Meine Energie 01/2022

Das Magazin von CKW 1/2022

annend

Sonnenstahl Raphael Stocker, CEO des Rothenburger Familienunternehmens Stocker Stahl, nutzt für die Produktion jetzt Sonnenenergie vom Dach.

AUGENBLICK

Hoch hinaus «Mir ist wichtig, auf der Baustelle zu arbeiten, die Abläufe zu sehen und zu verstehen», erzählt Cem Bachmann.

Eineinhalb Tage pro Woche besucht der 28-Jährige die Fachschule für seine Ausbildung zum Techniker Energie und Umwelt, die restlichen Tage arbeitet er bei CKW als Solarmonteur. «Mit CKW habe ich die Chance, die Solartechnik in der Region aktiv mitzugestalten», freut sich Cem Bachmann. Den nächsten Karriereschritt nach dem Ende seiner Ausbildung Ende Jahr hat der Aargauer bereits im Auge: die Projektleitung. Cem Bachmann will also hoch hinaus – nicht nur auf dem Dach, sondern auch im Beruf.

«Ja zu morgen»: Lesen Sie das Porträt von Cem Bachmann unter: www.ckw.ch/cem-bachmann

EDITORIAL

Liebe Leserin, lieber Leser Der Frühling ist im Anmarsch, und mit ihm werden die Tage länger und wärmer. Natur und Menschen erwachen zu frischem Leben, tanken neue Energie und geniessen Sonnenstrahlen. Über die zahlreichen Sonnenstunden im Frühling freut sich Raphael Stocker, Inhaber der Stocker Stahl AG, ganz besonders: Letztes Jahr hat der Stahlhändler mit dem Neubau des Bürogebäudes sowie der Produktionshalle einen grossen Schritt Richtung Energieeffizienz gemacht – als Herzstück produziert die neue Solaranlage auf dem Dach grünen Strom (ab Seite 6). Dies wird in Zukunft noch wichtiger. CKW setzt sich deshalb als neue Partnerin des Branchenverbandes Swissolar für den Ausbau der Solarenergie in der Schweiz ein. Wir haben Swissolar-Präsident Jürg Grossen im Bundeshaus getroffen und mit ihm darüber gesprochen, was die Politik tun kann, um den Solarausbau voranzutreiben (Seite 12).

Dass nicht nur Solaranlagen auf dem Dach Strom produzieren können, zeigen wir Ihnen auf Seite 18. In der kleinen Zusammenstellung präsentieren wir kreative Methoden, Strom ein wenig anders herzustellen.

Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen beim Lesen.

Martin Schwab, CEO

Aus dem Inhalt

Foto Seite 1: Matthias Jurt, Seite 2: Peter Hauser

6 Stahlhändler setzt auf Sonnenenergie Mit dem Neubau in Rothenburg macht Stocker Stahl einen grossen Schritt in Richtung Energieeffizienz. Ein Kernstück: die neue PV-Anlage.

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Sauberer Strom aus dem Entlebuch Im Frühling beginnt CKW mit den Bauarbeiten für ein neues Wasserkraftwerk an der Waldemme.

Interview: Jürg Grossen Der Swissolar-Präsident über aktuelle Herausforderungen der Branche.

Impressum 8. Jahrgang, März 2022, erscheint vierteljährlich Herausgeber: CKW, Täschmattstrasse 4, Postfach, 6002 Luzern; Telefon 041 249 51 11, meine-energie@ckw.ch, www.ckw.ch Konzept, Gestaltung und Redaktion: Redact Kommuni­kation AG, 8152 Glattbrugg; redaktion@redact.ch Druck: Swissprinters AG, 4800 Zofingen

Drucksache myclimate.org/01-21-880258

MEINE ENERGIE

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DIE WELTRAUMSCHLEUDER Sie sieht aus wie eine überdimensionierte Trillerpfeife: Doch was dieser 50 Meter hohen Zentrifuge entweicht, sind keine schrillen Töne, sondern bis zu 3 Meter lange Projektile, die mit viel Schwung in mehrere Zehntausend Kilometer Höhe geschossen werden. Das US-Unternehmen SpinLaunch übt damit für den eigentlichen Zweck: Eine dreimal grössere Anlage soll künftig bis zu 200 Kilo schwere Satelliten mit einer Startgeschwindigkeit von 8000 km / h in den Erdorbit jagen – und damit die Raumfahrt ökologischer machen. Hat Firmengründer Jonathan Yaney Erfolg, dürften die Flugkörper aus dem Rotationsbeschleuniger die SpaceX-Raketen von Tesla-Boss Elon Musk mit ihrem immensen Treibstoffverbrauch buchstäblich alt aussehen lassen.

Neues entdecken an der LUGA Die grösste Zentralschweizer Frühlingsmesse LUGA bietet den Besuchern jedes Jahr vielfältige Erlebnisse. Mit dabei ist auch CKW (Halle 2, Stand 233): Vom 22. April bis zum 1. Mai haben die Besuche­rinnen und Besucher Gelegenheit, sich über die neusten Trends aus der Energiewelt zu informieren.

Mit einem Gutschein von CKW profitieren Sie von einem vergünstigten Eintritt: www.ckw.ch/luga

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KURZ UND BÜNDIG

SEIT WANN GIBT ES EIGENTLICH …?

DIE ZAHL

2,93 … Milliarden: So viele Male wurde der Song «Shape of You» des britischen Sängers Ed Sheeran bisher beim Streamingdienst Spotify angehört (Stand: 31. Oktober 2021). Ein Künstler verdient pro Stream beim Marktführer Spotify 0,00364 Rappen.

NACHGEFRAGT

Für welche Erfindungen kann man ein Patent anmelden?

Beantwortet von: Dr. Alban Fischer, Vizedirektor Eidgenössisches Institut für Geistiges Eigentum (IGE) «Weltweit gibt es über 130 Millionen Patente. Damit ein Patent zugelassen wird, muss die Erfindung erstens gewerblich anwendbar, zweitens neu und drittens erfinderisch sein. Wichtig ist, für ein komplexes Problem eine einfache Lösung zu finden, nicht umgekehrt. Bevor man ein Patent anmeldet, sollte man sich informieren, ob die Kriterien erfüllt sind und ob es etwas Ähnliches schon gibt. Dafür eignet sich die öffentliche, kostenlose Patent-Datenbank worldwide.espacenet.com. Ausserdem kann man uns beim IGE jederzeit unter 031 377 77 77 anrufen und Fragen stellen. Wir nehmen uns Zeit und helfen gerne.»

PLATTENSPIELER 1877 entwickelte Thomas Alva Edison den Phonographen, der mittels Walzen Schall aufzeichnete. Es war der Vorläufer des Grammophons, das Emil Berliner rund zehn Jahre später erfand. Dabei legte er eine Nadel auf eine sich drehende Scheibe und konnte dadurch Töne wiedergeben.

Die Nadel lief hierfür durch eine wellenförmige Rille, ein beweglicher Arm gab die Schwingungen an eine Membran weiter. Diese wandelte die Bewegungen in Schall um, und ein trichterförmiger Lautsprecher wiederum verstärkte den Schall. 1887 meldete der Deutsche sein Patent für das Grammophon und die dazugehörige Schallplatte an.

Nach diesem Grundprinzip funktionieren Plattenspieler heute noch, wenn auch nicht mehr mechanisch, sondern elektronisch.

Nachdem digitale Datenträger den Plattenspielern den Rang abgelaufen zu haben schienen, feiern Schallplatten in den letzten Jahren ein grosses Comeback. In den USA wurden 2021 erstmals seit den achtziger Jahren mehr Schallplatten als CDs verkauft, und schweizweit stieg der Umsatz 2021 um ganze 42 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Auch der Verkauf von Plattenspielern steigt logischerweise wieder. Viele moderne Plattenspieler verfügen über einen USB- oder Bluetooth-Anschluss, sodass sich die analoge Musik der Schallplatte digitalisieren lässt.

PHOTOVOLTAIK

Stahlhändler setzt auf Sonnenenergie Mit dem Neubau ihres neuen Bürogebäudes sowie der Produktionshalle macht die Stocker Stahl AG in Rothenburg einen wichtigen Schritt in Richtung Energieeffizienz. Ein Kernstück: die Photovoltaikanlage. Wir besuchten das Unternehmen in Rothenburg.

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ie imposanten Biegemaschinen dröhnen, während Raphael Stocker uns durch die brandneue Produktionshalle in Rothenburg führt. «Wir beliefern Bau- und Haustechnikunternehmen sowie Metall- und Stahlbauer mit den passenden Produkten», sagt Stocker. Seit 2011 führt er in vierter Generation das gleichnamige Familienunternehmen, das vor etwas mehr als zwei Jahren sein 100-jähriges Bestehen gefeiert hat.

In der Biegerei produzieren die Maschinen Bügel aus Bewehrungsstahl und andere gewünschte Formen im Durchmesserbereich von 8 bis 40 Millimetern. Sie erreichen eine Länge von bis zu 15 Metern.

Früher erfolgten diese Arbeiten teilweise unter freiem Himmel. In der neuen Halle sind nicht nur die Mitarbeitenden besser vor Wind und Wetter geschützt, sondern auch die Maschinen und Produkte.

«Indem wir den Bewehrungsstahl drinnen lagern, vermeiden wir Rostbildung», erläutert Raphael Stocker.

«Ausserdem werden die Ringe für die Produktion, die sogenannten Coils, nicht mehr nass und verschmutzt. Dies beansprucht die Maschinen weniger stark, und der Energieverbrauch sinkt.»

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Zwei Drittel des Energiebedarfs gedeckt Energie spart Stocker Stahl mit dem neuen Produktionsgebäude auch in anderer Hinsicht: Dank der 1500 Quadratmeter grossen Solaranlage auf dem Dach erzeugt das Unternehmen einen beträchtlichen Teil des benötigten Stroms selbst. Wie viel Strom die Anlage im Moment produziert, lesen Besucherinnen und Besucher live ab: Der prominent platzierte Begrüssungsbildschirm beim Empfang des ebenfalls neu gebauten fünfstöckigen Bürotrakts zeigt die aktuellen Werte.

Der grau verhangene Morgen, an dem wir das Unternehmen besuchen, ist zwar nicht der ideale Zeitpunkt, um die Kapazität der Anlage zu demonstrieren. Dementsprechend «rot» leuchtet die Anzeige.

Doch diese Werte sind nicht repräsentativ, wie Raphael Stocker erläutert: «Seit der Inbetriebnahme im Februar 2021 haben wir rund 70 Prozent unseres Eigenbedarfs selbst produziert», zeigt sich der Firmenchef zufrieden. Selbst wenn sich dieser Anteil in den sonnenarmen Wintermonaten etwas verringert: Übers ganze Jahr gesehen wird Stocker Stahl doch rund zwei Drittel des gesamten Strom-Eigenbedarfs

« I ndem wir den Bewehrungsstahl drinnen lagern, vermeiden wir Rostbildung.»

Raphael Stocker

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PHOTOVOLTAIK

« D er Umgang mit Energie ist für mich eines der zentralen Themen der Zukunft.»

Raphael Stocker

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Links: Ein Blick auf die gelagerten Stahlelemente in der neuen Produktionshalle von Stocker Stahl. Diese erreichen eine Länge von bis zu 15 Metern.

Rechts: Firmenchef Raphael Stocker im Austausch mit dem Kranführer Massimo Iampietro.

decken. An sonnigen Tagen produziert die Anlage sogar bedeutend mehr Strom, als das Unternehmen verbraucht. Dieser wird wieder ins Stromnetz eingespeist.

Lösungen aus einer Hand Als Partner für die Konzeption und Realisierung der Energielösungen hat Stocker Stahl CKW gewählt.

Zum Leistungspaket gehören neben der PV auch ein Zusammenschluss zum Eigenverbrauch (ZEV), die Gebäudeautomation, Elektroinstallationen, ein LED-Beleuchtungskonzept und die IT mit Telefonie und Internet. «Mit unseren Lösungen aus einer Hand gewährleisten wir einfache und wenige Schnittstellen», sagt CKW-Projektleiter Louis Müller. «Damit schaffen wir optimale Voraussetzungen für ein energieeffizientes und komfortables Gebäude.»

Der Weg bis zur modernen Produktionshalle war teilweise herausfordernd, denn wie bei vielen Bauprojekten sah sich das Team immer wieder mit unvorhergesehenen Situationen konfrontiert: seien es unzureichende Masse der gelieferten Geräte, die starken Regenfälle im Sommer, welche die unterirdischen Leitungsschächte teilweise unter Wasser setzten, oder der anfallende Staub in den Produktionshallen. «Wir mussten immer flexibel bleiben und teilweise kreative Lösungen finden», blickt Louis Müller zurück. «Letztendlich haben wir aber gerade durch diese Herausforderungen unser Konzept verfeinert, was zu einem noch besseren Endergebnis geführt hat.»

Vision Energie-Autarkie Zufrieden zeigt sich auch Raphael Stocker, der die Zusammenarbeit mit CKW als partnerschaftlich, offen und unkompliziert erlebt hat. «Unsere neue Photovoltaikanlage senkt unsere Energiekosten.

Ausserdem hilft uns die Visualisierung der Eigenproduktion dabei, unseren Verbrauch zu optimieren», erklärt der Firmenchef, der sich als stromaffin beschreibt und seit fast zwei Jahren ein Elektroauto fährt. Die übersichtliche Visualisierung der Eigenproduktion zeigt ihm, wann eine Überproduktion besteht und er sein Elektroauto am besten auflädt.

So ist er mehrheitlich mit 100 Prozent selbst produzierter Sonnenenergie unterwegs.

«Der Umgang mit Energie ist für mich eines der zentralen Themen der Zukunft», sagt Stocker. Auch in seinem Unternehmen sieht er das Potenzial noch längst nicht ausgeschöpft. «Gerade in unseren älteren Hallen besteht noch Sanierungspotenzial – hier werden PV-Anlagen mittelfristig sicher auch ein Thema sein.» Ebenso hofft er, dass in einigen Jahren Speicherlösungen am Markt verfügbar sind, die den Anforderungen seines Unternehmens genügen. Sodass eines Tages vielleicht sogar die Vision der EnergieAutarkie Realität wird.

Seit über 100 Jahren aktiv 1919 übernahm Alfred Stocker ein Eisenwarengeschäft an der Zentralstrasse in Luzern und gründete das Familienunternehmen Stocker & Co Eisenhandlung. Das Unternehmen wuchs rasch und zog ab Anfang der 1960er-Jahre an den heutigen Standort in Rothenburg. Inzwischen leitet mit Raphael Stocker die vierte Generation das Unternehmen. www.stockerstahl.ch

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WASSERKRAFT

Erneuerbare Energie für morgen Die Bauarbeiten für das neue Wasserkraftwerk an der Waldemme haben begonnen. Es liefert bald Strom für 1500 Haushalte.

Mit dem Projekt leistet CKW einen Beitrag zu den ambitionierten Energie- und Klimazielen des Kantons.

TEXT SIM O N SCH Ä R ER

Visualisierung der Kraftwerkszentrale oberhalb der Chrutacherbrücke in Flühli. Ab hier fliesst das entnommene Wasser zurück in die Waldemme und durch die Lammschlucht in Richtung Schüpfheim.

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ie Schweiz verfolgt ein ehrgeiziges Ziel: Bis 2050 sollen die CO 2 -Emissionen auf netto null sinken. Auch der Kanton Luzern hat den gleichen Weg eingeschlagen. Der Ausbau erneuerbarer Energien spielt dabei auf nationaler wie auch kantonaler Ebene eine zentrale Rolle. Denn der Umstieg auf Elektromobilität und der Ersatz von Ölund Gasheizungen durch Wärmepumpen werden den Stromverbrauch weiter vergrössern.

Grosse Investitionen in der Zentralschweiz Als grösste Produzentin von erneuerbaren Energien in der Zentralschweiz treibt CKW diesen Ausbau seit Jahren voran. Nach der erfolgreichen Realisierung von mehreren Wasserkraftwerken durch die CKW-Gruppe im Kanton Uri geht es nun auch im Kanton Luzern vorwärts. Konkret wird ab 2023 aus der Kraft der Waldemme im Entlebuch ökologischer, klimafreundlicher Strom produziert. «Mit einer Gesamtinvestition von 12,4 Millionen Franken leisten wir unseren Beitrag ans Ziel des Kantons, den Anteil der erneuerbaren Energien am Gesamtverbrauch bis 2030 auf 30 Prozent zu verdoppeln», sagt CKW-CEO Martin Schwab. Das Kraftwerk Waldemme soll während mindestens 80 Jahren erneuerbaren Strom produzieren.

Beim Kraftwerksbau setzt CKW auf modernste Methoden. «Das Projekt wird komplett digital geplant», erklärt Projektleiter Jost Bucher. «Dank dem sogenannten Building Information Modeling müssen keine physischen Baupläne mehr ausgedruckt werden.

Bauherrin, Planer und Baumeister arbeiten alle simultan in einem digitalen Kraftwerksmodell zusammen.»

So sind die Daten für alle Beteiligten immer auf dem aktuellsten Stand, und alle haben den gleichen Wissensstand. Durch die vollständige digitale Planung können laut Bucher Probleme frühzeitig erkannt und gelöst werden. Damit reduzieren sich kostspielige Abweichungen auf der Baustelle, und die Bauzeit kann verkürzt werden. Die Bauarbeiten für das neue

Kraftwerk haben diesen Frühling begonnen und werden noch bis Anfang 2023 dauern.

Ökologische Aufwertung Mit dem Bau des Kraftwerks wird ein stark verbauter Abschnitt der Waldemme zwischen Matzenbach und Flühli fischgängig gestaltet, sodass die Fische zukünftig auf einer Gewässerstrecke von fast zwei Kilometern wieder frei wandern können. «Das Kraftwerk produziert nicht nur dringend benötigte Energie für die Energiewende, sondern wertet auch die Waldemme ökologisch auf», erklärt Martin Schwab. «Ein gutes Beispiel für eine Win-win-Situation zwischen Stromproduktion und Ökologie.»

Laufwasserkraftwerk Waldemme Von der Wasserfassung im Weiler Matzenbach (Gemeinde Flühli) wird ein Teil des Wassers der Waldemme in einer rund zwei Kilometer langen erdverlegten Druckleitung zur Kraftwerkszentrale bei der Chrutacherbrücke geführt.

Unmittelbar bei der Zentrale wird das Wasser wieder dem natürlichen Lauf der Waldemme zugeführt und fliesst durch die vom Projekt unberührte Lammschlucht.

Bei einem Laufwasserkraftwerk wird das Wasser weder verbraucht noch verdampft. Das Wasser treibt eine Turbine an und fliesst anschliessend zurück ins Gewässer. Anders als bei einem Speicherkraftwerk wird kein Wasserspeicher (Stausee) gebaut, sondern nur so viel Wasser turbiniert, wie im Fluss abfliesst.

Das Kraftwerk Waldemme erreicht eine Leistung von 1,4 Megawatt und produziert rund 6,5 Gigawattstunden Strom, was dem Jahresverbrauch von rund 1500 durchschnittlichen Vier-PersonenHaushalten entspricht. www.ckw.ch/waldemme

Grafische Darstellung der neuen Druckleitung zwischen Matzenbach und der Chrutacherbrücke.

CHRUTACHERBRÜCKE

FLÜHLI

LAMMSCHLUCHT

WALDEMME

ERDVERLEGTE DRUCKLEITUNG Wasserfassung SÖRENBERG

Kraftwerkszentrale SCHÜPFHEIM

ENERGIEGESPRÄCH

« Solarstrom wird immer günstiger» CKW treibt den Solarausbau voran und engagiert sich als Partnerin des Branchenverbandes Swissolar für erneuerbare Energien in der Schweiz. Wir haben SwissolarPräsident Jürg Grossen im Bundeshaus getroffen und mit ihm darüber gesprochen, was die Politik tun kann, um den Solarausbau voranzutreiben.

INTERVIEW SIMON SCHÄRER UND MARCEL SCHMID

Im letzten Jahr hat der Photovoltaikzubau einen neuen Rekord erreicht. Hält dieser Boom längerfristig an?

Er muss sogar noch stark zunehmen, wir müssen zwei- bis dreimal schneller zubauen als bis heute. Das ist keine einfache Aufgabe. Es braucht die richtigen Förderinstrumente und Anreize, dann schaffen wir es.

An welche Instrumente denken Sie? An einen Mix aus verschiedenen Massnahmen. Wir müssen die Einmalvergütung für neue Solaranlagen weiterführen und schauen, dass genügend Geld im Topf ist. Heute wird der Zubau durch die finanziellen Mittel begrenzt. Dies können wir verhindern, indem der Netzzuschlagsfonds flexibler wird und sich auch temporär verschulden kann. Und durch eine leichte Erhöhung des Netzzuschlages – der gesetzlichen Abgabe pro verbrauchter Kilowattstunde Strom.

Zusätzlich benötigen wir Anreize, um den Eigenverbrauch von selbst produziertem Solarstrom weiter zu erhöhen.

Heute kann man sich unter gewissen Bedingungen bereits innerhalb seiner Nachbarschaft zusammenschliessen, um Solarstrom gemeinsam zu verbrauchen. Diese Zusammenschlüsse müssen

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wir ausweiten. Beispielsweise auf regionale Energiegemeinschaften, die gegen eine reduzierte Netzgebühr auch das lokale Verteilnetz nutzen können.

Nicht zuletzt braucht es eine gewisse Vereinheitlichung bei den Abnahmevergütungen für Solarstromproduzenten.

Heute gibt es in der Schweiz je nach Verteilnetzbetreiber eine Vergütung zwischen 3 und 20 Rappen pro Kilowattstunde. Das ist schwer erklärbar.

Alle Modelle zum Schweizer Energiemix 2050 gehen inzwischen davon aus, dass Photovoltaik neben der Wasserkraft zur zweiten Säule der Energieversorgung wird.

Warum hat die Solarenergie ein so grosses Gewicht erhalten?

Einerseits haben sich die Preise für Solarmodule stark reduziert, und ihre Leistung ist immer besser geworden.

Somit wird die Produktion von Solarstrom günstiger. Andererseits haben wir in den letzten Jahren gelernt, wie viel die Photovoltaik zur Stromversorgung beitragen kann. Ich habe als Lehrling Ende der 80er-Jahre Solaranlagen auf SAC-Hütten montiert. Mein damaliger Chef war überzeugt, dass man PVAnlagen nie rentabel am Netz betreiben kann. Er ist in diesem Glauben

Jürg Grossen (52) ist Präsident des Branchenverbandes Swissolar und von Swiss eMobility. Seit 2017 ist der Nationalrat auch Präsident der Grünliberalen Partei Schweiz.

Grossen lebt mit seiner Familie in Frutigen und ist Mitinhaber der elektroplan Buchs & Grossen AG, der ElektroLink AG und der Smart Energy Link AG.

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ENERGIEGESPRÄCH

gestorben. Wir haben in unserem Geschäft auch erst in den letzten 15 Jahren wieder angefangen, PV-Projekte zu planen, und haben mit der Zeit gesehen, dass damit – insbesondere auch in Kombination mit der E-Mobilität – ein riesiger Beitrag geleistet werden kann. Zudem wird der PV-Strom genau dort produziert, wo er auch gebraucht wird, im Gebäude.

Der Schweiz fehlt künftig vor allem Winterstrom. Mit welchen Konzepten kann die Photovoltaik hier einen grösseren Beitrag zur Schliessung dieser Lücke leisten?

Den Hauptanteil erreichen wir mit Anlagen an Gebäuden in den Bergregionen und im Mittelland. Schon heute liefern die Anlagen 30 Prozent des Stroms im Winter, und mit einer besseren Ausrichtung und der Nutzung von Fassaden und Balkonen kann man noch mehr erreichen. In den Bergen ist der Ertrag im Winter zwar doppelt so hoch, aber gerade für Anlagen ausserhalb der Siedlungsgebiete sind die Kosten viel höher. Deshalb sollte man dafür vor allem die bestehende Infrastruktur nutzen – beispielsweise Staumauern, Seilbahnstationen oder Hotels. Wir werden im 14 MEINE ENERGIE 1 / 2022

Sommer künftig viel zu viel Solarstrom haben. Den müssen wir in synthetische Gase oder Treibstoffe umwandeln.

Und im Winter wieder in Strom verwandeln?

Ja, sinnvollerweise in Wärme-KraftKoppelungsanlagen, bei denen man im Winter gleichzeitig noch Wärme gewinnt.

Bei einer reinen Umwandlung zurück zu Strom ist der Energieverlust sehr hoch. Einen Teil wird man auch als Wasserstoff nutzen und damit die Verluste reduzieren können. Beispielsweise in Lastwagen oder Baumaschinen.

Sie haben gesagt, dass wir zwei- bis dreimal schneller ausbauen müssen.

Schon heute ist es schwierig, Solarmonteure zu finden. Wie gewinnen wir die dafür nötigen Fachkräfte?

Mit Swissolar werden wir ein Programm starten, das es Quereinsteigern erleichtert, in dieses Berufsfeld einzusteigen.

Denn es wird Branchen geben, die künftig viel weniger Personal benötigen, etwa Autogaragen, Tankstellen oder die Ölheizungsbranche. Es wäre super, wenn wir diese Fachkräfte für den Solarausbau gewinnen könnten. Zudem

wollen wir eine Ausbildung mit eidgenössischem Fähigkeitszeugnis etablieren, damit eine Ausbildung direkt ab Schule möglich wird. Der Fachkräftemangel ist eine grosse Herausforderung. Wir können aber auch als Branche noch besser werden. Die Montage von Solaranlagen muss «industrieller» werden. Für den Hausbesitzer darf es keinen erheblichen Unterschied machen, ob er ein Dach mit oder ohne Solarmodule bauen lässt.

Die energiepolitischen Diskussionen drehten sich in den letzten Monaten vor allem um Versorgungssicherheit und drohende Lücken. Wie beurteilen Sie die Situation?

Ich bin sehr froh, dass diese Diskussion endlich aufs Tapet kommt. Denn sie ist wichtig und berechtigt. Nicht berechtigt ist die Panik, die einige verbreiten.

Wir werden die Probleme nicht mit neuen Kernkraftwerken lösen können.

Wir müssen – neben dem Aufbau einer Speicherreserve für den Winter – vor allem auf der Nachfrageseite ansetzen.

Studien sprechen davon, dass im dümmsten Fall während rund fünfzig Stunden in einem Jahr Strom fehlen

« E s geht nicht nur um die Produktion, sondern auch um einen intelligenten Stromverbrauch.»

Jürg Grossen

könnte. Es gibt genügend Verbraucher, die bereit wären, ihren Stromverbrauch kurzfristig für eine gewisse Zeit zu drosseln, wenn sie dafür entschädigt werden.

Es geht also nicht nur um zusätzliche Produktion, sondern auch um einen intelligenten Stromverbrauch. Hier werden in Zukunft auch die Elektroautos eine grosse Rolle spielen können. Denn wir werden Batterien nicht nur aufladen, sondern sie auch flexibel als Speicher nutzen können. Das wird bei der ganzen Diskussion zur Versorgungssicherheit noch zu wenig berücksichtigt.

Viele waren sehr überrascht, wie schnell die E-Mobilität in den letzten zwei Jahren gewachsen ist. Sie sind ein Elektroautofahrer der ersten Stunde. Auch überrascht? Überhaupt nicht. Aber erfreut und erleichtert. Ich habe 2010 ein E-Auto gekauft und gesehen, mit wie wenigen PV-Modulen ich viele Kilometer fahren kann. Das war genial. Und die Autos sind seitdem viel besser geworden. Heute ist der Komfort im E-Auto besser als im Verbrennerauto. Das verdanken wir Elon Musk, der mit Tesla der Branche gezeigt hat, wie es gehen kann.

Welche Entwicklungen erwarten Sie im Bereich der Batterien?

Ich bin vorsichtig geworden mit solchen Prognosen. Wir haben in den letzten Jahrzehnten bei den PV-Modulen und den Computerchips immer gehört: Das geht nicht mehr besser und kleiner.

Und wir wurden immer wieder von der technologischen Entwicklung eines Besseren belehrt. Deshalb sehe ich grundsätzlich keine harten Limits. Energiedichte und Gewicht werden noch viel besser und Elektroautos in wenigen Jahren günstiger sein als Verbrenner.

Mir ist dabei noch eines wichtig. Wir müssen die Batterien künftig mehr als einmal nutzen: zehn Jahre im Auto, mindestens zehn Jahre im Gebäude und erst danach zum Recycling. Wir brauchen keine neuen Batterien aus der Fabrik in den Gebäuden oder den Quartierspeichern, sondern können auf ausgemusterte Batterien aus den E-Fahrzeugen setzen.

Sie gehen in Ihren Szenarien von einer starken Verbesserung bei der Energieeffizienz aus. Dieses Thema ist in den letzten Jahren eher etwas in den Hintergrund gerückt.

Braucht es wieder eine Sensibilisierungskampagne wie damals, als Bundesrat Adolf Ogi demonstrierte, wie wir stromsparend Eier kochen können? Oder löst die Technik alle Probleme?

Es ist sicher nicht verkehrt, die Menschen immer wieder an eine effiziente Energienutzung zu erinnern; dabei geht es nicht primär um Verzicht. Ich koche mein Frühstücksei noch immer nach dem Ogi-Prinzip. Das war eine tolle Idee. Man darf aber auch nicht vergessen, dass im Bereich Energieeffizienz enorm viel geschehen ist.

Wir brauchen heute pro Kopf deutlich weniger Energie. Der Verbrauch hat sich vom Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum entkoppelt. Auch der Gesamtenergieverbrauch ist in den letzten zehn Jahren deutlich gesunken und liegt heute tiefer als 1990. Zudem hat sich die Energieeffizienz bei den Elektrogeräten um 30 bis 60 Prozent verbessert. Und das Ende der Fahnenstange ist noch nicht erreicht. Die aktuell höheren Energiepreise werden sicher auch helfen, dass die Energieeffizienz noch etwas attraktiver wird.

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SMART TOOLS

Das geht in Ordnung Wer sehnt sich nicht nach mehr Ordnung und Freiraum in den eigenen vier Wänden?

Wir zeigen Ihnen spannende Produkte, die Ihnen helfen, Platz zu schaffen, und dafür sorgen, dass jedes Ding am richtigen Ort ist.

R EC H E R C H E L U K V O N B E R G E N

Vertikale Schublade In die Höhe bauen lautet eines der Rezepte, um der vielerorts drohenden Bodenknappheit entgegenzuwirken.

Nun, auch mancher Schreibtisch erinnert an eine Baustelle. Die Arbeitsfläche ist übersät mit Dingen, in den Schubladen sieht es nicht besser aus. Organisieren auch Sie sich vertikal, bauen Sie in die Höhe. Das Uten.Silo hilft Ihnen dabei. Der Aufbewahrungsklassiker aus den 1960er-Jahren schafft Stauraum für allerlei Büro- oder Alltagskram.

Er kostet je nach Grösse zwischen 335 und 410 Franken, und es gibt ihn in den Farben Schwarz, Weiss und Rot bei vitra.com.

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Gute Rahmenbedingungen «Schau, was ich gezeichnet habe!» So oder ähnlich klingt es in so manchem Familienhaushalt – manchmal gar mehrmals täglich. Aber wohin mit stapelweisen Zeichnungen? Ab in den JAMU-Rahmen! Der magnetische Rahmendeckel lässt sich leicht entfernen – und schon sorgt das neue Bild für kreative Abwechslung in der Stube. Das integrierte Archiv bietet zudem Platz für über hundert weitere Zeichnungen. Den Holzrahmen mit Glasscheibe gibt’s bei jamu-products.ch in verschiedenen Ausführungen ab 79 Franken.

Wertvoll für Wertstoffe Glas, PET, Papier und Co. getrennt zu entsorgen, ist nachhaltig und inzwischen für viele Menschen selbstverständlich.

Damit die geleerten, gelesenen oder gebrauchten Wertstoffe nicht lose herumliegen, gibt’s das Recycling-Set vom WWF. Die Taschen sind per Klettverschluss miteinander verbunden und bilden so eine kompakte, private Entsorgungsstelle.

Dank den vier Ösen bei den Papier- und Kartontaschen haben Sie Ihre Waren ausserdem im Nu gebündelt. Die Taschen aus rezykliertem Plastik gibt’s im shop.wwf.ch für 30 Franken im 3er-Set.

Bye-bye, Unordnung!

Smartphone, Fernbedienung, Bücher, vielleicht Zeitungen, Magazine, Wecker, Taschenlampe, Lutschtabletten: Egal, was neben Ihrem Bett so rumliegt, packen Sie es doch in diese schicke Seitentasche. Mit der grauen Filztasche, die an jeden Bettrahmen passt, haben Sie alles Nötige für den Abend und die Nacht an einem Ort griffbereit.

Und Sie treten im Dunkeln nicht darauf, was ein weiterer Vorteil ist.

Sie bekommen die Seitentasche bei radbag.ch für 25 Franken.

Platz da und weg damit!

Ein Kinderhochstuhl, der nicht im Weg herumsteht, leicht zu transportieren ist und sich erst noch platzsparend verstauen lässt: Gibt’s nicht? Kraabe hat ihn doch. Im Gegensatz zu herkömmlichen Produkten ist dieser Stuhl nämlich klappbar. Er lässt sich zudem mit wenigen Handgriffen so umgestalten, dass er nicht nur für Klein-, sondern auch für Vorschulkinder geeignet ist. Zugeklappt passt er hinter jede Tür, sind kleine Gäste im Haus, ist er innert Sekunden einsatzbereit. Den Kinderhochstuhl und die Sitzpads in verschiedenen Farben gibt’s bei kraabe.ch ab 298 Franken.

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WISSEN

STROM ALTERNATIV PRODUZIEREN Propeller, die sich im Wind drehen, gläserne Solarpanels auf Scheunendächern: So kennen wir die erneuerbaren Energiequellen. Doch Wissenschaft und Erfindergeist liefern visionäre Ansätze, erneuerbaren Strom auf überraschende Weise zu erzeugen. Drei davon stellen wir hier vor.

TEXT VALE N T I N OB E R H O L ZER

Der Wind dreht sich Das Dübendorfer Unternehmen Agile Wind Power forscht schon seit einigen Jahren an einem ungewohnten Windkraftwerk. Die drei Rotorblätter drehen sich um eine vertikale statt wie gewohnt um eine horizontale Achse. Die vertikalen Windräder erzeugen zwar weniger Strom als konventionelle Anlagen, sind aber auch kleiner und bieten dadurch neue Möglichkeiten bezüglich Platzierung.

Die Forschung und Entwicklung in diesem Bereich zeigt, dass wir in Zukunft neue Möglichkeiten haben werden, den Wind zur Stromproduktion zu nutzen und die hochgesteckten Energieziele zu erreichen.

Farbe reinbringen «Solar Paint» nennt sich die Technologie, deren Möglichkeiten nahezu unerschöpflich scheinen – zumindest in der Theorie. Noch handelt es sich laut ecowatch.com bei der stromproduzierenden Farbe aber um Forschungsansätze, die von der Marktreife ein gutes Stück entfernt sind. Das Konzept ist aber trotzdem interessant: Lichtempfindliche Partikel, in Farbe gemischt, reagieren auf Sonneneinstrahlung und produzieren daraus Strom. Der Vorteil von Solar Paint: Auch Laien können damit ganze Dächer, Fassaden, Strassen, Stadiondächer oder Schiffe bestreichen und fortan eigenen Strom produzieren.

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Auf die Tanzfläche!

Mit jedem Schritt eine LED-Lampe 30 Sekunden lang betreiben: Mit den Bodenplatten der Firma Pavegen ist das möglich. Wenn man darauftritt, geben die dreieckigen, im Boden versenkten Module ein wenig nach. Die Bewegung treibt Generatoren unter den Trittflächen an und erzeugt Elektrizität. So versorgen zum Beispiel die Spielerinnen und Spieler die Scheinwerfer des Fussballplatzes mit Strom. Die energieerzeugenden Bodenplatten eignen sich für jede Fläche, wo sich viele Menschen bewegen. Also zum Beispiel Flughäfen, Bahnhöfe, Einkaufsstrassen oder auch Nachtclubs.

REPORTAGE

Hightech aus dem Stollen Ein winzig kleiner Chip ist das Resultat. Der Weg dahin ist lang, giftig und geheim. Die Espros Photonics AG stellt in Sargans im St. Galler Oberland Millionen dieser Chips her. Und zwar im Innern eines Berges.

Ein Besuch vor Ort zeigt das Zusammenspiel von Mensch und Maschine sowie den Gegensatz von Hightech und Bergwerk.

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s sieht aus wie ein Stadtplan. Schaut man genauer hin, sieht man, dass es eine sehr merkwürdige Stadt wäre: fast ausschliesslich schnurgerade, parallele Strassen, mittendrin riesige Brachen, alles in seltsamen Farben. Der vermeintliche Stadtplan ist die Skizze eines Chips. Jede einzelne Leitung, es sind Tausende, ist eingezeichnet.

Die Abmessungen des fertigen Chips sind am Ende teilweise kleiner als ein Stecknadelkopf.

Die Skizze hängt bei der Espros Photonics AG. Das Unternehmen produziert Chips, unter Tage im Gonzen, dem Hausberg der St. Galler Gemeinde Sargans. Beat De Coi ist Gründer und Inhaber des

Unternehmens. Als er vor 15 Jahren die Technik für dreidimensionale Kameras verbessern wollte, stellte er fest, dass niemand anbot, was er brauchte.

«Also musste ich es selber machen», erzählt er. Ganz so einfach ist das aber nicht. Denn während der Herstellung sind die Chips äusserst anfällig: feinste Erschütterungen, Feuchtigkeit oder Staub machen sie unbrauchbar. Eine Fabrik für die Produktion sogenannter Halbleiter zu bauen, sei deshalb eine grosse Herausforderung. «In Regensburg steht eine, beziehungsweise sie hängt: Man hat die ganze Produktion an Stahlseilen aufgehängt, um feinste Vibrationen abfedern zu können.»

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REPORTAGE

Pro Scheibe entstehen je nach Chiptyp über 20 000 Stück. Und jeder wird einzeln kontrolliert.

« Niemand stellte her, was ich brauchte.

Deshalb mache ich es selber.»

Beat De Coi, Gründer und Inhaber

Felsblock als sichere Stätte Diesen Aufwand konnte sich De Coi sparen. «Wir fanden hier einen monolithischen Fels. Also einen riesigen, zusammenhängenden Felsblock. Das ist wichtig, denn wenn lose Felsblöcke sich übereinanderstapeln, wäre das Gestein zu wenig stabil für unser Vorhaben.» Weil das Grundbuch nur oberirdische Bauten reglementiert, musste die Sarganser Stimmbevölkerung das Baugesetz anpassen. Mit der Bewilligung begannen schliesslich die Sprengarbeiten.

Es sind nicht die ersten am Gonzen: Vom Mittelalter bis in die Neuzeit wurde hier Eisenerz gefördert.

«Diese Stollen konnten wir aber nicht nutzen, denn sie liegen vor allem auf der anderen Seite des Berges und sind viel zu klein. Zudem verlaufen Erzadern in einem 35-Grad-Winkel, wir aber brauchen ebene Räume.» Neun Monate später war der Bau fertig: 100 Meter lang, 18 Meter breit und hoch.

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Hightech unter Tage Schnurgerade führt der Stollen in den Berg. Es ist kühl und beinahe beklemmend. Die Arbeitsplätze wirken sehr steril – keine Post-its, keine Stifte, an eingerahmte Fotos seiner Liebsten scheint nicht zu denken zu sein. Tische und Böden sind komplett gelöchert. «Diese sogenannten Reinräume sind sehr gut durchlüftet. Durch diese Löcher gelangt auch noch das letzte Staubkorn nach draussen», erklärt Pietro Notaro, Produktionsleiter. Betreten darf man diese Räume nur durch eine Schleuse, gekleidet mit einem antistatischen Ganzkörperanzug, mit Mundschutz und Handschuhen.

Hier werden die Wafer angeliefert – so nennt man die Siliziumscheiben, aus denen später die Chips gefräst werden. Das Design – der Stadtplan – ist bereits eingeritzt. «Das hinterlässt Spuren. Selbst feinstes Schleifpapier wäre viel zu grob, um diese zu entfernen», erläutert Notaro. Deshalb erfolgt der Schliff mit einer Säure. «Man kann sich das vorstellen wie bei einer CD; mit dem richtigen Mittel behandelt, glänzt sie wieder.» Die Säure ist so stark, dass sie sich bei Kontakt mit der Haut ungebremst durchs Gewebe und durch Knochen frisst. In manche Räume muss man deshalb über eine kniehohe Schranke steigen, die im Falle einer Panne giftige Flüssigkeiten zurückhalten würde.

Kristalle richten und fräsen Den geschliffenen Wafern gehen dann Ionen- und Elektronenstrahlen und Gas an den Kragen: Sie richten

Nachdem die Chips geprüft worden sind (links), werden sie verpackt. Grössere rollt eine Maschine ähnlich wie eine Filmrolle auf (oben).

die Siliziumkristalle, aus der die Scheibe besteht, richtig aus. «Das ist enorm wichtig, denn wenn die Kristalle durcheinander sind, funktioniert der Chip anschliessend nicht», erklärt Notaro. Nach dieser kleinteiligen Prozedur sind die Scheiben bereit für eine thermische Behandlung. «Dabei entsteht auch der blaue Schimmer, der unsere Chips einzigartig macht.

Was genau und wie es passiert, ist Firmengeheimnis», sagt der Produktionsleiter und schweigt.

In einem weiteren Reinraum lötet eine Maschine schliesslich kleinste Kontaktpunkte, sie sind so klein wie ganz feiner Sand, entsprechend einem vorgegebenen Muster auf die Scheibe. Es sind Zehntausende pro Wafer, teilweise über 400 pro Chip. Über diese Kontaktpunkte verlaufen später die elektrischen Impulse.

Fast alle Arbeitsschritte übernehmen Maschinen.

In Sargans arbeiten rund 50 Personen, letztes Jahr produzierten sie 14 Millionen Chips. Das ist auch der Grund, weshalb die Fabrik rentiert, trotz der vergleichsweise hohen Lohnkosten in der Schweiz. Inhaber De Coi: «Das Rohmaterial für die Chips ist auf der ganzen Welt gleich teuer, ebenso die Maschinen, die je mehrere Hunderttausend Franken kosten.

Die Personalaufwände sind deshalb insgesamt ein kleiner Posten.»

Maschine als Aschenputtel Der Zuschnitt der Chips erfolgt zwar auch in einer Maschine, aber schlichter als erwartet: Es ist kein Laser, sondern eine Art Miniwinkelschleifer, der aus dem Wafer die einzelnen Chips fräst.

« Alles, was unsere Produktion verlässt, muss zu hundert Prozent funktionieren.»

Pietro Notaro, Produktionsleiter

Nach dem Zuschnitt folgt die Kontrolle. Dafür prüft eine Maschine jeden einzelnen Chip – je Scheibe sind das teilweise über 20 000 –, eine andere übernimmt die Aschenputtel-Aufgabe: Sie sortiert die schlechten aus. Für die endgültige Kontrolle vor der Auslieferung braucht es aber nochmals menschliches Können: Mitarbeitende prüfen die Funktion jedes Chips einzeln mit dafür eigens gefertigten Softwares und Testvorrichtungen. «Alles, was unsere Produktion verlässt, muss zu hundert Prozent funktionieren», sagt Notaro.

Die fertigen Chips werden dann eingeschweisst, manche aufgerollt wie Filmrollen. So verlassen sie das neue Bergwerk in alle Welt – und sorgen dafür, dass Assistenzsysteme im Auto Gefahren erkennen, dass Roboter und Drohnen sich orientieren können und dass Rolltreppen fahren, sobald sich jemand nähert.

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HOW TO ...

Capuns mal anders

Bärlauchpesto schmeckt sehr fein, ja.

Aber Bärlauch kann mehr! Wie wär’s zum Beispiel mit Bärlauch-Capuns? Das Bündner Gericht erhält damit eine frische Frühlingsnote.

T E X T TA M A R A T I E F E N A U E R

Bärlauch-Capuns für 4 Personen FÜLLUNG 400 g Weissmehl 3 Eier 2 dl Milchwasser Salz und Pfeffer

50 g Bergkäse, gerieben einige Blätter Bärlauch ½ Bund Petersilie

Zutaten zu einem Teig vermischen, glattrühren und eine halbe Stunde ruhen lassen.

daruntermischen

etwa 40 grosse Bärlauchblätter Blätter kreuzweise auf ein Brett legen. Je einen Esslöffel Teig in die Mitte geben, Seiten einschlagen und Capuns formen.

SAUCE 4 dl Bouillon 4 dl Milch

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Kurz aufkochen, Capuns beigeben und ca. 10 Minuten köcheln lassen. Dann die Capuns herausnehmen und auf einem Teller anrichten. Etwas Kochflüssigkeit darübergiessen und mit Käse bestreuen.

RÄTSEL

Finden Sie das Lösungswort?

Einfach mitmachen Schreiben Sie uns eine E-Mail an wettbewerb@redact.ch und gewinnen Sie mit etwas Glück einen der unten­ stehenden Preise. Nennen Sie uns im Betreff bitte direkt das Lösungswort.

Im Textfeld teilen Sie uns Ihren Vorund Nachnamen, Ihren Wohnort inklusive Postleitzahl sowie Ihre Telefonnummer mit. Einsendeschluss ist der 30. April 2022.

Alternativ können Sie uns auch eine Postkarte schicken an: Redact Kommunikation AG, Europa-Strasse 17, 8152 Glattbrugg.

Wir wünschen Ihnen viel Spass beim Rätseln!

Teilnahmebedingungen: Über diesen Wett­bewerb führen wir keine Korrespondenz. Die Barauszahlung der Preise ist nicht möglich. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Das Lösungswort der letzten Ausgabe war «Lebkuchen».

1 . Preis

2. Preis

Schiff ahoi!

Geniessen Sie mit Ihrer Begleitperson einen Tag in der 1. Klasse aller fahrplanmässigen Kursschiffe auf dem Vierwaldstättersee. Die Natur in der Zentralschweiz ist voller Überraschungen. Entdecken Sie sie zu zweit per Schiff.

Gesamtwert des Preises: 230 Franken Schifffahrtsgesellschaft des Vierwaldstättersees (SGV) AG, 6002 Luzern, lakelucerne.ch

3. Preis

Märchennacht im Schloss Geniessen Sie eine Übernachtung im märchenhaften Romantikzimmer des Bio-Schlosshotels Wartegg am Bodensee. Der Spa-Bereich ist für Sie privat reserviert, und zum Abendessen gibt es ein 5-Gang-Gourmetmenü bei Kerzenschein.

Gesamtwert des Preises: 770 Franken Schloss Wartegg, Von-Blarer-Weg, 9404 Rorschacherberg, wartegg.ch

Genussvolle Schnitzeljagd Entdecken Sie eine Schweizer Stadt auf die besondere Art: Lösen Sie Rätsel im Team und finden Sie Genuss-Stationen, wo Sie etwas zu essen oder zu trinken erhalten oder etwas Besonderes erleben.

Der Gutschein für zwei Personen gilt für eine Stadt Ihrer Wahl.

Gesamtwert des Preises: 108 Franken foodtrail.ch

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ckw.ch/karriere

Thomas P r o je k t le it e r W ä r m eu n d S o la r t e c h n ik & L io n e l, 7 Jahre

IT & COMMUNICATION – FÜR DIE ZUKUNFT GERÜSTET. Wie wollen Sie morgen arbeiten? Wir sind Ihr persönlicher Reiseführer in die Cloud. Lehnen Sie sich zurück und geniessen Sie die Fahrt – wir kümmern uns um den Rest.

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