GastroJournal 1/2/3 2021

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die Pflanzen beim Setzen. Danach sind sie auf sich selber angewiesen, denn wir verfügen über keine Zisterne und kein Quellwasser», begründet Jasmin Reymond-Grünenfelder. Manchmal komme es vor, dass gewisse Kräuter – je nach Witterung und Niederschlagsmengen – in einer Saison mehr schlecht als recht gedeihen, dafür im nächsten Jahr wieder.

Jasmin Reymond-Grünenfelders Kräuterhof Le Plâne befindet sich im Waadtländer Jura auf einer Höhe von 1130 Metern über Meer.

gebaut, teilweise auf kleinen Flächen von nur etwa zehn Quadratmetern, um eine neue Pflanze auszuprobieren. Auf dem Hof findet von der Pflanzenanzucht bis zum fertig abgepackten Produkt jeder Arbeitsprozess vor Ort statt. Die Kräuter werden von Hand gepflanzt, gejätet, geerntet und schonend in einer speziellen Trocknungsanlage getrocknet. «Jedes Kraut verlangt nach einer anderen Behandlung. Das muss im ganzen Prozess stets berücksichtigt werden», sagt Jasmin Reymond-Grünenfelder. Die Lage im Berggebiet sei für die Kräuter Vorund Nachteil zugleich. Die saubere Bergluft begünstige das Wachstum und die Qualität der Kräuter. Dafür gestalte sich die Bewässerung schwierig. «Wir giessen

«Wird zu stark auf Preis geschaut» Ein Grossteil der Teekräuter der Familie Grünenfelder werden an 200 bis 300 Wiederverkäufer geliefert; dazu gehören auch die «Unverpackt»-Filialen. Hinzu kommen diverse Gastronomiebetriebe aus der Region sowie Alprestaurants. Jasmin Reymond-Grünenfelder sieht besonders in der Gastronomie noch Steigerungspozential: «Oft wird in den Restaurants stark auf den Preis und weniger auf die Qualität geschaut. Zudem setzen manche Gastronomen auf Tees im Beutel, weil sie sonst neues Geschirr für den Kräuteraufguss kaufen müssten.» Die Unternehmerin ist überzeugt, dass viele Kunden frische Kräutertees aus der Schweiz schätzen würden. Auch im Napfgebiet setzt man auf Teekräuter. Auf dem Hof von Brigitte und Martin Theiler in Hergiswil bei Willisau LU werden seit 33 Jahren Kräuter in Bioqualität angepflanzt. Zuerst für die Bonbons von Ricola, dann vor allem für die eigene Kräuterteeproduktion. «Meine Eltern haben mit fünf Teekräutern klein angefangen und das Sortiment laufend ausgebaut», berichtet Martin Theiler. Neben dem Direktverkauf kamen grössere Abnehmer wie Migros oder die

Landi hinzu. Maschinen zur Blatt- und Stieltrennung mussten angeschafft werden, ebenso eine Schneidemaschine für die Weiterverarbeitung der Kräuter zu Frischkräuterkäse. Ausserdem werden die Kräuter zu Lavendel-, Goldmelisseoder Kräuterpunsch-Sirup verarbeitet. Doch zurück zum Kräutertee: Das Angebot der Familie Theiler umfasst acht Mischungen von Apfelminze über Holunderblüten bis Zitronenmelisse. Stark steigende Nachfrage Ein grosser Abnehmer der Napf-Kräuter sind die RegioFair-Filialen der Agrovision Zentralschweiz AG in Zell LU. Hinzu kommen einzelne Restaurants, Altersheime sowie Privatkunden, die sich auf dem Hofladen oder übers Internet eindecken. «Wir verarbeiten in unseren Tees reine Blattware. Dadurch lässt sich mit den 1,2-Gramm-Beuteln bis zu einem halben Liter Kräutertee angiessen», sagt Martin Theiler. Die Nachfrage nach den Kräutertees aus dem Napfgebiet sei seit März 20220 stark steigend, nachdem der Verkauf in den letzten Jahren bereits konstant gewachsen ist, obwohl der Betrieb keine eigene Werbung betreibt. Als grosse Herausforderung bezeichnet Martin Theiler die Folgen des Klimawandels für seine Teekräuter. «Die lang anhaltende Trockenheit macht den Pflanzen zu schaffen, denn im Napfgebiet ist eine Bewässerung nur beschränkt möglich.» www.schweizerhof-lenzerheide.ch www.al-canton.ch www.grunenfelder.ch www.napf-kraeuter.ch

Der ETH-Agronom Elmo Zanetti: Auf dreieinhalb Hektaren werden über 30 Kräutersorten nach biologischen Grundsätzen kultiviert.

GastroJournal Nr.  1/2/3 | 14. Januar 2021

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