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Biometrie-Evaluations-Zentrum: Keine Chance für Betrüger

Keine Chance für Betrüger

Biometrie-Evaluations-Zentrum eröffnet: Hochschule und Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik prüfen und forschen Hand in Hand

Mit Gesicht oder Fingerabdruck können wir sehr einfach unsere Identität nachweisen. Auch Maschinen sind in der Lage, diese biometrischen Daten zu überprüfen: bei der elektronischen Ausweiskontrolle am Flughafen oder beim Bezahlen per Smartphone. „Die Verwendung der Biometrie hat stetig zugenommen“, sagt Norbert Jung, Direktor des Instituts für Sicherheitsforschung (ISF) an der H-BRS. „Und damit natürlich auch die Attraktivität, die Biometrie zu überlisten. Deshalb ist es wichtig, in der Forschung immer wieder neue Systeme zu entwickeln und vorhandene zu verbessern.“ Das geschieht an der Hochschule bereits seit 2008 und nun forciert im 2021 auf dem Campus Sankt Augustin eröffneten Biometrie-Evaluations-Zentrum (BEZ). Es wird gemeinsam vom ISF und dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) betrieben.

Der Name ist Programm: Der K13-Aufnahmestand zur Gesichtsbiometrie besteht aus 13 Kameras, die gleichzeitig eine Aufnahme auslösen können

V.l.: BSI-Präsident Arne Schönbohm und H-BRS-Präsident Hartmut Ihne im Gespräch mit der Presse zur Eröffnung des BEZ im November 2021

Ob neue Sensoren zum Einsatz kommen oder die Software verbessert wird: Eine Veränderung an einem biometrischen System muss immer wieder neu mit möglichst vielen Menschen und möglichst umfangreichen Angriffstests überprüft werden. Je höher die Sicherheitsanforderungen, desto umfangreicher die Tests. Für Sicherheitsbehörden und Forschungsinstitute war das bei der Entwicklung bisher ein Hemmschuh, denn es gab kaum Möglichkeiten für solche Auswertungen. Mit dem Betrieb des BEZ hat sich das geändert. Hier finden sowohl ein regelmäßiger Prüfbetrieb als auch angewandte Forschung statt.

Im BEZ stehen zum Beispiel mehrere E-Gates, wie sie an Flughäfen zum Einsatz kommen. Im Normalfall lesen die Geräte den Reisepass digital aus und vergleichen das biometrische Passbild sekundenschnell mit einem Kamerabild des Besitzers. Die Forschenden testen mit den Geräten Technologien zur Fälschungserkennung. Zum Beispiel einen Sensor, der zuverlässig erkennen soll, ob er die Haut eines Gesichts vor sich hat oder eine täuschend echt aussehende Maske. Oder sie überprüfen an neuen 3-D-Kameras, ob sie sich zur fälschungssicheren Verifikation von Gesichtern eignen. Forschung mit hoheitlichem Auftrag

Die Forschenden tragen eine große Verantwortung. „Hoheitliche Systeme bedürfen einer intensiven Überprüfung und Absicherung. Sie müssen höchsten Standards gerecht werden“, sagt Arne Schönbohm, Präsident des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik. Umso wichtiger sei es, dass im BEZ Forschung und Praxis zusammengebracht werden: „Die wissenschaftliche Exzellenz der H-BRS trifft hier auf die Experten der CyberSicherheitsbehörde des Bundes, die die vielfältigen Anforderungen deutscher, europäischer und internationaler Behörden und Partner im Blick haben.“ Das gemeinsame Ziel ist, das BEZ als unabhängige Instanz für Anwender, Hersteller und Zertifizierer zu etablieren. Auszeichnung vom Bundesforschungsministerium

„3D-Finger“, ein Teilbereich der Forschung am BiometrieEvaluations-Zentrum, wurde im April 2021 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung zum Projekt des Monats gewählt. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler arbeiten hier an einem Gerät, das dreidimensionale Fingerabdrücke aufnehmen kann. Weil es dabei auch tieferliegende Hautstrukturen registriert, zum Beispiel erkennt, ob Schweißdrüsen vorhanden sind oder nicht, können Betrüger die Technik nicht mehr mit dünnen Kunststoffüberzügen überlisten, die eine fremde Fingerkuppe vortäuschen. In weniger als zwei Sekunden analysiert das Gerät dazu eine Datenmenge, die mit einem 90-minütigen Spielfilm auf einer DVD vergleichbar ist.

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