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Schleusenreparatur und Sonderbetrieb
from einundzwanzig 3/2019
by Dortmund
Das Nadelöhr in Richtung Dortmund – hier im funktionierenden Zustand.
Stell dir vor, Du hast einen Hafen ohne Schiffe. Unvorstellbar. Ein Schildbürgerstreich? Wieder so eine Investitionsruine? Mitnichten. Der Dortmunder Hafen musste sechs Wochen komplett auf Binnenschiffe verzichten (siehe »einundzwanzig« Ausgabe 2/19), blickt jetzt aber umso optimistischer in die Zukunft. Denn jedem Dortmunder ist nun klar: Eine doppelte Schleusenmöglichkeit in Henrichenburg muss her.
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Die trockengelegte Schleuse zeigte weitere Mängel, die nun 2020 behoben werden. Vorstand, Aufsichtsrat und Politik informierten sich vor Ort über die Bauarbeiten.


Die Alternative würde keinem Dortmunder gefallen. Rund 10.100 LKWs mehr zog allein die zurückliegende Vollsperrung der Schleuse nach sich. Eine immense Belastung für die Anwohner, enorme Kosten für die Hafenanlieger sowie langfristige Schäden für die Umwelt sind der Preis. Dagegen sind die geschätzten 60 bis 100 Mio. € für eine zweite Schleuse zu stellen. Doch mit der zunehmenden Bedeutung des internationalen Warenverkehrs, mit der Schlüsselposition von Dortmund in der Mitte Europas für die großen Handelsketten gibt es eigentlich keine Wahl. Auch die 5.000 Arbeitsplätze in den Hafenbetrieben sind wichtig genug, um hier zu handeln.
Immerhin wurden die umfangreichen Arbeiten an den Antrieben der Schleuse in Henrichenburg im knappen Zeitplan fertiggestellt. Auch der Sonderbetrieb per Hand wird kürzer ausfallen als geplant. Notwendig ist der manuelle Betrieb während der Nachtstunden, weil die ebenfalls komplett neue vollelektronische Steuerung noch programmiert und getestet werden muss. Denn die Schleuse wird ferngesteuert aus Duisburg betrieben. Hier sitzt das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt, welches auch für die turnusmäßigen Reparaturen der Schleusen zuständig ist.
Wasser und Zeit fordern ihren Tribut, auch 2020 muss die Schleuse für mehrere Wochen gesperrt werden, weil dann die Tore selbst noch einmal überarbeitet werden müssen. Der Dortmunder Hafen war mit Aufsichtsräten, Hafenanliegern, Ratsmitgliedern, Wirtschaftsförderern und Landtagsabgeordneten zu Beginn und zum Ende der eigentlichen Bauzeit vor Ort in Henrichenburg. Fazit des Hafenvorstands Uwe Büscher: „Die Verantwortlichen sowie die eingebundenen Firmen hier in Henrichenburg haben uns über die Arbeiten sehr gut ins Bild gesetzt und eine neue Vertrauensbasis geschaffen. Trotzdem wird natürlich jedem hier vor Ort auch klar, dass so ein Nadelöhr für den Logistik-Standort Dortmund keine Zukunftslösung sein kann.“ Deshalb engagieren sich die Hafenverantwortlichen weiter für eine zusätzliche Schleuse. Der Rat der Stadt Dortmund hat sich dafür schon ausgesprochen. Auch im NRW-Landtag ist das Thema mittlerweile angekommen und der umtriebige Dortmunder Hafen kann hier mit Blick auf den Rhein und den ständigen Strom der Binnenschiffe auch nicht ignoriert werden.
„Wir sprechen über den kleinstmöglichen ökologischen Fußabdruck von Warentransporten, da führt kein Weg am Schiff vorbei“, formuliert Uwe Büscher die Kernbotschaft. Und hat auch gleich ein zweites wichtiges Anliegen: Die eigentlich abrissbereite und zwischenzeitlich unter Denkmalschutz gestellte Brückenkonstruktion in Schwieringhausen muss aus der Wasserstraße genommen werden. Stattdessen müssten hier und am restlichen Kanal die Brücken neu und höher konstruiert werden, um dreilagige Containertransporte zu ermöglichen. Sonst hängt Dortmunds Zukunft irgendwann von ein paar rostigen Schrauben ab.