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Ein Gewinn an Lebensqualität
HIV-Therapie: Nur mehr sechs statt 365 Behandlungstage jährlich
Dank moderner Therapien können HIV-positive Menschen inzwischen ein Leben bei guter Gesundheitsprognose führen – sofern die Diagnose und der Behandlungsbeginn frühzeitig erfolgen. Die lebenslange Einnahme antiviraler Medikamente stellt Betroffene dennoch vor große Herausforderungen.
Ein unschöner Reminder
55 % (n = 1306/2389) der Personen, die nach ihren Behandlungswünschen und ihrer Einstellung zu innovativen Medikamenten befragt wurden, zogen es vor, nicht jeden Tag Medikamente einnehmen zu müssen, solange ihre HIV-Infektion unterdrückt bleibt.1 Dies zeigte die von ViiV Healthcare durchgeführte globale HIV-Patient:innenstudie Positive Perspectives Wave 2. Darüber hinaus gaben 58 % (n = 1394/2389) an, dass die tägliche Einnahme eine ständige Erinnerung an HIV in ihrem Leben darstelle. Bis zu 38 % (n = 906/2389) der Teilnehmer:innen berichteten über Ängste, dass die tägliche Medikation die Wahrscheinlichkeit erhöhen könnte, ihren HIV-Status anderen gegenüber zu offenbaren.2
Neue Langzeittherapie
Die Kombination der beiden Wirkstoffe Cabotegravir und Rilpivirin ist die erste langwirksame HIV-1-Therapie zur Behandlung virologisch supprimierter Erwachsener (HIV-1-RNA < 50 Kopien/ml), welche nur alle zwei Monate angewendet werden muss. Seit Jänner 2023 wird sie aus der Gelben Box im österreichischen Erstattungkodex erstattet. Dr. Horst Schalk, Vorstandsmitglied der ÖGNÄ-HIV (Österreichische Gesellschaft niedergelassener Ärzte zur Betreuung HIV-Infizierter) und Dr. Karl Heinz Pichler, Vizepräsident der ÖGNÄ-HIV führen als Allgemeinmediziner gemeinsam eine Gruppenpraxis in Wien und verfügen über langjährige Erfahrung in der Behandlung von HIV-positiven Patient:innen. Für sie stellt die Zulassung dieser Dualtherapie „einen noch revolutionäreren Schritt in der HIV-Therapie dar, als die Einführung von once-daily-Regimen“ . Da die beiden Substanzen nur alle zwei Monate injiziert werden müssen, seien Patient:innen nicht gezwungen, täglich an die Einnahme ihrer Medikamente zu denken. Die Behandlung mit Cabotegravir und Rilpivirin bedeutet für Patient:innen nur sechs Behandlungen pro Jahr ab der ersten Erhaltungsdosis, somit reduziert sich die Anzahl der Behandlungstage von 365 auf sechs.
Anwendung
Cabotegravir ist in Kombination mit Rilpivirin für die Behandlung von Infektionen mit dem humanen Immundefizienz-Virus Typ 1 (HIV-1) bei Erwachsenen, die virologisch supprimiert (HIV-1-RNA < 50 Kopien/ml) und auf einem stabilen antiretroviralen Regime eingestellt sind, indiziert. Die beiden Wirkstoffe werden zum gleichen Termin von einer medizinischen Fachkraft als zwei intramuskuläre Injektionen in das Gesäß verabreicht. Um die Verträglichkeit der Arzneimittel vorher zu prüfen, können Cabotegravir und Rilpivirin vor Beginn der Injektionen über einen Zeitraum von etwa einem Monat (mindestens 28 Tage) in Tablettenform gegeben werden. Die Patient:innen dürfen keine gegenwärtigen oder dokumentierten Resistenzen gegenüber nicht-nukleosidalen Reverse-Transkriptase-Inhibitoren (NNRTI) oder Integrase-Inhibitoren (INI) aufweisen und es darf unter diesen Wirkstoffklassen in der Vergangenheit zu keinem virologischen Versagen gekommen sein.
PA/InP
1 De Los Rios P et al., Popul. Med. 2020;2(July):23. doi.org/10.18332/popmed/124781 2 De Los Rios P et al., AIDS Behav. 2021 Sep;25(9): 961–972. doi.org/10.1007/s10461-020-03055-1