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Suchen kann Nervenkitzel sein

Suchen kann Nervenkitzel sein

Auch ich bin ein Sucher. Stundenlang laufe ich an Stränden entlang auf der Suche nach Dingen, die mich ansprechen und die ich für meine kleinen Kunstobjekte gebrauchen kann. Besonders wertvoll sind hierbei auch verrostete Eisenteile. Meine Suche ist oberirdisch, aber häufi g treff e ich Menschen, die mit einer Sonde Metallgegenstände unter der Erde suchen. Was treibt diese Menschen an und was fi nden sie bei ihrer Suche?

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Ich freue mich einen Homberger kennenzulernen, der das Sondeln zu seinem Hobby gemacht hat. Markus Schirmer lebt seit 2019 in Homberg in einem Haus direkt an einem Feld. Auch die Suche nach diesem Haus war ein Glücksfall. Bis 2016 lebte die Familie mit zwei Kindern in Mettmann. Aus berufl ichen Gründen zog es sie nach San Antonio in Texas, wo eine kleine Amerikanerin geboren wurde. Das Leben in der Sonne von Texas war eine tolle Erfahrung für die ganze Familie, aber nach drei Jahren musste man sich entscheiden: Zurück in die alte Heimat oder sesshaft werden in Übersee. Man entschied sich, auch das ein Glücksfall angesichts COVID-19, für die Rückkehr und es gelang tatsächlich aus dem fernen Amerika ein Haus in Homberg als Bleibe zu fi nden. Nur wenige Tage nach dem Umzug wurde zudem ein kleiner Homberger geboren. Auch wenn bei deutschem Schmuddelwetter noch gelegentlich Sehnsucht nach der texanischen Sonne aufkommt, fühlt sich die Familie in Homberg sehr wohl.

Was für Herrn Schirmer fehlte, war ein Hobby, bei dem sich der Wunsch nach Ruhe und Entspannung in der Natur mit etwas Nervenkitzel verbinden lässt. Eigentlich wollte Herr Schirmer Archäologe werden, der Maschinenbau war nur die sicherere Option gewesen. Da lag es auf der Hand, alte Träume aufleben zu lassen und auf Schatzsuche nach Altertümern zu gehen. Ein mögliches Suchgebiet sind die Homberger Felder direkt vor seiner Haustür. Doch die Verwirklichung dieses Traums erwies sich schwieriger als gedacht, ist in Deutschland doch immer mit bürokratischen Hürden zu rechen.

Für Herrn Schirmer ist es ganz wichtig, sich an gesetzliche Regeln und Vorschriften zu halten und nicht wie viele andere als 'illegaler Wildsondler' unterwegs zu sein. Also belegte er erst einmal einen Kurs des LVR Amts für Bodendenkmalpfl ege, mit dem Ziel eine Bescheinigung zu erhalten, mit der er befugt ist auf unbebauten Feldern, auf denen keine Baudenkmäler zu erwarten sind, zu sondeln. Doch auch mit dieser Bescheinigung darf man nicht einfach lossondeln, vielmehr muss zunächst eine Freigabe der oberen Denkmalbehörde des Kreises erfolgen.

Herr Schirmer stellte also eine Karte zusammen mit den Bereichen, wo er gerne auf Suche gehen würde. Besonders interessant sind dabei Stellen an denen früher Wege oder alte Gehöfte waren. Um das herauszufi nden gibt es hervorragende digitale Hilfsmittel. Das Denkmalamt hatte keine Einwände gegen seine Gebiete und erstellte gegen eine Gebühr eine Sondelfreigabe für ein Jahr. So einfach loslegen kann er nun noch immer nicht, denn die Eigentümer der Felder müssen eine Betretungserlaubnis geben. Aber woher weiß ein einfacher Homberger Neubürger, welches Feld welchem Bauern gehört? Die Methode auf traktorfahrende Landwirte zu lauern und diese anzusprechen ist sehr zeitaufwendig und hilft nur bedingt weiter. Aus diesem Grund hat er bisher überwiegend auf Spielplätzen gesondelt. Dafür braucht man nämlich keine Genehmigung.

Daraus hat sich sogar eine Zusammenarbeit mit der Stadt Ratingen entwickelt und er wird gerufen, wenn Gefahr im Verzug ist. Auf die Dauer sind Spielplätze aber ein langweiliges Revier. So kam Herr Schirmer auf die Idee durch einen Aufruf im Homberger die Landwirte direkt anzusprechen und um ihre Zustimmung zu bitten. Sie können ihn telefonisch unter 0172 2429666 oder per email unter markus. schirmer2909@gmail.com erreichen.

Die Freigabe des Denkmalamts hat Herr Schirmer für fast alle Felder auf der abgedruckten Karte. Gerne würde er aber in Zukunft auch auf anderen Feldern suchen. Es ist für ihn selbstverständlich, dass er nur abgeerntete Felder betritt und keinen Schaden anrichtet. Die Landeigentümer hätten den Vorteil, dass die Felder von Metallgegenständen gesäubert werden. Sondengänger sind verpfl ichtet wertvolle Funde zu melden. Sollte Herr Schirmer einmal wirklich etwas Wertvolles fi nden, stünde dem Eigentümer des Grundstücks die Hälfte der Entlohnung zu, die der Finder von der Denkmalbehörde für seinen Fund bekommen würde. Darüber hinaus wäre es, für Landwirte doch sicher interessant Kenntnis von einem historischen Fundstück auf ihrem Land zu haben. Herr Schirmer träumt davon, einmal eine alte Goldmünze zu fi nden. Bis jetzt war sein wertvollster Fund ein österreichischer Kreuzer aus dem Jahr 1800. Wie dieses Geldstück wohl in den Homberger Boden gelangt ist?

Petra Baierl

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