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Paradigmenwechsel bei Therapie
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Paradigmenwechsel bei Therapie
Kongressnachlese: Diabetes mellitus Typ 2 – Neues und Bewährtes
„Nicht die alleinige Optimierung der Glukosewerte, sondern das Management aller Mitspieler des Metabolischen Syndroms sollte im Vordergrund stehen.“
Diabetes mellitus Typ 2 stellt mit Abstand die häufigste Diabetesform dar. Zudem muss von einer sehr hohen Dunkelziffer ausgegangen werden. Schätzungen zufolge wird die Zahl der in Österreich an Diabetes Typ 2 erkrankten Menschen bis zum Jahr 2045 von 800.000 auf eine Million steigen. „Diabeteserkrankungen fordern in Österreich jährlich in etwa 10.000 Todesfälle, somit sterben mehr Menschen an den Folgen einer Diabeteserkrankung als an Brust- oder Darmkarzinomen“ , erklärt Priv.-Doz. DDr. Felix Aberer von der Abteilung für Endokrinologie und Diabetologie, Med Uni Graz, am 52. Kongress für Allgemeinmedizin*. Atherosklerotische Schäden an großen und kleinen Gefäßen stellen die wichtigste pathologische Manifestation dar. Herzinfarkt, Schlaganfall, Dialysepflicht und Erblindung sind letztlich lebenszeitlimitierende oder fatale Konsequenzen von Diabetes.
Multifaktorielles Risikomanagement
Der Diabetes mellitus Typ 2 ist eine Erkrankung, die meist mit arteriellem Hypertonus, Hyperlipidämie, Fettleber und Übergewicht einhergeht. „Folglich beruht die Behandlung der Diabeteserkrankung auf einem multifaktoriellen Risikomanagement, das erwiesenermaßen Komplikationen und Mortalität senkt“ , so der Experte. „Während die Therapie bis vor circa einem Jahrzehnt noch auf Metformin, Sulfonylharnstoffe, Pioglitazon und Insulin beschränkt war, können wir
heute auf eine Vielzahl weiterer Antidiabetika zurückgreifen, welche nicht nur den Blutzucker, sondern auch das kardiovaskuläre und renale Risiko senken. “ Hervorzuheben seien SGLT2-Hemmer und einige GLP-1-Rezeptoragonisten. Sie zeigen laut Doz. Aberer neben positiven Effekten auf kardiovaskuläre Risikofaktoren auch eine deutliche Risikoreduktion in Hinblick auf Herzinfarkt, Schlaganfall und kardiovaskulären Tod. Die „alten“ Diabetesmedikamente könnten zwar den EXPERTE: Blutzucker, jedoch nur sehr Priv.-Doz. DDr. Felix Aberer beschränkt diabetische KomAbteilung für plikationen reduzieren. Daher Endokrinologie und Diabetologie, Univ.- haben sich auch die EmpfehKlinik für Innere lungen in puncto blutzuckerMedizin, Med Uni Graz senkender Therapie geändert. Bei Menschen mit Typ-2-Diabetes sollte weiterhin Metformin die medikamentöse Erstlinientherapie darstellen. „Vor allem die UKPDS-Studie hat einen Benefit von Metformin in
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Bezug auf das kardiovaskuläre Risiko gezeigt, zudem ist Metformin sehr effizient blutzuckersenkend, leicht gewichtsreduzierend, relativ nebenwirkungsarm und billig“ , erläutert der Endokrinologe. Doz. Aberer: „Im Falle der Notwendigkeit einer Therapieeskalation sollte in der Folge das individuelle kardiovaskuläre Risiko des Patienten evaluiert werden. Bei bereits stattgehabten kardiovaskulären Ereignissen oder hohem Risiko, solche zu erleiden, sollte als nächster Therapieschritt ein SGLT2-Hemmer oder ein GLP-1-Rezeptoragonist mit erwiesenem kardiovaskulärem Nutzen ergänzt werden. “ DPP4-Hemmer hätten in Endpunktstudien zwar kardiovaskuläre Sicherheit bewiesen, jedoch keinen kardiovaskulären Vorteil gezeigt. Der Einsatz von Sulfonylharnstoffen und Pioglitazon sei in industrialisierten Ländern in den Hintergrund gerückt. „Insulin ist dann empfohlen, wenn unter oraler bzw. GLP-1-RA-Therapie keine ausreichende Blutzuckersenkung möglich ist oder wenn Kontraindikationen den Einsatz oder die Fortführung der Erstlinientherapie nicht erlauben“ , informiert Doz. Aberer. <

* Kongress für Allgemeinmedizin der Steirischen Akademie für Allgemeinmedizin (STAFAM), „Vom Harmlosen und Bedrohlichen ... vom Seltenen und Häufigen“, 24.-26. November 2022, Stadthalle Graz.
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Ersterscheinung in: KongressJournal – Offizielle Kongresszeitung der Steirischen Akademie für Allgemeinmedizin, 25. November 2022, Unlimited Media GmbH.