilen Ösophagitis wurden die Leitlinien angepasst. Leider beobachtet man hier ebenfalls einen Anstieg der Erkrankungen. Es ist umso wichtiger, eine remissionserhaltende Therapie zu starten, als es sich um eine chronisch persistierende Entzündung handelt, die zu Strikturen und Funktionsstörungen führen kann.

Für das endoskopische Scoring werden die EREFS-Kriterien verwendet und histologisch weiterhin die Eosinophilenanzahl von > 15 herangezogen. Mindestens vier Biopsien aus den veränderten Arealen sind vorzunehmen.

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Dezember 2023

Bei 1-2 % der Bevölkerung ist das Gallensäureverlustsyndrom die Ursache für chronisch wässrige Diarrhoe.

Aktuell wird als Therapie vorwiegend Cholestyramin eingesetzt, welches die Patient:innen jedoch oft nur schlecht tolerieren. Die Alternative Colesevalam bindet allerdings kein so breites Spektrum von Gallensäuren. In Fallstudien konnte auch ein Therapieeffekt des GLP-1-Rezeptoragonisten Liraglutid gezeigt werden, der einerseits die Gallensäurensynthese reduziert, andererseits die Reabsorption steigert. Die häufigste Nebenwirkung war Übelkeit. In einer randomisierten Studie wurde nun an 52 Personen 1 : 1 kontrolliert: Liraglutid, einmal täglich s. c., titriert über drei Wochen von 0,6

bis 1,8 mg pro Tag, versus Colesevalam (625-mg-Kapseln, 2 x 3 täglich) für sechs Wochen. Der Endpunkt war eine ≥ 25-%ige Reduktion der täglichen Stuhlfrequenz. Dies konnte bei 77 % der Liraglutid-Proband:innen versus 50 % der Colesevalam-Proband:innen erzielt werden.

Zöliakie Nach wie vor gibt es für die Zöliakie nur die Diät, aber keine wirkliche medikamentöse Therapie. Murray JA et al. untersuchten nun die histologische und klinische Wirksamkeit von 1.200 mg Latiglutenase bei Patient:innen mit Zöliakie unter Glutenbelastung mit 2 g Gluten pro Tag über sechs Wochen. Latiglutenase besteht aus zwei Enzymen und baut bereits im Magen das Gluten ab, wodurch die immunogenen Peptide reduziert werden. Die Verabreichung erfolgt oral als Flüssigkeit. Latiglutenase dämmt zwar die intestinale Schädigung ein, verhindert aber nicht die Zottenatrophie und kann Symptome nur vermindern. Die Anwendung im klinischen Alltag kann noch nicht empfohlen werden.

Mikroskopische Kolitis Unter dem Begriff mikroskopische Kolitis werden zwei Erkrankungsbilder, die kollagene und die lymphozytäre Kolitis, zusammengefasst. Das gemeinsame Syndrom ist die „wässrige Diarrhoe“. Budesonid gilt weiterhin als Standardtherapie. In einer populationsbasierten Studie von 2002 bis 2019 wurde dieser Therapieansatz kontrolliert. Erschreckend war, dass nur 36 % aller Patient:innen trotz exakter Diagnose mit Budesonid therapiert wurden. Ein Therapieansprechen ließ sich mit 9 mg Budesonid bei 80,2 % aller Patient:innen um die Woche zwölf erzielen. Nach Absetzen kam es bei 63,2 % (!!) zu einem Rückfall. Langzeittherapien erfolgten meist mit 3 mg Budesonid täglich oder jeden zweiten Tag. Im Beobachtungszeitraum von 5, 6 Jahren gab es keinen Unterschied versus Placebo hinsichtlich der Inzidenz von Osteoporose/Osteopenie, Diabetes mellitus, Hypertonie, Glaukom/Katarakt etc. Somit sollten keine Bedenken gegenüber dem Einsatz einer Langzeittherapie mit Budesonid mehr bestehen.

Hausärzt:in medizinisch

Chronisch entzündliche Darmerkrankungen Nicht nur die Anzahl der Patient:innen, die an CED erkranken, ist in den letzten Jahren gestiegen, sondern auch die der Behandlungsoptionen. Neben den seit Jahren bekannten Anti-TNF-Therapien und dem Anti-Integrin Vedolizumab stehen nun weitere Substanzklassen zur Verfügung.

Neue Biologikatherapien Die erste Gruppe sind die IL-23-/IL-12bzw. die selektiven IL-23-Inhibitoren.

Ustekinumab gilt als Vertreter der IL23-/IL-12-Klasse, das Arzneimittel ist nun schon seit Jahren sowohl für Colitis ulcerosa als auch für Morbus Crohn in Verwendung. Mit Risankizumab kommt nun der erste selektive IL-23-Inhibitor für Morbus Crohn auf den Markt. Die Induktion erfolgt mit drei Infusionen

Risankizumab 600 mg i. v. im Abstand von vier Wochen. Die Erhaltungstherapie wird dann mit Risankizumab 360 mg s. c. alle acht Wochen durchgeführt. Zur Applikation dieser Dosierung wurde ein neues Device – der sogenannte OBI (On-Body-Injektor) – eingeführt.

Die Ergebnisse jener Therapielinie sind vielversprechend. So konnten 55 von 191 Patient:innen bereits zur Woche zwölf eine endoskopische Response erzielen.

Aus der gleichen Gruppe steht mit Mirikizumab ebenso ein Vertreter für Colitis ulcerosa zur Verfügung. Auch hier erfolgt die Induktion mit 300 mg i. v. alle vier Wochen, danach die Umstellung auf 200 mg Mirikizumab s. c. alle vier Wochen. In den LUCENT-Studien wurde vor allem die Wirkung auf den Stuhldrang untersucht, welcher mit Hilfe einer neuen Skala, der „Urgency Numeric Rating Scale“ (UNRS), bestimmt

wurde. Verbesserungen hinsichtlich der UNRS ließen sich bereits zur Woche vier erzielen. Laut Umfragen ist Stuhldrang für die Patient:innen ein stark belastendes Symptom der Colitis ulcerosa, welches sie maßgeblich im Alltag einschränkt.

JAK-Inhibitor bei Morbus Crohn Des Weiteren bereichert ein neuer Vertreter aus der Gruppe der Small Molecules bzw. der JAK-Inhibitoren die Therapielandschaft. Filgotinib hat sich bereits bei Colitis ulcerosa bewährt und Upadacitinib ermöglicht nun eine orale Therapie bei Morbus Crohn. Große Vorteile dieser Substanzgruppe sind das gute Ansprechen auch bei biologikaerfahrenen Patient:innen und die fehlende Immunogenität. < Literatur bei der Verfasserin.

NACHBERICHT Die Gastautorin war Vorsitzende beim Programmpunkt „12 Monate in 90 Minuten – Was haben wir im vergangenen Jahr an klinisch Relevantem dazugelernt?“ auf der 56. Jahrestagung der ÖGGH, 16.-17.06.2023, Congress Graz.

DAS WICHTIGSTE IN KÜRZE Bei unkomplizierter GERD sollte die Langzeittherapie symptomkontrolliert erfolgen, bei komplizierter GERD bzw. extraintestinalen Manifestationen eine Dauertherapie, vorzugsweise mit Esomeprazol.

Für die eosinophile Ösophagitis gibt es bei Steroidversagen bzw. kombinierten eosinophilen Erkrankungen eine neue Therapieoption: Dupilumab.

Liraglutid reduziert die Gallensäuresynthese und steigert die Reabsorption, es könnte somit als Therapieoption beim Gallensäureverlustsyndrom erachtet werden.

Bei einer mikroskopischen Kolitis ist eine Langzeittherapie mit Budesonid 3 mg effektiv und sicher.

Für die CED stehen neue Therapieoptionen zur Verfügung: Risankizumab und Upadacitinib für Morbus Crohn sowie Mirikizumab für Colitis ulcerosa.

Dezember 2023

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Hausärzt:in medizinisch

„Schluckbeschwerden gehören abgeklärt“ Nur selten wird bei einer Dysphagie eine eosinophile Ösophagitis als Ursache vermutet

Priv.-Doz. Dr. Philipp Schreiner, Klinische Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie, Universitätsklinik für Innere Medizin III, Medizinische Universität Wien im Interview.

Die eosinophile Ösophagitis (EoE) ist eine vorwiegend durch nutritive und aerogene Allergene induzierte spezifische Form der Speiseröhrenentzündung. Für Mediziner:innen stellt das Krankheitsbild zunehmend eine Herausforderung dar. Häufig werden die Symptome einer EoE verkannt respektive fehlgedeutet.

Worauf Hausärzt:innen im Hinblick auf die Identifizierung der Patient:innen achten sollten, erklärt Priv.-Doz. Dr. Philipp Schreiner, Facharzt für Innere Medizin und Gastroenterologie, im Interview mit der Hausärzt:in.

HAUSÄRZT:IN: Die Symptome einer EoE ähneln der einer gastroösophagealen Refluxkrankheit.

Wie gelingt eine Differentialdiagnose?

Doz. SCHREINER: Grundsätzlich können die EoE und die Refluxkrankheit sowohl unabhängig voneinander als auch nebeneinander vorliegen – manchmal beeinflussen sie sich gegenseitig.

Die klinische Symptomatik beider Erkrankungen weist aber auch Unterschiede auf: Typische Symptome einer gastroösophagealen Refluxkrankheit sind saures Aufstoßen und Regurgitation von Mageninhalt – die Säure drückt

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Dezember 2023

Viele Patient:innen kompensieren ihre Symptome bzw. sprechen sie nicht darüber. Worauf kommt es bei der Anamnese und weiteren Abklärung an?

Der Mensch kann unglaublich gut kompensieren: Betroffene – häufiger als Frauen sind es Männer – passen ihr Ernährungsverhalten der Dysphagie an.

Sie drosseln ihre Essgeschwindigkeit und kauen jeden Bissen ausgiebig. Manche Patient:innen behaupten, keine Probleme mit dem Essen zu haben. Fragt man dann aber genauer nach, so sagen die meisten, sie müssten bei jeder Nahrungsaufnahme große Mengen Flüssigkeit zu sich nehmen. Was man wissen muss: Obwohl es in puncto Verdauung und Nährstoffresorption nicht ratsam ist, sollte der Mensch rein theoretisch schlingen können wie ein Hund. Gelingt das nicht, so ist das als nicht physiologisch zu interpretieren.

Demzufolge lautet die Key-Message: Wenn Patient:innen Probleme mit dem Schlucken haben, ist das keineswegs normal und bedarf immer einer Abklärung: Für die Diagnose der EoE ist eine Endoskopie mit Biopsien erforderlich.

Oft vergehen viele Jahre, bis eine EoE entdeckt wird. Warum ist das problematisch?

Vom Symptombeginn bis zur Diagnose vergehen im Durchschnitt vier Jahre.

Bei einem Drittel der Patient:innen wird die Krankheit überhaupt erst nach über zehn Jahren diagnostiziert. Das Gute ist: EoE hat keine maligne Entartungstendenz. Jedoch ist die Lebensqualität der Betroffenen stark beeinträchtigt. Aus Sorge, durch angepasstes Essverhalten oder akute Symptome aufzufallen, vermeiden es viele Patient:innen, in Gesellschaft zu essen. Mit dem Fortschreiten der Erkrankung kommt es vielfach zu einem Remodeling der Speiseröhre mit

der Gefahr einer Ausbildung von Narben sowie Strikturen im Ösophagus. Je enger die Speiseröhre ist, desto schwieriger gestaltet sich die Therapie. Bleibt die Krankheit unbehandelt, drohen außerdem Komplikationen in Form von Bolusobstruktionen. Diese machen eine endoskopische Intervention erforderlich.

EoE ist bis dato nicht heilbar. Wie lassen sich die Beschwerden lindern?

Im Wesentlichen stehen drei Therapiepfeiler zur Verfügung, die dem DDDPrinzip folgen: Drugs, Diet, Dilatation.

In der Pharmakotherapie (Drugs) kommen vor allem topische Kortikosteroide zum Einsatz, die direkt auf die Schleimhaut der Speiseröhre wirken und dort die Entzündung hemmen. Hier sehen wir Remissionsraten von 85 bis 90 %.

Etwa 50 % der EoE-Patient:innen sprechen auf eine Behandlung mit Protonenpumpeninhibitoren an. Biologika finden momentan nur in der Zweitlinientherapie Anwendung. Die zweite Therapiesäule stützt sich auf die Ernährung (Diet): Eine 6-Food-Eliminationsdiät (6-FED) wird kaum angewendet. Denn eine neue Vergleichsstudie (6-FED vs.

1-FED mit tierischer Milch) zeigt, dass mit der 1-FED gleiche Erfolgsraten (um 40 %) erreicht werden können. Aus meinem Alltag kann ich jedoch sagen, dass strenge Restriktionen bei den wenigsten Patient:innen dauerhaft zielführend sind. Schließlich kann eine Dilatation die Schluckbeschwerden lindern. Die der Striktur zugrunde liegende Entzündung wird dadurch allerdings nicht behoben. Zu betonen ist, dass die EoE eine chronische Erkrankung darstellt und ein Absetzen jeglicher Therapie zu erneuter Entzündung und zu Symptomen führt.

Das Interview führte Mag.a Sylvia Neubauer.

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© privat

quasi von unten nach oben. Das Leitsymptom der EoE ist die Dysphagie.

Die Patient:innen haben das Gefühl, das Essen bleibe beim Transport vom Mund in den Magen im Ösophagus stecken.

Hausärzt:in medizinisch

Echt smart

Über Pumpen, Pens & Co.: Innovative Therapiesysteme und Devices in der Diabetologie Trotz revolutionärer Entwicklungen in der Behandlung bestehen weiterhin unerfüllte Bedürfnisse, das Leben mit Diabetes mellitus zu erleichtern.1,2 Insbesondere in der letzten Dekade haben Fortschritte in der kontinuierlichen Glukosemessung (CGM) – sensorunter-

© Foto Furgler

© opernfoto.at

GASTAUTOR:INNEN-TEAM:

Ass. Dr. Clemens M. Harer Klin. Abt. für Endokrinologie und Diabetologie, Medizinische Universität Graz

stützte Pumpentherapie, Verkleinerung von Pumpensystemen bis hin zur Entwicklung von Systemen mit automatisierter Insulinverabreichung – für Menschen mit Diabetes mellitus enorme Verbesserungen der glykämischen Kontrolle und der Lebensqualität erzielt.

Retrospektive Analysen zeigten, dass bereits die Umstellung auf CGM oder Insulinpumpentherapie (CSII) eine signifikante Verbesserung des HbA1c, aber auch der Zeit im Zielbereich (TIR) – insbesondere in der Altersgruppe < 25 Jahre – bewirken kann.3

Insulinpens Assoz.-Prof.in PD Dr.in Julia K. Mader Klin. Abt. für Endokrinologie und Diabetologie, Medizinische Universität Graz

Auch smarte Insulinpens können eine Verbesserung der glykämischen Kontrolle bringen, indem sowohl Menschen mit Diabetes mellitus als auch Ärzt:innen einen genauen Überblick über (möglicherweise inadäquat) verabreichte Bolus-

gaben sowie die Gesamtmenge an verabreichtem Insulin erhalten.4 Zusammen mit den aus dem CGM-System erhobenen Daten können diese Informationen in einen gemeinsamen AGP-Report einfließen und somit eine bessere Therapieeinstellung ermöglichen. Erwähnt seien beispielsweise die in Österreich erhältlichen Geräte Novopen 6® (1-IE-Dosierungsschritte, maximal 60 IE/Dosis) und Novopen Echo® Plus (0,5-IE-Dosierungsschritte, maximal 30 IE/Insulinabgabe), welche eine Schnittstelle in Bezug auf die gängigen Apps von Glooko AB, Abbott, mySugr GmbH sowie Dexcom haben. Die genannten Pens speichern bis zu 800 Insulinapplikationen (für maximal 90 Tage), zeigen die verabreichten Insulineinheiten sowie die Zeit seit der letzten Injektion am integrierten Display an, können jedoch nur mit Insulinen der Herstellerfirma verwendet werden. Angeführt sei auch der InPenTM, welcher >

TABELLE 1: IN ÖSTERREICH ERHÄLTLICHE GLUKOSESENSOREN Guardian™ 3

Guardian™ 4

FreeStyle Libre 2

FreeStyle Libre 3

Dexcom G6

Dexcom G7

Altersbegrenzung

≥ 14 Jahre

≥ 7 Jahre

≥ 4 Jahre

≥ 4 Jahre

≥ 2 Jahre

≥ 2 Jahre

Tragedauer (Tage)

7

7

14

14

10

10

Aufwärmdauer

120 Min.

120 Min.

60 Min.

60 Min.

120 Min.

30 Min.

wiederverwendbarer ja Transmitter

ja

nein

nein

ja

nein

Messhäufigkeit

alle 5 Min.

alle 5 Min.

jede Min.

jede Min.

alle 5 Min.

alle 5 Min.

Kalibrierung notwendig

2 x/Tag

nein*

nein

nein

nein*

nein*

Besonderheiten

prädiktive Alarmfunktion nur mit Connect Transmitter, CareLink Connect App (Teilen der Sensorwerte mit bis zu 5 Personen)

intermittierendes Messen, kontinuierlicher Alarm, Visualisierung in Libreview

kleinste Sensorgröße, kontinuierliche Messung und Alarme, Visualisierung in Libreview

prädiktive Alarme

zugelassen bei Schwangerschaft, prädiktive Alarme, Stummschaltung möglich, Teilen der Sensorwerte mit bis zu 10 Personen

Verfügbarkeit

erhältlich

erhältlich

erhältlich, Selbstkosten

erhältlich

erhältlich

erhältlich

Anmerkungen: Sämtliche der hier angeführten Sensoren sind laut Herstellerangaben nicht röntgen-/MRT-tauglich, haben eine Alarmfunktion, werden mittels Setzhilfe appliziert und haben eine App-Anbindung an Android wie auch iOS. * Kalibrierung nicht notwendig, könnte aber im Bedarfsfall von den Anwender:innen durchgeführt werden.

Dezember 2023

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Hausärzt:in medizinisch

Smarte Systeme: Künftig werden Automated-Insulin-Delivery-Produkte häufiger zum Einsatz kommen – aufgrund besserer Glukosekontrolle und Handhabung.

ebenfalls 0,5-IE-Dosierungsschritte erlaubt und die Injektionen der letzten 90 Tage abbildet. Der Smartpen ist mit Insulinen aller gängigen Hersteller kompatibel. Die proprietäre gleichnamige App unterstützt die automatische Übertragung von Dexcom-, GuardianTM-3/4-Sensoren sowie Apple-Health-Messgeräten und ermöglicht z. B. auch automatische Bolusinsulinvorschläge.

Zu beachten ist außerdem, dass die verbauten Batterien in allen zuvor genannten Smartpens weder wiederaufladbar

noch durch die Benutzer:innen austauschbar sind.

Insulinpumpentherapie Automated-Insulin-Delivery(AID)Systeme haben in Form von hybriden „closed loop“-Systemen in den letzten Jahren – dank der Verbesserung von integrierten CGM- und Insulindosierungsalgorithmen – wesentliche Weiterentwicklungen erfahren. Auch wenn herkömmliche Insulinpumpen immer

TABELLE 2: IN ÖSTERREICH ZUGELASSENE AID-SYSTEME CamAPS FX

Minimed™ 780G

Altersbegrenzung

≥ 7 Jahre

≥ 2 Jahre

Sensor

Dexcom G6/G7, Freestyle Libre 3

Guardian™ 3 und 4

Zielwert

wählbar: 80-200 mg/dl

wählbar: 100/110/120 mg/dl

temporäres Ziel

Ease-off: Aggressivität - 35 %, ErhöSport: 150 mg/dl hung: Target-Abschaltung < 126 mg/dl, Boost: Aggressivität + 35 %

Mahlzeitenbolus

g KH oder semiquantitativ

g KH

weitere Besonderheiten

Glooko Diasend, Slow-Bolus-Funktion, Steuerung nur über Smartphone

Medtronic CareLink, kann nur mit Insulin aspart und Insulin lispro verwendet werden, Steuerung auch über Insulinpumpe

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Dezember 2023

noch weit verbreitet sind, kann prognostiziert werden, dass AID-Produkten zukünftig aufgrund der besseren Glukosekontrolle und Handhabung der Vorzug gegeben wird. Die meisten AID-Produkte haben, ähnlich den oben genannten CGM-Sensoren, eine Smartphone-Anbindung bzw. werden sie ausschließlich über diese gesteuert.

Untersuchungen mit Erwachsenen mit Typ-1-Diabetes (T1D) ergaben – unabhängig vom Ausgangs-HbA1c –, dass Personen mit AID nach drei Monaten eine um zehn Prozent bessere Zielwerterreichung und weniger nächtliche Hypoglykämien hatten. Ähnliche Resultate konnten auch bei Jugendlichen mit T1D festgehalten werden.5 Eine weitere Studie kam zu dem Ergebnis, dass Schwangere mit T1D sowie Frauen mit Diabetes post partum – ergo Personen mit einem strengen Glukosezielwert – von einer AID-Therapie profitieren.6 Eine weitere erfreuliche Entwicklung sind Open-Source-AID-Systeme, welche herkömmliche Insulinpumpen und CGM-Sensoren mit alternativen Steueralgorithmen aus offenem Quellcode kombinieren. Da diese jedoch von einer unabhängigen Online-Gemeinschaft programmiert werden und kein Medizinprodukt im eigentlichen Sinne dar-

stellen, liegt die Verwendung in der Verantwortung der Nutzer:innen. Es ist wichtig, dass das betreuende Gesundheitspersonal über entsprechende Vor- und Nachteile Bescheid weiß und die Anwender:innen auch entsprechend dem Haftungsausschluss informiert werden.7

Limitationen aktueller Devices Trotz der Errungenschaften der letzten Jahre bleiben noch gewisse Herausforderungen bestehen, welche einer optimalen Diabeteseinstellung im Weg stehen. So ist es nach wie vor nötig, Mahlzeiten selbstständig und rechtzeitig zu berechnen und mit einer adäquaten Insulindosis abzudecken, da sonst Algorithmen den entsprechenden Glukoseanstieg falsch bewerten würden.

Was CGM-Sensoren und AID-Systeme im stationären Bereich betrifft, gibt es bisher in Österreich keine Zulassung zur alleinigen Verwendung dieser Systeme für die Glukosekontrolle durch das Gesundheitspersonal. Mit Ausnahme des Selbstmanagements durch die Patient:innen müssen zur Glukosekontrolle im stationären Bereich weiterhin blutige Messungen erfolgen. Bisherige Ergebnisse aus klinischen Studien zur dortigen Verwendung von CGMSystemen sind jedoch bereits vielversprechend.8

ÜBER INTERFERENZ STANDARDS HINAUS GETESTET

Es wurde nachgewiesen, dass Accu-Chek Instant und Accu-Chek Guide in 99 % der > 200 potenziell störenden Substanzen störungsfreie Resultate liefern.1,2*

1.

Diabetesmanagement der Zukunft • CGM-Systeme haben nicht nur wegen der besseren Glukosekontrolle, sondern auch aufgrund der einfacheren Bedienbarkeit und der geringeren Kosten einen hohen Stellenwert in der Diabetestherapie. Sie sollten daher künftig einer breiteren Masse zugänglich sein.

• Personen, die ihren Diabetes mellitus penbasiert behandeln, sollten bei gleichzeitiger Nutzung eines CGMSystems zukünftig einen Smartpen verwenden, um AGPReporte in Bezug auf Insulinverabreichung und -menge besser beurteilen zu können.

• Diabetestechnologie muss in Zukunft umweltfreundlicher und einfacher zu bedienen sein, um einer größeren Zielgruppe besagte Vorteile zu ermöglichen.

• AID-Systeme werden in den nächsten Jahren einen immer größeren Anteil an der Therapie des Diabetes mellitus haben. Schulungen des behandelnden Gesundheitspersonals in Hinblick auf die Verwendung sowie auf Vor- und Nachteile dieser Systeme werden unabdingbar sein, um Personen, welche von dieser Behandlung profitieren, bestmöglich unterstützen zu können. <

2.

3.

1. SGLT2-Hemmer & orale Antidiabetika 2. Antihypertensiva & Antiarrhythmika 3. Psychopharmaka & Antidepressiva

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www.accu-chek.at/webinar-interferenzen

weitere Informationen: www.accu-chek.at

Literatur: 1 Dandona P, Diabetes Technol Ther. 2017 Sep;19(9):498-506.

2 Yu PC et al., Diabetes Res Clin Pract. 2010 Jul;89(1):1-9.

3 Foster NC et al., Diabetes Technol Ther. 2019 Feb;21(2):66-72.

4 Klonoff DC, Kerr D, J Diabetes Sci Technol. 2018 May;12(3):551-553.

5 Thabit H et al., N Engl J Med. 2015 Nov 26;373(22):2129-2140.

6 Stewart ZA et al., Diabetes Care. 2018 Jul;41(7):1391-1399.

7 ddg.info/politik/veroeffentlichungen/looper-gutachten (zuletzt abgerufen am 16.11.2023).

8 Thabit H et al., Lancet Diabetes Endocrinol. 2017 Feb;5(2):117-124.

* Substanzen, die sich als störend erwiesen haben: Ascorbinsäure (Genauigkeitsschwelle >5 mg/dL), Xylose (Genauigkeitsschwelle >10 mg/dL)

Weitere Quellen bei den Verfasser:innen.

Folge uns auf:

1 Hauss O, Hinzmann R, Huffman B. Drug interference in self-monitoring of blood glucose and the impact on patient safety: we can only guard against what we are looking for. J Diabetes Sci Technol.

2022; 0(0). doi:10.1177/19322968221140420.

2 Jedes Medikament und jede Substanz wurde bei verschiedenen Blutzuckerkonzentrationen im Bereich von 50 bis 350 mg/dL (2.8 bis 19.4 mmol/L) mit einer Abweichung von <10 mg/dL oder 10 % zu den Zielblutzuckerwerten.

ACCU-CHEK, ACCU-CHEK INSTANT und ACCU-CHEK GUIDE sind Marken von Roche. Alle weiteren Produktnamen und Marken gehören den entsprechenden Eigentümern. © 2023 Roche Diabetes Care | www.accu-chek.at | Roche Diabetes Care Austria GmbH | 1210 Wien | Engelhorngasse 3

Hausärzt:in medizinisch

„Takt-Kapriolen“

Ätiologie: Bei Betroffenen kommt es zu komplexen atrialen Veränderungen wie „stretch“-induzierter Fibrose, atrialer Hypokontraktilität, fettiger Infiltration, Entzündung, vaskulärem Remodeling, Ischämie und Kalziuminstabilität. All das fördert das Auftreten atrialer Ektopien und atrialer Leitungsverzögerungen. Diese Kombination erhöht wiederum die Wahrscheinlichkeit von VH-Flimmern.

Red Flags: Typische Symptome sind rezidivierende Episoden von arrhythmischen (tachykarden) Palpitationen und Belastungsdyspnoe. Aber auch Müdigkeit und thorakale Beklemmungen können im Rahmen von VH-Flimmern vorkommen.

Diagnose: Die Diagnose wird natürlich anhand eines EKGs gestellt. Bei persistierendem VH-Flimmern lässt sie sich leicht durch Anlage eines 12-Kanal-EKGs stellen. Bei Patient:innen mit anfallartigen Sympto-

24

Dezember 2023

men (wie zuvor beschrieben) sollte eine eindeutige Symptom-EKG-Korrelation erfolgen. Treten die Beschwerden (fast) täglich auf, bietet sich die Anlage eines Langzeit-EKGs an (24-, 48-, 72-(…)

Stunden-EKG). Bei sehr unregelmäßig auftretenden Beschwerden können auch externe Eventrekorder verwendet werden. Außerdem haben schon viele Patient:innen von sich aus „EKG-Uhren“, sogenannte „wearables“, welche – je nach Produkt – teilweise eine sehr gute EKGQualität bieten und so durchaus zur Diagnostik herangezogen werden können.

OA Dr. Robert Schönbauer, Leiter der interventionellen Elektrophysiologie an der Klinischen Abteilung für Kardiologie der Universitätsklinik für Innere Medizin II der MedUni Wien, im Wordrap-Interview.

Komorbiditäten: Wie zuvor schon erwähnt, spielen neben dem Alter Komorbiditäten bei der Entwicklung von VH-Flimmern eine große Rolle. Zu den Begleiterkrankungen, welche das Risiko eines Auftretens erhöhen, zählen arterielle Hypertonie, Diabetes mellitus, Herzinsuffizienz, Adipositas, physische Inaktivität, obstruktives Schlafapnoesyndrom, Alkoholkonsum und Rauchen. Ein konsequentes Management dieser „VH-Flimmern-Risikofaktoren“ kann entscheidend zur Primär- und Sekundärprävention beitragen.

Indikation zur Antikoagulation: Das Wichtigste ist die Einschätzung des individuellen Schlaganfallrisikos mithilfe des CHA2DS2-VASc-Scores. Herzinsuffizienz (vorangegangene kardiale Dekompensation oder mittel- bis höhergradige Reduktion der systolischen Linksventrikelfunktion), arterielle Hypertonie, das Alter, Diabetes mellitus, vorangegangener Schlaganfall, TIA oder thromboembolisches Ereignis, vaskuläre Erkrankung (hämodynamisch signifikante KHK, PAVK) sowie das Geschlecht fließen in diesen Score mit ein.

Bei einem Score von 2 bei Frauen sowie 1 bei Männern sollte eine orale Antikoagulation erwogen werden. Ab einem Score von 3 bei Frauen und 2 bei Männern ist eine orale Antikoagulation indiziert.

Therapieoptionen und -ziele: Neben der Einleitung einer Antikoagulation gemäß dem Schlaganfallrisiko sollte die weitere längerfristige antiarrhythmische oder rein frequenzkontrollierende Therapie in einem Gespräch mit den Patient:innen sorgfältig erwogen werden. Das vordergründige Ziel ist die Beschwerdefreiheit bzw.

-armut der Betroffenen. Es stellt sich die Frage nach einer antiarrhythmischen Therapie mittels Medikamente oder einer Katheterablation, wobei die Katheterablation der medikamentösen antiarrhythmischen Therapie bezüglich der antiarrhythmischen Wirkung signifikant überlegen ist. Wichtig ist es, klarzustellen, dass eine komplette Heilung von VH-Flimmern (meist) nicht möglich ist. Das heißt, es kann auch viele Jahre nach einer primär erfolgreichen Ablation wieder einmal zu VH-Flimmern kommen (u. a., weil eben das fortschreitende Lebensalter der größte Risikofaktor dafür ist). >

© shutterstock.com/Tommy Larey

Die Prävalenz bezüglich der Entwicklung von Vorhofflimmern beträgt derzeit 2-4 %. Aufgrund der zunehmenden Lebenserwartung sowie des mittels EKGMonitoring verstärkten Screenings sei die Tendenz jedoch deutlich steigend – mit einer zu erwartenden Erhöhung der Prävalenz um das 2,3-Fache, gibt OA Dr. Robert Schönbauer, Klinische Abteilung für Kardiologie an der MedUni Wien, zu bedenken. Denn ein hohes Lebensalter stelle den Hauptrisikofaktor für das Auftreten von VH-Flimmern dar.

Deswegen werde in Zukunft ungefähr jede dritte Europäer:in ab einem Alter von 55 Jahren im Rest ihres – durch die demografische Entwicklung längeren – Lebens betroffen sein. Umso wichtiger sei das Wissen um die diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten:

© MUW

WORDRAP über Vorhofflimmern als häufigste Rhythmusstörung

Hausärzt:in medizinisch Sekundär- und Tertiärprävention: Wenn nach einer erfolgten antiarrhythmischen Therapie (medikamentös oder via Ablation) wieder VH-Flimmern auftritt, dann sollte das weitere Prozedere gemeinsam mit der Patient:in sorgfältig erwogen werden. Es kann durchaus sein, dass man Betroffenen nochmals eine Ablation nahelegt.

Therapie bei betagten Patient:innen: Das Alter der Patient:in stellt grundsätzlich keine Kontraindikation für eine VH-Flimmern-Ablation dar. Wenn Betroffene im Leben stehen und fit sind, können sie sicher auch mit 80+ von einer VH-Flimmern-Ablation profitieren, sofern man sich einen Erfolg von jener versprechen kann. Faktoren, die bei betagten Patient:innen eher gegen einen langanhaltenden Erhalt des Sinusrhythmus nach/unter antiarrhythmischer Therapie sprechen, sind ein schon sehr lange persistierendes VH-Flimmern (mind.

> 1 Jahr) sowie eine sehr ausgeprägte atriale Dilatation in der Bildgebung. In solchen Fällen sollte dann eher eine rein frequenzkontrollierende Therapie erwogen werden.

Rolle der Hausärzt:innen: Das Wichtigste bei Personen mit VHFlimmern ist die konsequente Etablierung einer oralen Antikoagulation gemäß dem CHA2DS2-VASc-Score.

Bei Patient:innen, bei denen (noch) kein VH-Flimmern bekannt ist, die aber über immer wiederkehrende arrhythmische tachykarde Palpitationen berichten, kann mittels Langzeit-EKGMonitoring eine eindeutige EKG-Symptom-Korrelation hergestellt werden.

Für die Planung des längerfristigen antiarrhythmischen Prozedere sollte die Zuweisung zu Kardiolog:innen/kardialen Elektrophysiolog:innen bzw. an eine Rhythmusambulanz erfolgen.

Das Word-Rap-Interview führte Mag.a Karin Martin.

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HAUSÄRZT:IN-Buchtipp

Herz-Gesundheit* Von Christian Hengstenberg (Hrsg.)

MedUni Wien im MANZ Verlag 2023

* In diesem Buch erklären Univ.-Prof. Dr. Christian Hengstenberg und sein Team von der Klinischen Abteilung für Kardiologie der Universitätsklinik für Innere Medizin II der MedUni Wien wissenschaftlich fundiert und für Laien gut verständlich, wie das Herz geschützt und gestärkt werden kann.

OA Dr. Robert Schönbauer ist Autor des Kapitels Vorhofflimmern.

DIALOG

DERMATOLOGIE Auf die Haut schauen

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Künstliche Intelligenz

Chancen und Risiken in der Dermatologie

Akne & Ekzeme

Ratschläge für Betroffene – Leitlinien-Update

Hausärzt:in DIALOG Dermatologie

Hilfestellungen bei Akne und Ekzemen

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© sarahkatharina.com

Patient:innengerecht: Welche Ratschläge Ärzt:innen Betroffenen geben können …

EXPERTIN: OÄ Dr.in Barbara Gruber Klinikum WelsGrieskirchen, Abt. f. Haut- und Geschlechtskrankheiten, Dermatologie u. Angiologie

Bei Ekzemen handelt es sich bekanntlich um nichtinfektiöse Entzündungen der Haut, welche jucken und auch nässen können, in manchen Fällen bilden sich Bläschen. Leichte Formen lassen sich gut mit rezeptfreien Mitteln behandeln. Tritt das Beschwerdebild wiederholt auf oder entwickelt sich eine Infektion, so ist ärztlicher Rat unerlässlich.

Unterschieden werden zwei Formen – endogene und exogene Ekzeme. „Endogene Ekzeme gehen auf innere Einflussfaktoren wie zum Beispiel Vererbung zurück. Entstehen Entzündungen der Haut durch äußere Einflüsse, unter anderem durch Allergien, Sonne oder Stress, spricht man von exogenen Ekzemen“, erläutert Dr.in Barbara Gruber, Oberärztin am Klinikum Wels-Grieskirchen. Ärzt:innen können Betroffenen folgenden Tipp für eine erfolgreiche Ekzembehandlung mitgeben: „Einerseits feucht auf feucht, bei nässenden Hautstellen helfen feuchte Umschläge und Cremes mit hohem Wasseranteil.

Andererseits fett auf trocken, schuppige Stellen können gut mit einer fettreichen Salbe behandelt werden“, so die Dermatologin.

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Topische Glukokortikoide eignen sich zur Anwendung bei Erwachsenen im Falle eines akuten Entzündungsschubes und werden bei stark ausgeprägtem Beschwerdebild anfänglich zweimal täglich aufgetragen. Die Entzündung sollte laut OÄ Gruber innerhalb einiger Tage abklingen, anschließend kann das Präparat

je nach Wirkstoffkonzentration bis zu vier Wochen einmal täglich verwendet werden. Ein besonders unangenehmes Symptom, von dem Patient:innen bei Ekzembildung geplagt sein können, ist Juckreiz. Auch hier ist es wichtig, den Betroffenen Hilfestellungen zu geben und ihnen zu erklären, weshalb das

INFO 1 Ekzeme – das Wichtigste für Patient:innen in Kürze � Typisch sind trockene Hautstellen, Rötungen, Spannungsgefühl, Schuppen, (nässende) Bläschen. � Am häufigsten sind Arme, Kniekehlen, Hände, Füße sowie das Gesicht betroffen. � Ekzeme können mit leichtem bis starkem Juckreiz einhergehen. � Mit der Zeit verändert sich die Hautstruktur, sie wird gröber und verdickt sich. � Die genauen Ursachen sind noch nicht geklärt, es wird aber zwischen äußeren Auslösern (trockene Haut, irritierende Substanzen, Wettereinflüsse, Allergene, Stress, Infektionen …) und inneren (Vererbung, Hormone …) unterschieden. � Das Krankheitsbild kann je nach Ausprägung die Lebensqualität stark einschränken. � Die Behandlung richtet sich nach Auslöser und Ausprägung. � Neurodermitis, auch atopisches Ekzem genannt, ist ein eigenes Krankheitsbild: Dabei können Ekzeme unterschiedlicher Art auftreten, die meist mit deutlichem Juckreiz vergesellschaftet sind. � Bei mittelgradig ausgeprägtem Beschwerdebild können Ekzeme gut selbst behandelt werden. � Ist der Verlauf chronisch, wiederkehrend oder entwickelt sich eine Infektion, ist eine ärztliche Abklärung notwendig.

Hausärzt:in DIALOG Dermatologie Kratzen tunlichst unterlassen werden sollte. „Nur so lassen sich Verletzungen der Hautschicht vermeiden, welche zu Infektionen führen“, unterstreicht die Oberärztin. Tritt der Juckreiz bei trockenen Hautpartien auf, können kühle, feuchte Umschläge Abhilfe schaffen, außerdem beispielsweise Antihistaminika.

Auch Produkte, welche Fett oder Urea beinhalten, mildern die Beschwerden.

Sobald die Symptome abgeklungen sind, ist eine spezielle auf den Hauttyp abgestimmte Pflege wichtig, um ein Wiederauftreten zu verhindern. Patient:innen sollten unbedingt dazu angehalten werden, eine Ärzt:in aufzusuchen, falls das Ekzem erneut auftrete, sich ausbreite, massiv jucke oder sich infiziere, betont die Expertin.

Abgrenzung zu Akne Während Ekzeme Menschen aller Altersgruppen zu schaffen machen, ist die gewöhnliche Akne eine Hautveränderung, die vor allem in der Pubertät oder bei jungen Erwachsenen vorkommt.

Die Acne vulgaris geht bei diesen bekanntlich mit der Bildung von Pusteln und Komedonen einher. Zu den Auslösern zählen unter anderem hormonelle Veränderungen, weshalb auch häufig junge Frauen, insbesondere nach Absetzen von Kontrazeptiva, betroffen sind: „Das Verschreiben der Pille bei jungen Mädchen ist jedoch keine Lösung, sondern lediglich ein Verschieben der Problematik. Und nur in Fällen mit einer stark entzündlichen Komponente ist ein Antibiotikum zu empfehlen“, weiß Dermatologin OÄ Gruber. Die Therapie richtet sich des Weiteren nach Beschwerdesituation, Alter, Fertilität und Kinderwunsch. Im ersten Schritt wird eine auf Akne abgestimmte Hautpflege empfohlen. Sollte nach einer dreimonatigen Anwendung spezieller Pflegeprodukte keine Besserung erzielt werden, ist eine weitere ärztliche Abklärung durch die Hautärzt:in notwendig. Letztendlich ist die Entstehung von Akne genetisch bedingt. Betroffene sollten darauf aufmerksam gemacht werden, dass das Waschen der erkrankten Haut-

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stellen an erster Stelle stehe und bereits die bakterielle Besiedelung reduziere, merkt die Fachärztin an.

PA/red

INFO 2 Tipps für Patient:innen mit Acne vulgaris � Erkrankte Hautareale 1-2 x täglich mit speziellen Akneprodukten waschen. � Die Hautpflege erfolgt mit speziellen in Apotheken und Drogeriemärkten erhältlichen Akneprodukten für ölige Haut. � Zu verwenden sind ölfreie Pflegeprodukte, ölfreies Make-up, ölfreie Sonnenprodukte. � Keine Feuchtigkeitspflege oder Pflege für empfindliche und trockene Haut verwenden. � Fingernägel kurz halten. � Eigene Manipulation (Herumdrücken) unterlassen. � In puncto Ernährung auf eine ausgewogene Mischkost achten. Fastfood, Weißmehl, Milchprodukte und hochkalorische Produkte meiden.

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Leitlinien-Update zur atopischen Dermatitis Die atopische Dermatitis (AD), eine der häufigsten chronisch entzündlichen Hauterkrankungen, ist oft mit anderen Krankheitsbildern des atopischen Formenkreises vergesellschaftet. Betroffene leiden unter einem ausgeprägten Juckreiz, welcher einen enormen Leidensdruck verursacht, sowie unter trockener Haut und Ekzemen. Die Grundlage jeder Neurodermitis-Therapie bildet die Basispflege. Topische antiinflammatorische Glukokortikoide oder Calcineurin-Inhibitoren dienen der Kurzzeitbehandlung.

Bei der Therapie von mittelschweren bis schweren Formen kommen systemische antiinflammatorische Medikamente zum Einsatz. Neu zugelassene monoklonale Antikörper und Januskinase-Inhibitoren können hierbei gute Effekte erzielen.

Ebenjene zusätzlichen medikamentösen Behandlungsoptionen machten auch eine Aktualisierung der Leitlinie zur atopischen Dermatitis notwendig. Die überarbeitete Guideline der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft konnte auf das S3-Niveau angehoben werden.

In der aktualisierten Version werden unter anderem die neuen Systemtherapeutika eingeordnet. Außerdem enthält sie übersichtliche Checklisten mit Kriterien zur Systemtherapie für Kinder, Jugendliche und Erwachsene sowie prägnante Wirkstofftabellen.

Fachkurzinformation siehe Seite 50

Neue Systemtherapeutika Im Gegensatz zu den herkömmlichen Immunsuppressiva gelingt mit den modernen Systemtherapeutika eine bessere Krankheitskontrolle. Neben dem bereits länger zugelassenen Biologikum Dupilumab wurden nun auch die neu zugelassenen Medikamente Abrocitinib, Baricitinib, Tralokinumab und Upadacitinib in die Guideline aufgenommen – mit passenden Hinweisen zur Therapiedurchführung. Die beiden IgG4-Antikörper Dupilumab und Tralokinumab sind für die Langzeittherapie der mittelschweren bis schweren AD bei Erwachsenen und Jugendlichen ab zwölf Jahren

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Übersicht über das erweiterte Behandlungsspektrum mit Checklisten zur Indikationsstellung für die Systemtherapie

zugelassen. Dupilumab darf zusätzlich bei der Behandlung einer schweren atopischen Dermatitis von Kindern ab sechs Monaten eingesetzt werden. Die drei Januskinase(JAK)-Inhibitoren Baricitinib, Abrocitinib und Upadacitinib werden mit der gleichen Empfehlungsstärke wie die beiden Antikörper eingestuft. Alle drei sind für die mittelschwere bis schwere atopische Dermatitis bei Erwachsenen sowie zum Teil auch für die Behandlung von pädriatischen Patient:innen zugelassen.

Während sich die Biologika durch ein geringes Nebenwirkungsspektrum auszeichnen, bieten die JAK-Inhibitoren durch ihren schnellen Wirkeintritt von ein bis zwei Wochen sowie die kurze Halbwertszeit Vorteile. Die Behandlung könnte somit aus individuellen Gründen, beispielsweise wegen einer Operation, leichter unterbrochen werden.

Bei bekannten thromboembolischen Ereignissen oder genetisch bedingten erhöhten Thromboserisiken sollten die JAK-Inhibitoren laut Leitlinie jedoch nicht eingesetzt werden.

Weitere Empfehlungen Eine wesentliche Neuerung der Leitlinie „Atopische Dermatitis“ ist die Unterscheidung zwischen der allgemeinen Diagnostik zur Sicherung der Diagnose

und der Diagnostik sogenannter Provokationsfaktoren. Diese Triggerfaktoren umfassen beispielsweise auch allergologische Auslöser oder berufsdermatologische Aspekte. Nicht geändert hat sich hingegen der große Stellenwert der topischen Therapie, welcher ein eigenes Kapitel gewidmet ist.

Erwähnt werden sollten außerdem die Leitlinienempfehlungen zu nichtmedikamentösen Verfahren wie psychoedukativen, -sozialen und -therapeutischen Maßnahmen mit nachgewiesener Wirksamkeit.

Denn einerseits kann die atopische Dermatitis einen erheblichen Einfluss auf die Lebensqualität und psychische Gesundheit von Betroffenen haben, andererseits erhöht eine psychische Belastung auch die Wahrscheinlichkeit, die chronisch entzündliche Hauterkrankung zu entwickeln.

Insbesondere frühe Interventionen gelten hierbei als nachhaltig wirksam.

Mag.a Ines Pamminger, BA Quellen: S3-Leitlinie Atopische Dermatitis, AWMF-Registernr.

013-027, 2023.

DAZ 36/2023, Leitlinie „Atopische Dermatitis“, 07.09.2023.

PZ, Update der Leitlinie zur atopischen Dermatitis, 18.08.2023. amboss.com

Hier geht es zur aktuellen Leitlinie:

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Mit apathogenen Bakterien die Wundheilung unterstützen

Effiziente Helfer aus den Reihen des Hautmikrobioms im Fokus der Forschung

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epidermidis. Das Bakterium ist in der Lage, die Wundheilung auf unterschiedliche Weise zu unterstützen. Zum einen kann es spezifische Verbindungen wie Lipoteichonsäure produzieren. Diese reduzieren Entzündungen und fördern den Übergang von der Exsudationsphase in die proliferative Phase der Wundheilung, in der sich Hautzellen vermehren und die Wunde verschließen.2 Zum anderen kann S. epidermidis auch mit dem adaptiven Immunsystem des Wirts interagieren und T-Zellen stimulieren, um den Wundverschluss zu beschleunigen.3

Das Mikrobiom der Haut ist an immunologischen Reaktionen beteiligt, die für die Wundheilung unerlässlich sind, und es kann diese sogar hervorrufen.

So tragen bestimmte Vertreter der Hautmikrobiota etwa dazu bei, die ersten Heilungsschritte einzuleiten.1 Kommensale Bakterien, die in die Wunden eindringen, mobilisieren neutrophile Granulozyten, die für die Aktivierung rascher Immunreaktionen wichtig sind. Die Neutrophilen beginnen damit, den chemischen Botenstoff CXCL10 auszuschütten, der wiederum weitere Immunzellen rekrutiert und schädliche Bewohner der Mikrobiota in der Wunde abtötet, um das Infektionsrisiko zu verringern.

Ein gut untersuchter Vertreter der Hautmikrobiota ist Staphylococcus

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Bakterielle Infektionen mit Bakterien bekämpfen Bakterielle Hautinfektionen betreffen jährlich einige hundert Millionen Menschen. Ein Ansatz zur Behandlung derartiger Infektionen könnte in der natürlichen Hautmikrobiota des Menschen liegen.4 Chronische Wunden, beispielsweise Ulzera, sind aufgrund ihrer

langen Heilungszeit und der damit verbundenen längeren Anfälligkeitsdauer häufig mit einem hohen Infektionsrisiko behaftet. Eine „Bakteriotherapie“ mit Lactobacillus plantarum wurde bei Patient:innen mit Beingeschwüren getestet, die mit mehreren biofilmbildenden Bakterien infiziert waren.5 Die Untersuchung ergab, dass L. plantarum auf den Wunden die Fläche der Geschwüre sowie die Belastung mit Krankheitserregern, die häufig Biofilme bilden und Wunden infizieren – einschließlich Staphylococcus aureus und Pseudomonas aeruginosa –, reduziert.

L. plantarum zählt zur Gruppe der Milchsäurebakterien (Lactobacillus acidophilus, LAB) und wird häufig probiotisch eingesetzt. In Bezug auf die Wundheilung wirkt L. plantarum nicht nur als direkter Antagonist von Wundpathogenen wie P. aeruginosa, sondern auch durch die Interaktion mit dem Immunsystem.6 Die Behandlung mit L. plantarum scheint die Rekrutierung von Neutrophilen – den ersten Ansprechpartnern des Immunsystems – sowie von Fibroblasten und Endothelzellen in das Ulkus zu fördern. Dies wiederum könnte zu einer verbesserten Granulation beitragen. Die genauen Mechanismen und eine zugelassene antibakterielle Therapie sind jedoch noch nicht bekannt.7 Margit Koudelka

Literatur: 1 Di Domizio J et al., Nat Immunol. 2020 Sep;21(9):1034-1045.

2 Lai Y et al., Nat Med. 2009 Dec;15(12):1377-82.

3 Linehan JL et al., Cell. 2018 Feb 8;172(4):784-796.e18.

4 Xue Y et al., Front Med (Lausanne). 2022 Apr 25;9:861115.

5 Peral MC et al., Clin Microbiol Infect. 2010 Mar;16(3):281-6.

6 Valdéz JC et al., Infect. 2005 Jun;11(6):472-9.

7 Canchy L et al., 2023 Mar; 37 Suppl 3:7-15.

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Wie Stress zu Alopezie führen kann Chronischer Stress kann Entzündungen im oder um den Follikel herum verursachen, was dessen Mechanismen durch endokrine und neuroimmune Mediatoren wie Cortisol und Corticotropin freisetzende Hormone stören kann. In einer Studie mit Ratten aus dem Jahr 2021 stellten Forscher fest, dass die Entfernung der Nebennieren, die sowohl bei Ratten als auch bei Menschen wichtige Stresshormone produzieren, zu schnellen Haarwuchszyklen führte.

Als die Ratten wochenlang leichtem Stress ausgesetzt waren, stieg deren Corticosteron-Spiegel an und das Haarwachstum ließ nach. Die Haarfollikel verblieben zudem in einer verlängerten Telogenphase. Corticosteron verhindert weiters, dass die dermale Papille unterhalb der Stammzellen GAS6 („Growth Arrest Apecific gene-6“, ein Molekül, das die Haarfollikelstammzellen anregt) aktiviert.1 Drei Arten von stressbedingtem Haarausfall werden mit extremen Stressbelastungen in Verbindung gebracht. Dazu zählt unter anderem das telogene Effluvium – ein übermäßiger Ausfall des telogenen Haares. Auf der Kopfhaut eines Menschen sind normalerweise 85 Prozent des Haares Anagenhaar, während 15 Prozent Telogenhaar sind. Unterschiedliche psychische sowie physische Stressfaktoren können bewirken, dass 70 Prozent der Anagenhaare in die inaktive Phase übergehen, was sich in verstärktem Haarausfall äußert.2 Dieser tritt in der Regel drei Monate nach dem auslösenden Ereignis auf.

Er ist in der Regel reversibel und hält etwa sechs Monate an. Dauerhafte Stressbelastung kann jedoch dazu führen, dass auch das telogene Effluvium chronifiziert.3 Alopecia areata ist eine weitere Form der Alopezie, die ebenfalls stress-

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Über das telogene Effluvium, Alopecia areata und Trichotillomanie

assoziiert zu sein scheint. Es handelt sich dabei um eine Autoimmunerkrankung, die sich gegen die eigenen Haarfollikel richtet. Das Immunsystem versetzt die Follikel vorzeitig in die katagene Phase. Da die Stammzellen nicht beeinträchtigt werden, regenerieren sich die Haarfollikel weiterhin und setzen ihren Zyklus fort. Klinisch zeigt sich die Krankheit durch kleine kahle Stellen auf der Kopfhaut oder am Körper, was bis hin zum vollstän-

digen Verlust des Haupthaares und der Körperbehaarung reichen kann.4 An der Entstehung der Alopecia areata sind Umweltfaktoren beteiligt. Es gibt Hinweise darauf, dass auch genetische Faktoren eine Rolle spielen können.5 Zudem wird Alopecia areata mit traumatischen Ereignissen als Auslöser in Verbindung gebracht.6 Im weiteren Sinne stellt auch die Zwangsstörung Trichotillomanie eine Form des stressbedingten Haarausfalls dar. Die genaue Ursache ist bislang nicht bekannt, viele Patient:innen berichten jedoch von belastenden Ereignissen, die den Drang hervorrufen, sich die Haare auszureißen.7 Dieses Verhalten kann Betroffenen als Bewältigungsmechanismus bei Stress und Angst dienen.8 Margit Koudelka

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Künstliche Intelligenz in der Dermatologie

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ÖGDV präsentierte innovative Diagnose- und Therapiekonzepte aus Österreich

+++ Künstliche Intelligenz gewinnt in der Diagnostik von Hautkrebs zunehmend an Bedeutung +++ Ein Realitäts-Check offenbart Schwächen, vor allem bei Consumer Apps +++ Aktuelle Erkenntnisse zur Struktur von Gewebeknötchen ermöglichen neues Therapiekonzept für Sarkoidose +++

Die Österreichische Gesellschaft für Dermatologie und Venerologie (ÖGDV) stellte im Rahmen einer Pressekonferenz in Wien innovative Diagnoseund Therapiekonzepte aus Österreich vor.* KI-gestützte Systeme werden in der Diagnostik von Hautkrebs bereits erfolgreich eingesetzt und sind aktuellen Studien zu Folge Expert:innen beim Erkennen von Hautveränderungen ebenbürtig. Dennoch sehen Forscher:innen

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noch einige Herausforderungen im Hinblick auf Anwendbarkeit, Daten und Konsequenzen von Fehldiagnosen.

Zudem ist heimischen Forscher:innen in einer Pilotstudie an der Wiener Hautklinik ein großer Schritt in der Behandlung der Seltenen Erkrankung Sarkoidose gelungen. Erstmals wurde eine Gruppe von Sarkoidose-Patient:innen erfolgreich mit einem sogenannten mTOR-Inhibitor behandelt.

Forschung in Österreich auf Top-Niveau „Die Forschung der Dermatologie Österreichs liefert Topergebnisse in allen Bereichen: von der künstlichen Intelligenz über die translationale Forschung, hin bis zu pharmazeutischen und akademisch-geleiteten klinischen Studien“, hob ÖGDV-Präsident Univ.-Prof.

Dr. Peter Wolf beim Pressegespräch

Hausärzt:in DIALOG Dermatologie hervor. Im Rahmen der Jahrestagung der ÖGDV vom 30. November bis 2. Dezember in Salzburg wurden die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse hinsichtlich Diagnose und Therapie von dermatologischen Erkrankungen vorgestellt.

KI-gestützte Hautkrebsdiagnose KI-gestützte Systeme, die unter Beteiligung österreichischer Forscher:innen entwickelt wurden, finden in der Diagnostik von Hautkrebs bereits Einsatz.

Eine neue Publikation1 vergleicht die diagnostische Genauigkeit eines KIgestützten Diagnoseverfahrens in einem realistischen klinischen Szenario mit der von menschlichen Untersucher:innen. „Hierbei war das KI-gestützte System den Expert:innen ebenbürtig, wobei beide etwa 73 Prozent der Hautveränderungen korrekt erkannten. Im Vergleich dazu identifizierten weniger erfahrene Untersucher:innen nur etwa 50 Prozent korrekt“, konkretisierte Ao. Univ.-Prof.

Dr. Harald Kittler, Oberarzt an der Universitätsklinik für Dermatologie der Medizinischen Universität Wien in seinem Vortrag. Bei Personen mit vielen Muttermalen zeigte das KI-System jedoch Schwächen: Es diagnostizierte 1,4 Prozent der Muttermale fälschlicherweise als bösartig, im Gegensatz zu den menschlichen Untersucher:innen, die 99,9 Prozent richtig als unbedenklich einstuften. „Für Personen mit vielen Muttermalen hätte das zur Folge, dass deutlich mehr Muttermale zu diagnostischen Zwecken entfernt werden müssten“, so der Experte.

„Bei Personen mit vielen Muttermalen zeigte das KI-System Schwächen.“ Ao. Univ.-Prof. Dr. Harald Kittler

Eine weitere Studie2 untersuchte, ob die Einbeziehung der Konsequenzen von Fehldiagnosen das KI-System verbessern kann. „Während erfahrene Untersucher:innen die Auswirkungen

ihrer Entscheidungen berücksichtigen, wird dieser Aspekt bei der Entwicklung von KI-Systemen normalerweise vernachlässigt“, sagte Prof. Kittler. „Die Studie zeigt, dass die Berücksichtigung potenzieller Konsequenzen sowohl die Erkennungsrate von Hautkrebs durch KI-Systeme als auch deren Nutzung durch Personen verbesserte. Dies deutet darauf hin, dass eine Anpassung der Trainingsmethoden für KI-Systeme in Zukunft sinnvoll sein könnte.“

Consumer Apps: Chancen und Schwächen

typen seien in den Trainingsdaten der KI unterrepräsentiert, so Prof. Kittler weiter. „Das kann zu Algorithmen führen, die nicht universell anwendbar sind.

Insgesamt ist es wichtig, neben den unbestreitbaren Chancen auch mögliche unerwünschte Auswirkungen der KIgestützten Diagnostik eingehender zu bewerten, um die bestehenden KI-Systeme besser unseren Zielen anzupassen.“

„Österreichische Dermatolog:innen haben Meilensteine gesetzt, die weltweit große Beachtung finden.“

Eine dritte, ebenfalls soeben unter österreichischer Beteiligung publizierte Arbeit3, konzentriert sich auf eine Zusammenfassung der wichtigsten bisher veröffentlichten Studien zur KI-gestützten Diagnose von Hautkrebs und behandelt detailliert die Nutzung von SoftUniv.-Prof. Dr. Peter Wolf wareanwendungen für Laien (Consumer Apps). Gemäß dem Medizinproduktegesetz werden diese Anwendungen als Klasse-I-Medizinprodukte klassifiziert, Innovatives Therapiekonzept für die lediglich Risikoeinschätzungen abSarkoidose – ein Pilotprojekt geben dürfen, nicht jedoch Diagnosen stellen. „Die Analyse vorhandener DaEine neue Therapie von Sarkoidose, ten zeigt, dass diese Anwendungen größdie in einer Pilotstudie an der Wiener > tenteils unzureichend getestet wurden und tendenziell zu hohe Risikobewertungen abgeben, was zu einer Überforderung und nicht zur erwünschten ® Entlastung des Gesundheitssystems führen könnte“, gab Prof.

RI N G E L B L U M E N SA L B E Kittler zu bedenken.

Ferner könnte diese Fördert die Regeneration der Haut Technologie Ungleich• Zur Pflege von Narben heiten in Bezug auf • Bei rauer, überbeanspruchter Haut den Zugang zu fach• Ideal nach leichten Entzündungen ärztlicher Expertise • Zur täglichen Hautpflege verstärken, indem sie • Zur Tattoo-Nachbehandlung technikaffine Perso• Für Neurodermitiker geeignet nen bevorzugt.

Dies seien nicht die einzigen Herausforderungen, die bei der flächendeckenden Implementierung von KI in der Dermatologie beachtet werden müssen. Bestimmte Haut-

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Hausärzt:in DIALOG Dermatologie monatigen Therapie für mindestens 1,5 Jahre anhielt. Wenn sich diese Daten in einer größeren Patient:innenkohorte verifizieren lassen, steht mit den beiden zugelassenen mTOR-Inhibitoren eine neue Möglichkeit zur Behandlung von chronisch-progressiver Sarkoidose zur Verfügung“, führte Prof. Stary abschließend aus.

PA/red

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* Pressekonferenz der Österreichischen Gesellschaft für Dermatologie und Venerologie (ÖGDV) zum Thema „Künstliche Intelligenz in der Diagnostik und Therapie von Hautkrankheiten“ am 29. November 2023 im Presseclub Concordia in Wien.

Die Experten (v. li. n. re.): Assoc.-Prof. Priv.-Doz. Dr. Georg Stary, ÖGDV-Präsident Univ.-Prof. Dr. Peter Wolf und Ao. Univ.-Prof. Dr. Harald Kittler.

„Metabolische Signalwege spielen für die Beschaffenheit von Granulomen eine besondere Rolle.“ Assoc.-Prof. Priv.-Doz. Dr. Georg Stary

Hautklinik erfolgreich getestet wurde, stellte Assoc.-Prof. Priv.-Doz. Dr. Georg Stary vor, der zweite stv. Leiter der Universitätsklinik für Dermatologie an der Medizinischen Universität Wien. Sarkoidose manifestiert sich als chronisch-entzündliche Erkrankung unterschiedlicher Organe und ist durch die Ausbildung von kleinen Knötchen, sogenannten Granulomen, charakterisiert.

Die Lunge ist am häufigsten betroffen, gefolgt von der Haut und anderen Organen. Sarkoidose zählt zu den Seltenen Erkrankungen. Von 100.000 Personen sind weltweit zwischen 1 und 35,5 Individuen von einer Sarkoidose betroffen, wobei die Prävalenz deutliche regionale Unterschiede aufweist. Während etwa die Hälfte der Patient:innen eine spontane Regression aufweist, kommt es bei

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etwa 20 Prozent von ihnen zu einem chronisch-progressiven Verlauf. „Wir konnten mittels neuer Verfahren, die das Muster der RNA-Transkription einzelner Zellen und in Hautschnitten erfassen, die Zusammensetzung und Struktur von Granulomen auf zellulärer und molekularer Ebene beschreiben.4 Dabei stellten wir fest, dass das Zusammenspiel von Immunzellen (wie Makrophagen und T-Zellen) mit Strukturzellen von entscheidender Bedeutung ist“, erklärte Prof. Stary. Metabolische Signalwege spielen für die Beschaffenheit von Granulomen eine besondere Rolle, was unter anderem durch eine erhöhte Aktivität von mTOR (ein Protein, das zur Entstehung von Sarkoidose beiträgt) innerhalb der Granulome verdeutlicht wird. „Um das Potential für die klinische Translation unserer Analyse zu untersuchen, führten wir eine klinische Pilotstudie durch, bei der erstmals eine Gruppe von Sarkoidose-Patient:innen mit einem sogenannten mTOR-Inhibitor behandelt wurde, der das mTOR-Protein hemmt. Wir beobachteten bei einem Gutteil der Patient:innen (7 von 10) mit chronisch-progressiver Sarkoidose ein Ansprechen, welches nach einer vier-

Quellen: 1 Menzies SW et al., Comparison of humans versus mobile phone-powered artificial intelligence for the diagnosis and management of pigmented skin cancer in secondary care: a multicentre, prospective, diagnostic, clinical trial. Lancet Digit Health. 2023 Oct;5(10):e679-e691. doi: 10.1016/S25897500(23)00130-9.

2 Barata C et al., A reinforcement learning model for AI-based decision support in skin cancer. Nat Med. 2023 Aug;29(8):1941-1946. doi: 10.1038/s41591-02302475-5.

3 Brancaccio G et al., Artificial Intelligence in Skin Cancer Diagnosis: A Reality Check. J Invest Dermatol.

2023 Nov 16:S0022-202X(23)02964-0. doi: 10.1016/j. jid.2023.10.004.

4 Krausgruber T et al., Single-cell and spatial transcriptomics reveal aberrant lymphoid developmental programs driving granuloma formation.

Immunity. 2023 Feb 14;56(2):289-306.e7. doi: 10.1016/ j.immuni.2023.01.014.

INFO Die Österreichische Gesellschaft für Dermatologie und Venerologie (ÖGDV) ist eine gemeinnützige medizinische Fachgesellschaft und hat ihren Sitz in Wien. Zweck der Gesellschaft ist die Förderung der wissenschaftlichen Entwicklung und der praktischen Umsetzung des Fachgebietes der Haut- und Geschlechtskrankheiten einschließlich seiner Spezialdisziplinen; das sind Allergologie, Angiologie/Phlebologie, Dermatohistopathologie, Immundermatologie, dermatologische Genetik, operative Dermatologie, dermatologische Onkologie, Proktologie, dermatologische Kosmetologie, Photobiologie und dermatologische Laserund Strahlentherapie, dermatologische Labordiagnostik, dermatologische Mikrobiologie, die klassischen Geschlechtskrankheiten und andere sexuell übertragbaren Erkrankungen (STD), physikalische Dermatotherapie, psychosomatische Dermatologie, Umweltmedizin, das Gutachterwesen sowie die Gesundheitsvorsorge und Rehabilitation im gesamten Fachgebiet.

Weitere Infos für Ärzt:innen, Fachpersonen, Patient:innen und Interessierte: oegdv.at

Hausärzt:in medizinisch

Fortschritt durch Forschung

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Rheumatische Erkrankungen lassen sich immer besser beherrschen einen Einfluss auf die Osteoar„1. ACR goes Vienna – The throse haben.“ Hierzu bedarf Austrian Summit“ lautete der es allerdings noch genauerer Titel der Veranstaltung, zu der Untersuchungen. sich am 23. November 2023 zahlreiche Rheumatolog:innen im Wiener MuseumsQuartier RA: zukunftsweisende versammelten. Im Rahmen des Marker?

Events wurden unter der wisEXPERTE: senschaftlichen Leitung von Neue Technologien wie Masa. o. Univ.-Prof. Dr. a. o. Univ.-Prof. Dr. Clemens senspektrometrie oder SingleClemens Scheinecker, MBA Scheinecker, MBA, Facharzt für Cell-RNA-Sequenzierung Abteilung für RheumaInnere Medizin, aktuelle Studikönnten ein tieferes Verständtologie, Univ.-Klinik für Innere Medizin en vom ACR Convergence pränis der Pathogenese der rheuIII, Medizinische sentiert. Am Programm: spanmatoiden Arthritis (RA) erUniversität Wien nende Vorträge zu aktuellen möglichen. In Untersuchungen Forschungsergebnissen, die den Weg für ließ sich in der Synovialmembran von die Zukunft der Rheumatologie ebnen.

Betroffenen eine aberrant vermehrte Expression von Autoantigenen nachweisen.

Die Aktivierung von T-Zellen, die bei der Schmerzlinderung Autoimmunerkrankung eine Schlüsselbei Osteoarthrose rolle zu spielen scheint, erfolgt im betroffenen Gelenk – auch B-Zellen zur AntiDen Auftakt bildete ein Vortrag über körperproduktion könnten dort angeregt Schmerzen bei Osteoarthrose, welche werden. „Inwieweit diese Subpopulatiodie häufigste degenerative Gelenkernen als zukünftige therapeutische Targets krankung mit über 500 Millionen Betroffungieren könnten, muss noch weiter unfenen weltweit darstellt. Im Verlauf der tersucht werden“, sagt Prof. Scheinecker.

Krankheit kann es zur Knorpelarrosion Dem Rheumatologen zufolge stehen und schließlich zur progredienten Gederartige Technologien aktuell nur an lenkzerstörung mit Knochenbeteiligung speziellen Forschungszentren zur Verfükommen. Die Therapie hat zuvorderst die gung – sie haben noch keinen Eingang Reduktion der Schmerzen zum Ziel, des in die Routinediagnostik gefunden. „Es Weiteren sind der Erhalt und die Verbesgilt, Anwendungsmöglichkeiten für eiserung von Funktion und Beweglichkeit nen breiten diagnostischen Ansatz zu der Gelenke wesentlich. „Bei der Veranfinden“, so der Mediziner. staltung wurde eine Reihe verschiedener intraartikulärer Therapieoptionen diskutiert, die einerseits in die Pathophysiologie SpA-Diagnose: der Erkrankung eingreifen, andererseits Vorsicht vor Tücken rein symptomatisch durch eine analgetische Wirkung agieren sollen“, hält Prof.

Die Schwierigkeit, unter der Vielzahl Scheinecker Rückblick.Wiederholte intrader Patient:innen mit chronischen Rüartikuläre Therapien bergen jedoch ein ckenschmerzen diejenigen herauszufilnicht zu unterschätzendes Risikopotential. tern, die unter einer axialen Spondyloar„Als spannend müssen meiner Einschätzthritis (axSpA) leiden, war ein weiterer ung nach Daten zur niedrig dosierten Programmpunkt. „Anstrengungen, die Therapie mit Colchicin gewertet werden“, Diagnose einer SpA möglichst früh in zeigt sich der Facharzt beeindruckt. „Dieeinem nichtradiologischen Stadium zu se scheint nicht nur einen kardioprotektistellen, um damit rasch eine adäquate ven Effekt zu haben, sondern könnte auch Therapie einzuleiten, führen gleichzeitig

dazu, dass Patient:innen teilweise auch überdiagnostiziert werden“, spricht der Experte über mögliche Tücken. „Der klinische und der bildgebende Zweig weisen eine hohe Spezifität auf, unterliegen bei getrennter Anwendung jedoch einer mangelnden Sensitivität, was darauf hindeutet, dass der vollständige Satz von axSpAKriterien Anwendung finden sollte“, betont Prof. Scheinecker Letzteres. Ein eindeutiger diagnostischer Hinweis auf eine axSpA sind die Kombination entzündlicher Rückenschmerz plus HLA B27 und der MRT-Nachweis einer aktiven Sakroiliitis (Knochenmarködem) oder der röntgenologische Nachweis von Strukturveränderungen in den Iliosakralgelenken.

Prognose bei ANCAassoziierten Vaskulitiden Krankheitsbedingt entfallen musste der Vortrag über Vaskulitiden. Dieser wurde aber aufgezeichnet und ist online abrufbar (siehe unten). Auch wenn sich die Therapieaussichten bei dieser schwerwiegenden Gefäßentzündung in den letzten Jahrzehnten verbessert haben, sind die Mortalitäts- und Morbiditätsraten der Betroffenen noch zu hoch. Hierfür verantwortliche Faktoren lassen sich vielfach auf die Einnahme hochdosierter Glukokortikoide zurückführen. „Neue Therapiemöglichkeiten wie beispielsweise der Einsatz von monoklonalen Antikörpern gegen den Komplementfaktor C5a führen zu höheren anhaltenden Remissionsraten, während gleichzeitig weniger Glukokortikoide eingesetzt werden müssen“, erklärt Prof. Scheinecker, wie sich in der Pharmakotherapie eine geringere glukokortikoidbedingte Toxizität erreichen lässt.

Mag.a Sylvia Neubauer

ZUM NACHSEHEN: Videos der Veranstaltung finden Sie unter gesund.at/ mediathek

NACHBERICHT Der Experte war wissenschaftlicher Leiter beim „1. ACR goes Vienna – The Austrian Summit“, 23.11.2023, Wien.

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Hausärzt:in medizinisch

Bloß keine Blamage …

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raphobie. Auch Angst vor öffentlichem Reden. Vor lässt sie sich nicht Telefonaten. Davor, andere Menschen immer eindeutig anzusprechen, in ihrer Gegenwart zu von subklinischen essen oder Blickkontakt herzustellen. Ängsten abgrenAngst davor, das Haus zu verlassen. Wo zen. Um die immer Menschen aufeinandertreffen, Krankheit richtig sind von einer sozialen Phobie Betrofzu identifizieren, fene in ihrer Teilhabe eingeschränkt. ist es daher notwendig, die Auslöser bzw. „Das zentrale Merkmal ist die ÜberUrsachen der Ängste genau zu ergrünzeugung, dass das eigene Verhalten den. oder sichtbare körperliche Symptome Pathologische Ängste stehen in keiner der Angststörung, beispielsweise ErRelation zur eigentlichen Bedrohung. röten, Schwitzen oder Zittern, von den Mit der Platzangst hat die soziale Phobie anderen als lächerlich, als merkwürdig einige Symptome gemein: Menschenoder als blamabel erachtet werden“, ermengen oder die bloße Anwesenheit läutert die Klinische und Gesundheitsanderer Personen stellen in beiden Fällen psychologin Mag.a Andrea Rocker*. Zur mögliche Auslöser der Angst dar, und allgemeinen Befürchtung, unangenehm auch Menschen mit Agoraphobie können aufzufallen, kommt also noch die Sorge, sich vor Blamage fürchten. Der Hauptdass ebendiese von anderen bemerkt unterschied liegt darin, dass werden könnte. Durch jenen deren Ängste ebenso auftreselbstverstärkenden Effekt ten, wenn sie allein sind, was können sich die Ängste so bei sozialphobischen Menweit aufschaukeln, dass die schen nicht der Fall ist. Zudem Situation gänzlich vermieden unterscheiden sich die körperwird. Deshalb entstehen aus lichen Merkmale. Bei sozialer einer sozialen Angststörung Angststörung tritt – wie oben häufig Folgeprobleme, die von erwähnt – in erster Linie ein Einsamkeit und PartnerlosigEXPERTIN: Mag.a Andrea Rocker Erröten, Schwitzen und Zitkeit bis hin zum Abbruch von Klinische Psychologin tern auf, bei der Agoraphobie Ausbildungen und zu Arbeitsund Gesundheitspsychologin in Wien manifestieren sich eher Symplosigkeit reichen können. tome einer Panikattacke wie Schwindel, Brustschmerzen und SchwäFingerspitzengefühl gefragt chegefühl.

Die Betroffenen halten ihre soziale Phobie meist nicht für eine behandelbare Psycho- und Pharmakotherapie Krankheit, sondern für einen Charakterzug, darüber hinaus versuchen sie, Ist sie einmal erkannt, kann die soziale diese aus Scham vor anderen möglichst Phobie effektiv behandelt werden, zu verbergen. So erfordert die Diagnodenn es stehen längst gut geprüfte Thesestellung großes Fingerspitzengefühl. rapiemethoden zur Verfügung. Laut Patient:innen müssen sich wohlfühlen, S3-Leitlinie¹ gilt die kognitive Verhalum sich öffnen zu können. Die soziatenstherapie bei der Behandlung von le Angststörung wird außerdem leicht sozialen Angststörungen als Therapie übersehen, da sich ihre Symptomatik erster Wahl. Hier werden stressauslösehr heterogen darstellt und teilweise sende Situationen ergründet und das Überschneidungen mit anderen Angstnegative Selbstbild systematisch überstörungen bestehen, etwa mit der Agoprüft – mit dem Ziel, dieses zu überwin-

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Patient:innen mit sozialer Phobie die Angst vor Beurteilung bei menschlichen Begegnungen nehmen

den. Der nachhaltige, langfristig stabile Erfolg dieser Methode wurde bereits in mehreren Studien nachgewiesen.2 Als Pharmakotherapie sollten in erster Linie Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) angeboten werden. In puncto Kurzzeitwirkung sind sie mit der kognitiven Verhaltenstherapie vergleichbar, allerdings hält der Effekt ohne zusätzliche Psychotherapie oftmals nicht an. „Nach Absetzen der Medikation ist die Rückfallquote hoch“, macht Mag.a Rocker aufmerksam. Dasselbe Problem besteht bei Benzodiazepinen, hier kommt noch das hohe Suchtpotenzial hinzu. „In Ausnahmefällen, etwa bei Suizidgefahr oder der Behandlung von Prüfungsangst, können Benzodiazepine unter sorgfältiger Nutzen-RisikoAbwägung verschrieben werden. Sie wirken gut, aber Betroffene müssen wissen, dass man sie zeitlich befristet einnimmt“, erklärt die Psychologin.

Laut Leitlinie wurde für die Behandlung von Angststörungen bisher nur ein einziges pflanzliches Präparat, ein Lavendelölextrakt, untersucht (Evidenzgrad 1b). Zur Wirksamkeit von Selbsthilfegruppen gibt es bisher keine Studien, eine internetbasierte Therapie wird höchstens als begleitende Maßnahme empfohlen.

Felicia Steininger * Mag.a Andrea Rocker war Vortragende des MeinMedWebinars „Soziale Phobie – die Angst vor Beurteilung in sozialen Situationen“. Das für Patient:innen informative Video ist unter meinmed.at/mediathek zu finden.

Literatur: 1 S3-Leitlinie Behandlung von Angststörungen, AWMF-Registernr.: 051 - 028, Stand: 04/21.

2 Van Dis E et al., JAMA Psychiatry. 2020;77(3):265-273.

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Gefahr einer Depression im Alter © feel image-Fotografie

Eine multidimensionale Betrachtung ist essenziell Im höheren Lebensalter stellen Depressionen die häufigste psychische Störung dar. „Die Ein-JahresPrävalenz in Österreich beträgt 9,8 %: für Frauen 11,5, für EXPERTE: Männer 7,9 %“, nennt Prim. Dr. Christian Prim. Dr. Christian Jagsch Abteilung für Jagsch, Abteilung für Alterspsychiatrie und Alterspsychiatrie und Alterspsychotherapie, LKH Graz Alterspsychotherapie, LKH Graz, konkrete Zahlen.* „Wir liegen damit im europäischen Mittelfeld. Was die Major Depression bei über 75-Jährigen betrifft, schwanken die Prävalenzzahlen für beide Geschlechter zwischen 4,2 und 9,7 %.“ Die Definition der Depression nach ICD-11 bringt einige Neuerungen mit sich.1 Davon unabhängig sind laut dem Experten Besonderheiten beim älteren und hochbetagten Menschen: Die Symptome sind oft nicht so ausgeprägt. Der Verlauf ist eher chronisch.

Es verschlechtern sich vor allem kognitive Fähigkeiten (Konzentration, Gedächtnis, Entschlussfähigkeit). Somatische Symptome stehen im Vordergrund. Die Anzeichen sind oft unspezifisch (Klagsamkeit, hypochondrische Befürchtungen, Reizbarkeit, Verlangsamung, Apathie, Rückzug). Misstrauen und Wahnideen (z. B. Verarmungswahn) treten öfter auf. Suizidgedanken und -versuche sind häufig (vor allem bei Männern über 70 Jahre!).

Geriatrische Depressionsskalen können bei der Ersteinschätzung helfen.2

Verwobene Differenzialdiagnosen Die Altersdepression muss multidimensional betrachtet werden. „Für eine schwere Depression spielen Vulnerabilität, belastende Lebensereignisse und fehlender sozialer Rückhalt eine bedeutende Rolle“, hält Prim. Jagsch fest. Ebenso gelte es, Medikamente mit gehäufter Inzidenz von Depressionen,

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etwa Analgetika und Antihypertensiva, zu berücksichtigen. Die Differenzialdiagnose sei essenziell, weil viele psychische und somatische Erkrankungen mit einer Depression Hand in Hand gingen, von dementiellen über kardiovaskuläre bis hin zu onkologischen Erkrankungen.

Beispiel Demenz: Mögliche Überlappungen und Vermischungen sind zu beachten. Es gibt: • Depression ohne kognitive Beeinträchtigungen, • Demenz ohne depressive Symptomatik, • kognitive Beeinträchtigungen als Symptom einer Depression („depressive Pseudodemenz“), • Depression als frühen kausalen Risikofaktor für eine kognitive Störung, • Depression als Frühsymptom/Prodromalstadium/Vorbote einer Demenz, • Depression und Demenz als Folge eines gemeinsamen dritten Krankheitsfaktors, • depressives Syndrom als Symptom einer Demenz („pseudodepressive Demenz“).

Wichtig ist zu wissen: Bei einer „Pseudodemenz“ erzielen Antidepressiva eine wesentliche Besserung der Beschwerden, bei einer Demenz jedoch nicht. Die Therapie dient auch der Suizidprävention.

Neues Therapieverständnis Dass ein Serotoninmangel für Depressionen alleine verantwortlich sei, gelte mittlerweile als größtenteils überholt, so Prim. Jagsch weiter. „SSRI und SNRI helfen insgesamt bei knapp zwei Dritteln der Menschen mit mittelschweren bis schweren Depressionen.3 Bei leichten Fällen hingegen schneiden sie schlecht ab.“ Vorteile von SSRI seien die leichte Handhabung und die gute Verträglichkeit; die häufigsten Nebenwirkungen bei Älteren Unruhe, Schlafstörungen, Kopfschmerzen und sexuelle Funktionsstörungen.

Zunehmend wird der Zusammenhang zwischen Depression und Demenz im Alter bei der Therapie beherzigt. Der

Wachstumsfaktor BDNF („Brain-derived neurotrophic factor“) ist ein Protein aus der Gruppe der Neurotrophine und mit den Nervenwachstumsfaktoren eng verwandt. Prim. Jagsch: „Eine relativ neue Erkenntnis besteht darin, dass Antidepressiva- und Psychotherapie die Bildung von BDNF induzieren.“ 4 Der Wirkstoff Esketamin, der Ende 2019 als Nasenspray für schwer zu behandelnde Depressionen zugelassen wurde, regt vermutlich die Produktion von bestimmten Eiweißen an, die zu einer verstärkten Neubildung von Synapsen beitragen. Die Symptome mancher Patient:innen bessern sich laut dem Experten innerhalb von Stunden nach der ersten Einnahme.

Empfehlungen für die Therapie mit Antidepressiva: • Niedrige Initialdosis (ca. 50 % von jener für junge Patient:innen) • Langsames Aufdosieren • Erhaltungsdosis hingegen wie bei jungen Patient:innen anstreben • Arzneimittelinteraktionen beachten • Monotherapie bevorzugen (einfaches Dosisschema) • Häufigeres Aufklären und Erklären erforderlich • Einbindung betreuender Personen (Angehörige, Pflegefachkräfte).

DAS WICHTIGSTE IN KÜRZE � Eine medikamentöse antidepressive Therapie ist bei mittelschweren bis schweren Depressionen zu empfehlen.

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Eine Psychotherapie in Kombination ist immer zu empfehlen, in erster Linie aber bei leichten Depressionen.

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Ein medikamentöser Therapieerfolg/eine Remission ist bei älteren Patient:innen erst nach zwölf bis 16 Wochen zu erwarten (Neuroplastizität!).

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Auf serotonerges Syndrom (z. B. SSRI + Opiate) und Hyponatriämie achten.

Hausärzt:in medizinisch

Von der Depression zur Trauer gelangen Das psychotherapeutische Ziel bei Älteren ist, „von der Depression zur Trauer zu gelangen“. Dabei geht es vorrangig um verlässliche Beziehungserfahrungen, um die Nachreifung der Persönlichkeit von der Ebene der frühen Objektbeziehung zur Individualisation (Ambivalenz

von Abhängigkeit versus Autonomie) sowie um die Entfaltung der Ich-Autonomie und der Identität.

Als zusätzliche Behandlungsoptionen bei älteren Patient:innen nennt Prim. Jagsch u. a. körperliches Training, die Behandlung der psychosozialen Faktoren, Schlafentzugs- bzw. Wachtherapien, Licht- oder Elektrokonvulsionstherapien.

Mag.a Karin Martin

Quellen: 1 icd.who.int/browse11/l-m/en#/http://id.who.int/icd/ entity/1563440232 2 Sheikh RL & Yesavage JA (1986). Geriatric Depression Scale (GDS). Clinical Gerontologist, 5, 165-173.

3 Lange-Asschenfeldt C, Antidepressivant Drugs – State of the Art. Z Gerontol Geriat 2023, doi.org/10.1007/ s00391-023-02169-0 4 Sen S et al., Serum Brain-Derived Neurotrophic Factor and Antidepressant Medications: Meta-Analyses and Implications. Biol Psychiatry 2008; 64:527-32.

NACHBERICHT * Der Experte war Vortragender zum Thema beim 53. Kongress für Allgemeinmedizin der Stafam von 23. bis 25.11.2023 in Graz.

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HIV: Nach wie vor mit Stigma behaftet

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Aufklärung – die beste Option zur Besserung der Situation

Im Vorjahr wurden in Österreich 473 Neudiagnosen einer HIV-Infektion verzeichnet. Die Österreichische AIDS Gesellschaft (ÖAG) geht davon aus, dass hierzulande an die 9.000 HIV-infizierte Personen leben. In den 1980er-Jahren kam eine Infektion mit dem Humanen Immundefizienzvirus noch nahezu einem Todesurteil gleich. Mittlerweile hat sie viel von ihrem Schrecken verloren.

„Bei Patient:innen in Behandlung ist das Virus nicht mehr nachweisbar – und dann auch nicht übertragbar.“ „Bei Patient:innen in Behandlung ist das Virus nicht mehr nachweisbar – und dann auch nicht übertragbar", berichtet Univ.-Prof. Dr. Alexander Zoufaly, Facharzt für Innere Medizin und Infektiologie sowie Präsident der ÖAG, anlässlich des Welt-AIDS-Tages am

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1. Dezember. Doch nach wie vor sind Betroffene mit Stigmatisierung konfrontiert. Das ergab eine Umfrage von Medupha Market Research im Auftrag von Gilead im August. 21 Prozent der 1.000 Befragten sind etwa der irrigen Meinung, dass HIV-positive Menschen eine Gefahr für die Gesellschaft darstellten. Beinahe ein Drittel der Umfrageteilnehmer denkt fälschlicherweise, dass HIV durch einen Kuss übertragen werden könne, und 13 Prozent glauben, dies gelte auch für Insektenstiche. Das Virus wird jedoch in erster Linie sexuell übertragen, etwa 30 Prozent der Infektionen passieren laut der österreichischen HIV-Kohortenstudie bei heterogenen Kontakten.

Doch immer noch ist Diskriminierung ein Thema. Zur Besserung der Situation ist laut Prof. Zoufaly Aufklärung die beste Möglichkeit.

Medikamente für die Therapie …

Eine HIV-Infektion ist mittlerweile gut behandelbar. Zwar können die bis-

lang verfügbaren Therapien das Virus nicht beseitigen, doch sie verhindern, dass eine AIDS-Erkrankung ausbricht.

Ohne Behandlung dauert es von der Erstinfektion bis zum AIDS-Endstadium durchschnittlich acht Jahre.

Mit Therapie haben Betroffene nahezu die gleiche Lebenserwartung wie nicht infizierte Menschen. Sie sterben nicht mehr an AIDS, sondern an anderen Erkrankungen. Früher mussten HIV-Patient:innen bis zu 20 Tabletten täglich einnehmen, inzwischen ist eine einzige ausreichend. Alternativ steht auch eine Injektionstherapie zur Verfügung, die alle zwei Monate intramuskulär verabreicht wird. Allerdings reiche es für einen guten Behandlungserfolg nicht aus, die Infektion lediglich zu identifizieren, „das muss auch früh passieren. Sonst hat das Virus im Körper schon gewütet“, erläutert der Infektiologe. Er empfiehlt, nach einem vermuteten Risikokontakt rasch einen Schnell- oder PCR-Test durchzuführen, um die Therapie frühzeitig einleiten zu können. Patient:innen mit anderen sexuell übertragbaren Krankheiten soll laut Prof. Zoufaly ebenso zu einem HIV-Test geraten werden. Bei Symptomen, die auf eine AIDS-Erkrankung zurückzuführen sind – etwa eine untypische Lungenentzündung, länger anhaltendes Fieber oder eine Gürtelrose –, liegt die Infektion zumeist bereits Jahre zurück.

… und zur Prophylaxe Auch wenn sich das Virus heutzutage gut in Schach halten lässt, kommt der Prävention große Bedeutung zu. Zur Vorbeugung einer Ansteckung können Personen mit Risikokontakten eine Präexpositionsprophylaxe einnehmen.

Diese Medikamente sind in Österreich allerdings privat zu bezahlen. Diesbezüglich fordert Prof. Zoufaly im Sinne der Eliminierung von HIV eine Erstattung: „Nicht die Kreditkarte, sondern die e-card sollte entscheiden.“ APA/mak

Hausärzt:in pharmazeutisch

Zurück in Stadt und Land

Viele Auslöser, selbe Wirkung Wir bemerken in den Gesprächen mit Kund:innen immer öfter, dass nicht nur Viren an einer verstopften Nase schuld sind. Andere Faktoren wie Reaktionen auf Temperaturunterschiede, verschiedene Erkrankungen, Schadstoffe oder psychische Belastungen können ebenfalls Schnupfen zur Folge haben.

Der häufigste Auslöser jedoch, der vielen Menschen die warme Jahreszeit vermiest, ist in der Luft zu finden: die Pollen. Und die sind im Zuge der Klimaveränderung und der veränderten Blühphasen inzwischen praktisch zu einem Ganzjahresphänomen geworden. Man nimmt an, dass zwischen zehn und zwanzig Prozent der Bevölkerung mehr oder weniger starke allergische Reaktionen auf die in den Pollen enthaltenen

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Eiweiße zeigen, landläufig als befeuchten. Mittel mit pflanzli„Heuschnupfen“ bekannt. chen Inhaltsstoffen, etwa BuchDas ganze Jahr über aktiv sind weizenextrakt, Quercetin und aber auch Gift- und ReizstofSauerampfer, sowie Vitamin C fe, die ebenfalls Schnupfen und Zink sorgen ganz natürlich hervorrufen können. Dazu für eine nasale Erleichterung. zählen z. B. Lösungsmittel, Greifen Betroffene lieber auf Lacke, Farben, Pestizide, MeHausmittel zurück, können GASTAUTOR: talle, Desinfektionsmittel, Inhalationen mit oder ohne Mag. Martin R. Geisler Staub oder Zigarettenrauch. ätherische Öle angedacht werGeneralsekretär der ApoLife-ApothekenDie ärztliche Abklärung einer den. Ein wichtiger Tipp: Viel gruppe (apolife.at), möglichen Überempfindlichtrinken – das hilft dabei, die seit mehr als 20 Jahren in der Branche aktiv keit ist hier empfohlen und gereizten Nasenschleimhäu(geisler@rat-tat.at) den Betroffenen durchaus te feucht zu halten – und auf aktiv nahezulegen – oft ahnen die Luftfeuchtigkeit im Raum sie gar nicht, dass hinter einer erduldeten achten. Gerade in beheizten Räumen ist Erkrankung eine durchaus behebbare die Luft oft extrem trocken, hier kann Ursache steckt. ein Luftbefeuchter oder das gute alte feuchte Handtuch über dem Heizkörper Abhilfe schaffen. Zusätzlich sollte man Wirkstoffe aus der Natur sich maßvoll an der frischen Luft beweoft am besten gen, das erleichtert die Nasenatmung und regt den Kreislauf an.

Die verstopfte Nase wird häufig mit Nasensprays bekämpft, die aber nur kurzfristig verwendet werden sollten. Ist die Bronchitis – Schleimhaut hingegen trocken, helfen oft unterschätzte Gefahr viskose Nasentropfen, Kochsalz- und Meersalzsprays. Sie haben allerdings Bei einer Bronchitis kommt es zu einer keine abschwellende Wirkung, sondern Entzündung der Schleimhaut in den

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Ein deutliches Plus von 12 % beim Absatz von Husten- und Erkältungsmitteln (gegenüber 2022) meldeten die 110 ApoLife-Apotheken vor Kurzem: Kein Wunder, denn die kalte Jahreszeit „überrascht“ viele jedes Jahr, auch wenn sie eigentlich fix im Kalender steht …

Bronchitis, Rhinitis, Sinusitis: All diese Termini stehen für das unangenehme Gefühl von Erkältung, verstopften Atemwegen und für manche schlaflose Stunde. Dabei führt in einer Art Kettenreaktion oft eines zum anderen: So tritt ein Schnupfen häufig in Zusammenhang mit einem grippalen Infekt oder einer Grippe auf. Eine Übertragung ließe sich vielfach schon durch einfache Hygieneregeln wie regelmäßiges Händewaschen und das Vermeiden von Anniesen oder Anhusten verhindern … Im Gegensatz zur harmlosen Rhinitis kommt es bei der Sinusitis zu einer Infektion der Nasennebenhöhlen. Sind die dort befindlichen Schleimhäute entzündet, geht dies nicht nur mit einem Schnupfen, sondern oft auch mit Druckschmerzen im Gesicht und Kopf einher. In dem Fall sind Hausärzt:innen die ersten Ansprechpartner:innen.

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Sinusitis, Bronchitis & Co: Was Betroffenen in Ordinationen und Apotheken empfohlen werden kann

Hausärzt:in pharmazeutisch Bronchien, zumeist durch Viren ausgelöst, die manchmal im Zuge oder kurz nach einer Erkältung dorthin vordringen können. Bei der chronischen Form treten Entzündungen der Atemwege auf, die immer wiederkehren und mehrere Monate andauern können. Hier ist eine laufende medikamentöse Behandlung erforderlich, um die Entzündungen zu lindern und die betroffene Schleimhaut zu schützen. Als eine der Hauptursachen der chronischen Variante gilt übrigens das Rauchen. Ein deutlicher Hinweis auf eine akute Bronchitis ist zunächst der charakteristische trockene Reizhusten, der die Betroffenen quält. Nach einigen Tagen kann dieser dann in die sogenannte „produktive Phase“ übergehen, es wird vermehrt Schleim produziert, den man abhusten muss. Der Erkrankte beginnt zu fiebern. Hinzu gesellen sich meist noch Schnupfen, Kopf-, Hals- und Gliederschmerzen. Eine „normale“ Bronchitis dauert in etwa acht bis zehn Tage, sofern sich keine Komplikationen entwickeln. Es kann nämlich sein, dass Bakterien die Schwächung der Immunabwehr nutzen und sich ebenfalls auf den Weg in tiefere Lungenregionen machen. Spätestens dann ist die Konsultation der Hausärzt:in unerlässlich, da unter Umständen die Gefahr einer Lungenentzündung besteht.

„Pflanzliche Wirkstoffe versprechen bei Erkältungen beeindruckende Ergebnisse – aber Achtung bei Vorerkrankungen und chronischen Verläufen: Hier braucht es jedenfalls die Ärzt:in!“

Was kann man raten?

In erster Linie kann man Betroffenen raten, sich zu schonen und ausreichend Flüssigkeit zuzuführen. Neben vermehrtem Trinken kann man auf zahlreiche schleimlösende Präparate mit den Wirkstoffen N-Acetylcystein oder Ambroxol zurückgreifen, die dabei helfen, den Schleim zu verflüssigen. Bekanntlich gibt es aber auch jede Menge Pflanzen und Kräuter, die von jeher bei Erkältungsbeschwerden zum Einsatz kommen, etwa Thymian.

Im Zuge einer Bronchitis ist der oft starke Hustenreiz besonders quälend. Da der Husten hier eigentlich eine wichtige Funktion erfüllt, sollte man nicht rigoros auf Hustenstiller setzen. Machen die Hustenattacken in der Nacht das Schlafen unmöglich, gibt es neben rezeptpflichtigen Präparaten einige natürliche Wege der Linderung.

Lutschtabletten und Säfte mit Eibisch oder Isländisch Moos sowie andere Mittel, die das Hustenreizzentrum ansprechen, kommen in Frage. Sollten die Beschwerden länger andauern bzw. sich verstärken und mit Atembeschwerden, Atemnot, Husten von Blut, hohem Fieber oder verändertem Auswurf (gelb/grünlich) einhergehen bzw. liegen Vorerkrankungen wie Asthma oder COPD vor, ist klar: Betroffenen sofort den Besuch bei der Hausärzt:in nahelegen! <

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Hausärzt:in pharmazeutisch

Wenn Arzneimittel die Lunge schädigen Husten zählt zu den häufigsten Symptomen in der Hausarztpraxis. Doch nicht immer steckt ein harmloser grippaler Infekt dahinter. Mitunter können Arzneimittel trockenen Husten oder andere Lungenbeschwerden verursachen. Während ein banaler Erkältungshusten in der Selbstmedikation gut mit Phytotherapeutika wie Efeu, Thymian oder Pelargonium behandelbar ist, erfordert ein arzneimittelinduzierter Husten ein völlig anderes therapeutisches Vorgehen.

Pulmonale Nebenwirkungen sind für mehr als 350 Arzneimittel beschrieben und können alle Abschnitte der Lunge betreffen. Das Spektrum der unerwünschten Reaktionen reicht von trockenem Husten bis zum akuten Lungenversagen.

Gewisse Wirkstoffe und Wirkstoffklassen sind dafür bekannt, besonders häufig Komplikationen bei Atmungsorganen hervorzurufen. Hierzu zählen Biologika, Chemotherapeutika, Antihypertensiva, Antibiotika und Antiarrhythmika. Ein aufmerksamer Blick auf die Medikationsliste kann also durchaus lohnend sein. Vier wichtige pneumotoxische Arzneistoffe, mit denen die Hausärz:tin in der täglichen Praxis oft zu tun hat, werden im Folgenden vorgestellt.

Methotrexat Der Wirkstoff Methotrexat (MTX) wird einerseits in der Onkologie eingesetzt, andererseits in niedriger Dosierung zur Behandlung von rheumatischen und entzündlichen Erkrankungen.

Eine MTX-induzierte Pneumonitis ist dosisunabhängig und kann zu jedem Zeitpunkt der Therapie auftreten. Am häufigsten kommt die subakute Verlaufsform vor, bei der die Reaktionen sich innerhalb des ersten Therapiejahres manifestieren.

Durch Folsäuresubstitution wird das Risiko einer MTX-induzierten pulmonalen Toxizität leider nicht reduziert.

Klinisch präsentieren sich die Betroffenen typischerweise mit Belastungsdyspnoe, trockenem Husten und Fieber.

Eine Eosinophilie wurde in 30 % der

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Pneumotoxische Wirkstoffe im Überblick

Fälle beschrieben. Eine bronchoalveoläre Lavage (BAL) ist hilfreich, um eine infektiöse Genese differentialdiagnostisch auszuschließen. Bei frühzeitiger Diagnose sind die Veränderungen meist reversibel; die Mortalität beträgt unter 1 %.

Amiodaron Als Klasse-III-Antiarrhythmikum hat Amiodaron bei Patient:innen mit Vorhofflimmern einen hohen Stellenwert.

Allerdings sind auch für diese Substanz zahlreiche unerwünschte Nebenwirkungen bekannt, welche die Lunge betreffen.

Als Ursache wird eine pulmonale Akkumulation angenommen.

Klinisch manifestiert sich die pulmonale Toxizität in einer Belastungsdyspnoe sowie durch Husten und Schwächegefühl.

Meist tritt eine Schädigung mehrere Monate bis zwei Jahre nach Therapiebeginn auf. Bei Anzeichen einer Alveolitis sollte der Arzneistoff jedenfalls abgesetzt werden, da sich sonst eine amiodaroninduzierte Lungenfibrose mit schlechter Prognose entwickeln kann. Als praktikabel hat sich eine Initialtherapie mit Prednisolon (0,75–1 mg/kg/KG) bis zum Ansprechen erwiesen. Aufgrund der langen Halbwertszeit von Amiodaron muss die Steroidtherapie mitunter bis zu einem Jahr (!) lang beibehalten werden. Verlässliche Biomarker für die Vorhersage einer pulmonalen Toxizität gibt es nicht. Hohe kumulative Dosen, ein hohes Lebensalter und eine vorbestehende Lungenerkrankung stellen Risikofaktoren dar.

Nitrofurantoin Bei unkomplizierter Zystitis wird Nitrofurantoin als Mittel der Wahl empfohlen; in der Langzeittherapie bei rezidivierenden Infekten ist sein Einsatz umstritten.

Eine „Nitrofurantoin-Lunge“ ist heute deutlich seltener geworden, aber nach wie vor werden pneumotoxische Effekte bei etwa 1 % der Patient:innen berichtet. In über 90 % der Fälle handelt es sich um Akutreaktionen (v. a. um akute interstitielle Pneumonien). Er-

folgt die Nitrofurantoin-Therapie über mehrere Monate, so besteht die Gefahr einer chronischen interstitiellen Pneumonie mit Fibrotisierung. Die Mortalität beträgt hier 8–10 %. Indikationsstellungen über sechs Monate sind daher besonders kritisch zu hinterfragen. Ist eine Langzeitanwendung unumgänglich, wird eine Kontrolle der Atmungsorgane (Lungenfunktion, Bildgebung) empfohlen. Es besteht keine Abhängigkeit von der Dosis. Die Reaktionen sind nach dem Absetzen reversibel, auf eine erneute Exposition sollte verzichtet werden, um schwere allergische Reaktionen zu vermeiden. Das Risiko, eine chronische Lungenerkrankung zu entwickeln, korreliert mit einer eingeschränkten Nierenfunktion und mit höherem Alter.

ACE-Hemmer Alle Arzneistoffe aus der Klasse der ACE-Hemmer können einen trockenen Husten auslösen, der vor allem nachts auftritt (Inzidenz: 3–20 %). Typischerweise entwickelt sich der chronische Reizhusten etwa eine Woche nach The-

INFO Was tun bei Verdacht auf eine pulmonale Nebenwirkung?

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Ausführliche Medikamentenanamnese und Bewertung der Kausalität vornehmen.

• Arzneimittel einzeln prüfen und mit Symptomatik abgleichen (möglich auf pneumotox.com).

• Zeitlichen Zusammenhang prüfen.

• Andere Ursachen ausschließen.

Therapie absetzen.

Reexposition nur bei zwingender Indikation vornehmen.

Gegebenenfalls systemische Steroidtherapie beginnen.

Hausärzt:in pharmazeutisch rapiebeginn, mitunter wird ein verzögertes Einsetzen nach mehreren Wochen beschrieben. Persistiert die Hustensymptomatik, so muss die Behandlung beendet werden. Als Alternative stehen Angiotensin-II-Rezeptorantagonisten zur Verfügung. Durch Therapieanpassung kann diese Nebenwirkung meist gut kontrolliert werden. Differentialdiagnostisch zu bedenken ist, dass der Husten auch das Symptom einer kongestiven Herzerkrankung sein kann.

Wesentlich seltener, aber gefährlicher sind Glottis- und Larynxödeme infolge einer ACE-Hemmer-Therapie. Es kommt hierbei zu einer bradykininvermittelten Ödembildung im Bereich des Kehlkopfes mit akuter Erstickungsgefahr durch den Verschluss der oberen Luftwege.

Das Zeitintervall zwischen Medikationsbeginn und dem Auftreten eines Angioödems kann Monate bis Jahre betragen.

PNEUMOTOX-Datenbank Valide und umfassende Informationen zu arzneimittelinduzierten Lungenschädigungen findet man auf der kostenfreien Website pneumotox.com. Das Online-Angebot beinhaltet derzeit mehr als 1.600 Einträge, welche laufend vom französischen Toxikologen Dr. Philippe Camus aktualisiert werden. Nebenwirkungen und Fallberichte aus der ganzen Welt sind hier gelistet. Gesucht werden kann nach Wirkstoffen („drugs“) und Schadensmustern („patterns“). Zudem wird klassifiziert, wie gut eine Kausalität belegt ist.

Werden die toxischen Schädigungen rechtzeitig als solche erkannt, lässt sich durch Absetzen des Auslösers meist rasch eine Besserung erzielen und ein irreversibler Schaden vermeiden.

Bei einer erheblichen funktionellen Beeinträchtigung sollte die orale Gabe von Glukokortikoiden in Erwägung gezogen werden. Auf eine Reexposition ist nach Möglichkeit zu verzichten: Sie kann ein unkalkulierbares Risiko darstellen, auch wenn die initiale Reaktion nur gering ausgeprägt war.

Fazit Arzneimittelinduzierte Lungenschäden sind eine wichtige Differentialdiagnose. Allerdings lässt sich ein Kausalzusammenhang zwischen der Pharmakotherapie und der pulmonalen Schädigung nicht immer sicher nachweisen.

Das praktikabelste Vorgehen im klinischen Alltag ist es, bei einem begründeten Verdacht das entsprechende Medikament abzusetzen und gegebenenfalls Therapiealternativen aus einer anderen Arzneimittelklasse zu suchen. Eine Reexposition muss gut überlegt werden und darf nur bei zwingender Indikationsstellung erfolgen. Eine Steroidtherapie sollte nur dann eingeleitet werden, wenn es aufgrund des Schweregrades der Reaktion unbedingt erforderlich ist.

Mag.a Dr.in Irene Senn Quellen: Schreiber J, Pneumologe 2009;6(5):316-327.

Camus P et al., Respiration 2004;71(4):301-326.

Chan E et al., Pulmonary disease induced by cardiovascular drugs. uptodate.com Ukena D, Pneumologe 2007;4(3):201-212.

Shim JS et al., Physiol Res 2020;69:S81-s92.

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SPRECH Stunde

EXPERTE: Dr. Raphael Wurm Medizinische Universität Wien, Universitätsklinik für Neurologie

Patient:innen-Fragen kompetent beantworten

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Hausärzt:in extra

„Liegt eine sekundäre Demenz vor?“ Eine Frau kommt mit ihrem 78-jährigen Vater in die Praxis – er habe in letzter Zeit kognitiv abgebaut. Er ist langsamer als sonst, vergisst auf seine Medikation und wirkt desorientiert.

Könnte ein Zusammenhang mit seiner kürzlich diagnostizierten Schilddrüsenerkrankung bestehen?

Dr. WURM: Unser Patient zeigt in der Außenanamnese klassische Zeichen einer kognitiven Beeinträchtigung. Bevor wir mit einer eventuellen Diagnostik beginnen, sollten wir ihn selbst befragen. Was sind die subjektiven Symptome? Gibt es tageszeitliche Schwankungen? Wann hat die Beeinträchtigung aus seiner Sicht begonnen?

Die ICD-10 definiert die Demenz als eine über mindestens sechs Monate andauernde Störung der höheren kortikalen Funktionen – ohne Trübung des Bewusstseins –, welche die Alltagsfunktionen beeinträchtigt. Eine akute Veränderung, die zum Beispiel im Rahmen von Krankenhausaufenthalten oder schwereren Erkrankungen auftreten kann, erfüllt diese Kriterien also nicht. In diesem Fall müssen wir uns insbesondere auf die Suche nach alternativen Erklärungen oder behebbaren Ursachen machen.

Die mit Abstand häufigste Ursache von Demenzerkrankungen im höheren Alter ist die Alzheimer-Demenz. Neben dieser und anderen seltenen neurodegenerativen Demenzen lassen sich aber auch sekundäre Demenzen definieren – das heißt solche, in denen die kognitive Einschränkung eine Folge von nicht primär im Gehirn ablaufenden Prozessen ist. Bei Menschen unter 60 Jahren dominieren diesbezüglich Depressionen und andere psychiatrische Erkrankungen, deren exakte neurobiologische Mechanismen wir nicht ausreichend verstehen. Diese

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sekundären Demenzen stellen uns oft vor eine größere diagnostische Herausforderung und sollten im Zweifelsfall von einer Fachärzt:in abgeklärt werden. Im höheren Alter nehmen andere Ursachen zu und sollten im Rahmen einer ersten Abklärung bei Verdacht auf eine Demenz jedenfalls ausgeschlossen werden: • Chronischer Alkoholkonsum. Abzugrenzen vom klinisch eindrucksvollen Wernicke-Korsakow-Syndrom – mit ausgeprägter Gedächtnisstörung und Veränderungen der Sprache. Auch bei chronischem Alkoholkonsum finden sich häufig Störungen der Konzentration und der Aufmerksamkeit, psychiatrische Veränderungen und in der MRT eine für das Alter ausgeprägte Atrophie. Darüber hinaus äußert sich der Alkoholschaden oft in anderen Symptomen wie einer Polyneuropathie oder Leberzirrhose.

• Normaldruckhydrocephalus. Diese seltene, aber potenziell reversible Form der Demenz zeigt eine typische Trias aus Gangstörung (breitbasig, unsicher), Inkontinenz und kognitiven Störungen.

Durch eine Bildgebung des Gehirns sind meistens eindeutige Zeichen erkennbar und eine weitere Abklärung mittels Entlastungspunktion kann Patient:innen für einen Shunt identifizieren.

• Vitamin-B12-Mangel. Eine in unseren Breiten seltene Hypovitaminose, die zu einer Konzentrations- und Aufmerksamkeitsstörung führt. Häufig in Kombination mit psychiatrischen Symptomen, Ataxie und Polyneuropathie. Wenn sie früh erkannt wird, kann sie völlig reversibel sein.

• Schilddrüsenunterfunktion. Eine ausgeprägte Hypothyreose kann neben starker Müdigkeit und Antriebslosigkeit auch Störungen der Konzentration hervorrufen, die so ausgeprägt

sind, dass sie wie eine Demenz erscheinen können. Unter einer adäquaten Therapie lassen sich diese Symptome rückgängig machen.

Wir empfehlen in der Abklärung bei Verdacht auf Demenz einen abgestuften Ansatz: • Eine Basisdiagnostik, bestehend aus Blutbild, Elektrolyten, Leber-, Nierenund Schilddrüsenfunktionsparametern, HbA1c, Vitamin B12 sowie Folsäure.

• Eine erweiterte Diagnostik bei jungen Patient:innen, bei jenen mit Risikoprofil oder bei Auffälligkeiten in der Basisdiagnostik. Diese setzt sich aus der Bestimmung von Schilddrüsenantikörpern, von Phosphat und Parathormon, einer HIV- und Syphilistestung, einer Borrelienserologie sowie einem erweiterten Vitamin-B-Profil zusammen.

• Die letzte Stufe stellen selektive Untersuchungen auf Schwermetalle, Kupfer, das JC-Virus oder eine Bestimmung der Kortisolspiegel dar.

Ab Stufe 2 sollte die Zuweisung zu einer Fachärzt:in oder einem spezialisierten Zentrum erfolgen.

Fazit: Wichtig ist, diese möglichen sekundären Ursachen nicht nur im Sinne einer Ausschlussdiagnostik zu verstehen, sondern auch als potenziell modifizierbare Komorbidität. Viele Patient:innen werden letztlich an einer primären neurodegenerativen Erkrankung leiden, profitieren aber ungemein davon, wenn ihre Schilddrüsenhormone ausgeglichen werden oder ein Folsäuremangel substituiert wird. Um die eingangs gestellte Frage zu beantworten: Ja, es gibt die sekundäre Demenz. Sie kommt zwar selten vor, jedoch ist die Suche nach ihr in jedem Fall lohnend und in einer stufenweisen Diagnostik gut zwischen Haus- und Fachärzt:in zu organisieren. <

Fachkurzinformation siehe Seite 58

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Aktuelle Kongresse und mehr

09.01.2024

20.01.2024

27.01.2024

Connected in GI Cancer

Österreichischer Impftag

AG Herzinsuffizienz Consensus Meeting

Ort: Novotel Wien Hauptbahnhof

Ort: Austria Center Vienna und Online

Ort: Novotel Wien Hauptbahnhof

07.-09.02.2024

14.-17.02.2024

28.02.-03.03.2024

International Stroke Conference 2024

Wiener Intensivmedizinische Tage

ECR 2024 (Radiologie)

Ort: Phoenix Convention Center

Ort: Wien – AKH Hörsaalzentrum

Ort: Austria Center Vienna und Online

04.-07.03.2024

07.-09.03.2024

Fortbildungstagung der Österr.

Wiss. Ges. f. prophylaktische Medizin und Sozialhygiene

Kardiologie Kongress Innsbruck

Weitere Infos und Veranstaltungen finden Sie in unserem Kongresskalender unter:

Ort: Kongresszentrum Bad Hofgastein

Ort: Congress Innsbruck

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IMPRESSUM Herausgeber und Medieninhaber: RegionalMedien Gesundheit – RMA Gesundheit GmbH, Am Belvedere 10 / Top 5, 1100 Wien, Tel. 01/74321708114, office@gesund.at.

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Grundlegende Richtung: Unabhängige österreichische Fachzeitschrift für niedergelassene Ärzt:innen.

Die HAUSÄRZT:IN – Praxis-Magazin für Primärversorgung – ist ein interdisziplinäres Informations- und Fortbildungsmedium.

In unserem Fachmagazin setzen wir auf genderneutrale Sprache. Verwendet wird der Doppelpunkt – als beste Symbiose aus Leserlichkeit und Inklusion. Zugunsten der besseren Lesbarkeit verzichten wir teilweise auf die gänzlich orthografisch/ grammatikalisch korrekte Schreibweise. Etwa geben wir bei Artikeln und Pronomen jeweils nur eine Variante an – jene, die zur längeren Variante des gegenderten Wortes gehört. Weitere Informationen siehe: meinmed.at/kommunikation/genderneutrale-sprache/2688 Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion oder des Verlages wieder, sondern fallen in den Verantwortungsbereich der Autor:innen. Der Inhalt von entgeltlichen Einschaltungen und Beilagen sowie die Angaben über Dosierungen und Applikationsformen liegen außerhalb der Verantwortung der Redaktion oder des Verlages und sind von der jeweiligen Anwender:in im Einzelfall auf ihre Richtigkeit zu überprüfen. Nachdruck nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages. Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt, verwertet oder verbreitet werden.

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Frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr.

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Wartezimmer TV

Hausärzt:in extra

Healthy Aging, Anti-Aging, Reverse Aging Lebensverlängernde Substanzen und Lebensmittel im Fokus Ein gesunder Lebensstil und eine gesunde Ernährung sind die besten Voraussetzungen für ein aktives und gesundes Altern. Nicht nur der Mensch als Organismus, auch die menschlichen Zellen sind Alterungsprozessen unterworfen. Geroprotektoren sind Substanzen, die aktives und gesundes Altern unterstützen können. Sie sollen das Altern verlangsamen, indem sie biologische Mechanismen blockieren, welche den Zellalterungsprozess vorantreiben. Einer dieser Geroprotektoren ist Spermidin, welches das größte Potential für die Beeinflussung von typischen altersbedingten Erkrankungen beim Menschen hat. Daneben gibt es viele weitere Nahrungsergänzungsmittel, Super Foods und Novel Foods auf dem „Anti-Aging“-Markt.

Die rechtliche Einteilung dieser Substanzen und Produktklassen sowie deren Abgrenzung von Arzneimitteln ist oft fließend bzw. ungeklärt. Zudem liegen nur wenige wissenschaftliche Hinweise für deren Wirksamkeit und Sicherheit beim Menschen vor.

Effekte von Spermidin Spermidin ist laut EU-Novel-FoodsVerordnung als neuartiges Lebensmittel klassifiziert, kommt aber auch in vielen natürlichen Lebensmitteln vor. Es aktiviert die Autophagie, also jenen Prozess in den Zellen, mit welchem geschädigte oder nicht mehr benötigte Bestandteile abgebaut und neu verwertet werden.

Die Anregung dieses Selbstreinigungsprozesses kann vor vorzeitiger Zellalterung schützen. Die Produktion von entzündungsfördernden Stoffen wird durch Autophagie reduziert. Autophagie wird auch durch andere Vorgänge angeregt, beispielsweise durch Fasten. Man nimmt an, dass eine verminderte autophagische Aktivität mit altersbedingten Erkrankungen zusammenhängt, etwa mit Demenz, Organinsuffizienz, Muskel-, Infektions- oder onkologischen Erkrankungen. Gesicherte Erkenntnisse dafür, dass die Einnahme von Spermidin – z. B. in Form von Tabletten oder Kapseln –

bei Menschen positive Wirkungen auf altersbedingte Einschränkungen haben könnte, gibt es erst vereinzelt.

Spermidin kann im menschlichen Körper gebildet, aber auch über die Nahrung aufgenommen werden. Die körpereigene Spermidinproduktion nimmt mit zunehmendem Alter ab. Zu spermidinreichen Lebensmitteln zählen z. B. Vollkornprodukte, Weizenkeime, Kartoffeln, Gemüse wie Erbsen oder Salat, Pilze, aber auch Äpfel, Nüsse und gereifter Käse. Die meisten spermidinreichen Lebensmittel sind sehr gesund und es ist sinnvoll, diese in den Speiseplan einzubauen. Wenn man Spermidin zuführen möchte, dann sollte man dies laut Dr.in Doris Eglseer, MSc, BBSc, Universitätsassistentin am Institut für Pflegewissenschaft der Medizinischen Universität Graz, vorrangig über natürliche Lebensmittel machen.

Tipps für Senior:innen Leider gibt es kein „Wundermittel“, um dem Alterungsprozess entgegenzuwirken. In Regionen, in denen die ältesten Menschen leben, findet man jedoch gewisse Gemeinsamkeiten bei den Einwohner:innen: eine gesunde Ernährung, basierend auf pflanzlichen Lebensmitteln und einer gewissen Kalorienbeschränkung, reichlich Bewegung, Teilhabe an einer Gemeinschaft und wenig Stress. Nahrungsergänzungsmittel sollten nur eingenommen werden, wenn ein Mangel oder eine Krankheit besteht, welche das rechtfertigt. Die drei wichtigsten Tipps von Dr.in Eglseer für ältere Menschen in Bezug auf gesunde Ernährung lauten: Abwechslungsreich essen, auf eine ausreichende Eiweißzufuhr achten, das Essen genießen. Aus Gesprächen mit zwei Menschen höheren Alters wurde ersichtlich, dass lebensverlängernde Substanzen und Lebensmittel keine besondere Bedeutung für die Interviewten haben. Auch für sie steht ein gutes und bewusstes Leben, welches eine gesunde Ernährung beinhaltet, im Vordergrund.

Ausblick Im Zuge einer verblindeten, placebokontrollierten und randomisierten Studie in Grazer Pflegeheimen wurden die Effekte von Spermidin auf altersbedingte Erscheinungen – wie Sturzrisiko und Mobilität, Lebensqualität, kognitive Fähigkeiten und Selbstständigkeit – untersucht.1 Die meisten Wirksamkeitsparameter blieben über sechs Monate gleich, was auch auf die kurze Dauer der Untersuchung und die kleine Studienpopulation zurückgeführt werden könnte. Daher bedarf es weiterführender und größerer Studien, um Empfehlungen aussprechen zu können. Zudem lässt sich aus den Ergebnissen ableiten, dass eine jüngere Zielgruppe mehr von einer Spermidineinnahme profitieren dürfte.

Gastautor:innen: Dr. Wolfgang Kratky, MBA, Mag.a Lisa Weidinger, MA, Mag.a Dr.in Judith Goldgruber Quelle: 1 Klinische Studie „Einfluss von Spermidin auf Mobilität und Sturzrisiko im Alter“, durchgeführt in den Geriatrischen Gesundheitszentren der Stadt Graz von März 2021 bis November 2021.

Weitere Literatur bei den Verfasser:innen.

Erstveröffentlichung: Kratky W, Weidinger L & Goldgruber J (2022): Healthy Aging, Anti Aging, Reverse Aging – Lebensverlängernde Substanzen und Lebensmittel im Fokus. ProCare, 27(8): 48-51.

PARTNER:IN

Dezember 2023

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Hausärzt:in Informativ

Engelhard zeigt Gesicht in Österreich „Fast jeder kennt unsere Marken Prospan® und isla®. Noch nicht alle in Österreich aber kennen das Unternehmen hinter den beliebten Brands.“ Mit diesen Worten begrüßte Engelhard-CEO Richard Engelhard am 15. November rund 70 Journalist:innen, Mediziner:innen und Verbandsmitglieder bei einer Auftakt-Pressekonferenz im MuseumsQuartier in Wien. Der Hintergrund: Seit September 2023 gibt es eine Veränderung in der österreichischen Vertriebsstrategie des Unternehmens. Die Betreuung der beliebten OTC-Marken

Prospan®, Sinolpan® und isla® wird direkt vom Headquarter in Niederdorfelden bei Frankfurt am Main übernommen. „Weil Österreich ein ganz wichtiger Markt ist, haben wir – in unserer Unternehmensgeschichte erstmals überhaupt – eine Zweigniederlassung in Wien gegründet“, erklärte Richard Engelhard, der das Familienunternehmen gemeinsam mit seinem Bruder Oliver in fünfter Generation führt.

Im Mittelpunkt stehen bei Engelhard die eigenen Gesundheitsmarken, die einen festen Platz sowohl in Arztpraxen und

© Thomas Laimgruber

Zweitniederlassung in Wien gegründet

Apotheken als auch bei den Patient:innen haben. Der Anspruch an das Portfolio ist hoch: Die Marken entsprechen dem aktuellen Stand der Wissenschaft. Ziel ist, immer das beste Wirkprinzip für alle Patient:innen – egal ob Säugling oder Senior:in – sicherzustellen.

Quelle: Engelhard Arzneimittel

Reproduktive Vorsorge Am 14. November lud der renommierte Fertilitätsexperte Dr. Alexander Just gemeinsam mit Mag.a Anita Frauwallner, Gründerin und Leiterin von AllergoSan, zu einer vierten Runde seiner Talks rund um die Themen Familie und Fertilität. Konkret ging es diesmal – unter dem Motto „39 Billionen für eine gesunde Zukunft“ – um die weitreichende Bedeutung des menschlichen Mikrobioms für sportliche Leistung, Gesundheit und erfolgreiche Schwangerschaften. Weitere Gäste am Podium waren

BM a. D. Dr.in Andrea Kdolsky, Dr.in Alexandra Meixner, Ultra-Triathletin und Ärztin, sowie Simone Kumhofer BA, BSc, MSc, Ernährungs- und Sportwissenschafterin. Alle zeigten sich überzeugt davon, dass der Darm der Schlüssel für ein gesundes Leben ist. Mittlerweile weiß man allerdings, dass auch viele andere Körperregionen von Mikroorganismen besiedelt sind; und dass sich diese auf die Entwicklung des Immunsystems eines Babys genauso auswirken, wie auf die Fertilität von Mann und Frau oder

© Simona Katzlinger

Talk: Wie wichtig ist die Darmgesundheit für Mutter, Vater, Kind?

die emotionale und kognitive Entwicklung jedes Menschen. Ein Schlüsselwort für die positive Beeinflussung der Bakterienwelt lautet „Probiotika“. Weitere wichtige Faktoren sind Hormone und Psyche, Ernährung und Lebensstil sowie der „richtige Zeitpunkt“ für den Kinderwunsch.

Quelle: com.on communications

Dezember 2023

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Hausärzt:in Informativ

LDL-C: ein unterschätzter Risikofaktor?

Neuer „Cholesterinpass“ als Therapiebegleiter für Patient:innen Zu hohes LDL-C ist die Hauptursache für Arteriosklerose. Allein in Österreich sind Herz-Kreislauferkrankungen für 38 % aller Todesfälle verantwortlich.

Zu den drei größten beeinflussbaren Risikofaktoren zählen zu hohe Lipidwerte, Rauchen und psychosoziale Faktoren.

Die Summe aller beeinflussbaren Risikofaktoren erhöht das Myokardinfarkt-Risiko um mehr als 90%.1 Umso wichtiger sind Präventionsansätze, die das Gesundheitsverhalten positiv beeinflussen, um Myokardinfarkte vorzeitig zu verhindern.

Laut Studien erreichen 4 von 5 Hoch-risiko-Patient:innen ihre LDL-C Zielwerte nicht.² Eine Ursache ist die geringe Therapieadhärenz von Betroffenen.³ Ein neuer „Cholesterinpass“ als Therapiebegleiter soll die Patient:innen bestmöglich unterstützen.

Kostenlose Cholesterinpässe für Patient:innen stehen zum Download auf ds-akademie.at/service/ dyslipidaemie zur Verfügung.

Referenzen: 1 Yusuf S et al., Lancet 2004, 364:937-52.

2 Fox KM et al., Clin Res Cardiol 2018; 107: 380–388.

3 Baroletti S et al., Circulation 2010; 121: 1455–1458.

Quelle: Daiichi Sankyo

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