8
Das Europäische Prostatazentrum Innsbruck (EPI)
Kritisch hinterfragt – im Interview Prof. Dr. Horninger, was sagen aktuelle Studien zu PSA und PSAScreening? Es geht bei der Bestimmung des PSAWertes nicht darum, möglichst viele oder gar alle Prostatakarzinome zu entdecken. Ziel des Einsatzes von PSA ist grundsätzlich die Früherkennung von auf die Prostata begrenzten, jedoch potentiell aggressiven Tumoren bei Männern mit einer Lebenserwartung von zumindest 10 Jahren.
Welche grundsätzlichen Informationen können Sie uns dazu sagen? Zuerst einmal möchte ich festhalten: Ein PSA-Normalwert existiert nicht. Ein hoher PSA-Wert ist nicht sicher durch ein Prostatakarzinom bedingt. So können zum Beispiel auch Männer mit sehr niedrigen PSA-Werten ein Prostatakarzinom haben. Je höher der PSA-Wert ist, desto größer ist, pauschal ausgedrückt, die Wahrscheinlichkeit, dass in einer Probeentnahme ein Prostatakarzinom entdeckt wird oder ein Prostatakarzinom vorliegt.
(Proscar, Avodart, Casodex, Fugerel), eine bereits bestehende Prostataerkrankung (akute/chronische Prostatitis, gutartige Prostatahyperplasie, akute Harnverhaltung) oder so genannte Manipulationen wie eine Biopsie, Samenerguss bis 48 Stunden vor Abnahme, rektale Untersuchung. Aber auch sehr langes Fahrradfahren oder eine Katheterisierung können den PSA-Wert beeinflussen.
Worin bestehen die Vorteile des PSA-Screenings? Es kann einerseits Screener beruhigen, wenn der Test „normal“ ist. Durch das Screening können Karzinome in einem frühen Stadium diagnostiziert werden, in dem Therapien vorteilhaft sind. Ein weiterer Vorteil ist, dass – wenn die Therapie erfolgreich ist – Folgen von Spätstadien wie Metastasen, pathologische Frakturen, Schmerzen etc. vermieden werden können. Außerdem reduziert es das Risiko, an Prostatakrebs zu sterben, um 20–64 %(je nach Studie).
Gibt es denn auch Nachteile? Was kann den PSA-Wert und somit die Einschätzung der Prostatakarzinomwahrscheinlichkeit verfälschen? Zum Beispiel die Einnahme von (zumeist urologischen) Medikamenten
Hier müssen wir ehrlich sein: Es kann passieren, dass Karzinome nicht gefunden werden und somit falsche Zuversicht erwecken, kein Prostatakarzinom zu haben. Weiters bedingt so eine Screeninguntersuchung auch manch-
mal unnötige Angst und unnötige Untersuchungen, wenn tatsächlich kein Prostatakarzinom vorliegt. Durch das Screening können beispielsweise auch langsam wachsende Prostatakarzinome gefunden werden, die etwa nie Symptome gemacht hätten bzw. die nicht lebensbedrohlich wären. Die meisten Behandlungsformen beim Prostatakarzinom können beachtliche Nebenwirkungen haben – und bedauerlicherweise führt nicht jede Therapie zum gewünschten Erfolg.
Was ist das Besondere am Prostatazentrum Innsbruck? An unserem ISO-zertifizierten Prostatazentrum in Innsbruck arbeiten wir interdisziplinär seit mehr als 20 Jahren am Prostatakarzinom. Dieses Zentrum ist ein Netzwerk von Spezialisten unterschiedlichster Fachrichtungen: der Urologie, Strahlentherapie – Radioonkologie, Pathologie, Nuklearmedizin, internistischen Onkologie, des urologischen Labors, der Uro-Radiologie sowie des Instituts für klinische Epidemiologie. Den zentralen Mittelpunkt unseres Handelns stellen selbstverständlich unsere Prostatakarzinompatienten dar. Unser Ziel ist und bleibt von Anfang an die Optimierung der Versorgung aller Männer mit, aber auch ohne Prostatakrebs.