MOUNTAINBIKEN auf SIZILIEN - 53 Touren zwischen Agrigento, Trapani, Palermo und den Naturparks Madon

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Zweite Ausgabe. Februar 2017 ISBN 978 88 96634 912 Copyright © 2017 VERSANTE SUD S.r.l. Milano via Longhi, 10, tel. 027490163 www.versantesud.it Ale Rechte vorbehalten, insbesondere das der Übersetzung, der elektronischen Speicherung, der Vervielfältigung und der teilweisen öder gänzlichen Bearbeitung.

Umschlagfoto

Bergab auf den Pfaden von Erice, mit traumhaftem Ausblick auf den Golf von Trapani (© Alessandro Tedesco)

Texte

Alessandro Riccardo Tedesco und Franco Tedesco MTBSicilia@versantesud.it

Foto

Alessandro Riccardo Tedesco und viele Andere, die wertvolle Bilder lieferten

Übersetzung ins Deutsche Ursula Oberrauch Zeichnungen/Topos

Tommaso Bacciocchi. © Mapbox, © Open Street Map

Symbole

Tommaso Bacciocchi

Layout

Chiara Benedetto

Druck

Monotipia Cremonese snc (CR)

Null Km

Von Autoren, die das MTB in dieser Gegend leben und dessen Entwicklung vorantreiben

Ein „hausgemachter“ MTB-Führer!

Was heißt das? Gesünder und mehr Inhalt, weil gemacht von lokalen Bikern. Genauso wie die Bio–Tomaten vom Bauern nebenan? Richtig! Unverfälscht und hausgemacht. Lokale Autoren können nur von Vorteil sein für jeden Bikeliebhaber: - Sie haben die neusten Informationen. - Sie konzentrieren sich nicht nur auf die bekanntesten Spots. - Sie investieren den Erlös in neue Strecken. Lokale Autoren können nur von Vorteil sein für das Gebiet: - Sie veröffentlichen nur das, was auch veröffentlicht werden darf. - Sie unterstützen die einzelnen Ortschaften. - Sie stehen in enger Verbindung mit der lokalen Realität. Und zum Schluss das Wichtigste: auf ihren Wegen, liegt stets ein Stückchen ihres Herzens.

HINWEIS Mountenbiken ist ein potenziell gefährlicher Sport und geschieht immer auf eigene Gefahr. Alle Hinweise in diesem Führer beruhen auf Informationen, die zum Zeitpunkt der Druck- legung aktuell waren. Es wird empfohlen sich vor jeder Tour über den aktuellen Stand zu informieren.


Null Km

Von Autoren, die das MTB in dieser Gegend leben und dessen Entwicklung vorantreiben

Alessandro Riccardo Tedesco Franco Tedesco

MOUNTAINBIKEN auf SIZILIEN 53 Tourenz wischen Agrigento, Trapani, Palermo und den Naturparks Madonie, Nebrodi und Ätna

EDIZIONI VERSANTE SUD


Vorwort Sizilien ist keine Insel, Sizilien ist ein Kontinent. Mir gefällt der Gedanke meines Freunds und Schriftstellers Pippo Russo: „Man braucht bloß an die Größe, die beeindruckenden geografischen Unterschiede zu denken, die man auf dem Weg von einem Gebiet in das nächste entdecken kann...“. Als ich jünger war, ist mir diese Größe gar nicht aufgefallen, ich kannte nur die Südküste und das afrikanische Meer, das für einen naiven Segler wie mich allerlei Mythen und Tücken bereithielt. Vom Landesinneren kannte ich nur die Gipfel der Madonie, wo der Skiprofi, der ich nie werden würde, eine schmerzhafte Lehrstunde zu den Regeln der Schwerkraft erhalten hatte. Jahre später und um einiges reifer, bescherte mir das Mountainbike dann noch einmal diese jugendlichen Emotionen, diesmal jedoch mit dem Bewusstsein eines Dr. Livingstone. Ich entdeckte den unendlichen Reichtum an Natur, Geschichte und Kultur meiner Heimat. Ich muss mich bei meinem Bruder Franco bedanken, der mich zum Mountainbiken überredet hat: „Komm schon, da siehst du Dinge, die wir Sizilianer...“. Und so war es dann auch, ein Kontinent mit Geschichte, wo Meer, Wälder, Mythen, Helden, Legenden und Essen alle Widersprüche und Unterschiede nur noch mehr betonen und jeden Ausflug, jede Wanderung, jede Biketour, jeden Spaziergang und jeden Atemzug bereichern. Ab diesem Zeitpunkt quälte mich ein solches Heimweh, das nur dann zu zähmen war, wenn ich mich jeden Morgen ganz früh auf den Weg machte...

Ich stelle mir die Mountainbiker gerne als antike Reiter vor, die mit ihren Rössern auf unwegsamen Gelände unterwegs sind, einzig und allein aus dem Grund, dass man eben losmuss, dass man lebendig zwischen allem Lebenden sein muss. Das Mountainbiken erlaubt uns diese Abenteuerlust, die darauf abzielt, eine loyale und ausgeglichene Verbindung mit unserer Umgebung herzustellen. Genau wie ein Reiter von einst, hat das Mountainbike etwas Freies, weit entfernt von Wetteifer und eng verbunden mit der Liebe zur Natur und dem Drang zum Abenteuer, was den Blick nicht auf ein Ziel, sondern auf das Bewusstsein seiner selbst und der Umgebung lenkt. Franco Tedesco

Alessandro Riccardo Tedesco

Riserva dello Zingaro, San Vito lo Capo (© Alessandro Tedesco)

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Inhaltsverzeichnis Karte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 Danksagung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 So haben wir gearbeitet . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 AGRIGENTO 01. Agrigento: la Valle dei Templi . . . . . . . . . . . . . . . . 30 Agrigento. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .36 02. Von San Leone nach Siculiana - Scala dei Turchi. .38 Scala dei Turchi. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .42 03. Von San Leone zur Punta Bianca und Castello di Palma. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44 San Leone . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48 Mit dem rad zum Castello di Montechiaro: Hitze, Schweiß und großes Staunen! . . . . . . . . . . 50 04. Von Sciacca nach San Leone . . . . . . . . . . . . . . . . . 52 05. Von Narbone nach Palma di Montechiaro und Punta Bianca . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .58 Castello di Montechiaro . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62 06. Von Palma di Montechiaro nach Licata. . . . . 64 07. Von Siculiana Marina nach Eraclea Minoa . . 70 Torre Salsa: Auf der Suche nach dem Zeitvertreib. Teil 1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .74 08. Riserva WWF di Torre Salsa. . . . . . . . . . . . . . . . . . .76 Torre Salsa: Auf der Suche nach dem Zeitvertreib. Teil 2. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .82 09. GF3K Gran fondo dei 3 Comuni. . . . . . . . . . . . . . 84 10. Von Eraclea Minoa nach Burgio und Riserva del Sosio . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90 11. Monte Cammarata. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94 R N O “Monte Cammarata” . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98 Parco dei Monti Sicani . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 100 12. Quisquinaund die Kirchen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 102 13. Sosio Quelle - Palazzo Adriano - Monte Rose - Santo Stefano Quisquina . . . . . . . . . . . . 106 14. Burgio Palazzo Adriano Sosio . . . . . . . . . . . . . . . . 112 Das Naturreservat des Sosio . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .116 15. Von Burgio nach Sant’Adriano und Eremo Rifesi. . 118 Die Kirche Santa Maria di Rifesi. . . . . . . . . . . . . . . . . .122 Santuario di S. Adriano. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .123 16. Burgio - Abbazia Sant’adriano Besucherzentrum - Marcati . . . . . . . . . . . . . . . . . .124 17. Die Dörfer der Arbëresh . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .128 Die Arbëresh. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .133

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Sizilien. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 Nützliche Adressen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 Bibliographie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 Das Lesen der Wege - Legende . . . . . . . . . . . . . . . . . . .24 18. Monte Genuardo - Sambuca di Sicilia . . . . . . .134 Sambuca di Sicilia. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 138 Abbazia di Santa Maria del Bosco di Calatamauro. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 138 TRAPANI 19. Trapani - Zingaro - Trapani. . . . . . . . . . . . . . . 140 20. Bike Park Monte Erice: Castiddazzu trail. . . 144 Erice . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 148 21. Bike Park Monte Erice: Petraranne trail . . . . 150 Begriffe aus dem Bikepark. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 154 22. Bikepark Monte Erice: XC - Strecke . . . . .156 23. Vom Tempio di Selinunte nach Belice und Sosio . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 160 24. Von Salemi nach Scopello über Castellamare und Segesta . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 164 Die Tonnara und Faraglioni di Scopello . . . . . . 168 25. Von Salemi nach Ficuzza über Alto Belice. . . 170 26. Favignana, Schmetterling der Ägadischen Inselni . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .174 27. Pantelleria Rundtour. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 180 28. Pantelleria MTB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 184 PALERMO 29. Monte Manolfo. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 188 Palermo. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 192 Street Food in Palermo . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 193 30. Monte Cuccio . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 194 Der Dom von Monreale. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 197 Abbazia di San Martino delle Scale. . . . . . . . . . . . 197 31. Der Königliche Wald von Ficuzza. . . . . . . . . . . . 198 Bosco della Ficuzza . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .202 32. C2C-1 Palazzo dei Normanni - Real Casina di Caccia . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 204 33. Der Wald von Casaboli. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 208 Sizilianisch: Sprache oder Dialekt? . . . . . . . . . . . . .212 34. Lago di Rosamarina - Caccamo . . . . . . . . . . . . . .214 35. Das Riserva di Carcaci. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .218


36. Monte Lucerto . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 222 37. Von Polizzi zum Santuario di Madonna dell’Alto. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .226 Parco delle Madonie. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .230 38. Piano Battaglia (All Mountain Madonie) . . . 234 Piano Battaglia . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 238 39. Von Lascari nach Gratteri und San Giorgio . . 240 Gratteri. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .244 40. Pizzo Dipilo . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 246 41. Transmadonie: von Piano Battaglia nach Castelbuono . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 250 Castelbuono. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 256 42. Von den Madonie ans Meer: von Polizzi nach Cefalù . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 258 Cefalù. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 262 Die Coast2Coast Epic XC: Vom Tal der Tempel nach Cefalù . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .264 43. C2C-3 Von Polizzi nach Castelbuono . . . . . . 268 Polizzi. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .271 44. C2C-2 Von der Real Casina di Caccia di Ficuzza nach Polizzi. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 272 Real Casina di Caccia. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 277 45. Von Piana degli Albanesi zu den Segestane Thermen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 278 Piana degli Albanesi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 282 Lago di Poma . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 283

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53. Ciclovia SIBIT: An der Küste von Siracusa nach Trapani . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 330

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49. Altomontana Version Coast2Coast . . . . . . . . 302 Der Ätna und der Mythos der “Muntagna”. . .308 Der „Taliban“ des Ätna. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 310 50. C2C-6 Von Randazzo zum Rifugio Sapienza. . 312 51. C2C-7 Der Ätna . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .316 Street Food in Catania . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 319 Catania . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .320 52. Etna Marathon. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .322 Interview mit Maurizio Scalia. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 326

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46. Nebrodi-Marathon . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 284 Parco dei Nebrodi. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 290 Der Biviere See (1278 m). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 293 47. C2C-4 Der Bergrücken der Monti Nebrodi: Von Mistretta nach Portella Femmina Morta. . . 294 48. C2C-5 Der Bergrücken der Monti Nebrodi: Von Portella Femmina Morta nach Randazzo . . 298

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Danksagung Ein großes und leidenschaftliches Dankeschön geht an unsere Familien, an unsere unendlich geduldigen Ehefrauen, denen unsere Leidenschaft für das MTB und diese Arbeit die Weihnachtsferien, Mittagessen, Abendessen, Kinoabende, Aperitivi, Samstage im Supermarkt und Sonntage im Ikea geraubt haben... Ein Dank geht auch an Pippo Russo, dem Journalist und Soziologen, der uns freundlicherweise, einen Auszugs seines Aufsatzes zum sizilianischen Dialekt überlassen hat. Die Liste der MTB-Freunde, denen wir danken möchten ist lang...In vielen Jahren der Praxis als Mountainbiker und Organisatoren von Veranstaltungen und bei unserem Einsatz für nachhaltigen

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Radtourismus haben wir unglaublich viele Leute kennengelernt, die wir immer wiedergetroffen haben, um Momente der Freude, Mühen, Arbeit und Leidenschaft zu teilen. Und so war es auch ganz klar, dass wir uns bei vielen Strecken an unsere Freunde wenden würden, die sich in ihrer jeweiligen Heimatregion natürlich besonders gut auskannten. Wir danken Domenico Ilardo, einem großen Kenner der Madonie, Organisator der „Transmadonie“ und Guide von Coast2Coast. Er versorgte uns mit mehreren Strecken, Fotos und detaillierten Informationen. So detailliert, dass wir Schwierigkeiten hatten, sie wiederzugeben...Seine Hilfe war grundlegend bei der Gestaltung neuer Strecken im Parco delle Madonie.


Ein warmherziger Dank geht nach Palermo, an einen großartigen Athleten, Runner und Biker, Pino Cuttaia; an Peppe Cumia, Totò Maira und an Salvo DI Marco, der in den Monti Sicani lebt. In Trapani danken wir Max und den Jungs der Extreme Sport Tour Erice, die uns die Strecken, Informationen und Fotos des Bikeparks von Erice geliefert haben. Danke an Daniele Stuppa, der uns auf der Insel Pantelleria eine große Hilfe war und auf der „schwarzen Mittelmeerperle“ einen Radverleih betreibt und als Guide arbeitet (vivapantelleria.it). Im Osten der Insel danken wir Alfio Reitano aus Catana, einem großen Kenner des Ätna, der Nebrodi und der Peloritani, der die GF der Nebrodi organisiert und uns mit aktuellen Strecken, Beschreibungen, Fotos und Ratschlägen zur Seite stand; Francesco De Pasquale, der nach Spanien ausgewandert ist und dem wir immer noch hinterherweinen. Maurizio Scalia, eine wichtige Per-

sönlichkeit der sizilianischen MTB-Szene, ihm und dem Mongibello Team verdanken wir den Etna Marathon, den ihr bei den Touren Catanias findet, gemeinsam mit einem Interview. Salvo Motta, ebenfalls MTB-Guide, lebt in Nicolosi und betreibt eine Herberge (sottoilvulcano.it). Peppe Barbagallo, der heute in Zafferana arbeitet (Sud Est Crater Holiday Home). Enrico Cavalli, für seine Fotos und die Erzählung einer Tour mit Coast2Coast; Fabio Consoli, der Biker, Reisende, Grafiker und Illustrator, der den Bericht über eine kulinarische Erfahrung und die dazugehörige Illustration beigesteuert hat. Und dann sind da noch alle Freunde, die uns mit ihrer Unterstützung und Gemeinschaft in all Jahren beigestanden sind: Giovanni Rocco, Roberto Lorito, Manlio Ottaviano, Peppe Di Blasi, Enzo Barba...ein besoderer Dank geht letztendlich noch an Peppe Baldo und Ignazio Liuzza, zwei Pionieren des MTB auf Sizilien, die einige Fotos für dieses Buch geliefert haben.

Das natürliche Amphitheater der “Quacella” im Madonie Massiv (© Matteo Cappè)

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Einleitung SO HABEN WIR GEARBEITET Strecken und Kartierung Der Anfang Als man meinem Bruder und mir den Vorschlag machte, diesen MTB-Führer zu schreiben, musste ich erstmal ein bisschen darüber nachdenken. Ich war mir nicht sicher, ob ich all die Daten und Informationen preisgeben wollte, die sich durch viel Arbeit, zahlreiche Erkundungstouren und lange Nächte am PC, um das Ganze zu organisieren, Software zu studieren, Karten zu digitalisieren, Strecken festzulegen und zu korrigieren, über die Jahre angesammelt hatten. Die Strecken entstehen durch eine Idee und am Anfang steht da immer die Lust, Neues zu erkunden, nicht nur, um mit dem MTB Spaß haben zu können, sondern auch aus Leidenschaft für diese Region, deren Wege jenseits der asphaltierten Der Bikepark von Erice (© Alessandro Tedesco)

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Straßen mit Ausnahme der berühmteren Gegenden, wie der des Ätna, noch nie in homogener Art und Weise katalogisiert worden sind. Eine Idee stand auch am Anfang der ersten Auflage der Coast2Coast, der sogenannten „Zero edition“ im Jahr 2007, die das Interesse zahlreicher sizilianischer Bikerfreunde weckte. Die Idee war es, den Canale di Sicilia (Mittelmeer) mit dem Tyrrhenischen Meer und Agrigento mit Palermo zu verbinden. Und das Ganze auf zwei Rädern und möglichst nicht auf Asphalt. Die Besonderheit war, dass die Tour mitten im Sommer stattfinden und durch das Landesinnere mit Temperaturen bis zu 48 Grad führen sollte. Dadurch hat sie sich durchaus den Zusatz „Extreme“ verdient. Und nach zehn Jahren Erfahrung bei Organisieren von Touren, nicht nur auf Sizilien, sondern auch in Nordafrika, wurde der Verlag Versante Sud auf uns aufmerksam und auch mehrere öffentliche Einrichtungen, die


uns wichtige Aufträge zur Kartierung von radtauglichen Strecken auf Asphalt und offroad gaben. Die Geburt der Strecke Die Anfänge dieses Buches sind geklärt, jetzt geht es um die Anfänge einer jeden Strecke und um mein Verhältnis, dass ich zu jeder Strecke habe, wie sie vor Ort festgelegt und schließlich auf dem Computer dokumentiert wird. Im Prinzip ist es eine richtige „Geburt“, man kümmert sich um die „neugeborene“ Strecke, sie wächst und es sind vielleicht auch ein paar „Erziehungsmaßnahmen“ nötig, damit sie bestimmten Anforderungen gerecht werden kann. Die Metapher des Neugeborenen liegt mir sehr am Herzen und sie erklärt auch ganz gut meine Vorbehalte, die „Eifersucht“, diese Strecken in andere Hände zu geben. Am Ende überwog jedoch der Gedanke, dass all die Jahre Arbeit von meinem Bruder und mir in Form eines MTB-Führers eine fantastische Ressource für andere Biker sein könnte und ich beschloss, unsere Erfahrung auf Papier zu bringen. Die Touren dieses Buches sind fast alle das Ergebnis persönlicher Kartierungsarbeiten und entstanden oftmals erst nach wochenlangen Erkundungstouren. Ein Klassiker ist beispielsweise die Verbindung Sicani/Madonie (Tour Real Casina di Caccia di Ficuzza - Polizzi), die im Zuge der ersten Auflage der Tour Agrigento/Cefalù entstand und später eine Etappe der sehr beliebten Tour Palermo/Ätna wurde, die eine besondere Erwähnung in diesem Führer findet. Wir haben bereits vorhandene Wege miteinander verbunden (z.B. Palermo) und durch die „Collage“ verschiedener Strecken lange Touren geschaffen. Bei einigen Touren kamen die Informationen von lokalen Bikern, wir mussten sie lediglich prüfen und kartieren. Viele wurden aussortiert, weil sie in Hinblick auf Beschaffenheit der Strecke oder Ambiente/Kultur nicht interessant genug waren. Einige der Strecken sind Klassiker, dazu gehören der Etna Marathon und der Nebrodi Marathon, die wir mit Hilfe der Organisatoren für alle Biker zugänglich gemacht haben. Und wieder andere Strecken warten noch darauf, das Licht der Welt unter unseren zwei Rädern zu erblicken... Die Instrumente Ich komme auf die Verbindung Sicani/Madonie zurück, um die Strategien zu erklären, die mir bei der

Verwirklichung und Kartierung der Touren behilflich waren, da in dieser Strecke alle Techniken von den ersten Erhebungen bis zum fertigen File mit GPS-Daten enthalten sind. Wir waren auf der Suche nach einer Strecke vom Gebiet um die Alm Alpe Cucco in den Sicani Bergen (Wald von Ficuzza) bis in die Madonie: dazu mussten zwei Täler durchquert werden, das des Flusses Platani entlang der Achse Palermo-Agrigento und das des Flusses Imera entlang der Autobahn Palermo-Catania; und dazwischen die unteren Madonie. Ich halte Google Earth in Verbindung mit anderen Mitteln für sehr effizient, schnell und einfach bei dem Gestalten neuer Strecken. Man braucht ein bisschen Übung und ein gutes Auge, um schnell brauchbare Wege ausmachen zu können, die dann in einem weiteren Schritt vor Ort überprüft werden. In meinem Fall haben fast alle gefunden Wege den Praxistest bestanden. Eine große Hilfe sind natürlich Karten, wie beispielsweise OpencycleMap oder OpenStreetMap, die mir mit dem entsprechenden Programm die Karten-Overlays liefern. Bei einem Karten-Overlay werden verschiedene Karten überlagert, in meinem Fall georeferenzierte Karten mit dem Satellitenbild von Google Earth. Auf diese Weise, erscheinen auf der Karte von Google Earth auch Namen, Straße oder Orte, die auf Google Earth nicht oder nur unzureichend angegeben waren. Google Earth hat den ein oder anderen Fehler, ich benutze die Pro Version, die inzwischen gratis ist und die Möglichkeit bietet, polygonale Gebiete zu vermessen und mittels Movie Maker „onfly“ Videos der Strecken zu erstellen. Ansonsten funktioniert die Pro Version genauso wie die normale Version. Es fehlen einige wichtige Funktionen, wie beispielsweise die Möglichkeit, die Spuren zu schneiden, nichtsdestotrotz ist der große Vorteil von Google Earth die einfache Handhabung beim Festlegen der Strecken und beim Setzen der Waypoints. Ein weiterer wichtiger Vorteil dieser Software ist die Möglichkeit, mittels „Street view“, falls vorhanden, Streckenabschnitte zu prüfen und private Grundstücke zu erkennen. Es gibt natürlich auch viele andere Softwares, aber die Verbindung von Google Earth und dem stets aktuellen COMPEGPS, von dem ich im Folgenden noch sprechen werde, hat ich bis jetzt immer zufrieden gestellt.

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Einleitung 14

Die Realisierung der Strecke Ist die Strecke erst einmal festgelegt, erstelle ich im Ordner von GE (Google Earth) ein oder zwei Waypoint-Ordner, je nachdem welchen Nutzen das fertige File haben soll (z.B.: für ein detailliertes Roadbook). Im Falle von zwei WP-Ordnern, ist einer für die Wegpunkte „Points of interest“, POI, dazu gehören, Brunnen, Hütten und andere nennenswerte Orte. Der zweite Ordner ist für alle „waypoints“, WP, die einen Richtungswechsel angeben. Die WP liegen ein paar Meter vor dem eigentlichen Punkt des Richtungswechsels und weist mit Hilfe der Abkürzungen „dx“ (destra-rechts), „sx“ (sinistralinks) und „drt“ (diritto-geradeaus) auf die jewei-

lige Richtung hin, so dass das Gerät schon auf den Richtungswechsel vorbereitet ist. Das ist hilfreich vor allem dort, wo der Richtungswechsel nicht gut ersichtlich ist. In den Wegbeschreibungen der einzelnen Touren findet ihr nur Waypoints, die nennenswerte Orte kennzeichnen, also die sogenannten POI. Sie erscheinen im Layout des Führers, im Text, dem Höhenprofil und auf der Karte. Die zahlreichen WP der Richtungswechsel würden hier nur Verwirrung stiften. Von der Strecke zum GPS-Track Ist das File „kml“ oder „kmz“ erstmal definiert, kann ich zur zweiten Phase übergehen. Da wir ein


File brauchen, dass wir auf unsere GPS-Geräte downloaden können, um die Strecke überprüfen zu können, müssen wir es in das richtige Format konvertieren. Zu diesem Zweck benütze ich die Gratissoftware „gpsvisualizer.com“, die jede Art von Konvertierung ermöglicht. Die Software hat viele Möglichkeiten, die wichtigste Option ist jedoch die, zur Berechnung der Höhenlagen. Außerdem gibt es die Möglichkeit, Höhenprofile grafisch darzustellen und die waypoints einzufügen. Diese Optionen kann man unten am form aktivieren (und wenn ihr die Wp sowohl in der Vertikalen also auch in der Horizontalen lesen könnt, heißt das, dass der Autor des Programms auf meinen Hinweis einge-

gangen ist, da vorher das Ganze bei zu nah aneinander liegenden WP nicht mehr erkennbar war. Er hat sich eine schöne Spende verdient). An diesem Punkt, braucht man nur noch das File auf das GPS-Gerät laden und kann mit der Überprüfung der Strecke starten. Ich benutze ein sehr gut funktionierendes Garmin Etrex30 und zwei ältere Etrex XC Legend. Das 30er hat ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis und ist meiner Meinung nach nicht so überladen wie das Edge, das eher auf Wettkampfsport und Training ausgerichtet ist. Ich möchte hier nicht allzu viel über die Qualität des Geräts sagen, außer dass es perfekt ist für das Radwandern und alle für uns wichtigen Optionen

San Vito lo Capo e und der Torre dei Saraceni (© Alessandro Tedesco)

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Einleitung

enthält, wie beispielsweise custom-Karten laden oder georeferenzierte Bilder, die man auch als waypoint nutzen kann. Nachdem wir das GPX-File vor Ort geprüft haben, kann ich Änderungen oder Korrekturen vornehmen. In dieser Phase ist besonders die Prüfung, und das Hinzufügen der POI-waypoints wichtig, die man vielleicht nicht alle in der theoretischen Phase sehen oder verifizieren konnte. Ist die Strecke und sind alle WP dann festgelegt, geht es mit der Software „CompeGPSLandair“ weiter. Mit dieser Software kann man die originalen KML-Files in GPX oder in andere Formate konvertieren, aber auch alle anderen Informationen zur Spur erhalten und das grafische output realisieren, dazu gehören beispielsweise Höhenprofile mit Ikonen und Beschreibung. Zwischen der realen Strecke und der GPS-Track können geringfügige Unterschiede auftreten (wenige cm auf ein paar Meter Strecke), die auf die Genauigkeit des GPS-Signals zurückgehen. Diese Unterschiede haben jedoch keine realen Auswirkungen auf den Verlauf der Strecke.

Zum Schluss Ich persönlich folge dem Verlauf der Strecke auf dem Gerät nur mittels des Zeigers, der meine Position auf der Strecke angibt, ohne mich dabei auf die verschiedenen „goto“-Funktionen zu verlassen. Diese Funktionen können, wenn sie nicht genau richtig eingestellt sind, weg von der Strecke auf naheliegende Straßen führen. Es ist klar, dass jeder von uns eine eigene Umgangsweise mit der Technik entwickelt hat, und damit auch bestimmte Vorlieben für die eine oder andere Software. Ich beschreibe hier meine persönliche Erfahrung, die auf den Tests verschiedener Programme beruht, von OZIEexplorer, OKMap über QlandKArt bis hin zur Verbindung von Google Earth mit CompeLandAir, die mich voll zufrieden stellt. In Zukunft möchte ich auch andere Programme genauer testen, darunter beispielsweise eine GIS-Software mit der ausgezeichneten Opensource „Qgis“, die noch mehr Möglichkeiten in Bezug auf das grafische output bietet. Gute Fahrt! Franco Tedesco

Unter der Brücke von Calatrasi, Roccamena, Trapani (© Alessandro Tedesco)

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Einleitung 18

SIZILIEN Bei Sizilien denkt man zu allererst an Insel, Meer und Strand, eigentlich überwiegen hier aber Berge und Hügel und es gibt nur wenige Ebenen, die größte ist die Ebene von Catania unterhalb des Vulkans Ätna. Diese Berge eignen sich ganz hervorragend zum Mountainbiken und die Strecken hier sind so vielfältig und unterschiedlich wie die Berge selbst. Da sind die Bergketten der Peloritani, der Nebrodi und der Madonie, die über den nördlichen Teil der Insel verlaufen und deren Gipfel bis zu 2000 m hoch sind. Dort oben kann man den fantastischen Ausblick auf den Ätna, den höchsten Vulkan Europas (ca. 3330 m), und auf die Liparischen Inseln im Norden genießen. Die Berge der Madonie und Nebrodi bieten uns Strecken, die auf Höhen zwischen 1000 und 1500 m mit einer Länge von ca. 90 km über deren Bergrücken verlaufen: ein wahres Paradies für Biker! Toll sind auch die Berge, die Palermo in der berühmten „Conca d’Oro“, dem „Tal des Goldes“, umgeben. In der Gegend von Trapani dagegen führen unsere Touren vorbei an einer traumhaften Küste, vielen kleinen Buchten, vielen Salinen und isoliert dastehenden Bergen wie der Monte Inici oder dem Monte Cofano. Auf dem Weg von Trapani nach Agrigento geht es an den schönsten Stränden Siziliens vorbei und wir tauchen ein in die Welt der alten Griechen mit den

faszinierenden Monumenten, die sie uns hinterlassen haben. Die meisten der Strecken in diesem Teil der Insel verbinden die wunderschöne Küste mit den Hügel- und Berglandschaften des Hinterlands und haben auch in Sachen Kultur einiges zu bieten. Besonders beeindruckend sind hier die steilen Klippen aus weißem Mergel der Scala dei Turchi und das Naturreservat Riserva di Torre Salsa. Zwischen den Provinzen von Palermo und Agrigento verläuft die Bergkette der Monti Sicani mit den Massiven Busambra (PA), Cammarata und S. Stefano (AG). Nicht zu vergessen, das wunderschöne Tal des Flusses Sosio, das wegen seiner zentralen Lage zwischen Palermo und Agrigento der Protagonist zahlreicher unserer Touren ist. Viele unserer Strecken folgen stillgelegten Bahntrassen, die durch das Landesinnere der Insel führen und angenehme Ausflüge möglich machen, in ein Gebiet, das seit eh und je von der Landwirtschaft lebt. Hier stoßen wir auf Weinberge und Olivenhaine, die die Grundlage für weltweit beliebte Produkte ausmachen. Besondere Aufmerksamkeit verdienen auch die zwei kleinen Inseln Favignana und Pantelleria. Wir haben ihnen drei Touren gewidmet, bei denen man die Schönheit und Einzigartigkeit dieser paradiesischen Inseln kennenlernen kann. Da sind die spektakulären Tuffsteinbrüche und die traumhaften Buchten Favignanas und der beeindruckende Kontrast zwischen Meer und den Bergen der Vulkaninsel Pantelleria, die näher an Afrika, als an Europa gelegen ist.


Sizilien ist die Insel der tausend Kontraste, wo man sich auf dem Bike zwischen antiken Tempeln, weißen Sandstränden, eingeschneiten und feuerspeienden Gipfeln, Bergketten und dichter Vegetation bewegt. All das auf einer Insel, die in den meisten Köpfen als „trocken und heiß, weil fast schon auf der Höhe Afrikas“ abgespeichert ist. Die Touren in diesem Buch wollen dem wahren Sizilien gerecht werden, mit all seinen kulturellen und natürlichen Reichtümern, die immer wieder für Überraschung sorgen werden. Reisen auf Sizilien Eine Reise nach Sizilien ist eine Reise in eine andere Welt, reich an Gegensätzen, Kultur, Traditionen, Düften und Geschmäckern, zauberhaften Altstädten, Traumstränden, Bergen, Hügeln, Landschaften, Geschichte und Kunst...Auf der einen Seite die Altstädte von Palermo, Catania und Ragusa und die archäologischen und architektonischen Reichtümer von Siracusa, Selinunte, Segesta, Agrigento und dem Valle dei Templi, auf der anderen Seite unberührte, wilde Natur und ländliche Gegenden, in denen man noch das traditionelle Landleben beobachten kann. Gastfreundschaft wird auf Sizilien großgeschrieben und es ist für gewöhnlich kein Problem, wenn eine Tour über privates Gelände führt. Es gehört jedoch zum guten Ton, um Erlaubnis zu fragen und

sich als freundschaftlicher Besucher zu präsentieren, sollte man die Eigentümer oder Anwohner auf privaten Grundstücken antreffen. Und wenn man durch einen Orangenhain kommt, kann man ruhig nach ein paar leckeren Früchten fragen, der Wunsch wird gern erfüllt werden! Auf Sizilien liegen die meisten Wasserläufe in den warmen Monaten trocken und wer frei campen will, sollte daran denken, genügend Wasservorräte mitzunehmen. In den meisten Dörfern in den Bergen gibt es jedoch Brunnen, an denen die Vorräte aufgefüllt werden können, nur an der Küste und in den ländlichen Gegenden sollte man besser Vorräte dabeihaben. In den meisten Schutzgebieten und Wiederaufforstungsgebieten ist es streng verboten, Feuer zu machen. Ein kleiner Funke, der außer Kontrolle gerät, genügt, um riesige Flächen abbrennen zu lassen und stellt eine große Gefahr für euch und viele andere dar. Auch dort, wo offenes Feuer erlaubt ist, sollte man sich darauf beschränken, damit zu kochen und es niemals unbeaufsichtigt lassen! Vor allem im Sommer gibt es hier, mit Ausnahme der Strände, viele Zecken und man sollte stets aufpassen, wenn man seine Sachen irgendwo ablegt und am Ende des Tages den Körper gründlich nach den kleinen Biestern absuchen. Eine Zecke zu entfernen ist nicht besonders schwierig und man sollte besser darauf vorbereitet sein. Falls Fieber oder Unwohlsein nach

Biken auf der Punta Bianca (© Alessandro Tedesco)

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Einleitung

einem Zeckenbiss aufkommt, sollte man unbedingt das am nächsten gelegene Krankenhaus aufsuchen. Wie überall, gibt es auch auf Sizilien viele Dinge, die nicht so funktionieren, wie sie sollten: wildes, unbefugtes Bauen, illegale Mülldeponien und verheerende Brände in Naturschutzgebieten...aber auch das ist ein Teil der Widersprüche dieser Insel. Wer sich nach den Mühen auf dem Bike beim Feiern entspannen will, der hat dazu in den Städten und im Sommer entlang der Strände jede Menge Möglichkeiten, und mit ein bisschen Menschenverstand passieren auch im sizilianischen Nachtleben keine Unannehmlichkeiten. Logistik Sizilien ist die größte Region Italiens und auch am südlichsten gelegen. Die Entfernung schreckt viele Biker aus Italien und Europa ab, die auf der Suche nach einem geeigneten Ort für einen Wochenendtrip sind. Wer dagegen einen Urlaub plant, bei dem man Biken, Kultur, Meer und Natur verbinden kann, der ist hier genau richtig. Sizilien besticht mit seiner jahrtausendealten Geschichte, historischen Monumenten und archäologischen Fundstätten, die zu den schönsten Italiens gehören, aber auch mit Folklore, einer fantastischen Küche und einer gastfreundlichen und hilfsbereiten Bevölkerung. Und wem das noch nicht genug ist, dem sei gesagt, dass man hier auch im Winter in kurzen Hosen und T-Shirt an der Küste entlang radeln kann! Um die Insel mit all ihren Reichtümern ein bisschen kennenlernen zu können, sollte man mindestens eine Woche einplanen, ideal wäre dabei ein Trip von Küste zu Küste. Wer nur wenige Tage Zeit hat, dem empfehlen wir, sich auf nur eine der beschriebenen Regionen zu beschränken, wie beispielsweise Palermo (hier ist alles mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen), Trapani mit den Touren von Erice und den Inseln, oder die Gegend von Agrigento oder dem Ätna. Wer sich nicht mit dem Rad auf der Insel fortbewegen will, der kann den Zug nehmen oder ein Auto ausleihen, denn nicht alle Buslinien erlauben den Transport von Fahrrädern. Man sollte im Auge behalten, dass Sizilien zwar eine Insel ist, die Distanz von einem Ende zum anderen jedoch sehr groß ist, von Messina nach Trapani sind es ca. 350 km! Anreise Sizilien ist auf dem Luft- und Wasserweg ganz einfach zu erreichen. Die Flughäfen von Palermo, Ca-

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tania, Trapani und der neue Flughafen von Comiso (Ragusa) sind bestens mit inner- und außeritalienischen Städten verbunden. Wer nicht gerade in der Hauptsaison unterwegs ist, kann auch sehr günstige Flüge finden und man kommt so schnell und preiswert ans Ziel. Fährverbindungen nach Palermo, Messina und Catania gibt es von vielen größeren Hafenstädten Italiens und dem Ausland. Aktuelle Informationen dazu findet man schnell im Internet. Auf der Insel selbst verbinden Straßen und Autobahnen (einige ohne Mautgebühr) die Städte und großen Zentren. Zwischen den verschiedenen Provinzhauptstädten besteht ein gut ausgebautes Netz an Busverbindungen, man sollte jedoch prüfen, ob der Transport von Fahrrädern erlaubt ist. Die Bahn empfiehlt sich führt die Strecken Palermo/ Agrigento, Palermo/Trapani und Palermo/Catania. Klima Sizilien ist die heißeste und niederschlagärmste Region Italiens. Im Winter sind die Temperaturen an der Küste mild und im Landesinneren kalt. Der Sommer ist heiß und windig an den Küsten und im Gebirge, im Landesinneren herrscht eine glühende Hitze. Die meisten Niederschläge fallen im Spätherbst, Winter und Anfang Frühjahr. Sizilien ist ideal für alle, die im Winter nicht auf das geliebte Bike verzichten oder die sich nach einem Ride über glühende Erde mit Anlauf ins erfrischende Nass stürzen wollen. Im Winter gibt es trotz niedriger Temperaturen in den bergigen Gegenden stets lange Zeitfenster mit schönem Wetter, bei dem man auch in kurzen Hosen und T-Shirt biken kann. Nicht zu empfehlen sind dagegen Juli und August, wenn die Temperaturen hoch sind und die Hitze drückend schwül ist. Je nach Gebiet und Uhrzeit kann man aber auch im Sommer Strecken finden, die Spaß machen, ohne dass man einen Hitzeschock bekommt. Die besten Jahreszeiten zum Mountainbiken sind Frühjahr und Herbst, wenn die Temperaturen mild und die Tage lang sind und man am Ende des Tages trotzdem die Möglichkeit hat, noch kurz ins Meer zu springen. Karten Die Straßenkarte “Sicilia” des Touring Club Italiano im Maßstab 1:200 000 ist genügend detailliert und aktuell, um alle in diesem Führer beschriebenen Orte finden zu können. Wer genauere Karten benötigen sollte, ist mit den Karten im Maßstab


1:25 000 des I.G.M(Istituto Geografico Militare Italiano) sehr gut ausgestattet. Diese sind fĂźr ganz Italien erhältlich, aber nicht immer aktualisiert. Es gibt weitere, sehr genaue Karten im MaĂ&#x;stab 1:50 000 fĂźr die Schutzgebiete und Nationalparks, sie aber oft fĂźr das AusmaĂ&#x; unserer Touren nicht ausreichend. NĂœTZLICHE ADRESSEN Hier ein paar Internet- und Facebook-Seiten, fĂźr aktuelle Informationen und Kontakte mit den sizilianischen Bikern. Web www.coast2coast.it www.ymcaclimbingsanvito.it www.etnamarathon.it www.socialbikepalermo.it www.aitnemed.it www.extremetour.it

Facebook Coast2CoastBikeTour Social Bike Palermo MOUNTAIN BIKE SICILIA Erice Tourism Critical Mass e CIcloturismo ad Agrigento Mountain Bike Palermo Never stop exploring Sicily Sicilia in camper di Roby mtb Enduro Gravity Sicilia Siciliaciclismo Sicilia da Scoprire! Forstwacht, Kßstenwacht und Bergrettung Die Forstwacht (Corpo Forestale) ist unerlässlich fßr den Schutz der Umwelt und die Pflege der Naturreservate. Dank ihr sind Wälder und die typischen Macchienheiden auf Sizilien immer noch so vielfältig erhalten. Fßr egal welche Art von Vor- und Unfällen in den Naturschutzgebieten kann man sich jederzeit an die Forstwacht unter der Nummer 1515 wenden (Nummer in Italien gratis, 24h aktiv).

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Einleitung

Der Hauptsitz der sizilianischen Bergrettung (Soccorso Alpino) für den westlichen Teil der Insel liegt in Palermo, am Ätna befindet sich der Sitz, der für den Ostteil der Insel zuständig ist. Auf diese Weise kann relativ zeitnah auf der ganzen Insel eingegriffen werden. Die nationale Notrufnummer für die Bergrettung in Italien gilt auch für Sizilien: 118. Wer an der Küste unterwegs ist und die Hilfe der Küstenwacht (Guardia Costiera) oder der Hafenaufsicht (Capitaneria di porto) brauchen sollte, der wählt die Nummer 1530 (gratis in Italien, 24h aktiv). Die Guardia Costiera ist auf Sizilien auch teilweise für Fluss- und Waldgebiete zuständig. Im Internet könnt ihr die Nummern der Ämter des jeweiligen Hafens finden.

Am Ende jeder Wegbeschreibung könnt ihr diesbezüglich bei den „Anmerkungen“ einige Hinweise finden.

Regionalparks und Schutzgebiete Viele unserer Touren verlaufe durch Schutzgebiete und Naturreservate, von denen es auf Sizilien ziemlich viele gibt. Wir beschränken uns darauf, die wichtigsten Adressen aufzulisten, weitere Informationen gibt es auf den Seiten www.parks.it/ regione.sicilia, www.siciliaparchi.com und auf der Seite des Dipartimento Regionale Foreste Demaniali: http://www.regione.sicilia.it/agricolturaeforeste/azforeste/

Bici Alaimo Viale Pietro Nenni, 143 Favara (AG) Tel.: +39 0922415431 Verkauf und Werkstatt

Parco dell’Etna: Vie Etnea 107/a Nicolosi (CT) Tel.: +39 095/821111. Parco dei Nebrodi: Via U. Foscolo 1, Alcara Li Fusi (ME) Tel.: +39 0941/793904-5 Parco delle Madonie: Corso P. Agliata 16, Petraia Sottana (PA) Tel.: +39 0921/684011.

Palermo:

Distretto Turistico dei Monti Sicani e Valle del Platani: www.montisicanivalleplatani.it Parco Archeologico Valle dei Templi di Agrigento: www.parcovalledeitempli.it/ Riserve WWF della Sicilia: www.wwf.it/oasi/sicilia/ Riserva Naturale Orientata dello Zingaro: www.riservazingaro.it

CO2 Bike di Salvo Cosentino Via Uditore, 6/f Palermo Tel.: +39 091401188 Verkauf und Werkstatt

Unterkunft und Campen Alle Touren starten und enden in Orten, in denen es verschiedene Unterkunftsmöglichkeiten gibt. Im Internet findet man Campingplätze, Pensionen, Hotels und B&B in allen Preisklassen, daher verzichten wir hier auf eine Auflistung, die schon bald wieder überholt wäre. Achtung beim freien Zelten, außer an den freien Stränden und bestimmten Wäldern gibt es nur wenige Orte an denen Wildcampen erlaubt ist.

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Geschäfte, Service und Verleih Hier eine Liste mit den wichtigsten Fahrradwerkstätten und Leihmöglichkeiten in den wichtigsten Städten entlang der Touren. Agrigento: FAG - Le Biciclette Via dei Platani, 6 Agrigento Tel.: +39 0922 651337 Verkauf und Werkstatt

Coast2Coast Bike Tour Via Ischia Agrigento Tel.: +39 3284561237 Email info@coast2coast.it Verleih und geführte Touren

BICI SHOP di Migliore Alessandro Corso Calatafimi, 954 Palermo Tel.: +39 0916685522 Verkauf und Werkstatt

Social Bike Discesa dei Giudici Palermo Tel.: +39 3282843734 info@socialbikepalermo.com Verleih und geführte Touren Catania: MAX BIKE Service srl Via Pietra dell’Ova ,338 Tremestieri Etneo (CT) Tel.: +39 095 337341 Verkauf und Werkstatt


PIERO BIKE di Consoli Pietro Via Duca D’Aosta, 82/A San Govanni la Punta (CT) Tel.: +39 095 2860663 Verleih, Verkauf und Werkstatt Cicli Guidotto Via G. Bonaventura, 14 Randazzo (CT) Tel.: +39 0957992128 Verkauf und Werkstatt Piero Bike Via Duca D’Aosta, 82/A San Giovani La Punta (CT) Tel.: +39 095 2860663 – +39 3483383136 pietro.consoli1979@gmail.com Verleih, Verkauf und Werkstatt Trapani: Bike Shop di Nocitra Antonino Via Convento San F.sco di Paola,71 Trapani Tel.: +39 0923581766 Verleih, Verkauf und Werkstatt LA MOUNTAINBIKE Corso Umberto I, 2 Poggioreale (TP) Tel.: +39 3314059184 info@lamountainbike.it Verkauf und Werkstatt Maiorbike snc Via Alcamo, 92 Trapani Tel.: +39 0923542437 Verkauf und Werkstatt

BIBLIOGRAPHIE Web wikipedia.org ninobadalamenti.wordpress.com grifeo.it actaplantarum.org pianobattaglia.it etnatracking.com parcoetnact.it etnafriends.it consorziodeitempli.ag.it siciliacam.it dissapore.com arcadeisuoni.org siciliamare.info parcodeisicani.it parks.it sicilyland.it Publikationen Miti e leggende di Sicilia Gaspare Scarcella, Edizioni Clio Terroni Pino Aprile, Edizioni Piemme Sicilia Natura e Paesaggio Francesco Alaimo, Fabio Orlando Editore Breve storia della Sicilia dalle origini ai giorni nostri Santi Correnti, Newton Compton Sicilia. Terra di Demetra e Kore. Itinerari turistico culturali Davide Pirrera Rosso, La Moderna Opuscoli, brochure e carte tematiche Azienda Regionale Foreste Demaniali Natura mito e storia nel regno sicano di Kokalos Atti del convegno del 25/27 ottobre 1996 Provincia Regionale di Agrigento Kalat Iblatanu G. Spoto, Centro culturale Luigi Pirandello Agrigento

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Das Lesen der Wege - Legende Die Touren sind nach geographischen Gebieten im Uhrzeigersinn geordnet, beginnend mit der Provinz Agrigento, dann die Provinzen Trapani, Palermo, Messina und zum Schluss Catania. Jede Strecke, mit eventualer Variante, wird mit Nummern versehen und beschrieben und der Leser kann mit Hilfe der Informationen und Daten schnell herausfinden, ob die Tour den eigenen Erwartungen, Fähigkeiten und der persönlichen Vorbereitung entspricht. Besonders wichtig ist es dabei, auf den Stil der Strecke, die Schwierigkeiten, Höhenunterschied und Wegdauer zu achten. Auf diese Weise könnt ihr sichergehen, dass die Tour euren Erwartungen entspricht und dass sie im Rahmen eurer Fähigkeiten liegt. VERTIKALE SÄULE LINKS Titel der Tour. Geht auf Ortsnamen, den Startpunkt oder wichtigen Orten entlang der Strecke zurück und orientiert sich manchmal am Stil der Tour.

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Schönheit. Ein objektiver Parameter, der jedoch einen ersten Eindruck zu den wichtigsten Charakteristiken, dem Landschaftsbild, architektonischen oder kulturellen Besonderheiten, sowie zu der Schönheit in Bezug auf das Mountainbiken selbst bei der Tour geben kann. Die Bewertung geht von null (Minimum) bis vier Sterne. Stil. Die Anzahl der Reifen (bei den Sternchen) beschreibt nicht die Schwierigkeit der Strecke, sondern deren Stil und die psychophysische Einstellung, mit der man an die Tour herangehen muss. Es ist ein sehr wichtiger Parameter, um die Tour richtig einschätzen und die anderen Werte, besonders die an technische Schwierigkeit und physischen Anspruch gekoppelten, richtig lesen und interpretieren zu können. Tour für alle Nebenstraßen, Radwege und Schotterpisten bergen keine besonderen technischen

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Schwierigkeiten, es braucht jedoch ein Minimum an Ausdauer und Fitness. Keine besondere Ausrüstung oder ein spezielles Fahrrad nötig, Helm ist von großem Vorteil. Cross Country Es ist besser, in Form zu sein. Strecken im Cross Coutry-Stil, die die Lungen und Beine fordern; anspruchsvolle Hindernisse gibt es nur selten. Man sollte ein robustes MTB haben, hard oder front, der Helm ist ein Muss. All Mountain Nicht improvisieren. All Mountain-Strecke, die Erfahrung und die Fähigkeit, sich in alpinem Gelände orientieren zu können, erfordert. Auf Sizilien gibt es Gebiete mit alpinem Charakter, jedoch ohne die Markierungen, die man dort für gewöhnlich antrifft! Diese Touren fordern Ausdauer in Beinen und Lunge, sowie eine gute Fahrtechnik bei Anstieg und Abfahrt. Schiebe- oder portage-Passagen können oft beim Anstieg und manchmal auch bei der Abfahrt vorkommen. Es empfiehlt sich ein nicht allzu schweres fully und ein größerer Rucksack; Helm ist ein Muss. Enduro/Downhill In diesem Buch gibt es zwei DH-Strecken im Bikepark von Erice und mehrere Endurolastige Touren. Für diese Strecken braucht man die entsprechenden technischen Fahrkenntnisse bei Abfahrt und in technischem Gelände. Außer Frage steht ein fully, Integralhelm und die richtigen Knie- und Ellenbogenprotektoren. Diese Strecken sind ideal für alle Abfahrts-Liebhaber, die den Anstieg nicht oder kaum tolerieren und die Abfahrt in vollem Ausmaß genießen wollen. Sucht die Touren entsprechend eurer Fähigkeiten aus, so dass ihr euch nicht in gefährlichen Situationen wiederfindet oder der Spaß durch eine falsche Einschätzung gemindert wird. Die Schwierigkeitsskala basiert auf den Fähigkeiten eines Bikers, der an Strecken in montanem Ambiente gewöhnt ist. Wer an Hügellandschaften gewöhnt ist, beginnt besser


mit einer leichteren Tour, um sich so ein Bild vom Schwierigkeitsgrad machen zu können.

verwendet und entsprechend aufgerundet. Der reale Höhenunterschied und die mittlere Wegdauer sind wichtig, wenn es darum geht, einzuschätzen, wie anspruchsvoll die Tour ist.

Wegbeschaffenheit. Gestaltet sich je nach dem Geländetyp, auf dem der Weg verläuft. Die Daten werden in Prozent (Näherungswert) angegeben, um eine erste Idee von dem Gelände, auf dem wir radeln werden, zu verschaffen. Jeder Wegetyp ist mit einer Farbe versehen, auch auf dem Höhenprofil und der Karte. In einigen Fällen wechselt die Wegbeschaffenheit ständig, hier ist der dominierende Geländetyp angegeben. Radweg Asphaltierte Straße Betonierte/gepflasterte Straße Schotterstraße Saumpfad Pfad / Weg / Singletrail Sandstrand

Distanz. Länge in Kilometer, vom Start- bis zum Endpunkt der Tour. Die Daten wurden mit Hilfe von GPS erhoben. Die Länge der Tour kann man auch im Höhenprofil jeder Tour ablesen. Wer einen Fahrradcomputer benutzt, sollte beachten, dass die Daten bis zu 10% von denen eines GPS-Systems abweichen können. Wegdauer. Zeit, die ein durchschnittlich trainierter Biker braucht für die Tour braucht, Pausen für Fotos oder zur Stärkung inklusive. In einigen Fällen haben wir einen Mindestund Höchstwert angegeben. Es handelt sich hierbei um Näherungswerte, schnelle und gut trainierte Biker könnten weniger Zeit in Anspruch nehmen, bei nassem Untergrund und widriger Wetterlage kann sich die Wegdauer aber auch deutlich erhöhen.

Beste Jahreszeit. Beste Jahreszeit, um die Tour in Angriff zu nehmen, basierend auf Temperatur, Bodenbeschaffenheit (Laub) und Schneelage. Besonders schneereiche Winter oder besonders trockene Perioden können natürlich Einfluss auf diese Angabe haben.

Höchster Punkt. Der höchste Punkt der Strecke und die Höhenlage des Starpunkts ermöglichen es, Rückschlüsse auf Temperaturveränderungen, Klima und Wind zu ziehen. Im Sommer ist es in hohen Lagen deutlich frischer als an den Küsten, im Winter stößt man hier auch auf Schnee und wählt daher besser eine Strecke in niedrigerer Lage.

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Höhenunterschied. Der gesamte Höhenunterschied einer Tour setzt sich aus der realen Summe der Höhenmeter im Anstieg, inklusive derer bei Passagen im Auf und Ab, zusammen. Daher ist diese Angabe oft höher als die Summe der Höhenunterschiede der wichtigsten Anstiege. Für die Summe wurden GPS-Daten

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Startpunkt. Gibt den Startpunkt an, mit Höhenmetern und GPS-Koordinaten. Für die geographische Lokalisierung siehe Übersichtskarte mit allen Startpunkten.

Technische Schwierigkeit. Es gibt fünf Stufen: keine, leicht, mittel, anspruchsvoll und extrem. In diesem Buch findet ihr jedoch nur Strecken im Bereich von leicht bis anspruchsvoll. Dieser Parameter läuft Hand in Hand mit dem Stil der Tour: der gleiche Abschnitt kann innerhalb einer XC-Tour als anspruchsvoll gelten, in einer AM-Tour aber als leicht oder mittel bewertet sein. In jedem Fall bezieht sich die Bewertung auf einen trockenen Untergrund. Bei Regen oder feuchtem Untergrund, besonders auf Kalksteinfelsen, kann die Schwierigkeit stark zunehmen. Physischer Anspruch. Es gibt fünf Stufen: keiner, leicht, mittel, anspruchsvoll und extrem. In diesem Buch findet ihr jedoch nur Strecken im Bereich von leicht bis anspruchsvoll. Dieser Parameter beschreibt den Grad an körperlicher Fitness/Ausdauer die ein durchschnittlicher erfahrener Biker braucht, um die jeweilige Strecke in Anspruch nehmen zu können. Der Wert ist an die Wegdauer, technische Schwierigkeit der Anstiege und Abfahrten, sowie an den Stil der Tour gekoppelt.

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Das Lesen der Wege - Legende

Befahrbarkeit bei Anstieg und Abfahrt. Der Wert wird in Meter und Prozent in Bezug auf die Gesamtlänge der Anstiege und Abfahrten angegeben. Beim Radwandern mit dem Mountainbike sind auch längere Schiebe- oder portage-Passagen akzeptierbar, wenn sie durch die besondere Schönheit der Natur oder der folgenden Abfahrt gerechtfertigt sind. Wir sind trotzdem der Meinung, dass die Befahrbarkeit nur im Extremfall geopfert werden sollte und wenn es absolut lohnenswert ist, wie zum Beispiel in den Madonie (Tour TransMadonie), um der „Abiens Nebrodensis“ einen Besuch abstatten zu können.

Einkehr. Hinweise zu Unterkunfts- und Einkehrmöglichkeiten entlang der Strecke, sowie Hütten, in denen man vorübergehend Unterschlupf finden kann. Im Allgemeinen haben wir auf die Angabe von Bars, Restaurants und Geschäften verzichtet.

E-bike. Das E-Bike ist ganz groß im Kommen und es gibt viele Motive das „elektirsche MTB“ nicht als Alternative zum traditionellen MTB anzusehen, sondern als Chance für einen besseren Zugang zu dieser Sportart und vor allem für den Tourismus und die Region, denen sich durch dieses neue Fortbewegungsmittel ganz neue Horizonte und Möglichkeiten erschließen. Für dieses Buch haben die Autoren ausschließlich traditionelle Mountainbikes benutzt, alle angegebenen Daten beziehen sich also auf normale Fahrräder. Diese Ikone gibt Aufschluss darüber, ob man die jeweilige Strecke auch mit „elektrischer Unterstützung“ in Angriff nehmen kann; dabei muss jedoch Rücksicht auf die unterschiedlichen Anforderungen eines E-Bikes genommen werden. Das gilt besonders für das höhere Gewicht eines E-Bikes. Wir raten vor allem bei reinen „gravity“-Strecken und tendenziell auch bei Freeride-Strecken von einem E-Bike ab, auch wenn sich das Angebot an E-Bikes sehr schnell weiterentwickelt. Außerdem haben wir eine maximale Batteriereichweite von 2000 m Höhenunterschied berücksichtigt und Touren mit langen portage-Passagen ausgeschlossen (z.B. die Tour TransMadonie).

Karte. Veranschaulicht die Strecke und die Abfolge der verschiedenen Untergrundarten, die Nummern heben die durchquerten Ortschaften hervor. Diese Karte ist natürlich nicht ausreichend für die Vorbereitung einer Tour und wir raten daher das empfohlene Kartenmaterial hinzuzuziehen. Wer ein GPS-Gerät hat, kann die Daten auf der Seite www. versantesud.it runterladen und so bestmöglich die Tour vorbereiten.

Trinkwasser. Punkte an denen man Trinkwasser nachfüllen kann. Auf dem Weg. Chronologische Abfolge der durchquerten Orte mit Höhenangabe. Jeder Station entspricht eine Nummer, die wir im Höhenprofil, auf der Wegekarte und in der Wegbeschreibung wiederfinden können.

Höhenprofil. Gibt Aufschluss über Länge, Höhenunterschiede und Steigungen der Strecke, sowie über die Abfolge/Aufteilung von Anstiegen und Abfahrten. HAUPTTEXT Jede Tour hat eine allgemeine Einleitung, die über Geschichte, die verschiedenen Orte, kulturelle Besonderheiten und die Natur entlang der Strecke Auskunft gibt, so dass man ein ganzheitliches Bild von der Gegend, in der man sich bewegt, bekommt. Es gibt Informationen und nützliche Ratschläge zur Strecke, sei es nun ihre Entstehungsgeschichte, die Untergrundbeschaffenheit, die beste Jahreszeit, mögliche Varianten oder was sonst noch irgendwie der Rede wert wäre. Wegbeschreibung. Eine genaue Beschreibung der jeweiligen Strecke. Mit Hilfe des richtigen Kartenmaterials kann man so den richtigen Weg auch finden, wenn man nicht in Besitz eines GPS-Geräts ist.

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1 September 21 Juni

7 Tage

Free

4/5

bungalow € 290 mobil home € 270

Reparaturecke

c/da Salinella 91010 – San Vito Lo Capo (TP) Tel. +39 0923 972577 www.elbahira.it info@elbahira.it

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Das Lesen der Wege - Legende

Anmerkungen. Informationen zu Unterkunfts- und Einkehrmöglichkeiten, sowie Hütten entlang der Strecke. Wo es möglich war, haben wir die Adresse angegeben. Zudem gibt es hier Hinweise zu Bars, Restaurants und Geschäften in den durchqueren Ortschaften. Auf Sizilien gibt es nicht so viele Hütten wie in den Alpen, sie befinden sich im Gebiet des Ätna und einige wenige im Madonie Massiv. Einige Touren bieten alternative Wege, die man je nach persönlicher Einschätzung nehmen kann oder auch nicht (z.B. die Tour Palermo-Piana-Ficuzza). Box. Die wichtigsten oder interessantesten Orte haben eine eigene Box am Ende der Wegbeschreibung. Darin findet ihr genauere Informationen zu besonders schönen Orten, sehenswerten Bauwerken oder

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Orten, die in der Geschichte Siziliens eine wichtige Rolle gespielt haben. Außerdem Kommentare zum Damals und Jetzt der besuchten Regionen. Aber es gibt nicht nur Details zur Geschichte der Orte, sondern euch einige Geschichten. Extras. Wir wollten die Monotonie eines MTBFührers ein wenig auflockern und haben deshalb ein paar Extras eingefügt, die den Führer interessanter machen und ein ganzheitlicheres Bild unserer Insel und Kultur schaffen sollen. Und so gibt es zwischen der ein oder anderen Wegbeschreibung, eine Erzählung, einen Text zum sizilianischen Dialekt, ein Interview...und wer weiß, vielleicht waren wir ja erfolgreich, bei dem Versuch, euch dieses Buch schmackhaft zu machen.


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01

Agrigento

AGRIGENTO: LA VALLE DEI TEMPLI Radweg Asphaltierte Straße Betonierte/gepflasterte Straße Schotterstraße Saumpfad Pfad / Weg / Singletrail

ÙÙÙÙ Schönheit

Cross Country Stil

Ganzjährig Beste Jahreszeit

Parkplatz Porta I Agrigento città, 50 m 37º17’18.3”N 013º34’55.9”E

Startpunkt

333 m

Höchster Punkt

689 m

Höhenunterschied

24,59 km Distanz

3-4 Std. Wegdauer

ÙÙ

Technische Schwierigkeit

ÙÙÙ

Körperlicher Anspruch

100%

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Die Stadt Agrigento erhebt sich auf einem Hügel an der Südwestküste Siziliens und blickt aufs offene Meer, den Canale di Sicilia. Das heißt Wind und Sonne an 360 Tagen im Jahr. Zwischen dem Hügel und dem Meer von San Leone liegt das Valle dei Templi (dt.: Tal der Tempel; Tal, weil aus Sicht der Stadt untenliegend), ein Hochplateau auf dessen Grat die antike Polis an die Macht der griechischen Herrscher erinnert. Siedler aus Rhodos und Gela gründeten um das Jahr 580 v.Chr. die Stadt Akragas und der Tyrann Phalaris (571-556) machte aus Akragas eine große und mächtige Polis. Die Stadt durchlief verschiedene Herrschaften und Eroberungen: zerstört von den Karthagern, wieder aufgebaut von den Korinthern, den Römern; erobert von den Arabern, den Normannen, den Katalanen und Borbonen... Das heutige Agrigento bewahrt Spuren all dieser Herrscher, jeder Stein, jedes Sandkorn strotzt nur so vor Geschichte. Ein Natur- und Kulturparadies, wo man immer stärker beeindruckt und verzaubert wird von dieser immensen Schönheit, je weiter man sich von der Präsenz des Menschen entfernt... Wir sind inmitten einer, nach wildem Rosmarin duftenden Landschaft, und es reicht ein Blick auf das Profil des Valle dei Templi, das sich vor dem Blau des Meeres abhebt, um sich in einer Welt der Mythen und Legenden zu verlieren, bis einen das wilde Gebell eines aggressiven Hirtenhundes zurück auf den Boden der Tatsachen und unser Bike zurückholt. Oder eine Sirene, und zwar nicht die von Herakles, sondern die eines Polizeiwagens, denn wir sind mitten in einer Stadt. Diese Tour, wie alle anderen in diesem Buch auch, zeigt uns die schönsten Orte und Plätze, die jedoch meistens versteckt, vergessen und unbekannt sind. Wie beispielsweise der Asklepiostempel (Sohn von Apollon und Arsinoë), der Demetertempel, die Stadttore der antiken Stadt Porte del Baluardo a Tenaglia, das aus vorgriechischer Zeit stammende Bagno delle Vergini mitten in einem Eukalyptus- und Pinienwald, oder die Rupe Atenea, der höchste Punkt von Agrigento, wo man nicht selten im Süden bis auf die Insel Pantelleria blicken kann. Wir lernen die Altstadt kennen, mit ihren alten Palazzi, Klöstern, Kirchen, der Kathed-

Befahrbarkeit beim Anstieg

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Agrigento Bassa

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pril XXV A Cattedrale di San Gerlando

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Calcarelle

AGRIGENTO

Santa Maria dei Greci

Monastero Santo Spirito

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Giardino Orto Botanico

S. Biagio nel Tempio di Demetra

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Bagno delle Vergini

5

Cimitero Museo 11 Archeologico Regionale “Pietro Griffo”

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Giardino della

✿ Kolymbethra

3 Tempio di Ercole

Villa Aurea

Porta II Valle dei Templi Tempio della Concordia

SS640

Tempio di Giunone

Porta V Valle dei Templi

SS115

2 Santuario di Asklepio

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01 Agrigento Agrigento: la Valle dei Templi 32

Parkplatz archäologische Fundstätte Porta I

Einkehr Keine

Trinkwasser Auf dem Weg 1

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Parkplatz archäologische Fundstätte Porta I (50 m) Asklepiostempel (30 m) Porta II (109 m) Demetertempel S.Biagio (227 m) Bagno delle Vergini (178 m) Santo Spirito Monastero (299 m) Santa Maria dei Greci (324 m) Kathedrale (284 m) Hephaistostempel (52 m) Kolymbetra (69 m) Museo Regionale (132 m)

rale und dem Theater. Und zu guter Letzt noch der Hephaistostempel und die Kolymbethra, die Gärten des Valle dei Templi. Die Tour ist nur 25 km lang, sie führt jedoch durch 3000 Jahre Geschichte und Akragas, die „schönste aller Städte der Sterblichen“ (Pindaro, 518 – 438 v.Chr.) WEGBESCHREIBUNG Wir starten am Parkplatz (1) der archäologischen Stätte, nicht weit entfernt vom Heraklestempel. Nach ca. 700 m, kurz vor der Überführung, beginnt ein nicht sofort erkennbarer Pfad, der zu den Resten des Asklepiostempels (2) führt (der Tempel liegt außerhalb des eigentlichen Hügels der Tempel, da er dem Gott der Medizin gewidmet ist; Kranke kamen hierher, um zu Opfern (der Tempel war so berühmt, dass sogar


Kranke aus Griechenland anreisten). Dann geht es zurück in Richtung der Staatsstraße unterhalb des Tempelhügels, an dem Kreisverkehr unterhalb des Heratempels nehmen wir die vierte Ausfahrt und biegen nach rechts (3) auf eine betonierte Straße ab (das war die Porta II, eines der neun Stadttore der antiken Stadt Akragas). Auf dem Weg biegen wir rechts ab (alternativ kann man auch geradeaus bis man bei einem Parkplatz auf den Radweg stößt) und lassen das Gebäude der Parkverwaltung links (oben) hinter uns. Nach ca. 750 m Anstieg auf Schotter machen wir an einem großen Johannisbrotbaum halt und genießen das traumhafte Panorama auf

Meer, Felder, Hügel und die Tempel. Auf der rechten Seite kann man den Radweg erkennen, der durch einen Tuffsteincanyon führt. Dieser, teilweise aus Tuffstein bestehende Radweg führt für ca. 8 km am Rand des Valle dei Templi entlang. Wir radeln ein Stück im Wald und passieren schließlich die Mauern (Baluardo a Tenaglia) der antiken Polis. Achtsamkeit ist gefragt, um hier den Durchgang auf der rechten Seite zu finden, danach machen wir uns schiebend an den sehr holprigen Anstieg links (Am Boden kann man große Rinnen entdecken, sie stammen von den Holzrädern der Karren, die zum Demetertempel unterwegs waren). Nach wenigen Dutzend Metern er-

Der Concordiatempel dominiert das ganze Valle dei Templi (© Alessandro Tedesco)

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01 Agrigento Agrigento: la Valle dei Templi

reichen wir die Kirche (4) (der Tempel wurde in eine normannische Kirche umgewandelt und San Biagio geweiht). Wir fahren an der Nordseite mit den runden Opferaltären vorbei, auf der Rückseite kann man das Fundament des Tempels erkennen, das nicht von der Kirche überlagert wird. Weiter geht es über flache Stufen, um eine Ausgrabungsstätte und auf dem Schotterweg zum Bagno delle Vergini (5) (Quelle, die für Bäder und Opferrituale diente, sie stammt aus vorgriechischer Zeit). Jetzt rollen wir durch den Wald (Achtung auf die Route) über Schotterwege und Pfade bis wir auf die Provinzstraße stoßen. Nach ca. 1,5 km bergauf, vor einem Geschäft für Baumaterialien, biegen wir links ab und fahren erneut durch den Wald bis zur Rupe Atenea (der höchste Punkt der Stadt, hier stieß man in der Antike alle jungen Männer hinunter, die nicht für den Dienst an der Waffe geeignet waren). Hier beginnen verschiedene Enduro-Trails und wir rollen wieder bergab bis in den bewohnten Teil der Stadt. Durch das mittelalter-

liche Stadttor Porta di Ponte (die Tore, Mauern und Türme wurden nach der italienischen Einheit, Unità d’Italia, zerstört) gelangen wir auf die Via Atenea und rollen durch das historische Zentrum bis zum Kloster Monastero di Santo Spirito (6) und bis zur Piazza del Municipio (im Rathaus kann man das Teatro Pirandello besichtigen, es wurde teilweise in den Felsen gehauen). Wir treten bergauf und nach einigen engen Gassen (Achtung auf die GPS-Spur) und Treppen, die wir schiebend bewältigen müssen, erreichen wir das, was einst der Tempel des Olympischen Zeus war (Olympieion) (7). Er war genauso groß wie der Concordiatempel und wurde in der byzantinischen Epoche in eine Kirche umgewandelt (die heutige Kirche Santa Maria dei Greci). Der Boden der Kirche ist teilweise aus Plexiglas, so dass man das darunterliegende Tempelfundament bewundern kann. Nochmal Sträßchen und Treppchen und wir sind an der Kathedrale der Stadt (8) (zur Zeit der Normannen gebaut). Vorbei am Stadium und Wohnsiedlun-

Auf den Wegen des Waldes Bosco di Giunone (© Peppe Baldo)

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gen rollen wir aus der Stadt und nehmen den alten Verbindungsweg zwischen Meer und Stadt (Schotter). Unter einer Eisenbahnbrücke aus Eisen biegen wir links ab, passieren ein schmales Tor und schieben das Bike eine Tuffsteintreppe hinauf. Wir sind erneut an der archäologischen Fundstätte, auf dem (sich noch in Bau befindenden) Radweg angekommen, auf Höhe des Hephaistostempels (9). Hinter dem Tempel verläuft die Bahnlinie Agrigento-Porto Empedocle. Etwas weiter vorn liegt der Service-Eingang zu den Gärten der Kolymbethra (10), die von der Organisation FAI verwaltet werden. Dahinter der Dioskurentempel. 1,5 km (leichter Anstieg auf Schotter) nach der Kolymbethra erreichen wir das Museo Regionale (11) und rollen schließlich auf Asphalt zurück zum Ausgangspunkt der Tour. ANMERKUNGEN Anders als die Standarttouren, die den Besuch des Tempelhügels und des Museums beinhalten, raten

wir zu einer Besichtigung auf zwei Rädern. Einmal das Ticket bezahlt, kann man mit dem Rad in die Via Sacra, das Museum besichtigen (am Eingang kann man das Rad parken) und dann über den hinteren Eingang (Hephaistos) in die Gärten der Kolymbethra. An der Rupe Atenea bieten die Enduro-Trail jede Menge Bikespaß (Hinweise vor Ort) und am Rathaus (Municipio) sollte man sich auf keinen Fall das Teatro Pirandello entgehen lassen. In der Bäckerei Panificio Dalli Cardillo gibt es etwas ganz besonders Leckeres: den „sfincione e le arancie“! Tolle Süßspeisen aus Ricotta und das „ricottamisù“ gibt es in der Bar Saito. Im Kloster Monastero Chiaramontano di Santo Spirito stellen die Nonnen ausgezeichnete Süßspeisen her und verkaufen sie vor Ort (unbedingt probieren, vor allem das Cuscus di pistacchio). Mehr Informationen zur Geschichte gibt es auf der www.agrigentoierieoggi.it.

Am Fuße des Heratempels (© Alessandro Tedesco)

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AGRIGENTO Agrigento, jahrtausendealte Stadt, gebaut, zerstört und wiedergeboren durch die Hände verschiedenster Völker. Akràgas, Agrigentum, Kerkent, Girgenti, Agrigento, das sind die Namen einer Stadt, die uralt ist und deren Geschichte von zahlreichen Umwürfen geprägt wurde. Gegründet wurde sie einst von Siedlern aus dem griechischen Rhodos und dem nahegelegenen Gela im Jahr 581 v.Chr. Sie wählten für ihre Siedlung ein Hochplateau, das im Norden von der Anhöhe der Rupe Atenea und der Anhöhe des Colle di Girgenti (hier liegt die Akropolis, die eine heilige und defensive Funktion innehatte), und im Süden von dem langen Tempelhügel geschützt wurde. Der Tempelhügel wurde von den Flüssen Akragas und Hypsas begrenzt. In der Mitte befanden sich Wohnhäuser und öffentliche Gebäude und in den letzten Jahrzehnten des 6. Jh. v.Chr. wurde eine 12 km lange Stadtmauer mit neun Stadttoren errichtet. In nur einem Jahrhundert, unter der Herrschaft des Tyrannen Theron (488-471 v.Chr.) und vor allem während der Zeit der, von dem Philosophen Empedocle eingeführten, Demokratie (471406 v.Chr.) blüht Akràgas zu einem der größten und reichsten Zentren des Mittelmeerraums auf. In dieser Zeit wurden auch die dorischen Tempel auf dem südlichen Tempelhügel gebaut: das majestätische Valle dei Templi (Tal der Tempel; Tal, weil aus Sicht der Stadt untenliegend), das inzwischen zum Weltkulturerbe gehört. „Die schönste unter den Städten der Lebenden“, sagte einst der Dichter Pindaro über Akràgas, das uns neben den fantastischen Monumenten auch zahlreiche Fundstücke hinterlassen hat, die heute im Museo Archeologico von Agrigento zu besichtigen sind. Im Herzen des Parco Archeologico stößt man auf eine, wie verzaubert wirkende, Oase, die Gärten der Kolymbethra, gleich am Fuße des Tempels des olympischen Zeus, der nach dem Sieg bei Himera über Karthago (480-479) zu Ehren des Zeus gebaut wurde. Für den Tempel kennzeichnend waren die Altanten, 7,5 m hohe Skulpturen des Himmelsträgers Atlas. Die Kopie eines solchen Atlanten findet man vor Ort, das Original, der Telamone dell’Olympeion, ist im Archäologiemuseum von Agrigento ausgestellt. Von dem römischen Agrigentum sind die Reste der eleganten Villen der Adeligen geblieben, die gleichmäßig angelegten Straßen des Viertels Quartiere Ellenistico-Romano und es wird gerade, so Die alte Werkstatt eines Schreiners mit Leidenschaft für klassische Musik (© Alessandro Tedesco)

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Barocke Details in der Altstadt (© Alessandro Tedesco)


scheint es, das große Theater freigelegt. Die heutige Stadt liegt um die beiden Hügel Rupe Atenea und Colle di Girgenti, auf letzterem entstand einst die mittelalterliche Stadt, heute die historische Altstadt. Die Altstadt zeugt mit ihren schmalen Gassen, Höfen und Plätzen von der typisch arabischen Stadtstruktur Kerkents, die zu den am besten erhaltenen Siziliens gehört. Die ältesten Gebäude hier gehen jedoch auf die Zeit der Normannen zurück. Das Herzstück des neuen und alten Girgenti ist die Via Atenea, mit Cafés, Restaurants und Geschäften. Ganz in der Nähe, auf der Viale della Vittoria hat man einen tollen Blick auf das Tal und das Meer: Die langen Strände von Agrigento dehnen sich kilometerlang nach Osten und Westen aus, von der Punta Bianca bis nach San Leone, dem Badeort von Agrigento, und noch weiter bis nach Porto Empedocle, wo sich das Geburtshaus von Luigi Pirandello befindet. Sehenswert: Museo Archeologico; Parco della Valle dei Templi; Giardino della Kolybetra; Altstadt: Kathedrale; Biblioteca Lucchesiana; Kirche Santa Maria dei Greci; Monastero di Santo Spirito; Convento dei Francescani Minori; Via Atenea und die umliegenden Straßen; FAM: „Fabbriche Chiaramontane, Arte Moderna Galleria Pemanente“, Collegio dei Filippini, Teatro Pirandello; Casa Natale-Museo Pirandello; San Leone; Punta Bianca. Unbedingt probieren sollte man hier die Fischspezialitäten, darunter die „Caponata di Melanzane“ (Auberginengericht), „u Sfincuini“ und den „pitaggio“. Lecker ist auch die Pasta mit Brokkoli und Sardinen, am besten mit einem Glas des hier angebauten, ausgezeichneten Weins. Süßspeisen gibt es reichlich, meist auf Basis von Ricotta, Mandeln und Pistazien. Die wichtigsten traditionellen Feste der Stadt sind die Sagra del Mandorlo in Fiore (Februar), bei dem die Mandelblüte als Symbol für den Frieden zwischen den Völkern gefeiert wird, und das Festa di San Calogero, der „Santo nero“ (dt.: der Heilige Schwarze), der in ganz Sizilien berühmt und beliebt ist. Das Fest findet vom ersten bis zum zweiten Sonntag im Juli statt, ein Fest, bei dem sich Mythen, alte Traditionen, Legenden und ein fest verwurzelter christlicher Glaube vermischen. Fotoshooting in der Altstadt (© Alessandro Tedesco)

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