Meine Energie 2/2021

Das Magazin von CKW 2 / 2021

annend spannend

Multimobil

Mehr Mobilität bei weniger Verkehr: Der Mobilitätsdesigner Conrad Wagner verrät im Interview, wie sich diese Vision erreichen lässt.

AUGENBLICK

Mit vollem Einsatz talwärts Zugegeben: Ein bisschen Mut gehört schon dazu, sich auf einer unwegsamen Bergstrecke in hohem Tempo in Richtung Tal zu stürzen.

Doch Tatsache ist: Der Bikesport erfreut sich wachsender Beliebtheit bei Jung und Alt. Denn diese Freizeitbeschäftigung macht nicht nur Spass, sondern sie ist auch nachhaltig. Damit sich Natur, Wanderer und Biker nicht in die Quere kommen, ist eine gut ausgebaute Infrastruktur das A und O eines Freizeitgebiets. Auch deshalb wird an der Marbachegg diesen Sommer der neue CKW Jumptrail eröffnet – getreu dem Motto «Gemeinsam vorwärtskommen».

Erfahren Sie mehr über die Entstehung des neuen Biketrails und gewinnen Sie mit etwas Glück eine Tageskarte inkl. Mittagessen für die Marbachegg: www.ckw.ch/marbachegg

EDITORIAL

Liebe Leserin, lieber Leser Seit über 200 Jahren begleitet uns das Velo. Der treue Drahtesel hat sich immer wieder als gesunde, umweltfreundliche und einfache Fortbewegungsmethode bewährt. Im letzten Jahr haben viele Schweizerinnen und Schweizer das Velo neu entdeckt. Sport- und Alltagsvelos sind gleichermassen hoch im Kurs. Das gilt auch für uns: Wir rüsten unsere Geschäftsstellen mit E-Bikes und Anhängern aus. Denn über kurze Strecken ist das Velo oft praktischer als das Auto (Seite 9).

Velo, Auto, Zug oder doch lieber eine Kombination von allem?

Wie wir uns am sinnvollsten fortbewegen, ist eine Frage, die nicht nur uns beschäftigt. Mobilitätsdesigner Conrad Wagner erzählt im Interview, welche Entwicklungen und Systeme für eine nachhaltige und elektrifizierte Mobilität nötig sind (ab Seite 6). Für die Energiewende sind neben der Mobilität die Gebäude entscheidend. Alte Öl- oder Gasheizungen werden zunehmend durch umweltfreundliche Wärmepumpen ersetzt. In Kombination mit einer Photovoltaikanlage ist das langfristig nicht nur ökologisch, sondern auch günstiger, wie das «Smart Energy Haus» in Rothenburg zeigt (Seite 13).

Viel Vergnügen beim Lesen.

Martin Schwab, CEO

Aus dem Inhalt

Foto Seite 1: Matthias Jurt, Seite 2: Marcel Fankhauser

10 Energie aus der Tiefe In Horw entsteht derzeit das grösste See-Energie-Projekt der Schweiz – mit Gebäudeautomation von CKW.

14 Leben im Solarkraftwerk So nutzen Sie den selbst produzierten Solarstrom zum Eigenverbrauch.

16 Bauindustrie auf dem Holzweg Innovativ, ökologisch und hocheffizient – weshalb Bauen mit Holz gerade ein fulminantes Comeback erlebt.

Impressum 7. Jahrgang, Juni 2021, erscheint vierteljährlich Herausgeber: CKW, Täschmattstrasse 4, Postfach, 6002 Luzern; Telefon 041 249 51 11, meine-energie@ckw.ch, www.ckw.ch Konzept, Gestaltung und Redaktion: Redact Kommuni­kation AG, 8152 Glattbrugg; redaktion@redact.ch Druck: Swissprinters AG, 4800 Zofingen

Drucksache myclimate.org/01-21-864810

MEINE ENERGIE 2 / 2021 3

Die Emissionen sind im Corona-bedingten Pandemiejahr zwar um rund 7 Prozent gesunken, was man aber nicht als nachhaltige Entwicklung interpretieren sollte.

Die globalen Emissionen steigen auch, weil viele weniger industrialisierte Länder Nachholbedarf haben. Daher ist es besonders wichtig, dass wirtschaftlich starke Länder wie die Schweiz eine Vorbildfunktion einnehmen.

2018 / 19 CO2Äquivalente in Gigatonnen: 36,420

2015 (Pariser Klimaabkommen): CO 2 -Äquivalente in Gigatonnen: 35,209

40 35 30

2021 CO2-Äquivalente in Gigatonnen: 33,688

25 20 15

1972 (Club of Rome warnt vor Klimaschäden): CO 2 -Äquivalente in Gigatonnen: 16,103

10 5

2050 Nettonull-Ziel: 0,000

0 1965

1970

1975

1980

4 MEINE ENERGIE 2 / 2021

1985

1990

1995

2000

2005

2010

2015

2020

2025

2030

2035

2040

2045

2050

Quelle: Global Carbon Project, Carbon Dioxide Information Analysis Center (CDIAC)

Weltweite CO2-Emissionen

KURZ UND BÜNDIG

SEIT WANN GIBT ES EIGENTLICH … ?

UNTERWEGS MIT SONNENPOWER In den USA rollt das Mini-Elektroauto «Aptera» an den Start. Etwa 70 Kilometer Reichweite soll der Zweiplätzer pro Tag über Solarzellen laden können, die Batterie speichert laut Hersteller genug Energie für bis zu 1600 Kilometer. Die Allrad-Variante (3-Wheel Drive!) des Aptera mit 150 kW soll den Sprint von 0 bis 100 km / h in 3,5 Sekunden schaffen. Aber was ist, wenn die Sonne sich mal über mehrere Tage partout nicht zeigt? Für diesen Fall ist natürlich trotzdem ein Ladestecker vorhanden. www.aptera.us

TOASTER

DIE ZAHL

55

ZE T TABY TE oder 55 Billionen Terabyte – hat Ende 2020 die global verfügbare Datenmenge nach Schätzungen des US-Speichersystemherstellers EMC betragen. Eine Zahl mit 21 Nullen.

Und die digitale Flut steigt rasant an: Alle zwei Jahre dürfte sie sich verdoppeln. Mindestens!

CKW fördert den Bikesport

Die Zentralschweiz ist ein Paradies für Mountainbiker – doch fehlt es teilweise noch an der optimalen Infrastruktur. Mit dem Ziel, diese zu fördern und die Koordination zu verstärken, haben mehrere Kantone und Tourismusorganisationen im Rahmen der Neuen Regionalpolitik (NRP) vor rund drei Jahren das Projekt Mountainbike Zentralschweiz ins Leben gerufen. Bis 2022 entstehen in diesem Rahmen unter anderem die neue Onlineplattform «Bikegenoss», eine E-Bike-Strategie und neue BikeHotels. CKW unterstützt dieses Projekt neu als Sponsor. www.bikegenoss.ch

«Tostum» leitet sich vom lateinischen Verb «torrere» ab, das für «dörren», «rösten» oder «brennen» steht. Das nachträgliche «Toasten» von gebackenem Brot hatte sich schon in der Antike als bewährte Aktivität erwiesen, um seine Haltbarkeit zu verlängern. Mit geeigneten Werkzeugen über dem offenen Feuer gehalten, erreichte es nach einigen Minuten die richtige Bräune. So diente es als Reiseproviant römischer Streitkräfte auf ihren Kriegszügen durch ganz Europa. Die Briten entwickelten in der Folge eine Vorliebe für den Toast der Römer.

Doch es dauerte bis 1893, als der Schotte Alan MacMasters eine elektrische Brotröstmaschine erfand. Vorbilder des heutigen Toasters stammen allerdings von Firmen jenseits des Atlantiks. Das Modell «D-12» des Elektrotechnikriesen General Electric hatte um 1910 noch den Schönheitsfehler, jeweils nur eine Seite der Brotscheibe zu toasten. 1915 steuerte die Copeman Electric Stove Company einen «automatischen Brotwender» bei.

Doch bereits vier Jahre später lancierte der Tüftler Charles Strite aus Iowa mit dem «Toastmaster» einen modernen zeitgesteuerten Pop-up-Toaster, den die WatersGenter Company vermarktete.

Heute ist der Küchen-Toaster das häufigste elektrische Haushaltsgerät überhaupt.

ENERGIEGESPRÄCH

« Unterwegs in einer multimobilen Welt» Einfach von A nach B zu kommen, reicht künftig nicht mehr aus: Der Mobilitätsdesigner Conrad Wagner über das Zusammenspiel von Verkehrsdaten, intelligenter Vernetzung und differenziertem Nutzerverhalten.

T E XT A N D R EA S T U R N ER F OTO S M AT TH IA S JUR T

Herr Wagner, was geht Ihnen durch den Kopf, wenn Sie sich unseren Umgang mit Energie und Mobilität vergegenwärtigen?

Zunächst der geringe Erlebniswert von Energie: Strom etwa kann ich mit meinen Sinnen nicht erfassen. Die Ausprägungen von Mobilität aber sehr wohl.

Mobilität sehe und höre ich. Und leider rieche ich sie oft auch noch. Darum ist die Chance, bei der Mobilität einen Lerneffekt bezüglich des eigenen Verhaltens zu erzielen, grundsätzlich gegeben.

Sie propagieren «mehr Mobilität bei weniger Verkehr». Wie soll das gehen?

Fortschrittliche Technik kann mehr Effizienz in die Mobilität bringen.

Viel wichtiger aber wäre eine gewisse Klugheit beim Verhalten, die zu positiven Veränderungen führt. Man nennt dies auch Suffizienz.

Also weniger Ressourcenverbrauch aufgrund sinkender Nachfrage?

Ja, hervorgerufen durch eine neue Genügsamkeit: die Vermeidung unnötiger Verschwendung. Ein hoher Grad an Mobilität ist dank den digitalen Technologien heute an Ort und Stelle möglich.

Die Welt als digitales Dorf. Eine Lektion

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hat uns diesbezüglich auch das SARSCov-2-Virus erteilt: Man sitzt zu Hause, bewegt sich weniger mit den üblichen Verkehrsmitteln. Schade nur, dass solche äusseren Faktoren, die uns aufgezwungen werden, stets mehr Effekt erzielen als alles Freiwillige.

Unser Personenwagenbestand hat sich in den letzten 30 Jahren mehr als verdoppelt. Nimmt der Druck auf die Verkehrswege weiter zu?

Davon ist wohl auszugehen. Denn wir haben es mit einem typischen gesellschaftlichen Problem zu tun: Dichtestress. Einerseits ist es immer die Herstellung von Nähe, die eine Zivilisation voranbringt und für Wohlstand sorgt.

Nähe erzeugt aber auch Dichte, und Dichte bringt massive Probleme – siehe Seuchen, Pandemien, Verkehrsinfarkte.

Wie wird der Sharing-Gedanke im Verkehr populärer? Mobility Carsharing Schweiz hat sich zwar etabliert, alle anderen Initiativen fristen aber ein Schattendasein.

Der Fahrzeugbestand in der Schweiz beträgt 4,6 Millionen Autos. Mobility als aktivstes Carsharing-Unternehmen hat eine Flotte von 3100 Fahrzeugen.

XXX

Conrad Wagner (61) aus Stans NW war Initiant des späteren Carsharing-Unternehmens Mobility. Heute entwickelt er für diverse Auftraggeber neue Mobilitätskonzepte und -dienstleistungen im In- im Ausland. An den Hochschulen HSLU und ZHAW lehrt er in den Bereichen Erschliessung, Verkehr und Mobilität. Wagner ist verheiratet und Vater eines 16-jährigen Sohns.

MEINE ENERGIE 2 / 2021 7

ENERGIEGESPRÄCH

Da kratzen wir noch nicht mal am Promillebereich. Ist das erfolgreich? Dass Carsharing eine gute Idee ist, hat sich zwar herumgesprochen. Für das Leben dieser Lösung braucht es aber wohl noch eine weitere Generation.

«Auf die ÖVAnbieter kann eine durchaus schmerzhafte Entwicklung zukommen.»

Autos stehen im Schnitt 23 von 24 Stunden still. Im Sharing-Betrieb ist das einzelne Auto zwar länger unterwegs, aber erst dann besser ausgelastet, wenn mehr Leute drinsitzen. Wie lässt sich diese «Ride Sharing»-Quote pro Fahrzeug steigern?

Indem sich neben dem öffentlichen Verkehr künftig ein privater, intelligent gelenkter Kollektivverkehr entwickelt.

Schon heute sind wir unterwegs in einer multimobilen Welt: Ich fahre mal Velo, mal Auto, mal Zug. Einfach von A nach B zu kommen, reicht künftig nicht mehr aus. Ich wähle mein Verkehrsmittel differenziert und lustvoll – «on demand». Ein Preissystem lenkt diese Lust in bestimmte Bahnen. Den Kollektivverkehr sehe ich letztlich als Gewinner. Damit reise ich stets günstiger und auch zeitlich optimierter, da ich unterwegs arbeiten, Mails checken, meinen Newsbedarf decken und mein Smartphone bedienen kann.

Wer wird Verlierer dieser Entwicklung sein?

Auf die jetzigen ÖV-Anbieter wie SBB und Postauto kann eine durchaus schmerzhafte Entwicklung zukommen, denn über eine Privatisierung des Kollektivverkehrs werden sie ihre privilegierten und protektionierten Positionen einbüssen. Nehmen Sie die NEAT. Um diese Giga-Investition abschreiben zu können, müssen hundert Jahre ins Land gehen. Das Angebot verlagert sich eher mittels Software auf die bessere Auslastung von Infrastruktur und Hardware.

Kommt die anbieterunabhängige Super-App für die Mobilität?

Ja, in diese Richtung wird es gehen. Zunächst werden sich übergeordnete Mobilitätsplattformen etablieren, dann aber auch solche mit erweiterten Themen wie etwa Versicherungen: Ich will eine Police, die mir mein ganzes Leben

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versichert – Hausrat, Haftpflicht, Mobilität, Rechtsschutz –, und mich nicht mehr mit Einzellösungen befassen müssen.

Uns erwartet also die PlattformÖkonomie?

Ja, gefolgt von der Bot-Ökonomie. Ich lege mir auf meinem Smartphone einen Roboter an, der meine Lebensbereiche sortiert. Er organisiert für mich und setzt gewisse Anreize, da er ja meine Vorlieben und Gewohnheiten kennt. Er funktioniert wie ein guter Freund, der laufend Tipps für mich auf Lager hat.

Punkto Mobilität sagt er dann beispielsweise: «Jetzt, um 7 Uhr morgens, solltest du nicht diesen Zug nehmen. Denn der ist voll. Fahr doch um 9 Uhr zum halben Preis. Und weisst du was? Die Frau, die du schon seit längerem kennenlernen willst, fährt auch um 9 Uhr. Falls du trotzdem jetzt dringend aufbrechen musst, bestelle ich dir ein selbstfahrendes Taxi. Und im Moment, wo du einsteigst, wird der Kaffee deiner Lieblingsmischung aus der Maschine laufen.»

Was werden Energieversorger von dieser Entwicklung haben?

Sie werden sich an künftigen «Mobility Hubs» beteiligen können. Die Elektrifizierung der Mobilität wird allumfassend sein. Generalunternehmer grösserer Überbauungen werden künftig nicht nur eine neue S-Bahn-Haltestelle bestellen, sondern auch Ladeinfrastruktur im grossen Stil – und alles, was damit zusammenhängt.

Gehen Fahrzeuge und Gebäude künftig eine feste Verbindung ein?

Ja, fest in Form von Ladekabeln oder Induktionsschleifen. (Lacht.) Das führt zu einer 24-Stunden-Datensammlung, die wiederum neue Opportunitäten bei der Kundenansprache eröffnet. Ein neues Denken über die eigenen Branchengrenzen hinaus sowie Kooperationen aller Art sind gefragt. Die unterschiedlichsten Verkehrsmittel wachsen zu integrierten Netzwerken zusammen.

Energieversorger und die Betreiber von Mobility Hubs werden künftig den Markt bestimmen.

WISSEN

So hält Ihr länger Jedes dritte in der Schweiz verkaufte Velo fährt elektrisch.

Seine zentrale und zugleich kurzlebigste Komponente ist der Akku. Lesen Sie, was zu tun ist, um seine Lebensdauer deutlich zu verlängern.

T E XT A N D R EA S T U R N ER

Häufig laden

Richtig lagern

Laden Sie Ihren Akku am besten nach jedem Gebrauch wieder nach! Heutige Akkus sind dank Lithium-IonenTechnologie richtige Energiebündel, schaffen bis zu 1000 Vollladezyklen und kennen auch keinen Memory-Effekt mehr. Dieser drohende Kapazitätsverlust verlangte bei früheren Nickel-Cadmium-Akkus jeweils eine möglichst vollständige Entladung. Das ist heute weder nötig noch empfehlenswert.

Benutzen Sie Ihr E-Bike während längerer Zeit nicht, lagern Sie den Akku weder ganz voll noch total leer, sondern bei einem Ladezustand zwischen 30 und 70 Prozent.

Kontrollieren Sie den Ladestand alle zwei Monate.

Gut temperieren Akkus mögen keine Hitze. Lassen Sie Ihr E-Bike im Sommer also lieber nicht in der prallen Sonne stehen – Schattenparkierer fahren länger. Umgekehrt sollten Sie auch Minusgrade meiden: Bewahren Sie den Akku im Winter besser in der warmen Stube auf und setzen Sie ihn erst kurz vor einer Fahrt wieder ein. Laden bei Zimmertemperatur bekommt dem Akku am besten!

Beim Original bleiben Benutzen Sie ausschliesslich das Original-Ladegerät – und möglichst auch nur Original-Akkus. Von günstigen NachbauFremdprodukten sollten Sie Abstand nehmen. Achten Sie zumindest unbedingt auf die echte CE-Kennzeichnung!

Gezielt einsetzen Wenn Sie die Elektrounterstützung lediglich als temporäre Ergänzung Ihrer eigenen Muskelkraft einsetzen, haben Sie am längsten etwas von Ihrem Akku. Auf diese Weise smart genutzt, verlängern Sie nicht nur die Reichweite, sondern auch die Lebensdauer Ihres Akkus.

Mit dem E-Bike zum Kundentermin Es muss nicht immer das Auto sein: Für kurze Strecken eignet sich auch das E-Bike ausgezeichnet für geschäftliche Termine. Lesen Sie online, wie CKW in einem Pilotprojekt Lernende mobil macht – und damit auch bei den übrigen Mitarbeitenden auf grosses Interesse stösst. www.ckw.ch/ebike

SEE-ENERGIE

Aus den Tiefen des Wassers In Horw und Kriens versorgt ewl energie wasser luzern bald 6800 Haushalte klimaschonend mit umweltfreundlicher Wärme und Kälte vom Vierwaldstättersee. Für die Gebäudeautomation in der See-Energie Zentrale sorgt CKW. TEXT S I M O N E BE R HAR D F OTO S EW L

Z

wölf Milliarden Kubikmeter – oder 66 Milliarden gefüllte Badewannen: Diese riesige Wassermenge fasst der Vierwaldstättersee.

Und er birgt ein enormes Energiepotenzial. Denn in tieferen Lagen ist das Wasser deutlich wärmer, selbst bei Lufttemperaturen im Minusbereich bewegen sich die Temperaturen konstant im Bereich von 5 Grad.

Diesen Umstand macht sich die See-Energie zunutze.

Das Prinzip: Mit einer Pumpe gelangt das aus einer Tiefe von 30 bis 40 Metern gewonnene Wasser in

10 MEINE ENERGIE 2 / 2021

eine See-Energie Zentrale, wo Wärmetauscher die Energie in ein separates Leitungsnetz übertragen.

Das Seewasser fliesst danach zurück in den See, während das Leitungsnetz einen Wärmeverbund mit der gewonnenen Energie versorgt.

10 000 Tonnen CO2 eingespart Für das Seewasser, das während des Kreislaufs nie mit dem Wasser im Leitungsnetz in Berührung kommt, ist dieser Prozess ökologisch unbedenklich – kein

« Ein Generationenprojekt»

Die See-Energie Zentrale Seefeld in Horw erschliesst ein riesiges Energiepotenzial.

Wunder also, dass die Schweizer Seen seit einigen Jahren vermehrt als Energiequellen genutzt werden.

Das grösste Projekt wird derzeit von ewl im Horwer Seebecken umgesetzt.

«Mit der neuen See-Energie Zentrale Seefeld konnten wir ein gewaltiges Energiepotenzial für Horw und Kriens erschliessen», sagt Rolf Samer, Geschäftsleitungsmitglied von ewl. Rund 10 000 Tonnen CO2 können laut Samer so eingespart werden.

Da die Energie lokal produziert und genutzt werde, entfielen zudem lange Transportwege, und die Wertschöpfung bleibe in der Region, ergänzt er.

«Wir können damit nicht nur umweltschonende Energie fördern, sondern auch die regionale Ökonomie stärken.»

Zum Heizen und zum Kühlen Für den Bau der unterirdischen Leitungen zur Zentrale waren spezielle Bohrungen nötig. «Der Boden im Horwer Seebecken brachte beim Leitungsbau einige Herausforderungen mit sich», blickt Samer zurück. «Trotz allem konnten wir die See-Energie Zentrale Ende 2020 in Betrieb nehmen.» 6800 Haushalte werden von umweltfreundlicher Energie zu marktfähigen Preisen profitieren können. Sie kann dabei nicht nur zum Heizen genutzt werden, sondern auch zum Kühlen.

Das Projekt im Horwer Seebecken ist übrigens nicht das einzige in der Region: Auch im Zentrum von Luzern ist eine See-Energie Zentrale in Betrieb. In den nächsten Jahren baut ewl das Versorgungsnetz in Luzern Zentrum und um das Luzerner Seebecken weiter aus, sodass dereinst bis zu 3700 Haushalte ihre Wärme und Kälte vom Vierwaldstättersee beziehen können.

Lukas Renggli ist Automationsspezialist bei CKW.

Herr Renggli, welche Rolle spielt die Gebäudeautomation beim Projekt in Horw?

Eine sehr zentrale: Die Gebäudeautomation widerspiegelt das Hirn der Anlage und vereint sozusagen die Intelligenz aller Prozesse. Konkret regelt sie das Zusammenspiel der Systeme, insbesondere die Kommunikation zwischen unseren Kontrollsystemen und der Leitebene von ewl. Es werden über 1000 Datenpunkte erfasst und zur Aufzeichnung weitergeleitet. Hierfür haben wir eine Schnittstelle implementiert, die von uns zuvor noch nie realisiert wurde.

Inwiefern trägt die Gebäudeautomation dazu bei, die Energie zu optimieren?

Gerade bei Industriebetrieben oder Unternehmen kann man sehr viel Energie einsparen, sodass sich die Investition in die Gebäudeautomation sehr schnell auszahlt.

Bei der Anlage in Horw können wir mit unserer intelligenten Anlage Daten erfassen und den Energieverbrauch in Zukunft mit Analysen optimieren.

Wie erfolgt diese Optimierung?

Zuerst erfasst das System alle Daten, wie zum Beispiel physikalische Grössen, Energieverbräuche und weitere Einflüsse. Mit den gesammelten Daten kann man die Anlage auf die Anforderungen des Kunden abstimmen und die Abläufe so programmieren, dass eine Optimierung erfolgt.

Was sind Ihre persönlichen Erkenntnisse aus Horw?

Es ist ein spannendes Generationenprojekt. Beeindruckt haben mich insbesondere das Zusammenspiel aller Systeme im Energienetz und die Dimensionen der Komponenten.

Für ein so grosses Projekt setzt eine gute Projektleitung den Grundbaustein für einen erfolgreichen Abschluss.

Ich bin stolz darauf, dass wir mit unserem Gebäudeautomations-System einen Beitrag leisten können, das grösste See-Energie-Projekt der Schweiz intelligent zu steuern. Gleichzeitig hoffe ich, dass dieses für die eine oder andere Gemeinde in der Schweiz eine Vorbildfunktion übernehmen kann.

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HOW TO …

Sommer geniessen – aber nachhaltig Grillpartys, Ausflüge, Baden im See: Ein schöner Sommertag bietet paradiesische Voraussetzungen für gemütliches oder aktives Zusammensein. Aber Achtung, das geht auch nachhaltig.

TEXT LUK VO N BERGEN

Feuerfreude statt Tropenholz Ob Vegi oder Fleisch: schön, wenn die Kohle glüht und das Grillgut brutzelt. Ziemlich hässlicher Herkunft sind dabei aber oftmals die «Zutaten» in der Kohle. Achten Sie bei der Holzkohle darauf, dass Sie FSC-zertifizierte Produkte ohne Tropenholz kaufen. Denn viele dieser Tropenhölzer stammen aus Raubbau und führen zu massivem Waldverlust. Kohldampf? Klingt gut, aber nicht mit abgefackelten Wäldern.

Mehrweggeschirr statt Plastikteller Ob Hauptspeise oder Dessert: wunderbar, wenn die Speisen auf dem Tisch liegen und der Sommerschmaus beginnt.

Sonderbar, wenn ein Abfallberg übrigbleibt. Verwenden Sie deshalb Mehrweggeschirr und Flaschen, TupperwareBehältnisse und normales Essbesteck. Selbst bei den Trinkhalmen gibt es nachhaltigere Plastikalternativen aus Metall.

So vermeiden Sie Müll und dinieren erst noch mit mehr Stil.

Nachhaltigkeit statt Eitelkeit Ob vor oder nach dem Essen: Ein entspannendes Bad in der Sonne oder im See tut einfach gut – sonnengeschützt, versteht sich. Gestresst wird dabei oft aber das Ökosystem eines Gewässers. Denn die meisten Sonnenschutzmittel enthalten umweltschädigende Stoffe.

Alternativen gibt’s in Form natürlicher Sonnenkosmetik mit mineralischen statt chemischen Sonnenfiltern. Ja, mineralische Produkte hinterlassen oft einen feinen, weissen Film auf der Haut. Wen juckt’s?

Saisongemüse statt Exotisches Ob als Beilage oder Snack: Knackige Gemüse-Sticks und süsse Früchte gehören zu einer Grillade dazu. Geradezu appetithemmend hingegen sind die Gedanken an den Transport und die Anbaubedingungen, die herrschen, bis Mango, Avocado, Papaya und Co. bei uns in den Regalen stehen. Salate, Rüebli, Rhabarber und Melonen: Saisonale und regionale Gemüse und Früchte sind gesund und stammen hoffentlich aus nachhaltiger Produktion. Mmmh, fein!

SMART ENERGY

Wohnen geht auch ökologisch Unter der Leitung von Andreas Schöpfer hat CKW ein Mehrfamilienhaus umgebaut zum «Smart Energy House» mit PV-Anlage, Batteriespeicher und ErdsondenWärmepumpe. Der Umbau beweist: Eine energetische Sanierung ist keine Hexerei.

T E X T S I M O N E B E R H A R D F OTO P H I L I P P S C H M I D L I

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etztendlich ist alles eine Frage der guten Planung. So dauerte es insgesamt gerade mal rund 14 Tage, bis das Vierfamilienhaus in Rothenburg zu einem «Smart Energy House» umgebaut war. «Das Projekt beweist: Mit den richtigen Handwerkern benötigt ein solcher Umbau gar nicht so viel Zeit», zeigt sich Andreas Schöpfer zufrieden. Der stellvertretende Leiter Wärmetechnik von CKW war im vergangenen April für den Umbau verantwortlich.

Alles aus einer Hand Konkret hat CKW beim Gebäude in Rothenburg die Ölheizung und die alten Stockwerkboiler durch eine Erdsonden-Wärmepumpe, inklusive neuer Wasseraufbereitung, und eine Photovoltaikanlage ersetzt. Um möglichst viel Solarstrom im eigenen Haus zu verwenden, wurde das System mit einem Batteriespeicher und Energiezählern ergänzt. Der Ersatz der dezentralen Stockwerkboiler bedeutete auch, dass alle Wohnungen mit neuen Leitungen erschlossen werden mussten.

Die verschiedenen Komponenten sind über eine übergeordnete Steuerung miteinander verknüpft, sodass die Nutzer alles über eine einzelne Plattform bedienen können. «Es ist ein riesiger Vorteil, alles aus einer Hand zu planen und umzusetzen», sagt Schöpfer. Denn so sei gewährleistet, dass die unterschiedlichen Systeme miteinander kompatibel sind.

Mit Solarstrom Geld sparen Mit dem smarten System wird die Energie im Gebäude nicht nur nachhaltiger, sondern auch günstiger. «Langfristig spart ein Hausbesitzer mit Solarstrom viel Geld», sagt Andreas Schöpfer. Dank der Photovoltaikanlage und dem Batteriespeicher produziert das Haus nicht nur selbst Strom, sondern speichert diesen auch, damit ihn die Bewohner nutzen können, wann sie ihn brauchen. Mit dem Haus in Rothenburg hofft Schöpfer auch, anderen Immobilienbesitzern zu zeigen, dass die Umrüstung eines Hauses keine Hexerei ist. «Es ist schön zu sehen, dass auf der Baustelle gut zusammengearbeitet wird», resümiert er. Und die Mieter sind ebenfalls zufrieden.

MEINE ENERGIE 2 / 2021 13

INFOGRAFIK

Leben im Solarkraftwerk Klimaschutz und Energiewende profitieren davon, dass die Photovoltaik bereits heute die kostengünstigste Art der Stromproduktion darstellt. Erfahren Sie, wie Sie den erzeugten Sonnenstrom bestmöglich zum Eigenverbrauch nutzen.

RECH E R C H E AN D RE AS T U R N ER INFOG R AF IK D. RÖT T E L E, I N F O G R A F I K .C H

1 Photovoltaikmodule auf dem Dach

Ausrichtung der Solarmodule Je nach Neigungswinkel und Ausrichtung der Solarzellen definiert sich der Wirkungsgrad bei der Photovoltaik. Auch der mögliche Beitrag der Gebäudefassaden ist dabei beachtlich. Er beträgt mit 17 Terawattstunden (TWh) rund ein Viertel des Gesamtpotenzials (67 TWh).

4 Haushalt

Wirkungsgrad von Solarmodulen (in Prozent)

4 Haushalt

So funktioniert Photovoltaik im Einfamilienhaus Photovoltaikmodule 1 Die in den Solarmodulen verbauten Solarzellen produzieren Gleichstrom (DC). Sie werden in Reihe geschaltet, wobei sich die Spannungen aufsummieren.

Batterie 2 Der Strom vom Dach fliesst als Gleichstrom – je nach Auslastung der Anlage – über eine Optimierungs-Schnittstelle in die Batterie.

Wechselrichter 3 Der Strom der Photovoltaikmodule kann auch direkt über den Wechselrichter als Wechselstrom zu den Verbrauchern im Haushalt 4 gelangen, zum Beispiel Licht, Waschmaschine, Geschirrspüler, Elektroauto. Nachts produziert die PV-Anlage nicht, die Verbraucher im Haushalt beziehen den ACStrom über den Wechselrichter von der Batterie.

14 MEINE ENERGIE 2 / 2021

* bei Standardbedingungen

2 Batterie

3 Wechselrichter

Quellen: www.swissolar.ch, energieheld.ch, Agentur für Erneuerbare Energien, Tesla

5 Zähler

Preise im steilen Sinkflug Preis für kristalline Solarmodule in Europa (in CHF pro 1 Watt Nennleistung*)

1.00

1.00

0.75

0.75

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0 2010

2019

2010

2019

Photovoltaikmarkt Schweiz Kumulierte Leistung von PV-Anlagen im Netzverbund (in Megawatt) 2500 2500 2000 2000 1500 1500 1000 1000 500 500 00 2019 2019

1 Photovoltaikmodule an der Fassade

2010

2010

4 Wallbox

6

Stromnetz

Zähler 5 Wird auf dem Dach viel Strom produziert und ist die Batterie bereits voll, wird der nicht gebrauchte, überschüssige Strom über den Einspeisezähler ­zurück ins Netz 6 geleitet.

Ist die Batterie bereits leer und wird noch mehr Strom (AC) nachgefragt, gelangt dieser aus dem Netz über den Bezugszähler an die Verbraucher.

Tagesverlauf im Haus mit PV-Anlage und Solarspeicher Solaranlagen erzeugen mittags am meisten Strom. Typische Haushalte haben allerdings auch morgens und abends Verbrauchsspitzen. Stromspeicher erhöhen den Eigenverbrauch.

Bezug aus Batterie Netzstrombezug Bezug direkt aus Photovoltaik Einspeisung Netz und Hausbatterie

0.00

6.00

5000 Watt 4000 Watt 3000 Watt 2000 Watt 1000 Watt 12.00

18.00

0 0.00

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HOLZBAU

Mehr als Hüttenromantik Schon vor Jahrtausenden wurde Holz als Baustoff eingesetzt – und erlebt gerade ein eigentliches Comeback.

Viele innovative Bauprojekte setzen derzeit auf den nachhaltigen Baustoff aus dem Wald. Auch in der Schweiz.

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U

m ein Werk von Herzog & de Meuron zu bestaunen, muss man nicht zwingend zur Elbphilharmonie in Hamburg oder zum Olympiastadion in Peking fahren. Seit 2015 reicht dafür eine Seilbahnfahrt auf den Chäserrugg. Auf dem beliebten Wander- und Skigipfel im Toggenburg haben die international renommierten Architekten mit dem neuen Gipfelgebäude aus Holz eine Attraktion und einen weit herum sichtbaren Blickfang in idyllischer Umgebung geschaffen.

Steigender Marktanteil Das spektakuläre Gipfelgebäude, das 2018 mit dem Holzbaupreis «Prix Lignum» ausgezeichnet wurde, ist ein besonders markantes Beispiel für die vielfältigen Gestaltungsmöglichkeiten mit Holz. Zudem steht es symbolisch für den Boom, den der Holzbau in den vergangenen zehn Jahren erlebt hat. So konnte Holz als Baustoff seit 2011 seinen Marktanteil kontinuierlich ausbauen – es liegt im Trend. «Zudem 16 MEINE ENERGIE 2 / 2021

«Im Holzbau entstanden rund 5000 neue Vollzeitstellen.»

Gabriela Schlumpf, Direktorin des Verbandes Holzbau Schweiz

entstanden in den vergangenen Jahren im Holzbau rund 5000 neue Vollzeitstellen», sagt Gabriela Schlumpf, Direktorin des Verbandes Holzbau Schweiz. Rund 21 000 Stellen sind es inzwischen, ein bemerkenswerter Anstieg.

Doch warum erlebt der seit Tausenden von Jahren verwendete Baustoff Holz gerade in den letzten Jahrzehnten ein solch fulminantes Comeback? «Die politischen und ökologischen Rahmenbedingungen

Oben: Die Bergstation der Chäserrugg-Bahn, die 2018 den Prix Lignum für den besten Holzbau gewann. Unten: Visualisierung der neuen Überbauung Fischermätteli in Burgdorf.

haben diese Entwicklung sicherlich begünstigt», antwortet Gabriela Schlumpf. Denn Holz hat als nachhaltiger und nachwachsender Baustoff in ökologischer Hinsicht gewichtige Vorteile gegenüber dem Marktleader Beton. Dieser ist in der Herstellung sehr energieintensiv, während Holz CO 2 bindet.

«Holz eignet sich zudem hervorragend zur Vorfertigung in der Werkshalle», erklärt Gabriela Schlumpf.

«Die Bauherren profitieren dadurch von einer hohen Ausführungsqualität und Terminsicherheit. So lässt sich ein Bauprojekt sehr genau vorausplanen und aufgrund der wetterunabhängigen Produktion schneller vor Ort realisieren.»

Effizienz dank Vorfabrikation Dies bestätigt auch Didier Pichonnaz, Leiter Architektur beim Holzbauspezialisten Strüby. Unter seiner Leitung entsteht derzeit unter anderem das neue Wohnquartier «Fischermätteli» in Burgdorf.

Gebaut werden dort zehn Mehrfamilienhäuser MEINE ENERGIE 2 / 2021 17

HOLZBAU

Visualisierung des geplanten Hochhauses «Pi» in Zug (r).

Das Tragwerk aus Holz (l.) ermöglicht den Architekten, ihr Konzept umzusetzen.

mit 168 Eigentumswohnungen im Minergie-A-EcoStandard – alle aus Schweizer Holz. «Dank der Vorfabrikation kann ich als Architekt zu einem frühen Zeitpunkt die richtigen Fragen stellen», sagt er. Das macht den Bauprozess effizienter. «Alle arbeiten mit demselben digitalen Plan, so sind Bestellungen rasch ausgeführt und Änderungen schnell umgesetzt.»

Die Frage «Wieso Holz?» ist für Didier Pichonnaz verkehrt gestellt. «Man müsste eher fragen: Wieso Beton oder wieso ein anderer Baustoff?» Nur für das Fundament im Boden, das mit Wasser in Berührung kommt, eignen sich laut Pichonnaz andere Baustoffe besser. «Für alles, was sich über dem Boden befindet, ist Holz meistens der logischste Baustoff – in ökologischer wie auch ökonomischer Hinsicht.»

Hochhaus als Begegnungszone Dass Holz längst nicht mehr nur im ländlichen Raum zum Bauen eingesetzt wird, beweist ein Projekt von Duplex Architekten in Zug, das nur schon äusserlich nicht mehr viel mit heimeliger Hüttenromantik zu tun hat. An zentraler Lage entsteht unter dem Projektnamen «Pi» derzeit ein modernes Hochhaus aus Holz. Das Besondere: Zentrale, offene Räume über jeweils drei Stockwerke dienen der Erschliessung der 18 MEINE ENERGIE 2 / 2021

«Wir wollen erforschen, wie wir mit weniger Material mehr erreichen.»

Wolfram Kübler, Holzbauingenieur

Wohnungen und gewähren eine Art vertikale Nachbarschaft. «Wir haben Wege gesucht, die Anonymität des Wohnens im Hochhaus aufzubrechen», erklärt Projektleiter Martin Kostelezky den Grundgedanken. «Der Wegfall des zentralen, tragenden Betonkerns und der Ersatz durch ein Rahmentragwerk aus Holz machen unser Konzept erst möglich.»

Neue, innovative Lösungen zu finden, mit Holz möglichst viel Beton zu ersetzen, war denn auch der explizite Wunsch des Auftraggebers, der Urban Assets Zug AG. «Dies erfordert, dass wir beim Bauen umdenken», sagt Holzbauingenieur Wolfram Kübler. Um neue Lösungen zu erproben, führt das Projektteam in Zusammenarbeit

Architektur: Duplex Architekten AG, Bauherrschaft: Urban Assets Zug AG, Totalunternehmer: Implenia Schweiz AG, Holzbauingenieur: WaltGalmarini AG

mit der ETH zahlreiche Versuche durch und hat hierfür sogar ein Modell in der Grösse eines Einfamilienhauses errichtet. «Wir wollen damit erforschen, wie wir mit weniger Material mehr erreichen und dabei die erforderlichen Eigenschaften für Brandschutz, Statik und Schallschutz erfüllen können», so Kübler.

Vorbild und Inspiration Ein Holzhochhaus wie «Pi» ist übrigens erst seit 2015 möglich. In diesem Jahr wurden nämlich die Brandschutzbestimmungen revidiert, was es überhaupt erst erlaubt, mit Holz in die Höhe zu bauen. Mit 80 Metern Höhe wird das Zuger Hochhaus bei der Fertigstellung 2025 vermutlich das höchste Holzhochhaus der Schweiz sein – allerdings nicht sehr lange, denn bereits sind weitere Vorhaben in Planung. Doch Höhenrekorde sind laut den Verantwortlichen auch nicht das Ziel. Vielmehr erhoffen sie sich, dass ihr Projekt Bauherren und Investoren als Vorbild dafür dient, was mit Holz alles möglich ist. «Wir möchten dazu beitragen, die Innovationsfreude im Holzbau zu fördern, und neue architektonische Lösungen aufzeigen, die sich im Holzbau ergeben», sagt Martin Kostelezky.

Der spektakuläre Bau auf dem Gipfel des Chäserruggs ist also nur die Spitze des Aussichtsbergs.

« Die Buche hat viel Potenzial»

Tanja Zimmermann ist Departementsleiterin «Functional Materials» an der Empa in Dübendorf.

Frau Zimmermann, in der Unit «Vision Wood» des Empa-Forschungsgebäudes NEST gehen Sie dem Umgang mit Holz im Bauwesen auf den Grund. Wie muss man sich das vorstellen?

Einerseits erforschen wir, wie wir einen möglichst hohen Grad an Vorfertigung von Holzbauelementen erreichen können. Hier haben wir in der Konstruktion anstelle von Nadelholz Buchenbrettsperrholz eingesetzt. Weiter untersuchen wir auch das Material Holz an sich: Wir haben uns dabei die Frage gestellt, was Holz alles nicht kann und wie wir dies lösen können.

Zum Beispiel?

Holz nimmt Feuchtigkeit auf und brennt. So haben wir versucht, Holz schwer entflammbar und wasserabweisend zu machen. Wir haben beispielsweise Waschbecken und Duschverkleidungen aus wasserabweisendem Holz entwickelt. Auch hier haben wir einen besonderen Fokus auf Buchenholz gelegt – eine unternutzte Ressource unserer Wälder. Hier schlummert ein grosses Potenzial.

Der Holzbau boomt seit einigen Jahren – weshalb?

Die Baubranche ist generell eher konservativ. Die Holzbaubranche zeigt sich hingegen innovativ – aus purer Notwendigkeit. Denn um preislich mithalten zu können, musste sie an Effizienz zulegen. Mit Vorfertigung und Digitalisierung konnte sie dies erreichen. Diese Konkurrenzfähigkeit und die gesellschaftliche Anforderung, ökologisch nachhaltig zu bauen, haben das Bauen mit Holz sicherlich begünstigt.

Welche Forschungsthemen stehen beim Holz weiter im Fokus?

Wenn wir mehr mit Holz bauen, müssen wir auch bereits an den Rückbau denken. Wir dürfen Holz nicht zu Sondermüll machen und müssen daher auch bei der Verbindung und Oberflächenbehandlung grün denken und neue Konzepte entwickeln.

MEINE ENERGIE 2 / 2021 19

SMART TOOLS

Raus mit dir!

Ob auf dem Campingplatz oder in den Bergen, ob mit Zelt oder ganz im Freien: Diese Tools bringen raffinierten Komfort in jedes Outdoor-Abenteuer.

R EC H E R C H E TA M A R A T I E F E N A U E R

Moderne Laterne Tagsüber lässt sich die «LuminAID PackLite Nova» platzsparend am Rucksack befestigen – dann lädt sie mithilfe von Sonnenlicht gleich ihre Batterien. Wenn es dunkel wird, bläst man die Lampe einfach auf und erhellt mit ihr den Abend. Die Lampe spendet bis zu zwölf Stunden Licht, verfügt über verschiedene Helligkeitsstufen und wiegt nur 100 Gramm. Zu kaufen gibt es die moderne Laterne auf www.geo-discount.ch für 30 Franken.

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Gemütlich hängen Auch wer minimalistisch unterwegs ist, braucht einen Schlafplatz. Diese Hängematte mit Moskitonetz sowie Regen- und Schattendach bietet einen wohligen Rückzugsort. In den doppelten Stoffboden lässt sich eine Schlafmatte schieben, was das Liegen noch bequemer macht. Das Einzelzimmer zwischen zwei Bäumen gibt es für rund 390 Franken bei www.exped.com.

Funkloch, na und?

Die Smartwatch Suunto lässt niemanden im Stich: Sie ist wasserdicht bis 50 Meter Tiefe, zeichnet die Herzfrequenz auf, kennt mehr als 70 Sportmodi – und bietet kostenlose Offline-Outdoor-Karten. Damit sollten Sie das Ziel nie mehr verfehlen, auch Funklöcher können Sie nicht vom Weg abbringen. Die smarte Uhr gibt es beispielsweise bei www.suunto.com für etwa 420 Franken.

Origami-Kocher Dusche auf Pump Die meisten Outdoorduschen muss man aufhängen, damit mithilfe der Schwerkraft das Duschen überhaupt möglich ist. Bei diesem Modell ist das nicht nötig: Mit einer Fusspumpe befördert man die 22 Liter Wasser in die Höhe und geniesst während zehn Minuten einen gleichmässigen Druck. Die Dusche gibt es für rund 180 Franken bei www.hajk.ch.

Dieser Wasserkocher macht zwar nichts anderes als andere: Er kocht Wasser.

Aber nach Gebrauch lässt er sich einfach zusammenfalten. So findet er in jedem Rucksack und in jedem Campingbus Platz.

Wie andere Wasserkocher benötigt er Strom – aber eine Steckdose lässt sich oft auch am Rande der Zivilisation finden.

Es gibt den flexiblen Kocher für etwa 25 Franken bei www.geschenkidee.ch.

MEINE ENERGIE 2 / 2021 21

STROMWISSEN

So funktioniert eine Solarzelle Solarzellen sind die einzigen Kraftwerke, die ohne Generator oder Turbine funktionieren. Aber was steckt dahinter?

Unser «Stromwelt CKW»-Experte gibt Auskunft.

TEX T SIMON EBERHARD

N

ur wenige Zehntelmillimeter dick ist eine klassische Silizium-Solarzelle. Damit sie nicht bei der kleinsten Berührung zerbricht, wird sie durch robustes Glas geschützt. Die hauchdünne Zelle besteht aus zwei Schichten, «einer sogenannten n-Schicht und einer p-Schicht», erklärt Thomas Matter, Besucherführer in der «Stromwelt CKW». «Der oberen n-Schicht wird Phosphor beigemischt, der unteren p-Schicht Bor. Das Element Phosphor hat einen Elektronenüberschuss, Bor hingegen einen Elektronenmangel. Die dazwischen entstandene Grenzschicht trennt die beiden Elemente, sodass die überschüssigen Ladungsträger (Elektronen) des Phosphors über die Leiterbahnen auf der Solarzelle abgeführt und ins Netz eingespeist oder zum Betreiben von Geräten genutzt werden können.

Danach füllen sie auf dem Rückweg die freien Stellen vom Bor in der p-Schicht. So gleicht sich das aus.»

Kreislauf dank Sonnenlicht Die Sonnenstrahlen bringen das Mini-Kraftwerk in Gang. «Wenn die Photonen aus dem Sonnenlicht auf

Leiterbahnen

Gleichstrom +

Siliziumschicht

n Schicht

Grenzschicht

p Schicht Rückseitenkontakt

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Gleichstrom –

die Zelle treffen, lösen sie erneut Elektronen von ihren Plätzen», erläutert Thomas Matter. «Diese bewegen sich so wieder der Grenzschicht entlang zu den Leiterbahnen, wodurch sich ein Kreislauf bildet.

Und dieser funktioniert, solange die Sonne scheint oder bis es Nacht wird.»

Mitmachen und gewinnen!

Was genau geschieht zwischen den beiden Schichten einer Solarzelle? Thomas Matter verrät’s im Video. Ausserdem haben Sie die Chance, einen praktischen CKWDrybag zu gewinnen: www.ckw.ch/solarzelle

RÄTSEL

Finden Sie das Lösungswort?

Einfach mitmachen Schreiben Sie uns eine E-Mail an wettbewerb@redact.ch und gewinnen Sie mit etwas Glück einen der unten­ stehenden Preise. Nennen Sie uns im Betreff bitte direkt das Lösungswort.

Im Textfeld teilen Sie uns Ihren Vorund Nachnamen, Ihren Wohnort inklusive Postleitzahl sowie Ihre Telefonnummer mit. Einsendeschluss ist der 31. Juli 2021.

Alternativ können Sie uns auch eine Postkarte schicken an: Redact Kommunikation AG, Europa-Strasse 17, 8152 Glattbrugg.

Wir wünschen Ihnen viel Spass beim Rätseln!

Teilnahmebedingungen: Über diesen Wett­bewerb führen wir keine Korrespondenz. Die Barauszahlung der Preise ist nicht möglich. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Das Lösungswort der letzten Ausgabe war «Oekologie».

2. Preis

1 . Preis

Gesunde Raumluft Das Rotronic-CO2-Panel misst Kohlendioxid, Temperatur und Luftfeuchtigkeit und zeigt auf seiner Warnskala plakativ, wann es Zeit zum Lüften wird. Werden optimale Raumluft-Parameter eingehalten, können das Risiko der Ansteckung mit Viren oder Bakterien minimiert sowie das Wohlbefinden und die Konzentration gefördert werden.

Gesamtwert des Preises: 490 Franken Rotronic AG, 8303 Bassersdorf, www.rotronic.ch/co2

E-Bike-Spass im Emmental Geniessen Sie 2 Übernachtungen im BoutiqueDoppelzimmer inkl. 2 Drei-Gang-Geniessermenüs, eines reichhaltigen Frühstücksbuffets, eines Willkommensdrinks und des Zugangs zum Fitnessund Wellnessbereich. Ebenfalls inklusive: die ganztägige E-Bike-Miete sowie ein Lunchsäckli.

Einzulösen zwischen Sonntag und Donnerstag von Mitte März bis Mitte Oktober.

3. Preis Obwaldner Brunch-Set Seit über 60 Jahren produziert bio-familia aus Sachseln OW biologische Birchermüesli. Sie sind nicht nur gesund, sondern werden dank einheimischer Wasserkraft auch nachhaltig produziert. Wir verlosen ein feines Obwaldner Brunch-Set mit familia-Müesli und Köstlichkeiten von «Guets us Obwalde».

Gesamtwert des Preises: 836 Franken

Gesamtwert des Preises: 75 Franken

Hotel Schloss Hünigen, 3510 Konolfingen, Telefon 031 791 26 11, www.schlosshuenigen.ch

bio-familia, 6072 Sachseln, www.bio-familia.com

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