Meine Energie 3/2020

Das Magazin von CKW 3 /2020

Lernkraftwerk Die Digitalisierung hat den Bildungsstätten ganz neue Dimensionen eröffnet.

Willkommen im Universum der spielerischen Informationsvermittlung.

AUGENBLICK

Prächtiger Arbeitsplatz Das Hotel Chenot Palace Weggis liegt am Ufer des Vierwaldstättersees, eingebettet in die Berglandschaft. Hierhin verlagerte Rene Hofstetter, Projektleiter Gebäudetechnik bei CKW, seinen Arbeitsplatz für anderthalb Jahre.

Während dieser Zeit installierte CKW gemeinsam mit dem EWS sämtliche Elektro-Stark- und -Schwachstrom­ anlagen im neuen Teil des Hotels und sanierte dieselben im alten. Dazu ge­hörten die Brandmeldeanlage, die Videoüberwachung und die gesamte Telefon- und Netzwerkinfrastruktur.

Rene Hofstetter: «Es war ein riesiger Vorteil, dass ich vor Ort war: Die Entscheidungswege waren kurz, ich konnte personelle Ressourcen direkt einteilen und Materiallieferungen koordinieren – und genoss morgens die Stimmung am See.» Erfahren Sie, wie CKW den Auftrag umgesetzt hat: www.ckw.ch/chenot

EDITORIAL

Lernen mit Spass Sowohl Kinder als auch Erwachsene erfassen und verarbeiten Informationen besser, wenn lernen Spass macht, zum Beispiel mit Lernspielen. Die Rede ist von Edutainment – ein Kofferwort, das sich aus den englischen Begriffen Education (Bildung) und Entertainment (Unterhaltung) zusammensetzt.

In unserem Schwerpunkt ab Seite 6 zeigen wir, wie sich Unterhaltung und Bildung kombinieren lassen.

Folgen Sie dem Link auf Seite 9, um zu erfahren, wie unsere Fachexperten im Besucherzentrum «Stromwelt CKW» elektrische Energie fassbar machen und welche Fragen am häufigsten gestellt werden. Zudem lernen Sie in dieser Ausgabe, was uns zu Hause vor Stromschlägen schützt (Seite 11) und wie Sie beim nächsten Small Talk mit Fakten zum Klimawandel auftrumpfen können (Seite 22). In unserer Infografik zeigen wir, wie Kontinente über das Internet miteinander verbunden werden, um die zunehmende Nachfrage nach Daten zu be­ friedigen (ab Seite 12).

Wussten Sie, dass Sie unter www.ckw.ch/stories noch mehr interessante und unterhaltsame Geschichten rund um das Thema Energie, unsere Region und die Menschen dahinter lesen können? Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen bei der Lektüre.

Martin Schwab, CEO

Aus dem Inhalt

Foto Seite 1: Timo Orubolo, Seite 2: Philipp Schmidli

12 Extralange Leitung Unsere Infografik zeigt, wie Webdaten weltweit über Kabel übertragen werden.

14 Herausforderung Energiewende Forscherin Kirsten Westphal erklärt, wieso die Abkehr von fossilen Brennstoffen Konflikte entschärfen kann.

20 Feuriger Herbst Länger werdende Nächte wecken die Sehnsucht nach Wärme und Licht. Dank unseren cleveren Gadgets geniessen Sie reales und virtuelles Feuer.

Impressum 6. Jahrgang, September 2020, erscheint vierteljährlich Herausgeber: CKW, Täschmattstrasse 4, Postfach, 6002 Luzern; Telefon 041 249 51 11, meine-energie@ckw.ch, www.ckw.ch Konzept, Gestaltung und Redaktion: Redact Kommuni­kation AG, 8152 Glattbrugg; redaktion@redact.ch Druck: Swissprinters AG, 4800 Zofingen

neutral Drucksache

01-20-444941 myclimate.org

MEINE ENERGIE 3 / 2020 3

ENERGIE FÜR DIE ZUKUNFT Von Elektroinstallateuren über Automatikerinnen bis zu Kaufmännern: CKW bildet Lernende in 13 verschiedenen Berufen aus. Mit knapp 300 Lernenden ist CKW der grösste privatwirtschaftliche Ausbildungsbetrieb in der Zentralschweiz. Interessierte können sich jetzt für Schnupperlehren und die Lehrstellen 2021 bewerben: www.ckw.ch/lehre

Stromverbrauch von Schweizer Haushalten 7,5 % Waschen und Trocknen

14 % Kochen und Geschirrspülen 21,2 % Raumwärme 8,9 % Kühlen und Gefrieren 6,3 % Beleuchtung 13,2 % Warmwasser

8,6 % Unterhaltung, Information und Kommunikation 13,6% sonstige Elektrogeräte

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Quelle: BFE 2019

6,7 % Klima, Lüftung und Haustechnik

KURZ UND BÜNDIG

SEIT WANN GIBT ES EIGENTLICH … ?

LAUBBLÄSER

DIE ZAHL

12 Kubikkilometer Beton werden jährlich weltweit produziert. Damit könnte man den Vierwaldstättersee jedes Jahr von Neuem auffüllen. Bei der Produktion fallen sieben Prozent des globalen CO2 -Ausstosses an.

Ein Tag im Leben eines Netzelektrikers Netzelektriker klettern nicht nur auf Strommasten, sondern verrichten auch ganz viele Arbeiten am Boden: beispielsweise Glasfaserkabel montieren, Stromkabel in Gebäuden verlegen oder die öffentliche Beleuchtung unterhalten. So auch Kay Bucher, Netzelektriker bei CKW. Sehen Sie im Video, wie einer seiner typischen Arbeitstage aussieht und weshalb seine Arbeit so vielfältig ist: www.ckw.ch/kay-bucher

Von Hauswarten und Unterhaltsmitarbeitenden geschätzt, von Anwohnern und Spaziergängern mit verächtlichen Blicken abgestraft: Laubbläser bewegen sich wohl an der Spitze der umstrittensten Geräte. In den österreichischen Städten Graz und Leibnitz sind sie gar verboten. Auf den Markt brachte das weltweit erste handgehaltene Blasgerät laut eigenen Angaben 1978 das deutsche Unternehmen Echo Motorgeräte.

Mit teilweise über 200 km /h befreien Laubbläser seither Plätze und Stras­s en von Blättern. Für Kleinstlebewesen wie Käfer bedeutet dies meistens den Tod. Aber nicht nur deshalb stehen die Geräte oft in der Kritik: Mit Spitzenwerten von über 100 Dezibel ist die benzinbetriebene Windmaschine ähnlich laut wie starker Verkehr oder eine Kreissäge. Etwas leiser arbeiten solche mit einem Stromakku.

Laubbläser befördern aber nicht nur Blätter auf einen Haufen, sondern wirbeln insbesondere bei trockener Witterung auch Pilze, Sporen und vertrockneten Tierkot auf – diese gelangen über die Atemluft in unsere Lungen.

Manche bezeichnen die Bläser deshalb sogar als Infektionsrisiko. Dennoch: Die Bequemlichkeit siegt. Deshalb geniesst der streitbare Gehilfe trotz mächtigem Gegenwind in vielen Geräteschuppen und Werkhöfen nach wie vor einen Stammplatz.

SCHWERPUNKT

Lernen? Erst mal begreifen!

Nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene profitieren mithilfe von Lernspielen beim Erfassen und Verarbeiten neuer Informationen. Zwei Beispiele aus der Praxis zeigen, wie das funktioniert und ob wir spielend besser lernen.

T E X T I S A B E L L E F R Ü H W I R T F OTO S T I M O O R U B O L O

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eue Fähigkeiten erlernen, Beziehungen aufbauen und sich selbst kennenlernen – für Kinder ist Spielen in der Entwicklung von zentraler Bedeutung. Das gilt auch für die Schule: Lernspiele im Unterricht sorgen seit langem für Abwechslung und dienen der Motivationssteigerung. Das heisst aber nicht, dass jedes Lernspiel auch den gewünschten Lernerfolg bringt. Spielen biete zwar sehr günstige Voraussetzungen für aktives, experimentelles und intrinsisch motiviertes Lernen, schreibt beispielsweise die Erziehungswissenschaftlerin Nina Imlig-Iten in ihrer Doktor­ arbeit «Lernen mit digitalen Lernspielen im Unterricht». Aber je nach Spielart und Spielmerkmalen würden verschiedene Denk- und Motivationsprozesse angeregt sowie emotionale Faktoren genutzt, um den gewünschten Lerneffekt zu fördern (siehe Interview auf Seite 9).

Als zielführende Lernspiele haben sich in der Vergangenheit sogenannte Regelspiele erwiesen. Dazu gehören zum Beispiel Schach, Volleyball oder «Räuber und Gendarm». Diese Spiele funktionieren nach zuvor definierten Regeln und oft in

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einem sozialen Kontext. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass sie die Schülerinnen und Schüler herausfordern und ihre Fantasie anregen. Dadurch erhöhen sich bei den Spielenden beispielsweise das Streben nach Faktenwissen, die Sozialkompetenz und das konzeptionelle Wissen.

Lern-App statt Frontalunterricht Die Digitalisierung hat Lernspielen ganz neue Dimensionen eröffnet: Sie präsentieren sich heute multimedial, responsiv, interaktiv und individuell anpassbar.

Von sogenannten «Serious Games», also ernsthaften Lernspielen, über Game-­ basierte Lernspiele bis zu SmartphoneApps mit spielerischen Elementen – die digitalen Lernangebote sind in den letzten Jahren wie Pilze aus dem Boden geschossen. In dieser Zeit entstand auch «Edu­ games», eine Plattform für digitale Lernspiele in der Erwachsenenbildung, die sich den Trend der Gamification zunutze macht. Ein Team aus Dozenten, Lehrpersonen und Softwareentwicklern hat das Angebot von Edugames entwickelt; eingesetzt wird es beispielsweise an Marketingschulen in Zürich, Bern oder St. Gallen.

Lernen im Museum Nichts anfassen und still Exponate bewundern? Das war gestern. Viele Museen und Ausstellungen setzen immer stärker auf eine spielerische Vermittlung von Informationen. Das Technorama in Winterthur ist eine Vorreiterin in diesem Bereich. Bereits seit 1982 können Besucherinnen und Besucher dort Phänomene aus Natur und Technik an Experimen­ tierstationen hautnah erfahren.

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SCHWERPUNKT

« Wer im Spiel erfolgreich lernt, gewinnt im Wettbewerb.»

Ladina von Allmen, Projektleiterin MoneyFit

Blau plus Gelb gleich Grün – mit farbigen Scheinwerfern erfahren die Kinder am eigenen Leib bzw. Schatten, wie sich aus der Kombination von Primär­ farben verschiedene Sekundär­farben ergeben.

Jeder will gewinnen «Früher kamen die Erwachsenen in die Schule und mussten sich stundenlange Powerpoint-Schlachten anschauen und ihr Wissen aus Büchern mühsam erarbeiten», sagt Sascha Kläy, einer der Initianten von Edugames. «Eine solche Wissensvermittlung entspricht schlicht nicht mehr den Bedürfnissen und Gewohnheiten der Studierenden.» Spiele hingegen würden den Unterricht aufwerten und die Motivation steigern. Kläy nennt ein Beispiel: «Der Dozent eines Nachdiplomstudiums nutzt eine Quiz-App als Live-Game. Kurz vor Unterrichtsschluss testet er damit, wie viel Wissen die Studierenden aus der Vorlesung mitgenommen haben. Im Game geht es darum, durch schnelle und richtige Antworten als Erster ins Ziel zu kommen – beispielsweise auf den Mount

Everest. Dank der Live-Situation sehen sie ihre eigene Leistung und die der Mitstudierenden. Das erhöht die Aufmerksamkeit während der Vorlesung und fördert die Lernmotivation. Denn gewinnen will schliesslich jeder.»

Bei den Studierenden komme die Gamification des Unterrichts gut an.

«Die Generation der Gamer ist sehr offen dafür, aber auch die anderen Studierenden profitieren von einer willkommenen Abwechslung», sagt Kläy.

« Spiele steigern die Motivation der Studierenden.»

Sascha Kläy, Mitinitiant Edugames

Physik in der Praxis: Schiebt man das Prisma herum, sieht man, wie es das Licht aufspaltet und in seine Bestand­ teile, die Spektral­ farben, zerlegt.

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Spielend mit Geld umgehen Gerade auch bei komplexen Themen können Lernspiele bei der Wissensvermittlung helfen. Das gilt beispielsweise für die Bildung von Kindern und Jugendlichen im Bereich Finanzen. So hat PostFinance gemeinsam mit LerNetz, einer unabhängigen Agentur für medienba­ siertes Lernen, das Angebot «MoneyFit» zur Förderung von Finanzkompetenz entwickelt. Dieses ist multimedial und besteht aus drei Elementen: einem gedruckten oder digitalen Lehrmittel, einem Lernspiel und einem Wettbewerb. «Lernen, spielen und gewinnen – all das ist bei MoneyFit miteinander verzahnt. Lernen findet also sowohl im Lehrmittel als auch im Spiel statt», sagt Ladina von Allmen, Projektleiterin von MoneyFit bei PostFinance. Je nach Altersstufe unterscheiden sich die spielerischen Elemente.

So lernen Schülerinnen und Schüler der Mittelstufe, ein eigenes Projekt zu planen.

Auf der Oberstufe durchlaufen die Jugendlichen eine simulierte Künstlerkarriere,

SCHWERPUNKT

« Die Spielelemente müssen dem Lernzweck dienen»

und Lernende der Berufsfachschule beantworten angewandte Finanzfragen im spielerischen Quiz. Wer im Spiel erfolgreich lernt, gewinnt im Wettbewerb, was ein zusätzlicher Motivationsfaktor sei, so Ladina von Allmen.

Die Lehrpersonen können selbst entscheiden, ob sie MoneyFit nutzen wollen, es gehört nicht zu den obligatorischen Lehrmitteln. Seit der Einführung 2015 ist es in rund 6500 Klassen eingesetzt worden.

«Die Resonanz der Lehrpersonen ist sehr positiv», bilanziert Ladina von Allmen.

Das digitale Lernspiel werde stetig weiterentwickelt und den Bedürfnissen in den Klassenzimmern angepasst.

Experimentieren in der Stromwelt CKW Das Besucherzentrum «Stromwelt CKW» macht Strom fassbar – mit Experimenten, Exponaten und vielem mehr. So können Besucherinnen und Besucher beispielsweise mit einer Virtual-Reality-Brille das Windkraftwerk Lutersarni im Entlebuch virtuell begehen. CKW bietet Schulen, Gruppen und Einzelpersonen aus dem Versorgungsgebiet kostenlose Führungen an. Lesen Sie das Interview mit Besucherführer Thomas Matter und erfahren Sie, welche Frage ihm die Besucher am meisten stellen: www.ckw.ch/besucherfuehrer

Liegt die Zukunft des Lernens in der Ver­ bindung von Unterhaltung und Bildung, also beispielsweise in digitalen Lernspielen?

Das Potenzial dieser Spiele ist sicherlich gross.

Dennoch geht aber oft vergessen, dass es viele verschiedene Arten von Lernspielen mit unterschiedlichen Lernzielen gibt – manche werden nur eingesetzt, um die Schülerinnen und Schüler zu motivieren und Abwechslung in den Unterricht zu bringen. Ein gutes digitales Lernspiel sollte aber nicht nur die Motivation erhöhen, sondern beispielsweise auch kognitive, emotionale oder soziale Lernprozesse auslösen. Die Spielelemente müssen eng mit den Lerninhalten verknüpft sein.

Analoge Lernspiele sind seit Jahren aus den Schulzimmern nicht mehr wegzudenken.

Sind ihnen die neuen digitalen Lernspiele überlegen?

Grundsätzlich nicht, nein. Zwar bieten die digitalen Lernspiele mehr Möglichkeiten wie individuelle Schwierigkeitsgrade, automatische Rückmeldungen oder eine bessere und multimediale Darstellung. Wenn die Spielelemente aber zu stark vom eigentlichen Lerninhalt ablenken, mindern sie den Lerneffekt.

Ein digitales Lernspiel zu entwickeln, das die Balance zwischen Wissensvermittlung und Spass hält, ist zeit- und kostenintensiv. Aber nur damit tritt der gewünschte Lerneffekt ein.

Wie sieht ideales Lernen aus?

Wichtig ist, dass man selbstbestimmt sein und aktiv lernen kann. Dazu gehört auch ein gewisser sozialer Austausch. Man sollte sich herausgefordert fühlen, dennoch muss der Stoff auf das aktuelle Vorwissen abgestimmt sein. Das gilt übrigens für Erwachsene wie für Kinder.

Dr. phil. Nina Imlig-Iten (33) ist Dozentin für Medien­ pädagogik und Mediendidaktik an der Pädagogischen Hochschule Schwyz. Ihre Doktorarbeit verfasste die Erziehungswissenschaftlerin zum Thema «Lernen mit digitalen Lernspielen im Unterricht».

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NEUE LADESTATION

Ab der Busleitung das E-Auto laden Die Busse der VBL brauchen Strom, Elektroautos ebenso – könnte man deren Stromversorgung nicht verbinden? Das fragte sich CKW-Mitarbeiter Andelko Suker.

Nun ist die neuartige Ladestation in Betrieb.

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ndelko Suker steht an der Bushalte­ stelle am Bahnhof Luzern und wartet auf den Bus nach Emmen.

Sein Blick schweift bis hinauf zur Oberleitung, und plötzlich fragt er sich: Könnte man diese Leitung nicht auch für die Stromversorgung von E-Auto-Ladestati­ onen nutzen? Für den Betrieb der Busse ist ohnehin eine hohe elektrische Leistung nötig. Damit könnte man doch Elektro­ autos besonders schnell laden. Zudem wären kaum Bauarbeiten nötig, weil die Leitungen ja schon verlegt sind.

Suker arbeitet bei CKW, er leitet dort die Abteilung Energy Trading & Risk

Gelungene Zusammenarbeit: Andreas Zemp von den VBL, Andelko Suker von CKW und Patrick Schätzle von AVIA Schätzle (v. l. n. r.).

Wie weiter mit der E-Mobilität?

Das Bundesamt für Energie begleitet das Pilotprojekt von CKW. Im Interview gibt die Fachspezialistin Karin Söderström Einblick in ihre Arbeit beim BFE und künftige Entwicklungen: www.ckw.ch/bfe

10 MEINE ENERGIE 3 / 2020

Management IT. Elektromobilität ist folglich nicht sein Steckenpferd. «Aber diese Frage liess mich nicht mehr los», erzählt er.

Idee ebenfalls angetan und stellten eine Fläche zur Verfügung.

Unterstützung vom BFE Partner sind begeistert Zunächst tauschte sich Andelko Suker CKW-intern aus. Dann holte er die Verkehrsbetriebe Luzern (VBL) an Bord, die Eigentümerin der Oberleitungen.

Suker: «Sie waren begeistert von der Idee.» Auf der Suche nach einem passenden Standort fuhr das Projektteam das ganze VBL-Netz ab. Am geeignetsten erschien die AVIA-Tankstelle in Kriens. Deren Betreiber waren von der

Schliesslich brauchte man noch eine passende Ladestation. Das Krienser Unter­ nehmen EVTEC fertigte ein Einzelstück an. Dann reichte Suker sein Projekt beim Bundesamt für Energie (BFE) im Pilotund Demonstrationsprogramm ein – erfolgreich. «Es ist schön, dass auch das BFE an unsere Idee glaubt.» Dieses unterstützt und begleitet das Projekt bis September.

Anschliessend wird entschieden, ob sich die Idee in der Praxis bewährt.

ENERGIEWISSEN

Der rettende

Schalter Jede Steckdose hat einen Fehlerstrom-Schutzschalter und schützt die Bewohnerinnen und Bewohner des Haushalts damit vor lebensgefährlichen Stromschlägen. Doch wie funktioniert das genau?

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trom sucht sich immer den kürzesten Weg des geringsten Widerstands in Richtung Erde.

Diese Eigenschaft kann für den Menschen lebensgefährlich werden, wenn er selbst zum «leitenden Material» wird, über das der Strom zur Erde fliesst. Das kann beispielsweise passieren, wenn ein Gerät mit einem Kabel, das einen Riss hat, an einer Steckdose angeschlossen ist. Liegt ein kleines Stück Draht frei, kann darüber Strom in Richtung Erde fliessen. Dann liegt ein sogenannter Fehlerstrom vor.

So funktioniert eine Steckdose Bei der Steckdose bezieht das Gerät im Normalfall den Strom aus dem rechten Steckdosenloch – Aussenleiter oder Phase genannt – und gibt ihn über das linke Loch – den Null- oder Neutralleiter – wieder an die Steckdose ab.

Sofort ausgeschaltet Der FI-Schutzschalter schützt vor einem solchen Fehlerstrom. FI ist die Abkürzung für Fehlerstrom – F steht für Fehler und I für das Formelzeichen von Ampere, der Stromstärke. Der FI-Schutzschalter misst, ob das Elektrogerät stets gleich viel Strom an die Steckdose zurückgibt, wie es zuvor daraus bezogen hat. Denn das Gerät nutzt zwar die Energie des Stroms, aber die Strommenge selbst bleibt immer gleich gross. Ist ein Kabel defekt, wodurch Strom in die Erde oder schlimmstenfalls in den Menschen fliesst, bemerkt der FI-Schutzschalter das sofort und unterbricht den Stromkreis. Und das anders als bei einer normalen Haussicherung nicht erst bei 10 oder 13 Ampere, sondern bereits bei 30 Milliampere. Das zwickt zwar – ist aber nicht lebensgefährlich.

Sehen Sie im Video, wie Thomas Matter, Besucherführer in der Stromwelt CKW, an einem Modell zeigt, wann der FI-Schutzschalter auslöst: www.ckw.ch/fi

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INFOGRAFIK GADGETS

So surft die Welt Ein Netz aus mehr als 400 Datenleitungen durchzieht die sieben Weltmeere.

Aber auch Breitband-Satellitenanschlüsse gibt es immer mehr im Orbit, um die ­steigende Nachfrage nach Daten zu befriedigen.

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Google und Co. bauen mit Internetkonzerne wie Facebook, Amazon und Google lassen eigene Seekabel ­legen. Die neueste Verbindung des Suchmaschinen-Giganten verläuft vom US-Bundesstaat Virginia nach Frankreich.

Schnelle Leitung Das Marea-Kabel zwischen Virginia (USA) und Bilbao (Spanien) ist eines der leistungsstärksten Seekabel der Welt. Es überträgt bis zu 160 Terabyte pro Sekunde und ist im Besitz von Facebook, Microsoft und Telxius.

Saint-Hilairede-Riez

Nordamerika

Bilbao Virginia Beach

Atlantik

Pazifik

Südamerika

Daten speichert man heute in der Cloud, logo. Und die schwebt, wie es sich für eine Wolke gehört, irgendwo über unseren Köpfen.

Schliesslich empfängt ja auch jedes Smartphone die Daten durch die Luft. Leider falsch: 99 Prozent aller Daten nehmen den Weg durch Kabel, die am Meeresboden verlegt sind.

Kabel von Google, Amazon, Microsoft oder Facebook* sonstige Anbieter

Hunger nach Daten Weltweiter InternetDatenverkehr 400 in Exabytes pro Monat

Atlantik

300

200

100

0

20 17 20 18 20 19 20 20 20 21 20 22

Die Datenautobahn durch die Meere

Das steckt im Kabel Ein interkontinentales Datenkabel ist kaum dicker als ein Gartenschlauch und liegt frei auf dem Meeresboden. Nur in Ufernähe ist es stärker ummantelt und streckenweise vergraben. Durch eine Kupferummantelung fliesst elektrischer Strom für die Repeater, die das Signal alle 50 bis 80 Kilo­meter verstärken.

* Ganz oder teilweise; Stand der Karte: Juli 2020. (Der Verlauf der Seekabel ist zum besseren Verständnis etwas vereinfacht.) Die Karte ist überhöht dargestellt.

GADGETS

Gehört die InternetZukunft den Satelliten?

StarlinkSatellit

Die Erde genügt nicht mehr, das ­Space-Geschäft wird gewaltig wachsen, sagen Fachleute voraus. Internet per Satellit könnte die Lösung für unter­ versorgte Gebiete wie Zentralafrika, Sibirien, Patagonien oder die Antarktis sein. Im Dschungel oder in der Wüste Mails checken? US-Raumfahrtunter­ nehmen wie SpaceX von Milliardär Elon Musk wollen schnelles Internet an allen Ecken der Welt anbieten – die Rede ist von über 12 000 Satelliten, die in relativ geringer Höhe die Erde umkreisen. Damit wird künftig Echtzeitbeobachtung der Erde möglich, aller­ dings auch das Kollisionsrisiko im Orbit drastisch erhöht.

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Ultralange Leitung Eines der längs­ten Seekabel der Welt trägt den seltsamen Namen «SEA ME WE 3».

Es verbindet 33 Länder und vier Kontinente und ist rund 39 000 km lang (gelb eingezeichnet).

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Tote Leitung Wie stark wir von Unterwasserkabeln abhängig sind, zeigte ein Seebeben vor Taiwan im Jahr 2006. Es zerstörte 7 Seekabel, sodass ein erheblicher Teil des Datenverkehrs in der Region sowie rund 120 000 Telefonanschlüsse ausfielen.

Asien

Pazifik

Afrika

Indischer Ozean

Wenn ein Tiefseekabel reisst Rund 100 Kabelbrüche müssen Jahr für Jahr repariert werden. Schiffsanker oder Schleppnetze sind notorische Seekabel-Zerstörer. Ein solcher Unterbruch ist zwar ein Schnitt an empfind­ licher Stelle, aber kaum je ein grösseres Problem: Die Daten können fast immer in andere Kabel geleitet werden.

Australien

126 199 Kilometer Glasfaser

Gründe für Ausfälle Fischerei Schiffsanker

38% 25%

Erosion, Erdbeben 14%

Ausfall von Komponenten 6%

andere

17%

Quellen: Telegeography.com, Cisco, SpaceX, SRF, NZZ am Sonntag, Tangram Heightmapper

Glasfaser gilt als das schnellste Übertragungsmedium für Daten – es ist bis zu einer Million Mal schneller als das herkömmliche Kupferkabel.

CKW versorgt über 1300 Kunden über ihr Glas­fasernetz. Dafür hat sie insgesamt 126 199 km Glasfaser verbaut. Übrigens: Eine einzelne Glasfaser ist 9 µm dick, die Dicke eines menschlichen Haars beträgt 50 bis 70 µm.

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ENERGIEGESPRÄCH

Dr. Kirsten ­Westphal leitet das Projekt «Geopolitik der Energiewende» an der Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin.

Zu ihren Forschungsschwer­ punkten zählen die Internationale Energie-Governance sowie Fragen der globalen Energieentwicklung.

Die Fotoaufnahmen für diesen Beitrag entstanden in der historischen Eventlocation «Humboldt Carré» in Berlin.

14 MEINE ENERGIE 3 / 2020

ENERGIEGESPRÄCH

« Grüne Weltrevolution?

So denken wir Europäer» Die Geopolitik der Energiewende ist ein zweischneidiges Schwert. Während die Abkehr von den fossilen Brennstoffen manche Konflikte entschärft, lässt sie auch neue Probleme entstehen, sagt Kirsten Westphal, Forscherin an der Berliner Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP).

I N T E R V I E W A N D R E A S T U R N E R F OTO S M A R I O N S C H U LT

Frau Westphal, was fasziniert Sie an Energie und Politik?

Es ist mir ein Anliegen, den treibenden Kräften auf dieser Welt mit wissenschaftlicher Arbeit auf die Spur zu kommen. Politik setzt die Regeln für den zwischenmenschlichen Umgang. In den internationalen zwischenstaatlichen Beziehungen spielen die faktischen Machtverhältnisse eine grosse Rolle. Und wie diese Machtansprüche strukturiert sind, zeigt sich nirgends so deutlich wie in den Energiefragen.

Das fossile Energiesystem hat die globalen Machtverhältnisse stark geprägt. Wie ändern sich diese, wenn eine grüne Weltrevolution die Energieagenda bestimmt?

Eine grüne Weltrevolution – was macht Sie da so sicher? Der klimagetriebene Blick auf die Energiewelt entspringt nach meinem Erkenntnisstand einer typisch europäischen Denkweise. Weltweit vollzieht sich die Energietransformation also auf sehr unterschiedliche Weise.

Andernorts stehen Versorgungssicherheit und der Zugang zu Strom, der

Abbau der Energiearmut und günstige Energie im Mittelpunkt. Und sie hat auch längst nicht überall den gleichen politischen und gesellschaftlichen Stellenwert.

Woran machen Sie dies fest?

Nehmen Sie nur die Coronakrise, die uns deutlich vor Augen führt, wie an vielen Orten der Welt sehr rasch ganz andere Fragen in den Mittelpunkt gerückt sind: nämlich jene nach den Arbeitsplätzen, nach materieller Existenz­ sicherung oder auch nach Versorgung mit Gütern des täglichen Lebens. Aber natürlich bleibt der Umbau der Energielandschaft zentral. Positiv für Europa zu werten ist das Klimaschutzpaket der EU. Dieser «Green Deal» bringt ganz gezielt Klima- und Energiepolitik, aber auch Industrie und Technologie zusammen.

Welches sind die Gewinner und Verlierer der Energiewende?

Zu den Gewinnern werden all jene Länder gehören, die heute noch vom Import der fossilen Energieträger Erdöl und Erdgas abhängig sind. Verlierer werden jene MEINE ENERGIE 3 / 2020 15

ENERGIEGESPRÄCH

Länder sein, die vom Erdölexport leben.

Den Erdgasproduzenten bleibt noch etwas mehr Zeit, in der sie ihre Einnahmen auf sicher haben. Denn Erdgas gilt all­gemein als Brückenenergieträger während der Energiewende.

Wie machen sich die erdölexportierenden Länder der Golfregion fit fürs postfossile Zeitalter?

Sie versuchen noch, das Maximale aus ihren Bodenschätzen zu holen, aber auch zu diversifizieren. Die Golfstaaten sind aber nicht nur reich an fossilen, sondern auch an erneuerbaren Energien.

Sonnen- und Windenergie lassen sich quasi zum Nulltarif ernten. Die Petrostaaten könnten ihre Ölexporte etwa auch durch Wasserstoff ersetzen, der durch Elektrolyse mit Solarstrom pro­ duziert wird. Mit der «Vision 2030» plant zum Beispiel Saudi-Arabien genau dies – ebenso wie die klimaneutrale Versorgung der eigenen Bevölkerung.

Erfolgt die Energiewende zu langsam, droht der Klimakollaps. Kann es umgekehrt auch gefährlich sein, den Wandel zu forcieren?

Absolut, weil wir ja den globalen Konsens brauchen, um den Klimawandel zu bremsen. Weil die Abkehr von fossilen Brennstoffen jene Länder destabili­ sieren kann, die heute davon leben. Für Saudi-Arabien, aber etwa auch für Europas Nachbar Russland ist das Recht auf Nutzung fossiler Ressourcen Teil der Staatssatzung. Eine wichtige Aufgabe der Staatengemeinschaft wird es sein, diese Verlierer der Energietransformation mit ihren Problemen nicht allein zu lassen. Andernfalls könnten sie das Pariser Abkommen blockieren, das sie mitunterzeichnet haben.

Täuscht der Eindruck, dass es Kräfte gibt, welche die Energiewende ausbremsen wollen?

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«Eine wichtige Aufgabe der Staatengemein­ schaft wird es sein, die Verlierer der Energietransformation mit ihren Problemen nicht allein zu lassen.»

Nein, natürlich gibt es Beharrungskräfte, und es schmerzt immer, sich von einem Geschäftsmodell zu verabschieden, das lange funktioniert hat. Doch bei den westlichen Ölmultis zeichnet sich ein Umdenken bereits deutlich ab. Denn diese Konzerne bringen wichtiges Knowhow mit, etwa beim Umgang mit Gasen oder bei der Beimischung von E-Fuels.

Die Multis könnten zu wichtigen Partnern der Energietransformation werden, indem sie Windfarmen mit Offshore-Platt­ formen ergänzen. Darauf lassen sich Elektrolyseure betreiben, um Wasserstoff im grossen Stil herzustellen.

Was sind weitere Faktoren, die den Energiewandel ins Stocken bringen?

Man muss begreifen, dass die erste Phase der Energietransformation noch vergleichsweise einfach war – verglichen mit dem, was nun kommt. Gute Standorte für erneuerbare Energieproduktion sind vielerorts bereits genutzt. Auch die

politischen und ökonomischen Rahmenbedingungen müssen angepasst werden, wie das Preissystem oder die Besteuerung von Energieträgern.

Das geht erstens nur in kleinen Schritten und zweitens wirklich ans Eingemachte. Denn die tech­nologischen Herausforderungen werden immer kom­ plexer, je mehr erneuerbare Energien in die Versorgungsnetze eingespeist werden müssen.

Wenn die Energiezukunft auf einer Ökostrom- und Wasserstoffwirtschaft basiert, werden dann die globalen Machtverhältnisse umgekrempelt?

Aller Voraussicht nach wird dann die Stunde der «Prosumer Countries» oder «Prosumer Regions» schlagen, in denen die Menschen, die bisher nur zahlende Konsumenten waren, zunehmend aktive Selbstversorger werden. In solchen Konstellationen exklusive Marktmacht oder Monopole aufzubauen, dürfte eher schwierig werden. Die «Balance of Power» wird also auf wesentlich mehr Köpfe und Organisationen verteilt.

Rohstoffe braucht es auch für grüne Technologien. Geht es nach dem Überwinden der fossilen Ära nicht einfach mit Konflikten um neue Streitobjekte weiter?

Es wird künftig wohl vor allem darauf ankommen, wer in den neuen Energie­ anwendungsbereichen die Technologie­ führerschaft innehat und wer die Liefer­ ketten kontrolliert. Es geht ja nicht nur um die Rohstoffe selbst, sondern vermehrt auch um die verschiedenen Verarbeitungs- und Veredelungsstufen.

Gut möglich, dass sich Konflikte so von den internationalen Bühnen mehr ins Regionale verlagern. Das ändert jedoch nichts an der menschenrechtlichen und ökologischen Verantwortung jedes einzelnen Staates im Zukunftsmarkt Energie.

REPORTAGE

Drohne sucht Bambi Bei der Grasernte in der Schweiz werden jedes Jahr mehrere tausend Rehkitze von ­ Mähmaschinen erfasst und getötet. Der Verein Rehkitzrettung Schweiz kämpft dagegen an – mit Drohnen und Wärme­bildkameras.

Eine Rasterfahndung bei Rafz ZH. T E X T L U K VO N B E R G E N F OTO S K I L I A N J . K E S S L E R / V E R E I N R E H K I T Z R E T T U N G S C H W E I Z

M

orgens um halb fünf an einem Feldrand in Rafz: Drohnenpilot Jon Cantieni hebt eine grosse Kiste aus seinem Van. Darin befindet sich ein Multikopter, der vollausgerüstet etwa gleich teuer ist wie das Fahrzeug, in dem er soeben transportiert wurde. «Das ist eine Matrice 210 mit Zoom- und Wärmebildkamera. Die fliegt sogar bei Regen und Schneefall.» Der Wahlzürcher mit Bündner Wurzeln erledigt mit dem Hightech-­Gerät einen Job, der kaum mit Geld aufzuwiegen ist: Er ortet damit Rehkitze auf Wiesen und rettet sie vor dem grausamen Mähtod. Ehrenamtlich ist seine Arbeit obendrein. Cantieni ist

Vorstandsmitglied und Ausbildungschef des Vereins Rehkitzrettung Schweiz, ein herausforderndes Engagement. «Im April und im Juni stehe ich alle zwei Tage um 3 Uhr früh auf, was auf Dauer in die Knochen geht.» Begleitet wird er an diesem Morgen von Robert Kehl, dem stellvertretenden Obmann des Jagdreviers Rafz.

Instinkt als Todesfalle Jedes Jahr sterben in der Schweiz tausende Rehkitze durch die Mähmaschinen der Bauern. Genaue Zahlen sind schwer zu eruieren, die Dunkelziffer ist hoch. «Die Rehgeissen setzen (gebären) ihre Jungen in waldnahe Felder», sagt Jäger Kehl.

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REPORTAGE

Abheben zum Erkundungsflug: Jon Cantieni steuert die RehkitzrettungDrohne, scharf beob­ achtet von Revierjäger Robert Kehl.

« A uf dem Display zeigt die Wärmebildkamera Stellen an, die wärmer sind als fünfzehn Grad – was auf Rehkitze deutet.»

Jon Cantieni, Drohnenpilot und Ausbildungschef «Rehkitzrettung Schweiz»

«Da die Rehkitze praktisch keinen Eigengeruch abgeben, sind sie dort vor natürlichen Feinden bestens geschützt.» Allerdings nicht vor den Landmaschinen, im Gegenteil: «In den ersten Lebenswochen sind die Rehkitze oft alleine. Bei Gefahr folgen sie dem sogenannten Drückinstinkt. Sie verstecken sich im hohen Gras und bleiben regungslos liegen, selbst wenn der Mäher näher kommt.» Ein natur­ gegebenes, aber fatales Verhalten. Dank der Rehkitzrettung haben Bauern die Möglichkeit, ihre Felder vor dem Mähen nach Rehkitzen absuchen zu lassen. Ein Angebot, das immer stärker nachgefragt wird. Wohl auch, weil es für die Bittsteller nach wie vor kostenlos ist.

Der Sieben-Kilo-Koloss hebt ab «Achtung, Start!», ruft Jon Cantieni. Sein Multikopter surrt in den allmählich dämmernden Morgenhimmel und erreicht rasch eine Höhe von rund hundert Metern.

Drei Minuten dauert es, um eine Hektare Wiese nach Rehkitzen abzusuchen. «Auf dem Display zeigt die Wärmebildkamera jene Stellen an, die wärmer sind als fünfzehn Grad», erklärt der Pilot. «Wir müssen früh unterwegs sein, denn nach Sonnenaufgang erwärmt sich die Umgebung, und du erkennst die Tiere nicht mehr.»

Und siehe da, ein weisser Punkt auf dem Bildschirm. Ein Reh? Cantieni und Kehl machen sich auf zur Fundstelle und sehen gerade noch, wie das Tier davonspringt.

«Bleibt das Junge liegen, packe ich es in Gras ein und bringe es an den Waldrand in Sicherheit», sagt Kehl. «Das Kitz darf dabei nicht mit Fremdgerüchen in Kontakt kommen, sonst wird es von der Mutter verstossen.» Während des Mähens bleibt das Tier unter einer Holzharasse, danach wird es freigelassen.

Keine Kitze, grünes Licht Jon Cantieni war in den letzten drei Jahren bei rund hundert Rehkitzrettungen dabei.

Obschon er und Kehl an diesem Morgen noch drei weitere Felder absuchen – zu retten gibt es heute nichts. Warum? «Da es in den letzten Wochen viel geregnet hat, konnten die Bauern nicht mähen», sagt

Drohnen für die Stromversorgungssicherheit

Wer ein Rehkitz rettet, muss es in Gras einpacken: So kommt es nicht direkt mit Menschen in Berührung und wird von der Mutter wieder angenommen.

18 MEINE ENERGIE 3 / 2020

Auch CKW setzt Drohnen ein – aber für einen ganz anderen Zweck: Mithilfe von Drohnenbildern sieht das Mastbauteam von CKW vor Ort, ob und wo genau die Strommasten beschädigt sind. Und das, bevor ein Mitarbeiter hochsteigen muss. Erfahren Sie in der Reportage auf CKWStories, wie genau ein solcher Einsatz abläuft: www.ckw.ch/drohne

Robert Kehl ist stellvertretender Obmann des Jagdreviers Rafz.

« Ob Bauern, Jäger oder Rehkitze: Alle profitieren»

Cantieni. «Die Rehgeissen haben ihre Jungen in der Zwischenzeit wohl bereits aus den Feldern geholt.» Jäger Kehls Aufgabe ist es nun noch, den Bauern grünes Licht für die Grasernte zu geben. «Sie müssen dabei trotzdem vorsichtig sein. Wird nicht zeitnah gemäht, könnte ein Rehkitz durchaus an den Fundort zurückkehren.»

Drohnen­pilot Jon Cantieni hat seinen nächsten Flugeinsatz bereits am nächsten Morgen. Bevor seine Drohne wieder abhebt, steht aber noch seine hauptberufliche Arbeit als Projektleiter in einer Generalunternehmung an. «Die Doppelbelastung ist hin und wieder schon anstrengend. Aber aus Freude an der Natur und der Technik nehme ich das gerne in Kauf.»

Der Verein Rehkitzrettung Schweiz Der gemeinnützige Verein wurde 2017 im Emmental gegründet. Er zählt rund 400 Mitglieder, wovon 120 einsatzfähige Drohnenpilotinnen und -piloten sind. Ziel ist es, im April und Juni per Drohneneinsätze mit Wärmebildkameras möglichst viele Rehkitze vor dem Mähtod zu retten. Die Dienstleistung ist für Landwirte und Jäger derzeit kostenlos.

Der Verein finanziert sich über Sponsoren sowie Mitglieder- und Gönnerbeiträge, wobei neue Finanzierungsmöglichkeiten gesucht werden. Rehkitzrettung Schweiz bildet laufend neue Drohnenprofis aus und hat seit der Gründung bereits mehrere tausend Jungtiere vor den Mähmaschinen gerettet. www.rehkitzrettung.ch

Herr Kehl, wer trägt die Verantwor­ tung für die Rehkitze in den Wiesen?

Der Bauer muss sicherstellen, dass er beim Mähen keine Wildtiere verletzt.

Er kann dazu den zuständigen Jäger beiziehen, der ihm am Tag vor dem Mähen beim Verblenden des Feldes hilft.

Dabei stecken wir mit Alufolie bestückte Weidezaunpfähle ins Gras. Das Material bewegt sich oder raschelt im Wind, sodass die Rehgeissen ihre Jungen in Sicherheit bringen. Das herkömmliche Verblenden ist ziemlich aufwendig, daher ist die Rehkitzrettung mittels Drohne und Wärmebildkamera für uns eine grosse Entlastung. Zudem werden so erfahrungsgemäss mehr Tiere gerettet.

Was, wenn trotzdem ein Rehkitz in den Mäher kommt?

Das ist tragisch, ich habe es in den vergangenen Jahren bereits einige Male erlebt. Die Tiere leiden oft fürchterlich, bis der Jäger eintrifft und sie erlöst. Denn der Bauer darf ein angefahrenes Kitz nicht selber töten. Deshalb ist es wichtig, dass man die Felder sauber absucht und die Jungen rettet, was wiederum wahnsinnig schöne Momente sind.

Wie findet eine Rehgeiss ihr Kitz wieder, wenn es der Jäger am Waldrand abgelegt hat?

Das ist kein Problem. Die Tiere rufen einander mit Fieplauten zu, erkennen sich und ziehen dann gemeinsam weiter.

Aber ich möchte an dieser Stelle noch etwas anderes sagen: Ich hoffe, dass die Finanzierung der Rehkitzrettung künftig besser geregelt ist. Die Drohnenpiloten leisten hervorragende Arbeit, die un­ bedingt fair entlöhnt werden sollte.

MEINE ENERGIE 3 / 2020 19

GADGETS

FEUERABEND Feuer-Korb Dieser Würfel ist anders als alle anderen: Die kubische Form und das minimalistische Design bilden einen schönen Gegensatz zum lodernden Feuer. Und mit einem passenden Rost wird sogar ein Grill daraus.

Die eigentliche Feuerschale ist wie eine Schaukel im Inneren des Korbs befestigt und bleibt stets im Lot – so können Sie den geschlossenen Teil des Würfels einfach nach oben drehen, um das Feuer zu ersticken. Dann dient der Würfel auch als Hocker oder Beistelltisch. Gibt’s für ca.

300 Franken bei ­connox.ch.

Fackel-Rohr Diese eindrucksvolle Flamme im Glaszylinder spendet auch bei windigem Wetter warmes Licht. Sobald Sie eine Dose Bioethanol im Edelstahlfuss ent­zünden, strömt Zugluft zur Flamme und sorgt für den gewünschten Kamineffekt. So brennt der Feuerwirbel 90 Minuten lang. Gibt es bei ­praktikus.ch für ca. 170 Franken.

Leucht-Schirm Tagsüber spendet dieser Schirm Schatten, abends Licht: An den Querstreben des Ampelschirms sind LEDs angebracht, die niemanden im Dunkeln sitzen lassen. Bei Sonnenschein tankt der Schirm über ein Solarpanel die dafür nötige Energie. Wenn Sie die abendliche Wärme etwas länger geniessen möchten, knipsen Sie einfach die kleinen Lichter an. Gesehen bei jysk.ch für ca. 120 Franken.

20 MEINE ENERGIE 3 / 2020

GADGETS

Wenn die Nächte länger werden, wächst die Sehnsucht nach Wärme und Licht. Geniessen Sie das Spiel mit dem Feuer – real und virtuell.

R EC H E R C H E TA M A R A T I E F E N A U E R , A N D R E A S T U R N E R

Flammen-Ofen

Flacker-Beats

Sollte es etwas Männlicheres geben als Bockbier oder volles Brusthaar, dann ist es vermutlich eine Feuerstelle in Verbindung mit einem Bratrost – auch Grill genannt. Eine besonders hochentwickelte Variante davon nennt sich «Surprise» und wird als «Outdoor Lounge Kamin» vermarktet. Auf seinem Ring – bestehend aus sechs herausnehmbaren Keramikglas-Elementen – lässt sich allerlei Leckeres braten. Yummi! Vom Schweizer Qualitätshersteller Rüegg Cheminée, Preise auf Anfrage.­ ruegg-cheminee.com.

Musikbox, LED-Lampe, Partybeleuchtung: Dieser Bluetooth-Lautsprecher ist alles in einem. Er spendet Licht in Feueroptik und hat einen Slot für eine MicroSD-Karte. So hören Sie Musik auch ganz ohne digitale Endgeräte. Die musikalische Flammenlampe gibt es für etwa 39 Franken bei a ­ pfelkiste.ch.

MEINE ENERGIE 3 / 2020 21

WISSEN

Klimawandel?

Ihr Smalltalk-Guide

Religion und Politik als Party-Gesprächsthema? Bloss nicht. Also übers Wetter reden? Gar übers Klima? Vorsichtshalber geben wir Ihnen hier ein paar wasserdichte Argumente mit auf den Weg. TEX T ANDREAS TURNER

Mit der richtigen Technik bekommen wir das Klima in den Griff.

Für den Klimaschutz ist es schon zu spät.

Eine Frage der Perspektive, aber Nichtstun ist sicher die dümmste aller Optionen.

Klar, Dauermeldungen über das schmelzende Grönland und «Eisbären auf dem Trockenen» können zu Abstumpfung führen. Doch wie wär’s mit Schadens­ begrenzung statt Resignation? Je rascher und entschlossener die Menschheit ihren CO2-Ausstoss minimiert, desto besser.

Tatsächlich ist die technologische Entwicklung unsere grösste Klimahoffnung. Trotzdem werden wir durch Eindämmung und Anpassung nicht alle Negativfolgen abfedern können, dafür sind bereits zu starke Veränderungen erfolgt. Merken Sie sich: Der Mensch wird die Natur nie völlig beherrschen.

Die Coronakrise hat die CO2-Emissionen massiv gesenkt.

Stimmt, aber der Klimaschutz profitiert trotzdem nicht. Denn um den Klimawandel wirksam zu bekämpfen, braucht es einen nachhaltigen Umbau der Wirtschaft, nicht ihre temporäre Stilllegung. Vor-Corona-Werte sind leider ruck, zuck wieder erreicht.

Machen 0,3 oder 0,4‰ CO2-Anteil in der Luft wirklich einen so grossen Unterschied?

Ja! Auch wenn CO2 nur einen verschwindend kleinen Bestandteil der Erd­ atmosphäre ausmacht. Etwas weniger als 0,3 Promille (‰) waren es vor 200 Jahren, mittlerweile bewegen wir uns um den Wert 0,4 ‰ und darüber.

Ein vermeintlich winziger Unterschied genügt also, um einen globalen Temperaturanstieg von 1 Grad Celsius und mehr zu bewirken.

Quellen: Helvetas.org; Universität Zürich, Sciencemag.org (AAAS); Peter Hupfer, Humboldt Universität Berlin; Bundesamt für Umwelt (BAFU); Weltklimarat IPCC.

22 MEINE ENERGIE 3 / 2020

Klimaschwan­kungen gab es immer schon.

Ja, und zwar drastische: ein über Millionen Jahre stabiles Warm­ klima etwa – ohne Vereisung der Pole. Andererseits füllte vor rund 25 000 Jahren ein geschlossenes, bis zu 2000 Meter dickes Eisstromnetz die Alpentäler. Die aktuelle globale Erwärmung ist insofern eine gigantische Gefahr, als sogenannte Kipppunkte – etwa das Abschmelzen der Arktis – über Rückkoppelungen im Erdsystem zu klimatischen Extrem­ ereignissen führen können.

RÄTSEL

Finden Sie das Lösungswort?

Einfach mitmachen Schreiben Sie uns eine E-Mail an wettbewerb@redact.ch und gewinnen Sie mit etwas Glück einen der unten­ stehenden Preise. Nennen Sie uns im Betreff bitte direkt das Lösungswort.

Im Textfeld teilen Sie uns Ihren Vorund Nachnamen sowie Ihre Telefonnummer mit. Einsendeschluss ist der 30. Oktober 2020.

Alternativ können Sie uns auch eine Postkarte schicken an: Redact Kommunikation AG, Europa-Strasse 17, 8152 Glattbrugg.

Wir wünschen Ihnen viel Spass beim Rätseln!

Teilnahmebedingungen: Über diesen Wett­bewerb führen wir keine Korrespondenz. Die Barauszahlung der Preise ist nicht möglich. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Das Lösungswort der letzten Ausgabe war «Diversität».

1 . Preis

2. Preis Kulinarische Schnitzeljagd Entdecken Sie mit FoodTrail Neues und Überraschendes – verpackt in einer genussvollen Schnitzeljagd für 6 Personen. Ein Abenteuer der Sinne mit spannenden Rätseln und kulinarischen Köstlichkeiten erwartet Sie. Die Schnitzeljagd können Sie in einem Naturpark oder in einer Stadt Ihrer Wahl durchführen.

FoodTrail GmbH, Bahnhofstrasse 6 9000 St. Gallen, foodtrail.ch Gesamtwert des Preises: 294 Franken

3. Preis

Unvergesslicher Aufenthalt Geniessen Sie eine luxuriöse Übernachtung in der Junior Suite für 2 Personen – inklusive eines reich­ haltigen Frühstücks und einer traumhaften Aussicht auf den Vierwaldstättersee. Zudem erwartet Sie bei der Ankunft ein Champagner-Apéro.

Montana Art Deco Hotel Luzern Adligenswilerstrasse 22, 6006 Luzern info@hotel-montana.ch, hotel-montana.ch Gesamtwert des Preises: 760 Franken

Entspannen mit hochwertiger Bündner Arve Verwandeln Sie Ihr Zuhause in eine Wohlfühloase mit dem harmonisierenden und vitalisierenden Duft der Arve. Der Raumduft und das Wohlfühlbad sorgen für wohlige Entspannung. Die Inhaltsstoffe der Produkte stammen zu 100 % aus den Bündner Bergen und aus nachhaltigem Forstbetrieb.

Geiser Fringel, Martina Geiser, Gempenstrasse 64, 4053 Basel, fringel.ch Gesamtwert des Preises: 108 Franken

MEINE ENERGIE 3 / 2020 23

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