MALOPASSO

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ORESTE BOTTIGLIERI

MALOPASSO

Klettern und Klettersteige in Kampanien und Umgebung Amalfiküste, Positano, Nationalpark Cilento, Palinuro, Maratea

EDIZIONI VERSANTE SUD | COLLANA LUOGHI VERTICALI | CLIMBING

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Vierte Ausgabe Dezember 2023 ISBN 978 88 55471 152 Copyright © 2023 VERSANTE SUD – Milano, via Rosso di San Secondo, 1. Tel. +39 02 7490163 www.versantesud.it Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das der Übersetzung, der elektronischen Speicherung, der Vervielfältigung und der teilweisen oder gänzlichen Bearbeitung.

Umschlag

Gabriele Bisogno, Totò e Peppino 8a+, Capo d’Orso © A. Nunziata

Texte

Oreste Bottiglieri

Skizzen

Chiara Benedetto

Übersetzung

Ursula Oberrauch

Landkarten

Tommaso Bacciocchi. © Mapbox, © Open Street Map

Symbole

Tommaso Bacciocchi

Layout

Elisabetta De Berti

Druck

Press Grafica S.r.l. - Gravellona Toce (VB), Italien

Null Km

n Autoren, Von lokaetletern in diesem die das Klet vorantreiben Gebi

Ein “hausgemachter” Kletterführer!

Von lokalen Autoren, die das Klettern in diesem Gebiet vorantreiben. Was heißt das? Gesünder und mehr Inhalt, weil gemacht von lokalen Kletterern. Genauso wie die Bio–Tomaten vom Bauern nebenan? Richtig! Unverfälscht und hausgemacht. Lokale Autoren können nur von Vorteil sein für jeden Kletterer: – Sie haben die neusten Informationen. – Sie konzentrieren sich nicht nur auf die bekanntesten Spots. – Sie investieren den Erlös in neue Klettergärten. Lokale Autoren können nur von Vorteil sein für das Gebiet: – Sie veröffentlichen nur das, was auch veröffentlicht werden darf. – Sie unterstützen die einzelnen Ortschaften. – Sie stehen in enger Verbindung mit der lokalen Realität.

Hinweis

Klettern ist ein potenziell gefährlicher Sport und geschieht immer auf eigene Gefahr. Alle Hinweise in diesem Führer beruhen auf Informationen, die zum Zeitpunkt der Drucklegung aktuell waren. Es wird empfohlen, sich vor der Begehung einer Route über den aktuellen Stand zu informieren.


Null Km

Von lokalen Autoren, die das Klettern in diesem Gebiet vorantreiben

2% der Einnahmen aus dem Verkauf dieses Führers wird in Material für Erschließungen und Sanierungen investiert

ORESTE BOTTIGLIERI

MALOPASSO Klettern und Klettersteige in Kampanien und Umgebung

Amalfiküste, Positano, Nationalpark Cilento, Palinuro, Maratea

EDIZIONI VERSANTE SUD


Verzeichnis Karte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 Technische Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 Legende . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 Die Klettergeschichte Kampaniens . . . . . . 18 Die Geologie der Region Kampanien . . . . . 22

HALBINSEL VON SORRENTO - AMALFI . . . . 26 ZWISCHEN SALERNO UND MAIORI . . . . . . . . . . . . 28 01. Monte San Liberatore . . . . . . . . . . . . . . 30 02. Monte Finestra . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48 03. Monte Spagnuolo . . . . . . . . . . . . . . . . . 52 04. Monte Falerio . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56 05. Capo d’Orso . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62 06. Monte Pertuso di Maiori . . . . . . . . . . . . 72 SCALA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76 07. Punta d’Aglio . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78 08. Torre dello Ziro . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90 KLASSISCHE UND HISTORISCHE ROUTEN IM HERZEN DER HALBINSEL . . . . . . . . . . . . . . . . 98 09. Croce della Conocchia . . . . . . . . . . . . 100 10. Monte Sant’Angelo a Tre Pizzi . . . . . . 104 11. Monte Cerasuolo . . . . . . . . . . . . . . . . 110 ZWISCHEN FURORE UND AGEROLA . . . . . . . . . . 114 12. Falesia di Vottara . . . . . . . . . . . . . . . . 116 13. Pizzocorvo e Partenope . . . . . . . . . . . 122 14. Orrido di Pino . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 126 15. Grotta del Ciglio Alto . . . . . . . . . . . . . 134 16. Sentiero degli Dei . . . . . . . . . . . . . . . . 136 POSITANO . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 140 Positano . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 142

17. Grotta dei Gufi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 148 18. Inferno, Brigante Mirabella und Canyon . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 152

19. Falesia della Selva und Jardin des

Sauvages . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 162

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20. Tacchetteria . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 166 21. Paretone . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 168 22. Scalodromo . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 172 23. ‘O Verduniello . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 176 24. Monte Gambera . . . . . . . . . . . . . . . . . 180 25. Atlantide . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 188 26. Cannabis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 192 27. ‘O Piscione . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 194 28. Muro Maionchi . . . . . . . . . . . . . . . . . . 198 29. Rinco . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 200 30. Grullodromo . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 202 ZWISCHEN SORRENTO UND CAPRI . . . . . . . . . . 204 31. Monte Faito . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 206 Punta Campanella . . . . . . . . . . . . . . . . . 214

32. Punta Campanella . . . . . . . . . . . . . . . 216 Isola di Capri . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 224 Il salto di Tiberio . . . . . . . . . . . . . . . . . . 226

33. Capri - Faraglioni . . . . . . . . . . . . . . . . 228 34. Capri - Punta Carena . . . . . . . . . . . . . 234

GOLF VON NEAPEL . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 242

35. Lettere und Mazzoccola . . . . . . . . . . . 244 36. Pozzuoli - Scoglione dei Gerolomini . 256 Klettern auf Ischia . . . . . . . . . . . . . . . . . 260

37. Ischia - Serrara Fontana . . . . . . . . . . 262 38. Ischia - Forio - Falesia di Zaro . . . . . . 268 39. Ischia - Barano - Falesia di M. Vezzi . . 272

NATIONALPARK CILENTO, VALLO DI DIANO UND ALBURNI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 276

Monti Alburni . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 278

40. Monti Alburni - Figliolo . . . . . . . . . . . 280 41. Atena Lucana . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 288 42. Monte San Giacomo . . . . . . . . . . . . . . 296 43. Trentinara . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 298 44. Monte Gelbison . . . . . . . . . . . . . . . . . . 306 45. Foria di Centola - Il Vauzo . . . . . . . . . 310 46. La Severina . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 316


47. Palinuro . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 320 48. Camerota . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 328 49. Monte Bulgheria . . . . . . . . . . . . . . . . . 334

PROVINZ AVELLINO UND MONTI PICENTINI . . . . . . . . . . . . . . . 342

APPENNINO LUCANO . . . . . . . . . . . . . . . . . 468

70. Maratea . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 470 71. Sasso di Castalda . . . . . . . . . . . . . . . . 486 72. Dolomiti Lucane . . . . . . . . . . . . . . . . . 490

50. Avella . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 344 VOLTURARA IRPINIA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 350 51. Volturara Irpina - Maroia . . . . . . . . . . 352 52. Volturara Irpina - Ripa della Falconara . (Monte Terminio) . . . . . . . . . . . . . . . . 362

53. Caposele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 370 54. Occiano . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 376 55. Gauro . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 380

PROVINZ VON BENEVENTO . . . . . . . . . . . . 382

56. Pago Veiano . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 384 57. Torrecuso - La Sala . . . . . . . . . . . . . . 390 58. Camposauro - Falesia di San Michele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 396

Camposauro . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 400

59. Solopaca . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 402 60. Faicchio . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 408 61. Cerreto Sannita . . . . . . . . . . . . . . . . . . 414 62. Pietraroja . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 420

PROVINZ VON CASERTA . . . . . . . . . . . . . . 424

63. Capua - La Cattedrale . . . . . . . . . . . . 426 64. San Prisco . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 430 65. Falesia dell’Eremo . . . . . . . . . . . . . . . 438 66. Pratella - Falesia del Monte Cavuto . 446 67. Prata Sannita - Rava di Prata . . . . . . 452 68. Gallo Matese - La Preucia . . . . . . . . . 456 69. Letino - Pescopanni . . . . . . . . . . . . . . 466

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ÜBERSICHTSKARTE 68 67 69 66 62 60

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Vorwort Noch bevor hier Wanderer, Alpinisten und Kletterer unterwegs waren, galten die Wege und Pfade der Berge Kampaniens den Schäfern, Jägern und Schmugglern. Sie hatten ihr Leben an diese Orte angepasst, und versuchten dabei ständig, ihre Gewohnheiten mit den manchmal lebensfeindlichen Umständen in Einklang zu bringen. Der „malopasso“ bezeichnete damals wie heute ein ausgesetztes Wegstück, auf dem man trittsicher und ruhig sein muss und bei dem man oftmals die Hände zur Hilfe nehmen muss. Vor allem aber ist der „malopasso“ das Szenario zahlloser Leben, die, um überleben zu können, an diesem unwegsamen Ort vorbeimussten: am Morgen mussten sie das Vieh auf die Weide bringen und bei Sonnenuntergang zurück ins Dorf, Jäger und Schmuggler wählten diesen Weg, um sich ungestört bewegen zu können, und, wer weiß, vielleicht gab es auch verbotene Liebe, die nur an diesen Orten stattfinden konnte. Der Begriff „malopasso“ wird seit jeher in verschieden Gegenden genutzt: die „malopassi“ im Hinterland von Kampanien oder auch der berühmte französische „mauvais pas“ der südlichen Aiguille d’Arves. Die feindliche Aufmachung vieler Berge Kampaniens ist charakteristisch für die Klettergebiete dieser Gegenden und es war schnell klar, dass dieser Führer nur „Malopasso“ heißen konnte.

Dieser Führer, bereits in vierter Auflage, ist mein persönlicher Beitrag zur Entwicklung des Klettersports in Kampanien und, vor allem, das Ergebnis von 40 Jahren Klettern, Routen erschließen und sanieren in meiner Heimat und Umgebung. Neben den auf den neusten Stand gebrachten Routenbeschreibungen sind Routen hinzugekommen, die ich erst vor Kurzem wiederentdeckt habe, außerdem gibt es einen Abschnitt mit den Klettersteigen der Region und ein Kapitel zum Lukanischen Apennin. Dieser Führer wird euch begleiten von den Klettergärten der Amalfiküste und der Küste des Cilento bis hin zu den „dolomitischen“ Wänden der Monti Alburni; alle Einseillängen, Multipitch- und Trad-Routen werden detailgenau beschrieben, genauso wie die Klettersteige, die es momentan in Kampanien und in der Basilicata gibt. Wer noch nie in Süditalien war, muss wissen, dass der heiße und chaotische Sommer nicht die beste Zeit zum Klettern ist. Ideal sind Herbst und Winter; dazu kommt die besondere Atmosphäre der Küstenorte in den kalten Monaten und das Klettern öffnet hier schnell die Türen, um Menschen, Landschaft und Geschichte kennenzulernen. Die Landschaften hier sprechen für sich, da braucht es keine großen Geschichten. An der Amalfiküste klettert man oft an, dem klassischen Touristen unbekannten Orten, an ungewöhnlichen Orten mit steinernen Häusern, Kirchen, Klöstern und Farben, die sich mit denen des Meers vermischen. Die Häuser, die oft an den Fels gedrängt gebaut wurden und lange Zeit von Reisenden und Fremden bewundert wurden, stellen einen festen Bestandteil der hiesigen Landschaft dar, sind von geschichtlich- künstlerischer Bedeutung und vereinen heute und damals zu einem einzigartigen Miteinander. Alle diese Gebäude respektieren die Form der Felsen und liegen oftmals verstreut auf den langen Terrassen, die der Mensch am Fuß der Berge einst geschaffen hat: das ist die eigentliche Küste, die schwieriger zu erreichen und das Ergebnis harter Arbeit der Menschen ist, die den Wunsch hatten, in Symbiose mit diesen Orten zu leben. Die erste Straße zwischen Vietri sul Mare und Positano wurde 1853 fertiggestellt. Die Staatsstraße 163 ist wegen ihrer geringen Breite und der vielen Kurven bei allen verhasst, die hier zum ersten

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Mal mit dem Auto unterwegs sind. Aber eigentlich ist sie eine der schönsten Straßen Italiens, die zwischen Meer und Felsen, vorbei an malerischen Orten führt. Mit ihr kamen endlich Reisende in diesen bis dahin isolierten Teil der Region Kampanien. Wer vor dem Bau dieser Straße nach Amalfi wollte, der musste in Vietri ein Boot nehmen, und dort angekommen, gab es nicht einmal einen Anlegeplatz, sondern das Boot musste von den Ruderern an Land getragen werden! Amalfi bei stürmischem Seegang (© O. Bottiglieri)

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Vorwort

Wenn man das verworrene Verkehrsnetz, die Natur und die Klippen der Amalfiküste hinter sich lässt und weiter nach Süden fährt, stößt man auf ein ganz anderes Landschaftsbild. Der zweitgrößte Naturpark Italiens, der Parco del Cilento , Vallo di Diano e Alburni, liegt gut zehn Kilometer südlich von Salerno, in dem Gebiet zwischen der Ebene von Paestum und dem Golf von Sapri. Die Wände des Cilento haben einen Vorteil. Oft mischen sich hier zwischen die Felsen das Blau des Meeres, mediterrane Gerüche, sowie die Geschichte und die Traditionen der Menschen. Erst von oben gesehen, versteht man vielleicht besser, warum diese Gegend so starke Emotionen auslöst. Eines ist sicher, Klettern und Klettersteige sind inzwischen auch in Süditalien eine wichtige Ressource der Tourismusbranche: oft trifft man in der „toten“ Wintersaison auf Gruppen von Kletterern, die unsere Wände den überfüllten Klettergärten Nord– und Mittelitaliens vorziehen. Einige Tourismusunternehmer haben diesen Wink verstanden und ihr Angebot bereits an das komische und vielschichtige Klettervolk angepasst. Egal, ob man vielleicht die eine oder andere Jahreszeit vorzieht, wichtig ist, dass man mindestens einmal im Leben in Kampanien war, um die zahlreichen und verschiedensten Charakteristiken der Amalfiküste. Sonnenuntergang vom Sentiero degli Dei (© O. Bottiglieri)

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Felsen hier kennenzulernen und um eine einmalige Erfahrung zu machen, nicht nur in Bezug auf das Klettern, sondern auch in Hinblick auf all die kulturelle, landschaftliche und menschliche Vielfalt dieser Orte. Ein großes Dankeschön für die wichtige Unterstützung geht an: meine Familie, Arianna Veltri, Stefano Sgobba, Miriam Fasano, Biagio Orovecchia, Antonio Pignalosa, Pepito Morgera, Fiorella Amendola, Amedeo Polito, Enrico Positano, Francesco Del Franco, Adriano Trombetta, Nicola Caiazza, Roberto Napolitano, Simone Bonaccia, Genni Carmando, Pia Coelli, Alessio Quaranta, Serena Visone, Francesco Sorgente, Alessio Nunziata, Luigi Ferranti, Lorenza Ercolino, Cristiano Bacci, Michele Savino, Daniele Bisogno, Mauro Piccione, Luigi Esposito, Girolamo Galasso, Chiara Benedetto, Elisabetta De Berti. Armando Alfano, Patrizio Pogliano, Anna Rosa Damiano, Paolo Palmieri, Ernesto Donatiello. Oreste Bottiglieri

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Technische Einleitung

CORPO NAZIONALE SOCCORSO ALPINO E SPELEOLOGICO – NATIONALE BERG- UND HÖHLENRETTUNG DER REGION KAMPANIEN Die Nationale Berg- und Höhlenrettung mit ihren territorialen Mannschaften ist in der Lage, rund um die Uhr und bei jeder Wetterlage in unwegsamem, für normale Rettungseinheiten nicht zugänglichem Gelände wie Berge, Felswände, Höhlen oder Schluchten zu Rettungseinsätzen ausrücken kann. Wer in Schwierigkeiten ist oder einen Unfall hatte, muss die Nummer 118 anrufen und deutlich nach der Aktivierung des CNSAS fragen. Dabei ist es wichtig, alle notwenigen Informationen,

wie Standort, Unfallhergang, Zustand des Verletzten, Telefonnummer, Wetterlage etc. weiterzugeben und stets die Ruhe zu bewahren. Alternativ kann man auch direkt die Bergrettung CNSAS anrufen: BEI EINEM UNFALL DIE 118 ANRUFEN ODER 0039 3314597777 DER BERG- UND HÖHLENRETTUNG KAMPANIEN WENN DU MEHR ÜBER UNSERE AKTIVITÄTEN WISSEN WILLST: www.cnsascampania.it www.cnsas.it

INTERNATIONALE BODEN-LUFT-NOTSIGNALE FÜR HUBSCHRAUBER UND FLUGZEUGE WIR BRAUCHEN HILFE Boden-Luft-Notsignale

Rotes Licht oder Leuchtsignal

Yes – Ja

Boden-Luft-Notsignale

No – Nein Rotes Aufgespanntes Stoffquadrat Rotes Quadrat 100x100cm. Kreis in der Mitte Durchmesser ca. 60cm. Weißer Ring 15cm.

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WIR BRAUCHEN KEINE HILFE


DIE BEWERTUNG DER ABSICHERUNG S1

Absicherung mit Bohrhaken wie im Klettergarten. Der Abstand ist nie größer als 3-4 Meter zwischen den Haken. Potentielle Sturzlänge beträgt höchstens ein paar Meter und Sturz ist ohne Folgen!

R1

Leicht abzusichern, mit guten und zahlreichen Zwischensicherungen! Sehr wenige zwingende Kletterpassagen. Potentielle Sturzlänge beträgt wenige Meter und Sturz ist ohne Folgen!

S2

Größerer Hakenabstand mit zwingenden Kletterpassagen. Potentielle Sturzlänge beträgt höchstens 10 Meter und Sturz hat keine Verletzungen zur Folge!

R2

Mittelmäßig abzusichern, mit guten, aber weniger Zwischensicherungen! Zwingende Kletterpassagen zwischen den Sicherungspunkten. Potentielle Sturzlänge beträgt höchstens ein paar Meter und Sturz ist ohne Folgen!

S3

Großer Hakenabstand mit meist zwingenden Kletterpassagen. Der Abstand kann auch größer als 5 Meter sein, daher lange Stürze aber ohne schwere Folgen!

R3

Schwer abzusichern, mit nicht immer guten und weit entfernten Zwischensicherungen! Lange zwingende Kletterpassagen. Potentielle Sturzlänge beträgt maximal 7-8 Meter und Sturz kann Verletzungen zur Folge haben!

S4

Sehr großer Hakenabstand über 7 Meter mit zwingenden Kletterpassagen. Sturz kann Verletzungen zur Folge haben!

R4

Schwer abzusichern, mit schlechten oder unzuverlässigen und weit entfernten Zwischensicherungen, die nur einen kurzen Sturz halten würden! Lange zwingende Kletterpassagen. Potentielle Sturzlänge beträgt bis zu 15 Meter mit der Möglichkeit, dass Zwischensicherungen herausbrechen und Sturz hat wahrscheinlich Verletzungen zur Folge!

S5

Sehr großer Hakenabstand über 10 Meter mit zwingenden Kletterpassagen. Sturz auf Terrassen, Bändern oder Boden hat sicherlich Verletzungen zur Folge!

R5

Schwer abzusichern, mit schlechten und unzuverlässigen und weit entfernten Zwischensicherungen, die nur einen kurzen Sturz halten würden! Lange zwingende Kletterpassagen. Lange Stürze sind wahrscheinlich und dass Zwischensicherungen herausbrechen. Sturz hat sicher Verletzungen zur Folge!

S6

Nur teilweise mit Bohrhaken abgesichert, weit ab von den Schlüsselstellen mit Abständen bis zu 20 Meter. Ein Sturz kann tödlich sein!

R6

Unmöglich abzusichern, außer für kurze Stellen und weit ab von den Schlüsselstellen. Ein Sturz kann tödlich sein!

ALLGEMEINE ANFORDERUNGEN I

Kurze Route in Nähe der Straße mit bequemen Zustieg. Sonnige Lage, kurze Kletterzeit und einfacher Rückzug möglich.

V

Sehr lange Route im „Big-Wall“ Stil, der normalerweise ein Biwak in der Wand erfordert. Der Rückzug in alpinem Gelände kann äußerst schwierig sein.

II

Mehrseillängenroute an einer über 200 m hohen Wand. Leichter Zustieg, und einfacher Rückzug möglich.

VI

Eine „Big Wall“ Route, die einige Tage in der Wand erfordert, in hochalpinem Gelände; der Rückzug ist äußerst schwierig

III

Mehrseillängenroute an einer über 300 m hohen Wand in alpinem Gelände. Lange Kletterei mit anstrengendem Zustieg und komplizierter Rückzug.

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Route kann mit einer „Big Wall“ aus dem Himalaja verglichen werden; große alpinistische Schwierigkeiten werden mit Hilfe einer Expedition bewältigt.

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Sehr lange Route an einer über 500 m langen Wand in strengem alpinem Gelände weit ab vom Talgrund. Kletterzeit beträgt einen ganzen Tag, komplizierter V Rückzug, nicht immer entlang der Aufstiegsroute.

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Technische Anmerkungen

VERKEHRSNETZ Auf der sorrentinischen Halbinsel verbindet die Staatsstraße SS163 mit vielen Kurven die verschiedenen Dörfer zwischen Castellammare und Salerno. Wer über die Autobahn anreist, dem helfen die Straßen über den Pässe Valico di Agerola und Valico di Chiunzi um die Monti Lattari (Bergkette entlang der Halbinsel) zu überwinden und schnell einige der Klettergärten zu erreichen, ohne durch das Chaos an der Küste zu müssen. Um in die Küstenregion des Cilento zu gelangen, nimmt man am besten die Bussentina-Schnellstraße, die erst kürzlich fertiggestellt wurde und bequem die meisten Dörfer verbindet. KLIMA Bis auf ein paar Ausnahmen (Monti Alburni, Monte Gelbison, Monte Bulgheria, Pietraroja und Cerreto Sannito) liegen die meisten kampanischen Klettergärten nicht sehr hoch und man kann auch im Winter auf besonders warme Kleidung verzichten. Im Sommer dagegen sollte man sich schattige Sektoren aussuchen, wenn man nicht gegrillt werden will. Die besten Jahreszeiten für einen Kletterurlaub in Kampanien sind Frühjahr und Herbst, auch wegen des deutlich niedrigeren Verkehrsaufkommens. INFORMATIONEN UND HINWEISE ZU DEN ROUTEN Die Informationen in diesem Führer stellen Richtwerte dar und sind keine verbindlichen Aussagen seitens des Autors. Es ist nicht auszuschließen, dass Fehler vorhanden sind oder Angaben fehlen, und dass bei den Routen Veränderungen aufgrund von Erosion des Felsens, veraltetem Material oder Sanierungsarbeiten auftreten können. Bei den meisten der beschriebenen Routen handelt es sich um Sportkletterrouten, d.h. Einseillängen und, in geringerer Anzahl, Multipitch-Routen und Klettersteige, die im Moment mit einer soliden und vertrauenswürdigen Absicherung versehen sind. Bleiben noch die klassischen Alpinrouten, wobei ich betonen möchte, dass diese nur mit der entsprechenden Vorbereitung und Erfahrung

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(z.B. mobile Zwischensicherungen setzen und Stand bauen können sind ein Muss, auch weil eventuell Standplätze verstärkt werden müssen oder sich veraltetes Material in der Route befindet) angegangen werden sollten. Oft wurden diese Routen kaum oder auch gar nicht wiederholt, es gibt Abschnitte mit brüchigem und gefährlichem Fels, es wurde Material entfernt (auch Standplätze) oder das vorhandene Material ist veraltet und bietet keine angemessene Sicherheitsgarantie. Jeder der klettert, egal ob Sportklettern oder alpin, sollte sich über die Risiken bewusst und in der Lage sein, einen instabilen Griff oder Haken erkennen zu können. Zudem möchte ich daran erinnern, dass man in Sektoren mit Steinschlaggefahr bei Wind, Nachtfrost, starkem Regen am Vortag oder falls Weidetiere auf den oberhalb liegenden Hängen sind, nicht klettern sollte. In Sektoren mit Multipitch-Routen verstärkt sich das Steinschlagrisiko zudem, wenn bereits Seilschaften in der Wand unterwegs sind. Klettern ist ein potentiell gefährlicher Sport, der auf eigene Verantwortung betrieben wird, darüber sollte sich jeder Kletterer bewusst sein. Um die statistisch häufigsten Kletterunfälle zu vermeiden, raten wir: 1. Helm tragen 2. Nicht in Mehrseillängenrouten einsteigen, wenn man nicht entsprechenden Manöver kennt 3. Sich nicht in Bereichen mit brüchigem oder verwachsenem Fels und unter den Routen aufhalten 4. Seillänge prüfen; das Seil sollte mindestens die doppelte Länge der Route haben. Knoten am Seilende, damit man erkennt, wenn das Seil zu Ende geht und entsprechend handeln kann 5. Achtung beim Klippen der ersten Exen. Bei einzelnen Routen muss der Kletterpartner eventuell spotten bis die erste Exe geklippt wurde 6. Nicht an Standplätzen, Haken oder Ringen abseilen, wo sich bereits ein anderes Seil befindet, Seilreibung von zwei Seilen kann zum Reißen eines oder beider Seile führen. Warten, bis der Kletterer am Boden ist und das Seil abgezogen hat. 7. Nicht direkt an einzelnen Reepschnüren oder an nur einem Haken abseilen


8. Achtung auf instabile Griffe und Felsblöcke 9. Stand kontrollieren und sich sichern, bevor man sich ausbindet 10. Kein Material aus der Route entfernen 11. Nicht zu sehr über dem eigenen Schwierigkeitsgrad klettern (Risiko, zu weit aus der Linie zu klettern, lange Stürze etc.) 12. Nicht versuchen, von oben an die Standplätze zu gelangen, um ein Toprope einhängen zu können 13. Nicht in Routen einsteigen, die gerade eingerichtet oder saniert werden 14. Routen mit Querungen oder starken Überhängen im Nachstieg abbauen (man bindet sich logischerweise an dem Seilende ein, das durch die Exen läuft), um große Pendel und die Abnutzung des Seils zu vermeiden Da es in den Klettergärten keine Toiletten und Mülleimer gibt, ist größter Respekt und das Beachten einiger einfacher Regeln gefordert: Wege, Pfade und der Wandfuß sind weder Toiletten noch Müllkippe (das gilt auch für Zigarettenkippen)! Wichtig: Korrekt und nur an den dafür vorgesehenen Orten parken.

nische Passagen, man braucht eine gute Klettertechnik und Kraft in den Armen. ED (Estremamente Difficile – Extrem schwierig) der Verlauf ist oft mit Schwerpunkt auf extrem schwierige und spektakuläre Passagen ausgelegt. Der Steig ist senkrecht oder überhängend, meist nur mit Fixseil eingerichtet; die Tritte sind meist natürlich und es gibt nur wenige Trittbügel. Man braucht sehr viel Kraft in den Armen und eine gute Klettertechnik. BIBLIOGRAFIE UND KARTOGRAFIE O. Bottiglieri und S. Sgobba, Malopasso, edit. Climbing House 2002 O. Bottiglieri, Le falesie del sole, edit. C.A.I. Sez. di Cava de’Tirreni 1995 A. Gogna, Mezzogiorno di Pietra, edit. Zanichelli 1982 Bollettino del centenario della Sez. di Napoli del C.A.I.

SCHWIERIGKEITSSKALA KLETTERSTEIGE Alle Klettersteige im Allgemeinen gelten als Touren mit Schwierigkeitsgerad EEA, d.h. nur für erfahrene Wanderer mit alpinistischer Ausrüstung. Die Schwierigkeitsgrade der einzelnen Klettersteige werden hier mit der italienischen Skala beschrieben: F (Facile - Einfach) wenig ausgesetzt und wenig anspruchsvoll, mit langen Abschnitten auf Pfaden. PD (Poco Difficile – Wenig Schwierig) ziemlich ausgesetzt, wenig Kraft erforderlich, ein paar senkrechte Stellen, aber das Klettern erfolgt stets mit Tritt-/Griffhilfen und natürlichen Tritten. D (Difficile - Schwierig) Stark ausgesetzt, kürzere Überhänge, athletische Passagen, man braucht Grundlagen Klettertechnik und Kraft in den Armen. MD (Molto Difficile – Sehr schwierig) stark ausgesetzt, Überhänge, sehr athletische und tech-

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LEGENDE Schönheit

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Wunderschön

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Schön

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Ganz gut

ÙÙÙÙ

Ruhe

Diese Bewertung beeinflussen mehrere Faktoren, neben der Schönheit von Fels und Routen spielen auch Umgebung, entspanntes Ambiente und all das eine Rolle, was einen Klettergarten wunderschön, schön, ganz gut oder mittelmäßig machen kann. Diese Bewertung ist persönlich und subjektiv.

Absicherung

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Ausgezeichnet

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Gut

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Vorsicht

ÙÙÙÙ

Sehr schlecht

Bewertung der Hakenabstände und der Position der Haken in der Route.

Parkplätze

Bequemlichkeit

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Bequem

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ÙÙÙÙ

Ruhe

Viele

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ÙÙÙÙ

Vorsicht

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Selbstsicherung

Allgemeine Auskunft zur durchschnittlichen Bequemlichkeit des Wandfußes. Es ist nicht auszuschließen, dass es bei Klettergärten mit meist bequemem Wandfuß auch einzelne Routen gibt, bei denen der Sicherer sich an der Wand sichern oder auf einer kleinen Terrasse Gleichgewicht halten muss.

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ÙÙÙÙ

Sehr viele

Genügend

ÙÙÙÙ

Nicht ausreichend

Eine nützliche Angabe, um die Anfahrt zu planen, vor allem, wenn man mit mehreren Autos unterwegs ist. Bei wenig Parkmöglichkeiten empfiehlt sich die Anfahrt mit möglichst wenigen Autos oder gleich mit den öffentlichen Verkehrsmitteln.

Ruhe

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Ruhig

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Mittelmäßig

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Gut besucht

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Gedränge

Diese Ikone bezeichnet den durchschnittlichen Besucherandrang in der idealen Jahreszeit und bei idealen Wetterbedingungen.

Steinschlaggefahr

IN ALLEN KLETTERGÄRTEN HERRSCHT STETS STEINSCHLAGGEFAHR: SOWOHL KLETTERER ALS AUCH SICHERER SOLLTEN STETS EINEN HELM TRAGEN! Bei Klettergärten mit erhöhter Steinschlaggefahr, fordert euch das Ja neben der Ikone dazu auf, einen Helm zu tragen.


Gestein

Diese Angabe kann sehr nützlich sein, um je nach persönlichen Vorlieben den richtigen Spot auszusuchen. Bei den vielen Gneis-Klettergärten kann die Angabe aber auch manchmal irreführend sein, da sich die verschiedenen Gneisarten und damit auch die Kletterstile stark voneinander unterscheiden können. Ganz im Gegenteil zu Dolomit, Kalkstein, Granit oder Porphyr, wo die Gesteinsart stets mit einem bestimmten Kletterstil verbunden werden kann.

Familienfreundlich

Diese Angabe gibt keine Auskunft zur Präsenz von einfachen Routen, sondern lässt auf einen Blick erkennen, ob man sich sorgenfrei mit Kindern am Wandfuß aufhalten kann oder ob besondere Aufmerksamkeit gefragt ist. Viele Klettergärten mit vielen einfachen Routen sind oftmals nicht für Familien mit kleinen Kindern geeignet, da der Wandfuß ausgesetzt ist und der Zustieg anstrengend/gefährlich, oft herrscht Steinschlaggefahr oder die Wand liegt an einer stärker befahrenen Straße, die für die Kleinen gefährlich werden könnte.

Zustiegsdauer

Die Angabe der Zustiegsdauer zu Fuß vom Parkplatz bis zum Klettergarten oder zum ersten Sektor, auf den man stößt, bezieht sich auf die mittlere Geschwindigkeit unter Berücksichtigung des Gewichts der Ausrüstung, die man für gewöhnlich dabeihat (Seile, Rucksack, Exen, Schuhe, Wasser etc.). Die Zustiegsdauer kann je nach Wetterlage und Wegbeschaffenheit variieren. Im Spätherbst können beispielsweise Wege mit Laub bedeckt sein, was die Orientierung und die Fortbewegung erschwert. Das gleiche gilt für Pfade über offene Hänge bei brennender Hitze. Die Bewertung ist subjektiv und abhängig von vielen weiteren Faktoren, die Einfluss auf die Dauer des Zustiegs haben können.

Anfänger

Diese Ikone gibt Auskunft darüber, ob der Klettergarten ideal für Anfänger oder für das „erste Mal“ im Fels ist. Die Absicherung in diesen Klettergärten ist, von einigen wenigen Ausnahmen abgesehen, meist sicher und die Hakenabstände kurz.

QR-Code Parkplätze

Schwierigkeiten, den Parkplatz zu finden? Einfach diesen Code mit Hilfe einer der vielen verfügbaren Apps einscannen und das Navi eures Smartphones wird euch direkt zum Parkplatz führen. Alle Koordinaten stammen aus Google-Karten.

MIT KINDERN DRAUSSEN UNTERWEGS ZU SEIN, IST STETS MIT EINEM GEWISSEN RISIKO VERBUNDEN. DIESE ANGABE HAT LEDIGLICHT DIE ABSICHT, ELTERN AUF KLETTERGÄRTEN MIT GERINGEREM GEFAHRENPOTENTIAL HINZUWEISEN. DIE BEWERTUNG VOR ORT UND DIE OBHUT DER MINDERJÄHRIGEN BLEIBT TROTZDEM STETS DIE AUFGABE DER ELTERN.

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Die Klettergeschichte Kampaniens Wenn man an die Stadt Neapel am Meer denkt, wird man kaum glauben, dass die Sektion Napoli des italienischen Alpenvereins CAI eine der ersten war, die in Italien gegründet wurde: am 22. Januar 1871. Genauer gesagt war es die siebte Sektion nach Gründung des CAI am 23. Oktober 1863 und der Sektionen Turin, Aosta, Varallo Sesia, Agordo, Florenz und Domodossola. Die Aktivitäten der Sektion Neapel zeigten von Anfang an die Absicht, die Frequentation der Berge als Entdeckung, Studium und Bewusstsein zu verstehen. Man muss jedoch dazusagen, dass die Sektion in dieser ersten Phase mehr an den eigenen wissenschaftlichen Forschungen interessiert war und weniger daran, alpinistische Erfahrungen zu verbreiten. Am 1. Juli 1892 gab es dann eine Art innere Trennung, auf der einen Seite die Gründung der Società Alpinistica Meridionale, für die die Leidenschaft am Alpinismus im Vordergrund stand, auf der anderen Seite der CAI, der einer viel strengeren wissenschaftlichen Auffassung folgte. Die Koexistenz der beiden Verbände dauerte bis zum 15. März 1899, als die S.A.M in die Sektion Napoli des CAI überging, jedoch mit der Erklärung, eine gewisse Autonomie beizubehalten. Das 20. Jahrhundert ist gezeichnet von Ereignissen in der Geschichte des Alpinismus und des Kletterns in Kampanien: die Sektion des CAI ging einer regulären Aktivität nach, sowohl in den Alpen als auch am Gran Sasso. Zu Beginn der 1920er Jahre wurden die gemachten Erfahrungen erstmals in Kampanien angewandt, von dem Pionier und CAI-Ehrenmitglied Cesare Capuis (geboren in Livorno, ansässig in Venezien), der die ersten Seilschaften in den Wänden dieser Region anführte. Während seines kurzen Aufenthalts in Neapel (zwischen 1920 und 1926) erkundete Capuis zahlreiche kampanische Wände und erschloss Routen bis zum Grad VI+, vor allem in der Bergkette der Monti Lattari, die das Gerüst der Halbinsel Amalfi-Sorrento bildet. Daneben hinterließ

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er auch am Monte Sant’Angelo a Tre Pizzi, den Felsnadeln des Vallone Quisisana di Castelammare, dem Monte Finestra und dem Grat Cresta della Canocchia seine Spuren. 1923 betreibt er in Neapel die erste Alpinismus Schule der des CAI und schart ein Grüppchen CAI-Mitglieder um sich, die eigenständig damit beginnen, sich am Felsen zu erproben. Von allen Orten Kampaniens, die Capuis erkunden konnte, hatte es ihm die Insel Capri besonders angetan. Hier hinterließ der Ingenieur aus der Toskana seinen wichtigsten Beitrag: er kletterte die Faraglioni und den Arco Naturale, nur um ein paar seiner Klettereien auf der Insel zu nennen. Und genau deswegen muss man bei Capri anfangen, wenn man die Klettergeschichte Kampaniens rekonstruieren will. Die Insel Capri ist zweifellos ein magischer Ort, unumstrittene Protagonistin zahlreicher literarischer und künstlerischer Werke, sie war Bühne für Menschen, die Geschichte geschrieben haben, die auf der Insel gelebt haben oder die sich von haben inspirieren lassen für ihre Geschichten und Tragödien. Von Homer bis hin zu Pablo Neruda ist die Insel von einem Aufeinanderfolgen faszinierender Ereignisse geprägt, bei denen Realität und Fiktion verschwimmen und die Anziehungskraft, die sie ausstrahlt, immer noch mehr verstärkt. Es war wohl genau diese Anziehungskraft, die Capuis dazu bewegte, seine Bühne auf die schönen und risikoreichen Felsen der Insel zu verlegen. 1926 verlässt Capuis Neapel und verliert am 26. Juni 1932 bei einem Unfall in der Civetta-Gruppe, bei der Besteigung der Nordwestwand des mittleren Torre d’Alleghe, sein Leben. Einen Schritt nach Vorn bei der Überwindung der Schwierigkeiten im Fels kann man im Jahr 1936 verorten, als die Südtiroler Hans Steger und Paula Wiesinger bei einem romantischen Urlaub auf Capri die Faraglioni und den Arco Naturale in Angriff nehmen. Die Via Steger, oder auch „Diretta al Faraglione di Terra“, wird auch heute noch geklettert und ist wahrscheinlich ei-


ner der ersten V. Grade in Kampanien, gemeinsam mit der Westkante des Arco Naturale. In den folgenden Jahren - mit Ausnahme der Kriegsjahre – begannen die Kletterer Neapels, sich mit glühendem Eifer an die Felsen der Insel und der Monti Lattari zu machen. Auf die Generation der Gründer des kampanischen Alpinismus folgte eine Gruppe starker und motivierter junger Kletterer, die es schaffen, auch schwierigere Routen in der ganzen Region zu erschließen. Zu den wichtigsten Protagonisten dieser Generation gehören die aktiven Brüder Riccardo und Bruno Luchini, sowie Francesco Castellano, genannt Ciccio, der 1946 mit Franco Guerrini und Antonio De Crescenzo die vielleicht schönste Route der Faraglioni erschließt: die Südwestkante des Faraglione di Terra. Bei der Erinnerung an die große Persönlichkeit Castellano kommt man gar nicht an der Erzählung, oder besser gesagt, an der „romanhaften“ Beschreibung der WinterBesteigung des Monte Molare, die der berühmte Neurochirurg aus Neapel hinterlassen hat. Castellano beim Abseilen am Sant’Angelo a Tre Pizzi (Archivio CAI Napoli) 

Es war ein ungewöhnlich kalter 10. März im Jahr 1946, als Castellano gemeinsam mit Nino De Crescenzo in Castellammare di Stabia am Golf von Neapel aufbricht, um die Ostkante des Monte Molare (1444m) zu klettern. Sie besteigen zunächst den Monte Faito, um zur Ostkante zu gelangen. Dort schien es, als wären sie auf einem anderen Breitengrad angekommen: eine vereiste Landschaft und viel Schnee, der verzauberte, sich aber auch von seiner feindlichsten Seite zeigte. Die Erzählung dieser Besteigung ist nicht nur ein technischer Bericht, sondern auch eine faszinierende Geschichte, die einen mitreißt und den Leser mitnimmt zwischen raue Felsen, die durch den Schnee noch schwieriger geworden waren. Der Bericht dieser Besteigung ist ein Abenteuer, das man mit den Augen desjenigen lebt, der in diesen Felsen eine tiefe Leidenschaft kennengelernt hat: Castellano nimmt uns mit, erlaubt uns, seinen Gedanken zuzuhören, mit seinen Augen zu sehen, nach Felszacken aus nicht immer solidem Fels zu suchen, den vibrierenden Körper nach einem überraschenden, aber eigentlich zu erwartenden Sturz zu spüren, zum Glück ohne schwerwiegende Folgen dank einer soliden Sicherung. Und das alles in der surrealen Atmosphäre zwischen Schneeflocken und den Lichtern der nahen Stadt. Der Grat des Faito ist voller Schnee. Es hat aufgehört zu regnen, dafür schlägt uns der Hagel in Sturmböen ins Gesicht. Noch vor Mittag sind wir an der kleinen Hütte, die uns ohne Tür einen Empfang für Arme macht. Alles ist weiß. Es ist halb zwei. Wir müssen uns beeilen, wenn wir rechtzeitig den Scalandrone überqueren wollen, um dann über den Canino den Molare zu besteigen. Es geht los und der weiche Schnee verschluckt unsere schnellen Schritte. Trotz des stärker werdenden Schneefalls gehen die zwei weiter und erreichen schließlich die Nordhänge des Canino. Nachdem sie den Sattel zwischen Canino und Molare überwunden haben, erhebt sich vor ihnen die Ostkante des Molare. Die Besteigung gestaltet sich von Anfang an schwierig, De Crescenzo übernimmt das Sichern und Castellano beginnt zu klettern.

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Die Klettergeschichte Kampaniens

Ich musste die Handschuhe ausziehen, meine Hände werden ganz kalt. Ich erreiche einen kleinen senkrechten Riss in einer glatten Platte, die etwas mehr als zwei Meter hoch ist. Hier braucht es einen Haken. Ich habe nur noch einen einzigen und der ist zu meinem Pech für die Horizontalen. Der Block, auf dem ich stehe, bewegt sich. Der Haken klingt nicht. Ich lasse ihn trotzdem drin. Die Hände sind kalt, können kaum greifen. Die Waden beginnen zu zittern. Ich möchte absteigen … ich kann nicht absteigen … die Hände können sich nicht mehr halten … Ah …ein guter Griff! Verdammt…Achtung… Der Ruck des Seils nach dem Sturz holt Castellano zurück aus der plötzlichen Desorientierung und es macht ihn glücklich, dass sich De Crescenzo als Sicherer bewährt hat. Nachdem Castellano die Abschürfungen auf der linken Hand genauer untersucht hat und feststellen muss, dass seine Kleidung total zerfetzt ist, übernimmt De Crescenzo die Seilführung und sie entscheiden sich für eine einfachere Route auf den Molare. Zurück an der Hütte ist es bereits sehr spät und es bleibt keine Zeit mehr für große Verzögerungen. …wir stürzen uns in den Abstieg. Das Wetter wird besser. Zehn Minuten Pause in der Hütte, um die Stiefel anzuziehen. Es ist 18 Uhr. Wir können die Dinge um uns noch unterscheiden, aber nur wegen einem komischen Lichtschimmer um uns. Es ist das Weiß des Schnees! Die Lichter von Castellammare kommen immer näher und der komplexe Aufstieg überlässt einer bequemeren Gangart das Feld. Die zwei Seilpartner können ihren Gedanken an das eben erlebte nachhängen und von vielleicht noch intensiveren Erlebnissen für die Zukunft träumen. In diesen Jahren wird zum ersten Mal der VI. Grad geknackt, die wichtigsten Besteigungen gehen dabei mit Sicherheit auf das Konto des Neapolitanischen Alpinisten Antonio „Nino“ De Crescenzo. Am 18. Mai 1947 erschließt er auf Capri mit Adolfo Ruffini eine direkte Route mit einer Länge von 280m über die SO-Kante des zentralen Sporns des Castiglione und am 3. Juli 1948 besteigt er mir seinem Bruder Gius-

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eppe die Ostkante des Salto di Tiberio, eine ca. 300m hohe Wand im Osten der Insel. Die Unternehmungen von Ciccio Castellano und Nino De Crescenza sollten später mit sentimentaler Tiefe von dem bekannten futuristischen Dichter und Maler Emilio Buccafusca erzählt werden. Der Künstler ist selbst ein guter Alpinist und Mitglied der Sektion Neapel des Cai; er ist es, der im Jahr 1938 die Gruppe Gruppo Napoletano Scrittori di Montagna (dt.: Bergschriftsteller Neapels) gründet. 1970 erschließt eine Gruppe römischer Alpinisten die ersten Mehrseiltouren in den Monti Alburni im Cilento, die südlichste Gegend Kampaniens. Die wichtigste Route darunter ist wahrscheinlich die Via dei pionieri von Marco Geri und Geri Steve am Colle Marola (oder Medoro). In den gleichen Wänden erschließen 1973 Alberto Dorigatti und Silvio Riz der Grippe Camosci aus dem Fassatal eine Route im Braccio del Panormo. Zwischen 1976 und 1978 widmet sich der lombardische Alpinist Pino Tartagni einigen anspruchsvollen Linien über die Pfeiler des Monte Bulgheria. Zu Beginn der 80er Jahre erschließen Alessandro Gogna und Andrea Savonitto bei ihrer Entdeckungsreise in den „Mezzogiorno di Pietra“ (dt.: in den steinernen Süden) neue Routen nah am VII: Grad in den Wänden der Küsten Kampaniens und im Hinterland des Cilento Nationalparks. Ab Mitte der 80er Jahre entwickelt sich auch in Kampanien das moderne Sportklettern, mit der Erschließung von Trad-Routen und eingebohrten Routen von unten, es gibt aber einige Alpinisten, die die klassischen Routen wiederbeleben wollen. Darunter der Alpinist und Verleger aus Neapel Francesco del Franco, und auch ich selbst machte mich daran, verschiedene historische Routen zu sanieren. In dieser Zeit beginnt auch der gerade aus den Dolomiten heimgekehrte Umberto Iorio aus Boscotrecase (NA) einige Klettergärten mit handgemachten Sicherungen einzurichten; darunter die inzwischen historischen Klettergärten von Monte Faito und Punta Campanella. Die goldenen Jahre der Sportklettergärten Kampaniens sind zweifellos die späten 90er Jahre, eine sehr produktive Zeit, sowohl in Hinblick auf die Entstehung neuer Klettergärten als auch bei der Erschließung neuer Mehrseilrou-


ten in den verschiedenen Gebieten der Region. Man traf sich im Klettergarten, um zu klettern oder um neue Routen einzubohren und oft hing man ganze Tage im Gurt, um neue Linien zu finden, die, egal ob schön oder weniger schön, zum unangefochtenen Symbol für diese Orte und ein Teil ihrer Geschichte werden würden. Diese Linien waren auch ein wichtiger Teil in unserem Leben, das wir fast komplett den Routen und Felswänden gewidmet hatten, die für uns ein kleiner Schatz waren, den es galt zu schützen und mit der kleinen lokalen Klettergemeinde zu teilen. Stefano Sgobba, Cristiano Bacci, Adriano Trombetta und Marco Capone sind nur einige der Protagonisten, die einen wichtigen Teil zur Entwicklung des Sportkletterns in unserer Region beigetragen haben.

Von Anfang an haben Kletterer in Kampanien wichtige Spuren hinterlassen und heute zählen wir in unseren Felsen gut 30 Trad-Routen, etwa 60 Multipitch-Routen mit Bohrhaken, mehr oder weniger 1600 Einseillängen und ein paar Klettersteige. Kampanien ist glaube ich eine der wenigen Regionen, in denen Klettern noch „Erkunden“ bedeutet: es gibt viel zu tun in den weißen Kalksteinfelsen der Monti Alburni, in den Wänden des Cilento und den Monti Picentini; sicherlich muss man dabei ein wenig mit der Vegetation kämpfen, ich wünsche mir jedoch, dass eine neue Generation kampanischer Alpinisten die Lust am Abenteuer wiederentdecken und das Klettern auch von seiner romantischen Seite her angehen wird. Amalfiküste. Blick vom Torre dello Ziro auf Atrani (© O. Bottiglieri) 

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Die Geologie der Region Kampanien Das Klettern ist eine Tätigkeit, die im Freien ausgeübt wird und die daher stark an die Gegebenheiten des Ambientes, in dem man klettert, gebunden. Der Kletterstil, die Jahreszeit, in der man klettern gehen kann, die Höhe und Schwierigkeiten der Wände, all das ist abhängig von der Art der Felsen, in dem die Erschließer die Linien entlang der Bruchstellen erdacht haben; abhängig von der Morphologie der Wände, ihrer Lage, Höhenlage und Ausrichtung. All diese Aspekte, die die aktuellen Charakteristiken der Wände in Kampanien bestimmen, sind ihrerseits das Ergebnis der geologischen Geschichte dieser Region, mit der Entstehung dieser Felsen und den darauffolgenden Dynamiken. Die Diversität der Umfelder der Entstehung der kampanischen Felsen, die Komplexität der tektonischen Bewegungen, die darauffolgten und die Diversität der Erosionsmechanismen sind für den besonderen Landschaftsreichtum verantwortlich, der die Region Kampanien zu einem der wichtigsten Ziele Süditaliens für Touristen und auch für Kletterer macht. Hier stoßen sie auf sehr anspruchsvolle Routen, in verschiedenen Stilen und mit beträchtlicher Länge. Unsere Region ist eine der wenigen Regionen Italiens, in der wir auf hohe Felsgrate und bemerkenswerte Höhlen stoßen, die sich mit kleinen, sandigen oder kiesigen Buchten abwechseln. Hier gibt es Berge, die höher als 1500m sind, mit scharfkantigen Graten, die an die Dolomiten erinnern, aber nicht mehr als 3km vom Meer entfernt sind und die fantastische Aussicht auf die Golfe von Neapel und Salerno garantieren; senkrechte Wände, die höher als 250m und ganz in der Nähe der Strände des Golfs von Poligastro sind; es gibt aber auch Wände in frischen Buchenwäldern auf 1300m Höhe, oder Klettersteige und Multipitch-Routen mit Aussicht auf mittelalterliche Dörfer und verkarstete Täler. All das hat seinen Ursprung vor mehr als 230

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Millionen Jahren, als die Entstehung der heutigen Felsen beginnt. Zu jener Zeit lag das heutige Kampanien wenige Meter unter dem Meeresspiegel. Ein tropisches Meer, in dem sich vor allem Kalziumkarbonat (besser bekannt als Kalk) ablagerte und in dem sich Algen und Mikroorganismen ausbreiteten und Strukturen wie Klippen konstruierten (deswegen nennt man sie auch Biokonstrukteure). In diesem, auch Karbonatplattform genannten Ambiente bildeten sich Gesteinsschichten, die einige Meter dick sein konnten und massive Biokonstrukte. Der Kontext ähnelte dem der heutigen Bahamas. Nach dieser ersten Phase (vor 220 – 230 Millionen Jahren), wird diese Plattform an verschiedenen Stellen durch kleine Depressionen (Becken) unterbrochen, in denen sich andere Gesteine ablagerten, die tonhaltiger, reicher an organischem Material und von schwärzlicher Farbe sind. Diese Gesteine kennzeichnen sich durch eine sehr viel feinere Schichtung. Die starke Verdunstung und der erhöhte Salzgehalt des Meerwassers bestimmen dann die chemischen Veränderungen der Kalksteinfelsen, die sich mit dem Hinzukommen von Magnesium in Dolomit verwandelten. In den folgenden 30 Millionen Jahren (bis ca. vor 200 Millionen Jahren) führt die Ansammlung von Sedimenten zur Füllung der Becken und zur Fortsetzung der meist kalkhaltigen Sedimentbildung in den weniger tiefen Zonen, was zu massiveren Kalksteinschichten führt, die dichter und weniger brüchig sind (die Dolomitschichten haben feinere Schichtungen mit mehr Bruchstellen). Die verschiedenen Eigenschaften dieser zwei Karbonatgesteine führt wiederum zu unterschiedlichen Erosionserscheinungen, die beispielweise für die besondere Morphologie der Amalfiküste verantwortlich sind. Die Amalfiküste hebt sich mit ihren senkrechten Wänden und scharfkantigen Kalksteingraten


von den sanfteren Hängen aus Dolomitgestein ab. Ein Großteil der Felswände in diesem Gebiet sind solchen Ursprungs, beginnend mit den Wänden von Capo D’Orsi, den Wänden von Positano, der Monte Falerio, die Grate des Monte Pertuso di Maiori und die Canocchia; allesamt sehr hohe Wände, die lange alpinistische Routen möglich machten. Mit Beginn des Mitteljura (vor 180-160 Millionen Jahren) führt eine Phase der Ausdehnung zu einer weiteren Veränderung der Landschaften, mit der Bildung tiefer Becken (wie zum Beispiel das ligurische und das Becken Lagonero-Molise), wo sich fast überwiegend Silikat-Tonstein ablagerte. Im Osten bildet sich so ein ozeanisches Becken, genannt Ligure-piemontese. Auf Felsen, die sich in diesem Ambiente abgelagert haben, stößt man unregelmäßig im südlichen Cilento und an der Grenze zur Region Basilicata. Gleichzeitig bildet sich weiter östlich das Becken Lagone-

ro-Molise, dessen Sedimente vor allem an der Grenze Kampanien-Lukanien oder im östlichen Teil Kampaniens, in den Provinzen Benevento und Avellino zu finden sind. Die geringere Erosionsresistenz dieser Felsen ist der Grund für die sanftere Formen und Hügellandschaften dieser Gegenden, gleichzeitig sind sie auch der Grund dafür, dass hier keine guten Felsen zum Klettern zu finden sind. Die geologische Geschichte und die Ablagerung der Felsen in den oben beschriebenen Zonen ging ohne große Veränderungen noch mindestens 150-140 Millionen Jahre weiter. Erst dann leiten Bewegungen der Erdkruste den Beginn einer Phase der Kompression ein, die zur Bildung der Bergekette des Apennins führt. Diese Phase wird daher auch apenninische Orogenese genannt. Sie findet vor allem während dem Miozän und dem Pliozän (vor ca. 20 – 5 Millionen Jahren) statt; eine Umkehrung der Bewegungsrichtung der Kontinentalplatten führt zu Amalfiküste. Sonnenuntergang in Praiano (© O. Bottiglieri) 

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Die Geologie der Region Kampanien

einer Überlagerung der europäischen Platte im Westen mit der der Adriatischen Platte im Osten. Durch die Kräfte der Kompression verkürzt sich die Kruste und Felsschichten aus verschiedenen und teilweise weit voneinander entfernt liegenden Zonen werden übereinander geschoben. Dank dieser Prozesse gelangen Gesteinsschichten, die sich am mehr oder weniger tiefen Meeresgrund gebildet hatten, in hohe Lagen und formen so das Skelett des südlichen Apennins, so wie wir ihn heute kennen. Es sind die Orogenese und die tektonische Deformation, die es unseren Kletterern heute möglich machen, in Kalksteinfelsen zu klettern, die einst am Meerboden waren und heute in Höhen bis jenseits der 1000m liegen; darunter beispielsweise die Felsen von Letino, der Ripe della Falconara, des Monte Terminio und der Monti Alburni. Während der Bildung der Bergkette führt die Instabilität einiger oberflächlicher Sektoren zu Bewegungen mitunter großer abrutschender Felsen unter der Meeresoberfläche, was die Ansammlung großer kalksteinhaltiger Gesteinsmassen (genannt Olisthostrome) in den anliegenden Becken zur Folge hat. Aus diesem Grund stoßen wir heute auf kleinere klettertaugliche Kalksteinerhebungen mitten in den für diese Becken typischen Hügellandschaften. Da ist zum Beispiel Caposele, wo man seit kurzem auf einem großen Olisthostrom (oder besser gesagt, auf einem alten abgebrochenen Felsblock) in San Vito klettern kann. Die letzten Phasen der Orogenese kennzeichnen sich durch eine komplexere Evolution. Der Wechsel der Kollisionsdynamiken der Kontinente führt zu einer Kompression, die in den tieferen Schichten der Bergkette stattfindet und Phänomene der Distension an der Oberfläche zur Folge hat. Auch hier kommt es in einigen Fällen zur Überlagerung von Felsschichten, die sich in verschiedenen Zonen gebildet haben, und auch hier führt die unterschiedliche Erosionsresistenz zu klettertauglichen Felswänden. Dies ist zum Beispiel der Fall beim Monte San Liberatore, wo eine Verwerfung mit niedrigem Winkel zu einer Überlagerung massiver Gesteinsschichten über leichter erodierbare und rissige Dolomitschich-

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ten führte und die schönen Wände im Nordosten der Erhebung freigelegt wurden. Hier verlaufen historische Routen, die man zwischen Frühjahr und Herbst klettern kann. In dieser Phase der Orogenese bilden sich auch Depressionen, in denen sich das erodierte Material der neuen Erhebungen ablagert. Es häuft sich mehr oder weniger großes Geröll rund um die Erhebungen und etwas weiter weg feineres Geröll. In einigen Fällen erreicht das gröbere Material (Sande und Geröll) einen guten Grad der Zementierung, die sie in Konglomerat- und Sandsteine verwandelt, die heute interessant für die Klettergemeinde sind. Ein Beispiel dafür ist der Monte Gelbison mit seinen Sandsteinwänden und Blöcken, hier kann man sowohl Trad-klettern als auch bouldern. Ein weiteres Beispiel sind die Konglomeratfelsen in Olevano, wo in Zukunft vielleicht neue Kletterrouten verlaufen könnten. Die geologische Evolution ist mit der Bildung der Kette des Apennins jedoch noch nicht zu Ende. Ein Großteil der Wände, in denen heute Kletterrouten verlaufen, verdankt seine Form den letzten Phasen der Orogenese, die sich durch aktive tektonische Aktivitäten, geomorphologische und besonders erosive Prozesse kennzeichnet. Diese führen zur Bildung der großen und kleinen Ebenen und Täler Kampaniens, umgeben Kalksteinerhebungen, an deren Hängen die Erosion die heutigen Kletterwände freigelegt hat. So entstehen die Wände des Monte Tifata, der Halbinsel Amalfi-Sorrento (darunter Lettere, Faito, Punta d’Aglio, Sentiero degli Dei, Positano etc.), des Cilento mit der Wand des Vauzo und dem Strand Spiaggia della Molpa. Entlang der Unregelmäßigkeiten der Verwerfungen und Bruchstellen gibt es weitere morphogenetische Phänomene, wie beispielsweise die Verkarstung, die zu Höhlen, Schluchten und Hohlräumen geführt und uns heute schöne Überhänge zum Klettern beschert hat. Klettertaugliche Karstfelsen gibt es in vielen der bereits erwähnten Klettergärten Kampaniens, an erster Stelle steht hier Positano, wo die Verkarstung zu Aushöhlungen mit großen Konkretionen geführt hat, oder das große natürliche Locj des Monte Pertuso („“ steht im lokalen Dialekto für „buco“, auf Deutsch „Loch“).


In einigen Fällen reichen die Bruchstellen bis in die tieferen Schichten der Erdkruste und Magma konnte aufsteigen, was vulkanische Aktivitäten, vor allem in der Piana Campana zur Folge hat. Hier liegen die Campi Flegrei, der Vesuv und die Inseln Ischia und Procida. Oftmals ist das Vulkangestein sehr brüchig und das Klettern nicht möglich, es gibt aber auch Ausnahmen wie die Trachytfelsen des Monte Vezzi del Bosco si Zaro auf Ischia; hier gibt es Trad- und Sportkletterrouten und Boulder auf Felsblöcken aus Lavagestein. Das Klettern in Kampanien ist sehr abwechslungsreich, dazu tragen mit Sicherheit auch die Morphologie der Wände und die verschiedenen

Gesteinsarten bei. Zusammenfassend gesagt ist dieser Abwechslungsreichtum das Ergebnis komplexer geologischer Ereignisse, die die Evolutionsgeschichte unserer Region beeinflusst haben und ein guter Kletterer sollte diese Ursprünge, die legendäre Besteigungen erst möglich gemacht haben, zumindest ansatzweise kennengelernt haben. Antonio Pignalosa Geologe Ph.D

Antonio Pignalosa (© O. Bottiglieri)

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HALBINSEL VON SORRENTO - AMALFI Die sorrentinische Halbinsel liegt zwischen dem Golf von Neapel und dem Golf von Salerno. Die Küste am Golf von Neapel wird „Costa Sorrentina“ genannt, auf der Seite des Golfes von Salerno dagegen liegt die berühmte Amalfiküste „Costiera Amalfitana“. Mit Ausnahme von Punta Campanella liegen alle Klettergärten dieser Zone nicht direkt am Meer sondern im Hinterland, vor allem entlang der Bergkette der Monti Lattari, die das gesamte Gebiet durchziehen und eine Höhe von 1444m (Monte Molare) erreichen. Die Berge der Kette fallen in Richtung Meer ab und enden in der Punta Campanella am Rand der Halbinsel, genau gegenüber der Insel Capri.

A. Zwischen Salerno und Maiori B. Scala C. Klassische und historische Routen im Herzen der Halbinsel

D. Zwischen Furore und Agerola E. Positano F. Zwischen Sorrento und Capri

Antonio Alliegro, La craniata 8a (© O. Bottiglieri) 

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A. ZWISCHEN SALERNO UND MAIORI In diesem Gebiet liegen: Monte San Liberatore und Capo d’Orso, die zu den ersten Klettergärten in Kampanien gehören; die panoramareichen und historischen alpinistischen Überquerungen des Monte Finestra, des Monte Spagnuolo und des Monte Pertuso di Maiori; der Monte Falerio, mit einer eingerichteten und einer Trad-Route genau über dem Hafenstädtchen Cetara.

Monte Spagnuolo Monte Falerio Monte Pertuso di Maiori Capo d’Orso

VIETRI SUL MARE

VIETRI SUL MARE

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01. Monte San Liberatore 02. Monte Finestra 03. Monte Spagnuolo

04. Monte Falerio 05. Capo d’Orso 06. Monte Pertuso di Maiori

Lettere Monte Finestra

Monte San Liberatore

CAVA DE’ TIRRENI

Monte San Liberatore

© Alessio Nunziata

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01 Halbinsel von Sorrento - Amalfi > Zwischen Salerno und Maiori

MONTE SAN LIBERATORE

Die Ostwände des Monte San Liberatore liegen wie ein weitläufiger Balkon über dem Golf von Salerno und bieten ein großartiges Panorama von Punta Licosa (Cilento Nationalpark) bis Capo d’Orso an der Amalfiküste. Die Felswände gehören zu den ältesten in der Geschichte des Klettersports in Kampanien, genau hier entstanden die ersten Sportkletterrouten in dieser Region. Zudem haben hier die meisten der nur wenigen Routenschrauber Kampaniens ihr Handwerk gelernt und erprobt. Aus diesem Grund gibt es auch jede Menge Routen, die zu nah aneinander liegen oder für die Seilreibung eher ungünstig geschraubt sind. Eine besser durchdachte Sanierung wäre für sie Zukunft wünschenswert. Vor gut 15 Jahren konnten wir dank der Hilfe von Freunden, den Einkünften verschiedener Events und Spenden des C.A.I. von Cava de’Tirreni und Climbing House mit der Sanierung der meisten, vor gut 30 Jahren eingerichteten Routen beginnen und neue Routen und Sektoren erschließen.

350 m Meereshöhe

OST

Wandausrichtung

ÙÙÙÙ Schönheit

ÙÙÙÙ Absicherung

ÙÙÙÙ Ruhe

ÙÙÙÙ Bequemlichkeit

ÙÙÙÙ Parkplätze

Ja - Nein Steinschlaggefahr

Kalkstein Gestein

10 min

Zustiegsdauer

Ja - Nein Anfänger

Ja - Nein Regensicher

Ja - Nein

Familienfreundlich

Ja - Nein

Mehrseillängenrouten

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136 16

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7

4

1

< 4b 4c 5a 5b 5c 6a 6b 6c 7a 7b 7c 8a 8b 8c 9a ?

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ZUGANG Wer von Norden her über die Autobahn A1 kommt, fährt nach Caserta Nord in Richtung Neapel und weiter auf der A3 Neapel-Salerno. Dann Ausfahrt Vietri sul Mare und am Ende der Abfahrt auf die Staatsstraße S.S.18 links in Richtung Cava de’ Tirreni abbiegen (Achtung, nicht die S.S.163 in Richtung Amalfiküste nehmen). Nach ca. 3 km die S.S.18 verlassen und rechts nach Alessia (Bezirk von Cava de‘ Tirreni) und in Richtung der Einsiedelei von Monte San Liberatore (braune Hinweise). Nach dem Dorf Arcara, an einer großen Abzweigung mit schönem Panorama, weiter nach rechts bis zum Platz von Alessia, wo eine Gedenktafel an die Toten der Überschwemmung von 1954 erinnert. Wer von Süden her kommt, verlässt die A3 bei Salerno (von Süden kommend gibt es keine Ausfahrt bei Vietri) und folgt den Hinweisen in Richtung Amalfiküste. Auf Höhe von Vietri sul Mare, auf der S.S.18, geradeaus weiter in Richtung Cava de‘ Tirreni. Nach ca. 3 km die S.S.18 verlassen und rechts nach Alessia (Bezirk von Cava de‘ Tirreni) und in Richtung der Einsiedelei von Monte San Liberatore (braune Hinweise). Nach dem Dorf Arcara, an einer großen Abzweigung mit schönem Panorama, weiter nach rechts bis zum Platz von Alessia, wo eine Gedenktafel an die Toten der Überschwemmung von 1954 erinnert. An dem Platz mit der Gedenktafel die kleine Brücke überqueren und rechts der kleinen Straße bergauf unter den Arkaden. Achtung, die Straße ist zu eng für Camper und größere Autos, besser entlang der Straße vor dem kleinen Platz parken und den Einheimischen die wenigen Parkplätze überlassen.


Etwa 100 m nach der Engstelle stößt man auf eine Abzweigung. Hier rechts bergab und am Ende des Abstiegs nochmal rechts bis zu einem kleinen Fußballplatz. Wer bis hierher mit dem Auto gefahren ist, kann in der Nähe des Fußballplatzes parken. Dann weiter auf dem betonierten Saumpfad links des B&B Rifugio Angelina (führt zur Einsiedelei), wenn man zu den Hauptsektoren im Osten will, oder rechts vom B&B wenn man zu den Sektoren Annord, Geko und Began will. In 10 Min. erreicht man die Wände. STÜTZPUNKTE: B&B Rifugio Angelina, (am Wegbeginn) mobil: +39 3383608749 – 3281419379. Wasserquellen bei dem kleinen Platz und beim Fußballplatz.

Cava de’ Tirreni

strettoia Engstelle

Arcara Marini

Alessia

torre Turm settoreBegan Began Sektor

Vietri Salerno

settoreGeko Geko Sektor settoreAnnord Annord Sektor

Rechter settore Sektor destro Zentraler Sektor settore centrale

settoreCaos caos Sektor

In Richtung Einsiedelei verso l’eremo settoreRita Rita Sektor dellaMonica Monica dalla

31


01 Zwischen Salerno und Maiori > Monte San Liberatore

SEKTOR RITA DELLA MONICA Auf dem Saumpfad, der beim B&B beginnt, am Gebäude entlang bis zu den ersten Stufen. Ein kleiner Sektor mit wenigen, einfachen und kurzen Routen auf dem Felsblock unterhalb der Stufen. Wird meist für Kurse oder mit Kindern genutzt. 1. 2. 3. 4.

STRAPIOMBO ATTENTO AL SASSO SPIGOLO SCIVOLO

5c 5a 5b 4b

8m 8m 8m 8m

SEKTOR CAOS Mit Ausnahme einiger anspruchsvoller Linien im Überhang rechts der Stufen, gibt es hier vor allem Plattenrouten. 5. MINI 6. LO SPIGOLO 7. MUOVITI VINCENZO 8. SQUILLI E SOSPIRI 9. CHIMICA ASSASSINA 10. VIA DEI BUCHI

4a 4b 5c 5c+ 6b 6a+

11. ECLISSI 12. FAGIOLINO 13. SEA SONG

7c 8a+ 8a+

14. ACQUA DALLA LUNA 15. PAPA WAS A ROLLING STONE

8b 7b

7m Einfache Platte links der Kante 8m 8m Technische Platte 8m Kante, erzwungener Bewegungsablauf 8m Erzwungene Variante links der Löcher 18m Überhäng mit guten Löchern, Querung nach rechts und technische Platte 18m Fingerlastige Einzelstelle in der ersten Hälfte 18m Erst Überhang, dann Platte 18m Schlüsselstelle am Bauch in der Mitte der Linie 18m Überhängende Platte 18m Fingerlastige Stelle und Ausstieg aus dem Überhang nach links

6a 5c+

18

7a+

4a 4b 5a 5c 01 02

32

5b 4b

03

04

05

5c 6b 7c

5c+

06 07 08

8a+

8b 8a+

6a+ 09 10

7b 14

11 12 13

15

16

17


16. BAGDAD CAFÈ

7a+

17. IL VOLO DI DONATO

5c+

18. IL BACIO DEL SIGILLO

6a

19. AUM-AUM 20. PAPOSCE E LUMACONI

6a 6a+

21. NAZCA 22. LASONIL 23. HO SPARATO MIA SORELLA

6c+ 5c+

24. LUCCIOLA NOTTAMBULA 25. NANNINELLA

5c+ 5c+

16m Kompliziert am Anfang, kurze Querung nach links, dann Platte 16m Leichter Überhang, kleine Terrasse und quer nach links über die Platte 18m Einstieg wie die vorherige, dann Vorsprünge und kurzer Riss 18m Kurze Verschneidung und Platte 18m Ausstieg aus dem Vorsprung nicht einfach, danach einfache Platte 10m Fingerlastige, senkrechte Platte 15m Leichter Überhang und Platte 22m Platte, Querung nach links, leicht überhängend am Ende 13m Langer Zug und heikler Ausstieg 13m Geneigte Platte am Anfang, Überhang am Ende

5c 5c+

5c+

5c+

6a 5c+

18

6a+ 6a

25

6c+

20

7a+

23

24

22 21

19 16 17

7b

33


32 Zwischen Sorrento und Capri > Punta Campanella

26. BLU Cristiano Bacci & Co., Sommer 2012 WEGEN DEM ZUSTAND DER ABSICHERUNG IM MOMENT NICHT ZU EMPFEHLEN Länge: 100m 4SL Schwierigkeit: 6c+ (6a obl.)/S1/I Material: 15 Expressschlingen Die Route wurde mit Expressankern (Standplätze) und Verbundhaken eingerichtet (Material: Inox A2). Einstieg: Wie für die vorherigen Routen, noch weiter nach rechts bis zum ersten Verbundhaken.

SL1: Start auf einfachen, geneigten Platten, schräge Querung nach links, kurze und intensive Passage, danach wieder Platte mit guten Griffen (6c+, 30 m). SL2: Überhang mit Löchern und Platte (6c, 30m). SL3: Schöne Platte mit Ausstieg auf Bauch mit schmerzhaftem Fels. Es empfiehlt sich, links der Verbundhaken zu bleiben. (6b+, 25 m). SL4: Zweiter Verbundhaken ist etwas unbequem zu klippen, erster Abschnitt heikel und boulderlastig, dann gute Griffe in senkrechter Platte (6c+, 15m). Abstieg: Wie die vorherige Route.

6c+

6b+

6c

6c+ 222

26


Fabio Ciervo, Blu, 6c+ (© O. Bottiglieri)

223


ISOLA DI CAPRI

von Francesco del Franco (2. August 1943 – 27. März 2015) Warum klettern wir? Klar doch, weil es glücklich macht! Glücklich sein ist ein grundlegender Impuls für viele Entscheidungen in unserem Leben, es ist aber auch eine Bedingung, um dem Leid entgegenzutreten, damit Trauer und Elend nicht die Überhand gewinnen und uns zur Boshaftigkeit gegen uns selbst und andere anstiften. Die Suche nach Glück ist also nicht nur die Suche nach Spaß, sondern auch ein „moralisches“ Antidot ganz im Sinne der klassischen Auffassung des Eudämonismus, für den das Gute und die Freude eng miteinander verbunden sind. Doch was genau ist die Suche nach dem Glück, hat man doch scheinbar unendliche Möglichkeiten zum Glück zu gelangen und noch mehr verschiedene Arten von Glück? Es liegt an uns, Prioritäten zu setzen und die Frage nach dem Glück zu beantworten. Und so ist auch das Klettern nicht gleich Klettern und die Freude und das Glück, das wir dabei verspüren nicht ein und dasselbe. Freies Klettern, Sportklettern, technisches Klettern, Eisklettern, alpines Klettern…dieser Sport bietet mehr als nur eine Anleitung zum glücklich sein und daher war es toll, dass Oreste in diesem Führer auch Platz für klassische Routen gelassen hat. Auf diese Weise haben die Leser die Möglichkeit, die verschiedenen Kletterstile in dieser Region und die damit verbunden verschiedenen Arten von Freude kennenzulernen. Capri bietet ein traumhaftes Ambiente für jeden Kletterer: Gastfreundschaft, fantastisches KletterKlima (mit Ausnahme des Sommers), traumhafte Landschafte, spektakuläres Meer und natürlich die Felsen. Wer jedoch auf der Suche nach wilden, kalten und eher menschenfeindlichen Orten ist,

224

sollte sich besser ein anderes Ziel für seinen Kletterurlaub suchen. Der paradiesische Mikrokosmos von Capri bietet zwei Kletterstile: das Sportklettern und den klassischen Alpinismus. Das Sportklettern bezieht seine Berechtigung und seinen Kick, wie der Name schon sagt, aus der sportlichen Geste und dem athletischen Anspruch, stets größere Schwierigkeiten zu überwinden. Der klassische Alpinismus dagegen bietet eine ganz andere Art von Kick: den Spaß am Abenteuer, ein kalkuliertes Risiko und die Suche nach der nicht immer klaren Linie machen aus ihm eine Abenteuerreise in der Manier des 19. Jahrhunderts. Auf Capri kommen vor allem Sportkletterer und Liebhaber klassischer Touren auf ihren Geschmack. Die ersten klassischen Routen auf dem Faraglione di Terra gehen auf die 20er Jahre und den Bergsteiger Cesare Capuis zurück. Es folgten Hans Steger und Paula Wiesinger in den 30ern, ihnen ist der heutige Normalweg des Faraglione di Terra zu verdanken. In den 50er Jahren tummelten sich dann die Mitglieder der Sektion Neapel des Cai in diesen Felsen, erinnern möchte ich dabei an den Neurochirurgen Francesco Castellano. Danach wurden die Felsen Capris ein wenig vernachlässigt und erst in den 90er Jahren hauchten ihnen die Gruppen „Scoiattoli“ aus Cortina und „Ciarmoces“ aus dem hohen Fassatal neues Leben ein. Das Sportklettern auf Capri nahm seinen Anfang 1994, als die lokale Verwaltung dem Vorschlag Marino Coronas folgte und die Bergführer von Cortina mit Felssicherungsarbeiten für die historische Via Krupp beauftragte. Im Zuge der Arbeiten entstanden einige Routen mit Blick auf Marina Piccola. Beteiligt war die Gruppe „Scoiattoli“ mit Paolo Bellodis, Moro Dibona, Enrico Maioni und Bruno


Pompanin Dimai. Im Folgenden wurden an der Punte Carena zahlreiche Sportkletterrouten von Paolo Galli aus Bologna und dem lokalen Kletterer

Luigi Esposito (heute in der lokalen Bergrettung) eingerichtet. Francesco del Franco, Protagonist der Kletterszene auf Capri, beim Klettern der Faraglioni (© Arch. Del Franco)

225


41 Nationalpark Cilento, Vallo di Diano und Alburni > Atena Lucana

SEKTOR MICCETTA Liegt auf der anderen Seite des Tals, meist westliche Ausrichtung. Schatten am Vormittag und bis in den frühen Nachmittag. 62. BARRETTE

5b+

63. SUCCO DI FRUTTA 64. TERRORE DEI SUINI 65. ABBRACCEREMO I FAGGI

5c+ 6b 6b+

66. CAMPIONE DEL LEMMETO 67. THE JUMPER 68. IL TUTTO FARE

6c+ 6a 5c

69. SOPPRESSATA 70. ANTOWEANTÒ 71. GRINGO

6a 5b 5a

16m Platte, am Ende senkrecht, aber mit guten Griffen 18m Technische Kante 18m Senkrechte Platte mit Löchern 25m Schöne Variante nach rechts der vorherigen Route 25m Kurzer Überhang und Kante 25m Technische Platte 12m Platte und leicht überhängend mit guten Griffen 10m Kurze Platte mit überhängendem Ausstieg 10m Kurze Platte 8m Kurze, einfache Platte

6b+

65

6b 5c 5c+

6a

6a 6c+

5b+

5a

68 62

294

5b

63

64

66

67

69 70

71


Luca Marotta, La Libera uscita 6c+ (© Alessio Nunziata)

295


47 Nationalpark Cilento, Vallo di Diano und Alburni > Palinuro

SEKTOR SCUOLA

1. DONNA LIVIA 2. ACCHIANA 3. MARE FORZA 10 4. DUE FIASCHETTE 5. I MOSCIONI DEL CILENTO 6. IL TETESCO COI CAZETTINI 7. LA LONGA COL CAPPELLO 8. CRITAMO 9. L’ORA DEL ROLLO 10. C’ERA UNA VOLTA UNA FESSURA 11. ADAMO ULIUI

6a+ 5c+ 5c 5b+ 5b+ 5b+ 5b 5a 5a 5b 5c

16m 16m 16m 17m 16m 16m 13m 13m 15m 15m 15m

Verschneidung mit Slopern Platte mit heikler Querung am Ende Platte rechts der Kante Platte Platte Platte Platte Platte Geneigte Platte Verschneidung und Platte Heikle Querung am Ende

12. ‘A SCIAMBEDDA MUSS

7a+

13. E RITORNO DA TE

7a+

14. L’AMMAZZA CARCIOFI 15. ESO ES PALINURO

7c 7b

35m Schöne Wand mit Löchern, leicht überhängend 38m (80m Seil) Überhang mit Löchern und Rissen, Bauch mit Schlüsselstelle und Platte 33m 32m Sinter, leicht überhängend und ausdauernd

SEKTOR CENTRALE

SEKTOR CENTRALE SEKTOR SCUOLA

7a+ 7a+ 6a+

01

322

5c+

5b+ 5b+ 5b 5b+ 5c

02

03

13

5a 5c+ 5a 5b

04 05 06 07 08 09 10

7b 7c

14 11 12

15


Arianna Veltri, C’è di mezzo il mare, 6a (© A. Naddeo)

323


47 Nationalpark Cilento, Vallo di Diano und Alburni > Palinuro

16. ‘A PAPPECE E ‘A NOCE 17. HIMALAYA TEST

7a+ 7a

18. TOGLITI IL REGGIPOGGIO

7a+

19. NON SIA MAYA 20. INSEGUENDO UNA CAROTA 21. POLPETIELLO 22. NON E’ CHIARO 23. RESPECT

6b+ 6c 7a+ 7b+ 8a+

24. EGGER

8c

25. TOTOCCIO 26. E LUCE FU

8b+5c+

6a+

7c+

25m Bauch mit Schlüsselstelle an kleinen Griffen 27m Senkrechte Platte mit kleinen Griffen und Kante 28m Start gemeinsam mit vorheriger Route, Verschneidung und anstrengendes Finale 33m Sinter und Platten 30m Sinter und Ausdauer an guten Griffen 28m Ausdauer an Sintern und Slopern 27m Platte, kurzer Überhang und Kante 27m Fingerlastige Platte in der Mitte und technisches Finale. Wow! 7a+ 27m Senkrechte Platte, dann schräge Querung 7a+ nach links an Slopern 7b 34m Erster Abschnitt gemeinsam mit vorheriger 5b+Route, dann gerade mit Mikrogriffen 7c 27m Variante nach rechts der vorherigen Route 5b+

5b

5b+

5c

5a 5c+ 5a 5b

8c

7a+7a

17 15

324

8b+

6b+ 7a+ 6c

7b

16

8a+

7a+ 7b+

18 19 20 21 22 23 24

25

7c+

26


27. 4x10 28. FASMIDE

7c+ 7a+

10m 16m Am Anfang komplizierter Zug, dann senkrechte Platte mit Löchern 29. CHIAPPARIELLO 7b 16m Erster Abschnitt fingerlastig, dann Platte mit Löchern 30. ODISSEA 7c 34m Vertikale Platte mit kleinen Griffen, dann Überhang mit großen Löchern 31. PANEMMERD SL1 6b+ 20m Heikle Traverse und leicht überhängend mit Löchern SL2 8? 38m (80m Seil) Komplizierte Platte mit weit entfernten Griffen 31* PANEMMERD 6c 20m Start rechts 32. QUEI BRAVI RAGAZZI 7a 34m

Arianna Veltri, Il Koala 6b+ (© O. Bottiglieri)

325


53 Caposele Provinz Avellino und Monti Picentini

SEKTOR LANCIA DEL SOLE Die Wand liegt unter der Kirche neben dem Picknickplatz, südwestliche Ausrichtung. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7.

MANNAIA A BOMBATOMICA GREEN UP PIACERE, GERARDO PATATE SFRUCULIATE AMARETTI LOVERS DI NASCOSTO DAL CLERO IL TRAMPOLINO

8.

COLLEGIO NAZIONALE FRAVECATORI 5a

9.

MATASSE E CECI POWER

5a+

6a

6a 5a+ 5b+ 6b 6b+ 5c+ 5b+

7a

13m Platte und Überhang mit guten Griffen 13m Geneigte Platte 12m Bauch mit Griffen am Start und Platte 12m Technische, leicht überhängende Wand 10m Riss und mantle 12m Platte, Ausstieg im leichten Überhang 15m Platte, Verschneidung, kleiner Überhang. Mindestens 3m rechts der ersten Haken sichern 12m Platte mit guten Griffen. Beim Sichern rechts der Bohrhakenlinie bleiben 12m Kurz und intensiv

6b+ 5b+

6b

5c+ 5b+ 5a

7a

05

01

02

03

04

06 07 08 09

372


Alessio Nunziata, Blockchain 7a+ (© O. Bottiglieri)

373


67 Provinz von Caserta Prata Sannita

1. VIA DEI TRENTANNI Caiazza-Iadarola, 8/12/2014 Länge: 196m (8SL) Schwierigkeit: 7b (obl.6c+/S2/II) Material: Normale Alpinismus-Ausrüstung, nützlich 3 Mikrofriends. SL1: Einstieg im Zentrum der Wand, in Richtung Baum und nach links über die Platte. Etwas über dem Baum liegt der erste Stand mit 2 Bohrhaken (6b, 20m). SL2: Der logischen Rampe in Richtung Verschneidung folgen. Am Eingang in die Verschneidung liegt der zweite Stand an 2 Bohrhaken (6a, 18m). SL3: Erst in der Verschneidung, dann leicht nach links über die Platte und zurück in Richtung Verschneidung. Stand an 2 Bohrhaken (6c, 20m). SL4: Weiter über die Platte (neigt sich leicht), dann athletische Passage auf das Band am Fuß der Verschneidung. Anmerkung: Auf halber SL gibt es einen Zwischenstand mit eingeklemmtem Karabiner. Falls nötig, kann man hier 60m bis zum Boden abseilen. Ansonsten Stand am Fuß der Verschneidung an 2 Bohrhaken (6b, 30m).

SL5: In der markanten Verschneidung. Am Ende Stand rechts an 2 Bohrhaken (7b, 25m). SL6: Ästhetische Platte mit viel Gleichgewicht, dann geringere Schwierigkeiten bis zum Stand an 2 Bohrhaken (6c, 35m). SL7: Einfache Felsen bis zum Fuß des Gendarme, hier Stand mit Ring (IV, 30m). SL8: Ästhetische heikle Platte des Gendarme, dann Rampe nach links bis zum Gipfel (6c, 18m). Hier abseilen zur Wand und eine Wandstelle klettern, die auf die Hochebene und bis zum Abstiegsweg führt. 2. VARIANTE CAIAZZA-BRUCOLI 22/10/2022 SL6: Ab dem Stand der SL5 der Rampe nach rechts folgen, aus der Wand aussteigen und bis zu einem Stand mit Ring. SL7: Über den grasigen Hang queren bis zum Fuß einer Platte mit Stand und Ring (30m, II). SL8: Letzte Seillänge und auf die Hochebene aussteigen (6b, 30m). Abstieg über den Weg.

6c

6b IV

6c 7b

II

02

6b

6c 6a

6b

454

01


6c 6b

IV

6c

II 02

7b

6c 6b 6a 6b 01

455


Bei Versante Sud glauben wir noch an die Idee einer Welt in Frieden und ohne Vorurteile, in der jeder frei ist, auf Pfaden, Strecken und Felsen ganz den eigenen Vorlieben zu folgen.

ENJOY YOUR LIFE, ENJOY YOUR CLIMBS


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