CONTACT: Dezember 2014

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NR. 4 | DEZEMBER 2014

CONTACT : Das Magazin der รถsterreichischen Handelsagenten

BRANCHENKENNZAHLEN Zahlen, Daten & Fakten

STEUERN Tipps zum Jahresende

INTERVIEW Sozialversicherung

LIFESTYLE Stadthotels


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INHALT LÄNDERFOKUS 4 Steiermark Fachgruppentagung in Lang-Lebing 5 Tirol Vortrag „Face Reading in der Wirtschaft“ 6 Oberösterreich Rückblick Handelsagententag 6 Burgenland WK on tour NEWS 7 Es geht um den Vertrieb Herbsttagung des Bundesgremialausschusses TITELTHEMA 8 Strukturerhebung 2014: Wir Handelsagenten Resümee über die Tätigkeit der Handelsagenten WIRTSCHAFT 12 Ohne Wissen geht gar nichts Dr. Karlheinz Töchterle machte viele Teilnehmer mit diesem Thema neugierig. 14 Gutes noch besser machen Mag. Peter McDonald, Vorsitzender des Hauptverbandes der österreichischen Sozialversicherungsträger, im Interview.

PORTRÄT 16 Harald Neuwieser, Wien „Ohne Selbstständigkeit wäre mein Leben kaum so interessant und vielfältig verlaufen.“ 17 Tinne Wagner-Van Accom, Neukirchen an der Vöckla Wie sie von der Fotografie zum Baby-Lifestyle kam, erzählte sie im Interview. AKTUELL 18 Rechts.tipp Der oberste Gerichtshof befasst sich regelmäßig mit dem Recht der Handelsagenten. 20 Steuer.tipp Steuersparcheckliste zum Jahresende B2B-MEETING 22 IUCAB-Kontaktbörse Slowenische Unternehmen trafen internationale Handelsagenten. LIFESTYLE 23 Motor.Tipp Der Seat Leon ST 1,6 TDI Style im Test 24 Stadthotels Für alle, die viel herumkommen, sind Hotels sehr wichtig – unsere Tipps. 27 Buchtipps Neuigkeiten am Büchermarkt.

IMPRESSUM HERAUSGEBER: Bundesgremium der Handelsagenten in der WKÖ, Wiedner Hauptstraße 63, 1045 Wien, www.handelsagenten.at, handel5@wko.at || MEDIENINHABER: eco.nova corporate publishing, Senn & Partner KG, Hunoldstraße 20, 6020 Innsbruck, www.econova.at || AUFLAGE: 10.000 Stück || REDAKTION: Mag. Wolfgang Denkmair, Bruno König, Komm.-Rat Walter Krammer, Marina Kremser, Mag. Christian Rebernig, Dr. Ernst Scheibl, Team Tirol Steuerberater GmbH, diverse Beiträge aus den Landesgremien || FOTOS: Team Tirol Steuerberater GmbH, Bruno König, iStockphoto, diverse Fotos vom Bundesgremium, den Landesgremien und Hotels zur Verfügung gestellt || ANZEIGENVERKAUF: Mag. Sandra Nardin, Hunoldstraße 20, 6020 Innsbruck, nardin@econova.at || GRAFIK: eco.nova corporate publishing, Senn & Partner KG/Ines Weiland || DRUCK: Radin-Berger-Print GmbH

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VORWORT LIEBE LESERINNEN UND LESER! In einer Geschäftswelt, wo jeder seine Kosten schlank halten muss, ist es vernünftig, sich auf seine Kernkompetenz zu konzentrieren. Das bedeutet die Auslagerung von Logistikleistungen, Zulieferung von vorgefertigten Teilen, angemietetes Reinigungspersonal Zusammenarbeit mit externen Öffentlichkeitsarbeitern, und, und, und. Und der Vertrieb? Da gibt es nur eine Antwort: Handelsagenten.

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um nunmehr dritten Mal hat das Bundesgremium der Handelsagenten eine Studie in Auftrag gegeben, um die Aktivitäten der Handelsagenten zu erfassen. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Die rund 9.000 Handelsagenten bewegen ein Warenvolumen im Wert von 23,2 Milliarden Euro jährlich. Und was kosten sie? Ausschließlich Erfolgshonorare. Die decken in den meisten Fällen auch gleich die Kosten für das KFZ ab – immerhin legt jeder Handelsagent im Durchschnitt an die 38.000 Jahreskilometer zurück – und die Kosten für „Diäten“ für die Reisetage (106 pro Jahr und 36 Übernachtungen im Durchschnitt) sind auch inkludiert. Handelsagenten sind eben selbständige Unternehmer, die von ihrer und für ihre Arbeit leben. Mehr als 80 Prozent gaben bei der Umfrage an, ihren Beruf auf jeden Fall weiterhin ausüben zu wollen, und die Mehrheit empfiehlt ihren Beruf ausdrücklich Um- und Einsteigern.

Komm.-Rat Robert M. Hieger Obmann des Bundesgremiums der Handelsagenten

Die dabei sind, sind gestandene Profis mit einer durchschnittlichen einschlägigen Berufserfahrung von 23 Jahren. Dass viele sich dennoch um die Zukunft Sorgen machen, ist kein Widerspruch. Bei vielen – vor allem mittelständischen – Unternehmen werden die Vorteile des Vertriebs über den Handelsagenten noch nicht erkannt. Und in Wahrheit ist auch der Vertrieb über das Internet kein Ersatz, sondern eine sinnvolle Ergänzung zum persönlichen Botschafter des Unternehmens. Auch wir Handelsagenten müssen weiterdenken und dazulernen, damit der „Handelsagent“ kein Auslaufmodell, sondern ein Berufsbild mit hohen Zukunftschancen wird. Wichtige Vorreiter sind hier die Landesgremien und das Bundesgremium, die Denkanstöße aufzugreifen und umzusetzen – zum Vorteil aller. Die Beschlüsse, die hier gefasst werden, und die Projekte, die von hier aus angeschoben werden, bilden den Grundstock, auf dem der Einzelne seine persönlichen Leistungen aufsetzen kann. In diesem Zusammenhang sehe ich auch die allgemeine Information, wie sie sowohl über den elektronischen Newsletter, als auch über unser Magazin CONTACT: transportiert wird, als unerlässlich an. Im CONTACT: sind wir in dieser Form seit nunmehr einem Jahr und das positive Feedback zeigt, dass die Umstellung die richtige Entscheidung war. Ich wünsche Ihnen und Ihren Familien schöne Feiertage und ein erfolgreiches 2015.

Ihr Komm.-Rat Robert M. Hieger Obmann des Bundesgremiums der Handelsagenten

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LÄNDERFOKUS STEIERMARK

FACHGRUPPENTAGUNG Über 40 Teilnehmer besuchten die Fachgruppentagung des steirischen Handelsagentengremiums am 26. September 2014 im ÖAMTC-Fahrtechnikzentrum in Lang-Lebing.

Obmann Johann Fürntratt informierte zu Beginn der Veranstaltung über Aktuelles aus der Branche sowie die geplanten Aktivitäten des Landesgremiums im Jahr 2014. Unter den Teilnehmern befanden sich unter anderem Mag. Christian Rebernig, Geschäftsführer-Stv. des Bundesgremiums der Handelsagenten, der über die Strukturerhebung der Handelsagenten (siehe Fachartikel ab Seite 8) berichtete, sowie Obmann Johann Fürntratt und der Direktor der WKO Steiermark, Dr. Karl-Heinz Dernoscheg. Nach dem Vortrag von MMag. Dr. Winfried Pöcherstorfer zum Thema „Berufsstand an der Grenze des Legalen – Die Auswirkungen des Telekommunikationsgesetzes auf 4

den Berufsstand“ sorgte das Team vom ÖAMTC rund um Leiter Gerald Beirer für ein exzellentes Rahmenprogramm: Die Teilnehmer konnten ihr Können bei einer Offroad-Geländefahrt, an der Schleuderplatte und beim Gokartfahren beweisen. Als Abschluss sorgte ein Motorrad-Stuntman für eine gute Unterhaltung. „Glücksengerl“ Elena Fürntratt verloste dazu sieben Fahrten mit dem außergewöhnlichen Pumsteer. Die Gewinner: Joachim Hoitsch, Wolfgang Schlögl, Erich Trummer, Fritz Sailer, Christoph Fürntratt, Matthias Birkner und DI Dietmar Hauser. Der Ausklang der Fachgruppentagung fand im Buschenschank Weingut Fröhlich in Altenberg statt.


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TIROL

RÜCKBLICK & AUSBLICK Anfang Oktober fand in Innsbruck ein faszinierender Vortrag zum Thema „Face Reading in der Wirtschaft“ statt und pünktlich zum Winter bittet das Tiroler Landesgremium zum Fahrsicherheitstraining.

zum Erkennen und auch praktisch zum Erleben. Eines zeigte der Vortrag eindeutig: Jeder Mensch ist einzigartig!

V. l.: Obmann Komm.-Rat Robert M. Hieger, GF Dr. Karolina Holaus, Christoph Rosenberger,

Fahrsicherheitstraining „Snow and Fun“ Das Tiroler Landesgremium der Handelsagenten bietet seinen Mitgliedern ein Fahrsicherheitstraining in Saalfelden an. Neben den Übungen im Fahrtechnikzentrum wird das Training überwiegend auf Schnee und Eis durchgeführt. Dazu steht die 50.000 Quadratmeter große Eis-Arena zur Verfügung, die durch Präparation mit Kunstschnee und Kühlaggregaten optimale Bedingungen von Dezember bis Anfang März bietet. Die Fahrtechnikelemente werden dabei mit den teilnehmereigenen Fahrzeugen absolviert.

Face Reading Academy, und Obmann-Stv. Hartwig Rauter

FAHRSICHERHEITSTRAINING „SNOW & FUN“ IN SAALFELDEN Foto: ÖAMTC-Fahrtechnikzentrum

Veranstaltungsrückblick „Noch nie war eine Veranstaltung so schnell ausgebucht – und die Erwartungshaltung der Teilnehmer wurde mehr als erfüllt“, sagte Obmann Komm.-Rat Robert M. Hieger im Anschluss an das Face-Reading-Seminar mit Christoph Rosenberger. Der Gründer der Face Reading Academy begeisterte am 9. Oktober 2014 im Austria Trend Hotel, Innsbruck, 30 Tiroler Handelsagenten zum Thema „Face Reading in der Wirtschaft“. Fragen wie „Wo liegen Ihre Stärken, Talente und Begabungen?“ wurden gemeinsam mit den Teilnehmern beantwortet. „Form und Aufteilung des Gesichts verraten mehr über uns, als wir denken. Sämtliche Gesichtsmerkmale erweisen sich als ein Symptom, eine in Fleisch und Blut übergegangene Botschaft, die den inneren, unsichtbaren Zustand unseres Bewusstseins sichtbar werden lässt“, so Rosenberger. Christoph Rosenberger blickte gemeinsam mit den Teilnehmern hinter die Kulissen und verriet, wie diese leicht und schnell erkennen, worauf der Kunde, Mitarbeiter oder Vorgesetzte anspricht. Oft sind es die Details und diese standen im Rampenlicht,

Inhalte: • Begrüßung, Theorie, Sicherheitshinweise • Slalom-Parcours inklusive optimaler Sitzposition, Blick- und Lenktechnik • Kreisbahn, richtiges Über- und Untersteuern • Bremsen und Ausweichen vor Hindernissen • Mittagspause – Hotel Gut Brandlhof • Spurwechsel, gebremst und ungebremst, Spur wechseln auf Schnee und Eis • Kuppe anfahren, richtiges Anfahren auf rutschigen Untergründen •H andling Parcours, alle Tagesübungen werden auf einer definierten Strecke gefahren • Abschlussbesprechung und Urkundenverteilung Anmeldungen: Eveline Geir, eveline.geir@wktirol.at oder 05 90 90 5-1407 (pro Unternehmen ist die Teilnahme von 1 Person möglich!) Termin: 19. Februar 2015 Ort: ÖAMTC-Fahrtechnikzentrum Saalfelden

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OBERÖSTERREICH

RETROSPEKTIVE Ein Rückblick auf den Handelsagententag vom 12. September 2014.

Auch heuer organisierte das Landesgremium OÖ einen Tag speziell für Handelsagenten. Wie schon in den letzten Jahren sollte dieser Tag nicht alleine informativ und nützlich für die Teilnehmer sein, sondern auch ein Rahmenprogramm zum Netzwerken bieten. Nach einer kurzen Präsentation der Leistungen des Gremiums durch Obmann Ing. Harald Humpl und einer Vorstellrunde aller Teilnehmer im Rahmen des Netzwerkcafés informierte Rechtsanwalt Mag. Wolfgang Denkmair die Mitglieder ganz nach dem Motto „Wie komme ich zu meinem Geld“ über ausgewählte Themen des österreichischen Handelsagentenrechts. Auch heuer war der Handelsagententag wieder ein voller Erfolg, so das Fazit von Ing. Harald Humpl und Geschäftsführer Mag. Stefan Praher, MBA.

BURGENLAND

WK ON TOUR Der Service, als Interessenvertretung mehr in die Betriebe zu gehen, kommt an.

Eines der wichtigsten Ziele einer Interessenvertretung ist: Raus aus den Büros, rein in die Betriebe! Mit der Aktion „WK on tour“ wird diesem Motto Rechnung getragen. Die Besuchstour in sieben burgenländischen Bezirken und 171 Gemeinden startete bereits im Mai und fand im September ihre Fortsetzung. Obmann Willi Krajasich: „Wir stellen den Betrieben das Service und Dienstleistungsangebot der Wirtschaftskammer vor. Die Unternehmerinnen und Unternehmer zeigen uns ihre Probleme auf und geben uns ihre Wünsche und Anregungen für ein stärkers Unternehmertum mit.“

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V.r.: Der burgenländische Obmann Willi Krajasich mit Unternehmer Reinhold Enzinger

V. r.: Willi Krajasich und Johann Schröck


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NEWS ES GEHT UM DEN VERTRIEB Die Herbsttagung des Bundesgremialausschusses der Handelsagenten fand auf Einladung des Landesgremiums Steiermark am 17. Oktober 2014 in Bad Mitterndorf statt. Schwerpunktthemen bildeten die Ergebnisse der Strukturerhebung der Handelsagenten, die Entwicklungen im Zusammenhang mit der Evaluierung der EU-Richtlinie für Handelsagenten, der neue Internetauftritt sowie das Aus- und Weiterbildungsangebot der Gremien. Text: Katharina Gangl

V.r.: Prof. Dr. Werner Beutelmeyer vom market-Institut übergibt die fertige Strukturerhebung über die österreichischen Handelsagenten an Bundesobmann Komm.-Rat Robert M. Hieger

Strukturerhebung der Handelsagenten Großes Interesse fanden die Ausführungen von Prof. Dr. Werner Beutelmeyer vom Linzer market-Institut, der in seinem Eingangsstatement einen Überblick über die allgemeine wirtschaftliche Situation und die Einschätzung der konjunkturellen Lage gab. Er stellte Lösungsansätze zur Bewältigung der steigenden Herausforderungen an die Wirtschaftstreibenden dar und betonte, dass es neuen Forschungen zufolge künftig verstärkt um den Vertrieb geht. Die Analyse und Optimierung der Vertriebsprozesse rücken demnach immer stärker ins Zentrum. Nach der Präsentation der Ergebnisse der aktuell durchgeführten Strukturerhebung (siehe Bericht ab Seite 8) verwies Beutelmeyer auf die Chancen für den Berufsstand der Handelsagenten. „Das Gebot der Stunde in schwierigen Zeiten lautet: aktiver und professioneller verkaufen. Dafür stehen Handelsagenten, die Unternehmen bei B2B-Geschäftsanbahnungen zur Seite stehen“, so Beutelmeyer. EU-Richtlinie für Handelsagenten Die Behandlung und Beibehaltung der 1986 verabschiedeten EU-Direktive stellt

V.l.: Bundesobmann Komm.-Rat Robert M. Hieger, Günter Johann Kerngast (Landesobmann-Stv. Steiermark) und der steirische Landesobmann Hannes Fürntratt

ein wichtiges Thema für den gesamten Berufsstand dar. Die EU-Kommission bemüht sich bekanntlich seit fast einem Jahr, die Sinnhaftigkeit des Weiterbestehens der EU-Richtlinie für Handelsagenten zu überprüfen. Die europäischen Handelsagentenverbände – auch das österreichische Gremium – und EuroCommerce (der europäische Handelsdachverband) bestehen auf einem unveränderten Fortbestand der Direktive. Im letzten CONTACT: haben wir ausführlich über das „Tauziehen in Brüssel“ berichtet. Bis Ende Oktober hatten interessierte Organisationen wie das Bundesgremium, aber auch alle EU-Bürger die Möglichkeit, sich an der europaweiten Internet-Befragung zu beteiligen. Die Auswertung der Ergebnisse liegt noch nicht vor, wir werden Sie in der Angelegenheit aber selbstverständlich auf dem Laufenden halten. handelsagenten.at Der Internetauftritt wurde unter dem Motto „altbewährter Inhalt mit effizienter neuer Struktur“ überarbeitet, um einige Features ergänzt und in das wko.at-Portal integriert. Der Vorteil der zweisprachigen und weiterhin über die Domain handelsagenten.at

bzw. commercial-agent.at abrufbaren Website liegt darin, dass die Fachorganisationen in den Ländern branchenspezifische Informationen (beispielsweise die komplette Navigation) übernehmen bzw. die Länderstartseiten mit eigenen Inhalten ergänzen oder gänzlich neu gestalten können. Aus- und Weiterbildung Mit Einsatz und Engagement organisieren die einzelnen Landesgremien Schulungen, Kooperations- und Netzwerkveranstaltungen sowie Fachvorträge und decken dabei ein breites Themenspektrum ab. Angeboten werden offene Seminare, deren Schwerpunkt auf Kommunikation, Marketing und Vertrieb gelegt wird. Veranstaltungen rund um das Thema Steuer & Recht sollen helfen, die Mitglieder über die optimale Nutzung der gesetzlichen Möglichkeiten zu informieren. Es geht nicht nur darum, die Steuerlast gering zu halten und bei einer allfälligen Prüfung möglichst keine Probleme mit dem Finanzamt zu bekommen, sondern auch darum, vor Vertragsentgleisungen zu schützen und bestehende rechtliche Fragen rechtzeitig zu klären. 7


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BRANCHEN-KENNZAHLEN STRUKTURERHEBUNG 2014: WIR HANDELSAGENTEN

Wieder einmal war es Zeit, Resümee über die Tätigkeit der Handelsagenten zu ziehen. Die vom market-Institut vorgelegten Ergebnisse können sich sehen lassen. 23,2 Milliarden Euro an Warenwert werden jährlich über Handelsagenten abgewickelt. Und die legen sich dafür ordentlich ins Zeug: Sie bringen durchschnittlich 23 Jahre Berufserfahrung ein, sind 38.000 Kilometer auf Achse, verbringen 36 Nächte außer Haus und können sich eigentlich einen anderen Beruf gar nicht vorstellen. Text: Ernst Scheibl

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er kleine Werbefilm des Bundesgremiums der Handelsagenten vermittelt plakativ und simpel, welche Vorteile die Zusammenarbeit mit einem Handelsagenten für Unternehmen bringt. Kostengünstiger Vertriebspartner, der über eigene Kontakte weit über den Kundenstock

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des Unternehmens hinaus verfügt, der als Anlaufstelle und Kontaktperson für Kunden und Geschäftsherren zur Verfügung steht, der mit seiner hohen Markt- und Branchenkompetenz das im Unternehmen vorhandene Know-how verstärkt. Auch in diesen Zeiten? Wirtschaftsflaute. Nicht einmal ein

Lüfterl Konjunktur und keine Aussicht auf baldige Verbesserung. Wer hat jetzt die Kraft, neue Kunden und neue Absatzwege zu finden? Wo kann man günstiger einkaufen? Marktwissen ist da Goldes wert. Genau darüber verfügen Handelsagenten in hohem Maß. Für Prof. Dr. Werner Beutelmeyer, Marktforscher, Lehrbeauftragter an den Universitäten von Salzburg, Linz und Innsbruck und Leiter des market-Instituts für Marktforschung, sind Handelsagenten aus Sicht der Unternehmen „wichtige Partner für den Weg aus der Krise“. Sind sie es wirklich? Eine Strukturerhebung, die das market-Institut im Auftrag des Bundesgremiums der Handelsagenten durchgeführt hat, ist sozusagen eine Leistungsschau des Berufsstandes. Dicht am Geschehen Der Arbeitsplatz des Handelsagenten ist vor Ort beim Kunden. Büroarbeit erledigt er, wenn bei Kunden und Geschäftsherrn die Rollbalken schon runtergelassen sind. Ein immenser Vorteil für den Geschäftsherrn, findet Bundesobmann Komm.-Rat Robert M. Hieger: „Um den Markt wirklich zu verstehen, muss man dicht am Geschehen sein und bleiben.“ Wer nah am Kunden ist, versteht auch seine Anliegen. So ist der Handelsagent der ideale Mittler zwischen dem vertretenen Unternehmen und den Kunden. Auch, indem er sehr schnell agiert, wenn Probleme auftauchen. Aber es geht nicht immer nur um produktspezifische Informationen. Der Bogen der Themen, die Kunden mit dem Mann ihres Vertrauens diskutieren, ist weit gespannt. Genau dieser Austausch stellt die Basis für ein umfassendes Marktverständnis dar, das dem Handelsagenten zu eigen ist (siehe Grafik 1). Gefragte Partner Eine Zeit lang sah es so aus, als hätte der

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Berufsstand seine beste Zeit hinter sich, in der aktuellen Situation zeichnen sich wieder interessante Perspektiven für Handelsagenten ab. Aktuell (Zahlen von 2013) sind in Österreich 8.848 Handelsagenturen aktiv. Die Zahl ist gegenüber 2012 (8.948) leicht zurückgegangen, diese Tendenz ist über die Jahre von 2009 weg in etwa gleich geblieben. Der Schwerpunkt mit rund 2.000 Agenturen liegt naturgemäß in Wien. Ober- und Niederösterreich sind Sitz von jeweils etwa 1.800 Handelsagenturen, Tirol hat mit 900 aktiven Handelsagenten nur mehr halb so viele. Die wenigsten Handelsagenten hat das Burgenland mit 183 Agenturen, Vorarlberg kommt immerhin auf 241. Keine „heurigen Hasen“ 34 Prozent der registrierten Handelsagenten sind seit fünf Jahren oder weniger selbständig. 32 Prozent führen ihre Agentur seit zumindest 16 Jahren. Wer heute eine Handelsagentur gründet, ist zwar ein Jungunternehmer, aber trotzdem kein „heuriger Hase“. 51 Prozent der Handelsagenten sind seit mehr als 20 Jahren in ihrer Branche tätig, die Youngster haben immer noch bis zu fünf Jahren Branchenkenntnisse vorzuweisen (9 Prozent). Im Durchschnitt können Handelsagenten auf eine 23-jährige Branchenerfahrung zurückblicken. (siehe Grafik 2) Handelsagent? 62 Prozent sehen sich „auf jeden Fall“ so. Die übrigen 38 Prozent „eher schon“. Nicht weiter verwunderlich, sind doch 56 Prozent der Handelsagenten ausschließlich als solche tätig, gehen keinem zusätzlichen Erwerb nach. (siehe Grafik3). Für 38 Prozent stellen die Provisionen aus ihrer Tätigkeit den Großteil des Einkommens dar. Nur sechs Prozent sind sozusagen nur nebenbei als Handelsagenten tätig. Wer nicht ausschließlich als Handelsagent tätig ist, bezieht seine zusätzlichen Einkünfte aus dem Handel (61 Prozent), 15 Prozent sind auch im Gewerbe aktiv, 10 Prozent haben auch Einkünfte aus Consulting und Information. Nur mehr acht Prozent sind in der Industrie tätig. Verdienstspektrum Durchschnittlich erhalten Handelsagenten jährlich 84.950 Euro an Provisionszahlungen (exkl. MwSt.). Aber wie das eben mit den Durchschnitten so ist – gibt es Handelsagenten (vier Prozent), die jährlich weniger als 5.000 Euro an Provisionen lukrieren. Das oberste Prozent hingegen erhält Provisionen von 500.000 Euro und mehr pro Jahr. Das Gros (62 Prozent) verdient zwischen 30.000 und 200.000 Euro jährlich.

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72 Prozent der Handelsagenten sind Einnahmen/Ausgaben-Rechner, 26 Prozent erstellen Bilanzen (2 Prozent keine Angaben). Frei und loyal Das Herz und Engagement des Handelsagenten hängt eindeutig an seinem Beruf. 35 Prozent der Handelsagenten sind mit ihrer Tätigkeit

sehr zufrieden, weitere 46 Prozent weitgehend zufrieden, 63 Prozent werden diesen Beruf „auf jeden Fall“ weiterhin ausüben, weitere 25 Prozent würden ebenfalls nicht wechseln wollen. 65 Prozent würden aufgrund ihrer Erfahrung den Beruf des Handelsagenten weiterempfehlen, 68 Prozent sehen gegenüber anderen Berufen deutliche Vorteile in ihrer Tätigkeit. 9


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Grafik 4). Klassischer Partner von Handelsagenten sind Unternehmen mit bis zu 100 Mitarbeitern, das betrifft 69 Prozent der Vertretungen. Firmen mit bis zu 250 Mitarbeitern repräsentieren 13 Prozent der Vertretungen, immerhin 18 Prozent der Unternehmen, welche die Dienste eines Handelsagenten in Anspruch nehmen, haben zwischen 250 und mehr als 500 Mitarbeiter. (siehe Grafik 5). Eine der großen Stärken der Handelsagenten ist die Marktaufbereitung. Das zeigt sich auch daran, dass 56 Prozent der vertretenen Unternehmen ihren Hauptsitz in der EU haben. Drei Prozent der Unternehmen haben ihren Hauptsitz in Europa, aber außerhalb des Gemeinsamen Marktes, und 5 Prozent sitzen auf andern Kontinenten. Zur Unternehmensstruktur passt natürlich auch, dass 36 Prozent der vertretenen Unternehmen in Österreich zuhause sind. (siehe Grafik 5).

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23 Milliarden Euro Umsatz jährlich Handelsagenten arbeiten mit durchschnittlich 198 Kunden zusammen. Rund die Hälfte der Abnehmer kommt aus dem Bereich des Handels, ungefähr ein Fünftel der Kundschaft kommt aus der Industrie und aus dem Gewerbe (siehe Grafik 6). Der Gesamtumsatz der von einem Handelsagenten vermittelten Waren beträgt durchschnittlich 2,61 Millionen Euro pro Jahr. Insgesamt werden damit jährlich Warenumsätze von 23,2 Milliarden Euro vermittelt.

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Verstärkt international tätig Sechs von zehn Handelsagenten sind ausschließlich in Österreich tätig, mehr als ein Drittel bearbeitet auch internationale Märkte. Bevorzugte Vertretungsgebiete im Ausland sind Deutschland, Italien, Ungarn und Slowenien, aber auch Tschechien und die Slowakei. Damit haben die österreichischen Handelsagenten bei der Erschließung der osteuropäischen Länder eine bedeutende Rolle übernommen (siehe Grafik 7).

Marktaufbereiter Durchschnittlich betreuen Handelsagenten beinahe vier Vertretungen. Zwei Drittel der vertretenen Firmen haben ihren Sitz im Ausland, die Mehrheit davon im EU-Bereich. Erzeuger sind mit rund 70 Prozent die größte Gruppe unter den Auftraggebern. Mehr als 10 Prozent der Handelsagenten stehen direkt 10

mit Importeuren oder Großhändlern in einem Vertragsverhältnis. Vor allem Unternehmen aus der Bekleidungs- und der Textilindustrie vertrauen auf die Erfahrung und das Know-how der Handelsagenten, gefolgt von Möbelproduzenten und Erzeugern von Waren der Raumausstattung sowie Firmen aus dem Bereich des Holz- und Baubedarfs (siehe

Was tun Handelsagenten aktiv, um ihre Kompetenzen zu verbessern? 55 Prozent finden, dass ihr Wissensniveau ausreichend ist. Die geben auch kein Geld für Weiterbildung aus. 43 Prozent sind sich darüber im Klaren, dass ihr beruflicher Erfolg auch vom Erwerb zusätzlichen Wissens abhängig ist. 24 Prozent der Handelsagenten investieren bis zu 500 Euro pro Jahr in Fortbildungsmaßnahmen, 30 Prozent lassen sich mehr Wissen mehr als 500 Euro pro Jahr kosten. Im letzten Jahr haben 46 Prozent der Handelsagenten neue Vertretungen aufgenommen,


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davon 53 Prozent eine Vertretung, 26 Prozent betreuen zwei neue Firmen, 11 Prozent melden drei neue Vertretungen, es gibt aber immerhin drei Prozent, die 7 Vertretungen und mehr neuen angenommen haben. Im Durchschnitt macht das 2,03 neue Vertretungen für diese Handelsagenturen. 75 Prozent der Handelsagenten haben 2013 keine ihrer Vertretungen aufgegeben. Von den 25 Prozent, die hier von Veränderungen betroffen waren, haben 64 Prozent eine Vertretung aufgegeben oder verloren, bei 25 Prozent wurden die Verbindungen zu zwei Unternehmen beendet und 11 Prozent haben sich von drei und mehr Vertretungen verabschiedet. Handelsagenten sind freie Unternehmer, dennoch extrem loyal gegenüber ihren Partnern. So bestehen 35 Prozent der Beziehungen zu einem Geschäftsherrn seit 10 Jahren oder länger. 20 Prozent der Verträge halten schon zwischen fünf und 10 Jahren. Ein Signal für die Attraktivität der Handelsagenturen ist aber auch, dass 45 Prozent der Verträge mit einem Geschäftsherrn „neu“ sind, das heißt kürzer als fünf Jahre bestehen. Handelsagenten auf Achse Der Handelsagent und sein Auto, das sind klassische Teamplayer. Durchschnittlich verfügt jede Handelsagentur über 1,32 Pkw, 62 Prozent der Fahrzeuge gehören zum Firmenvermögen und 39 Prozent laufen auf Leasingbasis. 34 Prozent der Fahrzeuge sind vorsteuerabzugsfähig – Wasser auf die Mühlen von Bundesobmann Hieger, der sich vehement für die Ausweitung der Vorsteuerabzugsfähigkeit einsetzt. Flexibel und mobil Trotz Routenoptimierung heißt Nähe zum Kunden reisen. Im Durchschnitt radelt jeder Handelsagent jährlich 37.460 Kilometer herunter. Diesen Durchschnitt drücken jene drei Prozent, die jährlich nur auf bis zu 5.000 Kilometer kommen. Der Großteil der Handelsagenten, 57 Prozent, bringt es auf jährliche Kilometerleistungen zwischen 20.000 und 50.000 Kilometer. Auf mehr als eine jährliche Erdumrundung von 44.000 Kilometern, nämlich mehr als 50.000 Kilometer, kommen immer noch 20 Prozent. 106 Tage pro Jahr sind Handelsagenten im Durchschnitt auf Achse, 48 Prozent sind je-

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des Jahr mehr als 100 Tage unterwegs. Da schafft man es oft nicht mehr ins eigene Bett. 51 Prozent nächtigen bis zu 30 Mal pro Jahr außer Haus und fünf Prozent verbringen mit mehr als 100 Auswärtsübernachtungen beinahe ein Drittel des Jahres in fremden Betten. (siehe Grafik 8) Wie fällt 2014 aus, wo drückt der Schuh? Vorsichtig optimistisch äußern sich Handelsagenten zur wirtschaftlichen Lage. 58 Prozent erwarten etwa gleiche oder leicht bessere Ergebnisse als 2013, 13 Prozent hoffen sogar auf ein deutlich besseres Abschneiden als im Vorjahr. 17 Prozent sehen aufgrund der aktuellen Entwicklung ein schlechteres Abschneiden als 2013 voraus, für sieben Prozent ist 2014 ein Jahr zum

Vergessen, „deutlich schlechter als 2013“. (siehe Grafik 9). Kopfzerbrechen Die aktuelle Debatte über die hohe Steuerbelastung macht auch vor den Handelsagenten nicht Halt. 63 Prozent bezeichnen die Steuerbelastung als größtes Problem, gefolgt von der Sozialversicherung, die 52 Prozent als Baustelle ansehen. Wenn man die Probleme ums Auto (Luxustangente, Abschreibungsdauer, Verkehr, Parksituation…) zusammenfasst, dann ist das der Bereich, der den meisten Kopfzerbrechen macht. 39 Prozent machen sich Sorgen um die Branchenentwicklung und die Sache mit den Kunden (immer weniger und wie erhalte ich mir die) liegt 38 Prozent am Herzen. (siehe Grafik 10).

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OHNE WISSEN GEHT GAR NICHTS

Es war das Thema, das so viele Teilnehmer neugierig gemacht hat: „Ohne Wissen geht gar nichts“. Und dazu hatte Univ.Prof., Abg. z. NR und ehemaliger Minister für Wissenschaft und Forschung, Dr. Karlheinz Töchterle, einiges zu sagen. Text: Ernst Scheibl

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Prof. Dr. Töchterle 12

m Anfang war das Wort.“ (Fausts Versuch, die Bibel ins Deutsche zu übertragen). Bei Abendveranstaltungen ist der Ablauf heute etwas anders. Am Anfang stehen ein paar Erfrischungen, Bekannte begrüßen, Unbekannte taxieren, einfach warm werden. „Was ist Ihr Interesse an dem Thema“, darf man den Vortragenden schon jetzt fragen. „Wissensvermittlung ist mir ein wichtiges Anliegen. Ich habe mein Leben lang viel in die didaktische Ausbildung von Gymnasiallehrern, den Lateinern und Griechen natürlich, investiert“, antwortet Karlheinz Töchterle. Die große Frage, WELCHES Wissen denn eigentlich vermittelt werden soll, stellt dann Obmann Komm.-Rat Walter Krammer bei seiner Einleitung und sie beherrscht letztlich den ganzen Abend. Seit fünf Jahren bietet das Landesgremium Wien der Handelsagenten in Kooperation mit dem WIFI seinen Mitgliedern Handelsagentenseminare an, die das Gremium mit 90 Prozent fördert. Wie im Seminarprogramm 2014/2015 angekündigt, wird die tausendste Anmeldung an diesem Abend gefeiert, eingebracht von Ing. Harald Heuwieser, mit klassischer Handelsagentenkarriere vom Angestellten zum freien Unternehmer, in der Baubranche tätig, viel in Osteuropa auf Achse, aber „wenn ich die Gelegenheit habe, nehme ich die passenden Kursangebote wahr“. Heuwieser erhält ein kleines Präsent des Gremiums und einen Bildungsscheck im Wert von 300 Euro vom Kurator des WIFI Wien, Dr. Anton Ofner, der bei dieser Gelegenheit auf die Bedeutung des Wirtschaftsförderungsinstituts mit seinen 65.000 ausbildungswilligen Kunden pro Jahr hinweist. Im nachfolgenden Vortrag knüpft Prof. Töchterle an die aktuelle öffentliche Diskussion an, in der zumeist die praktische Verwertbarkeit des Wissens, das an den Schulen und Hochschulen vermittelt wird,


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v.l. Spartenobmann Komm.-Rat Erwin Pellet, Prof. Karlheinz Töchterle, Bundesobmann Komm.-Rat Robert M. Hieger

im Mittelpunkt steht. Sie ziele aber in Wirklichkeit mehr auf das Können ab und weniger auf das Wissen im klassischen Sinn. Und die Zentralmatura fördere das noch, „weil sie zwar einige Vorteile bietet“, sagt der Wissenschaftler, „es aber zugleich in diesem Umfeld unmöglich ist, individuell erarbeitete Inhalte einzubringen. Konkret: Literaturvermittlung findet in der Schule nicht mehr statt.“ Und fast scheine ihm, „dass die Organisationsform der Schule in Politik und Öffentlichkeit wichtiger genommen wird, als das vermittelte Wissen oder Können“. Sobald es um Bildung gehe, stoße man auf zahlreiche unterschiedliche Bildungsbegriffe, abhängig vom ideologischen Standpunkt. Die Aufgabe der Bildung sei es auf das Leben vorzubereiten. Das Menschenbild, das dahinter steht, habe sich aber seit den alten Griechen im Lauf der Jahrhunderte gewandelt, was Töchterle anhand eines kurzen Abrisses der europäischen Kulturund Bildungsgeschichte demonstriert. Auf jeden Fall sei die griechische Antike immer ein wesentlicher Bezugspunkt geblieben. Hat es noch im 18. und 19. Jahrhundert wirtschaftlich oder religiös bestimmte, bürgerliche Lebensformen gegeben, die

Diskussionsteilnehmerin

v.l. Obmann Komm.-Rat Walter Krammer und Wifi-Kurator Dr. Anton Ofner übergeben einem Bildungscheck an Ing. Harald Heuwieser

den Menschen in Europa Leitlinie waren, so wurden diese im 20. Jahrhundert immer mehr als Zwang empfunden. Mit der Zersplitterung der Gesellschaft „haben wir heute keine verbindliche Bildungsidee mehr, das ist unser Problem“ stellt Prof. Töchterle fest. Die Gretchenfrage lautet also: Was soll, was muss ich wissen, um in einer Welt zurecht zu kommen, in der sich tendenziell das verfügbare Wissen täglich verdoppelt? Für das praktische Wissen hat Prof. Töchterle eine schlechte Prognose: „Ich kann nicht für das ganze Leben auf Vorrat lernen. Was ich aber lernen kann, ist rasch und angemessen auf neue Situationen zu reagieren.“ Generell werde aber die Ausbildung der sprachlichen Kompetenz und der Kommunikationsfähigkeit weiter im Mittelpunkt stehen. In der täglichen Umsetzung bedeutet das die profunde Ausbildung durch die herkömmlichen Schulfächer plus „lebensbegleitendes Lernen“. Die anschließende einstündige Publikums-

diskussion zeigte, dass verlässliche allgemein gültige gesellschaftliche Bezugspunkte und solche in Bildungsfragen offenbar vermisst werden. Den „Tausender“ hat Ing. Heuwieser übrigens mit seiner Anmeldung zum Seminar: „Die Kunst Nein zu sagen“ geschafft. „Wenn es um neue Baustoffe geht, dann kriege ich die Information ohnehin von meinem Geschäftsherren. Aber die SoftSkills, die wesentlich für meinen Geschäftserfolg sind, die muss ich mir eben auf anderen Wegen aneignen.“ Fünfzig ist er inzwischen, aber die Neugier und die Bereitschaft zum Lernen begleiten ihn immer noch.

v.l. Wifi-Kurator Dr. Anton Ofner, Wiener Spartengeschäftsführer Dr. Klaus Puza, Spartenobmann Komm.-Rat Erwin Pellet, Obmann Komm.-Rat Walter Krammer 13


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IM INTERVIEW

GUTES NOCH BESSER MACHEN Mag. Peter McDonald, frisch bestellter Vorsitzender des Hauptverbandes der österreichischen Sozialversicherungsträger, hat eine klare Vorstellung von seinem Amt: Das Gesundheitswesen in Österreich weiter verbessern. „Gut ist es schon“, sagt er, und das solle man bei aller Reformbereitschaft und allem Reformbedarf nicht vergessen. Text: Ernst Scheibl, Fotos: Sozialversicherung, www.fotoweinwurm.at

CONTACT: Die Urbefragung der SVA-Versicherten fällt in Ihre Amtszeit. Das Ergebnis zeigt in vielen Bereichen hohe Zustimmung. Nach einer aktuellen Umfrage unter Handelsagenten haben aber 28 Prozent Probleme mit der Sozialversicherung. Was läuft da schief? PETER MCDONALD: Man muss grundsätzlich zwischen Selbständigen und Unselbständigen unterscheiden. Für Unselbständige gibt es eine Aufteilung der Beiträge, beim Selbständigen ist die gesamte Prämie aus dem Gewinn selbst zu überweisen. Gerade da habe ich in der SVA mit den Selbständigen einen sehr intensiven Dialog geführt, der zu vielen Verbesserungsvorschlägen geführt hat. Bei der Umsetzung ist freilich auch der Gesetzgeber gefragt. Wir sollten daneben nicht vergessen, dass wir in der SVA in den letzten drei Jahren hier viel erreicht haben, gerade in Krisenjahren, wo in allen Bereichen der Sparstift angesetzt war. In der SVA haben wir in einigen Bereichen hingegen Leistungen erhöht. Hier kann man natürlich noch an Schrauben drehen, um die Abwicklung für die Selbständigen zu verbessern. Im „Leben“ eines SVA-Versicherten gibt es punktuell starken Betreuungsbedarf – etwa bei Pensionsantritt – dann wieder reicht es für lange Zeit, einfach verwaltet zu werden. Wie organisiert die SVA ihre Personalressourcen? Die Kundenfreundlichkeit hat nichts mit der Beschäftigtenzahl zu tun, sondern damit, wie die Philosophie der Sozialversicherung gelebt wird. Natürlich sind die Sozialversicherungen seinerzeit als Behörden konzipiert worden. Mein Ziel war es, in die Sozialversicherung hineinzubringen, dass wir kundenorientierte Dienstleister sind. Da gehen wir auch in Richtung Case 14


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Manager, also idealerweise in Richtung umfassende Betreuung. Wie hoch ist der Prozentsatz des Verwaltungsaufwandes in der SVA? Von jedem Euro Beitrag fließen 98 Cent in Form von Leistungen an die Versicherungsgemeinschaft zurück. Damit erhalten wir die Ärzte und Gesundheitseinrichtungen am Land ebenso wie wir einen Beitrag für die Erhaltung der Universitätskliniken leisten. Gerade EPU, wie es auch die meisten Handelsagenturen sind, klagen über im Verhältnis zum Einkommen doch recht hohe SVA-Prämien. Lässt sich der Mindestbeitrag nicht flexibler gestalten? Die Frage stellt sich dahingehend, ob man nicht den Mindestbeitrag der Selbständigen und der Unselbständigen aneinander angleichen sollte. Das war auch eine Forderung, die von der SVA vertreten wird. Das wird aber letztlich vom Gesetzgeber festgelegt. Natürlich ist hier auch eine Mindestprämie unabdinglich. Wichtig ist, dass es für alle Versicherten, unabhängig von ihrer Zugehörigkeit zu einer bestimmten Risikogruppe, gleiche Leistungen gibt. Im fünften Jahr ihres Bestehens ist die Ausfallquote bei jungen Unternehmen überproportional hoch. Viele führen das unter anderem auch auf die Steuernachforderungen und die Nachforderungen der SVA-Beiträge zurück, die bei Fälligkeit einfach nicht erwirtschaftet werden können. Wäre hier nicht eine Staffelung möglich, um die Situation zu entschärfen? Genau in diesem Punkt sind wir bereits aktiv geworden. In dieser Situation konnte es zu Liquiditätsschwierigkeiten kommen, um diese zu vermeiden, haben wir die Nachzahlung auf einen Zeitraum von bis zu drei Jahren erstreckt. Ein nicht unmittelbar im Fokus stehendes Verhalten der SVA gilt als problematisch: Im Konkursfall ist es die SVA, die auf 100-prozentiger Erfüllung ihrer Forderungen besteht. Das führt in vielen Fällen dazu, dass ein Vergleich mit den Gläubigern nicht möglich ist. Derzeit gilt eine gesetzliche Regelung, die über jene des Finanzministeriums hinausgeht. Dem Finanzministerium ist es gestattet, einem Ausgleich zuzustimmen und damit auf Steuergeld zu verzichten. In der Sozialversicherung ist es leider nicht möglich, auch nur auf einen einzigen Beitrags-

Komm.-Rat Robert M. Hieger mit Peter McDonald, Präsident des Hauptverbandes der österr. Sozialversicherungsträger

euro zu verzichten. Das ist sehr unflexibel und ich wäre auch dafür, eine Regelung zu finden, wo wir uns dem Finanzministerium anschließen können. Was wollen Sie in Ihrer neuen Position erreichen? Wenn ich in zehn Jahren zurückblicke, möchte ich sagen können, dass ich Österreich im Bereich Gesundheit besser gemacht und sich die Sozialversicherung so weiterentwickelt hat, dass sie nicht mehr wegzudenken ist. Wir haben die Grundlagen einer Gesundheitsreform geschaffen, jetzt geht es darum, diese Reform auch spürbar zu machen. Niemand will vier Stunden in einem Ambulatorium warten oder seine Krankengeschichte an jeder Station neuerlich erzählen. Wir müssen in den nächsten Jahren eine Erstberatungs-Hotline schaffen, die auch am Wochenende und rund um die Uhr erreichbar ist. Das gibt es zum Beispiel in der Schweiz und wir brauchen das auch, um die Menschen besser betreuen zu können. Oder auch eine bessere Vernetzung zwischen Ärzten, Spitälern und anderen Gesundheitsdiensten. Aber das elektronische System Elga wird vielfach – auch von Ärzten – kritisch gesehen. Ich verstehe die Sorge der Ärzte. Elga soll die Ärzte unterstützen, ihre Sorge ist, dass dieses Tool nicht so funktioniert, wie wir es erwarten. Mit der entsprechenden Sicherheit ausgestattet, sollte es aber doch die Unterstützung für Arzt und Patient bedeuten. Gibt es weitere konkrete Anliegen? Vor allem im Bereich Kinderrehabilitation,

wo es bisher nicht gelungen ist, über die Kompetenzgrenzen zwischen Ländern und Sozialversicherung hinauszukommen. Wir schaffen es bislang in Österreich nicht, Kinderrehabilitation stattfinden zu lassen. Das ist eines der ersten Probleme, deren ich mich besonders annehmen möchte. Was mir persönlich auch sehr wichtig ist: Wir investieren in Österreich mit 32 Milliarden Euro so viel in den Gesundheitsbereich wie kaum ein anderes Land. Dennoch liegen wir mit unter 60 gesunden Lebensjahren um eineinhalb Jahre unter dem Europa-Durchschnitt. Ist die Zusammenlegung von Sozialversicherungsanstalten für Sie ein Thema? Ich möchte nicht Energie verlieren, indem ich darüber nachdenke, welches Schild außen an einer Sozialversicherung hängt. Wir kennen die Diskussion aus dem Bildungswesen seit 30 Jahren mit dem Effekt, dass die Kinder mit dem gleichen Frontalunterricht konfrontiert sind wie vor 30 Jahren. Wir müssen daran arbeiten, dass hinter den Türschildern besser kooperiert und effizienter gearbeitet wird. Wir wollen gemeinsam mit der Bundesregierung eine Studie in Auftrag geben, die aufzeigen soll, wo Effizienzpotenziale in der Sozialversicherung zu heben sind, und diese dann auch heben. Mein Reformansatz ist, über die Sozialversicherung hinaus, über die Kompetenzgrenzen Reformen zu verwirklichen. Derzeit ist der Bund für die Normierung des Systems zuständig, die Länder für die Spitäler, die Sozialversicherung für die niedergelassenen Ärzte und zum Teil für die Spitäler. Die Verbesserung des Gesundheitswesens funktioniert nur, wenn man hier aus einem Guss agiert. 15


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IM PORTRÄT HARALD NEUWIESER Es ist eine bewegte Geschichte, die Harald Neuwiesers berufliche Laufbahn begleitet. Und er ist sich sicher: „Ohne Selbständigkeit wäre mein Leben kaum so interessant und vielfältig verlaufen.“

CONTACT: Sie sind in Wien geboren, nach Tirol gezogen und nach Kroatien übersiedelt. Den Balkan bezeichnen Sie heute als zweite Heimat. HARALD HEUWIESER: Ja. 1996 entschloss ich mich, mit meiner Familie nach Kroatien zu ziehen. Ich eröffnete noch während des Balkankrieges auf der Insel Losinj eine GmbH zur Vermietung von Segel- und Motorbooten. Mein Interesse galt jedoch nicht nur dem Geschäft, sondern vielmehr der neuen Kultur und Sprache. So erlernte ich rasch und fließend die kroatische Sprache. Was mir in meinem weiteren Berufsleben sehr geholfen hat. Stolz bin ich auch, dass unsere Tochter dort mit der Schule begann und sich wunderbar in ihr Umfeld zu integrieren lernte. Warum kamen Sie wieder zurück nach Österreich? Leider zwangen mich Ende 1999 familiäre Umstände, diese Unternehmung zu been16

den. Durch private Kontakte erfuhr ich dann, dass die Sto Ges.m.b.H. in Villach einen sprachkundigen Mitarbeiter für den Marktaufbau im ehemaligen Jugoslawien suchte. So begann ich nach meiner Heimkehr als Export-Area-Manager wieder ins Angestelltenverhältnis zurückzukehren. Wenngleich die Aufgabe sehr interessant war, vermisste ich doch sehr die Freiheit der Selbstständigkeit. Das Gute war: Ich lernte fast alle Regionen des Balkans kennen. So wurde die Region endgültig meine zweite Heimat. Heute sind Sie Handelsagent für das Unternehmen. Wie kam es dazu? Private Umstände legten es mir nahe, wieder in meine (ursprüngliche) Heimat Wien zurückzukehren. Damit bot sich die Gelegenheit, in gutem Einvernehmen mit meinem Arbeitgeber meine bisherige Tätigkeit selbstständig als Handelsagent weiter zu betreiben. Der nun nochmalige Sprung in die Selbstständigkeit war zwar mit erhöh-

tem Risiko und zunächst auch finanziellen Einbußen verbunden, eröffnete mir aber gleichzeitig neue Möglichkeiten. Diese Freiheit macht sich nun bezahlt: Die Betreuung meines Vertriebspartners in Montenegro bedingte den Besuch eines Architekten in Belgrad. Dieser wiederum zeichnete nicht nur für ein Großprojekt in Montenegro verantwortlich, sondern auch in Zentralasien. Meine technische und kaufmännische Erfahrung überzeugte ihn und er entschloss sich, das von mir empfohlene hochwertige Fassadensystem dem Investor in Kirgistan vorzuschlagen. Meine Auslandserfahrung und mein offener Zugang zu neuen Kulturen halfen mir, auch den Investor selbst von den Vorzügen unseres Produkts zu überzeugen. So wurde nach zahlreichen Reisen nach Serbien, London und Kirgistan schließlich im Juni der Kaufvertrag unterschrieben. Meine Selbstständigkeit erwies sich vielfach als Vorteil: Ich konnte nicht nur frei bewegend das Kerngeschäft vermitteln, sondern auch in Kirgistan eine eigene Firma zur umfassenden lokalen technischen Unterstützung gründen. Damit ist allen Seiten bestens gedient, Folgeaufträge sind zu erwarten.

ZUR PERSON:

Harald Heuwieser ist in Wien aufgewachsen, besuchte die HTL Maschinenbau in 1100 Wien und maturierte dort im Jahr 1983. 1984 ist er nach Tirol gezogen, wo er durch verschiedene freiberufliche Tätigkeiten erste Erfahrungen mit der Selbstständigkeit sammeln konnte und schließlich zehn Jahre lang als Angestellter in den Jenbacher Werken arbeitete. Heuwieser lebte drei Jahre in Kroatien, heute ist er als Handelsagent für die Sto Ges.m.b.H. tätig.


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IM PORTRÄT TINNE WAGNER-VAN ACCOM Eigentlich gelernte Meisterfotografin, hat Tinne Wagner-Van Accom ihr berufliches Leben in den Bereichen Journalismus, Theater-, Werbe- und Industriefotografie gelebt und genossen. Bis zur Geburt ihrer ersten Tochter. oder weniger ein eigenes Portfolio aufgebaut und mich als kompetenter Vertriebsansprechpartner im Bereich von hochwertigen Design- und Lifestyle-Kinderprodukten etabliert.

Tinne Wagner-Van Accom ist heute vielen Händlern aus der Baby- und Kinderbranche in Deutschland, Österreich und der Schweiz ein Begriff. Wie sie von der Fotografie zu Baby-Lifestyle kam, erzählt sie im Interview. CONTACT: Sie waren bis zur Geburt ihrer ersten Tochter Fotografin. Warum sind Sie nicht dabei geblieben? TINNE WAGNER-VAN ACCOM: Ich hatte nach nur einem Jahr Babypause den Anschluss an die Berufswelt verpasst. Die Enttäuschung war groß und die Herausforderung, eine kleine Familie mit einer erfüllenden Tätigkeit beruflich zu kombinieren, schien unmöglich. Dann, aus einer Begeisterung für ein Produkt, das hierzulande damals noch kein Mensch als „Kinderwagen“ bezeichnet hätte, erschuf ich mir einen neuen Job. Ich fing an, ein völlig neues Produkt am Markt einzuführen, und es machte mir trotz anfangs mäßigem Erfolg riesig Spaß. Schlussendlich funktionierte es aber und ich baute einen Markt auf für ein unbekanntes Produkt mit eher bescheidenem Design und ohne klare Verkaufsargumente. Dennoch war es nachhaltig und genial in der Funktion. Ich habe in dieser Zeit unglaublich viel gelernt und hatte das

Glück, völlig unvoreingenommen in die Vertriebswelt einzutauchen. Mit viel Liebe für den Handel, Geduld und Respekt vor Handelspartnern habe ich mich herangetastet und bekam unglaubliches Know-how und einen tiefen Einblick in zum Teil sehr festgefahrene Vertriebsstrukturen in dieser Branche. Die Herausforderung war, diese zu durchbrechen und stetig aktiv nach unkonventionellen Lösungen zu suchen. Sie waren im Angestelltenverhältnis im Vertriebsaufbau von One Tree Hill/ Mountain Buggy tätig. Wie kam’s zur Selbständigkeit? Ich hatte die Vertriebsleitung für das deutschsprachige Europa inne, bis der Hauptlieferant in Neuseeland die Bankenkrise und die Herausforderungen des rasanten Wachstums nicht überlebt hat und die Herstellerfirma in Konkurs ging. Die Marke wurde an einen Mitbewerber verkauft, die Vertriebsfirma in Europa liquidiert ... ab diesem Zeitpunkt existierte die Marke nur noch als chinesische Billigkopie. Das war nicht meine Welt. Auf Empfehlung aus dem Händlernetz kamen schließlich Herstellerfirmen auf mich zu – das war der Anfang meiner eigenen Agentur. Ich habe mir mehr

Welche Produkte stehen bei Ihnen im Mittelpunkt? Nachhaltige, ehrlich produzierte und vermarktete Produkte mit Mehrwert. Ich bin mir sicher, dass diese in Zeiten wie diesen, wo grundsätzlich eine große Unsicherheit und Zurückhaltung bei den Konsumenten herrscht, immer eine Zukunft haben werden – wenn sie auch nicht die Masse ansprechen und nicht den schnellen Verkaufserfolg liefern. In dieser Überzeugung setze ich meine Agentur fort, versuche offen zu sein und wachsam auf Veränderungen und Synergien am Markt zu reagieren. Was macht für Sie guten Vertrieb aus? Die Fähigkeit, sich begeistern zu lassen; Spaß an echt guten Produkten und deren Entwicklung sowie Spaß an der Zusammenarbeit mit engagierten Händlern. Mein täglich Brot ist die Vermittlungsarbeit, das Zusammenwirken und Synergieprozesse zwischen Herstellern, Händlern und Kunden bzw. der daraus resultierende gemeinsame Nutzen. Die Belohnung sind gute Geschäftserfolge.

ZUR PERSON:

Tinne Wagner-Van Accom ist in Belgien geboren, lebt heute in Neukirchen an der Vöckla, ist verheiratet und Mutter zweier Kinder. Nach ihrem Leben als Fotografin, Shopmanagerin und Vertriebsleiterin betreibt sie seit April 2011 eine selbständige Agentur für nachhaltige Design-Lifestyle-Kinderprodukte in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

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RECHTS.TIPP JÜNGSTE ENTSCHEIDUNGEN DES OGH Der Oberste Gerichtshof (OGH) befasst sich regelmäßig mit dem Recht der Handelsagenten. Auch in den letzten Monaten hat sich in der Rechtsprechung des OGH zu Auseinandersetzungen zwischen Handelsagenten und Unternehmern wieder einiges getan. Schwerpunkt ist wie immer der Ausgleichsanspruch. Aber auch andere wichtige Themen wurden behandelt. Ein Auszug aus den wichtigsten Entscheidungen der letzten Monate. Text: Wolfgang Denkmair

Einvernehmliche Auflösung Der Handelsagentin wurden vom Unternehmer schwere Vertragsverletzungen vorgehalten und die Auflösung des Vertrages durch den Unternehmer unter Verlust des Ausgleichsanspruches angekündigt. Die Handelsagentin hat sich zu einer vergleichsweisen Regelung der Ansprüche aus der Auflösung entschlossen, die ihr nur einen Teil des Ausgleichsanspruchs sicherte. Ist diese Vereinbarung wirksam? Der Anspruch des Handelsagenten kann im Voraus durch Vertrag zum Nachteil desselben weder aufgehoben noch beschränkt werden. Er ist also zwingend! Bei Beendigungsstreitigkeiten des Vertragsverhältnisses kann sich der Handelsagent über den Ausgleichsanspruch vergleichen, auch wenn er dabei einen Teil des Ausgleichsanspruches einbüßt. Dieser Vergleich ist nur gültig, wenn er im Gegenzug einen Vorteil erhält. Für die Wirksamkeit eines Verzichts auf den Ausgleichsanspruch muss die Aufhebungserklärung gleichzeitig mit der Verzichtserklärung abgegeben und das Vertragsverhältnis sofort beenden werden. Verzichtserklärungen im Zusammenhang mit dem Ausgleichsanspruch zum Nachteil des Handelsagenten sind nach dem Ende des Vertragsverhältnisses jedenfalls zulässig (8 Ob A41/13g)*. Wertlose Kunden? Die angebliche Wertlosigkeit der neu zugeführten oder erweiterten Kunden muss der Unternehmer beweisen! Der Handelsagent betrieb eine Tankstelle des Unternehmers. Der Unternehmer kün18

digte den Tankstellenpachtvertrag. Der Handelsagent begehrte daraufhin vom Unternehmen den Ausgleichsanspruch. Der Handelsagent hat dem Unternehmen sowohl Neukunden zugeführt als auch bereits bestehende Geschäftsbeziehungen erweitert. Fraglich war, ob der Ausgleichsanspruch besteht, obwohl der Unternehmer die Tankstelle veräußert und die Erwerberin der Tankstelle den Betrieb eingestellt hat. Durch die Zuführung von neuen Kunden oder die Erweiterung von bereits bestehenden Geschäftsbeziehungen verschafft der Handelsagent dem Unternehmer einen Vorteil. Es kommt zudem darauf an, dass der Unternehmer aus der Zuführung der neuen Kunden und Erweiterung der bestehenden Kunden zukünftig einen Nutzen ziehen kann. Die abstrakte Möglichkeit der Nutzung ist ausreichend. Sollte der Unternehmer seinen Betrieb veräußern, kommt es auch beim Erwerber nur auf die potenziell erzielbaren Vorteile an. Der Vorteil für den Veräußerer (Unternehmer) liegt hier schon in der Übertragungsmöglichkeit des Kundenstammes. Im Rechtsstreit hat der Unternehmer die Möglichkeit, den Gegenbeweis zu erbringen und aufzuzeigen, dass der Erwerber der Tankstelle gar nicht am Kundenstamm, sondern z. B. nur an den Betriebsmitteln interessiert war (Beweislastumkehr). Dies wäre hier die einzige Möglichkeit, dem Handelsagenten den Ausgleichsanspruch zu verwehren (9 Ob 21/13y ). Negative wirtschaftliche Entwicklungen Zeitnahe Reaktion ist gefragt!


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Die Handelsagentin war als Tankstellenpächterin tätig. Sie trat nach dem Tod ihres Ehegatten in den Tankstellenvertrag ein. Sie kündigte daraufhin den Tankstellenpachtvertrag aus begründetem Anlass und begehrte den Ausgleichsanspruch. An einen begründeten Anlass für eine Kündigung werden geringere Anforderungen gestellt als an einen wichtigen Grund. Dies ist im konkreten Einzelfall zu prüfen. Ein Verschulden des Unternehmers ist nicht notwendig, sogar ein vertragsgemäßes Verhalten kann dem Handelsagenten Grund zur ausgleichswahrenden Kündigung geben – wenn z. B. aufgrund der vom Unternehmer vorgegebenen Bedingungen für den Handelsagenten ein wirtschaftlicher Betrieb unter zumutbaren Voraussetzungen von vornherein nicht möglich ist oder durch eine Betriebsumstellung unmöglich wird. Allerdings darf die negative Entwicklung nicht nur vorübergehend sein und es darf keine wirtschaftliche Unterstützung durch den Unternehmer vorliegen. Es muss dem Handelsagenten also zugestanden werden, frühzeitig auf eine negative wirtschaftliche Entwicklung zu reagieren, wenn sich abzeichnet, dass diese nicht nur vorübergehend sein wird ( 3 Ob 114/13f ). Dokumentieren Zur Absicherung jede schriftlich festhalten!

Vereinbarung

Zwischen dem Handelsagenten und dem Unternehmer wurde im Jänner 2008 mündlich eine Sonderprovision festgesetzt – unter jederzeitiger Widerruflichkeit. Im Oktober desselben Jahres wurde eine Änderung der Berechnung dieser Provision festgelegt, ohne dass über die Widerruflichkeit ausdrücklich gesprochen wurde. Der Handelsagent behauptet nun, dass keine Widerruflichkeit der im Oktober festgelegten Sonderprovision vereinbart wurde. Im Zweifel ist eine zugesagte Leistung immer unwiderruflich. Die Vereinbarung der Widerruflichkeit stellt zwar einen Ausnahmefall dar, sie ist jedoch gültig, wenn sie einvernehmlich getroffen wird. Die im Oktober erzielte Einigung kann nur im Zusammenhang mit der Grundvereinbarung im Jänner gesehen werden, wonach nur ein einzelner Punkt der Vereinbarung abgeändert wurde und somit der Handelsagent nicht darauf schließen kann, dass damit auch die Widerruflichkeit wegfällt. ( 3 Ob 147/13h )

Beweisführung Bei Rückforderung oder Wegfall der Provision trifft den Unternehmer dafür die Beweislast! Die Stornoreserve des (Versicherungs-) Agenten wurde vom Unternehmer (Versicherer) dafür verwendet, um den negativen Saldo auf seinem Verrechnungskonto teilweise auszugleichen. Im März 2012 wies das Verrechnungskonto des Agenten einen negativen Saldo von ca. 16.000 Euro auf. Der Unternehmer begehrte die Rückzahlung dieses Betrages. Der Anspruch auf Provision entsteht einseitig zwingend spätestens mit Ausführung des Geschäfts, also mit der Zahlung durch den Kunden. Bei wiederkehrenden Leistungen liegt ab der erstmaligen Zahlung durch den Kunden eine teilweise Ausführung des Geschäfts vor. Zumindest und jedenfalls der zeitlich anteilsmäßige Provisionsanspruch entsteht bereits. Dies kann nicht zum Nachteil des Handelsagenten abgeändert werden. Es ist nicht zulässig, das Entstehen des Anspruches auf Provision zusätzlich vom Ablauf der Stornohaftungszeit abhängig zu machen. Der Zahlungsverzug des Kunden ist für den Handelsagenten zunächst unerheblich, denn der Anspruch entsteht spätestens mit dem Tag, an dem der Kunde hätte zahlen müssen. Es kommt also zunächst darauf an, ob der Anspruch überhaupt schon entstanden ist. Die Beweislast dafür liegt beim Handelsagenten. Wenn der Provisionsanspruch entstanden ist und der Unternehmer die Provision zurückfordern will, muss der Unternehmer Folgendes beweisen: • den Zeitpunkt der Stornierung oder Vertragsänderung • dass die Gründe für die Stornierung nicht in der Sphäre des Unternehmers liegen • bei Zahlungsverzug des Kunden, dass vom Unternehmer alle Schritte unternommen wurden, um den Kunden zur Zahlung zu veranlassen In diesem Fall ist der Unternehmer nicht seiner Beweislastpflicht nachgekommen, sodass der Handelsagent obsiegte ( 8 Ob A 20/14w ). Verjährung von Ansprüchen Vier Jahre nach vorzeitiger Beendigung der Vertragsbeziehung durch den als Tankstellenpächter tätigen Handelsagenten behauptet dieser, dass der Vertrag aufgrund Wucher und Ausnützung der Zwangslage nichtig sei, und begehrt den

Mag. Wolfgang Denkmair ist Rechtsanwalt in Oberösterreich und seit mehr als zehn Jahren Vertrauensanwalt der OÖ Wirtschaftskammer für die Handelsagenten, Versicherungsagenten und den Direktvertrieb. www.scwp.com

angemessenen Unternehmerlohn auf Grundlage ungerechtfertigter Bereicherung und eine Ausgleichzahlung. Die selbstständige Tätigkeit des Tankstellenpächters (Handelsagenten) für die Ausführung von Arbeiten in seinem geschäftlichen Betrieb verjährt innerhalb von drei Jahren. Die Leistungen wurden im Jahre 2006 erbracht und es ist daher der Anspruch im Jahre 2010 bereits verjährt ( 8 Ob A5/13p). * Die jeweiligen Entscheidungen können unter ris.bka.gv.at nachlesen. Dafür sind die jeweiligen Geschäftszahlen des OGH am Ende des jeweiligen Textes in einer Klammer angefügt. Diese Geschäftszahl muss zum Abruf der jeweiligen Entscheidung in das Feld „Geschäftszahl“ eingegeben werden.

„Die Handelsagenten sind sich ihrer unternehmerischen Verantwortung gegenüber Auftraggebern, Kunden und Mitarbeitern bewusst.“ 1. Punkt des Ehrenkodex der Handelsagenten Österreichs Seien Sie auch sich selbst gegenüber verantwortungsbewusst und lassen Sie Ihren Vertrag oder Ihre Rechtsposition prüfen. Jeder Handelsagent hat Rechte und Pflichten; die beste Absicherung zur Vermeidung eines Rechtsstreits ist, zu wissen, welche das sind.

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STEUER.TIPP

STEUERSPARCHECKLISTE ZUM JAHRESENDE Machen Sie Ihren persönlichen Steuer-Check 2014 und lesen Sie, wo Sie jetzt noch gestalten können. Text: EFM Team Tirol Steuerberater GmbH, Foto: Foto Hofer

Hochrechnen, investieren und 13 Prozent kassieren Mit dem Gewinnfreibetrag (GFB) können Sie auch heuer wieder bis zu 13 Prozent Ihrer Gewinne steuerfrei lukrieren, wenn Sie entsprechend investieren. Alles, was Sie dazu brauchen, ist eine entsprechende Berechnung von Ihrem Steuerberater. Begünstigt sind z. B. Neuanschaffungen abnutzbarer, körperlicher Anlagegüter (Ausnahmen: Luftfahrzeuge, PKWs und Software) und – heuer neu – anstelle der bisher zugelassenen Wertpapierinvestments sind ab 2014 nur noch Wohnbauanleihen dem Gewinnfreibetrag zugänglich. Weitere Voraussetzung ist wie bisher 20

die Einhaltung einer vierjährigen Behaltefrist. Schenkungen melden Schenkungen zwischen nahen Verwandten in einem Wert von mehr als 50.000 Euro innerhalb eines Jahres und zwischen Fremden von mehr als 15.000 Euro innerhalb von fünf Jahren sind meldepflichtig. Die Meldepflicht ist innerhalb von drei Monaten wahrzunehmen und trifft sowohl den Geschenkgeber als auch den Geschenknehmer. Bei Nichtmeldung kann es Strafen von bis zu 10 Prozent der Zuwendung setzen. Tipp: Haben Sie eine solche Meldepflicht

übersehen, so können Sie innerhalb eines Jahres nach Ablauf der Meldefrist noch eine strafbefreiende Selbstanzeige einbringen. Weihnachtsfeier und -geschenke Für Weihnachtsfeiern und andere Betriebsfeiern sowie für Betriebsausflüge können pro Mitarbeiter jährlich bis zu 365 Euro steuer- und sozialversicherungsfrei untergebracht werden. Zudem darf jeder Mitarbeiter pro Jahr Sachgeschenke im Wert von 186 Euro von seinem Dienstgeber steuerfrei im Rahmen von Feierlichkeiten entgegennehmen. Achtung! Bargeld ist ausgenommen. Lösung: Gutscheine.


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Kirchenbeitrag eventuell noch einzahlen An Kirchenbeiträgen können bis zu 400 Euro p.a. von der Steuer abgesetzt werden, insofern dieser Betrag auch tatsächlich einbezahlt wurde. Kosten für Betreuung und Ausbildung von Kindern Auch dafür gibt es unter bestimmten Voraussetzungen einen steuerlichen Absetzposten von bis zu 2.300 Euro für die Kinderbetreuung bzw. von bis zu 1.320 Euro bei auswärtiger Berufsausbildung pro Kind und Jahr. Tipp: Sorgen Sie auch hier rechtzeitig für entsprechende Nachweise (Kindergartenbestätigung, Inskriptionsbestätigung, Schulbesuchsbestätigung etc.). Zudem können Sie bis Jahresende auch für Ihre Mitarbeiter Kosten für die Kinderbetreuung übernehmen. Die Höhe des für den Mitarbeiter steuerfreien und für Sie voll absetzbaren Zuschusses beträgt 1.000 Euro pro Kind. Wichtig: Es ist direkt an die Betreuungseinrichtung bzw. an die Betreuungsperson zu überweisen. Achtung! Gleichbehandlungsgrundsatz beachten. Zudem muss diese Auszahlung am Lohnkonto des betreffenden Mitarbeiters stehen. Tipp: Rechtzeitige Meldung an Ihre Lohnverrechnung. Spenden Auf der Homepage des Bundesministeriums für Finanzen (www.bmf.gv.at) finden Sie eine Auflistung steuerlich absetzbarer Spenden. Mit dem Abgabenänderungsgesetz 2014 wurden die begünstigten Spendenempfänger auf EU-Staaten und Staaten, mit denen eine umfassende Amtshilfe vereinbart wurde, ausgeweitet. Dies gilt für alle noch offenen Veranlagungsjahre. Ein Österreichbezug ist jedoch weiterhin erforderlich. Kilometerstand Bitte notieren Sie am 31.12.2014 wieder den Kilometerstand Ihres Autos. Dies kann für steuerrelevante Berechnungen sehr nützlich sein. Zudem kann damit auch für den Fall einer Steuerprüfung eine Prophylaxe zur Verteidigung der angesetzten Autokosten erfolgen. Investitionen vorziehen Für Investitionen im ersten Halbjahr kann die Abnutzung für ein ganzes Jahr steuerlich geltend gemacht werden. Anschaffun-

gen nach dem 30. 6. schlagen mit einer Halbjahresabschreibung zu Buche. Das gilt auch dann, wenn die Inbetriebnahme erst am 31.12. erfolgt. Tipp: Das Vorziehen von für Anfang 2015 geplanten Investitionen spätestens in den Dezember 2014 kann daher Steuervorteile bringen. Zudem kann das Wirtschaftsgut, von Ausnahmen abgesehen, dann auch noch für den 13-prozentigen Gewinnfreibetrag herangezogen werden. Reisekostenabrechnungen Bitte verwenden Sie dazu entsprechende Checklisten. So können Sie sicherstellen, dass Ihnen auch wirklich nichts durch die Lappen geht. Auch Besorgungsfahrten, Fahrten zu Vorstellungsgesprächen und zum Erfahrungsaustausch oder Ähnliches sind beruflich bzw. betrieblich veranlasste Reisen. Checken Sie, ob Sie hier auch wirklich keine Fahrt vergessen haben. Tipp: Um bei so genannten Mischreisen (z. B. einer beruflichen Reise wird ein Privaturlaub angehängt oder umgekehrt) den betrieblichen Teil steuerlich unterzubekommen, sollte die vorrangige berufliche Veranlassung sowie das Vorliegen getrennter Reiseabschnitte dokumentiert und belegt werden. Spekulieren mit Steuertiming Seit dem Vorjahr sind Kursgewinne aus Kapitalveranlagungen steuerpflichtig. Kursverluste können ausschließlich mit Gewinnen aus Kapitalvermögen verrechnet werden. Ein Vortrag ins nächste Jahr ist nicht möglich. Tipp: Bei bereits eingetretenen oder absehbaren Kursverlusten ist eine gezielte Kompensation mit Kursgewinnen im selben Jahr möglich.

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Ballast abwerfen Am 31.12.2014 endet die 7-jährige Aufbewahrungspflicht für die Unterlagen des Jahres 2007. Das heißt, beim Weihnachtsputz können Sie jedenfalls aus steuerlicher Sicht alle Unterlagen aus 2006 und den Vorjahren entsorgen. Gleich nach Silvester können Sie dann auch mit den 2007er-Belegen ein Feuerwerk machen. Achtung! Ausnahme: Für Unterlagen zu Immobilien gilt eine 12-jährige Behaltefrist. In bestimmten Fällen verlängert sich diese Frist sogar auf 22 Jahre. Immobilienunterlagen betreffend Neuzugänge, Instandhaltungen und Instandsetzungen ab 2012 sind auf Grund der Immobilienertragsteuer im Privatbereich gar für immer und ewig aufzubewahren. Zudem müssen Unterlagen für ein anhängiges behördliches oder gerichtliches Verfahren jedenfalls auch weiterhin aufbewahrt werden. Tipp: Darüber hinaus sollten freilich jedoch wichtige Geschäftsunterlagen wie z.B. Kauf-, Miet-, Leasingverträge mit aktueller Gültigkeit, Lohn- und Gehaltsverrechnungsunterlagen etc. aufbewahrt werden.

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B2B-MEETING IUCAB-KONTAKTBÖRSE Eine tolle Gelegenheit, um ins Geschäft zu kommen, bot die Zusammenkunft in Laibach. Slowenische Unternehmen trafen internationale Handelsagenten: neue Menschen, neue Produkte, neue Märkte. Text: Christian Rebernig

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ach der IUCAB-Generalversammlung in Laibach im Juni dieses Jahres (wir berichteten darüber ausführlich in der Ausgabe 3, Seite 10/11) fand im Anschluss erstmals eine Kontaktbörse zwischen slowenischen Unternehmen und den anwesenden Handelsagenten aus 15 Ländern statt. Der slowenische Handelsagentenverband organisierte gemeinsam mit der hiesigen Handelskammer ein großes Aufgebot an

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interessierten Herstellern. Die IUCAB, die weltweit größte Dachorganisation von Handelsagentenverbänden, steuerte ihre Delegierten bei. Es herrschte ein reges Treiben, Visitenkarten wurden ausgetauscht, Produkte vorgestellt und erste konkrete Gespräche geführt. Follow up am 15. April 2015 Das Bundesgremium hat das große Interesse von slowenischer Seite zum Anlass

genommen, um eine Vertretungsbörse zwischen österreichischen Handelsagenten und slowenischen Unternehmen zu organisieren. Diese nunmehr bereits 10. Veranstaltung wird mit dem slowenischen Partnerverband ausgerichtet und wird am Mittwoch, dem 15. April 2015 in Laibach stattfinden. Merken Sie sich den Termin bereits jetzt vor. Die näheren Details können Sie der nächsten Ausgabe entnehmen.


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MOTOR.TIPP GROSSER LEON

Seat kann man getrost zu den Senkrechtstartern der letzten Jahre zählen. Die spanische Marke im VW-Konzern konnte 2013 weltweit 355.000 Fahrzeuge absetzen, das ist neuer Rekord. Österreich verzeichnete im abgelaufenen Jahr mehr als 15.000 Verkäufe und ist darüber hinaus die beliebteste Marke bei den Jungen. Mit dem neuen Leon ST hat man wieder einmal ein gutes Händchen bewiesen. Text: Bruno König, Foto: Werk

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eat – so scheint es – hat ein gutes Gespür dafür, was der Kunde wünscht. Denn nicht nur Ibiza und Alhambra werden gern gekauft, auch der Leon ist überaus beliebt – speziell bei junger Kundschaft. Darum legten die Spanier gleich nach und brachten den kompakten Leon als Kombivariante mit dem Namen ST. Der Leon basiert auf dem Golf 7 und bietet damit modernste Technik, verpackt in südländisches Design. Optisch zählt der ST sicher zu den bestaussehenden seiner Klasse. Ein Kombi sollte aber nicht nur gut aussehen, sondern auch Platz bieten und natürlich wirtschaftlich sein. Auch diese Disziplinen beherrscht der Leon grandios. Ganz besonders in der von uns getesteten Version mit dem 1,6-Liter-TDI und 105 PS, kombiniert mit einem 5-Gang-Schaltgetriebe in der Ausstattungslinie „Style“. Im Durchschnitt gönnte sich der moderne Direkteinspritzer nur 5,1 Liter auf 100 Kilometer, ein Spitzenwert.

Platz und Qualität Im Innenraum zeigt sich der spanische Kombi nicht nur sportlich, sondern auch mit hoher Qualität. Materialien und Verarbeitung liegen auf einem sehr guten Niveau. Das Platzangebot reicht durch Umklappen der hinteren Sitzreihe bis zu 1.740 Liter. Mit fünf Passagieren an Bord reicht es immer noch für 587 Liter Gepäckvolumen. Der 1,6-Liter-TDI hängt schon vom Stand weg gut am Gas und liefert bereits bei 1.500 Umdrehungen 250 Nm. Das beschleunigt den feschen Kombi in 11 Sekunden auf Tempo 100 und bis zu einer theoretischen Spitze von 191 km/h. Das gut abgestimmte Fahrwerk und die flott ansprechende Lenkung passen hervorragend zum sportlichen Gesamtbild des Leon ST. Damit wird er zum attraktiven Vertreter seiner Klasse, der mit sportlichem Design und enormen Ladequalitäten aufzeigt ... ganz besonders für die Alpenrepublik mit der seit Kurzem angebotenen Allradversion. Testbericht folgt.

FACTS SEAT LEON ST 1,6 TDI STYLE Motor: 1,6-Vierzylinder-Turbodiesel Leistung: 77 kW/105 PS Drehmoment: 250 Nm zwischen 1.500 und 2.750 U/min Beschleunigung: 10,9 sec von 0 auf 100 km/h Spitze: 191 km/h Testverbrauch: 1,1 Liter/100 km CO2-Ausstoß: 99 g/km Crashsicherheit: 5***** (89 % lt. NCAP) Preis: ab 17.990 Euro (Reference TSI)

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LIFESTYLE.TIPP STADTHOTELS

Für alle, die viel herumkommen, werden Hotels oft zum zweiten Zuhause und damit zum Rückzugsort nach einem stressigen Arbeitstag. Was solche Hotels können sollten? Ruhe ausstrahlen, einen Hauch Coolness mitbringen und wenn möglich, praktischerweise auch gutes Essen servieren. Text: Marina Kremser

TEL WIEN: 25 HOURS HO

OUSE WIEN: THE GUESTH

Im Hotel beim Museumsquartier wurden die einzelnen Zimmer frei nach dem Motto „Spektakel“ eingerichtet. Die auf sieben Stockwerke verteilten 217 bunten Traumwelten punkten durch einen spannenden Mix aus Materialien, Farben und Accessoires. Das hauseigene Restaurant 1500 FOODMAKERS serviert dazu italienische Küche vom Feinsten, das kultige amerikanische Airstream mit Namen „Burger de Ville“ erweitert das Gastroangebot im Sommer. Unterm Dach gibt es gute Aussicht und gute Atmosphäre. WLAN ist in den Quartieren kostenlos dabei, Wellness lässt sich um 10 Euro am Tag dazubuchen.

Tradition trifft Urbanität – so gemütlich kann es mitten in der Stadt sein. Die Innenarchitektur des Designhotels vereint Trendbewusstsein, Komfort und Funktionalität in einer unaufdringlichen Formensprache. Hier stimmt eigenltich alles und wer möchte, kann auch weitere Gäste aufs Zimmer einladen. Hilft manchmal bei Besprechungen. Gegessen wird in der Brasserie & Bakerie, wo tolle Menüs und mittags auch ein Businesslunch serviert werden. Und wer möchte, kann hier den ganzen Tag Frühstücken. Neben einer TV- und Audioausstattung von Bang & Olufsen ist auch High-Speed-WLAN mit dabei.

Ab ca. 100 Euro www.25hours-hotels.com

Ab 230 Euro www.theguesthouse.at

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L D&C

TE ST. PÖLTEN: CITYHO

D&C steht in diesem Hotel für Design & Classic. Das Haus spielt mit den Kontrasten: Schnörkellose Eleganz und moderner Komfort treffen im geschichtsträchtigen Ambiente der ehemaligen Stadtsäle zusammen. Trotz zentraler Lage ist es wunderbar ruhig, WLAN im Zimmerpreis selbstverständlich inkludiert. Im Restaurant „dasGOLD’s“ lässt sich österreichische Gastfreundschaft in allen Spielarten erleben, die D&C-Bar lädt zum abendlichen Chill-out, Sauna und Fitnessraum zum (sportlichen) Ausgleich. Ab 114 Euro www.mainporthotel.com

ERPARK

LINZ: HOTEL SCHILL

Das Austria-Trend-Hotel im Herzen der oberösterreichischen Landeshauptstadt wurde 2013 komplett renoviert und bietet neben behaglicher Atmosphäre einen erstklassigen Service. Zur Wahl stehen 111 moderne Zimmer und sieben Suiten (inkl. individueller Kissenauswahl), WLAN ist im gesamten Haus gratis. Integriert sind auch drei Themenrestaurants mit österreichischer und internationaler Küche, das Design-Café am Park, die trendige Café-Bar Schiller sowie drei weitere Bars. Entertainment finden Sie im neuen Casino Linz. Ab ca. 100 Euro www.austria-trend.at

GRAZ: HOTEL DANIEL

Im Daniel finden Traveller alles, was sie brauchen, um flexibel zu bleiben. Und das in stylisher Atmosphäre. Lässig und unkompliziert. Durchdachte Reduktion zu einem smarten Preis, weil Sie nur bezahlen, was Sie auch wirklich brauchen. Smart Luxury eben. Dreh- und Angelpunkt des Hotels ist das Loft mit viel Raum und vielen Möglichkeiten. Und: Hier gibt’s 24 Stunden am Tag Espresso! Super ist hier auch das Frühstück, am Wochenende bis 11 Uhr. WLAN? Natürlich! Ab 62 Euro www.hoteldaniel.com 25


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KHOTEL

KLAGENFURT: SEEPAR

Congress meets Spa. Und das in maximal stylishem Ambiente – und ganz weit weg vom klassischen Businesshotel. In den Zimmern lässt es sich so richtig wohlfühlen, Luxus lässt sich gerne dazubuchen. Das Restaurant Laguna ist kulinarisch in der Alpen-Adria-Region verwurzelt, mittags gibt’s ein Lunchbuffet, das auch zu Businessmeetings perfekt passt. Wer nach einem harten Arbeitstag nach einer Pause sucht, zieht sich am besten ins Seepark Spa zurück, das für Hotelgäste kostenlos zugänglich ist. Ab 89 Euro www.seeparkhotel.at

NS

SALZBURG: BLAUE GA

Die Blaue Gans ist mit 660 Jahren das älteste Gasthaus der Stadt. Sieht man ihm aber gar nicht an. Die historischen Mauern wurden nämlich behutsam mit modernem Leben gefüllt und das Haus zu einem artHOTEL umfunktioniert. Kunst und Design erzählen hier eine lange Geschichte. Das Restaurant strahlt eine intime Gemütlichkeit aus und serviert richtig gutes Essen. Das mag vielleicht auch am Kräutergarten im Innenhof liegen. Ab 135 Euro www.hotel-blaue-gans-salzburg.at

INNSBRUCK: NALA

Noch ganz frisch in Innsbruck und schon zum Hotspot geworden. Das Nala ist so individuell, dass fast jedes Zimmer ein Einzelstück ist, man bei jedem Besuch etwas Neues entdeckt und bei den vielen verschiedenen Zimmertypen für jeden das Passende dabei ist. Deshalb nennt es sich auch selbst Individuellhotel. Das Haus liegt mitten in der Stadt, der Innenhof ist aber eine ganz eigene Welt für sich. Im „Beretta“ gibt’s Frühstück und kreative italienische Küche; nicht nur für Hotelgäste. Ab 98 Euro pro Zimmer www.nala-hotel.at

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BUCH.TIPPS WIRTSCHAFT

LIFESTYLE

WARUM NICHT

NEW YORK 50S & 60S

Uwe Böschemeyer, ecowin Verlag, 232 Seiten, EUR 19,95 Ein Buch, das dazu aufruft, mutig zu sein und Bilanz zu ziehen: Haben wir bislang genug gesucht, gelebt, geliebt und gelacht – haben wir das Wesentliche gefunden? Warum nicht all unsere Möglichkeiten nutzen und das scheinbar Unmögliche wagen?

DAS WIRTSCHAFTSBUCH

DK Verlag, 352 Seiten, EUR 25,70. Wichtige Theorien einfach erklärt: Dieses Buch zeigt anhand übersichtlicher Diagramme und Grafiken, wie Wirtschaft funktioniert – verpackt in einem lockeren, verständlichen Layout. Unbedingte Empfehlung für alle, die sich für Wirtschaft und ihre Hintergründe interessieren.

WIE DER TRAUM VOM HAUS DIE WELT BEDROHTE René P. Buholzer u. a., Manz Verlag, 152 Seiten, EUR 26,00

Die Autoren haben es geschafft, die Finanzkrise vom komplizierten Expertensprech wegzuholen, die Thematik auch grafisch anhand von 57 Stichwörtern aufzubereiten und für interessierte Laien verständlich herunterzubrechen, ohne zu belehren oder eine Wertung vorzunehmen.

MEHR WERT

Daniel H. Pink, ecowin Verlag, 304 Seiten, EUR 23,95 New-York-Times-Bestsellerautor Pink eröffnet eine völlig neue Perspektive auf die Kunst des Verkaufens und erklärt nicht nur dessen grundlegende neue Bedeutung für uns alle, sondern auch, warum das schlechte Image des Verkäufers längst überholt ist.

Annie Cohen-Solal/Robert Gottlieb, Brandstätter Verlag, 392 Seiten, EUR 46,90 Lifestyle: Die Welthauptstadt als pulsierendes Epizentrum künstlerischer Avantgarde. Die Geschichte des Big Apple in seiner aufregendsten Ära in Wort und Bild und ein Schlüsselbuch zum Verständnis der Faszination, die NY bis heute ausstrahlt. Für Liebhaber der City unverzichtbar!

SCHNELLE KEKSE

Angelika Kirchmaier, pichler verlag, 208 Seiten, EUR 19,99 Backen für Eilige: Weihnachten naht in großen Schritten – diese Kekse lassen sich schnell und unkompliziert zubereiten und sind dabei noch richtig lecker. Mit dabei: Löffel- und Streuselkekse, Knuspis und viele Tipps zur Zubereitung, Aufbewahrung und Resteverwertung. Fein ist auch das Layout.

PARIS IST IMMER EINE GUTE IDEE

Nicolas Barreau, Thiele Verlag, 320 Seiten, EUR 18,50 Zum Lesen: Eine zauberhafte Geschichte über Begegnungen in der Stadt der Liebe und eine Hommage an Paris. Im Fokus: Ein Postkartenladen in St. Germain, dessen Besitzerin, ein anfangs etwas spröder Amerikaner, ein alternder Kinderbuchautor. Und ein blauer Tiger.

HANDELSVERTRETER GESUCHT pro Zielgruppe jeweils eine/n pro Gebiet 1. Zielgruppe Hotels und Gastronomie Deko und Verbrauchsartikel 2. Zielgruppe Industrie,Gewerbe Handel,Altenheime,Spitäler 3. Zielgruppe Nightclubs, Laufhäuser, Hostessen, Escortagenturen WVA Import Marketing Dohlenweg 8, A- 4623 Gunskirchen Tel. 0650 90 14 999 email wva@aon.at

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