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Startklar zum Auslaufen

Nach 2.000 Arbeitsstunden und 30.000 € Investition soll die »Rival« im Sommer wieder ins Wasser.

Die Senioren Horst Bahr und Reinhard Beyer von ZWAR (Zwischen Arbeit und Ruhestand) haben dem über 60 Jahre alten Schiffsdiesel der »Rival« wieder Leben eingehaucht.

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Maschinenschlosser Horst Bahr (80) und Kfz-Mechaniker Reinhard Beyer (71) haben dafür gesorgt, dass ein 64 Jahre alter Deutz-Diesel nach langem Stillstand wieder rund läuft. Das 1908 in Holland vom Stapel gelaufene Plattbodenschiff hat also zumindest wieder PS unter der Haube, ab Sommer soll das Schiff wieder ins Wasser – mit eigenem Antrieb. So etwas sorgt für Genugtuung. „Mir ist das Schiff ans Herz gewachsen“, gibt Bahr zu, der bereits seit neun Jahren bei ZWAR mitarbeitet. 1955 ist er in die Lehre gekommen, von 1956 ist der Motor. Beide haben Jahrzehnte lang nebeneinander her gelebt, bevor sie das Schiff zusammenführte. Er hat früher u. a. bei Wiemer & Trachte Bagger, Raupen und Kräne repariert.

Allerdings muss es nicht immer nach Diesel stinken, denn Bahr ist auch Segler – da reicht ihm der Wind als Treibstoff. Und kleiner geht’s auch: „Ich fummle an allem herum. Zuletzt an einem kaputten Staubsauger.“ Weggeschmissen wird so schnell nichts. Schon als Neunjähriger schraubte er Fahrräder aus Altteilen zusammen. Aus alt wird neu – dabei ist es geblieben.

„Die Stutzen weggefault, keine Leitung mehr in Ordnung, zudem mussten alle Dichtungen und Öle erneuert werden“, zählt Beyer auf, der seit vier Jahren dabei ist. Nicht wenig zu tun also, bevor sie das 156 PS starke 6-Zylinder-Aggregat mit 14 Litern Hubraum wieder anwerfen konnten. Ersatzteile gebe es immer noch. „Wir haben den Motor bestimmt 100-mal von Hand durchgedreht, bevor wir ihn gestartet haben“, fügt Bahr an.

Minuten vor der Kaufvertragsunterzeichnung hatten Bahr und der 1. Vorsitzende von ZWAR, Harry Naujocks, nochmal telefoniert: Der Motor musste laufen – sonst keine Unterschrift. „Hörste?“, fragte Bahr. Der Diesel pumpte markant, alles O. K. „Solche Motoren muss man erst verstehen lernen…“, meint Beyer. Im Schmiedinghafen schlossen sich Feinarbeiten im Maschinenraum an.

Die »Rival« soll im Sommer wieder ins Wasser – nach 2.000 Arbeitsstunden und der Investition von 30.000 € an Materialkosten. Aber der Motor ist kein Antrieb mit Start- und Stoppfunktion. Die beiden Mechaniker müssen bei jeder Fahrt mitarbeiten: Dann pumpt der eine vor dem Start den Öldruck per Hand hoch, der andere ölt während des Betriebs alle 1,5 Stunden die Ventile aus einem Kännchen. Bei Bahr und bei Beyer ist das nicht bloß Wartung – das ist schon metallverliebte Sozialarbeit.

Die Rival ist Maschinenschlosser Horst Bahr (l.) und Kfz-Mechaniker Reinhard Beyer ans Herz gewachsen.

Drei Fakten zur Schleuse Henrichenburg

Warum ist die Schleuse so wichtig für Dortmund? Die Schleuse Henrichenburg ist Dortmunds Tor zur Welt. Schiffe von und nach Dortmund können sie nicht umfahren. Die Unternehmen im Dortmunder Hafen setzen sich deshalb für eine zusätzliche Schleusenkammer ein. Im Fall von Reparaturen gäbe es für Binnenschiffe endlich wieder eine Ausweichmöglichkeit und für Logistikunternehmen zusätzliche Planungssicherheit.

Wieso ist die Schleuse so oft gesperrt? Seit 2018 führt die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes, die die baufällige Schleuse betreibt, Instandsetzungsmaßnahmen durch. In 2018 war die Schleuse für 26 Tage und in 2019 für 47 Tage voll gesperrt. Die für 2020 vorgesehen Reparaturarbeiten wurden aktuell um ein Jahr verschoben und sollen vom 14. August bis zum 24. September 2021 durchgeführt werden – Vollsperrung der Schleuse inklusive.

Wie reagieren die Betroffenen? Güterverkehre von und nach Dortmund werden auf die Schiene und die Straße verlagert, was zu weiteren Staurekorden im Ruhrgebiet führt. Hafenchef Uwe Büscher hat die wiederkehrenden Probleme mit der reparaturanfälligen Schleuse Henrichenburg in 2019 in einer Anhörung im Landtag NRW geschildert. Aktuell berät der NRW-Verkehrsausschuss darüber, den Bau einer zusätzlichen Schleusenkammer beim Bundesverkehrsminister einzufordern.

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