Fliegendes Auge
Digitalisierung, clever angewandt: Solartechnik-Spezialistin Elisa Schumpf nutzt die Drohne zur Vermessung von Dächern für die Planung von Photovoltaikanlagen.
Das Magazin von CKW 2 / 2023
Auf ins Bike-Abenteuer!
Jumps und flowige Trails im Entlebuch, Panoramablicke in Engelberg oder aufregende Parcours für Anfänger und Profis in der Indooranlage «Wheelpark» in Sarnen: Die Zentralschweiz bietet ein breites Bike-Angebot für alle Alters- und Interessengruppen. CKW unterstützt die Plattform Bikegenoss in der Entwicklung, Förderung und Umsetzung einer nachhaltigen und attraktiven Bike-Region. Eine neue von Bikegenoss, BiXS und CKW produzierte Videoserie zeigt einige Bike-Highlights in der Zentralschweiz – lassen Sie sich davon für das nächste Abenteuer inspirieren! bikegenoss.ch/zentralschweiz
AUGENBLICK
Liebe Leserin, lieber Leser
«Die Schweiz hat hervorragende Windkraft-Standorte. Diese nicht zu nutzen, ist eine vergebene Chance.» Das sagen nicht etwa unsere internen Experten für Windenergie, sondern die Meteorologin Sara Koller. Sie hat eine Studie zum Windpotenzial für die Energieproduktion mitverfasst und kommt zum Schluss: Das Potenzial ist rund 200-mal grösser als die derzeit installierte Leistung.
Für eine saubere und sichere Stromversorgung ist die Windkraft ein wichtiges Element. Denn sie produziert zwei Drittel der Energie im Winterhalbjahr. Genau dann, wenn wir zu wenig eigenen Strom haben und stark von Importen abhängig sind. Dass Windkraft in der Schweiz funktioniert, beweist seit zehn Jahren unsere Anlage auf Lutersarni im Entlebuch. Die Produktion liegt sogar rund 20 Prozent über den Erwartungen.
Für uns Motivation genug, den Ausbau der Windkraft weiter voranzutreiben. Damit Sie auch in Zukunft zu jeder Zeit genügend Strom haben. Mehr zum Thema lesen Sie in der vorliegenden Ausgabe ab Seite 16.
Thomas Reithofer, Leiter Geschäftsbereich Energie
Aus dem Inhalt
Land- und Energiewirt
Jeder Bauernhof ist ein Energiespeicher: Landwirt Andreas Mehli aus Chur macht vor, wie’s geht.
Impressum
9. Jahrgang, Juni 2023, erscheint vierteljährlich
Die Datenforscherin
Mehr als nur eine Zahlenbeigerei: Angela Steffen analysiert Stromverbrauchsdaten aus Smart Metern.
Herausgeber: CKW, Täschmattstrasse 4, Postfach, 6002 Luzern; Telefon 041 249 51 11, meine-energie@ckw.ch, ckw.ch
Redaktionsadresse: Redact Kommunikation AG, 8152 Glattbrugg; redaktion@redact.ch
Chefredaktion «Smart»-Verbund und Projektleitung: Simon Eberhard | Gestaltung: Nicole Senn
Druck: Swissprinters AG, 4800 Zofingen
Interview: Sara Koller
Die Meteorologin über das Potenzial der Windenergie in der Schweiz.
Drucksach e myclimate.org/01-23-782639
Foto Seite 1: Conrad von Schubert, Seite 2: Martin Bissig
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16 12 EDITORIAL MEINE ENERGIE 2 / 2023 3
Neue Lehren: Durchstarten im Solarbereich
Solarinstallateure / -innen und Solarmonteure / -innen montieren, installieren und reparieren Photovoltaikanlagen auf Gebäuden und leisten damit einen wichtigen Beitrag zur Energiewende. Sie setzen sich dabei unter anderem mit Auftragsdokumenten und Plänen auseinander, befestigen die Montagesysteme, verlegen die Solarmodule und erstellen die Leitungsführungen, um die elektrischen Leitungen zu verlegen. Sie installieren auch Speicherlösungen und beheben einfache Störungen am Solarkraftwerk. Dabei arbeiten sie mit zahlreichen Fachpersonen aus anderen Bereichen im Baugewerbe zusammen – entsprechend wichtig ist die Teamarbeit. Die neue, zweijährige Berufslehre Solarmonteur / -in EBA und die dreijährige Berufslehre Solarinstallateur / -in EFZ starten im Schuljahr 2024 / 2025. CKW wird 2024 fünf bis sechs Ausbildungsplätze zur Verfügung stellen. ckw.ch/lehre
Das Netz fit machen für die Zukunft
6700 Kilometer lang ist das Schweizer Übertragungsnetz. Das sogenannte Höchstspannungsnetz transportiert den Strom von den grossen Kraftwerken zu den Ballungszentren und verbindet die Schweiz mit dem Ausland. Die Anforderungen daran haben sich durch den Ausbau dezentraler Energiequellen wie Photovoltaik und Windkraft in den letzten Jahren fundamental geändert. Damit das Übertragungsnetz zukünftigen Bedürfnissen gerecht wird, erstellt die Netzbetreiberin Swissgrid periodisch einen Mehrjahresplan: das strategische Netz. Auch CKW hat mit einer Simulation die Anforderungen an das künftige Netz definiert und daraus die notwendigen Ausbauziele für das eigene Hoch-, Mittel- und Niederspannungsnetz definiert. Tag für Tag arbeiten wir gemeinsam dafür, dass die Bevölkerung auch in Zukunft sicher und zuverlässig mit Strom versorgt ist. Sehen Sie im Video, wie die strategische Netzplanung bei Swissgrid funktioniert: ckw.ch/netzplanung
4 MEINE ENERGIE 2 / 2023
GWh Strom produzierte das Kernkraftwerk Leibstadt 2022 und erreichte damit einen neuen Rekord. Dies entspricht einem Siebtel der gesamten Stromproduktion in der Schweiz.
SYNTHESIZER
Synthesizer sind elektronische Musikinstrumente, die Klänge durch elektronische Schaltungen, Computerprogramme oder digitale Signalverarbeitung erzeugen. Die Geschichte der Synthesizer reicht zurück bis in die 1920er-Jahre, als experimentelle elektronische Musikinstrumente wie das Theremin, das Trautonium und später das Hammond Novachord entstanden.
NACHGEFRAGT
Ehemals grösstes Klimathema: Was macht eigentlich
das Ozonloch?
Beantwortet von:
Dr. Marina Friedel, Klimawissenschaftlerin, Institut für Atmosphäre und Klima, ETH Zürich
Der Hauptgrund für das Ozonloch ist der Ausstoss von Fluorchlorkohlenwasserstoffen (FCKW). Das Montreal-Protokoll untersagte ab 1987 in vielen Ländern deren Einsatz. Doch die Gase richten noch 50 bis 100 Jahre länger Schaden an der Ozonschicht an. Deshalb ist die Erholung der Ozonschicht erst nach einigen Jahrzehnten messbar. Expertinnen und Experten rechnen damit, dass sich das Loch bis in spätestens hundert Jahren komplett schliesst. Auch wenn die aktuelle Klimakrise viel komplexer ist, zeigt der Fall des Ozonlochs: Ziehen alle an einem Strick, kann die Menschheit beim Klimaschutz etwas bewirken.
Den ersten Synthesizer, der in der Lage war, komplexe Klangformen zu erzeugen und abzurufen, entwickelte jedoch der US-Elektroingenieur und Musikpionier Robert A. Moog. Die bald als Moog-Synthesizer bekannten Instrumente wurden ab Mitte der 1960er-Jahre populär und spielten eine wichtige Rolle in der Musikproduktion der Siebziger.
In den Folgejahren kamen aus den USA, Japan und Europa immer mehr Synthesizer auf den Markt, darunter auch digitale Versionen und Sampler, die eine fast unendliche Vielzahl von Klängen erzeugen und variieren konnten. Synthesizer sind seitdem in fast allen Musikgenres zu Hause – von Pop, Rock und Jazz bis zu elektronischer Musik und Soundtracks für Film und Fernsehen.
Heutzutage ist eine Vielzahl von Synthesizern erhältlich, die von Hardware-Modellen und Retro-Serien bis zu Software-Plug-ins reicht. Synthesizer sind aus der modernen Musikproduktion nicht mehr wegzudenken und hatten zweifellos einen enormen Einfluss auf die neuere Musikgeschichte.
KURZ UND BÜNDIG SEIT
EIGENTLICH …?
WANN GIBT ES
DIE ZAHL
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Von oben gesehen: Neue Technologien clever genutzt
In den Händen: eine Fernsteuerung. Der Blick: ins Display vertieft. In der Luft: das helle Surren einer Drohne. Was wie Freizeit anmutet, dient Elisa Schumpf zur Vermessung von Dächern für die Planung von Photo voltaikanlagen.
Zuerst war Elisa Schumpf Verkaufsspezialistin für Solartechnik bei CKW – heute leitet sie den Solarstandort in Basel: «Wir begleiten unsere Kundinnen und Kunden auf allen Stationen zur eigenen Photovoltaikanlage – von der Beratung über die
Besichtigung der Gebäude bis zur Realisierung. Um zu verstehen, wie viele Solarmodule tatsächlich aufs Dach passen und ob eine Installation überhaupt rentiert, vermessen wir das Gebäude und erstellen ein Modell.»
Pixel-Wolke und digitales Modell: die technischen Grundlagen Was früher aufwendig, manchmal auch gefährlich war, geht heute dank digitaler Technologie schneller und sicherer. «Unsere Drohne ist mit einer hochauflösenden Kamera bestückt. Wir fliegen sie in einem festen Raster über das Gebäude und schiessen Fotos, die wir für das Modell brauchen», erklärt Schumpf die drohnengestützte Vermessung. Das Modell beruht auf den GPS-Daten der Fotos: «Aus der Verbindung von GPS-Daten und Fotos entsteht eine Pixel-Wolke.» Pixel-Wolke? «Eine Software ordnet jedem Punkt auf jedem Foto eine exakte Position im realen Raum zu. An diesem räumlichen Modell können wir verschiedene Masse nehmen – auch von schrägen Dächern. Dies war bei zweidimensionalen Luftaufnahmen nicht möglich.»
Wer mit Elisa Schumpf über ihren Job spricht, versteht schnell: Die Frau kennt sich aus mit Technologien. Das Interesse
DROHNENVERMESSUNG 6 MEINE ENERGIE 2 / 2023
TEXT NEMANJA NOVKOVIĆ FOTOS CONRAD VON SCHUBERT
an Physik, Mathematik und Co. war schon immer da: «Ich habe Archäologie, also eine Naturwissenschaft, studiert. Mein Fachgebiet war die Isotopenforschung, womit zum Beispiel das Alter organischer Fundstücke bestimmt werden kann. Aus diesem Interesse an der Vergangenheit stellte sich für mich irgendwann die Frage: Wie gestalten wir unsere Zukunft?» «Klick» hat es bei ihrem letzten Arbeitgeber gemacht: «Dort wurde meine Faszination für die Solartechnologie geweckt. Mein Wissen habe ich danach in einem Weiterbildungsstudium zu Photovoltaik vertieft.»
Technologie und Verstand: ein unschlagbares Team
Die neue Art der Vermessung kommt gut an: «Sie erleichtert mir und meinen Kollegen die Arbeit enorm, und das Drohnenfliegen bringt Spass in den Arbeitsalltag. Auch die Kunden sind positiv überrascht, wenn wir unsere Drohne auspacken.» Bei aller Begeisterung für die neue Technologie betont Schumpf: «Wir verlassen uns nicht allein auf die Drohne, sondern nutzen weiterhin auch konventionelle Methoden, um Dächer zu vermessen und an die benötigten Daten zu kommen: Wir
Die Arbeit mit der Drohne erleichtert die Arbeit der Solartechnik-Spezialistin Elisa Schumpf enorm und bringt gleichzeitig Spass in den Arbeitsalltag.
greifen auf Baupläne zurück und messen wo nötig auch manuell nach. Die Drohne und unsere Software sind ausgezeichnete Hilfsmittel, die uns bei der Messung unterstützen. Dennoch ist es wichtig, dass wir unseren gesunden Menschenverstand gebrauchen, um mögliche Messfehler der Technologie zu erkennen.»
Digitalisierung bei CKW
Schauen Sie das Video zur Vermessung via Drohnen: ckw.ch/dachvermessung
Die Dachvermessung mithilfe von Drohnen ist nur ein Beispiel, wie die Digitalisierung Arbeitsprozesse effizienter gestalten kann. Ausserdem entwickelt CKW auch Apps, mit denen Kundinnen und Kunden ihren Energieverbrauch optimieren. Zwei Beispiele:
Smart Charging
Die kostenlose App Smart Charging vermeidet Lastspitzen und lädt das E-Auto zur richtigen Zeit mit einem grünen Strommix. Es wird dank der App automatisch geladen, wenn mehr grüner Strom im Netz vorhanden ist. ckw.ch/smartcharging
Energie Tracker
Der CKW Energie Tracker zeigt transparent und übersichtlich, wie viel Energie im Haushalt gerade verbraucht wird. Ausserdem bietet die praktische App einen Vergleich des Stromverbrauchs mit anderen Haushalten. ckw.ch/energietracker
MEINE ENERGIE 2 / 2023 7
Jeder Hof ist ein Energiespeicher»
Die Landwirtschaft kann sich zu einem wichtigen Player in der Energiewende entwickeln. Dazu muss der Landwirt zum Energiewirt werden. In Chur lässt sich das auf kleinstem Raum erleben.
Auch wer Chur nur vom Vorbeifahren auf der Autobahn kennt, kennt ihn: den grossen Betonturm der Rheinmühle, dem die aufgemalten Hände immer mal wieder ein neues Bild entreissen. Gleich daneben betreibt Andreas Mehli seinen Landmaschinenhandel. Hier und auf dem elterlichen Hof will er alles
zeigen und erforschen, was ein Bauernhof zur Energiewende beitragen kann.
Landwirtschaftliche Kreislaufwirtschaft
«Ein Hof kann mehr als Nahrungsmittel produzieren», erzählt Andreas Mehli. «In der neuen Energiewelt bekommen Bauern
eine zusätzliche wichtige Rolle.» Die grossen Dächer von Wohn- und Ökonomiegebäuden eignen sich ideal für Solaranlagen. Der nächste Schritt ist Biogas aus Gülle, Mist und Ernteabfällen. Andreas Mehli geht aber noch weiter: «Aus den Resten der Biogasproduktion können wir wieder festen Dünger herausholen. Das könnte in der Schweiz viele tausend Tonnen mineralischen Stickstoffdünger ersetzen, der bisher mit fossiler Energie hergestellt und komplett importiert wird.»
Beim farbigen Betonturm der Rheinmühle testet Andreas Mehli unter anderem die Strom erzeugung mit Biogas und Holzvergasung.
Andreas Mehli hat auch eine Lösung für den Klärschlamm aus der nahen Churer Kläranlage. Der wird heute grösstenteils energieintensiv getrocknet und bestenfalls in den Zementwerken verwertet. Das Problem ist, dass der enthaltene Phosphor dadurch vernichtet wird. Doch der Klärschlamm lässt sich im sogenannten HTC-Prozess (High-Temperature Carbonisation Process) zu Pflanzenkohle verwandeln. Zudem gibt es eine Lösung, den Phosphor aus der Kohle herauszulösen. Dadurch wäre es möglich, diesen als Düngemittel ohne die sonst im Klärschlamm enthaltenen Antibiotika, Hormone und Schwermetalle wieder in den Landwirtschaftskreislauf zu bringen. So liessen sich jährlich bis 6000 Tonnen teils
LANDWIRTSCHAFT UND ENERGIE 8 MEINE ENERGIE 2 / 2023
«
TEXT ANDREAS SCHWANDER FOTOS MATTHIAS NUTT
schwermetallbelasteter Phosphordünger aus Marokko ersetzen. «HTC ist genau derselbe Prozess wie in der Natur – einfach viel schneller», sagt Mehli. Und Pflanzenkohle ist eines der wichtigsten Elemente in der Energiewende: Mit ihr lässt sich das über die Fotosynthese in Pflanzen gebundene CO 2 aktiv auch aus der Atmosphäre entfernen und im Boden einlagern. Das Material verbessert und regeneriert den Boden. Denn in den feinen Poren der Pflanzenkohle können sich Wasser und Nährstoffe sehr lange speichern. Dadurch trocknen Böden weniger schnell aus und bringen grössere Erträge.
Der Bauer soll das Gas auffangen
Eine komplette Biogasanlage mit Stromerzeugung und Wärmenutzung kommt für acht von zehn Bauern nicht infrage, weil sie die Energie selber nicht brauchen können. Wichtig ist es, im Minimum das Biogas aufzufangen. Ein Gastanklastwagen könnte das Gas dann wöchentlich abholen.
Doppelter Effekt
Das Abfangen des Gases hat ökologisch gleich zwei Effekte: Das Biogas ersetzt fossile Brennstoffe, und gleichzeitig wird
verhindert, dass das Gas aus den Ställen in die Atmosphäre entweicht, zumal Methan die 30-fache Klimaschädlichkeit von CO 2 hat.
Dieser «Gas-only»-Ansatz reduziert den Investitionsbedarf für einzelne Bauern massiv und bringt gleichzeitig mehr Biogas in grosse, effiziente Blockheizkraftwerke (BHKW). Denn: «Jeder Bauernhof ist ein Energiespeicher, und zwar ein saisonaler», sagt Andreas Mehli. «Wir ernten im Sommer das Futter, lagern es ein, und im Winter machen wir daraus neben Lebensmitteln auch Strom, Wärme, Dünger und Pflanzenkohle. Das Potenzial dieser Speicher in der Schweiz ist gigantisch. Der Anfang ist nun gemacht.
Blick auf Andreas Mehlis Energiecampus, wo der Landmaschinenhändler zeigt und erforscht, wie ein Bauernhof zur Energiewende beitragen kann –beispielsweise mit Solaranlagen auf den grossen Dachflächen.
CKW und der Schwingerkönig
Schwingerkönig Joel Wicki ist Botschafter von CKW. Als Dekarbonisierungspartnerin begleitet CKW den Jungbauern Wicki auf seinem Weg in eine klimafreundliche Landwirtschaft mit Lösungen rund um Photovoltaik, E-Mobilität, Brandschutz und mit anderen Projekten. Mehr dazu lesen Sie in einer künftigen Ausgabe.
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Der Dreh mit der Wicklung
Transformatoren gehören zu den Kernelementen eines Stromsystems. Doch wozu sind die Dinger gut, und wie funktionieren sie?
Hochdrehen, und der Zug fährt los; runter, und er bleibt stehen – so stellt man sich Transformatoren vor, wie an einer Modelleisenbahn. Im Grundsatz ist das auch bei Kraftwerkstrafos so, nur dass diese nicht regelbar sind. Grosse Kraftwerke erzeugen Strom mit einer Spannung von 380 000 Volt. Das würde eine normale Hausinstallation sofort abfackeln. Darum muss der Strom transformiert werden – auf tiefere Spannungen.
Wäre das Stromkabel eine Wasserleitung, wäre die Spannung der Druck. Die Stromstärke in Ampere ist der Durchmesser der Leitung. Beides zusammen ergibt die Leistung in Kilowatt und das Ganze während einer Stunde die Strommenge in Kilowattstunden. Transformatoren entsprechen somit den Druckreduzierventilen in
Lieferengpässe
Wasserleitungen – und der Spielzeugtrafo einem Wasserhahn.
Richtig gewickelt ist entscheidend Das Innenleben eines Trafos besteht aus einem Eisenkern, um den an beiden Seiten Kupferdrähte gewickelt werden. Entscheidend ist die unterschiedliche Anzahl Wicklungen auf beiden Seiten. Beträgt das Verhältnis 20:1, wird eine Eingangsspannung von 240 Volt zu einer Ausgangsspannung von 12 Volt transformiert. Nach diesem Prinzip gelangt der Strom schrittweise von den Hochspannungsleitungen über mehrere Trafos, sogenannte Netzebenen, ins Niederspannungsnetz des Hausanschlusses. Beim Trafo der Modelleisenbahn schleift ein sogenannter «Schleifkontakt» über die Wicklung der Ausgangsspannung, damit der Zug unterschiedlich schnell fahren kann.
Die Elektrifizierung von Verkehr und Heizsystemen führt zu einem sehr grossen Bedarf an Transformatoren. Die Folge sind Lieferverzögerungen und massive Preissteigerungen. Mittlerweile betragen die Lieferzeiten für Trafos ein bis zwei Jahre. Die Situation ist für Kunden und Lieferanten schwierig. Kunden bestellen deshalb oft bei mehreren Herstellern gleichzeitig und annullieren die überzähligen Bestellungen, sobald sie eine Lieferzusage erhalten. Deshalb nehmen einzelne Hersteller zeitweise gar keine Bestellungen mehr an.
Im Trafo ist das Verhältnis zwischen den Wicklungszahlen auf beiden Seiten des Eisenkerns entscheidend für die Differenz zwischen Eingangs- und Ausgangsspannung.
TEXT ANDREAS SCHWANDER ILLUSTRATION JACQUELINE MÜLLER 100 150 200 250 50 1 0 10VA D N S 100 150 200 250 50 1 0 10VA D N S 100 150 200 250 50 1 0 10VA D N S
WISSEN 10 MEINE ENERGIE 2 / 2023
Die Kraft von Wind und Wasser erleben
Auf der diesjährigen Kundenreise erleben Sie den schönen Nordostzipfel der Schweiz – und erkunden den Windpark Verenafohren gleich jenseits der Landesgrenze.
Via Knonaueramt, Zürich und Winterthur führt Sie diese Reise vorerst zum Kaffee- und Gipfelihalt nach Schaffhausen. Nach einer kurzen Weiterfahrt entdecken Sie gleich jenseits der Landesgrenze den eindrücklichen Windpark Verenafohren. Unter fachkundiger Führung erklimmen Sie den Hügel, auf dem die Windkraftwerke thronen. Auch in der Schweiz soll die Windenergie stärker ausgebaut werden. Erfahren Sie vor Ort, wie diese Kraftwerke funktionieren und welch wichtige Bedeutung sie für die nachhaltige Energieerzeugung in der Region haben.
Nach dieser anstrengenden Wanderung geht die Reise weiter nach Büsslingen, wo im Gasthaus Kranz ein feines dreigängiges Mittagsmenü auf Sie wartet. Frisch gestärkt, fahren Sie weiter an den imposanten, schönen Rheinfall. Erleben Sie dort in freiem Aufenthalt die Kraft des Wassers, das in mächtigen Wogen und spritzenden Wellen über die Felsen hinunterschiesst und eine tosende Gischt erzeugt. Ein immer wieder herrlicher Anblick. Auch die Rückreise über Rafz, Eglisau und Dielsdorf ist landschaftlich schön anzuschauen und rundet diesen Tagesausflug mit bleibenden Eindrücken ab.
REISEDATEN
Mittwoch, 23. August 2023 (ab Luzern)
Donnerstag, 24. August 2023 (ab Sursee)
Dienstag, 29. August 2023 (ab Luzern)
Donnerstag, 31. August 2023 (ab Luzern)
Mittwoch, 6. September 2023 (ab Sursee)
Abfahrt jeweils 06.30 Uhr ab Roland Zemp Carreisen, Rain, und 07.00 Uhr ab Carparkplatz Inseli Luzern resp. Parkplatz Märtplatz Sursee. Rückkehr ab ca. 18.30 Uhr.
Die Reise kostet 95 Franken pro Person (ohne Getränke und Einkäufe). Hinweise: ID oder Pass mitnehmen, gutes Schuhwerk und wetterfeste Kleidung sind erforderlich. Wichtig: Die Wanderung führt teilweise über steile Waldstrassen; eine gute körperliche Verfassung ist deshalb Voraussetzung.
Jetzt anmelden!
Buchen Sie direkt beim CKW-Reisepartner
Roland Zemp Carreisen unter 041 459 02 02 oder über ckw.ch/kundenreise
TEXT THOMAS MATTER FOTO DESIGNCONNECTION, JENS SCHERER
CKW-KUNDENREISE MEINE ENERGIE 2 / 2023 11
Die Datenforscherin
Riesige Datenmengen zu analysieren und in greifbare Erkenntnisse zu überführen, ist ein Teil von Angela Steffens Arbeit. Sie umfasst jedoch nicht nur trockene Zahlenbeigerei, sondern erfordert auch Kreativität und Fantasie.
TEXT SIMON EBERHARD FOTOS MATTHIAS JURT
DIGITALISIERUNG
Knapp eine halbe Kilowattstunde tiefer ist im CKW-Versorgungsgebiet der Stromverbrauch pro Haushalt und Tag, wenn die Aussentemperatur um 1 Grad wärmer wird. Diese Erkenntnis stammt aus Verbrauchsdaten von Smart Metern. Diese sogenannten «Open Data» stellt CKW auf ihrer Website der Öffentlichkeit zur Verfügung – als erstes Energieversorgungsunternehmen in der Schweiz. Möglich ist dies, weil CKW mit dem Rollout, also der flächendeckenden Installation der Smart Meter (s. Box), schon weit fortgeschritten ist.
10 Millionen Daten pro Tag
Die Datenmenge ist beeindruckend: Aktuell publiziert und analysiert CKW die Daten von rund 110 000 Zählpunkten mit 96 Beobachtungen pro Tag. Das sind also über 10 Millionen Daten pro Tag oder rund 3 Milliarden pro Jahr. Diese Daten sind in anonymisierter Form öffentlich zugänglich und werden beispielsweise von Datenjournalisten oder vom Bund und von Hochschulen genutzt.
Bei CKW beschäftigt sich unter anderem Angela Steffen mit Open Data. Im Marketing von CKW ist sie für Marktforschung, Kundenzufriedenheitsmessungen und User Research verantwortlich. «In das Thema Open Data bin ich eher zufällig reingerutscht», erzählt die Volkswirtschafterin mit Doktorat in Verhaltensökonomie. «Durch meinen quantitativen Forschungshintergrund habe ich mich sehr für das Thema interessiert.» So hat sie sich mit der Software Python vertraut gemacht, die CKW für diese Analysen einsetzt. «Zunächst in meiner Freizeit, aus reinem Spass.»
Fragestellungen selbst finden
Inzwischen füllt die Analyse und Auswertung der Daten einen Teil von Angela Steffens Arbeitszeit. «Das Vorgehen ist explorativ, das heisst, wir suchen selbst nach Fragestellungen, die für CKW oder die Öffentlichkeit interessant sind.» Das Analysieren der Daten ist also gewissermassen eine Detektivarbeit. Und genau dieser Aspekt fasziniert sie besonders an ihrer Aufgabe: «Auf der einen Seite
ist es eine sehr technische, analytische Tätigkeit – auf der anderen Seite ist aber auch die Kreativität gefragt.»
Oberste Priorität hat dabei der Datenschutz. «Die Anonymisierung der Daten bleibt immer gewährleistet, deshalb bewegen sich unsere Analysen immer auf einer gewissen Flughöhe», so Angela Steffen. Heisst konkret: Ausgewertet werden nur diejenigen Daten, die auf Open Data für alle einsehbar sind – und anhand deren keine einzelnen Haushalte oder Unternehmen identifiziert werden können.
Interdisziplinärer Austausch
Neben dem Mix aus Analyse und Kreativität schätzt Angela Steffen besonders die interdisziplinäre Zusammenarbeit.
«Im CKW-Open-Data-Team arbeite ich
mit Spezialistinnen und Spezialisten aus der Unternehmenskommunikation, IT und der Axpo-Gruppe zusammen», sagt sie. «Dabei lerne ich andere Denkmuster kennen als die aus der klassischen Statistik, die ich anwende.»
Auch mit Personen ausserhalb von CKW ist schon ein Dialog entstanden: beispielsweise mit Datenjournalisten von SRF oder mit Masterstudierenden der Hochschule Luzern (HSLU) und der EPFL Lausanne, welche die Open Data von CKW für ihre Abschlussarbeiten in den Bereichen Data Science und Energy Engineering nutzen. «Es ist ein sehr spannender Austausch, der erst durch die offenen Daten möglich geworden ist.»
ckw.ch/opendata
Rollout Smart Meter
CKW ersetzt derzeit alle herkömmlichen Stromzähler im Versorgungsgebiet durch intelligente Messsysteme, sogenannte Smart Meter. Damit setzt CKW die neue Stromversorgungsverordnung (StromVV) des Bundes um. Diese verlangt, dass bis 2027 mindestens 80 Prozent der Stromzähler durch Smart Meter ersetzt sind. Der Ersatz der Zähler ist derzeit im Gange, rund 135 000 Zähler sind ausgewechselt. Weitere Infos zum Zählerwechsel: ckw.ch/zaehlerwechsel
MEINE ENERGIE 2 / 2023 13
Mithilfe der Software Python visualisiert Angela Steffen die Smart-Meter-Verbrauchsdaten und erstellt daraus Auswertungen.
Sparsam im Sommer
Die Energiemangellage ist im vergangenen Winter zwar fürs Erste ausgeblieben – doch sparen ist weiterhin sinnvoll. Gerade im Sommer bieten sich dazu viele Möglichkeiten. Unsere Infografik gibt einen Überblick.
In den warmen Monaten benötigen wir weniger Heizenergie, während PVAnlagen an sonnigen Tagen viel Strom produzieren. So herrscht im Sommer zeitweise bereits heute ein Überschuss an Energie. Und dennoch ist Strom sparen auch in dieser Jahreszeit sinnvoll. Denn Sie sparen damit Geld und tragen zu einer nachhaltigen Energieversorgung bei.
Duschen
Eine kühle oder lauwarme Sommerdusche ist nicht nur erfrischend, sondern spart auch viel Energie. Noch sparsamer ist, wer kürzer duscht und einen Sparduschkopf verwendet.
Grill
Ob Holzkohle, Gas oder Elektro: Die Wahl des Grills ist auch eine Frage des persönlichen Geschmacks. Achten Sie aber auf jeden Fall auf ein effizientes Gerät und nutzen Sie beim Grillplausch einen Deckel, damit weniger Wärme entweicht.
1,6 kWh Benzinrasenmäher (1 l ≈ 8,5 kWh)
0,3 kWh Elektrorasenmäher
0,08 kWh Mähroboter
0 kWh Handrasenmäher100 m2
Rasenmäher
Am sparsamsten ist – natürlich! – der Handrasenmäher ohne Motor. Gute Nachricht allerdings für alle, die lieber die Maschine für sich arbeiten lassen: Rasenmähroboter sind sehr energieeffizient. Nutzen Sie dabei mit Vorteil ein modernes, effizientes Gerät und schalten Sie den Eco-Modus ein.
Luftentfeuchter
An feuchten Sommertagen wirkt ein Entfeuchtungsgerät der Schimmelbildung entgegen. Doch setzen Sie dieses nur ein bei Luftfeuchtigkeit von über 60 Prozent.
TEXT UND RECHERCHE SIMON EBERHARD INFOGRAFIK JACQUELINE MÜLLER
1,7 kWh 30 °C 35 °C 40 °C 2,1 kWh 2,52 kWh 6 Minuten
INFOGRAFIK 14 MEINE ENERGIE 2 / 2023
Photovoltaik
Im Sommer liefert die Solaranlage besonders viel Strom. Haben Sie eine eigene Photovoltaikanlage, machen Sie sich dies zunutze, beispielsweise indem Sie Tätigkeiten wie das Wäschewaschen oder das Laden des Elektroautos auf sonnige Stunden legen.
Solarlichter
Für das gemütliche Beisammensein auf der Terrasse eignen sich Solarlichter: Sie tanken tagsüber Sonnenenergie, um diese in der Nacht wieder abzugeben. Und sorgen so für Stimmung an lauen Sommerabenden.
Ventilator
Wind wirkt Wunder: Mit einem frischen Lüftchen lassen sich auch hohe Temperaturen aushalten. Ein Ventilator ist nicht nur kostengünstiger als ein mobiles Klimagerät, sondern braucht auch deutlich weniger Energie.
Vergleich für eine Betriebsstunde (in kWh) 0,0 kWh
Abdunklung und Lüften
Dunkeln Sie an heissen Tagen Ihre Fenster ab. Lassen Sie diese zudem nicht den ganzen Tag offen stehen, auch nicht gekippt. Lüften Sie stattdessen nachts und am frühen Morgen. So bleibt es in der Wohnung angenehm frisch – und das ganz ohne Kühlgerät.
Kühlschrank
Für Gartenpartys ist ein Zweitkühlschrank praktisch. Platzieren Sie diesen im Keller, denn je geringer die Umgebungstemperatur, desto weniger Strom braucht das Gerät. Und: Nehmen Sie das Zweitgerät vom Netz, wenn Sie es länger nicht brauchen.
Heizung
Aktivieren Sie den Sommerbetrieb Ihres Heizgeräts. Dieser schaltet die Heizung aus und stellt nur noch warmes Wasser bereit. Sind Sie längere Zeit in den Ferien, schalten Sie die Heizung ganz aus.
Quellen: EnergieSchweiz, S.A.F.E., energie-umwelt.ch, Swissolar, Eawag, Stiftung Warentest co2online.de Verbraucherzentrale NRW, Mein schöner Garten
°C 204 32 °C 121 25 °C 24 10 °C kWh / Jahr Umgebung TWh J F M A M J J A S O N D 5,0 4,0 3,0 2,0 1,0 0 1 kWh 0,05 kWh MEINE ENERGIE 2 / 2023 15
«Die Schweiz hat hervorragende Windkraft-Standorte»
Das Unvorhersehbare analysieren und strukturieren: die Meteorologin Sara Koller über ihre Erkenntnisse als Windexpertin, den politischen WindenergieDiskurs und zwei ganz unterschiedliche berufliche Welten, in denen sie sich bewegt.
Frau Koller, in der Energiediskussion hört man oft das Argument, die Schweiz sei einfach kein Windland. Wie stehen Sie zu dieser Aussage? Natürlich sind die Windstärken hier nicht mit solchen an Offshore-Standorten wie vor Norddeutschland zu vergleichen. Aber das ist in meinen Augen auch nicht sinnvoll. Die Frage lautet doch: Gibt es auch hierzulande Standorte, an denen sich die Windenergie lohnen würde? An denen wir Strom produzieren und zur Versorgungssicherheit beitragen können?
Und wie lautet die Antwort darauf? Eindeutig ja. Aus meiner Sicht als Meteorologin und Windexpertin kann ich sagen: Die Schweiz hat Standorte, die sich hervorragend für Windenergie eignen. Diese nicht zu nutzen, ist in meinen Augen eine vergebene Chance.
Auch wenn dort der Wind nicht durchgehend weht?
Das ist nun mal das Wesen der erneuerbaren Energien. Ja, manchmal ist es windstill. Genauso, wie Photovoltaikanlagen nachts nicht produzieren. Doch über längere Zeit kann Windenergie einen
wertvollen Teil zur Energieversorgung beitragen. Insbesondere, weil der Wind in der Schweiz mehrheitlich im Winter am stärksten ist – also dann, wenn wir am meisten Energie brauchen. Sie ergänzt somit die Photovoltaik sehr gut.
Dennoch stossen viele WindenergieProjekte auf Ablehnung. Spüren Sie diese kritische Haltung auch in Ihrer Arbeit?
Ja. Mit den grossen Emotionen, die das Thema auslöst, ist auch unser Unternehmen konfrontiert. Zwar projektieren wir selbst keine Windparks, sondern stellen nur Berechnungen und Analysen an. Dennoch wurden wir schon angegriffen.
Wie gehen Sie damit um?
Sehr wichtig sind mir der Dialog und die sachliche Diskussion. Gelegentlich laden mich Projektteams zu Informationsterminen mit der lokalen Bevölkerung ein, was ich sehr schätze. Diesen Austausch erlebe ich als spannend und konstruktiv. Und er hilft, teilweise haarsträubende Fehlinformationen zu korrigieren. Dies zeigt mir: Es ist wichtig, aufeinander zuzugehen und die Fakten offen auf den Tisch zu legen.
ENERGIEGESPRÄCH
INTERVIEW SIMON EBERHARD FOTOS CONRAD VON SCHUBERT
IN
KÜRZE
Sara Koller (41)
studierte Umwelt-Geowissenschaften und Mikro-Meteorologie an der Universität Basel. Sie arbeitet als Leiterin Wind und Eis für das Analyseunternehmen Meteotest AG. In dieser Funktion erstellt sie für ihre Kunden – unter anderem die Rega sowie Unternehmen aus der Seilbahn- und Energiebranche – meteorologische Gutachten und Analysen. Zudem hat sie die Potenzialstudie Windenergie Schweiz mitverfasst, die das Bundesamt für Energie im August 2022 veröffentlicht hat. Sara Koller lebt in Bern und arbeitet nebenberuflich als Performancekünstlerin. MEINE ENERGIE 2 / 2023 17
Eine Studie, die Sie im Auftrag des Bundesamts für Energie (BFE) mitverfasst haben, kommt zum Schluss, dass in der Schweiz ein theoretisches Potenzial von jährlich 30 TWh besteht – das ist rund 200-mal so viel wie die derzeit installierte Leistung. Hat Sie diese Zahl überrascht?
Eigentlich nicht. Sie bestätigt meine Erfahrungen aus der täglichen Arbeit. Jedoch ist es wichtig, die Studie auch richtig zu lesen. Wir sprechen hier über ein theoretisches Potenzial der Windenergie in der Schweiz. Um dieses vollständig zu erschliessen, müssten wir in der Schweiz über 4000 Turbinen bauen. Diese riesige Zahl schreckt ab. Aber darum geht es in dieser Studie auch nicht.
Sondern?
Sie ist eine Standortbestimmung, die zeigt, welche potenziellen Energieressourcen unser Land zur Verfügung hat. Mit den Erkenntnissen daraus lassen sich anschliessend die nächsten Schritte planen und konkrete Projekte realisieren – an Standorten, wo es sinnvoll ist. Die Schweiz wird jedoch sicher nicht 4000 Turbinen bauen. Niemand will das!
2012 hat das BFE bereits eine Windpotenzialberechnung publiziert. Damals resultierte ein Potenzial von nur 3,7 TWh pro Jahr. Weshalb ist es jetzt so viel höher? Das liegt einerseits am technologischen Fortschritt: Die heutigen Turbinen sind höher und haben grössere Rotoren und Generatoren, produzieren also mehr Energie. Andererseits haben sich mit der Energiestrategie 2050 die politischen Rahmenbedingungen verändert. Durch das gesetzlich verankerte nationale Interesse für Windparks mit einer Produktion von über 20 GWh sind potenziell mehr Flächen nutzbar geworden.
Auf welcher Datengrundlage haben Sie dieses theoretische Potenzial errechnet?
Auf Grundlage des Windatlas 2019, den wir im Auftrag des BFE mittels Strömungsmodellierungen, langjährigen, Datensätze der MeteoSchweiz und des WSL-Instituts für Schnee- und Lawinenforschung SLF sowie zur Verfügung gestellter Daten von Windkraftbetreibern erstellt haben. Der Windatlas hat eine Auflösung von 100 Metern und eignet sich deshalb nur als grobes Planungswerkzeug – für ein konkretes Windprojekt sind genaue Messungen vor Ort unerlässlich.
Sind Sie dabei auch selbst zugegen? Ja. Auch wenn ich inzwischen hauptsächlich konzeptionell und in Führungsaufgaben tätig bin, so ist es mir immer noch sehr wichtig, den Wind auch selbst in der Feldarbeit zu spüren – auch wenn das manchmal eisig kalt ist. Das gibt mir ein besseres Verständnis für die lokalen Verhältnisse, und ich erkenne mögliche Fehlerquellen unserer Berechnungen.
Was fasziniert Sie persönlich am Thema Wind?
Das Chaotische, Unberechenbare. Auch wenn wir mit Modellen und Berechnungen versuchen, die komplexen Prozesse nachzubilden, ist es immer eine vereinfachte Darstellung der tatsächlichen Bedingungen. Gerade in der Schweiz mit ihrem komplexen, gebirgigen Gelände hält der Wind immer wieder Überraschungen bereit.
Ihre Begeisterung für den Wind ist spürbar. Gleichzeitig bewegen Sie sich als Performancekünstlerin in einer zweiten, ganz anderen Welt. Gibt es Verbindungspunkte?
Durchaus. Die Arbeit als Künstlerin hilft mir, eine andere Herangehensweise an Projekte zu finden, eine unterschiedliche Denkweise einzunehmen. Die Performancekunst ist ein stetiges Verhandeln, ein Dialog mit dem Publikum. So dient mir die Kunst als Inspirationsquelle für meine Arbeit als Meteorologin – und umgekehrt.
«Die heutigen Turbinen sind höher und haben grössere Rotoren und Generatoren, produzieren also mehr Energie.»
Sara Koller
ENERGIEGESPRÄCH 18 MEINE ENERGIE 2 / 2023
Windkraft im Kanton Luzern
CKW verfolgt im Kanton Luzern mehrere Windparkprojekte und will künftig mit Windkraft mehr sauberen Strom produzieren. In den vorgesehenen Standortgemeinden haben erste Infoveranstaltungen stattgefunden. Als Nächstes stehen Windmessungen an.
TEXT CHRISTOPH HUG
Der Kanton Luzern hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2035 Windstrom von mindestens 100 GWh zu produzieren. Bis 2050 soll diese Zahl auf 250 GWh erhöht werden. Damit können über 55 000 Vier-Personen-Haushalte versorgt werden. Deshalb führt der Kanton Luzern zurzeit eine Richtplan-Teilrevision für die Windenergie durch. CKW wiederum hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2030 Energie-Ausbauprojekte im Umfang von bis zu einer Milliarde Franken zu realisieren. Dabei soll auch die Windkraft im Kanton genutzt werden. Denn diese liefert besonders viel wertvollen Winterstrom.
Messung von Wind, Wetter und Fauna
Konkret arbeitet CKW zurzeit an vier Windparkprojekten in den Gemeinden Willisau (Salbrig), Pfaffnau / Reiden (Aeberdingerhöchi), Ruswil
(Ruswilerberg) und Grosswangen (Leidenberg). In jeder Standortgemeinde wurde bereits eine erste öffentliche Informationsveranstaltung durchgeführt.
Dabei spürte CKW eine grundsätzlich positive Stimmung. Im nächsten Schritt sind an diesen Standorten Windmessungen geplant. An den 125 Meter hohen Windmessmasten werden dabei zum Beispiel Windgeschwindigkeit, Windrichtung, Temperatur und Luftfeuchtigkeit gemessen. Die Daten bilden eine wichtige Grundlage für die nächsten Projektschritte.
Neben den Meteodaten werden auch die Aktivitäten verschiedener Fledermausarten erfasst. Damit lassen sich falls notwendig konkrete Massnahmen zum Schutz der Fledermäuse während des Betriebs der Anlagen planen und umsetzen. Parallel zu den Windmessungen werden bereits auch erste Vorprüfungen für die Umweltverträglichkeit durchgeführt.
Auch für die Schweiz attraktiv
Aeberdingerhöchi
Lindenberg (Abstimmung voraussichtlich 2024)
Leidenberg
Ruswilerberg
Moderne Windräder produzieren Strom für etwa 1800 Haushalte. Dabei drehen die Rotoren bereits ab einer kaum merklichen Windstärke von 10 km / h. Das macht Windräder auch für die Schweiz interessant und wertvoll. Dank Sensoren erkennen moderne Wind räder zudem beispielsweise Vögel und Fledermäuse in der Nähe und stoppen falls notwendig. Ausserdem sind sie sehr leise. Erfahren Sie mehr über die Windkraft im Erklärvideo: ckw.ch/windkraftprojekte
Lutersarni (in Betrieb seit 2013)
Salbrig AG LU
ERNEUERBARE ENERGIE MEINE ENERGIE 2 / 2023 19
Flotte Flitzer
Der Elektromotor macht erfinderisch, und immer mehr coole Gefährte mit E-Antrieb bevölkern Stadt und Land. Ob für den Arbeitsweg, im Gelände oder am Strand – es gibt für jede Gelegenheit das passende Gadget. Wir stellen einige davon vor.
Verkehrsregeln beachten!
Ob mit oder ohne Motor – ohne gegenseitige Rücksichtnahme geht’s nicht. Informieren Sie sich deshalb über die für Ihr Fahrzeug geltenden Verkehrsregeln.
Knalliger Taucher
Reizender Schweizer
Der Microlino des Schweizer Unternehmens Micro Mobility aus Küsnacht ZH ist eine süsse Hommage an die kultige Isetta der 1950erJahre. Mit seinem elektrischen Antrieb schafft der Microlino eine Reichweite von 230 km und Geschwindigkeiten von bis zu 90 km / h. Sein Innenraum bietet Platz für zwei und ist mit Touchscreen und Bluetooth ausgestattet. Das kompakte Design ermöglicht spritzige Stadttouren und passt in jede noch so kleine Parklücke. Erhältlich ist der Microlino ab ungefähr 15 000 Franken auf microlino-car.com
Für den Sommer: Mit dem UnterwasserScooter S2 Mini erleben Sie Unterwasserwelten ganz neu. Hochwertig verarbeitet, ist der S2 Mini auch für Salzwasser geeignet und kann so eingestellt werden, dass er immer auf der Wasseroberfläche bleibt – ideal zum Schnorcheln. Der S2 Mini von Geneinno ist für ungefähr 360 Franken bei sport-thieme.ch erhältlich.
SMART TOOLS 20 MEINE ENERGIE 2 / 2023
TEXT NEMANJA NOVKOVIĆ
Potenter Skater
Das Luzerner Unternehmen Onsra entwickelt leistungsstarke E-Skateboards. Ihre robuste und hochwertige Verarbeitung macht sie extrem langlebig und widerstandsfähig, selbst bei härtesten Bedingungen. So schafft das Black Carve 3 Belt Drive All Terrain Geschwindigkeiten bis zu 57 km / h und fühlt sich dank innovativem Antriebssystem und All-Terrain-Ausstattung überall wohl. Die E-Skateboards von Onsra sind auf onsra.ch ab 1200 Franken zu haben.
Urbaner Allrounder
Der Yadea V7 ist der perfekte E-Roller für alle, die einen kleinen, wendigen und umweltfreundlichen Stadtflitzer suchen. Ohne Führerschein fahrbar, erreicht der V7 eine Höchstgeschwindigkeit von 25 km / h und eine Reichweite bis 70 km. Dank Stauraum unter dem Sitz und praktischem Gepäckträger eignet er sich auch für Einkaufstouren oder Ausflüge in die Natur. Der V7 ist bei yadea.ch für rund 2500 Franken erhältlich.
Einrädriger Leuchter
Das Elektro-Einrad V8 Evo von InMotion ist ein eleganter und mit seinen einstellbaren Lichtern an der Seite sicherer und stylischer Blickfang bei jeder Fahrt. Über die App können die Farben geändert und sogar als Blinker eingestellt werden. Für zusätzliche Sicherheit sorgen das leistungsstarke Frontlicht und das automatische Bremslicht. Der 1000-W-Motor des V8 Evo beschleunigt auf bis zu 35 km/h, bei einer Reichweite von 45 bis 65 km – je nach gewählter Akku-Ausstattung. Das V8 Evo ist für rund 1300 Franken bei inmotion-suisse.ch erhältlich.
MEINE ENERGIE 2 / 2023 21
Oh Schreck, Handy weg!
Finden wir plötzlich unser Handy nicht mehr, schränkt das unseren Alltag schnell markant ein. Mit unseren Tipps sind Sie gut vorbereitet – und reagieren richtig, wenn Ihr Gerät verloren geht.
Was kann ich im Voraus tun?
Ortung einrichten
Smartphones haben eine Funktion, mit der Sie sie im Verlustfall orten können. Dafür muss die Standortermittlung aktiviert sein. Bei einem iPhone müssen Sie ausserdem die Funktion «Mein iPhone suchen» einschalten. Wenn Sie Ihr Gerät verlieren, machen Sie Ihr iPhone auf icloud.com/find ausfindig, Android-Geräte auf android.com/find. Mit einem Befehl auf dieser Seite können Sie Ihr Handy auch klingeln lassen – selbst wenn es auf «lautlos» eingestellt ist.
Dem Finder auf die Sprünge helfen
Den Sperrbildschirm Ihres Android-Handys können Sie nach Belieben anpassen. Blenden Sie eine Nachricht mit Kontaktdaten einer bekannten Person ein, damit die Finderin oder der Finder weiss, wie Sie zu erreichen sind. Zum Beispiel so: «Wer dieses Handy findet, bitte 079 123 45 67 kontaktieren.»
Handy weg
was nun?
Zugangsdaten sperren
Melden Sie sich auf einem anderen Gerät im Onlineportal Ihres Mobilfunkanbieters an und sperren Sie die SIM-Karte. So kann niemand mehr Ihr Handy benutzen. Wenn Sie Kreditkarten- oder andere Bankdaten auf dem Smartphone gespeichert haben, rufen Sie umgehend Ihre Bank an, um die Kreditkarte zu sperren.
Diebstahl melden
Vermuten Sie, dass Ihr Handy geklaut wurde? Dann erstatten Sie bei der Polizei Anzeige. Halten Sie für die Anzeige die IMEI-Nummer bereit. Damit kann die Polizei Ihr Handy eindeutig identifizieren. Die IMEI-Nummer finden Sie auf der Verpackung oder indem Sie vor dem Verlust auf Ihrem Handy die Nummer *#06# wählen. Anschliessend melden Sie den Diebstahl auch bei der Versicherung.
TEXT VALENTIN OBERHOLZER
TIPP 22 MEINE ENERGIE 2 / 2023
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Finden Sie das Lösungswort?
Einfach mitmachen
Schreiben Sie uns eine E-Mail an wettbewerb@redact.ch und gewinnen Sie mit etwas Glück einen der untenstehenden Preise. Nennen Sie uns im Betreff bitte direkt das Lösungswort. Im Textfeld teilen Sie uns Ihren Vorund Nachnamen, Ihren Wohnort inklusive Postleitzahl sowie Ihre Telefonnummer mit. Einsendeschluss ist der 3. Juli 2023.
Alternativ können Sie uns auch eine Postkarte schicken an: Redact Kommunikation AG, Europa-Strasse 17, 8152 Glattbrugg.
Wir wünschen Ihnen viel Spass beim Rätseln!
Teilnahmebedingungen: Über diesen Wettbewerb führen wir keine Korrespondenz. Die Barauszahlung der Preise ist nicht möglich. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
Das Lösungswort der letzten Ausgabe war «Kohlenstoff».
1. Preis
2. Preis Abheben im Windkanal
Erleben Sie das Gefühl des freien Falls und fliegen Sie im Windkanal nur mit dem eigenen Körper. Der Preis beinhaltet zehn Flüge für bis zu fünf Personen inklusive Foto- und Videoaufnahmen des Erlebnisses.
Gesamtwert des Preises:
394 Franken
Windwerk AG, 8409 Winterthur windwerk.ch
Romantikwochenende
Wellnessen und geniessen im Emmental: Übernachten Sie zweimal mit einer Begleitperson im Romantik Hotel Bären in Dürrenroth. Inbegriffen sind der Zugang zum Wellnessbereich, Frühstück und abends ein Drei-Gänge-Menü.
Gesamtwert des Preises: 800 Franken Romantik Hotel Bären, 3465 Dürrenroth baeren-duerrenroth.ch
3. Preis Fotopuzzle mit Rahmen
Mit einem persönlich gestaltbaren 1000-TeileFotopuzzle von puzzleYOU lassen Sie ganz besondere Momente wieder aufleben. Stilvoll gerahmt an der Wand, wird es zu einem echten Hingucker für Sie und Ihre Gäste.
Gesamtwert des Preises: 100 Franken puzzleYOU GmbH, D-92665 Altenstadt puzzleyou.ch
MEINE ENERGIE 2 / 2023 23 RÄTSEL
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