The Epoch Times Deutschland 26-01-2011

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„Mode ist vergänglich. Stil niemals“ Coco Chanel Seite 9

26. Januar - 8. Februar 2011 / Nr. 274 / 7. Jahrgang / Preis Deutschland 1,80 €

Wenn Hüte denken könnten: Interview mit Edward de Bono

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Die Ica-Steine: Eine prähistorische Bibliothek? Seite 11

Unternehmer als Sponsoren „Im Kreise einer Unternehmerrunde entfachte sich ein Dialog zum Thema Sponsoring und welche Schwierigkeiten sich oftmals ergeben, wenn man sich sozial engagieren möchte.“

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Der tschechische Präsident und Querdenker Václav Klaus „Ich will ein Europa, das auf vernünftiger und freundschaftlicher Zusammenarbeit von gleichwertigen und souveränen europäischen Staaten basiert“.

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Frankreich versucht, einen tunesischen „guten Freund“ zu vergessen Dass Frankreich die Landung Ben Alis verweigerte, illustriert seinen neuen Umgang mit dem Präsidenten, den es zuvor jahrelang allumfassend unterstützt hatte. mehr auf Seite 6

Deutschlands Landwirtschafts- und Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner „nimmt Mass” am 21. Januar bei der Grünen Woche 2011 in Berlin. Lesen Sie auf Seite 4 einen Bericht über fairen Handel in Kanada.

widerstehen und (Nord)Korea zu helfen.” Der Pianist Lang Lang sagte, er habe das Stück selbst ausgesucht. „Ich dachte, wenn ich „Mein Mutterland“ beim Bankett im Weißen Haus spiele, hilft das uns, dem chinesischen Volk, um uns stolz zu fühlen und um unsere Gefühle durch diesen Song auszudrücken. Ich finde ihn besonders gut. Jedes mal, wenn ich ihn höre, bin ich sehr berührt.“ Ob es wirklich ganz allein die Entscheidung von Lang Lang war, dieses Lied zu spielen, ist kaum herauszufinden. Aber in jedem Fall dürften die chinesischen KP-Beamten davon gewusst haben, dass er es spielen wird.

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ipfeltreffen sind meistens wie Kabuki-Theater“, sag„ te Dean Cheng von der American Heritage Foundation im Anschluss an den chinesischen Staatsbesuch bei US-Präsident Obama: „Wir kennen die Texte und wir kennen die Musik.“ Zumindest bei der Musik sollte er nicht ganz recht behalten. Denn niemand hatte damit gerechnet, dass der chinesische Starpianist Lang Lang eine AntiAmerika-Hymne im Weißen Haus anstimmen würde: Den Titelsong „Mein Mutterland“ aus dem Film: „Kampf um den ShangganlingBerg“. Der Film und die Melodie sind unter Chinesen recht bekannt. Das Lied ist seit Jahrzehnten ein führendes Stück für die Anti-AmerikaPropaganda der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh). In der KPChPropagandalinie ist der Koreakrieg die „Bewegung, um Amerika zu

mehr auf Epoch Styles Seite II

Interview: Karl Marx, der „Vernichter“

Schräge Töne im Weißen Haus Beim Staatsbesuch von Chinas Präsident Hu Jintao bei US-Präsident Barack Obama wurden eigenartige Töne angeschlagen. Während Hu auf Fragen zu Menschenrechten nichts Substanzielles von sich gab, tönte Pianist Lang Lang beim Staatsbankett im Weißen Haus umso lauter. Er intonierte die Klänge eines Anti-AmerikaPropagandafilms aus dem Koreakrieg.

Heilung durch Kampfkunst Der Wert des Trainings der Kampfkünste liegt nicht in der Verteidigung und dem Angriff gegen Feinde, sondern darin, was das Training jeden Tag für uns tut.

Die gemeinsame Pressekonferenz der beiden obersten Männer Staat – einer demokratisch gewählt, der andere Vorsitzender einer kommunistischen Einheitspartei – brachte hingegen wenig Berichtenswertes. Das vielleicht Interessanteste an der Pressekonferenz war es, zuzusehen, wie einige Journalisten Hu mit den Menschenrechtsverletzungen unter der kommunistischen Herrschaft in China unter Druck setzten. Die Art, wie Hu darauf antwortete, indem er substanziell gar nicht auf die Fragen einging, ist ein guter Indikator dafür, wie die Pressekonferenz insgesamt ablief. Das Menschenrechtsthema wurde zweimal aufgebracht, wobei Hu die erste Frage wohl nicht einmal richtig verstanden hatte. Er sagte, dass China für Menschenrechte sei und dass das Land „enorme, weltweit anerkannte Fortschritte“ bei diesem Thema gemacht habe. Für jeden, der das Thema verfolgt, ist klar, wie offensichtlich unwahr die beiden Aussagen Hus sind. Keine Verpflichtungserklärungen gab es zu den Schifffahrtsregeln, Währungsmanipulationen, dem Marktproblem, dem Wirtschaftsprotektionismus, der Frage des Diebstahls von geistigem Eigentum – und zu Nordkorea.

Starpianist Lang Lang vergriff sich im Ton: Er spielte ein AntiAmerika-Propagandalied im Weißen Haus.

Die jüngst in Deutschland ausgebrochene Kommunismus-Debatte hat uns bewogen zu einem längeren Gespräch mit dem Historiker Professor Konrad Löw in der Nähe von München. Er gilt als Experte in der Forschung über Karl Marx, als der er auch in der ZDF-Reihe II zu „Karl Marx und der Klassenkampf“ befragt wurde. Er ist Verfasser des „Rotbuchs über den Kommunismus“.

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poch Times: Herr Professor Löw, in der ZDF-Reihe wird folgendes über Karl Marx gesagt: „Er gibt radikale Antworten. Der deutsche Philosoph Karl Marx: Seine Vision einer klassenlosen Gesellschaft macht den streitbaren Draufgänger zum einflussreichsten Deutschen der Moderne.“ Stimmen Sie damit überein? Professor Konrad Löw: Das ist natürlich nicht schlecht: Einflussreichster Philosoph der Moderne. Könnte man sagen, na ja – so wird er uns präsentiert und für viele ist er es ja tatsächlich. Epoch Times: Ist er ein Anreger für viele?

Prof. Löw: Zumindest einer, zu dem man sich bekennt, wobei die allerwenigsten, die sich zu ihm bekennen, genauere Kenntnisse seiner Gedanken und seiner Werke haben. Epoch Times: Herr Professor Löw, was ist das für ein Film? Prof Löw: Ein Film über Karl Marx und den Klassenkampf. Das ZDF hat vor einigen Jahren eine Umfrage gestartet, wer der größte Deutsche sei und das Resultat war – Platz 1: Konrad Adenauer, Platz 2: Martin Luther. Aber bereits auf Platz 3: Karl Marx; in den neuen Bundesländern war Karl Marx sogar auf Platz 1. Da ist es natürlich naheliegend, ihn und sein Werk dem deutschen Publikum näherzubringen, eben darüber einen Film zu inszenieren und zu zeigen, und das geschah im November 2010. Epoch Times: Warum ist Karl Marx in Ostdeutschland der bekannteste Deutsche? Prof. Löw: Die Antwort ist einfach: Man hat den Kindern und Jugendlichen in den Gebieten der ehemaligen DDR Karl Marx als einen Menschen vorgestellt, dessen ganze Leidenschaft nur dem galt, für das Volk zu wirken. Also als jemanden, der wirklich das Wohl der Arbeiter, der Unterdrückten suchte und dafür gleichsam sein eigenes Leben opferte. So wurde er präsentiert. Und das wurde geglaubt, deshalb also seine hohe Reputation.

Epoch Times: Was war er eigentlich für ein Mensch, Karl Marx. Prof. Löw: Das ist wohl möglich zu beantworten, wenn wir alles Schriftliche, was er selbst in seinen jungen Jahren verfasst hat und das damals über ihn verfasst wurde, lesen würden, zur Kenntnis nehmen – was ja kaum geschieht. Dann haben wir einen Menschen vor Augen, der vor Selbstbewusstsein strotzt, und gleichzeitig – das geht Hand in Hand – alle anderen, die Menschen, aber auch ihre Tradition, gering erachtet, wenn nicht sogar verachtet. Das ist ein sehr tristes Menschenbild des Karl Marx, aber niemand, der sich mit den Fakten beschäftigt, mit den Briefen des Vaters, mit eigenen Aufzeichnungen, mit seinen Gedichten und so weiter, kann diesem Urteil entgehen. Fortsetzung auf Seite 7


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The Epoch Times Deutschland / 26. Januar - 8. Februar 2011 / Nr. 274

Boys –Toys ... irgendwann mag dich nur noch dein Tankwart, er schreibt dir auch immer von seiner Villa in Monte Carlo und hofft, dass du den Wagen noch lange hast.

Obwohl die Deutschen dem Öko grundsätzlich nicht abgeneigt sind, fühlen sie sich bei der Einführung des „Ökobenzins“ mit dem Namen E10 eher verunsichert.

Beschriftungen mit der Bezeichnung E10 einstellen müssen („Normal E10“, „Super E10“ oder „Super Plus E10“). Das neue Gemisch aus Benzin und Bioethanol (zehn Prozent Anteil = E10) ist als Allheilmittel gegen die Klimakatastrophe gedacht – hofft jedenfalls die Politik. Bislang enthält unser Benzin nur fünf Prozent Bioethanol (E5). Durch den geringeren Benzinanteil auf Erdölbasis sollen die weltweiten Ölvorkommen geschont und die Ökobilanz verbessert werden. Was die wenigsten Pkw- und Kradfahrer wissen, der „grüne Sprit“ lässt die Autos und Motorräder zu leidlichen „Schluckspechten“ werden (E10 erreicht gegenüber bisherigen Benzinsorten nur ein Leistungsniveau von 97 Prozent). „Bioethanol hat nur etwa zwei Drittel des Energiegehalts des üblichen Benzins. Das heißt im Endeffekt, die Autos und Motorräder verbrauchen im Vergleich zu herkömmlichem Benzin mehr“, so

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ie sonst lassen sich die jüngsten Umfrageergebnisse des Kfz-Portals www. auto.de erklären, in denen 93 Prozent der befragten Fahrer (10.112 Befragte) den neuen Sprit ablehnen? Seit Anfang des Jahres gilt eine neue EU-Verordnung, die dafür sorgen soll, dass zukünftig mehr Biosprit durch die etwa 15.000 deutschen Tankstellen-Zapfpistolen fließen soll. Ab Februar werden sich die deutschen Auto- und Motorradfahrer an den Zapfsäulen auf neue

auto.de-Experte Thomas Kuwatsch. Was die Fahrer ärgert, freut den deutschen Finanzminister, denn der Mehrverbrauch bedeutet ein Mehr an Tankvorgängen und dies spült zusätzliche Millionen in seine klammen Kassen. Laut Statistischem Bundesamt und Bundesverband der Mineralölwirtschaft liegt der tägliche Verbrauch von Benzin aller Sorten bei etwa 75 Millionen Litern. Auf jedem Liter Benzin, gleich welcher Sorte, lastet eine Mineralölsteuer von etwa 65 Cent – ohne Mehrwertsteuer. Durch den absehbaren Mehrverbrauch kann das Finanzministerium mit zusätzlichen Mehreinnahmen, allein durch die Mineralölsteuer, von bis zu 1,7 Millionen Euro rechnen – und zwar täglich. Doch nicht nur die staatlich sanktionierte Abzocke an den Tankstellen droht den Leuten. Etwa zehn Prozent aller in Deutschland fahrenden Pkw und Motorräder „vertragen“ den Sprit gar nicht. Die DAT Deutsche

Automobil Treuhand GmbH hat im Auftrag der Fahrzeughersteller/-importeure die Broschüre „E10-Verträglichkeit von Kraftfahrzeugen“ erstellt. Diese gibt Auskunft, welche Modelle E10-verträglich nach E DIN 51626-1, Ausgabe November 2010 sind. Hersteller geben im Internet Auskunft über ihre Modelle. Denn sorgloses Betanken kann ab Februar teure Folgen haben. Durch die sogenannte veränderte Viskosität gegenüber dem sonst üblichen Benzin droht der Ausfall der Einspritzanlage mit irreparablen Folgen für den gesamten Motor. Thomas Kuwatsch: „Ein Tankvorgang und ein kurzer Betrieb reichen aus, um an den Motoren der Fahrzeuge teure Schäden zu verursachen. Wenn Sie fälschlicherweise E10 getankt haben, Hände weg vom Zündschlüssel!“ Der Biosprit muss aus dem Tank abgepumpt werden. Wen wundert es, dass 93 Prozent der Autofahrer die Nutzung des Biosprits E10 ablehnen? (red)

„Wir haben es satt“ „Ihr seid die Mutbürger“, hieß es am 22. Januar gleich zu Beginn der Abschlusskundgebung vor dem Brandenburger Tor. Renate Lilge-Stodieck

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icht länger will man sich „abspeisen“ lassen, wenn es um die Zukunft der Böden, der Viehzucht und der Ernährung geht. Sie „haben es satt“, aber sie sind nicht von gestern. Sie wollen keine Agrarindustrie, bei der „Mensch und Tier jede Würde und auch ihre Zukunft verlieren“, so Hubert Weiger aus Bayern. Als BUND-Vorsitzender führt er schon lange einen Kampf für eine nachhaltige Landwirtschaft, für die man sich vor seinen Kindern „nicht schämen muss und auch nicht vor den Nachbarländern für Schäden, die aus unserem Land exportiert werden“. Mit Traktoren und einem kilometerlangen Protestzug sind nach Angaben der Veranstalter 22.000 Teilnehmer dem Aufruf zur Demonstration gefolgt un-

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ter dem Motto „Wir haben es satt! Nein zu Gentechnik, Tierfabriken und Dumpingexporten“. Bei der bislang größten Demonstration dieser Art zogen Bauern, Umweltschützer, Imker und Verbraucher gemeinsam vom Berliner Hauptbahnhof zum Brandenburger Tor. Die Teilnehmer waren nach Angaben der Veranstalter mit 60 Bussen, Zügen und mehr als 70 Traktoren aus dem ganzen Bundesgebiet zu der Demonstration angereist. Getragen wurde die Veranstaltung von mehr als 120 Bauern- und Umweltverbänden, Bürgerinitiativen gegen Massentierhaltung und Gentechnik sowie von Eine-WeltGruppen. Anlass der Demonstration war die von der Bundesregierung ausgerichtete Agrarministerkonferenz auf der Grünen Woche. Aufgeweckt durch die jüngsten Dioxin-Skandale beteiligten sich nun auch viele Verbraucher an der Demonstration. „Das ist uns wichtig“, sagten der Biobauer aus Baden-Württemberg und das Ehepaar aus Bayern ebenso wie Teilnehmer aus Berlin. „Wir sind Verbraucher, es geht uns was an“, hieß es bei vielen Demonstranten. Ein Göttinger Landwirt war 21 Stunden auf seinem Traktor unterwegs. „Das ist es mir wert“, sagte er.

Auf der Abschlusskundgebung am Brandenburger Tor wurde als Konsequenz aus dem Dioxin- und anderen Lebensmittelskandalen gefordert, Bundesregierung und EU sollten statt der Agrarfabriken die bäuerliche Landwirtschaft fördern. BUND-Vorsitzender Hubert Weiger kündigte an, die Berliner Kundgebung sei nur der Auftakt zahlreicher weiterer Aktionen. „Die Bundesregierung muss endlich begreifen, dass sie bei Fortsetzung ihrer Blockadepolitik gegen eine nachhaltige und gerechte Agrarreform in Europa schon beim nächsten Lebensmittelskandal wieder ins Schlingern gerät.“ Maria Heubuch, Bundesvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft, sagte: „Agrarfabriken gehören verboten und nicht weiter mit Steuergeldern subventioniert. Tiergerechte Haltung, heimisches Futter und besonders Eiweißfutter ohne Gentechnik – das ist unsere Zukunft.“

Pressemitteilung des Wirtschaftsforums

Das Internationale Wirtschaftsforum schrieb in einer gemeinsamen Presseerklärung von der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE), dem Deutschen Bauernverband (DBV), der Deutschen Landwirtschafts-

Gesellschaft (DLG), der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) und vom OstAusschuss der deutschen Wirtschaft (OA) am Schluss: „Das Aufzählen tatsächlicher und vermeintlicher Problemfelder wie es derzeit im Gefolge des aktuellen Dioxins-Skandals zu beobachten ist, z.B. Bodenspekulation, industrielle Landwirtschaft, Antibiotika, Gentechnik und Massentierhaltung löst keine Probleme. Die pauschale, einseitige Verurteilung unserer modernen Land- und Ernährungswirtschaft noch weniger. Die Land- und Ernährungswirtschaft ist – wie alle anderen Branchen auch – ein Wirtschaftszweig, der seine Prozesse kontinuierlich weiterentwickelt und verbessert. […] Das hat dazu geführt, dass die Vielfalt und Qualität unserer Lebensmittel noch nie so gut war wie heute und dass die Produktionsprozesse noch nie so umweltverträglich ausgestaltet sind wie sie es heute sind. Damit ist klar, dass die bisherigen Entwicklungsschritte richtig waren und der beschrittene Weg geeignet ist, den entscheidenden Lösungsbeitrag für die aktuellen und zukünftigen Herausforderungen zu liefern.“ Die „Mutbürger“ sehen das anders.

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Ökobenzin E10 ein grünes Feigenblatt?

21 Stunden war ein Göttinger Landwirt auf seinem Traktor unterwegs. „Das ist es mir wert“, sagte er selbstbewusst.


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Sag mir: Wo werden die Kinder spielen ...

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The Epoch Times Deutschland / 26. Januar - 8. Februar 2011 / Nr. 274

Durch das gemeinschaftliche Spielen an der frischen Luft erleben Kinder die Umwelt, knüpfen soziale Kontakte und lernen spielerisch, Vertrauen in sich und andere zu setzen.

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inder sollen spielen und das am besten draußen. Doch was, wenn es an Spielplätzen mangelt oder diese langweilig, veraltet oder sogar nicht mehr den Sicherheitsstandards entsprechend ausgestattet sind? Zu Zeiten, in denen öffentliche Gelder der Kommunen knapp werden oder Kirchengemeinden klamme Kassen haben, verschwinden schon mal Spielplätze, werden Kindergärten nicht mehr ausreichend ausgestattet. Was liegt näher, als Sponsoren zu suchen? Und was könnte ein Unternehmer tun im sozialen Engagement? Eine Verbindung schaffen, vorhandene Kapazitäten nutzen und neue Felder öffnen.

Nominierung bei der Deutschen UNESCO-Kommission

Wo auch immer man heute angesiedelt ist, die Welt ist erreichbar über das Internet – auch aus Hövelhof in Ostwestfalen-Lippe. Nicht gerade eine Adresse, die man sich sonst merken würde, aber nun, mit der Initiative „spielKind“ der Westfalia Spielgeräte GmbH, hat man es aus Hövelhof sogar bis zu einer Nominierung bei der Deutschen UNESCO-Kommission gebracht. Die will mit einem Wettbewerb „Ideen Initiative Zukunft“ Projekte und Ideen fördern, die sich für eine lebenswerte Welt von morgen einsetzen. „Bei Nominierung denke ich sofort an die Oscar-Nominierungen in Hollywood“, sagt Volker Eickhoff lachend und nicht ohne Stolz in der Stimme. Er ist Hauptverantwort-

licher und Sprecher der Initiative. Als Vater von vier Kindern nicht gerade unerfahren in dem, was Kinder brauchen. „Gerade im Zeitalter digitaler Medien und virtueller Spielwelten ist es wichtig, die Bindung zur Außenwelt nicht zu verlieren. Spielplätze sind hierfür ein hervorragender Ort“, erwähnt der erfahrene Vater. „Durch das gemeinschaftliche Spielen an der frischen Luft erleben Kinder die Umwelt, knüpfen im Umgang miteinander soziale Kontakte, schließen Freundschaften und lernen spielerisch, Vertrauen in sich und andere zu setzen.“ Den Grundstein für die Initiative legte Michael Athens, Geschäftsführer der Westfalia Spielgeräte GmbH im Juli 2010. „Im Kreise einer Unternehmerrunde entfachte sich ein interessanter Dialog zum Thema Sponsoring, bei dem auch diskutiert wurde, welche Schwierigkeiten sich oftmals ergeben, wenn man sich sozial engagieren möchte“, berichtet Michael Athens. „Mein Anliegen war es, eine Plattform zu schaffen, die garantiert, dass eingeworbene Sponsorengelder auch an der vom Spender vorgesehenen Stelle ankommen, und zwar einfach und effektiv.“ Er gründete dafür die Initiative „spielKind“. Gründungsdatum und erster Tag des Onlineauftritts war der 24. August 2010.

Das Material kommt aus der gelben Tonne

Die Firma Westfalia Spielgeräte GmbH stellt eine Onlineplattform zur Verfügung und einen großen Pool an vermittelbaren Spielgeräten. Viel Personalaufwand ist für die Betreuung der Webseite und der vielen Anfragen nötig, aber natürlich

ist das gleichzeitig eine Werbung für die Spielgeräte. „Die Formteile der Spielgeräte aus vorsortierten, recycelten Kunststoffen von Gewerbe, Industrie oder Haushalt sind nahezu unbegrenzt haltbar, garantiert splitterfrei und absolut UV-beständig“, erklärt dazu Volker Eickhoff. Die Farbstoffe, mit denen der Kunststoff eingefärbt wird, seien für Gesundheit und Umwelt unbedenklich. „Das garantiert den Kindern hohe Sicherheit und noch mehr Freude am Spiel. Die Initiative ‚spielKind‘ lässt, wenn ausreichend Spenden gesammelt wurden, beispielsweise Kletteranlagen und Spielkombinationen mit Klettergerüsten und -türmen, Rutschen, Spielschiffe, Schaukeln, Federwippen, Wackelbrücken, Spielhäuser oder Eisenbahnen von Westfalia Spielgeräte aufstellen.“ Seit Gründung der Initiative sind inzwischen rund 17.000 Euro an Spenden zusammengekommen. 18 Projekte werden bearbeitet. Auf der Webseite werden die Pläne, wenn sie spruchreif sind, vorgestellt mit einem Spendenbarometer, das laufend den Eingang an Geldern für die einzelnen Projekte anzeigt und – wenn sie es wünschen – auch die Namen der Spender angibt, ob privat oder von Firmen. Doch die Projekte beschränken sich nicht auf das regionale Umfeld in Ostwestfalen-Lippe. Beworben haben sich Interessenten aus diversen Bundesländern, darunter neben Nordrhein-Westfalen auch Brandenburg, Hessen und Niedersachsen. Unterstützt werden sollen alle Projekte, die der Initiative vorgeschlagen werden, die tatsächlich Bedarf, aber zu wenig Eigenmittel dafür haben. Es meldeten

Sponsorengelder sollen auch an der vom Spender vorgesehenen Stelle ankommen – und das möglichst einfach und effektiv.

sich Eltern, Leiter von Tagesstätten und Kindergärten oder auch Verantwortliche aus den Verwaltungen von Städten und Kommunen, und zwar nicht nur in Deutschland, sondern auch im Ausland. Schon wenige Tage nach dem Onlinegang gab es einen Hilferuf aus der Dominikanischen Republik von deutschen Auswanderern, die dort eine Montessorischule gegründet haben. In ihrem Ort gibt es außer einem kleinen Laden nichts, wo Gelder fließen. Aber man bleibt in Kontakt; ein Reeder, der eventuell die Geräte kostenlos transportieren würde, hat sich schon gemeldet.

Die Planungen für die Projekte sollten vor Ort laufen, auch die Einwerbung von Geldern, aber für Kontakte zu Firmen oder Stiftungen, wo schon mal größere Summen fließen, engagieren sich Volker Eickhoff und die Firma Westfalia Spielgeräte direkt.

i Informationen gibt es unter der kostenlosen Hotline: 0049 800 589 2278 und bei www.initiative-spielkind.de

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Renate Lilge-Stodieck

„Hurra! Endlich!“, leuchtende Kinderaugen wollten die Initiatoren von „spielKind“ sehen und das ist ihnen auch schon gelungen.

Eine Neiddebatte – wenn Unternehmer etwas unternehmen Renate Lilge-Stodieck

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ein Vater, der sich in den 50er-Jahren mit einer Apotheke selbstständig gemacht hatte, nachdem die Zulassungsbeschränkungen durch das Bundesverfassungsgericht aufgehoben worden waren, litt häufig unter dem Neid von Freunden, Kollegen oder auch Kunden. Galten Apotheken doch als Goldgruben, was sie aber nicht mehr waren, seitdem genau diese Zulassungsbeschränkung aufgehoben war. Er war nun ein

Unternehmer, der mit eigenem Risiko etwas unternahm, was seinem Tatendrang und seinem Wunsch entsprach, seiner Familie eine Existenz zu bieten. Es gelang ihm. Wie viele Väter hatte auch er so seine Sprüche, manchmal fallen sie mir wieder ein, etwa dieser, den er zu seinen neidischen Kunden sagte: „Wir leben doch alle miteinander, füreinander und voneinander.“ Wie recht er hatte. Und wie passend, sich daran zu erinnern, wenn man auf Neiddebatten stößt wie diese, die den Initiatoren der spielKind-Idee galten (siehe Artikel auf dieser Seite) und

mit der sie ausgerechnet auf der Onlineplattform XING konfrontiert wurden. Dabei ist XING eine Plattform, die gerade für berufliche Vernetzungen gegründet wurde. Das entbehrt nicht einer gewissen Komik. Ein anderes Bespiel: Jede Firma, die etwa bei „Ein Herz für Kinder“ im Fernsehen spendet, ebenso wie jeder Showstar, darf sich des allgemeinen Beifalls sicher sein – und niemand wirft ihnen vor, dass sie für sich Werbung machen, was sie natürlich auch im Hinterkopf haben. Warum auch nicht, wenn man nicht bekannt ist, gibt’s weniger

Kunden oder Engagements. Gibt’s weniger Geld, kann man weniger spenden. So einfach ist das. Wenn eine Firma, wie die Westfalia Spielgeräte, gleichzeitig ihre Spielgeräte anbietet, gibt es mehr Umsatz und mehr Geld, das sie für Sponsoring einsetzen kann. Schließlich muss niemand dieses Angebot annehmen, wo ist das Problem? Mit Verve setzte sich Volker Eickhoff, der Sprecher von spielKind auf XING zur Wehr: „Wissen Sie, was ich wirklich bedaure? Ich will es Ihnen sagen: Ich bedaure, dass wir und ich mich augenscheinlich dafür rechtfertigen müssen,

dass wir eine Idee in die Tat umgesetzt haben, die Kindern zu Spielplätzen verhilft. Ja, wir stellen Spielgeräte her. Ja, wir verkaufen diese auch. Ist es das, was Sie hören wollen? Aber dann überhören Sie doch bitte nicht – und vielleicht muss ich es nur noch einmal deutlich sagen – dass wir mit der Initiative spielKind ein Lücke schließen, auf die wir fast täglich von Kindergärten, -heimen etc. angesprochen werden, die nicht die finanziellen Mittel haben, ihre Wünsche und die Wünsche der Kinder in die Tat umzusetzen. Bisher konnten wir an

der Stelle nicht helfen. (Wenn man davon absieht, dass wir jährlich auch Spielgeräte an Kindergärten im Wert von bis zu 10.000 Euro verschenken.) Ein drittes Ja: Wir sind auf Umsatz angewiesen. Aus diesem Grund können wir nicht allen Interessenten, die nicht über genügend finanzielle Mittel verfügen, die Spielgeräte schenken. Aber genau aus diesem Grund haben wir die Initiative spielKind ins Leben gerufen. Und wissen Sie aus welchem Grund noch? Weil es noch kein anderer getan hat.“ Gut gebrüllt, Löwe.


Wirtschaft

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The Epoch Times Deutschland / 26. Januar - 8. Februar 2011 / Nr. 274

Chris Mallinos

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n den Lebensmittelgeschäften und Einkaufszentren auf der ganzen Welt kämpfen die verschiedensten Produkte um Ihr Gewissen. Unternehmen bieten ihren Kunden heutzutage von Kaffee bis Obst, von Kleidung bis zu Blumen eine Reihe von sozial bewussten Möglichkeiten an, sich zu entscheiden. Indem sie ihre Produkte als „ethisch“ oder „fair-trade“ kennzeichnen, hoffen die Unternehmen, Sie mit Versprechungen über umweltbewusste Herstellung und arbeitnehmerfreundliche Produktion zum Kauf zu verlocken. Aber wie können sie sicher sein, dass diese Produkte Ihren Ansprüchen gerecht werden können? Bei so vielen fairtrade-Kennzeichnungen, die uns so viele Dinge versprechen, kann die Wahl zu einer Qual werden. In Kanada gibt es keine Regularien, die bestimmen, wann ein Unternehmen seine Produkte als „fair-trade“ kennzeichnen darf. Das heißt, es gibt nichts, was ein Unternehmen, das die Umwelt verschmutzt oder Kinderarbeit missbraucht, davon abhält, sich selbst als ethisch zu bezeichnen, nur um die Umsätze zu steigern. Als Ergebnis wurde der Markt überschwemmt und überlässt es den Kunden mit guten Absichten, zu entscheiden, bei welcher Kennzeichnung es sich um Fakt oder Fiktion handelt. „Ich fühle mit dem durchschnittlichen Konsumenten“ sagt Gavon Fridell, Autor von „Fair Trade Coffee: The Prospects and Pitfalls of Market Driven Social Justice“. „Es ist schwer einen Markt für ΄fairtrade΄ zu haben, wenn alle da draußen von sich behaupten, ethisch zu sein.“ Es gibt keinen Zweifel am Verantwortungsbewusstsein der Kanadier, aber Produkte zu finden, bei denen fair-trade nicht nur eine Marketingstrategie ist, kann sich zu einer Herausforderung entpuppen. 2006 waren mehr als 450 Tonnen des mit fair-trade gekennzeichneten Kaffees nicht zertifiziert. Man konnte also unmöglich

wissen, wie ethisch der Kaffe in Wirklichkeit war. Der Trick laut Fridell ist, nach Produkten Ausschau zu halten, die offiziell von unabhängigen fair-trade-Organisationen wie TransFair zertifiziert und gekennzeichnet wurden. „Wenn sie den höchsten Standard bei der ethischen Kennzeichnung haben wollen, dann bekommen sie den bei TransFair Canada“, sagt er. TransFair Canada zertifiziert seit 1997 fair-trade-Produkte. Das Unternehmen ist Teil eines ausgereiften Systems internationaler Organisationen, die jeden Schritt im Leben eines Produkts, von der Produktion bis zur Verpackung, überwachen, um sicherzustellen, dass es den weltweiten fair-trade-Standards entspricht. Produkte, die das unverwechselbare schwarz-weiße Kennzeichen (oder das blaue, schwarze und grüne Kennzeichen des jeweiligen internationalen Gegenstücks) von FairTrade tragen, müssen strengen Richtlinien in Bezug auf den Schutz der Umwelt, Rechte der Mitarbeiter, und der Entwicklung der örtlichen Gemeinde entsprechen. „Das Ziel von fair-trade ist, Bedingungen des Handels für die Produkte, die wir kaufen zu ändern und sicherzustellen, dass die Farmer und Handwerker hinter den Produkten eine bessere Behandlung bekommen“, heißt es auf der Webseite TransFair. Kaffee, Wein und andere Produkte mit dem fair-tradeKennzeichen kann man in Kaufhäusern im ganzen Land finden. Tatsächlich sind mehr als zweihundertvierzig Unternehmen bei FairTrade registriert. Vor zehn Jahren waren es gerade mal dreißig. Eine andere Kennzeichnung, nach der man suchen kann, ist die von der World Fair Trade Organization. Diese Organisation zertifiziert Genossenschaften, Einzelhändler und andere, die sich der ethischen Produktion verpflichtet haben. Sie halten dabei an „zehn Standards für fairen Handel“ („10 Standards of Fair Trade“) fest und vergeben ihr buntes Kennzeichen nur an jene, die diesen Standards entsprechen. Mehr als 320 Organisationen sind bei der World Fair TradeOrganisation registriert. Inklu-

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Kanada: Von Fakten und Fiktionen der Fair-Trade-Kennzeichnung

Fair ist fair: Das originale Fair TradeZeichen in Blau-Grün. Solche Produkte müssen strengen Richtlinien in Bezug auf den Schutz der Umwelt, Rechte der Mitarbeiter und der Entwicklung der örtlichen Gemeinde entsprechen.

sive des Einzelhändlers „Ten Thousand Villages“, der mehr als 50 Läden in Kanada betreibt. Natürlich muss das Fehlen einer solchen Kennzeichnung für ein Produkt oder ein Unternehmen nicht gleichzeitig bedeuten, dass es nicht dem fair-tradeGrundsatz entspricht. Offizielle Kennzeichnungen können sehr teuer sein, was es vor allem für kleine Unternehmen schwierig macht, sie zu erhalten. Der beste Ratschlag ist, selbst nachzuforschen, ob die Produkte die man kauft, den eigenen ethischen Standards entsprechen. Die Definitionen von fair-trade variieren, daher sollten Sie sicher sein, dass Sie sich mit dem Kauf Ihrer Produkte wohlfühlen. Scheuen Sie sich nicht davor, ein Unternehmen direkt anzurufen und nach deren fair-trade-Politik zu fragen. Wenn ein Unternehmen nicht zertifiziert ist, sollte es einen guten Grund dafür geben. Und es sollte sich sehr genau darüber

Doch wer die Wahl hat… …hat auch die Qual. Bei so vielen fairtradeKennzeichnungen, die uns so viele Dinge versprechen, fällt die Wahl immer schwerer.

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im Klaren sein, wie dessen Ansprüche an einen fairen Handel aussehen und wie diese nachgewiesen werden können. Denn ein Unternehmen kann sich letzten Endes umweltfreundlich verhalten, aber dennoch nicht für gute Arbeitsbedingungen sorgen. Laut Fridell sind lokale, unabhängig geführte Einzelhandelsunternehmen zumeist die beste Quelle für fair-tradeProdukte. „Sie bekommen einen viel feineren Sinn für die Authentizität dessen, was sie kaufen“, sagt er. Wenn Sie also das nächste Mal im Supermarkt nach einem fair-trade-Produkt suchen, denken Sie daran, dass nicht alle fair-trade-Kennzeichnungen irreführend sind. Es gibt eine Vielzahl von Produkten in den Regalen der Geschäfte, die hohen Standards verantwortungsvoller Produktion entsprechen. Man muss nur wissen, wo man sie finden kann.

Datum, Unterschrift


wirtschaft

The Epoch Times Deutschland / 26. Januar - 8. Februar 2011 / Nr. 274

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EUROPA? – Reden, Vorträge und Textbeiträge W

er sich mit dem Staatspräsidenten der Tschechischen Republik, Prof. Dr. Václav Klaus, in einer Diskussion zur volkswirtschaftlichen Lage der EU anlegen will, muss sich vorher gut vorbereiten, denn allgemeine Floskeln und Antworten der Gesprächsteilnehmer prallen an dem Volkswirtschaftler ab. Dies mussten sowohl prominente Gäste als auch Journalisten jetzt in Nürnberg erfahren. Präsident Klaus stellte anlässlich einer Einladung durch Hans-Peter Schmidt (Honorarkonsul der Tschechischen Republik und Aufsichtsratsvorsitzender der Nürnberger Versicherungsgruppe) in Nürnberg sein neues Buch unter dem Titel EUROPA? vor. Das gängige Klischee des angeblichen „Euro-Kritikers Klaus“ lässt der Staatspräsident nicht gelten. „Ich bin kein Euro-Kritiker, ich bin Euro-Realist“, sagte das Staatsoberhaupt in Nürnberg in Bezug auf die Entwicklung der EU. Und wenn man fair ist, muss man eigentlich anerkennen, dass ihn die europäische Entwicklung leider (das Wort leider benutzt Klaus bei seiner Buchpräsentation oft) bestätigt. Derzeit diskutieren die EU-Staaten darüber, ob der Rettungsschirm über 750 Milliarden Euro für finanzschwache und überschuldete EULänder überhaupt noch reicht. Der Hauptansatz von Präsident Klaus, bewusst nicht nur aus der Sicht des erfahrenen Politikers, ist der, dass die EU in ihrer viel zu schnell vorgenommenen Erweiterung vor allem volkswirtschaftlich nicht funktioniert. Zwischen der wirtschaftlichen Leistungskraft und Wettbewerbsfähigkeit der einzelnen Mitglieder liegen Welten.

Vorwort von Altbundespräsident Roman Herzog

Das jetzt präsentierte neue Buch ist eigentlich im klassischen Sinne einer fortschreibenden Handlung kein Buch; auf 182 Seiten dokumentiert Präsident Klaus eine Ansammlung seiner gehaltenen Reden, Vorträge und Diskussionsbeiträge aus seiner Sicht als Politiker und Wissenschaftler und genau dies macht das Buch so interessant. Die üblichen politischen populistischen Verbeugungen vor dem Zeitgeist (gesagt und geschrieben wird, was Wählerstimmen bringen könnte) macht Klaus nicht. Insofern ist er auch ein Mahner. Dies bestätigt auch der ehemalige deutsche Bundespräsident Roman Herzog in einem Vorwort: „Václav Klaus ist sowohl ein glänzender Wissenschaftler als auch ein profilierter Politiker aus den höchsten Rängen seines Landes. In beiden Eigenschaften ist er dafür bekannt, dass er die Dinge, die ihn beschäftigen, ja umtreiben, fast gnadenlos auf den Punkt bringt.“ Dem ist eigentlich nichts mehr hinzuzufügen, denn bequeme Abwiegeleien blinder Europa-Phantasten, denen zufolge Klaus eben ein notorischer Gegner Europas sei, sind ihm zu einfach gestrickt. So fasst Klaus auf Seite 16 des Buches seine Grundhaltung zu Europa zusammen: „Obwohl es manche Politiker und Journalisten anders sagen, ich habe nie behauptet, dass ich die positiven Ergebnisse der europäischen Integration nicht sehe und wahrnehme. Gleichzeitig kann ich aber nicht einige Tendenzen, Pläne und Projekte ignorieren und diese anders als kritisch ansehen.“ Klaus beklagt, dass durch den zu starken Transfer von Kompetenzen nach Brüssel eine Entwicklung eingetreten ist, in der die Hauptfigur der EU nicht mehr der Bürger, sondern die Beamten und Bürokraten seien. „Dies hat unvermeidlich Planung, Regulierung,

Kontrollierung und Koordinierung zur Folge“, schreibt Klaus etwa in einem interessanten Beitrag für die F.A.Z., der ebenfalls Bestandteil des vorgestellten Buches ist. Wie aber stellt sich Präsident Klaus Europa vor? „Ich will ein Europa, das auf vernünftiger und freundschaftlicher Zusammenarbeit von gleichwertigen und souveränen europäischen Staaten basiert“ (Seite 61) und gleichzeitig zeigt Klaus auf, wie die Realität Europas, genauer der EU, wie er sagt, aussieht. Tatsächlich, auch da hat Klaus den richtigen Ansatz, ist die EU ein schwer steuerbares Gebilde geworden. In einem Umfeld der Veränderung der Denkweisen der Bürger in Europa sei es gleichzeitig zu einer weitgehenden Erweiterung und Vertiefung der EU gekommen, sagte Klaus in der Berliner Humboldt-Universität Ende April 2010. „Die Anzahl der Mitgliedsstaaten hat sich beinahe verdoppelt und deshalb wurde die EU viel weniger homogen. Demzufolge ist ihre Entscheidungsfähigkeit gesunken … Das hat auch zu einer Erhöhung der Transaktionskosten geführt, die das Funktionieren der größeren EU erfordert“, so Klaus auf Seite 63. In einem interessanten Kommentar vom 14. Januar 2011 in der renommierten Zeitung „Die Welt“ heißt es z.B. zum Strommarkt unter der Überschrift Markt in Auflösung „Wie viel Markt gibt es überhaupt noch, der da, von wem auch immer, manipuliert werden könnte? Das Kartellamt gibt selbst ernüchternd Auskunft: 65% des Strompreises ist von den Unternehmen gar nicht mehr direkt beeinflussbar“, schreibt die „Welt“ und bestätigt damit indirekt Präsident Klaus in seiner Kritik bei zu vielen dirigistischen Eingriffen in die Wirtschaft. Die Energiewirtschaft als eine Säule der Volkswirtschaft wird durch Vorgaben Brüsseler Eurokraten immer mehr zu einer Planwirtschaft. Unter dem Einfluss einer grünen Ideologie, die Klaus auch schonungslos beschreibt (u.a. auch in seinem Buch „Blauer

Der tschechische Präsident und Querdenker Václav Klaus wünscht sich ein „Europa, das auf vernünftiger und freundschaftlicher Zusammenarbeit von gleichwertigen und souveränen europäischen Staaten basiert“. Planet in grünen Fesseln“), sind wir in Europa über den modernen Ablasshandel, der sich Emissions- bzw. Zertifikatenhandel nennt, dabei, durch völlig unrealistische Vorgaben wichtige Schlüsselindustrien (dazu zählt auch die Stahlindustrie) in ihrer Wettbewerbsfähigkeit gegenüber Konkurrenten außerhalb Europas zu gefährden. Wir werden uns alle noch früher oder später an den Mahner Klaus erinnern und auch deshalb verdient sein neues Buch, das zum Nachdenken zwingt, eine breite Resonanz – auch und gerade in der europäischen Politik.

Vorbild China?

Gewiss, man muss nicht alle Thesen von Klaus übernehmen. Die Wirtschaftsmethoden der Kommunistischen Parteiführung in China kann z.B., abweichend von den Behaup-

F o t o : C o nte x t V e r l ag

Günter Spahn

tungen des Präsidenten Klaus, kein Modell für den Rest der Welt sein. Klaus erwähnte in Nürnberg, dass die Soziale Marktwirtschaft ein Modell von gestern sei; Orientierung mit seinen enormen Wachstumsraten würden China, Indien und Schwellenländer in Südamerika bieten. Die heutige Wirtschaftsform der Bundesrepublik Deutschland, die Soziale Marktwirtschaft, sei Vergangenheit. Darüber könnte man allerdings mit Klaus ein akademisches Streitgespräch führen. Gewiss ist ihm – vor allem im Hinblick auf die Eingriffe in die deutsche Energiepolitik und Energiewirtschaft – auch beizupflichten, wenn er sagt, dass die heutige Soziale Marktwirtschft nicht mehr konform gehe mit den Vorstellungen von Ludwig Erhard. Aber insgesamt kann das chinesische Wirtschaftsmodell noch lange kein Vorbild sein, wenn etwa

daran erinnert werden darf, dass das Regime nach wie vor nicht zimperlich ist, wenn es darum geht, große Projekte der Infrastruktur durchzusetzen und zu realisieren. Da werden einfach 50.000 Bauern beim Bau eines neuen Flughafens in Kunming im Süden Chinas zwangsumgesiedelt. Man stelle sich so ein Verhaltensstrickmuster in Deutschland vor. Günter Spahn ist Herausgeber und Chefredakteur von Der WirtschaftsReport.

i Erhältlich ist das Buch „Europa?“ überall im Buchhandel (ISBN 978-3-939645-35-1) sowie direkt beim Verlag (contextmv.de) zum Preis von 24,80 Euro.

Staatspräsident Václav Klaus: Politiker und Wissenschaftler

Foto: Florian Godovits/ The Epoch Times

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resseveranstaltungen mit Staatspräsident Prof. Dr. Václav Klaus können unverwechselbar werden und sich zu Sternstunden auch für Journalisten entwickeln. So war es auch bei seiner neuen Buchvorstellung „Europa?“ in der Noris. Nürnbergs Oberbürgermeister Ulrich Maly bezeichnete die Buchpräsentation als die interessanteste, die er seit langer Zeit erlebt habe. Tatsächlich war der Präsident in seinem volkswirtschaftlichen Element, als er, mehr Wissenschaftler als Politiker, ganz wie in einem Hörsaal einer Universität ein Flip-Chart zur Unterstreichung seiner Thesen wollte. Dies wurde dann auch schnell herbeigebracht und schon zeigte der Präsident selbstgemalte Diagramme zur Unterstreichung seiner Thesen auf. Ob alle im Auditorium seine „Vorlesung“ verstanden? Wenn Nein: an der Sprache hätte es jedenfalls dann nicht gelegen, denn der Präsident referierte in einem perfekten Deutsch. Prof. Dr. Klaus ist in seiner Kompetenz auch als Wissenschaftler und Volkswirtschaftler unverwechselbar; in Nürnberg hatte man den Eindruck, dass ihm der Hörsaal zumindest genauso viel Freude macht, wie sein Präsidentenamt oben auf dem Prager Hradschin. Der derzeitige Präsident der Tschechischen Republik war noch nie ein bequemer

Mann in der Politik. Vielleicht ist Klaus für die politische Alltagsarbeit zu intelligent. Immerhin schloss er sein Studium der Außenhandelsökonomie 1963 an der Prager Universität ab und in den 60erJahren absolvierte er Studiengänge in Italien und in den USA. Von 1971 bis 1986 arbeitete Klaus an verschiedenen Stellen bei der Tschechoslowakischen Akademie der Wissenschaften (CSAV), der tschechoslowakischen Zentralbank und beim Prognostischen Institut der Akademie der Wissenschaften, wo er sich mit Makroökonomie beschäftigte. Klaus ist Mitglied der Mont Pèlerin Society (MPS), einem Zusammenschluss liberaler Intellektueller, die sich zum Ziel setzen, Freiheit, Rechtsstaatlichkeit, Privateigentum und Wettbewerb zu fördern. Diese Ideale brachte Klaus als wichtigster Mann der Einführung einer freien Marktwirtschaft (nicht Soziale Marktwirtschaft) nach der Wende in der damaligen Tschechoslowakei ein. Weltweite Bewunderung erhielt er als Ministerpräsident (1992-1997), als er 1993 die Teilung des Landes in die Tschechische Republik und Slowakei friedlich organisierte, was keineswegs selbstverständlich war, wenn man nur an die Begleitumstände beim Auseinanderdriften des ehemaligen Jugoslawien denkt. (sp)

So sieht es aus, wenn Václav Klaus eine Vorlesung – pardon – einen Vortrag hält. Gesehen in Nürnberg bei der Präsentation seines neuen Buches in der Akademie der Nürnberger Versicherung.


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INTERNATIONALES

The Epoch Times Deutschland / 26. Januar - 8. Februar 2011 / Nr. 274

Aurelien Girard

A

ls der tunesische ExPräsident Zine el Abidine Ben Ali am 14. Januar aus dem Land flüchtete, flog das Präsidentenflugzeug zuerst gen Frankreich, bevor es seinen Kurs zurück in Richtung Süden änderte und schließlich in Saudi-Arabien landete. Am selben Tag flogen mehrere Privatflugzeuge von und nach Frankreich, angeblich, um die Flucht von Ben Alis Familie und seinem angehäuften Privatvermögen zu sichern. Dass Frankreich die Landung Ben Alis verweigerte, illustriert seinen neuen Umgang mit dem Präsidenten, den es zuvor jahrelang allumfassend unterstützt hatte. Nur drei Tage vor Ben Alis Abwahl wollte die französische Außenministerin, Michèle AlliotMarie, französische Polizisten zur Beruhigung der Proteste nach Tunesien entsenden. Ihr Plan wurde jedoch durch den Widerstand französischer Medien und der Opposition vereitelt. In den wenigen Tagen, in denen sich die offizielle Haltung zu Tunesien änderte, änderten sich auch die Schlagzeilen in den französischen Medien; „Proteste“ wurden zur „Jasmin-Revolution“ und „Präsident Ben Ali“ wandelte sich in „Diktator“. Viele, die jahrelang bezüglich der Menschenrechtsverletzungen geschwiegen hatten, sprachen nun von Tunesien als einer Hölle auf Erden, kontrolliert von einer blutigen Mafia. Angesichts seiner öffentlichen Verlautbarungen scheint die französische Regierung nun zu versuchen, ihren Weg durch die unerwarteten Umstände zu bahnen.

Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy hatte zuerst recht kühl darauf hingewiesen, dass Frankreich die Wende in Tunesien „zur Kenntnis nahm“. Dann am Samstag, nach einer Nacht des Überdenkens, ließ er eine Pressemitteilung herausgeben, die Frankreichs Unbehagen wiedergab. Mit eher ungewöhnlichen Worten begann die Erklärung: „Frankreichs Politik basiert auf zwei Prinzipien: erstens, sich nicht in die Angelegenheiten eines souveränen Staates einzumischen; zweitens, Demokratie und Freiheit zu unterstützen.“ Der erste Punkt entschuldigt Frankreich, die Gewalt, die fast ein Duzend Leben über die vergangenen Monate hinweg gekostet hat, nicht zu verurteilen, während der zweite Punkt wohl dazu dienen soll, gute Beziehungen zur neuen tunesischen Regierung aufzubauen. Dieses Freundschaftsangebot wird vom nächsten Satz des Statements untermauert. „Über mehrere Wochen hinweg“, steht dort, „hat die tunesische Bevölkerung ihr Hoffen auf eine Demokratie ausgedrückt. Frankreich, mit Tunesien vereint durch so viele Verbindungen der Freundschaft, wird ihr entschlossene Unterstützung zuteil werden lassen.“ Die französische Regierung muss jetzt erklären, was wie eine Kehrtwende in der Kommunikation aussieht – mit der Bezeugung einer Freundschaft gegenüber der neuen tunesischen Regierung, die sich nicht sehr unterscheidet von jener zu Ben Ali. Zudem hat keiner die Aussage des früheren Präsidenten Jacques Chirac während seines Tunesienbesuchs 2003 vergessen. Er sagte damals: „Das wichtigste Recht des Menschen ist das auf Nahrung, medizinische Versorgung,

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Frankreich versucht, einen tunesischen „guten Freund“ zu vergessen

Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy (l) begrüßt Tunesiens Präsident Zine el Abidine Ben Ali am 13. Juli 2008 im Grand Palais in Paris. Bildung und Wohnung.“ Und weiter: „Von diesem Blickwinkel aus gesehen ist Tunesien verglichen mit vielen anderen Ländern sehr fortschrittlich.“ Präsident Sarkozy vertrat denselben Standpunkt, als er mit Ben Ali 2007 zum ersten Mal zusammentraf. „Es existiert eine sehr starke Freundschaft zwischen Frankreich und Tunesien, eine des Respekts und des gegenseitigen Vertrauens, und diese muss bewahrt und vertieft werden“,

sagte der französische Präsident. Sarkozy ging noch einen Schritt weiter bei seinem ersten offiziellen Besuch in Tunesien im Jahr 2008, als er sagte: „Heute vergrößert sich der Raum für die Freiheit. Dies sind ermutigende Signale, die ich loben möchte. Diese Signale, diese Reformen finden auf schmalem und schwierigem Weg statt, dem des Respekts gegenüber dem Einzelnen.“ „Kein Land kann für sich beanspruchen, das vollständig erreicht

zu haben“, sagte Sarkozy, „... Ich sehe nicht, wie ich es wagen könnte, in diesem Land, in das ich als Freund kam, zu stehen und eine Lektion zu erteilen. Ich vertraue darauf, Herr Präsident, dass Sie noch mehr Raum für Freiheit schaffen werden.“ Die Kehrtwende von diesen Aussagen hin zu „blutige Mafia“ derzeit in den Medien ist bezeichnend. Am 16. Januar wurde Außenministerin Alliot-Marie von der Kommission für Auslandsan-

gelegenheiten der französischen Nationalversammlung gebeten, ihre geplante Polizeiunterstützung in Tunesien zu erklären. Der französische Regierungssprecher und Haushaltsminister, Francois Baroin, ließ verlauten, dass Ben Alis Familie Frankreich verlassen sollte und dass Frankreich ebenso jede Bewegung der Finanzmittel von Ben Alis Familie blockieren werde. Indirekt dürfte das die Existenz solcher Finanzmittel in Frankreich bestätigen.

Das Ausland von innen

Polen am Unabhängigkeitstag

F O T O : AT TA K E N A R E /A F P/G E T T Y I M AG E S

Die Erfahrung zu machen, dass die Heimat nach 123 Jahren der Fremdherrschaft wieder unabhängig ist, lässt alle Menschen ihre Unabhängigkeit wertschätzen.

Tom Ozimek

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eiern Sie den Unabhängigkeitstag im Cockpit eines MIG-29-Düsenjägers!“ „ Meine Neugier war offiziell geweckt. „Setzen Sie sich an die Schalthebel eines Panzers aus dem Zweiten Weltkrieg und sehen Sie die Welt aus der Perspektive seines Kommandanten.“ Ich denke, das könnten etwas sein. Ich streifte im Cyberspace umher und suchte nach einer interessanten Möglichkeit, den Unabhängigkeitstag mit meiner 4-jährigen Tochter zu verbringen.

Der polnische Unabhängigkeitstag fällt nämlich auf den 11. November. Dieses Ereignis findet (offensichtlich) seit 1918 jährlich statt (was für ein Land mit einer Geschichte von mehr als tausend Jahren Souveränität schon ziemlich erstaunlich ist). Warum, fragte ich mich, fand die Unabhängigkeitsfeier erst vor so kurzer Zeit statt? Immerhin spielte der Begriff der Unabhängigkeit in einem ganzen Jahrtausend polnischer Souveränität eine wichtige Rolle. Dies drückte sich auch in der Verabschiedung des sogenannten Liberum Veto im 16. Jahrhundert aus. Als man die Rechte aller Vertreter im Sejm (einer Art Parlament) festlegte, wurde jedem ein Vetorecht eingeräumt. Es reichte schon aus, wenn nur ein Vertreter glaubte, seine Freiheit wäre übermäßig eingeschränkt, um die legislativen Entscheidungen des ganzen Tages zu annullieren und diese Sitzung des Parlaments aufzulösen. Viele Historiker loben das Liberum Veto als ein Instrument, das viel zur Gewährleistung der Rechtsstaatlichkeit und der religiösen Toleranz in Polen beitrug. Denn zu diesem

Zeitpunkt war der Rest Europas in religiöse Konflikte und Despotismus verstrickt. Ich scannte die Webseite des polnischen Armee-Museums, denn ich suchte ein ausführliches Veranstaltungsprogramm. Dies führte dazu, dass wir einen weitgehend kinderfreundlichen Tag voller Spaß und Ausgelassenheit erleben durften. Dabei konnten sich auch die jüngsten Teilnehmer hinter den Steuerknüppel eines Kampfjets setzen und „sich wie ein echter Pilot fühlen“. Doch nicht nur das; sie konnten auch mit einem automatischen Sturmgewehr spielen und ein historisches Kavallerie-Schwert führen. Richtigerweise und zum Glück für alle Beteiligten nahm ich an, dass das Munitionsmagazin leer und das Schwert nicht scharf war. Beides war also kindersicher. Die menschliche Gesundheit und Sicherheit wurden offenbar sehr wertgeschätzt. Auch das versprochene pädagogische Element wurde gefördert (die Kinder lernen dabei – immerhin – etwas über die Unabhängigkeit). Daher beschloss ich, meinen kleinen Engel zu mir zu nehmen und mich zu informieren,

worum es beim polnischen Unabhängigkeitstag ging. Leider soll die vorgenannte Einrichtung des Liberum Veto von den Volksvertretern missbraucht worden sein. Dies soll die Macht der Regierung geschwächt und dazu geführt haben, dass Polen im 18. Jahrhundert dreimal von der Landkarte verschwand. Am meisten profitierten davon die Haupttäter (Russland, Preußen und Österreich). Die letzte Aufteilung erfolgte im Jahre 1795 und dauerte insgesamt 123 Jahre. Dies bedeutete, dass Polen über mehrere Generationen nicht mehr als Land bestand. Trotzdem pflegten die Polen weiterhin ihre Sprache und Kultur und setzten sich in regelmäßigen Aufständen zur Wehr. Sie scheiterten oft und es führte zu schrecklicher Vergeltung. Aber im Jahr 1918 hatten sie endlich Erfolg. Die Erfahrung zu machen, dass die Heimat nach 123 Jahren der Fremdherrschaft wieder unabhängig ist, lässt alle Menschen ihre Unabhängigkeit wertschätzen. Der Ort wimmelte nur so von Kindern und zwischen ihnen standen die Kriegsmaschinen.

Meine Tochter bestand darauf, wirklich alles selbst tun zu dürfen, wobei sie absolut jedes Hindernis ohne irgendeine Hilfe überwinden konnte. Aber dann der Kampf, den sie führte, als ich sie aus dem Pilotensitz des MI-17-Kampfhubschraubers herausnahm! (Schließlich erreichte mich auch der Lärm kindlicher Ungeduld, der von tausend anderen zwergenfüßigen Zukunftspiloten ausging). Es stellt sich heraus, dass meine Tochter es immerhin schaffte, etwas über die praktische Seite der Unabhängigkeit zu lernen.

Vorschau In der nächsten Ausgabe lernen Sie die New Yorker kennen.


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Interview: Karl Marx, der „Vernichter“

Marx-Forscher Löw ner Mutter hatte er keine gute Beziehung. Prof. Löw: Die Beziehung zur Mutter war eher noch schlechter als die zum Vater. Also was wir da an schriftlichen Zeugnissen des Sohnes haben, das ist regelrecht erschütternd. Die Mutter sollte ihn als Student in Berlin finanziell unterstützen, was sie ja auch tat. Aber sie war ja nun Witwe, musste an die Belange der großen Familie denken, und der Verschwender Karl war mit dem, was er bekam, nicht zufrieden. Deshalb hat er sie regelrecht erpresst. Epoch Times: Also war Karl ein Verschwender. Er wurde an der Universität der „Vernichter“ genannt, was hat es damit auf sich? Prof. Löw: Das stimmt, das ist schon auffallend, wenn wir die Abituraufsätze in Deutsch von allen Klassenkameraden und von ihm durchlesen. In all diesen Aufsätzen taucht nicht einmal das Wort „vernichten“ auf, ich habe sie alle gelesen. Und im Aufsatz des Karl Marx, und in ihm, wenn ich mich recht entsinne, nicht nur zwei, drei-, viermal, sondern sechsmal „vernichten“, obwohl das Wort eigentlich in Betrachtungen eines Jünglings bei der Wahl seines Berufes, so der Titel des Abituraufsatzes in Deutsch, nichts zu suchen hat, also „vernichten“ einerseits und andererseits „einen Thron will ich mir auferbauen“, heißt es in einem seiner Gedichte, „kalt und riesig soll der Gipfel sein“. Also

zwischen dem Vernichten einerseits und dem Thron zur eigenen Ehre andererseits schwanken seine Gedanken in dieser Zeit. Epoch Times: Es gibt schon sehr viele Paradoxien in seinem Leben. Auf der einen Seite stand seine enge Beziehung zu seiner Frau Jenny, sie war ja seine Jugendliebe, und die beiden waren so viele Jahre verheiratet. Aber es gibt da auch Briefe, die uns verraten, dass er nicht nur einen unehelichen Sohn hat, sondern zwei uneheliche Kinder, stimmt das? Prof. Löw: Mit Blick auf den zweiten bin ich sehr vorsichtig, da gibt es Indizien dafür. Also einen unehelichen Sohn gab es ganz sicher, zu dem er sich aber nicht bekannt hat. Da musste dann pro forma Friedrich Engels als Vater einspringen, musste also sagen, ja doch, ich habe ein intimes Verhältnis zum Dienstmädchen der Familie Marx unterhalten. Obwohl er im fernen Manchester wohnte und die Familie Marx sich in London aufhielt, was also schon die Vaterschaft mit einem großen Fragezeichen versieht. Nein, heute wird nicht mehr daran gezweifelt, aber solange der Ostblock bestand, durfte man dort eben von diesem unehelichen Kind des Karl Marx nicht sprechen. Das war tabu. Epoch Times: Karl Marx sah sich als Prophet und Helfer der armen Menschen. In seinem ganzen Leben hat er in der Jugendzeit jedoch bei seinem Vater gelebt und dann von der Arbeit seiner Frau, er hat aber auch sehr, sehr viel Geld von Engels bekommen. Prof. Löw: Ja, Friedrich Engels war seinerseits ein Kapitalistensohn und hat als Kapitalist auch gelebt, zunächst als Handlungsbevollmächtigter für eine Fabrik, an der sein Vater zu 50 Prozent beteiligt war, diesen Anteil hat er später geerbt. Dann war er zu 50 Prozent Miteigentümer

der Firma Ermin & Engels in Manchester. Diese Firma hat sehr viel abgeworfen, er war ja nicht verheiratet, hatte also insofern keine Verpflichtungen und hat großzügig mit dem Freund, der einige hundert Kilometer entfernt wohnte, geteilt, für ihn gesorgt. Ohne Friedrich Engels gäbe es keinen Karl Marx, der wäre im Elend untergegangen. Warum? Er hat sich ja beharrlich geweigert, einen Brotberuf zu ergreifen und deshalb kam es immer wieder dazu, dass die Familie am Hungertuch nagte, mehrere Kinder sind wohl auch des Elends wegen gestorben, das hat aber ihn, den großen Philosophen, nicht sonderlich berührt, ausgenommen, als Sohn Edgar starb. Da hat er aufgeheult gleichsam, ansonsten waren es ja Mädchen, die starben, und die haben ihn nicht sonderlich tangiert. Er sagte einmal, man muss die Welt mit Knaben bevölkern.

Epoch Times: Aber Tussy – also die jüngste Tochter – war eigentlich schon eine, wie soll ich sagen, eine Begleitperson von Karl Marx und wurde auch wie ein Junge erzogen. Prof. Löw: Die jüngste Tochter, die hat ihren Vater sehr verehrt, die hat ja dann Aufzeichnungen gemacht, die auch in dem Film zum Teil zitiert werden, aber schon Engels erkannte damals, sie wollte aus ihrem Vater einen Mythos machen. Was sie schrieb, das entsprach nicht der Wirklichkeit, sondern das war ihr Wunschbild. Und als dieses Wunschbild allzu sehr angekratzt wurde, beging sie nach dem Tode ihres Vaters Selbstmord, als sie erfuhr, dass eben der Edgar nicht der Sohn von Friedrich Engels ist, sondern der Sohn ihres Vaters, und dennoch stets stiefmütterlich behandelt wurde. Das war sicherlich mit ein Motiv für ihren Selbstmord. Epoch Times: In den Schriften

von Karl Marx finden sich nicht selten sehr derbe Ausdrücke. Auf der einen Seite ist er ein Gelehrter, er ist belesen, das weiß man; auf der anderen Seite bezeichnete er seinen Vater als „Alten“, und ich glaube, er verwendete auch nicht immer schöne Worte für seine Mitstreiter, für seine Kollegen, also wenn er über sie sprach. Wie kam es dazu? Prof. Löw: Ja nun, weil er eben ein äußerst leidenschaftlicher, zügelloser Mensch gewesen ist und sich insofern keinerlei Zügel angelegt hat, also wie Sie sagen, diese Briefe sind äußerst anstößig. So schlimm, in so hohem Maße anstößig, dass sich die Erben der schriftlichen Hinterlassenschaft von Marx und Engels viele Jahre Zeit ließen, bis sie diese Briefe veröffentlichten. Wird fortgesetzt und online veröffentlicht unter www.epochtimes.de Das Interview führte Lea Zhou

Faszination des Grauens: Nicht wenige Straßen in Deutschland sind weiterhin nach ihm benannt: Karl Marx. Seine Gedichte und sein Leben erzählen uns von einem vielseitig begabten Menschen, dem sein Ego über alles ging. Der sich für Satanismus mehr als nur interessierte und schon in Schulaufsätzen das Wort „vernichten“ liebte.

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Epoch Times: Es wurde immer gesagt, Marx pflegte eine sehr, sehr enge Beziehung zu seinem Vater und er liebte ihn. Also war er wohl auf der anderen Seite von seinem Vater auch sehr abhängig. Im Film sehen wir ja auch, dass er sehr gut gelebt hat als Durchschnittsstudent in der damaligen Zeit. Prof. Löw: Das können wir exakt belegen, seinen Wohlstand. Er hat vom Vater mehr Geld erbeten, genauer gesagt gefordert, als die reichsten Studenten zur Verfügung hatten. Und unter diesen Forderungen des Sohnes an den Vater, der ja für eine Reihe weiterer Kinder sorgen musste, für Frau und Kinder, hat der Vater sehr gelitten. Was der Vater seinem Sohn in den Briefen mitteilte, das ist regelrecht erschütternd, beispielsweise der Satz: „Ich will und muss dir sagen, dass du deinen Eltern wenig Freude, aber sehr viel Verdruss bereitet hast!“ Das möchte man eigentlich nicht vom eigenen Vater schwarz auf weiß haben. Epoch Times: Es heißt, sein Vater habe sich auch wegen seiner Charakterschwäche Sorgen gemacht. Prof. Löw: Der Vater diagnostizierte beim Sohn all jene Schwächen, die der Sohn dann später gleichsam mit Blick auf die ganze Welt glaubt feststellen zu können. Man könnte insofern geradezu von einer Sozialisierung von Privatneurosen sprechen, also der Entfremdung und auch der Eigensucht, der Rücksichtslosigkeit, das alles sagt ihm der Vater auf den Kopf zu und es sind jene Merkmale der Gesellschaft, die Marx zu sehen glaubte und deretwegen er sie dann später bekämpfte. Er erscheint als einer, der auf das Höchste aufgewühlt ist und sich eine eigene Weltanschauung errichtet, unter der er leiden wird, an der er möglicherweise auch zerbrechen wird. Epoch Times: Auch zu sei-

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Fortsetzung von Seite 1

Neun Kommentare über die kommunistische Partei Der Erste der Neun Kommentare: Was ist die Kommunistische Partei?

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ieser Artikel handelt vom Einfluss der Kommunistischen Bewegung und der Kommunistischen Partei auf die chinesische Zivilisation. Wenn man die vergangenen letzten 160 Jahre der chinesischen Geschichte betrachtet, in denen schließlich fast 100 Millionen Menschen eines unnatürlichen Todes starben und fast die gesamte traditionelle chinesische Kultur und Zivilisation zerstört wurde, so stellt sich die Frage, zu welchen Konsequenzen die Kommunistische Machtübernahme führte, und ob die KPCh vom chinesischen Volk selbst gewählt wurde oder ihm von außen aufgezwungen wurde.

Vorwort

In den vergangenen fünftausend Jahren hat das chinesische Volk in dem Gebiet zwischen Gelbem Fluss und Yangtze eine herrliche Kultur geschaffen; die beiden Ströme sind die Lebensadern dieses Landes. In diesem langen Zeitraum sind Dynastien gekommen und gegangen und die chinesische Kultur durchlief Höhen und Tiefen. Großartige und bewegende

Geschichte hat sich auf der historischen Bühne Chinas ereignet. Das Jahr 1840, von Historikern als Beginn von Chinas neuer Ära betrachtet, markiert seinen Aufbruch von der Tradition zur Moderne. Die chinesische Zivilisation reagierte auf die Herausforderungen der neuen Zeit in vier Wellen. Die erste Periode war die Zeit der Invasion Beijings durch die englischfranzösische Allianz in den frühen 60er-Jahren des 19. Jahrhunderts, die zweite Periode der chinesisch-japanische Krieg 1894 und die dritte der russisch-japanische Krieg im Nordosten Chinas 1906. Auf diese drei Herausforderungen der Neuzeit reagierte das chinesische Reich zuerst mit der Einfuhr von modernen Gütern und Waffen, dann mit institutionellen Veränderungen, nämlich der Hundert-TageReform (1898), dem Versuch am Ende der Qing Dynastie eine verfassungsmäßige Regierung aufzubauen (1875 - 1908) und schließlich mit der Xinhai Revolution ‒ der demokratischen Revolution von 1911. Obwohl China aus dem Ersten Weltkrieg als einer der Sieger hervorging, wurden die chinesischen Interessen in der Folgezeit von den anderen Siegermächten nicht berücksichtigt. Viele Chinesen folgerten daraus, dass es in den vorausgegangenen drei Perioden nicht gelungen war, den Herausforde-

rungen der Zeit zu begegnen. Mit der Studentenbewegung des 4. Mai 1919 begann der vierte Anlauf. Er bestand darin, China auch auf der kulturellen Ebene vollständig zu verwestlichen und führte schließlich zu der radikalen Revolution durch die kommunistische Bewegung. Dieser erste Kommentar behandelt die Folgen des letzten Versuchs, den Herausforderungen der neuen Zeit zu begegnen, nämlich die kommunistische Bewegung und die Kommunistische Partei. Eine Analyse der vergangenen 160 Jahre, in denen fast 100 Millionen Menschen eines unnatürlichen Todes starben und fast die gesamte traditionelle chinesische Kultur zerstört wurde, wird zeigen, welche Konsequenz China gewählt hat oder besser gesagt, ihm aufgezwungen wurde.

1. Machtergreifung und Machterhalt durch Gewalt und Terror

„Die Kommunisten verschmähen es, ihre Ansichten und Absichten zu verheimlichen. Sie erklären offen, dass ihre Zwecke nur durch den gewaltsamen Umsturz aller bisherigen Gesellschaftsordnungen erreicht werden können.“ Dieser Satz steht am Ende des Manifestes der Kommunistischen Partei. Gewalt ist das hauptsächliche Mittel, mit dem die Kommunistische Partei die Macht

erlangt hat. Dies ist ein genetischer Grundfaktor, der von der Partei seit ihrer Geburt weitergegeben wurde. Tatsächlich fand die Gründung der ersten Kommunistischen Partei erst viele Jahre nach dem Tod von Karl Marx statt. Ein Jahr nach der Oktoberrevolution im Jahr 1917 wurde die Kommunistische Partei Russlands (später: Kommunistische Partei der Sowjetunion) geboren. Diese Partei entstand mit Hilfe von Gewalt gegen die sogenannten Klassenfeinde und wurde aufrechterhalten durch Gewalt gegenüber ihren eigenen Leuten, sofern sie für Verräter gehalten wurden. Während der Säuberungen der Kommunistischen Partei der Sowjetunion in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts wurden mehr als 20 Millionen angebliche Spione und Verräter hingemetzelt, einschließlich all derer, von denen man annahm, dass sie andere Meinungen vertraten. Die Kommunistische Partei Chinas (KPCh) wurde als ein Zweig der Dritten Kommunistischen Internationale, die von der Sowjetischen Kommunistischen Partei gesteuert wurde, gegründet. Daher erbte sie naturgemäß deren Bereitschaft zu Töten. Während Chinas erstem Bürgerkrieg zwischen den Kommunisten und der Kuomintang in den Jahren von 1927 bis 1936 sank die Bevölkerungszahl in der Provinz Jiangxi von über 20 Millionen auf etwa 10 Millio-

nen Menschen. Die Katastrophe, die durch die Anwendung von Gewalt verursacht wurde, ist schon allein an diesen Zahlen zu erkennen.

Lesen Sie die Fortsetzung in der nächsten Ausgabe. Der gesamte Text unter: www.epochtimes.de

i Am 18. November 2004 veröffentlichte die „The Epoch Times“ erstmals die Neun Kommentare über die Kommunistische Partei (KPCh). Darin werden die Herkunft, die Geschichte und das Wesen der KPCh dokumentiert, und analysiert. Die Veröffentlichung der Neun Kommentare hat dazu geführt, dass täglich rund 25.000 Chinesen ihren Austritt aus der KPCh, dem Kommunistischen Jugendverband und den Jungen Pionieren erklären. Laut den Parteisatzungen der KPCh ist ein Austritt nur mit Einwilligung des Parteikomitees möglich. Die RückverfolgbarDie „Neun Kommentare“ keit des Absenders auf einer derartigen gewannen 2005 den Erklärung würde aber unberechenbare 1. Preis der AsiatischKonsequenzen nach sich ziehen, die bis hin zu Arbeitslager und Mord gehen Amerikanischen könnten. Die Festlandchinesen treten Journalistenvereinigung deshalb unter Angabe eines Pseudo(AAJA). nyms auf der von der „Epoch Times“ eigens dafür eingerichteten Webseite aus. Die großteils per Telefon, Fax oder E-Mail erklärten Austritte werden von drei „Tuidang“ (Austritts)-Centern gesammelt und im Internet auf der Webseite http://quitccp.org veröffentlicht. Zudem werden in China selbst an verschiedenen Orten wie an Bushaltestellen Austrittserklärung angebracht oder sogar direkt auf Geldscheine geschrieben. Den vollständigen Text der 9 Kommentare finden Sie unter: www.epochtimes.de/neun-kommentare Mit dem Stichtag Sonntag, den 23. Januar 2011, haben 88,227,242

Menschen

ihre Austrittserklärung auf der Webseite http://quitccp.org veröffentlicht.


KULTUR & UNTERHALTUNG

Die Graue Passion in ihrer Zeit

Die Vorteile der Nachsicht In der Zeit der Tang Dynastie gab es in einer Stadt eine Bauernfamilie, die seit fünf Generationen zusammen unter einem Dach lebte. Als der Kaiser Taizong eine Armee anführte, um eine Rebellion niederzuschlagen, machte er einen Zwischenstopp im Haus der Bauernfamilie. Der Kaiser rief alle älteren Familienangehörigen zusammen und fragte sie: „Worin liegt das Geheimnis, dass fünf Generationen unter einem Dach leben können?“ Die Landwirte antworteten: „Wir haben nichts Besonderes gemacht, außer nachsichtig zu sein.“ Als der Kaiser diese weisen Worte hörte, lobte er sie dafür. In einer anderen Familie lebten neun Generationen zusammen. Der Sohn des Kaisers Taizong ging persönlich zu ihnen nach Hause und fragte sie, was der Schlüssel dafür sei, dass neun Generationen zusammenleben können. Als Antwort bekam er die Schriftzeichen „Nachsicht“ geschrieben. Er war zu Tränen gerührt und belohnte sie mit viel Silber und Satinstoffen. Im Buch Yuans Beispiele von Benehmen steht geschrieben, dass bei „den Familien, die ein Leben lang in Harmonie miteinander gelebt haben, der wesentliche Grund an der Nachsicht liege. Doch die Dinge können völlig falsch laufen, wenn passiv alles hingenommen wird, ohne zu wissen, was nachsichtiges Handeln bedeutet. Einige Menschen geben vor, nachsichtig zu sein, indem sie ihren Ärger in ihren Herzen verstecken, wenn sie angegriffen werden. Doch das kann nur ein paar Mal funktionieren. Irgendwann ist der angestaute Ärger zu groß und bricht wie der Deich eines Staudammes und kann nicht mehr zurückgehalten werden.

The Epoch Times Deutschland / 26. Januar - 8. Februar 2011 / Nr. 274

Weisheiten aus dem alten China

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ie Staatsgalerie Stuttgart präsentiert in der aktuellen Grossen Landesausstellung BadenWürttemberg die erste Ausstellung nach 45 Jahren, die sich mit dem Werk des Malers Hans Holbein dem Älteren beschäftigt. Im Mittelpunkt der Schau, die noch bis zum 29. März 2011 gezeigt wird, stehen seine zwölf Tafeln umfassende „Graue Passion“ (entstanden zwischen 1494 und 1500) und im Kontext dazu themengleiche Tafelbilder und Graphikreihen bedeutender Vorläufer und Zeitgenossen wie Jan van Eyck, Hans Memling, Martin Schongauer, Albrecht Dürer, Hans Baldung Grien, Matthias Grünewald.

Ankauf und Restaurierung

Dank einer groß angelegten Spendenaktion konnte die Staatsgalerie Stuttgart die „Graue Passion“ im Jahr 2003 erwerben. Die einzelnen Tafeln der „Grauen Passion“ befanden sich aufgrund von Übermalungen und fehlenden Malschichten in höchst unterschiedlichem Zustand. Ziel einer Restaurierung war es, sie in ihrer Erscheinung wieder einheitlich präsentieren zu können. Die Untersuchung der bisher unerforschten Maltechnik Hans Holbeins d. Ä. sowie die Restaurierung der zwölf Gemälde, stellten das bisher umfangreichste Restaurierungsprojekt der Staatsgalerie Stuttgart dar. Ein vom Steinbeis Transfer Zentrum an der Hochschule der Medien (Stuttgart) erstellter Film erfasst die Restaurierung in einer Langzeitdokumentation und erlaubt einen exklusiven Einblick in die Restaurierungswerkstatt der Staatsgalerie Stuttgart: Der Dokumentarfilm wird als Teil der Ausstellung präsentiert.

Die Passionsgeschichte in einer ungewöhnlichen Farbgestaltung

Die Besucher erwartet in der Ausstellung eine Begegnung mit einer der künstlerisch hervorragendsten Passionsfolgen der altdeutschen Kunst. Ursprünglich bildeten die zwölf Tafeln mit Darstellungen der Leidensgeschichte Christi die Außen- und Innenseiten zweier doppelseitig bemalter Flügel eines Passionsaltars. In geschlossenem Zustand waren die „grauen“ Szenen zu sehen, die in paarweiser Anordnung von oben nach unten zu lesen sind und die Passionsszenen Christus am Ölberg, die Gefangennahme Christi, Christus vor Hannas, die Geißelung Christi, die Dornenkrönung Christi und Ecce Homo darstellen. Geöffnet präsentierten sich die ockerfarbenen Darstellungen in der Lesefolge von oben nach unten. Hier zu sehen sind die Handwaschung des Pilatus, die Kreuztragung

Christi und Christus in der Rast sowie die Kreuzabnahme, Grablegung und Auferstehung Christi. In besonderem Maße wird die emotionale Dichte und kompositorische Geschlossenheit deutlich, in der Hans Holbein d. Ä. die Leidensgeschichte Christi interpretierte. Mit seinen formal beruhigten Kompositionen und seinem idealisierten Christustypus, weist der Künstler bereits auf ein Darstellungsideal der Renaissance hin. Allein im Vertrauen auf seine eigenen künstlerischen Möglichkeiten löste sich Holbein von den tradierten Bildformen und mied die zuweilen drastischen Schilderungen des Passionsgeschehens seiner Vorgänger. Besonderes Augenmerk gilt der schon im Namen anklingenden farblichen Gestaltung der Tafeln als Halbgrisaille, die singulär innerhalb der gesamten europäischen Altarmalerei ist. Holbein entwickelte aus der Grau-in-Grau-Malerei eines Jan van Eyck und Rogier van der Weyden ein subtiles monochromes Kolorit, das in Verbindung mit der Inkarnatfarbe und wenigen, intensiv leuchtenden Farbpartikeln bei Blut, Dornenkrone, Ringen und Fackeln einzigartig ist. Die eindringliche Dramatik des dargestellten Passionsgeschehens teilt sich schon allein durch die Farbwirkung, in ihrer differenzierten Abstufung und den unterschiedlichsten Valeurs von Grau, Ocker und Grün, mit.

Hans Holbein d.Ä. Die Graue Passion: Kreuzabnahme Christi.

Internationale Leihgaben

Die Leihgaben zur Ausstellung kommen aus bedeutenden Sammlungen der Welt, wie dem Kunstmuseum Basel, den Staatlichen Kunstsammlungen Dresdens, dem British Museum London, dem Museo Thyssen-Bornemisza Madrid, dem Montreal Museum of Fine Arts, den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen Münchens, dem Metropolitan Museum of Art New York, dem Musée du Louvre Paris, dem Kunsthistorischen Museum Wien und einigen anderen mehr. Die Bedeutung der Ausstellung „Hans Holbein d. Ä.: Die Graue Passion in ihrer Zeit“ unterstreicht eine sensationelle Leihgabe der Albertina in Wien: Die Staatsgalerie Stuttgart erhält für die Dauer der Ausstellung acht kostbare Zeichnungen der Grünen Passion von Albrecht Dürer, die nur alle 25 Jahre ausgeliehen wird. Aus konservatorischen Gründen dürfen nur jeweils vier gleichzeitig gezeigt werden; nach der Hälfte der Ausstellung müssen die Blätter ausgetauscht werden. Die Ausstellung umfasst ca. 45 Tafelbilder (teilweise beidseitig bemalt) und mehrteilige Altäre, 94 Arbeiten auf Papier, sowie einige Skulpturen und Glasbilder. (red)

F O T O : S TA AT S G A L E R I E S T U T T G A R T

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Hans Holbein d. Ä. Die Graue Passion: Auferstehung Christi.

i Hans Holbein d. Ä. Die Graue Passion in ihrer Zeit Eine Ausstellung der Staatsgalerie Stuttgart, Konrad-Adenauer-Str. 30-32, 70173 Stuttgart noch bis zum 20.März 2011

ABC & Einmaleins – Lernspiele aus vier Jahrhunderten Hinter der prächtigen Renaissance-Fassade des Nürnberger Spielzeugmuseums in der Karlstraße tut sich eine Welt der Fantasie, des Kunsthandwerks und des Spielens auf. Zinnfiguren, liebevoll gewartete Modelleisenbahnen, Kaufmannsläden, Puppenhäuser, Blechspielzeug und Holzspielzeug sowie Puppen gekleidet im Mode-Stil ihrer Epoche: Spielzeug zeigt das Leben von früher in Miniatur. Als der Kupferstecher John Spilsbury im18. Jahrhundert eine Landkarte von Großbritannien auf ein Holzbrettchen klebte und sie entlang der Grenzlinien der verschiedenen Graf-

schaften zersägte, war das erste „jigsaw puzzle“ (Laubsägenrätsel) entstanden. Er verkaufte es als Lehrmittel zur Erleichterung des Erdkundeunterrichts. Das Puzzle ist aber nicht der einzige „Pauker“ unter den Spielen: Auch das Quartett wurde mit einem Lehrauftrag erfunden. Das von vielen Kindern heiß geliebte Kartenspiel hat seinen Ursprung in Wissenskarten, die Fakten und dazu passende Abbildungen präsentierten. Ob Hunderassen oder Sportwagen, voller Begeisterung beschäftigte sich so manches Kind gerne mit Widerristhöhe von Kleinhunden, Pferdestärken von Mittelmotoren und anderem. Das spielende Kennenlernen von Tieren und Pflanzen oder ferner Länder förderte das Wissen der kleinen Wissbegierigen in Naturkunde und Geographie.

Jeder hat sein Steckenpferd

Spielend bereiten und bereiteten Kinder sich auf das Leben vor: Kleine Mädchen lernten mit der Puppenküche samt kleinem Ofen in einem

Haushalt zu wirtschaften. Die Babypuppe war Puppenmamas liebster Schatz. Die Jungs spielten mit technischen und kriegerischen Spielzeugen wie Zinnsoldaten und Rittern. Kindliche Neugier ist sprichwörtlich: Mit allen Sinnen die Welt zu erobern und zu lernen ist angeboren. Sich Wissen anzueignen macht naturgemäß Spaß, wenn es spielerisch vermittelt wird. Eltern unterstützen seit Generationen ihre Kinder zu Hause − vorbereitend oder begleitend zur Schule ‒ beim Erlernen des Lesens, Schreibens oder Rechnens. Viele Lernspiele sollten auch die Kenntnisse in Religion, Fremdsprachen und Geschichte vertiefen. Später kamen Beschäftigungsspiele zu Kunst, Werken und Handarbeiten dazu.

ABC, die Katze lief im Schnee

Das Nürnberger Spielzeugmuseum zeigt nun eine Ausstellung über Lernspiele aus vier Jahrhunderten mit zahlreichen Leihgaben aus der Sammlung Dieter Mensenkamp aus Detmold. Die Geschichte der Lernspiele

„Spielen, Spiel ist die höchste Stufe der Kindesentwicklung, der Menschenentwicklung dieser Zeit; denn es ist freitätige Darstellung des Innern, die Darstellung des Innern aus Notwendigkeit und Bedürfnis des Innern selbst, ... Spiel ist das reinste geistigste Erzeugnis des Menschen auf dieser Stufe, und ist zugleich das Vorbild und Nachbild des gesamten Menschenlebens, des inneren geheimen Naturlebens im Menschen und in allen Dingen...“ (Friedrich Fröbel)

vom 17. Jahrhundert bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts wird dort nachvollzogen, denn bereits im 17. Jahrhundert waren Spiele zum Erlernen des Alphabets verbreitet. Für Bürgerkinder kamen im 18. Jahrhundert Gesellschaftsspiele und Spielkarten zu den verschiedensten Lerngebieten wie etwa der Pflanzen- und Tierkunde in den Handel. Im 19. Jahrhundert förderten Beschäftigungsspiele auf der Grundlage der pädagogischen Ideen Friedrich Fröbels die praktisch-ästhetische Bildung von Kindern. Eine ganze Industrie für Lern- und Beschäftigungsspiele entstand, die sich mit dem Voranschreiten der Technik im 20. Jahrhundert auch modernen Themen wie etwa der Verkehrserziehung zuwandte.

Ein Schatz aus Spielen und Büchern

Nürnberg blickt auf eine 600-jährige Spielzeugtradition und ist seit 1950 Sitz der Internationalen Spielwarenmesse, der Welt größten ihrer

Art. Mit dem Deutschen Spielearchiv ist Nürnberg im Besitz eines wissenschaftlich aufgearbeiteten Fundus von über 30.000 Spielen, einer Fachbibliothek mit rund 7.000 Bänden sowie dem Nachlass berühmter Spieleautoren wie Alex Randolph und Peter Pallat: Dies ist die größte Spielesammlung der Zeit nach 1945 in Europa. Zur Ausstellung gibt es als Begleitprogramm einen Spiel- und Lernparcour und ein museumspädagogisches Angebot des Kunstund Kulturpädagogischen Zentrums (KPZ) der Museen in Nürnberg. (red)

i Spielzeugmuseum Karlstraße 13-15 90403 Nürnberg Tel.: 0911/231-3164 Die Ausstellung über Lernspiele geht nur noch bis 20. Februar 2011.


KULTUR & UNTERHALTUNG

The Epoch Times Deutschland / 26. Januar - 8. Februar 2011 / Nr. 274

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„Mode ist vergänglich. Stil niemals.“ Rosemarie Frühauf

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ls resolute junge Frau schwamm Coco Chanel auf der Welle der Emanzipation und des Aufbruchs mit, die der Erste Weltkrieg der Mode gebracht hatte: Die rüschige Frauenmode der Jahrhundertwende war samt ihrer übertrieben geschnürten Korsetts und pompös gefiederten Hüte von neuen Notwendigkeiten hinweggefegt worden. Denn Frauen, die auf einmal die Arbeit ihrer ins Kriegsgeschehen verstrickten Männer übernehmen mussten, brauchten praktische Kleidung. Obwohl sie mit burschikosem Kurzhaarschnitt, wadenlangen Röcken und lose gegürteten Blusen voll auf die Vermännlichung der Damenmode einstieg, gelang es Coco Chanel, im immer glatter werdenden Funktionalismus des 20.Jahrhunderst, Standards femininer Eleganz zu setzen. Ihr Motto:

Die selbstsichere Frau verwischt nicht den Unterschied zwischen Mann und Frau – sie betont ihn

Als Gabrielle Bonheur Chanel war die früh verwaiste Tochter armer Leute höchstwahrscheinlich am 19. August 1883 in Saumur geboren worden. Sie verbreitete verschiedene beschönigte Versionen ihrer harten Kindheit. Im Waisenhaus eines katholischen Klosters hatte sie den Beruf der Näherin gelernt. Ihr Karrieresprungbrett sollte allerdings die Bar „Rotonde“ in Moulins werden, wo sie als Sängerin auftrat und glücklicherweise die richtigen Männer traf ...

Die meisten Frauen wählen ihr Nachthemd mit mehr Verstand als ihren Mann

Chanel suchte sich Freunde, die ihr beim Aufbau eines eigenen Geschäftes halfen: Ihr erstes Hutatelier eröffnete sie mit Startkapital ihres Geliebten Etienne Balsan, einem Pariser Industriellensohn, der ihr dazu seine Wohnung zur Verfügung stellte. Ihr erstes Pariser Modehaus finanzierte sie 1911 mit einem Kredit ihres nächsten Freundes, des britischen Bergwerksbesitzers Arthur („Boy“) Capel, den sie schon bald abzahlen konnte, nachdem ihr Geschäft zu laufen begann: Vor allem ihre Kleider aus Baumwolljersey, die sie im Badeort Deauville verkaufte, wurden ein Erfolg.

Ein Mann kann anziehen, was er will – er bleibt doch nur ein Accessoire der Frau

Apropos Accessoires: Sie war es, die die einst indiskutable Grenze zwischen Modeschmuck und echten Juwelen durchbrach und anfing, echte und falsche Perlenketten gleichzeitig zu tragen (wobei stets gerätselt wurde, was von ihren Massen an Schmuck echt war). Den gebräunten Teint machte sie ebenfalls salonfähig, denn selbstbewusst wie sie war, wirkte die

einst als bäuerlich verpönte Farbe an ihr sportlichelegant. Von zeitlos spröder Schönheit war auch ihr berühmtes Parfum „Chanel Nº 5“, dass 1921 auf den Markt kam und von Ernest Beaux komponiert worden war. Zum ersten Mal sollte sich ein Duft durchsetzten, den anstatt Blumen ein Aldehydakkord dominierte. Heute gilt „Chanel Nº 5“ als erfolgreichster Damenduft aller Zeiten, der sich noch immer auf den Spitzenrängen der zehn meistverkauften Parfüms behauptet.

Heirate niemals einen Mann, der eine Börse fürs Kleingeld besitzt

Chanel heiratete tatsächlich niemals, Affären und Beziehungen hatte sie jedoch mit so schillernden Persönlichkeiten wie Igor Strawinsky, Großfürst Dmitri Pawlowitsch Romanow (Neffe des Zaren) und Hugh Richard Arthur Grosvenor, dem Herzog von Westminster. Geschichtsträchtig wurde ihre Liaison mit Hans Günther Freiherr von Dincklage, Sonderbeauftragter des Reichspropagandaministeriums in Frankreich, die im Zweiten Weltkrieg stattfand. Doch die „Operation Modellhut“, bei der Chanel Winston Churchill zu geheimen Gesprächen über einen deutsch-britischen Separatfrieden einladen sollte, scheiterte im Dezember 1943 an einer Lungenentzündung Churchills. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Chanel als Kollaborateurin verhaftet und musste Jahre im Schweizer Exil verbringen, bevor sie 1954, nach 15-jähriger Pause, ins Modegeschäft zurückkehrte. Mit 71 Jahren kreierte sie dann ihr wahres modisches Vermächtnis: Das Chanelkostüm, eine elegante Kombination aus Kastenjacke und ausgestelltem Rock.

F O T O : Z U R V E R F Ü G U N G G E S T E L LT V O N C H A N E L

Vor vierzig Jahren starb die größte Modelegende des zwanzigsten Jahrhunderts: Mademoiselle Coco Chanel. Ihre Eleganz und Treffsicherheit wurden oft zitiert. Und nie erreicht.

„Die allermutigste Handlung ist immer noch, selbst zu denken.

Laut Chanel strickte schon zu Lebzeiten eifrig an Legenden, die sie und ihre Designs umranken. So behauptete sie, die Frauen vom Korsett befreit zu haben, und reklamierte auch die Erfindung des „kleinen Schwarzen“ für sich. Zumindest lag sie richtig, als sie 1926 in der Vogue das Foto eines kurzen schwarzen Kleides mit der Prophezeiung versah, es werde „eine Art von Uniform für alle Frauen mit Geschmack werden“. Karl Lagerfeld vermutet die Vorläufer des Welterfolgs allerdings eher in den Witwenkleidern des Ersten Weltkriegs. Heute endet das Kleine Schwarze gemeinhin über dem Knie, bei Chanel endete jedoch jeder Rock eine Handbreit unter dem Knie, denn: „Das hässlichste an einer schönen Frau sind ihre Kniekehlen.“ „So stirbt man also“, sollen die Worte gewesen sein, mit denen sich die 87-jährige Mademoiselle von der Welt verabschiedete: Sie tat dies am 10. Januar 1971 in ihrer nie aufgegebenen Wohnsuite im Pariser Hotel Ritz.

Kesse Coco: Chanel verband wie keine andere Eleganz und Emanzipation. Man Ray fotografierte die Mode-Ikone 1937.

Spitzenklasse chinesischer Kultur im Lincoln Center

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m 6. Januar brachte Shen Yun Performing Arts die 5000-jährige traditionelle chinesische Kultur in New York City zur Aufführung, dort, wo die Künstlergruppe auch ansässig ist. Im renommierten David H. Koch-Theater im Lincoln Center wird hier zehn Tage lang und noch bis zum 16. Januar 2011 traditionelle chinesische Kunst und Kultur gezeigt. Eine Aufgabe, der sich Shen Yun Performing Arts im Ausland ‒ unabhängig von Einflüssen des jetzigen Chinas ‒ widmet. Jahr für Jahr präsentiert Shen Yun eine komplette Neuinszenierung von Tänzen, Liedern und Partituren in über 300 Aufführungen weltweit. Die Fülle der chinesischen Legenden und die über 50 ethnischen Gruppen in China, die alle ihren eigenen unverwechselba-

ren Tanz, ihre individuelle Tracht und ihre musikalische Tradition aufweisen, inspirieren die Stücke. „In meiner Jugendzeit erfuhr ich fast nichts über die traditionelle Kultur“, sagte Vina Lee, die Geschäftsführerin von Shen Yun Performing Arts am Vorabend ihres Debüts im Lincoln Center. Sie meint, unter der kommunistischen Herrschaft hätte ihre Generation den Kontakt zu dieser chinesischen Kultur verloren. Schon seit ihrem zwölften Lebensjahr studierte sie Tanz. Sie absolvierte die Beijing Dance Academy. Das wahre Wesen des Tanzes habe sie jedoch bei Shen Yun gefunden. Das Wort „Shen“ bedeutet göttlich, während „Yun“ für innere Festigkeit steht, erklärte Lee. Sie erkannte jedoch, dass die Bedeutung tiefgründig und nicht einfach

zu übersetzen ist. Die alte Kultur Chinas galt als göttlich inspiriert. „All diese Werte bekamen wir von den Göttern oder − wie wir sagen würden ‒ von den Buddhas“, meint Lee. Die Tänze werden in der Tat in vielen unterschiedlichen Szenen aufgeführt: Im Weizenfeld, auf Wolken, an der Küste des südchinesisch en Meeres und in einem buddhistischen Tempel. Auf der diesjährigen Tour werden edle Frauen aus der Qing-Dynastie gezeigt, die mit ihren zierlichen ChopineSchuhen in kleinen Schritten „mandschurische Eleganz“ vorführen; die Bauchtrommeln der Volkstänzer aus dem

Nordosten tönen durch das Theater und die Seidenbänder auf den Trommelstöcken flattern im Takt; Lu Zhishen, im Programm als Mensch mit „schurkischem Geist und gutem Herz“ beschrieben, wird aus einem buddhistischen Tempel vertrieben, weil er betrunken ist. Deidre Featherstone, eine Juwelierin, kommentierte die Show: „Erstaunliches Talent sowie wunderschöne Farben ‒ einfach umwerfend.“ Wendy Maitland, Geschäftsführerin der Immobilienfirma

Town Residential Real Estate, sagte über die Show: „Es war wunderbar. Ich liebe die Show. Sie war nicht nur unterhaltsam, sondern auch wirklich aufschlussreich und schön und ich bin so froh, dass ich die Gelegenheit hatte, sie zu besuchen.“ Sie fuhr fort: „Es war tatsächlich die Gegensätzlichkeit zwischen Glück und Trauer. Es wurde wirklich die Bandbreite der Emotionen und Erfahrungen in der gesamten Vorführung dargestellt. Deshalb sind es wirklich die Extreme, die so stark wirken − die Brutalität vor dem Hintergrund solcher Schönheit.“ Maitland beschrieb die Stücke, die die brutale Verfolgung von Falun Gong in China aufzeigen. Es geht dabei um eine spirituelle Praktik, die in den alten

chinesischen Werten Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Toleranz verwurzelt ist. „Ich glaube, dass etwas gezeigt wird, das die meisten Westler wirklich nicht verstehen und nicht kennen.“

i Die Epoch Times Deutschland freut sich, als Medienpartner von Shen Yun Performing Arts World Tour 2010 und 2011 ihren Leserinnen und Lesern einen exklusiven Einblick in ein einzigartiges Kulturereignis bieten zu können. www.shenyunperformingarts.org

FOTO: ©SHEN YUN PERFORMING ARTS 20 09

Die Künstlergruppe Shen Yun Performing Arts ist dieses Jahr wieder mit komplett neuem Programm auf Welttournee. Der Schirmtanz war 2009 eines der 25 Programmpunkte von Shen Yun.


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WISSEN

The Epoch Times Deutschland / 26. Januar - 8. Februar 2011 / Nr. 274

F O T O : N O A H S E E L A M /G E T T Y I M AG E S

Tonvasen als Audiorekorder

Während eine Tonvase entsteht, können Schwingungen von Umgebungsgeräuschen im Ton eingefangen werden.

Es ist ein Traum des Menschen, die Geschichte wieder aufleben lassen zu können. Das ist im Kleinen bereits gelungen, als man vor zwei Jahren ein für immer verloren geglaubtes Tonfragment durch Computertechnik der Vergangenheit entriss.

ertönten zum ersten Mal Scotts Aufnahmen mit Hilfe eines komplexen Computerprogramms, das von der Forschungsbibliothek des US-Kongresses der Vereinigten Staaten entwickelt worden war. Eine alte französische Melodie „Au clair de la lune“, gesungen von einer weiblichen Stimme, und von Scott für immer in den Gefilden von Papierlagen verloren geglaubt, belebte wieder den Äther. Das Ton-Fragment wurde nach anderthalb Jahrhunderten wieder Leonardo Vintiñi zum Leben erweckt. Seitdem theoretisieren viele Wissenschaftler über die Möglichkeit, Klänge zu reproduzieren – wie im Fall von Scotts ls der Franzose Édouard- Phonographen, die unabsichtlich Léon Scott de Martinville von unseren Vorfahren auf weichen am 9. April 1860 seine ersten Oberflächen hinterlassen wurden. Versuche mit akustischen Aufzeichnungen unternahm, waren seine Vasen die sprechen Ergebnisse weit davon entfernt, eine Unter Wissenschaftlern kursiert der Tonspur zu hinterlassen, die von weitverbreitete Mythos über die zukünftigen Generationen repro- Möglichkeit, uralter Keramik Stimduziert werden konnte. men entlocken zu können, die aufZu jener Zeit konnte er in seinen gefangen wurden, als der Ton noch Labors lediglich die Schallwellen der feucht war. menschlichen Stimme erfassen und Um Vasen mit Mustern zu dekoauf dickes, weiches Papier übertra- rieren, benutzten Handwerker vielgen; er hätte sich niemals vorstel- leicht einen Strohhalm, um damit die len können, dass die Schwingungen, Oberfläche der sich drehenden Keradie sein „Phonograph“ aufzeich- mik zu verzieren. Hierbei könnten nete, irgendwann wieder zu Gehör unbeabsichtigt Schallschwingungen aus der Umgebung aufgegebracht werden könnten. Erst 148 Jahre später, im Jahr 2008, zeichnet worden sein. Wie bei einer

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Schallplatte könnte der Strohhalm eine Art Tonrille auf dem weichen Lehm hinterlassen haben. Die Reproduktion solcher Klänge mithilfe moderner Technologie ist ein Teil der Debatte, die unter Spezialisten geführt wird. Kann eine Vase während ihrer Herstellung Klänge aus der Umgebung aufzeichnen, indem sie mit einem schwingenden Werkzeug geritzt wird? Und weiter: Ist die Wissenschaft in der Lage bzw. ist sie künftig dazu in der Lage, solche Aufzeichnungen hörbar zu machen? Die Geschichte der Tonaufzeichnung durch das Einritzen von Tonspuren in Oberflächen geht zurück bis auf das Jahr 1888, als Thomas Edison Klänge auf Metalloberflächen und später auf Bienenwachs übertrug. Diese Ereignisse sind somit Teil der Geschichte der „absichtlichen“ Erzeugung von Tonaufnahmen, die der unbeabsichtigten Aufnahme durch Scott folgten. Was aber ist mit den unbeabsichtigten Aufzeichnungen, die vielleicht von Uhrmachern und anderen Handwerkern und Künstlern zufällig auf bearbeiteten Oberflächen in der Vergangenheit hinterlassen wurden.

„Blau!“

Es wurden schon viele Versuche unternommen, um einer Keramik die auf einer Drehscheibe entstand

Nicht nur Tonvasen sondern auch Anstriche könnten theoretisch akustische Informationen bei der Herstellung eingefangen haben.

Klänge zu entreißen, bisher aber ohne klare Resultate. Richard G. Woodbridge, ein Forscher, dessen Arbeit 1969 in den Tagungsbändern der IEEE erschien, bestätigte, den Klang seines 60-Hertz-Motors reproduziert zu haben, der zu hören war, während er eine Vase modellierte. Bei einem weiteren Experiment behauptete Woodbridge, Musikspuren in Gewebe entdeckt zu haben, das Vibrationen ausgesetzt war, während er es mit blauer Farbe bemalte. Der Forscher sagte sogar, dass er das Wort „Blau“, das er ausrief, als er den Pinsel bewegte, gefunden habe. Als Wissenschaftler von „MythBusters“, einem beliebten amerikanischen Fernsehprogramm, im Jahr 2006 Tests an Tonvasen durchführten, konnten sie leider nicht vielmehr als nur akustischen Kauderwelsch hörbar machen, nichts, das einer menschlichen Stimme ähnelte. Jedoch wurden die Klänge mit einer Kristallnadel abgenommen, eine Methode die wahrscheinlich weniger geeignet ist, wenn eine authentische Klangreproduktion gewünscht wird. Außerdem entdeckte der schwedische Akustiker Professor Mendel Kleiner, dass sich die Töpferscheibe mit hoher Geschwindigkeit drehen muss, um die Vibration exakt einfangen zu können.

Mythos oder defekte Technik?

Seit Beginn der Forschung im Bereich Akustik scheinen von den Metallwalzen bis zur CD große Fortschritte gemacht worden zu sein. Das „Lesen“ von Keramikvasen bleibt allerdings bis heute eine große Herausforderung. Wie viele Experimente gezeigt haben, wird die Vibration eines Strohhalms, der die weiche Oberfläche einer Tonform ritzt, oft von stärkeren Schwingungen, wie etwa dem Puls des Künstlers, überdeckt. Das bedeutet jedoch nicht, dass eine Reproduktion unmöglich wäre. Vielleicht bringt eine andere Technologie – wie zum Beispiel das optische Auslesen mit einem Laser – bessere Resultate. Von einem bestimmten Standpunkt aus betrachtet, könnte die ganze Welt voller akustischer Aufzeichnungen aus früheren Zeiten sein. Wir benötigen lediglich die Mittel, um diese wieder hörbar zu machen. Natürlich ist das rein hypothetisch, aber sollte es Wirklichkeit werden, könnten wir mit einer wesentlich fortschrittlicheren Technologie vielleicht die Klänge, die im Laufe der Geschichte in den Millionen Pinselstrichen auf Wänden, Gemälden, Geschirr und anderen Kreationen festgehalten wurden, wieder hörbar machen.

die kleinste Flugbewegungen verfolgen können. „Unser Projekt der Vogelfluganalyse mit dieser Genauigkeit ist weltweit einmalig“, erklärt Prof. Kähleinste Flugobjekte, die in einge- ler. Dem Institut stehen acht leistungsstürzten Häusern oder in Berg- fähige Hochgeschwindigkeitskameras werksstollen nach Verschütteten zur Verfügung. suchen oder in einen Vulkankrater fliegen, um die Aktivitäten zu beobachten, Untersuchungen an sind eine Zukunftsvision, die bald Rea- lebenden Vögeln lität werden könnte. An der Universität Eine Vogelfluganalyse, die realistische der Bundeswehr München möchte Prof. Daten der Bewegungsform und FlügelChristian Kähler, mit seinem Mitarbei- geometrie liefert, kann nur mit lebenter Alexander Friedl in der Fakultät für den Vögeln durchgeführt werden. Luft- und Raumfahrttechnik die mess- „Bei toten Vögeln sind die Muskeln erschlafft. Und genau diese Muskeln, technischen Grundlagen legen. Vorbilder für wendige und schnelle aber auch die Gelenke an den Flügeln, Flugmanöver und hervorragende aero- sind die entscheidenden Flugkomdynamische Fähigkeiten sind die Vögel. ponenten“, weiß der erfahrene SegelDer Vogelflug ist bereits gut erforscht. flieger und Wissenschaftler Friedl. Eine umfassende Vogelfluganalyse ist Entscheidend für die dynamischen technisch jedoch erst seit drei bis fünf Flugmanöver auf kleinstem Raum sei Jahren möglich. Seither gibt es hochauf- die sich laufend verändernde Flügellösende Hochgeschwindigkeitskameras, form während des Fluges. Mit dem Michael Brauns

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an der Universität der Bundeswehr München entwickelten Messsystem werden die Profilgeometrie und die Bewegungsform präzise bestimmt, um später am Computer Geschwindigkeitsund Druckfelder der Strömung berechnen zu können. Kooperationspartner des Projektes ist das Institut für Biologie der Rheinisch-Westfälischen Hochschule Aachen. Dort werden Schleiereulen gehalten und für diese Untersuchungen eingesetzt. Die Wahl fiel auf Schleiereulen, da sie gut trainierbar sind, Meister des geräuscharmen Fluges sind und ein kontrastreiches Federkleid besitzen, das für optische Vermessung geeignet ist.

in Aachen. Ab Frühjahr 2011 sollen aber auch im eigenen Windkanal an der Universität der Bundeswehr München Untersuchungen an lebenden Falken stattfinden. Dazu soll ein trainierter Falke in dem ca. 20 Meter langen und ca. zwei Meter breiten Windkanal Gleitund Schlagflüge durchführen. Hochauflösende Kameras werden jedes Detail dokumentieren. „Wir haben bereits einen guten Kontakt zu einem Falkner. Da wir alle Tierliebhaber sind, steht das Wohl des Tieres stets im Vordergrund“, erklärt Friedl. In gut zwei Jahren wollen die Experten für Vogelflug und Aerodynamik Prof. Kähler und Friedl die Analysen abgeschlossen haben. „Interessenten für die messtechnischen Daten gibt Falken sollen im eigenen es bereits, wie etwa die TU BraunWindkanal fliegen schweig“, so Friedl. Und damit ist der Zweimal im Jahr erforschen die Wissen- erste große Schritt zur Entwicklung von schaftler die Geheimnisse des Schlag- neuartigen, autonomen Flugobjekten fluges an den lebenden Schleiereulen getan. (red)

F O T O : P R E S S E S T E L L E U N I V E R S I TÄT D E R B U N D E S W E H R

Schleiereulen – Vorbild für Mikro-Flugobjekte

Flugbeobachtung der Schleiereule mit acht Hochgeschwindigkeitskameras


WISSEN

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Die Ica-Steine: Eine prähistorische Bibliothek?

FOTO: EUGENIA CABRER A /MUSEO CABRER A

Die Ica-Steine sind atemberaubend, voller Symbolik und Rätsel. Ihre Erschaffer scheinen der heutigen Medizin weit voraus gewesen zu sein. Falsche Lehrmeinungen über die Anatomie und die Fähigkeiten von Sauriern führten zu Missverständnissen über die Herkunft der Steine. Heute ist jedoch ihre Authentizität und Echtheit wissenschaftlich belegt. Cornelia Ritter

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Die Beschichtung: Die Ica-Steine bestehen aus Andesit, das mit einer unbekannten Substanz beschichtet ist.

Beobachtung eines Kometen: Auf diesem Ica-Stein ist eine Person mit Kopfschmuck dargestellt, die durch ein Teleskop einen Kometen beobachtet.

Archäologie studierte, schrieb in seinem Buch über die Ica-Steine und die Nazca-Linien, dass die Steine der vorkolumbianischen Zeit zuzuordnen sind. Aufgrund der auf den Steinen dargestellten Inhalte wird oft angenommen, dass die Steine mindestens 65 Millionen Jahre alt sind, also aus der Zeit vor dem Sauriersterben stammen, und es zu dieser Zeit schon Menschen gab – diejenigen, die auch die Steine erschufen. Diese Idee trifft allerdings nicht auf breite Akzeptanz und viele denken, die Steine seien Fälschungen moderner Menschen. In einem Artikel erwähnte Swift, dass einer der Gründe, warum die Steine als Schwindel betrachtet wurden, war, dass die Paläontologen in den 60erJahren dachten, die Dinosaurier würden ihren Schwanz hinter sich herziehen. In den Darstellungen auf den Steinen befanden sich die Schweife der Dinos aber in der Luft. Weil die Zeichnungen der Dinosaurier als nicht akkurat betrachtet wurden, dachten die Wissenschaftler, es sei unmöglich, dass die Steine vor 65 Millionen Jahren von Menschen hergestellt wurden. Später entdeckte man jedoch, dass Dinosaurier bei der Fortbewegung ihren Schwanz doch nicht auf dem Boden hinter sich herschleifen ließen. „Nun wissen wir, dass die Paläontologen falsch lagen und die Zeichnungen auf den Ica-Steinen richtig waren“, schrieb Swift. Darüber hinaus zeigen die IcaSteine – wie in Swifts Buch ausgewiesen – anatomische Details, die frühestens seit den 80er-Jahren in Kreisen der Paläontologie

„Nun wissen wir, dass die Paläontologen falsch lagen und die Zeichnungen auf den Ica-Steinen richtig waren.“

bekannt waren. Dazu zählen zum Beispiel der Stand von Sauriern auf den Hinterbeinen (mit anatomisch exakter Beinstellung), Hautfalten an den Hälsen, die mit der Halskrause von Leguanen vergleichbar sind (veröffentlicht 1992 durch den Dinosaurier-Experten Stephen Czerkas in „Geology“) sowie Extremitäten mit drei Zehen, wie sie bei vielen der Sauropoden-Spezies verbreitet waren. Ohne ihren Ursprung bekanntzugeben, wurden Darstellungen von Ica-Steinen 20 führenden Saurier-Experten vorgelegt mit der Bitte um eine Einschätzung der anatomischen Korrektheit. Der überwältigend einstimmige Konsens war, dass die Zeichnungen anatomisch korrekt sind. Einer der Wissenschaftler äußerte in der Annahme, Swift hätte die Zeichnungen angefertigt, erstaunt: „… es ist als hätte er seine Arbeiten in wissenschaftlich-technischen Journals recherchiert und Paläontologen beim Zusammensetzen von fossilen Dinosaurierskeletten über die Schulter geschaut …“

Keine simplen Zeichnungen

Dr. Cabrera verstand die Ica-Steine als eine Bibliothek, in der jeder Stein ein Buch oder die Seite eines Buches ist, das die Vergangenheit dokumentiert. Für wichtige Dinge wurden große Steine verwendet. Weniger wichtige Inhalte wurden auf kleineren Steinen abgebildet. Frau Cabrera führt das Verständnis ihres Vaters weiter aus: „Die Menschen, die die Steine herstellten, hinterließen nicht einfach nur Zeugnisse ihrer Zeit, sondern eine Art Sprache, die auf Zeichnungen basierte.“ Durch die fortwährende thematische Beschäftigung mit den Steinen und deren Interpretation, fügte sich für Dr. Cabrera mit der Zeit ein Puzzle zusammen. Er setzte sich 37 Jahre seines Lebens mit den Steinen auseinander, die für ihn so etwas wie ein Wörterbuch mit zu studierenden Symbolen waren. Durch seine Forschungen, kam er zum Beispiel zu der Auffassung, dass Blätter das Leben symbolisieren und Arrangements von Blättern für Zivilisation stehen. Aber auch die abstrakten Symbole wie Quadrate und Rhomben haben alle eine Bedeutung. Im Mittelpunkt steht jedoch der weise Mensch – symbolisiert durch einen Kopfschmuck. Dabei liegt das Augenmerk allerdings nicht auf dem Kopfschmuck selbst, sondern darauf, was er repräsentiert: nämlich die Intelligenz des Menschen und seine Fähigkeit zur Reflexion.

Vorschau Die seltsamen Erfindungen des Pier L. Ighina Seine Entdeckungen waren unserer heutigen Zeit so weit voraus, dass sie eher dem Bereich der Magie zuzuordnen sind… Hier kann nur von Pier L. Ighina, dem genialen italienischen Wissenschaftler, die Rede kann nur von sein.

FOTO: EUGENIA CABRER A /MUSEO CABRER A

A ER BR CA EO US A /M ER BR IA C A EN : EU G

Auf den Steinen sind menschliche Figuren zu sehen,

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Die Botschaften der Steine

Pflanzen, Tiere und abstrakte Symbole. Die Menschen tragen Kopfbedeckungen, Kleidung und Schuhe. Manche Steine zeigen Szenen, die an heutige Bluttransfusionen, Organtransplantationen und Kaiserschnitte erinnern. Verschiedene Abbildungen zeigen Menschen mit Teleskopen, die Sternenkonstellationen, Planeten und Kometen beobachten. Die auf den Steinen dargestellten Tiere gleichen unter anderem Kühen, Rotwild und Giraffen. Manche Steine zeigen Trilobiten (seit 260 Millionen Jahren verschwundene drei Lappkrebse), ausgestorbene Fischarten und andere völlig unbekannte Tiere. Überraschenderweise sind auf etlichen Steinen Menschen zu sehen, die versuchen einen Dinosaurier zu töten oder die von Dinosauriern verschlungen werden. Dr. Dennis Swift, der an der Universität von Neu Mexiko

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ca, Peru – Auf den ersten Blick scheint die kleine Stadt in der Nazca-Wüste, fünf Busstunden entfernt von Lima, nichts Außergewöhnliches zu bieten. Dieser Eindruck ändert sich schnell beim Betreten des Museo Cabrera, das Museum, das die Ica-Steine beherbergt. Über 10.000 mit Gravuren versehene Exemplare verschiedener Größe füllen das Museum. Sie alle weisen eine schwarze glatte Oberfläche auf von der sich die unterschiedlichen eingeritzten Figuren deutlich abzeichnen. Nimmt man sie in die Hand, kommen sie einem ungewöhnlich schwer vor. Dr. Javier Cabrera Darquea, der Besitzer der Sammlung, hat sie seit 37 Jahren studiert. Seinen ersten Stein erhielt er als Geburtstagsgeschenk. Überrascht von dessen Gewicht und dem außergewöhnlichen Design der Einschneidungen begann er, diese Steine zu sammeln und zu erforschen. Heute ist Eugenia Cabrera C., Tochter von Dr. Cabrera, Direktorin des Museums. Sie erzählt, wie ihr Vater die Analyse der Steine leitete und dabei herausfand, dass sie aus einem bekannten Gestein, dem Andesit, bestehen. Sie wurden speziell beschichtet, um eine glatte schwarze Oberfläche zu erhalten; das Gewicht der Steine nahm dadurch zu. Seinen Vermutungen nach könnte die harte Beschichtung anfangs weicher gewesen sein, was es möglich machte, darauf Figuren einzuritzen. Bis heute ist die Beschichtung erhalten, sodass wir die geheimnisvollen prähistorischen Bilder sehen können.

Ein Institut für biblische Studien ließ durch unabhängige Experten an einem Stein Untersuchungen seiner Authentizität durchführen. Sie bestätigten seine Herkunft, die auf die Öffnung eines prä-kolumbianischen Grabes durch Pablo Carlos Soldi aus Ocucaje, Peru, im Jahr 1967 zurückgeführt wird. Außerdem wurde dieses Stück von Richard Fales, Doktor der Archäologie an der Stepherd Universität und von anderen wissenschaftlichen Autoritäten untersucht. Dabei entdeckten sie darauf Patina in den Gravuren, massive Verwitterung, Salpeter, Flechtengewächse, Blutspuren vom Körper der Mumie aus dem Grab und Haare von ihr. Jeder Test und jeder Experte bestätigte die Authentizität des Steins.

Blätter stehen für Leben und Arrangements von Blättern für Zivilisation.


MENSCHEN & MEINUNGEN

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Wenn Hüte denken könnten

FO TO _ : R K_ BY _M AR

IK A/ PI XE LI O .D E

Edward de Bonos Hüte denken – alt sind sie deshalb noch lange nicht.

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dward de Bono, Vater des Lateralen Denkens und Autor zahlreicher Bestseller („Six Thinking Hats“ – „6 denkende Hüte“), sprach mit der Epoch Times darüber, warum seit Sokrates keine Fortschritte in den Methoden des Denkens gemacht wurden, warum Diskussionen langweilig und dumm sind und warum uns die Wahrheitssuche der Kirchen in unserem Denken behindert hat. Und warum es für ihn Sinn macht, dass Menschen eine Seele haben. Epoch Times: Professor de Bono, erzählen Sie uns bitte etwas von sich. Edward de Bono: Ich komme aus der Medizin. So wie ein Philosoph mit Worten spielt, spiele ich damit, wie das Gehirn funktioniert. Dadurch habe ich die Logik hinter kreativem Denken gefunden. Das ist – wie viele Mathematiker und die besten Physiker mit mir übereinstimmen – die Logik von Mustersystemen. Es scheint mir, als hätten wir seit den drei großen Griechen – Sokrates, Aristoteles und Plato – nichts mehr für unser Denken getan. Epoch Times: Eine gewagte Aussage. Woraus schließen Sie das? De Bono: Wir verwenden seit mehr als 2000 Jahren Diskussionen, um ein Thema zu erörtern. Das ist eine sehr langweilige und dumme

Art und Weise, sich einem Thema zu nähern. Epoch Times: Was wäre besser? De Bono: Wege des Kreativen Denkens zu gehen. Ich bringe sie den Menschen auf mehrere Arten bei: Zum einen lehre ich „Denken“ an Schulen, zum anderen arbeite ich mit großen Unternehmen wie IBM zusammen. Meine Methode der „6 denkenden Hüte“ ist sehr weit verbreitet. In manchen US-amerikanischen Bundesstaaten wurden Richter in lateralem Denken geschult. Neulich habe ich gehört, dass bei einem Treffen von Top-Ökonomen in Washington D.C. meine „6 Hüte“ verwendet wurden. Epoch Times: Was ist denn nun so falsch an unseren althergebrachten Denkweisen? De Bono: Unser Zugang zu Denkmethodik ist stark von der Kirche geprägt. Und die Kirche war vor allem an der Wahrheit interessiert. Streitgespräche wurden geführt, um Ketzer zu widerlegen. Wir haben uns jedoch nie um ein Denken bemüht, das Werte schafft. Um sicherzugehen, dass Unternehmer, Erfinder und Innovatoren passende Denkmethoden beherrschen. In internationalen Beziehungen sind wir schnell mit Urteilen, wer gut und schlecht ist, suchen aber selten gemeinsame Wege nach vorn. Deshalb sehe ich einen großen

Bedarf, dass Denken gelehrt wird, das Wert schafft. Epoch Times: Ich habe gehört, dass Ihr Buch neuerdings auch in China gelehrt wird? De Bono: Ja, die Pekinger Universität arbeitet seit mehreren Jahren damit und in fünf weiteren Provinzen wird ebenfalls mit meiner Methode gearbeitet. Epoch Times: Sie sagen, dass Denken dazu da sein sollte, Wert zu schaffen. De Bono: Es gibt zwei Arten von Denken. Die eine dient dazu, herauszufinden, was wahr ist. Das ist sehr gut für manche Dinge, aber nicht für alle. Die zweite dient dazu, Wert zu kreieren. Wo man in Konfliktsituationen nicht sagt: „Du bist böse, wir bombardieren dich“ – sondern gemeinsame Lösungen sucht. Epoch Times: Wie kann man sich das in der Praxis vorstellen? De Bono: Ich nenne ein Beispiel: Israel, Palästina und den Gaza-Streifen. Derzeit heißt es: Okay, wenn die Israelis dort hinmarschieren, bombardieren wir sie und so weiter. Kreatives Denken würde folgendermaßen aussehen: Alle Länder, die Israel errichtet haben, zahlen im Jahr drei Millionen Dollar an Palästina. Sollte Palästina israelische Siedler bombardieren, muss es jedoch für jede Rakete eine Million Dollar zahlen. Das würde das gesamte Bild verändern? Epoch Times: Unterstützen oder behindern unsere Universitäten Kreativität eher? De Bono: Sie fördern sie nicht. Wir haben Forschungsergebnisse von Schulen aus England, die besagen, dass sich Schüler, die das Fach „Denken“ hatten, in jedem anderen Fach um 30 bis 100 Prozent verbessert haben. Nur fünf Stunden Unterricht in Denken für arbeitslose Jugendliche erhöht die Zahl derjenigen mit einem Job in kürzester Zeit um das Fünffache. Wir haben gewalttätigen Jugendlichen Unterricht in Denken gegeben – das reduzierte die Gewalt unter ihnen auf ein Zehntel. Es ist ein sehr mächtiges Instrument. Epoch Times: Wie konnte es dann sein, dass dieses Fach so lange vernachlässigt wurde? De Bono: Das liegt zu einem guten Teil auch an den Kirchen. Logik und Streitgespräche sind sehr gut geeignet, um Ketzer zu überführen. Es gibt ein weiteres Problem mit der Kirche: Wenn man von fixierten Dogmen und Glaubenshaltungen aus-

Die „6 Denkhüte“ Edward de Bonos setzen sich Top-Ökonomen in Washington D.C. ebenso auf wie Studenten in China.

geht, dann ist Logik ausreichend. Harvard-Forschungsergebnisse zeigen jedoch, dass 90 Prozent unseres Denkens nicht auf Logik basieren, sondern auf Wahrnehmungen. Und egal, wie gut ihre Logik sein mag, wenn ihre Wahrnehmung falsch ist, wird die Logik auch daneben liegen. Wir haben uns völlig auf den Teil der Logik konzentriert und den Bereich der Wahrnehmung völlig vernachlässigt. Epoch Times: Hat man Kreativität in der Geschichte ebenfalls vernachlässigt? De Bono: Kreativität wurde immer als eine magische Gabe angesehen, die manche Menschen haben und andere nicht. Das ist einfach nicht wahr. Einer meiner Workshops in einem Stahlunternehmen in Südafrika brachte 21.000 neue Ideen hervor – an nur einem Nachmittag. Epoch Times: Was sind die größten Blockaden für unser Denken? De Bono: Wir glauben, dass unser Denken großartig ist. Wir glauben auch, dass Diskussionen wunderbar sind. Und dass Analyse genug ist – das ist sie nicht. Wenn ein Patient hereinkommt, sieht sich der Doktor den Patienten an und sucht nach einer Standardsituation, die er kennt, und für die er ein Standardheilmittel einsetzen kann. 95 Prozent unserer Situationen sehen so aus. Dabei ist wenig Kreativität oder Schöpfungskraft involviert. Verstehen Sie mich nicht falsch: Das ist nicht falsch. Aber es ist nicht genug. Kreatives Denken und Laterales Denken können hier neue Wege bahnen. Epoch Times: Wie beurteilen Sie Aussagen wie jene, dass wir nur ein Fünftel unserer Hirnkapazität nutzen? De Bono: Die Auslastung des Gehirns ist vernünftig, aber es arbeitet nicht spezifisch genug. Wir müssen uns die Funktionen des Gehirns ansehen, nicht seine Geographie. Die Gehirnforschung sagt uns: „Dieses passiert hier, jenes passiert da“. Das ist nicht seine Funktion. Seine Funktion ist: Es arrangiert, wie Neuronen hereinkommende Informationen in Muster umwandeln. Epoch Times: Sie sprechen von „hereinkommenden Informationen“. Wo kommen diese Informationen her? De Bono: Aus der uns umgebenden Welt. Und von uns selbst. Epoch Times: Sie würden also sagen, dass es eine Seele gibt? De Bono: Ja. Das ist ein nützliches Konzept. Das Konzept einer Seele ist wie das Konzept einer Tasse. Wir benutzen eine Tasse, um zu trinken. Wir benutzen eine Seele, um unsere Werte und unser Verhalten zu organisieren. Das Interview führte Florian Godovits.

Steirisch und bayrisch – was sich reimt, ist gut Anja Mayr

F O T O : M I N T E N G S C H WÄG E R L / T H E E P O C H T I M E S

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Ladenbesitzer Philipp Stahl mit seiner „Steirischen“.

elt-Läden gibt es viele. Darüber müsste nicht geschrieben werden. Doch dieser – „Philipp’s Welt-Ladl“ im bayrischen Bad Kötzting – ist anders. Hier frönt der in Bayern lebende Steirer Philipp Stahl seiner Liebe zur „Steirischen“. Schon vor der Ladentür ist das zu hören: Keine gewohnten indischen Musikklänge oder afrikanische Trommelwirbel gehen ins Ohr. Und schon gar nichts Unanständiges ist daran, wenn der Steirer – so nennen sich die aus der österreichischen Steiermark stammen Menschen – seine „Steirische“ liebevoll umarmt – eine besondere Art von Harmonika. Stahl weckt mit seinen Rhythmen und der eigenwilligen Spielweise der steiri-

schen Harmonika die Neugierde potenzieller Kunden. „Sobald ich ein paar Minuten Pause habe, spiele ich auf meiner Steirischen“, erzählt Philipp Stahl. Seit vier Jahren führt der Volksmusikant Stahl, wie er sich selbst bezeichnet, in Eigenregie das Geschäft in dieser Form. Die Ladenfläche teilt er sich mit einem Uhrmacher. „Auf sein Gehör nehme ich natürlich Rücksicht, wenn ich meinen Tradimix spiele“, schmunzelt er. Neben der traditionellen Volksmusik liebt er auch diese mit flotten Arrangements kombinierte Spielweise. Viele Leute fühlen sich durch seine Musik angesprochen und kommen deshalb in den Laden. Die Kunden sollen einen unbeschwerten unverbindlichen Ladenbesuch erleben, Musik hören, Köstlichkeiten probieren und: „A Plauscherl is immer drin.“ Kaffee, Tee, Schokolade und Ge-

treideprodukte aus fairem Handel, kunsthandwerkliche Taschen und Schals aus Mittelamerika, den Philippinen und Afrika, Seifen und Badezusätze sowie andere feine Kleinigkeiten sind auf etwa 40 Quadratmetern zu finden. Das vielfältige Warenangebot hat Philipp Stahl mit diversen Spezialitäten aus seiner steirischen Heimat ergänzt und lädt die Kunden jederzeit zum Probieren ein. Achtzig verschiedene, hochwertige Schokoladensorten aus seiner österreichischen Heimat stehen für Wagnisse kulinarischer Art zur Auswahl. Stahl steht zu seinem „Mut zur Veränderung“: „Jeder Mensch sollte sich bewusst machen, was er isst, tut oder denkt! Das gilt es immer wieder zu hinterfragen und gegebenenfalls zu verändern.“

Die Mischung macht’s

Der Kundenkreis des Ladens ist

genauso vielfältig wie das Warensortiment. In Bad Kötzting gibt es unter anderem Rehabilitationskliniken und eine Klinik für Traditionelle Chinesische Medizin. So treffen sich in „Philipp‘s Welt-Ladl“ Urlauber, Kurgäste und Bürger der Kleinstadt. „Diese Mischung macht’s“, so Stahl. „Mit meinem Laden und den fair gehandelten Produkten will ich kein goldenes Lenkrad verdienen, sondern einen Beitrag für ein bisschen mehr Gerechtigkeit leisten, ohne anderen auf die Füße zu treten.“ Dieser Gemeinschaftssinn ist ihm auch beim Musikstammtisch am Ort wichtig. In traditioneller Wirtshauskultur singen und musizieren die Teilnehmer zusammen mit viel Spaß an der Sache, mehrere Generationen. Der älteste Musikant ist 86 Jahre alt. Bayrisch und steirisch reimen sich – und was sich reimt, ist bekanntlich gut.


Japan – ostasiatisches Kaiserreich Seite V

Der ganz große Mode-Zirkus Seite VI

Das neue Genesis Coupé von Hyundai

Unerhört – der eigene Hörraum „Man kann mit dem Leben mehr anfangen, als nur seine Geschwindigkeit zu erhöhen“, sagte einst Mahatma Ghandi. Und nicht nur dem Tempo, auch dem Lärm kann man entgehen, denn wenn wir zu viel um die Ohren haben, dann stürzt das Hören einfach ab. In den Klängen eines HörRaums kann man umschalten und etwas gewinnen, wenn danach die Stille eintritt.

Die Basisversion des Genesis Coupé von Hyundai ist im kommenden Jahr bereits ab 29.990 Euro zu haben. Die 214 PS versprechen nicht nur auf dem weiten Schneefeld Fahrspaß.

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Japan – ostasiatisches Kaiserreich

FOTO: © BURKERT

Uralte Schreine und Tempel, in denen Tradition gepflegt wird, trifft man in Japan ebenso wie moderne Metropolen mit jeder Art von Eleganz bis Popkultur. Von den trendigen Vierteln Tokios über Kyoto bis Shibu Onsen kann man viele verschiedene Japans erleben. Die Natur zeigt sich von ihrer besten Seite. In den heißen Quellen von Yudanaka, den Onsen, baden nicht nur Menschen, auch die freilaufenden Schnee-Affen nehmen gerne dort ein Bad und wärmen sich in der kalten Jahreszeit darin auf. Die Tiere kann man mit der Snow Monkey Livecam im Internet beim Baden beobachten. mehr auf Seite V

Ins schwedische Avidsjaur, etwa hundert Kilometer südlich des Polarkreises, lud Hyundai ausgesuchte Journalisten ein, um das neue Genesis Coupé vorzuführen. Es ist der erste echte Sportwagen der koreanischen Automarke. Und mit 29.990 Euro fast ein Schnäppchen.

Andreas Burkert

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in Sportwagen mit 214 PS und Heckantrieb ist eine gewagte Kombination für unerfahrene Fahrer. Die Reaktion auf ein einmal-kurzaufs-Gas-Drücken ist ein starkes Ausbrechen des Fahrzeughecks nach rechts oder links – je nach Lenkeinschlag. Allerdings passiert dies nur bei abgeschaltetem ESP und mit Vorliebe auf glatter Straße. Wie sicher die Fahrt mit elektronischem Stabilitätsprogramm im Winter auf einer schnee- und eisbedeckten Fahrbahn aber ist, konnten wir mit dem neuen Hyundai Genesis Coupé testen. Im schwedischen Avidsjaur, nahe dem Polarkreis, präsentierte der koreanische Auto-

bauer Hyundai seinen ersten echten Sportwagen für den deutschen Markt – etwa anderthalb Jahre nach dem Start in den USA und in Asien. Die europäische Version besitzt ein auf die europäische Fahrweise abgestimmtes Fahrwerk. Der Wagen dankt es mit guter Fahrdynamik und gutem Handling. Und er blieb bei unseren Fahrmanövern auf dem weiten Schneefeld stets stabil in der Spur. Selbst plötzliches Ausweichen vor einem Hindernis regelte die Elektronik der zahlreichen Fahrassistenzsysteme souverän.

Von Männern bevorzugt

Das schnelle Reagieren bei Richtungswechseln und das präzise Lenkverhalten wird den sportlichen Fahrer beeindrucken. Die Koreaner wollen mit dem Debüt des Genesis „die Herzen von Auto-Enthusiasten erobern“ und vor allem „Männer ab 30 Jahre“ ansprechen, erzählte uns Hyundai-Deutschlandchef Werner Frey. Die hochwertige Innenausstattung und das sportliche Aussehen dürften aber auch die ambitionierte Fahrerin überzeugen.

Einzig der hohe Einstiegspreis von 29.990 Euro wird den Käuferkreis einschränken. Doch dafür bekommt man ein Sportcoupé, das den Vergleich mit der Konkurrenz – etwa dem 38.000 Euro teuren Nissan 370Z – nicht scheuen muss. Und Hyundai legt mit seiner FünfJahres-Neuwagen-Garantie noch eins drauf: Innerhalb dieser Zeit werden die Kosten für fünf Wartungen, die alle 15.000 Kilometer oder einmal im Jahr anstehen, übernommen. Mit dem EuroService, einer Mobilitätsgarantie, verspricht zudem der Autobauer eine europaweite Hilfe im Pannenfall. Das ist beispielsweise die Übernahme von Abschlepp- oder Übernachtungskosten.

Sportlich getrimmt

FO TO :© H YU N D AI

Doch wer denkt beim Einsteigen schon ans Liegenbleiben? Der lang gestreckte 2+2-Sitzer wirkt fast aus jedem Blickwinkel kraftvoll. Diesen Eindruck vermittelt auch der sonorige Motorenklang des 3,8-Liter-V6Motors. Den Sechszylinder gibt es allerdings erst ab 34.990 Euro. Dann aber treiben 303 PS statt der 214 PS des Vierzylinders das Coupé an. Laut Hersteller genügt dies, um den etwa 1.660 Kilogramm schweren Sportwagen in 6,3 Sekunden auf 100 km/h zu beschleunigen. Erst bei maximalen 240 km/h regelt die Elektronik die Geschwindigkeit ab. Mit dem 2,0-Liter-Turbomotor benötigt man für 100 km/h rund 8,0 Sekunden. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt zudem nur 222 km/h. Der Verbrauch für diese Sportlichkeit: Nach der ECENorm sind es laut Hersteller beim Vierzylinder 9,5 beziehungsweise bzw. beim Sechszylinder 10,3 Liter Superbenzin pro 100 Kilometern.

Sicher und alltagstauglich

Dennoch eignet sich das Genesis Coupé auch für den Alltagseinsatz. Mit immerhin 332 Litern Ladevolumen ist der Kofferraum größer als erwartet. Die zwei hinteren Sitze hingegen beschränken sich auf die Mitnahme von Kindern oder Gepäck. Dafür gehören in beiden Modellvarianten zahlreiche aktive Sicherheitssysteme zum Standard, darunter das elektronische Stabilitätsprogramm ESP, eine Traktionskontrolle, ein VierkanalAntiblockiersystem mit elektronischer Bremskraftverteilung und ein Bremsassistent, der im Falle einer Notbremsung in Sekundenbruchteilen den maximalen Bremsdruck aufbaut, selbst wenn der Fahrer nicht mit aller Kraft aufs Pedal tritt.

Günstiger Preis Hochwertige Verarbeitung Zahlreiche aktive Sicherheitssysteme

Hoher Kraftstoffverbrauch Wenig Platz im Fond

Kommentar Erstmals bringt der koreanische Autohersteller Hyundai einen echten Sportwagen auf die Straße. Warum das Genesis Coupé erst 18 Monate nach dem Start in den USA und in Asien nach Deutschland kommt, bleibt ein Geheimnis des Managements. Dabei boomt hierzulande die Nachfrage nach Sportwagen. Allein in den ersten zehn Monaten im Jahr 2010 wurden in Deutschland 23,4 Prozent mehr Fahrzeuge dieses Segments neu zugelassen als im Vorjahr. Und das Sportcoupé hat nahezu alle Zutaten, um sich erfolgreich zu positionieren: Einen sportlichen Charakter, eine serienmäßige Premium-Ausstattung, zahlreiche Sicherheitsfeatures und genügend Leistung. Wäre nicht der hohe Verbrauch, die Freude am Kauf wäre perfekt. Denn in der Stadt verbrennt bereits die kleine 2,0-LiterMotorenvariante rund 13 Liter auf 100 Kilometer. Wohlgemerkt: Dies sind die Angaben des Herstellers und nach der Regel des ECE-Zyklus ermittelt. Normalerweise ist der tatsächliche Verbrauch höher. Etwa zwei Liter weniger auf 100 Kilometer verbraucht hingegen der Nissan 370Z. Den hat sich Hyundai nämlich als direkten Konkurrenten ausgesucht. Das Genesis Coupé ist dazu im Vergleich eine attraktive Alternative; und 29.990 Euro für die Basisversion sind ein lukratives Angebot. Verlockend ist auch die umfangreiche Neuwagengarantie. Hyundai verspricht fünf Jahre lang sorgenfreies Autofahren: fünfmal die Kostenübernahme für Wartungsarbeiten und europaweite Pannenhilfe.


FITNESS

The Epoch Times Deutschland / 26. Januar - 8. Februar 2011 / Nr. 274

F O T O : I S H A R A S . KO D I K A R A /A F P/G E T T Y I M AG E S

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Kampfkunst: Den KĂśrper zu positionieren und die Muskeln korrekt zu verwenden ist entscheidend, um die Energie des KĂśrpers gut nutzen zu kĂśnnen.

Die heilende Kraft der Kampfkunst Die grundlegenden Prinzipien der KampfkĂźnste sind Techniken mit dem Ziel, uns biomechanische Harmonie zu lehren. Emory Moore

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eit der Antike werden die verschiedenen Kampfsysteme, die die Kampfkunst, wĂśrtlich Ăźbersetzt die „Kriegskunst“, beinhalten, geĂźbt und zur Perfektion gebracht. Filme, Romane und die Populärkultur sind voll von Bildern der Massenvernichtung und von kriegerischem Heldenmut. Aber es gibt da noch einen anderen Aspekt: ganzheitliches Training, das die Gesundheit und die Fitness aufbauen, aufrechterhalten und zurĂźckbringen kann.

KĂśrperhaltung und KĂśrpermechanik

Die fundamentale Natur des Kampfkunsttrainings ist Methoden der Interaktion mit Kräften zu lehren, sie entgegenzunehmen, sie zu verteilen und sich mit ihnen zu harmonisieren. Die Priorität beim Grundlagentraining wird auf die korrekte Haltung

des KĂśrpers und eine gute KĂśrpermechanik gelegt. Der KĂśrper ist eine Plattform, von der aus man schiebt, zieht, sich dreht und sich bewegt. Die korrekte Art seinen KĂśrper zu positionieren, während man sich durch den Raum bewegt, ist notwendig zu lernen, um Vorteile aus unserer Verbindung zur Erde zu ziehen, um stabil zu sein und um Kraft zu Ăźbertragen. Die FĂźĂ&#x;e verbinden die Beine mit dem Boden. Kampfkunsttraining stärkt jeden Teil des KĂśrpers, von der KĂśrpermitte bis zu den GliedmaĂ&#x;en – das ist der SchlĂźssel zur Stabilität und der Fähigkeit zu schieben und zu ziehen. Der Wert des Kampfkunsttrainings liegt nicht in Verteidigung und Angriff gegen Ninjas auf dem Parkplatz, sondern darin, was das Training jeden Tag fĂźr uns tut. Die KĂźche wird zu unserem Trainingsort; Blätter zusammenkehren oder Schneeschippen kann uralte Ăœbungen beinhalten. Die grundlegenden Prinzipien der KampfkĂźnste, wie das „Wurzeln“ aus der Stellung (stabil stehen) oder Schlagen und Greifen, also Versionen von Ziehen und Schieben, und BewegungsĂźbungen vor dem Spiegel, sind Techniken mit dem Ziel, uns biomechanische Harmonie zu lehren. Einige Techniken, wie Pilates und Feldenkrais, haben ihre Wurzeln in den KampfkĂźnsten.

Einige Techniken wie Pilates und Feldenkrais haben ihre Wurzeln in den KampfkĂźnsten.

zu achten, wie wir uns bewegen und was sich in unserer Umgebung beDie Wichtigkeit korrekter Bewegun- wegt. Und da die meisten Unfälle im gen kann man beim Schieben oder Haushalt passieren, kann das Leben Ziehen eines Objektes beobachten. retten. Wenn wir ein Objekt schieben oder an ihm ziehen, wirkt die gleiche Kraft KĂśrperliche Widerstandskraft entgegengesetzt auf unser Skelett. gegen Missgeschick Eine gute Stellung und Ausrichtung Knochen, Sehnen und Muskeln zu des KĂśrpers während der Aktion ist stärken ist eine alte Tradition in den wichtig, um die Kraft auf Gebiete ver- KampfkĂźnsten. Entscheidend fĂźr das teilen zu kĂśnnen, die der Belastung kämpferische KĂśnnen ist die Fähigdauerhaft widerstehen kĂśnnen. keit, Schläge auf den KĂśrper auszuEine zu hohe Anzahl der Wieder- fĂźhren oder ihnen zu widerstehen. holungen von Aktionen, die mit Kraft Diese Methoden wirken auch gut ausgefĂźhrt werden, kann im Laufe bei therapeutischen Anwendungen. der Zeit eine Schädigung des Bewe- Ăœbungen zur Stärkung von Knochen gungsapparates hervorrufen. Den- und Bindegewebe kĂśnnen einer ken Sie darĂźber nach, wie viele TĂźren Schwächung dieser Organe vorbeuSie in einem Leben Ăśffnen. Oder den- gen oder sie gar ganz verhindern. ken Sie ans Gewichte stemmen im Kraftraum: je hĂśher der Widerstand Mittel zur Stärkung (das Gewicht) desto grĂśĂ&#x;er die Ver- Verletzungen sind beim Kampfkunstletzungsgefahr. training unvermeidbar. Seit den AnWenn man diese Prinzipien in un- fängen der Kampfkunst war es eine serem alltäglichen Leben berĂźcksich- Priorität, den KĂśrper zu heilen und tigt, hat es einen enormen Nutzen wieder aufzubauen. Oftmals liegt das fĂźr unsere Gesundheit und unser Geheimnis in den Basis-TrainingsWohlbefinden: vom Vermeiden von Ăźbungen und den Formen. Deren Schäden durch falsche Bewegungs- erstes Ziel ist es, eine Grundlage zu muster bis zum Ăœbergang von schlech- schaffen und Fähigkeiten zu entten zu guten Angewohnheiten. Die wickeln, um auf eine fortgeschrittene Aufmerksamkeit, die bei den Kampf- Ebene zu kommen. kĂźnsten notwendig ist und entwickelt Knochen, genauso wie Muskeln wird, bleibt uns nach dem Training und Sehnen, mĂźssen stark sein. Kampferhalten. kunstlehrer legen groĂ&#x;en Wert auf Ein solches Training lehrt uns die eine gute KĂśrperhaltung, um sicherWichtigkeit und die Fähigkeit darauf zustellen, dass bei der DurchfĂźhrung

Die Wichtigkeit korrekter Bewegungen

einer Technik, auch bei hoher Geschwindigkeit und Kraft, der Schutz des KĂśrpers gewährleistet ist, auch wenn sie spontan ausgefĂźhrt wird. Viele KampfkĂźnste sind mit der indigenen Medizin verbunden oder in ihr verwurzelt. Einzigartige und hocheffektive Techniken findet man seit der Antike in den Systemen Afrikas, Indiens, Chinas und all den indigenen VĂślkern und Regionen, die eine reiche Kampfkunsttradition haben, die mit der Kunst des Ăœberlebens und der Wissenschaft verbunden ist. Das Kampfkunsttraining hat zahllose Parallelen zu unserem täglichen Leben. Ein solches Training ist eine uralte Kunst des Heilens, das Verletzungen vorbeugt, das Leben durch Situationsbewusstsein verlängern kann und uns lehrt, mit physischen und mentalen Belastungen umzugehen, die uns unter anderen Umständen zu Boden werfen wĂźrden.

i Emory M. Moore Er ist seit 25 Jahren ein Profi im Fitnessbereich. emory.moore@epochtimes. com.

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Geschichte der Kampfsportschule Bushido M

ittlerweile 15 Jahren liegen die UrsprĂźnge der Kampfsportschule Bushido zurĂźck, als Sensei (Trainer) Yilmaz Demir (3. Dan Karate, 2. Dan Kickboxen) im Dojo (Trainingsraum) WaldmĂźnchen erstmals Karate- und Kickboxtraining anbot. Inzwischen sind Dojos in Cham, Neunburg vorm Wald, Stamsried, BodenwĂśhr und Nittenau hinzugekommen. Auch das Angebot wurde erweitert auf die Budo-Kampfsportart im Dojo Cham. Seit März wird dort auch RĂźckenschule durch einen speziell hierfĂźr ausgebildeten Physiotherapeuten, sowie die Kampfsportart Thaiboxen aus Thailand unterrichtet. Seit 2008 ist die Kampsportschule unter dem Namen „Bushido Oberpfalz e.V.“ im Vereinsregister eingetragen und als gemeinnĂźtzig anerkannt. Eine Besonderheit der Kinderabteilung in der Kampfsportschule Bushido ist das Selbstsicherheitsund Selbstverteidigungstraining fĂźr Kinder ab 5 Jahren. SchĂźchterne Kinder werden von speziell geschulten Trainern (FachĂźbungsleiter des Bayer. Karatebundes/BLSV) optimal gefĂśrdert und in ihrem Selbstbewusstsein gestärkt. Bei dem systematischen Konzentrations- und Koordinationstraining lernen auch

sehr temperamentvolle Kinder sich zu beherrschen und in eine Gruppe einzufĂźgen. Durch die Verbesserung der Konzentrationsfähigkeit lassen sich Kinder auch in der Schule nicht mehr so leicht ablenken. Altersgerechte Ăœbungen, die auch SpaĂ&#x; machen, sowie karatespezifische Techniken im Stand und in der Bewegung bieten fĂźr Kinder ein Rund um Training wie in keiner anderen Sportart. Einen groĂ&#x;en Stellenwert hat vor allem im Kinderbereich die Wertevermittlung, was in der heutigen Zeit oft nicht mehr selbstverständlich ist. Aus der Tradition des Karate heraus werden den Kindern im Training Werte wie Respekt, Mut Disziplin, Aufmerksamkeit und Selbstkontrolle verinnerlicht. Welches Elternteil mĂśchte nicht, dass sein Kind auf diese Weise zu einem verantwortungsvollen Menschen heranwächst, der den negativen Herausforderungen der heutigen Zeit wie z.B. Leistungsstress oder Mobbing nicht hilflos gegenĂźber steht. Karate ist eine sehr alte, bis ins 10. Jahrhundert zurĂźckreichende Kampfkunst, die ihre Wurzeln auf der Insel Okinawa hat. Es gibt verschiedene Stilrichtungen entsprechend den unterschiedlichen Kampfkonzepten alter Karatemeister, die jeweils an die SchĂźler

weitergegeben und von diesen oft auch weiterentwickelt wurden. Bis zum Jahr 2007 wurde in der Kampfsportschule Bushido die Stilrichtung Shorin Ryu Seibukan unterrichtet. Danach entschieden sich die Mitglieder geschlossen fĂźr einen Wechsel in die Stilrichtung Shito Ryu Shukokai, da dieser Stil vor allem gesundheitliche Vorteile aufweist. Von allen Karate-Richtungen zeichnet sich Shito Ryu Shukokai durch besonders weiche und flieĂ&#x;ende Bewegungen aus. Teilweise leiten sich die Bewegungen direkt aus der chinesischen Medizin ab, im Vordergrund steht dabei die Harmonisierung von KĂśrper und Geist. Im Training der Kampfsportschule Bushido wird eine ausgewogene Mischung aus Kumite (Freikampf), Kihon (Grundschule) und Kata (Kampf gegen imaginäre Gegner) unterrichtet. Letztere haben in ihrer ursprĂźnglichen Form auch medizinische und esoterische Bedeutung. Es gibt ca. 60 Katas im Shito Ryu Karate, fast alle sind sehr nahe an der ursprĂźnglich Ăźberlieferten Form. Das in der Kampfsportschule Bushido gelehrte Karate ist daher auch fĂźr alle Altersgruppen – von der FrĂźhfĂśrderung ab 5 Jahren bis zum Seniorenkarate – gut geeignet.

Weitere Informationen unter Tel.: 0163 90 91 691 oder www.karate-kickboxen.com

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Gesundheit

F o t o : C har l o tte F ischer

III

F o t o : C har l o tte F ischer

The Epoch Times Deutschland / 26. Januar - 8. Februar 2011 / Nr. 274

Unerhört – der eigene Hörraum „Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“ Das sagte uns Antoine de Saint-Exupéry durch sein berühmtestes Werk, „Der Kleine Prinz“. Ein Märchen für Erwachsene. Reinhild Brass

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anche Märchen sind für Erwachsene geschrieben, die ebenso wie Kinder den Glauben brauchen an die unsichtbaren Dinge, an Liebe, an Glück, an Dankbarkeit.

Wenn wir die Welt genauer betrachten, gibt es viel mehr Dinge als wir landläufig denken, die unsichtbar und notwendig sind, um als Menschen zu überleben. So ist auch alles unsichtbar, was wir hören! Und wie viel hören wir tagaus, tagein! Wir hören so viel, dass wir es oft gar nicht mehr ertragen können. Und dabei ist das Wesentliche oft das ganz Stille und das so nebenbei Erzählte. Wenn wir überhaupt noch das Wesentliche vom Unwesentlichen unterscheiden können, gelingt es oft erst im Nachklang das Wesentliche zu erkennen.

Der Hör-Sturz zwingt zum Innehalten

Wenn wir zu viel um die Ohren haben, wenn wir es nicht mehr hören wollen, dann stürzt das Hören einfach ab. Der Hör-Sturz zwingt uns zum Innehalten. Und wenn es dann nicht nur in das Ohr hinein tönt, sondern noch aus dem Ohr heraustönt,

wie beim Tinnitus, dann ist die unerhörte Katastrophe vollends da! Gibt es denn etwas, wodurch wir vorbeugen können? Oder sind wir dem, was auf uns einströmt, vollkommen ausgeliefert? Zwei Feinde sind es, die uns immer wieder in die Gefahrenzone des Weghörens bringen, das ist die Zeitnot – die Geschwindigkeit des Lebens und der Lärm. Wenn wir diesen „Verhinderern“ Einhalt gebieten können, das heißt in die Lange-Weile und in die Stille gehen, dann können wir erleben, wie das Hinhören sich ganz langsam und allmählich wieder einstellen kann und wie in dieser Stille ein Hörraum entstehen kann, den wir vorher gar nicht beachtet haben.

„Man kann mit dem Leben mehr anfangen, als nur seine Geschwindigkeit erhöhen.“ Mahatma Ghandi

Der HörRaum in Witten

Aus diesem Grund ist in Witten ein HörRaum entstanden, in dem Menschen sich für eine lange Weile Klängen zuwenden können, die für sie gespielt werden.

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Oha! Die wissen ja alles was meine Mammi auch weiß! Und wenn sie mal was nicht weiß, dann kann sie da nachfragen! Das Beratungsteam unserer Apotheke ist für Sie immer persönlich am Telefon! Sie erhalten bei uns kostenlos kompetente Auskunft und Beratung zu Naturheilkunde und Schulmedizin.

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Klänge von großen Eisentamtams, Becken, Wasser, Steinen, Saiteninstrumenten, Glockenspiele aus Kupfer, Gongs und Cymbeln, verschiedene Hölzer und vieles mehr werden im Wechsel nacheinander gespielt, sodass der Hörer in die Welt eintauchen und sich dem Spiel ganz hingeben kann. Nach etwa 40 bis 50 Minuten Spiel wird es still und die Zuhörer können in die Stille lauschen. In dieser Stille erst kann man erleben, wie durch den äußeren Hörraum sich ein innerer Hörraum aufgetan hat. Alles innere Sprechen ist zur Ruhe gekommen, es ist still geworden. Die Leere oder die Fülle, in die ich nun hineinhören kann, offenbaren einen Kraftort, der in mir lebt. Hier an diesen Ort der Stille – wenn er sich einmal in mir erschlossen hat – kann ich immer wieder zurückkehren. Hier kann ich mir selber begegnen, hier ist mein Zuhause, hier bin ich ganz bei mir.

Die Kraftquelle

Wenn wir den Mut zur Stille haben, sie nicht nur zu ertragen, sondern sie in uns einzulassen, dann kann uns aus der Stille etwas entgegentönen. Dann wächst aus der Stille eine Kraft, die uns neu beleben kann. Wenn die Hast endlich aufhört, wenn alles getan ist, wenn es still wird? Dann kann sich ein neuer Raum auftun, in dem wir Frieden finden. Das ist der Raum, der uns zu uns selber führt, da endlich sind wir mit uns identisch. Es ist immer wieder Zeit dafür zu entdecken, dass diese Kraft in uns ist und uns leiten kann – wenn wir es nur wollen.

Mut zur Stille

War es nicht während der ganzen Weihnachtszeit so, dass wir das Fest der Stille vorbereiten wollten und in immer größere Hektik verfallen sind? Was geschah eigentlich mit uns? Lärm und Geschwindigkeit reißen uns mit sich fort und ziehen uns in einen Strudel der Geschäftigkeit, der uns aber von uns selber fortführt. Doch wir sind es selber, die das Rad anhalten können. Wir können aus diesem Zug aussteigen, ihn an uns vorbeifahren lassen und uns auf den Bahnsteig begeben. Erst wenn der Zug an uns vorbeirast, können wir merken, dass er gar nicht zu unserem Ziel gefahren wäre. Wie seltsam doch, erst wenn wir den Mut aufgebracht haben, auszusteigen, können wir die Richtung neu bestimmen. In dem HörRaum ergibt sich die Möglichkeit, die eigene Richtung wahrzunehmen und sie neu zu bestimmen.

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i Reinhild Brass Sie ist Dozentin für Musik am Institut für Waldorfpädagogik in Witten, wo sie den HörRaum entwickelt hat. Terminanfragen an: Reinhild. Brass@audiopaedie.de Sie ist Autorin von: Hörwege entdecken – Musikunterricht als Audiopädie, Edition Zwischentöne 2010; ISBN: 978-3-937518-13-8; 26,00 €


REISE

The Epoch Times Deutschland / 26. Januar - 8. Februar 2011 / Nr. 274

A L L E F O T O S : M AT T H I A S H O M B A U E R

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Blickfang: Kinkaku-ji ist ein buddhistischer Tempel in Kyoto, dessen obere Stockwerke vollständig mit Blattgold überzogen sind.

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Japan: Wo sich Godzilla und Hello Kitty Gute Nacht sagen Andere Länder andere Sitten. Dieser Ausspruch scheint für Japan wie geschaffen. Unser Fotograf Matthias Hombauer wagte sich für The Epoch Times Deutschland als Fotojournalist für zwei Wochen ins Land der aufgehenden Sonne und erlebte so einige Überraschungen. Vom engen Kapselhotel zum buddhistischen ZenTempel bis zum 5-Sterne-Luxus-Hotel spannte testete er nicht nur die Betten. Ein Reisebericht für alle Japanbegeisterten und solche, die es noch werden wollen.

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leich einmal vorweg: Japan ist anders! Ich startete meine Reise an einem kalten Novembertag von Frankfurt. Mit im Gepäck – außer den allgemeinen Reiseutensilien, wie Kameraequipment und Bekleidung – auch der „Fettnäpfchenführer: Japan“. Ein kleiner Ratgeber, der im Laufe der Reise lebensnotwendige Tipps parat haben sollte. Nach einem zehnstündigen

Flug landete ich am berühmt-berüchtigten Flughafen von Narita in Tokyo. Kaum zu glauben, dass hier einmal ein chinesischer Dissident monatelang geschlafen hat. Doch dieser Gedanke beschäftigt mich nicht lange. Zu viele neue Eindrücke stürmen auf mich ein. Schon bei der Zugfahrt in die Stadt überkommt mich ein Gefühl, dass ich hier womöglich wirklich in einer anderen Welt gelandet bin. Wer sich schon immer gefragt hat, ob es möglich ist, in einem fahrenden Zug im Stehen zu schlafen oder ob 50 Passagiere gleichzeitig auf ihr Telefon starren können, ohne damit zu telefonieren: Eine Reise nach Japan beantwortet auch solche Fragen. Die Frage, die mich jetzt beschäftigte, war der Weg zum Hotel. Das gestaltete sich weit schwieriger als gedacht. In Tokio werden täglich 7,8 Millionen Fahrgäste transportiert. Das Schienensystem ist kompliziert und wird von nicht weniger als elf! privaten Bahngesellschaften betreut. Nach einer kurzen Eingewöhnungsphase ist das System aber leicht durchschaubar. Wer den Überblick verliert, kann das englischsprachige Personal an den Informationsschaltern befragen. Wo wir auch schon bei der Sprachbarriere angelangt sind. Englisch scheint in Japan nur von sehr wenigen Menschen aktiv gesprochen zu werden. Dieser Umstand stellt für einen


REISE

The Epoch Times Deutschland / 26. Januar - 8. Februar 2011 / Nr. 274

Hotels

Perfekter Service und höchste Ansprüche an die Qualität von Speisen sind Gang und gäbe, Trinkgeld geben dagegen tabu.

Kapselhotel: Nine Hours Kyoto Teramachi 588 Teianmaeno-cho, Shijyo, Teramachi-dori, Shimogyo-ku, Kyoto, 600-8031 Japan E-Mail: contact@9hours.jp http://9hours.jp

5 Sterne Hotel: Die Insel Odaiba bietet eins der weltgrößten Riesenräder. Touristen ohne japanische Sprachkenntnisse eine gewisse Herausforderung dar. Ein kleines Japanwörterbuch mit den essentiellen Phrasen ist fast unerlässlich. Und erschrecken Sie nicht, wenn sie plötzlich von einer Gruppe Volksschülern angehalten und zum Interview gebeten werden. Diese bessern im freundlichen Gespräch mit Touristen ihre Englischkenntnisse auf. Dafür gibt es als Dankeschön auch ein Gruppenfoto und ein Origami zum Abschied. Eine weitere Schwierigkeit kommt auf Japanreisende mit dem Hausnummernsystem zu. Die Hausnummern richten sich nach der zeitlichen Reihenfolge, in der die Gebäude in einem Viertel erbaut wurden. Somit gibt es keine lineare Abfolge der Nummern. Meine Erfahrung: Wer genug Menschen befragt und ein wenig Geduld aufbringt, findet den richtigen Weg. Am nächsten Tag ging die Reise mit dem Shinkansen (Zug mit Höchstgeschwindigkeiten bis zu 300km/h) nach Kyoto. Am besten kauft man sich schon vor der Reise den Japan Railpass, welcher die Möglichkeit bietet, das Schienennetz für einen bestimmten Zeitraum frei zu nutzen. Kyōto ist eine der geschichtlich und kulturell bedeutendsten Städte Japans und wurde 794 unter Kaiser Kammu (781–806) die zweite ständige Haupt-

Nicht zu fassen! Europäer legen sich ungewaschen in die Badewanne? Dürfen die das denn? Japaner seifen sich vor dem Bad ab und in Japan waschen sich sogar die Schnee-Affen in natürlichen heißen Quellen.

stadt. Nicht weniger als 14 Tempel und Shintō-Schreine wurden 1994 zum UNESCO-Weltkulturerbe Historisches Kyōto ernannt. Unter ihnen auch Kinkaku-ji, der goldene Pavillon.

Zen-Tempel

Wer Interesse am Buddhismus hat und einen Einblick in die Riten des Mönchslebens erhalten will, sollte eine Übernachtung in einem der vielen Tempel (temple lodging) einplanen. Ich stattete dem Kokusai Zendo in Inokai einen Besuch ab. Der Weg dorthin ist ein wenig beschwerlich, lohnt sich aber allemal: mit der Lokalbahn geht es in das einstündig gelegene Kameoka. Weiter mit dem Bus zur Universität und anschließend eine halbe Stunde zu Fuß nach Inukai. Der Leiter des Kokusai Zendo ist der angesehene Hozumi Gensho Roshi, ein Zen-Meister, der um interreligiösen Austausch mit allen Religionen bemüht ist. Nach einer persönlichen Einführung in Zazen (Sitzmediation) wurde mir Taiho, ein deutscher Mönch, vorgestellt. Mit ihm verbrachte ich den nächsten Tag. Seither übe ich mich täglich in Meditation. Vorteil von diesem Tempel ist, dass das Sprachproblem für deutschsprachige Touristen nicht existent ist. Taiho erklärt verständlich und gibt einen Einblick in die Lebensweise eines Zen-Mönchs. Hier heißt es jedoch im wahrsten Sinne des Wortes „warm anziehen“. Im Tempel gibt

es keine Heizung. Definitiv einer der Höhepunkte des Kyoto-Besuchs.

Kapselhotels: die Hotels der Zukunft?

Eine für europäische Verhältnisse kaum denkbare Schlafmöglichkeit sind die sogenannten Kapselhotels. Diese Form der Übernachtung entstand 1977 und wird aufgrund der günstigen Preise vor allem von japanischen Geschäftsleuten gern benutzt. Eines der modernsten und auch mit dem „Good Design Award 2010“ ausgezeichneten Kapselhotels ist das 9hours Hotel in Kyoto (Foto). Das Konzept dahinter ist einfach: Eine Stunde duschen, sieben Stunden schlafen und eine Stunde relaxen. Die Betreiber sind ein junges und nettes Team, das sich liebevoll um das Wohl der Gäste kümmert. Die Grundidee dieser Hotels ist gut, für Touristen mit Koffer oder großem Rucksack ist diese Art der Übernachtung aber nur eingeschränkt zu empfehlen. Nachdem es ausschließlich an der Rezeption genügend Platz gibt, das Gepäck abzustellen, findet man sich schnell am Boden kniend und Unterwäsche für den nächsten Tag suchend. In den Waschräumen (Männer und Frauen sind strikt getrennt) können Sie auch auf Holzschemel stoßen, die der Reihe nach an der Wand aufgestellt sind. Auf diesen nimmt man Platz und wäscht sich erst einmal gründlich, bevor man das Badebecken, welches mit 42 Grad Celsius temperiert ist, betreten kann. Vermeiden sie unbedingt, dass Sie mit der Seife in das Becken steigen. Das könnte zu bösen Blicken führen. Mit dem Aufzug geht es zu den Schlafräumen, die zuerst einen etwas seltsamen Eindruck machen. Die Schlafkojen sind mit Nummern versehen und bestehen ausschließlich aus einem Bett mit diverser Extra-Ausstattung (Wecker, Fernseher). Nachteil dieser Variante ist auch, dass die Kapsel mit einem Bambusrollo nur teilweise abgeschlossen wird und daher Geräusche von den übrigen Kapseln gut wahrnehmbar sind. Wenn Sie noch keine Erfahrung mit Kapselhotels gemacht haben, dann probieren Sie es aus. Am besten mit leichtem Gepäck und Ohrstöpseln. Eine Stunde von Kyoto entfernt liegt Nara, die erste Hauptstadt Japans, die im Jahre 710 gegründet wurde. Neben der großen Parkanlage und der größten Buddhastatue des Landes im Todaiji-Tempel sind Rehe an diesem Ort heilig (Foto). Diese wissen das auch zu schätzen und mischen sich unter die Touristen, um gestreichelt und gefüttert zu werden (Foto). Ein Spaß, den man sich nicht entgehen lassen sollte. Nach vier Tagen Kyoto ging es zurück nach Tokio. Nachfolgend möchte ich Ihnen die wichtigsten Viertel im Überblick vorstellen, welche Sie bei einer Tokioreise nicht verpassen sollten. Shibuya ist eines der geschäftigsten Viertel in Tokio. Vor allem Jugendliche treffen sich vor dem Bahnhof bei der Statue

des legendären „treuen Hundes“ Hachiko. In Shinjuku befindet sich das bedeutendste Kommerz- und Verwaltungszentrum Japans mit dem größten Wolkenkratzviertel des Landes. Odaiba, eine künstlich aufgeschüttete Insel ist mit der vollautomatischen Yurikamome-Linie zu erreichen und bietet neben einem Nachbau der Freiheitsstatue (Foto) und einem der größten Riesenräder der Welt (Foto) jede Menge Freizeit und Vergnügungsaktivitäten. Wenn Sie vorhaben, in einem Luxushotel in Tokio zu übernachten, dann ist Roppongi die richtige Adresse. Im Midtown-Komplex befindet sich in den Stockwerken 45-53 das exquisite 5-Sterne The Ritz-Carlton Hotel, das neben 248 luxuriösen Zimmern unter anderen auf der Condé Nast Traveler Magazine’s 2010 Gold List den ersten Platz belegte. Mit seinem Spa und Fitnessbereich kann das Hotel auch mit vier hauseigenen japanischen, einem französischen und einem amerikanischen Restaurant aufwarten. Ein weiteres 5-Sterne-Hotel der Luxusklasse ist das Grand Hyatt Tokio im Roppongi-Hills-Komplex, das mit 389 Zimmern und Suiten den Aufenthalt in Tokio versüßt. Sehenswert ist das 50 Kilometer südwestlich von Tokio gelegene Kamakura mit der Amida-Buddha Statue. Bei einem Tsunami wurde 1498 die umgebende Halle zerstört; seither steht die bronzene Buddha-Figur frei. Wenn Sie Japan von einer historischen Seite kennen lernen wollen, dann sollten sie nach Shibu Onsen fahren. Dieser Ort wurde aufgrund der angeblich heilenden Wirkung der heißen Quellen auch schon von Samurais des Sanda Clans in der Edo-Zeit (1600-1868) hoch geschätzt. Eine weitere Attraktion ist der „Snow monkey park“. Ein kleiner Park, bei dem man die Schneeaffen beim Baden in den heißen Quellen beobachten und fotografieren kann. Nach zwei Wochen in Japan habe ich mich sehr gut mit den Eigenheiten der japanischen Kultur angefreundet und kann sagen: Hier geht nicht nur die Sonne, sondern angesichts der vielen Attraktionen auch das Herz auf.

Nützliche Tipps:

• Fettnäpfchenführer Japan: Die Axt im Chrysanthemenwald (Kerstin und Andreas Fels): lebensnotwendige Informationen, welche spätestens beim Hinflug verinnerlicht werden sollten • http://www.yudanaka-shibuonsen. com/ : Zeno, ein in Shibu Onsen lebender Slowake, betreibt diese Homepage. Er hilft gerne weiter. • Japan Rail pass (nicht in Japan erhältlich): für eine unkompliziertes Reisen mit der einer der größten Zuglinien Japans • Beste Reisezeit: Frühling, Herbst • Keine Seife in die Badewanne mitnehmen, sie ist ein Ruhebecken, dass man nur gereinigt besteigt • Die Ess-Stäbchen nicht in die Reisschale stecken. das ist ein Ritual bei Beerdigungen • Bei Tisch nicht niesen. Schlürfen der Suppe wird aber erwartet, da kein Löffel dazu verwendet wird • Die Toilette nicht mit den WC Pantoffeln verlassen. Diese sind nur für diesen Zweck gedacht.

Grand Hyatt Tokyo 6-10-3 Roppongi Minato-Ku, Tokyo 106-0032 Japan Tel: 81-3-4333-1234 81-3-4333-8882 Fax: 81-3-4333-8893 http://www.tokyo.grand.hyatt.com

The Ritz-Carlton, Tokyo Tokyo Midtown 9-7-1, Akasaka Minato-Ku, Tokyo 107-6245 Japan Tel.: 81-(0)3-6434-8100 (Direct) Fax: 81-(0)3-6434-8802 http://www.ritzcarlton.com

ZEN Kloster Kyoto Kokusai Zendo Inukai, Sogabe-cho Kameoka-shi 621-0027 Kyoto prefecture, JAPAN Tel. / Fax: ++81-(0)771- Jotokuji -24-0152 (English) Tokoji -23-1784 E-Mail: zen@tekishin.org http://www.tekishin.org/

Ryokan (traditionell japanisches Hotel) Kokuya Hotel Shibu onsen street, Yamanouchi town Shimotakai-gun, Nagano Japan ZIP: 381-040 Tel.: 0269-33-2511 Fax: 0269-33-4597 http://www.ichizaemon.com/german/

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MODE

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A L L E F O T O S : R O S E M A R I E F R Ü H A U F/ T H E E P O C H T I M E S

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Absolute Bread and Butter 2011: Die Modemesse Bread and Butter fand wie immer im Berliner Flughafen Tempelhof statt. Eine Kulisse, die den Kult um das Event entscheidend prägt.

Der ganz große Mode-Zirkus Unwissende verstehen nur Brot und Butter, Insider aber bekommen leuchtende Augen: Weil die Modewelt fantasievoll ist, taufte sie die Mega-Messe ihrer essentiellsten Geschäftssparte schlicht „Bread and Butter“. Ihr Thema: Urban Streetwear, sprich Alltagsbekleidung.

Rosemarie Frühauf

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om 19.-21.01 fand unter dem Motto „Absolute Bread and Butter“ die führende internationale Fachmesse ihrer Art im Flughafen Tempelhof statt. Rund 700 ausgewählte Labels stellten ihre Kollektionen für den kommenden Herbst/Winter vor. Das Angebot

reichte von Denim, Sportswear, Street Fashion und Function Wear bis zu Casual Dressed Up und Kidswear. Zutritt haben exklusiv Fachbesucher, wie Einzel- und Großhändler, Zulieferer und Hersteller. Mit aufwendigen Präsentationen beeindruckten die großen Marken: Scotch and Soda trat mit einem Glaspalast an, Bei G-Star Raw arbeiteten Industrieroboter in Schaufenstern. Und das Denim-Label Lotus ließ sein Firmenlogo glitzernd aus einer Sprinkleranlage herabregnen. Tommy Hilfiger lockte die Besucher hinter die graffiti-verzierte Fassade eines New Yorker Undergroundclubs: Auf dem Rollfeld war mit Containern eine riesige Lounge gebaut worden, in der Djs und Snacks die Hauptattraktionen wurden. Die Kollektion interessierte am Rande der Party. Einen ähnlich beliebten Treffpunkt hatte Puma kreiert, um seine

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knallbunte Sportswear in Szene zu setzen. Hier schmückten Sneaker, die in einen überdimensionalen künstlichen Eiswürfel eingegossen waren, eine durchsichtige Bar, die selbst langsam dahinzuschmelzen schien. Auch kleinere Labels ließen sich nicht lumpen: Bolongaro Trevor aus London kam mit einem ausgestopften Löwen. Nicht alles war Jeans, was die Denim Base, die größte Halle der Messe, bevölkerte. Hier fanden sich Namen wie Adidas, Bench, Converse, DEPT, Ben Sherman, Killah und Miss Sixty, um nur einige zu nennen.Vom Zentrum der Messe aus ging es zu beiden Seiten des Areals in verschiedene Trendbereiche: Urban Superiour stellte qualitativ hochwertige Brands vor, die auf diskreten Luxus setzen. Für einen kühlen Hauch von skandinavischem Purismus sorgten die vielen Aussteller aus Schweden und Dänemark. Zwei große Sektionen befassten sich mit Street und Sportswear. Disco-Looks für Glamour Girls und

Diven, dazu jede Menge passende Schuhe und Accessoires, traf man bei „Fashion Now“ und „Style Society“, die feminin, stylish und jung dominiert waren. Die Halle „L.O.C.K.“ bildete die Plattform der Anbieter, die traditionell höchste Ansprüche an Material und Verarbeitung stellen. Fidelity by Gerald and Stewart sei besonders hervorgehoben. Die amerikanische Firma stellt seit 1941 Jacken aus extrem schweren Wollstoffen her und beginnt gerade, den deutschen Markt für sich zu entdecken. Woolrich feierte sein 180-jähriges Firmenjubiläum mit einer Fotoserie des Star-Fotografen Douglas Kirkland. Auf 19 Schwarz-Weiß und Farbportraits von Schauspielern und Prominenten tauchte der Woolrich Arctic Parca als Kleidung auf, die Menschen durchs ganze Leben begleiten kann.

Vintage und kein Ende

Der Blick in die Hallen verriet, dass die anhaltende Vintage-Welle 2011


MODE

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Mit spektakulären Inszenierungen machten die Labels auf sich aufmerksam. Diese Sneakers von Puma schienen in einem Eiswürfel zu schweben.

Tommy Hilfiger Denim lockte mit einem New Yorker Undergroundclub.

keinesfalls verebben wird: Auffällig viele Anbieter schwelgten in weichen und gedämpften Farbpaletten, die von Crème und Braun zu dunklen Blau- und Rottönen über Petrol und Rosé gingen. Für die Damen gab es reichlich Rüschenromantik, Spitzen, Gehäkeltes und Perlenstickerei an den Schultern. Aber auch große Prints auf langen Kleidern oder Blusen, egal ob im Retrostil, mit Blumenmotiven (Odd Molly) oder Weltraumfotografie (St. Martins) sind voll im Trend. „Mad Mix“ hatte DEPT seine Kollektion genannt und deren wil-

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de Mischung aus Rüschen, Jeans und Leopardenmustern könnte als Motto der gesamten Modewelt gelten, denn immer noch mixen die Designer Materialien und Stile nach Herzenslust. Dem gegenüber steht die Strömung, Ton in Ton zu agieren: Strellson Premium zum Beispiel bietet zum ultramarinblauen oder schwarzgrauen Anzug sämtliche Ergänzungen wie Hemd, Gürtel und Krawatte in passenden Schattierungen an. Große schwarze Uhren mit mattierter Oberfläche sind das Must-Have für den Herren. Für Leute, die es bunter mögen, empfehlen sich Uhren mit lackierten

Metallarmbändern oder aus Plastik in allen erdenklichen Farben. Used Look ist ein unzureichender Ausdruck für die Denim- und ergänzenden Kollektionen, die nach intensiven Bearbeitungen so aussehen, als hätten sie jahrelanges Tragen oder harte Werkstattarbeit hinter sich: Jeans mit Löchern, Flicken und Verfärbungen sind Standard. Manches Exemplar ist gar mit Farbspritzern übersäht. Bei Replay war man konsequent und bot dazu eine zweireihige Lederjacke mit Farbabrieben an, deren Zierknöpfe sehr ausgeleiert herabhingen. Vergilbte Karohemden ergänzten das

Angebot, dass sich sowohl an Herren wie an Damen richtete. Bei Lotus-Jeans wurde nuancenreich die Palette der ausgewaschenen Blau-, Schwarz-, Braun- und Olivtöne durchexerziert. Es gab Denim-Overolls mit Spritzern, für die Damen sogar aus kuscheligem grauen Samt. Mit dem Slogan „No blood, no sweat, no tears“ warb Monkee Genes, ein alternatives Label aus England, das 2005 mit dem Vorsatz gegründet wurde, sweatshopfrei und fair zu produzieren. Ihre Jeans in klassischen und retro-bunten Farben, sollen mit gutem Gewissen cool aussehen.


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„Ich habe das Gefühl

wieder in China zu sein.“ — Bai Ling, Hollywood-Star

„Definitiv inspirierend, da waren

starke Persönlichkeiten auf der Bühne.“ — Gregor Hatala, Erster Tänzer, Wiener Staatsoper

„Absolut schön ... ich glaube,

ich habe auch ein paar neue Ideen für den nächsten Avatar gefunden.“ — Robert Stromberg, Bühnenbildner für den Film Avatar

„Eine glanzvolle Reise in die 5000-jährige

Geschichte und Kultur Chinas.“

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— San Francisco Chronicle

„Sie haben mehr als perfekte Technik sie zeigen sich mit ihrer Seele!“ — Elvis Stojko, Weltmeister im Eiskunstlauf

SHENYUNPERFORMINGARTS.ORG

EINE AUFFÜHRUNG VON Shen Yun bedeutet traditionelle chinesische Kultur, wie sie sein sollte: Eine Studie über Anmut, über Weisheit und all die Tugenden, die sich aus fünf Jahrtausenden chinesischer Zivilisation herauskristallisiert haben. Die klassisch ausgebildeten Tänzer, Musiker und Sänger von Shen Yun Performing Arts teilen eine Vision: Chinesische Kultur ihrem früheren glorreichen Zustand entsprechend wiederzubeleben und auszubauen.

Jedes Jahr treten sie mit einer spektakulären neuen Produktion auf. Keine andere Kunstform weist solche starken Qualitäten in der Feinheit des Ausdrucks und eine solche Vielfalt an Techniken auf, wie der klassische chinesische Tanz. Es bedarf jahrelangen harten Trainings, um die vielen Sprünge, Salti, feinen Gebärden und das innere Gefühl zu beherrschen. Die Tänzer müssen sich in der chinesischen Kultur auskennen,

26.-27. Februar 2011 04.-06. März 2011

um die Haltung zu erreichen, die benötigt wird, um alte Legenden und Heldenfiguren zum Leben zu erwecken. Zusätzlich zu den klassischen Formen zeigt Shen Yun die unverwechselbaren Farben und Stile des Volkstanzes. Choreografen schöpfen aus dem kulturellen Erbe von mehr als zwanzig Dynastien und fünfzig Ethnien, um Stücke zu erschaffen, die von den nördlichen Steppen der Mongolei bis zu den üppigen Wäldern von

Yunnan reichen. Zu den beeindruckendsten Elementen jeder Shen Yun-Show gehören die groß angelegten EnsembleStücke, in denen Dutzende von Tänzern sich wie ein Körper über die Bühne zu bewegen scheinen. Für diejenigen, die sich gegenüber dem Chinesischen ein wenig fremd fühlen: Keine Angst! Die Show basiert auf der chinesischen Kultur, aber die Werte, die es darstellt, gehören der gesamten Menschheit.

20.-21. April 2011

01.-04. Mai 2011

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