The Epoch Times Deutschland - Ausgabe vom 04.04.2012

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4. - 10. April 2012 / Nr. 310 / 8. Jahrgang / Preis Deutschland 1,80 €

www.epochtimes.de

Generation Y: Karriere ohne Kompromisse Seite 4

Zeitarbeitnehmer tragen die Last der Flexibilität Seite 5

Physische Belastung beeinflusst Gedächtnis Seite 11

IT und die Namenssuche fürs Baby Seite 2

Planmäßige Rettung der Auwälder Auwälder an Flüssen und Bächen – seit der Regulierungswut Mitte des vorigen Jahrhunderts europaweit quasi vom Aussterben bedroht – sind problemlos neu zu pflanzen. mehr auf Seite 3

Cyberspace: Der neue Kriegsschauplatz Zusammen mit Fortschritten sondergleichen im technologischen Bereich ist die Menschheit ständig dabei, neue und originelle Möglichkeiten zu entwickeln, sich gegenseitig zu vernichten. mehr auf Seite 6

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Wie Baby-Sterne Planeten-Orbits erzeugen Mit Computersimulationen haben britische Forscher untersucht, wie sich Planeten in jungen Sternensystemen herausbilden. mehr auf Seite 11

Alle Festtage sollen auch gefeiert werden, aber sie stellen die Redaktion immer wieder vor Herausforderungen, dem allzu Gängigen zu entgehen, aber die Tradition nicht ganz zu verlassen. Um die fröhliche Stimmung zu Ostern nicht zu unterminieren, wurden die China-Artikel auf Seite 1 und 7 mit leichter Ironie von unserer chinesischen Kollegin verfasst. Für das deutsche Gemüt nahmen wir die heiteren Osterglocken und den Osterspaziergang aus Goethes Faust. Ehre, wem Ehre gebührt.

Überraschungen im chinesischen Machtspiel

Lea Zhou

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elenovelas mit ihren langen Erzählsträngen und großem Handlungsbogen sind besonders beliebt in China. Die längste, aber langweiligste Telenovela in China sei die tägliche Abendschau von CCTV, dem chinesischen Staatsfernsehsender, scherzen viele chinesische Blogger im Internet. Alle zehn Jahre werden die Dauer-Protagonisten, in diesem Fall die Mitglieder des Ständigen Ausschusses des Politbüros der KPCh, ein einziges Mal ausgetauscht. Wie in einer echten Telenovela wird der selten vorkommende Personalwechsel mit großer Aufmerksamkeit von den Zuschauern verfolgt. Parteichef überraschend abgesetzt Die Einschaltquote der Abendschau ist seit Anfang März, insbesondere nachdem der Parteichef der Millionenstadt Chongqing,

Bo Xilai, am 14. März abgesetzt wurde, deutlich gestiegen. „Die Zuschauer warten eifrig auf die tägliche Abendschau, um genau zu verfolgen, welcher hochrangige Kader im Fernsehen erschienen ist und welcher nicht“, kommentiert ein Blogger in seinem Miniblog im chinesischen Nachrichtenportal Sina. Hinter den Bildern lesen Tatsächlich verrät die starr aufgebaute Abendschau vom CCTV mit langweiligen Meldungen über die Tätigkeiten der Spitzenpolitiker in China vieles über den politischen Kampf hinter den Mauern, so wie es am 9. März wieder der Fall war. An diesem Tag lud die Delegation der Stadt Chongqing ohne Vorankündigung die Medienvertreter zu einer Pressekonferenz ein, wo der bis dahin noch amtierende Parteichef Bo Xilai zum ersten Mal Stellung nahm zu seinem Ex-Polizeichef Wang Lijun, der im Februar anscheinend aus Angst vor Bos Rache Zuflucht im amerikanischen Konsulat in Chengdu gesucht hatte. Vor den Kameras nutzte Bo noch die Gelegenheit, seine starke Verbindung zu einem mächtigen politischen Organ Chinas publik zu machen. Der Erfolg des Kampfes gegen die Korruption und Verbrechen in Chongqing sei ein Ergebnis der Zusammenarbeit der Polizei, der Staatsanwaltschaft, der Gerichte, der Justiz und der Staatssicherheit unter der Leitung der ZK-Kommission für Politik und Recht.

Jiang Zemin als Drahtzieher Dieser Satz verrät die Tatsache, dass die ZK-Kommission für Politik und Recht eine ungeheure Machtfülle in ihren Händen vereint. Sie steht über der Staatsanwaltschaft, über den Gerichten, über dem Geheimdienst, sie kontrolliert die 1,5 Millionen Mann starke paramilitärische Polizei und hinzu kommen die 1,7 Millionen Mann normale Polizei. An ihrer Spitze steht Zhou Yongkang, Mitglied des Ständigen Ausschusses des Politbüros der KPCh, ein enger Vertrauter des ehemaligen chinesischen Staatspräsidenten Jiang Zemin. Schaut man auf das Diagramm dieser Kommission, wird einem ziemlich schnell klar, wer das Land fest im Griff hat und wie abhängig die chinesische Justiz ist. Neben dem Minister für Öffentliche Sicherheit Meng Jianzhu als stellvertretender Sekretär, stehen der Präsident des Obersten Gerichthofs, der Präsident der Obersten Staatsanwaltschaft, der Minister für die Staatssicherheit, der Justizminister und der Kommandant der paramilitärischen Polizei als Mitglieder der Kommission unter dem als „Geheimdienstzar“ bekannten Zhou Yongkang. Die Außenwelt hat bisher der ZK-Kommission für Politik und Recht keine große Aufmerksamkeit geschenkt. Dieses Parteiorgan wurde im Jahre 1980 gegründet und im Mai 1988 aufgelöst. Erst nach dem Tiananmen-Massaker vom 4. Juni 1989 wurde sie im Jahre 1990 wieder aufgebaut. Fortsetzung auf Seite 7

Der Osterspaziergang Damit auch unsere eigene Tradition und Kultur nicht in Vergessenheit gerät, wünschen wir mit diesen Versen aus Goethes „Faust“ unseren Leserinnen und Lesern ein fröhliches Osterfest. Die Redaktion

Vom Eise befreit sind Strom und Bäche Durch des Frühlings holden, belebenden Blick, Im Tale grünet Hoffnungsglück; Der alte Winter, in seiner Schwäche, Zog sich in rauhe Berge zurück. Von dort her sendet er, fliehend, nur Ohnmächtige Schauer körnigen Eises In Streifen über die grünende Flur. Aber die Sonne duldet kein Weißes, Überall regt sich Bildung und Streben, Alles will sie mit Farben beleben; Doch an Blumen fehlts im Revier, Sie nimmt geputzte Menschen dafür. Kehre dich um, von diesen Höhen Nach der Stadt zurück zu sehen! Aus dem hohlen finstern Tor Dringt ein buntes Gewimmel hervor. Jeder sonnt sich heute so gern. Sie feiern die Auferstehung des Herrn, Denn sie sind selber auferstanden:

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Wegen der komplizierten chinesischen Namen für uns schwer zu merken, aber wegen der zu erwartenden Folgen für uns auch von Bedeutung.

RESSOURCE – als Rückkehr zur Quelle betrachtet Roland R. Ropers in seiner EtymosophieKolumne. mehr auf Seite 11

Aus niedriger Häuser dumpfen Gemächern, Aus Handwerks- und Gewerbesbanden, Aus dem Druck von Giebeln und Dächern, Aus der Straßen quetschender Enge, Aus der Kirchen ehrwürdiger Nacht Sind sie alle ans Licht gebracht. Sieh nur, sieh! wie behend sich die Menge Durch die Gärten und Felder zerschlägt, Wie der Fluß in Breit und Länge So manchen lustigen Nachen bewegt, Und, bis zum Sinken überladen, Entfernt sich dieser letzte Kahn. Selbst von des Berges fernen Pfaden Blinken uns farbige Kleider an. Ich höre schon des Dorfs Getümmel, Hier ist des Volkes wahrer Himmel, Zufrieden jauchzet groß und klein: Hier bin ich Mensch, hier darf ichs sein! (Johann Wolfgang von Goethe, *28. August 1749 in Frankfurt am Main; † 22. März 1832 in Weimar)


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IT und die Namenssuche fürs Baby N

name/Heike) tendenziell weitere weibliche Namen nordischen Ursprungs angezeigt und ein persischer Name wie „Dariush“ (http://nameling.net/name/Dariush) führt zu weiteren Namen persischer Herkunft. Jeder Name, jede Kategorie (aus entsprechenden Artikeln der Wikipedia entnommen) lässt sich zur weiteren Navigation verwenden und gefällige Namen können per Mausklick als Favorit gespeichert werden. Es ist sogar möglich, seine Favoriten mit Freunden bzw. der Partnerin / dem Partner zu teilen. Wem Greta gefällt, dem gefällt auch Frieda Für das Fachgebiet Wissensverarbeitung im Fachbereich Elektrotechnik / Informatik um Prof. Dr. Gerd Stumme bietet sich hier die Möglichkeit, existierende Verfahren zu testen und neue Verfahren anwendungsnah zu entwickeln. Prof. Stumme: „Mit zunehmender Nutzung des Namelings können wir noch aktuellere Empfehlungen anbieten. Jeder kennt die Verkaufsempfehlungen bei führenden Online-Händlern wie‚ 84 Prozent der Kunden, die dieses Produkt kauften, kauften auch jenes‘.“ Bei Nameling hieße es dann: „84 Prozent der Nutzer, denen Greta gefällt, gefällt auch Frieda.“

Stumme ist sicher, dass über die Verknüpfung mit Geo-Lokationen der Nameling in Zukunft auch regionale Vorlieben erkennen wird. „Die zunehmende globale Vernetzung erschwert also einerseits werdenden Eltern die Namensfindung, bietet aber auch – wie der Nameling zeigt – interessante Möglichkeiten, Orientierung in der zunehmenden Menge verfügbarer Namen zu geben.“ (idw/Guido Rijkhoek-Uni Kassel)

Welcher Name darf’s denn sein? Sag Deinen Eltern: „Sucht bei nameling.net“.

Heik e ? Frieda? Gre ta? Emm a? Pau l a? ... ? ? ?

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lustig gemacht wird. „Zurück zu Mit dem Babynamen Marie den Wurzeln“ heißt es nun und in oder Paul im Trend, mit Kevin oder Chantal eher im Abseits? den Kinderkrippen spielen Oskar und Emma mit Paula und Hans. Wissenschaftler der UniverAlso doch wieder die Namen der sität Kassel haben jetzt das Großeltern? Portal nameling.net entwickelt, das für NamenssuchenDer Nameling im de aktuelle Ergebnisse der nameling.net Forschung anbietet. Der wissenschaftliche Mitarbeiter Folke Mitzlaff am Fachgebiet Wisoch vor zwei Generatio- sensverarbeitung der Universität nen war es anscheinend Kassel musste sich für das erwarwesentlich unkomplizier- tete Baby auch all diesen Fragen ter, einen Namen für das neugebo- stellen; und suchte Hilfe bei Merene Kind zu finden. Häufig fan- thoden der Wissensverarbeitung – den sich Namenspaten bei den zunächst als Freizeitprojekt nach Eltern oder Großeltern. Heut- Feierabend. Doch die Ergebnisse zutage haben es werdende El- waren vielversprechend und es tern aus verschiedenen Gründen entstand der Nameling (nameschwerer. Es gilt, aktuelle Trends ling.net): eine Seite im Internet, zu beachten oder explizit zu miss- die aktuelle Ergebnisse der Forachten. Rollenmodelle, Vorbilder schungsarbeit Namenssuchenden oder auch abschreckende Beispie- zur Verfügung stellt. Hierzu werle sind infolge der globalen sozia- den Beziehungen zwischen Nalen und medialen Vernetzung viel men, basierend auf dem gesampräsenter als noch zur Zeit unserer ten Datenbestand der Wikipedia, Vorfahren. berechnet. Aber auch aktuelle Gleichzeitig führen Berichte Trends werden durch kontinuierüber soziale und wirtschaftliche liche Beobachtung des KurznachBenachteiligung von Kindern richtendienstes „Twitter“ ermittelt. Der Nameling ist noch ein aufgrund ihres Vornamens (zugespitzt als „Kevinismus“ und junges Projekt, liefert aber be„Chantalismus“ bezeichnet) zur reits überraschende Ergebnisse. Verunsicherung der Eltern. Es gibt Beispielsweise werden zu einem sogar Foren im Internet, wo sich weiblichen norddeutschen Namen explizit über Namensanzeigen wie „Heike“ (http://nameling.net/

Unfreiwilliger Geburtshelfer des deutschen Nationalstaats Der Deutsche Zollverein wurde – obwohl das bei seiner Gründung 1833 keineswegs beabsichtigt war – zu einem der Geburtshelfer der deutschen Nation.

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in Blick in die Geschichte kann den Blick für die Gegenwart schärfen oder zu mehr Gelassenheit führen. Historiker der Universität Jena veröffentlichen ein Buch über den Deutschen Zollverein. „Der Zollverein schrieb eine bis heute einzigartige Erfolgsgeschichte“, sagt Prof. Dr. HansWerner Hahn von der Universität Jena. Gegründet wurde der Zollverein 1833 als Zusammenschluss souveräner Staaten zu einem gemeinsamen Zollgebiet. Eine bislang wenig beachtete Schlüsselrolle für die zwischenstaatliche Integration spielte die bürokratische Funktionselite des Zollvereins. Gemeinsam mit Kollegen hat der Historiker Hahn daher insbesondere die Arbeit der höheren Zollbeamten untersucht. Kein leichtes Unterfangen, denn die Unterlagen zum Deutschen Zollverein liegen in verschiedenen Archiven weit über die Bundesrepublik verstreut. „Der Zollverein hatte keine übergeordneten Gremien, abgesehen von der Generalversammlung, die alle zwei Jahre tagte“, erläutert Dr. Marko Kreutzmann, der gemeinsam mit Hans-Werner Hahn über den Zollverein geforscht hat.

Der Deutsche Zollverein. Ökonomie und Nation im 19. Jahrhundert, Böhlau Verlag, Köln 2012, 309 Seiten, 39,90 Euro, ISBN 978-3-412-20835-6

waren sowohl ihrem Herkunftsland als auch dem 1833 gegründeten Zollverein verpflichtet. Ihre Interaktionen seien bei weitem nicht reibungslos verlaufen, berichtet Hahn. So habe etwa ein tiefes Misstrauen gegenüber den preußischen Vertretern geherrscht, weil eine Vormachtstellung Preußens in der Zollunion befürchtet wurde. „Außerdem waren es nicht nur Verfassungsstaaten, die sich zusammengeschlossen hatten“, ergänzt Marko Kreutzmann. Die in einzelnen Mitgliedsstaaten existierenden Landtage waren nicht systematisch in die Beschlüsse des Zollvereins etwa über Tarifänderungen oder den Abschluss von Handelsverträgen eingebunden. Gerade bei den Entscheidungen unter Zeitdruck gab es in den Parlamenten die Befürchtung, nicht ausreichend gehört zu werden. „Die Parlamentarier hatten oft das Gefühl, nicht in jeder Frage Herren des Verfahrens zu sein“, konstatiert Prof. Hahn.

Misstrauen Mit dieser Erkenntnis berühren die Historiker der Universität Jena hochaktuelle Fragen der Gegenwart: Die Europäische Union als Zusammenschluss souveräner Staaten mit einem gemeinsamen Wirtschafts- und Währungsraum steht vor gleichartigen Herausforderungen wie einst die deutschen Kleinstaaten im Zollverein. Natürlich standen die im Zollverein organisierten Staaten sich Nicht nur Verfassungsstaaten näher, weil sie einen gemeinsamen kulDie höheren Beamten im Zollverein turellen, historischen und sprachlichen – es handelt sich um etwa 250 Personen – Hintergrund besaßen.

Impressum Chefredakteurin Renate Lilge-Stodieck Art Direction Szilvia Akbar Verantwortliche redakteure Renate Lilge-Stodieck (Deutschland), Sebastian Menke (International), Detlef Kossakowski (Wissen), Caroline Chen (Feuilleton) Layout Iris Lindenmaier, Johanna Loebig-Winnefeld, Dima Suchin redaktionelle Übersetzer Eckehard Kunkel, Franz Vogel, Eyline Martini Verlag und redaktion Epoch Times Europe gGmbH, Kurfürstenstraße 79, 10787 Berlin Tel.: +49(0)30/26395312/13, Fax: +49(0)30/31999684 E-Mail Chefredaktion@EpochTimes.de

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Dennoch könnten heutige Politiker in vielfältiger Weise von den Erfahrungen der damaligen Akteure profitieren, fügt Hans-Werner Hahn hinzu. Eine erste Konjunktur erlebten die geschichtlichen Parallelen bereits in den 1950er- und 1960er-Jahren. Damals wurde die Bundesrepublik im Zuge der europäischen Einigung misstrauisch als „neues Preußen“ betrachtet. Heute ergeben sich Anknüpfungspunkte eher in Bezug auf die politisch-institutionelle Funktionsweise zwischenstaatlicher Organisationen oder die demokratische Legitimation solcher Integrationsprozesse. Zwölf Autoren Hans-Werner Hahn und sein Mitarbeiter Marko Kreutzmann haben gemeinsam das Buch „Der Deutsche Zollverein. Ökonomie und Nation im 19. Jahrhundert“ herausgegeben. Die zwölf beteiligten Autoren geben darin einen Überblick über den Stand der Forschung. Das Buch versammelt die Beiträge einer Tagung zum Zollverein, die 2010 an der FriedrichSchiller-Universität Jena stattfand. Die Tagung beschäftigte sich mit dem in der Forschung seit Langem kontrovers diskutierten komplexen Zusammenhang zwischen der wirtschaftlichen Integration zwischen den Staaten des Deutschen Zollvereins und der Herausbildung einer gemeinsamen nationalen Identität. Damit werden zugleich aktuelle Fragen nach dem Zusammenhang zwischen wirtschaftlicher und politischer Integration im heutigen europäischen Einigungsprozess berührt. (idw / Stephan Laudien-FSUni Jena)


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Praxisleitfaden für Auwaldpflanzungen Experten der Universitäten Marburg und Karlsruhe haben im Rahmen eines von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) mit rund 350.000 Euro geförderten Projekts einen Praxisleitfaden entwickelt, mit dem sich geeignete Flächen für Auwaldpflanzungen ermitteln lassen und ökologische Kriterien sowie Ziele des Hochwasserschutzes unter einen Hut passen. Die DBU-Förderung bezieht sich

auch auf die Revitalisierung von Fließgewässern und ihrer Einzugsgebiete. Denn: Die Versiegelung der Landschaft, die Begradigung der Fließgewässer und das Fehlen von Retentionsflächen sind Hauptursachen für die extremen Folgen von Hochwasser. Auf Basis der Ergebnisse wurden an der Mittelelbe fünf Hektar neuer Auwald gepflanzt. „Unsere Untersuchungen bei Wittenberge haben ergeben, dass die weitläufigen Grünländer der Elbevorländer winterliches Schmelzwasser oder Hochwasser nach starken Regenfällen auch dann noch aufnehmen können, wenn ökologisch nicht unbedeutende Teilbereiche zu Auwäldern umentwickelt werden“, erklärte Projektleiterin Dr. Ilona Leyer von der AG Naturschutzbiologie der Universität Marburg. Dazu seien zwei Szenarien mit 32 Hektar und 49 Hektar zusätzlicher Weichholzaue untersucht worden. Weichholzauen, in denen zum Beispiel Schwarz-Pappeln oder Silber-Weiden wachsen, erfüllen laut Leyer herausragende Funktionen für die Natur: „Sie verhindern zum Beispiel das Unterspülen und Wegbrechen der Uferböschungen. Überflutete Auwälder filtern zudem das versickernde Wasser und führen es dem Wasserlauf in besserer Qualität wieder zu“, so Leyer. Dennoch werde die Neuanlage von Auwäldern wegen der dramatischen Hochwasserereignisse der letzten Jahre immer noch kritisch gesehen, ergänzte DBU-Naturschutzreferent Dr. Volker Wachendörfer. Es sei bekannt, dass zu dichter Gehölzbewuchs am Flussufer die Hochwassergefahr verschärfen könne. Im Hochwasserfall müsse das Wasser das Gehölz um- und durchfließen. Die dabei entstehenden hydraulischen Widerstände könnten einen Wasseraufstau stromaufwärts verursachen. Das allerdings alles nur, wenn der Auwald an Stellen platziert werde, die für das abfließende Wasser einen wichtigen Korridor darstellen. „Der entwickelte Praxisleitfaden erlaubt Anwendern – wie Naturschutzeinrichtungen, Planungsbüros und Wasserbehörden – nun, die Ziele der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie sowie von NATURA 2000 umzusetzen. Das im Projekt angewandte Verfahren lässt sich außerdem auf Hartholzauwälder

Experten der Universität Karlsruhe und Marburg haben einen Leitfaden entwickelt, mit dem sich geeignete Flächen für Auwälder ermitteln lassen und ökologische Kriterien sowie Ziele des Hochwasserschutzes unter einen Hut passen.

übertragen“, betonte Leyer. In diesen Auwäldern seien vor allem Stiel-Eichen und Feld-Ulmen zu finden. „Weitere Möglichkeiten, um Hochwasserschutz und Auwaldentwicklung miteinander zu verbinden, bestehen darin, neue Überschwemmungsgebiete zu schaffen, zum Beispiel durch Deichrückverlegungen“, sagte Dr.-Ing. Boris Lehmann vom Institut für Wasser und Gewässerentwicklung der Uni Karlsruhe. Auch Nebenrinnen und Altläufe im Vorland von Flüssen können hydraulisch gezielt an den Hauptfluss wieder angebunden werden und damit Überflutungsräume vergrößern

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uwälder gehören zu den am stärksten bedroh„ ten Lebensräumen in Deutschland. Wir wollen diese wertvollen Biotope bewahren und zeigen, dass Natur- und Hochwasserschutz mit innovativen und nachhaltigen Strategien vereinbar sind“, sagt Generalsekretär Dr.-Ing. E. h. Fritz Brickwedde von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) zu dem Thema. In der Vergangenheit seien viele Auwälder abgeholzt und zu Weideland umgewandelt worden. Der Wunsch, die Flussläufe zu regulieren und damit möglichst ganzjährig schiffbar zu machen, habe vor allem in Mitteleuropa nur noch Reste des ursprünglichen Auwaldvorkommens übrig gelassen. Seitdem die häufigeren und schwereren Flusshochwasser in das Licht der Öffentlichkeit gerückt seien und auf das Fehlen dringend benötigter Überflutungsflächen deuteten, sei eine Umkehr dieser Entwicklung im Gange. So würden heute vor allem kleinere Flussläufe und Flussabschnitte wieder vernässt und deren Vorlandbereiche an das Hauptgewässer angebunden, wie etwa an der Isar und im Nationalpark Donau-Auen. Auwälder an Flüssen und Bächen – seit der Regulierungswut Mitte des vorigen Jahrhunderts europaweit quasi vom Aussterben bedroht – sind problemlos mit dem Hochwasserschutz vereinbar, wenn sie an der richtigen Stelle positioniert sind. Untersuchungen der Universitäten Karlsruhe und Marburg am Beispiel des Rühstädt-Bälower Bogens nahe Wittenberge haben ergeben, dass die Elbevorländer ein beträchtliches ökologisches Potenzial für Auwälder sowie ausreichend Überflutungsareale für den Hochwasserfall bieten.

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Planmäßige Rettung der Auwälder

und das Hochwasserrisiko für naheliegende Siedlungen verringern. Das DBU-Projekt wurde von einem Expertenrat wissenschaftlich begleitet und positiv bewertet. Dieser setzte sich aus von der DBU berufenen Vertretern der Bundesanstalt für Gewässerkunde Koblenz, des Bundesamtes für Naturschutz Bonn sowie des Fachbereichs

Frösche fressen gerne Fliegenlarven.

Ingenieurhydrologie und Wasserbewirtschaftung der Universität Darmstadt zusammen. Das Biosphärenreservat Mittelelbe in Sachsen-Anhalt und das Forstamt Kyritz in Brandenburg haben die Forschungsergebnisse modellhaft umgesetzt. Das Projekt erhielt 2011 den Projekt-Förderpreis der Deutschen Ökologischen Gesellschaft. (rls / idw)

i Der Praxisleitfaden zum Projekt ist auf der Homepage der Uni Marburg, Fachbereich Naturschutzbiologie, online abrufbar.

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Wirtschaft

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The Epoch Times Deutschland / 4. - 10. April 2012 / Nr. 310

Generation Y: Karriere ohne Kompromisse Mit zunehmendem Alter verliert Studie der Deutschen Universität für Weiterbildung: Für Berufsein- Weiterbildung für Arbeitnehmerinsteiger zählen Weiterbildungsan- nen und Arbeitnehmer an Bedeutung: Nur noch 30 Prozent der Befragten, die gebote eines Arbeitgebers. Mit 36 Jahre und älter sind, halten sie für zunehmendem Alter verlieren „sehr wichtig“. Gefragt nach der BeArbeitnehmer das Interesse an deutung von Aufstiegs- und Entwickihrer beruflichen Entwicklung. lungsmöglichkeiten, ist der Unterschied noch deutlicher: 37 Prozent der 25- bis erufseinsteiger von heute er- 35-Jährigen finden dies „sehr wichtig“, warten viel im ersten Job. Sie aber nur noch 17 Prozent der 56- bis wollen sich von Anfang an 65-Jährigen. „Unternehmen brauchen weiterentwickeln. Für 43 Prozent aber heute“, erläutert Pellert, „angeder 25- bis 35-Jährigen sind sichts des demografischen Wandels Weiterbildungsangebote des- Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die halb sehr wichtig. 60 Prozent auch mit 50 plus noch Interesse an ihrer dieser Altersgruppe halten beruflichen Weiterentwicklung haben.“ sie sogar für ausschlaggebend bei der Entscheidung Gut verdienen, sinnvoll für ihren Arbeitgeber. Dies arbeiten, weiterkommen zeigt eine bundesweite Umfra- Generation Y oder auch Millennials ge unter 1.002 Erwerbstätigen im werden die nach 1980 Geborenen geRahmen der „DUW-Studie zur Mitar- nannt, die jetzt den Arbeitsmarkt bebeitermotivation: Motivieren, Binden, treten. Sie sind international ausgebilWeiterbilden“ der Deutschen Univer- det, karrierebewusst und anspruchsvoll. sität für Weiterbildung (DUW). „At- Von ihrem Job erwarten die Berufstraktive Weiterbildungsangebote im einsteigerinnen und Berufseinsteiger Job sind für die Generation Y selbst- sinnhafte Tätigkeiten und eine ausgeverständlich“, erklärt Prof. Dr. Ada Pel- glichene Work-Life-Balance. Materiellert, Präsidentin der DUW. „Die Ar- len Gütern sind die Ypsiloner dennoch beitgeber müssen die Nachwuchskräfte nicht abgeneigt: 44 Prozent der Befraganders als bisher ansprechen, wenn sie ten zwischen 25 und 35 Jahren finden sie gewinnen, motivieren und langfris- ein gutes Gehalt bei der Auswahl eines Arbeitsplatzes „sehr wichtig“. Für viele tig binden wollen.“

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Sie sind international ausgebildet, karrierebewusst und anspruchsvoll. Von ihrem Job erwarten sie sinnhafte Tätigkeiten und eine ausgeglichene Work-Life-Balance.

Arbeitgeber ist es eine Herausforderung, dass die anspruchsvollen Nachwuchskräfte Althergebrachtes infrage stellen. Denn in Zeiten von Fachkräftemangel und demografischem Wandel sind sie auf die Generation Y angewiesen. Die Zahl der Erwerbstätigen in Deutschland nimmt seit 2008 kontinuierlich ab. 50 plus eher weiterbildungsmüde Die Experteninterviews im Rahmen der „DUW-Studie zur Mitarbeitermotivation: Motivieren, Binden, Weiterbilden“ bestätigen eine Weiterbildungsmüdigkeit bei der Generation 50 plus: „Ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer machen seltener Weiterbildungen als jüngere“, beobachtet zum Beispiel Dr. Matthias Meifert, Director und Partner, Kienbaum Management Consultants AG. „Das muss sich ändern. Auch Beschäftigte mit langjähriger Berufserfahrung brauchen immer wieder Perspektivenwechsel, um im Job fit zu bleiben.“ Die Experten sehen dabei vor allem die Arbeitgeber in der Pflicht. „Viele investieren nicht genug in die älteren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Sie profitieren weniger von Weiterbildungsangeboten als die jüngeren Kollegen“, betont Prof. Dr. Hugo M. Kehr, Psychologe und Personalberater. „Aber auch Wissen veraltet.

Deshalb ist es wichtig, dass die Berufserfahrenen ihre Kompetenzen erweitern.“ Jeder Fünfte unzufrieden mit Weiterbildungsangebot Die „DUW-Studie zur Mitarbeitermotivation: Motivieren, Binden, Weiterbilden“ zeigt auch: Arbeitgeber, die Weiterbildungsmöglichkeiten anbieten, sind begehrt. Von allen Befragten würde mehr als die Hälfte (54 Prozent) einen neuen Arbeitgeber gezielt danach aussuchen. Unternehmen, die sich hier gut aufstellen, haben beste Chancen im „War for Talents“. Denn 19 Prozent der befragten Erwerbstätigen sind mit den Weiterbildungsmöglichkeiten in ihrem aktuellen Job unzufrieden. Bei der Altersgruppe zwischen 36 und 45 sagen dies sogar 21 Prozent – knapp jeder Fünfte also. „Weiche Faktoren wie Arbeitsklima, Führungskultur und Weiterbildungsmöglichkeiten werden am Arbeitsplatz immer wichtiger“, unterstreicht Pellert. „Arbeitgeber, die diesen veränderten Bedürfnissen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht nachkommen, können sie auch nicht mehr nachhaltig motivieren.“ Dies gilt insbesondere für die Generation Y: Diese sucht dann nach anderen Möglichkeiten der Weiterentwicklung – vielleicht bei einem neuen Arbeitgeber. (Izabela Ahmad-idw)

Soziale Anerkennung am Arbeitsplatz reduziert Risiko eines Burnouts W

Keine Entwarnung in Sicht Im Rahmen der gerade abgeschlossenen Untersuchung wurden 2011 fast 900 Supervisoren der Deutschen Gesellschaft für Supervision e. V. (DGSv), die seit Jahren überwiegend Profit- und Non-ProfitOrganisationen im sozialen Bereich wie Krankenhäuser, Schulen, Kinder- und Jugendhilfe beraten, nach ihrer Einschätzung zur Arbeitsbelastung befragt. Diese Expertinnen und Experten, von denen knapp die

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Investition in die Organisationskultur Wie lassen sich Arbeitsbedingungen so gestalten, dass das Risiko eines Burnouts sinkt? Arbeitgeber sollten in die Organisationskultur investieren, ist das Fazit der Studie. Dazu Haubl, der an der Goethe-Universität lehrt und forscht und gleichzeitig auch das Sigmund-Freud-Institut in Frankfurt leitet: „Neben der leistungsgerechten Belohnung als einflussreichster Faktor kommt es besonders auf das Verhalten und die Einstellung der Vorgesetzten und der Kollegen an: Chefs, die

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ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht nur als Kostenfaktoren betrachten, sondern als eine Belegschaft mit produktiven Fähigkeiten, die sie nachhaltig zu entwickeln suchen, schützen ebenso vor überfordernden Arbeitsbedingungen, wie Kollegen, die sich halbwegs solidarisch verhalten.“

Arbeitsprozesse werden verdichtet Die Untersuchung bestätigt übrigens nicht die immer wieder geäußerte Meinung, das Mitarbeiter mit wachsender Indifferenz gegenüber ihrer Arbeit reagieren, wenn sie sich überfordert fühlen. Im Gegenteil: „Die Befragten trafen in den Organisationen in der überwiegenden Mehrzahl auf Beschäftigte, für die Arbeit – noch – eine Sinn stiftende Funktion hat und die deshalb darunter leiden, wenn sie aufgrund eines herrschenden ökonomischen Effizienzdrucks gezwungen sind, Qualitätsstandards zu verletzen“, erläutert Prof. Dr. Günter G. Voss aus Chemnitz, der eine Professur für Industrie- und Techniksoziologie an der Technischen Universität Chemnitz innehat und gemeinsam

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Hälfte bereits 2008 an einer ähnlichen umfangreichen Befragung teilgenommen hatten, bestätigten: Über alle Branchen hinweg sind die Arbeitsbedingungen so, dass viele Beschäftigte ihre psychische Gesundheit riskieren. Von Entwarnung kann keine Rede sein. Dazu das signifikante Zitat einer Supervisorin aus einem von 30 Intensivinterviews: „… als ich da hinkam, hatte die Leitungskraft 600 Überstunden. Und alles, was unter 100 war, bedeutet irgendwie, die arbeiten nicht richtig.“

mit Haubl das Forschungsteam leitet. In den meisten Organisationen hat in den vergangenen Jahren die Arbeitsintensität eindeutig zugenommen: Arbeitsprozesse werden verdichtet und beschleunigt, Nischen beseitigt; die Zahl der prekären und befristeten Arbeitsverhältnisse nimmt zu. Einstellungswandel erforderlich Die Supervisoren, die für diese Studie befragt wurden, sind mit den turbulenten Veränderungen

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in der Arbeitswelt bestens vertraut. Ihre Einschätzungen sind besonders aussagekräftig, weil sie einerseits als kritische Zeitzeugen derartige Prozesse beobachten und ungeschönte Einblicke in das Innenleben von Organisationen haben, andererseits aber auch gemeinsam mit Einzelpersonen und Teams nach konstruktiven Handlungsalternativen suchen. Immer häufiger, so stellen die Befragten fest, wird Arbeitnehmern zugemutet, einander widersprechende Anforderungen – wie

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die zwischen Professionalität und Kosteneinsparung – ohne betriebliche Unterstützung auszuhalten und abzufedern. „Und das führt entweder dazu, sehenden Auges die eigene Gesundheit zu riskieren, um Karrierevorteile zu erlangen, oder es demoralisiert“, so Haubl. „Sollen Arbeitsplätze keine Gesundheitsrisiken sein, wie es die Weltgesundheitsorganisation in der Charta von Ottawa verlangt, bedarf es eines Einstellungswandels, der heute vielerorts noch in weiter Ferne liegt.“ (Ulrike Jaspers-idw)

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enn Arbeitnehmer sich leistungsgerecht belohnt fühlen, ist das Risiko einer arbeitsbedingten Erschöpfung deutlich geringer. „Das bedeutet allerdings mehr als nur angemessene Bezahlung, wichtig ist vor allem die soziale Anerkennung, die Menschen für ihren Arbeitseinsatz erhalten“, konstatiert der Frankfurter Sozialpsychologe Prof. Dr. Dr. Rolf Haubl. Dies ist ein wichtiges Ergebnis einer jetzt veröffentlichten Studie, an der Wissenschaftler der Goethe-Universität, des SigmundFreud-Instituts und der Technischen Universität Chemnitz beteiligt waren.

Man braucht Kollegen, die sich halbwegs solidarisch verhalten.

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Lohngefälle bei wechselhaften Erwerbsbiografien Erklärungen für das Lohngefälle liegen neben einer generell geringeren Bezahlung in der Zeitarbeit vor allem in unterschiedlichen individuellen Merkmalen wie etwa vorangehenden Phasen von Arbeitslosigkeit und wechselhafter Erwerbsbiografien. Unterschiedliche Qualifikationsstrukturen kommen als Ursache dagegen weniger infrage. Große Verdienstunterschiede bestehen nämlich auch, wenn man Beschäftigte auf gleichen Qualifikationsniveaus miteinander vergleicht. So verdient in Westdeutschland ein Zeitarbeitnehmer mit Berufsausbildung knapp die Hälfte (minus 47 Prozent) und in Ostdeutschland ein Drittel weniger (minus 36 Prozent) als ein Arbeitnehmer mit gleichem Bildungsniveau in der Gesamtwirtschaft. Im Vergleich der Jahre 2003 (vor der Liberalisierung der Arbeitnehmerüberlassung) und 2010 haben sich die Unterschiede in der Entlohnung nur in wenigen Gruppen angenähert. Lediglich bei Hilfsarbeitern sowie bei Malern und Lackierern haben sich die Gehälter aufeinander zubewegt. So lagen 2003 die monatlichen Bruttoarbeitsentgelte für einen Hilfsarbeiter, Maler oder Lackierer in WestdeutschGroßes Gehaltsgefälle Nach wie vor sind Zeitarbeits- land, der bei einem Zeitarbeitskräfte zum überwiegenden Teil betrieb angestellt ist, im Durchmännlich, in der Industrie be- schnitt rund 40 Prozent unterhalb schäftigt und in Westdeutsch- der für diese Berufsgruppen übland ansässig. Dort ist auch das licherweise in der GesamtwirtGehaltsgefälle im Vergleich zu schaft gezahlten Gehälter. Sieben

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ie Stammbelegschaften in den Betrieben werden nicht zunehmend von Zeitarbeitnehmern verdrängt. Vielmehr dienen sie vornehmlich als Arbeitskraftreserven und Antwort auf notwendige Flexibilisierung. Zu diesen Ergebnissen kommt eine neue Studie der Bertelsmann Stiftung über die Situation in der Zeitarbeitsbranche. Doch gleichzeitig tragen die Zeitarbeiternehmer die Nachteile und Kosten der Flexibilität. Denn ihre Einkommen unterscheiden sich in hohem Maße von den durchschnittlich erzielten Gehältern in der Gesamtwirtschaft. Bei einem Vergleich der Entwicklung der Stammarbeitskräfte im Verhältnis zur Anzahl der Zeitarbeitnehmer ist der kritisch gesehene Aufbau von Zeitarbeit bei gleichzeitigem Abbau der Stammbelegschaft nur sehr selten zu beobachten. Selbst im Krisenzeitraum von Mitte 2008 bis Mitte 2009 ist dies nur von drei Prozent der Kundenbetriebe berichtet worden. Mit 24 Prozent wesentlich häufiger war dagegen die gegenteilige Kombination, bei der ein Abbau der Zeitarbeit mit einem Aufbau der Stammbelegschaft einherging. Den Kundenbetrieben ist beim Einsatz von Zeitarbeit anscheinend vor allem an flexiblen Einsatzmöglichkeiten gelegen. Dabei steht Zeitarbeit nicht etwa in Konkurrenz zu anderen Formen betriebsinterner Flexibilität, sondern wird zumeist parallel zu Anpassungsmöglichkeiten wie Arbeitszeitkonten oder Überstunden genutzt. So gibt es in 58 Prozent aller Betriebe, die Zeitarbeit nutzen, auch Arbeitszeitkonten. Firmen ohne Zeitarbeitskräfte gewähren ihren Beschäftigten dagegen nur zu einem weit geringeren Anteil von 20 Prozent eine individuelle Ausgestaltung ihrer Arbeitszeiten. Auch Überstunden und befristete Verträge werden von Betrieben mit Zeitarbeitskräften intensiver genutzt.

Alte Stempeluhr.

durchschnittlichen Verdiensten in der Gesamtwirtschaft besonders groß. So fällt in den alten Bundesländern der nominale Bruttomonatsverdienst von Zeitarbeitern in Verkehrsberufen um 45 Prozent geringer aus als im Durchschnitt aller Beschäftigten. Bei den Organisations-, Verwaltungs- und Büroberufen beträgt die Diskrepanz 46 Prozent, bei den Montierern in Metallberufen sogar 48 Prozent. In absoluten Zahlen entspricht das bei der letzten Gruppe einem Gefälle zwischen 2.990 und 1.540 Euro. Weniger groß sind die Einkommensunterschiede in Berufsfeldern mit geringen Qualifikationsanforderungen. Jedoch beträgt auch in der Gruppe der Hilfsarbeiter der Gehaltsabstand immer noch 22 Prozent. Auch in anderen Berufen, in Ostdeutschland und bei Frauen lassen sich Unterschiede in beträchtlicher Höhe beobachten.

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Keine Verdrängung der Stammbelegschaften, aber deutlich schlechtere Entlohnung – bis zu 50 Prozent weniger Einkommen für vergleichbare Tätigkeiten.

Jahre später beliefen sich die Unterschiede dagegen nur noch auf 20 bis 30 Prozent. In allen anderen Berufsgruppen mit substantiellem Zeitarbeiteranteil ist die Lücke dagegen weitgehend konstant geblieben; zunehmende Diskrepanzen sind lediglich für manche Berufsgruppen in Ostdeutschland zu beobachten. Mindestlohn in der Zeitarbeit In die Debatte um gleichen Lohn für gleiche Arbeit ist bereits Bewegung gekommen. Seit 2011 besteht in der Zeitarbeitsbranche ein allgemeinverbindlicher Mindestlohn, aktuell verhandeln die Tarifpartner um die gleiche Bezahlung von Zeitarbeitern und Stammbelegschaften („Equal Pay“). „Der Mindestlohn in der Zeitarbeit ist ein erster Schritt in die richtige Richtung, um grobe Schieflagen in der Entlohnung zu beheben“, stellt Aart De Geus, Mitglied im

Vorstand der Bertelsmann Stiftung, fest. Der folgerichtige zweite Schritt wäre nun die Einführung von gleicher Bezahlung nach einer Einarbeitungsphase, führt De Geus weiter aus. Damit Unternehmen weiterhin die Flexibilität von Zeitarbeit nutzen können, die Beschäftigten in dieser Branche aber nicht dauerhaft die Kosten dafür tragen müssen, schlägt die Bertelsmann Stiftung vor, „Equal Pay“ für alle Zeitarbeitnehmer zu verwirklichen, die länger als drei Monate im Entleihbetrieb tätig sind. Dies würde auf der Zahlenbasis aktueller Verweildauern beim Entleihbetrieb etwa 491.000 Zeitarbeitnehmern zugutekommen. Die daraus resultierenden Kosten beliefen sich auf etwa 410 Millionen Euro. (Ute Friedrich-idw)

Informationen zur Studie: Ziel der Studie „Herausforderung Zeitarbeit“ ist es, die Zeitarbeit in Deutschland in ihrer Struktur und jüngeren Entwicklung eingehend zu dokumentieren und damit die Basis für eine sachliche Diskussion zu liefern. Entsprechend der besonderen Dreieckskonstellation zwischen Zeitarbeitsunternehmen, Kundenunternehmen und Zeitarbeitskräften werden alle drei Akteure in ihrer jeweiligen Struktur und zeitlichen Entwicklung detailliert beschrieben. Unter anderen werden dabei wesentliche Unterschiede im Vergleich zur Gesamtwirtschaft herausgearbeitet. Die Studie wurde im Auftrag der Bertelsmann Stiftung vom RheinischWestfälischen Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) erstellt.

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The Epoch Times Deutschland / 4. - 10. April 2012 / Nr. 310

Cyberspace: Der neue Kriegsschauplatz I

n den letzten Jahren ist die Anzahl an Möglichkeiten geradezu explodiert, mit denen sich Länder destruktiv verhalten können. Die Verwendung des Cyberspace als Kriegswerkzeug hat das Wesen der konventionellen Kriegsführung verändert. Das wirft nicht nur das Problem auf, wie man auf solche Bedrohungen reagieren soll, sondern auch wie man Abkommen zwischen Ländern schaffen kann, um die Gefahr von Cyberangriffen eindämmen zu können. Richard A. Clarke, früherer Anti-Terror-Berater im Nationalen Sicherheitsrat der USA, hat den Begriff „Cyberkriegsführung“ in seinem Buch „Cyber War“ definiert. Er beschreibt ihn als „Handlungen einer Nation mit dem Ziel, in Computer oder Netzwerke anderer Nationen einzudringen, um Schaden oder Störungen zu verursachen“. Der Lipman Report, der aus geheimen Quellen Einblicke in die Bedrohung der nationalen Sicherheit gewährt, warnt davor, dass einige Bereiche der US-Wirtschaft durch Cyberbedrohungen in großer Gefahr sind. Darunter sind öffentliche und private Einrichtungen, der Banken- und Finanzsektor, Ausbildungs- und Regierungseinrichtungen und andere Betriebe, die in der täglichen Arbeit von Computern abhängig sind. Im Februar 2010 erklärten verschiedene Abgeordnete, dass „die Bedrohung eines lähmenden Angriffs auf die Telekommunikations- und Computernetzwerke stark gestiegen ist“. „Wenn wir uns heute in einem Cyberkrieg befänden, würden wir verlieren,“ betonte Vize-Admiral Michael

McConnell a. D., der ehemalige Chef des Inlandgeheimdienstes, im Jahr 2010 vor dem US-Senat diese Gefahren. In seiner Aussage mag allerdings ein Interessenskonflikt stecken. Schließlich ist er Leiter des Verteidigungsprogramms bei Booz Allen Hamilton, einem Unternehmen, das der US-Regierung Technologiedienstleistungen anbietet. Nichtsdestotrotz ist es offensichtlich, dass Cyberangriffe Chaos und Verwüstung im Verteidigungssystem und in der Wirtschaft eines Landes anrichten können. Zum Beispiel wurde im Juli 2011 das südkoreanische Unternehmen SK Communications gehackt. Als Ergebnis wurden wichtige Personaldaten von bis zu 35 Millionen Menschen gestohlen. Dies schien nur durch einen umfassend abgestimmten Hackaufwand möglich gewesen zu sein. Der bekannteste Angriff war vielleicht der des Stuxnet-Wurms auf die Zentrifugen der iranischen Natanz-Einrichtung zur Nuklearanreicherung, was die dortige Entwicklung von nuklearen Massenvernichtungswaffen vermutlich um einige Monate verzögert hat. Viele betrachten diesen Wurm als den modernsten seiner Art. Er hat das Gesicht der Cyberkriegsführung entscheidend verändert. „Konflikte haben ein weiteres Gesicht bekommen, bei dem wir Cyberwaffen einsetzen, um physischen Schaden anzurichten. In diesem Fall ist es die physische Zerstörung von entscheidenden Infrastrukturen eines anderen“, erklärte der General a. D. Michael Hayden gegenüber dem CBS News Magazin „60 Minutes“. Hayden, der als CIA-Chef unter Präsident George W. Bush gedient hatte, bestätigt, dass er mehr über den Angriff im Iran weiß, als er bereit ist öffentlich zuzugeben.

Die Stromversorgungs-Infrastruktur ist mit dem Internet verknüpft. Wird sie gestört, beeinträchtigt das das Leben aller Menschen in Industrieländern.

hat eine Meldung veröffentlicht, in der es heißt, dass die Stromnetze der Vereinigten Staaten anfällig für Cyberangriffe sind. Das könnte einen enormen Schaden anrichten. In Anbetracht dessen sagte Richard A. Clark dem National Public Radio (NPR) im Jahre 2010: „Wir machen wahrscheinlich viele Dinge in vielen Netzwerken auf der ganzen Welt, um uns auf den Cyberkrieg vorzubereiten und doch haben wir noch keine Militärstrategie, die dem Kongress oder der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Und ich vermute, dass wir noch nicht einmal eine haben.“ „Wir haben ein extrem hohes Potenzial, eine Cyber-Offensive durchzuführen – und im Gegenzug fast nichts zur Verteidigung“, fügte er hinzu. Das wirkliche Dilemma ist die Frage, wie man internationale Abkommen schließen kann, um militärische Angriffe im Cyberspace einzudämmen. Alexander Merezhko, der ukrainische Professor für internationales Recht, hat folgendes Projekt entwickelt: die International Convention on Prohibition of Cyberwar in the Internet. Und der amerikanische General Keith B. Alexander denkt, dass zwischen den Vereinigten Staaten und Russland Gespräche geführt werden sollten, um militärische Angriffe im Cyberspace zu vermeiden. Zusammen mit Fortschritten sondergleichen im technologischen Bereich ist die Menschheit ständig dabei, neue und originelle Möglichkeiten zu entwickeln, sich gegenseitig zu vernichten. Wenn doch nur diese Energie und Kreativität für konstruktivere Belange genutzt würde!

Diese Art der Kriegsführung birgt jedoch auch potenzielle Probleme. Schadsoftware nach dem Vorbild Stuxnet könnte auch bei einem Angriff auf bedeutsame Infrastrukturen der Vereinigten Staaten verwendet werden. Zum Beispiel gegen Stromnetze, Wasseraufbereitungsanlagen, Anlagen des Verteidigungsministeriums und der Banken. Solche Handlungen könnten Sicherheitsmaßnahmen nachhaltig beeinflussen und großen wirtschaftlichen Schaden verursachen. Laut Mitarbeitern des Verteidigungsministeriums werden die Computer des Pentagon etwa 5000-mal am Tag Ziel eines Angriffs. Auch wenn das Ausmaß des Schadens bisher unter Kontrolle gehalten werden konnte, gibt es keine Sicherheit, dass solche Handlungen in Zukunft nicht eben doch verheerende Auswirkungen haben könnten. Die North American Electric Dr. César Chelala ist Mitgewinner des Reliability Corporation (NERC) Overseas Press Club of America award.

F OTO : F R A N C O I S N A S C I M B E N I /A F P/ G E T T Y I M A G E S

Dr. César Chelala

Neun Kommentare über die Kommunistische Partei Chinas

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Das Buch „Die Neun Kommentare“ trägt zur Auflösung der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) bei und verändert China. Die preisgekrönte Epoch Times-Serie beschreibt die wahre Geschichte und das Wesen der KPCh. Sie erscheint hier als Fortsetzungsbericht.

Kommentar Drei Fortsetzung

Die Unerbittlichkeit der vernetzten Kontrolle durch die KPCh zeigt sich nicht nur in der Folter des physischen Körpers, sondern vor allem darin, dass man zu einem Menschen geworden ist, der nicht selbstständig denken kann oder zu einem ängstlichen Feigling, der zum Schutz der eigenen Sicherheit nicht wagt, sich öffentlich zu äußern. Das Ziel der Herrschaft der KPCh ist es, jeden Bürger einer Gehirnwäsche zu unterziehen, sodass er denkt, wie sie denkt, redet, was sie redet und tut, was sie fordert. Ein Sprichwort lautet: „Die Parteipolitik ist wie der Mond, sie ändert sich alle 15 Tage.“ Egal wie häufig die Partei ihre politischen Leitlinien auch ändert, jeder im Land muss sie strikt

befolgen. Wenn man als Mittel benutzt wird, andere zu bekämpfen, muss man der Partei danken, dass sie die eigene Stärke schätzt. Wenn man bekämpft wird, muss man der KPCh danken, dass sie einem eine Lektion erteilt. Wenn man zu Unrecht diskriminiert wurde und die KPCh später Rehabilitation gewährt, muss man der KPCh wiederum dafür danken, großzügig und aufgeschlossen zu sein und fähig, ihre Fehler zu korrigieren. Die KPCh hält ihre Tyrannei durch fortlaufende Unterdrückung und anschließende Wiedergutmachung aufrecht. Nach 55 Jahren Tyrannei hat die KPCh den Verstand der Nation gefangen genommen und innerhalb des von der KPCh erlaubten Terrains eingezäunt. Wenn jemand nur einen Schritt über diesen Zaun hinaus denkt, gilt das als Verbrechen. Nach den zermürbenden Kämpfen wird Dummheit als Weisheit gepriesen und ein Feigling zu sein, ist die Art und Weise, wie

BRIEFE AN DIE REDAKTION

man überlebt. In einer modernen Gesellschaft, mit dem Internet als Hauptmedium des Informationsaustauschs, fordert die KPCh sogar von ihren Leuten, beim Surfen im Internet Selbstdisziplin zu üben und Nachrichten aus dem Ausland nicht zu lesen oder sich auf Webseiten mit Schlüsselwörtern wie „Menschenrechte“ und „Demokratie“ nicht einzuloggen. Die Kampagne der KPCh, das Volk einer Gehirnwäsche zu unterziehen, ist absurd, brutal, verabscheuungswürdig und dennoch allgegenwärtig. Sie hat die moralischen Werte und Prinzipien der chinesischen Gesellschaft verdreht und die Verhaltensstandards und den Lebensstil der chinesischen Nation von Grund auf verändert. Die KPCh verwendet ununterbrochen geistige und körperliche Foltermethoden zur Stärkung ihres absoluten Führungsanspruchs, China mit der allumfassenden „KPCh-Religion“ zu regieren.

Schlusswort Zusammenfassend gesagt, warum muss die KPCh Jahr für Jahr, Monat für Monat, Tag für Tag kämpfen? Solange das Leben nicht endet, endet der Kampf nicht. Um dieses Ziel zu erreichen, scheuen sie nicht, Menschen zu ermorden, die Umwelt zu zerstören und die Mehrheit der chinesischen Bauern und Bürger lange Zeit in Armut leben zu lassen. Warum? Dient dies dem Ideal des Kommunismus? Nein. Einer der Grundsätze des Kommunismus ist, alles Privateigentum abzuschaffen, weil Privateigentum die Wurzel allen Übels ist. In der Anfangszeit nach ihrer Machtergreifung hatte die KPCh auch versucht, das Privateigentum vollends abzuschaffen. Nach den Wirtschaftsreformen der 80er-Jahre wurde das Privateigentum in China jedoch wieder eingeführt und durch die Verfassung geregelt. Wenn man die Täuschungen der KPCh

durchschaut, wird klar, dass die KPCh in den 55 Jahren ihrer Herrschaft lediglich Dramen der Umverteilung des Vermögens inszenierte. Durch einige Inszenierungen solcher Umverteilungen wurde das Kapital anderer einfach in das private Vermögen der KPCh umgewandelt. Ein weiterer Grundsatz der KPCh besagt, dass sie ein „Pionier der Arbeiterklasse“ sei, ihre Aufgabe bestehe darin, die Klasse der Kapitalisten zu beseitigen. Jedoch ermöglichen die heutigen Statuten der Partei auch Kapitalisten den Parteibeitritt. Innerhalb der KPCh glaubt niemand mehr an die Partei oder den Kommunismus. Doch wer keinen Titel hat, hat auch nicht das Sagen; von der Kommunistischen Partei ist heute nur noch eine Hülle übrig geblieben, sie hat keinen Inhalt mehr. Fortsetzung folgt ...

Bitte senden Sie die Briefe an leserbriefe@epochtimes.de Epoch Times Europe GmbH, Kurfürstenstraße 79, 10787 Berlin Tel.: +49 (0) 30 / 263 95 312 / 13, Fax: +49 (0) 30 / 319 99 684

113.433.385 MENSCHEN haben mit dem Stichtag 28. März 2012 ihre Austrittserklärung auf der Webseite http://quitccp.org veröffentlicht.

Am 18. November 2004 veröffentlichte „The Epoch Times“ erstmals die Neun Kommentare über die Kommunistische Partei Chinas (KPCh). Darin werden die Geschichte und das Wesen der KPCh dokumentiert und analysiert. Seitdem erklären täglich rund 42.000 Chinesen ihren Austritt aus der KPCh, dem Kommunistischen Jugendverband und den Jungen Pionieren. Die per Telefon, Fax oder EMail erklärten Austritte werden von drei „Tuidang“ (Austritts-) Centern gesammelt und im Internet auf http://quitccp.org veröffentlicht.


international

The Epoch Times Deutschland / 4. - 10. April 2012 / Nr. 310

CHINAS REGIME IN DER KRISE

Menschenrechtsanwalt Gao Zhisheng lebt

Fortsetzung von Seite 1

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Zu der Zeit verspürte die Partei den Bedarf, das Land noch strenger kontrollieren zu müssen. Mit der Gründung von Zweigstellen in jeder Provinz, jeder Region und jeder Kreisstadt wächst die ZK-Kommission für Politik und Recht als ein provinzübergreifender Apparat. Eine ihrer Hauptaufgabe ist, für die Sicherheit und Stabilität im Sinne der Ein-Partei-Herrschaft in China zu sorgen. F oto : S T R /A F P/ G ett y I m ages

Chinesische paramilitärische Polizei patrouilliert im Jahr 2009 schwer bewaffnet in Pekings Straßen. Eine Macht im inneren Machtapparat.

Ein Deal zum Machterhalt Als Jiang Zemin im Jahre 2002 die Altersgrenze von 68 Jahren erreicht hatte und die politische Bühne verlassen musste, stellte er als Bedingung für seinen Rücktritt, dass Luo Gan, der damalige Chef der Kommission für Politik und Recht, der derzeit schon 67 war, einen Platz im Ständigen Ausschuss des Politbüros der KPCh bekommen musste. Mit diesem Deal ist die Anzahl der Mitglieder des Ständigen Ausschusses des Politbüros von sieben auf neun angewachsen. Die Macht der Kommission für Politik und Recht hatte damit die höchste politische Ebene Chinas erreicht, sodass sie als die 2. Parteizentrale im Volksmund bezeichnet wird. Sie stellt bis

jetzt die große Herausforderung für den jetzigen Staatspräsidenten Hu Jintao und Premierminister Wen Jiabao dar. Im Jahr 2007 wurde Luo Gan von Zhou Yongkang, dem ehemaligen Minister für die öffentliche Sicherheit abgelöst. Ende der 1. Episode Aufgrund seiner Machtposition ist der Chefposten der Kommission für Politik und Recht stark umkämpft. Wenige Monate zuvor wurde Bo Xilai noch als Nachfolger für Zhou Yongkang gehandelt. Mit seinem kometenartigen Fall vom politischen Himmel in China, ist die 1. Episode der politischen Telenovela in diesem Jahr beendet. Die 2. Episode wurde mit einer vom Staatspräsidenten Hu Jintao

– kurz nach der Absetzung von Bo Xilai – einberufenen Schulung für die 3.300 Vorsitzenden der verschiedenen Zweigstellen der ZK-Kommission für Politik und Recht begonnen. Die erste Schulung begann am 26. März, als Hu zum Atomgipfel in Südkorea reiste. Vermutlich war das eine Sicherheitsmaßnahme von Hu, den Kern von Zhou Yongkangs Machtapprat unter seine eigene Kontrolle zu stellen. Bis zum Oktober dieses Jahres, im dem die Führung Chinas ausgewechselt wird, werden noch viele Karten neu gemischt. Die nächste Episode der politischen Telenovela in China ist sicherlich mit noch mehr spannenden Inhalten zu erwarten. Wir werden berichten.

Machtkampf in China: Teletubbies vs. Master Kang

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er seine Informationen im Internet sucht, dem ist geraten, sich zuerst mit einem real immer umfangreicher werdenden Vokabular zu beschäftigen. Wer aber die Inhalte der chinesischen Blogs verfolgen möchte, ist von diesem Wissen vollkommen abhängig. In China haben Nudeln und Tomaten keine Chance gegen die strahle-bunten Teletubbies. So oder so ähnlich klingen derzeit chinesische Blogs, die mit pfiffigen Aliasnamen die Internetzensur umgehen und ungeachtet der Gefahr aktuelle Entwicklungen auf der politischen Bühne Chinas diskutieren. Seit Tagen sind Teletubbies (天線寶寶), Master Kang InstantNudeln(康師傅方便面)und Tomate(西紅柿)die beliebtesten Suchwörter im chinesischen Internet. Auf den ersten Blick scheinen diese Namen eher mit einem Zeichentrickfilm oder einem Spiel, anstatt mit Politik zu tun zu haben. Tatsächlich benutzen chinesische Blogger diese Spitznamen, um Informationen über den Machtkampf auf der höchsten politischen Ebene in China miteinander auszutauschen oder über den Verlauf der Ereignisse zu spekulieren.

In zahlreichen chinesischen Foren ist zu lesen: „Neue Sportler nehmen an einem Spielwettbewerb fürs Tauziehen teil: Teletubbies vs. Master Kang. In der ersten Runde wurde heftig gekämpft. Das Team der Teletubbies ist dem Gegner deutlich überlegen. Kurz vor dem Spielbeginn hat das Team vom Master Kang seinen Spitzensportler Tomate verloren. Das führte zur Niederlage von Master Kangs Team.“ Mit den neuen Sportlern sind die neuen Mitglieder des Ständigen Ausschusses des Politbüros der KPCh gemeint. Der Name des Kinderprogramms Teletubbies, auf Chinesisch „Tianxian Baobao“, steht für den chinesischen Premierminister Wen Jiabao. Am 14. März kritisierte Wen Jiabao auf einer großen Pressekonferenz am Ende des diesjährigen Volkskongresses, mit noch nie vorgekommenen scharfen Tönen, das Chongqing-Modell, ohne den Namen der Stadt und ihrer Spitzenpolitiker zu nennen. Am darauffolgenden Tag wurde der Parteichef der Millionenstadt Chongqing, Bo Xilai, abgesetzt. Nun ist der Mann hinter ihm, Zhou Yongkang, Mitglied des Ständigen Ausschusses des Politbüros der KPCh und Chef der ZK-Kommission für Politik und

Barack Obama und Hu Jintao

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uf dem Gipfeltreffen für atomare Sicherheit am 26. März 2012 in Seoul begrüßte der amerikanische Präsident Barack Obama seinen chinesischen Amtskollegen Hu Jintao mit den Worten „Wie läuft’s bei dir zu Hause?“ Dieser harmlos klingende Satz löste einen Wirbelsturm der Emotionen im chinesischen Internet aus. Angesichts der jüngsten Ereignisse nehmen die Menschen in China in dieser Aussage mehr Ironie wahr, als wahrscheinlich von Barack Obama beabsichtigt war. Vor dem Hintergrund dieser Fakten scheint die Ironie einer Aussage, die ein Internetnutzer aus China Hu Jintao in den Mund legte, besonders passend: „Wie immer …“

Selbst Sprachrohr des Regimes ist verwirrt

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Lea Zhou

Zufall oder Ironie?

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Ein Feldzug länger als unter Mao Aus Neid und Angst vor ihrer in Zehnermillionen anwachsenden Anzahl, ordnete der ehemalige chinesische Präsident Jiang Zemin am 20. Juli 1999 die Verfolgung gegen die Meditationsbewegung Falun Gong an. Dafür wurde das inzwischen berüchtigte Büro 610 eingerichtet, das mit der ZK-Kommission für Politik und Recht „in Gemeinschaft arbeitet“, was bedeutet: Dasselbe Team mit zwei unterschiedlichen Aushängeschildern. Die ZK-Kommission für Politik und Recht agiert seitdem wie ein privates Ausführungsorgan für Jiang, der dafür sorgte, dass dieser Killer-Apparat mit reichlichen finanziellen Mitteln ausgestattet wurde. Die Macht der Kommission wuchs in den letzten 12 Jahren von Tag zu Tag. Aus den Berichten, die Geheimdienst und Sicherheitskräfte für ihn anfertigen, ist der Sekretär der Kommission am besten informiert über die Lage im Lande, genauso wie über seine politischen Gegner.

hinas berühmtester Menschenrechtsanwalt Gao Zhisheng konnte am 24. März Besuch im Gefängnis in der abgelegenen westlichen Region Xinjiang erhalten. Nach monatelangem Schweigen wurde ein erster Gefängnisbesuch durch seinen Bruder und den Vater seiner Ehefrau erlaubt. Das sagte Gaos Ehefrau Geng He in einem Telefoninterview mit der Epoch Times. Geng He lebt zurzeit in Kalifornien. Das Treffen zwischen Gao Zhiyi, dem Bruder von Gao Zhisheng, und Geng Yundi, seinem Schwiegervater, fand am 24. März statt. Das 30-minütige Treffen wurde durch Gefängnisglas und per Telefon geführt. „Mein Vater sprach zehn Minuten lang“, berichtete Geng He. „Gao fragte nach der Gesundheit von jedem in der Familie … Mein Vater sagte: ‚Jetzt da ich dich gesehen habe, geht es mir gut‘. Als Gao dies hörte, begann er zu weinen.“ Gao wird manchmal als das „Gewissen Chinas“ bezeichnet. Er verteidigte jahrelang Opfer von Ungerechtigkeiten, bevor er den Zorn der Kommunistischen Partei Chinas auf sich zog durch Offene Briefe, in denen er ein Ende der Verfolgung von Falun Gong verlangt hatte.

Mit Fantasienamen überlisten die chinesischen Blogger die Internet-Zensur.

Recht, an die Front des Machtkampfes geraten. Master Kang, der Name einer bekannten Instant-Nudel-Marke, steht für Zhou Yongkang, der auch als Sicherheitszar in China bekannt ist. Tomate, auf Chinesisch „Xi Hong Shi“, ist eine Anspielung auf Bo Xilai, der seit 2007 in Chongqing eifrig eine „Rote Kampagne“ im maoistischen Stil durchgeführt hat. Bo Xilai hatte die Massenbegeisterung

und gemeinsame Gesänge und Kampagnen inszeniert, was die Bevölkerung zwar mitmachte, aber niemand weiß - wie etwa in Nordkorea - ob sie wirklich begeistert ist. „Auf eine spielerische Art über heikle Themen zu sprechen, ist viel sicherer für die Blogger. Das zeigt auch, dass es in China wegen der Zensur nicht anders geht“, sagt der Internet-Autor Yimin Liu.

ie Global Times (Huánqiú shíbào), ein Sprachrohr des chinesischen KP-Regimes, bat in einem Leitartikel vom 22. März die zentralen Behörden um eine klare Richtung im Umgang mit Gerüchten um einen Putschversuch. Der anonyme Leitartikel fordert die höchsten Partei-Kader auf, die Situation zu klären. Obwohl oft indirekt, diskutiert er die laufenden Gerüchte um den Vorfall und verrät Unsicherheit darüber, wer jetzt verantwortlich ist für das Land. „Es gibt viele Gerüchte. In Wahrheit wartet die ganze Gesellschaft auf ein Machtwort aus dem Zentrum der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh). Die Herzen der Menschen in der chinesischen Gesellschaft sind stabil. Die Erwartungen an einen erfolgreichen 18. Nationalkongress der KPCh [Anm. d. Red.: Machtwechsel im Oktober] und an die nahe Zukunft von China selbst haben sich nicht geändert.“ „Wir glauben, dass sich das Zentralkomitee der KPCh anstrengt, seine Arbeit in Verantwortung für die politischen Anliegen der Öffentlichkeit zu beschleunigen. Wir hoffen auch, dass man schnell zu Ergebnissen kommt. Je schneller das Machtwort kommt, desto klarer ist die Gesellschaft und desto eher beruhigen sich die Menschen.“ Der Artikel erschien nicht in der englischen Version der Global Times (Huánqiú shíbào), wurde aber auf vielen anderen Websites in China verbreitet.

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Überraschungen im chinesischen Machtspiel

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FEUILLETON

The Epoch Times Deutschland / 4. - 10. April 2012 / Nr. 310

Ein Mann für gewisse Töne er – als einer von sieben Countertenören und als erster Countertenor in der Geschichte – den wichtigsten Gesangswettbewerb der Welt gewinnen. Dass ausgerechnet er sich gegen die rund 3000 anderen Teilnehmer durchsetzte, war eine Sensation, mit der niemand gerechnet hatte: Über Nacht mussten zwei Arien für das Preisträgerkonzert gefunden werden, denn auch das Orchester war nicht auf solches Repertoire vorbereitet.

Er singt nicht nur Barock, er lebt ihn: Matthias Rexroth gehört derzeit zur Weltspitze der hohen Männerstimmen. Wer sich mit ihm unterhält, kommt zu dem Schluss, dass nichts so aufregend und abwechslungsreich ist, wie das Leben eines Countertenors. Rosemarie Frühauf

Eine Ausnahmestimme im Ausnahmefach Er persönlich habe sich nie über seine hohe Singstimme gewundert, die beim Sprechen tenoral klingt und beim Singen bis zum zweigestrichenen G reicht. „Ja, so bin ich“, lächelt er verschmitzt. Dafür habe er bereits als Achtjähriger einen Pagen namens Cherubino in Mozarts „Hochzeit des Figaro“ seltsam gefunden: „Das habe ich nie verstanden, warum eine Frau einen Mann spielen muss.“ Aber heute hat er die theatergeschichtliche Erklärung: „Für das Publikum von damals war eine Frau in Männerkleidung eben etwas ganz Aufregendes.“ Korrekt bezeichnet ist Rexroth ein „Altus“. Der Begriff „Countertenor“ bezeichnete im sakralen

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ls die Krone der Gesangskunst wurden die hohen Männerstimmen einst gefeiert. Im 18. Jahrhundert lösten sie die ultimative vokale Faszination beim Publikum aus, um im 19. Jahrhundert völlig aus der Mode zu kommen. In der Musik des 20. Jahrhunderts und im Zuge der historisch informierten Aufführungspraxis erlebten sie eine Renaissance. Und von jeher waren nicht nur Kastraten, sondern auch „ganze Kerle“ unter jenen, die etwas höher als die Masse sangen. Unter dem Sammelbegriff Countertenöre sind sie heute die Paradiesvögel unter den Männerstimmen. Nur wenige produzieren von Natur aus diese Töne, die viel kerniger und kraftvoller klingen als der weibliche Alt. Matthias Rexroth ist einer von ihnen. Wenn er die Bühne betritt und zu singen anfängt, durchzuckt unvorbereitete Zuhörer immer noch eine Schrecksekunde der Verwunderung, weil sie ihren Ohren zuerst nicht trauen.

Wenn Ostern 2012 Bachs „Matthäus-Passion“ in Leipzig nicht nur zu den traditionellen Feierlichkeiten, sondern auch zum 800-jährigen Bestehen des Thomanerchors erklingt, wird Countertenor Matthias Rexroth das Altsolo singen.

Chorgesang Großbritanniens Sänger, die vibratolos und nur mit dem Falsett singen. Rexroths Stimme dagegen ist sehr wandlungsfähig, weil er beide männliche Stimmanteile, Falsett und Bruststimme benutzt und den vertrackten Übergangsbereich zwischen beiden, das „Passaggio“, zur Perfektion trainiert hat. So verfügt er in jeder Lage über ein großes Spektrum von Klangfarben, das er je nach Rolle einsetzt. Dazu hat er noch eine Gabe, die wenige Künstler auszeichnet: Er kann sich intuitiv in verschiedene Musikstile einfühlen und seine Stimme an sie anpassen. Das haucht jedem Stück eine spezielle Aura ein und führt schon mal zu Kritiken wie: „Die Besetzung mit Matthias Rexroth war purer Luxus!“ So hieß es neulich über

seinen dreiminütigen Auftritt in „Carmina Burana“, wo er unter Rafael Frühbeck de Burgos mit den Wiener Symphonikern, im Wiener Musikverein, dem Mekka der klassischen Musik, „den gebratenen Schwan“ sang. Der Miniaturpart aus Orffs Welterfolg ist witzigerweise seine meistgebuchte Rolle. Barocker Geist in Kunst und Leben Rexroth beschäftigt sich als ganzheitlich empfindender Künstler intensiv mit den historischen und biografischen Hintergründen von Musik. Für das Lebensgefühl des Barock kann er sich besonders begeistern und mit geradezu barockem Elan geht er seine musikalischen Einsätze auf Bühne und Konzertpodium an: Intensiv,

plastisch gestaltet, lebensfroh, geistreich oder vergeistigt, aber in jedem Fall detailfreudig und auf Schönheit bedacht. Egal, ob es um Belcanto oder Benjamin Britten geht. Der Sinn für Schönheit zieht sich bei ihm durch alle Lebensbereiche, weshalb er so manches barocke Hobby hat, Gartenbau im eigenen Weinberg zu Hause in Stuttgart zum Beispiel. Bei jeder Gelegenheit versucht er, positive Energie und Eindrücke zu sammeln, damit er sie als Künstler an sein Publikum weitergeben kann. Deshalb musste er auch unbedingt aus einem gefängniszellenartigen Hotelzimmer flüchten, in das er in Barcelona einquartiert worden war, als er im Jahr 2000 am 37. Francesco-Viñas-Wettbewerb teilnahm. Erst dann konnte

Ein Spezialist für alle Fälle Wenn andere Sänger nur für eine Handvoll Rollen gebucht werden, die sie weltweit singen, hat ein Countertenor ungleich mehr Aufwand. Aber auch mehr Abwechslung: „Da es im Barock-Repertoire so viele heute unbekannte und selten gespielte Werke gibt – allein 40 Händelopern – freue ich mich direkt, wenn ich mal eine Rolle wiederholen kann“, erzählt Rexroth. Dementsprechend viel Zeit muss er für die Einstudierung seiner immer neuen Rollen verwenden. Die Titelpartie in Händels „Ottone“, die er zum Beispiel bei den Händel-Festspielen in Halle singt, wurde für den Kastratenstar Senesino komponiert und steckt voller Koloraturen und Fallstricke in den Dacapoteilen. Dazu kommen auf der Bühne Regieanweisungen, die beim Publikum für Erheiterung, beim Sänger jedoch für zusätzliche Schweißperlen sorgen. Rexroth brilliert als Titelheld mit glänzenden und kraftvollen Tönen und schwärmerisch-poetischen Liebesarien inmitten eines nicht minder spielfreudigen Ensembles, begleitet vom kongenialen Händelfestpielorchester Halle. Auf ein Detail der Inszenierung ist er besonders stolz: Er trägt die Ritterrüstung und das Schwert seines berühmten Countertenor-Kollegen Axel Köhler, originale Requisiten aus Halles Inszenierung von Händels „Rinaldo“, die kurz vor dem Mauerfall wegen ihrer politischen Seitenhiebe Kultstatus erlangte. Schillernder Auftritt in der „Fledermaus“ Außer an der Oper Halle ist Matthias Rexroth derzeit noch am Aalto-Theater in Essen zu erleben. In Johann Strauß’ Operette „Die Fledermaus“schwebt er als

Prinz Orlofsky quasi als Deus ex machina aus der Stuckdecke. Ein glamouröser Partygott mit Ambivalenz: So provokativ sein knallrotes Paillettencape mit Lackpumps und Melone auch wirken mögen, Rexroth bewahrt stets seine elegante Noblesse in der Stimme. Spritzig und doch distinguiert feuert er seine Gäste zum hemmungslosen Feiern an. Natürlich würde er sich niemals auf ihr Niveau herablassen ... Mit Leidenschaft in der Matthäus-Passion Ernsten Tönen widmet sich Rexroth aktuell auf dem Konzertpodium: Am Gründonnerstag und Karfreitag 2012 wird er in der Leipziger Thomaskirche zusammen mit dem Thomanerchor und dem Gewandhausorchester Bachs Matthäus-Passion aufführen. Für ihn eine Herzensangelegenheit: „Der Alt in der Matthäus-Passion ist ein objektiver Erzähler, der das Geschehen wie eine Friedenstaube von oben betrachtet“, erzählt Rexroth. „Obwohl keine handelnde Person, ist er doch ein hochemotionaler Part, weil er stellvertretend für die Menschen Anteil an der Leidensgeschichte Jesu nimmt.“ Ihm als Christ bedeute es schon etwas, an Ostern diesen Part zu singen, sagt Rexroth, für den Kunst und Leben eine untrennbare Einheit sind. All jenen, denen es im modernen Alltag schwerfällt, entspannt zu bleiben und den Blick auf das Große zu bewahren, empfiehlt er sein Rezept: „Ich glaube, ein bisschen mehr Barock würde uns allen gut tun ...“

i Termine mit Matthias Rexroth: 5./6. April 2012 Bach, Matthäus-Passion Thomaskirche Leipzig 16. Mai und 02. Juni 2012 J. Strauß, Fledermaus, Aalto-Theater Essen 6. Juni 2012 Händel, Ottone, Händel-Festspiele Halle 15.Juli 2012 Kastraten-Gala mit der Salzburger Hofmusik Kissinger Sommer; Erlöserkirche www.matthiasrexroth.de

Ein Ausschnitt des Lebens einer Hollywood-Königin Joe Bendel

F OTO : T H E E P O C H T I M E S

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„My week with Marilyn“: Das biografische Drama über die kurzlebige Zusammenarbeit zwischen Marilyn Monroe und Sir Laurence Olivier während der Produktion von „Der Prinz und die Tänzerin“. Ab 19. April im Kino.

ir Laurence Olivier und Marilyn Monroe waren mit John Osbornes „Der Komödiant“ und Billy Wilders „Manche mögen’s heiß“ beide auf dem Weg zu ihrem Karrieregipfel. Die Chemie zwischen den beiden in ihrem einzigen gemeinsamen Film „Der Prinz und die Tänzerin“ war jedoch nicht besonders gut. Der Film wurde 1957 vom Publikum und den Kritikern auch nur mäßig aufgenommen. Die Geschichte hinter den Kulissen ihres schwierigen Filmdrehs wird in „My week with Marilyn“ aus der Sicht eines in Monroe verliebten Produktionsassistenten erzählt. Obwohl er in einen hohen Stand geboren wurde, will der junge Colin Clark seinen eigenen Weg in der Welt finden, indem er Arbeit beim Film sucht. Clark akzeptiert

kein Nein und nutzt für sich ein dubioses Arbeitsangebot als Laufbursche bei Oliviers Produktionsfirma. Erst kürzlich zum Ritter geschlagen, plant der großartige Schauspieler Sir Olivier eine leichte komödiantische Rolle mit dem amerikanischen Sexsymbol zu inszenieren, eine Rolle, die seine Frau Vivien Leigh auf die Bühne gebracht hatte. Doch als Monroe mit ihrem gesamten Gefolge am Set auftaucht, zeigt sich sehr schnell, dass sie von der Method School of Acting mit ihren Wurzeln bei Stanislawski zutiefst begeistert ist, für die der schillernde Schwätzer Sir Laurence aber nur wenig Geduld hat. Trotz einer gelungenen Romanze mit der Garderobenassistentin Lucy, gespielt von Emma Watson, die wohl genauso attraktiv wie die kindliche und bisweilen mit Drogen vollgepumpte Monroe ist, verliebt sich Clark in das Sexsymbol. Auch wenn diese Gefühle nicht wirklich auf Gegenseitigkeit

beruhen, fängt Monroe an, der emotionalen Unterstützung des besorgten jungen Mannes zu vertrauen. All das führt am Set zu viel Tratsch und bösem Blut. Wenn Marilyn Monroe wirklich eine völlig unsichere Frau war, die in einem frühen Stadium ihrer Entwicklung stehengeblieben ist, dann wird sie von Michelle Williams sehr gut dargestellt. Auch wenn sie bereits als Oscar-Anwärterin gehandelt wird, scheint nach ihrer Interpretation der Monroe diese ein unbeschriebenes Blatt zu sein, auf dem die anderen ihre Sehnsüchte projizieren. War wirklich nicht mehr an dieser Frau? Wenn dem so ist, dann ist das sehr traurig. Als willkommenen Kontrast dazu liefert die britische Besetzung, darunter Dame Judi Dench, Michael „Foyle“ Kitchen und Julia Ormond als Leigh, eine hervorragende Arbeit und es werden witzige Bemerkungen verstreut, als ob sie sich in Noël Cowards

Neuauflage von „Stadt der Illusionen“ befänden. Die Besetzung mit Kenneth Branagh als Olivier ist genial. Branagh hat nicht nur die richtige „klassisch ausgebildete“ Präsenz und die Begabung für messerscharfe Dialoge, sondern man sieht auch Parallelen zwischen seiner Karriere und der von Sir Laurence. Branagh verdient Beifall und nicht bloß sporadische Vergleiche mit Olivier und dessen frühen shakespearhaften Filmen. Branaghs Karriere war seltsam wechselhaft, bis er ein fragwürdiges Comeback mit „Thor“ feierte. Trotzdem spielt er den kultigen Schauspieler mit authentischer Tiefe und Charisma. Zugegeben, die Produktion basiert auf Clarks Erinnerungen, aber die Zeit, die Eddie Redmayne als Clark in diesem Film eingeräumt wird, scheint doch ziemlich unangemessen zu sein. Im Vergleich dazu gibt es weit interessantere

Schauspieler und großartige, herausragende Persönlichkeiten der Kinogeschichte, die auch in dem Film auftreten. Offen gesagt wird sein trauriges, verliebtes Schauspiel schnell langweilig. Glücklicherweise kann man sich auf die regelmäßigen Wachmacher von erfahrenen Veteranen wie Branagh, Dench und Sir Derek Jacobi verlassen. Curtis lässt den Film im Nu vorübergehen und fängt dabei ein schönes Bild dieser Ära ein. Mit stets angenehmen Bildern zeigt „My week with Marilyn“ einige wunderbare geschmackvolle Darbietungen. Nur scheint man sich dabei ausschließlich auf die zwei langweiligsten Menschen am „Tisch der Großartigen“ konzentriert zu haben. Es ist die Art von Film, bei dem das Resultat der Teile besser ist als der Film insgesamt.


feuilleton

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William Bouguereau und seine religiösen Werke

F oto : m i t f re u nd l i c h er gene h m i g u ng de s kön i g l i c h en m u s e u m s der s c h önen k ü n s te , A ntwer p, B e lg i u m

Die drei Marien am Grabe, 1890. Öl auf Leinwand, Musée Royal des Beaux-Arts, Antwerpen.

Pietà von 1876. Öl auf Leinwand. Heute in privater Sammlung.

F oto : m i t f re u nd l i c h er G ene h m i g u ng de s A rt R enewa l Center

O

bwohl William Bouguereau (1825-1905) für seine Bilder von Bauernmädchen und mythologischen Szenen bekannt ist, war er auch ein bedeutender religiöser Maler. Wie viele Katholiken verstand er seine künstlerische Arbeit als Verehrung Gottes und dessen großartigster Schöpfung, des Menschen. Bouguereaus Liebe zu Christus ist in seinen religiösen Gemälden klar erkennbar und ebenso deutlich wird beim Betrachten, wie viel Hingabe der Maler in diese Werke legte. Sein Werk Vierge Aux Anges, Gesang der Engel, aus dem Jahre 1881 hängt heute im Forest Lawn Memorial Park in Kalifornien. Es wurde bei einer Ausstellung im Getty Museum wiederentdeckt, wo das Originalwerk in voller Größe neben einer verkleinerten Kopie ausgestellt wurde. Die Präzision der Kopie, die ebenfalls vom Meister selbst stammte, überhaupt die Strahlkraft beider Werke, machten sie zu den beliebtesten Exponaten aller Getty-Ausstellungen überhaupt. Das Bild stellt die heitere Maria mit dem schlafenden Jesus in freier Natur dar – mit drei musizierenden Engeln. Alle Figuren sind in zeitloser Perfektion gemalt. Wenn Bouguereau Engel malte, verwendete er meist dieselbe Gestalt mehrere Male. In der „Pieta“ von 1876 sind von acht Engeln nur zwei verschiedene Individuen und in der „Regina Angelorum“ von 1900 sind alle einundzwanzig Engel von ein und demselben Mädchen dargestellt worden. Genauso beim „Gesang der Engel“. Bourguereau war

uns als Betrachter an, was uns direkt einbezieht. Möglicherweise ist der bärtige Mann mit den dichten Augenbrauen ein Selbstportrait, mit dem Bouguereau sich und die Betrachter zu Zeugen der Szene macht. Dieses lebensgroße Meisterwerk ist ebenbürtig mit den religiösen Werken Raphaels, Caravaggios oder Velázquez’. Bouguereaus Beherrschung von Malerei, Detailzeichnung, Komposition, Perspektive und emotionalem Ausdruck stehen den Genannten in nichts nach. Beim Betrachten von Die Barmherzigkeit aus dem Jahre 1897 meint der Betrachter auf den ersten Blick, dass es sich um die übliche Darstellung von Christus am Kreuz handelt, vielleicht in Begleitung eines anderen Heiligen. Das Bild thematisiert allerdings nicht nur das Ereignis, sondern es stellt symbolisch den Übertritt zum Christentum dar, der sich durch das Mitgefühl für das Opfer, das Jesus brachte, vollzieht. Der Mann, der seinen Kopf an die Brust von Jesus lehnt, repräsentiert den irdischen Menschen. Er zeigt das gleiche Mitgefühl und trägt das gleiche symbolische Kreuz und hat seinen Weg zu Christus und damit zu seiner Erlösung gefunden. Das Blut Christi fließt über seine Hand und bildet somit eine direkte Verbindung zwischen den beiden. Am oberen Ende des Kreuzes hängt ein Schriftstück mit den Worten „Jesus von Nazareth, König der Juden“ in Griechisch, Latein und Aramäisch. Obwohl Jesus in vielen Darstellungen an einer Bergspitze gekreuzigt wird, wählte Bouguereau ein ödes Land, was das Leben der Menschen vor ihrer Begegnung mit Christus symbolisieren soll. Das Bild zeigt die bedeutende Rolle der Religion im Leben des Malers. Bouguereau behielt es in seinem Privatbesitz und es verblieb in seinem Atelier, bis es kürzlich dem Museum d’Orsay in Paris geschenkt wurde.

F oto : m i t f re u nd l i c h er G ene h m i g u ng de s M u s e u m s i n F o re s t Lawn M em o r i a l Park , K a l i f o rn i en

Kara Lysandra Ross

ein Perfektionist, er verwendete zum Beispiel von einem Modell die Hände, von einem anderen die Augen, die Haare gehörten einem dritten und so weiter. Er betrieb immensen Aufwand, um einen vollendet schönen Menschen zur Darstellung des Göttlichen abzubilden. Sobald er die Modelle dafür gefunden hatte, blieb er dabei. Ich glaube, das war auch seine Aussage über die Natur des Göttlichen; dass eine heilige Gegenwart sich so mächtig wie viele Seelen anfühlt, aber in Wahrheit es eine Macht ist. Die drei Engel in „Vierge Aux Anges“ werden zum Sinnbild der Heiligen Dreifaltigkeit. Die Mutter und das friedlich schlafende Kind zeigen keinerlei Vorahnung der kommenden Leiden. Die Geißelung Christi aus dem Jahre 1880, eines der Meisterwerke Bouguereaus, hängt heute im Baptisterium der La Rochelle Kathedrale in Frankreich. Der an eine Säule gefesselte Christus unterwirft sich seinem Schicksal. Seine Füße schleifen am Boden und der Kopf hängt hintenüber. Man sieht zwei Peitschen schwingende Männer in der Mitte, ein dritter kniet am rechten unteren Rand und bereitet Birkenruten für die nächste Stufe der Folter vor. Anders als die zwei schlagenden Männer oder der vierte Mann im Hintergrund scheint in dem Knienden ein gewisses Schuldbewusstsein für seine Taten zu erwachen, denn seine Hand hält inne inmitten der Bewegung. Der Betrachter fühlt den Schmerz der Folter, da die Augen von Christus leer und sein Geist in einem anderen Raum zu sein scheinen. Die Menge im Hintergrund besteht aus Schaulustigen. Auf der linken Seite steht ein Bub, der sein Gesicht vor dem schrecklichen Anblick in den Rock seiner Mutter drückt. Rechts, gerade über dem Kopf von Christus, schaut ein auf den Schultern seines Vaters sitzendes Kleinkind mitfühlend auf ihn herunter. Inmitten der Menge schaut ein Bärtiger

F oto : m i t f re u nd l i c h er G ene h m i g u ng de s A rt R enewa l Center

Er war der Malerfürst seiner Zeit: Weil er in der anbrechenden Moderne lebte, wurde William Bouguereau zum vergessenen Juwel der Kunstgeschichte.

Gesang der Engel (1881) Öl auf Leinwand. Museum am Forest Lawn Memorial Park , Kalifornien.

Das Mitgefühl, 1897. 110 1/4 x 51 1/8 Zoll. Öl auf Leinwand.


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WISSEN

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Wie Baby-Sterne Planeten-Orbits erzeugen Mit Computersimulationen haben britische Forscher untersucht, wie sich Planeten in jungen Sternensystemen herausbilden; sie konnten dabei den Prozess der Materieansammlung sowie das abschließende Einnehmen des Orbits nachstellen.

Belinda McCallum

F oto : E S O

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ei der Entwicklung von Sonnensystemen um junge Sterne bilden sich durch die Entstehung spezifischer Orbits planetenartige Ansammlungen und Leerräume. Unter Nutzung von Computersimulationen haben zwei Astronomen eine Theorie entwickelt die erklärt, warum Gasriesen wie der Jupiter und der Saturn einen gewissen Abstand zu ihrer Sonne bilden, anstatt Orbits in regelmäßigen Abständen einzunehmen. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass die Abstände der Planeten zum Zentralgestirn am Ende der Bildung des Sonnensystems nicht gleichmäßig verteilt sind, sondern dass es ganz klar „Wüsten“ (ringförmige Bereiche um die Sonne, die nur sehr kleine oder keine Himmelskörper aufweisen) gibt und Ansammlungen von Planeten in spezifischen Abständen“, schrieb der Koautor Ilaria Pascucci vom Lunar and Planetary Laboratory der Universität Arizona in einer Pressenachricht. Sonnenähnliche Sterne bilden ein Zentrum aus Gas- und Staubwolken, wenn die Materie beginnt zu verklumpen. Die Sterne sammeln Masse, vergrößern ihre Gravitationskraft und bringen die sie umgebende Wolke dazu, schneller zu rotieren und sich zu einer protoplanetaren Scheibe abzuplatten,

aus der sich später die Planeten bilden. Die kraftvolle Strahlung des Sterns kann zur Entstehung von Leerräumen in der Scheibe führen; diese bilden dann Barrieren, wodurch sich die Planeten in spezifischen Orbits bilden. Die Leerräume werden durch die Massen der Planeten festgelegt, liegen aber meistens zwischen einer und zwei Astronomischen Einheiten (AE) vom Stern entfernt – wobei eine Astronomische Einheit die Durchschnittsentfernung von der Erde zur Sonne ist. Früher dachte man, dass die Scheibe ausdünnt, wenn die Materie mit dem Stern verschmilzt. Die Wissenschaftler beobachteten aber einen Prozess der Photoevaporation, der dazu führt, dass

Die möglichen Anwendungsgebiete dieses biomimetischen sensorischen Systems könnten schwierige Probleme in der Proteomik (Erforschung von Proteinen) sein.

hochenergetische Photonen die Oberfläche der Scheibe aufheizen. „Sehr nah am Stern ist das Material der Scheibe sehr heiß, wird aber durch das starke Gravitationsfeld der Sonne festgehalten“, erklärte der Koautor der Studie Richard Alexander von der englischen Universität Leicester in der Veröffentlichung. „Weiter draußen in der Scheibe, wo die Gravitation viel schwächer ist, verdampft das Gas in den Weltraum.“ Die Forscher simulierten die Ansammlung der aus der Scheibe kommenden Materie auf dem Stern bei gleichzeitiger Berücksichtigung des Effekts der Photoevaporation. Dabei ergab sich, dass die Leerräume durch die Hitze und die Gravitation des Sterns zwischen einer und zwei AE gereinigt werden.

„Wir wissen nicht genau, wo und wann sich Planeten um junge Sterne bilden, deshalb betrachteten unsere Modelle in der Entstehung begriffene Sonnensysteme mit verschiedenen Kombinationen aus Gasplaneten in verschiedenen Abständen und unterschiedlichen Entwicklungsstadien“, erläuterte Alexander. Die Modelle zeigten, dass sich Gasplaneten ihren Sonnen annähern – so wie jede Materie, die angezogen wird – und dann stabile Orbits besetzen, wenn sie eine Lücke finden. „Die Planeten halten vor oder hinter der Lücke und vergrößern sich durch Einsammeln von Materie“, ergänzte Pascucci. Die lokale Konzentration von Planeten hinterlässt Gebiete in der Scheibe, in denen es keine Planeten gibt.“

Auch die Ausprägung in das innere und äußere Sonnensystem ist von der Entfernung zum Zentralgestirn abhängig: Von den inneren Planeten (Merkur, Venus, Erde und Mars) ist lediglich der aus Silikatgesteinen und Eisen / Nickel bestehende Kern übrig geblieben. Die Planeten des äußeren Sonnensystems dagegen tragen noch ihr ursprüngliches Kleid einer hauptsächlich aus Wasserstoff bestehenden Gashülle. „Schuld an der Nacktheit“ der inneren Planeten ist deren relative Nähe zur Sonne und die dadurch bedingte Stärke des Sonnenwindes, wodurch es zum Verdampfen der Wasserstoffhüllen der Planeten kam.

„In vielen neu entdeckten Sonnensystemen haben wir diese ungleiche Verteilung gesehen.“ Das Team erwartet weitere Belege für die Bildung von Planeten in Abständen, die größer sind als eine Astronomische Einheit, wenn mehr Ergebnisse von astronomischen Messkampagnen zur Suche von Riesenplaneten in entfernten Sonnensystemen gesammelt wurden. „Mit der Entdeckung von mehr und mehr Exoplaneten werden wir in der Lage sein, diese Vorhersagen im Detail zu testen und besser zu verstehen, unter welchen Bedingungen sich Planeten bilden“, betonte Pascucci abschließend. Die Studie wird in den Monthly Notices of the Royal Astronomical Society erscheinen.

Gesang auf Augenhöhe wirkt bedrohlich

Reto Caluori

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achtigallenmännchen, die auf gleicher Höhe singen, wirken gefährlicher auf ihre Rivalen, als wenn sie von höher liegenden Ästen singen. Das berichten Forscher der Universität Basel und des Netherlands Institute of Ecology in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift „PLoS ONE“. Eigentlich hatten sie das Gegenteil erwartet. Im Frühjahr fangen die Vogelmännchen wieder an zu singen, um ihr Revier gegen andere

Männchen zu verteidigen. Dabei wenden die Revierinhaber allerlei Tricks an: Wenn ein Männchen signalisieren will, dass seine Geduld am Ende ist, singt es zum Beispiel besonders schnell oder fällt dem Rivalen ins Wort. Ähnlich wie beim Menschen verraten sich aufgeregte Vogelmännchen nämlich dadurch, dass sie mit dem Singen beginnen, wenn der andere noch nicht fertig gesungen hat. Ob ein Rivale als bedrohlich empfunden wird, liegt nicht nur an seinem Gesang, sondern auch an seinen Bewegungen. Laut früheren Studien lösen Rivalen, die beim Singen zwischen mehreren Orten (Singwarten) wechseln, beim Revierinhaber besonders starke vokale Reaktionen aus. Für solche Experimente benutzen die Wissenschaftler gerne Lautsprecher, aus denen sie von verschiedenen Orten im Revier Gesang abspielen. Bisher wurde noch nicht untersucht, wie sich die subjektive Bedrohungslage für den Revierinhaber ändert, wenn der Rivale von oben herab oder aber auf der gleichen Höhe singt. Dabei zeichnen sich Vögel ja gerade dadurch aus, dass sie leichter zwischen unten und oben wech-

F oto : T H O M A S LO H N E S /A F P/ G ett y I mages

F oto : K . P eiman

Bei der Kommunikation von Vögeln scheint auch die Höhe, auf der zum Beispiel ein vermeintlicher Rivale sitzt, eine wesentliche Rolle zu spielen. Zu dieser Erkenntnis sind Forscher der Universität Basel gelangt, nachdem sie Experimente mit Lautsprechern bei Nachtigallenmännchen durchgeführt hatten.

Singendes Nachtigallenmännchen. Sie fallen sich gegenseitig ins Wort, wenn sie erregt sind – wie menschlich!

seln als die meisten anderen Wirbeltiere. Rivalen aus dem Lautsprecher In ihrem Experiment in der elsässischen „Petite Camargue“ spielten die Forscher nun revierbesitzenden Nachtigallen Gesang aus 15 Meter entfernten Lautsprechern vor. Befand sich der si-

Kam der Gesang eines Rivalen aus gleicher Höhe, fiel ihm der Revierinhaber ins Wort.

mulierte Rivale drei Meter höher als der Revierinhaber, sang dieser ziemlich ungerührt weiter. Wenn der Gesang jedoch aus gleicher Höhe vorgespielt wurde, reagierte der Revierinhaber, indem er schneller sang und dem Rivalen aus dem Lautsprecher ins Wort fiel. Damit empfanden die Nachtigallen die auf Augenhöhe singenden Rivalen offenbar als bedrohlicher.

„Wir hatten eigentlich das umgekehrte Ergebnis erwartet“, sagt der Zoologe PD Dr. Valentin Amrhein von der Universität Basel, der die Studie leitete. Männchen, die von höheren Ästen aus singen, setzten sich nämlich stärkerem Wind und einer größeren Gefahr durch Greifvögel aus. Da sich nur Vögel in bester Kondition solche hohen Singwarten leisten können, hatten die Forscher vermutet, dass es eher die höher singenden Rivalen sind, die gefährlicher wirken. Nun spekulieren die Forscher, dass Revierinhaber hoch singende Rivalen deshalb nicht als bedrohlich empfinden, weil sie davon ausgehen, dass diese nur auf der Durchreise sind. Eine andere Erklärung ist, dass sich von hohen Büschen singende Nachtigallen gar nicht gegen andere Männchen richten, sondern vielmehr versuchen, ein Weibchen anzulocken. Denn ab Ende April kommen die Nachtigallenweibchen wieder aus Afrika zurück und suchen sich aufgrund des Nachtgesangs der Männchen einen Partner aus. Und dabei hat vermutlich jenes Männchen die besten Chancen, das von einem hohen Zweig aus singt und dadurch besonders weit zu hören ist.


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Physische Belastung beeinflusst Gedächtnis Wie funktioniert das Gedächtnis nach einer starken physischen Belastung in einer Gefahrensituation? Welche Informationen können noch verarbeitet werden und sind erinnerbar? Dieser Frage widmeten sich Wissenschaftler der Metropolitan-Polizei und der amerikanischen Streitkräfte. Kat Piper

F oto : N igel H o wa r d /A F P/ G ett y I mages

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aut einer neuen englischen Studie reicht die Verfolgung eines Tatverdächtigen oder eine Schlägerei von nur einer Minute bereits aus, um das Erinnerungsvermögen eines Polizeibeamten zu beeinträchtigen. Durch Untersuchungen, bei denen an einer Gruppe kanadischer Polizeibeamter die Auswirkungen schwerer körperlicher Anstrengungen auf das Gedächtnis, das Auffassungsvermögen und die Wahrnehmung der Umgebung festgestellt wurden, entdeckten die Forscher, dass bei den Beamten, die eine hohe körperliche Belastung hinter sich hatten, die Erinnerung an Einzelheiten des Vorfalls beeinträchtigt war. Dr. Lorraine Hope von der englischen Universität von Portsmouth betonte, dass die Ergebnisse dieser Studie von den Polizeibeamten, Polizeichefs und Gerichten ernst genommen werden sollten. „Von Polizeibeamten wird oft erwartet, dass sie sich detailliert daran erinnern, wer was gesagt hat, wie viele Schläge während einer körperlichen Auseinandersetzung oder danach ausgeteilt oder eingesteckt wurden. Die Ergebnisse unserer Tests zeigen, dass das für sie sehr schwer sein könnte“, schrieb sie in einer Erklärung. „Im Rechtssystem wird großer Wert auf Zeugenaussagen gelegt, insbesondere auf die Aussagen professioneller Zeugen wie Polizeibeamter. Ermittler und Gerichtshöfe müssen wissen, dass ein Beamter, der sich an keine Details eines Ereignisses, bei dem körperliche Belastung mit im Spiel war, erinnern kann, keinesfalls die Kooperation verweigert oder gar betrügen will. Fehler in der Erinnerung von Polizeibeamten oder Unterlassungen nach intensiver physischer Belastung sollten nicht

Ein Londoner Beamter der Metropolitan-Polizei bricht die Tür eines Hauses auf. Ereignisse, bei denen Polizisten extremen physischen Belastungen ausgesetzt sind, können – laut einer neuen Studie – ihr Erinnerungsvermögen beeinträchtigen.

ungerechterweise als Unglaubwürdigkeit ausgelegt werden.“ In einem Zustand physischer Verausgabung ist laut Aussagen der Wissenschaftler die Fähigkeit des Gehirns, Informationen zu verarbeiten, beeinträchtigt. „Wenn die Anstrengung überhandnimmt, neigen die kognitiven Ressourcen dazu, zu schwinden. Die Fähigkeit, vollkommen aufmerksam zu sein, ist gehemmt. Im Endeffekt ist unser Erinnerungsvermögen darauf beschränkt, was wir verarbeiten können“, erklärte Dr. Hope. Hope arbeitete bei der Durchführung der Studie mit Experten der Metropolitan-Polizei und der wissenschaftlichen Institute der amerikanischen Streitkräfte zusammen. 52 Polizeibeamte mit einem durchschnittlichen Dienstalter von acht Jahren nahmen an der Studie teil, die in Winnipeg, Kanada, durchgeführt wurde.

Nur ein Drittel der Beamten, die sich stark verausgabt hatten, konnte sich daran erinnern, eine Person auf dem Weg zum Wohnwagen gesehen zu haben.

Die Polizeibeamten nahmen an einem Test teil, der im Wesentlichen auf einem Szenario unter Realbedingungen basierte. Dafür wurden die Teilnehmer in Paare aufgeteilt und zunächst kurz über die Flut an bewaffneten Raubüberfällen in der Innenstadt informiert einschließlich Details von Zeugenbeschreibungen der Täter. Pro Paar sollte dann einer einen schweren hängenden Wassersack angreifen und so lange schlagen und treten, bis er keine Kraft mehr hatte, fortzufahren. Der andere schaute einfach zu. Daraufhin mussten sich die Beamten dem Modell eines Wohnwagens nähern, in dem der bekannte Kriminelle wohnen sollte. Auf dem Weg begegneten sie einer anderen Person. Als sie den Wohnwagen betraten, sahen sie einige Waffen in Greifweite, darunter Pistolen und Messer.

Der Kriminelle tauchte dann plötzlich aus einem der Räume auf und schrie aggressiv auf die Beamten ein. Nach diesen Erebnissen wurden sie auf ihre Erinnerung an die Operation getestet. Das Ergebnis war, dass die Beamten, die sich zuvor körperlich verausgabt hatten, nicht in der Lage waren, sich an Details in Zusammenhang mit dem Kriminellen zu erinnern und mehr Fehler machten, verglichen mit denen, die bloß zugeschaut hatten. Sie konnten den Kriminellen auch nur halb so sicher bei einer Gegenüberstellung identifizieren. Nur ein Drittel der Beamten, die sich körperlich verausgabt hatten, konnte sich daran erinnern, eine Person auf dem Weg zum Wohnwagen gesehen zu haben, wohingegen alle anderen mindestens ein Beschreibungsmerkmal dieser Person nennen konnten.

Allerdings waren die körperlich belasteten Beamten trotzdem in der Lage, sich bedrohliche Aspekte zu merken; beide Gruppen konnten sich an die gleiche Anzahl von Waffen erinnern. Das könnte bedeuten, dass bei physisch überforderten Personen die Hirnressourcen eher für Risikoeinschätzungen bereitgestellt werden als dafür, sich an Details der Situation und der Tatverdächtigen zu erinnern, berichteten die Forscher.

i Die Studie wurde am 7. März im Online-Journal Psychological Science veröffentlicht.

Etymosophie von Roland R. Ropers

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ir leben in einer von Ressourcen abhängigen Welt und beziehen dies stets auf Energievorkommen, Geldmittel etc. Das französische Wort la source (engl.: source) bedeutet Quelle und kommt von dem lateinischen Verb surgere = aufsteigen, entstehen. Eine Quelle (althochdeutsch: quella = Ursprung) ist ein kontinuierlich aus der Erde hervorsprudelnder Wasserstrom. Quellwasser kommt von innen, Regenwasser von oben. Quellwasser ist grundsätzlich rein, Regenwasser bei der heutigen Umweltverschmutzung kaum noch. Der Ort der größten Reinheit ist der tiefste Innenraum. Tief zu graben, um auf den Grund zu kommen, erfordert in der Regel harte Arbeit. Wer gräbt, beseitigt Geröllschich-

ten, bis er zur Urquelle vorgedrungen ist. Ressource ist die Rückkehr zur Quelle, zum Ursprung. Unser Lebensborn, unser Springbrunnen bewegt sich immer von innen nach außen, aber nicht umgekehrt. Immer wieder unterliegen wir der Täuschung, dass die Lösungen von außen kommen müssen. Dann beginnt der Tanz der Phänomene, der Erscheinungen, die sich bis hin zu Phantomen entwickeln können. Aber die Täuschungen sind sehr oft auch sprachbedingt. Falsche Assoziationen lösen verwirrende Gefühle aus. „Ich versuchte GOTT zu finden am Kreuz der Christen, aber er war nicht dort. Ich ging zu den Tempeln der Hindus und zu den alten Pagoden, aber ich konnte nirgendwo eine Spur von ihm

finden. Ich suchte in den Bergen und Tälern, aber weder in der Höhe noch in der Tiefe sah ich mich imstande ihn zu finden. Ich ging zur Kaaba in Mekka, aber dort war er auch nicht. Ich befragte die Gelehrten und Philosophen, aber er war jenseits ihres Verstehens. Ich prüfte mein Herz und dort verweilte er, als ich ihn sah. Er ist nirgends sonst zu finden.“ (der persische Mystiker Dschalal ad-Din Muhammad Rumi, 1207 - 1273) Alles spricht heute von Transzendenz. Die lateinischen Worte transcedere (hinüberschreiten) und transire (hinübergehen) bilden die etymologische Grundlage. Fragt man den Gymnasiallehrer für die deutsche Sprache nach der Bedeutung eines transitiven Verbums, so bekommt man sein unreflektiertes Studi-

RESSOURCE –

Rückkehr zur Quelle

umswissen zur Antwort: alle transitiven Verben haben stets ein Akkusativobjekt. Wen will das zum Übergang (transitivus) bereite Verb überhaupt anklagen (accusare)? Irrationale Linguistik – Sprache ohne Rückkehr zum Herzen, ohne Rekordanz.

i Etymosophie © – exklusive Kolumne für The Epoch Times Deutschland von Roland R. Ropers, Etymosoph und Publizist.


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menschen & meinungen

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F oto : Ma r k Ma i n z / Gett y I m a g e s

Hoffnung für die „Stadt der Sonne“

Fors Lakay Aus Haiti erreichte uns ein – Die Stärke der Gemeinschaft bewegender Bericht und eine Bitte um Hilfe. Der Verein Seit einiger Zeit arbeitet „Action Chrétienne“ mit Nuestros Pequeños hat vier deutsche Spendensiegel, wir geben den Hilferuf Hermanos (NPH) zusammen. Der haitianische Zweig des Kinderhilfshiermit weiter. Die Redaktion werks, NPH Haiti, kümmert sich bereits seit 1987 um Not leidende Menschen in dem Karibikstaat. Die Organisation hat zwei Kinderdöroel Janeus ist in Cité Soleil fer, Schulen, Ausbildungswerkstätaufgewachsen. Der Name ten sowie medizinische und theraCité Soleil verspricht mehr, peutische Einrichtungen aufgebaut, als er hält. Denn mit einer Stadt die mehr als 250.000 Menschen zuder Sonne hat Cité Soleil so gut gutekommen. Eines der jüngsten wie nichts zu tun. Rund 400.000 Projekte ist der Häuserbau in Cité Menschen bevölkern diesen Soleil und Wharf Jeremie, einem Stadtteil von Port-au-Prince. Wer weiteren Slum in Port-au-Prince. hier leben muss, ist weit entfernt Auch dort herrscht äußerste von den Annehmlichkeiten eines Armut. „Die Lebensbedingungen Dolce Vita. Denn Cité Soleil ist sind sehr kritisch. Viele Bewoheines der größten und gefährlichs- ner haben keine Arbeit und wohten Armenviertel der westlichen nen in Wellblechhütten in einem Welt. Vor der Wellblechhütte, in Raum mit sechs bis neun Kindern. der Joel Janeus groß geworden ist, Im Slum laufen überall Tiere herbefindet sich ein Kanal. Die Ein- um. Die Exkremente von Tier und wohner nutzen ihn, um Abfälle, Mensch verursachen einen nahezu Fäkalien und verschmutztes Was- unerträglichen Gestank“, sagt Jean ser zu entsorgen. Gilles Jaebet, Mitarbeiter bei NPH Noch heute erinnert sich Jo- Haiti. Das Projekt Häuserbau hat els Mutter daran, dass der Junge den Namen „Fors Lakay“, was so sehr häufig in den Kanal gefallen viel bedeutet wie „die Gemeinschaft ist, weil es keinerlei Absperrun- stärken“. Der Name ist Programm: gen gab. „Meine Familie war so Denn der Bau der Wohnhäuser erarm, dass ich oft ohne eine Mahl- folgt in enger Abstimmung mit den zeit ins Bett gegangen bin. In der Verantwortlichen im jeweiligen ArSchule habe ich meine Füße ver- menviertel. So ist gewährleistet, dass steckt, weil ich mich so geschämt die Bevölkerung einbezogen ist und habe, dass wir uns keine Schu- das Projekt eine hohe Akzeptanz he leisten konnten“, beschreibt genießt. Janeus seine Kindheit. Heute ist Darüber hinaus arbeiten einider junge Mann Direktor von ge Slumbewohner beim Bau der „Action Chrétienne“, einer hai- Häuser mit. Zu dem kleinen Eintianischen Hilfsorganisation, die kommen, das sie sich durch diese sich insbesondere für die Verbes- Bautätigkeit erwerben, gesellt sich serung der Lebensumstände der der Stolz, wenn ein Haus fertiggeBewohner von Cité Soleil einsetzt. stellt ist. Die Vergabe der Häuser

J

an Familien erfolgt ebenfalls durch die Verantwortlichen im Slum. Da sie als Instanzen gelten, ist sichergestellt, dass es nicht zu Unruhen kommt. Dass die Einbeziehung der betroffenen Menschen der richtige Weg zum Erfolg ist, zeigt auch eine aktuelle Initiative der haitianischen Regierung. Unter dem Namen „Katye Pam Poze“ wurde ein Pilotprojekt ins Leben gerufen, das in zehn Bezirken getestet werden soll. Durch eine bessere Einbeziehung der Bevölkerung in Entscheidungsprozesse sollen schrittweise die Lebensbedingungen der Haitianer verbessert werden.

und der Bevölkerung entschieden, welche Häuser zur Gegend passen und dann unseren Plan gemeinsam umgesetzt.“ Ganz anders sind die Verhältnisse in Wharf Jeremie. Die neuen Häuser ersetzen die bereits bestehenden Hütten, weil das Grundstück Eigentum des Bewohners ist. Da die Grundstücke sehr klein sind, mussten auch die Häuser kleiner geplant werden. Sie bestehen aus zwei Zimmern und einer Kochecke. Die Verantwortlichen des Slums haben entschieden, dass wegen des beengten Baugrundstücks keine Bäder eingebaut werden können. Das Projekt Inzwischen wurden zehn Häuser Häuserbau hat den errichtet. „Wir sind nicht wirklich Ein Programm Namen „Fors Lakay“, zufrieden mit den Häusern in – zwei Konzepte was so viel bedeutet wie In Cité Soleil und Wharf JeWharf Jeremie. Deshalb könremie sollen jeweils zunächst nen wir nur von einer Ver„die Gemeinschaft stärken“. 100 Wohnhäuser entstehen. besserung, nicht von einem Der Name ist Programm: Denn Durchbruch sprechen“, sagt Da die Besitzverhältnisse der Bau der Wohnhäuser Pater Frechette. in den beiden Slums untererfolgt in enger Abstimmung schiedlich sind, unterscheidet Aktuell diskutiert er mit mit den Verantwortlichen sich auch die Konzeptionen für den Entscheidern in Wharf im jeweiligen Ardie Häuser. In Cité Soleil wurJeremie, ob die nächsten Häuser den die Grundstücke von „Action mit Badezimmer geplant werden menviertel. Chrétienne“ an NPH Haiti überkönnen oder NPH Haiti zumindest geben. Sie sind groß genug, dass Waschräume für jeweils zehn Familien bauen kann. So würden sich die Häuser aus Zementblöcken errichtet werden können, die aus zwei katastrophalen sanitären VerhältnisZimmern, einer Kochstelle, einem se wenigstens etwas verbessern. Die Kosten für die Häuser in Wharf JeBadezimmer und einer kleinen Veranda bestehen. Ein kleiner Garten remie belaufen sich auf rund 5.500 soll zukünftig die Möglichkeit zum Euro pro Haus. Obst- und Gemüseanbau bieten Da es in den Slums keine Stromversorgung gibt, sollen alle Häuser und damit zur Selbstversorgung. Ein Haus kostet rund 6.500 Euro. zu einem späteren Zeitpunkt mit Insgesamt 30 Häuser haben Sonnen- oder Windenergie ausge„Action Chrétienne“ und NPH Haistattet werden. ti bereits gebaut. Pater Richard Frechette, Leiter der NPH-EinrichtunLeben in Würde gen in Haiti schreibt: „Wir sind sehr Eine der ersten Personen, die ein stolz auf die Häuser. Wir haben geHaus in Cité Soleil beziehen durfte, meinsam mit Action Chrétienne ist Roselaure. Vor wenigen Wochen

ist sie mit ihrem Mann und den vier Kindern eingezogen. Obwohl der Platz für die Familie beengt ist, steht doch für Roselaure fest: „Für mich und meine Familie hat ein neues Leben begonnen – ein Leben in Würde.“ Auch ein Bewohner aus Wharf Jeremie äußerte seine Zuversicht: „Wir hoffen darauf, so leben zu dürfen, wie jeder Mensch auf der Erde leben sollte.“ Und Jean Gilles Jaebets resümiert: „Als Haitianer danke ich allen, auch im Namen der Menschen in Cité Soleil und Wharf Jeremie. Die Arbeit von NPH Haiti ist für die Bewohner in den Armenvierteln sehr wichtig.“ Für die Verwendung der Gelder kann die Redaktion der Epoch Times keine Gewähr übernehmen. Konto 12 000, bei der Bank für Sozialwirtschaft Karlsruhe, Bankleitzahl 660 205 00, Stichwort: Haiti. http://www.hilfefuerwaisenkinder.de/

i Das Auswärtige Amt: Vor Reisen nach Haiti wird gewarnt Haiti war bereits vor dem Erdbeben touristisch nur wenig erschlossen und durch fortgeschrittene Umweltzerstörung gekennzeichnet. Das Land leidet zusätzlich an den verheerenden Folgen des Erdbebens von 2010 sowie an schweren Überschwemmungen, Überbevölkerung, Verelendung breiter Volksschichten, verbreiteten Krankheiten sowie schlechten hygienischen Verhältnissen.

Der Taifun Irene verwüstete im August 2011 auch die noch unversehrten Küstenstriche von Haiti.

F oto : E RI K A S A N T E L IC E S /A F P/ Gett y I m a g e s

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4. - 10. April 2012 / Nr. 310

Die ursprünglichen chineSpringtime! Osterhase startet Essen und Gesundheit Show your feet! Seite 16 klein wie ein Ei! Seite 17 sischen Schriftzeichen Seite 18 mit Stern-Anis Seite 19

Ostern mit sorbischen Eiern

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n Berlin und seinem Umland, und die Berliner zählen einfach den Spreewald dazu, tauchen zu Ostern immer häufiger die sogenannten sorbischen Ostereier auf. Kräftige Grundfarben und filigranartige Muster beherrschen die Szene. Die Sorben haben ein Brauchtum wieder zur Blüte gebracht, das fast verloren gegangen war. Nach ihren eigenen Angaben gibt es von diesem westslawischen Volk noch um die 60.000 in der Niederlausitz bis an die Oder, die auch eine eigene Sprache sprechen und als Minderheit anerkannt sind. Ihre Kenntnisse und Fähigkeiten bei der Verzierung der fragilen Ostereier geben sie gerne weiter, Orte für Kurse kann man im Internet finden. Dass man bis zu vier Stunden mit der Verzierung von einem Ei beschäftigt sein kann, will man gerne glauben, wenn man allein die verschiedenen Techniken kennenlernt oder sie einmal ausgeübt hat. Dadurch, dass nach dem Fall der Mauer viele Sorben in andere Gebiete gezogen sind, haben sich auch ihre Fertigkeiten und die Muster weiter verbreitet. Am liebsten verwenden sie die Wachsreservier- und die einfache Wachstechnik. Sie beruht darauf, F OTO S : C A R S T E N KO A L L / G E T T Y I M A G E S

dass das Ei an Stellen, auf denen Wachs haftet, keine Farbe annimmt. Man braucht dafür das warme Bienenwachs, das immer an den aufgetupften Stellen die darunterliegende Farbe schützt. Es sind also mehrere Färbe- und Wachstupfgänge nötig, am Schluss wird alles Wachs entfernt. Bei der heute auch angewandten Buntwachstechnik bleiben die bunten Wachsornamente auf dem Ei, die zeitaufwendigen Färbegänge bleiben einem erspart. Bei der Kratz- oder Ritztechnik kann man die filigranen Ornamente auf dem gefärbten Ei auskratzen, dafür braucht man neben einem Farbtopf nur einen spitzen Gegenstand zum Ritzen und eine ruhige Hand. Und dann kann Ostern gefeiert werden. (rls)

Färben, tupfen, kratzen, ätzen, keine Technik ist zu ausgefallen, um nicht die bunten Ostereierverzierungen der Sorben zu bereichern. Bienenwachs, Farbtopf, Pinselchen und Gänsekiele und natürlich die zumeist ausgeblasenen Eier gehören zur Grundausstattung. Fröhliche Ostern!


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Fitness

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Ein Kommentar über virtuelle Fitness (2) Das, was wir als Kinder über unseren Körper und über uns selbst lernen, bleibt uns für den Rest unseres Lebens im Gedächtnis. Emory M. Moore Jr.

Kinder müssen Spiele spielen, bei denen sie sich bewegen - und das in einer nicht-virtuellen Umgebung, damit sie sich sowohl in physischer als auch sozialer Hinsicht gut entwickeln.

das zu Verspannungen oder Schmerzen führen oder man kann durch einen Ball getroffen werden. Wenn wir mit der falschen Bekleidung laufen, schwimmen oder Fahrrad fahren oder unsere Energie nicht richtig einteilen können, dann spüren wir die Konsequenzen. Schmerzen und Unwohlsein führen uns dazu, unser Verhalten zu verändern oder für eine Linderung des Schmerzes zu sorgen. Virtuelle Spiele verstärken eine Sicht der Welt, die so nicht existiert, vor allem bei Kindern. Immer öfter ersetzen virtuelle Spiele die Erfahrungen, die man während des Spielens in seiner Umgebung macht. Unglücklicherweise sind die Kinder, die virtuelle Spiele spielen, immer jünger. Sie verbringen immer mehr Zeit mit dieser neuen Beschäftigung. Die nächste Stufe Motion-Tracking-Technologien, also Technologien, die auf Bewegungsmessung beruhen, und Simulationen waren bisher nur militärischem Personal vorbehalten und sind jetzt aber für jedermann zu einem Schnäppchenpreis zugänglich. Virtuelle Präsentationen streben danach, auch ein sensorisches Erleben zu vermitteln, das der Wirklichkeit sehr nahe kommt. Aber zu was für einem Ergebnis führt all dies? Ich habe keine Zweifel, dass die Grenzen eines Tages verschwinden und wir „an einem Fluss entlang spazieren“ während wir uns in unserem Wohnzimmer befinden. Die Technologie prescht schon in Richtung einer

„Durch Team-Sport und Spiele lernen wir die Komplexität des sozialen Lebens. Unser höheres Ziel sollte es sein, einen unveränderten Rahmen in der Gesellschaft bezüglich des „wahren Spielens“ zu bewahren – als Gegensatz zum virtuellen Spiel.

FOTO: A DEL/PI X ELIO.DE

Mangel an Konsequenzen Die Entwicklung der Bewegungsmuster wird durch die körperbetonten Spiele in der Kultur des Menschen sehr beeinflusst und gestärkt. VideoSpiele bieten nur zu einem geringen Maß oder fast gar keine Konsequenzen bei irgendeinem Scheitern, ganz gleich in welcher Weise. Man spielt jegliche Konsequenzen als Ganzes herunter. Spiele, die ausgelegt sind, Gewaltaktionen mit Belohnung zu belegen, verfälschen um des Spieles Willen ganz bewusst die Realität. Menschliche Interaktionen haben Konsequenzen. Wenn man zum Beispiel Tennis inkorrekt spielt, kann

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ie Entwicklung unserer Bewegungsmuster erlernen und verstärken wir in unserer Kindheit während wir spielen. Wir erlernen die Grenzen von Bewegungen, wie man springt und wie man landet. Essentielle Gehirnbahnen werden durch das Spielen geformt. Ein gewisses Maß an Schmerzen und Unwohlsein lehrt uns, wie wir eine solche Lage meistern können. Durch aktives Spielen entwickeln sich unsere Reflexe gut und wir erhalten eine Portion gesundes Selbstvertrauen. Mentale Belastbarkeit und Selbstsicherheit entwickeln sich im Fußballspiel, Fangen, Seil springen und unzähligen anderen Kinderspielen. Durch Team-Sport und Spiele lernen wir die Komplexität des sozialen Lebens. Unser höheres Ziel sollte es sein, einen unveränderten Rahmen in der Gesellschaft bezüglich des „wahren Spielens“ zu bewahren – als Gegensatz zum virtuellen Spiel. Bewegungsmuster, die durch das Spielen virtueller Spiele entwickelt wurden, können die Ursache für körperliche Probleme sein, indem sie unpassende Bewegungen verstärken. Es sind Bewegungsmuster erforderlich, die biomechanisch nicht korrekt oder funktional relevant sind, wenn wir uns durch einen Raum bewegen wollen oder mit unserer realen Umwelt interagieren. Wenn wir virtuelle Spiele spielen, folgen wir nicht notwendigerweise den Regeln, die die Schwerkraft uns auferlegt oder die festen Objekte, denen wir in unserem realen Leben begegnen.

direkten Kommunikation zwischen den Maschinen und dem menschlichen Gehirn vor. Aber sollen wir das wollen? Möchten wir für uns und unsere Kinder eine Welt, die nicht mehr von der existentiellen Frage unterscheidbar ist: Woher wissen wir, dass wir wirklich existieren? Woher weiß man, dass man nicht nur ein Gehirn in einem Gefäß ist, dass von Außerirdischen stimuliert wird, und dass alles, was man kennt und jemals gekannt hat, nicht real ist? Wir müssen bis in die Antike zurück gehen, zu ursprünglichen Wegen und Trainingssystemen, die helfen können, uns grundlegend zu entwickeln. Meditation und innere Kultivierungssysteme, die uns zu unserem wahren Selbst zurückführen, entwickeln unsere angeborenen Fähigkeiten, über die wir nur sehr wenig wissen. Warum sollten wir uns nicht zu besseren Menschen entwickeln? Warum sollten wir nicht unsere wahre und barmherzige Natur fördern, während wir uns harmonisch mit unserer Umgebung in Einklang bringen? Es gab eine Zeit, in der wir durch den Wald liefen und genau wussten, wann es regnen würde. Wir konnten eine Gefahr riechen, bevor sie geschah, noch besser als ein Radargerät es erkennen könnte. Wir waren dem Himmel zugewandt und mit ihm in Einklang. Es gibt nichts auszusetzen an ein paar Spielen, aber lasst uns alle vorsichtig sein, wenn virtuelle Spiele die Wirklichkeit mit ihren echten Erlebnissen überschatten.


Gesundheit

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Schlank durch Akupunktur? Auch der österreichische Gesundheitsexperte Professor Hademar Bankhofer hält den Ring für eine wertvolle Hilfe im Kampf gegen die Pfunde. Weitere Informationen zum Abnehmen mittels Akupunktur finden Sie unter: www.schlankupressur.de. (ps)

Die Studie ergab, dass die Akupunkturgruppe besser abnehmen konnte. Außerdem zeigte diese Gruppe ein besseres Durchhaltevermögen und klagte weniger über Heißhunger.

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Das Problem mit dem Heißhunger Oftmals scheitern Diäten an plötzlich auftretenden Hungerattacken. Auslöser ist in vielen Fällen ein zu niedriger Blutzuckerspiegel. Eine US-Studie untersuchte, inwiefern eine Ohrakupunktur hilfreich gegen Heißhunger sein kann. Einer Probandengruppe, die ein Programm mit kalorien- und fettreduzierter Ernährung sowie leichtem Sporttraining durchführte, wurden regelmäßig Nadeln an den Ohrpunkten angesetzt, die man dem Hungergefühl, den Verdauungsorganen und dem Zwischenhirn zuordnet. Im Magen befinden sich ebenfalls Rezeptoren, die eine Leere des

FOTO: THE EPOCH TIMES

FOTO: M A R ION CR A M ER

ine Möglichkeit des Abnehmens besteht in der direkten Verminderung des Appetits. In der chinesischen Medizin gibt es hierfür ein Behandlungskonzept: die Akupunktur. Einer Studie zufolge soll vor allem die Ohrakupunktur eine effektive Hilfe beim Abnehmen sein. Die chinesische Medizin unterscheidet nicht in dem Maße wie die westliche zwischen psychischen Problemen, Befindlichkeitsstörungen oder körperlichen Krankheiten. Akupunkturpunkte steuern nach dem Verständnis der chinesischen Medizin nicht nur Organfunktionen oder entsprechende krankhafte Fehlfunktionen, sondern auch Befindlichkeiten wie Stress oder Hunger. Aus diesem Grund kann sie Akupunktur ist eine ganzheitliche Behandlungsmethode der chinesischen sowohl Krankheiten der inneren Orga- Medizin, die auch die Verminderung von Hunger ermöglicht. ne als auch Depressionen und Angstzustände behandeln - oder eben auch für ein gesundes Körpergewicht sorgen. Organs an die Hirnanhangdrüse melEiner Studie zufolden. In Darm und Leber sitzen weige soll vor allem Abnehmen durch tere Rezeptoren, die den Gehalt der die Ohrakupunktur Nahrung messen. Im Zwischenhirn Ohrakupunktur eine effektive Hilfe In der chinesischen Medizin wird die (Hypothalamus) werden die genannbeim Abnehmen Auffassung vertreten, dass Faktoren ten Signale verarbeitet. sein. wie Nervosität, Depressionen, Stress, Die Studie ergab, dass die AkuUnausgeglichenheit oder Müdigkeit punkturgruppe besser abnehmen zu einer vermehrten Nahrungsaufkonnte. Außerdem zeigte diese Grupnahme führen können. Da es vielen pe ein besseres Durchhaltevermögen Übergewichtigen schwer fällt weniger und klagte weniger über Heißhunger. Nahrung und somit weniger KaloriMittlerweile setzen auch zahlreiche en zu sich zu nehmen, kann mithilfe Akupunkturtherapeuten in Deutschder Ohrakupunktur der Appetit verland das Setzen von Nadeln bei Stress mindert und das Abnehmen erleichund zur Unterstützung von Diätert werden. ten ein. Akupunktur als Hilfe beim Abnehmen „Akupunktur allein macht nicht schlank. Selbstverständlich muss man auch eine Ernährungsumstellung durchführen und optimalerweise ein leichtes Sportprogramm beginnen“, sagt Ines Schiffer, Ärztin für Allgemeinmedizin und ausgebildete Akupunkteurin. „Akupunktur kann aber sehr hilfreich sein.“ Alternativ zum Setzen von Nadeln, vor dem viele Patienten Scheu haben, können die Ohrpunkte auch mittels eines speziellen Rings, der in Apotheken erhältlich ist, aktiviert werden. Man hängt ihn von oben ein und lässt ihn bis zum Ohrknorpel abrutschen.

i Tipps gegen den Heißhunger Viel Trinken Sobald man Wasser oder Tees trinkt, spürt der Körper, dass etwas im Magen ist, und der Hunger wird geringer. Wichtig ist der Nährgehalt Der Körper weiß, dass bei Vollkornprodukten und eiweißreicher Ernährung die Nährstoffe langsam freigesetzt werden und der Körper so längerfristig mit Nährstoffen versorgt ist und so kommt es deutlich später zum erneuten Hungergefühl. Gut Frühstücken Die morgendliche Nahrungszufuhr ist besonders wichtig, da auch am Morgen die Verdauung am besten funktioniert und für ein reichhaltiges Frühstück ausgelegt ist. Professor Dr. Johannes Huber von der Universität Wien empfiehlt, sich nach der alten Regel zu ernähren, morgens wie ein Kaiser, mittags wie ein König und abends wie ein Bettelmann. Keine Lightprodukte Die Süßstoffe in den Lightprodukten sind zwar keine Kalorien, doch lassen sie den Körper glauben, er bekomme wirklich Zucker. Deshalb produziert der Körper Insulin, das den Blutzuckerspiegel wegen den vorgetäuschten Kalorien durcheinander bringt. Die Folge davon ist oft Heißhunger. Außerdem fünf Mahlzeiten, leichtes Sportprogramm, Kaugummi, Apfelschnittchen.


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Mode & Stil

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Springtime! Show your feet!

Katharina Starlay

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anche Körperstellen geraten im Winter in den toten Winkel der täglichen Pflege. Ellenbogen zum Beispiel, Oberarme und Rücken. Es soll sogar Leute geben, bei denen im Winter die Fußpflege eingefroren wird! Nix mehr mit hübsch lackierten Fußnägeln, weich geschmirgelten Fersen oder samtig haarlosen Frauenbeinen. Dabei wäre es doch gerade (!) im ganz privaten Bereich anziehend, wenn man die hätte. Partner oder Partnerin hätten garantiert nichts dagegen. Seien wir ehrlich: Winter macht nicht schön! Wer fühlt sich schon attraktiv, wenn die Nase rot von Kälte ist, die Augen im scharfen Wind tränen und die Gesichtshaut von der Heizungsluft trocken wird und spannt? Umso mehr ein Grund, unter den ganzen Stoffschichten attraktiv zu bleiben – am besten durch kontinuierliche Pflege. Denn jetzt kommt die helle Zeit – und bringt vieles an den Tag. Auf einmal laufen die Drähte in den Fitness- und Kosmetikstudios heiß, weil Mann und Frau Versäumtes in kürzester Zeit nachholen wollen. Muss das sein? Die Macht der kleinen Gewohnheiten funktioniert nämlich auch in

Apropos Sandalen: Im Sommer 2012 ist die Signalfarbe Orange für Damenschuhe trendy. Schauspielerin Brooklyn Decker ist nur ein aktuelles Beispiel ...

der Körperpflege. Wer zum Beispiel einmal in der Woche unter der Dusche ein Körperpeeling macht (heißer Tipp für Männer: Körperhaare wachsen dann weniger ein!), hat im Frühling und in keiner anderen Jahreszeit ein Thema mit unschöner Haut an Oberarmen oder sonstigen Stellen. Wenn Sie an den Rücken nicht herankommen: Dafür gibt es diese Bänder … Ein heißes Fußbad ist im Winter nicht nur angenehm, sondern auch die ideale Gelegenheit, die Nagelbetten auf Vordermann zu bringen, den Bimsstein einzusetzen und die Füße hinterher dick eingecremt in warme Socken zu stecken. Wer das öfter macht, kann im Frühsommer ungeniert und ohne weiteren Aufwand die Sandalen aktivieren. Leiden die Haare unter Hüten, Mützen, Trockenheit und Co? Einschlägige Pflegeprodukte funktionieren einfach zuverlässiger, wenn man sie regelmäßig anwendet. Genauso wie die Visage es mag, wenn sie nicht mit lauter unterschiedlichen Cremes konfrontiert wird. System ist auch da die halbe Miete – und das muss nicht teuer sein. Das Ritual bringt’s. Und übrigens: Wer seine Gewohnheit, die Ellenbogen ständig aufzustützen, überprüft, schont Haut und Kleidung! Wenn Ihre Körperpflege eben doch im Winterschlaf war, dann sollten Sie sich spätestens im März daranmachen und vielleicht den einen oder anderen Profi hinzuziehen. Das kann ja auch durchaus angenehm sein – zum Beispiel, wenn Sie mehrere Saunabesuche planen und anschließend eine Massage buchen. Auch das macht die Haut zart! Keine Zeit dazu? Dann eben ein heißes Vollbad – so heiß wie Sie

Nicht alle sind mit Beinen wie diesen von TVStar und Model Kendall Jenner gesegnet. Unsere Stilexpertin rät zu regelmäßigen kleinen Pflegeritualen, die helfen, jede Haut zu verschönern.

vertragen – mit zwei Kilogramm (vier Packungen) Salz darin. Das ist kein Scherz! Das Salz können Sie gleich für ein – Sie raten es! – Körper-Peeling nutzen und ganz nebenbei noch die Füße … Sie wissen schon. Und da Ihnen in dem Salzbad ordentlich warm wird (hinterher bitte abduschen und eincremen!), sind Sie gefühlte zwei Kilogramm leichter, wenn Sie da aussteigen. Das Ganze ist natürlich nur für Menschen geeignet, die aus ärztlicher Sicht auch die Sauna besuchen dürfen – nichts für Kreislaufkandidaten! Esoteriker sagen, so ein Salzbad reinige die Aura … Also: Rechtzeitig auf Sommerkurs!

F OTO S : G E T T Y I M A G E S

Unsere Stilexpertin gibt Tipps für die Schönheits- und Hautpflege, mit denen sich jede(r) im Schnellkurs für den Frühling und die leicht bekleidete Jahreszeit frisch machen kann.

Die Corporate ImageBeraterin und Modedesignerin Katharina Starlay berät Menschen und Unternehmen in Stilfragen. Mehr Stiltipps von ihr auf www.stilclub.de und über ihre Arbeit auf www.starlay.de


Umwelt

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Osterhase startet klein wie ein Ei! F OTO : P E T R A B O R K / P I X E L I O . D E

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sterhasen“ haben jetzt Hochkonjunktur – Feldhasen „ auch! Der Nachwuchs ist da. „Feldhasen-Kinder“ sind nach der Geburt etwa so groß wie ein Hühnerei, wiegen nur etwa 100 Gramm und werden von der Häsin die meiste Zeit allein gelassen. Die Häsin kommt nur abends oder nachts, um den Nachwuchs einmal zu säugen. Trotzdem ist die Feldhäsin keine Rabenmutter! Im Gegenteil: „Das alles dient dem Schutz der Kleinen, die sich auf den Ackerboden drücken und perfekt tarnen“, sagt Dr. Andreas Kinser, Experte der Deutschen Wildtier Stiftung. „Die Häsin hält durch ihre Abwesenheit geschickt Fressfeinde wie Füchse, Wildschweine und Greifvögel (Bussarde oder Rabenvögel) vom Hasennachwuchs fern.“ Trotzdem überleben die meisten Junghasen die ersten

Wochen nicht. „Ihr Lebensraum sind Ackerflächen. Aber die werden als Folge der intensiven Landwirtschaft immer größer und monotoner. Und auf solchen Flächen finden die Junghasen nur wenig Schutz vor ihren Feinden.“ Als Symbol der Fruchtbarkeit hat es der Feldhase in die Fabelwelt zum „Osterhasen“ geschafft. Schon nach 42 Tagen Tragzeit bringt die Häsin meist zwei bis drei Junge zur Welt, die nach drei bis vier Wochen selbstständig sind. Hasen sind im Gegensatz zu Kaninchen gleich nach der Geburt behaart und werden mit offenen Augen geboren. Doch Junghasen sind sehr witterungsanfällig. „Ist das Frühjahr nass und kalt, sterben viele von ihnen“, sagt Kinser. Andere wieder fallen der Bearbeitung der Äcker im Frühjahr zum Opfer. „Die kleinen Feldhasen

werden von den landwirtschaftlichen Maschinen oft einfach untergepflügt oder beim Walzen der Wiesen erdrückt.“ Im Sommer ist der Bewuchs der Felder dann häufig so dicht, dass sich die Feldhasen nur noch in den Fahrspuren der Maschinen bewegen können. Das Getreide ist ihnen quasi über den Kopf gewachsen! Auch der Tisch des Feldhasen ist heute nicht mehr so reichlich gedeckt wie früher. Sein Speiseplan ist weitgehend auf Weizenhalme, Raps und andere Kulturpflanzen beschränkt. Doch das perfekte Hasen-Dinner sieht anders aus: Ein bisschen Klee als Vorspeise, Wildkräuter an Fenchelgemüse mit Karotten als Hauptgang und als Nachtisch junge Halme vom Klatschmohn. „Feldhasen futtern am liebsten fetthaltige Kräuter“,

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sagt Dr. Andreas Kinser. All das wird Feldhasen heute nur noch selten aufgetischt, denn das Angebot an Wildkräutern ist in der intensiv genutzten Agrarlandschaft dürftig. Die Deutsche Wildtier Stiftung setzt sich deshalb für ein Umdenken in der Agrarpolitik ein. „Wir fordern, dass eine wildtierfreundliche Bewirtschaftung von Wiesen und Feldern besser honoriert wird“, unterstreicht Kinser. „Nur so kann es den Feldhasen zukünftig besser ergehen als den Schoko-Osterhasen …!“

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eit über 30 Jahren begeistert das Berliner Label BLACKY DRESS mit Kollektionen, die aktuelle Trends aufgreifen und mit weich fließenden Stoffen Klassiker neu interpretieren. Die vormals kleine Boutique von BLACKY DRESS im Quartier 205 ist umgezogen. Sie befindet sich nun, noch schöner und größer, direkt gegenüber dem Friedrichstadtpalast, in der Friedrichstraße 134. Herzstück im Sortiment der Boutique sind die Kollektionen von BLACKY DRESS und JEAN PAUL – Designs, die sich perfekt ergänzen. Außerdem gibt es noch Schuhe und Taschen von Abro und die außergewöhnliche Abendmode von Sonja Kiefer zu entdecken. Qualität steht im Mittelpunkt mit Materialien wie Wolle, Seide, Kaschmir und edlen Mischfasern. Kleine, aber feine Details strahlen Extravaganz aus. Sie stecken in den Schnitten mit ausgefeilter Passform und pfiffiger Verarbeitung. Dunkle Basics bilden das Fundament, abgerundet von soften Trendtönen. Es gibt auch ein Business-Baukasten für alle Fälle, bestehend aus Blazer, Bleistiftrock, Marlenehosen und Etuikleid in Schwarz oder Braun. Sylvia Janke, die den Store seit Jahren mit Leidenschaft und Liebe zum Stil führt, legt großen Wert darauf, dass alle Stücke kombinierbar sind und farblich aufeinander abgestimmt.

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Bildung

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Die ursprünglichen chinesischen Schriftzeichen Der Geist der chinesischen Schriftzeichen ging in der modernen vereinfachten Form verloren. Blake Li

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raditionelle chinesische Kultur respektiert das Mandat des Himmels. Die Bedeutung der chinesischen Schriftzeichen wurde im Lauf der chinesischen Geschichte erweitert, da viele alte chinesische Glaubensüberzeugungen, Philosophien und Klassiker aus dem Buddhismus, Taoismus und Konfuzianismus aufgezeichnet, dann interpretiert

und von Generation zu Generation in chinesischer Schrift weitergegeben wurden. Folglich sind die Beziehungen zwischen den Schriftzeichen und den traditionellen Philosophien sehr verschachtelt, da viele Schriftzeichen diese Ideologien widerspiegeln. Unter chinesischen Gelehrten gilt die weitverbreitete Überzeugung, dass die chinesischen Schriftzeichen die Perle in der Krone der chinesischen Kultur ist, weil sie die Essenz

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愛 (爱) bedeutet Liebe und wird Ai ausgesprochen. Das traditionelle Schriftzeichen zeigt Liebe mit dem Herzen (心). Das Herz wurde in der vereinfachten Form entfernt. Leider ist das Herz im vereinfachten Chinesisch nicht mehr enthalten. einer 5.000 Jahre alten Zivilisation verkörpern. Die Form und Aussprache jedes Schriftzeichens sowie alle Redewendungen und literarischen Anspielungen, die sich aus der Kombination der Schriftzeichen ergeben, drücken tiefgründige kulturelle Bedeutungen aus. Die traditionellen chinesischen Schriftzeichen haben während der von den Führern der chinesischen kommunistischen Partei in den 1950er und 1960er Jahren in die Wege geleiteten Vereinfachungskampagne großen Schaden genommen. Viele Schriftzeichen wurden vereinfacht, indem die ursprünglichen Bedeutungen und traditionellen Ideologien entfernt wurden. Die Einführung unter der chinesischen kommunistischen Partei erfolgte so aggressiv, dass sich bekannte Gelehrte, Künstler und Persönlichkeiten wie Chen Mengjia, Zhang Bojun und Luo Longji usw. gegen die Vereinfachung stellten und dafür als „Rechte“ gebrandmarkt wurden; die meisten von ihnen wurden in Arbeitslager gebracht und zu Tode schikaniert. Die Vereinfachung wird manchmal als Teil einer „Kommunistischen Verschwörung“ bezeichnet mit dem Ziel, die traditionelle chinesische Kultur und ihre Werte auszuschalten. Unten werden einige Beispiele aufgeführt, die die Unterschiede zwischen den traditionellen und den vereinfachten Schriftzeichen aufzeigen. Das Schriftzeichen auf der linken Seite ist das traditionelle chinesische Schriftzeichen, während das in Klammern stehende in der vereinfachten Form dargestellt wird. 滅 (灭) bedeutet eindämmen und wird Mie ausgesprochen. Das traditionelle Schriftzeichen besteht aus dem Zeichen für Wasser und dem für den zeitlichen Kontext. Gemäß der Fünf-Elemente-Theorie wird

der Zeitpunkt, wenn das Feuer am schwächsten ist, 戌 oder 烕 genannt und Wasser wird dieses Feuer, das nur noch sehr schwach ist, völlig löschen. Im vereinfachten Schriftzeichen灭 geht viel von dieser Bedeutung verloren. 愛 (爱) bedeutet Liebe und wird Ai ausgesprochen. Das traditionelle Schriftzeichen zeigt Liebe mit dem Herzen (心). Das Herz wurde in der vereinfachten Form entfernt. Leider ist das Herz im vereinfachten Chinesisch nicht mehr enthalten. 親 (亲) bedeutet nahe oder vertraut und wird Qin ausgesprochen. In der vereinfachten Form wurde der rechte Teil des Schriftzeichens (見) entfernt, der sehen und anschauen bedeutet. Wenn sich Menschen näher stehen, schauen sie sich sicherlich gegenseitig an. Dieser Teil der Bedeutung geht im vereinfachten Schriftzeichen verloren. 東 (东) bedeutet Osten und wird Dong ausgesprochen. Die Sonne (日) in der Mitte erhebt sich hinter einem Baum (木), der in Richtung Osten zeigt. Dieses traditionelle Schriftzeichen hat einen sehr engen Bezug zur Natur. In der vereinfachten Form东 lässt sich dies kaum erkennen, da hier die Sonne fehlt. 葉(叶) bedeutet Blatt oder Blätter und wird Ye ausgesprochen. Das traditionelle Schriftzeichen besteht aus Gras und den dünnen Umrissen eines Baums, während das vereinfachte Schriftzeichen vollkommen verändert wurde. Auf den ersten Blick führte die Reform dazu, dass sich die Schriftzeichen einfach schreiben lassen, aber es gibt nun mehr Schriftzeichen, die sich ähnlich sehen, sodass sie leichter verwechselt werden und die Verbindung mit der traditionellen Kultur ist sehr beschnitten, wenn nicht sogar völlig zerstört worden.


Kulinarisches

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Der Stern-Anis: Essen und Gesundheit

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Ein sehr einfaches und schmackhaftes Rezept mit Sternanis sind chinesische Tee-Eier. TeeEier findet man in fast jedem Markt in China, Taiwan und Hongkong. Sogar in den „Chinatowns“ von USA und Argentinien sind sie zu finden. Tee-Eier können fast süchtig machen mit ihrem herzhaften Geschmack. Sie sind ein idealer Snack, gut für Picknicks oder als Teil eines Lunchpakets.

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Chinesische Tee-Eier Rezept: 5 Eier (wegen Qualität und Ethik am besten aus Bio- oder Freilandhaltung) 1 Teebeutel schwarzer Tee oder 1 gehäufter Teelöffel schwarze Teeblätter 2 Sternanis 100 ml Sojasauce 1 Liter Wasser 1 Esslöffel Salz Zubereitung: Eier waschen und auf kleiner Flamme 12 Minuten lang köcheln. Herausnehmen und abschrecken. Mit Stäbchen vorsichtig Risse in die Schale schlagen. Tee, Sternanis, Sojasauce, Wasser und Salz in einem Topf geben und zum Kochen bringen. Die Eier dazugeben und bei kleiner Hitze eine Stunde lang köcheln. Vom Feuer nehmen und im Sud langsam abkühlen lassen. Lässt man den Tee weg, fügt dafür 2 Esslöffel Zucker, 2-3 Scheiben Ingwer und 1-2 Knoblauchzehen hinzu, ist der Sud auch ideal um Hähnchenteile, Schweinerippchen oder getrockneten Tofu darin zu kochen.

Heilende Eigenschaften des Sternanis Sternanis spielt nicht nur in der asiatischen Küche eine Hauptrolle, sondern wird auch für seine heilenden Eigenschaften geschätzt. Wegen seiner wärmenden Qualität sind Speisen mit Sternanis besonders wohltuend, wenn das Wetter draußen stürmisch und kalt ist. In der chinesischen Kultur wird Sternanis zusammen mit braunem Zucker und Ingwer oft als Tee zubereitet, um den Körper wieder zu seiner normalen Temperatur zu bringen. Ferner ist der SternanisTee besonders hilfreich bei der Verdauung und lindert Magen- und Menstruationskrämpfe. (Liwei Fu)

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Taiwan ist eine Insel für viele Geschmäcker – alle regionalen Küchen Chinas sind hier zu Hause, mit starken Einflüssen aus Japan und Korea. Bei uns schmeckt Taiwan – mit genauen Verwendungstipps und Beschreibungen der Qualitätsprodukte Made in Taiwan.

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Reis · Nudeln · Sojasoßen · Miso Gewürze · Tees · Süßes · Asia-Müslis · Trinkessig · Konfekt · Suppen


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Fundstücke

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An die Parzen

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Nur Einen Sommer gönnt, ihr Gewaltigen! Und einen Herbst zu reifem Gesange mir, Daß williger mein Herz, vom süßen Spiele gesättiget, dann mir sterbe. Die Seele, der im Leben ihr göttlich Recht Nicht ward, sie ruht auch drunten im Orkus nicht; Doch ist mir einst das Heilge, das am Herzen mir liegt, das Gedicht, gelungen, Willkommen dann, o Stille der Schattenwelt! Zufrieden bin ich, wenn auch mein Saitenspiel Mich nicht hinab geleitet; Einmal Lebt ich, wie Götter, und mehr bedarfs nicht. Friedrich Hölderlin (1770-1843)

Tag der Poesie wurde in Griechenland am 21. März gefeiert.

Der beste Aprilscherz dieses Jahres

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ine bisher nicht veröffentlichte Studie zur Nutzung von Mobilfunkgeräten im Fahrzeug, die dem Automagazin drive&style (www.drive-and-style.de) exklusiv vorliegt, warnt vor einem zu starken Einsatz von Handy und Smartphone im Auto. Anlass der Studie ist

allerdings nicht die Verkehrssicherheit, die durch das Telefonieren am Steuer gefährdet ist. Vielmehr verursacht die teils energiereiche und hochfrequente Strahlung Schäden am Fahrzeug selbst. Dabei sind nicht nur elektronische Systeme betroffen, die die Autoindustrie aber mittlerweile im Griff hat. Vielmehr führt die hochfrequente Strahlung zu einer starken Ionisierung metallischer Bauteile. Vor allem die Sendeleistung moderner Smartphones, die heute mit mehreren Watt senden, führen der Studie zufolge zur sogenannten Mikro-Metallausfransung und damit zu einem Anstieg korrosionsbedingter Schäden.

PARIS – Die Masse macht’s, meinten wohl die französischen Biker bei ihrer Fahrt durch die Rue du Rivoli in Paris bei einer Demonstration der „Französischen Föderation von ärgerlichen Bikern“ (FFMC, Motards en colère). Am 25. März hatten sie eine Fahrt von Vincennes, einem östlichen Vorort von Paris, zum Place de la Concorde organisiert. Der Verein protestierte auf diese Weise gegen einige staatliche Maßnahmen im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen 2012. Ganz sicher haben sie die Aufmerksamkeit der Passanten und der Fotografen erregt; nicht sicher ist, ob die Kandidaten den Anliegen nachkommen werden. Ein schöner Sonntagsausflug war es allemal.

Renaissance einer rostenden Karosserie Vor allem Metallteile, an denen Kabelstränge verlaufen, sind von der ionisierenden Strahlung betroffen. Weil selbst Karosserieteile heute mit zahlreichen elektronischen Sensoren wie etwa Parksensoren ausgestattet sind, häufen sich Rostschäden insbesondere an Mittelklasse- und Luxusfahrzeugen. Weil sich die Autobranche noch immer weigert, mehrfach geschirmte Leitungen einzusetzen, sind von dem Problem nahezu alle Fahrzeuge mit Fahrerassistenzsystemen betroffen. Weil die Kosten für mehrfach geschirmte und verdrillte Kabel die

Kalkulation einer wirtschaftlichen Produktion sprengen würde, versuchen die Ingenieure den Umstieg auf Aluminiumkabel. Experten halten dies allerdings nur für eine Notlösung. Und weil selbst moderne Lacke für die hochfrequente Strahlung kein Hindernis darstellen, dürfte das Durchrosten von Karosserieteilen eine Renaissance erleben. Doch weil der Gebrauch von iPad, iPhone und die Navigation via Smartphone im Auto immer beliebter werden, planen die ersten Autohersteller, entsprechende Warnhinweise ins Handbuch aufzunehmen. Andreas Burkert Zu finden auf www.epochtimes.de

F OTO : A F P P H OTO T H O M A S S A M S O N

Intensives Surfen mit Smartphone und iPad verursacht laut einer Studie vermehrt Rostschäden am Fahrzeug. Die Autobranche zeigt sich insbesondere darüber beunruhigt, dass Insider anhand der Rostmuster das Surfverhalten erspähen können.


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