Einfach Bauen Zwei

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Schichtung oder Massiv Die immer komplexeren Anforderungen an die Gebäudehülle in Bezug auf Raumklimatisierung und Energiestandards führten in den letzten Jahrzehnten zu anspruchsvollen Wandaufbauten. Tragkonstruktion, Dämmung, Dichtung und Innenbzw. Außenverkleidung ergeben in ihrem Zusammenwirken ein auf den Einsatzzweck abgestimmtes Gesamtsystem. Eine einfache und überschaubare Konstruktion erleichtert hierbei den Bauprozess und spart Kosten. Gerade bei raumbegrenzenden Bauteilen wie den Außenwänden müssen auch die bauphysikalischen Faktoren berücksichtigt werden, um Schäden zu vermeiden. Grundsätzlich gibt es zwei konstruktive Ansätze: Das mehrschalige, additive Verfahren kombiniert unterschiedliche Materialien miteinander, die jeweils spezifische Anforderungen erfüllen. Das Hauptaugenmerk in der Ausführung liegt hierbei auf der konstruktiven Durcharbeitung der Fügungsdetails, der Durchdringungen und Anschlüsse. Der Raumabschluss kann durch Beplankungen, Verkleidungen oder Beschichtungen unabhängig von der darunterliegenden Konstruktion gestaltet werden. Schichten einer mehrschaligen, additiven Konstruktion, die mechanisch miteinander verbunden sind, lassen sich leicht wieder lösen. Sie sind somit revisionierbar, bei Bedarf austauschbar und einfacher zu recyceln. Bei Rahmen- und Skelettkonstruktionen, wie sie im Holz- oder Stahlbau üblich sind, kann die Dämmebene in der Tragwerksebene liegen, was die Gesamtstärke des Wandaufbaus verringert. Dies ist gerade bei den hohen Anforderungen der neuen Energieeinsparverordnung interessant, da hier um die geforderten Dämmwerte zu erreichen, leicht große Wandstärken zustande kommen, was einen Verlust an Nutzfläche bedeutet. Bei einer flächigen Tragstruktur aus Beton oder Mauerwerk liegen Trag- und Dämmschicht hintereinander, die Dämmstärke addiert sich zum statischen Querschnitt. Der zweite Ansatz beruht auf einer einschaligen, massiven Konstruktion, bei der ein und dasselbe Bauteil durch seine spezifischen Eigenschaften sowohl die tragenden als auch die bauphysikalischen Anforderungen erfüllt. Wird ein Bauteil aus nur einem Material konstruiert, minimieren sich die Schnittstellen und Anschlüsse zu anderen Gewerken und somit die Fehlerquellen. Wenn das gewählte Material zugleich auch sichtbarer Raumabschluss ist, gewinnt jedoch die Ausführungsqualität der Oberfläche stark an Gewicht. Massive, einschalige Konstruktionen besitzen meist eine große Wandstärke, da die Dämmwirkung, die durch Porosität bzw. geringe Rohdichte erzeugt wird, die Tragfähigkeit des Materials mindert. Einschalige Konstruktionen lassen sich aus Dämmbeton, Wärmedämmziegeln, Massivholzelementen oder auch Lehm herstellen. Dämmbeton – auch Leichtbeton genannt – ist Konstruktion und Dämmung in einem und ermöglicht deshalb vereinfachte Bauabläufe und eine dadurch verkürzte Bauzeit. Poröse Zuschlagstoffe wie Blähton oder Schaumglasschotter bringen zusätzlich dämmende Poren in das Material ein. Die Wärmeleitfähigkeit des Baustoffs ist abhängig von seiner Rohdichte, in diesem Fall also vom jeweiligen Mischungsverhältnis des Betons. Mike Schlaich entwickelte im Rahmen seiner Professur an der TU Berlin zusammen mit Mohamed El Zareef für sein Wohnhaus einen extrem leichten Beton, dessen Trockenrohdichte unter 800 kg/m3 liegt. Dieser sogenannte Infraleichtbeton mit Blähtonzuschlag erreicht eine

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