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Im Test: Mikrobenfeindliche Oberflächen in der ISS
Bitte nicht putzen
Hochschule forscht im Weltall: Astronauten testen mikrobenfeindliche Oberflächen in der ISS
Der promovierte Materialwissenschaftler Matthias Maurer mit einem der fünf Touch Arrays des Forschungsprojektes „Touching Surfaces“ auf der ISS Bakterien, Keime, Mikroben – sie sind überall, wo Menschen sind. Auch im Weltall. An Bord einer Raumstation können sie schädlich sein. Sowohl für die Gesundheit der Astronautinnen und Astronauten als auch für Materialien an Bord, die angegriffen werden. Deshalb haben Forschende mit Lasertechnologie Oberflächenstrukturen so verändert, dass sich Kleinstlebewesen darauf möglichst unwohl fühlen.
„Touching Surfaces“ heißt das gemeinsame Forschungsprojekt der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), der Universität des Saarlandes und des University College London. Geleitet wird es von Ralf Möller, Arbeitsgruppenleiter am DLRInstitut für Luft- und Raumfahrtmedizin und Professor am Fachbereich Angewandte Naturwissenschaften der Hochschule. Nach Jahren der Entwicklungsarbeit im Labor ist das Experiment nun im August 2021 ins Weltall gestartet. Anfassen erwünscht
Der Raumtransporter Dragon brachte insgesamt fünf sogenannte Touch Arrays zur Internationalen Raumstation ISS. Diese Flächen bestehen aus Kupfer, Messing und Stahl mit unterschiedlicher Oberflächenbeschaffenheit. An Bord werden sie an verschiedenen Stellen angebracht und von Astronaut Matthias Maurer jede Woche einmal berührt – genau 15 Wochen lang.
Wenn die Testfelder zur Erde zurückreisen, nehmen sie Mikroorganismen mit. „So können wir erstens herausfinden, welche Arten von Mikroorganismen sich unter Weltraumbedingungen auf den Oberflächen festsetzen“, erklärt Ralf Möller. Das zweite Ergebnis, dem er entgegenfiebert, ist die Wirksamkeit der laserstrukturierten Oberflächen im Weltraum im Vergleich zur Erde. Diese Auswertungen werden 2022 unter anderem im Microbiome Center der H-BRS stattfinden.
Die Ergebnisse der Grundlagenforschung haben nicht nur Bedeutung für die Raumfahrt. Auch auf der Erde können antimikrobielle Oberflächen zu einem hygienischeren Zusammenleben beitragen: in öffentlichen Verkehrsmitteln, in Krankenhäusern oder an Türgriffen in Gebäuden mit viel Publikumsverkehr. Touch Arrays in der Prüfung findet man zurzeit deshalb nicht nur auf der ISS, sondern auch im Universitätsklinikum Köln und an elf Schulen in ganz Deutschland. Es geht also nicht nur um den bemannten Flug ins All, sagt Ralf Möller: „Unser Ziel ist es, insgesamt einen Beitrag zur Bekämpfung von problematischen, also beispielsweise multiresistenten Keimen zu leisten.“