Hausärzt:in 10/2023

Österreichische Post AG, MZ16Z040661M, 32. Jahrgang, RegionalMedien Gesundheit - RMA Gesundheit GmbH, Am Belvedere 10 / Top 5, 1100 Wien

Praxis-Magazin für Primärversorgung mit Sonderteil Pharmazie

PATHOLOGISCHE

10/2023

EIFERSUCHT Die Trigger haben sich verändert – Kuss-Emojis verunsichern heute Betroffene

Praxiswissen: HIV

Postexpositionsprophylaxe

Pulmonale Hypertonie

Zwischen Leitlinien und Praxis

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Hausärzt:in

Editorial Zivilcourage gefragt!

Die erschreckende Zahl mutmaßlicher Femizide in Österreich steigt auch in diesem Jahr weiter – 20 Opfer waren Mitte Oktober bereits zu beklagen. Fast immer sind die Täter im Familienkreis zu finden – der Mord an der (Ex-)Partnerin ist in jenen Fällen die letzte Stufe der Eskalation. In der Praxis stellt sich die Frage, ob Ärzt:innen mit dazu beitragen können, Partnergewalt und Femizide zu verhindern, indem sie potenziell betroffene Patientinnen darin bestärken, Hilfsangebote in Anspruch zu nehmen (siehe INFO).

Gewaltprävention & gesellschaftliches Umdenken

INFO Hilfsangebote für Frauen Oft bedeutet es ihr Todesurteil, wenn von Gewalt betroffene Frauen klar und deutlich einen Schlussstrich unter die Beziehung ziehen wollen. Daher ist es immens wichtig, dass sie sich vor der Trennung an eine Beratungsstelle wenden.

Frauenhelpline gegen Gewalt: 0800 222 555/Beratung rund um die Uhr, anonym und kostenlos. frauenhelpline.at Opfer Notruf: 0800 112 112/Telefonberatung rund um die Uhr. Beratung per Kontaktformular. opfer-notruf.at haltdergewalt.at: Onlineberatung täglich von 18 bis 22 Uhr. Autonome Österreichische Frauenhäuser: aoef.at

Unsere aktuelle Titelgeschichte ist der pathologischen Eifersucht gewidmet. Sie betrifft alle Geschlechter, äußert sich bei Frauen und Männern aber sehr unterschiedlich. Zu Gewalt neigen nachweislich eher Männer. Somit zählt die zwang- und wahnhafte Eifersucht mit zu den Hauptmotiven von Femiziden. OA Dr. Harald Oberbauer, Leiter der Eifersuchtssprechstunde an der Med Uni Innsbruck, erklärt im Gespräch mit der Hausärzt:in, wie wichtig es ist, die Wurzel des Übels zu finden und diese primär zu behandeln. Auch im Sinne der Gewaltprävention.

Darüber hinaus muss ein gesellschaftliches Umdenken – in Richtung echter Gleichstellung – stattfinden. Denn Gewalt an Frauen hat sehr viel mit patriarchalen Denksystemen zu tun.

Treten wir mit Zivilcourage gegen Diskriminierung, Gewalt und Femizide auf!

Ihre

Mag.a Karin Martin Redaktionsleiterin RegionalMedien Gesundheit, karin.martin@regionalmedien.at

Oktober 2023

5

Hausärzt:in Inhaltsverzeichnis

aktuell

medizinisch

Pulmonale Hypertonie: die aktuellen ERS-/ ESC-PH-Guidelines

24 „Schutz und Trigger“ Über die Wechselwirkung zwischen Angsterkrankung und Partnerschaft und die Bedeutung einer frühzeitigen Intervention

28 Der Knochen als Spielball vieler Erkrankungen Großer Wissenszuwachs in der Osteologie – die neue Leitlinie Osteoporose

30 Impfen im Diskurs Eine Investition in die Zukunft – Impfkonferenzen ermöglichen einen breiten Austausch aller Akteur:innen

20 Pathologische Eifersucht

Ein neuer Puzzlestein für die optimierte Therapie

Die Trigger haben sich verändert – KussEmojis verunsichern heute Betroffene

41 DFP Praxiswissen: HIV-Postexpositionsprophylaxe Infektionen bei beruflichem und außerberuflichem Kontakt verhindern

pharmazeutisch

46 Dynamische Entwicklung

54 Was Phytotherapie leisten kann

HIV mittels antiretroviraler Therapie in Schach halten

Die Heilkraft der Pflanzen bei grippalen Infekten, Dyspepsie und stumpfen Verletzungen

48 „Gute Quellen sind Meeresfrüchte & -fische“

extra

Selenmangel – gesundheitliche Auswirkungen nach aktueller Studienlage

61 Termine

28

Kongresse und mehr im Herbst

61 Impressum

„Ein Herz für den Knochen“ war das Motto der Osteolog:innen in Salzburg.

30

36

Schutz für die Niere.

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14 Zwischen Leitlinien und Praxis

THEMA DES MONATS

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Zigarettenfilter haben keinen protektiven Effekt – im Gegenteil

36 Typ-2-Diabetes, Herz- und Niereninsuffizienz

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08 Eine Illusion als Umweltproblem

Mehr Bewusstsein gilt es für impfpräventable Erkrankungen zu schaffen.

Hausärzt:in medizinisch

Eine Illusion als Umweltproblem

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Zigarettenfilter haben keinen protektiven Effekt – im Gegenteil

Marketingstrategien der Tagtäglich werden leider immer noch Zigaretten geraucht und global jede Tabakindustrie Minute etwa 8,5 Millionen filterhältige Zigarettenreste zum Großteil in Seit etwa 1930 wurden Gesundheitsbeunserer Umwelt entsorgt. Die Filter denken gegen den Zigarettenkonsum stellen als häufigster Plastikmüll ein beimmer häufiger und regten damit die trächtliches Umweltproblem dar. Schon Forschung zwecks einer „sichereren“ um 1860 wurden Zigaretten mit Filter, Zigarette an. Als einer der Ersten vermeist aus Papier, angeboten – wies der deutsche Internist vor allem, um keine ZigaretDr. Friedrich Lickint aus Leiptenreste in die Mundhöhle zig auf die Kanzerogenität gelangen zu lassen. Von etwa der Tabakrauchinhaltsstof1930 bis 1940 bestanden Filter fe. Etwa gleichzeitig dokuaus Papier, Wolle, Baumwolle, mentierten in den USA Dr. Silikaten, Zellulose oder PorHerbert Lombard und Dr. zellan. Damit vermeinte man Carl Durham aus Massachu„Vergiftungen“ vorzubeugen. setts vermehrte Krebsfälle bei 1936 wurde der erste kommerziRaucherinnen und Rauchern.

GASTAUTOR: Prim. em. MR Dr. elle Filter bei der Marke Viceroy Um 1950 konnte mit der WynKurt Aigner eingeführt. Von 1952 bis 1958 der-und-Graham-Studie ein Facharzt für Pneumologie in Linz, vertrieb die Firma Lorillard eindeutiger Zusammenhang Vorsitzender der sogar Kent-Zigaretten mit Filter mit Zigarettenrauchen dargeInitiative Ärzte gegen Raucherschäden* aus Krokydolith-Asbest. stellt werden. Ebenso gelang 8

Oktober 2023

es in England Dr. Richard Doll und Dr. Bradford Hill, in der sogenannten britischen Ärztestudie den ungünstigen Effekt des Zigarettenrauchens nachzuweisen.

Insbesondere die immer härter werdenden Daten zu den Gesundheitsbeeinträchtigungen durch Zigarettenkonsum und der dadurch zurückgegangene Umsatz veranlassten die Zigarettenindustrie, diesem Trend entgegenzuwirken.

Die rasch zunehmende Ausstattung der Zigaretten mit Filtern als „Problemlösung“ war die Folge. Auch ergab sich vor allem aus der Zusammenarbeit mit der PR-Firma Hill & Knowlton die weitere Strategie der Tabakindustrie: das Anzweifeln der gegebenen Daten aus der Wissenschaft, die Beruhigung der Bevölkerung – vor allem mittels irreführender Werbung und Marketing (Dr. Edward Bernays) –, die Vermittlung falscher und „eigener“ Daten so-

Hausärzt:in medizinisch

PN Ser EU ie M O

Nach Prof. Robert Proctors Buch über den „Golden Holocaust“ (2012) waren die Hauptzwecke des Zigarettenfilters für die Tabakindustrie folgende: • die Produktionskosten senken (Zelluloseazetat ist billiger als Tabakblätter), • Tabakstücke im Mundbereich vermeiden und • die Konsumenten überzeugen, dass Marken mit Filter irgendwie „sicherer“ sind als filterlose Zigaretten (eine Illusion!).

Vordringen bis in die tiefsten Winkel

wie die Unterstützung der Politik. Eine umfangreiche Darstellung dieser Strategien ist beispielsweise nachzulesen in Prof.in Naomi Oreskes‘ & Dr. Erik Conways Buch „Die Machiavellis der Wissenschaft“ (2010, dt. Fassung 2014) und im Internet unter tobaccotactics.org.

Einige Werbesprüche aus dieser Zeit: 1951 – „Filtered cigarette smoke is better for your health” (Viceroy) 1952 – „Because this filter is exclusive with KENT, it is possible to say that no other cigarette offers smokers such a degree of health protection and taste satisfaction” (L&M) 1954 – „L&M Filters are just What the Doctor Ordered” (Anm.: „Doctor” = „Chemiker”) 1954 – „The cigarette that takes the FEAR out of smoking” (Philip Morris)

Nach 1950 bestanden die meisten Filter aus Zelluloseazetat. Kohle und Aromenperlen können zugesetzt sein. Zelluloseazetat ist ein pflanzliches Polymer und die Filter werden aus 12.000 bis 15.000 verschieden geformten Strängen gepresst. Diese Fasern sind mit einem Weichmacher, vornehmlich Triacetin, verbunden. Unter den vielen tausend Filterpatenten finden sich auch Filter mit unterschiedlichsten chemischen und tierischen Zusätzen, etwa von Geweben aus Kälbern, Geflügel, Schafen und Schweinen. Filter sind durch Licht bzw. biologisch nur schwer abbaubar. Sie weisen eine Persistenz von über zehn Jahren auf – im Salzwasser sogar von bis zu hundert Jahren. Die Zelluloseazetatstränge zerbrechen letztlich in kleine Fragmente und sind dann Teil des Mikroplastiks in unserer Umwelt. Auch konnten Zelluloseazetatfasern in Raucherlungen nachgewiesen werden.

Die durch den Filter gegebene Widerstandserhöhung bei Raucheinzug aus der Filterzigarette verursacht eine verstärkte Einatmung des Rauches, der folglich dann bis in die kleinen Atemwege und Alveolen vordringt. Daher konnte auch bei Männern und bei Frauen ein deutlicher Anstieg der Adenokarzinome der Lunge seit 1970 von Song M et al.

(2017) festgestellt werden.

63

Drastische Wissenslücken Inzwischen wurden viele Befragungen > über Nutzen und Zusammensetzung kom-

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53. Kongress für Allgemeinmedizin 23.­25. November 2023, Stadthalle Graz

2023

Vom Befund ...

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Hausärzt:in medizinisch plastik nachgewiesen werden. Zudem gab es Beweise für eine xeroöstrogene Aktivität. Jeder Filter gibt nach Prof.

Novotny ungefähr 100 Mikrofasern pro Tag mit einer Länge von unter 0,2 mm ab. Zelluloseazetat ist auch für Wasserflöhe, Frösche, Würmer und Weichtiere toxisch. Die Vielfalt der mikrobiellen Flora wird verändert. Das Vorkommen von Mikroplastik ist auch beim Menschen bestätigt, die Gesundheitseffekte sind aber noch weitgehend unbekannt.

Rauchen „leicht gemacht“ Was passiert, wenn Raucher keine Filterzigaretten rauchen können? Prof.

Novotny berichtete von einer Crossover-Studie bei 42 überzeugten Rauchern mit Filter- vs. filterlosen Zigaretten.

Filterlose Zigaretten wurden weniger geraucht, hatten einen schlechteren Geschmack, waren mit weniger Zufriedenheit, weniger Vergnügen, mehr Abneigung, mehr Heiserkeit und einer negativen Verstärkung verbunden. Die Zugstärke war bei den Filterzigaretten höher, die Harnnikotinspiegel sowie das Ausmaß der

karzinogenen Biomarker unterschieden sich nicht.

Industrielösungen in Bezug auf Recyclingfähigkeit, biologischen Abbau und das Einsammeln von Zigarettenresten erzielten keine zufriedenstellenden Ergebnisse.

Inter- und nationale Initiativen In diesem Zusammenhang sind aktuell auch der „Green Deal“ und die „SingleUse-Product(SUP)-Directive“ der EU zu beachten – sowie die laufenden Verhandlungen der Vereinten Nationen zur Beendigung der Plastikverschmutzung („UN Treaty to End Plastic Pollution“). Auch ist unter aerzteinitiative.at* eine laufend aktualisierte Informationsquelle zu finden. < * „Ärzte gegen Raucherschäden“ ist eine gemeinsame Initiative der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie, des Instituts für Umwelthygiene sowie des Instituts für Sozialmedizin der MedUni Wien und der Österreichischen Ärztekammer – mit einem breiten wissenschaftlichen Beirat, dessen Mitglieder sich aus allen betroffenen medizinischen Fachdisziplinen zusammensetzen.

Literatur beim Verfasser.

Fachkurzinformation siehe Seite 64

merzieller Zigarettenfilter durchgeführt.

So zeigte sich bei einer US-nationalen Meinungsumfrage von Patel M et al. (2021), dass 33,2 % der Raucher und 21,3 % der Nichtraucher nach wie vor glauben, dass Filter die schädlichen Wirkungen des Rauchens vermindern würden. 28,9 % wussten, dass die Zigarettenfilter aus Plastik gemacht werden. Epperson A et al.

(2021) befragten junge Erwachsene: 89 % nahmen an, dass Filter für die Umwelt schädlich sind, und 43 % wussten, dass sie aus Plastik bestehen. In einer Raucherumfrage von Philip Morris glaubten 13 %, dass Filter aus Plastik sind, und 59 %, dass sie aus Baumwolle bestehen. 25 % gaben sogar an, dass das „Wegwerfen“ von Plastikstummeln der korrekte Weg der Entsorgung sei. Dies schilderte Prof.

Thomas Novotny in einem Webinar im November 2022.

Zelluloseazetatfilter stellen Prof. Novotny zufolge ein Gesundheits- und Umweltrisiko dar. So sei Zelluloseazetat z. B. die vorherrschende Faser im städtischen Abwasserbereich von San Francisco. Belzagui F et al. berichteten 2021 von weltweit jährlich 0,3 Millionen Tonnen weggeworfener Filter. Laut Prof. Novotny werden jährlich 1.750 Tonnen Filter in der kalifornischen Umwelt entsorgt. In Monterey Bay konnte 2022 bei 100 % der Trottellummen (Seevögel) und bei 60 % der Sardellen im Darm Mikro-

DAS WICHTIGSTE IN KÜRZE

Fachkurzinformation siehe Seite 48, 50

� Zelluloseazetatfilter verursachen eine massive Verschmutzung durch Plastik- und toxischen Abfall. � In der Bevölkerung und der Politik gibt es signifikante Wissenslücken, was die Funktion und Zusammensetzung von kommerziellen Zigarettenfiltern betrifft. � Der Zelluloseazetatfilter ist ein betrügerisches Marketinginstrument, welches das Rauchen erleichtert und möglicherweise vom Aufhören abhält. Er erhöht das Risiko, Adenokarzinome der Lunge zu entwickeln. � Ein Verkaufsverbot von Filterzigaretten führt wahrscheinlich zu einem verminderten Tabakgebrauch und reduziert dabei den Plastik-Tabakprodukt-Abfall.

Referenz: Novotny T (2022).

NACHBERICHT Der Gastautor war Vortragender zum Thema bei der 68. Fortbildungstagung der Österreichischen wissenschaftlichen Gesellschaft für prophylaktische Medizin und Sozialhygiene, März 2023, Bad Hofgastein.

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Hausärzt:in medizinisch

Zwischen Leitlinien und Praxis

Pulmonale Hypertonie: die aktuellen ERS-/ESC-PH-Guidelines Im August des Vorjahrs wurde die langersehnte Europäische Leitlinie für die Diagnose und Behandlung der pulmonalen Hypertonie (PH) veröffentlicht.

Besonders stolz darf berichtet werden, dass Ass.-Prof. Priv.-Doz. Dr. Gabor Kovacs, PhD, an der Erarbeitung der neuen Definition der pulmonalen Hypertonie maßgeblich beteiligt war. Im Folgenden möchten wir die wichtigsten Neuheiten der Guideline zusammenfassen und praxisrelevante Themen hervorheben.

GASTAUTOR:INNENTEAM: Dr.in Teresa Sassmann Univ.-FA DDr. Philipp Douschan Univ.-FA Dr. Vasile Foris, PhD Dr.in Katarina Zeder Univ.-Prof. Dr. Horst Olschewski Ass.-Prof. Priv.-Doz. Dr. Gabor Kovacs, PhD LKH-Univ.-Klinikum Graz, Klinische Abteilung für Pulmonologie

Diagnose der pulmonalen Hypertonie Für die Diagnose einer pulmonalen Hypertonie wird die Durchführung einer invasiven Rechtsherzkatheteruntersuchung (RHK) in einem Expertenzentrum für Lungenhochdruck empfohlen. Hierfür werden die aktuellen hämodynamischen Kriterien für die Diagnose herangezogen. (Anm. d. Red.: Die genauen Kennwerte wurden in der Hausärzt:in 2/23 und online veröffentlicht, gesund.at/dfp-fortbildungen).

Was ist neu? Der Grenzwert wurde herabgesetzt. In den Guidelines von 2015 war ein mPAP ≥ 25 mmHg erforderlich, um die Diagnose einer PH zu stellen. Heute ist bereits ein mittlerer pulmonalarterieller Druck von mPAP > 20 mmHg ausreichend.

Ausschlaggebend für diese Änderungen waren Studien, die zeigten, dass bereits bei einem mPAP > 20 mmHg

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die Mortalität gegenüber einer Kontrollbevölkerung erhöht ist. Auch die Kriterien für eine prä- und postkapilläre PH wurden entsprechend adaptiert. Erwähnenswert ist, dass der PVR (pulmonalvaskulärer Widerstand) auf > 2 WU gesenkt wurde.

Dieser lag in den alten Guidelines bei > 3 WU, um eine präkapilläre PH zu definieren. Darüber hinaus wurde der Begriff der „Belastungs-PH“ wieder eingeführt, aber neu definiert – und zwar als Quotient von mPAP (Max. minus Ruhe) und Cardiac Output [(CO) (Max. minus Ruhe)], als mPAP/CO-slope > 3 mmHg/L/Min. So lassen sich Personen mit einem erhöhten Mortalitätsrisiko identifizieren, die in Ruhe noch einen normalen mPAP haben.

Klassifikation Die pulmonale Hypertonie ist eine heterogene Erkrankung. Sie wird in fünf Gruppen unterteilt (siehe INFO). Nicht jede Form der PH muss an einem PH-Zentrum vorgestellt und therapiert werden.

Lungenhochdruck ist mit einer Prävalenz von 1 % in der Gesamtbevölkerung keine seltene Erkrankung. Die meisten Betroffenen (ca. 90 %) leiden unter einer PH, assoziiert mit Linksherzerkrankung (Gruppe 2), oder unter einer PH, assoziiert mit Lungenkrankheit (Gruppe 3). Vitien, Vorhofflimmern, Linksherzinsuffizienz mit reduzierter (HFrEF) und erhaltener systolischer Ejektionsfraktion (HFpEF) sind häufige Ursachen der pulmonalen Hypertonie – ebenso wie obstruktive oder restriktive Ventilationsstörungen, Emphysem oder chronische Hypoventilationssyndrome.

Die pulmonalarterielle Hypertonie (PAH) (Gruppe 1) ist eine sehr seltene Form des Lungenhochdrucks. Früher wurde sie als „primäre PH“ bezeichnet.

Ursächlich für die Namensgebung war die Tatsache, dass die Pathologie in den

kleinen Pulmonalarterien lokalisiert ist, ohne dass die zellulären und molekularen Mechanismen aufgeklärt wären.

In vielen Fällen liegt ein vasokonstriktives Remodeling der kleinen Pulmonalarterien vor, das zu einer massiven Erhöhung des pulmonalen Gefäßwiderstandes und des pulmonalarteriellen Drucks führt.

Bei der PH, assoziiert mit chronischen pulmonalarteriellen Obstruktionen (CTEPD, „chronic thromboembolic pulmonary disease“) (Gruppe 4), kommt es meist aufgrund von kleinen oder großen thromboembolischen Ereignissen zu persistierenden Gefäßokklusionen und zu einem Remodeling der Pulmonalarterien. Mit Fortschreiten der pulmonalen Thromboembolien oder durch ein Remodeling der verbliebenen Gefäße steigen die pulmonalen Druck- und Widerstandswerte in den pathologischen Bereich, womit die chronisch thromboembolische pulmonale Hypertonie (CTEPH) definiert wird. Oftmals ist die Unterscheidung zwischen einer akuten Pulmonalarterienembolie (PAE) und einer CTEPH eine Herausforderung. Persistieren nach einer akuten PAE die Beschwerden oder finden sich besonders hohe pulmonalarterielle Druckwerte in der Echokardiographie, sollte an eine CTEPH gedacht und die Patientin bzw. der Patient in einem Expertenzentrum vorgestellt werden.

Gruppe 5 sind Fälle von PH mit multifaktoriellen Ursachen oder seltenen anderen Ursachen.

Was ist neu? Im Wesentlichen ist die Struktur der Klassifikation gegenüber der von 2015 gleichgeblieben.

Nur wenige (im Text fett markierte) Diagnosen sind umgruppiert bzw. umbenannt worden. Generell wurden die Gruppen vereinfacht. Besonders erwähnenswert ist, dass in Gruppe 1 Patientinnen und Patienten, welche die Responderkriterien erfüllen, herausgehoben wurden.

Mehr Awareness im niedergelassenen Bereich Die neue Guideline fordert mehr Aufmerksamkeit für die Erkennung der pulmonalen Hypertonie im niedergelassenen Bereich. Gerade wenn eine unerklärte Belastungsdyspnoe vorliegt, die sich weder mit Hypertonie noch mit Anämie oder schwerer Adipositas – noch mit den Lungen- und Herzbefunden – erklären lässt, sollte der Patient an einem spezialisierten Zentrum für pulmonale Hypertonie vorgestellt werden. Im Falle von chronischen Lungenkrankheiten geht es vor allem darum, einen pulmonalvaskulären Phänotyp zu erkennen. Dabei haben die Betroffenen eine leichte bis mittelgradige pulmonale Erkrankung, aber eine beträchtliche pulmonale Druckerhöhung, welche die überproportionale Atemnot erklärt.

Auch solche Patientinnen und Patienten, die sechs Monate nach stattgehabter Lungenarterienembolie immer noch Beschwerden haben – wie Belastungsdyspnoe, thorakales Druckgefühl oder Atemnot beim Bücken –, sollten an einem Expertenzentrum für PH zum Ausschluss einer CTEPH vorgestellt werden.

Alle Personen mit Verdacht auf eine PAH sollten an ein Expertenzentrum überwiesen werden.

Screening der pulmonalen Hypertonie Goldstandard für die Diagnose und Klassifikation der pulmonalen Hypertonie ist nach wie vor die Rechtsherzkatheteruntersuchung, welche Expertenzentren vorbehalten ist. Neben dem klinischen Verdacht auf PH spielt technisch die Echokardiographie eine entscheidende Rolle im Screening-Al-

gorithmus. Besonders die TRV („peak tricuspid regurgitation velocity“), aus welcher sich der sPAP (systolischer pulmonalarterieller Druck) berechnet [SPAP = 4 x TRV² + ZVD (zentralvenöser Druck, mmHg)] stellt die entscheidende Messgröße dar. Gemeinsam mit weiteren Kriterien – etwa dem Verhältnis von rechtsventrikulärer Exkursion („tricuspid annular plane systolic excursion“ = TAPSE) zum systolischen pulmonalarteriellen Druck (TAPSE/ sPAP), dem linksventrikulärem Exzentrizitätsindex, oder der verkürzten pulmonalen Akzelerationszeit – wird abgeschätzt, wie wahrscheinlich das Vorliegen der Erkrankung und wie hoch das Mortalitätsrisiko ist. Eine Reihe weiterer Untersuchungen kann bei entsprechender Fragestellung hilfreich sein.

Dazu zählen: Elektrokardiogramm, Thoraxröntgen, Spiroergometrie, Bestimmung von NtproBNP, Nieren- und Leberwerte, Autoantikörperdiagnostik, Immunologie, HIV-Status, HepatitisSerologie, Lungenfunktion inkl. Spirometrie, Bodyplethysmographie und Diffusionskapazitätsmessung, Blutgasanalyse, Computertomographie des Thorax, Herz-Magnetresonanztomographie und Abdomensonographie.

Risikostratifizierung für PH-Patient:innen Menschen mit Lungenhochdruck sind oft auch unter Therapie schwer krank und bedürfen engmaschiger Kontrolluntersuchungen. Entscheidend für das Outcome ist das Erreichen einer möglichst niedrigen Risikogruppe, die sich zumindest unter laufender Therapie anhand von drei einfachen Messwerten bestimmen lässt. Daher werden Thera- >

INFO Fünf Gruppen der pulmonalen Hypertonie

u pulmonalarterielle Hypertonie (PAH) v pulmonale Hypertonie – assoziiert mit Erkrankungen der linken Herzhälfte w pulmonale Hypertonie – assoziiert mit Lungenerkrankungen und/oder Hypoxie x pulmonale Hypertonie – assoziiert mit pulmonaler Obstruktion y PH mit unklaren und/oder multifaktoriellen Mechanismen Die gesamte Klassifikation wurde in der Hausärzt:in 2/23 und online veröffentlicht, gesund.at/dfp-fortbildungen

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Hausärzt:in medizinisch pieadaptierungen neben dem klinischen Eindruck maßgeblich an diesen drei Variablen ausgerichtet (siehe TABELLE).

Obwohl die Leitlinie das gesamte PHSpektrum abdeckt, liegt der Fokus auf der Therapie der PAH und der CTEPH, da für diese Patientinnen- und Patientengruppen gezielte Medikamente zugelassen sind.

Für die PH bei Lungenkrankheiten ist dies nur eingeschränkt der Fall und sollte auf einer Einzelfallentscheidung im Expertenzentrum basieren. Für Menschen mit PAH wird prinzipiell die Vasoreagibilitätstestung während des Rechtsherzkatheters empfohlen. Bei positivem Ergebnis ist die Patientin/der Patient für eine hochdosierte Kalziumkanalblockertherapie geeignet, welche nach drei bis sechs Monaten reevaluiert werden sollte. Bei nicht zufriedenstellendem Therapieerfolg ist nach bisher okkulten Komorbiditäten zu suchen und die Therapie zu adaptieren. Ist der Test negativ, so können die Betroffenen je nach initialer Risikostratifizierung eine initiale Kombinationstherapie mit Endothelinrezeptorantagonisten (ERA) und Phosphodiesterase-5-Inhibitoren (PDE5i) erhalten – oder bei hohem Mortalitätsrisiko eine initiale Triple-Therapie mit ERA + PDE5i + iv/sc Prostacyclinanaloga. Diese Empfehlungen gelten allerdings für PAH-Patienten im jüngeren bis mittleren Lebensalter mit wenigen Komorbiditäten. Solche mit erheblichen kardiovaskulären Komorbiditäten sollten initial mit einer Monotherapie mit PDE5i oder ERA behandelt werden.

Weitere Therapieentscheidungen werden von der Effektivität und der Verträglichkeit der Therapie abhängig gemacht.

Für Personen mit oraler Kombinationstherapie sind zusätzliches Selexipag und

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Klassifikation bestimmt Therapie

der Wechsel vom PDE5i zu einem Guanylatzyklasestimulator (sGCs) sowie die Evaluierung zur Lungentransplantation die empfohlenen Eskalationsstufen.

Bei der CTEPH sieht es anders aus. Nach Diagnosestellung wird zunächst geklärt, ob eine Operabilität anhand der Lage der Thromben und des Alters sowie anhand von Komorbiditäten und Patientenzustand gegeben ist. Falls ja, stellt die Pulmonalisendarterektomie die Methode der Wahl dar. Bei Inoperabilität sind eine medikamentöse Therapie und die Vorstellung zur Ballonangioplastie die Klasse-I-Empfehlungen. Davon abgesehen, ist die lebenslange Antikoagulation angezeigt. Anders als in der 2015-Guideline wird heute nicht mehr einzig die Vitamin-K-Antagonisten(VKA)-Therapie empfohlen. Auch die direkten oralen Antikoagulantien (DOAK) wurden in der Leitlinie berücksichtigt. Obwohl randomisierte klinische Studien fehlen, konnten große retrospektive Untersuchungen zeigen, dass unter DOAK das

RISIKOSTRATIFIZIERUNG ANHAND VON DREI VARIABLEN Prognosebestimmung

Low risk

Intermediatelow risk

Intermediatehigh risk

High risk

Points assigned

1

2

3

4

WHO-FC

I oder II

-

III

IV

NT-proBNP, ng/L

< 300

300-649

650-1100

> 1100

6-Minuten-Gehtest (m)

> 440

320-440

165-319

< 165

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thromboembolische Rezidivrisiko zwar höher ist, aber das Blutungsrisiko geringer als unter VKA. Es bleibt also eine Einzelfallentscheidung. Gerade bei Personen mit nur schwer erreichbaren INR-Zielwerten oder Komplikationen unter Einnahme von Vitamin-K-Antagonisten sollte über einen Wechsel zu DOAK nachgedacht werden. Eine Ausnahme bleiben Patientinnen und Patienten mit Antiphospholipid-Syndrom, bei denen eine DOAKTherapie bekanntlich unzureichend ist.

Fazit Zusammenfassend hat sich bei der pulmonalen Hypertonie in den letzten Jahren im Bereich der Diagnostik und Therapie einiges getan und vieles Einzug in die neuen Leitlinien gehalten.

Wir freuen uns über die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen zur optimalen gemeinsamen Betreuung dieser Patientinnen und Patienten. < Quellen: Eur Heart J. 2022 Oct 11;43(38):3618-3731. doi.org/10.1093/eurheartj/ehac237 Eur Heart J. 2016 Jan 1;37(1):67-119. doi.org/10.1093/´urheartj/ehv317

Hier geht es zur aktuellen Leitlinie:

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Hausärzt:in Thema des Monats

„Emojis mit Kussmund verwirren heute Betroffene“

© privat

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Pathologische Eifersucht: Die Trigger haben sich verändert – die Wurzel des Übels gehört gesucht und primär behandelt

OA Dr. Harald Oberbauer, Leiter der Eifersuchtssprechstunde im Rahmen der Allgemeinen Ambulanz der Universitätsklinik für Psychiatrie I an der Med Uni Innsbruck, im Gespräch.

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Vor mehr als 20 Jahren initiierte OA Dr. Harald Oberbauer an der Innsbrucker Psychiatrischen Klinik die erste Eifersuchtssprechstunde im deutschsprachigen Raum. Als Spezialsprechstunde der Allgemeinen Psychiatrischen Ambulanz stellt sie seither sowohl eine Anlaufstelle für Patient:innen mit pathologischer Eifer-

sucht und Eifersuchtswahn dar als auch eine Beratungsstelle für deren Angehörige. Im Interview mit der Hausärzt:in spricht der Psychiater über den Nährboden, auf dem zwanghafte oder gar wahnhafte Eifersucht entstehen kann, und über die Herausforderungen im Rahmen der Diagnostik und Therapie.

Hausärzt:in Thema des Monats HAUSÄRZT:IN: Wie häufig ist krankhafte Eifersucht und ab wann gilt sie als krankhaft?

OA OBERBAUER: Voranstellen möchte ich, dass die Eifersucht auch etwas Normales und durchaus Beziehungsförderndes ist. So gut wie jeder von uns kennt das Gefühl bis zu einem gewissen Grad. Es ist oft so ein bisschen das Salz in der Beziehungssuppe.

Um kurz und bündig zu bleiben: Krankhaft wird Eifersucht dann, wenn die Lebensqualität der Eifersüchtigen selbst beeinträchtigt wird – durch die bohrende Ungewissheit: „Bin ich der bzw. die Einzige?“; „Werd ich betrogen?“; „Werd ich verlassen?“ Aber auch, wenn die Lebensqualität der Partner:in betroffen ist. Sie müssen sich vorstellen: Partner:innen von pathologisch Eifersüchtigen wird nie geglaubt.

Sie werden ständig in ihrer persönlichen Freiheit beeinträchtigt, vielleicht sogar weggesperrt. Sie sind ständig mit dem Phänomen des Checkings, also des Kontrollierens, konfrontiert. Für Betroffene ist das ein oft sehr bedrohlicher Zustand. Das gilt umso mehr, wenn es zu Gewaltsituationen kommt. Wir hören zum Teil dann in den Medien davon …

Wer sucht sich insbesondere ärztliche Hilfe?

Zu Beginn – unsere Sprechstunde wurde 1999 eröffnet – rechnete ich eher damit, dass Angehörige kommen würden, um

mir ihr Leid zu klagen, und die Betroffenen, also die Kranken selbst, nicht.

Aber sie kommen! Und zwar größtenteils freiwillig. Das ist für mich schon ein Hinweis darauf, dass sie einen großen Leidensdruck haben. Denn es ist nach wie vor für viele kein leichter Schritt, freiwillig die Psychiatrieambulanz aufzusuchen. Sie gehen vielleicht lieber in die Unfall- oder in fast jede andere Ambulanz. Sie kommen also zum Teil von sich aus. Zum Teil werden sie mittlerweile von Psychotherapeut:innen oder Kolleg:innen extramural zugewiesen, auch von Hausärzt:innen.

Weil Sie vorhin die Gewalt angesprochen haben: Werden mehr Männer gewalttätig?

Ja, zu Gewalthandlungen neigen unter den krankhaft Eifersüchtigen sicher eher die Männer. So wie sie generell eher zum Ausagieren ihrer toxischen Gefühlsmischung neigen, während Frauen oft mehr die „Schuld“ bei sich suchen: „Weil ich nicht mehr so attraktiv bin, sucht sich mein Partner (vermeintlich) eine andere …“; „Es liegt an mir …“ etc. Wenn wir in der Folge von Gewalttaten in den Medien hören und lesen, so wurden diese hauptsächlich von Männern verübt.

Wie erfolgen die Diagnose und die Therapieeinleitung in Ihrer Sprechstunde?

Die krankhafte Eifersucht basiert in den allermeisten Fällen auf dem Boden einer Basisstörung. In sehr vielen Fällen spielt ein chronischer oder übermäßiger Alkoholkonsum eine Rolle, der bis hin zur Abhängigkeitserkrankung reichen kann. Ebenso können Depressionen, Ängste, Zwänge oder eine selbstunsichere Persönlichkeit den Boden bilden. Aber auch somatische Erkrankungen, etwa unter dem Stichwort: Der Mann steht seinen Mann nicht mehr. Bei Patienten mit urologischen Problemen geht die Eifersucht oftmals fast bis ins Wahnhafte: „Meine Frau oder meine Partnerin sucht sich ihre Befriedigung woanders, weil ich ihre Erwartungen nicht erfüllen kann …“ Auch hirnorganische Störungen können den Boden bilden. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass Dr. Alois Alzheimer bei der ersten Patientin, die er dann als alzheimerdement beschrieben hat, im Vorfeld einen Eifersuchtswahn diagnostiziert hatte.

D. h., Patient:innen mit zugrunde liegenden, vielleicht beginnenden neurodegenerativen Erkrankungen, aber auch Menschen nach Schädel-HirnTrauma, nach Meningitis etc. können von pathologischer Eifersucht betroffen sein.

In diesem Sinne gestaltet sich auch der Erstkontakt. Im Rahmen der biografischen Anamnese schaue ich, ob eine >

Wie funktioniert eine Gentherapie?

Auf unserem Portal finden Sie viele Informationen zum Thema Gentherapie, darunter auch ein Mode of Action-Video, das sehr anschaulich erklärt, wie der AAV-basierte Gentransfer funktioniert.

https://www.pfi.sr/was-ist-gentherapie

AAV, Adeno-assoziierte Viren

Pfizer Corporation Austria GmbH Wien Oktober 2023 www.pfizer.at, www.pfizermed.at

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PP-FID-AUT-0016/01.2023

Fachkurzinformation siehe Seite 50

Der Zugang ist ganz einfach über den QR-Code oder unter folgendem Link möglich:

Basisstörung vorhanden ist und welche.

Diese gehört primär therapiert. Unter dem Motto: Die Wurzel des Übels muss behandelt werden. In der Folge sieht man in sehr vielen Fällen, dass die Eifersucht entweder auf ein erträgliches Maß zurückgeht oder fast ganz verschwindet. Wenn also der von mir diagnostizierte chronische Alkoholkranke ein abstinentes Leben wählt, werden auch seine Eifersuchtstendenzen weniger werden.

Welche darunterliegenden Störungen sind am häufigsten?

Am häufigsten sehe ich Erkrankungen aus dem affektiven Formenkreis und Alkoholerkrankungen. Und natürlich, aber das geht oft Hand in Hand, selbstunsichere Persönlichkeiten. Denn man findet selten eine depressive Person, die nur so vor Selbstsicherheit strotzt.

Mangelndes Selbstbewusstsein ist bekanntlich oft ein Symptom psychischer Störungen.

Eifersucht beginnt oft schon im Kindesalter. Kann es auch umgekehrt sein, dass also daraus eine psychische Krankheit entsteht?

Eher nicht. Sie haben ja zu Beginn gefragt, ab wann man von pathologischer Eifersucht spricht. Ich sehe es als ein ansteigendes Kontinuum: normale, beziehungsfördernde Eifersucht, dann krankhafte Eifersucht, und die Spitze des Eisbergs ist der Eifersuchtswahn.

So wie jeder andere Wahn ist der Eifersuchtswahn durch die unumstößliche Gewissheit gekennzeichnet, dass es so und nicht anders ist. Es wird also nicht nur grundlos an der Treue der Partner:in oder der Liebe gezweifelt.

Die Eifersucht verselbstständigt sich und kann nicht mehr kontrolliert werden. Nun kann der Eifersuchtswahn sehr wohl auch als morbus sui generis gesehen werden. Aber das kommt äußerst selten vor. In den allermeisten Fällen ist sowohl die krankhafte Eifersucht als auch der Eifersuchtswahn ein Epiphänomen von darunterliegenden Störungen. Umgekehrt kommt es eigentlich nicht vor.

Welchen Einfluss hat das auf die Therapie, wie kann sich diese gestalten?

Ich sehe unsere Eifersuchtssprechstunde als diagnostische Drehscheibe.

Hier wird geschaut: Welche Basisstörung liegt vor? Die Therapieempfehlungen werden dann, je nach zugrunde liegender Störung, unterschiedlich aussehen. So wird bei einem urologischen Problem bei Männern eine Überweisung zum Urologen erfolgen, bei einer Alkoholsucht eine alkoholzentrierte Behandlung empfohlen, bei einer Depression eine klassische antidepressive Behandlung bei der Hausärzt:in, oder zur Stärkung des Selbstbewusstseins eine psychotherapeutische Behandlung im extramuralen Bereich.

INFO Die Eifersuchtssprechstunde der Allgemeinen Psychiatrischen Ambulanz ist eine Einrichtung für krankhaft Eifersüchtige und ihre Angehörigen zur diagnostischen Abklärung, Therapieeinleitung und Therapievermittlung in den extramuralen Bereich.

Terminvereinbarung: Montag bis Freitag von 11 bis 14 Uhr, Tel.: +43(0)50 504 23648, Internet: psychiatrie.tirol-kliniken.at

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Oktober 2023

Wie erfolgt eine optimale Nachbetreuung und wie erfolgreich ist die Therapie?

Da ich mir mittlerweile ein gutes Netzwerk aufgebaut habe, funktioniert die Zusammenarbeit ganz gut – sei es mit niedergelassenen Psychotherapeut:innen, mit unterschiedlichen Institutionen wie Gewaltschutzzentren oder Männerberatungsstellen oder mit den Hausärzt:innen, die mir vielleicht eine Patient:in zur diagnostischen Abklärung und zur Therapieeinleitung zugewiesen haben.

Ich melde ihnen dann z. B. zurück, welche Form von Psychopharmaka es zu verschreiben gilt, und welche Form der Psychotherapie sinnvoll ist.

Mein Bestreben ist, die Patient:innen nicht alle selbst weiterzubehandeln.

Manche bleiben mir aber schon auch während der Therapie erhalten. Andere rufen mich nach geraumer Zeit wieder an und sagen: „Mei, Herr Doktor, mir

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Hausärzt:in Thema des Monats

geht’s deutlich besser, seitdem ich das Medikament XY nehme“ oder „… seitdem ich in Therapie bin.“ Ich bekomme also durchaus eine positive Response.

Gibt es auch Studien dazu?

Untersuchungen zur Erfolgsrate der Ambulanz gibt es nicht, nein. Da ich ein Einzelkämpfer in dieser Sprechstunde bin, kann ich nicht wissenschaftlich arbeiten. Aber es gab in den vergangenen Jahren insgesamt drei Diplomarbeiten von Mediziner:innen zum Thema pathologische Eifersucht. Darin ging es u. a. um die Unterschiede in der Ausgestaltung der Eifersucht zwischen Männern und Frauen, um Gewalt und krankhafte Eifersucht. Dabei bestätigte sich, dass – wie schon eingangs gesagt – Männer mehr zum Ausagieren ihrer Gefühle und zum Gewalttätigwerden neigen als Frauen.

Die Ambulanz gibt es seit 20 Jahren.

Sie leiten diese seither.

Welche Veränderungen haben Sie über die Jahre mitverfolgt?

Da hat sich viel verändert. Allein durch die sozialen Medien und durch die Handys, die heute alles können.

Größtenteils sind es keine Veränderungen zum Guten. Jedes Handy hat z. B. heute einen Ortungsdienst. Ich lerne da selbst ständig dazu. Zu manchen Patient:innen sage ich: „Hören Sie, ich erfahr ja durch Sie, was mein Handy alles kann!“ Eifersüchtige Menschen werden oft auch sehr verwirrt durch Emojis, etwa mit Kussmund. Oder dadurch, dass wir auf Facebook nicht Bekannte, sondern Freunde haben. Ich kann mich erinnern: Als ich mit der Sprechstunde begonnen habe, war es noch das blonde Haar auf dem dunklen Jackett des Ehemanns, das die Frau zum Nachdenken brachte.

Mittlerweile sind es irgendwelche KussEmojis, die sie am Handy oder am Tablet ihres Mannes gefunden hat …

Hausärzt:in politisch Hat sich bei den zugrunde liegenden Krankheiten auch etwas geändert?

Nein, eigentlich nicht.

Was ist Ihnen abschließend wichtig, unserer Leserschaft mitzugeben?

Die Coronazeit hat unsere Sprechstunde natürlich schon etwas Substanz gekostet. Wir sind immer noch am Nacharbeiten, somit gibt es Wartezeiten. Trotzdem ist mir wichtig festzuhalten: Die Untersuchung ist auf Krankenschein bzw. e-card-Basis möglich. Denn oftmals ist wie gesagt die Schwelle hoch, dass Betroffene eine psychische Abklärung bekommen. Die Hausärzt:innen leisten in ihren Praxen bekannterweise schon sehr viel „Psychoarbeit“. Daher der Appell: Wir können die Erstellung des Therapievorschlags und -programms übernehmen.

Danach können die Patient:innen in der Regel von ihren Hausärzt:innen weiterbehandelt werden. Und das natürlich gerne in regem Austausch mit mir.

Gibt es noch weitere Einrichtungen dieser Art in Österreich?

Natürlich, jede Psychiater:in und jede Psychotherapeut:in sollte mit dem Thema krankhafte Eifersucht umgehen können. Aber als eigene deklarierte Einrichtung gibt es nur uns in Österreich. Mir ist im deutschsprachigen Raum sonst nur eine Psychotherapeutin in Hamburg bekannt, die bei uns hospitiert hat und auch eine Eifersuchtssprechstunde anbietet.

Das Gespräch führte Mag.a Karin Martin.

DAS WICHTIGSTE IN KÜRZE Definition: Eifersucht ist ein rauschartiger Erregungszustand im Gehirn. Adrenalin, Noradrenalin, Dopamin und Serotonin feuern unkontrolliert und sind nicht mehr in einen Balancezustand zu bringen. Es kommt zu andauerndem Stress.

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Formen der Eifersucht: • normale, reaktive Eifersucht: beruht auf Tatsachen und Fakten.

• krankhafte, misstrauische Eifersucht: Es wird ohne Grund an der Treue der Partner:in oder der Liebe gezweifelt.

• Eifersuchtswahn („Othello-Syndrom“): Die Grenze der Normalität wird überschritten, die Eifersucht verselbstständigt sich und kann nicht mehr kontrolliert werden.

- Die Alarmglocken sollten läuten, wenn sich Patient:innen nicht mehr auf ihre Arbeit konzentrieren können, wenn es immer die gleichen argwöhnischen Gedanken sind, die in ihren Köpfen Amok laufen. Hauptmerkmale der krankhaften Eifersucht sind: Misstrauen, Kontrollbedürfnis („Checking“), psychische und körperliche Gewalt. Krankhafte Eifersucht zählt zu den Hauptmotiven von Femiziden!

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Mögliche Basisstörungen, die der pathologischen Eifersucht zugrunde liegen können und im Fokus der Therapie stehen sollten, sind: Zwangsstörung, Alkoholsucht, Paranoide Persönlichkeitsstörung, Borderline, Depression, Angststörung, neurodegenerative Erkrankungen, urologische Erkrankungen etc.

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Hausärzt:in medizinisch

„Schutz und Trigger“

Über die Wechselwirkung zwischen Angsterkrankung und Partnerschaft und die Bedeutung einer frühzeitigen Intervention

© MagMichael Baumgartner/kito.architecphoto

sche Abteilung für Allgemeine Psychiatrie) an der MedUni Wien, im Gespräch über Angsterkrankungen im Kontext von (Sexual-)Beziehungen.

Priv.-Doz.in DDr.in Lucie Bartova, Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapeutische Medizin in Wien, im Interview.

© shutterstock.com/Kisandaya

Eine Angsterkrankung beeinflusst nicht nur die betroffenen Patient:innen selbst, sondern immer auch die Beziehungen, die sie führen. Priv.-Doz.in DDr.in Lucie Bartova von der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie (Klini-

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HAUSÄRZT:IN: Zur Differenzierung zwischen Angst und Angsterkrankung – bis wann gilt Angst als „normal“, ab wann als krankheitswertig?

Doz.in BARTOVA: Angst und Angsterkrankungen voneinander zu unterscheiden, ist sehr wichtig. Angst ist etwas Natürliches und – auch im Sinne der evolutionären Neurobiologie – ein sinnvolles und notwendiges affektives Erregungsmuster. Angst ist eine physiologische Stressreaktion, die eine schnelle Anpassung des Individuums an Gefahrensituationen ermöglicht – gemäß der sogenannten „Kampf-oderFlucht-Reaktion“. Angst zu verspüren, ist also nicht per definitionem pathologisch.

Bei einer Angsterkrankung hingegen tritt eine physiologische Stressreaktion außerhalb eines entsprechenden Kon-

textes auf. Es kommt zu einer Überaktivierung des vegetativen Nervensystems, obwohl gar keine objektiv wahrnehmbare Gefahr besteht. Oft entwickeln Betroffene ein entsprechendes Vermeidungsverhalten oder ertragen gewisse Dinge oder Situationen nur noch unter starkem Unbehagen; die subjektive Lebensqualität und Funktionalität im Alltag leiden darunter. Ist das Leben aufgrund dieser Symptomatik nicht mehr uneingeschränkt möglich, so kann dies durchaus ein Hinweis auf eine Angsterkrankung sein.

Wie entstehen Angsterkrankungen?

Angsterkrankungen sind medizinische Erkrankungen. Sie entstehen aufgrund einer genetischen Prädisposition, allerdings – und es ist sehr wichtig, das zu verstehen – nur im Zusammenspiel mit bestimmten Umweltfaktoren. Die genetische Veranlagung allein ist sozusagen nicht „ausreichend“, um eine Angsterkrankung zu entwickeln. Es braucht einen Trigger. >

Hausärzt:in medizinisch Auch Beziehungen zählen zu jenen exogenen Einflüssen, die Angsterkrankungen triggern können. Inwiefern?

Eine glückliche Partnerschaft ist eine wichtige Ressource. Sie kann durchaus dazu beitragen, dass eine Angsterkrankung trotz genetischer Prädisposition vielleicht gar nicht erst ausbricht. Genauso kann sich eine zufriedenstellende Beziehung schützend auf den Verlauf einer bereits bestehenden Angsterkrankung auswirken und Betroffene vor einer weiteren Verschlechterung bewahren. Ist eine Beziehung jedoch toxisch, so kann diese destruktive Dynamik eine Angsterkrankung negativ beeinflussen. In solchen Fällen treten oftmals vermehrt Angstepisoden auf oder die Patient:innen sprechen auf die bestehende Behandlung nicht mehr so gut an.

bringen. Ein in diesem Zusammenhang sehr verbreitetes Problem ist Libidoverlust. Natürlich ist es für eine Beziehung sehr belastend, wenn ein Partner kaum bis gar kein Lustempfinden hat und die sexuelle Frequenz sehr gering ist.

Im Zuge einer Angsterkrankung treten sehr oft auch psychosomatische Beschwerden auf. Diese bezeichne ich gerne als Chamäleon. Denn die Bandbreite dieser Symptome ist enorm und reicht von muskulären Verspannungen über Kopfschmerzen bis hin zu insbesondere bei Frauen endometrioseartigen Schmerzen im Unterleib und Genitalbereich, die natürlich wiederum die Libido negativ beeinflussen können.

Umgekehrt – inwiefern kann eine Angsterkrankung sich auf die Beziehung auswirken?

Bei einer generalisierten Angsterkrankung entwickeln Betroffene beispielsweise häufig starke Verlustängste oder haben eine übermäßige Angst, dem Partner könnte etwas zustoßen. Diese Ängste führen zu Kontrollverhalten oder übertriebener Sorge, u. a. in alltäglichen Situationen: zum Beispiel, dass der Partner auf dem Weg zur Arbeit einen Unfall erleiden oder generell schwer erkranken könnte. Diese Sorgen überschatten den Beziehungsalltag und können eine Partnerschaft stark belasten.

Eine Angsterkrankung ist also de facto eine medizinische Erkrankung.

Braucht es dahingehend mehr Awareness?

Ja, absolut. Es ist unmöglich, von Menschen, die unter einer Angsterkrankung leiden, zu erwarten oder gar zu fordern, sich selbst „zu disziplinieren“ oder „zusammenzureißen“. Eines meiner Lieblingsbeispiele, das diesen Sachverhalt sehr gut veranschaulicht, ist der Beinbruch, also ein sehr konkretes gesundheitliches Problem. Sich zwecks Heilung „zusammenzureißen“ oder „zu disziplinieren“, klappt nicht – wie für jedermann offensichtlich sein dürfte. In der Psychiatrie äußern sich Beschwerden allerdings nicht derart konkret wie bei einem Bruch, sondern auf der Emotions- und Verhaltensebene. Dadurch werden die Symptome eher als „zu einem Menschen zugehörig“ und oftmals nicht unbedingt als behandlungsbedürftig aufgefasst. Eine Angsterkrankung bedarf allerdings – genauso wie ein Beinbruch – immer einer adäquaten und im Idealfall ehebaldigen medizinischen Behandlung, um eine Chronifizierung sowie weitere Komorbiditäten und damit verbundene Begleitumstände (Krankenstände, frühe Pensionierungen etc.) möglichst zu vermeiden.

Wirken sich übermäßige Ängste auch auf Sexualität und Libido aus?

Natürlich. Das ist ein sehr wichtiger Punkt, vor allem, da Ängste im Zuge von Angsterkrankungen sehr häufig Komorbiditäten wie etwa Depressionen mit sich

Was empfehlen Sie bei Verdacht auf eine Angsterkrankung?

Da sich Angsterkrankungen sehr häufig zunächst in körperlichen Beschwerden äußern, schlagen Betroffene oft zuerst in der allgemeinmedizinischen Praxis

„Eine glückliche Beziehung kann schützend auf den Krankheitsverlauf wirken.

Umgekehrt kann eine toxische Beziehung eine Angsterkrankung triggern oder verschlimmern.“

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auf. Besteht der Verdacht auf eine Angsterkrankung, so lautet die klare Empfehlung, schnellstmöglich an eine Fachärzt:in für Psychiatrie oder Psychotherapeutische Medizin zu überweisen.

Warum? Weil es, wie schon erwähnt, sehr häufig zu Komorbiditäten kommt und eine rasche Diagnose daher unabdinglich ist, um das bestmögliche Outcome zu erzielen.

Wie wird behandelt – konservativ wie alternativ?

Die Therapie erfolgt individuell maßgeschneidert und orientiert sich an der Art der Angsterkrankung, also an den vorherrschenden/dominanten Symptomen, Komorbiditäten und/oder an etwaigen organischen Erkrankungen. Die Hauptsäulen der Behandlung sind eine Psychotherapie und eine medikamentöse Therapie – eine Kombination von beiden Behandlungsformen wirkt sich erfahrungsgemäß besonders positiv auf den Krankheitsverlauf aus.

Zusätzlich wurde in letzter Zeit der wertvolle Effekt von Phytotherapeutika – vor allem von dem Lavendelölextrakt Silexan – durch zahlreiche internationale Studien und auch metaanalytisch bestätigt. Eine Phytotherapie kann im Rahmen der frühen Behandlung einer subsyndromalen Form, bei der zwar bereits Beschwerden wie Schlafstörungen, Unruhe, Ängstlichkeit bestehen, die jedoch (noch) nicht alle Diagnosekriterien einer Angsterkrankung erfüllen, sehr hilfreich sein – und auch in der hausärztlichen Praxis erfolgen.

Wie sind die Prognosen?

Wird eine Angsterkrankung frühzeitig erkannt sowie medizinisch korrekt diagnostiziert und behandelt, sind die Prognosen sehr gut.

Ihre Take-home-Message(s)?

Erstens – und mir ist bewusst, dass ich mich wiederhole, aber man kann es nicht oft genug betonen: Angsterkrankungen sind medizinische Erkrankungen. Zweitens: Besteht der Verdacht, dass eine Patient:in betroffen ist, ist es essenziell, dies offen und ehrlich anzusprechen – und rasch zu handeln.

Das Interview führte Lisa Türk, BA.

Hausärzt:in medizinisch

Der Knochen als Spielball vieler Erkrankungen

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Großer Wissenszuwachs in der Osteologie – die neue Leitlinie Osteoporose

Unter dem Motto „Ein Herz für den EXPERTIN: Knochen“ luden die Univ.-Prof.in Dr.in Astrid Fahrleitnerbeiden KongresspräPammer sidentinnen Univ.Klinische Abt. für Endokrinologie Prof.in Dr.in Astrid und Diabetologie, Fahrleitner-Pammer, Universitätsklinik für Innere Medizin, Med Med Uni Graz, und Uni Graz, Präsidentin Dr.in Ulla Stumpf, der Österreichischen Gesellschaft für LMU Klinikum MünKnochen- und chen, zur Jahrestagung Mineralstoffwechsel (oegkm.at) des Dachverbandes Osteologie e.V. (DVO) von 22. bis 24. Juni 2023 in Salzburg.

Den Teilnehmenden wurde ein buntes Kongressprogramm geboten. Neben den interdisziplinären Vorträgen der 20 DVO-Mitgliedsgesellschaften konnten sie spannende Session-Highlights miterleben, wie „Digitalisierung und KI bei muskuloskelettalen Erkrankungen“, „Der Knochen hat eine Seele“ oder „Der Knochen in Extremsituationen“.

Künstliche Intelligenz nutzen „Für mich persönlich war die größte – positive – Überraschung das oft primär negativ behaftete Thema Künstliche Intelligenz“, zieht Prof.in FahrleitnerPammer im Gespräch mit der Hausärzt:in Bilanz. „Im Zusammenhang mit KI kommt ja oft das Gefühl auf, man werde abgeschoben, man dürfe nicht mehr mit den Menschen sprechen. Beim Kongress boten die Experten aus Graz und

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München eine schöne Übersicht dazu, was im positiven Sinne möglich ist.“ Faszinierend fand die Expertin etwa, wie ein Avatar – als Abbild der Ärztin bzw. des Arztes – Routinearbeiten wie die Patienten-Fragebogenaufklärung via Bildschirm übernehmen und im Detail erklären kann, wie die Behandlung ablaufen wird. „Das spart uns viel Zeit, ohne dass die Patienten in puncto persönlicher Betreuung zu kurz kämen“, so Prof.in Fahrleitner-Pammer. Als weitere Beispiele nennt sie Messtools, die den behandelnden Ärzten aufzeigen, wie viele Minuten ihr Patient nach einer Fraktur mobilisiert außerhalb des Bettes verbringt, oder dreidimensionale Darstellungen einer geplanten Untersuchung bzw. eines geplanten Eingriffs. „Dass eine digitale Analyse von Röntgenbildern der Wirbelsäule genauer ist als jene von zehn Radiologenaugen, ist mittlerweile bekannt. Aber zu sehen, was darüber hinaus möglich ist, an Maschinen zu delegieren, war ein echtes Aha-Erlebnis, ein Eye-Opener“, betont die Expertin. „Gerade in der Medizin sind Personal- und Zeitmangel große Themen. Dementsprechend war das Feedback der Teilnehmer äußerst positiv.“

Zuviel und Zuwenig Bewegung Am vielfältigen Kongressprogramm zeigte sich, wie weit die Osteologie

mittlerweile davon weggekommen ist, nur mit der Osteoporose assoziiert zu werden. „Die Entwicklung im Fach geht stark in Richtung metabolischer Knochenstoffwechselerkrankungen“, hält Prof.in Fahrleitner-Pammer fest.

Eine große Sitzung war z. B. der Thematik gewidmet: Was hat die Psyche mit dem Knochenstoffwechsel zu tun? Die Bandbreite reichte von Antidepressiva über Essstörungen bis hin zu einer Mobilitätssitzung, bei der es um Fragen ging wie: Was ist eine frühe Rehabilitation?

Was darf man? Wie schnell darf man es?

Und: Was ist ein Zuviel an Bewegung? „In einem eigenen Block ging es um die Energiedeffizienz, das sogenannte RED-Syndrom“, präzisiert die Osteologin. „Betroffene machen zu viel Sport und/oder führen zu wenig Nahrung zu.“ Man lerne bei diesen interdisziplinären Sessions viel: aus endokrinologischer, aus gynäkologischer und aus unfallchirurgischer Sicht.

Dasselbe gelte für die Sessions zu sekundären Erkrankungen. „Onkologische Therapien mit Hormonblockade spielen für die Entwicklung einer Osteoporose bekanntlich eine große Rolle“, bringt die Expertin ein Beispiel. „Aber auch die rheumatologischen Sitzungen sind immer ein Highlight. Im Prinzip ist der Knochen der Spielball von ganz vielen Erkrankungen. Und zu viel bzw. zu wenig Bewegung spielt in fast allen Bereichen eine Rolle.“

Hausärzt:in medizinisch

Neue S3-Leitlinie Osteoporose Ein Höhepunkt des Kongresses war die Vorstellung der neuen Leitlinie Osteoporose (siehe unten). „Diese ist sehr gut validiert“, hebt Prof.in FahrleitnerPammer hervor. „Je weniger versiert man im Fachbereich ist, desto hilfreicher sind die Guidelines sicherlich. Ich sehe sie als einen Rahmen: Wenn man sich in ihm bewegt, dann ist man als Arzt auf der sicheren Seite und somit nicht angreifbar.“ LEITLINIE Die S3-Leitlinie zur Diagnostik und Therapie der Osteoporose bei postmenopausalen Frauen und Männern ab 50 Jahren wurde im September 2023 innerhalb des Dachverbandes Osteologie e. V. mehrheitlich abgestimmt und verabschiedet: dv-osteologie.org/ osteoporose-leitlinien

Jeder Patient hat – unter gewissen Aspekten – ein Recht auf die eine oder andere Therapie. Die Guidelines sind also eine Entscheidungshilfe: Für welche ist er am besten geeignet? Ab wann darf und ab wann muss man therapieren? „Wir werden leider manchmal mit Regressforderungen von Patienten/Sozialversicherungen konfrontiert – einerseits wenn nicht ausreichend behandelt wird, andererseits wenn eine Nebenwirkung auftritt und der Patient noch gar keine Therapie gebraucht hätte“, gibt die Expertin zu bedenken. Zudem stelle sich – auch unter ökonomischen Aspekten – die Frage: Wer hat das Recht auf die beste Therapie? „International hat sich eine neue Therapieschwelle aufgetan. Für die ,very high-risk patient group‘, also jene Betroffenen mit besonders hohem Frakturrisiko, wurde in den Guidelines insofern neu definiert, dass sie primär anabol behandelt werden sollen.“ Die entsprechenden Medikamente seien aber in Relation teurer. Es braucht also gute Argumente gegenüber

den Krankenkassen. Auch in diesem Sinne spielen die Guidelines eine Rolle – wenngleich sich die Kostenerstattung in Deutschland, Österreich und der Schweiz unterschiedlich gestaltet.

Österreich-Version in Arbeit „Wir haben jetzt zweieinhalb Jahre auf die Guidelines gewartet“, resümiert Prof.in Fahrleitner-Pammer. „Wie praktikabel sie sind, wird die Erfahrung der nächsten Monate zeigen.“ Bis Ende Oktober entstünden gerade eigene Guidelines der ÖGKM. Diese würden sich voraussichtlich nicht nennenswert von den deutschen unterscheiden, aber beispielsweise besser auf das österreichische Erstattungssystem zugeschnitten sein. Präsentiert und diskutiert sollen sie bei der ÖGKM-Jahrestagung 2024 werden, die wie jedes Jahr im April in St. Wolfgang im Salzkammergut stattfinden wird.

Mag.a Karin Martin

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Fachkurzinformation siehe Seite 50

NACHBERICHT Die Expertin war Kongresspräsidentin der Jahrestagung des Dachverbandes Osteologie e. V. von 22. bis 24. Juni 2023 in Salzburg.

Hausärzt:in medizinisch

Impfen im Diskurs

Eine Investition in die Zukunft – Impfkonferenzen ermöglichen einen breiten Austausch aller Akteur:innen

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EXPERTEN-TEAM:

Univ.-Prof. Dr. Karl Zwiauer Facharzt für Kinder- und Jugendheilkunde und Mitglied des Nationalen Impfgremiums

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Univ.-Prof. Dr. Florian Thalhammer Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin

Werden wir in Österreich künftig Impfungen gegen das Chikungunya-Fieber brauchen? Was zum gegenwärtigen Zeitpunkt utopisch klingt, könnte bald schon Realität sein. Durch die zunehmende Verbreitung der Tigermücke in Südeuropa kann nicht ausgeschlossen werden, dass sich die Erkrankung früher oder später auch in Europa manifestiert. Diese und andere spannende Themen stehen auf der Agenda des Österreichischen E-Impfkongresses. Am 3. Dezember 2023 findet dieser heuer bereits zum dritten Mal unter der wissenschaftlichen Leitung und Moderation von Univ.-Prof. Dr. Florian Thalhammer und Univ.-Prof. Dr. Karl

Zwiauer statt. „Der Österreichische Elektronische Impfkongress hat sich schnell etablieren können, und er ist wahrscheinlich der am besten besuchte Impfkongress in Österreich“, zeigt sich Prof. Thalhammer erfreut. „Bei der diesjährigen Programmgestaltung wird ein breites Spektrum abgedeckt“, so der Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin.

Impfpräventable Erkrankungen – Bewusstsein schaffen! „Der Themenbogen spannt sich von der Mpox-Impfung über sehr prak-

© stock.adobe.com/

Hausärzt:in medizinisch tische Bereiche wie Sinnhaftigkeit von Titerbestimmungen bis hin zum Vorgehen bei Impfversagern“, nennt Prof. Zwiauer, Facharzt für Kinderund Jugendheilkunde und Mitglied des Nationalen Impfgremiums, einige Kongressinhalte. „Wir wollen für Hepatitis-B-Impfversager sensibilisieren, um sowohl Risikopatient:innen als auch Mitarbeiter:innen in Gesundheitsberufen nachzuimpfen bzw. mit speziellen Impfstoffen, die für Nonresponder gedacht sind, zu impfen“, macht Prof.

Thalhammer auf ein besonderes Anliegen aufmerksam.

Auch über extrem kontagiöse virale Maserninfektionen soll gesprochen werden – ebenso wie Tetanus, Hepatitis B, Varizellen und viele weitere Krankheiten sind diese impfpräventabel. „Bei allen Impfungen geht es immer auch um Awareness“, ergänzt Prof. Thalhammer.

Masern werden beispielsweise immer noch für eine harmlose Kinderkrankheit gehalten. Ein fataler Irrglaube: „Bis heute gibt es keine spezifische Therapie dafür“, gibt der Infektiologe zu beden-

ken. „Jede 1.000. Patient:in erleidet schwere neurologische Folgekomplikationen und stirbt an der Infektionskrankheit.“ Bei einem Durchimpfungsgrad von 95 Prozent der Bevölkerung könnten Masern mit zwei Teilimpfungen eliminiert werden. Jedoch liegt die Durchimpfungsrate in Österreich unter 80 Prozent. „Heute ist es natürlich noch relevanter als früher, dass jeder Arztoder Apothekenkontakt dafür genützt wird, insbesondere Migrant:innen auf die Masern-Mumps-Röteln-Kombinationsimpfung hinzuweisen, welche für alle Personengruppen gratis ist“, betont der Experte deren hohen Stellenwert.

„Impfungen sind ein Segen für die Menschheit!“ Impfen ist zweifelsfrei eine der wirksamsten präventiven Gesundheitsmaßnahmen. Durch Impfungen konnte das Auftreten von zahlreichen – teilweise tödlich verlaufenden – Krankheiten drastisch reduziert werden. Dennoch sind die Impfquoten in Österreich bei

einigen Krankheiten unzureichend – gemessen am internationalen Vergleich. „Ich glaube, wir wissen heute oft nicht mehr, welches Leid den Menschen mit den Impfungen erspart wurde“, sagt Prof. Thalhammer: „Unsere Urgroßeltern und Großeltern haben den Wert von Impfungen zu schätzen gelernt, da sie viele Kinder durch Kinderkrankheiten verloren haben. Sogar die Pockenimpfung, die per se echte Nebenwirkungen wie Impfpocken verursachen konnte, wurde dankbar angenommen.“ Wie aber gehen wir heute mit Impfreaktionen bzw. mit Impfschäden um – österreichweit und global betrachtet? Auch auf diese Frage wird es beim Kongress Antworten geben. Spätestens seit der Coronapandemie wissen wir, dass bei vermehrter Anwendung eines Impfstoffs auch mit einer höheren Anzahl von Verdachtsfallmeldungen auf Impfreaktionen hin gerechnet werden muss. Hinzu kommt, dass im zeitlichen Zusammenhang mit einem oft angewendeten Vakzin auch schwerwiegende Reaktionen auftreten können, die sich selbst ohne Impfung mit einer >

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Hausärzt:in medizinisch bestimmten statistischen Häufigkeit einstellen. Subjektiv betrachtet entsteht so manchmal der Eindruck, Impfungen seien schlecht verträglich. Im schlimmsten Fall führt diese Entwicklung zu einem Vertrauensverlust gegenüber Impfungen und konsekutiv zu sinkenden Impfraten. Prof. Thalhammer zufolge ist transparente Information entscheidend: „Wichtig ist es, ohne erhobenen Zeigefinger oder Ausmalen von Schreckensszenarien an die Vorteile der Impfungen zu erinnern“, so der Infektiologe.

Wo geht die Reise hin?

Stichwort: Impfungen der Zukunft. Wo besteht Potential? „Gerade die Impfstofftechnologien, die für uns schon während der Pandemie ein Gamechanger geworden sind, sind unsere Hoffnungsträger“, gibt Prof. Zwiauer einen Ausblick: „mRNA-Impfstoffe werden uns wahrscheinlich auch bei anderen Infektionserkrankungen neue Optionen geben, präventiv wirken zu können“, zeigt sich der Experte zuversichtlich.

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Prävention und Weitblick sind auch die Schlagwörter, wenn es darum geht, sich auf Bedrohungen durch neue Erreger vorzubereiten. „Mit Chikungunya, Dengue oder Zika werden wir uns in nächster Zeit stärker auseinandersetzen müssen“, führt Prof. Zwiauer Tropenimpfungen als einen weiteren Punkt an, der beim Kongress thematisiert wird.

Eine relativ neue Keynote ist „Titeritis“ – gemeint ist das unstillbare Bedürfnis, jeden möglichen Antikörpertiter zu bestimmen: „Titerbestimmungen sind ein Reizthema, das sehr differenziert betrachtet werden muss“, mahnt der Kinderarzt zu Umsicht. Ihm zufolge bewegt man sich mit Titerbestimmungen auf einem schmalen Grat zwischen zwei Extremen. Prof. Zwiauer: „Einerseits tragen Titerbestimmungen zur Individualisierung der Medizin bei, andererseits sind sie falsche Hoffnungs- oder Sicherheitsträger.“ Fakt ist: Bei vielen Antigenen besagt der Titer wenig und eine zuverlässige Prognose der noch verbleibenden Schutzdauer ist schwierig respektive unmöglich. „Wir wollen

gerne eine Standortbestimmung geben, wann Titerbestimmungen ein sinnvolles und wertvolles Instrument und in welchen Fällen man sich die Mühe sparen und ohne eine Titerbestimmung besser sofort impfen soll“, erklärt der Facharzt für Kinder- und Jugendheilkunde. Was wann sinnvoll ist, soll aber noch nicht verraten werden. Prof.

Zwiauer ruft indes dazu auf: „Besuchen Sie den 3. E-Impfkongress!“ Mag.a Sylvia Neubauer

AKTUELL 3. Österreichischer E-Kongress – Impfen Kostenlose Teilnahme – Live-Stream DFP Punkte: 8 Wann? 2. Dezember 2023 Anmeldung unter:

Infektologie.co.at

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Hausärzt:in medizinisch

Typ-2-Diabetes, Herz- und Niereninsuffizienz

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Ein neuer Puzzlestein für die optimierte Therapie

Herz-Kreislauf-, Nieren- und Stoffwechselerkrankungen zählen zu den häufigen Krankheiten und bedingen sich darüber hinaus oft gegenseitig.

Von Typ-2-Diabetes, chronischer Herz- und Niereninsuffizienz sind weltweit mehr als eine Milliarde Menschen betroffen.1 Ein Therapieansatz, der drei Fliegen mit einer Klappe schlägt, stellt deshalb einen regelrechten Meilenstein dar. Seit August 2021 ist der SGLT2-Inhibitor Dapagliflozin für alle drei Indikationen zugelassen.

Seit kurzem steht auch Empagliflozin nicht nur für die Behandlung von Typ2-Diabetes und/oder von chronischer Herzinsuffizienz, sondern auch für jene der chronischen Niereninsuffizienz (CKD) zur Verfügung. Die Zulassung von Empagliflozin basiert auf EMPA-KIDNEY®, der bisher größten und umfassendsten Studie über einen SGLT2-Inhibitor bei chronischer Niereninsuffizienz. Ebendiese Zulassungserweiterung und die damit einhergehenden neuen Optionen für Patientinnen und Patienten wurden im Rahmen einer Pressekonferenz* vorgestellt.

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CKD – eine schleichende Todesursache „Auf rezenten groß angelegten internationalen Studien basierend, können wir nun dem Großteil der Patientinnen und Patienten mit chronischer Nierenerkrankung – über frühe bis sehr späte Stadien – helfen, die Nierenfunktion effektiv zu schützen“, zeigte sich Prim.

Univ.-Prof. Priv.-Doz. Dr. Marcus Säemann, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Nephrologie (ÖGN), 6. Med. Abteilung mit Nephrologie und Dialyse, Klinik Ottakring, erfreut.

EMPA-KIDNEY® umfasste eine Patientenpopulation mit einem breiten eGFR-Spektrum von Patientinnen und Patienten mit und ohne Albuminurie, mit und ohne Typ-2-Diabetes sowie von solchen auch mit geringer kardiovaskulärer Krankheitslast. Somit wurden ebenfalls Menschen eingeschlossen, die in vergangenen klinischen Studien mit Inhibitoren des Natrium-Glukose-Cotransporters 2 (SGLT2) bei CKD unterrepräsentiert waren. Rund 6.600 Erwachsene erhielten zusätzlich zu ihrem derzeitigen Behandlungsstandard entweder Empagliflozin

10 mg oder ein Placebo. Der SGLT2-Inhibitor verringerte den primären Endpunkt „Progression der Niereninsuffizienz oder kardiovaskulärer Tod“ um 28 % und Gesamthospitalisierungen um 14 % versus Placebo.2 In allen zugelassenen Indikationen kann die Therapie mit dem Arzneimittel bis zu einer glomerulären Filtrationsrate von ≥ 20 ml/min/1,73 m2 begonnen werden. SGLT2i werden von KDIGO als Erstlinientherapie bei Patientinnen und Patienten mit Typ-2Diabetes und CKD empfohlen.3 >

„Durch diese neue Behandlungsoption besteht das Potenzial, die Therapie des kardiorenal-metabolischen Syndroms und der Nierenerkrankungen weiter zu verbessern.“ Daniel Gallego, Präsident der European Kidney Patients Federation

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Hausärzt:in medizinisch Auf die Bedeutung von Früherkennung und Prävention in der Allgemeinbevölkerung weist der Präsident der European Kidney Patients Federation Daniel Gallego hin: „CKD ist eine schleichende Todesursache.“ Durch diese neue Therapieoption könne man die Behandlung des kardiorenal-metabolischen Syndroms und der Nierenerkrankungen weiter optimieren. „Sie gibt neue Hoffnung und führt zu einer Verbesserung der Lebensqualität von zahlreichen Menschen, die weltweit mit einer chronischen Niereninsuffizienz leben.“ Studien zeigen jedoch, dass – auch in späteren Stadien einer chronischen Niereninsuffizienz – aufgrund des meist asymptomatischen Verlaufes häufig keine Diagnose gestellt wird, weshalb jährlich Millionen

Menschen vorzeitig an einer CKD und den damit verbundenen Komplikationen versterben.4 In puncto Früherkennung hob Prim. Säemann die wichtige Rolle der Allgemeinmedizinerinnen und Allgemeinmediziner hervor. Um das individuelle Risiko einer Nierenerkrankung einzuschätzen, sei für diese insbesondere die sogenannte KDIGO Heatmap von größter Relevanz. „Diese Abbildung sollte in jeder hausärztlichen Praxis hängen“, unterstrich der ÖGN-Präsident die Bedeutung dieses Tools (siehe Abbildung).

Revolution der Diabetestherapie Prim. Univ.-Prof. Dr. Peter Fasching, designierter Präsident der Österrei-

chischen Diabetes Gesellschaft (ÖDG), 5. Med. Abt. mit Endokrinologie, Rheumatologie und Akutgeriatrie, Klinik Ottakring, hob die Auswirkungen auf die therapeutischen Möglichkeiten bei Stoffwechselerkrankungen hervor: „Die Publikation der EMPA-REG OUTCOME mit Empagliflozin 2015 hat eine Revolution in der Therapie des Diabetes mellitus Typ 2 ausgelöst, welche nun auch fast zehn Jahre später die Therapiestandards bei Menschen mit Herzschwäche und Nierenerkrankung mit und ohne Diabetes reformiert hat.“ Durch die Therapie mit dem SGLT2-Inhibitor haben laut der EMPA-REG-OUTCOME-Studie5 Patientinnen und Patienten mit Typ-2Diabetes im Vergleich zu Placebo ein um 38 % geringeres Risiko, einen kardio-

Abbildung: KDIGO Heatmap der CKD-Risikokategorien Die KDIGO Heatmap stellt ein nützliches Tool für die Beurteilung des individuellen Risikos einer Nierenerkrankung dar. Herangezogen werden die im Rahmen eines Screenings erhobenen Werte bezüglich der geschätzten glomerulären Filtrationsrate (eGFR) und der Albuminurie (gemessen anhand des Albumin-Kreatinin-Quotienten – ACR), um das Risiko einer CKD-Progression und eines Nierenversagens zu evaluieren.

Persistente Albuminurie-Kategorien Beschreibung und Referenzbereiche

PROGNOSE EINER CKD ANHAND DER GFR- UND ALBUMINURIE-KATEGORIEN: KDIGO 2012

GFR-Kategorien (ml/min/1,73 m2) Beschreibung und Referenzbereiche

Wegweiser für die Häufigkeit von Untersuchungen auf eine CKD-Progression und für die zeitgerechte Zuweisung zur Nephrologie

A1

A2

A3

Normal bis leicht erhöht

Mäßig erhöht

Stark erhöht

< 30 mg/g < 3 mg/mmol

30-300 mg/g 3-30 mg/mmol

> 300 mg/g > 30 mg/mmol

G1

Normal oder erhöht

≥ 90

(1, wenn CKD)

Beobachten (1)

Zuweisen* (2)

G2

Leicht vermindert

60-89

(1, wenn CKD)

Beobachten (1)

Zuweisen* (2)

G3a

Leicht bis mäßig vermindert

45-59

Beobachten (1)

Beobachten (2)

Zuweisen (3)

G3b

Mäßig bis stark vermindert

30-44

Beobachten (2)

Beobachten (3)

Zuweisen (3)

G4

Stark vermindert

15-29

Zuweisen* (3)

Zuweisen* (3)

Zuweisen (4+)

G5

Nierenversagen

< 15

Zuweisen (4+)

Zuweisen (4+)

Zuweisen (4+)

Allgemeinmediziner:innen sollten ein angemessenes Management für Patient:innen mit dem Risiko einer CKD-Progression initiieren (z. B. bei Hypertonie, Diabetes mellitus, Dyslipidämie, Proteinurie etc.).

Die in Klammern angeführten Ziffern 1, 2, 3, 4+ geben die Frequenz an, in der eGFR und Albuminurie bestimmt werden sollten (Anzahl der Messungen pro Jahr). * Bei Bedarf und je nach örtlichen Gegebenheiten sollten nephrologische Spezialist:innen in Hinblick auf Überwachungsfrequenz und den Zeitpunkt der Zuweisung konsultiert werden.

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Quelle: adaptiert nach ISN-KDIGO (2019), kdigo.org/conferences/early-identification

CKD-Risikokategorien: Niedriges Risiko (falls keine anderen Marker einer Nierenerkrankung vorliegen, besteht keine CKD) CKD mit mäßig erhöhtem Risiko CKD mit hohem Risiko CKD mit sehr hohem Risiko

Hausärzt:in medizinisch vaskulären Tod zu erleiden. Diese Ergebnisse spiegeln sich auch in den ÖDG-Leitlinien 20236 wider. In diesen werden SGLT2i wie Empagliflozin als Erstlinientherapie plus Metformin bei Menschen mit Typ-2-Diabetes 1) mit nachgewiesener atherosklerotisch-kardiovaskulärer Erkrankung oder hohem Risiko, eine solche zu entwickeln, 2) mit Herzinsuffizienz unabhängig von der Ejektionsfraktion sowie 3) mit CKD empfohlen.

Komorbiditäten rasch erkennen

SCHLUSS

MIT HANDGESCHRIEBENEN TAGEBÜCHERN. Simone hat Typ-2 Diabetes. Sie ist mySugr Fan.

Um eine frühzeitige Diagnose und Therapie von kardiorenal-metabolischen Erkrankungen zu ermöglichen, sollten Patientinnen und Patienten mit CKD, Typ-2Diabetes oder Herzinsuffizienz mindestens einmal jährlich auf die beiden anderen Komorbiditäten gescreent werden.

Die Bestimmung folgender Risikomarker ist hierfür zielführend: • Parameter für die Nierenfunktion: eGFR (geschätzte glomeruläre Filtrationsrate) und UACR (Albumin-Kreatinin-Quotient im Harn), • Diabetes-Screening: HbA1c, • Herzinsuffizienzmarker NT-proBNP. Mag.a Ines Pamminger, BA * Am 5. September 2023 lud Boehringer Ingelheim zum Pressegespräch „Empagliflozin – Ein Molekül schreibt wieder Medizingeschichte“.

Literatur: 1 Schechter M et al., Cardiovasc Diabetol. 2022:21;104.

2 Herrington WG et al., N Engl J Med. 2023 Jan 12;388(2):117-127.

3 Kidney Disease: Improving Global Outcomes (KDIGO) Diabetes Work Group Kidney Int 2022; 102:S1 s127.

4 Usman M et al., Chronic Kidney Disease and Type 2 Diabetes. Arlington (VA): American Diabetes Association; 2021.

5 Zinman B et al., N Engl J Med 2015; 373:2117-2128.

6 Clodi M et al., Wien Klin Wochenschr 2023; 135:32-44.

7 SGLT2-Inhibitoren, amboss.com, letzte Aktualisierung: 20.9.2023.

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Hausärzt:in medizinisch

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Hausärzt:in DFP

Praxiswissen: HIV-Postexpositionsprophylaxe Infektionen bei beruflichem und außerberuflichem Kontakt verhindern

DFP-Punktesammler

© shutterstock.com/funnyangel

L I T E R AT U R

Schnellzugriff zum Literaturstudium: Über diesen QR-Code gelangen Sie direkt zur Fortbildung auf gesund.at.

> Oktober 2023

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Übertragungsrisiko Grundsätzlich gibt es zwei Szenarien für eine PEP: 1 | Ungeschützter Geschlechtsverkehr mit einer (wahrscheinlich) HIVinfizierten Person bzw. Gebrauch von HIV-kontaminierten Injektionsutensilien.

2 | Verletzung des medizinischen Personals durch HIV-kontaminierte Instrumente.

Das Übertragungsrisiko aufgrund eines Geschlechtskontakts ist von der Art des Kontakts und von der Viruslast der Indexperson abhängig. Bei einer HI-Viruslast unterhalb der Nachweisgrenze ist kein Übertragungsrisiko vorhanden („undetectable = untransmittable“). Diese liegt bei 50 Viruskopien HIV-RNA/ml – ein üblicher Wert, wenn dauerhaft antiretrovirale Medikamente eingenommen werden.

Bei arbeitsbedingter Exposition ist das Übertragungsrisiko ebenfalls abhängig von der Viruslast der Indexperson sowie der Art der Exposition

(zum Beispiel durch eine Stich- oder Schnittverletzung oder durch eine Schleimhautexposition) und der Art der Körperflüssigkeiten. Eine Viruslast unterhalb der Nachweisgrenze ist in Bezug auf das Übertragungsrisiko höchstwahrscheinlich ebenso vernachlässigbar.

Die Voraussetzung für eine HIV-PEP ist also ein mit relevantem Risiko verbundener Kontakt in den zurückliegenden 72 Stunden. Wenn der HIVStatus unbekannt ist, dann sollte das Vorliegen einer Infektion zumindest wahrscheinlich sein. Ist die Indexperson verfügbar, wird ehestmöglich ein HIV-Test (inkl. der Hepatitis- sowie Lues-Serologie bei sexuellem Kontakt) durchgeführt. Dieser sollte in allen Krankenanstalten rund um die Uhr möglich sein. Auch die exponierte Person wird zur Dokumentation auf HIV getestet.

Nicht beruflich bedingte HIV-Exposition Eine HIV-PEP wird empfohlen bei …

• ungeschütztem Geschlechtsverkehr, wenn die HI-Viruslast der Indexperson > 1.000 cop/ml beträgt oder einer bekannt HIVpositiven Person nicht eruierbar ist.

• gemeinsamer Nutzung von HIVkontaminierten Injektionsutensilien.

Eine HIV-PEP sollte angeboten werden bei …

• ungeschütztem Geschlechtsverkehr, wenn die HI-Viruslast der Indexperson zwischen 50 und 1.000 cop/ml beträgt.

• ungeschütztem Geschlechtsverkehr, wenn der HIV-Status unbekannt ist –

INFO 1

Derzeit werden folgende antiretrovirale Medikamente für eine HIV-PEP empfohlen: � Tenofovir-Disoproxil/Emtricitabin 1 x 1 + Raltegravir 400 mg 2 x 1 oder 600 mg 1 x 2 � Tenofovir-Disoproxil/Emtricitabin 1 x 1 + Dolutegravir 50 mg 1 x 1 � Tenofovir-Alafenamid/Emtricitabin/Bictegravir 1 x 1

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GASTAUTOR: OA Dr. Wolfgang Prammer Stv. Leiter des Instituts für Hygiene und Mikrobiologie, Klinikum WelsGrieskirchen

„Ist die Indexperson verfügbar, wird ehestmöglich ein HIV-Test – inkl. der Hepatitis- sowie Lues-Serologie bei sexuellem Kontakt – durchgeführt.“ zwischen Männern, Heterosexuellen aus einer HIV-Hochprävalenzregion (z. B. Subsahara-Afrika) und bisexuellen Indexpersonen.

• Indexpersonen mit i.v. Drogensucht und unbekanntem HIV-Status.

Eine HIV-PEP sollte nicht erfolgen bei …

• ungeschütztem Geschlechtsverkehr, wenn die HI-Viruslast der Indexperson unterhalb der Nachweisgrenze von 50 cop/ml liegt.

• Oralverkehr.

• Stichverletzungen Unbeteiligter durch herumliegendes Injektionsbesteck (z. B. am Spielplatz).

© shutterstock.com/Hanna Karpiak

Die postexpositionelle Prophylaxe (PEP) einer HIV-Infektion besteht in erster Linie in der Gabe von antiretroviralen Medikamenten nach Kontakt zwischen einer HIV-positiven und einer HIV-negativen Person. Bei rechtzeitigem Beginn senkt eine PEP das Infektionsrisiko deutlich, sie sollte deshalb innerhalb von 24 Stunden (maximal 72 Stunden) nach einer Risikoexposition begonnen werden.

© Klinikum Wels-Grieskirchen

Hausärzt:in DFP

Hausärzt:in DFP

Beruflich bedingte HIV-Exposition Als Sofortmaßnahme ist im Zuge einer Stich-/Schnittverletzung das Spülen mit Wasser und Seife oder Hände-/Hautdesinfektionsmittel notwendig – bei Kontamination von Auge oder Mund mit Wasser oder 0,9 % NaCl. Eine HIV-PEP wird empfohlen bei …

• perkutaner Stichverletzung mit einer Hohlnadel oder Schnittverletzung im Fall einer erhöhten HI-Viruslast von > 50 cop/ml.

Eine HIV-PEP sollte angeboten werden bei …

• perkutaner Stichverletzung mit einer Hohlnadel oder Schnittverletzung bei einer HI-Viruslast unterhalb der Nachweisgrenze von 50 cop/ml.

• oberflächlicher Verletzung, z. B. mit einer chirurgischen Nadel, bei erhöhter HI-Viruslast von > 50 cop/ml.

• Kontakt von Blut mit Schleimhaut oder nichtintakter Haut bei erhöhter HI-Viruslast von > 50 cop/ml.

Eine HIV-PEP sollte nicht erfolgen bei …

• oberflächlicher Verletzung, z. B. mit einer chirurgischen Nadel, bei einer HI-Viruslast unterhalb der Nachweisgrenze von 50 cop/ml.

• Kontakt von Blut mit Schleimhaut oder nichtintakter Haut bei einer HI-Viruslast unterhalb der Nachweisgrenze von 50 cop/ml.

• Kontakt von Schleimhaut oder nichtintakter Haut bzw. perkutanem Kontakt mit anderen Körperflüssigkeiten als Blut.

• Kontakt von infektiösem Material mit intakter Haut.

Therapie Wenn der HIV-Status unbekannt ist, dann sind bei der Indexperson ein HIV-Test und serologische Tests auf Hepatitis B/C sowie Lues nach sexuellem Kontakt durchzuführen. Liegt eine gesicherte HIV-Infektion ohne aktuelles Viruslastergebnis vor, so ist eine quantitative HIV-PCR zur Bestimmung der Viruslast zu veranlassen. Wenn keine Möglichkeit besteht, den Serostatus bzw. die HI-Viruslast kurzfristig zu ermitteln,

kann vorläufig mit einer HIV-PEP begonnen werden. Neben der Anamnese sind in Hinblick auf Begleiterkrankungen, etwa Niereninsuffizienz, und auf Komedikation auch für die exponierte Person Antikörpertests auf HIV und Hepatitis B/C notwendig. Bei Frauen sollte ein Schwangerschaftstest durchgeführt werden.

Die Medikamente für eine HIV-PEP (siehe INFO 1) sollten in jeder Krankenanstalt verfügbar sein, nach Beginn der „Starter-Dosis“ können die Arzneimittel in der öffentlichen Apotheke mittels eines Rezepts (Anmerkung: „PEP nach Leitlinie“) erworben werden. Die postexpositionelle Prophylaxe dauert vier Wochen.

Ein bis zwei Wochen nach Beendigung der PEP wird eine HIV-PCR empfohlen.

Zudem ist vier Wochen nach Beendigung der medikamentösen Prophylaxe ein HIV-Test vorgesehen, bis dahin sollte ausschließlich Safer Sex praktiziert < werden.

Literatur: Deutsch-Österreichische Leitlinie zur medikamentösen Postexpositionsprophylaxe (PEP) nach HIV-Exposition (Version 2022).

INFO 2 Vorgehen bei Sondersituationen Vergewaltigung / sexualisierte Gewalt Nach ungeschütztem Anal- oder Vaginalverkehr wird eine HIV-PEP angeboten.

Nach Oralverkehr, unabhängig von der Wahrscheinlichkeit, mit der beim Täter eine unbehandelte HIV-Infektion vorliegen könnte und unabhängig von der Art des Oralverkehrs (aktiv, passiv, Sperma aufnehmend), soll eine HIV-PEP nicht erfolgen (keine Indikation).

Anmerkung: Bei einem Täter mit bekanntem HIV-Behandlungsstatus gilt das Vorgehen wie bei sexueller Exposition bei bekanntem HIV-Behandlungsstatus der Indexperson.

Biss- und Schnittverletzungen Nach tiefen blutigen Bissverletzungen durch eine nicht oder nicht ausreichend antiretroviral behandelte HIV-positive Person, die zum Zeitpunkt des Bisses selbst blutende Verletzungen im Mund aufweist (z. B. einen Zungenbiss bei epileptischem Anfall), wird eine HIV-PEP empfohlen.

Das Risiko einer HIV-Übertragung von einem Opfer einer Messerstichattacke auf die nachfolgenden Opfer ist in der Allgemeinbevölkerung sehr gering. Eine u. U. notfallmäßig begonnene HIV-PEP kann nach Klärung des Serostatus der Opfer nach kurzer Zeit abgesetzt werden.

DFP-Pflichtinformation Fortbildungsanbieter: Klinikum Wels-Grieskirchen Lecture Board: OÄ Dr.in Angela Öllinger Kepler Universitätsklinikum Linz, Dermatologie, Vizepräsidentin der Österreichischen AIDS Gesellschaft Dr.in Johanna Holzhaider 2. Vizepräsidentin der OBGAM Gruppenpraxis Sandl, Oberösterreich

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Hausärzt:in DFP

Hausärzt:in DFP – Das Wichtigste in Kürze Eine rasch durchgeführte postexpositionelle Prophylaxe (PEP) nach einer HIV-Exposition senkt das Übertragungsrisiko deutlich.

Sowohl bei beruflich bedingter (Stich-/ Schnittverletzung) als auch bei nicht beruflich bedingter HIV-Exposition (Sexualkontakt, i.v. Drogenkonsum) ist eine HIV-PEP möglich.

Je nach Risiko und in Abhängigkeit von der HIVViruslast wird eine HIV-PEP empfohlen oder angeboten.

Vor und nach einer HIV-PEP sind serologische Untersuchungen notwendig.

Die antiretroviralen Medikamente für eine HIV-PEP sollten als „Starter-Dosis“ in jedem Krankenhaus verfügbar sein und können anschließend für einen Monat rezeptiert werden.

DFP-Literaturstudium HAUSÄRZT:IN

L I T E R AT U R

So machen Sie mit: Entsprechend den Richtlinien der ÖÄK finden Sie im Anschluss an den Fortbildungsartikel Multiple-Choice-Fragen.

Eine Frage gilt dann als richtig beantwortet, wenn Sie von den vorgegebenen Antworten alle richtigen angekreuzt haben. Für eine positive Bewertung ist erforderlich, dass Sie 2 der 3 Fragen richtig beantworten. In diesem Fall wird 1 DFP-Fachpunkt angerechnet.

Online lesen und beantworten: Dieser Fortbildungsartikel inkl. Test steht online auf gesund.at und meindfp.at noch 2 Jahre zur Verfügung.

Wenn Sie dieses elektronische Angebot nutzen, erhalten Sie auch die Teilnahmebestätigung elektronisch.

Per E-Mail oder Post: Schicken Sie den beantworteten Fragebogen bitte per Mail als Scan-Dokument an office@gesund.at oder per Post an Redaktion HAUSÄRZT:IN/RMA Gesundheit GmbH, Am Belvedere 10 / Top 5, 1100 Wien. Einsendeschluss: 30. April 2024.

Unsere aktuellen Fortbildungen finden Sie unter gesund.at (DFP Fortbildungen).

DFP-Fragen zu „Praxiswissen: HIV-Postexpositionsprophylaxe“ Die Anzahl der richtigen Antworten ist nach jeder Frage in Klammern ange­geben.

Sie haben ein Fortbildungskonto?

1

Spätestens wann sollte – nach einem Risikokontakt mit HIV – mit einer HIV-PEP begonnen werden? (1 richtige Antwort) JA – dann buchen wir Ihre DFP-Punkte automatisch!

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Innerhalb von 3 Tagen.

Dazu brauchen wir Ihre ÖÄK-Ärztenummer und E-Mail-Adresse:

Innerhalb einer Woche.

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2

In welchen Fällen wird eine HIV-PEP empfohlen? (1 richtige Antwort) NEIN – ich möchte meine Teilnahmebestätigung Bei Kontakt von infektiösem Material (z. B. Blut) mit intakter Haut.

per Post erhalten

Aufgrund einer Stichverletzung mit einer Hohlnadel und erhöhter HI-Viruslast.

Bei ungeschütztem Geschlechtsverkehr, wenn die Viruslast der Indexperson 50-1.000 cop/ml beträgt.

per E-Mail erhalten

Bei Kontakt von Schleimhaut mit anderen Körperflüssigkeiten als Blut.

3

Wie lange beträgt die übliche Dauer einer HIV-PEP? (1 richtige Antwort) 2 Wochen.

2 Wochen bei negativer HIV-PCR nach 2 Wochen.

Bitte gut leserlich ausfüllen und E-Mail-Adresse angeben:

Name Anschrift PLZ/Ort

4 Wochen.

6 Wochen.

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E-Mail

ATTR-PN? ATTR-PN?

Hausärzt:in medizinisch

Verdachtsindex*,1 Verdachtsindex*,1 Idiopathische, rasch Idiopathische, rasch progrediente sensomotorische progrediente sensomotorische axonale Neuropathie axonale Neuropathie ODER ODER

Atypische CIDP Atypische CIDP ≥1 der folgenden: ≥1 der folgenden: Beidseitiges Karpaltunnelsyndrom Beidseitiges Karpaltunnelsyndrom Autonome Dysfunktion Magen-Darm-Beschwerden (Obstipation, Autonome Dysfunktion chronische Diarrhoe oder beides), erektile Magen-Darm-Beschwerden (Obstipation, Dysfunktion, orthostatische Hypotonie chronische Diarrhoe oder beides), erektile Dysfunktion, orthostatische Hypotonie Gangstörungen Gangstörungen Ungeklärter Gewichtsverlust ≥5kg Ungeklärter Gewichtsverlust ≥5kg Myokardhypertrophie, Herzrhythmusstörungen Myokardhypertrophie, Herzrhythmusstörungen Glaskörpertrübungen Glaskörpertrübungen Nierenerkrankungen Nierenerkrankungen Familienanamnese Familienanamnese

HANDELN SIE SCHNELL. HANDELN SIE SCHNELL. ATTR-PN ist lebensbedrohlich und hat einen stark beeinträchtigenden Verlauf.

1 ATTR-PN ist lebensbedrohlich undgroßer hat einen stark beeinträchtigenden Verlauf.

Eine frühzeitige Diagnose ist von Bedeutung.

Eine frühzeitige Diagnose ist von großer Bedeutung.1

W W W.VERDACHTUNDDIAGNOSE.AT W W W.VERDACHTUNDDIAGNOSE.AT hier erfahren Sie mehr über ATTR-PN. hier erfahren Sie mehr über ATTR-PN.

Referenz: 1. Adams D, Ando Y, Beirão JM et al. Expert consensus recommendations to improve diagnosis Referenz: of ATTR amyloidosis with polyneuropathy. J Neurol. 2021 Jun;268( 6):2109-2122.

1. Adams D, Ando Y, Beirão JM et al. Expert consensus recommendations to improve diagnosis *ofFür hATTR-PN in nicht-endemischen Gebieten ATTR amyloidosis with polyneuropathy.

J Neurol. 2021 Jun;268( 6):2109-2122.

CIDP, Chronische entzündliche demyelinisierende * Für hATTR-PN in nicht-endemischen Gebieten Polyneuropathie; hATTR-PN, hereditäre Transthyretin-Amyloidose mit Polyneuropathie CIDP, Chronische entzündliche demyelinisierende Polyneuropathie; hATTR-PN, hereditäre Transthyretin-Amyloidose mit Polyneuropathie

Pfizer Corporation Austria GmbH, Wien www.pfizer.at | www.pfizermed.at Pfizer Corporation Austria GmbH, Wien PP-VYN-AUT-0607/09.2023 www.pfizer.at | www.pfizermed.at PP-VYN-AUT-0607/09.2023

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Hausärzt:in medizinisch

Dynamische Entwicklung „Kaum ein Gebiet der Medizin hat eine ähnlich stürmische Entwicklung erlebt wie die antiretrovirale Therapie“, beginnt Prof. Dr. Christian Hoffmann, Infektionsmedizinisches Centrum Hamburg, sein Kapitel zur Historie der ART im „HIV-Buch“ 2022/2023.1 Heute kann man auf viel Positives zurückblicken. Was laut Prof. Hoffmann noch vor wenigen Jahren utopisch schien, ist Realität geworden: eine normale Lebenserwartung trotz HIV-Infektion. Diese hängt allerdings maßgeblich von einem frühen Behandlungsbeginn und der Therapietreue ab. Erst kürzlich erschien eine Datenanalyse im Lancet HIV, welche jene Tatsache erneut unterstreicht. 2

X

HAUSÄRZT:IN-Buchtipp

HIV 2022/2023 Herausgegeben von Christian Hoffmann und Jürgen K. Rockstroh Medizin Fokus Verlag 2022

Ein lesbares Buch über die HIV-Infektion, mit dem Ärztinnen und Ärzte konkret und praktisch arbeiten können Im März 2023 wurde das Update des Standardwerks veröffentlicht. Bestehende Kapitel wurden überarbeitet und beispielsweise um neue Medikamente ergänzt, des Weiteren Themen wie COVID-19 und Mpox neu inkludiert – außerdem Kapitel bzw. Abschnitte zu parenteralen und anderen Applikationswegen der ART, zu Rheumatologie und zu Trans*Medizin.

Kostenloser Download unter: hivbuch.de

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Paradigmenwechsel Das Behandlungsziel der ART besteht gemäß den Deutsch-Österreichischen Leitlinien zur antiretroviralen Therapie der HIV-1-Infektion 3 in einer vollständigen HIV-Suppression. Eine HIV-Infektion soll grundsätzlich dauerhaft antiretroviral behandelt werden – unabhängig von Immunstatus sowie Plasmaviruslast – und die ART-Einleitung so rasch wie möglich erfolgen.

Hierbei handelt es sich um einen der Paradigmenwechsel in der HIV-Therapie. Während früher mit dem Behandlungsbeginn zugewartet wurde, um die mögliche Belastung durch Nebenwirkungen gering zu halten, wird dies aufgrund der optimierten und damit signifikant besser verträglichen Medikamente heute nicht mehr empfohlen – die übergeordnete Strategie lautet „test and treat“.4 Insbesondere seit der START-Study5 gilt es als eindeutig nachgewiesen, dass ein früher Therapiebeginn mit einer besseren individuellen Prognose sowie einer geringeren Mortalität und Morbidität einhergeht. „Selbst bei gutem Immunstatus gibt es mit ART weniger AIDS, weniger gesundheitliche Probleme, dafür eine bessere Lebensqualität. Und natürlich weniger Transmissionen. ART ist immer noch die beste Prävention. TasP, Treatment as Prevention, ist zu einem festen Begriff geworden“, unterstreicht Prof. Hoffmann.1

Individualisierte Konzepte Eine lebenslange Therapie bringe allerdings Herausforderungen mit sich, weiß Univ.-Prof. Dr. Alexander Zoufaly, Präsident der Österreichischen AIDS Gesellschaft (ÖAG): „Deswegen brauchen wir individualisierte Behand-

lungskonzepte, welche jeder einzelnen Patientin, jedem einzelnen Patienten das bestmögliche Ergebnis bieten können.“ So wird in der Leitlinie3 angeführt, dass sich die Auswahl der Medikamentenkombinationen individuell an Wirksamkeit, Nebenwirkungsprofil, Interaktionspotenzial, Einnahmemodus, Lebenssituation, Koinfektionen und Komorbiditäten der Patientinnen und Patienten orientieren sollte. Die stetigen Fortschritte und erweiterten Möglichkeiten bei der ART erzielen insofern auch Verbesserungen in puncto Adhärenz. Prof. Hoffmann1: „Die Pharmakokinetik wird weiter optimiert, Single-Tablet-Regime sind die Regel geworden. Erste Depotspritzen sind im Einsatz, am Horizont werden Antikörper sichtbar.“ Zudem haben einige neue Substanzen eine besonders hohe Resistenzbarriere.

Informiert bleiben „Langeweile kommt beim Thema HIV jedenfalls nicht auf“, resümiert Prof.

Zoufaly. Die ÖAG bietet mit ihrem Newsletter einen Einblick in aktuelle Aspekte rund um HIV/AIDS mit biomedizinischem Fokus. Zusätzlich wird dank einer Kooperation mit den AIDSHilfen Österreichs auf Angebote aus den psychosozialen Bereichen oder hinsichtlich der Prävention aufmerksam gemacht. Download-Archiv und Anmeldung unter: aidsgesellschaft.at/ publikationen/med-update Anna Schuster, BSc Literatur:

1 HIV 2022/2023. Hoffmann C, Rockstroh JK (Hrsg.), Medizin Fokus Verlag 2022, hivbuch.de 2 Trickey A et al., Lancet HIV; Volume 10, Issue 5, E295-E307, May 2023.

3 Deutsch-Österreichische Leitlinien zur antiretroviralen Therapie der HIV-1-Infektion; S2k-Leitlinie, Version 8, AWMF-Register-Nr.: 055-001 (Stand: 31.12.2021, gültig bis: 30.06.2024).

4 aidsgesellschaft.at/ueber-hiv/hiv-therapie (abgerufen am 14.09.2023).

5 INSIGHT START Study Group, N Engl J Med 2015; 373:795-807.

© stock.adobe.com/FatiF

HIV mittels antiretroviraler Therapie in Schach halten

Hausärzt:in medizinisch

„Gute Quellen sind Meeresfrüchte & -fische“

Univ.-Prof. Dr. Lutz Schomburg, Institut für Experimentelle Endokrinologie, Max Rubner Center für kardiovaskuläre-metabolischerenale Forschung, Charité – Universitätsmedizin Berlin, im Gespräch.

HAUSÄRZT:IN: Welche Erkrankungen können durch einen Selenmangel begünstigt werden?

Prof. SCHOMBURG: Vier Organsysteme sind von einem Selenmangel besonders betroffen: das zentrale Nervensystem, das Immunsystem, das kardiovaskuläre und das endokrine System. Dementsprechend zeigen große Beobachtungsstudien in Europa bei Personen, die mit ihrem Selenstatus unter dem Durchschnitt der Normalbevölkerung liegen, zum Beispiel die verstärkte Entwicklung von kardiovaskulären Problemen wie Herzinsuffizienz und Herzinfarkt, von Autoimmunerkrankungen wie Hashimoto-Thyreoiditis sowie von Tumorerkrankungen der Leber oder des Magen-Darm-Traktes.

Welche Patient:innen zählen folglich zu den Risikogruppen in Hinblick auf einen Mangel?

Das sind neben Personen mit chronischen Erkrankungen, Tumor- und Autoimmunerkrankungen, Allergien und anderen Erkrankungen, bei denen das Immunsys-

Wo besteht in puncto Selenversorgung noch Aufholbedarf?

Für mich ist es nicht verständlich, dass wir für Schwangere zwar eine zusätzliche Versorgung mit Jod empfehlen, nicht aber auf den Selenbedarf hinweisen. Ich hoffe auf verbesserte Empfehlungen dazu von den zuständigen Fachgesellschaften in naher Zukunft. Viele Mütter entwickeln, gerade zum Ende der Gestation hin, einen ausgeprägten Mangel.

Dieser hat sich als relevanter Risikofaktor für die Schwangerschaft selbst, aber auch für Erkrankungen wie z. B. die postpartale Thyreoiditis oder die postpartale Depression erwiesen. Hierzu wurde in Italien eine große kontrollierte randomisierte Studie durchgeführt. Sie zeigte: Die Supplementation konnte während und nach der Schwangerschaft dieses Risiko sehr erfolgreich reduzieren.

Was ist bezüglich der Ernährung zu beachten?

In der konventionellen Tierhaltung setzen Landwirte und Veterinärmediziner gewöhnlich Selen zu. Hierdurch weisen Milch, Eier und Fleischprodukte oft einen guten Selengehalt auf. Menschen mit überwiegend oder gänzlich vegetarischer oder veganer Ernährung benötigen alternative Quellen. Hierzu wird

gerne die Paranuss gezählt, da sie einen hohen Gehalt aufweisen kann, aber nicht muss. Gute Quellen sind jedoch Meeresfische und -früchte, Algen, Seegras oder -tang. In den USA gibt es, im Gegensatz zu Europa, selenreiche Böden.

In Finnland lag jedoch lange Zeit eine sehr ausgeprägte Unterversorgung vor, mit starkem Bezug zu Herzinfarkten und frühzeitigen Todesfällen. Deswegen werden dort seit 1984 die Mineraldünger in der Landwirtschaft mit Selen angereichert. In Österreich und Deutschland ist das leider nicht der Fall, sodass wir hauptsächlich auf Meeresfrüchte oder tierische Quellen angewiesen sind. Hiermit ließe sich der Eigenbedarf decken. Allerdings zeigt die Erfahrung, dass dies häufig nicht gelingt und ein Defizit diagnostisch festgestellt wird. Sollte dieses trotz bewusster Ernährungsweise bestehen bleiben, ist nach ärztlicher Rücksprache die regelmäßige Einnahme eines Supplements zu empfehlen.

Welche Messmöglichkeiten gibt es?

Bei einer ausreichenden Versorgung nutzen die Körperzellen so viel Selen, wie sie für die Synthese der Proteine benötigen.

Ein gewisses Überangebot stört nicht, bei einem Mangel muss der Körper Prioritäten setzen und dadurch entsprechende Risiken eingehen. Die Selenkonzentration kann nun in der Vollblut-, Blutplasma- oder Serumprobe gemessen werden.

Jedes Labor hat dafür geeignete Referenzwerte. Allerdings wird das Spurenelement in erster Linie benötigt, um die sogenannten Selenoproteine ausreichend produzieren zu können. Hierfür hat sich das Selenoprotein P (SELENOP) im Serum als idealer Biomarker erwiesen.

Die routinemäßige Bestimmung dieses Parameters wird jedoch leider nur von wenigen Laboratorien angeboten.

Das Gespräch führte Mag.a Ines Pamminger, BA.

NACHBERICHT Der Experte war Vortragender bei den 33. Grazer Fortbildungstagen, die von 9. bis 14. Oktober 2023 von der Ärztekammer für Steiermark veranstaltet wurden. med.or.at

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Oktober 2023

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tem besonders aktiviert ist oder gefordert wird, auch Menschen mit eingeschränkter Ernährung. Das Risiko besteht zudem bei akuter Infektion, Schwangerschaft und bei stationärem Aufenthalt im Krankenhaus. Ganz neu ist die Erkenntnis, dass ein Selenmangel auch mit Symptomen von Fatigue assoziiert sein kann, im Sinne eines gewebespezifischen Mangels an aktivierten Schilddrüsenhormonen – eine besondere Form der Hypothyreose. Ein besonderer Bedarf liegt vor, wenn die natürliche Aufnahme über den Darm gestört ist oder die Leber als zentrales Organ der Verwertung erkrankt.

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Selenmangel – gesundheitliche Auswirkungen nach aktueller Studienlage

SCIENTIFIC

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WISSENSCHAFTLICHE ERKENNTNISSE ZU PHYTOTHERAPIE UND MIKRONÄHRSTOFFEN

DIPL. ING.

KATHARINA MÜLLER RESEARCH AND DEVELOPMENT SCIENTIST APOMEDICA

Mutterkraut

(Tanacetum parthenium L.) Pflanzliche Migräneprophylaxe Das Mutterkraut hat sich seit Jahrzehnten in England als traditionell pflanzliches Arzneimittel in der Prophylaxe von migräneartigen Kopfschmerzen bewährt. Als wertgebende Leitsubstanz enthält sie in hochkonzentrierter Form das Sesquiterpenlakton Parthenolid. Dieser Inhaltstoff wirkt nachweislich den Auslösern von Migränekopfschmerz entgegen. Mutterkraut in seiner Gesamtheit senkt die Frequenz der Anfallshäufigkeit und Begleitsymptome wie Übelkeit und Erbrechen. Die Einnahme der Droge muss kontinuierlich und längerfristig erfolgen. Die aktuelle HPMC Monographie macht eine Einzeldosis von 200 mg Mutterkraut möglich, welche bis zu dreimal täglich gesteigert werden kann.

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Geschichte und Charakterisierung Mutterkraut (Tanacetum parthenium L.), aus der Familie der Asteraceae (Korbblütler), ist eine mehrjährige Pflanze, die häufig in Gärten und an Wegrändern in Europa zu finden ist. Sie wird seit Jahrhunderten als Arzneipflanze für ein breites Spektrum an Erkrankungen eingesetzt. Der griechische Arzt Dioskurides verschrieb Mutterkraut im 1. Jahrhundert generell gegen alle „heißen Entzündungen“. Mutterkraut war auch bekannt als „Aspirin des 18. Jahrhunderts“.

Die gefiederten Blätter der Pflanze gaben ihr ursprünglich den Namen. Sie wächst als buschige, aromatische Staude und erreicht eine Höhe von 30 cm bis 1 Meter. Aufgrund der Ähnlichkeit besteht eine Verwechslungsgefahr mit der echten Kamille (Matricaria recutita L.).

Gleich wie die echte Kamille hat sie ein hohles Blütenköpfchen, jedoch abgeflacht und nicht kegelförmig nach oben gewölbt (Abbildung 1). Die gelbgrünen Blätter sind meist weniger als 8 cm lang, fast unbehaart und fiederspaltig (chrysanthemenartig). Die gelben Blüten blühen von Juli bis Okto-

Abb. 1: Mutterkraut (Tanacetum parthenium L.),

ber. Mutterkraut wurde früher auch oft in der Nähe von Häusern angepflanzt, um die Luft zu reinigen, da es einen starken, langanhaltenden Geruch verströmt.1 Typisch ist der campherartige Geruch, der auf den hohen Gehalt an

organisation (WHO) war Migräne die zweithäufigste Krankheit von insgesamt 328 Krankheiten weltweit im Jahr 2016. Frauen sind weitaus häufiger betroffen als Männer und meist im Alter von 18 bis 50 Jahren.5 Im Vergleich zu Spannungskopfschmerz ist MigräneKopfschmerz meist einseitig lokalisiert und pulsierend. Patienten zeigen während einer Attacke erhöhte Licht- und Geräuschempfindlichkeit.6

Wirkung & Anwendung Die wirkungsrelevanten Inhaltsstoffe des Mutterkrauts sind inzwischen gut untersucht. Die wichtigsten biologisch aktiven Substanzen in der Pflanze sind über 30 verschiedene Sesquiterpenlaktone, von denen das Parthenolid hervorzuheben ist. Parthenolid findet sich in den oberflächlichen Blattdrüsen (0,20,5 %), nicht aber in den Stängeln, und macht bis zu 85 % des gesamten Sesquiterpengehalts aus (Abbildung 2).1 Als Droge werden die getrockneten oberirdischen Teile von Tanacetum parthenium L. als Pulver verwendet, damit alle wertgebenden Inhaltstoffe und deren

buch festgelegt.3 Die praktische Anwendung von hydroethanolischen Extrakten ist nicht möglich, da das wertgebende Parthenolid bei der Extraktion abgebaut wird. Die gepulverte Droge selbst gilt als sehr potent, da im Gegensatz zu herkömmlichen Teedrogen (2-3 g) nur 100 bis 200 mg Drogenpulver als Einzeldosis eingesetzt werden. Großes Interesse besteht an der Wirkung von Mutterkraut bei der Vorbeugung von Migränekopfschmerzen, beziehungsweise bei migräneartigen Kopfschmerzen.4 Der erste öffentliche Bericht in dieser Indikation erschien 1978 in der britischen Gesundheitszeitschrift „Prevention“. Eine Patientin, die seit ihrem 16. Lebensjahr unter schwerer Migräne litt, begann im Alter von 68 Jahren, täglich 3 Blätter Mutterkraut zu nehmen. Nach 10 Monaten waren ihre Kopfschmerzen vollständig verschwunden.1

30 verschiedene Sesquiterpenlactone 85% davon sind Parthenolide zusätzliche Inhaltstoffe sind z.B. Flavonoide und ätherische Öle

Abb. 2: Mutterkraut beinhaltet 30 verschiedene Sesquiterpenlactone.

Wirkung erhalten bleiben. Das Europäische Arzneibuch nahm die Droge mit der Bezeichnung Mutterkraut (engl. Feverfew) im Jahr 2001 auf. Ein Mindestgehalt von 0,2 % Parthenolid, bezogen auf die getrocknete Droge ist im Arznei-

Migräne Migräne ist eine der häufigsten Kopfschmerzerkrankungen der westlichen Welt. Laut „The Global Burden of Disease Study“ der Weltgesundheits-

Migräne kann endogene und exogene Auslöser haben, die sehr vielfältig sind. In einer der größten Studien über Migräneauslöser bei 1027 Migränepatienten wurden Stress, der hormonelle Status und Schlafunterbrechungen als größte endogene Auslöser erwähnt. Als exogene Auslöser können Wetterveränderungen und im Allgemeinen die Ernährung hervorgehoben werden. Auch Gerüche haben starken Einfluss auf die Entstehung von Migräne.7

Biochemische Vorgänge bei Migräne Die Freisetzung des Neuropeptids „Calcitonin Gene-Related Peptide (CGRP)“ aus Trigeminusneuronen (schmerzleitenden Neuronen) hat großen Einfluss auf die Entstehung von Migränekopfschmerz. 1990 wurde die wichtige Rolle von CGRP in der Pathophysiologie der Migräne identifiziert.9 Dieses Neuropeptid und auch noch weitere exprimierte Entzündungsmarker führen zur Gefäßerweiterung in den Gehirnhäuten und zu den typischen (pochenden) Kopfschmerzen (Abbildung 3).10,11 Trigeminusneuronen exprimieren und beinhalten eine Reihe von TRP-Kanälen (Transient Receptor Potential) darunter den Ankyrin-1-Kanal (TRPA1).

Dieser TRPA1 Rezeptor gehört zu den Nozizeptoren (schmerzwahrnehmende Rezeptoren). Durch gewisse Triggerstoffe aus der Umwelt wird TRPA1 stimuliert und mehr CGRP freigesetzt,

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Campher im ätherischen Öl, mit teilweise über 50% zurückzuführen ist.2

einer der stärksten Blutgefäßerweiternden Substanzen.

CGRP ist auch einer der Botenstoffe von neurogenen Entzündungen. Die Rolle von CGRP als Auslöser von Migräne wurde auch in einer In-VivoStudie mit 12 Migränepatienten untersucht. Den Probanden wurde humanes CGRP oder 0,9%ige Kochsalzlösung als Placebokontrolle intravenös verabreicht. Nach einer Inkubationszeit wurde die Kopfschmerzintensität und weitere Migränecharakteristika analysiert.

CGRP löste bei praktisch allen Migränepatienten Kopfschmerzen aus.12

Wirkmechanismus von Mutterkraut Mutterkraut und die darin enthaltenen Parthenolide wirken auf die Freisetzung von CGRP und damit auf einen der maßgeblichen Auslöser von mig-

räneartigen Kopfschmerzen. Wissenschaftliche Erkenntnisse der letzten Jahre haben dazu geführt, dass Wirkstoffe, die entweder aus der Umwelt eingeatmet oder endogen produziert werden als TRPA1-Simulanzien identifiziert wurden. Ein Hauptbestandteil des Mutterkrauts, Parthenolid, kann mit nukleophilen TRPA1-Stellen interagieren, dass die antimigräneartige Wirkung des Mutterkrauts wesentlich begründet.13 Dies wurde in einem In-Vivo-Rattenmodell placebokontrolliert überprüft. Dabei wurden die Tiere zuvor mit Parthenolid behandelt und danach mit Allylisothiocyanat Schmerz ausgesetzt. Parthenolid desensibilisierte die TRPA1-exprimierenden Nervenendigungen gegenüber jeglichen Reizen. Im Vergleich zur Placebogruppe konnte eine signifikante (p < 0,05) Reduktion in der Schmerzwahrnehmung durch Parthenolid beobachtet werden.

1. Das trigeminovaskuläre System Innervation der Hirnhäute und großen Hirnarterien durch schmerzleitende Fasern.

Aufgrund der Desensibilisierung des TRPA1-Rezeptors durch Parthenolid wird die CGRP-Freisetzung aus den Trigeminusneuronen gehemmt und die Gefäßerweiterung in den Hirnhäuten, inklusive Schmerzreaktion unterbunden. Dies untermauert die vorbeugende und kopfschmerzverminderte Wirkung der Parthenolide bei Migräne.13

Klinische Studien Gerade eine Reduzierung an Migräneattacken durch präventive Maßnahmen trägt zu einer großen Linderung der Beschwerden von Migränepatienten bei.

Epidemiologische Studien deuten darauf hin, dass etwas 38% von Migränepatienten eine präventive Therapie benötigen würden, aber nur 3% bis 13% eine solche in Anspruch nehmen.14 Die Wirksamkeit von Mutterkraut konnte in placebokontrollierten Dop-

2. Stimulation des trigeminovaskulären Signalwegs Schmerzleitende Neuronen setzten Calcitonin Gene-Related Peptide (CGRP) frei.

TrigeminusNeuron

Ophthalmischer Zweig Ganglion trigeminale Oberkieferzweig Unterkieferzweig

CGRP RAMP1

CLR RCP

Adenylatcyclase

Ga

CGRPRezeptorenkomplex

cAMP

ATP

Proteinkinase A

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Zerebrovaskuläre glatte Muskelzelle

Vasodilation

3. Periphere Sensibilisierung Die CGRP-Freisetzung führt zu einer Vasodilatation und in weiterer Folge zur Migräne.

Abb. 3: Die CGRP-Freisetzung führt zu einer Gefäßerweiterung in den Gehirnhäuten und zu den typischen (pochenden) Kopfschmerzen.

pelblindstudien gezeigt werden.15–17 Die Anwendung von Mutterkrautpulver in einer klinischen Studie an Migränepatienten über die Dauer von 6 Monaten reduzierte die Migräneattacken um 67% im Vergleich zur Placebogruppe (Abbildung 4). Zusätzlich kam es zu einer deutlichen Linderung von charakteristischen Begleiterscheinungen wie Übelkeit und Erbrechen.17

Obwohl sie klinisch gute Ergebnisse erzielen, sind Mutterkraut-CO2-Extrakte aus regulatorischer Sicht noch nicht endgültig bewertet. Es bestehen Bedenken hinsichtlich ihrer Sicherheit.

Die Aufkonzentrierung der fettlöslichen Stoffe aus Mutterkraut erfordert noch weitere Abklärung. Daher sind in Österreich und Deutschland keine entsprechenden Präparate auf dem Markt.18

100 90

-67%

Anfallshäufigkeit/Monat (%)

80

weniger Anfälle gegenüber Placebo * p<0,02

70 60 50 40 30

*

20 10 0

Placebo

Mutterkraut

Abb. 4: Signifikante Abnahme (p< 0,02) der Häufigkeit von Migräneattacken pro Monat.

In einer weiteren placebokontrollierten Doppelblindstudie an 170 Patienten wurde die Reduzierung von Migräneattacken bestätigt. Dabei wurde eine Supplementierung von dreimal täglich 6,25 mg CO2-Mutterkrautextraktverwendet. Innerhalb von 28 Tagen wurden im Durchschnitt 1,8 mal weniger Migräneattacken (p< 0,02) verzeichnet als in der Placebogruppe im vergleichbaren Zeitraum.15

kommen sein, kann die Dosis auf 400 mg oder 600 mg gepulverte Droge pro Tag gesteigert werden (Abbildung 5).20 Nach 2 1 x tgl. Monaten 200 mg optional

bei 2 x tgl. Bedarf 200 mg

3 x tgl.

200 mg

Abb. 5: Mögliches Dosierungsschema von Mutterkraut in der Anwendungspraxis. Steigerung der täglichen Dosis von 200 mg auf 400 mg, wenn nach zwei Monaten noch keine Verbesserung eintritt. Bei Bedarf kann weiter auf dreimal täglich 200 mg Mutterkraut erhöht werden, wenn immer noch kein ausreichender Effekt aufgetreten ist.

Indikation und Sicherheit Zusammenfassung Die Anwendung von Mutterkraut als Drogenpulver zur Vorbeugung von migräneartigen Kopfschmerzen gilt als sicher und wird aus den Erfahrungen einer mindestens 30-jährigen traditionellen Anwendung bestätigt.19, 20 Die europäische Arzneimittelbehörde (EMA) empfiehlt in der HPMC Monographie die Anwendung von Mutterkraut zur Prophylaxe von Migränekopfschmerz bei Erwachsenen und älteren Menschen mit bis zu 600 mg täglich. Derzeitige Arzneimittelzulassungen weisen ein Dosierungsschema von 100 mg gepulverte Droge 1 mal täglich oder 200 mg gepulverte Droge 1 bis 3 mal täglich auf. Daraus ergibt sich in der Anwendungspraxis die Möglichkeit mit einer Dosierung von 200 mg gepulverte Droge pro Tag zu beginnen. Die Wirkung baut sich über mehrere Wochen auf. Sollte es nach 2 Monaten zu keiner Verbesserung ge-

Als traditionell pflanzliches Arzneimittel ist Mutterkraut als Drogenpulver zur Prophylaxe von migräneartigen Kopfschmerzen schon seit über 30 Jahren sicher und bekannt. Der wertgebende Inhaltsstoff Parthenolid hemmt die Freisetzung des vasodilatierenden Neuropeptids CGRP aus Trigeminusneuronen. Mutterkraut kann die Anzahl und Schwere von Migräneattacken signifikant mildern und auch zu einer Verbesserung der Begleiterscheinungen wie Übelkeit, Schwindel und Erbrechen beitragen.

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail: science@apomedica.com SECHS MARKENZEICHEN FÜR QUALITÄT:

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REFERENCES: 1 Pareek A et al. Feverfew (Tanacetum parthenium L.): A systematic review. Pharmacogn Rev 2011; 5 (9): 103–10.; 2 Awang DVC. Feverfew effective in migraine prevention. HerbalGram 1998; (42): 18.; 3 Europäisches Arzneibuch - Pharmacopoeia Europaea 5.0. Mutterkraut - Tanaceti herba., 2005.; 4 European Medicines Agency Committee on Herbal Medicinal Products. Assessment Report on Hypericum Perforatum L., Herba, 2009.; 5 A. Donnet et al. Severe migraine and its control: A proposal for definitions and consequences for care. Elsevier 2021.; 6 Wider B et al. Feverfew for preventing migraine. Cochrane Database Syst Rev 2015; 4 (4): CD002286.; 7 Kesserwani H. Migraine Triggers: An Overview of the Pharmacology, Biochemistry, Atmospherics, and Their Effects on Neural Networks. Cureus 2021; 13 (4): e14243.; 8 H.-G. Schaible & R.F. Schmidt, ed. Physiologie des Menschen: Kapitel 15 - Nozizeption und Schmerz, 2005.; 9 Haberer T. 030-057l_S1_Therapieder-Migraeneattacke-Prophylaxe-der-Migraene_2023-01.; 10 Peck KR et al. Traditional and alternative treatments for depression: implications for migraine management. Headache 2015; 55 (2): 351–5.; 11 Goldberg LD. The cost of migraine and its treatment. Am J Manag Care 2005; 11 (2 Suppl): S62-7.; 12 Lassen et al. CGRP may play a causative role in migraine. Cephalalgia 2002; (22): 54–61.; 13 Materazzi S et al. Parthenolide inhibits nociception and neurogenic vasodilatation in the trigeminovascular system by targeting the TRPA1 channel. Pain 2013; 154 (12): 2750–8.; 14 Holland S et al. Evidence-based guideline update: NSAIDs and other complementary treatments for episodic migraine prevention in adults: Report of the Quality Standards Subcommittee of the American Academy of Neurology and the American Headache Society. Neurology 2012; 78 (17): 1346–53.; 15 Diener HC et al. Efficacy and safety of 6.25 mg t.i.d. feverfew CO2-extract (MIG-99) in migraine prevention--a randomized, double-blind, multicentre, placebo-controlled study. Cephalalgia 2005; 25 (11): 1031–41.; 16 Pfaffenrath V et al. The efficacy and safety of Tanacetum parthenium (feverfew) in migraine prophylaxis--a double-blind, multicentre, randomized placebo-controlled dose-response study. Cephalalgia 2002; 22 (7): 523–32.; 17 Johnson ES et al. Efficacy of feverfew as prophylactic treatment of migraine. Br Med J (Clin Res Ed) 1985; 291 (6495): 569–73.; 8 Diener HC et al.

Therapie der Migräneattacke und Prophylaxe der Migräne, S1-Leitlinie: DGN und DMKG in: Deutsche Gesellschaft für Neurologie, 2022.; 19 Ernst E, Pittler MH. The efficacy and safety of feverfew (Tanacetum parthenium L.): an update of a systematic review. Public Health Nutr 2000; 3 (4A): 509–14.; 20 European Scientific Cooperative on Phytotherapy. E/S/C/O/P monographs: The scientific foundation for herbal medicinal products (Online Series): Tanaceti parthenii herba - feverfew, 20014.

Hausärzt:in pharmazeutisch

Was Phytotherapie leisten kann Sternanis

Grippale Infekte

Roter Sonnenhut, Echinacea

Thymian

Grippale Infekte kommen in der Herbst- und Winterzeit sehr häufig vor.

Vom Kind bis zum Erwachsenen sind nahezu alle betroffen. Arzneipflanzen

Der Rote Sonnenhut ist eine der bekanntesten Arzneipflanzen, wenn es um die Stärkung des Immunsystems geht. Allerdings wird er idealerweise aufgrund seiner Wirkstoffe und Wirkungen während einer Erkrankung eingesetzt, um das körpereigene Abwehrsystem zu unterstützen. Seine Wirkstoffe aktivieren die natürlichen Killerzellen und zytotoxischen TZellen und hemmen Cyclooxygenase und 5-Lipoxygenase. Deswegen wirkt er antiinfektiös, entzündungshemmend, antiviral, immunmodulierend und antibakteriell. Auf Interaktionen mit bestimmten Arzneimitteln sollte geachtet werden.

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Sternanis wird in der Winterzeit gerne als Gewürz verwendet. In Südostasien wird die Frucht des immergrünen Magnolienbaumes aufgrund seiner guten Wirkung bei grippalen Infekten sehr geschätzt.

Sein Wirkspektrum ist breit und reicht von virostatisch über fiebersenkend, entzündungshemmend, schleimlösend, krampflösend bis hin zu antibakteriell.

Seine Wirkstoffe waren Ausgangsstoffe bei der Entwicklung des heute modernen Grippemedikaments Tamiflu. Angewendet wird er sinnvollerweise in Kapselform. Von einer Anwendung in der Schwangerschaft ist abzuraten.

Das im ätherischen Öl des Thymians enthaltene Thymol gehört zu den stärksten antibakteriellen und antiviralen Einzelkomponenten in ätherischen Ölen. Zahlreiche Studien haben weiters eine antioxydative, krampflösende, entzündungshemmende und immunmodulierende Wirkung gezeigt. Thymiantee oder -tropfen können 2-3 Mal pro Woche vorbeugend eingenommen werden, in der Behandlung von Bronchialkatarrhen, Reizhusten und Bronchitis täglich bis zu 3 Mal. Der Hustensaft ist besonders für Kleinkinder und Kinder gut geeignet.

Eukalyptus und Myrrhe

© shutterstock.com/Oliver Hoffmann, Volosina, LiskaM

können hier eine sinnvolle Alternative zu herkömmlichen Arzneimitteln darstellen, vor allem bei leichten bis mittelschweren Symptomen. Aufgrund ihres Wirkstoffgemisches können sie antibakteriell und antiviral wirken, sie verbessern das Immunsystem, hemmen Entzündungen, senken Fieber, erleichtern die Expektoration durch die Förderung der Sekretolyse, Sekretomotorik und Bronchospasmolyse und schützen die Schleimhäute. Angewendet werden sie innerlich in Form von Erkältungs- oder Grippeteemischungen, Hustensäften, Tropfen, Fertigarzneimitteln wie Dragees oder Kapseln, Lutschtabletten oder äußerlich als Bäder oder Inhalationen.

© shutterstock.com/Scisetti Alfi

Die Phytopharmazie ist eine anerkannte Pflanzenwissenschaft.

Sie kann bei bestimmten Indikationen wie Erkältungskrankheiten, Verdauungsproblemen oder GASTAUTORIN: stumpf-traumatischen Mag.a Dr.in Angelika Riffel Verletzungen allein Apothekerin oder zur Unterstütin Mariazell zung einer schulmedizinischen Therapie eingesetzt werden.

Phytopharmaka enthalten Wirkstoffgemische (Vielstoffgemische), deren breite Wirkungsweise heute sehr gut wissenschaftlich untersucht und belegt ist.

Fachkurzinformation siehe Seite 66

© Archiv

Die Heilkraft der Pflanzen bei grippalen Infekten, Dyspepsie und stumpfen Verletzungen

Auch Eukalyptusblätter sind als traditionelle pflanzliche Arzneimittel eingestuft: Das Öl kann innerlich zur unterstützenden Behandlung chronischer Atembeschwerden einschließlich einer Bronchitis und eines Bronchialasthmas und zur symptomatischen Behandlung von Katarrhen der >

Hausärzt:in pharmazeutisch oberen Luftwege eingesetzt werden, darüber hinaus äußerlich bei Erkältungen. Für die Myrre gilt die unterstützende Wirkung bei Entzündungen der Rachenschleimhaut und der Tonsillen als gesichert.

Kapuzinerkresse und Meerrettich

Kapland-Pelargonie In Europa zunächst als Mittel gegen Tuberkulose angewandt, wird der Wirkstoff Pelargonium sidoides – gewonnen aus den Wurzeln der Kapland-Pelargonie – heute erfolgreich bei Atemwegsinfekten eingesetzt.

© shutterstock.com/ Manfred Ruckszio, Alex Coan

Zahlreiche klinische Studien bestätigen die antibakterielle Wirksamkeit der beiden Arzneipflanzen bei Sinusitis und Bronchitis, aber auch bei Zystitis.

Besonders effektiv wirken Fertigarzneimittel.

Verdauungsprobleme Beschwerden im Bauchraum gehören neben den Atemwegserkrankungen zu den häufigsten Einsatzgebieten von Arzneipflanzen.

Fachkurzinformation siehe Seite 58

Die Symptome Übelkeit, Erbrechen und Durchfall sind wichtige Schutzmechanismen des Körpers. Sie können verschiedenste Ursachen haben. Geeignete Heilpflanzen sind Kamille, Schafgarbe, Ringelblume, Melisse, Fenchel, Käsepappel oder Eibisch. Sie haben eine sehr gute krampflösende und beruhigende Wirkung. Käsepappel und Eibisch schützen und regenerieren entzündete, gereizte Schleimhäute.

Wärmeanwendungen mit warmen Auflagen von Kirschkernsäckchen oder Wärmeflaschen beruhigen den Bauchraum. Heidelbeeren, Tormentillwurzel, Brombeer-, Himbeer- und Erdbeerblätter wirken aufgrund ihres hohen Gerbstoffgehalts stopfend, entzündungshemmend und antibakteriell. Braune Äpfel, Bananen und gekochte Karotten enthalten viel Pektin, das das Wachstum von krankmachenden Keimen hemmt. >

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© shutterstock.com/, Ashraf molla

Übelkeit, Erbrechen und Durchfall

Valentina G/shutterstock.com

Hausmittel im Fokus

Mit Altbewährtem die Selbsthilfe fördern

von 7. bis 24.

November 2023

Tees, fiebersenkende Wickel oder Inhalationen: Hausmittel sind kein Ersatz für moderne Medizin, können aber bei leichten Beschwerden eine Alternative oder Ergänzung für Patientinnen und Patienten sein. Um dieses Wissen zu stärken, bieten die Österreichische Gesundheitskasse und die Österreichische Apothekerkammer kostenlose Vorträge an. Dabei erfahren Interessierte, wie einfach es ist, gute und wirksame Hausmittel selbst herzustellen und anzuwenden: für sich selbst, für Kinder oder speziell für Frauen.

Online-Vorträge:

• 09.11.2023, 17.00 Uhr: Hausmittel für mich • 16.11.2023, 17.00 Uhr: Hausmittel für Frauen • 23.11.2023, 17.00 Uhr: Hausmittel für Kinder

Vorträge vor Ort:

• Termine und Orte finden Sie online auf der Website der ÖGK sowie in allen teilnehmenden Apotheken.

Die Vorträge werden begleitet von umfassenden Broschüren, die vor Ort aufliegen oder jederzeit kostenlos heruntergeladen werden können.

Informationen und Anmeldung unter www.gesundheitskasse.at/hausmittel.

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Heilpflanzen der Traditionellen Europäischen Medizin Von Angelika Riffel Springer Verlag

wie Löwenzahn, Enzian, Tausendgüldenkraut, Orangenschalen, Schafgarbe oder Kardobenediktenkraut fördern die Durchblutung und Bewegung der Darmmuskulatur. Flohsamen, Leinsamen, mit Apfelmus vermischt, enthalten viele Schleimstoffe und erleichtern den Weitertransport des Speisebreis. Manna oder Pflaumen sind osmotisch wirksam und enthalten schwer resorbierbare Kohlenhydrate, die im Dickdarm Wasser binden. Karminativa und Kamille wirken krampflösend, entblähend und beruhigend.

Stumpf-traumatische Verletzungen Bei stumpf-traumatischen Verletzungen werden Arzneipflanzen hauptsächlich in äußerlicher Form als Gele, Cremen, Salben, Massageöle, Auflagen oder Umschläge angewendet. Wobei im Falle von akuten Beschwerden eine kühlende Anwendung empfohlen wird, bei chronischen, langwierigen Prozessen eher wärmende Anwendungen. Zu

den bekanntesten Arzneipflanzen gehören Arnika und Beinwell. Sie wirken entzündungshemmend, abschwellend, ödemhemmend, schmerzstillend und werden bei Blutergüssen, Verstauchungen, Verrenkungen, Muskelschmerzen oder Ödemen eingesetzt. Heublumenanwendungen in Form von Bädern und Auflagen sind in der Kurmedizin sehr gebräuchlich und haben eine gute schmerzstillende und entzündungshemmende Wirkung. Sie können kühl oder warm angewendet werden und fördern gleichzeitig die Durchblutung im betroffenen Bereich. Das Gänseblümchen wird auch „Arnika der Kinder“ genannt und kann als Creme oder Salbe gut bei blauen Flecken, Verletzungen nach ersten Gehversuchen, Stürzen oder bei Wachstumsschmerzen (innerlich in Form von Tee oder Tropfen) angewendet werden. <

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Verstopfung und Blähungen Bei Verstopfung werden Karminativa wie Kümmel, Fenchel, Anis, Kreuzkümmel und Koriander innerlich in Form von Tees oder Tropfen, aber auch äußerlich als Massageöle oder -salben eingesetzt. Gewürze machen Speisen leichter verdaulich. Bitterstoffe

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53. Kongress für Allgemeinmedizin 23.-25.11.2023 Stadthalle Graz

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10. Apitherapietage

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Ort: Billrothhaus, Wien & live Webinar

Update – GastroenterologieStoffwechsel

16.-18.11.2023

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51. ÖDG-Jahrestagung (Diabetes)

ACR goes Vienna (Rheumatologie)

53. Kongress für Allgemeinmedizin

Ort: Salzburg Congress

Ort: MuseumsQuartier Wien

Ort: Stadthalle Graz

30.11.-2.12.2023

27.-28.11.2023

ÖGDV Jahrestagung (Dermatologie & Venerologie)

20. ÖNK Kongress (Notfall- & Katastrophenmedizin)

Weitere Veranstaltungen finden Sie in unserem Kongresskalender unter:

Ort: Salzburg Congress

Ort: Messe Wien

Ort: Congress Innsbruck

gesund.at/ kongresskalender

IMPRESSUM Herausgeber und Medieninhaber: RegionalMedien Gesundheit – RMA Gesundheit GmbH, Am Belvedere 10 / Top 5, 1100 Wien, Tel. 01/74321708114, office@gesund.at.

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Lektorat: Mag.a Katharina Maier.

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MILOS-Studie – 1-Jahres-Follow-Up: Bempedoinsäure im klinischen Alltag angekommen?

Beim diesjährigen Jahreskongress der European Society of Cardiology (ESC) in Amsterdam wurden die Ein-JahresFollow-Up-Daten der prospektiven, openlabel, nicht-interventionellen Beobachtungsstudie MILOS vorgestellt. Insgesamt wurden 731 Patient:innen aus Deutschland eingeschlossen. Die Ergebnisse zeig-

ten den Einsatz von Bempedoinsäure, primär als Kombinationstherapie (76 % der Patient:innen)1. Durch die Zugabe von Bempedoinsäure konnten ungefähr sechs Mal mehr Patient:innen ihr LDL-C Ziel erreichen.

Die MILOS-Studie hat zum Ziel, Daten über die Wirksamkeit und Sicherheit von Bempedoinsäure und/oder dessen FixDosis-Kombination mit Ezetimib im klinischen Alltag bei erwachsenen Patient:innen mit primärer Hypercholesterinämie oder gemischter Dyslipidämie zu sammeln.2

Eine kompakte Zusammenfassung der ESC Satellitensymposien von Daiichi Sankyo mit den neuesten Studienerkenntnissen gibt es als ePaper zum Nachlesen:

1 Gouni-Berthold I et al., Presented at the European Society for Cardiology Congress, Amsterdam, Netherlands, 25-28th August 2023.

2 Treatment With Bempedoic Acid and/or Its Fixed- dose Combination With Ezetimibe in Primary Hypercholesterolemia or Mixed Dyslipidemia (MILOS).

ClinicalTrials.gov; unter clinicaltrials.gov/ct2/show/ NCT04579367 (abgerufen am 14.09.2023).

Oktober 2023

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Hausärzt:in informativ

Mehr Wissen über Vorhofflimmern LIXIANA®: Neue Patient:innen-Broschüre

Vorhofflimmern – wenn das Herz aus dem Takt gerät, Ursachen und Begleiterkrankungen, warum Vorhofflimmern das Schlaganfallrisiko erhöht, was bei der Einnahme berücksichtigt werden muss, sowie Tipps für eine regelmäßige Einnahme stellen nur einige Inhalte der Broschüre dar.

Gemeinsam für die Gesundheit Ihrer Patient:innen Mit der neuen Borschüre „Mehr Wissen über Vorhofflimmern“, wollen wir LIXIANA® - Patient:innen das Wichtigste in Kürze vermitteln und sie bestmöglich unterstützen.

In 10 Sprachen verfügbar Gesundheit kennt keine Grenzen. Neben Deutsch steht unsere Broschüre, via QRScan, noch in Arabisch, Englisch, Kroatisch, Rumänisch, Serbisch, Slowakisch, Slowenisch, Türkisch und Ukrainisch zur Verfügung, um wertvolles Wissen über

Vorhofflimmern weiterzugeben.

Für Ihre kostenlose Broschüre in bevorzugter Sprache besuchen Sie die Website ds-akademie.at/service/antikoagulation oder kontaktieren Sie uns unter: service@daiichisankyo.at.

1 aerztezeitung.de/Medizin/ Vorhofllimern-Praevalenzwird-sich-bis-2060verdoppeln-274849.html, letzter Auftruf: Mai 2023.

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EDX/23/0452

Vorhofflimmern stellt die häufigste anhaltende Herzrhythmusstörung dar. Der Anteil der Patient:innen mit Vorhofflimmern (VHF) in Europa nimmt zu. Bereits heute sind 10,7 Millionen Menschen über 65 Jahre davon betroffen, und die Tendenz ist stark steigend.1