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„DAS ZUSAMMENSPIEL AUS AUSSENBLICK UND INNENSICHT, AUS REGIONALER KOMPETENZ UND INTERNATIONALER PERSPEKTIVE FINDE ICH SEHR REIZVOLL.“ Hans-Joachim Gögl
werden für jeden Abend Auftragsarbeiten an
und internationaler Perspektive finde ich
bin ich da. Deshalb bin ich auch oft in Inns-
Komponisten zeitgenössischer Musik verge-
irrsinnig reizvoll. Gerade für eine Stadt wie
bruck, fast jede Woche. Da ich aber zwei Kin-
ben, die in einer eigenen CD-Reihe publiziert
Innsbruck, die immer ein Ort war, an dem
der und Familie habe, wird mein Zentrum
sind. „INN SITU“ ist also die konsequent-lo-
verschiedene Kulturen zusammentreffen –
und Lebensmittelpunkt vorerst Bregenz
gische Weiterführung seines Weges.
quasi ein Tor, ein Dreh- und Angelpunkt zwi-
bleiben.
schen Nord und Süd, Ost und West.
ECO.NOVA: Mit 1. Juli werden Sie offiziell
Was verbinden Sie persönlich mit dem The-
das Amt als künstlerischer Leiter des BTV
Für Ihre erste Ausstellung arbeiten Sie mit
ma Fotografie? Was macht für Sie ein „gu-
Stadtforums antreten. Was hat Sie an der
der Hochschule für Grafik und Buchkunst,
tes“ Foto aus?
Aufgabe gereizt?
HGB Leipzig zusammen. Für 2019 sind be-
Ich glaube, es geht uns wohl allen so: Wir
HANS-JOACHIM GÖGL: Das Stadtfo-
reits zwei Einzelausstellungen mit Künst-
verbinden Fotografien mit bestimmten Er-
rum stellt außergewöhnliche Räume zur
lerinnen aus Israel und London geplant. In
innerungen. Fotografie hat für mich einen
Verfügung, die man in ein wunderbares Zu-
welche Richtung soll es künftig gehen?
starken emotionalen Gehalt, wenn sie mir
sammenspiel bringen kann – nämlich eine
Was wir suchen, sind Künstler, die mit dem
zu einer Erinnerung verhilft oder in mir ein
Fotogalerie mit einem toll aufgebauten Ruf
Raum, der Region, einer Landschaft oder mit
Gefühl auslöst. Eine Fotografie ist das Tor
durch meine Vorgängerin, einen Konzertsaal
Menschen in Kontakt kommen, die nicht nur
zu einem inneren Bild. Bei der kommenden
sowie das Foyer als eine Art Forumssituati-
außen vor bleiben und beobachten, sondern
Ausstellung verhilft mir die Fotografie, eine
on, wo Dialog, Kontakt, Begegnung und Aus-
ihre Arbeit wirklich vor Ort entwickeln. Das
andere Perspektive einzunehmen. Ich blicke
tausch stattfinden können. Ich wollte mich
ist unser Suchbegriff. Wenn es eine Gruppe
mit den Augen eines anderen auf etwas, das
nicht auf eines davon spezialisieren, sondern
an Künstlern ist, ist das wunderbar. Wenn
ich kenne. Deshalb wird die Ausstellung auch
ein Programm entwickeln, in dem die unter-
es ein Einzelkünstler ist, ist es ebenso wun-
für Innsbrucker selbst so spannend: Wie se-
schiedlichen Disziplinen und Kompetenzen
derbar. Es geht nicht um einer oder mehrere,
hen diese sieben Studierenden aus Leipzig
in Kooperation kommen. Das war für mich
sondern darum, welcher Fotokünstler sich
die Stadt, was fällt ihnen auf, was interessiert
das Spannende.
direkt auf eine Region einlässt. Das inter-
sie? Für das zweite Projekt im April 2019 stellt
essiert mich. Wir laden auch keine Künst-
Orly Zailer alte Familienfotos von Vorarlber-
War dieses Zusammenspiel aus Fotografie,
ler mit bereits fertigen Werken ein. Es geht
gern und Tirolern mit den heutigen Nach-
Musik und Dialog seitens des Stadtforums
wirklich um exklusiv entwickelte Ausstellun-
kommen nach. Wenn es also ein Foto Ihrer
bewusst so gewollt, um sich breiter aufzu-
gen und neu geschaffene Konzertereignis-
Großmutter gibt, fotografiert Sie das Foto mit
stellen und auch die Tonhalle vermehrt mit
se. Das ist vor allem deshalb spannend, weil
Ihnen nach. Das Durchblättern von Fami-
einzubeziehen, oder haben Sie das Konzept
man vorher nie genau weiß, wie es schluss-
lienalben ist immer ein Ereignis, denn man
mitgebracht?
endlich werden wird.
Tatsächlich kennt die BTV-Leitung meine
kommt mit seiner eigenen Geschichte in Verbindung, deshalb freu ich mich sehr darauf.
Arbeit für die „Montaforter Zwischentöne“,
Sie haben für 2019 mit der israelischen
Das sind die zwei Aspekte, die ich wunder-
wo es darum geht, möglichst viele Diszipli-
Künstlerin Orly Zailer und der in London
voll finde an der Fotografie: Die Erinnerung
nen miteinander in Resonanz zu bringen.
lebenden Fotografin Melanie Manchot
und der fremde Blick auf das Eigene, etwas
Der grundsätzliche Gedanke war also sicher
schon zwei Fixpunkte. Wie viel Vorlaufzeit
neu zu entdecken, das man vielleicht überse-
vorhanden. Ich habe das Konzept schließlich
braucht Ihre Art des Ausstellens?
hen oder auch noch gar nie gesehen hat.
vorgeschlagen und es hat überzeugt.
Ungefähr eineinhalb bis zwei Jahre, würde
Wo gibt es schon eine solche Kombinati-
ich sagen. In unserem Fall geht es darum,
on aus Fotogalerie und Konzertsaal? Das ist
im Vorhinein ein Konzept zu entwickeln, die
etwas ganz Besonderes und auch wenn es
Künstler müssen wissen, in welche Richtung
nicht unbedingt naheliegend ist, beides zu-
sie gehen möchten. Rund zwei Jahre vorher
sammenzubringen, so bietet es sich doch an.
gibt es eine erste Einladung, die Künstler
Ich glaube, wir haben ein Konzept gefunden,
schauen sich die Galerie an, die regionalen
das gut funktionieren kann. Was mich beson-
Gegebenheiten und überlegen sich daraus
ders freut, ist, dass wir auch die Region auf
ihr Projekt. Diese Art der Dramaturgie und
eine spezielle Art und Weise mit einbinden.
Konzeption braucht Vorlaufzeit.
Wie laden ganz dezidiert heimische Musikschaffende ein, um sie mit international tä-
Sie leben selbst in Bregenz. Wie oft sind Sie
tigen Fotografen in einen Austausch zu brin-
in Innsbruck?
gen. Dieses Zusammenspiel aus Außenblick
Die Zugverbindung zwischen den beiden
und Innensicht, aus regionaler Kompetenz
Städten ist super, in zweieinhalb Stunden
HANS-JOACHIM GÖGL
Geboren 1968 am österreichischen Ufer des Bodensees. Nach einer Buchhändlerlehre war er Mitarbeiter in der Münchner Galerie Gunzenhauser/ Maximilianstraße, Kulturjournalist im ORF Landesstudio Vorarlberg sowie für das bundesweite Rundfunkprogramm Ö1. Seit 1993 ist er selbstständiger Berater für Kommunikationsstrategie in Bregenz, mit 1. Juli verantwortet er als künstlerischer Leiter das Kunstund Kulturprogramm der BTV. HansJoachim Gögl ist verheiratet, hat zwei Kinder und lebt in Bregenz.
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