
3 minute read
Intelligente Vernetzung für mehr Shared Mobility
Gemeinsam unterwegs
Mit intelligenter Vernetzung zu mehr Shared Mobility
Es gibt viele Varianten, um sich umweltschonend fortzubewegen: mit dem Bus zum Bahnhof fahren, dort in den Zug steigen und das letzte Stück zum Ziel mit dem geliehenen E-Bike radeln. Oder mit dem E-Scooter zu einer CarsharingStation rollern und von dort aus ein Gemeinschaftsauto nutzen. Alles machbar, aber in der Planung und Buchung bisher viel zu umständlich und wenig verlässlich. Zwei Forschungsvorhaben an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg versuchen, diese Probleme zu lösen. Auf lokaler Ebene setzt das Projekt „Offene Mobilitätsinfrastruktur“ (OMI) an. Es soll dazu beitragen, Shared-MobilityAngebote im Rhein-Sieg-Kreis auszubauen und in einer anwenderfreundlichen App zusammenzuführen. Dabei haben die Entwickelnden vor allem den ländlichen Raum im Blick, denn hier ist die Auswahl solcher Dienstleistungen bisher zu klein. Dieses Problem ließe sich lösen, indem man zusätzlich auf Unternehmen, Vereine oder Privatpersonen zurückgreift, die Fahrzeuge oder Fahrten für eine gemeinsame Nutzung zur Verfügung stellen möchten. Aber diesen fehlt die technische Infrastruktur, um ihre Angebote im Verbund darzustellen.
Gute Lösungen für Stadt und Land
OMI richtet deshalb ein Self-Service-Portal ein, in das alle Akteure eigene Sharing- oder Mitfahrmöglichkeiten einstellen können. Die Bürgerinnen und Bürger bekommen unter anderem mit einem elektronischen Mobilitätsassistenten auf dem Smartphone Zugriff darauf. „Ziel im Endausbau des Projekts ist, dass das Handy zum digitalen Fahrzeugschlüssel wird“, erklärt Alexander Boden, Professor für Software Engineering an der H-BRS.
Das komplexe Vorhaben erfordert die Zusammenarbeit vieler Partner: Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an der Hochschule bringen ihre Erfahrung im Machine Learning (ein Teilgebiet der künstlichen Intelligenz) ein, die Universität Siegen begleitet die Nutzerforschung im Feld und die Start-up-Unternehmen Reboot Mobility und open.INC bringen ihre Entwicklungskompetenz in das
Projekt ein. Genossenschaften wie Vianova.Coop und Car&RideSharing Overath steuern ihre Praxiserfahrungen von Shared Mobility in ländlichen Regionen bei. Die Städte Sankt Augustin, Hennef und Troisdorf unterstützen das Projekt als Modellregionen, und schließlich gilt es für sorglose, vernetzte Mobilität auch noch Versicherungsfragen zu klären, um die sich die Provinzial-Versicherung kümmert.
Während es im ländlichen Raum an Shared Mobility mangelt, müssen Großstädte ganz andere Herausforderungen meistern: Das breite Angebot führt teilweise zu Chaos und Ärgernis. „Es reicht nicht, einfach Fahrräder oder Roller in Städten abzustellen“, sagt Alexander Boden. „Die Vielzahl solcher Sharing-Möglichkeiten muss sinnvoll in die Mobilitätsinfrastruktur vor Ort integriert und an den lokalen Bedarfen ausgerichtet werden.“ Dieser Aufgabe widmet sich das Projekt „Mobility Intelligence as a Service – Entwicklung einer europäischen Open-Source-Plattform zur Entscheidungsfindung mit Mobilitätsdaten“ (MIAAS).
Mehr Übersicht und Steuerung
Hier arbeitet die H-BRS als Projektleitung zusammen mit der Universität zu Köln, den Kölner Verkehrs-Betrieben, den Stadtwerken Bonn sowie den beiden Technologie-Unternehmen highQ Computerlösungen und SI-Automation. Das gemeinsame Ziel ist, die Mobilitätsdaten vorhandener Angebote zu sammeln und mithilfe entsprechender Infrastruktur und Schnittstellen so aufzubereiten, dass eine bessere Planung möglich wird. Die Forschenden an der H-BRS nutzen dazu künstliche Intelligenz (KI): Sie erkennt Muster in gesammelten Daten, wie zum Beispiel den Abstellpunkten von E-Scootern. Auf dieser Basis erstellt die KI eine Prognose für den zukünftigen Bedarf an Fahrzeugen.
Eine weitere Aufgabe der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ist die nutzerfreundliche Aufbereitung der Daten. Dabei hilft ein sogenanntes Dashboard, also eine Übersichtsseite, Informationen über bevorzugte Nutzungszeiten und grobe Bewegungsmuster von E-Scootern oder Leihfahrrädern zu visualisieren. Das erlaubt den Planern einerseits eine bessere Abstimmung von Shared Mobility auf den öffentlichen Nahverkehr. Andererseits erleichtert das Dashboard die bessere Regulierung, zum Beispiel bei einem Überangebot oder unerwünschtem Abstellen auf Fußgängerwegen. Die zu diesem Zweck entwickelte Software wird zum Abschluss des Projekts inklusive Leitfaden als Open-Source-Projekt für alle Interessenten zur Verfügung gestellt, etwa für städtische Verkehrsplaner, Mobilitätsmanager, Verkehrsbetriebe oder kommerzielle Anbieter von Leihfahrzeugen.
Mehr zu SUPRA: www.interaktive-technologien.de/projekte/omi www.projekt-omi.de https://miaas.de