Brixner 377 - Juni 2021

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Verborgene Schätze Mit „Rex – Materialien und Dinge“ gibt es seit Ende April ein Projekt in Brixen, das Müll vermeiden und nachhaltiges Konsumverhalten fördern will. Ein Besuch.

Riesige Auswahl. Die Idee ent-

stand bereits vor einigen Jahren beim Repair Café der oew, das normalerweise jeden zweiten Donnerstag im Monat in der Kolping-Mensa stattfindet. Gemeinsam mit Markus Frei, Verena Gschnell und Josef Untermarzoner feilte man an einem Konzept, das es Menschen ermöglichen sollte, Gegenstände abzugeben – und anderen, sie wieder mitzunehmen. „2019 haben wir verschiedene ‚centri di riuso‘ in Norditalien besucht, um Ideen zu sammeln und auch die rechtlichen und administrativen Anforderungen

Lampen bis hin zu Sportgeräten. Betritt man die Räumlichkeiten, hat man deshalb zunächst das Gefühl, in einem übergroßen Abstellraum gelandet zu sein. In einem zweiten Moment offenbart sich das Konzept des Organisationsteams: „Wir versuchen, Gegenstände nach Räumlichkeiten zu ordnen; in einer Ecke befindet sich das ‚Wohnzimmer‘, weiter hinten Geschirr und andere Küchengeräte, und so weiter“, sagt Julia Vontavon. Finanziert wird das Projekt vom Haus der Solidarität, das die Trägerschaft übernahm. Zudem

dafür eigens die Betriebsordnung für den Recyclinghof geändert.

Kleiner Beitrag mit großer Wirkung. Wie wichtig ein nachhalti-

ges Konsumverhalten ist, belegen die Zahlen, denn ein Großteil unseres ökologischen Fußabdrucks hängt damit zusammen, was wir wo und wie einkaufen: Die Südtiroler Agentur für Energie „KlimaHaus“ schätzt den durchschnittlichen CO2 - Ausstoß der Südtiroler Bevölkerung bei 7,37 Tonnen pro Jahr. Der größte Teil – nämlich 42 Prozent oder 3,13 Tonnen – rührt dabei von unserem Fotos: Oskar Zingerle

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chwarz, Blau, Orange, Rot. Das Logo von „REX – Materialien und Dinge“ ist sehr stilisiert gehalten, sodass einem die Farben direkt ins Auge fallen – an der Mauer der ehemaligen Schenoni-Kaserne sowie an der Wand und am Eingang der Turnhalle, die zumindest für einige Monate das Zuhause der Initiative geworden ist. „Manche Menschen verirren sich allein wegen des Anstrichs hierher“, erzählt Julia Vontavon, die das Projekt vor Ort betreut. Im Fokus von „Rex“ soll vor allem der Gedanke stehen, bestehende Dinge wiederzuverwerten und langlebiger zu machen. Das große Ziel vor Augen: nachhaltiges Konsumieren, Lieferketten kürzen, Müll vermeiden – undJulidamit das Klima schützen. Inserat

AKTION 12. – 17.7.2021

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GRATI

1 AFTERSUN BEIM KAUF VON 2 SONNENSCHUTZCREMEN

Große Auswahl: Das „Rex“ sammelt Gegenstände, die in Privathaushalten oder Unternehmen nicht mehr benötigt werden

Informieren Sie sich auf und auf unserer Internetseite

www.thalerdesign.com

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BRIXEN

Brixen / T 0472 201714 www.apoamrosslauf.it

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zu verstehen“, so Vontavon. Als Räumlichkeiten wurde bald die Schenoni-Kaserne ins Auge gefasst; es sollte allerdings bis Ende 2020 dauern, bevor eine endgültige Zusage kam. Vorerst bis Ende November dürfen die alte Turnhalle und die anschließende Kaserne nun kostenlos genutzt werden. In Betrieb ist „Rex“ seit Ende April, und es haben sich schon so einige Gegenstände angesammelt. Angenommen wird dabei fast alles, denn wer weiß schon, welche verborgenen Schätze sich hinter so manchem Gegenstand befinden? So findet man im „Rex“ eine riesige Auswahl – von Möbeln über

gibt es eine Unterstützung der Gemeinde Brixen: Der Stadtrat stellt die Halle bis November kostenlos zur Verfügung. Peter Natter, Stadtrat für Umwelt, begrüßt das Projekt: „Das Rex ist eine spannende Initiative zur Verlängerung der Lebenszyklen von Produkten und zur Müllvermeidung, die wir gerne unterstützen. Der beste Müll ist nämlich nach wie vor kein Müll.“ Auch mit den Stadtwerken gibt es seit kurzem eine Einigung: So soll im Recyclinghof ein festgelegter Platz für Gegenstände entstehen, die vom „Rex“ abgeholt und wiederverwendet werden können, anstatt im Müll zu landen – der Gemeinderat hat

persönlichen Konsumverhalten, also dem Kauf von Bekleidung, Schuhen, Möbeln, Haushalts- und elektronischen Geräten inklusive der Lieferkette von Produktion und Transport. Das Potential, durch bewussteres lokales Einkaufen und den Verzicht auf ständig neue Gegenstände Emissionen einzusparen und den Planeten damit zu entlasten, ist also insbesondere in diesem Bereich enorm. Zum Vergleich: Mobilität umfasst gerade mal 1,66 Tonnen, Heizung und Strom 1,35. Wer Gegenstände repariert, wiederverwendet oder gebraucht kauft, kann also mit relativ wenig Aufwand ein bewussteres Leben führen, ohne


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