DIE PFORTE Nr. 68/2015

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Des weiteren erbot sich die Möglichkeit, 1817 das Justizamt von Schulpforte nach Naumburg zu verlegen, um damit Urteile über »Hals und Hand« nicht mehr fällen zu müssen. Die Verlegung des Justizamtes nach Naumburg schuf im Fürstenhaus durch die Freigabe von Räumen die Möglichkeit, Wohnraum für bis dahin im Schulhaus lebende Lehrerfamilien zu schaffen. Ein anderes Problem war schwerwiegender: Es mussten neue Lösungen für die Freistellen gefunden werden. Die im nun preußischen Bereich wurden übernommen, im verbleibenden sächsischen Landesteil durch Abfindungen oder Tausch geregelt. Damit bestanden 46 Freistellen im preußischen, 34 im sächsischen Landesteil durch Tausch und weitere neue 20 »Koststellen«, sodass die vorherige alte Gesamtzahl von 100 fortgeführt werden konnte. Eine ähnliche Lösung wurde für den Landbesitz der Landesschule gefunden, indem ehemals sächsische Besitzteile mit 160.000 Talern an Sachsen abgefunden wurden.

Inhaltliche Veränderungen Nach diesen Regularien fanden die schon länger bestehenden Reformversuche an der Schule nun ein erstes Ergebnis. Neu war die Einführung des Abiturs, bis dahin reichte das Anfertigen einer Valediktionsarbeit. Beide

Formen bestanden jedoch weiter, in Einzelfällen sind solche Valediktionsarbeiten noch freiwillig bis Mitte des 20.Jahrhunderts vorgelegt worden. Beachtlich sind die Eingriffe in die Vergütung des Lehrkörpers: Bisher wurden die Lehrer anteilig mit Naturalien honoriert. Nun erhöhte sich der finanzielle Anteil der Lehrergehälter und nur noch geringe Anteile im Naturalbereich blieben, die sogar noch 60 Jahre später gültig waren. Auch im Unterricht spiegelten sich die neuen Vorstellungen wider. Während der Altsprachenunterricht bisher im Vordergrund stand, erhielten nun der Unterricht in Deutsch und Mathematik einen höheren Stellenwert. Ebenso verbesserte sich die methodische Ausstattung in den Klassenzimmern, wozu nötige Unterrichtsmaterialien angeschafft wurden.

Erweiterung des Lehrkörpers Der Lehrkörper bestand in den folgenden Jahren aus zwölf Lehrern, acht Professoren und vier Adjunkten mit gleicher Rechtsstellung. Den Erfordernissen des 19. Jahrhunderts entsprechend kam es zur Einstellung eines deutschen Französischlehrers, da der von einem Muttersprachler bis 1806 gehaltene Unterricht nicht mehr durchgeführt worden war. Ebenso wurde ein eigens ausgebildeter Mu-

10 | Vor 200 Jahren wurde Pforta preußisch


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