MAGAZIN HANDWERK DÜSSELDORF 1-2019

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handwerk | Aktuelles

Umweltspuren in Düsseldorf Dieselfahrverbot oder Verkehrsbehinderungen? Um ein Dieselfahrverbot durch ein Urteil des Verwaltungsgerichts zu vermeiden, hatte die Stadt Düsseldorf im Rahmen eines einjährigen Testbetriebs Umweltspuren beschlossen. Zunächst sollten auf der Merowingerstraße (stadteinwärts) zwischen Südring und Bilker Bahnhof und der Prinz-Georg-Straße (in beide Richtungen) zwischen Moltke- und Bagelstraße diese Spuren markiert werden. Beide Straßen gehören zu den zentralen innerstädtischen Magistralen mit einem Verkehrsaufkommen von 25.000 bzw. 22.000 Kfz/Tag. Durch die Einrichtung der Umweltspur entfällt jeweils eine der bisher für Autos freigegebenen Fahrspuren. Auf den Umweltspuren dürfen nur Busse, Radfahrer, E-Autos (mit E-Kennzeichen) und Taxis fahren. Sowohl Beginn als auch Ende der Umweltspur wird entsprechend beschildert. Darüber hinaus sollen weiße Beschriftungen (BUS) und Piktogramme auf der Spur zeigen, wer hier fahren darf. Im April sollten die Arbeiten an der Einrichtung der Umweltspuren abgeschlossen sein. Ab dann ist sofort die neue Regelung in Kraft. Die neue Verkehrsführung wird den Einpendlern auf den jeweils zuführenden Straßen auch über Out-of-home-Screens bekanntgegeben. Die Polizei wird die Einhaltung der neuen Regelung im Rahmen ihrer Möglichkeiten kontrollieren. Ein verbotswidriges Befahren der Umweltspur kostet zwischen 15 und 35 Euro. Handwerk setzt auf Verkehrsverflüssigung und einen attraktiveren ÖPNV Das Düsseldorfer Handwerk hatte sich deutlich gegen eine Verengung von Pendlerachsen wie jetzt für die Merowingerstraße und die PrinzGeorg-Straße ausgesprochen. „Die mit der Einrichtung einer Umweltspur einhergehende Streichung der zweiten Fahrspur ist ein öko-

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logischer Unfug ersten Ranges“, kommentierten Kreishandwerksmeister Thomas Dopheide und Kammerpräsident Andreas Ehlert in einer gemeinsamen Stellungnahme von Kreishandwerkerschaft und Handwerkskammer die konkreten Umsetzungspläne der Stadt. Die Umweltspuren führen zwingend zu mehr statt zu weniger Stau: Denn der Stillstand zur Rushhour würde lediglich an die Verengungsstelle vor Beginn der Umweltspur verlagert, das Emissionsaufkommen dadurch nur zeitlich gestreckt und insgesamt sogar erhöht, prognostizierten die Spitzenrepräsentanten des Handwerks. „Die Umweltspur mag bessere Messergebnisse an der Messstelle erwirken, aber keine bessere Luft in der Stadt. Bereits jetzt steht der Düsseldorfer im Durchschnitt rund 100 Stunden pro Jahr im Stau. Und das kann nicht weniger werden, wenn wir auf Pendlermagistralen von zwei auf eine Fahrspur kommen“, so Dopheide und Ehlert, die im Übrigen darauf verwiesen, dass Handwerkerfahrzeuge in ihrer Zeitplanung nicht autonom, sondern von Kundenwünschen abhängig sind und termingerecht von A nach B gelangen müssen. Das Handwerk äußerte ferner Sicherheitsbedenken, wenn Busse, Taxis und Fahrräder sich künftig eine Spur teilen sollen. Die Handwerksorganisationen mahnen als wirksamere Alternative an, Störquellen (z.B. Falschparken) zu beseitigen, intelligente Vorrangschaltungen für Busse und Bahnen vorzusehen und P&R-Stationen einzurichten. Insbesondere der ÖPNV müsse durch größere Kapazitäten, kürzere Taktung, bessere Tarifstrukturen, mehr Sicherheit und Sauberkeit, und räumliche und digitale Vernetzung mit Sharing-Angeboten attraktiver werden. „Und dann werden die Menschen ihn nach allen Erfahrungen aus moderner aufgestellten Verkehrsräumen auch stärker nutzen!“, erklärten Dopheide und Ehlert.


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