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LIFE HAPPENS, COFFEE HELPS
Der gute und richtige Umgang mit Kaffee will gelernt sein und zelebriert werden. Im Brennpunkt Coffee in den Viadukbögen passiert genau das: Es wird geröstet, verkauft, genossen. // Handling coffee well and without mistakes is something that needs to be learned and valued. This is exactly what happens at Brennpunkt Coffee in the Viaduktbögen: coffee is roasted, sold and enjoyed.
Julians Arbeitsplatz ist „angenehm warm“, auch im Winter kann er dort mit T-Shirt herumlaufen. Schweiß rinnt ihm in kleinen Bächlein von der Stirn, wenn er Bohnensäcke hievt und Kisten trägt. Umgeben ist er von einer Wolke aus Aromen, die man auf den ersten Riecher eigentlich nicht so recht deuten kann. Und auch die Rohware sieht nicht so aus, wie man sie kennt. Irgendwie fehlt ihr die dunkle Farbe. Die wird sie sie demnächst bekommen, denn Julian Schöpf röstet gerade Bohnen und der Name seines Lokals, Brennpunkt Coffee, ist wohl nicht von ungefähr gewählt. Denn erstens ist es dort heiß und zweitens dreht sich alles um Kaffee.
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Der gelernte Gastronom und Barista tat seinen ersten Schritt in die Selbstständigkeit im Jahr 2016 mit seiner Joul’s Kaffeesiaderei, einem kleinen Lokal in der Innsbrucker Universitätsstraße. Schon dort experimentierte Schöpf mit dem Kaffeerösten: „Allwöchentlich sind wir bei einem Bier zusammengesessen und haben überlegt, was wir alles machen könnten.“ Drei Jahre später ergab sich die Gelegenheit, die gewälzten Ideen in die Tat umzusetzen. Nicht weit vom Joul’s wurden unter der Eisenbahn drei Viaduktbögen frei. Hauptsächlich in Eigenregie wurden die Bögen umgebaut, im Dezember konnte man provisorisch eröffnen, endgültig fertiggestellt war das Gesamtkunstwerk Ende 2018. Entstanden sind ein Café, die Rösterei soiwe Seminarräume, ein wenig später kam eine Reparaturwerkstatt für Kaffeemaschinen hinzu. Julian Schöpf: „Das mit der Gastronomie wollte ich ursprünglich gar nicht, aber es hat sich so ergeben, weil wir zu viel Fläche zur Verfügung hatten.“ Nun ergibt sich eine schöne Synergie zwischen der Rösterei in einem Viaduktbogen und der Gelegenheit, die frisch gerösteten Bohnen im nächsten Bogen gleich zu genießen oder zu kaufen.


BOHNEN AUS ALLER WELT
Das Rösten hatte Julian Schöpf erstmals bei einem Praktikum der bekannten Innsbrucker Hotelfachschule Villa Blanka in Florenz kennengelernt. Das Thema Kaffee ließ ihn seither nicht mehr los. Heute röstet der 39-Jährige pro Jahr 35 Tonnen Kaffee aus aller Welt. Tendenz steigend. Dennoch ist sein Betrieb immer noch eine „kleine Spezialitäten-Rösterei“. Grob zwei Drittel der gerösteten Bohnen gehen in den Handel, ein Drittel bleibt im eigenen Haus. Seine Rohware bezieht der gebürtige Ötztaler aus Brasilien, Nicaragua, Guatemala und „überall dort, wo es gute Sachen gibt“. Manche Produkte bezahlt er über dem üblichen Einkaufspreis: „Das sind oft Community-Projekte. Die Kaffeebauern bekommen mit dem Geld eine bessere Bildung, wir
hohe Anspruch
bekommen dafür eine bessere Qualität. Das ist eine Investition in die Zukunft.“
Im Jahr 2019 kam mit Gerhard Farbmacher ein idealer Partner dazu: Der gelernte Schlosser repariert seit 25 Jahren Kaffeemaschinen, heute hauptsächlich aus der Gastronomie. Das Zusammenspiel aus Rösterei mit Verkauf, Kaffeehaus und Werkstatt findet er ideal: „Das ist schon sehr cool geworden und die Konstellation gibt uns recht.“ Für Neukunden gibt es Schulungen in der Handhabung der Maschinen, vor allem aber in der Zubereitung des Kaffees selbst. Schöpf: „Wir wollen dafür Bewusstsein schaffen. Jeder einzelne Kaffee wird bei uns zelebriert, selbst wenn wir 100 am Tag machen.“ Und Farbmacher ergänzt: „Uns geht es nicht um Quantität, sondern um Qualität.“ Und er geht sogar so weit, zu sagen: „Der Kunde muss unser Produkt lieben.“

Nun, die Gäste im benachbarten Café tun es jedenfalls. Sie warten gerne, bis die Zubereitung ihres Kaffees ausreichend zelebriert wurde, in dem Wissen, dass er dann ausgezeichnet schmecken wird.

Bunte G Steschar
Das Publikum ist bunt gemischt. Hier sitzen Schülerinnen und Schüler ebenso wie Menschen, die durchaus deren Großeltern sein könnten. Mancher hat im Brennpunkt quasi sein Büro eröffnet, sitzt stundenlang vor dem Laptop, arbeitet. Die Atmosphäre ist immer chillig, nie gestresst. Kein Wunder: Julian Schöpf hat ausgerechnet, dass sich seine Gäste ausnehmend viel Zeit nehmen und im Schnitt 20 Minuten bei ihm verweilen. Mit dem Pappbecher rennt hier niemand nach drei Minuten hektisch wieder zur Tür hinaus. W
Julian’s workplace is so “pleasantly warm” that he can even walk around in a T-shirt in winter. Sweat runs off his forehead in little streams as he heaves bean bags and carries crates. He is surrounded by a cloud of aromas that you can’t really interpret at first smell. And the raw goods don’t seem familiar either. Somehow the dark colour is missing. But that will come soon, because Julian Schöpf is roasting beans and the name of his place, Brennpunkt Coffee, is no coincidence. Firstly, it’s hot there and secondly, everything revolves around coffee.
The trained restaurateur and barista took his first step into self-employment in 2016 with his Joul’s Kaffeesiaderei, a small café in Innsbruck’s Universitätsstraße. Schöpf started experimenting with coffee roasting there. “Every week we sat together over a beer and thought about what we could do.” The opportunity emerged three years later to put these ideas into practice. Three viaduct arches became available under the railway not far from the Jouls. The arches were rebuilt, mainly by the owners themselves, and the provisional opening took place in December. The work of art was finally completed at the end of 2018. A café, a roastery and seminar rooms were created, and a little later a repair shop for coffee machines was added. Julian Schöpf: “I didn’t originally want the catering business, but it turned out that way because we had so much space available.” Now there is a nice synergy between the roastery in a viaduct arch and the opportunity to enjoy or buy the freshly roasted beans right away in the next arch.
Beans From Around The World
Julian Schöpf first encountered roasting during an internship at the well-known Innsbruck hotel management school Villa Blanka in Flor- ence. Ever since then, the topic of coffee has never left him. Today, the 39-year-old roasts 35 tonnes of coffee per year from all over the world. And the trend is on the increase. Nevertheless, his business is still a “small speciality roastery”. Roughly two thirds of the roasted beans go to trade customers, while one third remains in-house. The Ötztal native gets his raw materials from Brazil, Nicaragua, Guatemala and “everywhere where you can find good things”. He pays more than the usual purchase price for some products. “These are often community projects. The coffee farmers get a better education with the money, and we get better quality in return. That is an investment in the future.”
Gerhard Farbmacher, an ideal partner, joined the company in 2019. The trained locksmith has been repairing coffee machines for 25 years, now mainly from the catering industry. He finds the interplay of roastery with sales, coffee house and workshop ideal: “It’s already become very cool and the set-up justifies our ideas.” New customers receive training in the handling of the machines, but above all in the preparation of the coffee itself. Schöpf: “We want to create awareness about this. We celebrate every single coffee, even if we make 100 a day.” And Farbmacher adds, “We’re not concerned with quantity, but with quality.” And he even goes so far as to say, “The customer has to love our product.” The guests in the neighbouring café certainly do. They like to wait until the preparation of their coffee has been sufficiently ‘celebrated’, safe in the knowledge that it will then taste excellent.

A Varied Mix Of Guests
The public in the café is a diverse mix. Schoolchildren and people who could well be their grandparents sit here. Some have virtually opened their office in the Brennpunkt, sitting working for hours in front of their laptops. The atmosphere is always relaxed, never stressed. No wonder. Julian Schöpf has calculated that his guests take an exceptionally long time and spend an average of 20 minutes with him. No one rushes out the door with a paper cup after three minutes. W