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BUNTES LEBEN IN ALTEN GASSEN VIBRANT
Life In Old Alleyways
Durch Innsbrucks Altstadt schlängeln sich viele enge, mittelalterliche Gassen. Vier der belebtesten werden hier vorgestellt. Jede davon feiert auch ihr eigenes kleines Jahresfest. // Innsbruck‘s old town is full of narrow, medieval streets. Here are four of the liveliest. Each of them also celebrates its own little annual festival.
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Innsbrucks Altstadt wird von der Herzog-Friedrich-Straße beherrscht. Sie gilt als „Transitachse“ zwischen der Maria-Theresien Straße, dem Goldenen Dachl und der Innbrücke. Reizvoll sind auch die Gässchen, die links und rechts von ihr abgehen. Mittelalterlich, eng und ungemein heimelig. Vier davon seien hier stellvertretend herausgepickt: Riesengasse, Pfarrgasse und das sogenannte Vier-Viecher-Eck mit Kiebach- und Seilergasse.
WO DER RIESE (NICHT) WOHNT
Die Riesengasse führt von der Herzog-Friedrich-Straße zu einem Bogen, durch den man auf den Franziskanerplatz kommt. Früher war sie wohl eine Sackgasse, denn ein Torturm, durch den man außerhalb der Stadtmauern gelangen konnte, befand sich dort nicht. Ihren Namen hat sie, das mag vor allem Kinder enttäuschen, nicht von irgendwelchen Riesen, die hier einst hausten, sondern von einer Kaufmannsfamilie namens Ries (oder Riß). Eigentlich passt das ausgezeichnet, denn Kaufmännerund -Frauen prägen bis heute das Bild dieses Gässleins – in sehr unterschiedlicher und heute freilich modernerer Form. Die Palette reicht vom noblen Bekleidungsgeschäft über ein einzigartiges Kaufhaus bis zum Spezialisten für Spiele aller Art. Und weil sich’s mit leerem Magen schlecht einkauft, darf natürlich ein bisschen Gastronomie nicht fehlen. Ein ganz besonderes Geschäft ist das ’S FACHL , das in Wahrheit über 250 Läden ist. Seit sechs Jahren existiert dieses Einkaufskonzept in Innsbruck: Kunsthandwerker, Textildesigner, Kulinarik- oder Naturkosmetik-Produzenten mieten sich hier ihre Ausstellungsfläche, auf der sie ihre Erzeugnisse feilbieten können. Wird ein Stück verkauft, bekommt die Vermieterin eine Provision. Sehr viele der Ausstellerinnen und Aussteller sind seit Beginn dabei, bietet sich doch so vor allem für heimische Kreative die Möglichkeit, permanent präsent zu sein, ohne selbst ein teures eigenes Geschäft finanzieren zu müssen. Und auch die Kundinnen und Kunden wissen es zu schätzen, so viele verschiedene Waren an einem Ort vereint zu haben.

Gleich gegenüber in der CAFÉ-BAR-VINOTHEK RIESE verfolgt man ein recht ähnliches Konzept, allerdings auf gastronomischer Ebene, wie Betreiberin Elke-Maria Kühlechner erklärt: „Wir verkaufen ausschließlich österreichische Produkte – vom Kaffee bis zu den Säften. Beim Wein haben wir bewusst kleine Winzer im Programm, die nicht in den großen Supermärkten vertreten sind, die aber dennoch Spitzenprodukte haben.“ Dass die Idee aufgegangen ist, zeigt die Tatsache, dass inzwischen viele Weinbauern aktiv mit ihren Produkten auf die Riesen-Gastronomen zukommen. Einheimische kommen immer wieder gerne in das gemütliche Lokal mit seinem tollen Weingewölbe und auch Gäste sind „neugierig und wollen ein bisschen in die zweite Reihe schauen“.

Weiter geht es durch die Gasse zu OPTIK HOPFFER , wo man den richtigen Durchblick bekommt, werden hier doch Kunststoffbrillen nach Maß und Designwunsch gefertigt. Kunst indes findet man im ARTDEPOT von Birgit Fraisl mit seinen regelmäßigen Ausstellungen spannender – hauptsächlich zeitgenössischer – Künstlerinnen und Künstler. Auf dem Weg zu einem echten Nischengeschäft weht einem der verlockende Duft von frischem Brot um die Nase. Das gibt es täglich in der kleinen BÄCKEREI KRÖLL , einem Laden, den es schon seit Menschengedenken in der Riesengasse zu geben scheint. Beinahe am östlichen Ende der Gasse angekommen, befindet sich das PIK DAME . Der Name verrät Eingeweihten gleich, worum es geht: in der Hauptsache um Spielkarten nämlich. Doch nicht ausschließlich. Rund 1.800 unterschiedliche Spiele verkauft Niko, die Kundinnen und Kunden sind dabei ebenso bunt gemischt, erzählt er: „Es gibt welche, die nur sammeln, und solche, die auch spielen. Es kommen Familien, Wahrsager, Zauberer, neulich war sogar eine Lehrerin da, die eine Zauberstunde mit den Kindern in den Unterricht eingebaut hat.“ Neben den Karten boomt im Moment Schach, sagt der Spielespezialist, geschuldet der Netflix-Serie „Damengambit.“ „Seither kommen viele Jugendliche und vor allem Frauen und wollen ein Schachbrett. Die kommen sogar aus Deutschland und der Schweiz.“

TIPP: Am 8. August rollt die Riesengasse den roten Teppich zum alljährlichen Fest aus. Details unter WWW.ZENTRUMSVEREIN.AT
Von L Wen Und Adlern
Der Name „Vier-Viecher-Eck“ ist irgendwann im Volksmund entstanden und bezeichnet den Platz, der sich an der Kreuzung der Seiler- und der Kiebachgasse bildet. Er stammt daher, dass sich dort einst die vier Gasthäuser „Roter Adler“, „Goldener Hirsch“, „Goldener Löwe“ und „Weißes Rössl“ befanden. Wer sich auf dem Platz umsieht, kann an den Gebäuden auch noch die wunderschönen sogenannten Nasenschilder der Wirtshäuser entdecken.