DRAUSSEN - Das Magazin der Grün Berlin Gruppe

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DRAUSSEN DAS MAGAZIN DER GRÜN BERLIN GRUPPE SOMMER 2017

NE UE PE RSP E KT IV EN FÜR B ER L IN ! WI E DIE I G A 2 0 1 7 DI E S TA D T V E R Ä N D E R N WIR D

MY T H O S S P R E E PA R K

KUNST IM SCHLOSS

BAHNBRECHENDE NATUR

UNBEKANNTE EINBLICKE VON GANZ FRÜHER BIS HEUTE

WIE IN BIESDORF EINE KUNSTINSTITUTION ENTSTEHT

NEUE AUSSTELLUNG IM NATUR-PARK SCHÖNE­ BERGER SÜDGELÄNDE


Unser Mehr fĂźr Berlin: Wir schaffen Raum zum Leben.

Berlin g Quartie estalten, re entw ickeln, Nachba pflegen rschaft . Das m degew acht o.

mehr-stadt-mehr-leben.de


Liebe Leserinnen und Leser,

Titelfoto: Dominik Butzmann; Foto: Thomas Uhlemann / pressefoto-uhlemann.de

in Berlin ist es im Sommer draußen bekanntlich am schönsten. Mit unserem neuen Magazin DRAUSSEN möchten wir Sie einladen, neue Orte in Berlin zu entdecken. Dazu liefern wir Bilder und Hintergrundinformationen, die den Blick für unsere Parkanlagen und die Infrastrukturprojekte der Grün Berlin Gruppe schärfen. Schwerpunktthema in diesem Heft ist die Internationale Gartenausstellung Berlin 2017 (kurz IGA) in Marzahn-Hellersdorf. Mit der Erweiterung der Gärten der Welt und der Neugestaltung des Kienbergs wurde hier ein neuer Erholungsraum geschaffen, der den Bezirk aus der Peripherie stärker ins Zentrum rückt und gleichzeitig Sichtweisen verändert. Wir stellen Ihnen neben den Highlights der IGA Berlin 2017 auch die Arbeit der Volunteers vor, zeigen den perfekten Tag für Familien auf dem IGA-Gelände und sagen Ihnen, warum Marzahn-Hellersdorf der ideale Standort für die IGA ist. „Bahnbrechende Natur“ präsentieren wir im Natur-Park Schöneberger Südgelände in einer neuen Ausstellung mit 30 Schautafeln, und die Historie des Spreeparks haben wir mit einer 128-seitigen Expertise aufgearbeitet, die neue Ein- und Ansichten aus der 1000-jährigen Geschichte des Spreepark-Areals liefert.

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Mit rund 12.000 Besucherinnen und Besuchern ist die Veranstaltung „Feuerblumen und Klassik Open Air“ im Britzer Garten jedes Jahr ein Highlight in unserem Programmkalender. Gemeinsam mit den Pyro-Technikern werfen wir einen Blick hinter die Kulissen des musiksynchronen Abschlussfeuerwerks. Wenn Sie vielleicht häufiger Alt-Biesdorf Ecke Blumberger Damm im Stau stehen, nehmen Sie sich doch mal die Zeit, um einen Blick hinter die Mauern von Schloss Biesdorf zu werfen. Dort erwartet Sie mit dem 2016 eröffneten Zentrum für Kunst im öffentlichen Raum eine neue Kunstinstitution mit überregionalem Charakter und eine überraschende neue Ausstellung. Zum Abschluss nehmen wir Sie bei einem Wildkräuterspaziergang durch den preisgekrönten Botanischen Volkspark Blankenfelde-Pankow mit auf eine Entdeckungsreise für Ihre Geschmacksnerven. Weitere Informationen zu aktuellen Veranstaltungen und Projekten der Grün Berlin Gruppe erhalten Sie natürlich auch online unter www.gruen-berlin.de. Wir sehen uns draußen, Ihr Grün Berlin-Team

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Inhalt V E R STE HE N

S. 03

E DITORIA L

– Die Open-Air-Ausstellung „Bahnbrechende Natur“

S. 06

– Kurzmeldungen aus den Parks

S. 08

– Grün Berlin Geschäftsführer Schmidt im Interview

S. 10

– Grün Berlin in Zahlen

S. 12

– Im Osten was Neues

S. 14

– Die Highlights der IGA Berlin im Überblick

S. 16

– „Wir sind hier genau richtig“: Katharina Lohmann und Christoph Schmidt im Gespräch

S. 20

– Die gute Seele der IGA: Protokoll eines Volunteers

S. 22

– Auf ins Abenteuerland! Mit Kindern auf die IGA

S. 24

– Exklusive Fotos des geschichtsträchtigen Geländes

S. 28

– Soul-Sängerin Joy Denalane über ihre Kindheit am Gleisdreieck

S. 34

BRITZE R GA RTE N

– Wie malt ein Pyro-Techniker „Feuerblumen“ an den Himmel? Ein Blick hinter die Kulissen

S. 36

ZKR SCH LOSS BIE SDORF

– Das klassizistische Kleinod entwickelt sich zur Kunstinstitution mit überregionalem Charakter

S. 40

– Kann man das essen? Ein Wildkräuterspaziergang durch den einst größten Schulgarten Berlins

S. 46

– Worauf wir uns freuen

S. 50

NATU R-PA RK S C HÖNE BE RGE R SÜ DGE LÄ NDE PA RKPA NORA MA WIR Ü BE R U NS

E R L E BE N TITE LTH E MA : IGA BE RLIN 2 0 1 7

E N TD E CK E N SPRE E PA RK PA RK A M GLE ISDRE IE CK

B OTA NISCH E R VOLKSPA RK BLA NKE NF E LDE -PA NKOW A U SBLICK

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Förderkreis „Freunde des Britzer Gartens e.V.“

I M P R E SSUM

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HERAUSGEBER Grün Berlin GmbH, Columbiadamm 10, Turm 7, 12101 Berlin, Tel. +49 30 700906-0, info@gruen-berlin.de, USt-IdNr: 136 782 779 HRB: 15772 Amtsgericht Charlottenburg Projektleitung: Sven Alex (V.i.S.d.P.) Geschäftsführung: Christoph Schmidt PRODUKTION GCM Go City Media GmbH Paul-Lincke-Ufer 42/43, 10999 Berlin www.gcmberlin.de, Tel: +49 30 695 665 50 Geschäftsführung: Robert Rischke, Stefan Tillmann REDAKTION Julia Schoon (Projektleitung), Stefan Tillmann BILDREDAKTION Dorit Loock, F. Anthea Schaap LAYOUT Oliver Mezger (Art Direction), Franziska Schriefer ANZEIGEN Robert Rischke (Ltg.), Valérie Wesp, Juliane Naßhan-Kunert, Tel.: -904, Fax -999, anzeigen@gcmberlin.de DRUCK FSCLOGO sw quer Möller Druck und Verlag GmbH, Ahrensfelde bei Berlin

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Bahnbrechende Natur

VE R S TEHEN NATUR-PARK SC H Ö N E BE RG E R SÜ DG E L Ä ND E

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NAT UR - PA R K S C H Ö NE B E R G E R S ÜD G E L Ä ND E VE R S T E H E N

Foto: Holger Koppatsch

Auf 30 Schautafeln und mit detailstarken Fotos erzählt die Ausstellung „Bahnbrechende Natur“ die ungewöhnliche Geschichte des Natur-Parks Schöneberger Südgelände: seine Vergangenheit als Bahngelände, wie der Ort in Vergessenheit geriet – und schließlich von einer Bürgerinitiative als artenreiches Biotop wiederentdeckt und verteidigt wurde. Außerdem beschreibt die Ausstellung die beeindruckende Vielfalt an Tierund Pflanzenarten, die auf dem Gelände ihren Lebensraum gefunden haben. „Bahnbrechende Natur“ ist ein gemeinsames Projekt der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz und der Grün Berlin GmbH und konnte dank der finanziellen Unterstützung der Allianz Umweltstiftung verwirklicht werden. Die Ausstellung ist ab sofort während der Öffnungszeiten des Parks zu sehen.

i S-Bahnhof Priesterweg (südlicher Ausgang), 12157 Berlin, täglich ab 9 Uhr bis zum Einbruch der Dunkelheit, Eintritt (Parkschein-Automat) 1 € pro Person (ab 14 Jahren)

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VE R S TEHEN PARKPAN O RAMA

Neues aus den Parks

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Aus alt mach neu und aus schön noch schöner: Schauen Sie doch mal vorbei!

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1 NATUR-PARK SCHÖNEBERGER

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SÜDGELÄNDE

2 BRITZER GARTEN

SCHÖNER EINTRETEN

ROSEN-PATEN GESUCHT

Ganz im Norden des Natur-Parks lädt eine nagelneue Treppenanlage zum Betreten des Schöneberger Südgeländes ein. Sie ersetzt den in die Jahre gekommenen Aufgang zum Mulchweg. Eine geräumige Plattform verbindet jetzt die Stufen mit dem erhöht verlaufenden Weg im einstigen Gleisbett und trägt den stetig wachsenden Besucherzahlen Rechnung. Auf dieser Seite des Parks kommen Parkgäste vor allem vom Bahnhof Südkreuz und aus dem nahe gelegenen Schöneberger Wohngebiet „Rote Insel“ in den Natur-Park. Viele von ihnen sind Radfahrer und Skater, die den Asphaltweg im parallel verlaufenden HansBaluschek Park nutzen.

Damit der Rosengarten noch schöner wird, hat sich der Förderkreis „Freunde des Britzer Garten e.V.“ etwas ausgedacht: Ab sofort können Blumenfreunde eine fünfjährige Patenschaft für ein Rosenbeet oder einen Rosenbogen übernehmen. Die Spendenbeiträge liegen bei 200 € im ersten Jahr und je 50 € in den vier Folgejahren für ein kleines Beet; für ein großes Beet sind es 300 € bzw. 75 €; für einen Rosenbogen 600 € im ersten und 125 € in den vier Folgejahren. Genauere Auskünfte erteilen gerne die Initiatoren: Freunde.BritzerGarten@gmx.de.

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Fotos: Grün Berlin GmbH

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PA R K PA NO R A M A VE R S T E H E N

3 BOTANISCHER VOLKSPARK BLANKENFELDE-PANKOW

PREISGEKRÖNT Die Jury des Deutschen LandschaftsarchitekturPreises 2017 hat den Botanischen Volkspark und das Büro Fugmann Janotta und Partner, Berlin, in der Kategorie „Naturschutz und Landschaftserleben“ ausgezeichnet. Die Anerkennung gilt gleichermaßen dem Park wie auch dem Büro der Landschaftsarchitekten, die das Konzept erstellt und behutsam umgesetzt haben, um damit die anspruchsvolle Balance zwischen Gestaltung, Naturschutz und Umweltbildung zu ermöglichen. Am 29.9.2017 werden die prämierten Arbeiten im Rahmen einer Festveranstaltung in Berlin der Öffentlichkeit vorgestellt. Ort und Zeit werden noch auf www.botanischer-volkspark-pankow.de bekannt gegeben.

4 TEMPELHOFER FELD

LIEBE ZUM DETAIL Fotos: Philip Winkelmeier; Grün Berlin GmbH (2)

So weitläufig das Tempelhofer Feld mit seinen 300 Hektar Fläche auch ist: Der Blick fürs Detail geht hier nicht verloren. Das zeigt sich gerade wieder am Beispiel der historischen Feuerwehrhydranten, die an die wechselvolle Geschichte des einstigen Flughafengeländes erinnern. Nach einigem Suchen gelang es dem Parkmanagement, den Originalhersteller auf der Schwäbischen Alb ausfindig zu machen. So konnten die gusseisernen Hydranten entrostet, mit neuen Dichtungen versehen und nach historischem Vorbild farbbeschichtet werden, um dann im Notfall wieder Löschwasser für die Berliner Feuerwehr zu liefern.

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VE R S TEHEN GRÜN BE RL IN G MBH

»Wir fühlen uns dem Gemeinwohl verpflichtet« Ein Gespräch mit Christoph Schmidt, Geschäftsführer der Grün Berlin GmbH, über die Entwicklung neuer Freiräume, Bürgerbeteiligung und Kunst im Spreepark IN TE RVIE W E VA A P R A KU

Die Grün Berlin Gruppe betreibt eingeführte, beliebte Parks und Gärten sowie öffentliche Freiräume. Die Gesellschaft baut aber auch für das Land Berlin Grünanlagen, Infrastrukturprojekte und Plätze. Welches sind dabei Ihre Aufgaben? All diese Flächen sind gesamtstädtisch wichtig. In der Regel sind wir während der Entwicklung Bauherr. Oft entscheidet der Senat dann, dass wir die

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Und wie gestalten Sie das Angebot? Jeder Park sollte für sich eine Alleinstellung behaupten. Wie ein Ort bespielt wird, hängt dabei immer von seinem Charakter, der Umgebung und den Anwohnerinnen und Anwohnern ab. Da ist zum einen die Ausrichtung im Sinne der Infrastruktur wie etwa Spielplätze und Sportangebote. Das andere ist das veranstaltungsbezogene Segment: Umweltbildung, kulturelle Veranstaltungen. Der Botanische Volkspark beispielsweise hat einen Schwerpunkt im Bereich Gesundheit, Kontemplation, aber auch das Thema Selbermachen ist wichtig: Gärtnern, eigene Nahrung herstellen, umweltbezogene

Aspekte. Diese Angebote entwickeln wir ständig weiter. Sie haben gerade die Gärten der Welt für die IGA Berlin 2017 weiterentwickelt. Arbeiten Sie schon wieder an neuen Projekten? Wir kümmern uns derzeit intensiv um den Spreepark im Plänterwald: Hier soll ein Kunstpark entstehen. Daran arbeiten wir mit interdisziplinären Teams aus Szenografie, Kunst, Architektur, Ingenieurwissenschaften. Das wird eine für Berlin sehr wichtige Aufgabe, denn der Kunstbereich ist hier unter Druck geraten. Es gibt eine große Verdrängung, immer weniger Künstlerateliers. Viele verbinden mit dem Spreepark persönliche Erinnerungen. Werden sie das Areal noch wiedererkennen? Natürlich wollen wir daran anknüpfen, dass der Spreepark einst ein Vergnü-

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Fotos: Dominik Butzmann; Christo Libuda / Lichtschwärmer; Grün Berlin GmbH (v.l.n.r.)

Fläche auch weiter managen. Wir sind eine Service-Gesellschaft des Landes und möchten natürlich in der gesamten Bandbreite dort unterstützen, wo unsere Unterstützung gefragt ist.


G R ÜN B E R L I N G M B H VE R S T E H E N

Ein Vorbild: der Park am Gleisdreieck

»Jeder Park sollte eine Alleinstellung haben« gungspark war. Die noch vorhandenen Gebäude werden wir auch nicht einfach abreißen, sondern genau gucken, was von der vorhandenen Szenografie in einem anderen Kontext in die Zukunft geführt werden kann. Das Riesenrad wollen wir in jedem Fall wieder nutzbar machen. Und im einstigen Ausflugslokal „Eierhäuschen“ wird es wieder Gastronomie geben sowie ein Artist-in-Residence-Programm. Um Parks und andere öffentliche Freiräume wird oft heftig gestritten. Welche Dialogmöglichkeiten bieten Sie im Spreepark an?

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Ein Klassiker: der Britzer Garten in Neukölln

Wir bieten verschiedene Dialog-, Informations- und Beteiligungsformate an, über die wir in der Presse und im Internet informieren. So gab es bisher sehr gut besuchte Informationsveranstaltungen und Werkstattgespräche zu einzelnen Themen wie Verkehr, Naturschutz, Kunst im Park u.ä. Ende des Jahres wollen wir das Rahmenkonzept für die weitere Entwicklung des Spreeparks vorstellen. Welche Spielregeln gelten denn bei Dialogverfahren? Das ist sehr komplex. Das eine ist: Je mehr Menschen zusammenkommen, desto deutlicher müssen die Regeln ausfallen. Zum anderen geht es darum, in der Breite der Bevölkerung ein hohes Maß an Identifikation für den Raum zu erzeugen. Das gelingt zum Beispiel dadurch, dass wir bereits in der Planung die Interessengruppen möglichst breit beteiligen.

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Bei schönem Wetter sieht man auf dem Tempelhofer Feld jede Menge Menschen mit Grill. Viele lassen ihren Müll später einfach liegen. Grillen ist für viele eine Hauptattraktion. An schönen Tagen müssen wir vier bis fünf LKW-Ladungen Müll abtransportieren. Diese Müllproblematik gibt es leider überall in Grünanlagen und im öffentlichen Raum. Wir müssen lernen, pfleglicher mit dem urbanen, öffentlichen Raum umzugehen. Wie könnte man das machen? Öffentliche Räume wollen gemanagt werden, uns geht es dabei immer um das Gemeinwohl. Es reicht nicht, wenn man sagt: Das wird schon irgendwie laufen. Heute bedarf es professioneller Managementstrukturen, um den öffentlichen Raum zu entwickeln und das Gemeinwohl zu schützen.

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VE R S TEHEN GRÜN BE RL IN G MBH

Grün Berlin in Zahlen

1.

Berlins Kabinenseilbahn

Über

200

Über realisierte und vielfach preisgekrönte Projekte

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3,

100

Über bewirtschaftete Gebäude, von der Flugzeugbaracke bis zum Schloss

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G R ÜN B E R L I N G M B H VE R S T E H E N

60

Mio. Euro Umsatz pro Jahr

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Mio. Parkbesuche in 2016 – Tendenz steigend

700 Mehr als

Hektar Parkflächen

Illustrationen: Franziska Schriefer

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Skater-Anlagen

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Foto: Dominik Butzmann

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Im Osten was Neues Inmitten einer der größten Plattenbausiedlungen Europas zeigt die IGA Berlin 2017 der Welt, wie erfolgreiche Stadtentwicklung in Randlagen funktionieren kann. Noch bis zum 15. Oktober lässt sich auf dem Gelände ein Festival schönster internationaler Gartenkunst mit vielseitigem Veranstaltungsprogramm erleben. Die spektakulären IGA-Bauten – vom Wolkenhain (Foto) oben auf dem Kienberg, über Seilbahn und Bobbahn bis hin zu den Spiellandschaften und Gartenkabinetten – bleiben Marzahn und seinen Besuchern jedoch auch darüber hinaus erhalten


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Bus 195 Blumberger Damm/ Eisenacher Straße

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Bus X 69 Blumberger Damm/ Gärten der Welt

Nebeneingang Entrance Eisenacher Straße

Bus 195 Eisenacher Straße/ Gärten der Welt

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Haupteingang Main entrance Gärten der Welt

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Pleasureground

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Ausgang Süd

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Wuhleteich

BESUCHERZENTRUM Der moderne Begegnungs-, Tagungs- und Informationsort mit angegliederter Gastronomie empfängt Gäste in den „Gärten der Welt“. 1

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IGA-SEILBAHN Einen Blick auf die IGA aus der Vogelperspektive ermöglicht die 1500 Meter lange Seilbahnfahrt. Es gibt drei Stationen: am Eingang Kienbergpark, auf dem 102 Meter hohen Kienberg und am Blumberger Damm.

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Märkischer Platz

Bus 197 Hellersdorfer Straße/ Gärten der Welt Kienberg Gärten der Welt

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Karte: IGA Berlin 2017

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Die wichtigsten Orte der IGA

Haupteingang Main entrance Kienbergpark

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Wuhlesteg

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KIENBERG & WOLKENHAIN Das neue Aussichtsbauwerk Wolkenhain thront als weithin sichtbares Wahrzeichen über den Baumwipfeln des Kienbergs und bietet einen spektakulären Fernblick. Zugang über Treppen sowie barrierefrei per Aufzug 4

IGA-CAMPUS In Workshops können Kinder hier Natur und Umwelt ganz spielerisch entdecken. Mehr in unserer Familiengeschichte auf S. 25

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IGA BERLIN 2017 ERLEBEN

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WASSERSPIELPLATZ Inspiriert von Kinderbuchautor Erich Kästner ist hier eine phantastische Wasser-Spiellandschaft entstanden. Mehr auf S. 24 NATUR-BOBBAHN Rodeln Sie mit bis zu 40 km/h den Kienberg hinab – 360-Grad-Panoramablick inklusive! Mehr auf S. 26 6

ARENA Das Amphitheater bietet Platz für bis zu 5.000 Zuschauer und eine Open-Air-Bühne für hochkarätige Veranstaltungen wie z.B. Max Giesinger und Band (12.8.), „Elvis - Das Musical“ (16.8.) oder die von Christoph Hagel inszenierte „Carmina Burana“ (16.+17.9.). Alle Termine auf www.iga-berlin-2017.de/veranstaltungskalender GÄRTEN DER WELT Im Zuge der IGA wurden die „Gärten der Welt“ in der Fläche auf 40 Hektar verdoppelt und viele international anerkannte Attraktionen und neue Angebote geschaffen.

Das thailändische Gartenkabinett führt Besucherinnen und Besucher in einen poetischen „Garten des Geistes“

Fotos: Frank Sperling; Thomas Uhlemann / pressefoto-uhlemann.de

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Foto: Frank Sperling

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Die großen, hochkarätigen Veranstaltungen finden im Amphitheater Arena statt

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TROPENHALLE & BALINESISCHER GARTEN Der 2003 eröffnete Balinesische Garten wurde zur IGA erweitert, das in den 1990er-Jahren errichtete Gewächshaus in eine energieeffiziente, 200 Quadratmeter große Tropenhalle umgebaut. 10

BLUMENHALLE Ein „MEHR aus Farben“ bietet das temporäre Ausstellungsgebäude mit wechselnden Blumenschauen auf über 3.500 Quadratmetern. 11

ENGLISCHER GARTEN Als 10. Themengarten ergänzt dieses traditionelle britische Landschaftskunstwerk die bisherigen „Gärten der Welt“. 12

WUHLESTEG Der Steg aus Cortenstahl quert das Wuhletal mit seiner schützenswerten Vegetation und Fauna in bis zu acht Metern Höhe; er beginnt im Bereich Kienbergpark und endet an der Seeterrasse des Umweltbildungszentrums. 13

KUNSTWERKE AUF DER IGA Wie wandelt sich Stadt an ihren Rändern? Was prägt unsere Wahrnehmung von Landschaft? Wie klingt eigentlich Grün? Inspirierende Antworten bieten die internationalen IGA-Kunstbeiträge. Kunst auf der IGA: „Reflecting Gardens“ von Jeppe Hein

i Noch bis 15. Oktober 2017 tägl. von 9 Uhr bis Einbruch der Dunkelheit geöffnet (Kassenschluss 19 Uhr, Einlass bis 20 Uhr). Bei Veranstaltungen können andere Öffnungszeiten gelten. Eintritt: Tageskarte/ Dauerkarte: 20/90 €, ermäßigt 18/80 €, Jugendliche (7–17 J.) 5/20 €, Abendkarte (So–Do ab 17 Uhr) 10/45 €, bei Vorlage der Grün Berlin GmbH Jahreskarte kostet eine IGA Dauerkarte 50 €. Weitere Informationen unter www.iga-berlin-2017.de oder Tel. 01801 442 2017 (0,04 €/ min dt. Festnetz, höchstens 0,42 €/min dt. Mobilfunknetz)

INTERNATIONALE GARTENKABINETTE Renommierte Landschaftsgestalter aus fünf Kontinenten haben mit ihren Entwürfen die „Gärten der Welt“ weiterentwickelt und schlagen damit eine Brücke zwischen Tradition und Zukunft internationaler Gartenkunst. 9

Seilbahnstation Ropeway station Wolkenhain Wolkenhain 120 m

Kienberg 102 m

Seilbahnstation Ropeway station Gärten der Welt

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Seilbahnstation Ropeway station Kienbergpark

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Foto: Frank Sperling

Wolkenhain


#IGA2017 Booklet weg? Dann geht´s hier entlang zum vollen Programm

iga-berlin-2017.de/veranstaltungskalender

www.iga-berlin-2017.de


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»Wir sind hier genau richtig« Katharina Lohmann und Christoph Schmidt, die Geschäftsleitung der IGA Berlin 2017 GmbH, über den Standort Marzahn-Hellersdorf, Imagekorrekturen und neues grünes Leben an den Stadträndern

Im Jahr 2010 war klar: Die nächste Internationale Gartenausstellung wird in Berlin stattfinden. Aber der angedachte Standort war zunächst nicht Marzahn-Hellersdorf, sondern ein anderer. Katharina Lohmann: Ja, das ist richtig. Das Land Berlin hatte sich seinerzeit mit einem Konzept für das Tempelhofer Feld beworben, also mit einer Fläche mitten in der Stadt und entsprechend starker Verbindung Richtung Stadtgesellschaft. Der Senat hat dann beschlossen, dieses Konzept dort nicht mehr umsetzen zu wollen. Damit sah es zunächst so aus, als sei die IGA in Berlin erledigt. Katharina Lohmann: Zunächst ja, das Projekt war tot. Christoph Schmidt: Wir hatten drei Monate Zeit, um alles umzustellen, Machbarkeiten zu prüfen, Wirtschaftlichkeiten zu berechnen. Und insbesondere die Stakeholder in der Politik zu überzeugen. Es gab in dieser kurzen Zeit nur eine einzige Chance. Und die haben wir verbunden mit diesem Standort. Katharina Lohmann: Der damalige Berliner Senat hat die Idee dann mit Interesse aufgenommen.

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Wie ging es dann weiter? In wessen Händen lag die Entwicklung der IGA? Christoph Schmidt: Das Gartenausstellungskonzept kommt direkt aus unserem Hause, das haben wir nicht als Fremdauftrag rausgegeben. Weil wir als Grün Berlin GmbH hier in der Verantwortung stehen, haben wir sofort die Zeit danach mitbetrachten können und das Konzept nicht nur in Hinblick auf 2017 gesehen. Das war eine unglaubliche, hervorragende Synergie.

Katharina Lohmann und Christoph Schmidt, Geschäftsleitung der IGA Berlin 2017 GmbH

Statt ins Stadtzentrum ging es auf einmal in die Randlage. Da musste ganz neu und anders geplant werden. Christoph Schmidt: Die Stadt entwickelt sich, und diese Entwicklung im Sinne von Bevölkerungszuwachs hat deutli-

che Auswirkungen auf die Ränder der Metropole. Darum müssen wir uns kümmern und deswegen sind wir hier in Marzahn-Hellersdorf genau richtig. Katharina Lohmann: Und genau dieser Standort unterscheidet uns sehr von anderen Bundesgartenschauen: Wir bauen nicht auf dem freien Feld, sondern auf einem international renommierten Parkgelände, den Gärten der Welt, sowie dem Kienbergareal auf. Wir beginnen also nicht bei Null. Dafür werden neue Architekturen, Attraktionen und die Verdoppelung des Kerngeländes eingebracht. Und natürlich ein neuer Volkspark, der KienbergPark. Dazu kommt neue Infrastruktur, wie der durch die BVG umgestaltete U-Bahnhof „Kienberg (Gärten der Welt)“. Und natürlich mit Brücke und Seilbahn die verbindenden Elemente zwischen den zwei Stadtteilen Marzahn und Hellersdorf. Das sollte es ja immer schon geben und jetzt kommt es hier zusammen – das ist doch toll! Wie war der Start in Marzahn-Hellersdorf, wie wurden Sie aufgenommen? Katharina Lohmann: Es war ein gutes Gefühl, nach Marzahn-Hellersdorf zu kommen. Als erstes haben wir Bürger-

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Foto: Dominik Butzmann

IN TE RVIE W E L I SA BE TH SC HWA R Z


IGA BERLIN 2017 ERLEBEN

Wasser als Lebenselement prägt den Orientalischen Garten, der 2005 eröffnet wurde

Einer der Stars, die auf der IGA Berlin 2017 auftreten, ist Eckart von Hirschhausen

Fotos: Grün Berlin GmbH; Thomas Uhlemann / pressefoto-uhlemann.de

veranstaltungen durchgeführt. Im Freizeitforum Marzahn. 400, 500 Leute waren dort, alle hingen uns gebannt an den Lippen. Die Leute sind ans Mikrofon gekommen und haben alle, wirklich alle gesagt: Ich find’s gut, dass die IGA kommt, das ist eine große Chance für den Bezirk, aber ich hab mal ’ne Frage. Und dann kam der Austausch, der Diskurs. Das war immer konstruktiv. Anstrengend, aber konstruktiv. Waren die Anwohner denn von dem Konzept sofort überzeugt? Immerhin wurde dafür auch der halbverwilderte Kienberg umgestaltet und das ökologisch fragile Wuhletal eingebunden. Christoph Schmidt: Wir haben den Kienberg behutsam freigelegt und so gestaltet, wie er mal gedacht war, mit Obstwiesen und Lichtungen. Dazu haben wir ein Waldentwicklungskonzept erarbeitet und einen Naturerfahrungsraum angelegt. Da können Kinder einfach ohne ihre Eltern in den Wald gehen und spielen. Wo in der Stadt gibt es das sonst? Wo genau zeigt sich denn jetzt an den Stadträndern die Internationalität der IGA? Katharina Lohmann: Zum Beispiel bei

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unseren Workcamps für den IGA Campus mit Studierenden der Landschaftsarchitektur, die aus vielen Ländern kamen und hier unter Leitung der Landschaftskünstler von Atelier le Balto ein grünes Klassenzimmer für die jungen Besucher aufgebaut haben. Oder an der IGA-Kunst: Moderne Kunst in der Landschaft wie etwa das Spiegellabyrinth oder die Zusammenarbeit von Michael Sailstorfer mit Stadtimkern. Christoph Schmidt: Um noch einmal auf

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diesen besonderen Ort zu sprechen zu kommen: Er hatte nicht unbedingt ein gutes Image. Jetzt sind aber, über ein kurariertes Verfahren für die Internationalen Gartenkabinette, die derzeit besten Architekten aller Kontinente hierher gekommen. Nach MarzahnHellersdorf. Sie kamen nicht aus Hinter-Posemuckel, sondern aus Brasilien, aus Thailand, aus Südafrika, England, Australien. Das ist eine unglaubliche Öffnung für diesen Bezirk.

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Fotos: Lena Ganssmann

Blaue Jacke oder T-Shirt, knallorange Umhängetasche: Die IGA-Volunteers sind auf dem Gelände nicht zu verfehlen

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IGA BERLIN 2017 ERLEBEN

Die gute Seele der IGA Berlin 2017 Rund 250 Volunteers unterstützen ehrenamtlich die Internationale Gartenausstellung, beantworten Fragen der Gäste und helfen bei der Orientierung. Carola Stauber, 66, ist eine von ihnen

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Im Frühjahr 2015 habe ich eine Anzeige der FreiwilligenAgentur MarzahnHellersdorf in der Berliner Zeitung gesehen. Ich war damals gerade frische Rentnerin, außerdem bin ich eine große Blumenfreundin und kenne die Gärten der Welt schon seit Ende der 80er-Jahre. Nach einem Kennenlerngespräch in der Agentur war ich dabei. Und mir war klar: Ich will auch dazu beitragen, das einseitige Bild von Marzahn als Plattensiedlung aus den Köpfen der Menschen zu bekommen! In der Vorbereitungszeit bekamen wir Volunteers etwa alle vier Wochen die Möglichkeit, gemeinsam mit interessierten Berlinern auf Baustellenführungen das Gelände kennenzulernen. Es war toll, jedes Mal die Fortschritte zu beobachten. So konnten wir schon mal testen, wie es ist, auf IGA-Besucher zu treffen. In der Nacht vor der Eröffnung konnte ich trotzdem kaum schlafen. Wir rechneten mit einem Besucheransturm und bangten, ob denn das Wetter mitspielt. Ich wusste außerdem, wie viel Arbeit gerade in den ersten Tagen für uns Volunteers-Koordinatoren ansteht: Wir mussten ja alle Freiwilligen mit Materialien ausstatten und auf diesen besonderen ersten Einsatz einstimmen. Es ist dann gut angelaufen, die Begeisterung ringsum war groß. Seitdem bin ich drei- bis viermal pro Woche für fünf Stunden im Einsatz. Das Erkennungsmerkmal der Volunteers ist, je nach Wetter, ein hellblaues

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T-Shirt oder eine hellblaue Jacke mit großem „Volunteer“-Schriftzug auf dem Rücken und dazu eine knallorange Umhängetasche. Wir können übrigens mitentscheiden, wie oft pro Woche wir eingeteilt werden möchten. Sollte es jemandem zu anstrengend werde, könnte er oder sie auch aussteigen. Ich kenne aber niemanden, der aufhören möchte. Bei jedem Einsatz bekommt man einen Bereich zugeteilt, an dem man sich aufhält – immer da, wo viele

»Ich will dazu beitragen, das einseitige Bild von Marzahn aus den Köpfen der Menschen zu bekommen!« Menschen sind, die Hilfe und Orientierung brauchen könnten. Das ändert sich täglich je nach Programm auf der IGA. Am häufigsten werde ich gefragt: Wo finde ich das und das? Wann ist die und die Veranstaltung? Aber auch: Bleibt das Gelände nach der IGA so erhalten und dürfen wir es weiter nutzen? Inzwischen kenne ich das Gelände ziemlich gut, aber ich freue mich auch darauf, noch einmal einen ganzen Tag mit meinem Mann über das Gelände zu schlendern. Und ich werde mit meinem Enkel auf den Wasserspielplatz gehen. Ich glaube, das ist gerade der schönste Spielplatz von ganz Berlin.« Protokoll: Julia Schoon

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Auf ins Abenteuerland! Eine Fahrt mit der Seilbahn, ein „Ritt in die Südsee“, Upcycling in der CampusWerkstatt, Naturerfahrung am urwüchsigen Kienberg: Auf dem Gelände der IGA Berlin 2017 lassen sich wunderbare Familien-Urlaubstage verbringen. Wir stellen die schönsten Orte vor TEXT JULIA SCHOON

Erich Kästner beschreibt in „Der 35. Mai oder Konrad reitet in die Südsee“ Gärten als fantastische Reiseorte in ferne Länder und Zeiten. Der in Ost und West gleichermaßen beliebte Kinderbuchklassiker diente den Gestaltern der Gartenausstellung als Inspirationsquelle für die drei fantasievoll und naturnah angelegten Spielplätze auf dem Gelände. Am Haupteingang Kienbergpark begrüßt die futuristische Spiellandschaft „Elektropolis“ Besucher mit Klettergerüsten, Rutschen, Hängematten und einem Trampolin. Erich Kästners Zukunftsvision einer „automatischen Stadt“ wurde hier gemeinsam mit Jugendlichen aus der unmittelbaren Nachbarschaft entwickelt. Auf einer Lichtung des Kienbergs befindet sich ein Waldspielplatz, der für Kinder ab

Akrobatische Pferde, ein wasserspritzender Haifisch und ein Wal mit aufregendem Innenleben warten auf dem Wasserspielplatz

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etwa sechs Jahren geeignet ist. Sie können hier auf drei riesigen Ameisen und einem Ameisenhaufen aus Holz und Stahl herumklettern. Am größten ist mit 6.000 Quadratmetern der Wasserspielplatz „Konrads Reise in die Südsee“ in der Nähe des Haupteingangs „Gärten der Welt“. Ein begehbarer hölzerner Wal, in dessen Innerem immer neue Überraschungen warten, zähnefletschende Haifische, das akrobatische Zirkuspferd Negro Kaballo, ein Wasserwald, Splashpad, Riesenhängematte, Trampolin und überdachte Sitzplätze in Form von Südseehütten machen ihn zum Erlebnisort für jedes Alter. Am Imbiss „Der 35. Mai“ direkt neben dem Spielplatz bekommt man einfache und schnelle Gerichte, die vor allem Kinder lieben.

Fotos: Thomas Uhlemann / pressefoto-uhlemann.de

FANTASTISCHE SPIELPLÄTZE FÜR GROSSE UND KLEINE KINDER

Foto: IGA Berlin 2017

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IGA BERLIN 2017 ERLEBEN

DER IGA-CAMPUS: SPIELERISCHES LERNEN FÜR KLEINE FORSCHER

Alleine hier könnte man leicht den ganzen Tag verbringen! Kinder jeden Alters dürfen hier Natur und Umwelt ganz spielerisch entdecken und zum Beispiel auf Wiesensafari am Kienberg die Lebensorte von Tieren erforschen, am Wuhlesee Wasserproben nehmen, im Campus-Garten Kräuter ernten oder aus Pflanzen eigene Farben herstellen. Am besten schaut man vorher ins Programm, wann ein „Familienerlebnis“ ansteht

(während der Ferien täglich, sonst an den Wochenenden). Die Teilnahme an den offenen Terminen ist kostenlos, es muss nur eine IGA-Eintrittskarte gekauft werden. Für Kita-Gruppen und Schulklassen gibt es Workshops, für die eine rechtzeitige Buchung erforderlich ist, sie kosten 2 bzw. 4 Euro pro Kind (der Eintritt auf die IGA ist darin bereits enthalten!). Alle Termine und Anmeldung online auf iga-berlin-2017.de/projekte/iga-campus.

Kleine Forscherinnen und Forscher auf dem IGA-Campus

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Berlin hat jetzt eine Seilbahn, und sie führt sogar auf einen Berg hinauf! Genauer gesagt: auf den rund 100 Meter hohen Kienberg. An beiden Haupteingängen kann man in die Kabinen einsteigen und einmal quer über das rund 100 Hektar große Gelände der Gartenausstellung schweben. Ideal, um sich einen Überblick zu verschaffen – zumal die Fahrt im Eintrittspreis inbegriffen ist. Bei klarem

Wetter schweift der Blick über ganz Berlin, und wer eine der zwölf Kabinen mit Glasboden besteigt, genießt sogar nahezu einen 360-Grad-Ausblick. Etwa in der Mitte der rund 1,5 Kilometer langen Strecke befindet sich die dritte Seilbahnstation, der Wolkenhain, oben auf dem Kienberg. Die Seilbahn ist barrierefrei, Familien können auch ihre Kinderwagen mit hineinnehmen.

Foto: Lea Goeppert

SEILBAHNFAHRT ÜBER DAS IGA-GELÄNDE

Neben der Seilbahn-Station ist auf dem Kienberg eine weitere aufregende Attraktion für Klein und Groß entstanden: eine Natur-Bobbahn. Während der knapp 500 Meter langen Talfahrt erreichen die Bobs eine Geschwindigkeit von bis zu 40 Stundenkilometern. Unten angelangt, ist die Fahrt längst nicht zu Ende, denn dort führt die Strecke auf einen in acht Metern Höhe angelegten Panorama-Kreisel. Hier dreht man zwei 360-Grad-Runden mit grandiosem Ausblick in die Gärten der Welt. Anschließend geht es via Förder-

band wieder ganz entspannt zurück auf den Berg, wo sich die Ein- und Ausstiegsstelle befinden. Wer möchte, kann dann gleich noch eine Runde drehen – ohne den Berg erst wieder hinauf steigen zu müssen. Kinder ab vier Jahren dürfen in Begleitung einer mindestens 15-jährigen Begleitperson mit der Bobbahn fahren; ab acht Jahren und mindestens 1,25 Metern Körpergröße dann auch allein. Die Fahrt ist nicht im Eintrittspreis für die IGA enthalten, sie kostet 2 bzw. 3 Euro pro Kind/ Jugendlichem bzw. Erwachsenem.

Foto: Dominik Butzmann

NATUR-BOBBAHN: MIT 40 SACHEN BERGAB

URWÜCHSIGE NATUR, KLETTERBÄUME UND PLATZ ZUM

Im Zentrum des IGA-Geländes erhebt sich ein Berg. Ein gut 100 Meter hoher, bewaldeter Berg. Für die Anwohnerinnen und Anwohner ist er ein vertrauter Anblick, denn er ist zwischen 1946 und 1984 vor ihren Augen gewachsen, entstanden aus einer eiszeitlichen Anhöhe, auf die Kriegsschutt und später Bodenaushub vom Bau der Großsiedlung MarzahnHellersdorf aufgeschüttet wurde. Einige von ihnen haben sogar beim Bepflanzen des Berges mitgeholfen. An diesen alten Bestand an Bäumen wurde nur behutsam

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Hand angelegt, so dass ein urwüchsiger „Naturerfahrungsraum“ entstehen konnte. Für Kinder (und auch Erwachsene) ist der Kienberg daher ein Paradies, denn durch die „wilde“ Natur fühlt man sich ganz weit weg von der Großstadt. Außerdem ist viel Platz zum Spielen, Austoben, Erforschen, Entdecken, Auf-Bäume-klettern und Im-Matsch-spielen. Der kürzeste Weg zum Kienberg ist per Seilbahn: einfach am Wolkenhain aussteigen und, nachdem man den Ausblick von dort oben genossen hat, bergab laufen.

Foto: Dorit Loock

AUSTOBEN AUF DEM KIENBERG


IGA BERLIN 2017 ERLEBEN

GEWINNSPIEL

Beantworten Sie die folgenden drei Fragen richtig und gewinnen Sie mit etwas Glück IGA-Eintrittskarten für die ganze Familie! Wenn Sie unsere Geschichte über den perfekten IGA-Familientag gelesen haben, werden Ihnen die Antworten sicher leicht fallen. 1. Welche Geschwindigkeit erreichen die Bobs während der fast 500 Meter langen Talfahrt auf der Natur-Bobbahn? A) bis zu 5 km/h B) bis zu 40 km/h 2. Wie hoch ist der Kienberg? A) ca. 100 Meter B) 962 Meter 3. Wie heißt das Zirkuspferd aus „Konrads Reise in die Südsee“, dem man auch auf dem großen Wasserspielplatz begegnet? A) Fury B) Negro Kaballo Schicken Sie Ihre Antworten bis zum 15.08.2017 an gewinnen@gruen-berlin.de oder per Postkarte an Grün Berlin GmbH, Columbiadamm 10, Turm 7, 12101 Berlin (Absender nicht vergessen!). Unter allen richtigen Einsendungen verlosen wir 5x2 Eintrittskarten für die IGA. Die Karten werden den Gewinnern bis zum 20.08.2017 zugeschickt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Grün Berlin Gruppe dürfen leider nicht teilnehmen.

Hier fehlt noch das

Kienberg-Foto!

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i Noch bis 15. Oktober 2017 tägl. von 9 Uhr bis Einbruch der Dunkelheit geöffnet (Kassenschluss 19 Uhr, Einlass bis 20 Uhr). Bei Veranstaltungen können andere Öffnungszeiten gelten. Eintritt: Tageskarte/ Dauerkarte: 20/90 €, ermäßigt 18/80 €, Jugendliche (7–17 J.) 5/20 €, Abendkarte (So–Do ab 17 Uhr) 10/45 €, bei Vorlage der Grün Berlin GmbH Jahreskarte kostet eine IGA Dauerkarte 50 €. Weitere Informationen unter www.iga-berlin-2017.de oder Tel. 01801 442 2017 (0,04 €/min dt. Festnetz, höchstens 0,42 €/min dt. Mobilfunknetz)

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Aufbruch zum Kunst- und Kulturpark neuen Typs Der Spreepark ist ein Mythos. Wir zeigen exklusiv Auszüge aus einem neuen Gutachten, das die über 1000-jährige Geschichte des Spreepark-Geländes erzählt. Wie es weitergeht, wird gerade im Bürgerdialog diskutiert. Zum Jahresende soll das Konzept stehen. Sicher ist: Die lange Geschichte des Parks wird eine große Rolle spielen

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Foto: Christo Libuda / Lichtschwärmer

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Fotos: Bundesarchiv, Bild 183-P0312/314, Fotograf: Schneider; bpk, h_00075243, Interflug-Luftbildarchiv; Bundesarchiv, Bild 183-P032/312, Fotograf: Schneider; LAB, C Rep 728, Nr. 17, Bd. 2, Foto 019 l, Fotograf: Hannes F. Schreiber, Berlin; Bundesarchiv, Bild 183-M0802-405, Fotograf: Wolfgang Thieme

E NTD ECKEN S PREEPARK

Wer in der DDR aufgewachsen ist, kennt und liebt den Vergnügungspark „Plänterwald“. Der „Kulturpark Berlin“, wie er offiziell hieß, wurde am 4. Oktober 1969 eröffnet, rechtzeitig zum 20-jährigen Staatsjubiläum

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Einst die Hauptattraktion: „Europas größtes Riesenrad“

Beim Aufbau arbeiteten Privatfirmen aus nicht-sozialistischen Ländern mit dem VEB der DDR zusammen

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Das Riesenrad (hier ein Foto von den Weltjugendspielen 1973) soll bleiben

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Fotos: Museen Treptow-Köpenick (oben und unten rechts); ND, Bonitz

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Bereits um 1800 stand an dieser Stelle ein Floßwärterhäuschen, in dem auch ein Gasthof betrieben wurde. Weil der Floßwärter Eier aus eigener Hühnerhaltung an die Besatzungen der Spreekähne, Kutscher und Ausflügler verkauft haben soll, bürgerte sich irgendwann der Name „Eierhäuschen“ ein, der bis heute Bestand hat

Zukunftspläne: In dem um 1890 erbauten, denkmalgeschützten Eierhäuschen soll es wieder Gastronomie und zudem ein Artist-in-Residence-Programm geben

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Grafik: Christoph J. Kellner

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Graphic Recording der zweiten öffentlichen Dialogveranstaltung

SPREEPARK: VOM URSTROMTAL BIS ZUR GEGENWART

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nfang 2016 wurde der Spreepark vom Land Berlin an die Grün Berlin GmbH zur Entwicklung und Bewirtschaftung übertragen. Für viele Berlinerinnen und Berliner ist der Spreepark mit Erinnerungen verbunden, sei es nun als Vergnügungspark vor oder auch nach dem Mauerfall. Um aus der Vergangenheit für den künftigen Umgang mit dem Gelände zu lernen, wurde ein umfangreiches historisches Gutachten erstellt: Es erzählt die Geschichte des Areals seit Beginn der Aufzeichnungen und ist illustriert

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mit zum Teil noch nie gezeigten Bildern. Einige sind auf den vorherigen Seiten zu sehen, das gesamte, 140seitige Dokument steht nun kostenlos zum Download zur Verfügung (s. rechts). Im Zuge der Neuausrichtung des Spreeparks findet seit Sommer 2016 ein intensives Beteiligungsverfahren mit allen Interessengruppen statt, dabei wurden über 1.300 Ideen, Wünsche, Anregungen gesammelt. In einer weiteren Dialogveranstaltung wird der Rahmenplan im Herbst 2017 der Öffentlichkeit zur Diskussion gestellt und präsentiert.

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i Für alle, die sich schon ein Bild vom aktuellen Zustand des Spreeparks machen möchten, bieten wir regelmäßig Führungen an. Weitere Informationen zu den Terminen und Preisen gibt es unter www.gruen-berlin.de/spreepark

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E NTD ECKEN PARK AM G L E ISDRE IE C K

Anwohner haben von Anfang an engagiert dabei mitgewirkt, die Brachfläche in einen erholsamen Rückzugsort zu verwandeln

Mein Gleisdreieck »Ich habe am Gleisdreick meine Kindheit und Jugend verbracht und verbinde damit vor allem das Familienleben. Da lebt jetzt niemand mehr aus meiner Familie, aber natürlich ist das ein mit Erinnerungen besetzter Ort für mich. Ein ziemlich bunter Ort, der meine Vorstellung geprägt hat, mit der ich ins Leben gegangen bin. Menschen aus allen sozialen Schichten, allen Teilen der Welt und viele Kinder haben die Gegend zu einer sehr heterogenen Mikro-Gesellschaft gemacht. Die Angst vor Fremdem ist bei mir daher nicht ausgeprägt. Ich hatte immer mit Leuten zu tun, die ganz unterschiedliche Biografien haben. Ich bin mit 16 Jahren schon ausgezogen an die Pallasstraße in Schöneberg. Dort war in den 90ern um die Goltzstraße eine Menge los. Das war gar nicht so reizvoll

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für mich. Ich hatte wohl schon immer einen Hang zum Rückzug. Das hat bestimmt auch mit dem Gleisdreieck zu tun, weil ich da an einem Ort gelebt habe, der im NoMan’s-Land war: An der Mauer, mit dem Gleisdreieck vor mir, dem Anhalter Bahnhof hinter mir und sonst viel freier Fläche. Zwar mitten in der Stadt, aber es gab keinen wirklichen Grund, dort hinzugehen. Aber wenn man dort war, war es okay. Das Schöne an dieser Stadt der Kieze ist, dass es so viele Orte gibt, an denen man sofort Anschluss finden kann. Es passiert immer viel und man kann direkt eintauchen. Würde ich jetzt aus Charlottenburg wegziehen, dann wahrscheinlich wieder nach Schöneberg.« Protokoll: Robin Thiessen

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Fotos: Eva Baales / Vertigo Berlin; Andrea Hahn (2)

Sängerin Joy Denalane hat ihr im März erschienenes Album „Gleisdreieck“ genannt. Es ist eine Hommage an jene Gegend, in der die 1973 geborene Berlinerin mit südafrikanischen Wurzeln ihre Kindheit und Jugend verbrachte


PA R K A M G L E I S D R E I E C K E N T DE C KE N

Wo vor hundert Jahren ein Bahnknotenpunkt war, ist ein mehrfach preisgekrönter, 26 Hektar großer City-Park entstanden

PARK AM GLEISDREIECK

Fotos: Christo Libuda / Lichtschwärmer

Der rund 26 Hektar große Park am Gleisdreieck, bestehend aus dem Ostpark und dem Westpark, hat sich seit seiner Eröffnung 2011 von einer unzugänglichen Brachfläche zu einem generationsübergreifenden Lieblingsort für die BerlinerInnen und TouristInnen entwickelt. Dieser neue City-Park ist eine attraktive Bereicherung der Naherholung und des städtischen Freiraumsystems.

i Die öffentliche Grünanlage ist jederzeit geöffnet; der interkulturelle Rosenduftgarten im Park Mo-Fr 10-18 Uhr sowie Sa-So 10-20 Uhr. Eintritt frei. Der Park am Gleisdreick verfügt über zahlreiche Eingänge: am Tempelhofer Ufer/Ecke Möckernstraße, Schöneberger Ufer, Schöneberger Straße, Lützow-, Pohl-, Kurfürsten-, Bülow- und Yorckstraße. www.parkberlin.de

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Ein jährliches Highlight für alle Fans der farbenprächtigen Himmelskunst: das „Feuerblumen und Klassik Open Air“ im Britzer Garten

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Der Feuermacher Das „Feuerblumen und Klassik Open Air“ ist für viele Berlinerinnen und Berliner ein sehnsüchtig erwartetes Sommer-Highlight. Jahr für Jahr verwandelt es den Britzer Garten in eine traumhaft schöne Kulturkulisse. Pyro-Techniker Thomas Schenkluhn ist der Kopf hinter der Feuerwerks-Symphonie – und ermöglicht uns einen exklusiven Einblick in die Traditionsveranstaltung TEXT ROBIN THIESSEN

Foto: Lutz Griesbach

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ai 2017. Pyro-Techniker Thomas Schenkluhn steckt bereits mitten in der Showkonzeptionierung des größten Feuerwerks im Britzer Garten: Er ist verantwortlich für das spektakuläre, zwölfminütige Finale des „Feuerblumen und Klassik Open Air“; das Sommerkonzert der Klassik-Klänge vor malerischer Naturkulisse ist jeden Spätsommer der Höhepunkt der Saison im Britzer Garten (von vielen Berlinerinnen und Berlinern immer noch BUGA genannt). Und das bereits seit 19 Jahren. Produktionsleiter Schenkluhn von „Potsdamer Feuerwerk“, einer Firma mit Sitz in Berlin, hat sich bereit erklärt, uns einen Einblick in seine Arbeit zu geben. Seit seiner Kindheit sind Feuerwerke seine große Leidenschaft, verrät uns der gebürtige Berliner. Und zählt dann augenzwinkernd die Fragen auf, die ihm in seiner Laufbahn am häufigsten gestellt wurden: „Brauchen Sie Feuer?“, „Soll ich mal anzünden?“ und „Wann beginnt das Feuerwerk?“ „Dass der Beruf Pyro-Techniker heißt, wird der eigentlichen Arbeit nicht gerecht“, sagt Schenkluhn, der für seine kreative Umsetzung bekannt ist. Denn der Aufbau von Abschussgestellen und das Anschließen von Zünddrähten seien zwar technische Aspekte, bei einem Großteil der Vorar-

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beiten aber gehe es darum, den Himmel zur Leinwand zu machen und intensive, kontrastreiche Farben auf pechschwarzen Hintergrund zu malen. Beim Feuerwerk handelt es sich sozusagen um Performance-Kunst mit festgelegtem Ablauf. Allerdings ist das keine Kettenreaktion. Damit die Explosionen synchron zur Musik ablaufen, sind knapp tausend Einzelzündungen nötig – alle auf das Tempo der Musik abgestimmt. Das Timing während der Show ist daher essentiell – und die Selbstverwirklichung des Pyrotechnik-Designers findet im Ablauf selbst statt. Denn eine Generalprobe wie bei einer Lichtshow gibt es nicht. Anstatt mehrere tausend Silvesterraketen in den Himmel zu schießen, fahren die Pyro-Techniker bei einem Feuerwerk dieser Dimension jedoch größere Effekte auf. Insgesamt besteht es aus rund einer Tonne reiner Explosivstoffe: Leuchtkugeln, Crossette- und Kometenrohre, Feuerwerksbatterien sowie Kugel- und Zylinderbomben verschiedener Kaliber. Neben dem Höhenfeuerwerk aus der Distanz, das bis zu 200 Meter aufsteigt, kommt im Bereich vor dem Hauptsee auch Barockfeuerwerk zum Einsatz. Dieser Begriff bezeichnet illuminierende Effekte von Vulkanen, Fontänen, Römischen Lichtern und bengalischen Flammen.

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Fotos: Grün Berlin GmbH; Lutz Griesbach

Höchste Konzentration: Pyro-Techniker Thomas Schenkluhn (oben rechts) und ein Kollege verschiffen die Munition für das große Feuerwerk

Rund eine Tonne reiner Explosivstoffe werden benötigt, um die „Feuerblumen“ an den Himmel zu malen

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B R I T Z E R G A RT E N E N T DE C KE N

Das „Feuerblumen und Klassik Open Air 2017“ findet statt am Samstag, 2.9. Einlass in den Britzer Garten am Tag der Veranstaltung ab 14 Uhr nur noch mit gültiger Konzertkarte; letzter Einlass um 21.30 Uhr. Eintrittskarten sind an den Kassen des Britzer Gartens, Theaterkassen und unter www.reservix.com erhältlich. Sitzplätze 26–32 Euro, Wiesenplätze 18 Euro, Jahreskarteninhaber erhalten 50 Prozent Rabatt. Kostenlose Pendelbusse verkehren ab 16.30 bis Konzertbeginn sowie ab 22 Uhr zwischen U-Bahnhof Alt-Mariendorf und U-Britz Süd und dem Parkeingang Mohriner Allee.

Foto: Holger Koppatsch

Schöne Stimmung: Bereits am Nachmittag füllt sich der Wiesenhang am Rodelberg

Die Herausforderung für den Pyro-Designer ist es dabei, das Großprojekt als krönenden Abschluss jährlich zu gestalten und neue Effekte einzubringen. In der Vorbereitung lässt sich bei Bedarf zwar alles am Computer visualisieren. Aber ein erfahrener Pyro-Techniker kennt natürlich sein Farben-Arsenal und weiß, wie die Effekte aussehen. Für Thomas Schenkluhn ist es mehr als nur ein Job, den er erfüllt: Er hat eine eigene Handschrift entwickelt. Es gibt eine weitere Frage, die ihm schon oft gestellt wurde: Geht denn auch mal etwas schief? „Bei jedem Feuerwerk gibt es etwas, das nicht so reibungslos abläuft wie geplant“, sagt der Fachmann. Doch darauf sind die Techniker eingestellt und reagieren blitzschnell, sei es mit einer Reservebatterie oder einem Ersatzbild am Himmel. Nur eines findet der Pyro-Techniker wirklich ärgerlich: Wenn am Tag des Feuerwerks feuchtes Wetter ist. Dann entsteht bei den chemischen Prozessen deutlich mehr Rauch, und das lässt sich nicht vollständig verhindern. Grundsätzlich gilt für Schenkluhn: „Wenn ich

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verantwortungsvoll handele und mit Explosivstoffen nach entsprechenden Sicherheitsvorkehrungen umgehe, ist mein Job nicht gefährlicher als jeder andere.“ Rund 12.000 Besucher werden zum jährlich ausverkauften Konzert erwartet. Viele treffen sich vorab zum Picknick, füllen bereits am Nachmittag den Wiesenhang am Rodelberg und die Sitzplatzreihen. Mit seiner Mischung aus Natur und Gartenkunst wird der Britzer Garten von vielen als schönster Park Berlins geliebt und von bis zu einer Million Menschen pro Jahr besucht. Beim diesjährigen „Feuerblumen und Klassik Open Air“ spielt das Neue Sinfonieorchester Berlin unter der Leitung von Gerd Herzklotz Melodien aus verschiedenen Epochen deutscher Musikgeschichte, von Komponisten wie Johannes Brahms, Carl Maria von Weber, Felix Mendelssohn Bartholdy und Richard Wagner. Die Führung durch das Programm übernimmt Orchesterintendant Lutz Daberkow. Als Solisten werden in diesem Jahr die Sopranistin Gabriele Prahm, der Te-

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nor Marvin Scott und der Violinist Yoshiaki Shibata auftreten. Wenn dann das Klassik-Konzert in vollem Gange ist und das Sinfonieorchester die Besucher samtig umhüllt hat, wird es auf einmal über der zentral gelegenen, rund zehn Hektar großen Seenlandschaft funkeln und leuchten. Gespannte Stille. Dann Ausrufe des Staunens und der Begeisterung, wenn die Bühnenwand fällt und der Blick auf den See und das Feuerwerk frei ist. Für einen Augenblick steht dann im Britzer Garten die Welt still. Das Lichterspektakel ist wortwörtlich ein Highlight. „Und vor allem“, sagt Thomas Schenkluhn, „ist ein Feuerwerk immer eine Premiere.“

i Sangerhauser Weg 1, Neukölln/Britz. Geöffnet tägl. ab 9 Uhr bis Einbruch der Dunkelheit, Kassenschluss 20 Uhr. Parkeintritt: 2 € (zu den Sonderschauen im Juni bzw. Aug-Okt: 3 €), Kinder (6-14 J.) und Schwerbehinderte 1 € (Sonderschauen: 1,50 €). Info: Tel. 7009 06 80, info@britzer-garten.de, www.britzer-garten.de

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Neu erรถffnet im September 2016: das Kleinod Schloss Biesdorf. Rechts: Skulpturenschriftzug auf der Terrasse des Schlosses

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Kunst im Schloss Seit seiner Eröffnung im September 2016 entwickelt sich das Zentrum für Kunst und öffentlichen Raum im Schloss Biesdorf zur Kunstinstitution mit überregionalem Charakter. Unweit des viel befahrenen Blumberger Damms überrascht derzeit die Ausstellung „Zwischen Räumen“ mit starken Positionen in idyllischer Parklandschaft T EX T E L IS A B E T H S C H WA R Z

Fotos: Frank Sperling

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ye Bye Utopia: mit diesem großen Skulpturenschriftzug auf der Terrasse werden die Besucherinnen und Besucher von Schloss Biesdorf aktuell begrüßt, jedenfalls wenn sie sich von der Parkseite her der klassizistischen Turmvilla von 1868 nähern. Die rote Buchstabengruppe der Künstlergruppe raumlaborberlin, die in ihren Projekten den Schnittstellen zwischen zeitgenössischer Kunst, Architektur und Stadtplanung nachspürt, weist damit schon von außen auf die neue Ausrichtung des 2016 als Ausstellungsort unter dem Namen „Zentrum für Kunst und öffentlichen Raum Schloss Biesdorf“ wiedereröffneten Schlosses hin: Ein Zentrum für zeitgenössische Kunst und Kunst in der DDR ist hier entstanden, unweit des vielbefahrenen Blumberger Damms und doch sehr idyllisch und ausflugstauglich in einer öffentlichen Parklandschaft gelegen, die das Schloss, das unter anderem einmal der Familie Siemens gehörte, perfekt umschließt.

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Und das „Bye Bye“ an der Außenseite soll keineswegs bedeuten, dass hier etwas zu Ende geht – im Gegenteil, in Schloss Biesdorf fängt gerade eher etwas an. „Bye Bye Utopia“ könnte auch ein Kommentar zur ganzen Ausstellung sein. In der Schau „Zwischen Räumen“ trifft zeitgenössische Kunst auf die radikalen Werke des New Yorker Künstlers Gordon Matta-Clark, einem Grenzgänger zwischen Kunst und Architektur, der schon Häuser zerteilte und riesige Löcher in Fassaden schnitt. Der zweite Teil der Ausstellung zeigt Arbeiten von Künstlerinnen aus der DDR, die sich mit der Stadtlandschaft von Ost-Berlin auseinandersetzen. Gezeigt werden Fotografien von Sibylle Bergemann und Sabine Peuckert, aber auch eindrucksvolle Gemälde und poetische Collagen. Viele der Arbeiten stammen aus dem Kunstarchiv Beeskow. Dass Schloss Biesdorf heute überhaupt ein Ort für spannende Ausstellungen sein kann, ist das Ergebnis einer langen Entwicklung. In der DDR als Kulturhaus genutzt, rückte das im Krieg ausgebrannte und danach mehrfach baulich stark veränderte Schloss ab 1990 vermehrt in den Fokus von Denkmalschützern, Anwohnern und Verantwortlichen aus dem Bezirk. Nachdem zunächst bis 2007 die Schlossfassade mit Hilfe vieler Unterstützer denkmalgerecht rekonstruiert werden konnte, wurde dann ab 2013 mit Mitteln des Bezirks, der Lottostiftung und aus EU-Fördermitteln das komplette Haus unter Aufsicht des Bezirks Marzahn-Hellersdorf saniert und 2016 wiedereröffnet. Seitdem betreibt es die Grün Berlin GmbH als Kulturprojekt, in dem Kunst im urbanen und landschaftlichen Kontext beleuchtet werden soll. Oder wie Christoph Schmidt, Geschäftsführer der Grün Berlin GmbH, sagt: „Die Frage, wer den öffentlichen Raum bestimmt, also wer sich darin aufhält und wofür er genutzt werden kann, ist für uns natürlich sehr interessant. Wir sehen das ZKR Schloss Biesdorf als ein Pilotprojekt, mit dem wir diesen immer wichtigeren Fragen nachgehen. Und mit dem wir versuchen, künstlerische Sichtweisen auf aktuelle Themen zu finden.“ Das ZKR stehe

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Foto: Frank Sperling / Diana Sirianni

Ausstellung „Zwischen Räumen“: Die italienische Künstlerin Diana Sirianni verbindet mit ihrer frei schwebenden, etagenübergreifenden Rauminstallation „Marta“ die einzelnen Ausstellungsteile und bietet von jeder Seite neue, überraschende Perspektiven


Foto: Frank Sperling/Courtesy Tomás Saraceno/Esther Schipper, Berlin und Gordon Matta-Clark/Privatsammlung Deutschland

Foto: Siemens Corporate Archives, München

Z K R S C H L O S S B I E S D O R F E N T DE C KE N

Die ehemalige Fabrikantenvilla (ganz oben) wird zu einem zeitgenössischen Ort, an dem heute Installationen wie Tomás Saracenos künstlerische Übersetzungen von Spinnennetzen und Seifenblasen mit dem Titel „DDO 210/M+M“ zu sehen sind

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Foto: Frank Sperling / Courtesy of the Estate of Gordon Matta-Clark & Galerie Thomas Schulte

Noch bis 8.Oktober treffen im ZKR Schloss Biesdorf Gordon Matta Clarks schwarz-weiße Arbeiten aus den 1970er Jahren auf Interpretationen junger Künstlerinnen wie Isa Melsheimer und ihre konzeptuelle Arbeit über den Hamburger Kaispeicher

dabei auch für die Erweiterung des Portfolios von Grün Berlin als kulturellem Träger. Aber man agiere dabei nicht allein oder auf einen Ort fokussiert, so Schmidt. Direktorin Katja Aßmann, die die aktuelle Ausstellung mit vier weiteren Kuratoren konzipiert hat und das künstlerische Programm auf der IGA Berlin 2017 verantwortet, ergänzt: „Es ist im Gegenteil so, dass wir neben der festen Zusammenarbeit mit dem Kunstarchiv Beeskow weitere Kooperationen angeschoben haben, unter anderem mit der UdK Berlin, dem dkw. Kunstmuseum Dieselkraftwerk Cottbus oder dem Theater an der Parkaue. In Workshops und Performances vertiefen wir unsere Themen weiter und tragen sie über den Ort hinaus in die City.“

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Es ist allerdings zu vermuten, dass die City jetzt auch verstärkt zu ihr kommen wird, denn mit dieser starken zweiten Ausstellung hat Katja Aßmann das Zentrum für Kunst und öffentlichen Raum Schloss Biesdorf auf die Agenda wichtiger Kunstorte in Berlin gesetzt. Ein Ort, den man besucht, um klug ausgewählte Kunst zu gucken, und um davor oder danach im gepflegten Grünen zu wandeln. Oder wo man vom hübschen Café aus auf dieses schöne Grün schauen kann.

i Alt-Biesdorf 55, 12683 Berlin. Geöffnet Mi+Fr–Mo 10–18 Uhr, Do 13–21 Uhr. Eintritt: 5€, ermäßigt 2,50 €; bei Veranstaltungen gelten zum Teil andere Preise. www.zkr-berlin.de

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Kann man das essen? Beim Wildkräuterspaziergang mit Petra Grünert entdeckt unsere Autorin neue Geschmacksnerven – und die wilden Seiten des Botanischen Volkspark Blankenfelde-Pankow TE XT JULIA SCH OON F O TO S F. A N TH E A SC HA A P

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erade mal zehn Minuten spazieren wir jetzt durch den Botanischen Volkspark Blankenfelde-Pankow und schon habe ich drei Pflanzen probiert, die ich noch nie zuvor gegessen habe: Fliederblüten, ein Blatt von einem Lindenbaum und Knoblauchsrauke. Letztere kannte ich davor gar nicht. Außerdem war ich bislang überzeugt, dass Flieder giftig sei. Jetzt weiß ich, dass seine intensiv duftenden Blüten leicht süßlich schmecken und sich, einzeln abgezupft, sehr hübsch als Farbtupfer im Salat machen. Oder wie es Wildkräuterexpertin Petra Grünert, die uns an diesem Dienstagabend durch den Park führt, schmunzelnd formuliert: „Damit können Sie richtig Eindruck machen!“ Ich habe zarte Lindenblätter geknabbert, deren dezenter Geschmack von dem der Knoblauchsrauke hinweg gefegt wurde, welche wir nur ein paar Schritte weiter auf einer Wiese entdeckten. Die unscheinbare hochstängelige Blume macht ihrem Namen alle Ehre. Wer es gerne knoblauchig-scharf mag, kann aus ihren Blättern, die handtellergroß werden, leckere Rouladen zubereiten, zum Beispiel gefüllt mit Reis. Petra Grünert ist ein wandelndes Lexikon und Kochbuch in einem. Kein Wunder, schließlich ist die 67-jährige

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zertifizierte Kräuterpädagogin, ärztlich geprüfte Gesundheitsberaterin und Fachberaterin für die Selbstversorgung mit essbaren Wildpflanzen. Seit fünf Jahren führt sie regelmäßig kleine Gruppen Interessierter durch den Botanischen Volkspark BlankenfeldePankow und zeigt ihnen, welche essbaren Wildpflanzen dort wachsen. Um es gleich vorweg zu nehmen: Es sind so viele Sorten, dass sie unmöglich bei einer einzigen Führung alle entdeckt und benannt werden können, denn dies war einst Berlins größter Schulgarten und gehörte zur Humboldt Universität. Wer den Park zum ersten Mal durch den Haupteingang betritt, ahnt womöglich nicht, dass er eine üppig gefüllte Speisekammer vor sich hat. Die ersten Schritte gehen Besucherinnen und Besucher auf einem gepflegten, breiten Weg, der von Rabatten und Rasen gesäumt ist und zu einem beeindruckenden, denkmalgeschützten Gewächshaus aus dem frühen 20. Jahrhundert führt. Auf den angelegten Beeten ist es natürlich nicht erwünscht, Pflanzen zu pflücken. Ansonsten dürfen Besucher jedoch gerne für ihren Eigenbedarf Kräuter sammeln, erklärt Parkmanagerin Isabel Keil. Und nicht nur das: Im Sommer und Herbst, wenn die Früchte an den Obstbäumen reif werden


BO TANI S C H E R VO L K S PA R K B L A NK E NF E L D E - PA NK O W E N T DE C KE N

Fliederblüten duften nicht nur betörend, sie schmecken auch fein. Die historischen Gewächshäuser wurden 2010 modernisiert und beherbergen botanische Kostbarkeiten sowie das Café mint


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Angelegte Beete neben wilder Natur: Der einst größte Schulgarten Berlins begeistert mit seiner Vielfalt

(darunter 125 Apfelbäume mit alten und teils seltenen Sorten), sind die Besucher sogar ausdrücklich zum Ernten eingeladen. Die Parkverwaltung verleiht gerne kostenlos Pflückstangen – wenn das Schild vor der Tür steht, einfach anklopfen! Alle paar Meter streckt oder bückt sich Petra Grünert, um uns eine Pflanze zu zeigen – und alle Teilnehmer probieren neugierig Blüten und Blätter. Beim wirklich sauren Sauerampfer kräuseln sich die meisten Münder, ebenso beim bitteren Löwenzahn. Vom Giersch hingegen kosten wir zarte junge Triebe. „Der ersetzt bei mir in der Küche die Petersilie“, erklärt die Kräuterfachfrau. Nach kurzem, konzentriertem Kauen ist sich die Gruppe einig: „Schmeckt nach Karotte und Sellerie!“ Für Neulinge sind die intensiven Aromen der Wildpflanzen oft ungewohnt – vor allem das Bittere, das in der Natur in vielen Spielarten vorkommt, beim Supermarktgemüse jedoch über-

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wiegend weggezüchtet wurde. Dabei sind gerade die Bitterstoffe äußerst gesund für den Körper, sie unterstützen zum Beispiel die Verdauung. Scharfstoffe wiederum, wie sie etwa die Knoblauchrauke enthält, wirken antibakteriell. „Wildkräuter sind eine sehr gesunde Ergänzung für unsere Ernährung“, fasst es Petra Grünert zusammen, „denn sie enthalten bis zu 30-mal so viele Vitalstoffe wie konventionelles Gemüse.“ Sie selbst pflückt alle paar Tage frische Wildkräuter, die sie als Salat isst, in ihren Smoothie mixt oder zum Kochen verwendet. Und trotzdem ist sogar sie sich manchmal bei der Bestimmung nicht ganz sicher, vor allem früh im Jahr, wenn die Kräuter gerade erst sprießen. Dann kann man die delikate Wilde Möhre etwa mit dem giftigen Schierling verwechseln – oder Bärlauch mit Maiglöckchen. „Wenn man sich nicht sicher ist, gibt es nur eins: Finger weg!“, sagt die Expertin nachdrücklich, und fügt hinzu: „Deshalb muss man Wildkräuter

auch immer Blatt für Blatt ernten und nicht mit einem großen Messer einmal durchs Grünzeug sensen.“ Wir sind inzwischen am Arboretum vorbei spaziert und über Streuobstwiesen, auf denen Schafe grasen. Ein Stück weiter beginnen die ersten Felder, sehen wir ein Gehege mit Rotwild. Kaum merklich geht der 34 Hektar große Botanische Volkspark an seinen Rändern in den Naturpark Barnim über. Im Wald, bei einem kleinen Bärlauchfeld, endet unsere Kräuterwanderung. Und wir stellen ganz überrascht fest, dass wir länger als die angekündigten anderthalb Stunden unterwegs waren.

i Blankenfelder Chaussee 5, 13159 Berlin. Der Park ist tägl. von Sonnenaufgang bis -untergang geöffnet; die Schaugewächshäuser Di–Do von 10–14 Uhr sowie Fr–So und feiertags 11–17 Uhr. Parkeintritt: 1€, Kinder bis 14 Jahren und Besitzer der Jahreskarte der Grün Berlin GmbH haben freien Eintritt. www.botanischer-volkspark-pankow.de

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KRÄUTERFÜHRUNGEN MIT PETRA GRÜNERT

DER BOTANISCHE VOLKSPARK

1.8. und 5.9. von 18–19.30 Uhr. Am 23.7. von 10–14.30 Uhr bietet sie außerdem eine KräuterFahrradtour vom S-Bhf Frohnau in den Botanischen Volkspark an. Weitere Termine und Informationen sowie Anmeldung unter www.gesund-ist-besser.de oder Tel. 033056/ 952 13.

1909 von Albert Brodersen errichtet, beherbergt der Park zahlreiche botanische Raritäten, eine Geologische Wand sowie denkmalgeschützte Bau- und Gartenkunst vom Beginn des 20. Jahrhunderts. Nah am dicht bebauten Pankower Kiez, bietet der Park mit seiner außerordentlichen Vielfalt an kulturlandschaftlichen Elementen und natürlichen Lebensräumen die ideale Grundlage für vielseitige Freizeit-, Umweltbildungs- und Gesundheitsaktivitäten wie den Bauerngarten, Imkerkurse, Ferienprogramme von Wildwärts, das Café mint, Märchenwanderungen, Führungen zu verschiedenen Themen und vieles mehr.

Eindeutige Bestimmung: essbar oder nicht?

SCHON MAL VORMERKEN

Das diesjährige Herbstfest findet statt am 1.10.2017 von 12–18 Uhr, mit gemeinsamer Kartoffelernte, einem kleinen Wochen-, Blumen- und Kunsthandwerksmarkt, Livemusik und buntem Unterhaltungsprogramm.

Murtzaner Ring 43 A · 12681 Berlin www.wg-friedenshort.de Telefon: (030) 54 70 27 10

Pssst... hier wohnt sich’s richtig gut. Familienfreundliche, sanierte Wohnungen in grüner Umgebung.

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E NTD ECKEN AUS BLICK

Worauf ich mich freue Fotos: Maria Boehme; Christo Libuda / Lichtschwärmer

Hier geben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Grün Berlin GmbH einen Ausblick auf kommende Highlights in den Parkanlagen. Dieses Mal: David Endter, Parkmanager im Park am Gleisdreieck, freut sich auf das radioeins-Parkfest

Der Park am Gleisdreieck kommt seit der Eröffnung sehr gut an. Zum radioeins-Parkfest ist er traditionell besonders gut besucht

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as radioeins-Parkfest ist jeden Sommer der Veranstaltungshöhepunkt bei uns im Park am Gleisdreieck – jetzt schon das sechste Jahr in Folge. Jeden Tag ab etwa 14.15 Uhr bis in die späten Abendstunden hinein gibt es ein pralles Programm – umsonst und draußen. Auf der Bühne auf dem Festplatz im Ostpark gibt es Live-Sendungen, Kindertheater, Comedy, Konzerte und Diskussionsrunden, und auf dem gesamten Parkgelände verteilt Satellitenveranstaltungen, zum Beispiel der beliebte Staffellauf, an dem auch radioeins-Moderatoren teilnehmen, Yogastunden oder Umweltbildungs-Angebote für Kinder am Café Eule. Ich mag die Stimmung, die während des Parkfestes im Park und vor allem auch auf dem Festplatz rund um die Bühne herrscht. Das Publikum ist bunt gemischt: Junge Familien mit ihren Kindern, Studierende, Seniorinnen und Senioren, Menschen, die nach der Arbeit vorbeischauen, und viele Kulturen treffen aufeinander. Bis nach Sonnenuntergang genießen alle gemeinsam das bunte Programm, um 22 Uhr ist dann aus Rücksicht auf die Nachbarn Schluss. Wenn ich in diesen Tagen im Park unterwegs

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bin, höre ich von vielen Anwohnerinnen und Anwohnern, wie toll sie es finden, dass sie so ein Angebot direkt vor ihrer Haustüre haben. Es kommen aber auch Besucherinnen und Besucher von weiter her, aus der ganzen Stadt. Für uns ist es auf jeden Fall DIE Woche im Jahr, in der durchgehend am meisten los ist im Park am Gleisdreieck. Und auch wenn das genaue Programm erst kurz vorher bekannt gegeben wird, freue ich mich schon jetzt darauf. Denn in diesem Jahr feiert radioeins sein 20-jähriges Jubiläum und wird sich bestimmt ein paar besondere Schmankerl einfallen lassen.

i Das radioeins-Parkfest 2017 findet umsonst und draußen statt vom 26. August bis zum 2. September. Weitere Informationen und das gesamte Programm finden Sie auf www.radioeins.de. Der Park am Gleisdreieck ist als öffentliche Grünanlage jederzeit geöffnet, der Eintritt ist frei. Eingänge befinden sich am Tempelhofer Ufer/Ecke Möckernstraße, am Schöneberger Ufer sowie an der Schöneberger Straße, Lützow-, Pohl-, Kurfürsten-, Bülow- und Yorckstraße. www.parkberlin.de

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Genussvolle Momente!

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