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MOBILE PAYMENTS

ZWISCHEN KONKURRENZ UND KOOPERATION

Mobile Bezahldienste erfreuen sich nicht erst, aber vor allem seit Beginn der Pandemie zunehmender Popularität. Kontaktloses Bezahlen via NFC ist im Aufwind. Es darf daher kaum verwundern, dass sich die Tech-Giganten Apple und Google bzw. Alphabet dieses aufstrebende Geschäftsfeld nicht entgehen lassen wollen. Die heimischen Banken sehen das Thema derzeit noch gelassen.

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TEXT: MARIAN KRÖLL

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ingeführt wurde Apple Pay, das Zahlungssystem des Konzerns aus dem kalifornischen Cupertino, in den USA bereits 2014 mit dem iPhone 6 und 6 Plus. Konkurrent Google Pay erschien, damals noch in Form von Android Pay, ein Jahr darauf und führte die zwei vormals unabhängigen Dienste Android Pay und Google Wallet in einer Anwendung zusammen. Google Pay hat übrigens bereits 2019 eine litauische Lizenz für elektronisches Geld erhalten und reiht sich damit bei US-Konzernen wie Amazon und Meta (ehemals Facebook) ein, die über eine Lizenz aus Luxemburg (Amazon) und Irland (Meta) verfügen. Damit kann das Unternehmen in der gesamten EU Finanzdienstleistungen anbieten sowie elektronisches Geld ausgeben. Klassische Bankdienstleistungen wie Kreditausgabe oder Hypotheken sind dem Tech-Riesen damit nicht möglich, allerdings hat Google mit der Lizenz (theoretisch) größeren Handlungsspielraum als Konkurrent Apple, der lediglich zwischen Händler und Nutzer, der eine Kreditoder Bankomatkarte hinterlegt hat, vermittelt.

Litauen – und damit erklärt sich auch die dortige Lizenz – arbeitet übrigens aktiv daran, zu einem der führenden Fintech-Hubs in der EU zu werden und eine Führungsrolle im Bereich der digitalen Finanzdienstleistungen zu beanspruchen. Der kleine baltische Staat hat den regulatorischen Spielraum voll ausgeschöpft und bietet „Spezialbanklizenzen“ mit eingeschränktem Funktionsumfang. In Österreich ist Google Pay prinzipiell seit Mitte November 2020 verfügbar. In der Praxis sieht das einstweilen noch anders aus, weil die heimischen Banken die App derzeit nur vereinzelt unterstützen. Warum dem so ist, begründet Hans Unterdorfer, Vorstandsvorsitzender der Tiroler Sparkasse und Obmann der Sparte Bank und Versicherung in der Wirtschaftskammer Tirol, nachstehend im Interview. Jedenfalls ist Google Pay zumindest theoretisch nicht auf klassische Banken angewiesen. Aktuell sieht man das Thema in der Tiroler Bankenlandschaft noch recht gelassen und will „beobachten, wohin die Reise geht“.

Die US-Tech-Giganten zeigen sich im Hinblick auf die Strategie, die sie mit ihren mobilen Bezahldiensten verfolgen, indes gewohnt schmallippig. Einstweilen geht ohne die Zusammenarbeit mit den etablierten Banken allem Anschein nach für die Tech-Konzerne so gut wie nichts. Ein Experte mutmaßt etwa, dass es den Konzernen noch an der notwendigen Expertise fürs Bankgeschäft mangeln könnte. Das Handelsblatt sieht die Entscheidung darüber, wo in Zukunft das Privatkundengeschäft stattfinden werde – in der Bank oder auf einer Plattform – als noch nicht getroffen, aber das Rennen sei bereits eröffnet. Derweil scheinen die Riesen zwar noch auf Kooperation zu setzen, doch es ist längst nicht gesagt, dass das so bleiben wird. Es ist auch nicht abgemacht, dass die Partnerschaften der Banken mit Amazon, Meta, Google und Apple auf Augenhöhe eingegangen werden, weil die Tech-Giganten allein schon aufgrund ihrer globalen Nutzerbasis, die in die Milliarden geht, letztlich dominant sein dürften.

Im Wachstumsmarkt der Mobile Payments geht es nie nur um Geld, sondern immer auch um Information. Information, die – so zeigen es die Geschäftsmodelle der Internetriesen eindrucksvoll – letzten Endes geldwert ist. Der Bankensektor zeigt sich momentan noch vorsichtig abwartend und betrachtet, wie Hans Unterdorfer erklärt, „Apple- oder Google Pay wie eine Plastikkarte“.

Mobiles Bezahlen dürfte auch dazu führen, dass das Smartphone in Zukunft eine noch zentralere Rolle im Alltag der Menschen spielen und noch mehr zur Verlängerung des Selbst wird.

ECO.NOVA: Wie stehen die Tiroler Banken zum MobilePayment-Angebot der Internetgiganten, konkret Apple Pay und Google Pay? Betrachtet man es im Bankensektor als Konkurrenz oder Ergänzung? HANS UNTERDORFER: Mobile Payments sind ein Wachstumsmarkt und daher integraler Bestandteil des Zahlungsverkehrsangebots jeder Bank. Sie sind kein „Konkurrenzprodukt“, sondern eine zusätzliche, moderne und – in Pandemiezeiten besonders wichtige – kontaktlose Zahlungsmethode. Die Nachfrage der Kundinnen und Kunden ist eindeutig, da es eine innovative und komfor-

table Form der Kartenzahlung darstellt und sich dadurch weitere Möglichkeiten und Einsatzszenarien ergeben. Bei Apple und Google Pay wird die Karte hinterlegt. Natürlich müssen wir beobachten, wohin die Reise geht. Wir leben in einem partnerschaftlichen Wettbewerb. Derzeit ist es aber ganz klar eine sehr gute Ergänzung für unsere Kundinnen und Kunden.

Welche heimischen Banken unterstützen die Funktionalität von Apples und Googles Zahlungssystemen

bereits? In Österreich und damit auch in Tirol unterstützt die Mehrheit der Banken sowohl Apple Pay als auch die Bezahlung mit Android-Endgeräten mithilfe der bankeigenen Wallets. Google Pay wird in Österreich nur vereinzelt unterstützt, weil die meisten Banken schon eine eigene Lösung für Android-Nutzerinnen und -Nutzer haben. Mit ein Grund dafür ist, dass Google im Gegensatz zu Apple viele Kundendaten verlangt. Bei Kundenbedarf sind die Banken natürlich offen für die Einbindung weiterer Zahlungssysteme.

Gibt es etwaige Exklusivvereinbarungen mit einem

der Anbieter? Nein, das ist nicht deren Strategie.

Was ist ganz allgemein die Mobile-Payment-Strategie der Tiroler Banken? Wird in Zukunft ein (eigener) Weg an diesen Angeboten der gigantischen neuen

Player vorbeiführen? Als Banken bieten wir unseren Kundinnen und Kunden je nach Bedarf die Wahlfreiheit für ihre Bezahlmethode. Dabei achten wir besonders auf die Customer Experience, auf Sicherheit und Datenschutz. Apple Pay findet besonders bei den Kundinnen und Kunden bis 20 sehr guten Anklang und im Zuge der Corona-Pandemie haben viele das kontaktfreie Bezahlen sehr zu schätzen gelernt. Selbstverständlich beobachten die Banken regelmäßig die Marktsituation und evaluieren laufend potenzielle neue Lösungen im Bereich Mobile Payment. Bei den Tiroler Banken existieren wie auch österreichweit eigene Lösungen für Android-User in Form der Banken-Wallets. Für iPhone-Userinnen und -User schreibt Apple bekanntermaßen vor, dass die NFC-Schnittstelle nur mittels Apple Pay genutzt werden darf. Als Alternative für iPhone-Userinnen und -User steht das optische Bezahlsystem von Bluecode zur Verfügung. Hier erfolgt die Bezahlung mittels Scannens eines Bar- oder QR-Codes. In Zukunft wird es entscheidend sein, einen Mehrwert über das Payment hinaus zu schaffen. Jeder neue Anbieter wird speziell unter dem Aspekt Sicherheit und Datenschutz geprüft, um die sehr strengen österreichischen und europäischen gesetzlichen Vorgaben einzuhalten.

Welche Kosten entstehen den Nutzern dieser MobilePayment-Lösungen? Oder ist es so, dass der User mit seinen Daten „bezahlt“? Wie bei Kartenzahlungen mit der Plastikkarte entstehen für die Endkundinnen und -kunden keine zusätzlichen Kosten. Meist ist das ein zusätzliches Angebot innerhalb der jeweiligen Kontomodelle. Es werden von Seiten der Banken – wie bei einer normalen Kartenzahlung auch – keine zusätzlichen Kunden- oder Zahlungsdaten erhoben. Die Banken selbst geben keine Daten weiter. Im Zuge der Registrierung für Apple oder Google Pay müssen Kundinnen und Kunden deren Geschäftsbedingungen zustimmen. Dort ist geregelt, welche Daten Apple und Google erhalten.

Gibt es bereits ein konkurrenzfähiges europäisches Angebot, um die Nutzerdaten, die andernfalls in die USA wandern würden, in der EU zu halten? Für alle Banken hat der maximale Schutz der Kundendaten oberste Priorität. Die Transaktionen werden technisch in Europa abgewickelt. Es gibt Bestrebungen auf

EU-Ebene, ein europäisches System zu implementieren. Allerdings ist derzeit trotz umfangreicher Konsultationen noch nicht final entschieden, wie dieses genau aussehen wird. Als europäische Alternativen zu den amerikanischen Bezahlschemas sind vor allem die optischen wie Bluecode zu nennen. Bluecode hat das Potenzial, von europäischen Initiativen wie Instant Payments bereits in absehbarer Zeit zu profitieren. Nur darf man nicht die Rechnung ohne den Akzeptanzpartner machen. Das gilt insbesondere für den Point of Sale (POS). Ein System, das es nicht über kurz oder lang auf entweder das gewohnte POS-Terminal – sprich Bankomatkassa – oder in die Integration mit dem Kassensystem schafft, wird nicht erfolgreich sein.

© DIE FOTOGRAFEN

„Mobile Payments sind ein Wachstumsmarkt und daher integraler Bestandteil des Zahlungsverkehrsangebots jeder Bank.“

HANS UNTERDORFER

Was hat die Bank davon, sich als Partner einem oder beiden Bezahlmodellen der Internetgiganten Apple oder dem Google-Mutterkonzern Alphabet zur Ver-

fügung zu stellen? Die Kundinnen und Kunden wollen diese Lösungen. Die Mobile-Payment-Lösungen von Apple oder Google haben eine gute Durchdringung und Akzeptanz bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern. Das zeigt auch das starke Wachstum im Bereich, das mit der Pandemie noch einmal beschleunigt erfolgt ist: Von 2020 auf 2021 hat sich das über Mobile Payment abgewickelte Volumen zum Teil verdoppelt. Eigene Lösungen, wie sie in Deutschland mit der zehnfachen Marktgröße versucht wurden, werden schnell zum Investitionsgrab. Daher sehen die Banken Apple oder Google Pay so wie eine Plastikkarte. Auch das Trägermedium Plastikkarte müssen die Banken bezahlen und genau so funktioniert das auch mit dem Handy. Die Banken bezahlen eine Gebühr, damit sie diese Anwendungen für ihre Kundinnen und Kunden nutzen dürfen. Der Einsatz von Alphabet- oder Apple-Lösungen löst aber keine Provisionszahlungen aus.

Welche Kosten entstehen bankenseitig für die Nut-

zung von Apple Pay bzw. Google Pay? Die Vereinbarungen sind hier individuell. Da die Konsumentenpreise für Bankdienstleistungen in Österreich einer Indexierung unterliegen, können diese Kosten nicht auf die Bankkunden umgewälzt werden. Insofern haben die Banken die Kosten für diese technischen Innovationen selbst zu tragen.

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