Da Waidler - Ausgabe Juli / August 2021

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Nachhaltig reisen geht das?

FÜR EIN ABENTEUER MUSS MAN NICHT WEIT REISEN. Eine gute Reise bemisst sich nicht nach der Entfernung, sondern nach der Qualität des Aufenthalts. „Balkonien“ könnte da nicht die schlechteste Alternative sein. Aber ehrlich: Erholung braucht auch einmal Abstand vom Alltag. Wenn der hinter der Terrassentür in eigener Küche oder Home-Office-Büro lauert, dann ist das einfach nicht das Gleiche wie Urlaub. Die Diskussion um Klimaschutz hat es dennoch aufs Tablett gelegt: Unbedenklich sich mit viel zu hohem Energieaufwand von gigantischem ökologischem Fußabdruck zum nächsten jetten oder schippern zu lassen, das zerstört vermutlich irgendwann genau die Ziele, die wir noch so gerne erreichen möchten. Also braucht es neben gelegentlichen großen Abenteuern vielleicht öfter mal die bewussteren. Hier gibt es die wichtigsten Tipps, weshalb die deswegen zugleich nicht in Langeweile ausarten müssen; im Gegenteil! Transportmittel mal Weg! Das wird am besten so gewählt, dass An- und Abreise mit gutem Öko-Gewissen zurückgelegt werden. Gruppenreisen per Bus oder Bahnfahrten schaffen viele Personen pro Energieaufwand. Aber nicht jeder will dabei Individualität opfern. Der zweite Faktor lautet: Nah ist oft noch besser. Einen „Strand“ und eine Pizzeria, einen Griechen oder ein ländliches Wirtshaus gibt es auch in Urlaubsregionen „ums Eck“. Und noch viel mehr. Das Naturerlebnis im Bayerwald ist grandios; oft finden sich selbst für Einheimische noch Geheimnisse und Erlebnisse ohne Stress der weiten Distanz. All Inclusive oder regional hochwertig? Nachhaltiges Reisen hat viel mit Respekt zu tun. Voll geladene Teller, weil es schon im Preis drin ist, hängen später doch nur als Pfunde an der Hüfte. Genuss sieht zudem oft anders aus. Vor Ort mit einer außerdem sozialen Komponente nicht auf Kosten von Region und Natur Zeit zu verbringen, das eröffnet eine Grundkomponente von gutem Reisen neu: Land und Leute kennen lernen, sie mit eigenen Sprachkenntnissen verstehen, sich inspirieren lassen von Küche, Kultur und Impressionen, das

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bringt statt „Hüftgold“ nachhaltige Erinnerungen mit sich. Und wer etwas schätzt, der schützt es auch. Die Dusche muss nicht ewig laufen. Das Handtuch öfter benutzen. Den Drahtesel für Erkundungen leihen. Lokalen Handel und Handwerk unterstützen. Ressourcen schonen. Dann werden Touristen auch als Freunde erlebt. Seltener ist oft mehr. Den Kurztrip wirklich nahe halten, die größere Distanz mit Dauer verbinden. Oder noch besser: Wenn schon weg, dann gründlich. Urlaub wird ohnehin immer erholsamer, je mehr Zeit er zum Wirken hat. Die Distanz wird als Öko-Problem-Faktor kleiner, je länger der Aufenthalt ist. Wer nicht einkalkuliert, dass Ankommen auch Zeit braucht, der verlässt die Hektik bis zum nächsten Arbeitstag nicht. Aber Stress verbraucht in jeder Phase zu viel Energie. Auf der Autobahn, beim eiligen ZieleAbhaken und beim Umweltverbrauch pro erhofftem Erlebnis. Sich einmal bewusst auf den Ort, die Ruhe, den währenden Moment einlassen, das öffnet hingegen die Seele für ein tiefes inneres Durchatmen. Nun hat sich auch als Reaktion auf „schneller, weiter“ ein anderer Reisetrend mit Camping und Caravaning wieder extrem verstärkt; auch als Folge der nötigen Distanzen. Die eigene Unterkunft huckepack dabei zu haben, das eröffnet gerade jungen Bus-Ausbauern jede Menge Individualität, das lässt Familien gemeinsame Zeit intensiv erleben und das schenkt den Best Agern die Chance auf„Kultouren“ zu Städten und Stätten, die mal ganz locker auf dem Weg liegen. Auch hier gilt für Nachhaltigkeit die Regel: Erleben verlangt Respektieren.Weniger wollen belohnt meist gerade deshalb mit reichem Beschenkt werden. Heute haben Campingplätze oft schon echten Ressort-Charakter mit berechtigt längerer Bleibedauer. Von diesem Basislager aus geht es am besten per ÖPNV (wie den Igelbussen) zu den Zielen oder mit eigenem oder geliehenem Rad. Auf Schusters Rappen liegen die guten Momente am Wegrand und müssen nur gepflückt werden; in der Natur am besten aber nur mit den Augen und per Foto!

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