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ICH BIN DA HINEINGERATEN

Der Schauspieler und Regisseur Gregor Bloéb ist neuer künstlerischer Leiter der Tiroler Volksschauspiele. Wir haben ihm fünf Fragen unter anderem zu Bühne und Film, der Erlaubnis zum Scheitern und (unliebsamer) Kritik gestellt.

Können Sie sich an Ihren allerersten Bühnenauftritt erinnern? GREGOR BLOÉB: Nein. Das liegt jedoch daran, dass ich mich generell an nichts wirklich erinnern kann, das ein halbes Jahr oder Jahr vergangen ist. Ich lebe sehr im Hier und Jetzt. Was sich mir allerdings stark einprägt, sind Gefühle. Und zwar auf immer und ewig. Die Kombination daraus prädestiniert mich wohl auch für meinen Beruf.

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Sie stehen auf der Bühne und vor der Kamera. Was macht für Sie den Unterschied? Es ist eine andere Form der Energie und des Handwerks. Und ein Geheimnis. Alles zusammen. Die Energie beim Theater geht weit, ist groß und mächtig, weil man die Zuschauer bis in die letzte Reihe erreichen möchte. Beim Film arbeitet man fokussierter, oft direkt in die Kamera. Deshalb funktionieren beim Film auch auffällige Charaktere so gut, weil sie für den Zuseher unmittelbarer erlebbar sind.

„Das Schöne an der Schauspielerei ist ja, dass man mit jeder Rolle und jeder Produktion wieder neu anfangen kann, und wenn man Glück hat, kommt Kunst dabei heraus.“

GREGOR BLOÉB lich gar nichts, von außen bekommt man immer Prügel. Man kann das Scheitern nur für sich selbst hinnehmen.

Wie gehen Sie mit Kritik um? Ich bin diesbezüglich relativ gesund gestrickt. Ich freue mich wahnsinnig, wenn ich Lob bekomme, und es ist mir total wurscht, wenn ich Schimpfe ausfasse. Natürlich kommt es darauf an, wer mich kritisiert. Und in welcher Form. Hier kann ich ganz gut unterscheiden und meistens berührt mich Kritik tatsächlich nicht. W

ZUR PERSON

Gab’s zur Schauspielerei jemals einen Plan B? Nein, den hatte ich nie. Ich bin da irgendwie hineingeraten. Ich wollte gerne Volksschuldirektor werden, weil ich wahnsinnig gern mit Kindern arbeite. Oder Kindergartenonkel, aber das gab es damals noch nicht. Ich liebe Kinder. Ich habe selbst vier und die wiederum haben sehr viele Freunde, die immer wieder bei uns zu Gast sind oder waren. Wenn man über die Jahre sieht, wie sich deren Charakter entwickelt, ist das großartig. Generell bin ich einer, der die Menschen mag und sie gerne beobachtet. Das ist auch für meinen Beruf durchaus hilfreich.

Darf man als Schauspieler scheitern? Das Schöne an der Schauspielerei ist ja, dass man mit jeder Rolle und jeder Produktion wieder neu anfangen kann, und wenn man Glück hat, kommt Kunst dabei heraus. Es kann aber auch in die Hose gehen. Verziehen wird dir letzt-

Gregor Bloéb wurde 1968 in Innsbruck geboren. Er ist Theater-, Film- und Fernsehschauspieler. Er war Intendant des Theatersommers Haag, spielte in zahlreichen Serien und Filmen und schlüpft im Salzburger „Jedermann“ in die Rollen des Guten Gesells sowie des Teufels. 2013 erhielt er den Nestroy-Theaterpreis in der Kategorie „Bester Schauspieler“ für seine Darstellung im Drama „Jägerstätter“. Bloéb hat zwei Kinder mit seiner ehemaligen Lebensgefährtin Ute Heidorn sowie zwei Söhne mit Schauspielerin Nina Proll, die er 2008 geheiratet hat.

Das Programm der Tiroler Volksschauspiele 2023 finden Sie unter WWW.VOLKSSCHAUSPIELE.AT

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