FREILICH Ausgabe 16

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KOLUMNE

Das Letzte (16):

Alle Gassen und Straßen sind voll Narren, Die treiben Torheit an jedem Ort Und wollen es doch nicht haben Wort. Drum hab ich gedacht zu dieser Frist, Wie ich der Narren Schiff' ausrüst …

Seit Omikron durch Putin ersetzt wurde, ist die Erregung fast in Vergessenheit geraten. Doch noch immer residiert Corona in unseren Landen.

Mitte Januar schien in Österreich kein Mensch mehr Lust auf die sogenannte Impfpflicht zu haben. Allmählich hatte sich herumgesprochen, dass sich die Regierung auf eine medizinisch sinnlose, organisatorisch schwer durchführbare und ethisch fragwürdige Schnapsidee eingeschossen hatte. Hierzu bot sich die „Omikron-Dynamik“ als goldene „Brücke zur politischen Gesichtswahrung“ an. Die Omikron-Variante breitet sich rasch aus, „durchbricht“ den bisherigen, ohnehin ziemlich fragwürdigen „Impfschutz“ und richtet in den allermeisten Fällen kaum mehr Schaden an als ein Schnupfen. Anfang Februar war es dann auch in Österreich so weit, dass Omikron „Delta“ praktisch komplett ersetzt hatte. Entsprechend häuften sich die „positiven“ Tests, auch bei vorbildlich dreifach Gestochenen (unter ihnen Herr Nehammer und Frau Edtstadler), allerdings meist ohne besondere gesundheitliche Konsequenzen. Trotz aller Einwände trottelte die Regierung wie ein Schlafwandler in den Impfpflicht-Beschluss. Nun hat sie uns diesen Mühlstein ohne irgendeine Not allen Ernstes umgehängt. Die einzige Partei, die geschlossen dagegen stimmte, war die FPÖ, der Rest war mit Ausnahme von vier NEOS und einem Sozialdemokraten geschlossen dafür. Ein verwirrter alter Mann in der Hofburg („Es darf uns nicht alles wurscht sein“, „Wir alle sind doch Österreich“) unterschrieb das Gesetz nicht minder schlafwandlerisch. Zu diesem Zeitpunkt war auch die Boulevardpresse reichlich verspätet umgeschwenkt. „Heute“-Chefredakteur Oistric schimpfte über die „Sinnlos-Impfpflicht“, „Österreich“-Herausgeber Fellner prangerte das Gesetz als „falsch und in wenigen Wochen nicht mehr haltbar“ an. Schließlich ritt die Kavallerie in Gestalt des Verfassungsgerichtshofes herbei und knallte Mückstein ein Konvolut an Fragen vor den frechen Latz, die schon längst hätten beantwortet werden müssen, etwa, wie viele Menschen in Österreich nun tatsächlich „an“ oder „mit“ Corona gestorben sind. War ihm das wurscht, wie ihm auch die zahlreichen Gesundheitsschäden und Todesfälle durch die sogenannten Impfstoffe wurscht sind? Es ist von höchster Wichtigkeit, dass es restlos kassiert und nicht bloß „ausgesetzt“ wird, um es in der nächsten Grippesaison wie eine Falle zu reaktivieren.

Martin Lichtmesz wurde 1976 in Wien geboren. Nach Jahren in Berlin lebt er inzwischen wieder in seiner Heimat und arbeitet als freier Publizist.

Angesichts des bisherigen Ablaufes der makabren Farce gibt es leider Grund zum Pessimismus. Die Regierung hat ihren Kurs unter Abwesenheit jeglicher Rationalität oder Verhältnismäßigkeit blindlings durchgezogen. Dabei besaß sie noch die Unverschämtheit, sich auf „die Wissenschaft“ und auf ominöse „Expertinnen und Experten“ zu berufen, die ein stammelnder Mückstein auf einer Pressekonferenz nicht einmal beim Namen nennen konnte. Die „Corona“-Agonie wird aus dem einzigen Grund künstlich in die Länge gezogen, damit die Nehammers und Mücksteins ihre hässlichen Gesichter wahren können, die sie ansonsten hinter wichtigtuerischen FFP2Kübeln verstecken. Nichts anderem dient ihr „Maßnahmen“-Aktionismus mit seinem vollmundigen Vokabular, das suggieren soll, sie hätten irgendeinen Plan oder irgendeine Ahnung, was sie da eigentlich tun. Wer ist imstande, Kasperln wie Herrn Major Striedinger ernst zu nehmen, der mit seinem Tarnuniform-Theater wirkt, wie aus einem „Monty-Python“-Sketch entsprungen? Wen interessiert die x-te neue heiße „Kommission“ mit vielen tollen Universitätsprofessor*_Innen, die keine andere Aufgabe haben, als das Gewurschtel der Regierung mit bestelltem Geschwätz zu vergolden? Ende Februar kam Nehammer mit Versprechen von grandiosen „Lockerungen“ im März angedackelt, die er uns verkaufte wie eine generös gewährte Gnade. Damit die Maskerade (im buchstäblichen Sinne) auf niederschwelliger Stufe weiterläuft, sollen jedoch die völlig nutzlosen Maulkörbe, eines der Hauptinstrumente der psychologischen Konditionierung und Kriseninszenierung, größtenteils beibehalten werden. Es ist von A bis Z ein reines, durchsichtiges, dilettantisches Schmierentheater, aufgeführt von der wohl übelsten Hefe, die Österreich seit Gründung der Zweiten Republik je regiert hat. Falls das ganze kabarettartige Gestolper und Geholper eine verborgene Methode hat, dann hat die Regierung keine besonders effektive Wahl getroffen, zu unserem Glück. Und doch: Sie sind zwar Clowns, aber Clowns mit Messern. Wir können nur hoffen, dass wir es hier mit einem Führerbunkerkoller kurz vor dem Untergang zu tun haben. Man sollte aber jetzt schon den Vorsatz fassen: kein Vergessen, kein Vergeben.


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