April Mai 2021

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Der phänologische Frühling

Frühlingsanfang – ist nicht gleich Frühlingsanfang. Die Wetterfrösche (Meteorologen) können leichter ihre Statistiken erstellen mit ganzen, anstatt mit angebrochenen Monaten. Darum ist der meteorologische Frühlingsanfang am 1. März. Eine scharfe (Wetter)-Grenze gibt es nicht im Gegensatz zum astronomischen Frühling, der ziemlich genau berechenbar und Himmelsmechanisch darstellbar ist. Am 20. März 2021 geht die Sonne um 10.37 Uhr durch den Frühlingspunkt. (Schnittpunkt von Himmelsäquator und Sonnenbahn (Ekliptik). Für uns heisst das: die Tage werden ab jetzt wieder länger als die Nächte. Außer diesen „Anfängen“ des Frühlings, gibt es noch einen: den phänologischen Frühling. Der phänologische Frühling ist das, was wir direkt in der Natur beobachten können: Frühblüher und Knospen an den Bäumen, das Erscheinen von bestimmten Vögeln und insekten und so weiter. Auch der Pollenflug , für viel eine weniger schöne Frühlingsankündigung, spielt hier mit rein. Der phänologische Frühling hat gar kein Datum als Beginn, sondern vollzieht sich für aufmerk-

same und forschende Naturbeobachter über eine längere Zeitspanne. Da sich die Phänomene der Natur sehr vielseitig und ineinanderübergehend zeigen, gibt es eine weitere Unterteilung in Vorfrühling, Erstfrühling und Vollfrühling. In den letzten Jahren werden Beobachtungen gemacht, dass sich das breite zeitliche Band des phänomenologischen Frühlings zeitlich immer weiter nach vorn verschiebt. Die Blüte mancher Pflanzen setzt beispielsweise immer früher ein. Mit der Änderung solcher Mechanismen gerät das ökologische Gefüge unter Druck. Der Zusammenhang vom Aufkommen verschiedener Insekten als Nahrungsquelle für Singvögel, die für die erfolgreiche Aufzucht der Brut lebenswichtig sind, bedeutet auf Dauer für einige Vogelarten das Nachsehen. Allgemein ist die Ankunft der Störche eine echte Zäsur, die endgültig den Frühling anzeigt, die aber auch von Jahr zu Jahr schwanken kann. Für uns ist der Frühling eine Mischung aus allem: Sonne, Wetter, Vogelzwitschern und bunte Blüten. Und das tut uns in diesen Zeiten besonders gut! Text & Grafik: Thomas Voigt

Das Scharbockskraut Zu den allerersten Pflanzen, die sich gegen den Winter behaupten, gehört das Scharbockskraut. Dieses Gewächs mit dem dunklen, satten Grün und den leuchtenden gelben Blüten findet sich oft flächig auf nicht zu trockenen Wiesen, die auch etwas Halbschatten bieten können. Hier breitet sich das Scharbockskraut sehr gut aus. Seine Heimat war schon immer Mitteleuropa, da es aber sehr anpassungfähig und vermehrungsfreudig ist, findet man es auch in nördlicheren und südlicheren Gefilden sowie in höheren Gebirgslagen. Das Scharbockskraut läutet nicht nur farbenfroh den Frühling mit ein, sondern eröffnet auch gleich die Wildkräuter-Saison. Die tiefere Bedeutung des Namens deutet bereits darauf hin: Denn Scharbock leitet sich von Skorbut ab, der "Seemannskrankheit", die eine Mangelerscheinung ist, hauptsächlich von Vitamin C. Auch der Winter war früher eine ernährungsphysiologische Engstelle: Zur Neige gehende Vorräte (auch von sehr gehaltvollem Grünkohl) konnten u. U. keine Versorgung mit dem lebenswichtigen Vitamin C sichern. Da wurde gern auf das Scharbockskraut zurückgegriffen. Heutige Kräutersammler geben z.B. eine Handvoll junger Blattspitzen in Salat oder Quark. Es sollte nicht übermäßig verzehrt werden, da im Verlauf des Wuchses auch unverträgliche Stoffe in der Pflanze ausgebildet werden.

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