formation und Interaktion. Dies könnte kurzfristig zu einer „multioptionalen Orientierungslosigkeit“ führen. Aber eine Lösung dafür ist in Sicht: Wir werden uns für die Inhalte Filter suchen, so genannte elektronische Assistenten. Eine Software also, die die Bedürfnisse und Interessen des Nutzers analysiert und die dieses Profil anderen zur Nutzung freigibt oder sperrt. Dieses Modell der elektronischen Assistenten ist aber schon bekannt – in menschlicher Form: Unternehmens-, Marketing-, Bank-, Steuerberater, auch der Verkäufer … etc. unterstützen und filtern für uns, wenn es viele Entscheidungsmöglichkeiten gibt.
Datenschutz
ist allerdings die Manipulation des Hirns. Die aktuelle Hirnforschung konnte zeigen, dass wir vor jeder Hirnleistung im Kortex den Botenstoff Dopamin ausschütten. „Versuche an Schimpansen haben ergeben, dass das verstärkte Vorhandensein von Dopamin mit großer Genauigkeit erfolgreiche Lernleistungen voraussagen kann.“ Die Schlussfolgerung ist einfach, so Jánszky: „Man steigere die Dopaminausschüttung im Kortex und damit in Folge die eigene Hirnleistung.“ Diese Art von Brain-Doping geschieht heute bereits millionenfach – indem gängige Medikamente missbraucht und als so genannte „Neuropusher“ verwendet werden, Nebenwirkungen noch nicht erforscht. In naher Zukunft könnten diese Erkenntnisse bedeuten, dass im „Butterregal Margarine für schlauere Kinder oder Brain-Joghurt für Managerköpfe“ stehe. Ethischen Zweiflern stellt Jánszky die Gegenfrage: „Wer will einen Menschen, der weniger intelligent geboren wurde, dafür verurteilen, dass er in einer Prüfung einmal genau so schlau sein möchte wie sein Nachbar? Und wenn sich das beispielsweise durch die Einnahme eines Joghurts machen lässt, warum nicht?“
Ein elektronischer Assistent hilft bei Orientierungslosigkeit
> Buchtipp 2020 – So leben wir in der Zukunft Sven Gábor Jánszky Goldegg Verlag 2011 www.2beahead.com
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Unser Verhältnis zur Technologie hat sich in den letzten zehn Jahren unwahrscheinlich rasant verändert. Oder würden Sie abstreiten, dass Sie Ihrem Navi mehr vertrauen als Ihrem Beifahrer, wenn Sie auf der Suche nach einer bestimmten Lokalität sind? „Diese Entwicklung ist noch lange nicht am Ende“, so Jánszky. Auch das Internet nicht. Das „Netz“ wird den Computer verlassen. Hat es ja bereits heute schon – angesichts der unfassbaren Marktdurchdringung von Smartphones, die den Internetzugang immer und überall möglich machen. Jánszky aber entwirft noch ein ganz anderes Bild: Tische, Tapeten, Spiegel, Wände, Fenster ... und andere Gebrauchsgegenstände werden „von Technikern mit Antennen versehen“ und somit Projektionsfläche für In-
Etwa 40 Jahre alt sind unsere Vorstellungen von Datenschutz, erklärt Sven Gábor Jánszky. Damals hatten die Bürger erstmals die Möglichkeit, ihre Daten nicht preiszugeben, zu schützen. Heute stehen wir allerdings vor einem Paradigmenwechsel: Wir Menschen wollen sogar unsere Daten preisgeben. Wirklich, fragen Sie sich? Ja. Dies kann nützlich sein für individuellen Service. Oder haben Sie kein Konto bei Amazon, welches Ihnen bei jedem Einloggen empfiehlt, was Sie interessieren könnte, und aufgrund des einfachen, gespeicherten Zahlungsmodus die Bestellung erleichtert? Kunden werden erwarten, dass Unternehmen ihre Daten kennen, um das richtige Angebot zu erstellen. Bei einer Umfrage bei Innovationschefs namhafter Unternehmen sagen sogar 62 %, dass in zehn Jahren zwischen 50 und 70 % der Bevölkerung kein Problem mit der großzügigen Freigabe ihrer Daten haben, die Angst vor Datenmissbrauch wird enorm schwinden. „Wichtig dabei ist nur, dass wir darüber, was wir über uns bekannt geben, souverän bleiben, dass ich meine Daten einsehen und selbst über die Bekanntgabe und die Datenkontrolle entscheiden kann.“
Ökonomie des Vertrauens Aber wie schaffe ich es dann mit meinem Unternehmen, in dieser individualisierten Welt überhaupt noch vom Kunden wahrgenommen zu werden? Der wahrscheinlichste Trend: Während heute nach wie vor noch die Ökonomie der Aufmerksamkeit herrscht – „Jedes Produkt, jeder Anbieter muss den anderen übertönen“ –, wird diese in Zukunft der Ökonomie des Vertrauens weichen. Vertrauen entsteht durch Prüfungen, es bildet sich immer dann, wenn Versprechungen gemacht und später gehalten werden. Vertrauen hat auch mit Anerkennung zu tun. Jánszky stellt die Vertrauensfrage: „Wo haben Sie die größte Anerkennung Ihres Lebens gespürt?“ Richtig. Jeder weiß, wie das geht mit der Anerkennung, und zwar aus dem ganz privaten Bereich, aus unseren persönlichen Partnerschaften und Beziehungen. Liebe und Zuneigung zeigen, mit Kleinigkeiten, Aufmerksamkeiten überraschen. Wir nehmen Anteil am Leben des anderen, freuen uns und leiden mit. Für die erfolgreichen Unternehmen der Zukunft bedeutet dies, dass sie sich zu Partnern der Kunden machen müssen, mit genau den gleichen Maßnahmen: sich mitfreuen, mitleiden, immer ansprechbar sein und ab und zu mit Kleinigkeiten überraschen. Aber auch sich erinnern und anerkennen.
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