Es muss Vorteile haben, einem Menschen, einer Familie, einer Stadt, aber auch einer Marke oder Organisationen wie einem Verein, treu zu bleiben. Jahre, Jahrzehnte, bis der Tod uns scheidet. Sonst blieben Menschen nicht die meiste Zeit ihres Lebens treu â trotz aller Angebote, aller Gelegenheiten, aller Verlockungen, die wir, sollten wir ihnen doch einmal erliegen, meist bereuen, zurĂŒckkehren, um Verzeihung bitten.
Was also verbindet uns? Treue muss ja mehr sein als es uns die ernĂŒchternde Theorie einer wissenschaft lichen Studie der UniversitĂ€t von Waterloo in Kanada und des Max-Planck-Instituts fĂŒr evolutionĂ€re Anthropologie in Leipzig glauben machen will: Treue verhindere die Ausbreitung sexuell ĂŒbertragbarer Krankheiten. Die hĂ€tten frĂŒher hĂ€ufig zur Unfruchtbarkeit gefĂŒhrt und damit die Population gefĂ€hrdet. So sei die Monogamie entstanden.
Das soll alles gewesen sein? Nein, natĂŒrlich nicht: Treue existiert eben nicht nur unter Paaren, sie ist ein Wert an sich: Treue gibt uns VerlĂ€sslichkeit, Sicherheit, Berechenbarkeit, StabilitĂ€t, Struktur.
Sie bringt Ordnung in unser Chaos. Wenn sie aber zum höchsten aller MaĂstĂ€be erhoben wird, sich ĂŒber Gesetz und Menschlichkeit erhebt, wenn sie zum reinen Pfl ichtgefĂŒhl verkommt, hat sie schon viel Elend angerichtet, im Privaten, im Politischen. Treue kann also auch in die Irre fĂŒhren, ins UnglĂŒck. Dann verbindet sie uns nicht, dann zerstört sie uns.
Was also ist diese âŠ
Treue?