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Die Erkältungs saison naht
Die Erkältungssaison naht
Was kleinen Patient:innen bei Atemwegsinfekten hilft – vieles, aber nicht alles lässt sich allein mit „Flower Power“ behandeln
© CAPE 10 Akute respiratorische Infektionen (ARI) sind für eine Vielzahl von Arztbesuchen verantwortlich: Rund sechs- bis zehnmal pro Jahr erwischt es Mädchen und Buben im Kleinkindalter. Zumeist – in etwa 90 Prozent der Fälle – liegt Erkältungskrankheiten eine virale InfekEXPERTIN: tion zugrunde. Häufige Erreger sind Dr.in Sevinc Yildirim Fachärztin für Kinder- Rhino-, Grippe- und Parainfluenzaund Jugendheilkunde, viren, das respiratorische Synzytial-Kinder- und Jugendärzte CAPE 10, Wien Virus, Entero- und Coronaviren sowie bestimmte Stämme von Adenoviren. Wesentlich seltener sind bakteriell bedingte Infektionen, etwa durch Mykoplasmen oder Pneumokokken. In den meisten Fällen handelt es sich um banale Infekte, die rund sieben bis zehn Tage lang andauern.
Schlaf ist die beste „Medizin“
Die Therapie erfolgt symptomatisch. Zwar lässt sich die Krankheitsdauer nicht nennenswert verkürzen, jedoch können verschiedene Therapeutika die Beschwerden lindern, somit dem Kind den so wichtigen erholsamen Schlaf ermöglichen und für mehr Wohlbefinden sorgen. Zudem wird das Risiko einer Sekundärinfektion eingedämmt, welche beispielsweise zu Tonsillitis, Otitis media acuta oder Sinusitis führen kann. Mögliche Anzeichen dafür sind hohes Fieber (über 39° C) sowie das Andauern der Erkrankung über einen Zeitraum von mehr als einer Woche. Zu den ersten Anzeichen einer ARI gehören Halsschmerzen. Dagegen stellen Lutschpastillen zur Befeuchtung, Gurgellösungen (bei größeren Kindern) oder Rachensprays mit lokal desinfizierenden Wirkstoffen eine wirksame Option dar. Bei einer akuten Rhinitis können abschwellende und sekretionshemmende Nasensprays oder -tropfen gegeben werden. Diese sollten jedoch maximal zehn Tage lang angewendet werden, um eine Schädigung des Flimmerepithels zu vermeiden. Dampfinhalationen mit Salz helfen ebenfalls, das Atmen zu erleichtern. Allerdings dürfen diese nur unter Aufsicht erfolgen, um Verbrühungen zu vermeiden. Für Säuglinge ist eine akute Rhinitis besonders unangenehm, da unter der beeinträchtigten Nasenatmung auch die Nahrungsaufnahme leidet. Ihnen können koch- bzw. meersalzhaltige Nasensprays Linderung bringen. Sie verflüssigen das Sekret, die an der Nasenschleimhaut haftenden Keime werden somit rascher entfernt. Zudem kann Sekret mit einem Gummisauger „abgepumpt“ werden. Für zusätzliche Erleichterung empfiehlt Dr.in Sevinc Yildirim, Fachärztin für Kinder- und Jugendheilkunde in Wien, Kaltvernebler: „Diese helfen, den Atem zu befeuchten. Kaltvernebler wirken schleimlösend und sie befeuchten die Schleimhäute. Kratzen im Hals, Hustenreiz und Schnupfen werden so gelindert. “ >




Auszug aus dem Heilpflanzen-Lexikon Hilfe bei Husten und Bronchitis
Efeu:
bei Katarrhen der Luftwege; zur symptomatischen Behandlung chronisch entzündlicher Bronchialerkrankungen.
Eibischwurzel:
bei Schleimhautreizungen im Mund- und Rachenraum und damit verbundenem trockenem Reizhusten; leichten Entzündungen der Magenschleimhaut.
Isländisch Moos:
bei Schleimhautreizungen im Mund- und Rachenraum und damit verbundenem trockenem Reizhusten; gegen Appetitlosigkeit.
Kapland-Pelargonie:
bei Symptomen von Atemwegsinfektionen und banalen Erkältungen wie verstopfter oder laufender Nase, Halsschmerzen und Husten.
Spitzwegerich:
innerlich bei Katarrhen der Luftwege und entzündlichen Veränderungen der Mund- und Rachenschleimhaut; äußerlich bei Entzündungen der Haut.
Thymian:
innerlich bei Symptomen der Bronchitis und des Keuchhustens und bei Katarrhen der oberen Luftwege.


Quelle: ESCOP European Scientific Cooperative on Phytotherapy; Kooperation Phytopharmaka: arzneipflanzenlexikon.info (abgerufen am 02.08.2022). Auch die akute Bronchitis ist zumeist viral bedingt. In der Regel kommt es dabei zunächst zu unproduktivem Husten. Auswurf kommt erst später hinzu. Dieser kann schleimig-eitrig werden, was aber nicht unbedingt auf eine bakterielle Genese hinweist. Bei der obstruktiven Bronchitis kann zudem eine starke Atemnot mit dem charakteristischen Giemen hinzukommen. Ruhe und ausreichende Flüssigkeitszufuhr sind die Basis für eine gute Genesung. Eine Therapieoption stellen zudem Mukolytika dar. Allerdings sind diese vielfach erst für Kinder ab einem Alter von zwei Jahren zugelassen, da die Hustenmechanik davor für ein effizientes Abhusten physiologisch noch zu schwach ausgebildet ist. Antitussiva hemmen das Abhusten des Sekrets und sollten nur bei stark quälendem, unproduktivem Reizhusten in Erwägung gezogen werden. Kinder mit obstruktiver Bronchitis profitieren hingegen von einer Behandlung mit inhalativen Sympathomimetika. Gute Erfahrungen hat die Fachärztin zudem mit altbewährten Hausmitteln wie Topfenwickeln, Honigmilch, Rettichhonig oder Hühnersuppe.
Kraft der Pflanzen nutzen
Bei Erkältungskrankheiten können Phytopharmaka gute Dienste leisten. Die Mittel der Pflanzenheilkunde kommen sowohl bei leichteren Beschwerden als alleinige Medikation als auch adjuvant bei schwereren Erkrankungen zum Einsatz. Zwar haben phytotherapeutische Präparate eine mildere >
Wirkung als synthetische Arzneimittel, allerdings sind sie auch nebenwir-
kungsarm. Zudem haben sie eine große therapeutische Breite. Das Vertrauen von Patientinnen und Patienten – in diesem Fall das ihrer Eltern – in pflanzliche Mittel ist mittlerweile sehr groß. Bei Husten und Bronchitis eignen sich beispielsweise Präparate aus der Gruppe der Schleimstoffdrogen, die reizlindernd, antiinflammatorisch und schleimhautschützend wirken. Dazu zählen etwa Isländisch Moos, Eibisch, Malve und Spitzwegerich. Auch Saponindrogen eignen sich durch ihre schleimlösenden und -mobilisierenden sowie leicht entzündungshemmenden Eigenschaften zur Behandlung von Erkältungskrankheiten. Zu diesen gehören Efeublätter, Primelwurzel, Schlüsselblumenblüten und die Süßholzwurzel. Diese Pflanzen werden häufig in Form von Hustensaft eingesetzt. Doch nicht alles lässt sich allein mit „Flower Power“ behandeln.
Wann Antibiotika zum Einsatz kommen
Tachypnoe kann ein Anzeichen für eine Pneumonie sein. Durch einen beeinträchtigten Gasaustausch in der Lunge kommt es zu Hypoxie und Hyperkapnie. Dies versucht der Körper durch eine schnelle und flache Atmung auszugleichen. Eine Abgrenzung von der Bronchitis aufgrund der Symptomatik ist schwierig, deshalb muss diese mittels Thoraxröntgens abgeklärt werden. Bestätigt sich der Verdacht auf Lungenentzündung, kommen Antibiotika zum Einsatz. Eine antimikrobielle Therapie ist ebenso bei protrahierter Sinusitis bakterieller Genese, schweren Verläufen der Otitis media oder Pertussis indiziert. Je nach verschriebenem Antibiotikum sollten Eltern darauf hingewiesen werden, dass sie diese dem Kind nicht zusammen mit Milch geben dürfen. Einige Antibiotika-Wirkstoffe verbinden sich im Darm mit Calcium zu Molekülkomplexen. Die sind so stabil, dass sie die Darmwand nicht mehr passieren können. Die Kinderärztin empfiehlt zudem eine Begleittherapie mit Probiotika und mahnt zur „Vorsicht bei Antiemetika-Therapie bei Kindern unter drei Jahren“ .