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Die Familienagentur informiert
Studie: So erlebten Südtirols Familien die Corona-Pandemie
Mehr Zeit für Familie, Smart Working und die Verbesserung der digitalen Kompetenzen auf der einen Seite, auf der anderen die Herausforderungen durch die Kinderbetreuung, das Homeschooling und das Digitalverhalten: Während der Corona-Pandemie wurden bei Südtirols Familien positive, wie negative Aspekte festgestellt. Erste Ergebnisse der neuen Familienstudie „Die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf die Familien in Südtirol“ des Center for Advanced Studies von Eurac Research im Auftrag der Familienagentur liegen nun vor. Untersucht wurden insbesondere die Auswirkungen auf Südtiroler Familien mit Kindern und Jugendlichen. Im Sommer 2021 wurden 2.238 Personen aus unterschiedlichen Haushalten in Südtirol befragt – zu den Herausforderungen rund um Kinderbetreuung, Fernunterricht und die Pflege von Angehörigen, zur Einkommens- und Arbeitssituation, zu Haushaltsarbeit, Gesundheit, Lebensqualität sowie zur Stimmung innerhalb der Familie. Die Schließung schulischer und vorschulischer Einrichtungen stellte über 90 Prozent der Befragten vor Schwierigkeiten in der Kinderbetreuung, die Schließung der Kleinkindbetreuungsstrukturen allerdings nur 75 Prozent. Bei der Betreuung und Versorgung der Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu Hause, antworteten rund zwei Drittel der Befragten, keine Schwierigkeiten gehabt zu haben. Auch das Wegfallen der Freizeitaktivitäten, die große Unsicherheit aufgrund unzureichender Informationen und die fehlende Unterstützung durch Großeltern erschwerten den Familien die Betreuungsaufgaben. Insbesondere Befragte mit Kindern im Grund- und Mittelschulalter sowie besonders kinderreiche Familien sprachen von einer eher schwierigen bis sehr schwierigen Lage. Rund zwei Drittel der Befragten bewerteten die Erfahrung mit dem Fernunterricht für Kinder und Jugendliche für sich selbst eher negativ bis sehr negativ. Dabei wurden die exzessive Bildschirmzeit, mangelnde Bewegung und die Abnahme der Unterrichtsqualität angegeben. Zwar seien neue digitale Kompetenzen gewonnen worden, trotzdem fühlte sich ein großer Teil der Teilnehmenden technisch wie zeitlich überfordert. Insgesamt mussten fast 40 Prozent der interviewten Personen ihre Arbeit unterbrechen, haben sie gewechselt oder ihre Arbeit gar verloren.
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Foto © Familienagentur/I. Heiss
Frauen stärker belastet
Frauen waren von den Mehrfachbelastungen stärker betroffen, denn ein Großteil aller Haushalts- und Betreuungszuständigkeiten fiel auf sie zurück. Aus diesem Grund gestaltete sich auch das Homeoffice, insbesondere mit Kindern im Haushalt, für Frauen deutlich belastender. Die Vereinbarkeit von Familie, Beruf und Freizeit während der Pandemie hat sich für insgesamt 36 Prozent der Befragten verschlechtert, während nur neun Prozent von einer Erleichterung sprachen. Obwohl einerseits Vorteile wie die flexiblere Arbeitseinteilung und die bessere Vereinbarkeit von Privatleben und Arbeit insbesondere für Pendlerinnen und Pendler genannt wurden, bedeutete für 49 Prozent die Trennung von Privat- und Berufsleben eine große Herausforderung. Obwohl sich der Großteil der Befragten an die Pandemie gut oder eher gut anpassen konnte, gaben 71 Prozent an, dass sich ihre Lebensqualität aufgrund der Pandemie verschlechtert habe. In fast der Hälfte der Haushalte war eine Zunahme an Stress und Spannungen erlebbar, vor allem in Familien mit Kindern zwischen sechs und zwölf Jahren. Auch psychologische Belastungserscheinungen traten in Form von Lustlosigkeit, Unruhe, Rückzug oder Passivität auf, ebenso verzeichnet die Studie eine Zunahme an erhöhtem Digitalverhalten und Ernährungsproblemen. Auf die Frage nach Wünschen nannten die Befragten die finanziellen Soforthilfen für sozialschwache Familien, eine klare Kommunikation und klare Maßnahmen oder die realistische Anpassung der Notbetreuungszeiten an die tatsächlichen Arbeitszeiten inklusive Anfahrt zum Arbeitsplatz. Um auch mögliche Veränderungen im Zeitverlauf zu erheben, ist im Sommer 2022 eine weitere Befragung geplant.
Eurac Research/Familienagentur/gb