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»Upgrade« für die ÖPNV-Infrastruktur

Weichenstellung für die Zukunft: DSW21 will in den nächsten Jahren 34 Mio. € jährlich in die Infrastruktur investieren.

20 Mio. € investiert DSW21 in 2019 dafür, die Infrastruktur von Bus und Bahn zu erneuern. In den nächsten Jahren soll es noch mehr werden. Wofür das Unternehmen das Geld ausgeben will und warum öffentliche Fördermittel dabei unverzichtbar sind, erklärt DSW21-Verkehrsvorstand Hubert Jung im Gespräch.

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DSW21 gibt alleine im Jahr 2019 20 Mio. € für die Infrastruktur aus. Was steckt hinter dieser Zahl? Das klingt nach sehr viel Geld. Aber um Busse und Bahnen fahren zu lassen, braucht man nun einmal weit mehr als nur Fahrer und Fahrzeuge. Unsere Stadtbahnen bewegen sich auf rund 160 km Gleisen und über 300 Weichen. Sie fahren 124 Stadtbahnhaltestellen an. Auf 19 km fahren sie in Tunnelanlagen. Wir haben außerdem fünf große Stellwerke, viele Kilometer Fahrleitungen und Signale sowie Hunderte Videoschutzanlagen, Zugzielanzeiger und Lautsprecher. Dazu kommen fast 200 Fahrtreppen und rund 50 Aufzüge.

Und all das muss „in Schuss“ gehalten werden? All diese Anlagen müssen nicht nur gewartet und instandgesetzt, sondern jetzt auch erneuert werden. Ein großer Teil unseres Stadtbahnsystems stammt aus den frühen 80er Jahren und hat damit ein Alter erreicht, in dem einzelne Komponenten komplett erneuert werden müssen. Vieles, was im Stadtbahnbereich verbaut wird, ist zwar sehr langlebig, hat aber mittlerweile das Ende seiner Lebensdauer erreicht.

Nennen Sie doch mal Beispiele! Wir haben 189 Fahrtreppen, jede ist eine Maßanfertigung. Wir erneuern jährlich rund fünf davon und lassen uns das alleine in diesem Jahr 1,7 Mio. € kosten. Oder unser Schienennetz: Wir geben dieses Jahr 3,4 Mio. € nur für die Erneuerung von Gleisen und Weichen aus. Von diesen Maßnahmen bekommen unsere Fahrgäste häufig etwas mit, die meisten Erneuerungen laufen aber eher still im Hintergrund ab.

Bei den Investitionen geht es aber nicht nur um den Altersverschleiß, oder? Wir wollen die gestiegenen Anforderungen im Brandschutz und bei der Barrierefreiheit berücksichtigen und unseren Fahrgästen mehr Komfort bieten. So haben wir etwa bei der Erneuerung der Gleise an der Kampstraße mehr Geld ausgegeben, um die Gleise näher an den Bahnsteig zu legen. Oder bei den Gleisbauarbeiten am Wambeler Hellweg haben wir zusätzlich in ein sogenanntes Masse-Feder-System investiert, um die Schwingungen in den anliegenden Häusern zu vermindern. Schließlich sollen in den Wohnungen bei einer Vorbeifahrt unserer Stadtbahnen nicht die Gläser klingen.

Wie sind all diese Ausgaben finanziell zu stemmen? Wir haben immer wieder gesagt, dass die Ausgaben in die Infrastruktur nicht ohne eine ausreichende und zweckgebundene Förderung zu leisten sind. Deshalb haben wir uns sehr gefreut, als NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst

Hubert Jung, Verkehrsvorstand DSW21.

Mit der Förderzusage vom Land wird DSW21 nun die Erneuerung des Stellwerks Reinoldikirche zügig auf den Weg bringen.

Gute Nachricht für DSW21: NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst (l.) mit der Förderzusage an Verkehrsvorstand Hubert Jung (r.).

im Juli verkündet hat, dass 15 Verkehrsunternehmen insgesamt 1 Mrd. € für die Erneuerung der Stadt- und Straßenbahnnetze erhalten werden. 96 Mio. € davon werden bis 2031 an DSW21 fließen. Diese Zusage ermöglicht uns eine bessere Planungssicherheit für unsere Investitionen. So werden wir die rund 30 Mio. € schwere Erneuerung des Stellwerks Reinoldikirche, das für die Linien U42 und U46 zuständig ist, nun zügig auf den Weg bringen. Wir erhoffen uns dadurch eine größere Zuverlässigkeit auf der Strecke. Denn das steckt ja hinter all unsere Mühen: Dem Kunden eine noch bessere und verlässlichere Dienstleistung anbieten zu können.

Was hat DSW21 in den nächsten Jahren noch vor? Wir wollen unseren Fahrgästen weiterhin ein überzeugendes Angebot unterbreiten und uns in Bereichen wie Fahrgastinformation, Komfort und Barrierefreiheit weiter verbessern. Dafür wollen wir in den nächsten Jahren bis zu 34 Mio. € jährlich für die Infrastruktur ausgeben, das sind 2 % unseres Anlagenwertes von 1,7 Mrd. €. Die großen Projekte sind dabei: Die Erneuerung der

Infrastruktur

→ 20 Mio. €

Investitionen jährlich (zukünftig 34 Mio. €) → 1,7 Mrd. €

Anlagenwert → 5

Stellwerke → 163 km

Gleisanlagen → 331

Weichen → 19 km

Tunnel → 189

Fahrtreppen → 51

Aufzüge anderen vier Stellwerke im Stadtbahnbereich. Und dann sind da noch der Einstieg in die E-Mobilität und die Modernisierung und Erweiterung unserer B-Wagen-Flotte für rund 200 Mio. €. Letzteres stemmen wir übrigens komplett ohne Fördermittel des Landes.

Man kann das Thema Investitionen aber auch noch globaler sehen… Richtig. Der Nahverkehr ist ein zentraler Teil der Verkehrswende. Daraus ergibt sich unser Auftrag für die nächsten Jahre fast schon von selbst. DSW21 hat zwar jetzt schon eine der modernsten Busflotten NRWs und Bahnen, die zu 100 % mit Ökostrom unterwegs sind. Aber es gibt noch viele Bereiche, in denen wir uns sozusagen ein »Upgrade« verpassen wollen, bei der Infrastruktur wie bei den Fahrzeugen. Das werden wir gezielt angehen.

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