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50 Insights
Das ZukunftsInstitut brachte im Februar 2017 die Trendstudie »50 Insights – Zukunft des Wohnens« heraus. Dabei wurden praktische Fragen, philosophische Fragen und Megatrend-Fragen gestellt und beantwortet.
Insgesamt kann beobachtet werden, dass die offene Küche weiterhin eine große Rolle spielen wird. Sie wird das Zentrum der Wohnung sein, der Ort an dem Menschen sich treffen, gemeinsam etwas zubereiten und miteinander ins Gespräch kommen.
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In Zeiten von Social Media und dem digitalen Alltag der Menschen werden Erholung und privater Rückzug immer wichtiger, deshalb wird dem Schlafzimmer als Ort der Ruhe mehr Bedeutung zuteil. Das Bad ist nicht mehr nur zur Reinigung gut, sondern wird durch seine besondere Einrichtung zum spirituellen Erlebnis und zur Wellnessoase. »Wasserhähne sind keine einfachen Wasserquellen mehr, sie sind jetzt ›Wasserfälle‹, und aus den Duschköpfen kommt das Wasser nicht als Sprühstrahl, sondern es ›regnet‹ herab.«63 Bibliotheken und Bücherregale sind trotz E-Readern weiterhin fester Bestandteil des zukünftigen Wohnraumes. Allerdings geht der Trend dahin, nur noch wenige Bücher, die unsere Ansichten oder unser Wissen repräsentieren, im schicken Design-Regal stehen zu haben. Die anderen Bücher werden sich vermutlich in digitalen Bücherregalen stapeln.
Möbel werden immer mehr zu multifunktionalen »Lebens-Unterstützern«, die sich flexibel an die ständig wechselnden Lebensumstände und Raumgegebenheiten anpassen. Ein Beispiel dafür ist das Amsterdamer Unternehmen Zoku, das Co-livingSpace und Co-working-Space in einem verspricht. Ähnlich wie die Möbel sollen sich auch die Räume selber in Zukunft flexibler gestalten. In den Häusern des neuen Wiener Stadtteils Sonnwendviertel lassen sich zum Beispiel die Wände mit Hilfe eines Inbusschlüssels vom Bewohner selber versetzen.
Die Individualität des Einzelnen wird sich auch weiterhin im Wohnraum widerspiegeln. Selbstgebautes, Mitbringsel von Reisen und Erinnerungsstücke werden nach wie vor unseren Lebensstil repräsentieren.

Bisher nutzt die Möbelindustrie die Onlinevermarktung noch nicht konsequent. In der Zukunft wird dies aber immer mehr zum Standard. Hierbei gilt es vor allem die persönliche Beratung und die elektronischen Medien gut zu verbinden.
Das Konzept Altersheim wird abgelöst von Mehrgenerationenwohnen und betreutem Wohnen. Konzepte wie das »Bielefelder Modell«, bei dem barrierefreie Wohnungen Anschluss an einen abrufbereiten sozialen Dienstleister haben, der bei Bedarf kommt, finden Unterstützung, wie auch das Leben in »Wahlfamilien« mit der richtigen Mischung aus Jung und Alt.
Insgesamt fühlen sich die Menschen, auch durch den medizinischen Fortschritt, jünger als sie tatsächlich sind, deshalb sind neue Ideen und Konzepte des Zusammenlebens umso wichtiger.
Die Frage danach, wie lange ein Haus bestehen soll, wird zukünftig häufiger gestellt werden. Vor allem im Hinblick auf die Ressourcen unserer Erde wird entscheiden zu lassen. Die Digitalisierung verstärkt die Macht des Ortes und des echten Zusammenseins, deshalb erleben Märkte, geteilte Gemeinschaftsflächen und öffentliche Plätze, die ein »Mikro-Dorf-Gefühl« vermitteln, einen Aufschwung. Das Flanieren sollte wieder wichtiger werden und die Wege einer Stadt wieder begehbarer, denn wenn die Flächen wieder entdeckt und beansprucht werden, wird die Psychogeographie gesteigert und führt zu einer glücklicheren Lebensführung in den Städten der Zukunft.
Erstmals seit 20 Jahren sind im Jahre 2014 mehr Menschen aus der Stadt aufs Land gezogen als in die Großstädte. Der Leerstand auf den Dörfern wird trotzdem immer größer und die Menschen dort immer älter.

Immer mehr Menschen greifen auf Plattformen wie Airbnb zurück, anstatt ein Hotelzimmer zu buchen. Doch das eigentlich vernetzende Sharingportal teilt viel weniger, als dass es andere ausschließt. Umsonst bekommt hier keiner etwas, und so wird der private Lebensraum ein paar Tage im Jahr zu Geld gemacht und steht ansonsten leer.
Die Definition von Zuhause verlagert sich vom Zuhause als »dem Ort, wo man dich, wenn du dorthin gehst, aufnehmen muss«, zu einer multifunktionalen, flexiblen Basis für Metamobilität, zu viel mehr als einem Zufluchtsort, zu unserem »Gravitationszentrum«.66 Es ist nicht wichtig, ständig an einem Ort zu sein, sondern viel mehr das Gefühl von Verbundenheit und Sicherheit zu haben.
Auf die Frage, wie »smart« die Häuser unserer Zukunft tatsächlich sein werden, ist die Antwort der Studie eindeutig. Zwar kann man mit Technik alles regeln lassen, vom Licht über die Raumtemperatur, die Überwachung, wer rein und raus geht, bis hin zum Auffüllen des Kühlschrankes und dem selbständigen Kochen. Doch machen gerade das Chaos, die Spontanität, die Abläufe und die Beziehungen zu den Dingen und Menschen unser Haus »heimisch«. Das private Leben kann sich nicht regeln lassen wie die Abläufe einer Fabrik. Das wirklich smarte Haus »bettet daher alle schlauen Geräte in den Kontext der Lebendigkeit ein«.67