
2 minute read
Leber in Not
Nichtalkoholische Steatohepatitis: Die Fibrosierung bestimmt primär die Prognose
Im Rahmen eines Fortbildungsabends* gab Dr.in Ina Söllradl, Abt. für Gastroenterologie & Hepatologie, Endokrinologie und Stoffwechsel, Ernährungsmedizin am Ordensklinikum Linz, ein Update zur Nichtalkoholischen Steatohepatitis (NASH), die durch eine makrovaskuläre Verfettung mit Inflammation definiert wird, nicht durch Alkohol bedingt ist und ein Fibrose-, Zirrhose- und Leberkrebsrisiko birgt. Davon abzugrenzen ist die Vorstufe Nichtalkoholische Fettleber (NAFLD), bei der über fünf Prozent der Leberzellen eine makrovaskuläre Verfettung aufweisen. Um dieser hepatischen Manifestation des Metabolischen Syndroms und ihren Auswirkungen auf die Entwicklung und Progression einer NAFLD Rechnung zu tragen, wurde im Jahr 2020 eine neue Bezeichnung vorgeschlagen – metabolisch bedingte Fettlebererkrankung (MAFLD). Immerhin 80 Prozent der NAFLD-Patientinnen und -Patienten sind adipös und 65 Prozent haben Typ-2-Diabetes – von der Normalbevölkerung sind 25 Prozent betroffen. Insbesondere der rasante Anstieg der Adipositas ist mit einer steigenden Prävalenz der NAFLD assoziiert.
Screening in der Primärversorgung
Onkologie für die Praxis 2022: TABUTHEMEN IN DER ONKOLOGIE
HYBRID-KONGRESS Fr, 14. bis Sa, 15. Oktober 2022 Energie AG Oberösterreich (Power Tower) Böhmerwaldstraße 3, 4020 Linz Anmeldung unter: www.ordensklinikum.at/ onkologie2022 Dr.in Söllradl hob hervor, dass nur Patientinnen und Patienten mit fortgeschrittener Fibrose eine erhöhte leberbezogene Mortalität aufwiesen. Primär sei somit die Fibrosierung der prognoserelevante Faktor. Um den Grad derselben zu messen, empfahl sie für die tägliche Praxis den nichtinvasiven NAFLD-FibroseScore (NFS), der online unter nafldscore. com leicht zugänglich ist. Ein Wert unter -1,455 schließt eine fortgeschrittene Fibrose mit 90 Prozent Sensitivität aus. Ein NFS > 0,676 diagnostiziert eine fortgeschrittene Fibrose mit 97 Prozent Spezifität und 67
WORKSHOP Prozent Sensitivität. für Allgemeinmediziner*innen Alternativ kann der
Anmeldung unter: Fibrosescore FIB-4 www.ordensklinikum.at/ workshop- zum Einsatz kommen. onkologie2022 Das Screening auf eine NAFLD soll in der Primärversorgung erfolgen, mit Fokus auf der Risikopopulation mit Typ-2-Diabetes, Adipositas, Metabolischem Syndrom und dergleichen. Ein Fatty-Liver-Index (FLI) – der BMI, Taillenumfang, GGT und Triglyceride umfasst – unter 30 schließt eine Fettleber mit hoher Wahrscheinlichkeit aus. Ein FLI über 60 weist auf eine NAFLD hin. Dann wird der FIB-4 oder NFS erhoben und entsprechend den Werten (siehe Leitlinie1) weiter beobachtet oder an eine Fachärztin, einen Facharzt für Gastroenterologie bzw. Hepatologie überwiesen. Auch wenn GPT/ALT wiederholt oder kontinuierlich erhöht ist, soll an Spezialisten zugewiesen werden. Unter anderem erfolgt dann eine Elastographie.

Kardiovaskuläres Risiko
Einen besonderen Zusammenhang führte Dr.in Söllradl näher aus: Die NAFLD ist mit einer höheren Prävalenz kardiovaskulärer Erkrankungen assoziiert, und zwar unabhängig von einzelnen CVDRisikofaktoren. Sie stellt ebenso einen unabhängigen Risikofaktor für das Auftreten und die Schwere einer KHK dar. Zudem ist die NAFLD mit einem erhöhten kardiovaskulären Morbiditäts- und Mortalitätsrisiko verknüpft, was die Bedeutung des Screenings und einer frühzeitigen Therapie unterstreicht. Auch besteht eine Verbindung zwischen NAFLD und dem Risiko, ein Malignom zu entwickeln, was bei Vorsorgeuntersuchungen bedacht werden sollte. Aktuell gibt es keine Medikamente, die für die Behandlung der NASH zugelassen sind. Immerhin laufen 1.075 NASH-Studien, wovon sich 123 in Phase III befinden. Eine Lebensstilmodifikation sowie die Behandlung der Grunderkrankung(en) sind somit der einzige Hebel, um die Progression nachhaltig zu stoppen bzw. zu verlangsamen.
Emanuel Munkhambwa
Referenz: 1 Aktualisierte S2k-Leitlinie nicht-alkoholische Fettlebererkrankung der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS), April 2022.
* Fortbildungsabend „Neuigkeiten aus der Gastroenterologie & Hepatologie“, 14. Juni 2022, Ordensklinikum Linz.