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»WOH NEN ist die engste aller Umweltbeziehungen.«
Das, was innerhalb des eigenen Wohnraums geschieht, und die Emotionen, die der Einzelne damit verknüpft, haben große Auswirkung auf unsere Lebensqualität.
Wohnen: Wohnen, zusammenfassende Bezeichnung für einen elementaren Bereich der Daseinsvorsorge, dessen Vielfältigkeit u. a. unter architektonisch-technischen (Wohnhaus), rechtlichen (Wohnung), politischen (Wohnungspolitik) und wirtschaftlichen Gesichtspunkten (Wohnungsbau) betrachtet wird. In der Philosophie wurde das Wohnen von M. Heidegger thematisiert und als »Grundzug des Menschseins« bestimmt.2
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Das Wohnen ist eine enge Mensch-Umwelt-Beziehung, in der physische, soziale und psychologische Vorgänge stattfinden. Die physisch-räumliche Umwelt wird durch diese Vorgänge zu einer persönlich bedeutsamen Wohnumwelt – Zuhause oder Heim genannt. In seinem Zuhause verortet sich der Mensch, organisiert sein alltägliches Leben und seine sozialen Beziehungen. Die Wohnwelt ist Teil der eigenen Identität, denn durch die Aktivität der Bewohner wird sie einzigartig.
Zusammengefasst charakterisiert sich Zuhause durch folgende Begriffe: Privatheit, Rückzug, Schutz, Sicherheit, Regeneration, Umweltaneignung, Selbstdarstellung, Ordnungsstrukturen, Bindung an Orte und Personen, Kontinuität, Identität sowie Erinnerungen.3
Antje Flade beschreibt das Zuhause als einen »Fixpunkt, ein sicheres Zentrum, von dem alle Wege ausgehen und zu dem sie wieder zurückführen«4 Dabei ist es irrelevant, ob das Zuhause dauerhaft, zeitlich begrenzt oder mobil ist.
Das »Einwohnen« des Zuhauses, in dem man einund ausgeht, führt zur Vertrautheit. Es ist eine unbewusst ausgeübte Tätigkeit, die über eine längere Zeit die Umgebung in unser Leben integriert und für uns »gewohnt« macht.5 Aber auch, wo der Mensch wohnen möchte, ist erlernt und entspringt Gewohnheiten. Purcell und Nasar haben 1992 die Wohnpräferenzen von Architekturstudenten mit denen der Studierenden anderer Fachbereiche verglichen. Die Architekturstudenten bevorzugten Häuser/Wohnungen, die von angesagten Architekten entworfen und konstruiert wurden. Die übrigen Studierenden hingegen favorisierten, in serienmäßig produzierten Häusern zu leben.6
Auch die Baubranche und die Möbelindustrie beeinflussen die Vorlieben. Sie geben dem Menschen vor, wie gewohnt wird. In Ratgebern, wie zum Beispiel dem Magazin »Schöner Wohnen«, wird aufgezeigt, wie man alles »richtig« macht. In einer empirischen Studie wurde 2003 nachgewiesen, dass solche Vorbilder beim Ansehen einen unbewussten Lerneffekt beim Betrachter auslösen.7
3 FLADE: WOHNEN PSYCHOLOGISCH BETRACHTET, S. 7 – 19
4 EBD., S. 17
5 HEBERT: GEBAUTE WELT GELEBTER RAUM, S. 9 – 10
6 FLADE: WOHNEN PSYCHOLOGISCH BETRACHTET, S. 50
7 CHUPCHIK, RITTERFELD, LEVIN: INCIDENTAL LEARNING OF FEATURES FROM INTERIOR LIVING SPACES, S. 189 – 197