The Epoch Times Deutschland - Ausgabe vom 08.02.2012

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8. - 14. Februar 2012 / Nr. 302 / 8. Jahrgang / Preis Deutschland 1,80 €

www.epochtimes.de

Urlaubsparadies Sylt in Schieflage Seite 2

Frankreichs Umgang mit der Globalisierungskrise Seite 5

Grenzpolitik sichert Pandas Überleben Seite 11

Kunst des Nichthandelns und die Schauspielkunst Seite 12

Fehmarnbelt-Querung als Wirtschaftsfaktor Trotz der vielen temporären negativen Schlagzeilen zur Zukunft der EU: Europa wächst weiter zusammen. mehr auf Seite 4

Das eine geht nicht ohne das andere Selten gingen Geld und Kunst glücklicher Hand in Hand als in der Renaissance. Natürlich galt damals Ersteres als profan, wenn nicht gar schmutzig. Es sei denn, es finanzierte heilige Taten und Kunstwerke ... mehr auf Seite 8

F OTO : A F P P H OTO / A L B E R TO P I Z ZO L I

Auf zur Berlinale zu „Ai Weiwei: Never Sorry“ Die Dokumentation über das Wirken des Künstlers Ai Weiwei in seinem Heimatland von Alison Klayman wird auf der Berlinale und dem Sundance Film Festival gezeigt. Der Film zeigt die graue Realität. mehr auf Seite 9

In Rom fiel Schnee am Kolosseum. Erbaut zwischen den Jahren 72 - 79 n. Chr., diente das Kolosseum 400 Jahre lang der Volksbelustigung: Zum Tode Verurteilte wurden von wilden Tieren zerfetzt. Auf Initiative von Menschenrechtsorganisationen dient das Kolosseum seit 1999 als Monument gegen die Todesstrafe. Immer wenn ein Todesurteil ausgesetzt wird oder ein Staat die Todesstrafe abschaff t, wird das Kolosseum 48 Stunden lang in bunten Farben angestrahlt.

Ein engagierter Kämpfer für die Menschenrechte

Roland R. Ropers neue Welt der Etymosophie

Iwan Iwanowitsch Agrusow, Gründer der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM), ist am 1. Februar 2012 im Alter von 87 Jahren gestorben.

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F OTO : B E R N H A R D M Ü L L E R

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wan Iwanowitsch Agrusow war der Inbegriff von Mut „ und Demut, ein Vorbild für jeden Menschenrechtler. Ihm wurde im Zweiten Weltkrieg seine Jugend gestohlen und während des Kalten Krieges viel Unrecht getan. Gott sei Dank hat er das nie zu nahe an sich herangelassen; er hatte Wichtigeres zu tun. Sein Leben stand ganz im Einsatz für die Menschenrechte. Für ihn ein Akt der christlichen Nächstenliebe, eine Ehrensache! So wird und muss es weitergehen: Eine Trauerpause hätte er nicht gewollt, es gibt Dringlicheres. Menschenrechtsverletzungen machen auch keine Pause.“ So würdigte Karl Hafen, der Nachfolger von Iwan I. Agrusow im Amt des Geschäftsführenden Vorsitzenden der IGFM in einer ersten Reaktion das Wirken seines Vorgängers. Mit einem offiziellen Nachruf, der Darstellung seiner Lebensgeschichte und der Einrichtung einer Online-Kondolenzliste reagierte die IGFM auf die Todesnachricht. Iwan I. Agrusow wurde am 2. Oktober 1924 in Petschory, einer in Estland liegenden überwiegend von Russen bewohnten Grenzstadt, in einer bürgerlichen Familie geboren. Sein Vater war

Metzger, seine Mutter Grundschullehrerin. Er hatte zwei Brüder Roman und Ilja. Aus einer gläubigen orthodoxen Familie stammend, war er schon als Schüler kein Anhänger der Sowjets, die er eher als Zerstörer, denn als Erbauer wahrgenommen hatte. Seine Jugend fiel dem Krieg zum Opfer. 1941 wurde er als erst 17-jähriger Kriegsgefangener der Deutschen zwangsweise beim Umbau des breitspurigen sowjetischen Schienennetzes eingesetzt. Beim Rückzug der Deutschen wurde er als Zwangsarbeiter nach Bayern verschleppt, wo er in einem Zementwerk in der Nähe von Neumarkt Schwerstarbeit verrichten musste. Nach Kriegsende befreiten

Iwan Iwanowitsch Agrusow, Gründungsvater der IGFM, war der Inbegriff von Mut und Demut, ein Vorbild für jeden Menschenrechtler. Er war tief in der RussischOrthodoxen Kirche verwurzelt. ihn die Amerikaner, die ihn aber gegen seinen Willen in einer Nacht- und Nebelaktion zusammen mit einer Gruppe sowjetischer Soldaten nach Prag zu einem Stützpunkt der Sowjets – eine ehemalige Kaserne des Deutschen Reiches – verfrachteten. Ein sowjetischer Oberst erklärte an Ort und Stelle alle Zwangsarbeiter zu „Staatsfeinden“, die den Gulag zu erwarten hätten; das wenige Eigentum, das sie hatten, wurde ihnen abgenommen; für eine demütigende Registrierung durch eine sowjetische Offizierin mussten sie sich nackt in Reih und Glied aufstellen und schließlich wurde ihnen der Kopf glattrasiert. Fortsetzung auf Seite 3

er Zufall wollte es, dass ich vor einigen Tagen mit dem Transformations- und Weisheitsforscher, Publizisten und Etymosophen Roland Romuald Ropers ins Gespräch kam. Wir tauschten uns aus über Musik, über die Stimme und über Sprache. Ropers hatte die Epoch Times Deutschland entdeckt durch das Interview mit Christian Strasser, dem Verleger des Scorpio Verlags. Das tiefere Verständnis von Worten ist ein Thema, das uns beide schon lange beschäftigt hat. Man sammelt, man vergleicht, man geht möglichst sorgsam mit der Sprache um, man sucht Gesprächspartner und man schweigt auch manches Mal. Das Schweigen hatte in diesem Gespräch keine Chance, denn jedes Wort weckte Assoziationen, Interpretationen; Fremdworte wie diese lockten aus meinem Gesprächspartner tiefergehende Deutungen aus seinem profunden Schatz an Sprache und an Sprachen hervor. Das fing beim Englischen an, ging weiter über das Französische zum Lateinischen (bis dahin konnte ich noch mithalten), machte auch beim Griechischen noch nicht halt, sondern erst beim Sanskrit, der altindischen Hochsprache. Nun war das nicht nur ein tiefsinniges Gespräch, sondern auch ein humorvolles mit viel Gelächter ob der erkannten eigenen Ahnungslosigkeit über so

manche Schätze in der Sprache. Wortes, das aus der Gabe unmitSprache? „Das Wort ‚Sprache‘ telbarer Anschauung geboren bedeutet nichts anderes als sein wurde.“ Name besagt: Se-pa-ra-che = Es vergingen nur zwei Tage Separierungskraft, die Fähignach diesem Gespräch, als keit der Trennung, der Teilung Roland Ropers mir erklärte: (vgl. dazu das holländische taal Er werde in Anerkennung für = Sprache, vom Wortstamm die besonders aufrichtige und „teilen“, engl.: to tell).“ Das sagt engagierte Redaktion der Roland Ropers so nebenbei. „Epoch Times Deutschland“ hier Seine „Etymosophie“© hat mit der Veröffentlichung seiner das Licht der Erkenntniswelt in Jahrzehnten gesammelten erblickt nach einem Konzert in Erkenntnisse beginnen. Dieses Stockholm im April 1998, Carlo wäre der richtige Platz für die Maria Giulini hatte Ludwig van Etymosophie. Da war ich wirkBeethovens „Missa Solemnis“ lich sprachlos vor Freude. dirigiert. Es öffnete sich ihm, wie Wir bedanken uns sehr herzer sagt, ein tieferer Zugang zur lich, lieber Roland Ropers, auch im Namen unserer Leser für Wort- und Sprachbedeutung als diese Bereicherung! durch herkömmliche EtymoloRenate Lilge-Stodieck gie gewohnt. Die „Etymologie“ setzt sich aus den griechischen Worten „etymos“ (wahrhaftig, wirklich, echt) und „lógos“ (Wort, Lehre) zusammen. Etymosophie soll Ab heute erscheint über die gängige Etymologie wöchentlich exklusiv hinausgehen (ähnlich wie Philoin The EPOCH TIMES logie und Philosophie, Theologie Deutschland die und Theosophie). Etymosophie-Kolumne „Wir leben in einer Welt des von Roland R. Ropers Bewusstseins-Wandels“, sagt – Lesen Sie weiter auf Ropers, „der TransformatiSeite 11 unten on, wo unsere Worte, unsere E-Mail: Sprache die Welt in ihrer Etymosophie@gmx.com Ursprünglichkeit erfassen und wieder-entdecken sollten. Die Turmbaulegende von Babel zum Beispiel schilderte primär ein geistiges Entwicklungsgeschehen innerhalb der Menschheit, den Fall vom Geistesbewusstsein in das Verstandesdenken, den Verlust von Intuition, des inneren

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The Epoch Times Deutschland / 8. - 14. Februar 2012 / Nr. 302

Urlauberparadies Sylt in Schieflage

F oto : C h r i s tin a K a den / pi x e l i o . de

Unterm eigenen Reetdach zu wohnen, ist der Traum sowohl der Alteingesessenen als auch der Urlauber und Immobilienkäufer.

Die extrem hohen Mieten und Immobilienpreise sowie die höheren Lebenshaltungskosten sind für viele Sylter nicht mehr bezahlbar. Diesen Prozess nennt man Gentrifizierung. Thilo Gehrke

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ylt gilt als Insel der Reichen und Schönen. Da sind endlose Strände, Dünen, Heideduft, Wind und vor allem jede Menge Urlauber aus ganz Deutschland. Und wer etwas auf sich hält, wohnt unterm eigenen Reetdach. Ständig wird auf der Insel gebaut. Aber meist für Touristen – oder gleich für Millionäre. Das treibt nicht nur die Mieten und Immobilienpreise in die Höhe, sondern verändert auch drastisch das soziale Gefüge auf Deutschlands nördlicher Insel. Schulen droht die Schließung, den freiwilligen Feuerwehren fehlt der Nachwuchs und die Einheimischen werden durch die astronomischen Immobilienpreise und Lebenshaltungskosten aufs Festland gedrängt. Doch seit dem Sommer 2011 formiert sich Widerstand unter den verbliebenen Insulanern. Morgens halb neun am Ortsschild Hörnum auf Sylt. Der Porsche-Cayenne-Geländewagen gleitet mit aufheulendem Motor sportlich vorbei an den Kindererholungsheimen links und rechts der Straße in den kleinen Ort an der Südspitze von Deutschlands nördlicher Insel. An einem sonnigen Samstag im Juni fand hier eine Weltpremiere statt. Der Beach Polo World Cup Sylt lockt die Prominenten aus aller Welt an. Direkt am Hafen, mit VIP-Zelt und entschlossen blickenden Security-Mitarbeitern warten Tierarzt, Polopferde und

von weit angereiste Zuschauer auf den Beginn des Spektakels im tiefen Nordseesand. Der Parkplatz füllt sich rasch mit Luxuskarossen, ihnen entsteigen betont sportlich gekleidete Herren in Begleitung junger Damen oder Damen, die jung aussehen. Im einst verschlafenen Hörnum, das bis vor wenigen Jahren geprägt war von Militär, Schulland- und Erholungsheimen, vollzieht sich nach der Eröffnung eines Luxushotels und des vierten Golfplatzes der Insel auf dem geebneten ehemaligen Kasernengelände ein Wandel besonderer Art. Dieses Event war einer der wenigen Höhepunkte, mit denen es Hörnum schaffte, kurzzeitig Deutschlands höchste Porschedichte aufzuweisen. Für die Strandbar Sansibar in den nahen Rantumer Dünen, wo im Sommer Kreuzfahrer vor Anker gehen und am Strand Champagnerpartys feiern, und für Sylts heimliche Inselund Promihauptstadt Kampen stellt Hörnum noch keine ernstzunehmende Konkurrenz dar. Aber als neues Lockmittel dient hier nun der Golfplatz mit dem 5-Sterne Wellness-Hotel „Budersand“ und unter Tierschützern umstrittenen Events wie dem „Beach Polo World Cup“. Der Zug der „Sylt-Vertriebenen“ Montag halb neun am Bahnhof Westerland: Ankunft der „SyltVertriebenen“. Doreen Schweikert putzt Ferienwohnungen. Auch ihr Mann pendelt in die alte Heimat – er mäht jetzt Rasen auf einem Golfplatz. Früher haben sie selbst auf der Insel gelebt. Doch der Wohnraum wurde ihnen zu teuer. Sie nehmen immer den Zug mit den Servicekräften – die Handwerker fahren schon eine Bahn früher. Alltag für Sylt-Pendler, man kennt sich, war

früher Nachbar, bei vielen fährt der Frust mit. Da Sylt im Gegensatz zum strukturschwachen Festland Nordfrieslands ein Überangebot an Arbeitsplätzen aufweist, pendelt ein Großteil der Arbeitnehmer, etwa 3.000 Personen, täglich vom Festland per Zug und Fähre auf die Insel; somit wirkt sich die Wirtschaftskraft der Insel auch auf das angrenzende Festland aus. Die große Wirtschaftskraft zieht nicht nur Arbeitnehmer an, sie ist gleichzeitig Grund für einen stetigen Wegzug von Sylter Familien auf das benachbarte Festland, da die extrem hohen Mieten und Immobilienpreise sowie die höheren Lebenshaltungskosten für viele Sylter nicht mehr bezahlbar sind. Dieser Prozess wird heutzutage als Gentrifizierung bezeichnet. Insofern sind viele Sylter aufs Festland „ausgewandert“. Sie arbeiten zwar nach wie vor auf der Insel, wo ja vor allem der Tourismussektor mit den damit verbundenen Nebengewerben boomt, pendeln aber jeden Tag über den Hindenburgdamm auf die Insel. „Finanzkrise verantwortlich für Immobilienboom auf Sylt“ Seit bald 20 Jahren schon gebe es das Problem der steigenden Mieten und Immobilienpreise, in letzter Zeit habe es sich aber noch einmal zugespitzt, betonte der stellvertretende Bürgermeister der Gemeinde Sylt, Carsten Kerkamm. Er macht die Finanzkrise mitverantwortlich. In unsicheren Zeiten wollen Menschen in sichere Anlagen investieren, wie eben in Immobilien auf Sylt. Doch die Einheimischen können mit dieser Preisentwicklung oft nicht mithalten. Eine Doppelhaushälfte, 152 Quadratmeter, für 3,3 Millionen Euro oder ein Friesenhaus für 5,9 Millionen – nach oben hin scheint es kaum Grenzen

zu geben. Für den kleinen Geldbeutel sieht das Angebot dagegen mager aus. „40 bis 60 Prozent der Häuser sind im Winter dunkel“, sagte Kerkamm. Es gebe auch keine Kinder mehr, in List gibt es bereits seit 2005 eine Zwangsfeuerwehr. Zweimal in der Woche gibt die Sylter Tafel Lebensmittel an Bedürftige aus – Insulaner, die ihre Heimat nicht verlassen wollen, aber durch steigende Mieten und Lebenshaltungskosten in die Armut gedrängt werden.

Eine Insel ohne Insulaner – weil jeder irgendwie mitverdienen will. Wenn der Ausverkauf so weiter geht, dann leuchtet in manch schmuckem Dorf bald nur noch der Bewegungsmelder.

Bürgerinitiative Zukunft.Sylt Jedoch formiert sich unterdessen kämpferischer Widerstand einiger couragierter Insulaner. Knapp 50 Sylter waren dem Aufruf von Katinka Gosselaar und Lars Schmidt von der Bürgerinitiative „Zukunft.Sylt“ gefolgt, die am 16. September 2011 kurz nach 18 Uhr das Geheimnis um den Veranstaltungsort der seit zehn Tagen angekündigten Aktion unter dem Motto „Wir haben genug von zu wenig Wohnraum“ via Facebook lüfteten. „Wir haben bewusst das Englische Kino als Treffpunkt gewählt, um auf das freie Gelände mit enormem Entwicklungspotenzial aufmerksam zu machen“, erläuterte Schmidt. Wohnraum für bis zu 5.000 Sylter könnte auf dem ehemals militärisch genutzten Gebiet entstehen. „Dieser Ort hat Symbolcharakter und dabei geht es nicht nur um Wohnraum, wir wollen, dass Sylt konkurrenzfähig bleibt und lebenswert für uns, die wir hier leben und arbeiten“, ergänzt Gosselaar. Eine Plattform wollen die beiden bieten für die, die etwas verändern wollen. Das Englische Kino gehört zu einem gut erhaltenen Kasernenkomplex auf dem Fliegerhorst Westerland, der vor drei Jahren von der Bundeswehr geräumt und an die Gemeinde Sylt übergeben wurde. Diese beschloss, alle Gebäude, bis auf die neue Sporthalle, abzureißen und das Gelände zu renaturieren.

Bürgermeisterin droht mit Strafanzeige Petra Reiber, Bürgermeisterin der Gemeinde Sylt, droht den Aktivisten mit einer Strafanzeige wegen Hausfriedensbruchs und erklärte, dass das Englische Kino wie alle anderen Gebäude auf jeden Fall abgerissen wird – mit oder ohne Veto der Denkmalschutzbehörde. „Die Renaturierung des Geländes ist im Regionalplan V festgeschrieben und steht über dem Denkmalschutz.“ Wohnungsbau auf dem Fliegerhorst hält sie für eine „Utopie“, die Gemeinde habe bereits bessere Flächen für Dauerwohnraum ausgemacht. Reiber: „Zum Beispiel den Bastianplatz in Westerland, wo wir so schnell wie möglich anfangen wollen zu bauFliegerhorst Westerland: en.“ Der Bastianplatz ist bislang ein „Stoppt den Abriss!“ Unter dem Motto : „Stoppt den Ab- Sportplatz inmitten des dicht bebauriss!“ will sich die Initiative nun jeden ten Alt-Westerland. Freitag am Tor des Fliegerhorstes Zurück bleibt ein Paradies für Urzu einer Mahnwache treffen. Anlass lauber – übervoll mit Gästen – aber ist der Mangel an Dauerwohnraum, mit immer weniger Insulanern. Eine der nach Ansicht der Initiative nur Insel ohne Insulaner, weil jeder irnoch durch die Umwandlung des gendwie mitverdienen will. Wenn Fliegerhorstes in eine Bürgerstiftung der Ausverkauf so weitergeht, dann mit entsprechender Überplanung leuchtet in manch schmuckem Dorf und Erhalt der Gebäude erreicht bald nur noch der Bewegungsmelder.

Impressum Chefredakteurin Renate Lilge-Stodieck Art Direction Szilvia Akbar, Mihai Bejan (Beratung) Verantwortliche redakteure Renate Lilge-Stodieck (Deutschland), Sebastian Menke (International), Detlef Kossakowski (Wissen), Caroline Chen (Feuilleton), Anke Wang (The Epoch Life) Layout Iris Lindenmaier, Johanna Loebig-Winnefeld, Dima Suchin redaktionelle Übersetzer Eckehard Kunkel, Franz Vogel, Eyline Martini Verlag und redaktion Epoch Times Europe gGmbH, Kurfürstenstraße 79, 10787 Berlin Tel.: +49(0)30/26395312/13, Fax: +49(0)30/31999684 E-Mail Chefredaktion@EpochTimes.de

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werden kann. Immer mehr Internetnutzer unterstützen die Facebook-Seite „Englisches Kino Sylt“, auf der sie ihr Bedauern ausdrücken, dass das Gebäude – wie alle anderen auf dem alten Fliegerhorst – abgerissen werden soll. Astrid Hansen, Oberkonservatorin im Landesamt für Denkmalpflege und für öffentliches Bauwesen zuständig, sagte, dass sie bereits ihr Veto gegen den Abriss eingelegt habe. „Das Englische Kino ist ein Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung und im Denkmalbuch des Landes Schleswig-Holstein eingetragen.“ Es dürfe nur abgerissen werden, wenn es baufällig sein sollte oder öffentliche Interessen dem Erhalt entgegenstünden.

spendenkonto Bank: Deutsche Bank 24 Konto-Nr.: 525 505 401 BLZ: 100 700 24 BIC/SWIFT: DEUT DE DBBER IBAN: DE 9110 0700 2405 2550 5401


Deutschland

The Epoch Times Deutschland / 8. - 14. Februar 2012 / Nr. 302

Ein engagierter Kämpfer für die Menschenrechte Mit viel Glück gelang Agrusow die Flucht aus dem Lager. Er schlug sich zu Fuß nach Pilsen durch, wo sich ein erstes Flüchtlingslager der Vereinten Nationen befand. Dort freundete er sich mit einem ehemaligen jüdischen Gulag-Häftling an, der davon berichtete, dass sich eine Organisation in Israel für ihn eingesetzt, er dadurch Hafterleichterung erhalten hatte und ihm schließlich die Auswanderung nach Israel genehmigt worden sei. Agrusow, der in der Schule mehr schlecht als recht Deutsch gelernt hatte, entschied sich für ein Leben in Deutschland. Im Rahmen seines Flüchtlingsstatus erhielt er eine Kurzausbildung als Radio- und Fernsehtechniker. Er schloss sich dem „Bund Russischer Solidaristen“ (NTS) an, einer Partei, die 1930 von jungen Exilrussen aus aller Welt gegründet, in der Sowjetunion demokratische Verhältnisse schaffen wollte. Im Dritten Reich stand der NTS in enger Verbindung zum deutschen militärischen Widerstand und wurde daher sowohl von den Nazis als auch von den Bolschewiken, später vom sowjetischen KGB-Geheimdienst, verfolgt. Hunderte der

NTS-Mitglieder wurden erschossen oder überlebten die deutschen Konzentrationslager und den sowjetischen Gulag nicht. Mit Beginn des Kalten Krieges erklärte die sowjetische Regierung alle, die Kontakt zu „abtrünnigen“ Sowjetbürgern hatten, zu Staatsfeinden. Agrusow ließ sich davon nicht beeindrucken und half weiter den nicht Deutsch sprechenden Russen, die sich aus Angst, im Gulag ermordet zu werden, entschlossen hatten, nicht in die Heimat zurückzukehren. Als die erste Hilfe für Sowjetflüchtlinge nicht mehr so dringlich war, trennte sich Agrusow vom NTS. Mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen ließ er sich in Frankfurt am Main nieder. Tief in der orthodoxen Kirche verwurzelt, engagierte er sich in der RussischOrthodoxen Kirche, der religiösen und geistigen Heimat vieler Sowjetexilierter und Flüchtlinge, wurde Mitglied des Kirchenvorstands. Gründungsvater der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte Die Begegnung mit dem jüdischen Gulag-Häftling in Pilsen holte ihn wieder ein und in ihm reifte der Gedanke, eine Organisation zu

gründen, die sich für Menschenrechte einsetzen sollte. Mit ein paar Freunden setzte er sich am „Tag der Menschenrechte“ 1971 auf die Straße und demonstrierte für die Freiheit politischer Gefangener im sowjetischen Gulag. Diese spontane Aktion führte zur Gründung der Gesellschaft für Menschenrechte am 8. April 1972 in Frankfurt am Main. Für Agrusow war Menschenrechtsarbeit immer ein Akt christlicher Nächstenliebe, eine Ehrensache, sich für die einzusetzen, die sich nicht selbst helfen konnten. Er wurde beschimpft, diskriminiert, verleumdet und bespitzelt – die DDR-Staatssicherheit als langer Arm des KGB machte auch in Frankfurt davor nicht halt. Seine „Stasi-Akten“ umfassen Tausende von Seiten. Nach zwei Schlaganfällen zog er sich 1995 aus dem aktiven Geschäft als IGFM-Geschäftsführer zurück, blieb aber Ratgeber ihres Vorstands bis zu seinem Tod. Fünfzig Jahre lang stand er auf der Feind-Liste des KGB, seit 1941 hatte er seine Eltern und Geschwister nicht mehr sehen dürfen. Lügen und gezielte Desinformation, er habe angeblich mit den Nazis kollaboriert und Juden ermordet,

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wurden vom KGB und dem DDRMinisterium für Staatssicherheit verbreitet, bis er 1991 eine offizielle Einladung zum Besuch seiner Heimat erhielt, die er zusammen mit seiner Frau Franziska annahm. Eine späte Anerkennung für seinen richtigen Weg erhielt Agrusow im Dezember 1993, als er die russische Sektion der IGFM in der einstigen Höhle des Löwen – im Kreml – und wenige Tage später am „Tag der Menschenrechte“ in Kiew die ukrainische Sektion der IGFM im Parlamentsgebäude des ukrainischen Parlaments gründen konnte. 1982 wurden seine Verdienste für die Menschenrechte mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande im Römer in Frankfurt gewürdigt. (red)

Agrusow setzte sich aus christlicher Nächstenliebe für die ein, die sich nicht selbst helfen konnten.

F oto : B e r n h a r d M ü l l e r

Fortsetzung von Seite 1

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Aus den Kondolenzschreiben Menschen wie Iwan Agrusow sind ein Vorbild und helfen weiterzumachen, wenn man am Erfolg der eigenen Bemühungen um die Menschenrechte zu zweifeln beginnt. Jürgen Thierack, Planegg.

Weg. Erfreulicherweise wurden ihm dafür auch manche Erfolge und der Dank vieler zuteil, Agrusow konnte schließlich auch den Kollaps der Diktatur in seinem Heimatland erleben. Dr. med. Friedrich Weinberger, Walter-von-Beayer-Gesellschaft für Ethik in der Psychiatrie e.V. (GEP)

Gegen eine Übermacht von Gleichgültigkeit, ja gar lodernder Feindschaft ging er seinen

Fei schad um den alten Herrn. Das war ein feiner Mensch. Peter E. Mülller


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Wirtschaft

The Epoch Times Deutschland / 8. - 14. Februar 2012 / Nr. 302

Fehmarnbelt-Querung als Wirtschaftsfaktor G

ewiss, die EU muss derzeit Herausforderungen bestehen. Viele EU-Staaten haben zu viele Schulden angehäuft. Doch zu Europa gibt es keine Alternative, wie jüngst zu Recht Altkanzler Helmut Kohl feststellte. Europa sei Versöhnung und Heimat; die EU bedeute Frieden und Freiheit. Unabhängig von den derzeitigen europäischen Herausforderungen durch die Finanzkrise ist die EU ein Erfolgsmodell, wenn man etwa die politische Entwicklung Europas seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges würdigt. Dies gilt aber insbesondere auch für die wirtschaftliche Entwicklung. Die aktuelle Abstimmung der Kroaten zur Mitgliedschaft ihres Landes in die EU beweist die nach wie vor vorhandene Attraktivität der EU. An der Pforte steht auch Serbien. Europa darf nicht auf Haushaltsprobleme, so wichtig deren Lösung auch ist, reduziert werden. Europa ist mehr. Europa ist heute die Definition für das Zusammenwachsen der Menschen und Kulturen und steht für gemeinsame Werte wie Frieden und Freiheit. Es war notwendig, dass Helmut Kohl im Umfeld der derzeitigen Aufregungen um die Finanzkrise daran erinnerte. Ein Beitrag für das Zusammenwachsen noch unterschiedlicher Strukturen sind u.a. auch die großen Projekte der Infrastruktur, die vor allem für die Stärkung der Wirtschaft stehen. Europa braucht den Ausbau der Infrastruktur Große Infrastrukturprojekte sind Beiträge der Standortentwicklung und stellen somit einen bedeutenden Faktor für die Entwicklung der Wirtschaft dar. Gerade in der EU haben die großen verkehrspolitischen Projekte nicht nur wichtige Beiträge der Verständigung ermöglicht. Sie gaben vor allem auch der Wirtschaft wichtige Impulse. So ist der zwischen 1987 und 1993 entstandene 50 Kilometer lange Eurotunnel für die Überwindung des Ärmelkanals (die Inbetriebnahme erfolgte im November 1994) ein historischer Meilenstein für Frankreich und United Kingdom und somit auch für Europa geworden. Zwei wichtige Volkswirtschaften, Frankreich und United Kingdom, wurden durch die Überwindung der Wasserstraße von Dover verbunden, ohne das

uctive Red

Fehmarnbelt-Querung mehr als ein Traum Eine durchaus mit Eurotunnel und Gotthard-Basistunnel vergleichbare Dimension nimmt die entstehende Fehmarnbelt-Querung zwischen Dänemark und Deutschland ein. Auch hier entstehen nicht nur neue Arbeitsplätze durch das Projekt. Die Fehmarnbelt-Querung ist die Realisierung von Standort- und somit Wirtschaftspolitik pur! Die Bahn spart Umwege von 160 Kilometern. Durch die Querung wird die Lücke zwischen den nordeuropäischen und kontinentaleuropäischen Schienennetzen ganz im Interesse der EU geschlossen. Aber die Fehmarnbelt-Querung, vermutlich ein Absenktunnel, ist viel mehr. Sie ist ein erwünschter Beitrag der besseren grenzüberschreitenden Integration von Nachbarn und Bereichen wie Wissenschaft, Kultur und vor allem der Arbeitsmärkte und somit der Wirtschaft. Es genügt ein Blick auf die Landkarte, um die Notwendigkeit der Fehrmarnbelt-Querung zu verdeutlichen. Sie verbindet durch den Lückenschluss nicht nur Schweden, Dänemark und Deutschland. Sie ist Strukturpolitik reinsten Wassers. In einer Linie werden die europäischen Metropolen, die zu den erfolgreichsten wirtschaftlichen Regionen Europas gehören, nämlich Kopenhagen und Hamburg, über Seeland, Lolland, Fehmarn und die alte Hansestadt Lübeck verbunden. Das 19 Kilometer-Projekt der festen Fehmarnbelt-Querung (davon ist der geplante eigentliche Absenktunnel 17,6 Kilometer lang) zwischen der dänischen Lollandund der deutschen FehmarnInsel, die wiederum durch die deutsche Fehmarnsund-Brücke (Vogelfluglinie) mit dem Festland in Schleswig-Holstein verbunden

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ist, liegt auch im deutschen Interesse. Deutschland ist Skandinaviens größter Handelspartner. Die Fehrmarnbelt-Querung wird nicht nur die gesamte Region um den Fehrmarnbelt mit neun Millionen Menschen besser vernetzen und in der wirtschaftlichen Bedeutung ausbauen. Partizipieren wird vor allem auf deutscher Seite auch das Oberzentrum Hansestadt Lübeck und der gesamte Kreis Ostholstein und ganz allgemein Schleswig-Holstein. Derartige Erfahrungen hat man bereits bei der Verbindung der dänischen Hauptstadt Kopenhagen mit der südschwedischen Stadt Malmö über die großartige Öresundbrücke gemacht. Beide Städte haben mit ihrem jeweiligen Hinterland gewaltig in Sogwirkung der Öresundbrücke durch zusätzliche Investitionen, z.B. in die Bereiche Informationstechnologie, Medizintechnik und Biowirtschaft profitiert. Wichtige Realisierungsphase Das größte nordeuropäische Infrastrukturvorhaben FehmarnbeltQuerung geht jetzt in die entscheidende Phase. Nachdem der Staatsvertrag zwischen Dänemark und Deutschland von den Parlamenten (in Deutschland am 18. Juni 2009) ratifiziert wurde, geht das 5,5 Milliarden-Euro-Projekt nun in die konkrete Phase der Realisierung. Bereits Ende August 2011 hat die Gesellschaft

Tunneleinfahrt Deutschland. Die Fehmarnbelt-Querung ist die Realisierung von Standort- und somit Wirtschaftspolitik pur!

Femern A/S, die im Auftrag des dänischen Verkehrsministeriums für die Planung und Erstellung der festen Fehmarnbelt-Querung verantwortlich ist, mit den Vorbereitungen der Ausschreibungen für die großen Bauverträge begonnen. Kurz vor Weihnachten 2011 wurde der „konsolidierte technische Bericht“, der die vier möglichen Verfahren der Querung analysiert, der Öffentlichkeit vorgestellt. Ein Absenktunnel ist die bevorzugte Variante. Ein Bohrtunnel, nach dem

Konzept des Eurotunnels, ist mit höheren baulichen Risiken verbunden, da drei Tunnelröhren durch geologisch schwierige Bodenverhältnisse gebohrt werden müssten. Bei den zunächst favorisierten Brückenlösungen (Schrägkabelbrücke und klassische Hängebrücke) sprechen Wind- und Wetterverhältnisse gegen einen ständigen ungestörten Betrieb. Alle vier Alternativen basieren auf den gleichen sicherheitstechnischen und funktionalen Anforderungen für

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eine vierspurige Autobahn sowie einer zweigleisigen Eisenbahnverbindung. Ein Absenktunnel, mit an Land vorgefertigten Elementen, ist auch von der Investitionssumme her gegenüber einem Bohrtunnel (Gesamtkosten würden 6,8 Milliarden Euro betragen) – neben den erwähnten technischen Schwierigkeiten – um 25 Prozent weniger Kosten zu realisieren. Wenn die endgültigen Entscheidungen auf der Basis der jetzt vorgelegten Empfehlungen durch

Epoch Times-Leser verstehen mehr.

Dänemark und Deutschland (u.a. in Deutschland durch den Planfeststellungsbeschluss der zuständigen Behörde in Schleswig-Holstein) vorliegen, kann mit dem Bau 2014 begonnen werden. Die Eröffnung des Jahrhundertvorhabens ist für das Jahr 2020 geplant. In acht Jahren ist dann Europa erneut besser zusammengewachsen. Mit freundlicher Genehmigung von Günter Spahn, Herausgeber und Chefredakteur von WirtschaftsReport“.

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Günter Spahn

zeitaufwendige Umsteigen auf Fähren. Auch die Schweiz hat als Alpenland und Bindeglied der Verkehrs- und Gütertransportströme, u.a. zwischen Deutschland nach Italien, die Wichtigkeit des derzeit entstehenden spektakulären Gotthard-Basistunnels erkannt. Das 57 Kilometer lange Projekt wird nach der Inbetriebnahme nicht nur die Verkehrszeiten reduzieren; der Tunnel wird auch einen ganz wichtigen Beitrag leisten, Güter umweltfreundlich auf der Schiene in und durch das Land zu transportieren. Wenn der Gotthard-Basistunnel und seine Verlängerung durch den Tunnel am Ceneri, der die Schweiz mit Italien verbindet, eröffnet wird, dann ist ein weiterer Baustein der europäischen Verkehrsnetze erfolgreich Wirklichkeit geworden.

F oto s : F e m e r n A / S

Trotz der vielen temporären negativen Schlagzeilen zur Zukunft der EU: Europa wächst weiter zusammen.

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Wirtschaft

The Epoch Times Deutschland / 8. - 14. Februar 2012 / Nr. 302

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Alain Renaudin

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n einer Zeit, in der große Sorge um die Wirtschaft herrscht, ist die Versuchung groß, Schutzzollgrenzen aufzubauen. Genauso groß ist die Versuchung, die Schuld für alle Probleme der Globalisierung zu geben. Man möchte fast glauben, dass eine kleinere Welt die bessere Welt sei. Die Welt des eigenen Landes. So ist momentan die Stimmung im krisengeschüttelten Europa und insbesondere in Frankreich. Der Trend, die nationale Produktion auf Kosten anderer voranzutreiben, ist bei den Franzosen anscheinend stärker als in anderen Ländern, weil in Frankreich das Wirtschaftswachstum schwach ist. Das Land steht kurz vor der Rezession mit der höchsten Arbeitslosenquote seit zwölf Jahren – nahe zehn Prozent. Der Hauptgrund ist, dass die Antiglobalisierungsstimmung derart stark ist. Politische Führer, Medien, Gewerkschaftsführer und ein Großteil der Öffentlichkeit, waren lange davon überzeugt, dass die Globalisierung wegen des Outsourcings die Beschäftigungszahlen in Frankreich drückt. Also ist in der politischen Debatte im diesjährigen Präsidentschaftswahlkampf ein wichtiger Streitpunkt, wie in Frankreich Arbeitsplätze geschaffen werden können. Der amtierende Nicolas Sarkozy und François Bayrou ermutigen demzufolge die Konsumenten, Waren aus Frankreich zu kaufen.

Die Realität der Verbraucher Viele mögen denken, „Made im eigenen Land“ sei das magische Heilmittel, aber das ist eine Illusion. Solche Kennzeichnungen sind zwar aus gesellschaftlichen Gründen attraktiv – zur Erhaltung von Arbeitsplätzen. Aus Gründen der Umwelt wegen der CO2-Bilanz

der Logistik. Aber diese Kriterien reichen nicht aus. Bei den Einkäufen der Konsumenten spielen andere Betrachtungsweisen eine Rolle. Insbesondere bei Qualität und Preis. Und die Einkaufskörbe können sich sehr stark unterscheiden, abhängig von der Art der Waren, der Breite des Angebots, der Wichtigkeit des Kaufs, dem Stellenwert und der Attraktivität der Marke, Gewohnheiten und natürlich der Kaufkraft. In Wirklichkeit verurteilen wir Outsourcing, aber häufen Spielzeug aus China unter dem Weihnachtsbaum auf. Vor einigen Jahren zeigten die Konsumenten in Meinungsumfragen die Bereitschaft, mehr Geld für Produkte auszugeben, die die Umwelt weniger belasten. Aber diese Einstellung hat sich nicht auf den Einkauf im Supermarkt übertragen. Genauso wenig bei konkurrierenden, vergleichbaren Märkten. Nicht, solange der Nutzen für die Umwelt nicht sichtbar, konkret und bezahlbar wird. In globalen Märkten muss das Gütesiegel „Made in France“ auf den Produkten zusätzlichen Nutzen im Verhältnis zwischen Qualität und Preis bringen. Das Argument „Made in France“ scheint politisch korrekt zu sein, aber die letztendliche Entscheidung liegt bei den Unternehmen. Zweifellos wird ein Unternehmen in Frankreich produzieren, wenn es auf wirtschaftlicher Ebene Sinn macht, wenn es einen signifikanten Vorteil in den Kaufkriterien der Kunden darstellt und wenn es ein positives Image fördert. Über diese Fragen hinaus gibt es weitere Zwickmühlen. Sollte ein französischer Konsument einen Toyota, der im Norden Frankreichs produziert wurde, oder einen Renault, der in Osteuropa gefertigt wurde, bevorzugen? Ist ein Produkt wirklich „Made in France“, wenn es mit Bauteilen aus dem Ausland produziert

wurde und ab wie viel Prozent ändert sich die Herkunft? Die Herkunft von Früchten und Gemüse auszumachen mag einfach sein, aber bei Hightech-Produkten ist das viel schwieriger. Oder was ist mit einem Produkt, das in einem französischen Labor entworfen, aber woanders hergestellt wurde? Wie ist es politisch zu erklären, dass die Regierung Air France darum bittet, Airbus anstelle von Boeing zu kaufen, aber in den Vereinigten Staaten freien Wettbewerb verlangt, damit die amerikanischen Air-Lines nicht Boeing bevorzugen? Der A380 Airbus wird in 30 Ländern produziert. Streng genommen sollte Frankreich demnach nur das Cockpit und zwei andere Teile, die auf französischen Boden produziert werden, kaufen. Und was ist mit den zwei Millionen französischen Angestellten, die für ausländische Firmen arbeiten? Sind die noch französisch? Wie können solche Richtlinien französische Unternehmen dazu ermutigen, zu exportieren und global agierende Unternehmen zu werden, wenn die Konsumenten darauf getrimmt werden, Produkte aus dem eigenen Land zu kaufen? Außerdem bestimmt nicht die Nationalität eines Unternehmens deren ethisches Verhalten. Das sind vielmehr deren Manager und Angestellten. Französische Spitzenqualität Das Argument „Made in France“ ist laut einer Umfrage unter Konsumenten zu einem positiven Kaufkriterium geworden, mehr noch als vor acht Jahren. Marken wie SEB, ein Marktführer bei Kleingeräten, zögern nicht, ein „Made in France“-Siegel auf die Verpackungen zu kleben und bezeichnen das als einen zusätzlichen Kaufanreiz, wenn der Preis wettbewerbsfähig bleibt. Einige

Das Gütesiegel „Made in France“ auf diesen Produkten bestätigt Qualität.

Lieferanten, wie die Systèm UGruppe, erklären in ihrer Werbung, dass mehr als 80 Prozent ihrer Nahrungsmittelproduktion von lokalen Produzenten stammen. Gleichzeitig erklären sie, dass ihre Produkte ein „soziales Fabrikat“ seien, das die Beschäftigungszahlen in Frankreich schützt. Das ist nicht weit davon entfernt zu behaupten, ein patriotisches Produkt zu sein. Währenddessen ist es amüsant zu beobachten, dass die erfolgreichste Marke, die für sich beansprucht, französisch zu produzieren, McDonald’s ist. In jener Zeit, als die Vogelgrippe grassierte, erklärte die Fast-FoodKette, dass die Qualität und die Sicherheit der Zutaten aufgrund der 100-prozentigen französischen Herkunft gewährleistet sei. Am Ende ist es die Qualität, die zählt und die einzelnen Länder versuchen, ihren Namen mit

einem gewissen Qualitätsstandard zu verbinden. Nehmen Sie zum Beispiel die deutsche Automobilindustrie. Volkswagenwerbung schließt mit dem Satz „Das Auto“ und suggeriert damit den größten Beweis für Qualität. In der letzten Werbekampagne von Opel wird die deutsche Qualität erklärt. Renaults Antwort war eine Parodie auf die Opelwerbung, in der mit starkem deutschem Akzent die französische Qualität erklärt wird. Um für Produkte aus Frankreich zu werben, wäre es vielleicht effektiver, das Etikett „Made in France“ durch „Made by France“ oder sogar „French touch“ zu ersetzen. Es könnte eine Produktion auf französischem Boden sein oder eine Produktion französischer Unternehmen, die aus aller Welt ihre Ressourcen beziehen und weltweit tätig sind. Ein

solches Etikett könnte Werte, hohe Qualität, Fachkenntnis und Innovation vermitteln. Mehr als ein geografisches Kriterium. Den Nationalismus beim Kauf von Konsumgütern zu fördern, ist nutzlos. Anstatt von einer kleineren Welt zu träumen, sollten französische Unternehmen sich mit ihren Produkten auf ihre Qualität und ihr Know-how besinnen, um von der Eroberung der realen Welt zu träumen und Grenzen zu überschreiten: Das ist immer noch besser, als sich selbst durch das Verschließen von Türen zu beschützen! Alain Renaudin ist Gründungspräsident von NewCorp Conseil und Spezialist für Meinungsumfragen und Unternehmenskommunikation. Mit Genehmigung von YaleGlobal Online. Copyright © 2012, Yale Center for the Study of Globalization, Yale University.

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Frankreichs Umgang mit der Globalisierungskrise

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The Epoch Times Deutschland / 8. - 14. Februar 2012 / Nr. 302

Soziale Unzufriedenheit Thema in Davos Ben Zala

F OTO : S E A N G A L L U P/ G E T T Y I M A G E S

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or Kurzem wurde das Weltwirtschaftsforum zur Zielscheibe der globalen Bewegung für wirtschaftliche Gerechtigkeit. Ende des letzten Jahrhunderts, bevor irgendjemand öffentliche Plätze aus Protest gegen die wachsende Ungleichheit zwischen den Spitzenschichten der restlichen Gesellschaft „besetzte“, nahm eine große globalen Koalition aus Umwelt-, Entwicklungsund Friedensaktivisten die öffentlichen Sitzungen von wichtigen Organisationen wie der WHO, des IWF und der G8 ins Visier. Im September 2000 beendeten Aktivisten die Eröffnung des AsienPazifik-Gipfels des Weltwirtschaftsforums in Melbourne, Australien. Sie protestierten damit gegen eine nicht repräsentative und unverantwortlich eingestellte Elite, die sich trifft, um die Wirtschaftsplanung für das Jahr in einer Region festzulegen, in der die Einkommen sehr ungleichmäßig verteilt sind. Zwölf Jahre später vollzog das Weltwirtschaftsforum eine verblüffende Kehrtwende und veröffentlichte einen neuen Bericht. Darin wurde nach einer „Veränderung in der Mentalität“ verlangt, um eine sich abzeichnende Krise in den Griff zu bekommen, die von Aufruhr, Protesten und politischer Gewalt geprägt ist und durch Ungleichheit und Ausgrenzung überall in der Welt gefördert wird. Die siebte Ausgabe des globalen Risikoberichts der Organisation hebt die zunehmende Bedeutung der Ausgrenzung als ein Sicherheitsproblem im Laufe der kommenden Jahrzehnte hervor. Denn der „Samen der Endzeit“ werde sowohl die soziale als auch die politische Stabilität in der ganzen Welt bedrohen. „Da die Welt immer kom-

Die Unzufriedenheit mit der Globalisierung und dem System zieht sich durch alle Bevölkerungsschichten.

plizierter und ineinander verflochten wird, lassen sich die Systeme, die unseren Wohlstand unterstützen und unsere Sicherheit fördern, immer weniger kontrollieren“, wird in dem Bericht erklärt. Diese Schlussfolgerung ist der vielleicht radikalste Aufruf zu den Waffen, den man normalerweise von einem wichtigen Akteur des globalen politischen „Establishments“ erwarten würde. Nach Jahrzehnten zunehmender Armut, riesiger Schulden und Kämpfen gegen ein ungerechtes globales Handelssystem machen diejenigen, die ihr Dasein am Rande der globalen Gemeinschaft fristen, einen Aufstand. Doch unsere vorhandenen Rahmenbedingungen und Möglichkeiten, auf diese Art von globaler Unsicherheit eine Antwort zu finden, unterstützten sie dabei nur wenig. Um es einfach auszudrücken,

Washington, Brüssel und sogar Peking und Neu Delhi waren überrascht. Die Zeit für ein etwas radikaleres Denken ist jetzt gekommen. Dass solche Alarmrufe jetzt von den Schaltzentralen neoliberaler Volkswirtschaften ausgehen, ist ein Zeichen dafür, dass wir vielleicht an einem Wendepunkt stehen.

Es gibt keine einfache Antwort auf die Frage, wie sich diese Trends umkehren lassen. Aufstand der Massen Mehrere wichtige Funktionsträger im Verteidigungs- und Sicherheitsbereich verweisen jetzt ausdrücklich auf einen Zusammenhang zwischen Ausgrenzung und Unsicherheit. Wie zum Beispiel die

globalen Trends des amerikanischen Inlandsgeheimdienstes: Der 2025-Bericht sagt voraus, dass in den kommenden Jahren „die zunehmende Verflechtung den Menschen ermöglichen wird, sich über nationale Grenzen hinweg zusammenzufinden, um eine Koalition der Wütenden und Benachteiligten zu bilden ...“ Doch bis jetzt haben die Wächter der globalen Wirtschaftsordnung noch nicht darüber nachgedacht, welche langfristigen und ernsthaften Folgen es für den Frieden und die Sicherheit haben würde, wenn die Ungleichheit weltweit weiter bestehen würde. Diese neue Analyse der Gefahren sowie der „Samen der Endzeit“ im Weltwirtschaftsforums-Bericht könnte ein Zeichen sein, dass Davos schließlich die Realität ins Auge fasst. Das Weltwirtschaftsforum

beschreibt Dystopia als „einen Ort, an dem das Leben voller Härte und ohne Hoffnung ist“. Die Wahrheit ist, dass diese Beschreibung nach Jahren des ungleichen Wachstums und einer zunehmenden Kluft zwischen Eliten und Nichteliten sowohl zwischen als auch innerhalb von Ländern für die Mehrheit der Weltbevölkerung zu einer Wirklichkeit wurde. Der neoliberale Wirtschaftskonsens, der die Diskussionen des Weltwirtschaftsforums so lange beherrschte, bekommt schließlich die langfristigen Folgen eines globalen freien Marktes zu spüren, auf dem Preisschwankungen außer Kontrolle geraten (seien sie sozial, auf die Umwelt bezogen oder jetzt sogar strategisch). Christian Parenti vom Institut The Nation sagt: „Zwischen dem Wendekreis des Steinbocks und dem Wendekreis des Krebses liegt das, was ich den Wendekreis wirtschaftlich und politisch heruntergekommener postkolonialer Staaten nenne, die in den mittleren Breiten liegen. Dort schlägt der Klimawandel hart zu. Deshalb finden wir dort die meisten erfolglosen und halb erfolglosen Staaten der Entwicklungsländer.“ Doch die Gefahren sind nicht nur auf die Entwicklungsländer beschränkt. Der Weltwirtschaftsforums-Bericht warnt, dass diese Zukunft wie in Dystopia auch „entwickelte Volkswirtschaften betreffen könnte, wo Bürger den Verlust von sozialen Besitzständen beklagen und aufkommende Volkswirtschaften, die daran scheitern, ihrer jungen Bevölkerung Zukunftschancen zu bieten oder zunehmende Ungleichheiten in den Griff zu bekommen; oder am wenigsten entwickelte Volkswirtschaften, in denen es immer weniger Wohlstand und soziale Errungenschaften gibt“. Der Bericht ist Teil eines

wachsenden Bewusstseins für den Zusammenhang zwischen Ereignissen und Unruheherden wie dem arabischen Frühling, den Occupy-Bewegungen weltweit und der zivilen Unruhe in Ländern wie Thailand, Chile, Israel und Indien. Die Verbindung besteht laut Bericht in einer allgemeinen und „wachsenden Frustration bei den Bürgern des politischen und wirtschaftlichen Establishments; die öffentliche Mobilisierung wird durch die größere technologische Vernetzung ermöglicht“. Diese Frustration und die daraus resultierende Mobilisierung schaffen zusammen eine viel größere globale Tendenz. Kurzfristige Lösungen reichen nicht mehr aus, nur die Probleme einer ausgegrenzten Mehrheit zu lösen. Über Davos hinaus Es ist eine Sache, mehrere verkettete globale Tendenzen zu untersuchen, die sich zu einem gefährlichen – oder endzeitlich-globalen Bild zusammenfügen. Es ist etwas ganz anderes den Mut zu haben, die Fundamente der globalen Ordnung wirklich nochmals zu überdenken, die diese Tendenzen erst erzeugt haben. Leider gibt es keine leichten Antworten auf die Frage, wie sich diese Tendenzen umkehren lassen, besonders in der Zeit einer echten Weltwirtschaftskrise, in der die Versuchungen, kurzfristige, wählerfreundliche schnelle Lösungen zu finden, so verführerisch sind. Wenn die dominierende Antwort im WeltwirtschaftsforumsBericht der Formel des letzten Jahrzehnts „Krieg gegen den Terror“ folgt und Unsicherheit durch den Gebrauch der hochtechnologischen militärischen Macht zu kontrollieren versucht, dann sollten wir uns am besten an das Leben in einer Welt wie in Dystopia gewöhnen.

Neun Kommentare über die Kommunistische Partei Chinas

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Das Buch „Die Neun Kommentare“ trägt zur Auflösung der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) bei und verändert China. Die preisgekrönte Epoch Times-Serie beschreibt die wahre Geschichte und das Wesen der KPCh. Sie erscheint hier als Fortsetzungsbericht.

Kommentar Drei Fortsetzung Keiner der als „rechtsgerichtet“ Verurteilten hatte vorgeschlagen, die KPCh zu stürzen. Alles, was sie anboten, waren lediglich konstruktive Kritik und Vorschläge. Jedoch genau wegen dieser Vorschläge verloren Zehntausende von Menschen ihre Freiheit und Hunderttausende von Familien litten darunter. Was folgte, waren zusätzliche Bewegungen wie etwa „Das Herz der KPCh hingeben“, „Ausreißen der Weißen Fahne“,9 „Neue-Drei-AntiKampagne“,10 „Deportation auf das Land“11 und „Auffangen der Rechtsgerichteten“, die in der ersten Runde davongekommen waren. Wer auch immer Meinungsverschiedenheiten mit dem Leiter, besonders mit dem Parteisekretär einer Arbeitseinheit, hatte, wurde

als Gegner der KPCh eingestuft. Diese wurden von der KPCh oftmals konstanter Kritik unterworfen oder zur Zwangs-Umerziehung in Arbeitslager geschickt. Manchmal wurden ganze Familien von der Partei in ländliche Gebiete umgesiedelt oder deren Kinder am Besuch von Hochschulen oder an der Aufnahme in die Armee gehindert. Sie konnten sich in den Städten nicht um eine Stelle bewerben. Die Familien verloren damit die Sicherheit ihres Arbeitsplatzes und die Vorteile des öffentlichen Gesundheitswesens. Sie wurden im Rang auf die Ebene von Bauern heruntergestuft und somit sogar noch zu Ausgestoßenen innerhalb der Gesellschaft zweiter Klasse. Aufgrund dieser Verfolgung Intellektueller entwickelte sich ein Teil der Gelehrten zu Wendehälsen. Sie folgten eng der „Roten Sonne“, wurden „vom Gericht ernannte Intellektuelle“ der KPCh und taten oder sagten, was immer die KPCh von ihnen verlangte. Andere distanzierten sich

BRIEFE AN DIE REDAKTION

von allen politischen Angelegenheiten. Die Intellektuellen Chinas – die immer ein Verantwortungsbewusstsein gegenüber der Nation getragen hatten – waren seitdem zum Schweigen gebracht. 3.5. Der Große Sprung nach vorn – Erfinden von Unwahrheiten zur Prüfung der Loyalität des Volkes Nach der Anti-Rechts-Kampagne begann man in China die Wahrheit zu fürchten. Jeder machte mit, sich Unwahrheiten anzuhören, Unwahrheiten zu erzählen, falsche Geschichten zu erfinden und die Wirklichkeit durch Lügen und Gerüchte zu verhüllen. Der Große Sprung nach vorn war eine landesweite kollektive Unterweisung im Erdichten von Lügen. Die gesamte Bevölkerung wurde unter Anleitung des bösartigen Gespenstes der KPCh zu vielen grotesken Aktionen veranlasst. Sowohl Lügner als auch Belogene haben sich selbst und andere betrogen. Mit dieser aufgezwungenen Kampagne von

Lügen und grotesken Aktionen implantierte die KPC ihre gewalttätige und üble Energie in die geistige Welt des chinesischen Volkes. Zu jener Zeit lobpreisten die Menschen den Großen Sprung nach vorn mit folgendem Lied: „Ich bin der große Jadekaiser, ich bin der Drachenkönig, ich kann Berge und Flüsse versetzen; hier komme ich.“ Jahr für Jahr wurden groteske Ziele angestrebt wie „Erreichen einer Kornproduktion von 65.000 kg pro Mu“, „Verdoppelung der Stahlproduktion“ und „Überholen von Großbritannien in 10 Jahren sowie der USA in 15 Jahren“. Diese Politik führte in eine große, landesweite Hungersnot, die Millionen Menschen das Leben kostete. 9 Am Nachmittag des 8. Mai 1958 sprach Mao Tse-tung in der zweiten Sitzung des achten Parteitages zum ersten Mal die Frage „Aufstellen der Roten Fahne [Cha Hongqi] – Ausreißen der Weißen Fahne [Ba Baiqi]“ an. Er sagte: „Wir sollen von Lenin lernen und den Mut haben, Rote Fahnen aufzustellen, je röter, desto besser. Wir sollen den Mut haben, immer nach Neuem zu streben. Es gibt zwei Arten, nach

Neuem zu streben: Die eine ist, die Rote Fahne aufzustellen, das soll sein; die andere ist, die Weiße Fahne aufzustellen, das soll nicht sein … Rote Fahnen, egal ob senkrecht oder horizontal, sollen aufgestellt werden. Wenn wir keine rote Fahne aufstellen, dann werden die Kapitalisten Weiße Fahnen aufstellen. Lieber stellen wir, das Proletariat, die Rote Fahne auf, als dass die Kapitalisten ihre Fahne aufstellen. Die Fahne, die die Kapitalisten aufgestellt haben, sollen wir ausreißen. Wir sollen wagen, aufzustellen und auszureißen.“ Zufolge dieser Rede von Mao wurde eine landesweite Kampagne „Aufstellen der Roten Fahne“ – Ausreißen der Weißen Fahne“ in großem Umfang durchgeführt 10 Die „Neue-Drei-Anti-Kampagne“ war ein Kampf gegen Korruption, Verschwendung und Bürokratie im Jahr 1960.

11 Die „Deportation auf das Land“ bezeichnet die „Direktive über die Deportation der Kader auf das Land zum weiteren Stählen durch Arbeit“, die das Zentralkomitee der KPCh am 28. Februar 1958 herausgab: „Zurzeit haben viele junge Kader, besonders die, die nach der Befreiung zur Arbeit gekommen sind, keine oder fast keine Kriege, Vorkämpfe oder ‚Stählen durch Arbeit‘ erlebt …“ Um Intellektuelle mit „hohem Klassenbewusstsein, großer Arbeitsfähigkeit, starkem Durchhaltevermögen in Krisen und enger Beziehung zu den Massen zu erzeugen, sollte eine zahlreiche Kader in die Fabriken oder auf das Land geschickt werden, um sich dort an der körperlichen Arbeit zu beteiligen. Die meisten wurden in die Basiseinheiten auf dem Land geschickt, um dort die Arbeit der Bauern zu verrichten. Bis Februar 1958 belief sich die Anzahl der deportierten Kader schon auf drei Millionen.

Bitte senden Sie die Briefe an leserbriefe@epochtimes.de Epoch Times Europe GmbH, Kurfürstenstraße 79, 10787 Berlin Tel.: +49 (0) 30 / 263 95 312 / 13, Fax: +49 (0) 30 / 319 99 684

110.590.591 MENSCHEN haben mit dem Stichtag 5. Februar 2012 ihre Austrittserklärung auf der Webseite http://quitccp.org veröffentlicht.

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m 18. November 2004 veröffentlichte „The Epoch Times“ erstmals die Neun Kommentare über die Kommunistische Partei Chinas (KPCh). Darin werden die Geschichte und das Wesen der KPCh dokumentiert und analysiert. Seitdem erklären täglich rund 56.000 Chinesen ihren Austritt aus der KPCh, dem Kommunistischen Jugendverband und den Jungen Pionieren. Die per Telefon, Fax oder EMail erklärten Austritte werden von drei „Tuidang“ (Austritts-) Centern gesammelt und im Internet auf http://quitccp.org veröffentlicht.


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The Epoch Times Deutschland / 8. - 14. Februar 2012 / Nr. 302

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Roma − Volk ohne Land Es scheint einen Bürgerkrieg im Verborgenen zu geben. Sinti und Roma in Osteuropa werden von Rechtsextremisten oder sogar von Staats wegen verfolgt und ausgegrenzt. Der Rassismus scheint sogar gesellschaftsfähig zu sein.

Thilo Gehrke

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n der kommunistischen Ära offiziell assimiliert, verloren viele Roma in Osteuropa nicht erst seit der Finanzkrise ihre wirtschaftliche Grundlage, deren traditionellen Berufe wie Kesselflicker oder Bärenführer sind im modernen Europa nicht gefragt. Ihre große Mehrheit lebt in tiefster Armut und hat ein immenses, historisch aufgehäuftes Modernisierungsdefizit. Nicht wenige werden in die Kriminalität gedrängt oder machen sich in das wirtschaftlich verheißungsvollere Westeuropa auf. Dorthin, wo die Gassen immer enger werden und die Hautfarbe der Menschen immer dunkler, verirrt sich selten ein Tourist. Nicht weit entfernt vom neuen futuristischen Shoppingcenter am Busbahnhof von Varna, einer bulgarischen Großstadt am schwarzen Meer, liegt ein Stadtteil der in keinem Stadtplan verzeichnet ist. In engen Verschlägen ohne sanitäre Anlagen hausen Roma-Familien am Berghang inmitten schwelender Müllberge. Vor einer Baracke hat die mobile Ambulanz heute Sprechstunde um eine Gesundheitsversorgung für die Ärmsten der Stadt zu ermöglichen. Neben einer langen Warteschlange aus elenden Gestalten wird ein Schaf ausgeweidet. Ein Mann mit verlebtem Gesicht greift meinen Arm und will mein Geld sehen. Schnapsgeruch entströmt seinem zahnlosen Mund. Schnellen Schrittes, meine Wertsachen fest im Griff, entferne ich mich.

Roma-Kinder haben verminderte Chancen im Leben: Die meisten erhalten keine gute Ausbildung und sind später auf Hilfsjobs angewiesen.

gegen Minderheiten ist somit indirekt legitimiert. Es ist ein Krieg gegen die Roma. Es gibt Aufmärsche gegen sie, selbsternannte Ordnungshüter schikanieren und bedrohen sie; um die Viertel, in denen sie wohnen, werden Mauern errichtet; ihre Häuser werden angezündet; sie werden von ihren Wohnorten vertrieben, manchmal brutal ermordet. Selbst in Frankreich werden illegal im Land lebende Roma von der Regierung Sarkozy als Gefahr für die innere Sicherheit und zum Feindbild stilisiert. Im Sommer vergangen Jahres räumte die Polizei rigoros die RomaLager, Präsident Nicolas Sarkozy Roma − am Rande polemisierte gegen sie, Massenabder Gesellschaft Die extrem prekären Lebensbe- schiebungen fanden statt. dingungen − Analphabetismus, fehlende Gesundheitsvorsorge, Tschechische Republik: Arbeitslosigkeit, Abhängigkeit Rechtsradikale marschieren von geringfügigen staatlichen jedes Wochenende gegen Hilfen − oder ein Abgleiten in Roma Prostitution und Kleinkriminali- Auch das Leben im tschechischen tät sind in vielen Roma-Gruppen Varnsdorf (Warnsdorf), dem einst seit mehreren Generationen das deutschen Zentrum des Schluckenauer Zipfels, ist nicht leicht. Die gültige Existenzmodell. Sie stehen am untersten Rand Textilbetriebe von einst sind lange der Gesellschaft, sie haben keine schon zugesperrt. Die ArbeitsloLobby und sind politisch schlecht sigkeit liegt bei über 20 Prozent. organisiert. Der Rassismus gegen Von Perspektive keine Spur. Wer sie ist ein gesellschaftlicher Kon- weg kann, geht weg. Andere komsens, der von einem Großteil der men dagegen zuhauf: die „sozial herrschenden Eliten länderüber- Unangepassten“, wie es neutschegreifend legitimiert wird. Manche chisch heißt. Ein Sprachgebrauch, Beobachter sprechen bereits von der seit Kurzem das politisch koreinem Scheitern der Zivilgesell- rekte „Roma“ ersetzt hat, das die schaft in Osteuropa. Tatsächlich „normalen Leute“ ohnehin nie bescheinen viele Länder der Region nutzt haben. Für sie waren und nur auf dem Papier wirklich gut sind die Roma schlichtweg „Ziin das moderne politische Euro- geuner“. Die zugezogenen Roma pa integriert zu sein. Im bulgari- lebten vormals in tschechischen schen Varna, erinnert auch hier Kleinstädten, meist im attraktiven auf den ersten Blick nichts an die Speckgürtel von Prag. Immobilisoziale Schieflage, die sich ange- enhaie kauften ihre Wohnungen sichts der wirtschaftlichen Krise, auf. Den Roma erlassen sie die an der auch Rumäniens Nach- angehäuften Mietschulden und barland Bulgarien trotz des boo- verfrachten sie in die nordböhmimenden Tourismus am nahen sche Provinz. Gold- und Sonnenstrand leidet Die hier herrschende Arbeitsabzeichnet. losigkeit und die Wuchermieten In Westeuropa häufig unbe- zwingen die Roma oft direkt in achtet, ist der Diskurs osteuropä- die Kriminalität, um an Geld zu ischer Eliten geprägt von Rassis- kommen. Die staatliche Untermus und Nationalismus, Gewalt stützung, von der sie in der Regel

Dorthin, wo die Gassen immer enger werden und die Hautfarbe der Menschen immer dunkler, verirrt sich selten ein Tourist.

leben, weil es heutzutage anders als zu sozialistischen Zeiten keine Nachfrage mehr nach ungelernten Roma-Hilfsarbeitern gibt, reicht vorn und hinten nicht. Zumal die staatliche Unterstützung in Krisenzeiten von Prag aus gekürzt wird. „Die Roma geraten in einen sozialen Teufelskreis, aus dem es kein Entrinnen gibt“, sagt der Soziologe Ivan Gabal, der sich seit Jahren diesem Thema widmet. Mit dem organisierten Zuzug der Roma ist in den letzten Monaten folglich die Kriminalität gewachsen. Statistiken vergleichen sie mit der von tschechischen Großstädten. Die „weißen“ Tschechen trauen sich nicht mehr, ihre Kinder unbeaufsichtigt aus dem Haus zu lassen. Als zwanzig Roma, mit Macheten bewaffnet, sechs „weiße“ Tschechen in einer Disco angriffen und in die Flucht schlugen, war das Maß voll. Seither wird demonstriert. „Wir lassen uns nicht zum Müllplatz der Republik machen“, lautet der allgemeine Tenor im Schluckenauer Zipfel. An jedem Wochenende droht der Protest neuerlich zu eskalieren. Demonstrationen mit markigen Reden von extra aus Prag und anderswo angereisten Rechtsradikalen enden seither mit Märschen zu den Behausungen der Roma. „Tschechien den Tschechen, Zigeuner ins Gas!“ brüllen die Kahlköpfe. Ungarn: Milizen jagen Roma Sie drohen, prügeln, verbreiten Hasstiraden: Rechtsradikale Milizen jagen Roma in einem ungarischen Dorf Angst und Schrecken ein. Der Ort Gyöngyöspata ist im April 2010 nicht nur in Ungarn Symbol für eine gescheiterte Minderheiten-Politik geworden. Die rechtsradikale Partei Jobbik hatte bei den letzten Wahlen in Ungarn 17 Prozent erreicht und zog ins Parlament ein. Sie hetzt offen gegen

„kriminelle Zigeuner“ und propagiert einen Antikapitalismus, der von altbekannten Feindbildern getragen wird. Doch das Geflecht der Ursachen für die ausufernde Gewalt gegen Roma in Osteuropa ist komplexer. Gemein ist den eigentlich sehr unterschiedlichen Roma-Gemeinschaften vor allem eines: Ihre große Mehrheit lebt in tiefster Armut und hat ein immenses, historisch aufgehäuftes Modernisierungsdefizit. Unter den kommunistischen Diktaturen wurde dieses Defizit durch den formalen Schul- und Arbeitszwang kaschiert, aber nicht beseitigt. Zudem werden typische Roma-Berufe wie Kupferschmied, Bärenführer oder Kesselflicker in der heutigen modernen Industriegesellschaft nicht mehr benötigt. Nach 1989 überließen die postkommunistischen Regierungen die Roma-Gruppen sich selbst. EU-Millionen zur Roma-Hilfe versickern oft für Studien, Konferenzen oder den Roma-Organisationen Es gibt in keinem einzigen osteuropäischen Land und auch auf EU-Ebene keine umfassende Strategie, um den betroffenen Roma aus dieser Situation herauszuhelfen. Zwar stellen einzelne Länder und die EU immer wieder Millionenbeträge als Roma-Hilfe zur Verfügung, doch das Geld versickert häufig in Behörden, für Studien oder Konferenzen und bei Roma-Organisationen selbst. Letzteres konstatiert beispielsweise der rumänische Soziologe Nicolae Gheorghe, lange Jahre Roma-Beauftragter der OSZE: Die winzigen Roma-Eliten in Osteuropa hätten es nicht geschafft, der Mehrheit der Roma auch nur punktuell aus ihrem Elend zu helfen. Stattdessen gebe es inzwischen überall in Osteuropa eine kleine, verbürokratisierte Roma-Elite, die Fördergelder konsumiere. Märchenhaft reiche osteuropäische Roma-Könige, die so ihre

Macht ausbauen und wenig Interesse an der Eigenständigkeit ihrer „Untertanen“ haben. Die Perspektivlosigkeit der Roma in Osteuropa hat dazu geführt, dass viele von ihnen in den Westen wandern, vor allem aus Rumänien und Bulgarien. Nach Italien, Spanien, Frankreich und England sind neuerdings wieder deutsche Großstädte Ziele der Roma. Eine Bleibe in einer deutschen Asylbewerberunterkunft mit einer garantierten gesundheitlichen Mindestversorgung ist im mit Roma-Verfolgung historisch vorbelasteten Deutschland immer noch lukrativer als die ungewisse Zukunft in der Heimat. In westeuropäischen Ländern arbeiten sie für ein paar Euro pro Stunde in Putzdiensten, auf dem Bau, als Buntmetallsammler oder betteln, nicht wenige stehlen. Je nach Gesetzeslage erhalten sie Sozialhilfe oder Kindergeld. Für viele ist das mehr, als sie in ihren Heimatländern jemals erwarten können. Doch natürlich ist Westeuropa damit überfordert, die jahrzehntealten sozialen Probleme ganzer osteuropäischer Bevölkerungsschichten zu lösen. Es bedürfte einer kohärenten gesamteuropäischen Strategie, um den Roma vor Ort aus ihrer Perspektivlosigkeit zu helfen. Dabei sollte sich niemand Illusionen über schnelle Erfolge machen. Gefragt ist über Jahre hinweg sehr schrittweise, aufwendige Sozialarbeit. Und natürlich der Wille aller Beteiligten eine Lösung zu finden.

i Thilo Gehrke, 41, ist Journalist, Fotograf und freier Autor in Hamburg. Er hat die deutsche Wiedervereinigung unter sozialen, wirtschaftlichen und sicherheitspolitischen Aspekten medial begleitet und ist Mitglied im wissenschaftlichen Forum für internationale Sicherheit an der Führungsakademie der Bundeswehr.


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feuilleton

The Epoch Times Deutschland / 8. - 14. Februar 2012 / Nr. 302

Das eine geht nicht ohne das andere Andrea Lorini

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s ist gut zu wissen, wie man Geld verdient, aber noch „ besser zu wissen, wie man es ausgibt“, sagte Giovanni Rucellai (geboren 1475). Als Kaufmann, der in Florenz zum Kunstmäzen wurde, machten er und einige erfolgreiche Familien sich in der Stadtgeschichte einen Namen – nicht wegen des enormen Reichtums, den er angehäuft hatte, sondern weil er sein Geld in Kunst und Kulturschätze investierte. In der Renaissance entwickelte sich, neben vielen anderen kulturellen Errungenschaften, die bis heute relevant sind, auch das moderne Bankensystem und das Geld begann das Zusammenleben mit allen Vor- und Nachteilen zu bestimmen. Dass das Geld aber auch in die Entwicklung der schönen Künste investiert wurde, war einer der positivsten und unübersehbaren Effekte. Gemalte Geldbesessenheit Auf Gemälden, besonders flämischer Meister, wurden jedoch auch die Machenschaften der Wucherer gezeigt. Die Zinswucherer, die Geld zu willkürlich gesetzten Zinssätzen verliehen, waren völlig neue Gestalten in der damaligen Gesellschaft. Auf Gemälden wurde ihre Geldbesessenheit in Form von verzerrten Gesichtern und einer unnatürlich gekrümmten Körperhaltung geschildert – eine unverkennbar hässliche Darstellung die moralisch abschrecken sollte. In van Reymerswaeles Werk werden Wucherer vor allem mit knochigen Händen und starken Schatten dargestellt. Die Art und Weise, wie sie ihr Geld beobachten, hat etwas Dämonisches und erinnert an den Spruch: „Das Geld ist des Teufels Exkrement.“ Eine halb abgebrannte Kerze begleitet sie als Symbol der Vergänglichkeit. Das Motiv wird auch in dem Bild „Der Bankier und seine Frau“ dargestellt. Der Geldwechsler und seine Frau wirken insgesamt weniger abstoßend als die Personen

auf dem Bild „Die Wucherer“, aber ihre Hände sind in merkwürdigen Haltungen abgebildet. Von der Silhouette her erinnern sie an Tierklauen. Auch hier wird denen, die mit Geld handeln, eine räuberische Natur unterstellt. Italiens Auffassung vom schmutzigen Geld Während die nördlichen Künstler ihrem protestantischen Denken entsprechend Wucher hauptsächlich moralisch verurteilten, wurde er von der katholischen Kirche schlicht untersagt. Der Hauptgrund hierfür lag in der Auslegung der Bibel: Arbeit wurde als ein Teil des göttlichen Planes angesehen, die man im Schweiße seines Angesichts verrichten musste. Wucher zu betreiben, indem man Gewinne machte, ohne selbst etwas herzugeben, zählte demnach nicht als Arbeit. So einfach war das. Anfänglich war in Italien die Einstellung gegenüber Geld stark mit der Vorstellung der Sünde verbunden, wie sie in Dantes „Göttlicher Komödie“ zu finden ist. Hier gibt es Ungeheuer, die Menschen verschlingen und Teufel, die einen Sack voll Geld benutzen, um die habgierigen Sünder auszupeitschen. Unter den beschriebenen Sündern befinden sich auch ein Papst, ein Kardinal und eine Nonne, die den Schaden symbolisieren, den die Kirche seit der Einführung des Geldes durch Korruption erlitten hat. Thomas von Aquin hingegen brachte den Gedanken auf, Sünden durch eine milde Gabe zu sühnen. Auch begann er, zwischen moralisch verwerflichen Wucherern und anständigen Bankiers zu unterscheiden. Durch seine Idee, unterhalb eines Prozentsatzes von rund fünf Prozent Kredite nicht als Wucher anzusehen, wurde das Kreditwesen gesellschaftsfähig. Viele Gaben für Gemeinwohl kamen von reichen Kaufleuten und Bankiers, wie zum Beispiel Francesco Datini, der mit 100.000 Gold-Florinen zwei Krankenhäuser bauen ließ. Eines wurde das „Hospital der Unschuldigen“ genannt. Der Fall Lelmo Balduccis, eines florentinischen Bankiers, war einzigartig. Ihm wurde unterstellt, ein Wucherer zu sein, doch gab er das von ihm angehäufte Geld für den Bau des St. Matthäus-Krankenhauses aus, das heute die Kunstakademie beherbergt. Er gründete

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auf den Stein warf. Diese Anekdote charakterisiert den Adeligen und den gewöhnlichen Mann als ebenbürtige gesellschaftliche Kräfte. Die Ästhetik von Florenz wurde in gewisser Hinsicht aber auch von einem „demokratischen“ Geist geformt. In der Strenge und Gleichmäßigkeit der Fassaden ging es um Schönheit und Geradlinigkeit und es gab nichts, was als pompös empfunden werden konnte. Läden definierten das Straßenbild, denn Florenz war eine Republik, die sich aus einer Stadtgemeinde entwickelte. Sogar die Medici, die durch ihren großen politischen Einfluss lange Zeit Herren der Stadt waren, wollten nie zu sehr herausragen. Sie drückten in ihren Bauwerken einen Geist von Einfachheit und Mäßigung aus. Und viele der Arbeiten, die durch sie bestellt wurden, bekam die Öffentlichkeit gar nicht zu sehen, weil es private Aufträge waren, die zum Beispiel für Schlafzimmer gedacht waren.

F oto : T he E p o c h T i mes

Selten gingen Geld und Kunst glücklicher Hand in Hand als in der Renaissance. Natürlich galt damals Ersteres als profan, wenn nicht gar schmutzig. Es sei denn, es finanzierte heilige Taten und Kunstwerke ...

Den Niederländer Marinus van Reymerswaele machten seine Darstellungen habgieriger Menschen in ganz Europa berühmt. Hier „Die Steuereinnehmer“, ca 1450. Er selbst wurde übrigens einmal für das Plündern einer Kirche bestraft.

dieses Krankenhaus vor allem zur Behandlung von Hauterkrankungen, da man seinerzeit glaubte, dass das Berühren von Geld zu Hauterkrankungen führt. Die Idee, dass Geld etwas Schmutziges ist, war damals sehr stark ausgeprägt; sie wurzelte im Moralischen. Die großen Mäzene von Florenz Zwischen dem 14. und 16. Jahrhundert stieg die Anzahl der von florentinischen Bankiers in Auftrag gegebenen Kunstwerke beträchtlich. Enorme Summen wurden in die Errichtung von Kirchen und Klöstern investiert, Paläste erbaut und mit Statuen und Gemälden geschmückt. „Beim Tod von Lorenzo dem Prächtigen im Jahre 1492 hatten die Medici das dreifache Erbe ihres Großvaters Cosimo allein für Gebäude, Gemälde und Skulpturen ausgegeben, die

sie ihren Mitbürgern spendeten“, schreibt der berühmte italienische Archäologe und Kunsthistoriker Salvatore Settis. Außer Schönheit aus Reue zu finanzieren oder ein „herrliches Kunstwerk“ in Auftrag zu geben, das die eigene Macht und Bedeutung verkündete, wirkten in Florenz aber noch andere Faktoren. Alle Bürger hatten eine sehr große Liebe zur Kunst und es war ihr Stolz, ihre Stadt zu verschönern. Schönheit war dementsprechend ein kollektiver Wunsch und nicht nur das Bedürfnis einiger reicher Leute. Die adeligen Paläste aus dieser Zeit veränderten das architektonische Profil der ganzen Stadt. Eine Anekdote von der Grundsteinlegung des Palazzo Strozzi berichtet zum Beispiel, wie glücklich der Bauherr Filippo Strozzi war, als ein Lebensmittelhändler eine Münze

Warten auf die göttliche Eingebung „Ich denke immer nach und plane. Und wenn mir Gott die Gelegenheit gibt, hoffe ich, in der Zukunft große Werke zu schaffen“, sagte Filippo Strozzi, als er 1466, nach langem Exil in seine Heimatstadt Neapel, zurückkehrte. Ein Ausdruck dessen, wie sehr er sich eine „göttliche Eingebung“ wünschte, ohne die damals keiner etwas erschaffen wollte. Schließlich wurde der Glaube als die wichtigste Inspirationsquelle für Meisterwerke angesehen, erst danach kam die Ratio. Auf einer rein vernunftbezogenen Basis wären Werke wie diejenigen Fra Angelicos oder Botticellis nicht möglich gewesen. Und auch die Auftraggeber der Werke, die als harte Männer ihre Rolle in der Historie spielten, hatten ein Seelenleben. Lorenzo de’ Medici zum Beispiel erscheint als ein sehr kalter Mann, wenn man sich seinen Kampf gegen den dominikanischen Ordensbruder Savonarola vor Augen führt. Doch er besuchte jede Woche mehrmals ein Kloster und hat sich, laut seiner Memoiren, nachts oft selbst gegeißelt. Eines ist sicher: Wie auch immer die Menschen dachten, die in einer der größten Kunstepochen der Geschichte lebten und sie miterschufen, sie erlebten die Welt und ihr Leben sehr viel anders als wir.


feuilleton

The Epoch Times Deutschland / 8. - 14. Februar 2012 / Nr. 302

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Auf zur Berlinale zu „Ai Weiwei: Never Sorry“ Die Dokumentation über das Wirken des Künstlers Ai Weiwei in seinem Heimatland von Alison Klayman wird auf der Berlinale und dem Sundance Film Festival gezeigt. Der Film zeigt die graue Realität.

Joe Bendel

F oto : A l i s o n K l ay m an

A

i Weiweis charakteristisches Design des „Vogelnests“ für das Beijing National-Stadion war eines der prägendsten Bilder der Olympiade 2008. Aber Ai wollte die Spiele in Beijing neu definieren und nachdrücklich das furchtbare Leid, dass die Kommunistische Partei in Chinas schutzloser Unterschicht angerichtet hat, anprangern. Ai zog ein Leben des Kampfes für Menschenrechte in China einem privilegierten Leben vor und ist wohl als der wichtigste Kunst-Aktivist der Welt zu bezeichnen. Alison Klayman hat ihn in der faszinierenden und wütend machenden Dokumentation „Ai Weiwei: Never Sorry“ porträtiert. Bedenkt man das immer wiederkehrende Motiv des Mittelfingers in Ais Arbeit, ist es wenig überraschend, dass er kein Liebling des Regimes ist. Dennoch ist Ai mehr als eine bloße symbolische Trotzhaltung. Klayman verfolgt betont die Wurzeln von Ais unangepasstem Wesen bis hin zu dem Leid, das seine Familie während der Kulturrevolution erfahren hat.

Als Ai für einigen „Lärm“ sorgte, als er sich von den Olympischen Spielen distanzierte, konnten dies in China nur wenige hören. Wie auch immer, sein herausragendes Können im Umgang mit sozialen Medien, insbesondere Twitter, hat dies geändert. Tatsächlich haben Ai und die Streitmächte der alltäglichen Chinesen, die er durch Tweets inspiriert hat, jeden beschämt, der einem nichtssagenden Star auf Twitter folgt. Die meisten Westler müssten wissen, dass Ai bis vor Kurzem von der Polizei für einen langen Zeitraum in Isolationshaft gehalten

wurde. Aber die Projekte, die dem Künstler den Unmut des Regimes gebracht haben, könnten sich in naher Zukunft als Offenbarung zeigen. Am Bemerkenswertesten waren seine Bemühungen, jeden Namen der Tausenden Schulkinder zu dokumentieren, die während des Erdbebens in Sichuan aufgrund der dünnen Wände in den Bauten der „Tofu-Schulen“ starben. In jeder transparenten Gesellschaft wären diese Informationen in den amtlichen Akten. Aber in China waren solche Bemühungen explizit verboten. In dem Film kann man eine große Anzahl an Lektionen finden

Im Konflikt mit dem Regime: Der Künstler und Dissident Ai Weiwei.

einschließlich der Wichtigkeit, solche Tragödien für die Geschichte zu dokumentieren, anstatt die unschuldigen Opfer von Sichuan durch das Gedächtnisloch der Kommunisten rutschen zu lassen. Manchmal ist Ais öffentliche Kritik am Regime schockierend frech. Sein Inneres muss aus stahlvertärktem Beton sein. Obwohl sich Klayman hauptsächlich auf Ais Aktivismus konzentriert, transportiert sie doch noch einen lebendigen Sinn für Ais Persönlichkeit. Das wird teilweise durch einige geschickt bearbeitete Interviewausschnitte erreicht. Noch fundamentaler: Ai scheint einfach eine Person nach dem Motto „Was du siehst ist, was du bekommst“ zu sein. Tatsächlich fokussiert sich Klayman direkt auf das Thema. Als Dokumentaristin kommt es ihr sehr zugute, dass Ai so viele seiner Proteste und die anschließenden Razzien bei seinen Anhängern in den sozialen Netzwerken dokumentiert hat. Das Wort „umstritten“ sollte hier nicht verwendet werden. Das, von dem Ai sagt, dass es passiert ist, hat wirklich stattgefunden. Ganz besonders und in jedem Fall ein ständiger Angriff der Polizei. Narben und Bildmaterial, um es zu beweisen, sind vorhanden. Neben hilfreichem Kontext, der durch TV-Moderatoren und einer harmlosen Bewertung geliefert wird, handelt es sich hier um Ais Show. Und die ist durchaus angemessen. Wir würden einen solchen Film „inspirierend“ nennen. Ein Begriff, der unbestreitbar zu Ai

passt. Unglücklicherweise, obwohl er momentan nicht von physischer Gewalt bedroht ist, bleibt Ais verhältnismäßige Freiheit im heutigen China stark eingeschränkt. Der Zuschauer wird daher wahrscheinlich verschiedene widersprüchliche Emotionen spüren, wenn der Film endet. Wut müsste dazugehören. Diese Dokumentation ist wichtig, weil die internationalen Scheinwerfer weitaus intensiver auf seine Situation scheinen müssten, wenn sich die Situation jemals ändern soll. Durch die scheußliche Angewohnheit des chinesischen Regimes, seine Kritiker zu verfolgen, verdient Klayman einen respektvollen Anteil an Hochachtung, da sie den Mut hatte, sich diesem Projekt überhaupt anzunehmen. Hoffentlich wird sie irgendwann in der Zukunft einen glücklichen Nachtrag für den Film produzieren. Die zusätzliche Arbeit würde sie sicher nicht ungerne auf sich nehmen. Unter den gegeben Umständen sind die Bemühungen, die in den Film investiert wurden, beachtlich. Er ist einer der herausragenden Dokumentationen beim diesjährigen Sundance Film Festival und der Berlinale.

i Joe Bendel schreibt über Film und Jazz in New York. Seine aktuellen Artikel sind zu finden unter: jbspins.blogspot.com.

Der Unterschied von traditioneller und gegenwärtiger Kultur Chinas Wo ist die Kultur Chinas hingekommen, die eine so lange Geschichte und Tradition aufweisen kann? Können heutige Ausstellungen und Konfuzius-Institute Chinas kulturelles Erbe wirklich Yun Yin

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eit alten Zeiten glauben die Chinesen daran, dass göttliche Wesen über viele Dynastien hin Chinas reiche Kultur an die Menschen übermittelt haben. Insbesondere die drei Hauptreligionen: der Konfuzianismus, der

Buddhismus und der Daoismus sind das Herzstück dieses Erbes. Sie haben Spiritualität und Glauben erweckt, indem sie den Respekt für Werte wie Güte, Gerechtigkeit, Höflichkeit und Weisheit hervorbrachten. Mit seinen atheistischen Wurzeln jedoch ist das gegenwärtige kommunistische Regime in China bestrebt, diese traditionellen Werte und den Glauben zu untergraben, weil es befürchtet, dass der Glaube an das Göttliche den Gehorsam gegenüber der Partei schwächen könnte. Es wurden verschiedene Kampagnen gestartet, die kulturellen und religiösen Stätten zerstört und die Chinesen dazu gezwungen,

ihre Philosophie des „Kampfes gegen den Himmel, die Erde und den Kampf der Menschen untereinander“ anzunehmen. Obwohl Kampfkünste in Filmen zu sehen sind, die Programme der Konfuzius-Institute, welche in vielen Ländern eröffnet wurden und man Darbietungen und Ausstellungsstücke sehen kann, die die traditionelle Kleidung oder Legenden veranschaulichen, fehlt es an einem grundlegenden Element, den die Kommunistische Partei Chinas seit Jahrzehnten versucht, zu zerstören: die Tradition der spirituellen Selbstdisziplin und die Ehrfurcht vor dem Göttlichen. Die kommunistische Ideologie

behauptet, dass die Menschen „mit dem Himmel, der Erde und gegeneinander kämpfen“ müssen und konzentriert sich dabei auf den sogenannten Klassenkampf. Für das Überleben der Kommunistischen Partei war es daher zwingend erforderlich, dass sie ihre eigene Kultur entwickelte. Sie ersetzte traditionelle Leitgedanken durch ihre eigene gewalttätige Ideologie und veränderte die Künste in ein Propagandawerkzeug. Auf diese Weise versucht sie, die Macht des Regimes aufrechtzuerhalten. Die Bewegung zur „Unterdrückung der Konterrevolutionäre“ zu Beginn der 1950er-Jahre hatte zum Ziel, die traditionellen chinesischen

Religionen, den Buddhismus und den Taoismus, zu zerstören. Da die Partei offiziell ein marxistisch-atheistisches Regime ist, lief die Religion der Herrschaft des kommunistischen Regimes direkt zuwider und wurde als eine Bedrohung angesehen, durch die sich die Herzen und das Bewusstsein der Massen gegenüber der Partei versagen. Die „Anti-Rechtsbewegung“ von 1957 nahm insbesondere Intellektuelle ins Visier, weil sie die Absichten der Partei leicht prüfen und entlarven konnten. Diese beiden Bewegungen erfolgten auf direkten Befehl der Partei und führten zum Massaker an den kulturellen Eliten Chinas. Somit wurde der Weg geebnet,

die traditionelle chinesische Kultur durch die Kultur der Kommunistischen Partei zu ersetzen. Die Kulturrevolution (1966 - 1976) war für Chinas traditionelle Kultur eine Katastrophe. Während dieser beispiellosen massiven politischen Bewegung wurde die 5000 Jahre alte Kultur Chinas fast vollständig ausgerottet. Alte Relikte, Antiquitäten, Kalligrafien, Gemälde, klassische Bücher und Schriften wurden verbrannt. Tempel und Statuen wurden in Schutt und Asche gelegt. Millionen verloren ihr Leben. Chinas traditionelle Feiertage, Anstandsregeln, Arten der Unterhaltung und die Kultur an sich werden niemals wieder so sein wie früher, das ist gewiss.

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WISSEN

The Epoch Times Deutschland / 8. - 14. Februar 2012 / Nr. 302

Süßwasserspeicher im Arktischen Ozean Riesige Süßwassermengen sind im Arktischen Ozean gespeichert, scheinen sich aber kaum von dort wegzubewegen. Britische Forscher rätseln, was das Wasser dort gefangen hält. Würde es in den Atlantik gelangen, könnte es einen Einfluss auf den für das milde Klima in Europa verantwortlichen Golfstrom haben. Neueste Entdeckungen lassen einen Zusammenhang mit dem Arktischen Windsystem vermuten.

Kat Piper

F oto : S wedis h polar resear c h se c retariat

I

m westlichen Arktischen Ozean wurde eine riesige Süßwasserkuppel entdeckt; sie könnte durch starke Winde verursacht worden sein, die die Zirkulation des Arktischen Ozeans beschleunigten, ist einem britischen Forschungsbericht zu entnehmen. Eine Änderung der Windrichtung könnte dazu führen, dass sich dieses kalte Wasser bis in den Nordatlantik ausbreitet, was theoretisch eine wichtige Strömung, die mit dem Golfstrom in Verbindung steht, bremsen würde. Der Golfstrom ist dafür bekannt, dass er Europa ein relativ mildes Klima beschert. Die Forscher von der Universität London (UCL) und dem britischen Zentrum für nationale Ozeanografie (NOC) entdeckten, wie sich das Wasser dort zusammenstaut, nachdem sie Satellitendaten studiert hatten, die zwischen 1995 und 2010 von der Europäischen Raumfahrtagentur gesammelt wurden. Sie berechneten, dass der Meeresspiegel in der westlichen Arktis seit 2002 um 15 Zentimeter gestiegen war und sich das Süßwasservolumen um 8.000 Kubikkilometer vergrößert hatte. Das entspricht zehn Prozent des gesamten in der Arktis vorhandenen

Unter dem Arktischen Eis wurden riesige Süßwasservorkommen entdeckt. Britische Wissenschaftler sorgen sich darum, ob das Süßwasser in den Atlantik gelangen könnte.

Süßwassers, stellten die Forscher fest. Das Süßwasser stammt aus Flüssen, Meereseis, Niederschlägen und Verdampfung. „Satellitendaten haben uns gezeigt, dass sich in der westlichen Arktis über die letzten 15 Jahre durch den Wind eine Süßwasserkuppel aufgebaut hat. Unsere Entdeckungen lassen vermuten, dass ein Drehen des Windes dazu führen könnte, dass das Süßwasser in den restlichen Arktischen

Ozean und darüber hinaus gelangt“, erklärte die Hauptautorin der Studie Katharine Giles vom UCL in einer Pressenachricht. Der arktische Ozean fließt im Uhrzeigersinn in einer Zirkulation, die als Beaufortwirbel bekannt ist. Frühere Studien, die auf Schiffs-, U-Boot- und Bojendaten beruhten, ergaben, dass das Süßwasservolumen in der Arktis steigt. Die Menge des Süßwassers, das den Atlantik erreichte, war

Forscher hatten bereits vorhergesagt, dass sich im Arktischen Ozean ein Wasserspeicher bilden könnte.

aber geringer, als erwartet wurde. Die Wissenschaftler hatten die Vermutung, dass der Beaufortwirbel – wie eine durch Wind angetriebene Ozeanströmung – als Grenze wirkt und das Wasser speichert. Schon früher hatten Forscher anhand von Klimamodellen vorhergesagt, dass sich durch die Wirkung von Meereswinden im Zentrum des Beaufortwirbels ein Wasserspeicher bilden könnte.

„Wir waren überrascht, als wir erfuhren, dass unsere Ergebnisse ebenfalls zeigten, dass da etwas anderes vorging“, erwähnte Giles. „Als wir uns die Entwicklung unserer Daten in Jahresabständen anschauten, bemerkten wir, dass die Änderungen im oberflächlichen Ozeanwasser nicht immer mit den Änderungen des Windes in Zusammenhang standen und wir überlegten, was wohl der Grund dafür sein könnte.“

Parasiten verändern das Aussehen von Pflanzen Die Erforschung der Gene von Phytoplasmen – parasitisch lebende, zellwandlose Bakterien, die Krankheiten bei Bäumen verursachen können –, führte zu einem tiefen Einblick in die bestehenden Zusammenhänge zwischen Parasit, Wirt und Überträger der Krankheit auf genetischer Ebene.

F oto : A ngelina S tr ö bel / pi x elio

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ank neuer Forschungen aus Großbritannien ist es etwas klarer geworden, auf welche Weise bestimmte Krankheiterreger das Leben ihrer Wirte verändern; es ist wie bei den Malariaerregern, die Moskitos nach Menschen suchen lassen. Ein Team englischer Biologen entdeckte, dass ein winziges zellwandloses Bakterium, genannt Phytoplasma, Entwicklungsveränderungen bei den pflanzlichen Wirten hervorrufen kann, die wiederum das Verhalten der Überträgerinsekten beeinflussen. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass der Einflussbereich dieser krankheitserregenden Moleküle weit über die Grenzen ihres Wirts hinausreicht, um einen dritten Organismus zu beeinflussen“, schrieb Saskia Hogenhout vom John Innes

Die Mistel mit ihrer parasitären Lebensweise ändert das Erscheinungsbild ihres Wirtes.

Center (JIC) in Norwich, England, in einer Pressenachricht. Der Krankheitserreger Aster Yellows Witches’ Broom (AY-WB), der eine Deformation bei einer Vielzahl von Pflanzen verursacht, wird von verschiedenen Zikadenarten, die saugende Insekten sind, übertragen.

Der Einfluss der Parasiten reicht weit über die Grenzen ihres Wirts hinaus

„Es ist an der Zeit, Phytoplasmen besser zu erforschen, da sie empfindlich auf Kälte reagieren; sie könnten auf neue Gebiete überspringen, wenn die Temperatur durch den Klimawandel ansteigt“, äußerte Hogenhout. Wenn sie einmal mit einem Phytoplasma-Stamm infiziert sind,

entwickeln Pflanzen und Bäume viele kleine bündelartig wachsende Stämmchen und der Erreger kann die biologische Interaktion zwischen seinem Wirt und den Insekten manipulieren. Das Team isolierte das Genom von AY-WB und lokalisierte 56 Moleküle, die als Effektor-Proteine bekannt sind und das Potential haben, die Wirt-Überträger-Beziehung zu beeinflussen. Sie entdeckten, dass das Protein Effektor SAP11 die Hormonabwehr der Wirtspflanze gegen die Zikaden senkt, wodurch die Insekten mehr Eier auf der Pflanze ablegen können. Die Zikaden können nun auch mehr Eier in den Stämmchen-Bündeln ablegen. Wegen ihrer großen Mobilität ist es wahrscheinlich, dass die Zikaden die Parasiten verbreiten, wenn sie uninfizierte Bäume besuchen. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass SAP11 einen Einfluss ausübt, der weit über den Wirtsorganismus hinausreicht. Nicht nur die mit AYWB infizierten Pflanzen, sondern auch der Fortpflanzungserfolg der Zikaden, die AY-WB auf eine breite Vielfalt von Pflanzenspezies in ganz Nordamerika übertragen, wird beeinflusst“, beendeten die Forscher ihren Bericht. (red.)

i Phytoplasmen sind Bakterien die keine Zellwände haben. Sie können nicht unabhängig vom Wirt oder Überträger leben. Die Parasiten leben im sogenannten Phloem (Leitgefäßen) von Pflanzen, also dort wo innerhalb der Pflanze energiereiche Stoffe wie Zucker und Aminosäuren transportiert werden. Sie durchziehen die gesamten Pflanzenkörper. Das aktive Phloem wird bei Bäumen auch Bast genannt. Überträger der Pflanzenkrankheit sind phloemsaugende Insekten, wie zum Beispiel Zikaden. Der Erbsatz von Phytoplasmen ist stark reduziert. Die Gene, die zur Synthese von körpereigenen Energieträgern dienen fehlen. Deshalb müssen sie diese Stoffe den Wirtszellen entziehen. Viele bekannte Nutzpflanzen sind Wirtspflanzen, darunter Kirsch- und Apfelbäume, sowie Weinreben.


WISSEN

The Epoch Times Deutschland / 8. - 14. Februar 2012 / Nr. 302

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Grenzpolitik in Naturreservaten ist der Schlüssel für das Miteinander der zu schützenden Tierarten und den dort lebenden Menschen. Ginger Chan

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ind moderne Schutzstrategien zur Erhaltung des Pandabären effektiv? Ja und nein, ist der Studie zu entnehmen, die Ende des letzten Jahres in der Online-Edition des Fachjournals Biological Conservation veröffentlicht wurde. Mit dem kontinuierlich weltweiten Schwinden ungestörter Wildhabitate arbeiten Naturschützer und Politiker an Grenzverordnungen, um die wachsenden Bedürfnisse von Wildtieren und Menschen zu balancieren. Anstatt in geschützten Gebieten die Aktivitäten von Menschen vollständig zu verbieten, tendieren Politiker dazu, geschützte Areale in drei Zonen aufzuteilen: ein Kerngebiet, um das natürliche Ökosystem zu schützen, eine experimentelle Zone, die von Menschen genutzt werden kann und eine Pufferzone, die einen Übergang zwischen den beiden Zonen darstellt. Trotz des Trends, diese Strategie einzusetzen, muss ihre Wirksamkeit noch untersucht werden. Forscher von verschiedenen amerikanischen Universitäten, der chinesischen Akademie für Wissenschaften in Peking und des chinesischen Naturschutz- und Forschungszentrums für Pandabären, untersuchten die Festlegung der Grenzen des Wolong-Naturreservats in Sichuan, China. „Gebiete abzugrenzen bedeutet überall, in China und den USA, Linien auf Papier zu ziehen“, äußerte die Hauptautorin der Studie, Vanessa Hull von der Universität Michigan, in einer Pressenachricht. „Aber die große Herausforderung ist immer, diese Linien mit Leben zu füllen.“ „Die Menschen, die in dieser Landschaft leben, können die Grenzlinien nicht sehen; es gibt keine Zäune“, betonte sie weiter. „Unsere Studie zeigt, dass

Gebietsabgrenzungen ein effektives Werkzeug für die Kontrolle einiger menschlicher Einwirkungen sind, für andere jedoch nicht.“ Das Wolong-Naturreservat wurde vor 30 Jahren etabliert. Es beheimatet zehn Prozent der weltweiten Riesenpandabären-Population, 2.200 andere Tierspezies und über 4.000 Pflanzenarten. Außerdem leben etwa 5.000 Einheimische in diesem Reservat. „Wolong ist ein ideales Gebiet, um Untersuchungen zu diesem Thema durchzuführen; es ist ein führendes Naturreservat, auf das andere Reservate in China als Vorbild für zukünftige politische Entscheidungen schauen“, schreiben die Forscher in ihrem Bericht. Das Team stellte fest, dass die Pufferzone und einige Teile der experimentellen Zone eine wichtige Rolle bei der Erhaltung der Heimat des Pandabären spielen. Die Wissenschaftler bemerkten aber auch, dass die menschlichen Aktivitäten in diesen Zonen nicht klar definiert sind, wodurch die Fauna und Flora noch immer verletzlich sind. Außerdem sind die Grenzverordnungen nicht effektiv genug, um das Weiden von Viehherden zu regulieren. Die Autoren berichteten von der Zerstörung des Bambusbestandes durch Weidevieh und zitierten eine Studie von 2006, wonach dieses Problem „eine der signifikantesten Bedrohungen des Panda-Bestandes im gesamten Reservat“ darstellt. Bis jetzt gibt es aber noch keine Gesetze, um das Vieh zu kontrollieren. „Die größte Schwierigkeit für Grenzmarkierungen ist, dass sie schwer durchzusetzen sind, wenn es um individuelles Verhalten von Tieren und Menschen geht, es ist kaum möglich, ‚Linien im Sand‘ zu ziehen, um zu markieren, wo eine Zone endet und eine andere beginnt“, bemerken die Autoren. „Obwohl Pufferzonen diesbezüglich helfen können, indem sie als ‚verschwommene‘ Grenzen wahrgenommen werden, ist ihre Effektivität begrenzt, wenn es keine sichtbaren Grenzen gibt, um Zonen abzuteilen.“

F oto : C h in a P h oto s / G ett y I m a ges

Grenzpolitik sichert Pandas Überleben

In Naturreservaten können Pandas und Menschen in Frieden leben.

Stopp von Sternengeburten in alten Galaxien Kombinierte Beobachtungsdaten brachten Licht in das Dunkel der Entstehung von supermassiven Galaxien. Sie sollen Teile von Galaxienhaufen sein, die mit Quasaren in Verbindung stehen. Cassie Ryan

E

xtrem weit entfernte elliptische Galaxien in einer Entfernung von zehn Milliarden Lichtjahren wurden beobachtet, während sie einen Prozess mit intensiven Sternengeburten

durchlebten. Diese Phase endete aber plötzlich auf mysteriöse Weise. Heute zählen sie zu den massivsten, aber passiven Galaxien mit alternden Sternen. Astronomen nehmen an, dass die Sternengeburten in diesen Galaxien durch das Erscheinen supermassiver Schwarzer Löcher beendet wurde, die im Zentrum von benachbarten Quasaren erschienen. Quasare sind hochaktive, helle Objekte, die durch starke Strahlungsausbrüche gekennzeichnet sind. Durch die Kombination von Daten – einschließlich denen des Spitzer-Weltraum-Teleskops der

Die Wissenschaftler fragen sich, was das wohl sein könnte, das den gesamten Sternenbildungsprozess einer Galaxie herunterfährt.

NASA – stellte das internationale Team fest, dass diese Galaxien dicht beieinander liegen und von großen Halos aus dunkler Materie umgeben sind – Materie, die nicht sichtbar ist, aber 80 Prozent der Gesamtmasse des Universums ausmachen soll. Die Wissenschaftler bestimmten die Masse dieser Halos und simulierten ihr Wachstum über die Zeit mit Computermodellen. „Das ist das erste Mal, dass wir diesen klaren Bezug zwischen Galaxien mit vielen Sternengeburten im frühen Universum und den schwersten Galaxien des heutigen Universums feststellen konnten“,

erwähnte Teamleiter Ryan Hickox vom Dartmouth College, New Hampshire, USA, in einer Presseveröffentlichung. Die Sternengeburten dauerten nur 100 Millionen Jahre an, aber die Anzahl der Sterne in diesen Galaxien verdoppelte sich in dieser relativ kurzen kosmologischen Zeitspanne. „Wir wissen, dass massige elliptische Galaxien vor langer Zeit ziemlich plötzlich aufhörten, Sterne zu produzieren und jetzt passiv sind“, schrieb die Mitautorin Julie Wardlow von der Universität Irvine in Kalifornien in der Pressenachricht.

„Und die Wissenschaftler fragen sich, was das wohl sein könnte, das den gesamten Sternenbildungsprozess einer Galaxie herunterfährt.“ Die Ergebnisse lassen vermuten, dass die Galaxiehaufen in ihrer aktiven Phase mit Quasaren in Verbindung standen, wobei bei Sternengeburten große Mengen an Materie in den Schwarzen Löchern des Quasare verschwanden. Darauf folgende Emissionen der Quasare könnten das Gas in den Galaxien, das nötig ist, um Sterne zu bilden, verdünnt haben; dadurch war die Bildung neuer Sterne plötzlich nicht mehr möglich.

Etymosophie von Roland R. Ropers

W

orte haben einen Sinn und einen Ursprung. Jedes Wort entspringt der kosmischen Quelle aus dem unveränderlichen Sein und nimmt durch den Menschen verschiedene Formen und Gestalten an. Jeder drückt sich in der Sprache individuell aus und wirkt authentischer, je dichter er am Urgrund lebt. Der Dichter hat die besondere Fähigkeit, sehr dicht, sehr nahe aus der Quelle zu schöpfen. Im Anfang war der Weg, der aus der Quelle in die Vielfalt des Lebens hinausführt und in der Rückkehr zum Ursprung, zum Prinzip des Lebens wird. Das lateinische Wort principio sagt es so

treffend: primus capere = zuerst ergreifen. Prinzip wird im Allgemeinen als eine Gesetzmäßigkeit verstanden, die einer Sache zugrunde liegt. Und dies ist der Urgrund, der Ursprung, der Anfang und das Ende des Seins, das Alpha und Omega unseres Lebens. Der Franzose sagt für Wort: le mot; hierin steckt das Wort Weg, denn mot kommt von lat.: movere (bewegen), und alles, was sich bewegt, ist auf dem Weg (Motor, Motiv, Motivation u.a.). Das ständige Bewegtsein vom Ursprung her ist der Ausdruck unseres wahren Wesens. Epoche ist ein sehr bedeutungsvolles

Wort, weil es uns auf das notwendige Innehalten (griech.: epéchein) hinweist, bevor eine neue Ära beginnen kann. In jeder Epoche, in jedem Innehalten, ist der Mensch auf der Suche nach Zeit-Reichtum und Zeit-Freiheit. Das Wort deutsche Wort Zeit (engl.: time, lat.: tempus, frz.: temps) geht etymologisch auf das englische Wort tide (Tide, Zeit zwischen Ebbe und Flut) zurück. Mit Zeit füllen wir die Leere, vor der uns graut (horror vacui). Die Zeit lässt sich nicht auf etwas anderes zurückführen, es gibt nichts hinter oder vor ihr, es gibt nur etwas dazwischen. Dieses Dazwischen-Sein, die Zwischen-Zeit

EPOCH TIMES Innehalten zwischen den Zeiten

(engl.: mean-time, frz.: entre-temps) ist ein interessantes Phänomen, mit dem wir oft zu tun haben: Was soll ich in der Zwischenzeit machen? Das englische Wort mean kann hier doppeldeutig aufgefasst werden: das englische Adjektiv mean steht für mittelwertig, während das Verb to mean heißt: von Bedeutung sein. Zwischen-Zeit, geschenkte Zeit ist Leere und daher von so großer Bedeutung. Etymosophie © – exklusive Kolumne für The Epoch Times Deutschland von Roland R. Ropers, Etymosoph und Publizist.


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menschen & meinungen

The The Epoch Times Deutschland / 8. - 14. Februar 2012 / Nr. 302

Kunst des Nichthandelns und die Schauspielkunst

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ass die „talentierte Ms. Kopp“ aber sogar ein bisschen traurig darüber ist, „nur“ noch Schauspielerin zu sein und dass es ein Fluch sein kann, viele Talente zu haben, erzählte sie Bernd Schneeweiss im Epoch Times-Gespräch. Und auch, dass die Wahrhaftigkeit in ihrem Leben eine große Rolle spielt – ebenso wie die „Kunst des Nichthandelns“ oder „Wuwei“, wie die Chinesen sagen. Ach ja: Chinesisch spricht Ina-Alice Kopp übrigens fließend. Allein mit Ballett, Gesang, Schauspiel, Betriebswirtschaft und Klavierspielen wäre ihr wohl auch langweilig geworden. Epoch Times: Frau Kopp, Sie mögen das Wort Ehrgeiz nicht unbedingt. Ihr Lebenslauf ist allerdings so bunt und vielfältig – Tänzerin, Pianistin, Sängerin, Schauspielerin, dazu noch Sinologin und eine Managementausbildung und überall sind Sie ausgezeichnet – dass man Ihnen doch einen starken inneren Antrieb nicht absprechen kann. Ina-Alice Kopp: Ja, den habe ich. Ich glaube aber, dass dieser Antrieb Neugier heißt und nicht Ehrgeiz. Interesse. Epoch Times: Ist das etwas, das sich von Kindesbeinen an erhalten hat? Oder haben diesen inneren Antrieb nur bestimmte Menschen und andere nicht – beziehungsweise verlieren ihn einfach auf dem Weg? Kopp: Ich glaube, dieser Antrieb oder diese Neugier wird geweckt. In meinem Fall waren es meine Familie und bestimmt auch meine Schule, meine Lehrer. Sie haben mich ständig mit Dingen konfrontiert, die ich interessant fand. Epoch Times: Ist dieses „Breit-Aufgestellt-Sein“ in gewisser Weise nicht auch ein Fluch? Kopp: Ich beneide Menschen, die wissen, dass sie ihr Leben lang in einem Bereich arbeiten werden. Mir hat meine Breitgefächertheit immer Entscheidungsschwierigkeiten verursacht, unter denen ich noch immer leide. Ich habe sie dadurch gelöst, dass ich keine Entscheidung getroffen habe. Epoch Times: Sie als Sinologin kennen vielleicht das chinesische Sprichwort, wonach Entscheidungen, die man nicht trifft, sich zu den größten Katastrophen entwickeln. Kopp: (lacht). Meissner, der Schüler von Stanislawski, empfiehlt für Schauspieltechnik auf der Bühne: „Tu nichts, bis etwas kommt und dich zwingt, etwas zu tun“. Das ist ja wie das chinesische daoistische Wuwei: Nichtstun, die Kunst des Nichthandelns. So eliminieren sich bestimmte Dinge, aber Vieles bleibt. Und aus dem Grund bastle ich jetzt an einer Karriere in Zentralasien, einer in Zentraleuropa, einer in den USA und mache gleichzeitig ein Masterstudium im Wirtschaftsbereich. Epoch Times: Das ist für Sie ja nichts Neues mehr, Sie haben bereits vieles gemacht und vieles davon gleichzeitig. Ballett, Theater, Film … Kopp: Das sind alles Sachen, die man nicht fertig machen kann. Das ist ein ewiger Weg.

Epoch Times: Zumindest gibt es da ein abgeschlossenes Studium. Wie ist das mit dem Konservatorium, da gab es Jazz und Drama, … es sind ja mehrere Bereiche. Kopp: Darauf wollte ich gerade hinweisen. Das ist ein abgeschlossenes Studium unter sehr vielen, die ich begonnen habe. Epoch Times: Die Wirtschaftsuniversität Wien war ja auch dabei. Wie hat es Ihnen dort gefallen? Kopp: Die Wirtschaftsuni war eine Herausforderung, die ich mir selbst gestellt habe. Eine reine Vernunftsentscheidung, deswegen habe ich sie ja auch mit Chinesisch kombiniert, der Gedanke war: Ich bin gut in Naturwissenschaften und Sprachen und möchte etwas Neues lernen und mir ein Sicherheitsnetz bauen, falls die künstlerische Karriere fehlschlägt. Epoch Times: Sie sind mit Ihrem Körper aber genauso stark auf Du und Du. Trifft Sie da irgendwann mal ein Blitz und sagt: Ina jetzt singst Du, jetzt tanzt Du, jetzt springst Du, jetzt sprichst Du, jetzt lernst Du, … Kopp: (lacht) Es kristallisiert sich immer mehr die rein schauspielerische Richtung heraus. Leider. Damit fallen andere Möglichkeiten weg, wie etwa die Tänzerin, die ich immer werden wollte – die werde ich nicht mehr werden, weil ich einfach zu alt dafür bin. Epoch Times: Bei Konfuzius heißt das glaube ich „Dem natürlich Lauf folgen“.

F oto s : m anf r ed b a u m ann

Sie ist Österreichs China-Export Nummer 1: Die aus St. Pölten stammende Ina-Alice Kopp hat in China mit ihrer TV-Serie „Departed Heroes“ Woche für Woche 100 Millionen Zuschauer.

„Nichtstun, die Kunst des Nichthandelns. So eliminieren sich bestimmte Dinge, aber vieles bleibt.“

haben es nach Hollywood und nach China geschafft. Kopp: In den USA und in China sind mir viele Dinge klar geworden. Das bezieht sich hauptsächlich auf den Bereich Freundschaft, Familie, aber auch auf den Beruf. Eine Sache, die mir extrem wichtig ist, ist Ehrlichkeit. Etwas anderes ist Verlässlichkeit. Es kränkt mich sehr, wenn jemand nicht verlässlich ist, der mir nahesteht. Dazu gehört, mir vorzugaukeln, dass man immer zuverlässig und vertrauenswürdig ist. Epoch Times: Wie haben Sie das Arbeiten in China erlebt? Kopp: Ich war nach sechs Monaten China dermaßen erschöpft, dass ich nur noch schlafen wollte. Ich werde auch gefragt: Und, was machst du als Nächstes in China? Und ich sage, das überlege ich mir gut, weil ich jetzt weiß, wie viel Arbeit das ist. Und das war eine der Top-Produktionen, ich will gar nicht wissen, wie es in einer Produktion mit einem geringeren Budget und weniger professionellen Verhältnissen abläuft. Aber es war auch sehr familiär, die Kollegen haben sich sehr um einen gekümmert. Epoch Times: Was wären Ihre Traumrollen – außer dem betrunkenen sterbenden Philosophen? Kopp: Das ist eigentlich eine ziemlich gute Rolle! Ach, ich weiß auch nicht. Ich liebe nun mal die Klassiker. Ich werde immer wieder überrascht, was es schon alles Gutes gibt. Ich lese fast jeden Tag ein Drehbuch. Epoch Times: Sie haben eine klassische Ausbildung genossen und wie mir scheint einen sehr klassischen Zugang zur Kunst, sei es jetzt Theater, sei es Musik. Kopp: Als ich aufgewachsen bin, wurde die äußerliche ich hauptsächlich mit Männern Schönheit immer als etwas aufgewachsen bin, mit meinem Oberflächliches verdammt. Vater und zwei Brüdern. Ich finde es schade, dass man Epoch Times: Sind Ihre Schönheit, gerade die eigene Brüder älter als Sie? Es klingt so bakörperliche äußerliche SchönKopp: Viel älter. Ein großer nal, aber das Ziel heit, verteidigen und rechtfertiEinflussfaktor. Interessen werist ja der Weg im gen muss. den in der Familie geweckt und Leben. Mein persönliches Ziel ist Epoch Times: Gibt es für wenn du zwei ältere Brüder hast, eben das Lernen. Sie objektive Schönheit? die auch schon viele Interessen Kopp: Ich sag’s nicht gern, haben und denen du sozusagen aber ja, schon. Ich finde, alles nacheiferst – denn sonst fängt Kopp: Was ist denn Ihr ChiEpoch Times: Ja. Das ist ein Zehnjähriger nicht an, Hesse ist zulässig, aber ich glaube, dass na-Bezug? Haben Sie Sinologie das Zeichen für „Ren“, die Togewisse Dinge universell schön oder Rilke oder Shakespeare zu studiert? leranz. sind, egal ob es dabei um Mulesen. Epoch Tmes: Ich habe Kopp: Ich muss sagen, ich sik geht oder um darstellende Epoch Times: Ist das Vernicht Sinologie studiert, nein, glaube sehr an ein gewisses mozichten eigentlich Ihr Lebensthe- Kunst. ich habe mich mit traditioneller ralisches Verhalten. Das ist auch ma? Sie sagen ja, dass Sie nicht Epoch Times: Und bei chinesischer Medizin, Reflexdas, was ich meinen Kindern Menschen? alles auf dem Niveau machen zonenmassage und Energiearbeibringen würde. Ich würde Kopp: Bei mir ist es wirklich können, wie Sie es auch ausüben beit beschäftigt und bin dann meine Kinder wahrscheinlich wollen. Da muss man dann wohl von klein auf so, dass ich mich vor mehreren Jahren durch eine nicht religiös erziehen, aber ich an Leuten orientiere, die ich oder übel auf etwas verzichten. Freundin auf ein buddhistisches würde sie ethisch erziehen. interessant finde. Ich navigiere Kopp: Ja. Ich bin nicht gut Qigong gestoßen, Falun Dafa Epoch Times: Fotografie nicht nach Menschenmassen, an im Verzichten. Aber das ist so oder Falun Gong genannt. Viel- – in diesem Bereich haben Sie ein Thema, ich versuche, das so Leuten, die objektiv die schönsleicht haben Sie in Ihrem Sino– außer als Model – noch nicht lange wie möglich rauszuzögern. ten sind. Ich kann meistens die, logie-Studium davon gehört und gearbeitet oder doch? die andere schön finden, gar Mir alles offenzuhalten. auch erfahren, dass Falun Gong Kopp: Nicht professionell. Epoch Times: Worauf ver- nicht wirklich schön finden. Ich in China seit 1999 verfolgt wird. Aber ich bin schon bekannt dabin auch nicht unbedingt dafür zichten Sie nicht? Kopp: Leider nicht, das The- für, dass ich die schöneren Urbekannt, dass ich nur schöne ExKopp: Hmm … auf Kaffee ma wurde dort nicht behandelt. laubsfotos mache und dass ich und Kuchen verzichte ich nicht. Freunde habe (lacht). Epoch Times: Bei Falun das bessere Auge habe. Epoch Times: Ich danke Also überhaupt auf Genuss Gong gibt es drei Prinzipien, Epoch Times: Also außer recht schön für das Gespräch! (lacht). nach denen man versucht, sein Sir Peter Ustinov fällt mir kaum Das Interview führte Epoch Times: Ihr Fleiß Leben auszurichten. jemand ein, der in seinem Leben hat auch Früchte getragen. Sie Bernd Schneeweiss Kopp: Welche sind das? noch mehr gemacht hat. Epoch Times: Mein ChineKopp: Ah, ihn habe ich sisch ist nicht so gut, aber: Zhen, so verehrt! Ich habe ihn gesedie Wahrhaftigkeit, Shan, die hen als betrunkenen PhilosoBarmherzigkeit, und Ren, die phen, der eine Klagerede an Toleranz oder Nachsicht, auch Nero hält. Sie ist genau aus dem Durchhaltevermögen. Ich weiß Buch „Quo vadis“ übernommen nur, das Zeichen besteht aus worden, auf dem später diezwei Teilen, Messer und blutenser Film beruhte. Diese Anklades Herz, das ist dann Toleranz gerede an Nero habe ich auch Ina-Alice Kopp hatte in China im Chinesischen. einmal gespielt (lacht). Das zum mit ihrer TV-Serie „Departed Heroes“ Woche für Woche 100 Millionen Kopp: (tippt in Ihrem Smart- Thema Männerrollen. Das ist Zuschauer. phone) Dieses Zeichen hier? mein männliches Denken, weil

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Seilspringen zur Stärkung des Herzens Seite 14

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Miniaturmaschine liefert neuartigen Zuckertest Seite 15

Lange Nacht der aufgeschobenen Hausarbeiten Seite 18

Spritspar-Training: Das große Staunen Dank modernster Technik verbrennen Motoren heute weniger Kraftstoff als jemals zuvor. Dass aber der vom Hersteller vorgegebene Verbrauch kaum erreicht wird, wird auch durch die Fahrer verschuldet.

Ralph Schincke, Trainer für effizientes Fahren. Bis zu 25 Prozent Kraftstoffersparnis sind seiner Ansicht nach möglich – je nach Modell. Und auch bei bereits auf Sparsamkeit getrimmten Fahrzeugen wie dem Ford Focus mit Econetic-Technik lassen sich mit der richtigen Fahrweise pro Jahr etliche Liter Kraftstoff einsparen.

Andreas Burkert

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is zum großen Auftritt rein elektrisch angetriebener Autos dauert es noch eine Weile. In der Zwischenzeit bewerben viele Autohersteller Fahrzeuge mit Hybridantrieb und versprechen ihren Kunden große Einsparungen beim Kraftstoffverbrauch. Doch auch Automodelle mit herkömmlichem Antrieb wurden in den vergangenen Jahren mit hohem Aufwand auf den sparsamen Umgang mit dem Treibstoff getrimmt. Die Verbrauchswerte aktueller Kleinwagen pendeln sich mittlerweile bei rund vier Litern pro 100 Kilometer ein. Entweder dank der Start-Stopp-Automatik, einer intelligenten Ladeluftkühlung oder des Prinzips des Downsizings der Motoren. Im Wirrwarr der Systeme, die vom Marketing oft mit schillernden Namen belegt werden, verlieren selbst Experten den Überblick. Ein Blick in die Testberichte großer Autozeitschriften zeigt allerdings auch, dass die vom Hersteller versprochenen Werte in der Regel nicht eingehalten werden. Es liegt aber nicht nur am Europäischen Fahrzyklus (ECETest), nach dem die Autohersteller ihre Verbrauchswerte ermitteln. „Oftmals scheitert das Spritsparen auch am ungeübten Fahrer“, sagt

Ford verspricht einen Verbrauch von weniger als vier Litern Im Rahmen einer internationalen Veranstaltung hat das Unternehmen jetzt ausgesuchten Motorjournalisten die wesentlichen Regeln erklärt. Das Staunen war groß, als dann die ersten Ergebnisse präsentiert wurden. In Euro umgerechnet waren es bei einem Teilnehmer sogar mehr als 600 Euro im Jahr, die er durch eine umsichtige Fahrweise einspart. (Bei einer durchschnittlichen Fahrleistung von 20.000 Kilometern im Jahr und einem Kraftstoffpreis von 1,55 Euro/Liter.) Gefahren wurden die besonders sparsamen ECOneticVarianten von Ford, die in Kürze auf den Markt kommen – als Fünftürer und in der Kombiversion Turnier. Für den Focus ECOnetic hat Ford den 1,6-Liter-TDCi-Motor komplett überarbeitet. Laut Hersteller verbraucht der 105 PS starke Diesel nunmehr nur noch rund 3,5 Liter auf 100 Kilometer. Das Vorgängermodell benötigte noch 4,3 Liter. Die Ingenieure haben dazu unter anderem die Direkteinspritzung verbessert, die

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REIFENLUFTDRUCK Achten Sie stets auf den empfohlenen Luftdruck in den Reifen. Das erhöht nicht nur die Sicherheit und den Fahrkomfort, sondern spart auch Kraftstoff. Bereits der korrekte Reifendruck kann den Verbrauch dank des verringerten Rollwiderstandes um bis zu drei Prozent reduzieren. Die Hersteller-Empfehlungen für den Reifenluftdruck bei verschiedenen Beladungszuständen finden Sie auf den Aufklebern in den Seitentüren des Fahrzeugs. DACH- UND HECKGEPÄCKTRÄGER Selbst ein leerer Dach- oder Heckgepäckträger erhöht den Luftwiderstand des Fahrzeugs erheblich und damit den Kraftstoffverbrauch, besonders bei schneller Fahrt. Demontieren Sie deshalb ungenutzte Gepäckträger, Skihalter, Dachboxen und Fahrradhalter. Mit nur wenigen Handgriffen können Sie richtig viel Sprit sparen. UNNÖTIGES GEWICHT Ob Kisten, Flaschen, alte Zeitungen, Werkzeug, Schuhe oder Gartengeräte: Bereits 20 kg unnötiges Gewicht im Fahrzeug können die Kraftstoffkosten um 1 Cent pro Kilometer erhöhen. „Entrümpeln“ zahlt sich daher aus. Weitere Service-Tipps zum Download auf www.drive-and-style.de.

Eigenschaften des Turboladers optimiert, die Reibungsverluste minimiert und eine effizientere Ladeluftkühlung entwickelt. Doch die entscheidenden Maßnahmen sind die Start-Stopp-Automatik, ein Energierückgewinnungssystem, eine Schaltempfehlungsanzeige sowie ein länger übersetztes SechsgangSchaltgetriebe. Das hält die Motordrehzahl niedrig. Sicherer unterwegs bei sparsamer Fahrweise Sparen auf Kosten der Sicherheit? Nein, sagt der Deutsche Verkehrssicherheitsrat (DVR). Er analysierte die Sicherheitseffekte von Eco-Driving während des Trainings von Flottenkunden. Das Training zielte auf einen entspannten Fahrstil, der nicht nur den Kraftstoffverbrauch senkte, sondern zugleich auch die Sicherheit erhöhte. Die Haftungsansprüche infolge von Unfällen reduzierten sich in einem Zeitraum von elf Monaten nach dem Training um rund 35 Prozent im Vergleich zum gleichen Zeitraum vor dem Eco-Driving-Training. Diese Seite wurde erstellt in Kooperation mit Drive & Style, dem Magazin für eine werteorientierte Mobilität. www.drive-and-style.de

Der sparsamste Focus, den Ford je auf den Markt brachte. Mit Leichtlaufreifen, einem länger übersetzten Sechsgang-Schaltgetriebe und einem komplett neu entwickelten Motor benötigt der Wagen bei richtiger Fahrweise weniger als vier Liter pro 100 Kilometer.


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Fitness

The Epoch Times Deutschland / 8. - 14. Februar 2012 / Nr. 302

Seilspringen zur Stärkung des Herzens Seilspringen ist eine wirksame und zugleich einfache Methode, um Fett zu verbrennen und die Fitness zu steigern.

Emma-Kate Stampton

Mit Musik geht alles leichter Geben Sie sich selbst etwas Konzentration und Motivation. Erstellen Sie sich eine 15-minütige Playlist mit Musik, die Sie in Schwung bringt. Beginnen Sie damit, abwechselnd mit einem Fuß über das Springseil zu springen, genauso, wie Sie es als Kind getan haben. So kann man leicht und angenehm beginnen. Üben Sie zwei bis drei Minuten zum Aufwärmen und um eine konstante Geschwindigkeit zu erreichen. Wechseln Sie das führende Bein nachdem Sie 30 Sekunden mit jedem Bein gesprungen sind. Gehen Sie dann zum nächsten Level und springen Sie mit beiden Füßen gleichzeitig. Das erfordert etwas mehr physische Kraft. Am besten Sie springen eine halbe bis eine ganze Minute und machen dann einige Liegestütze, auch seitliche Liegestütze zwischen den Sprungintervallen. Wiederholen Sie dieses Muster mehrere Male und Sie werden erstaunt sein, wie schnell

die 15 Minuten verflogen sind. Das Springseil sollten Sie mit den Handgelenken bewegen, nicht mit den Ellenbogen oder den Schultern. Die Arme sollten bei der Kreisbewegung der Handgelenke ganz nah am Körper sein. Halten Sie die Knie leicht gebeugt, um harte Schläge gegen das Gelenk zu vermeiden. Aufwärmung und gute Schuhe sind von Vorteil Seilspringen ist auf jeden Fall eine hochintensive und hochwirksame Übung, wodurch eine Aufwärmphase auf jeden Fall angebracht ist, um Verletzungen zu vermeiden. Die Waden werden sich unter Umständen schnell hart und angespannt anfühlen. Wenn Sie dies bemerken, machen Sie eine Pause und tippen Sie jeweils immer einen Fuß leicht auf den Boden bis sich die Mit Seilspringen werden Sie sich bald in einer fantastischen Figur wiederfinden. Spannung löst. Gute Schuhe sind ebenfalls von Vorteil. Sobald sich Technik und Fitness Schläge auf den Rücken, bis dieser von Gewicht und Fitnesslevel. Es ist verbessert haben, wechseln Sie von ei- Trick gut funktioniert. bei weitem eine der effektivsten Menem Fuß zum anderen und drehen das thoden, um Fett zu verbrennen und Seil noch schneller. Sie können beim die Fitness zu verbessern. „Übung und Ausdauer Springen die Knie bis zur Brust anheWenn Sie das Seilspringen in Ihr sind der Schlüssel Fitnessprogramm einbauen, werden ben oder Sie springen nach links und zum Erfolg.“ Sie sich bald in einer fantastischen rechts mit geschlossenen Füßen. Eine weitere Möglichkeit ist es, die Beine zu Figur wiederfinden. Mit zwei bis dreischeren, wobei Sie die Füße nach un- 500 Kalorien in mal pro Woche, hat man beste Fettten biegen. verbrennungsresultate! 30 Minuten verbrennen Sie können auch Folgendes probie- Verlängern Sie die Playlist auf 30 Miren: Überschlagen Sie das Seil doppelt nuten und üben Sie die verschiedenen bis zum nächsten Sprung oder kreuzen Sprungvariationen gemeinsam mit LieSie die Hände und damit das Seil ab- gestützen, Kniebeugen und Rumpfwechselnd bei jedem Sprung. Wenn Sie beugen in verschiedenen Sequenzen. Emma-Kate Stampton Letzteres versuchen, seien Sie vorsich30-minütiges Springen kann bis zu Sie ist Personal- und tig, Sie bekommen vielleicht ein paar 500 Kalorien verbrennen, abhängig Pilates-Trainerin.

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ahrscheinlich sind wir als Kinder alle gern Springseil gehüpft, aber haben Sie auch schon einmal darüber nachgedacht, diesen Kinderspaß in Ihr aktuelles Fitnessprogramm aufzunehmen? Für manche erscheint es vielleicht zu abwegig oder zu anstrengend, aber auch hiermit verhält es sich wie mit allen anderen Übungen zur Fitness – mit der richtigen Einstellung findet man hierbei eine wunderbare Übung zur Stärkung des Herz-Kreislaufsystems. Das Beste am Seilspringen ist seine einfache Anwendungsmöglichkeit. Alles was man dazu braucht ist ein Springseil und ein bisschen freien Platz. Aller Anfang ist schwer und vielleicht wollen Sie am liebsten davonlaufen, nachdem Sie sich unzählige Male im Seil verfangen haben oder schon nach kurzer Zeit nach Luft ringen. Übung und Ausdauer ist aber auch hier der Schlüssel zum Erfolg!

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Gesundheit

The Epoch Times Deutschland / 8. - 14. Februar 2012 / Nr. 302

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Neue Zuckermessung im Speichel Diabetesforschung im Umschwung: Bisher waren Eisbecher wie diese mit Rübenzucker ein Tabu für Zuckerpatienten. Laut der Amerikanischen Diabetesgesellschaft 1994 hat sich dieses Tabu jedoch nicht bewährt – es mache keinen Unterschied, ob man eine Tafel Schokolade oder viermal so viel Kartoffeln isst – insbesondere wenn man in einigen Jahren ohne Aufwand den Zucker im Mund messen kann dank dieser neuen Technologie.

Miniaturmaschine liefert neuartigen Zuckertest

The Epoch Times

Empfindliche Messungen erforderlich Die sensible Messtechnik findet Stoffe bis zu einem Gehalt von mindestens 0,39 Milligramm pro Deziliter. So kann der Speichelzucker, dessen Konzentration um das Hundertfache unter der des Blutzuckers liegt, gemessen werden. Die neue Messtechnologie namens „Plasmonische Interferometer“ erlaubt es, Moleküle in niedriger Konzentration zu finden. „Es reicht dabei ein Grundmaterial, das zehnmal kleiner ist als ein menschliches Haar“, sagt Studienautor Domenico Pacifici. Die selbe Technik könne auch andere Biomarker oder Gefahrenstoffe gleichzeitig feststellen.

F OTO : M I C H A E L H O R N / P I X E L I O . D E

Fachleute noch skeptisch Bisher waren Versuche, den Blutzuckergehalt ohne einen Stich zu bestimmen, langfristig gesehen erfolglos. Auch

Blutzuckermessung mit bisher gebräuchlichem Messverfahren.

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isher war für Diabetespatienten die Zuckermessung an der Fingerbeere am schmerzvollsten. Doch der Zuckerspiegel eines Menschen kann nicht nur im Blut, sondern auch im Speichel festgestellt werden. Ein in den USA entwickeltes Miniaturgerät nutzt Erkenntnisse der Nanotechnologie, um in winzigen Flüssigkeitsmengen den Zuckergehalt zu ermitteln – wie beispielsweise im Speichel. Mithilfe dieser Zuckermessung würde das Leben von Diabetikern erleichtert werden – der dreimal tägliche Stich in den Finger entfiele. Zurzeit befindet sich diese Technologie noch in der Entwicklungsphase und kann noch nicht eingesetzt werden.

100-fach unter der des Blutzuckers: Die neue Messtechnologie namens „Plasmonische Interferometer“ erlaubt es, Moleküle in niedriger Konzentration zu finden.

Oberfläche durchlaufen haben, stoßen sie mit den anderen Lichtteilchen in der Öffnung der Miniaturmessgeräte zusammen. Befinden sich in der Flüssigkeit die gesuchten Stoffe wie etwa Zuckermoleküle, so verändert dies je nach deren Gehalt die gegenseitige Beeinflussung der Lichtdie Variante, den wellen in der Öffnung des Messgerätes. Blutzuckerspiegel Diese Lichtintensitätswechsel lassen über die Messung des sich in Echtzeit messen und auswerZuckergehaltes im ausgeschiedenen ten, erklären die Forscher ihre ErHarn zu bestimmen, wurde mit der findung in der Zeitschrift „Nano LetZeit eingestellt. Vor überzogenen Er- ters“. (ps) wartungen warnt Guido Freckmann, Geschäftsführer des Instituts für Diabetes-Technologie. „Eine Beurteilung kann erst nach Vorlage überzeugender Daten erfolgen“, so der Experte im Pressetext-Interview. Da der Markt sehr lukrativ ist, hält der Wettlauf der Forschung um AlZuckermessung ternativen zur Blut- oder Gewebebeim Diabetes zuckermessung an. „Viele nicht–invasive Ansätze wie etwa die Analyse Bei der Behandlung von der Tränenflüssigkeit erwiesen sich Diabetes werden drei Stuals nicht alltagstauglich, andere, wie fen unterschieden, wobei die Infrarotmessung, müssen sich erst nur bei der dritten Stufe bewähren.“ dreifach tägliche Blutzu-

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Innovative Messtechnologie Die Technologie, mit der der Zuckergehalt im Speichel bestimmt werden soll, muss hohen Ansprüchen genügen. Um sehr niedrige Zuckerkonzentrationen zu messen, haben die Forscher der Brown University von Rhode Island, USA mehr als tausend Miniaturmessgeräte auf einem Fingernagel großen Biochip zusammengebracht. Diese Lichtmessgeräte bestehen aus etwa 100 Nanometer kleinen Öffnungen, die eintreffende Lichtteilchen festhalten können. Außerdem haben diese Miniaturmessgeräte seitlich etwas größere Rillen, die Photonen streuen und diese mit dem elektronischen Teil des Biochips interagieren lassen. An der Stärke von dieser Interaktion kann dann dieser Miniatur-Computer einen Messwert ermitteln, der den Zuckergehalt des Speichels erkennen lässt. Nachdem diese Lichtteilchen die untersuchte Körperflüssigkeit auf der

ckermessungen erforderlich sind. Während bei der ersten Behandlungsstufe Ernährungsumstellung und eine Aufbesserung des Lebensstiles im Vordergrund stehen, wird die Zuckerkrankheit in der zweiten Behandlungsstufe durch Tabletten und bei der dritten Stufe durch Insulinspritzen behandelt. Bei der Behandlung mit Insulinspritzen muss die Menge an Insulin entsprechend dem Zuckergehalt jeder Mahlzeit und auch gemäß dem aktuellen Blutzuckerspiegel angepasst werden. Ohne entsprechende Blutzuckermessung bei jeder Mahlzeit ist es bisher bei der Insulintherapie nicht möglich, den Zuckerspiegel im Körper konstant zu halten.


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Reise

The Epoch Times Deutschland / 8. - 14. Februar 2012 / Nr. 302

Bewusster Konsum „Ein verantwortungsvoller Tourismus trägt zum Schutz unserer Umwelt bei“, sagt WWF-Tourismusexpertin Martina Kohl. „Der Natur wird ein hoher Wert beigemessen, sodass Umwelt- und Naturschutzstandards optimiert werden.“ Nachhaltiges Reisen ist in manchen Teilen der Erde existenzsichernd für die lokale Bevölkerung. Wissen, wohin das Geld fließt Zwischen dem WWF und dem Verband für nachhaltigen Tourismus besteht seit fünf Jahren eine Kooperation, in dessen Rahmen Reisen zu

den Natur- und Tierschutzprojekten der Umweltstiftung angeboten werden. Ein Teil des Geldes kommt den Projekten des WWF vor Ort zugute. „Eine intakte Natur macht Reisen erholsam, interessant und erlebnisreich“, sagt Ute Linsbauer von far. „Achtzig Prozent der deutschen Reisenden legen großen Wert darauf.“ Faszinierende Naturschätze liegen nicht nur in der Ferne, sondern oft direkt vor unserer Haustür. Bei Familie Orang-Utan zu Gast Wer umweltbewusst Urlaub machen will, kann in WWF-Naturschutzprojekte von Nordsee bis Borneo und Zentralafrika reisen und die Regionen hautnah erleben. Das Angebot des far und des WWF Deutschland stellt neben bewährten Reisen auch neue Reiseziele für das Jahr 2012 vor. So können Reisende das Farben- und Lichterspiel des Wattenmeers erleben, Wasservögel auf ihrem Weg in den Süden beobachten und Naturschutz erfahren. Wen es in die Ferne zieht, kann WWF-Mitarbeiter bei der Arbeit zum Schutz der OrangUtans und des Regenwaldes auf Borneo begleiten, Gorillas und Bergelefanten in Zentralafrika begegnen oder einen Blick auf die Schatzkammern des Amazonas werfen. (far/aw)

„Watt is dat?“ Im Watt oder auf gleicher Zahnhöhe mit dem Biber in der Uckermark, Urlaub in Deutschland zu machen, hat was. Urwaldähnliche Buchenwälder, glasklare Seen und Orchideenwiesen im Moor zum Beispiel.

F oto : tok a muwi / p i x e l io. de

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eeresrauschen, salzige Brise, Muscheln suchen und den Sonnenuntergang am Strand betrachten. Intakte Natur zu erleben, ist ein direkter Faktor für die Qualität der Erholung im Urlaub. Ein langfristig ökologisch tragbarer Tourismus, erholsam, wirtschaftlich realisierbar und gerecht für die lokale Bevölkerung – ist wünschenswert. Das forum anders reisen (far) setzt dieses Ziel um. Zusammen mit der Umweltschutzorganisation WWF bietet far Umwelt-Reisen in Deutschland und der Welt an.

F oto : Tobi a s K unze / p i x e l io. de

Foto: christia a ane /pixe lio. de

Nachhaltig Reisen: Gewinn für Mensch und Natur

Bei Umweltreisen auf Madagaskar trifft man nicht nur auf die bekannten, putzigen Lemuren. Der Hauben-Seidenkuckuck bewohnt den tropischen Regenwald Madagaskars, er ist hier endemisch, also nur hier heimisch.


Umwelt

The Epoch Times Deutschland / 8. - 14. Februar 2012 / Nr. 302

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Flatterhaft in freier Wildbahn durch Krankheiten oder bei klimatisch schlechten Bedingungen sterben sollte.

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as Kleine Nachtpfauenauge (Saturnia pavonia), ist einer der größten und farbenprächtigsten Nachtfalter und steht auf Deutschlands Vorwarnliste gefährdeter Tiere. Jetzt wurde er von der Naturschutzstiftung des BUND-Landesverbandes NRW und dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) zum Schmetterling des Jahres 2012 gewählt. Seinen Namen verdankt er den augenähnlichen Flecken auf den Flügeln, mit denen er Feinde abschreckt.

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Die Schmetterlinge schlüpfen im Frühjahr des nächsten Jahres, manche auch im Jahr danach. Letztere sichern den Fortbestand der Art.

Schmetterling des Jahres 2012 macht die Jury auf die besondere Schönheit dieses Schmetterlings und auf die generelle Gefährdung der Schmetterlinge aufmerksam. Durch den weiterhin viel zu hohen Flächenverbrauch und die Industrialisierung der Landwirtschaft Schmetterlingsfeindliche geht in Deutschland der Bestand vieLandwirtschaft Mit dieser Abschreckung klappt es lei- ler Schmetterlingsarten leider zurück“, der nicht immer. „Mit der Ernennung erklärt Jochen Behrmann, BUND Landes Kleinen Nachtpfauenauges zum desverband Nordrhein-Westfalen.

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Rettende Spätzünder Im Spätsommer spinnen sich die Raupen des Kleinen Nachtpfauenauges in einen festen Kokon ein. Die Schmetterlinge schlüpfen im Frühjahr des nächsten Jahres, teilweise aber auch erst im übernächsten Jahr. Letztere werden auch „überliegende“ Puppen genannt und sichern den Fortbestand der Art, falls einmal die gesamte Jahres-Population

Appetit auf Wildblumen Kleine Nachtpfauenaugen nehmen keine Nahrung auf. Sie zehren von den Reserven, die sie sich als Raupen angefressen haben. Verwilderte Gärten und naturbelassene Landschaften braucht es zur Speisung dieser RaupTiere, die nach dem Schlüpfen nur wenige Tage leben. Falter-Fahndung von Aurora- bis Zitronenfalter Sag mir wo die Falter sind … Und sag mir auch gleich, wie viele es sind. Die Aktion „Abenteuer Faltertage“ des BUND, die seit 2005 jährlich durchgeführt wird, dient dem Schutz von Schmetterlingen. Dabei werden ab April leicht erkennbare Schmetterlingsarten gezählt. Ein Bogen mit Abbildungen der Schmetterlinge, den man beim BUND kostenlos bestellen kann, hilft dabei. Die Ergebnisse kann man einsenden oder auch bei www.bund.net online eingeben. Die Zählbögen kann man auch per Tel. (0 30) 2 75 86-442 oder per E-Mail an schmetterling@bund.net bestellen. (BUND / aw)


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Schule und Erziehung

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Lange Nacht der aufgeschobenen Hausarbeiten

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n der Zeit von 18 Uhr abends bis 6 Uhr morgens haben Tübinger Studierende die Gelegenheit, gemeinsam an ihren aktuellen Schreibprojekten zu arbeiten, liegengebliebene wieder aufzunehmen oder neue zu beginnen. Mit ihren Schreibaktivitäten befinden sich die Studierenden der Universität Tübingen in guter Gesellschaft: Zeitgleich schreiben Studierende

anderer Hochschulen im Bundesgebiet und erstmals auch in den USA an ihren aufgeschobenen Hausarbeiten. Über Life-Schaltung sind sie miteinander verbunden und können sich über den Stand ihrer entstehenden Arbeiten austauschen. Unterstützt und begleitet werden sie dabei von den Schreibberaterinnen und -beratern des Schreibzentrums sowie von Tutoren und Mentoren

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F oto : B r i g i tte / p i x el i o . de

Das neue Schreibzentrum der Uni Tübingen wird vom 1. auf den 2. März 2012 die erste „Lange Nacht der aufgeschobenen Hausarbeiten“ ausrichten.

aus verschiedeStudierenden zu nen Fachbereifördern und mit chen. Weitere Anihnen gemeinsam gebote, wie eine Lösungswege für ihre spezifischen EDV-Beratung, Fragestellungen Informationen zu ermitteln. Dieüber Unterstützungsmöglichkeiser Ansatz soll im ten, technische Sinne eines uniHilfsmittel für behinderte und chro- versitären Diversity Managements nisch kranke Studierende sowie ein zu Wertschätzung und Förderung von Betreuungsangebot für Studierende Vielfalt an der Universität Tübingen mit Kind berücksichtigen die indivi- beitragen. duell unterschiedlichen Bedürfnisse Ein Highlight der Langen Nacht der Teilnehmenden. ist der Veranstaltungsort: Die RäumDie Tübinger „Lange Nacht der lichkeiten der neu gestalteten Uniaufgeschobenen Hausarbeiten“ ist versitätsbibliothek stehen die gandie erste und bisher ze Nacht über zur einzige Beteiligung Verfügung. Zwei einer süddeutschen Säle bieten GeleDurchwachte Nacht: Hochschule an der genheit zu konzenVon 18 Uhr bis bundesweit zeittriertem, produkti6 Uhr können vem Schreiben, ein gleich stattfindenStudis bundesweit weiterer dient dem den Veranstaltung. zeitgleich an ihren Ihre Ausrichtung in Austausch, der BeSchreibprojekten Tübingen ist eine ratung und der gearbeiten. Maßnahme im Rahgenseitigen Untermen des vom Bunstützung. Geleit durch die desministerium für Bildung und Forschung (BMBF) ge- Nacht geben ein Massage-Angeförderten Programms „Erfolgreich bot und der Pausen-Express des Studieren in Tübingen“. Der zen- Hochschulsports mit Atem-, Enttrale Punkt dabei ist die Schaffung spannungs- und Re-Mobilisierungseiner neuen Kultur des Lehrens und übungen. Auch die verlängerten Lernens. Öffnungszeiten der Cafeteria solDas „Diversitätsorientierte Schreib- len zur Stärkung des Durchhaltezentrum“ setzt sich zum Ziel, die vermögens der Studierenden beitraakademische Schreibkompetenz an gen. Studenten, die sich ausruhen der Universität Tübingen zu stärken. möchten, können ihre mitgebrachDabei verfolgt es einen diversitätsori- ten Iso-Matten und Schlafsäcke für entierten Ansatz, um so die Entfal- ein kurzes „Nickerchen“ ausrollen. tung der individuellen Potenziale der (idw/aw)

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Kulinarisches

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Kleine Löwenköpfe: Ein einfach zubereitetes und herzhaftes Gericht für kalte Wintertage.

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Shi Zi Tou

Zutaten: • • •

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Meilin Klemann

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rikadellen, Fleischklöße, Klopse, Buletten, Hamburger...weltweit und auch in Deutschland sind die kleinen runden Fleischbällchen beliebt. Die Chinesen habe ihre eigene Version davon. Probieren Sie es aus! Es ist eine alte und oft wiederholte Geschichte, daß dieses Gericht – runde Frikadellen umgeben von Chinakohl – den Namen von dessen Ähnlichkeit mit dem Kopf und der zotteligen Mähne eines Löwen hat. Rustikal und herzhaft, ist dieses Hausmacher-Gericht eine Spezialität aus Shanghai. Die Shanghai-Küche ist mit über 400 Jahre die jüngste der zehn großen Küchen in China. Ursprünglich als „Benbang Küche“ bekannt, entstand und entfaltete sie sich während den letzten

Rezept für 3-4 Personen

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zwei Dynastien in China, der Ming und Qing Dynastie. Da die Stadt Shanghai über keinen eigenen Küchenstil verfügte, übernahm sie die Küchen der umliegenden Küsten-Provinzen, Jiangsu und Zhejiang. Im späteren 19. Jahrhundert, als Shanghai zu einem wichtigen Handelshafen wurde, wurden weitere Einflüsse in die Küche eingebracht. Die Shanghai-Küche ist bekannt für das Einlegen in Wein und für Garmethoden wie Backen, Schmoren, Dämpfen, und Frittieren. Die Küche betont die Beibehaltung der ursprünglichen Aromen der Zutaten. Sie schmeckt frisch, geschmeidig und kross.

1 Chinakohl (ungefähr 750 g) 120 g Glasnudeln 350 ml Hühnerbrühe (selbstgemacht oder von Brühwürfel) 150 ml Wasser ½ Teelöffel Salz 2 Esslöffel Sojasauce (am Besten taiwanische oder japanische benutzen wegen Qualität und Geschmack)

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Für die Frikadellen: 500g gehacktes Schweinefleisch 4 Wasser-Kastanien (optional), fein gehackt 2 fein gehackte Frühlingszwiebeln (nur den weißen Teil verwenden) 1 Esslöffel fein gehackter frischer Ingwer 1 Teelöffel Salz 1 Esslöffel Sojasauce 1 Esslöffel Reiswein oder Sherry ½ Teelöffel weisser Pfeffer

Zubereitung: 1. Chinakohl in Stücke schneiden. Die Glasnudeln in eine Schüssel legen. Heißes Wasser daraufgießen und bis zum Gebrauch (mindestens 15 Minuten) einweichen lassen. 2. Die Zutaten für die Frikadellen mit den Händen gut vermengen und in 6 Bällchen formen. 3. Eine Pfanne stark erhitzen und dünn mit Öl beschichten. Die Frikadellen auf mittlerer Hitze auf allen Seiten braun braten. 4. Die Frikadellen in einem Topf reinlegen und die Hühnerbrühe und das Wasser hineingießen. Zum Kochen bringen, die Hitze reduzieren und aufgedeckt köcheln lassen bis die Flüssigkeit sich leicht reduziert hat. Chinakohl und den ½ Teelöffel Salz hinzufügen. Den Topf zudecken und weiter köcheln lassen, bis der Chinakohl weich ist. 5. Die Nudeln gut abtropfen lassen und hinzufügen. Die 2 Esslöffel Sojasauce hineinrühren. Den Topf vom Herd nehmen und sofort servieren.

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Taiwan ist eine Insel für viele Geschmäcker – alle regionalen Küchen Chinas sind hier zu Hause, mit starken Einflüssen aus Japan und Korea. Bei uns schmeckt Taiwan – mit genauen Verwendungstipps und Beschreibungen der Qualitätsprodukte Made in Taiwan.

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Tee – zum Entspannen, Genießen und Naschen Aktuell bieten wir eine bunte Mischung für die ganze Familie: Aromatisierte Premium-Tees von 3:15pm, dazu hochwertige Instant-Tees und heiße Getränke. Rauchpflaumen und Ingwertee wärmen in der kalten Jahreszeit. Leckere „Milchtees“ begeistern große und kleine Süßschnäbel in den Geschmacksrichtungen Marzipan, Taro, Kokos und und und …

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Reis · Nudeln · Sojasoßen · Miso Gewürze · Tees · Süßes · Asia-Müslis · Trinkessig · Konfekt · Suppen


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Fundstücke

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Wirklich, er war unentbehrlich

Wilhelm Busch (1832 - 1908)

F OTO : A F P P H OTO / A N D R E A PAT TA R O

Wirklich, er war unentbehrlich! Überall, wo was geschah Zu dem Wohle der Gemeinde, Er war tätig, er war da. Schützenfest, Kasinobälle, Pferderennen, Preisgericht, Liedertafel, Spritzenprobe Ohne ihn da ging es nicht. Ohne ihn war nichts zu machen, Keine Stunde hatt’er frei. Gestern, als sie ihn begruben, War er richtig auch dabei.

Von erlesener Eleganz sind die Garderoben zu jedem Karnevalsempfang in Venedig. Ein unvergleichliches Schauspiel mal mit, mal ohne Masken. Sehen und gesehen werden – am liebsten fährt man in historischen Kostümen auf einer Gondel vor den Palästen vor. Lugte da nicht auch Casanova um die Ecke?

Das Tonfilm-Testament von 1931

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er Erbschaftsprozess Russel, der gegenwärtig die Londoner Zivilgerichte beschäftigt, stellt in seiner Art zweifellos ein Unikum dar. Der bekannte Spruch Ben Akibas, daß alles schon dagewesen sei, trifft in diesem Falle nicht zu. Mr. Russel, ein reicher Gutsbesitzer und bekannter Sonderling, hat sich die Erfindung des Tonfilms in origineller Weise zunutze gemacht. Als Russel erkrankte und sein Ende herannahen fühlte, beschloß er, sein Testament abzufassen. Um aber das Nützliche auch gleich mit dem Angenehmen zu verbinden und der ganzen lieben Verwandtschaft unverblümt seine Meinung sagen zu können, verfiel er auf eine geniale Idee. Eines Tages berief er die Vertreter eines Londoner Filmunternehmens zu sich und erklärte ihnen, daß er die Absicht habe, sein Testament im

F OTO : A F P P H OTO / YO S H I K A Z U T S U N O

Eine Kranichskulptur in einem Park in Tokio am 30. Januar.

– Tonfilm niederzulegen. Die Filmleute gingen auf den Vorschlag ein und unter strengem Ausschluß der Öffentlichkeit wurde im Krankenzimmer ein Film gedreht, dessen einziger Akteur Mr. Russel war. Gleichzeitig erhielt Russels Anwalt den Auftrag, am Todestage des Gutsbesitzers ein Inserat in den Blättern zu veröffentlichen, in dem mitgeteilt wurde, daß Russel bei seinem Begräbnis selbst die Grabrede halten und außerdem allen Verwandten und Bekannten seinen letzten Willen kundtun werde. Die Inserate taten ihre Schuldigkeit; zum Begräbnis Mr. Russels fand sich eine solche Menge von Neugierigen ein, daß die Aufbahrungshalle gesperrt werden musste. Dann kam die mit Spannung erwartete Filmvorführung. Die Halle wurde verdunkelt, eine Projektionsleinwand entrollt und nun begann der tonfilmische Teil der Leichenfeier.

Auf der Leinwand erschien das Bild Mr. Russels, der, auf seinem Bett sitzend, folgende Rede losließ: „Zu Lebzeiten konnte ich meinen lieben Mitmenschen leider nie richtig meine Meinung sagen. Nun, da ich tot bin, werde ich wohl ehrlich und ohne jede Rücksicht sprechen können.“ Und nun sprach Mr. Russel so aufrichtig und unverblümt, daß die Verwandten fluchtartig die Halle verließen und die Leichenfeier unter fortwährendem unterdrücktem Gelächter vor sich ging. Als erster kam der Neffe an die Reihe, der die Erbschaft für sich erhofft hatte. Mr. Russel meinte, daß er einem so liederlichen Patron und verschwenderischen Menschen sein Vermögen nicht anvertrauen werde. Die Adoptivtochter, die einen Mann genommen hatte, der dem Verstorbenen unsympathisch war, bekam ebenfalls Dinge zu hören,

Der Winter ist ein rechter Mann Der Winter ist ein rechter Mann, Kernfest und auf die Dauer; Sein Fleisch fühlt sich wie Eisen an, Und scheut nicht süß noch sauer. War je ein Mann gesund wie er? Er krankt und kränkelt nimmer, Er trotzt der Kälte wie ein Bär und schläft im kalten Zimmer. Er zieht sein Hemd im freien an und läßt’s vorher nicht wärmen und spottet über Fluß im Zahn und Grimmen in Gedärmen. Aus Blumen und aus Vogelsang weiß er sich nichts zu machen,

die nicht schmeichelhaft klangen. Ein Rechtsanwalt musste es sich gefallen lassen, daß Mr. Russel ihn einen Gauner und Rechtsverdreher nannte und schließlich erfuhren auch zwei seiner Freunde, daß sie geldgierige Halunken seien, die auf seine Gutmütigkeit spekuliert hätten. Den glanzvollen Abschluß der Rede bildete die Verlesung des Testaments, nach der auffallend viele lange Gesichter bemerkt wurden. Das Vermögen vermachte Russel einer Blindenanstalt und einem Wohltätigkeitsinstitut.

i FRANKFURTER NACHRICHTEN und Intelligenz-Blatt – Frankfurter Journal Gegründet 1722 Handelszeitung Freitag, 15. Mai 1931 – Preis 10 Pfennig

Haßt warmen Drang und warmen Klang und alle warmen Sachen. Doch wenn die Füchse bellen sehr, wenn´s Holz im Ofen knittert, und um den Ofen Knecht und Herr die Hände reibt und zittert; Wenn Stein und Bein vor Frost zerbricht und Teich und Seen krachen: Das klingt ihm gut, das haßt er nicht, dann will er tot sich lachen. – Sein Schloß von Eis liegt ganz hinaus Beim Nordpol an dem Strande; Doch hat er auch ein Sommerhaus im lieben Schweizerlande. Da ist er denn bald dort, bald hier; gut Regiment zu führen; und wenn er durchzieht, stehen wir und sehn ihn an und frieren. Matthias Claudius (1740 - 1815)


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