Coburger - Das Magazin #7

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JUNG-STARS Super-Star Lionel Messi

immer Zeit, sich zu entwickeln. Das ist heute im internationalen Fußballgeschäft nicht mehr selbstverständlich. Die Jagd nach Fußballtalenten ist kompromisslos geworden. Vor allem in die europäischen Ligen, nach Spanien und England, drängen immer mehr Jungstars aus der ganzen Welt, seit in den 90er Jahren die Zahl der spielberechtigen Ausländer freigegeben wurde. Dafür stehen Namen wie Brahim Abdelkader Diaz, der mit 14 Jahren für 360 000 Euro Abschlagszahlung vom FC Malaga zu Manchester City wechselte, Takefusa Kubo, elfjähriger Südkoreaner, der vom FC Barcelona verpflichtet wurde, Jeremy Boga, mit elf von Marseille an den FC Chelsea verkauft, Yokohama Kubo, gerade mal mit zehn nach Katalonien geholt, Zak Gilsenan, neunjähriger Ire, Zico Marecaldi, neunjähriger Schwede, oder der Argentinier Leonel Angel Coira, der seinen Vertrag bei Real Madrid mit gerade mal sieben Jahren unterschrieb. Genauso alt war der Sohn des niederländischen Fußballers Robin van Persie, als Arsenal London Interesse an ihm bekundete. Der Handel mit Kleinkindern als den Megastars der Zukunft aber treibt noch seltsamere Blüten: Manchester United verpflichtete den gerade mal fünfjährigen Charlie Jackson und der Holländer Baerke van der Meji war 12 Monate alt, als er einen 10-Jahresvertrag bei Venlo „unterschrieb“, nur weil er in einem Internetfilmchen Bälle in eine Spielzeugkiste gekickt hatte… Auch der FC Bayern München hat sich schon am Kinderhandel beteiligt: 2007 holte der deutsche Rekordmeister den 13jährigen Pier Larrauri Corroy aus Peru. Der Papa flog damals mit, schon ein Jahr später aber beide wieder zurück. Das mit der Karriere wurde nichts, Corroy vermisste seine Familie. Der erste Kinderstar war kein geringerer als Lionel Messi, der mit 13 nach Barcelona geholt wurde. Bei ihm ist das Kalkül der internationalen Spitzenklubs aufgegangen: Junge Talente für wenig oder kein Geld anlocken, mit Glück wird einer von ihnen ein neuer Wunderkicker mit einer hohen Gewinnmarge für den Anleger, den Verein. Ein Investment in die eigene sportliche oder finanzielle Zukunft. Das Risiko ist überschaubar, immer noch geringer, als für zweistellige Millionenbeträge Superstars von anderen Vereinen abzuwerben.

2010 trat zudem das sogenannte Transferabgleichungssystem der FIFA (Transfer Matching System, kurz TMS) in Kraft. Es soll internationale Transfers transparent gestalten und den Schutz von Minderjährigen verbessern. Klubs und Landesverbände müssen das System mit allen relevanten Daten zu Spielertransfers füttern, unter anderem mit Herkunft und Alter und Transfersumme des Spielers. Und das TMS sieht auch Strafen vor:

AUSGABE 7 / SOMMER 2014

Foto: Maxisport

Die FIFA freilich versucht diesem Treiben ein Ende zu setzen: Schon seit 2001 erlaubt ein Statut den internationalen Handel mit minderjährigen Fußballern nur unter sehr strengen Auflagen. Seit 2010 ist der Handel für 12- bis 18jährige Kinder und Jugendliche verboten, in der EU gilt die Regel nur für 12- bis 16jährige. Unter 12jährige allerdings betrifft dieses Statut nicht. Und auch sonst gibt es reichlich Ausnahmen, zum Beispiel der Umzug der Eltern in ein anderes Land oder der Transfer zu einem Verein, der nicht mehr als 50 Kilometer jenseits der Landesgrenze ist.

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