Mit Pinsel und Feder

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Degerloch, ein Schmuckstück der Landeshauptstadt, erfreut Besucher und Bewohner mit vielen besonderen Attributen: Degerloch ist der am höchsten gelegene Stuttgarter Stadtbezirk und bietet das größte zusammenhängende Sport- und Erholungsgebiet der Region, eingebettet zwischen Wald und Reben. Mit seinem in ganz Deutschland bekannten Wahrzeichen, dem Fernsehturm, dem Naherholungsgebiet Ramsbachtal, dem Marktplatz und seinem teilweise bis zum heutigen Tag erhaltenen dörflichen Charakter inspiriert der Ort viele Künstler zu kreativer Auseinandersetzung. Der Bildband „Degerloch – Mit Pinsel und Feder“ zeigt die Werke von über 30 Künstlern in einer bislang einzigartigen Dokumentation. Manche von ihnen zählen zu bekannten Protagonisten der Kunstszene, doch präsentiert der Band auch weniger bekannte Malerinnen und Maler. Gemeinsam aber ist allen eine emotionale Nähe zu diesem Stuttgarter Stadtbezirk. Es ist ein Privileg der Kunst, die Realität mit den ihr eigenen Mitteln zu zeigen. „Degerloch – Mit Pinsel und Feder“ eröffnet Einblicke in längst Vergangenes, eine vielleicht neue Sicht auf bereits Bekanntes oder gar die Entdeckung von Unbekanntem.


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Herausgegeben von Stephan Hutt Texte von Simone Rohe

EIN KÜNSTLERISCHES PORTRÄT


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IMPRESSUM © hutt.verlag – 2006 Unterhäuser Straße 1 70597 Stuttgart-Degerloch www.hutt-verlag.de Redaktion Simone Rohe Lektorat Iris Beck, Wolfgang Bernhardt Gestaltung Carolin Wachter Fotos Simone Rohe, Ursula Leippe, Stephan Hutt Reproduktionen Fotowerkstatt + Galerie Norbert Nieser Stuttgart-Degerloch Bildbearbeitung Dieter Veit Druck Offizin Chr. Scheufele Stuttgart-Degerloch Titelbild Christel Wandel, „Rapsfeld“

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck sowie Vervielfältigung oder Verbreitung gleich welcher Art, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages. ISBN 3-939327-19-0 ISBN 978-3-939327-19-6


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Walter Schimpf

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Wolfgang Bรถhm

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Michael Dirk

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Ida Kerkovius

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Karl Gerok

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Tell Geck

34

Frauke Bruckmann

36

Irma Appl

42

Arnold Frech

46

Christel Wandel

54

Axel Spellenberg

62

Hermann Schreiber

68

Margret Steinhauer

74

Susanne Hutt

80

Marianne Hintz

86

Robert Fรถrch

90

Sigrid Kuhn

96

Manfred Oesterle

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Rolf Armbruster jr.

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Aquilina Boes

112

Christa Uebelmeร er

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Christof Matz

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Eugen Kucher

130

Fritz Thumm

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Annemarie Dรถppner

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Christiane Neuffer

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Lothar Reinhard

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Dieter Stradinger

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Horst Bulling

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Heide Gรถller

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WEITERE ANSICHTEN Fernsehturm Marktplatz Ramsbachtal

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Facettenreicher Stadtbezirk Der vorliegende Bildband „Degerloch – Mit Pinsel und Feder“ zeigt unseren Stadtbezirk in einer bemerkenswerten und zugleich einzigartigen Kombination und Darstellung. Die künstlerische Äußerung sucht oft den unbegrenzten Freiraum, vorliegend ist der Fokus aber auf den abgrenzbaren Raum Degerloch gerichtet. Die scheinbaren Polaritäten zeigen bei näherer Betrachtung eine wunderbare Ergänzung und Erklärung. Degerloch, am höchsten gelegener und für viele Bürger der facettenreichste Stuttgarter Stadtbezirk, scheint für alle hier vertretenen Künstlerinnen und Künstler Heimat geworden zu sein. Heimat als Wohnort, Heimat als Ort des künstlerischen Wirkens und Heimat als Zentrum einer emotionalen Geborgenheit. So kann sich die Gemeinsamkeit der hier vertretenen Kreativen über alle Generationen und über alle Grade künstlerischer Herkunft hinweg herstellen und bündeln lassen. So wie der österreichische Bildhauer Alfred Hrdlicka immer wieder behauptet, er sehe im rohen Stein bereits die fertige Figur vor dem Beginn der Arbeit, so könnte die Heimat Degerloch den unterschiedlich künstlerisch Schaffenden die Sicherheit gegeben haben, im Ergebnis ein besonderes Exponat einer intensiven Hingabe und Nähe zum Stadtbezirk in Händen zu halten. Kunst und künstlerischer Ausdruck macht sich nicht nur am Werk alleine, sondern vielfach am geistigen, sozialen, politischen und kulturellen Umfeld fest. Kunsthistoriker stellen in den Raum, dass die Zeit oder der Ort Ursache und der Künstler Medium seien. Wage ich also die Anwendung dieser These auf Degerloch, so stelle ich fest, dass die Besonderheit und der Charakter unseres Stadtbezirkes katalytisch auf Menschen einwirkt, die sich künstlerisch betätigen wollen und können. In dieser Tatsache sehe ich auch als Bezirksvorsteherin meine Aufgabe darin, Sorge für ein Umfeld zu tragen, das Menschen Anregungen zu künstlerischen Darlegungen in allen Schattierungen ermöglicht. Ich freue mich über dieses wunderschöne Buch. Es steht in seiner Qualität für sich und ist in gleicher Weise eingebunden in das Gemeinwesen unseres Stadtbezirkes Degerloch.

Brigitte Kunath-Scheffold

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Brigitte Kunath-Scheffold Bezirksvorsteherin von Degerloch


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Reizvolle Mischung

Rainer Wehr Galerist und Maler aus Degerloch

Als „schönsten Stadtbezirk Stuttgarts“ bezeichnen viele Kenner Degerloch. Was liegt daher näher, als diesen historischen Luftkurort, dessen dörflicher Charakter teilweise erhalten blieb, künstlerisch darzustellen? Das vorliegende Buch „Degerloch – Mit Pinsel und Feder“ zeigt nun in einer einzigartigen Gesamtschau erstmals Werke mit Degerlocher Motiven von über 30 Malerinnen und Malern. An der Herstellung von „Degerloch – Mit Pinsel und Feder“ waren überwiegend Degerlocher beteiligt. Das macht dieses Buch zu einem besonderen Zeugnis für den Stadtbezirk. Es freut mich, dass hier unter anderem namhafte Vertreter der Kunstszene wie Ida Kerkovius, Tell Geck, Eugen Kucher, Manfred Oesterle, Robert Förch oder Walter Schimpf präsentiert sind. Daneben werden aber auch (noch) weniger bekannte Maler vorgestellt, deren Bilder den Stadtbezirk in treffender Weise darstellen. Als Galerist aktueller Kunst erscheint mir gerade diese Mischung besonders reizvoll. Sehr informativ sind auch die unterschiedlichen Mal- und Zeichentechniken von Öl und Acryl über Aquarell bis zu Radierungen und Batik. Längst vergangene Ansichten, wie etwa in den Werken eines Eugen Kucher oder Walter Schimpf, lassen Degerloch in historischer Dimension wiedererstehen. Dabei haben die Künstler markante Motive wie Fernsehturm, Wochenmarkt, Rathaus, Ramsbachtal oder die Weinberge am Scharrenberg in vielfältiger Weise zu Papier gebracht. Immer wieder entdeckten sie aber auch neue, „ungesehene“ Sujets und interpretierten sie auf ihre individuelle Art. Ich wohne nun schon seit 46 Jahren in Degerloch. In dieser Zeit hat sich unser Stadtbezirk immer wieder verändert und gewandelt, manchmal in überraschender Weise, und sicherlich werden viele Degerlocher beim Betrachten der Bilder neue Formen und Farben entdecken. Natürlich reicht das Schaffen vieler Künstler weit über Degerloch hinaus, befasst sich mit anderen Regionen, aber auch mit gesellschaftskritischen, philosophischen oder rein abstrakten Inhalten. Das vorliegende Buch beschränkt sich bewusst auf eine ästhetische Beschreibung und künstlerische Auseinandersetzung mit Degerloch. Es möchte Bewohnern und Besuchern vertraute und neue Ansichten vermitteln und lädt zu einem visuellen Streifzug durch Degerloch mit den Augen der Künstler und Künstlerinnen ein. Und das ist in überzeugender Weise gelungen.

Rainer Wehr

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Geboren 1928

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Heimatverbunden ist Walter Schimpf mit ganzem Herzen. Zeit seines Lebens hat sich der 1928 in Leinfelden geborene und aufgewachsene Kunstmaler mit seiner schwäbischen Heimat beschäftigt. Zu den bekanntesten Werken zählen dabei die „Filderbilder“, die das ehemals bäuerlich geprägte Leben in den einzelnen Ortschaften so zeigen, wie er es selbst noch erlebt hat. Der Künstler schuf überdies viele Wandbilder für Gebäude in Nürnberg, Frankfurt und Zürich sowie für die Auferstehungskirche und die Peter-und-Paul-Kirche in Leinfelden. Von Kindheit an war die Malerei Walter Schimpfs großer Traum: „Kleine Kinder malen alle. Ich habe lediglich nicht mehr damit aufgehört.“ 1943 absolvierte er zunächst eine Lehre als Elektromechaniker, weil in diesen Zeiten für Kunst kein Platz war. Anschließend erlernte der Leinfeldener das Malerhandwerk in Möhringen. Es folgten zwei Semester an einer Freien Kunstschule, schließlich acht weitere an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart. 1963 erhielt der Maler einen Lehrauftrag an der Staatlichen Hochschule für freie und angewandte Kunst in Istanbul. „Die Stadt ist großartig. Ich erlebte dort viel Schönes mit Menschen“, erinnert sich Walter Schimpf an seinen siebenjährigen Aufenthalt am Bosporus. Zurück aus der türkischen Metropole, richtete der „Emigrant“ den Blick auf die heimische Umgebung. Sein Ziel: die komplette Fildergegend zu malen. „Deshalb bin ich in alle umliegenden Dörfer gekommen, um mir ein möglichst genaues Bild und viele Skizzen zu machen“, blickt er zurück. In Degerloch zeugen zwei Wandbilder im Gasthaus zum Hirsch in der Epplestraße, die der ehemalige Wirt Adolf Mack in Auftrag gegeben hatte, von Walter Schimpfs Können. Motive hat er noch viele in seinen Skizzenbüchern: „Wenn ich das alles malen wollte, müsste ich weit über 100 Jahre alt werden“, lacht der Künstler.


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Fernsehturm – Blick über die Filder, 2000, Öl auf Leinwand, 70 x 100 cm

Degerloch 1929, 2000, Öl auf Leinwand, 80 x 100 cm

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Zahnradbahn, 1997, テ僕, Wandgemテ、lde, 106 x 175 cm

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Degerloch 1923, 1997, テ僕, Wandgemテ、lde, 100 x 190 cm

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Geboren 1929

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Sein Kunstlehrer Julius Hieber am Schickhardt-Gymnasium im Stuttgarter Süden brachte ihm die Grundbegriffe der Kunst nahe und weckte seine Liebe zur Malerei. „Sonst hätte ich beruflich vielleicht etwas ganz anderes gemacht“, zieht der Degerlocher Grafiker Wolfgang Böhm seine persönliche Bilanz. Die berufliche Laufbahn des Künstlers begann mit einer Ausbildung zum Plakatmaler. „Vom Preisschildchen bis zum Riesentransparent am Königsbau haben wir damals alles gemacht“, berichtet der Vater von zwei Kindern. 1975 kam Wolfgang Böhm zur Werbefirma Reinhardt, für die er bis zu seiner Pensionierung arbeitete. In seiner Eigenschaft als Grafiker beherrschte Wolfgang Böhm viele Schriftarten, fertigte beispielsweise Firmenlogos, Prospekte, riesige Werbeplakate oder Urkunden in gotischen Lettern. „Zu dieser Zeit hat man noch alles, was heute am Computer passiert, von Hand gezeichnet“, erinnert sich der Künstler. Wolfgang Böhm hat in seiner Freizeit schon immer gemalt. In seinem Wohnzimmer in der Pfullinger Straße fallen sofort zahlreiche skurrile Flugobjekte ins Auge, die er gezeichnet und teilweise als Modell gebaut hat. „Vermutlich könnten die alle gar nicht fliegen“, erzählt der Künstler augenzwinkernd. Vielleicht erklärt seine frühere Leidenschaft fürs Segelfliegen die Vorliebe für dieses Sujet. Ansonsten ist der Degerlocher, was Motivwahl und Maltechniken betrifft, sehr vielseitig. Immer wieder zeigt Wolfgang Böhm in seinen Werken seine unmittelbare Umgebung, etwa die Brücke im Ramsbachtal oder den Eugen-Kucher-Weg, an dessen Einweihung er 2001 teilnahm. Alle seine künstlerischen Fertigkeiten erarbeitete er sich im Übrigen autodidaktisch. Anregungen für seine Bilder mit Degerlocher Motiven gab ihm auch der im Stadtbezirk ansässige Historiker und Publizist Gerhard Raff. Vor einigen Jahren beteiligte sich Wolfgang Böhm an einer Ausstellung im Gewölbekeller des Helene-Pfleiderer-Hauses. Neben der Malerei pflegt der Grafiker eine weitere Leidenschaft, die große Liebe fürs Detail erfordert: den Modelleisenbahnbau.


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Michaelskirche in Degerloch – Ansicht vom Raff’schen Garten, 2002, Öl auf Papier, 90 x 65 cm

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Ramsbachbrテシcke I, 1992, テ僕 auf Karton, 42 x 42 cm

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Ramsbachbrテシcke III, 2001, テ僕 auf Karton, 42 x 42 cm

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Brテシcke im winterlichen Ramsbachtal, 2002, テ僕 auf Karton, 21,5 x 29,5 cm

Degerloch, 2002, Tusche mit Wasserfarben, 21 x 29,7 cm

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Pavillon im Raff’schen Garten – Degerloch, 2002, Öl auf Karton, 48 x 48 cm

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Geboren 1946

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„Genial. Das hätte ich schon viel früher machen sollen. Aber wenn man eine Familie und einen gewissen Lebensstandard hat, gerät die Kunst zu einer ziemlichen Achterbahn“, weiß Michael Dirk. Seit 1984 arbeitet Michael Dirk, der mit bürgerlichem Namen Peter Michael Röhrborn heißt, als freischaffender Künstler. Bereits 1974 fand seine erste öffentliche Ausstellung statt, dem Kunstbetrieb hat er sich demnach schon lange verschrieben. Sein neuestes Steckenpferd: der höfische Roman „Parzival“, den Wolfram von Eschenbach um das Jahr 1200 verfasste. In fast klösterlicher Zurückgezogenheit hat der ehemalige Degerlocher dieses epochale Werk aus dem Mittelhochdeutschen übersetzt, den Text von Hand auf Büttenpapier geschrieben und illustriert. Seine stahlblauen Augen leuchten, wenn er von Parzival erzählt, der ihn schon als Kind faszinierte. Ursprünglich war Michael Dirk Plakatmaler. Gelernt hat er diesen mittlerweile ausgestorbenen Beruf von dem Stuttgarter Kunstmaler Walter Traub. 1964 bannte er beispielsweise den Western-Klassiker „Die glorreichen Sieben“ in Farbe aufs Papier. In seinem Atelier in der Rosenbergstraße im Stuttgarter Westen beschäftigt sich der langjährige Wahl-Degerlocher, der heute in Tamm lebt, mit Aquarellen, Ölbildern, Siebdruck sowie Bleistiftzeichnungen. Fünf Jahre lang wohnte Michael Dirk im Obergeschoss seines Kunsthandwerkergeschäfts in der Karl-Pfaff-Straße. Damals sah man ihn öfters auf Degerlocher Straßen und Plätzen, wenn er Alltagsszenen und Wahrzeichen des Stadtbezirks wie Epplestraße, Michaelskirche oder Zahnradbahn zeichnete. Im Laufe seiner künstlerischen Entwicklung wandte sich der Vater zweier Söhne immer mehr der sogenannten „konkreten Kunst“ zu, die den Bildinhalt auf Linie, Farbe und Fläche reduziert. „Ich bin ein wissenschaftlich angehauchter, geometrischer Mensch“, lautet Michael Dirks Eigenbeschreibung. Und was bedeutet ihm die Malerei? „Sie ist der wichtigste Bestandteil meines Lebens. Durch sie habe ich gelernt, sehr scharf zu beobachten und aus dem zu lernen, was um mich herum ist.“


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Felix-Dahn-Straße – Fernsehturm, 1982, Bleistift, 23 x 20 cm

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Zahnradbahn, 1982, Bleistift, 20 x 25 cm

Marktplatz, 1982, Bleistift, 21 x 28 cm

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Michaelskirche, 1982, Bleistift, 25,5 x 18 cm

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Epplestraße, 1984, Bleistift, 26 x 27 cm

Silberpappel im Silberpappelweg, 1984 Bleistift, 23,5 x 19 cm

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Karl-Pfaff-Straße, 1982, Bleistift 27 x 20 cm Nägelestraße, 1984, Bleistift 26,5 x 18 cm


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Ramsbachtal, 1984, Bleistift, 18 x 27,5 cm

Obere Weinsteige – Jugendhaus, 1984, Bleistift, 20,5 x 25 cm

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„Ritter“, 1984, Bleistift, 24 x 33 cm

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Waldspielplatz, 1984 Bleistift, 22,5 x 20 cm

Dornhalde, 1984 Bleistift, 19 x 27 cm

Straßenbahn-Depot, 1984 Bleistift, 19,5 x 25 cm

Kleine Falterstraße, 1984 Bleistift, 19 x 21,5 cm

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1879 – 1970

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Im Garten der Nägelestraße 5 staunten Passanten Ende der 40er-Jahre immer wieder über zum Trocknen aufgehängte, bunt gefärbte Wollstränge. Hier wohnte in einem kleinen Häuschen (Bild unten) seit 1945 die Künstlerin Ida Kerkovius, die sich neben der Malerei auch der Teppichweberei verschrieben hatte. Der Kaufmann Erich Schurr, der selbst malte und Künstler unterstützte, hatte der gebürtigen Deutschbaltin aus Riga das provisorische Quartier zur Verfügung gestellt, nachdem sie 1944 in ihrer Wahlheimat Stuttgart ausgebombt worden war. Bereits 1902 hatte Ida Kerkovius bei Adolf Hölzel, später emeritierter Kunstprofessor und Maler, fünf Monate lang Kunstunterricht in Dachau genommen. „Schon als Kind lebte die Sehnsucht nach künstlerischer Gestaltung in mir“, erinnerte sie sich später. Seit Adolf Hölzel 1919 aus gesundheitlichen Gründen nach Degerloch gezogen war, besuchte die Tochter eines Gutsbesitzers seine sogenannten Sonntagsgesellschaften, an denen unter anderem die damals ebenfalls im Stadtbezirk ansässigen Künstlerinnen Maria Lemmé und Lily Hildebrandt teilnahmen. „In ihren Bildern verband sie Hölzels Streben nach absoluten Bildharmonien mit leuchtenden Farben, einer flächigen Komposition und lyrischen Stimmungen“, beschreibt Gerhard Leistner, Sammlungsleiter und Ausstellungskurator vom Kunstforum Ostdeutsche Galerie in Regensburg, das Werk von Hölzels Meisterschülerin. Auch die späteren Begegnungen mit Paul Klee, Wassily Kandinsky, Oskar Schlemmer und Johannes Itten haben sie geprägt. Das Schaffen der Degerlocher Künstlerin umfasst eine breite Palette an Stilrichtungen und Techniken wie Pastelle, Aquarelle, Ölgemälde, Zeichnungen, Webarbeiten und Serigrafien. „Ich bekenne mich zu keiner Kunstrichtung“, so ihre Philosophie, „sondern bin immer bestrebt wie am Anfang meiner Entwicklung, den Gefühlen, die in mir leben, Gestalt, Qualität und Ausdruck zu geben, sei es im Bild oder im angewandten Werke.“ Einige wenige Bilder zeigen Motive aus ihrem Wohnort, so etwa der „Garten (Schurr) in Degerloch“ aus dem Jahr 1948. Schon früh beteiligte sich Ida Kerkovius an Ausstellungen im Stadtbezirk und bereicherte die örtliche Kunstszene in überragender Weise. „Ida Kerkovius war Stuttgart und Degerloch sehr verbunden“, blickt Elisabeth Krause, die Frau von Ida Kerkovius’ Neffen Heinz, zurück auf eine herausragende Künstlerin.


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Garten (Schurr) in Degerloch, 1948, Pastell, 47 x 65 cm

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Neue Weinsteige, um 1960, Aquarell auf Papier, 30,5 x 43 cm

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Geboren 1928

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Muss man bei solch einer Aussicht nicht fast zwangsweise irgendwann zur Malerei finden? Vom Haus seines Großvaters in der Josefstraße hat Karl Gerok einen grandiosen Blick über Stuttgart, den Haigst und den Scharrenberg. Von dieser Umgebung ließ er sich inspirieren und malte häufig sein unmittelbares Lebensumfeld. Auch die Aussicht aus seiner ehemaligen Arztpraxis in der Epplestraße in Richtung Rubensstraße hat er in einem Bild festgehalten. Angeregt dazu hatte ihn die Geometrie der Dächer. „Primär ist für mich die Liebe zum Objekt, und an Degerloch hänge ich sehr“, sagt der pensionierte Gynäkologe, der den Stadtbezirk nur während der kriegsbedingten Verlagerung seiner Schule nach Biberach, während der Einberufung als Flakhelfer und für sein Medizinstudium verließ. Oft ist bei Künstlern von Schaffensphasen die Rede. Die Schaffensphase des Degerlochers lag hauptsächlich in den 70er-Jahren, als er sich intensiv mit Kunst und Malerei befasste. „In dieser Zeit ging ich ständig zu Auktionen, hatte eine ungeheure Freude an Bildern“, erinnert sich Karl Gerok. Seine Liebe galt den schwäbischen Impressionisten, darunter Otto Reiniger, Karl Schickhardt und Erwin Starker. Auch sich selbst bildete er in Sachen Kunst weiter, besuchte Aquarell- und Gouachekurse an der Volkshochschule, später nahm er Unterricht bei der Künstlerin Leonie Berg im Asemwald. Inzwischen malt der Degerlocher nur noch selten. „Vielleicht liegt das auch daran, dass ich nicht mehr so gut sehe und die Optik sich ändert“, sagt der Verehrer des deutschen Schriftstellers und Nobelpreisträgers Thomas Mann. Trotzdem: Hin und wieder greift Karl Gerok gemeinsam mit den Enkelkindern zum Pinsel und malt, ihnen zuliebe, vor allem Delfine.


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Lerchenrainweg im Hahnwald bei der Kreuzung SchieĂ&#x;bahn- und Dornhaldenweg, 1980, kolorierte Federzeichnung, 23 x 17 cm

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Blick von der Epplestraße 22 B zur Rubensstraße, 1976, Gouache, 34,5 x 47 cm

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Löwenstraße, 1974, Gouache, 28,5 x 25 cm

Blick von Degerloch über Haigst und Scharrenberg nach Stuttgart-West, 1975, Gouache, 34 x 24 cm

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1894 – 1986

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„So oder so / Kommt man zum Ziel! Das Wichtigste ist, dass man ein gutes Ziel hat und ihm immer zustrebt. Dein Onkel Tell“ – diese Worte schrieb der Maler und Cellist Tell Geck im Herbst 1947 der damals elfjährigen Degerlocherin Doris Neu, mit deren Familie die Gecks befreundet waren, ins Poesiealbum. Diesem Credo blieb auch er selbst mit seiner humanen Weltanschauung ein Leben lang treu, was nicht immer einfach war. 1894 in Offenburg als Sohn des Verlegers und Reichstagsabgeordneten Adolf Geck geboren, benannte ihn der Vater nach Schillers helvetischem Freiheitshelden Wilhelm Tell. Bald schon offenbarte sich die künstlerische Begabung Tell Gecks, weshalb er Glasmalerei, Emailletechnik und Dekorationsmalerei lernte. Nach vierjährigem Sanitätsdienst im Ersten Weltkrieg kam Tell Geck 1919 an die Stuttgarter Akademie der Bildenden Künste, wo ihn unter anderem Robert Poetzelberger und Heinrich Altherr unterrichteten. Altherr beeinflusste ihn mit seiner „strengen Komposition, der Monumentalität der reduzierten Form, der klaren räumlichen Gliederung und der zurückgehaltenen, vereinfachten Palette“, so Eugen Keuerleber, ehemaliger Leiter der Städtischen Kunstsammlung,pp in einer Rede zum 100. Geburtstag von Tell Geck. Während seiner siebenjährigen Studienzeit in der Landeshauptstadt wurde der Künstler Mitglied der Stuttgarter Sezession und stellte mit ihr 1923 zum ersten Mal im Württembergischen Kunstverein aus. 1933 erteilten die Nationalsozialisten Tell Geck Berufs- und Ausstellungsverbot. So vertiefte er nun seine Liebe zur Musik und studierte in Basel Cello. Fortan verdiente er seinen Lebensunterhalt als Musiklehrer. 1937 heiratete er seine Verlobte Leni Braun und bezog mit ihr eine Wohnung auf dem Haigst. Die Aussicht auf den Stuttgarter Talkessel inspirierte ihn zu zahlreichen Gemälden im Wechsel der Jahreszeiten. Nach dem Zweiten Weltkrieg bestimmte die abstrakte Malerei das Kunstgeschehen. Tell Geck blieb allerdings seinem „expressiven Realismus“ treu, unternahm nach wie vor Studienreisen und beteiligte sich an Ausstellungen. In Degerloch organisierte er viermal die so genannten „Osterschaufenster“ in der Albschule. Seinen Lebensabend verbrachte der Maler zusammen mit seiner Frau in einem Möhringer Seniorenheim. Noch heute erinnert der Tell-GeckWeg im Hoffeld an die „noble Künstlerpersönlichkeit“, wie Eugen Keuerleber den Wahl-Degerlocher charakterisierte.


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Winter auf dem Haigst, um 1960, テ僕 auf Pressspan, 41,7 x 29,3 cm

Blick テシber die Stadt vom Haigst her, 1967, テ僕 auf Leinwand, 22 x 30 cm

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Geboren 1933

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Frauke Bruckmann findet ihre Motive in den vielfältigen Erscheinungsformen des Naturkreislaufs, zum Beispiel in unbehausten, trockenen Landschaften, in Steinbrüchen und Trockenmauern, aber auch im Blühen und in der Vergänglichkeit. „Darin ist alles enthalten: In Geologie, in Strukturen und Lebensformen steckt die ganze Menschheitsgeschichte“, sagt die Mutter von drei erwachsenen Kindern. Ihre ostholsteinische Heimat, aus der die Frau des ehemaligen Stuttgarter Baubürgermeisters Hansmartin Bruckmann vor mehr als 50 Jahren zum Studium nach München und Berlin aufbrach, hat schon sehr früh ihren Blick für das Zusammenspiel von Himmel und Horizont geschärft. Als bevorzugtes künstlerisches Ausdrucksmittel benutzt die studierte Architektin und Malerin die ursprünglich aus dem ostasiatischen Raum stammende Batiktechnik. Das zeitaufwändige Verfahren der Wachsreservetechnik mit aufeinanderfolgenden Färbevorgängen erfordert zur Realisierung einer Bildidee eine disziplinierte Vorstellungskraft, bei der man einzelne Farbstufen in nicht mehr umkehrbarer Abfolge einplant. Spätere Korrekturen sind nicht mehr möglich. Frauke Bruckmann, die seit 1974 in Degerloch lebt, geht es nicht um abbildgenaue Darstellungen, sondern vielmehr um Ergründung dessen, was unter der Oberfläche der Dinge liegt: „Meine Erinnerungsbilder von Landschaften und Gärten kommen aus einem Sediment vieler Schichten von Eindrücken aus einer ganzen Reihe von Jahren.“ In ihren Bildern wird immer wieder die Verbindung zu ihrem erlernten Beruf sichtbar: Die Künstlerin entwickelt ihre Sujets aus dem Strukturellen heraus, wobei sie insbesondere die Gliederung der Bildebenen, die Führung der Diagonalen, die Entwicklung von Proportionen und Spannung betont. Seit Jahren engagiert sich Frauke Bruckmann ehrenamtlich in einer Vielzahl künstlerischer Gremien und Organisationen für die Förderung von Kunst und Künstlern.


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Im Bosperwald, 1994, Batik, 100 x 80 cm

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Nテ、chtlicher Blick von der Neuen Weinsteige, 1976, テ僕 auf Leinwand, 30 x 42 cm

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Das „Esslinger Spitz“ im Ramsbachtal, 1984, Aquarell, 24 x 35 cm

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Der Haigst, 1977, Linol, 22 x 30 cm

Blick auf den Scharrenberg, 1981, Batik, 50 x 70 cm

Aussicht vom Haigst, 1994, Batik, 80 x 100 cm

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Geboren 1925

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Wenn sie malen will, stellt Irma Appl ein kleines rundes Tischchen mit einer grünen Häkeldecke neben ihren ebenfalls runden Wohnzimmertisch. Mit dem Aquarellblock auf dem Schoß zeichnet die Degerlocherin ihre Bilder, als Vorlage dienen ihr Fotografien oder Objekte. Meist sind es Landschaften oder Blumen, seltener Menschen. Schon früh hat sie den Stadtbezirk fotografiert, ihre Kinder überredeten sie schließlich dazu, Degerlocher Motive zu malen. Zur Kunst kam die Mutter von drei Kindern eher zufällig. 1981 entdeckte sie bei einer Ausstellung im Stuttgarter Rathaus ein großes Plakat, mit dem eine Malgruppe auf dem Killesberg weitere Mitglieder suchte. Mittlerweile gehört sie seit 25 Jahren zu diesen „Höflesmalern“. Durch sie fand sie in einer schwierigen Zeit neuen Lebensmut und entwickelte mehr Selbstbewusstsein. Und mit Hilfe der „Höflesmaler“ und durch Privatkurse in Sillenbuch und Heumaden entwickelte Irma Appl ihren eigenen Stil. Seit 1950 wohnt die ehemalige Verwaltungsangestellte des Dekanats Degerloch in ihrem Häuschen in der Kleinen Falterstraße. Neben dem Aquarellieren liebt Irma Appl das Wandern und die Begegnung mit der Natur. Auch für diese Passion hat die Degerlocherin Gleichgesinnte gefunden, mit denen sie regelmäßig Stuttgart und Umgebung erkundet. „Ganz wichtig ist mir jedoch die Malerei. Sie ist mein Hobby, an dem ich große Freude habe“, sagt die Künstlerin. Lange Zeit ihres Lebens hat ihr die Muße dafür gefehlt, doch im Rentenalter entdeckte Irma Appl schließlich diese Leidenschaft.


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Im Regen, 2002, Aquarell, 40 x 30 cm

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Degerlocher Markt, 2005, Aquarell, 40 x 30 cm

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Schimmelh端ttenweg, 2003, Aquarell, 30 x 40 cm


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Ramsbachtal, 1998, Aquarell, 30 x 40 cm

Neue Weinsteige, 2001, Aquarell, 30 x 40 cm

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Geboren 1923

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Das Licht hat ihn überzeugt. Zum Beispiel bei Cézanne: „In seinen Bildern sind die Blätter richtig blau, wenn sich die Sonne darin spiegelt“, sagt Arnold Frech. Auch Van Gogh als Begründer der Farbemotionalität oder Monet, dessen Haus in Giverny westlich von Paris er bereits besucht hat, und viele andere Impressionisten begeistern den Hoffelder. Deren Sicht auf die Welt hat ihn schon immer fasziniert, weshalb sich der Vater zweier Töchter auch selbst vorwiegend mit Ölmalerei in ähnlicher Technik befasst. Angetan haben es Arnold Frech vor allem Landschaften. Ob das heimische Ramsbachtal im Wechsel der Jahreszeiten, das Hoffelder Käshäusle, der Blick über Stuttgart oder Eindrücke auf Reisen durch Frankreich mit seiner Frau – stets skizziert der Künstler in schnellen Strichen seine Impressionen ins Skizzenbuch, um sie noch an Ort und Stelle oder später im Atelier in luftigen, fließenden Farben auf die Leinwand zu bringen. Bereits in der Filderschule erkannte der Zeichenlehrer 1938 die Begabung des Siebtklässlers. Selbst während des Krieges, später in amerikanischer Gefangenschaft am Starnberger See und während seiner 50 Berufsjahre bei der Firma Bosch/Kino Bauer, malte der gelernte Mechanikermeister bei jeder Gelegenheit. Sein halbes Leben hat er in Bildern festgehalten. 1972 lernte der Hoffelder die Kunstmalerin Léonie Belmont kennen, die ihn inspirierte. „Es hängt von meiner inneren Stimmung ab, ob ein Bild schnell oder langsam entsteht, ob ich großzügig male oder pingelig bin“, erklärt Arnold Frech. Nach einer schweren Herzoperation im Herbst 2005 konnte er einige Monate nicht malen. Eine schwierige Zeit, denn am wohlsten fühlt sich der rüstige Senior nach wie vor in seinem Atelier mit dem Pinsel in der Hand.


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Michaelskirche Degerloch, 1997, テ僕 auf Leinwand, 70 x 50 cm

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Erntezeit im Ramsbachtal, 1998, テ僕 auf Karton, 40 x 50 cm

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Blick ins Ramsbachtal vom Hoffeld aus – Herbst, 2001 Öl auf Karton, 50 x 60 cm

Käshäusle vom Ittinghäuser Hof, 2000, Öl auf Karton, 24 x 30 cm

Blick vom Ramsbachtal nach Degerloch, 2003, Öl auf Karton, 40 x 50 cm

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Degerloch – Alte Scheuer, 2000, Öl auf Leinwand, 40 x 30 cm

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Blick vom Ramsbachtal zur Schwäbischen Alb – Frühling, 1999, Öl auf Leinwand, 50 x 70 cm

Blick vom Ramsbachtal nach Schönberg, 1993, Öl auf Leinwand, 50 x 70 cm

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Blick vom Ramsbachtal nach Degerloch, 1986, テ僕 auf Leinwand, 60 x 90 cm

Neue Weinsteige, 1999, テ僕 auf Leinwand, 40 x 80 cm

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Degerloch vom Ramsbachtal – Skizze, 1942, Aquarell, 14 x 20 cm

Ramsbachtal – Blick nach Degerloch – Skizze, 1980, Aquarell, 24 x 31 cm

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Geboren 1947

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Ihr Großvater Ferdinand Trost, der die Genossenschaftssiedlung Falterau mitbegründete, nahm Christel Wandel schon in jungen Jahren mit auf seine Zeichenexkursionen in die Natur. „Er war für mich sehr wichtig, weil er mich zum Malen hingeführt und gefördert hat“, erzählt seine Enkelin. Das Skizzenbuch des gelernten Chemigrafen hütet sie noch heute wie einen kostbaren Schatz. Nach der Schule ging Christel Wandel bei einem Grafiker in die Lehre. Dort lernte sie das künstlerische Handwerk von der Pike auf, denn zu dieser Zeit wurde noch jeder Werbeprospekt in allen Phasen von Hand gefertigt. Für den Stuttgarter Juwelier Kurz zeichnete sie beispielsweise Brillanten. Zu diesem Zweck brachte morgens ein Bote die Edelsteine ins Büro, dort wurden sie fotografiert und anschließend grafisch gestaltet – „das musste richtig funkeln, jeder Schliff sollte erkennbar sein“, erinnert sich die Grafikerin. Im Jahr 1972 begann Christel Wandel schließlich ein Grafik-Design-Studium an der Merzakademie, an der sie später insgesamt vier Jahre als Kunsterzieherin tätig war. Freie Malerei, Radierung und Lithografie ergänzten den Studienplan. Auch mit Schwarz-Weiß-Fotografie hat die Degerlocherin sich intensiv beschäftigt, ebenso mit Hinterglasmalerei. Seit rund fünf Jahren leitet die Mutter von zwei Töchtern Malkurse im HelenePfleiderer-Haus, außerdem erstellt sie grafische Arbeiten. Einen Schwerpunkt im künstlerischen Schaffen Christel Wandels bildet die Landschaftsmalerei, vorwiegend mit oberschwäbischen Sujets. Mit dieser Region verbindet sie eine besondere Beziehung. Zum einen stammt ihr Mann aus dem Allgäu, zum anderen schätzt sie die Fröhlichkeit der Menschen dort, das Brauchtum und die sanft-hügelige Landschaft. Ihre besondere Liebe gilt aber vor allem der heimischen Falterau, wo sie seit 1979 im großelterlichen Haus wohnt.


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Ramsbach – Trilogie, 2006, Acryl auf handgeschöpften Bütten, 19 x 15 cm

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Das Herz von Degerloch, 2004, Collage, 45 x 55 cm

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Heimat, 2006, Aquarell, 16 x 30 cm

Im Fr端hjahr, 2005, Aquarell mit Tusche, 16 x 23 cm

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Im Mai, 2005, Acryl auf Holz, 14 x 26 cm

Winter, 2006, Acryl auf Pappe, 13 x 30 cm

Rapsfeld, 2006, Acryl auf Pappe, 13 x 30 cm

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Um die Raff’sche Scheuer, 2006, Aquarell mit Tusche, 47 x 37 cm

Im Raff’schen Garten, 2006, Aquarell, 37 x 25 cm

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Meine Falterau, 2006, Collage, 49 x 39 cm

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Geboren 1945

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Um einen gelben Kirchturm gruppieren sich nur symbolhaft angedeutete Häuser in Rot, Orange, Gelb, Blau und Grün. Zwei Bäume, Scheunen und gänzlich abstrakte Formen reihen sich ein in die „Komposition Degerloch“. Dieses 2004 entstandene Aquarell von Axel Spellenberg zeigt unverkennbar den Einfluss von Paul Klee, dessen Frühwerk lineare Dynamik mit teilweise reduzierter Gegenständlichkeit verbindet. „Ich möchte die Impression von Häusern expressiv ausdrücken“ – so definiert der Vater von zwei Kindern seinen künstlerischen Ansatz. Von seinem Domizil zu Füßen des Weißtannenwalds am Bopser hat es ihn oft nach Degerloch gezogen. Nach und nach skizzierte der Stuttgarter seine Eindrücke von Albplatz, Michaelskirche, Ortsmitte oder Bopseräckern. Seine „Degerlocher Kompositionen“ in Aquarelltechnik zeigte der Künstler schließlich 2005 in der Stadtteilbücherei in einer Ausstellung. Von Beruf ist Axel Spellenberg Architekt. Dabei empfindet er sich nicht einfach als malenden Vertreter seiner Zunft, denn das Interesse an der Kunst ist älter als sein Zugang zur Architektur. „Als Jugendlicher wurde ich plötzlich von der Malerei und Kunst ergriffen. Das war wahnsinnig“, beschreibt er seine „Offenbarung“. Mangels Förderer bildete er sich auf diesem Gebiet autodidaktisch weiter, verschlang Bücher über den Impressionismus und die moderne Malerei. Selbst in seinen architektonischen Entwürfen geht es dem Stuttgarter immer auch um den künstlerischen Bezug. Bei Wettbewerben lieferte er häufig Aquarelle, Bleistiftund Tuschezeichnungen ab. Eine wichtige Rolle im Leben des Architekten spielt außerdem die Musik. Er singt im Ökumenischen Chor der Stuttgarter Christus- und St.-Konrad-Kirche. Im Jahr 2003 führte das Ensemble die Johannespassion von Johann Sebastian Bach auf. Parallel dazu illustrierte Axel Spellenberg die Passionsgeschichte in Kohlezeichnungen.


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Albplatz, 2005, Aquarell, 24 x 32 cm

Komposition Degerloch, 2004, Aquarell, 23 x 26 cm

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Maibaum, 2001, Aquarell, 24 x 32 cm

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Helene-Pfleiderer-Haus, 2000, Aquarell, 24 x 32 cm

Bopser채cker, 2005, Aquarell, 23 x 28 cm

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Von der Roßhaustraße, 2003, Aquarell, 14 x 18 cm

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Degerloch Ortsmitte, 2001, Aquarell, 30 x 40 cm

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Geboren 1932

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Bunte Linien greifen mit mathematischer Präzision ineinander. Die dabei entstehenden Flächen sind farbig gestaltet und folgen einem ausgeklügelten Prinzip – viele Bilder von Hermann Schreiber verraten die beruflichen Wurzeln des Professors für Physik und Mathematik. „Ich versuche, Kegelschnittlinien zur Abgrenzung von Flächen zu verwenden und die Farben dabei sinnvoll, das heißt harmonisch zu platzieren“, sagt der Degerlocher. Solche geometrischen Konstruktionen erinnern dabei ein wenig an den französischen Künstler Victor de Vasarély. Aus diesen zunächst rein abstrakten Vorstellungen erwächst in Hermann Schreibers Werken oftmals ein gegenständlicher Bezug. So lässt sich beispielsweise im Lieblingsbild seiner Frau Ursula mit etwas Fantasie durchaus der Bodensee erkennen, wie sie versichert. „Zum 70. Geburtstag hat mir meine Frau einen Malkurs im Degerlocher Frauenkreis geschenkt, damit ich etwas zu tun habe. Sie hatte nie eine bessere Idee“, meint der Naturwissenschaftler schmunzelnd. Von 1958 bis zu seiner Pensionierung arbeitete Hermann Schreiber an der Universität Hohenheim, seit 1981 als Professor am Institut für Physik und Meteorologie. Lange Zeit befasste sich der Familienvater mit Forschungen im Bereich natürlicher Radioaktivität und maß dabei auch Luftschadstoffe, Staub- und Stickoxydbelastungen. Nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl fragte der damalige Umweltminister Gerhard Weiser oftmals den Experten um Rat. Bereits seit vier Jahren gehört der gebürtige Tübinger zur Malgruppe von Marianne Hintz. Seine Degerlocher Motive lassen einen fast fotografischen Blick auf die Realität erkennen. „Ich schaue einfach herum. Linien und Flächen spielen auch hier eine große Rolle für mich, zum Beispiel bei der Verschneidung von Dächern, Giebeln oder Erkern“, erklärt Hermann Schreiber. Eine ideale Verbindung von Hobby und Beruf.


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Jugendhaus, 2004, Aquarell, 30 x 24 cm

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Lindenplatz, 2004, Aquarell, 30 x 40 cm

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Große Falterstraße, 2004, Aquarell, 24 x 30 cm

Löwenstraße mit „Fässle“, 2006, Aquarell, 30 x 40 cm

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Hinter der Raff’schen Scheuer, 2005, Aquarell, 40 x 30 cm

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Geboren 1945

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Auf ihrer Suche nach dem alten Degerloch landete Margret Steinhauer eines Tages unweigerlich im Garten von Gerhard Raff. „Plötzlich sah ich dieses wunderschöne historische Bauernhaus und fragte mich, warum mir das seither noch nicht aufgefallen war. Da kam Herr Raff gerade vor die Tür, und als er mich zeichnen sah, lud er mich in seinen Garten ein“, schildert Margret Steinhauer ihre Begegnung mit dem Degerlocher Historiker. Auch die Weinberge am Scharrenberg und der idyllische Schimmelhüttenweg sowie der Ortskern um die Michaelskirche haben es der Künstlerin angetan. Selbst die umstrittene Sanierung des Bezirksrathauses findet die Architektin äußerst gelungen, weil das Gebäude ihrer Ansicht nach jetzt „den alten Bestand mit neuer architektonischer Formsprache verbindet“. In den Stadtbezirk kam Margret Steinhauer, die im Stuttgarter Norden wohnt, durch eine Anzeige des Degerlocher Frauenkreises für einen Malkurs. Seit nunmehr vier Jahren zeichnet sie regelmäßig in der Gruppe von Christel Wandel. Zu ihren bevorzugten Techniken zählen dabei Aquarell, Linolschnitt und Acryl. In den Bildern der Künstlerin, die immer wieder Gebäude und charakteristische Stadtansichten thematisieren, offenbart sich ihre Liebe zur Architektur und Baugeschichte. Margret Steinhauers Werke entstehen zumeist in mehreren Schritten. Bereits während des Studiums führte sie ein Skizzenbuch, und dieses erste Fixieren eines Eindrucks hat sie bis heute beibehalten. „Zunächst realisiere ich ein Bild nach der Skizze in eher naturalistischer Manier, um festzuhalten, was ich sehe. Anschließend versuche ich, mehr daraus zu machen, was dann bis ins Abstrakte gehen kann“, erklärt die Mutter von zwei Söhnen. In der Kunstgeschichte hat Margret Steinhauer viele Vorbilder, von denen sie jedoch meist nur Einzelaspekte inspirieren. „Mich beeindruckt beispielsweise die Art, wie Picasso ein Porträt zeichnet und mit einer Linie den ganzen Menschen erfasst. Eine solche Reduzierung möchte ich gerne erreichen“, erklärt die Stuttgarter Künstlerin.


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Eingang am „Fässle“, 2006, Aquarell mit Tusche, 40 x 23,5 cm

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Raff’sche Scheuer – Skizze, 2006, Bleistift, 23,5 x 20 cm

Im Raff’schen Garten, 2006, Aquarell, 37 x 48 cm

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Löwenstraße – Skizze, 2006, Bleistift, 23,5 x 40 cm

Helene-Pfleiderer-Haus, 2005, Aquarell, 41,5 x 30 cm

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Schimmelhüttenweg – Skizze, 2006, Aquarell mit Tusche, 23,5 x 20 cm

Der Blick hinaus – Skizze, 2006, Aquarell mit Tusche, 23,5 x 40 cm

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Weinsteige – Skizze, 2006, Bleistift, 20 x 23,5 cm


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Schimmelhüttenweg, 2006, Aquarell, 37 x 48 cm

Blick nach draußen, 2006, Aquarell, 37 x 48 cm

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1920 – 2004

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Einen unabhängigen Geist besaß die Degerlocher Künstlerin Susanne Hutt. Bilder nach Vorgaben oder auf Bestellung anzufertigen, hat sie immer abgelehnt. Auch wenn sie aus dem Familienkreis immer wieder gedrängt wurde, Degerloch-Bilder zu malen, erfüllte sie diesen Wunsch nur in der ersten Phase ihres künstlerischen Schaffens. Viel lieber verarbeitete sie in ihren Werken in Aquarell oder Acryl ihre Liebe zur Natur und zu den Menschen. Susanne Hutt entstammte einer musischen Familie aus Nagold. Auch ihr Bruder Egon Köcher, ehemaliger Stadttierarzt in ihrer Heimatstadt, hat sich als renommierter Künstler einen Namen gemacht. „Schon früh hat mich das Malen fasziniert, aber andere Pflichten wie Familie und Geschäft haben mir wenig Zeit dafür gelassen“, sagte Susanne Hutt, die über drei Jahrzehnte auf dem Haigst lebte, einmal über ihre Passion. Eine Lebenskrise brachte sie in späteren Jahren wieder zur Malerei. Ihr künstlerisches Motto: „Wer innerlich nichts sieht, kann äußerlich nichts darstellen.“ Vor knapp 30 Jahren begann die Degerlocherin, regelmäßig Malkurse der Künstlerinnen Diane Römer und Laurence Rogèz zu besuchen. Ihr Stil entwickelte sich zunehmend weg vom Gegenständlichen hin zum Abstrakten. Neben ihrer Lebenssicht verarbeitete sie auch aktuelle und tagespolitische Ereignisse wie beispielsweise die Terroranschläge in den USA vom 11. September 2001 oder den Irak-Krieg im Frühjahr 2003. „Nachdem unser Vater gestorben war, schätzte sie vor allem drei Dinge: Malen, Lesen und Spaziergänge“, erinnert sich ihre Tochter Ursula. „Sie ist eine große Aquarellistin“, lautete die Einschätzung von Max Bense, einem bedeutenden Philosophen der Nachkriegszeit, der ganz in der Nähe der Malerin auf dem Haigst wohnte. Susanne Hutts Werke wurden einer breiteren Öffentlichkeit in verschiedenen Ausstellungen präsentiert. Zuletzt zeigte das Bezirksrathaus Degerloch im November 2002 ihre modernsten Bilder, die das ausdrücken, was ihr künstlerisches Leitmotiv war: „Man kann nur malen, was der Geist gespeichert hat.“


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Haigstkirche, 1987, Aquarell, 20,5 x 30 cm

Schimmelh端ttenweg, 1987, Aquarell, 29 x 38 cm

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Zahnradbahn, 1992, Aquarell, 28 x 38 cm

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Blick auf Degerloch, 1989, Aquarell, 20,5 x 30 cm

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Blick vom Ramsbachtal, 1989 Aquarell, 31,5 x 43 cm

Marktplatz, 1987 Aquarell, 28,5 x 37,5 cm

Michaelskirche, 1987 Aquarell, 28,5 x 37,5 cm

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Geboren 1930

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Vielleicht mag es erstaunen, dass Marianne Hintz als gelernte Fotografin ihre Impressionen auf Wanderungen oder Reisen am liebsten in Aquarellen verarbeitet. „Von jedem Urlaub male ich ein Bild, das prägt sich besser ein als jedes Foto“, sagt die Degerlocherin. Dennoch kennt sie sich mit der Fotografie bestens aus, schließlich arbeitete sie 13 Jahre im elterlichen Betrieb in Freudenstadt in diesem Metier. Zu dieser Zeit, in den 40er- und 50er-Jahren, beschränkte sich Fotografie vorwiegend auf das Handwerkliche. „Künstlerisches Arbeiten war damals nicht so verbreitet. Alles musste möglichst exakt dargestellt sein“, erinnert sich Marianne Hintz, die selbst eine Vorliebe für Schwarz-Weiß-Aufnahmen hat. Ihre künstlerische Entwicklung hat mit den Reisedokumentationen begonnen. „Wenn man malt, schaut man genauer hin und entwickelt einen anderen Blick für Formen und Farben“, davon ist Marianne Hintz überzeugt. Nachdem ihre beiden Kinder erwachsen waren, besuchte die Degerlocherin Mal- und Zeichenkurse, zum Beispiel im Kolping-Haus und bei der Grafikerin Heide Ruf. Sie probierte verschiedene Techniken aus, entschied sich aber bald fürs Aquarell, weil sich die Utensilien hierfür leicht transportieren lassen. Das ist praktisch bei ihren Wanderungen, etwa in der Toskana oder in Schottland. „Wichtigstes Thema ist für mich der Wald, seien es Pilze, der Lichteinfall, Sturmschäden, Strukturen oder Formen gefällter Bäume“, sagt die Künstlerin und sieht darin eine Verbindung zu ihrer Heimat, dem Schwarzwald. Seit vielen Jahren leitet Marianne Hintz im Helene-Pfleiderer-Haus Aquarellkurse. Gemeinsam mit den Teilnehmern geht sie einmal pro Kurs auf Entdeckungsreise durch Degerloch. „Wir haben auf diese Weise schon viele Ecken und Winkel gefunden, die ich zuvor gar nicht bemerkt hatte“, freut sich Marianne Hintz.


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Mari채-Himmelfahrt-Kirche, 2003, Aquarell mit Tusche, 30 x 20 cm

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Löwenstraße, 2005, Aquarell, 24 x 36 cm

Mittlere Straße, 2003, Aquarell, 31 x 23 cm

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Helene-Pfleiderer-Haus mit Alter Scheuer, 2004, Aquarell, 30 x 22 cm


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Blick auf den Haigst, 2003, Aquarell, 22 x 29 cm

Falterau, 2004, Aquarell, 25 x 35 cm

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Geboren 1931

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Von seinem geräumigen Atelier in der Sprollstraße blickt Robert Förch direkt auf das Ramsbachtal und den angrenzenden Wald. Sein Blick jedoch reicht – künstlerisch betrachtet – noch viel weiter: Der freie Grafiker konzentriert sich in seinem Schaffen auf die europäischen Kulturlandschaften. Trotzdem hat Robert Förch seine Heimat nicht vergessen und zum Beispiel das verschneite Ramsbachtal oder die historischen Weinberge am Scharrenberg thematisiert. „Auch wenn meine Werke Gegenständliches darstellen, sind sie dennoch eine Abstraktion und Inszenierung dessen, was ich draußen gesehen habe. Da muss man sich die Freiheit nehmen, etwas wegzulassen, um das Wesentliche zu zeigen“, charakterisiert der Künstler seine Bilder. Von 1951 bis 1955 studierte Robert Förch an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart, wo er sich vor allem mit freier Grafik beschäftigte und das Staatsexamen ablegte. 1961 wurde ihm der Rompreis Villa Massimo zuerkannt. Fast drei Jahrzehnte lang lehrte der Hoffelder als Studienprofessor an der Johannes-Gutenberg-Schule Stuttgart. In seiner künstlerischen Vita finden sich 50 Einzelausstellungen in Deutschland sowie Ausstellungsbeteiligungen in 35 Ländern. „Im Grunde ist meine Arbeit mein eigentliches Lebenselixier“, beschreibt Robert Förch seine Philosophie. Geprägt in seiner Entwicklung hat den gebürtigen Künzelsauer, der seit über 30 Jahren in Degerloch lebt, vor allem sein Akademie-Professor Karl Rössing. Innerhalb seiner Schwerpunkttechnik Druckgrafik hat sich Robert Förch insbesondere auf den farbigen Linolschnitt spezialisiert und in diesem Medium ein umfangreiches Werk geschaffen. Dabei schneidet der Künstler entsprechend den Farb- und Formbereichen des vorausgehenden zeichnerischen Entwurfs für die jeweilige Grafik mehrere Linolplatten, deren Zusammendruck in oft zehn bis zwölf Druckgängen das farbige originalgrafische Blatt ergibt. In dieser Technik sind auch die meisten seiner Degerlocher Motive in den 70er-Jahren entstanden, als er den Stadtbezirk und seine unmittelbare Umgebung im Fokus hatte.


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Die Schwäbische Hecke – Ramsbachtal, 1977, farbiger Linolschnitt, Handdruck, 46 x 61 cm

Gärten im Ramsbachtal, 1973, farbige Zeichnung, 37 x 62 cm

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Zwischen den Weinbergmauern – Schimmelhüttenweg, 1972, farbiger Linolschnitt, Handdruck, 48 x 64 cm

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Weinbergweg – Scharrenberg, 1970, farbiger Linolschnitt, Handdruck, 43 x 62 cm

Baumgehege – Am Schimmelhüttenweg, 1970, Aquatinta-Radierung, 47 x 59,5 cm

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Heller Weinberg – Am Scharrenberg, 1972, farbiger Linolschnitt, Handdruck, 44 x 58 cm

Kleiner Stuttgarter Weinberg – Am Scharrenberg, 1999, farbiger Linolschnitt, Handdruck, 28 x 28 cm

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Geboren 1934

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Üppig blühen die rosa Pfingstrosen in dem Garten im Hoffeld. Anlass genug für Sigrid Kuhn, sich in ihr kleines Atelier unterm Dach zu setzen und diese Blumenpracht in kräftigen Farben auf Papier zu verewigen. So ergeht es der Degerlocherin immer, wenn ein Motiv sie anspricht, sei es eine Landschaft, ein Zeitungsbild oder eben der Blick aus dem heimischen Fenster. Aufgewachsen ist Sigrid Kuhn in Plauen im Vogtland. Schon in ihrer Jugend konnte sie gut zeichnen, entschloss sich jedoch zu einer Ausbildung als Buchbinderin beim Sachsen Verlag. Mit 21 Jahren verließ sie die damalige DDR, deren Lebensverhältnisse sie immer eingeengt hatten. 1955 kam Sigrid Kuhn nach Stuttgart, wo sie ihren Mann Herbert kennenlernte. Im Institut für Geophysik war sie 15 Jahre lang in der Bibliothek tätig. Eines Tages erhielt die Mutter eines Sohnes von ihrem Mann zum Geburtstag einen Aquarellkasten und wandte sich von da an mit Begeisterung dieser Technik zu. Rund drei Jahre lang besuchte sie eifrig Kurse bei dem Sillenbucher Kunstmaler Horst Köhler, später schloss sie sich der Gruppe des Degerlocher Frauenkreises im Helene-Pfleiderer-Haus an. Während dieser Zeit sind auch ihre Degerloch-Motive entstanden. In den 60er-Jahren beschäftigte sich Sigrid Kuhn vor allem mit der Bauernmalerei in Ölfarben. Aus dieser Zeit stammen noch viele Ziergegenstände im Haus. Kuhns erstes Ölbild zeigt einen Pferdekopf, denn für diese Tiere hat sie eine besondere Schwäche. Es folgten Stillleben, zahlreiche Blumenbilder und Landschaftsansichten. „Beim Malen reizen mich oftmals raffinierte Dinge, etwa perspektivisch schwierige Formen“, erklärt die Malerin ihre Motivwahl. In der Kunstgeschichte lässt sich Sigrid Kuhn vor allem von den sogenannten Alten Meistern wie Rubens oder Rembrandt inspirieren, die Moderne liegt ihr weniger. Seit einer Thrombose im linken Auge im Jahr 2002 fällt der Künstlerin die Farberkennung schwer – die geliebte Malerei will sie trotzdem nicht aufgeben.


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Fernsehturm, 2001, Aquarell, 50 x 40 cm

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Blick vom Filderschulturm, 2001, Aquarell, 30 x 40 cm

„Täle” – Ramsbachstraße – Blick auf die Alb, 1995, Aquarell, 28 x 35 cm

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Degerlocher Markt, 2002, Aquarell, 40 x 30 cm


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Degerlocher Wald – Blick auf die Weinsteige, 1999, Aquarell, 40 x 50 cm

Falterau, 2005, Aquarell, 40 x 50 cm

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11:00 Uhr

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Geboren 1928

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Einsamkeitsgefühle ergreifen den Besucher im Raum neben dem Atelier des Hauses in der Kolbäckerstraße vermutlich nie. Denn an den Wänden hängen rund 50 Bilder und Zeichnungen, auf denen vor allem eines zu sehen ist: Menschen. Zum Beispiel auf einem bunt-belebten Bild vom Eissport-Zentrum Waldau. Wie kaum ein anderer kann Manfred Oesterle seine Umgebung beobachten. Diese Gabe war es wohl, die den studierten Maler und Grafiker bald dazu brachte, das Beobachtete mit kritischen Blicken zu sehen und die dazu passende Form zu wählen: die Karikatur. Manfred Oesterle zeichnete für große Zeitungen und Zeitschriften wie „Die Zeit“, „Süddeutsche Zeitung“, „Spiegel“ und viele andere. Von 1955 bis 1967 war er als ständiger Mitarbeiter für den Münchner „Simplicissimus“ tätig. 223 Titelseiten dieser Wochenschrift entstammten seiner Feder. Selbst in seinen Ölbildern scheint immer wieder das Karikaturhafte durch. Zahlreiche Aufträge erhielt der Möhringer von Industrieunternehmen, etwa von DaimlerBenz, für die er unter anderem mehrere Direktoren im Porträt verewigte. Immer wieder gestaltete Manfred Oesterle „Kunst am und im Bau“, zum Beispiel für die Mineralbrunnen-Überkingen-Teinach AG, Aesculap AG Tuttlingen, Handwerkskammer Stuttgart, das Schiller-Geburtshaus in Marbach am Neckar und andere. Vor ein paar Jahren überredete ihn der Historiker Gerhard Raff, Motive aus Degerloch zu malen. Das Ergebnis seines Schaffens stellte der Künstler schließlich 2004 in der Raff’schen Scheuer aus. Seit 1952 ist Manfred Oesterle freischaffend tätig in seinem Heimatort Möhringen und hatte zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland. Besonders erwähnt seien die großen Einzelausstellungen im Wilhelm-Busch-Museum in Hannover und im Olaf-Gulbransson-Museum in Tegernsee.


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Haus in der Nägelestraße, 2003, Öl auf Hartfaser, 38 x 38 cm

Haus Ecke Jahnstraße, 2004, Öl auf Hartfaser, 50 x 70 cm

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Haus an der Melittastraße, 2003 Öl auf Hartfaser, 38 x 38 cm

Pferdekoppel Straif, 2004 Öl auf Hartfaser, 38 x 52 cm


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Seite 4

Fuテ歟all, 2003, テ僕 auf Hartfaser, 40 x 76 cm

Oberer Berg, 2003 テ僕 auf Hartfaser, 69 x 96 cm

Filderschule, 2003 テ僕 auf Hartfaser, 49,5 x 68,5 cm

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Seite 5

Eislaufstadion Waldau, 2004, テ僕 auf Hartfaser, 70 x 96,5 cm

Ida Kerkovius, 2003, テ僕 auf Hartfaser, 38 x 38 cm

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Adolf Hテカlzel, 2003, テ僕 auf Hartfaser, 38 x 38 cm


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Sommer im Hoffeld, 2003, Öl auf Hartfaser, 38 x 38 cm

Mittlere Straße, 2004, Öl auf Hartfaser, 38 x 38 cm

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Hocketse am Rathaus, 2003, テ僕 auf Hartfaser, 72 x 52 cm

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„Zacke” – Zahnradbahn Degerloch, 2003, Öl auf Hartfaser, 60,2 x 42,2 cm

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Geboren 1960

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„Liebes altes Degerloch“ lautet der Titel eines 1985 von Siegfried Schoch und Frank Nopper verfassten Heimatbuches, zu dem Rolf Armbruster jr. einige Zeichnungen und Karten beisteuerte. „Meine Bilder sind dabei weniger künstlerisch, sondern vielmehr Darstellungen, deren eher sachlicher Stil durch das Buchkonzept vorgegeben war“, sagt der Degerlocher Architekt. Meist in warmen Sepiatönen gehalten, zeigen sie markante Gebäude des ehemaligen Luftkurorts. Bereits in jungen Jahren ließ Rolf Armbruster jr. eine kreative Begabung erkennen: Sein Heimatkundeheft enthält eine Tuschezeichnung der Stiftskirche, die er als Achtjähriger fertigte. „Als Kind habe ich viel Zeit bei den Großeltern verbracht, die bei uns im Haus wohnten. Mit meinem Großvater war ich oft in seiner Werkstatt, in der ich viele handwerkliche Fähigkeiten lernte“, erinnert sich der Degerlocher an seine frühe Prägung. Er entwarf unter anderem Mickey Mäuse und Mainzelmännchen am Reißbrett. In den Ferien arbeitete Rolf Armbruster jr. schon mit 14 Jahren im Architekturbüro seines Vaters Rolf sen. mit, und noch vor dem Abitur erstellte er bereits erste Baugesuche. Während seines Architekturstudiums reiste der Degerlocher zum Freihandzeichnen in die Toskana, wo vor allem Landschaftsbilder und architektonische Studien entstanden. Seine Verbundenheit mit dem Stuttgarter Stadtbezirk hat viele Gesichter: Noch zur Schulzeit am Wilhelms-Gymnasium war Rolf Armbruster jr. Klassen- und Schulsprecher und knüpfte erste Kontakte zur Jungen Union. Seit 1980 engagiert sich der Vater von zwei Kindern für die CDU und den Gewerbe- und Handelsverein Degerloch, zu dessen Vorsitzendem er im Jahr 2000 gewählt wurde. Aufgrund dieser langjährigen und vielschichtigen Verankerung im Stadtbezirk hat Rolf Armbruster jr. seinen Heimatort mit Hingabe auch in vielen Zeichnungen dokumentiert.


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Mari채-Himmelfahrt-Kirche, 1985, Sepia, 14 x 13 cm

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Hotel Waldhorn mit Festsaal – Epplestraße, 1982, Sepia (Nachdruck), 14 x 13 cm

Haus in der Epplestraße, 1982, Sepia (Nachdruck), 14 x 13 cm

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Bleyle-Grabmal – Alter Degerlocher Friedhof, 1986, Sepia, 14 x 13 cm

Filderschule, 1986, Sepia, 14 x 13 cm

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Geboren 1939

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Ihr Vorname klingt ungewöhnlich: Aquilina. Die gleichnamige Romanfigur spielt eine Rolle in dem Werk „Das Chagrinleder“ (erschienen 1831) von Honoré de Balzac, das Karin Boes mit 20 Jahren gelesen hatte. Sie war fasziniert davon. „Niemand sonst heißt Aquilina. Mir war sofort klar, dass ich irgendwann einmal so heißen will“, sagt die Degerlocherin, die sich diesen Künstlernamen 2001 zulegte. Ihre erste Begegnung mit der Kunst hatte die junge Karin auf der Insel Rügen, wo sie geboren wurde. Damals malte ihr Onkel sie mit ihrer Puppe im Stile des deutschen Impressionisten Lovis Corinth. Auch sie selbst beschäftigte sich schon früh mit dem Zeichnen. 1959 begann sie ein Abendstudium im Fach Malerei an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart. Von 1976 bis 1978 absolvierte Aquilina Boes ein Musikstudium in Trossingen. Danach arbeitete sie 30 Jahre lang als Pädagogin für Blockflöten und Grundausbildung an der Stuttgarter Musikschule in Degerloch. Bereits in den 90er-Jahren entdeckte Aquilina Boes wieder verstärkt die Kunst. Von 2001 bis 2005 studierte sie an der Freien Kunsthochschule Nürtingen, im dritten Semester mit Schwerpunkt auf der Schütt-Technik. „Dabei halte ich Zwiesprache mit der Farbe, bringe sie durch Veränderung der Lage des Bildträgers in Bewegung und lasse sie ihre Spuren ziehen“, sagt die Künstlerin, die auf diese Weise ihre Spontaneität und Fantasie ausleben kann. Die in ihren Bildern verwendeten Farben stellt Aquilina Boes selbst her. Dafür kauft sie Pflanzen wie die Kreuzdornbeere, als Bindemittel dienen Harze und Öle. „Die Formen in meinen Bildern werden in hohem Maße bestimmt durch poetische und musikalische Impulse. Der Klangreichtum der Pflanzenfarben kennt eine vielschichtige Nuancierung, die mit den herkömmlichen Tubenprodukten nicht erreichbar ist“, erklärt Aquilina Boes. Ihre Bilder zeigen zumeist abstrakte Motive und Kompositionen. In ihren Degerlocher Werken stechen die realistisch dargestellten Türme hervor, während deren Umgebung eher abstrahiert erscheint.


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Fernsehturm, 2006, Acryl auf Leinwand, 70,5 x 60,5 cm

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Seite 15

Wasserturm Degerloch, 2006, Eitempera auf Leinwand, 70,5 x 60,5 cm

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Wasserturm Degerloch, 2006 Aquarell, 32 x 24 cm

Wasserturm Degerloch, 2006 Eitempera auf Leinwand, 40 x 31 cm


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Michaelskirche, 2006 Eitempera auf Leinwand, 46 x 39 cm

Filderschule, 2006 Eitempera auf Leinwand, 45 x 37 cm

Michaelskirche, 2006, Eitempera auf Leinwand, 40,5 x 35,5 cm

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Versรถhnungskirche, 2006, Eitempera auf Leinwand, 70,5 x 60,5 cm

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Versรถhnungskirche, 2006 Eitempera auf Leinwand, 40,5 x 30,5 cm

Ehemaliger ABB-Turm, 2006 Aquarell, 32 x 24 cm


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Ehemaliger ABB-Turm, 2006, Eitempera auf Leinwand, 70,5 x 60,5 cm

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Geboren 1947

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Spannende Kunst vergleicht Christa Uebelmeßer mit einem Ingwerplätzchen: „Wenn man hineinbeißt, schmeckt es zuerst süß, dann wird es plötzlich scharf – das überrascht und erstaunt.“ Ihrer Ansicht nach sollten Kunstwerke eine ähnliche Wirkung auf den Betrachter haben, denn „man muss an einem Bild weiterdenken, seine eigene Sicht einbringen können“. Christa Uebelmeßer studierte Bildende Kunst und Biologie an der Pädagogischen Hochschule in Reutlingen, später in Schwäbisch Gmünd, wo sie auch heute noch wohnt und als Kunstlehrerin an einer Realschule unterrichtet. Wichtig für ihre künstlerische Entwicklung waren außerdem zahlreiche Kurse und Lehrgänge, unter anderem bei der Malerin Angelika Khan-Leonhard. Christa Uebelmeßer entstammt den alteingesessenen Degerlocher Geschlechtern der Gohls und Heinrichs, ihre Schwester und andere Verwandte leben noch immer im Stadtbezirk. Diesen engen Banden ist es zu verdanken, dass sich die Künstlerin vor einiger Zeit von dem Historiker Gerhard Raff überreden ließ, Bilder mit Degerlocher Motiven zu malen. Im Sommer 2005 konnten Besucher in der Raff’schen Scheuer das Ergebnis dieses Schaffens im Rahmen einer Ausstellung besichtigen. In knapp 40 Werken interpretiert Christa Uebelmeßer den Stadtbezirk auf vielfältige Weise, wobei sich oftmals Gegenwart und Erinnerung an das alte Bauern- und Weingärtnerdorf mischen. Auf den Bildern in Acryl-Öl, Collage-Mischtechnik oder Aquarell sind sowohl in kräftigen Grundfarbtönen als auch in warmen Erdtönen beispielsweise vertraute Tiere aus ihrer Kindheit oder die Puppen ihrer Urgroßmutter zu sehen. Andere wiederum zeigen die „Degerloch-Zitate“ in stark abstrahierender Form, wobei trotzdem stets ein realistischer Bezug zu erkennen ist. Daneben finden sich bekanntere Motive wie Michaelskirche, Lindenplatz oder das Eingangsportal der Filderschule. Gerade der Blick in die Vergangenheit ist der Malerin jedoch wichtig: „Oft bedaure ich den Verlust der alten Bausubstanz, das Flair von früher fehlt mir. In meinen Bildern kann ich das wieder zum Vorschein bringen“, erzählt die Künstlerin.


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Versรถhnungskirche Degerloch, 2005, Acryl, 100 x 80 cm

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Karl-Pfaff-StraĂ&#x;e, 2005, Aquarell, 43 x 32 cm

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Lindenplatz, 2005, Aquarell, 43 x 32 cm

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Wappen von Degerloch, 2002, Aquarell, 60 x 43 cm

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A.H. oder Degerloch in Rot, 2002, Collage-Acryl-Mischtechnik, 80 x 60 cm

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Geboren 1936

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Gestochen scharf und fast wie mit dem Lineal gezogen zeichnet Christof Matz seine Degerlocher Ansichten. An manchen Stellen gleichen sie einem fotografischen Negativ, das die Motive durch Aussparung sichtbar macht. Dabei bevorzugt er den warmen Braunton der Sepia-Tinte. Diese Technik erfordert viel Geschick, weil mit ihr sehr schnell und ohne Vorzeichnen gearbeitet werden muss. Christof Matz kommt aus einer musikalischen Leipziger Familie. Sein Vater war Gewandhausmusiker, Komponist und Professor an der Musikhochschule, er selbst sang lange Jahre im Thomanerchor. Beruflich hat er sich dennoch für die Bildende Kunst entschieden, nahm Unterricht bei dem Maler Hans Engels in der Sachsenmetropole. „Er war eine Persönlichkeit und für meine Entwicklung sehr prägend“, urteilt Christof Matz im Rückblick. Beeindruckt hat ihn außerdem schon immer Max Beckmann, „besonders die Konsequenz in dessen Bildgestaltung“. Im Jahr 1960 verließ Christof Matz die DDR und studierte drei Jahre lang an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart bei Gunter Böhmer. Zunächst arbeitete der Künstler vorwiegend gegenständlich, malte Stillleben, Landschaften, gelegentlich Figürliches. Neben seinem kreativen Schaffen war Christof Matz als Grafiker im Fachbereich Archäologie des Landesdenkmalamtes tätig. Vor einigen Jahren schuf der Degerlocher, der seit 1976 am Haigst wohnt, die Werkreihe „Klangbilder“, in der er musikalische Kompositionen vom Barock bis zur Moderne auf unterschiedliche Weise abstrahierte und ins Bild setzte, darunter auch „Final op. 21 für Orgel“ von César Franck. „Derzeit orientiere ich mich wieder neu und konzentriere mich auf Arbeiten, in denen ich versuche, vom Gegenständlichen ausgehend freien, abstrahierenden Assoziationen größten Raum zu geben“, beschreibt der freie Maler und Grafiker sein künstlerisches Anliegen. In rund 40 Zeichnungen hat Christof Matz außerdem Motive aus dem Stadtbezirk festgehalten, die ein eindrucksvolles Bild von Degerloch zeigen.


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EpplestraĂ&#x;e 30, 1984, Sepia, 26 x 22 cm

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Seite 27

Stadtlandschaft EpplestraĂ&#x;e, 1984, Sepia, 22 x 26 cm

Stadtlandschaft Neue Weinsteige, 1984, Sepia, 22 x 26 cm

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Löwenstraße 41/1, 1984, Sepia, 26 x 22 cm

Melittastraße 5, 1984, Sepia, 26 x 22 cm

Melittastraße 7, 1984, Sepia, 26 x 22 cm

Epplestraße 30, 1984, Sepia, 26 x 22 cm

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Seite 30

Haigst, 2006, テ僕 auf Leinwand, 80 x 120 cm

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1889 – 1945

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Seine Bilder sind nicht in Museen ausgestellt, aber sie hängen in schwäbischen Wohnzimmern in aller Welt, vor allem natürlich in den guten Stuben von Degerloch. In seinen Werken porträtierte Eugen Kucher längst vergangene Szenerien des Stadtbezirks. Dem dörflichen, bäuerlich geprägten Leben in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts hat er Gestalt verliehen, und seine Werke lassen noch heute den beschaulichen Rhythmus dieser Zeit erahnen. Mancher NeuDegerlocher erfährt erst durch seine Bilder, wie der Ort früher einmal ausgesehen hat, gibt es doch manchen Winkel mittlerweile gar nicht mehr. Aus einer alten Weingärtnerfamilie stammend, wurde Eugen Kucher 1889 in Enzweihingen geboren, das heute zu Vaihingen an der Enz gehört. Sein Vater, Gipsermeiser Wilhelm Kucher, übersiedelte nach Degerloch in die Obere Weinsteige 4. In dem Ort ging Eugen Kucher zur Schule und absolvierte zunächst eine Malerlehre bei seinem älteren Bruder Wilhelm. Ein königliches Stipendium ermöglichte ihm schließlich den Besuch der Münchner Kunstakademie. Später betätigte sich der Künstler hauptberuflich als Kulissenmaler an den Württembergischen Staatstheatern. „In seiner Freizeit aber zog es ihn zur Freilichtmalerei, und viele ältere Degerlocher, die ihn als Kinder an seiner Staffelei bewunderten, sehen ihn mit seinem Schlapphut noch vor sich, wie er die alten Gassen und Winkel des Dorfes, ihre bäuerlichen Bewohner und sein geliebtes Ramsbachtal liebevoll und sorgfältig - in der Art eines Merian - festgehalten hat“, charakterisierte der Historiker Gerhard Raff einmal den schwäbischen Künstler. „Die Malerei war sein Ein und Alles“, erinnert sich Erne Kucher an ihren Schwiegervater. In der Löwenstraße 83 wohnte Eugen Kucher mit seiner Frau Mathilde, der Wirtstochter aus dem Gasthaus „Ritter“. Zum 50. Todestag, in der Osterwoche 1995, waren zahlreiche Werke des Malers in der Raff'schen Scheuer ausgestellt. Eine seltene Gelegenheit, denn alle Exponate stammten aus Privatbesitz. Kurz vor Kriegsende kam Eugen Kucher am 12. April 1945 bei einem Fliegerangriff im Schwäbischen Wald ums Leben – nur zehn Tage, bevor Oberbürgermeister Karl Strölin im Gasthof seines Schwiegervaters die Stadt Stuttgart an die Franzosen übergab. Der 2001 eingeweihte Eugen-KucherWeg am Rande seines geliebten Ramsbachtals, in dem sich „sein“ Garten noch immer im Familiensitz befindet, erinnert an den künstlerischen Chronisten des Stadtbezirks und „Degerlocher Merian“.


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Große Falterstraße mit Blick auf den Chor der Michaelskirche, 1935, Tempera, 49 x 31 cm

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Degerloch im Winter – Vom Ramsbachtal aus gesehen, 1935, Öl auf Leinwand, 57 x 90 cm

Ramsbachtal mit Blick auf Kemnat und die Schwäbische Alb, 1936, Öl auf Leinwand, 36 x 45 cm

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Waldrandweg im Ramsbachtal – Seit 2001 „Eugen-Kucher-Weg“, 1935, Öl auf Leinwand, 54 x 65 cm

Degerloch – Vom Ramsbachtal aus gesehen, 1936, Öl auf Leinwand, 38 x 45 cm

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Seite 35


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Seite 36

„Bettelplatz“ – Kreuzung Große und Kleine Falterstraße, 1937, Tempera, 31,5 x 47 cm

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Seite 37

Blick vom Josefsbuckel (Josefstraße) auf die Tübinger Straße (heute Epplestraße) – Im Hintergrund Haus der Familie Ackermann-Klink (heute Drogerie Klink), 1939, Tempera, 32 x 42 cm

Tübinger Straße (heute Epplestraße) mit Gasthaus „Ritter“, 1939, Tempera, 27,5 x 35 cm

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Seite 38

Große Falterstraße mit Blick auf die Michaelskirche, 1938, Tempera, 30 x 48 cm

Große Falterstraße Richtung Ramsbachtal, 1938, Tempera, 46 x 37 cm

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Geboren 1926

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Ganz einfach war sein Leben nicht, und doch sagt Fritz Thumm heute: „Ich stand auf der Sonnenseite.“ Mit acht Geschwistern wuchs der Künstler in Bonlanden als Sohn eines Bauern auf. Als er seine Lehre ein Jahr nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges begann, eröffneten sich ihm nicht viele berufliche Möglichkeiten. Ein Bekannter der Eltern hatte ein Malergeschäft, und Fritz Thumm absolvierte dort seine Ausbildung. Anschließend arbeitete er sich bis zum Meister hoch. „Dabei inspirierte mich eigentlich immer die Bildhauerei, mein Vetter Walter war auf diesem Gebiet sehr begabt“, erzählt der Handwerker. Bereits während seiner Schulzeit zeichnete Fritz Thumm gerne, Geld verdienen musste er als selbstständiger Malermeister jedoch mit „gemalten Quadratmetern“. Viel Zeit für die Kunst blieb da zunächst nicht, denn zusammen mit seiner Frau Alma und den Schwiegereltern hatte er 1950 ein kleines Häuschen in der Falterau gebaut. Seit 1988 im Ruhestand, bringt der zweifache Familienvater heute Motive, die ihn besonders beeindruckten, in Öl-, Acryl- oder Aquarelltechnik aufs Papier. „Ich versuche, beim Reisen und Wandern Stimmungen und Eindrücke mit dem Pinsel festzuhalten“, erklärt der Maler. Seine Reisen führten Fritz Thumm nach Ostasien und in die USA, vor allem aber nach Frankreich, wo er auf den Spuren der Impressionisten wandelte. Ihnen fühlt sich der Künstler besonders verbunden. „Zu meinen Vorlieben zählen der Impressionismus, der Expressionismus sowie auch Werke des Übergangs zwischen diesen beiden Stilrichtungen“, bekennt der Degerlocher. Immer wieder zieht es den Pensionär mit Gleichgesinnten zu Ausstellungen, seit 2001 ist er Mitglied im Galerieverein der Staatsgalerie Stuttgart. „Kunst ist ein unerschöpfliches Thema. Ich hoffe, dass mir meine Neugierde in dieser Hinsicht noch lange erhalten bleibt“, sagt Fritz Thumm.


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Degerlocher Mittelpunkt, 1995, Aquarell, 45 x 35 cm

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Seite 3

Degerloch vom Ramsbachtal aus, 1992, Aquarell, 30 x 40 cm

Degerloch – Gedenkstein hinter der Kirche,1993, Aquarell, 40 x 30 cm

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Später Abend in der Falterau, 1980, Aquarell, 45 x 35 cm


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Schnee und Reif im Ramsbachtal, 1997, Aquarell, 40 x 30 cm

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Geboren 1918

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Wer Annemarie Döppner im 15. Stock des Hochhauses „Hannibal“ im Stuttgarter Stadtbezirk Asemwald besucht, erkennt mit einem Blick ihre Passion: An den Wänden hängen zahlreiche, zumeist eigene Bilder, aber auch Werke anderer Künstler. Auffallend ist die Vielfalt an Motiven und Techniken, darunter Acryl, Öl, Reliefs, Collagen, Werke auf Seide, Packpapier, Zeitung und vieles mehr. Besonders am Herzen liegen Annemarie Döppner die Reliefbilder. Bei dieser Technik wird zunächst auf ein mit Tapetenkleister bestrichenes festeres Papier ein wesentlich größeres Seidenpapier gelegt. Danach verschiebt man dieses Seidenpapier auf der noch feuchten Unterlage so, dass ein reliefartiges Gebilde entsteht. Zum Schluss wird das Werk bemalt, wobei meist die Formen das Motiv vorgeben. Eines von Annemarie Döppners Bildern zeigt deutlich erkennbare Blumen, ein anderes verharrt im Abstrakten. „Der Reiz liegt für mich im Gestalten. Auf einem leeren Blatt Papier kann ich auf diese Weise Illusionen und Stimmungen schaffen“, erklärt die Künstlerin. Geboren wurde Annemarie Döppner in Strelno in Posen. Ihre Jugend verbrachte sie in der Nähe von Stettin, heute Szczecin, dort absolvierte sie eine Ausbildung zur Hauswirtschaftsleiterin. 1948 heiratete sie und zog zu ihrem Mann nach Stuttgart, zwei Jahre später nach Degerloch, schließlich in den Asemwald. Annemarie Döppner entdeckte ihre Liebe zur Malerei im Jahr 1986. Seit dieser Zeit besuchte sie mehrere Privat- und Gruppenkurse, nahm immer wieder an Malreisen im In- und Ausland teil. „Am Anfang ist man starrer, genauer. Ich bemühe mich die ganze Zeit, vom Fotografischen, von der direkten Abbildung der Realität wegzukommen“, beschreibt die Künstlerin ihr Anliegen. Eine Ausnahme von diesem Ansatz stellen allerdings ihre Degerlocher Werke dar, die sie bereits in mehreren Einzel- und Gruppenausstellungen präsentierte, wie beispielsweise in der Raff’schen Scheuer in Degerloch.


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Das „Fässle”, 2004, Aquarell, 44 x 34 cm

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Landhaus „Tannau“, 1950, Aquarell, 35 x 26 cm

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Degerlocher Markt, 2002, Aquarell, 38 x 28 cm

Michaelskirche, 2000, Aquarell, 26 x 35 cm

Alt-Degerloch, 2005, Aquarell, 44 x 34 cm

Im Hoft채le, 2002, Aquarell, 26 x 35 cm

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Mari채-Himmelfahrt-Kirche, 2005, Aquarell, 28 x 38 cm

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Helene-Pfleiderer-Haus, 1998, Aquarell, 27 x 38 cm

Helene-Pfleiderer-Haus, 1998, Aquarell, 27 x 38 cm

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Geburtsdatum: keine Angabe

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In Christiane Neuffers Familie hatten die Musen schon immer einen Platz. Ihr Vater spielte virtuos Violine und Klavier, und abends, als schöpferische Erholung vom anstrengenden Beruf eines Arztes, malte er. „Ich selbst verarbeite mit der Malerei zum Teil auch mein bisheriges Leben“, sagt die jetzige Hoffelderin. Dazu gehören einige schwierige Phasen, mit vor allem politischem Hintergrund: Ende 1960 floh die gebürtige Sudetendeutsche in den Westen. „Diese Zäsur war für mich deshalb so schlimm, weil ich fünf Jahre lang keinen Kontakt zu meinen Eltern hatte“, erinnert sich Christiane Neuffer. Ihre Flucht aus der Heimat hat sie in der Trilogie „Mauer – Trennung – Wiedervereinigung“ dargestellt. In der DDR hatte die Pädagogin Germanistik und Kunst studiert. Der Zugang zum eigentlich gewünschten Medizinstudium blieb ihr, die aus einer Arztfamilie stammt, verwehrt. Angekommen in der Bundesrepublik, fand die Künstlerin nach langer Odyssee, darunter acht Jahre Lehrtätigkeit in Friedrichshafen am Bodensee, in Stuttgart eine neue Heimat. Hier heiratete sie den Juristen Hans-Lutz Neuffer, mit dem sie sich 1973 im Hoffeld niederließ. Lange Jahre unterrichtete Christiane Neuffer als Kunstlehrerin an der Anne-Frank-Realschule in Möhringen, seit 2000 leitet sie Mal- und Zeichenkurse beim Degerlocher Frauenkreis. Der Schwerpunkt in Christiane Neuffers eigenem künstlerischen Schaffen liegt auf der Farbe. „Höhlenmalereien gefallen mir sehr gut – das Erdige, Archaische, die vereinfachten Formen. Auf der anderen Seite begeistert mich das genaue Gegenteil davon, die satten Farben von Emil Nolde oder das Verschwommene, die durch Licht aufgelösten Farben in den Bildern von Monet“, beschreibt die Pädagogin ihre kunsthistorischen Vorlieben. Seit drei Jahren gehört sie zu den Mitgliedern des Ateliers „Bunt-gestreift“ in Möhringen. Ausgestellt hat Christiane Neuffer ihre Werke bereits in der Raff’schen Scheuer sowie in der Hoffeldkirche.


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Vision, 2002, Aquarell, 45 x 30 cm

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Ramsbachtal, 2003, Aquarell, 30 x 40 cm

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Spiegelung, 2002, Aquarell, 30 x 40 cm

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1926 – 1991

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Den Sinn fürs Akribische hat Lothar Reinhard vermutlich von seinem Vater Eugen geerbt. Dieser besaß eine umfangreiche vorgeschichtliche und volkskundliche Sammlung, die er Mitte der 70er-Jahre im Steinzeitmuseum Korb-Kleinheppach im Remstal der Öffentlichkeit präsentierte. So befasste sich auch Lothar Reinhard intensiv mit der Vor- und Frühgeschichte. Als Autor und Illustrator beteiligte er sich an der Entstehung von über zehn Ortschroniken. Von Beruf war Lothar Reinhard ursprünglich Geometer, doch in diesem Metier konnte er aufgrund einer Kriegsverletzung später nicht mehr arbeiten. Deshalb entschied er sich für ein Fernstudium der Fachrichtung Werbung, bei der er sein Zeichentalent anwenden konnte. Nach Abschluss seines Studiums arbeitete er bei verschiedenen Firmen als Werbefachmann, später als Werbeleiter. In Lothar Reinhards heimatkundlicher Archivarbeit, die er ehrenamtlich durchführte, ist immer wieder der Geometer zu erkennen, denn er hat die ur- und frühgeschichtlichen Funde illustriert und diverse Karten von den jeweiligen Fundstellen gezeichnet. Seit den 70er-Jahren zeichnete Lothar Reinhard außerdem viele Motive von Degerloch, wo er seit 1961 im elterlichen Haus seiner Frau Lore in der Keidelstraße wohnte. Fast kein Winkel des Stadtbezirks fehlt in seiner künstlerischen Betrachtung. „Er hatte immer einen Blick für Kleinigkeiten wie eine Steinfigur oder eine Eingangstür an einem Haus“, sagt seine Frau. Ein Bild zeigt beispielsweise das Portal der Filderschule. Im ehemaligen Zahnradbahnstüble hingen lange Zeit Zeichnungen des Künstlers mit Szenerien der alten „Zacke“ an der Wand. 1983 konzipierte und illustrierte er für die Deutsche Bank eine für Wander- und Geschichtsfreunde gleichermaßen geeignete „Freizeitkarte Degerloch, Plieningen-Birkach“. Auch in diesem Werk zeigt sich seine akribische Auseinandersetzung mit dem Stadtbezirk, dem sich Lothar Reinhard bis zu seinem Tod 1991 sehr verbunden fühlte.


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Zahnradbahn auf Br端cke, 1981, Tusche, 16 x 12 cm

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Eingang der Filderschule, 1984, Tusche, 30 x 20 cm

Lindenpl채tzle, 1980, Tusche, 27 x 42 cm

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Hof der Albschule, 1982, Tusche, 11 x 9 cm


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Seite 18

Gasthaus „Ritter”, 1981, Tusche, 16 x 12 cm

Schultürmle, 1981, Tusche, 16 x 12 cm

Versöhnungskirche, 1981, Tusche, 16 x 12 cm

Heilig-Geist-Kirche, 1984, Tusche 30 x 21 cm

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Kiosk am Königsträßle, 1985, Tusche, 12 x 16 cm

Zahnradbahnhof und Post, 1978, Tusche, 24 x 37 cm

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Wengerter, 1981, Tusche 14 x 12,5 cm

Haigstkirche mit Zahnradbahn, 1984, Tusche, 21 x 30 cm

Auf der Villa, 1981, Tusche, 18 x 29 cm

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Geboren 1950

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Dieter Stradingers besondere Passion ist der „15er“. Diese alte Stuttgarter Straßenbahnlinie mit der Nummer 15, deren Tage bald gezählt sind, hat ihn künstlerisch inspiriert. In mehreren Bildern malte er den „15er“ an verschiedenen Stationen wie Löwentor oder Pragfriedhof, einmal auch mit dem Fernsehturm im Hintergrund. Als gelernter Chemigraf, Lithograf, Reprograf, Scanner und späterer Mediengestalter zeichnete Dieter Stradinger bereits in der Berufsschule vieles. Seine Ausbildung absolvierte er bei der Firma Krämer in Sillenbuch, später arbeitete er unter anderem bei den Stuttgarter Nachrichten und verschiedenen kleineren Kunstanstalten. Seit zwei Jahren ist der gebürtige Gaisburger Hausmann und hat dadurch mehr Zeit für die Malerei. Intensiv betreibt Dieter Stradinger dieses Hobby seit dem Jahr 2000 im Malkreis Gablenberg unter der Leitung von Friedhelm Heusner. Gelegentlich vertritt er sogar seinen Lehrer in dem Privatkurs, der sich vorwiegend mit dem Aquarellieren befasst. An dieser Technik fasziniert ihn besonders die Verteilung von Licht und Schatten, von Farbe und weiß ausgesparten Partien. „Früher wollte ich ein Motiv möglichst detailgetreu aufs Papier bringen. Mittlerweile genügen mir vielfach auch Andeutungen, so dass der Phantasie noch Raum gegeben ist“, sagt der Künstler. Seit 2003 präsentiert Dieter Stradinger seine Bilder regelmäßig auf dem Möhringer Kunst- und Kunsthandwerkermarkt. Auch an Ausstellungen im Treffpunkt Rotebühlplatz in Stuttgart sowie in der Stadthalle Beilstein beteiligte sich der Vater eines Sohnes. Degerloch kennt der Gaisburger vor allem von seinen früher häufigen Wochenmarktbesuchen und anderen Kontakten. Inzwischen hat er sich dem ehemaligen Luftkurort auch künstlerisch in diversen Werken genähert, die traditionelle Institutionen wie die Besenwirtschaft Gohl in der Epplestraße oder den neu gestalteten Santiago-de-Chile-Platz am Haigst thematisieren. Und ein Ende ist noch lange nicht in Sicht: Dieter Stradinger entdeckt ständig Neues, das ihn zum Malen inspiriert.


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Haigstkirche, 2006, Aquarell, 29 x 20 cm

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Besenwirtschaft Gohl, 2006, Aquarell, 29 x 20 cm

Mari채-Himmelfahrt-Kirche vom Friedhof aus 2006, Aquarell, 29 x 20 cm

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Seite 24

„Holzkrug“, 2006, Aquarell, 24 x 30 cm

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Seite 25

„15er“, 2005, Aquarell, 29 x 23 cm

Seilbahn zum Waldfriedhof, 2006, Aquarell, 20 x 29 cm

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Schillerbrünnele, 2006, Aquarell, 20 x 15 cm


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Seite 26

Eingang zum Alten Friedhof, 2006, Aquarell, 20 x 15 cm

Rathaus mit Michaelskirche, 2006, Aquarell, 29 x 20 cm

Blick vom Santiago-de-Chile-Platz auf Stuttgart, 2006, Aquarell, 20 x 29 cm

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Geboren 1933

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„Irgendwann hatte ich das Arbeiten am Zeichenbrett mit geraden Linien satt“, verrät Horst Bulling, gelernter Grafiker und Designer, über seine stärkere Hinwendung zur Malerei seit den 80er-Jahren. Bevorzugt widmet er sich seither der künstlerischen Darstellung von Landschaften. Zu diesem Zweck reiste er früher häufig mit seinen beiden Malerfreunden Richard Albrecht und Hugo Peters, einem emeritierten Akademieprofessor, in süddeutsche und bayerische Landschaften. 1982 gründete Horst Bulling den Kunstkreis Feuerbach und die Galerie im Burgenlandzentrum. Jedes Jahr nimmt der Maler außerdem an zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland teil. Beruflich absolvierte Horst Bulling zunächst eine Lehre als Werbegestalter, parallel dazu nahm er Unterricht an der Akademie für Bildende Künste Stuttgart bei Professor Appelhans. Bald darauf ging er nach Hamburg an die Werbefachschule, 1957 folgte der Sprung in die Selbstständigkeit mit einem eigenen Werbeatelier für führende Handelsketten. Drei Jahre später gründete der Stuttgarter ein Planungsbüro für Ladeneinrichtungen. In der Folgezeit gestaltete Horst Bulling die Innenräume von rund 5000 Geschäften. Vor fünf Jahren entsprach er dem Wunsch von Historiker Gerhard Raff, einmal wie das Degerlocher „Urgestein“ Eugen Kucher den Stadtbezirk zu malen. Weil die beschaulichen Plätze seiner Ansicht nach rar geworden sind, thematisierte der Feuerbacher vielfach das heutige Degerloch. In einigen Aquarellen illustrierte er aber auch vergangene Szenerien, etwa die „Zacke“ mit ihrer historischen Technik oder den alten Zahnradbahnhof. Als Grundlage für diese historisierenden Bilder dienten dem Familienvater winzige, unscharfe Fotos. Inzwischen beschäftigt sich Horst Bulling vorwiegend mit den Themen „Wasser“ und seltene „Natur-Denkmäler“. „Ersteres ist vielleicht darauf zurückzuführen, dass ich im Tierkreiszeichen des Wassermanns geboren bin“, erklärt der Künstler und fügt hinzu: „Beim Dichter der Flüsse, Alfred Sisley, fand ich die Orientierung für eine künstlerische Auseinandersetzung mit dem Element Wasser.“ In seinem Degerlocher Zyklus malte Horst Bulling deshalb auch eine Ansicht des Ramsbachs, des bekanntesten Gewässers im Stadtbezirk.


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Ecke Mittlere und Große Falterstraße, 2001, Aquarell, 35 x 25 cm

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Seite 29

Jugendhaus – Wilhelmshöhe, 2002, Aquarell, 22 x 30 cm

Baustelle ehemalige „Krone“ – Epplestraße, 2002, Aquarell, 29 x 39 cm

Alter Schulhof, 2002, Aquarell, 22 x 30 cm

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Ewige Baustelle Albplatz, 2002, Aquarell, 22 x 30 cm

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Seite 31

„Zacke“ mit Filderbahn – Weinsteige (1915), 2001, Aquarell, 34 x 49 cm

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Alt-Degerloch – Vaihinger Bierhalle (1932), 2001, Aquarell, 25 x 35 cm

Endstation Degerloch mit Post, 2001, Aquarell, 25 x 35 cm

Der alte „Zacke“-Bahnhof (1930), 2001, Aquarell, 25 x 35 cm

„Zacke“ am Haigst, 2001, Aquarell, 25 x 35 cm


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Seite 32

Kleine Marktszene, 2002, Aquarell, 30 x 22 cm

Bunter Markt, 2001, Aquarell, 22 x 30 cm

Ramsbach vor der M端ndung, 2002, Aquarell, 29 x 39 cm

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Geboren 1943

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„Mein Themenbereich ist die Wechselbeziehung zwischen Mensch und Natur. Ein Schwerpunkt gilt der Auseinandersetzung mit Umweltproblemen“, sagt Heide Göller über ihre Motivwahl. Lange Zeit bediente sie sich surrealistischer Ausdrucksmittel, um diese Themen umzusetzen. Die erste und wichtigste Anregung zu ihren „fantastischen“ Bildern kam von Professor Rudolf Hausner, einem der bedeutendsten Vertreter der Wiener Schule des fantastischen Realismus. Entsprechend finden sich in Heide Göllers Atelier und Domizil am Haigst noch immer zahlreiche für den Surrealismus charakteristische „objets trouvés“, also Gegenstände, die sie in Materialbildern arrangierte und deren zufällige Form sie eigenständig interpretierte: Muscheln, bizarr geformte Holzstücke, getrocknete Pflanzen oder Steine. „Das sind meine Schätze“, sagt Heide Göller, obwohl die Materialbilder inzwischen seltener geworden sind. Von 1963 bis 1966 studierte die Malerin und Grafikerin an der Akademie der Bildenden Künste Stuttgart. Anschließend arbeitete sie fünf Jahre lang in einem Werbeatelier, bis sie sich 1971 nach der Geburt ihrer Tochter Daniela selbstständig machte. Neben den Collagen und Materialbildern bestimmen Werke mit Pastellkreide das Schaffen der gebürtigen Heilbronnerin, vor allem in ihrer Landschafts- und Porträtmalerei. Auch die Degerlocher Sujets sind vornehmlich in dieser Technik entstanden. Heide Göllers reichhaltiges Werk umfasst unter anderem das Bühnenbild des Balletts „Die listige Witwe“ am Kleinen Haus der Württembergischen Staatstheater (1988), die Performance „Traumzeiträume“ in Kooperation mit drei anderen bildenden Künstlerinnen (1991) sowie Dia-Grafiken zu „John Cage: Song-Books“ (1992). Seit über 25 Jahren beteiligt sich die Degerlocherin außerdem an Einzelund Gemeinschaftsausstellungen.


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Ein langer Winter – Busbahnhof, 2006, Pastell, 28 x 30 cm

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Ein langer Winter – Marktplatz, 2006, Pastell, 28 x 30 cm

Ein langer Winter – Neues Rathaus, 2006, Pastell, 28 x 30 cm

Marktplatz winterlich, 2006, Pastell, 28 x 30 cm

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Ein langer Winter – Albplatz, 2006, Pastell, 28 x 30 cm

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Am Br端nnele, 2006, Pastell, 28 x 30 cm

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Seite 41

Ursula Sellwig, 2006, Aquarell, 34 x 25 cm

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Christel Schmiemann 2004, Acryl, 40 x 30 cm

Antje Schellerich, 2000 Aquarell, 39 x 28 cm


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Seite 42

Elisabeth Voss, 2006, Aquarell, 36 x 27 cm

Ingrid Kadner, 2006, Mischtechnik, 40 x 30 cm

Ursula Sellwig, 2006, Aquarell, 39 x 30 cm

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Seite 43

Andrea Wanderer, 2004, Acryl auf Papier, 30 x 40 cm

Uschi Kern, 2005, Acryl auf Pappe, 40 x 30 cm

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Gertrud Ziefle, 2005, Acryl auf Papier, 56 x 42 cm

Helmut Siesser, 1992, Tempera, 47 x 63 cm


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Seite 44

Christa Schulz-Geyer, 2005, Acryl auf Papier, 30 x 40 cm

Irmtraud Kobler, 2005, Collage, 31 x 24 cm

Christel Schmiemann, 2004, Aquarell, 26 x 29 cm

Margret Steinhauer, 2005, Aquarell, 30 x 41,5 cm

Margarete Evers, 2002, Aquarell, 30 x 40 cm

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Barbara Braun, 2006, Acryl auf Papier, 30 x 40 cm

Fritz Thumm, 1997, Aquarell, 45 x 35 cm

Fritz Thumm, 1992, Aquarell, 30 x 40 cm

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Marianne Peters, 2006, Acryl auf Papier, 30 x 40 cm

Margarete Evers, 1998, Aquarell, 30 x 40 cm


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Wolfgang Bテカhm, 2002, Aquarell mit Tusche, 21 x 29,7 cm

Michael Dirk, 1984, Bleistift, 19 x 27 cm

Wolfgang Bテカhm, 2002, テ僕 auf Pappe, 42 x 42 cm

Ingrid Kadner, 2004, Aquarell, 41 x 30 cm

Heide Gテカller, 2006, Mischtechnik, 40 x 53 cm

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DANKSAGUNG Unser Dank gilt in erster Linie allen Künstlerinnen und Künstlern, die sich an der vorliegenden Publikation beteiligt haben. Bei der Recherche und der Realisierung von „Degerloch – Mit Pinsel und Feder“ standen uns außerdem folgende Personen hilfreich zur Seite: Ellen Breitling, Frauke Bruckmann, Brigitte und Edgar Dier, Marianne Hintz, Erika Kiebart, Martha und Heinz Knobloch, Annette Köger, Elisabeth Krause, Erne Kucher, Gerhard Kucher, Brigitte Kunath-Scheffold, Gerhard Leistner, Christof Matz, Gisela und Helmut Meynberg, Doris Neu, Christiane Neuffer, Albert Raff, Gerhard Raff, Rolf Reihle, Lore Reinhard, Dieter O. Schmid, Christel Wandel, Rainer Wehr

BILDQUELLENNACHWEIS Dr. Klaus Käppeler: Robert Förch – „Heller Weinberg“, Seite 95 Galerie Bayer, Bietigheim-Bissingen: Ida Kerkovius – Neue Weinsteige, Seite 28/29 Kunstforum Ostdeutsche Galerie Regensburg: Ida Kerkovius – „Garten (Schurr) in Degerloch“, Seite 27 Aus: Stiftung Ostdeutsche Galerie (Hrsg.) Ida Kerkovius (1879 – 1970). Gemälde, Pastelle, Aquarelle, Zeichnungen, Teppiche (Retrospektive), (Katalog), Kunstforum Ostdeutsche Galerie, Regensburg 2001 Kunstmuseum Stuttgart: Tell Geck – „Winter auf dem Haigst“, Seite 35 Aus: Galerie der Stadt Stuttgart (Hrsg.): „Tell Geck. Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen. Tell Geck zum 90. Geburtstag“ (Katalog), Stuttgart 1984 Stadtarchiv Stuttgart: Porträt Tell Geck, Seite 34

LITERATURHINWEISE Galerie der Stadt Stuttgart (Hrsg.): „Tell Geck. Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen. Tell Geck zum 90. Geburtstag“ (Katalog) Stuttgart 1984 Tina James: „Christof Matz. Klang Bilder (1994-1996)“ (Katalog), Waiblingen 1996 Eugen Keuerleber: „Tell Geck. Leben und Werk. Zum 6. September 1994“, Redemanuskript zum 100. Geburtstag Tell Gecks Druckerei Eugen Lamparter (Hrsg.): „Eugen Kucher. Der Degerlocher Merian“ (Kalender), Stuttgart 1996 Manfred Oesterle: „Satirica x 3. Gezeichnet, gemalt, modelliert“ (Katalog), Dr. Cantz’sche Druckerei, Ostfildern 1999 Siegfried Schoch/Frank Nopper: „Liebes altes Degerloch. Ein Heimatbuch für Degerloch mit Sonnenberg“ Wegra Verlagsgesellschaft mbH Stuttgart, Stuttgart 1985 Stadt Böblingen (Hrsg.): „Ida Kerkovius. Im Zauber der Farbe“, Verlag Gerd Hatje, Ostfildern-Ruit 1998 Stiftung Ostdeutsche Galerie (Hrsg.): „Ida Kerkovius (1879-1970). Gemälde, Pastelle, Aquarelle, Zeichnungen, Teppiche (Retrospektive)“ (Katalog), Kunstforum Ostdeutsche Galerie Regensburg, Regensburg 2001


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Degerloch, ein Schmuckstück der Landeshauptstadt, erfreut Besucher und Bewohner mit vielen besonderen Attributen: Degerloch ist der am höchsten gelegene Stuttgarter Stadtbezirk und bietet das größte zusammenhängende Sport- und Erholungsgebiet der Region, eingebettet zwischen Wald und Reben. Mit seinem in ganz Deutschland bekannten Wahrzeichen, dem Fernsehturm, dem Naherholungsgebiet Ramsbachtal, dem Marktplatz und seinem teilweise bis zum heutigen Tag erhaltenen dörflichen Charakter inspiriert der Ort viele Künstler zu kreativer Auseinandersetzung. Der Bildband „Degerloch – Mit Pinsel und Feder“ zeigt die Werke von über 30 Künstlern in einer bislang einzigartigen Dokumentation. Manche von ihnen zählen zu bekannten Protagonisten der Kunstszene, doch präsentiert der Band auch weniger bekannte Malerinnen und Maler. Gemeinsam aber ist allen eine emotionale Nähe zu diesem Stuttgarter Stadtbezirk. Es ist ein Privileg der Kunst, die Realität mit den ihr eigenen Mitteln zu zeigen. „Degerloch – Mit Pinsel und Feder“ eröffnet Einblicke in längst Vergangenes, eine vielleicht neue Sicht auf bereits Bekanntes oder gar die Entdeckung von Unbekanntem.


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