spannend Das Magazin von CKW 3 / 2022 CO 2 -neutral bis 2050: CEO Peter Galliker und Leiter Infrastrukturmanagement Thomas Müller verraten, warum die Galliker Transport AG auf erneuerbare Energie setzt. Nachhaltig bewegt

entlarvenCKW-VideokamerasGüselsünder
Lesen Sie die vollständige Geschichte: entsorgungsstellewww.ckw.ch/
AUGENBLICK
Falsch entsorgtes Sperrgut türmte sich regelmässig an der öffentlichen Sammelstelle hinter dem Einkaufszentrum Ladengasse in Ebikon. Alois Camenzind, Leiter Werkdienst, setzt sich für eine saubere Umgebung in seiner Gemeinde ein: «Diesen Abfall zu bergen und fachgerecht zu entsorgen, ist nicht nur enorm zeit- und kostenintensiv, sondern war der Bevölkerung irgendwann nicht mehr zumutbar.» Nachdem mehrere Massnahmen keine Wirkung gezeigt hatten, entschied sich die Gemeinde für ein CKW-Videoüberwachungssys tem – zum Schutz der Umwelt und Bevölkerung. Alois Camenzinds Bilanz ist positiv: «Die illegalen Entsor gungen sind enorm zurückgegangen.»

Stromknappheit und steigende Energiepreise sind in aller Munde: Die Szena rien gehen von ganz düster bis zuversichtlich. Dabei lässt sich nicht leugnen, dass eine schwierige Zeit auf uns zukommt. Die Politik steht in der Verant wortung, die richtigen Weichen zu stellen und passende Rahmenbedingungen zu schaffen. Wir bei CKW leisten unseren Beitrag, weiterhin eine sichere und klimafreundliche Stromversorgung gewährleisten zu können.
Dafür gibt es zahlreiche Ansätze, wie die Beispiele in dieser Ausgabe zeigen: Im Schwerpunkt erfahren Sie, wie zwei Unternehmen das Arbeitsklima für die Mitarbeitenden verbessert und gleichzeitig den Energieverbrauch gesenkt haben. Im Energiegespräch erzählt Peter Galliker von der Galliker Transport AG, wie ein innovatives Transportunternehmen zum Vorreiter der nachhaltigen Mobilität wird. Wir unterstützen es auf diesem Weg.
Aus dem Inhalt
Windenergie-Faktencheck Windenergie wird aktuell heiss disku tiert und es kursieren viele Mythen. Wir haben sie mit einem Experten geklärt.
Wie wir das tun? Einerseits wollen wir unsere eigene Energieproduktion ausbauen – mit Photovoltaik, Wind- und Wasserkraft. Genauso wichtig ist es, den Energieverbrauch effizient zu gestalten und zu optimieren. Hier sind Sie, liebe Leserinnen und Leser, genauso gefragt wie wir.
Miteinander statt gegeneinander In diesen zwei Innerschweizer Betrieben arbeiten Lüftung und Heizung im Einklang. Dank einer intelligenten Steuerung von CKW. 6
Stromnetz der Zukunft Dezentrale Produktion, smarte Vernetzung: Die Infografik zeigt, wie’s geht. 108
Drucksach e myclimate.org/01-22-982468
Impressum 8. Jahrgang, September 2022, erscheint vierteljährlich Herausgeber: CKW, Täschmattstrasse 4, Postfach, 6002 Luzern; Telefon 041 249 51 11, meine-energie@ckw.ch, www.ckw.ch Konzept, Gestaltung und Redaktion: Redact Kommunikation AG, 8152 Glattbrugg; redaktion@redact.ch Druck: Swissprinters AG, 4800 Zofingen
Gemeinsam gestalten wir eine positive Zukunft.
SchmidliPhilipp2:SeiteSchubert,vonConrad1:SeiteFoto
EDITORIAL MEINE ENERGIE 3 / 2022 3
Liebe Leserin,lieberLeser
Martin Schwab, CEO




Es ist eine Solaranlage der ganz besonderen Art, die CKW in Leuk (VS) auf 1000 m ü. M. ins talliert hat. Zum ersten Mal in Europa wurden Solarpanels in einer Satellitenschüssel ange bracht. Der Vorteil: Da die Anlage in Leuk meis tens über der Nebelgrenze liegt, produziert sie auch im Winter viel Strom. Zudem lässt sich die Schüssel flexibel nach dem Stand der Sonne ausrichten, was wiederum den Ertrag erhöht. Die Wölbung der Schüssel und deren Beschaf fenheit stellten das Bauteam jedoch vor beson dere Herausforderungen. «Es war einiges an Kreativität gefordert, um dieses Innovationspro jekt zu realisieren», erzählt Projektleiter Manuel Jossi. Dabei hätten sich die lange Planung im Vorfeld und die gute Zusammenarbeit im Mon tageteam ausbezahlt.LesenSiedas ganze Interview mit Manuel Jossi auf CKW-Stories: www.ckw.ch/satellitensolar-montage smartproducts.orgStatista,Quelle:
für den privaten Gebrauch Daten sammeln und verarbeiten, um auf die Umgebung zu reagieren, gewinnen an Beliebtheit – sogenannte smarte Produkte. Geräte, die wir mit dem Smartphone bzw. mit einer Internetverbindung
steuern können. Über 70 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer besitzen intelligente Geräte zu Hause –vorwiegend zur Unterhaltung. Smart-Home-Geräte in der Schweiz Streaming-Geräte)(z.Unterhaltungs-geräteB.Bluetooth-Lautsprecher,SmartTVs, Strom vernetzteBeleuchtungund(z.B.smarteSteckdosen,Lampen) (z.HaushaltsgeräteB.Staubsaugerroboter,smarteMikrowellen) Gebäudesicherheit(z.B.vernetzteRauchmelder,vernetzteKameras) Heizungssteue(z.managementEnergie-B.vernetzteThermostate,rung) Smart Speakers mit Assistentenvirtuellemintegriertem(z.B.AmazonEcho) Sonstiges Ich Smart-Home-keinebesitzeGeräte 63 % 21 % 17 % 17 % 12 % 10 % 13 % 29 %
Eine schräge Solaranlage
4 MEINE ENERGIE 3/ 2022
Anteil der Produkte,Befragtendie

AMPELN
Heute sind Ampeln per Com puter vernetzt, sodass sie die Signale den wechselnden Bedingungen anpassen und den Verkehrsstrom laufend regulieren. Nichtsdesto trotz warten wir hochgerechnet etwa zwei Wochen unseres Lebens an roten Ampeln. «Die Herstellung von Zement, einem integralen Bestandteil von Beton, setzt eine enorme Menge CO 2 frei. Trotzdem wird Beton im Bau sehr gern verwendet. Denn es ist der Formel-1-Bolide unter den Baustoffen: sehr vielseitig und leistungsfähig. Aber für die meisten Anwendungen ist diese hohe Leistung nicht nö tig, genauso wenig, wie Sie mit dem Formel-1-Wagen zur Arbeit pendeln. Für Ein- und Mehrfamilienhäuser beispielsweise wären andere Baustoffe wie Holz oder Lehm die bessere und umwelt freundlichere Wahl. Wichtig ist also, dass wir für jede Anwen dung das Material mit den besten Eigenschaften in Bezug auf Funktion und Nachhaltigkeit verwenden.»
Mit der ersten Ampel am Londoner Parliament Square gab es 1868 ei nen explosiven Start. Während am Tag Signalflügel den Verkehr regel ten, bediente nachts ein Polizist manuell eine Gaslaterne mit den Farben Rot und Grün. Drei Wochen nach der Inbetriebnahme deto nierte die Ampel. Dabei verletzte sich der Polizist schwer. Ein halbes Jahrhundert später, 1914, installierte Cleveland die erste elektrische, zweifarbige Verkehrsampel der Welt. 1920 stellten Detroit und New York die ersten dreifarbi gen Lichtsignale auf. Die Farben Rot, Grün und Gelb setzten sich durch. Trotzdem startete China in den 1960er Jahren ein Experiment: Um der staatstragenden Farbe Rot ein positives Image zu verleihen, tauschte es Rot und Grün, was je doch im Chaos endete.
DIE ZAHL 10
SEIT WANN GIBT ES EIGENTLICH …?
KURZ UND BÜNDIG
Beantwortet von: Dr. Edwin Zea Escamilla, Oberassistent Lehrstuhl für Nachhaltiges Bauen, ETH Zürich
… Prozent der Energie brauchen LED-Filament-Lampen im Vergleich zu herkömmlichen Glühbirnen mit gleicher Leuchtkraft. Auch lohnt es sich, Halogen- durch LED-Leucht mittel zu ersetzen und dadurch 80 bis 90 Prozent Energie einzusparen. Weitere Tipps zum www.ckw.ch/energiespartippsEnergiesparen:
Wie umweltschädlich ist Beton wirklich?
Die erste Ampel in der Schweiz wurde 1926 in Carouge GE getestet. Einen Meilenstein setzte 1949 die Signalanlage in Zürich an der Kreu zung Urania / Bahnhofstrasse. Eine Neuheit, um den Auto , Tram und Fussgängerverkehr zu regeln – kein Wunder, veröffentlichte die NZZ eine ganzseitige Gebrauchsanleitung.
NACHGEFRAGT(IGE)



Betriebsoptimierung ermöglicht es Unternehmen, den eigenen Energieverbrauch besser zu verstehen – und mit entsprechenden Massnahmen Energie einzusparen. Zwei Beispiele aus der Innerschweiz.
spartWissenStrom
energetische
Um das Problem zu lösen, wandte er sich an das Team MSRL (Mess-, Steue rungs-, Regel- und Leittechnik) von CKW. Dieses analysierte die Situation, vernetzte die Geräte untereinander und installierte ein Leitsystem, das alle Daten aufzeichnet. «Damit kann ich nun die Gebäudetechnik am Computer überwachen», freut sich Martin Bucher. «Auch andere Fakto ren wie den CO2 -Gehalt der Luft behalten
W enn Mitarbeitende sich über tiefe Temperaturen beklagen, die Heizung aber auf Hochtou ren läuft, stimmt vermutlich etwas mit den gebäudetechnischen Anlagen nicht. Davon weiss Martin Bucher zu berichten, der seit 13 Jahren beim Seilbahnherstel ler Garaventa am Standort Goldau für die Hauswartung verantwortlich ist. «Hei zung, Lüftung und Klima arbeiteten gegeneinander anstatt miteinander», erinnert sich der 58-Jährige.
Lesen Sie online, wie Garaventa an seinem Produktionsstandort in Goldau durch geschickt vernetzte Geräte Strom spart. msrl-garaventawww.ckw.ch/ «Gebäudetechnik im Griff»: Martin Bucher vom Garaventa.Seilbahnhersteller
TEXT SIMON EBERHARD FOTOS MATTHIAS JURT
Vernetzte Systeme
Eine
BETRIEBSOPTIMIERUNG


Erster Schritt: Energiekonzept
wir so ständig im Auge.» Ebenso kann die Solaranlage, mit der das Unternehmen einen Teil seines Stromverbrauchs selbst deckt, so besser ins System eingebunden werden.DasBeispiel von Garaventa zeigt: Moderne und effiziente Geräte sind nur ein Faktor für eine effiziente Gebäude technik – mindestens ebenso wichtig ist die Frage, wie sie untereinander vernetzt sind.
MEINE ENERGIE 3 / 2022 7
Noch weiter ging die Firma KNF Flodos AG, die in Sursee Membran-Flüssigkeits pumpen für den Weltmarkt herstellt. Sie beschäftigt sich seit zwei Jahren inten siv mit ihrem Energieverbrauch. «Wir versuchen, unseren Ausstoss von Schad stoffen auf einem Minimum zu halten», sagt COO André Meyer. Und André Zimmerli, Leiter technischer Dienst, ergänzt: «Wir wollen in unserer Energieproduktion so unabhängig wie möglich sein.»Soheizt das Unternehmen unter ande rem mit Grundwasser und produziert mit seiner eigenen Solaranlage Strom. Im Energiekonzept des Unternehmens spielt zudem die Energieeffizienz eine Schlüs selrolle. Aus diesem Grund hat KNF Flodos zusammen mit CKW ein Messsystem ins Gebäudeleitsystem integriert. Insge samt rund 3000 Datenpunkte messen die Stromflüsse. Das Gebäudeleitsystem sammelt diese Messdaten gesamtheitlich und arbeitet sie visuell auf. Energieverbrauch gezielt optimiert Für Garaventa wie auch für KNF Flodos haben sich die Investitionen ins Mess system gelohnt. Dank den aufgezeich neten Daten ist es ihnen möglich, ihren
Effiziente MSRL-Lösungen
Lesen Sie online, wie KNF Flodos in Sursee mithilfe von MSRL-Lösungen ihre Prozesse optimiert. www.ckw.ch/knf-flodos
Energieverbrauch gezielt zu optimieren. Für die Mitarbeitenden von Garaventa bringt dies mehr Komfort. Und Hauswart Martin Bucher ergänzt: «Wir wissen nun viel besser, wo wir stehen.» Auch KNF Flodos hat bereits entsprechende Mass nahmen umgesetzt. «Und dies ohne Einbussen in der Produktion», wie COO André Meyer anmerkt. Mit ihrer Betriebsoptimierung leisten die beiden Unternehmen einen wertvol len Beitrag für eine nachhaltige Zukunft und sparen gleichzeitig Kosten. Das englische Sprichwort «Knowledge is power» trifft daher für beide Betriebe zu. Wobei «power» hier ganz im wörtli chen Sinn zu verstehen ist: Wissen spart Strom. «So unabhängig wie möglich»: André Meyer und André Zimmerli von der KNF Flodos AG.

WINDENERGIE 8 MEINE ENERGIE 3 / 2022
ythen sind meist nicht mehr als das – Mythen. Das gilt auch für Energiethemen. Rafael Mesey sieht darin jedoch auch positive Seiten. Laut dem Leiter Neue Energien von CKW sind gerade sie nützlich, um einen gesell schaftlichen Diskurs anzustossen: «Gerade bei Themen, die uns alle angehen, sind offene Diskurse wichtig. Konsens entsteht, wenn wir uns reflektiert und fundiert darüber austauschen, wie wir sauberen Strom produzieren wollen und welche Konsequenzen wir für diese Energierevolution zu tragen bereit sind.» Wir präsentieren fünf der häufigsten Mythen rund um die Windkraft – und die Fakten, die dahinterstecken.
Wind Gegenwindund
TEXT NEMANJA NOVKOVIĆ
«Windkraft lohnt sich nur an der Küste oder im Meer» Stimmt nicht. Auch die Schweiz verfügt über Standorte mit küstenähnlichen Windbedingungen. «Unser Windkraft werk Lutersarni produzierte über Jahre hinweg mehr Strom als durch Vorhersa gen erwartet», sagt Rafael Mesey. Ausser dem heisse mehr Wind nicht gleich mehr günstigen Strom. Windräder in Küsten nähe werden aufgrund des erhöhten Salzgehalts der Luft häufiger gewartet, zugleich ist ihre Lebenszeit kürzer. Der erschwerte Zugang und die Anbindung ans Stromnetz treiben die Kosten weiter nach oben. Laut Fraunhofer ISE kostet 1 kWh Windkraftstrom in Küstennähe etwa 5 Rappen und im Landesinneren ca. 6 bis 8 Rappen – das ist kein gravie render Unterschied.
«Windkraft ist unstetig, und ihr Strom lässt sich nicht speichern» Winde sind wiederkehrende Naturphäno mene. Je genauer wir sie messen, desto genauer und verlässlicher werden die Vorhersagen. Laut Mesey ist die Windkraft die optimale Ergänzung zur Sonnenkraft: «Sie hat dann ihr Produktionsmaximum, wenn Solarenergie am wenigsten Strom produziert: nachts und im Winter.» Tat sächlich ist aber die Speicherung eine drängende Frage. Auf der ganzen Welt tüfteln Forschende an Methoden, Strom möglichst verlustfrei zu speichern, oder daran, bekannte Methoden wie Powerto-Gas effizienter zu machen. Mesey fügt hinzu: «Davon hängt ab, ob wir unseren Energiebedarf in Zukunft zu 100 Prozent mit erneuerbaren Energien werden decken können.»
M
Der Erfolg der Energiewende hängt entscheidend von der Verwendung erneuerbarer Energien ab. Gerade bei der Windkraft machen allerlei Gerüchte und Mythen die Runde. Zeit, den fünf häufigsten auf den Zahn zu fühlen.


Lesen Sie online mehr zur Windkraft: www.ckw.ch/fakten-windenergie
MEINE ENERGIE 3 / 2022 9
«Windräder zerstören das Landschaftsbild» Laut einer NIT-Studie zu erneuerbaren Energien in Schleswig-Holstein hat Windkraft keinerlei negative Effekte auf den Tourismus. Dabei ist das nördlichste deutsche Bundesland nicht einmal halb so gross wie die Schweiz und hat mit über 3000 Windkraftanlagen mehr als 60mal so viele wie wir. Die Studie zeigt: Ob eine Landschaft gefällt, hängt stark vom Betrachter und von der Mode ab. Übri gens ist es auch nicht zutreffend, dass Windräder den Wert benachbarter Im mobilien mindern: Gleich mehrere inter nationale Studien widerlegten diese Falschbehauptung aus dem Umfeld von Lobbygruppen, die sich gegen die Wind kraft einsetzen.
«Windräder gefährden die Vogelwelt» Wahr ist: Flugtiere schaffen es nicht im mer allen Objekten auszuweichen. Es ist aber falsch, dass Windräder Vögel exis tenziell bedrohen. In der Schweiz sind Windräder für etwa 0,00003 Prozent aller an den Folgen menschlichen Han delns umgekommener Vögel verantwort lich – Glasfassaden für fast 14 Prozent, Hauskatzen gar für über 80 Prozent. Dennoch ist es wichtig, die Fauna zu schützen. Moderne Windräder haben Sensoren, die Flugtiere erkennen und sich automatisch abstellen. Rafael Mesey be richtet von einer weiteren Schutzmass nahme: «Seit vielen Jahren werden Windräder nur an Orten errichtet, die genügend Abstand zu Rast- und Brutgebieten von Vögeln aufweisen.»
«Windräder sind zu laut» Der Windradrotor erzeugt einen Schall pegel von etwa 105 Dezibel (dB). Stünde ein Mensch also genau neben diesem Rotor, entspräche die Lautstärke etwa einem passierenden Zug oder einer Disco. Schon bei 150 Metern Entfernung sinkt sie allerdings auf etwa 50 dB, was der Lautstärke eines Gesprächs oder des Re gens entspricht. Da die Rotoren in 180 bis 220 Metern Höhe montiert sind, ist der tatsächliche Pegel wohl nie höher als 50 dB. Und zum Infraschall, also Schall unhörbar tiefer Frequenz, gibt es zahlrei che Studien. Keine konnte irgendwelche negative Auswirkungen auf die Gesund heit feststellen. Grund: Die Infraschall werte sind einfach zu gering.

INFOGRAFIK Smart vernetzt
mitBiomasse-KraftwerkGrossesWärmespeicher E S Als Rohstoff dienen feste Brennstoffe wie Restholz sowie Biogas, generiert aus Kompost oder Gülle. kraftWind E Büros Industrieund E S V Photovoltaikanlage auf dem Dach, Speicher im Keller, verschiedene Verbraucher am Netz; grosse Areale profitieren von integralen Lösungen. Das Stromnetz ist im Wandel. Waren Konsumenten bis anhin noch komplett auf Produzenten angewie sen, erzeugen sie heute immer häufi ger selbst Strom. Das stellt das Netz vor neue Herausforderungen. Es muss smart werden, Produktion, Verbrauch und Speicherung aufeinander abstim men. Dafür sind innovative Lösungen gefragt. Stromnetz = national = international Elektroenergie E = Erzeugung S = Speicherung V = Verbrauch
KraftwerkGeothermieE Wärme aus dem Boden treibt einen Generator an und er zeugt dadurch Strom. Mit der Erdwärme sind auch Heizlösungen möglich. KraftwerkSolarthermisches E (z. B. in Südeuropa). Wandelt die Wärme der Sonne in elektri sche Energie um. Dies eignet sich besonders in sonnenreichen Regionen mit hoher, direkter Sonneneinstrahlung.
(Pump-)SpeicherkraftwerkWasserkraft: E S Rund 30 Prozent des Schweizer Stroms stammen aus Speicherkraftwerken. Pumpspeicherkraft werke ermöglichen zusätzlich das Speichern von Wasser, mit dem elektrische Energie erzeugt werden kann.
RECHERCHE T. TIEFENAUER, S. EBERHARD, D. RÖTTELE INFOGRAFIK D. RÖTTELE, INFOGRAFIK.CH
10 MEINE ENERGIE 3/ 2022
Das Stromnetz der Zukunft ist geprägt von dezentraler Produktion und intelligenten Technologien. Unsere Infografik gibt einen Überblick.

2 Smart Meter 1 Photovoltaik 5 Das
dient auch
Grosse Photovoltaik-Anlagealpine E Da in den Bergen die Sonne oft auch im Winter scheint, lohnt sich dort die Solarenergie besonders. E-Auto als Lastverschiebung bei viel oder wenig Strom. Das Haus als Kraftwerk Die Photovoltaikanlage 1 generiert Strom. Der Smart Meter 2 registriert Produktion und Bedarf des Gebäudes. Überschüssige Energie wird via Wechsel richter in der hauseigenen Batterie 3 gespeichert oder ins Netz eingespeist. Die Wärmepumpe 4 ver sorgt die Immobilie mit nachhaltiger Wärme. Das E-Auto 5 lädt Solarener gie und dient gleichzeitig als Speicher. Das Energiemanagementsmarte6 steuert alle Energieflüsse im Gebäude.
Batterie zur
Quellen: VSE, B. M. Buchholz und Z. Styczynski: Smart Grids – Grundlagen und Technologien der elektrischen Netze der Zukunft (VDE-Verlag) Wohnhäuser mit PV-Anlage E S V Grössere Batterie im Quartier S Steuerung Um die Stabilität des Netzes zu sichern, müssen zahlreiche Steuerungen die Stromflüsse messen und regeln. Flusskraftwerk E Die Fliessbewegung des Wassers treibt einen Generator an, der elektri sche Energie erzeugt. KraftwerkPower-to-GasE S Dient vor allem dem Spei chern elektrischer Energie. Überschüssiger Strom erzeugt Wasserstoff, der an schliessend genutzt wird. Grossbatteriespeicher S Hilft, die auszugleichen.oderEinspeisungunregelmässigevonSolar-Windenergie Biomasse-KraftwerkKleines E Eignet sich besonders zur Speisung von erneuerbarerWärmeverbündenlokalenmitEnergie. Windkraft offshore E (z. B. in der Nordsee). Wind parks fern von der Küste generieren Strom für die Bevöl kerung auf dem Festland.
3 Batterie 4 pumpeWärme 6 Cleveres vorhandenzudannz.TarifeflexibelmanagementEnergiereagiertaufdynamischeundschaltetB.dieWaschmaschineein,wennvielStromgünstigenTarifenist.

12 MEINE ENERGIE ENERGIEGESPRÄCH3 / 2022

Wo steht Galliker Transport heute?
Bei Transport und Logistik denkt man nicht zuerst an Nachhaltigkeit. Warum ist dies bei Galliker Transport anders?
Ein grosses Ziel mit vielen Herausforderungen …
INTERVIEW SIMON SCHÄRER, MARCEL SCHMID FOTOS CONRAD VON SCHUBERT
Thomas Müller: Das ist eine grosse Herausforderung, und darum setzen wir auch auf verschiedene Technologien. Die Galliker Transport AG macht vorwärts mit der Verkehrswende: Bis 2050 will das Unternehmen mit seiner gesamten Flotte CO 2 -neutral unterwegs sein. Wir trafen den CEO Peter Galliker und den Leiter Infrastrukturmanagement Thomas Müller zum Gespräch.
Thomas Müller: Unsere Flotte umfasst bis Ende Jahr 45 Fahrzeuge mit alterna tivem Antrieb. Darunter sechs LKWs mit Wasserstoffantrieb. Der Weg ist eingeschlagen, nun geht es ums Skalie ren. Bis spätestens 2050 wollen wir die gesamte Flotte von über 1300 LKWs und Lieferwagen alternativ antreiben und CO2 -neutral unterwegs sein. Das Gleiche gilt für unsere Infrastrukturen. Wir setzen seit Jahren beim Betrieb unserer Gebäude auf erneuerbare Ressourcen und gehen diesen Weg auch in Zukunft zielorientiert weiter. Der Ausbau der eigenen Stromproduktion oder auch die konsequente Abwärmenutzung sind nur zwei Beispiele dafür.
mehrereTechnologien»saubere
Peter Galliker: Das Thema Green Logistics haben wir schon seit den 80erJahren auf dem Radar. Damals noch mit ganz anderen Massnahmen wie dem kombinierten Verkehr auf Schiene und Strasse zwischen Lugano und Basel oder unserer Beteiligung an Cargo Domizil. Schon zu dieser Zeit waren für uns nachhaltige Aspekte selbstverständlich, wir haben aber nicht darüber gespro chen. Das hat sich inzwischen verändert. Heute ist Nachhaltigkeit nicht nur bei uns, sondern auch bei unseren Kunden in der Strategie fest verankert. Für viele unserer Kunden ist der Transport ein wichtiger Faktor für die CO 2 -Belas tung ihrer Produkte. Als Volvo 2020 mit einem ersten, serienmässig produ zierten Elektro-LKW auf den Markt kam, war für uns klar, dass wir Teil dieser Zukunftsgeschichte werden wollen.
«Wir setzen auf
Peter Galliker: Das Beste zuerst: Die Hersteller haben die Zeichen der Zeit erkannt, und die Produktion von neuen Fahrzeugen kommt gut voran. Wir bestel len und erhalten regelmässig neue LKWs. Finanziell ist der Umbau eine Her ausforderung. Ein Lastwagen mit alternativem Antrieb kostet rund fünfmal mehr als ein Diesel-LKW. Trotzdem bin ich überzeugt, dass wir damit auf dem rich tigen Weg sind, nicht nur ökologisch, sondern auch wirtschaftlich. Die Anschaffung der Fahrzeuge ist das eine, die Strom- und Wasserstoffver sorgung das andere. Schaffen Sie das?

ENERGIEGESPRÄCH 14 MEINE ENERGIE 3 / 2022
Bei den PWs setzt sich aus praktischen Gründen der Batterieantrieb durch. Bei unserer Grösse würde Elektromobi lität allein nicht funktionieren. Denn die Fahrzeuge müssen ja alle nachts zur gleichen Zeit aufgeladen werden. Das würde eine immense Netzleistung erfor dern und wäre auch vom Platz her am Hauptstandort in Altishofen nicht mög lich. In unseren Filialen ist das einfa cher, da sind die Fahrzeuge über Nacht an der Rampe und können gleichzeitig geladen werden. Am Standort Altishofen setzen wir auch auf Wasserstofffahrzeuge, weil diese innert 10 bis 15 Minuten betankt werden können. Es braucht beide – oder auch noch weitere – Technologien, und sie sollen nicht gegeneinander ausgespielt werden. Der Mix macht es aus. Sie sprechen weitere Technologien an. Woran denken Sie?
Die Rohstoffabhängigkeit ist ein guter Punkt. Wo nehmen Sie künftig den Wasserstoff her?
Peter Galliker: Sie haben recht. Eigent lich wende ich mich von meinem ge lernten Handwerk ab. Aber ich habe kei ne Mühe damit, im Gegenteil. Früher transportierte man Waren mit Ross und Wagen, dann folgten Fahrzeuge ange trieben mit dem Verbrennungsmotor. Mit diesem wird es möglicherweise in einer anderen Form weitergehen. Ich fahre seit bald drei Jahren elektrisch und möchte nichts anderes mehr. Ich bin viel entspannter unterwegs und geniesse es, beim Laden auf einer Rast stätte auch mal eine Pause einlegen zu dürfen. (Schmunzelt.) machen. Wir sind technologieoffen, und ich bin überzeugt und zuversicht lich, dass da noch was kommen wird.
Peter Galliker, Sie sind ursprünglich ausgebildeter Lastwagenmechaniker. Ihrer Berufsgattung sagt man oft nach, dass in ihren Adern Diesel fliesst.
Thomas Müller leitet bei Galliker Transport das Galliker-Fahrzeugflotte.zukünftigenLadeinfrastrukturensowieeigenenstarkAktuellgebäudetechnischenundfürTeamment.InfrastrukturmanageZusammenmitseinemisterverantwortlichdenBetrieb,UnterhaltdieOptimierungderAnlagen.beschäftigtersichmitdemAusbauderStromproduktiondemAusbauderderCO2-neutralen
Peter Galliker: Vor zwei, drei Jahren hatte ich nebst dem Elektroantrieb nur die Wasserstofftechnologie auf dem Radar. Inzwischen hoffe ich zusätzlich auf einen flüssigen, synthetischen, CO 2 -freien Treibstoff, mit dem wir die heutigen Infrastrukturen wie Tankstellen nutzen können. Denn ich möchte nicht, dass wir uns nach Öl und Diesel von einem neuen Rohstoff abhängig
Bereitet Ihnen die Entwicklung weg vom Verbrennungsmotor keine Mühe?
Thomas Müller: Das ist ein zentraler Faktor. Wir wollen unabhängiger wer den und benötigen den Wasserstoff möglichst vor Ort. Dank unserer Nach frage hat die Landi in der Nähe eine Wasserstoff-Tankstelle geplant, auch an anderen Orten sind solche entstanden. Das ist der erste wichtige Schritt, damit die Transformation möglich wird und gelingt. In absehbarer Zukunft wollen wir gemeinsam mit Partnern in eine eigene Produktion und in eigene Tank stellen und Ladeinfrastrukturen direkt bei uns vor Ort investieren. Galliker und CKW: eine bewährte Partnerschaft Galliker Transport und CKW arbeiten in verschiedenen Bereichen eng zu sammen. Unter anderem durfte CKW an mehreren Standorten von Galliker grosse Solaranlagen installieren. Zwei dieser Anlagen wurden in den vergangenen Jahren mit dem Schweizer Solarpreis ausgezeichnet. Weiter ist CKW zuständig für die sichere Stromversorgung auf dem Galliker-Areal und realisiert verschiedene Ladeinfrastrukturen für die Elektromobilität.
Peter Galliker führt mit seinen Geschwistern Rolf und Esther das Trans portunternehmen Galliker in der dritten Generation. Der CEO startete 2019 mit «Green Logistics by Galliker» eine Initiative, um den Transport von Gütern energieeffizienter zu gestalten. Er investiert u.a. in Wasserstoff- und Elektrolastwagen, baut Ladestationen und deckt seine Firmengebäude mit Solardächern.

Strategie anwenden «Meine 4M-Methode beinhaltet Mindset, Minimalisierung, Methodi sierung, Meistern. Vereinfacht geht es erst um Werte wie Freiheit oder Klarheit, die sich vermehren sollen. Danach definieren wir jene Dinge, die der Person wichtig sind, und finden dafür ein Ordnungssystem. Mehr Nachhaltigkeit erreichen wir, indem wir die neuen Gewohnheiten im All tag einbauen und bewusst zu leben versuchen.»
Stolpersteine umschiffen «Oft behalten wir Dinge, weil wir genug Platz haben und um Leerräume zu vermeiden. Oder etwas war teuer, hat einen ideellen Wert oder war ein Geschenk. Alles zu behalten, ist einfach. Sich davon zu trennen, er fordert viel Denkarbeit und kann mit einem gewissen Identitätsverlust oder der Angst davor zu tun haben. Es geht also darum, alte Gewohnheiten, Routinen und Glaubenssätze zu hinterfragen.»
«Weniger ist mehr» ist sein Businessmodell: Buchautor, Minimalismus- und Aufräumcoach Selim Tolga.
Dinge wiederfinden «Wer viel besitzt, vergisst oft, wo die Dinge verstaut sind. Sogar Geld geht in den eigenen vier Wänden ver loren. Beim Coaching einer Person habe ich hinter Büchern in einem Regal 100 000 Franken gefunden. Der Kunde freute sich sehr und gab mir einen Finderlohn.»
Wimmelt es in Ihrem Daheim auch von Dingen aller Art, die Sie eigentlich gar nicht mehr brauchen? Entrümpeln schafft Ordnung und Freiheit zugleich. Mit den Tipps von Minimalismus- und Aufräumcoach Selim Tolga steht einem zünftigen Herbstputz nichts im Wege.
HOW TO …
Wegwerfen, verschenken, verkaufen:
Entscheidende Fragen beantworten «Entrümpeln beginnt mit der richti gen Einstellung. Warum will ich meinen Besitz reduzieren? Wie sehen die ideale Wohnung und ideale Räu me für mich aus? Was benötige ich regelmässig? Woran habe ich Freude? Wer diese simplen Fragen beantwor ten kann, ist einen Schritt weiter.»
Entrümpeln für mehr Freiheit
TEXT LUK VON BERGEN


2. Netznutzung: Kosten für die Nutzung des Stromnetzes.
3. Öffentliche Abgaben: Abgaben für die Förderung der erneuerbaren Energien und Konzessionsabgabe an Ihre Gemeinde. Diese Mittel zieht CKW ein und leitet sie weiter.
1. Energielieferung: Kosten für den verbrauchten Strom.
EUR / MWh
Wie setzt sich der Stromtarif bei CKW zusammen?
STROMTARIFE 16 MEINE ENERGIE 3 / 2022
nächsten Jahr steigen die Stromtarife bei CKW an. Wir beantworten die wichtigsten Fragen und erklären die Hintergründe. SCHÄRER
In den letzten zwölf Monaten sind die Strompreise an den internationalen Märkten sehr stark gestiegen (siehe Grafik). Haupttreiber sind neben dem Krieg in der Ukraine unter anderem auch Nachwirkungen der Corona-Pandemie und eine tiefere Verfügbarkeit ausländischer Kraftwerke. Höhere Strompreise am Markt führen zu steigenden Beschaffungs kosten bei CKW, und dies führt zu höheren Energietarifen.
Im Interview erklärt der Stromexperte die Entwicklung der Strompreise im Detail: www.ckw.ch/strompreisfragen lieferungEnergie 40 % 15 % AbgabenÖffentliche nutzungNetz45 % 21Juni 21Juli 21Aug 21Sep 21Okt 21Nov 21Dez 22Jan 22Feb 22März 22Apr 22Mai 22Juni Liefermonat 1802060100140220260300
TEXT SIMON
Warum steigen die Tarife 2023?
Deshalb steigen die Preise
— Die Ausgaben für die Beschaffung von Strom am Markt. Sind die Marktpreise tief, profitieren die Kundinnen und Kunden. Steigen die Strompreise am Markt, erhöhen sich auch die Stromtarife.
Wie geht CKW bei der Berechnung der Tarife vor?
Der Stromtarif unserer Kundinnen und Kunden setzt sich aus drei Teilen
zusammen.Im
Strom aus den eigenen Kraftwerken. Diese sind über die Jahre stabil und schwanken nur leicht.
Für die Berechnung der Stromtarife gibt es Vorgaben der eidgenössischen Elektrizitätskommission (ElCom). Gemäss einer dieser Vorgaben berücksichtigen die Energieversorger zwei Elemente bei der Berechnung der Tarife für die —Energielieferung:DieKostenfürden
MEINE ENERGIE 3/ 2022 17 REPORTAGE
Wo das rote Gold wächst Safran gilt als das Gold unter den Gewürzen. Obschon sein Anbau in unseren Breitengraden keine einfache Sache ist, hat Safran in der Schweiz eine lange Tradition – insbesondere im Wallis, genauer gesagt im Bergdorf Mund. German Jossen, Zunftmeister der Munder Safranzunft, über die launische Pflanze, die aus einer etwas verschlafenen Berggemeinde ein Safrandorf macht.
Aber dieser un aufgeregte Fleck Welt hat etwas äusserst Wertvolles zu bieten, denn zur Herbst stund wächst nämlich rotes Gold in Mund – zumindest manchmal. Safran gehört dazu «Güete Tag», begrüsst mich German Jossen, einerseits Bergler, andererseits langjähriger Pendler zwischen Land und Stadt. Jossen ist seit einem halben Jahr pensioniert, davor hat er rund zehn Jahre beim Bund in Bern gearbeitet. Er sei in Mund aufgewachsen, wohne inzwischen
TEXT LUK VON BERGEN FOTOS ANDREA SOLTERMANN ätte Mund nicht diese lang jährige Safrantradition, wür den sich wohl kaum Auswärtige in dieses Bergdorf im Oberwallis verirren. Mund gehört zur Gemeinde Naters, hat rund sechshundert Einwohner, viele da von sind bereits fortgeschrittenen Alters und haben den Ort zeitlebens nicht oft verlassen. Andere kehren nach erfüllten Berufspflichten ins Dorf zurück, in dem sie aufgewachsen sind. Hier oben, knapp 1200 Meter über Meer, scheint die Zeit durchaus stillgestanden zu sein. Die Hauptstrasse, die sich vom Tal den Berg hinaufschlängelt, ist nicht allzu stark befahren; das Dorf scheint zumindest an diesem Herbsttag etwas verschlafen, gar verlassen. Der örtliche Lebensmittelladen, das «Konsum», wie die Einheimi schen sagen, hat nur vormittags geöffnet. Die schmucke Kirche im Munder Zentrum durchbricht die Ruhe mit viertelstündli chen Glockenschlägen.

REPORTAGE 18 MEINE ENERGIE 3/ 2022
die Zwiebeln der Pflanze auf dem ganz normalen Handelsweg in die Schweiz gelangten.» Es gebe wohl in fast jedem Kanton Bemühungen, Safran zu kultivie ren. Nur: «Die Pflanze ist sehr ‹lüünisch›, sehr eigenwillig. Ihr Wachstum lässt sich schlecht steuern.» Aber der feinsandige, leicht lehmige, trockene Boden und die rund dreihundert Sonnentage in Mund scheinen prädestiniert zu sein für den Safran. «Die Zwiebeln liegen zirka fünf zehn Zentimeter tief in der Erde. Im Au gust werden sie gesetzt, ab Mitte Oktober bis Anfang November blüht die Pflanze.» Aber nur, wenn die Bedingungen gut sind, der Sommer trocken ist und die darauffol genden Wochen die nötige Feuchtigkeit bringen. «Letztes Jahr haben wir nur etwa ein Kilo Wenngeerntet.»allespasst, spriessen im Herbst also weisse, spargelähnliche Stängel aus dem Boden. Bei Sonnenschein öffnen sich die Kelche, und innert kurzer Zeit verzau bern die violetten Blüten die Hänge von Mund in ein Safranland. «Die Blumen werden noch am selben Tag abgeknickt und mit einem ‹ Chorbi› eingesammelt.» Spätestens am Abend werden pro Blüte drei rote Narbenäste aus dem Griffel gezo gen. «Die Gewinnung dieser sogenannten Fäden muss auf einer glatten Unterlage geschehen, damit der Safran keine Fremd stoffe aufnimmt.» Denn die Ausbeute wird je nach Reinheit und Qualität zertifiziert.
Das gehört hier dazu.» Safran, das teuerste Gewürz der Welt. Ein Kilogramm kostet etwa 30 000 Franken oder mehr. Das klingt nach einem lukrativen Business. «Überhaupt nicht», winkt Jossen ab, «wenn es gut läuft, ernten wir bei uns nur etwa drei Kilo pro Saison.» Drei Kilo verteilt auf Dutzende kleine und grössere Äcker, die von rund neunzig verschiedenen Bauern auf knapp zwei Hektar Land bewirtschaf tet werden. «Einige Bauern ernten jeweils nur ein paar Gramm, andere bis zu einem halben Kilo.» Aber Aufwand und Ertrag stünden in keinem Verhältnis. Letztlich geht es den Zünftern darum, die Tradition und die Faszination des Safrananbaus in Mund am Leben zu erhalten. Eine launische Pflanze Safran ist eine Krokusart, die ihren Ur sprung vermutlich im Vorderen Orient hat. Rund 95 Prozent des weltweit produzier ten Safrans stammen aus dem Iran, ein weiterer Teil beispielsweise aus Marok ko, Spanien, Indien oder China. Wie und wann genau die Pflanze ins Wallis kam, ist unklar. «Der Legende nach brachten sie einheimische Söldner im 14. Jahrhundert nach Mund», sagt German Jossen. «Es kann aber auch sein, dass das Gewürz und
aber in Naters unten, sagt er. Jossen ist amtierender Zunftmeister der Munder Safranzunft. «Meine Familie befasst sich schon seit vielen Generationen mit Safran.
tenältestengehörtdemDasSafranmuseum:vorGermanZunftmeisterJossendemMunderGebäudeausJahre1437zudenHolzbauderSchweiz.
Dem Gewürz Safran werden nebst dem geschmacklichen Genuss viele weitere Qualitäten nachgesagt. So soll etwa Safranextrakt als starkes Antioxi dans gegen Durchblutungsstörungen helfen. Weiter wirke es als natürliches Antidepressivum, als Appetithemmer oder als Potenzmittel und könne gar Erektionsstörungen behe ben. Auch KopfschmerzenÜbelkeit,EinehohenSafranmen,SafranduftssichunregelmässigkeitenMenstruations-liessendurchInhalationdesindenGriffbekomheisstes.Wichtig:solltemannichtinzuDosenverwenden.ÜberdosiskannSchwindel,Durchfallundauslösen.
Mythos Safran: Wundergewürz?Ein


«Auf dem internationalen Safranmarkt wird viel ‹bschissu›. Das Material wird mit ähnlichen Stoffen gestreckt und ist nicht mehr rein.» Und schon gar nicht so ge schmacksintensiv wie der Munder Safran, dem aufgrund der geografischen Herkunft eine besondere Qualität nachgesagt wird. Nach der Ernte lassen die Bauern die Safranfäden einige Tage trocknen. Das oh nehin schon kaum vorhandene Gewicht reduziert sich dadurch zusätzlich. «Für ein Gramm Safran braucht es etwa 160 Blü ten», sagt German Jossen. Die Safranknolle ist eine mehrjährige Pflanze. Ein mal im Boden, teilt sie sich fortlaufend in neue Knollen auf. «Nach einigen Jahren setzt man jeweils neue Knollen oder gräbt die vorhandenen aus, um sie besser auf dem Feld zu verteilen.»
German Jossen: «Das meiste Korn wird in einer regionalen Brennerei zu Whiskey verarbeitet.» Und der Safran? «Einen Teil verkaufen die Bauern privat, ein weiterer geht an drei lokale Restaurants, die für ihre Safrangerichte wie Risotto mit Pilz-Ragout bekannt sind.» Zudem reichert eine Pasta-Fabrik im Obergoms mit dem Munder Gewürz ihre Teigwaren an. Nudeln, die man nebst ebenfalls in der Gegend produziertem Safrankäse, Brot oder Likör im bereits erwähnten örtlichen «Konsum» kaufen kann. Auch der Safran-Pfad entlang der Felder ist ein beliebtes Ausflugsziel in Mund, das jährliche Safran-Fest im Herbst sowieso. Dort kann man die Munder Spezialitäten inklusive Blick auf die Walliser Alpen geniessen – und mit einem Glas «wissum Wii», versteht sich. Die Munder Safranzunft Die Zunft wurde 1979 gegründet, um die Safrantradition im Dorf zu erhalten. Die Zünfter unterstützen die Bauern bei der Beschaffung frischer Safranzwiebeln und beim Einzäunen der Felder, da die Hirsche sonst das Safrankraut fressen. Medienarbeit, Vermarktung, Führungen und die Betreuung des Safranmuseums gehören ebenfalls zu den Aufgaben des Vereins. Die Munder Safranzunft zählt rund 180 Mitglieder. Im Gegensatz zu anderen Zünften sind alle eingeladen, die Tradition zu unterstüt zen – Einheimische, Auswärtige, Männer und Frauen. safranzunft-mund.ch
«En Güeta» in Mund Alte Waagen, Mörser, Werkzeuge und viele Bilder von der Ernte: Im Munder Safranmuseum, das sich in einem der ältesten Holzhäuser des Kantons befin det, erfährt der Besucher noch viel mehr über die geheimnisvolle Pflanze und ihren Anbau. Zum Beispiel, dass der Safran von jeher oft in einer Doppelkultur mit Roggen angepflanzt wird.
Wertvolles Gewürz: Für ein Gramm Safran braucht es die Fäden von etwa 160 Blüten (oben). Im Munder «Konsum» sind allerlei Safranleckereien erhältlich (unten).
MEINE ENERGIE 3/ 2022 19



RECHERCHE
Mini-Kino Ob Regenwetter oder laue Abende: Mit dem Miniprojektor ist überall ein Kino – ob der Film auf einem Laken zwischen zwei Bäumen oder an einer Mauer spielt. Dem Projektor können weder Feuchtigkeit noch Schmutz etwas anhaben, ein integrierter Bluetooth-Speaker sorgt für guten Sound. Das kleine Kino gibt’s zum Beispiel bei galaxus.ch für etwa 630 Franken. … eine Zahnbürste, Unterwäsche – aber auch eine Waschmaschine, ein Kino und alle Weltsprachen! Mit unseren Gadgets sind Sie bereit für den nächsten Trip. TAMARA TIEFENAUER
Über 70 Sprachen in die Tasche gesteckt und auf Knopfdruck verfügbar: Das ver einfacht die Kommunikation ungemein und soll Gespräche mit 90 Prozent der Weltbevölkerung möglich machen. Übersetzer Vasco liest die Sprachausgabe vor, übersetzt innerhalb von einer halben Sekunde und erkennt über die Kamera auch gedruckten Text. Das schaffen heute zwar auch Apps. Doch Vasco funktioniert ohne Datenvolumen und benötigt auch kein Abo. So verständigen Sie sich auch in den entlegensten Funklö chern. Gesehen bei techstudio.ch für rund 450 Franken.
Ich packe in meinen Koffer …
Westentaschen-Dolmetscher
SMART TOOLS


Ohne Luft im Gepäck reist es sich platzsparend: Der Vakuumie rer ist kleiner als ein Smartphone, sorgt aber in Koffer oder Rucksack für doppelt so viel Platz. Per Knopfdruck saugt er Luft aus den Packbeuteln – oder pustet Bälle und Luftmatratzen auf. Gibt’s unter anderem bei energy365.ch für etwa 70 Franken.
Daten-Turbo
Zu Beginn duftet die Wäsche noch nach Veilchen und Rosenblättern. Das ändert sich aber meistens ziemlich schnell. Vielleicht ist der nächste Waschsalon gleich um die Ecke, vielleicht aber auch nicht. Dann hilft der Scrubba Wash Bag. Eingebaute Noppen verdoppeln die Waschkraft im Vergleich zur Handwäsche, der Sack selbst sorgt für einen geringen Wasserverbrauch. Gesehen bei hajk.ch für etwa 70 Franken.
Luft-Absauger
MEINE ENERGIE 3/ 2022 21
Finger-Schloss
Schlüssel verloren, Zahlencode vergessen – und nun? Koffer aufschlitzen oder Schrank im Hostel aufbrechen? Weder noch mit diesem Sicherheitsschloss. Denn es lässt sich einfach per Fingerabdruck öffnen. Das Schloss ist wasserdicht, und es lassen sich bis zu zehn verschiedene Fingerabdrücke speichern. Zu kau fen unter anderem bei radbag.ch für etwa 50 Franken.
Wasch-Sack
Sie müssen während Ihrer Ferien arbeiten oder verlagern Ihr Home Office kurzerhand in ein anderes Land? Dafür ist ein leistungsstarker und schneller Internetanschluss das A und O. Der mobile Hotspot macht’s möglich. Die DownloadGeschwindigkeit von bis zu 1 GB / s eignet sich auch für datenintensive Anwendungen wie Video calls – ganz gemütlich von Ihrem Liegestuhl aus. Erhältlich bei store.netgear.ch für etwa 450 Franken.


DIGITALER CO2
DREI EINFACHE TIPPS
2019 war die atmosphärische CO 2 Konzentration 47 % höher als zu Beginn der Industrialisierung. So hoch wie seit mindestens zwei Millionen Jahren nicht mehr. Ab wann wird es für uns in geschlossenen Räumen gefährlich?
Rechenzentren, Netze und Endgeräte verursachen zwischen 2 und 4 % der globalen CO 2 -Emissionen. 80 % der Datenströme im Internet kommen von Streaming-Anbietern. Ein zweistündiger Videostream entspricht einer Autofahrt von 0,3 bis 4 Kilometern. Kryptowährungen wie Bitcoin verantworten ebenfalls einen hohen CO 2 -Ausstoss. Bitcoin-Mining verursacht jährlich schätzungsweise 65,4 Megatonnen CO 2 – etwas mehr als ganz Griechenland. -FUSSABDRUCK
SO SENKEN SIE IHREN CO2 -VERBRAUCH:
1. Öffentlicher Verkehr statt privater Autos: Einsparung von bis zu 69 % CO 2 e*.
-AUSSTOSSCO2 KOPFPRO 1. PALAU 55,3 3. 25,5NEUKALEDONIEN 16. 14,0USA 41. 8,2CHINA 77. 4,1SCHWEIZ 2. 35,6KATAR ResearchGateIEA,BAFU,Quellen:IPCC,myclimate, WISSEN 3 / 2022
Small Talk
TEXT NINA BÄRTSCH mal anders
2 C
WENDILEBENSNOT-GESCO2
% Kein Gas auf diesem Planeten sorgt für mehr Diskussionsstoff als Kohlendioxid (CO 2). Punkten Sie beim nächsten Partygespräch mit fundiertem CO 2-Wissen und spannenden Fakten. Wir liefern Ihnen die Infos in kompakter Form.
Die Treibhausgasemissionen in der Schweiz sind seit 1990 um 19 % gesunken. Die CO 2 -Emissionen pro Kopf liegen mit 4,1 Ton nen leicht unter dem weltweiten Durch schnitt von 4,6 Tonnen. Um das 1,5-GradZiel (Übereinkommen von Paris) zu erreichen, hat der Bund den zu erreichenden Wert auf 1,5 Tonnen pro Kopf gesetzt.
AB 8 GEFÄHRLICHWIRD’S – RICHTWERT INNENRÄUME: 0,15 % CO 2 – BETÄUBEND: 4 bis 5 % CO 2 – TÖDLICH: MEHR ALS 8 % CO 2 Kohlenstoffdioxid bildet nur rund 0,04 % unserer Atemluft. Doch ohne Treibhausgase wie CO 2 läge die Erdtemperatur bei –18 °C statt bei den heute durchschnittlichen 15 °C. Das CO 2 verhindert, dass die Wärme der Sonnenstrahlen vollständig aus der Atmosphäre entweicht – der sogenannte natürliche Treibhauseffekt. Der von Menschen verursachte CO 2 -Ausstoss sorgt jedoch für eine verstärkte Erderwärmung – den anthropogenen Treibhauseffekt.
2. Keine Tiefkühlprodukte: z. B. frische Kartoffeln statt tiefgekühlter Pommes: 96 % CO 2 e- Einsparung.
* CO 2 -Äquivalente (CO 2 e): Masseinheit, um die Klimawirkung unterschiedlicher Treib hausgase zu vereinheitlichen.
3. Nachhaltiges Shoppen: Ein in der Schweiz produziertes T-Shirt aus biologischer Baumwolle statt vergleichbarer T-Shirts aus China: 80 % CO 2 e-Einsparung.
22 MEINE ENERGIE
Geniessen Sie zwei Nächte im Doppelzimmer Supe rior mit fantastischer Aussicht auf See und Berge. Am Abend werden Sie einmal mit einem Viergang menü verwöhnt. Das Vitalis-Spa mit Pools und Saunen sowie die inbegriffene Massage sorgen für den optimalen Ausgleich.
3. Preis Geschenkkarte
Kuhn Rikon begeistert die Kochwelt seit 1926 mit innovativen Produkten rund ums Zubereiten, Servieren und Geniessen. Mit der Geschenkkarte können Sie bei Kuhn Rikon ganz einfach den Einkauf bezahlen.
Mit Schwung in den Winter: Mit dem Bergüner Carvingrodel gleiten Sie mit Tempo und doch kon trolliert die Schlittel piste hinunter. schemPolsternschlagdämpfendenDankundergonomiSitzsokomforta bel wie nie zuvor. Gesamtwert des Preises: 350 Franken 1 . Preis 2. Preis Bergüner Schlitten Einfach mitmachen Schreiben Sie uns eine E-Mail an wettbewerb@redact.ch und gewinnen Sie mit etwas Glück einen der unten stehenden Preise. Nennen Sie uns im Betreff bitte direkt das Lösungswort. Im Textfeld teilen Sie uns Ihren Vorund Nachnamen, Ihren Wohnort inklusive Postleitzahl sowie Ihre Telefonnummer mit. Einsendeschluss ist der 31. Oktober 2022. Alternativ können Sie uns auch eine Postkarte schicken an: Redact Kommunikation AG, Europa-Strasse 17, 8152 Glattbrugg. Wir wünschen Ihnen viel Spass beim Rätseln!
Teilnahmebedingungen: Über diesen Wettbewerb führen wir keine Korrespondenz. Die Barauszahlung der Preise ist nicht möglich. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
Das Lösungswort der letzten Ausgabe war «Taschenlampe».
MEINE ENERGIE 3/ 2022 23 RÄTSEL
Finden Sie das Lösungswort?
Gesamtwert des Preises: 200 Franken Kuhn Rikon AG, 8486 Rikon, kuhnrikon.com
Gesamtwert des Preises: 940 Franken Alexander-Gerbi Wellness Hotels, 6353 Weggis, alexander-gerbi.ch
Wohlfühl-Paket



KOMFORTABEL.GEBÄUDEAUTOMATIONEFFIZIENT. SICHER. Optimales Raumklima, intuitives Gebäudemanagement, transparente Energieverbräuche und vieles mehr. Wir regeln Ihre gesamte Gebäudetechnik nachhaltig. Kontaktieren Sie unsere Spezialisten. www.ckw.ch/msrl

Ich lerne, wo ich nach der Lehre Perspektivensuperhab. #jazumo r gen ElektroinstallateurLernenderDominik www.ckw.ch/lernende
