Brixner 224 - September 2008

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Multimedia & Büro

Jahrgang 19 · September 2008

Unabhängige Monatszeitschrift für Brixen und Umgebung

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EXTRA

Verlegung der Hochspannungsleitungen

Ziel in Sicht „BRIXNER GESPRÄCHE“: Zehn Kandidaten diskutierten im Forum um die Wette PORTRAIT: Peter Pliger erklärt seine besondere Art, mit Pflanzen umzugehen KULTUR: Der bayerische Kabarettist Ottfried Fischer in der Dekadenz SPORT: Christian Obrist erzählt vom Finale im 1.500-Meter-Lauf in Peking


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Editorial

Politik & Gesellschaft >>> 04 04 | THEMA: Brixner Gespräche 24 | Brixen: Neues pädagogisches Gymnasium 26 | Brixen: Nachruf auf Bischof Wilhelm Egger Menschen & Meinungen >>> 34 34 | Peter PliGer: Wein als Fenster zur Welt 39 | Pro & Contra 43 | Umfrage: Wie beurteilen Sie die „Brixner Gespräche“? Kunst & Kultur 44 | Ottfried Fischer: Achtung, Heimat! 48 | Ausstellung: Futuristen in der Stadtgalerie

>>> 44

Freizeit & Sport >>> 52 52 | Christian Obrist: „Als hätte ich gewonnen“ Wirtschaft & Umwelt >>> 60 60 | THEMA: Ziel in Sicht 65 | Event: Eröffnung Ladurner Hospitalia 66 | Ideenwettbewerb: Drei Mal Riggertalschleife Extra 71 | Multimedia & Büro

>>> 71

Stärken und Schwächen Ich freue mich, Ihnen mitteilen zu dürfen, dass die „Brixner Gespräche“ im Forum Brixen sehr erfolgreich verlaufen sind. Wir hatten am 16. September ein sehr zahlreiches, aufmerksames und geduldiges Publikum und zehn sehr eloquente Kandidaten für die Landtagswahlen, die energisch ihre Standpunkte vertreten haben, aber immer mit Stil und Klasse. Bürgermeister Albert Pürgstaller hat mir drei Tage später am Rande einer Veranstaltung von transart in der Alupress, an der er sich übrigens sehr betroffen zeigte über den frühen Herztod seines Mitarbeiters Sepp Prader, erzählt, dass bei unserer Podiumsdiskussion die Stärken und Schwächen aller Kandidaten gnadenlos zum Vorschein gekommen wären. Ein schöneres Kompliment hätte er unserem Team nicht schenken können. Damit auch Sie einen Eindruck bekommen, wie die Diskussion verlaufen ist, haben wir die gesamte Veranstaltung transkribiert und drucken sie auf den folgenden Seiten zum Nachlesen ab. Eigentlich wollten wir nur einen kleinen Teil der über drei Stunden langen Diskussion im „Brixner“ veröffentlichen, aber beim Abschreiben der Tonaufnahme fiel uns die Auswahl schwer. Leidtragende sind… die Kinder unserer Leser, deren Fotos eigentlich in diesem „Brixner“ hätten veröffentlicht werden sollen. Aus Platzgründen verschieben wir die Kinderfotoseiten auf die nächste „reguläre“ Ausgabe, die kurz vor den Landtagswahlen am 26. Oktober erscheinen wird. Wir bitten um Verständnis! Bereits um den 10. Oktober wird nämlich eine Sonderausgabe des „Brixner“ veröffentlicht, in der wir alle Parteien und Kandidaten dieser Landtagswahl präsentieren – natürlich auch die italienisch- und ladinischsprachigen, die bei den „Brixner Gesprächen“ leider zu kurz gekommen sind, weil wir die Zahl der Diskussionsteilnehmer auf zehn beschränken wollten.

Ihr Willy Vontavon

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Politik & Gesellschaft

Fotos: Oskar Zingerle

„BRIXNER GESPRÄCHE“ IM FORUM BRIXEN

Fragen und Meinungen Zehn Kandidaten für die Landtagswahlen 2008 diskutierten am 16. September im Forum Brixen auf Einladung unserer Zeitschrift im Rahmen der „Brixner Gespräche“ über Eisacktaler und Südtiroler Themen. Die Meinungen gingen – manchmal auch unter Parteikollegen – auseinander.

Die jetzige Regierung in Rom setzt sich intensiv für den Föderalismus ein, der auch eine Steuerhoheit für die Regionen vorsieht. Versprechen Sie sich von der Steuerhoheit Vorteile für die Südtiroler Unternehmen und Bürger? Wie würden Sie diese Steuerhoheit verwalten? Walter Baumgartner: Die Steuerautonomie würde uns in der politischen Auseinandersetzung reifer machen: Wir müssten selbst entscheiden, wie hoch die Steuern sind, und wir müssten auch die Kontrollen selbst ausführen. Es würde uns vor allem den großen Vorteil bringen, dass wir die Förderung, und zwar nicht nur jene für die Wirtschaft, nicht über die Ausschüttung von Geldern bewerkstelligen könnten, sondern über eine vernünftige Steuerpolitik. 4

Damit würden wir auch eine Menge Geld sparen. Ich war immer schon ein Befürworter der Steuerautonomie. Sabina Kasslatter Mur: Hätten wir die Steuerhoheit, dann könnten wir Landespolitiker endlich auch echte Verantwortung übernehmen für das, was von den Bürgern an Steuern kassiert wird. Das wäre angenehm, weil wir heute oft ungerechtfertigten Vorwürfen ausgesetzt sind, die wir nicht bereinigen können, weil wir in Rom zu wenig zu sagen haben. Sollte die Steuerhoheit kommen, würde ich zunächst analysieren, wer in Südtirol wieviele Steuern zahlt und wo diese Gelder hinfließen. Danach würde ich mich bemühen, mit allen gesellschaftlichen Schichten in Diskussion zu treten, um die folgende Frage zu erörtern: Wie viel Steuer

ist notwendig, und wie kann sie gerechter verteilt werden? Die jetzige Steuergesetzgebung in Italien ist nämlich ungerecht. Insgesamt gesehen bin ich also der Meinung, dass die Steuerhoheit absolut positiv für unser Land wäre. Walter Blaas: Die Freiheitlichen fordern schon seit langem die Steuerhoheit. Auch bei den letzten Wahlen haben wir diese gefordert, und die Mehrheitspartei springt jetzt auf diesen Zug auf. Die Steuerhoheit würde uns mehr Gestaltungmöglichkeit geben – allerdings wären auch schärfere Kontrollen in diesem Zusammenhang zu erwähnen. Markus Lobis: Steuerautonomie würde mehr Demokratie bringen, mehr Transparenz und weniger Nikoluis.

Hanspeter Munter: Die Steuerhoheit eröffnet uns grundsätzlich die Möglichkeit, die Regeln für die Steuern selbst zu gestalten. Heute muss sich jeder Steuerzahler unter den komplizierten Regeln verbiegen: Der Unternehmer muss sich dauernd überlegen, wie er seine Steuern optimieren kann; dabei müsste er seine Zeit eigentlich dazu verwenden, sich um seine Geschäfte zu kümmern. Steuerhoheit bedeutet für mich eine radikale Vereinfachung des Systems, die Rückführung auf ein modernes Steuersystem, wie es andere europäische Länder bereits haben. Mir schwebt ein Flat-Tax-System vor, bei dem jeder ohne große Beratung weiß: Diese Summe habe ich verdient, diesen Betrag muss ich abgeben, und der Rest ist für mich. Dies würde enorme Kräfte freisetzen, und wir hätten viel mehr


Zeit, uns um die Arbeit und um die Geschäfte zu kümmern. Die Zielvorstellung teile ich mit dem großen deutschen Steuerfachmann Friedrich Merz, der einmal gesagt hat: Die Steuererklärung müsste so einfach werden, dass sie auf einem Bierdeckel Platz hat – und das ist auch möglich. Elda Letrari Cimadom: Ich denke, wir hätten dann die Möglichkeit, unserer Regierung genau auf die Finger zu schauen. Unsere Steuern würden nur bis Bozen fließen, müssten aber dann von Bozen auch wieder in die Peripherie zurück gelangen. Pius Leitner: Wir brauchen die primäre Steuerhoheit. Das hängt zusammen mit der Beitragsvergabe im Land, die transparent gestaltet

„Steuerhoheit“ heißt nicht „weniger Steuern“. In der ersten Phase hätten wir sicher große Probleme, weil die bisherigen Machtverhältnisse in Südtirol durch die Steuerhoheit ordentlich auseinandergerüttelt würden. Plötzlich müssten sich alle Gedanken darüber machen, wie die Steuern verteilt werden, und das würde sicher jenen, die heute vom System profitieren, nicht in den Kram passen. Hartmuth Staffler: Eine Steuerhoheit sollte darauf abzielen, eine Vereinheitlichung mit Nordtirol zu erreichen. Heute ist die Steuergesetzgebung in Österreich wesentlich einfacher als in Italien; viele Betriebe verlassen unser Land, weil sie sich in Nordtirol leichter tun. Sie zahlen nicht nur weniger, sondern die Steuergesetzgebung ist auch viel

einbringen: Energie fressende Steuerträger könnte man höher besteuern. Ich möchte allerdings etwas Wasser in den Wein schütten: Bis der Steuerföderalismus sich durchsetzt und über kleinere Steuern hinaus das gesamte System greift, wird einige Zeit ins Land gehen. Im Rahmen des europaweit viel strapazierten Begriffs „Kaufkraftverlust“ diskutiert man in Südtirol derzeit, ob ein oder mehrere Einkaufszentren das Preisniveau senken könnte. Welche Meinung haben Sie zu diesem Thema? Walter Blaas: Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass ein oder zwei Einkaufszentren für Südtirol tragbar wären. Sie würden zwar

„Eine Steuerhoheit sollte darauf abzielen, eine Vereinheitlichung mit Nordtirol zu erreichen. Heute ist die Steuergesetzgebung in Österreich wesentlich einfacher als in Italien“_ Hartmuth Staffler (Süd-Tiroler Freiheit) werden muss. Wir stehen in einem internationalen Wettbewerb; was die Kontrollen betrifft, müssen sie angekündigt werden, wie es in anderen Ländern üblich ist. Es ist übrigens nicht richtig, dass man sich an Formfehlern aufhängt; die Wirtschaft muss jenen Freiraum bekommen, den sie braucht.

einfacher. Eine Vereinheitlichung würde der Landeseinheit dienen und den gesamten Tiroler Wirtschaftsraum stärken. Aber: Wenn wir Steuersenkungen wollen, müssen wir auch bereit sein zu sparen. Ich denke dabei an Strukturen wie Fahrsicherheitszentrum, Brennerbasistunnel und Flugplatz.

Markus Lobis: Ich denke, wir sollten uns vor Fehlschlüssen hüten:

Hans Heiss: Vielleicht könnte man auch den ökologischen Aspekt

nicht die Preise senken, aber zumindest halten oder einbremsen. Dazu braucht es allerdings geeignete Rahmenbedingungen: genügend Parkplätze und eine gute Erreichbarkeit. Ich halte wenig von Einkaufszentren im Stadtzentrum, die sich auf die Parkplatzsituation negativ auswirken würden. Zudem fährt der Südtiroler im Moment nicht nur zum Einkaufen nach Innsbruck,

sondern er isst dort zu Abend, geht vielleicht ins Kino und tankt günstig. Einkaufszentren würden den Kaufkraftabfluss zwar eindämmen, aber nicht für massive Preissenkung sorgen. Hans Heiss: Ich teile in mancher Hinsicht den realistischen Ansatz von Walter Blaas: Einkaufszentren ermöglichen generell keine sonderliche Preissenkung, wenn man von

info Die vom „Brixner“ organisierten „Brixner Gespräche“, in denen im Vorfeld von politischen Wahlen Eisacktaler Kandidaten verschiedener Parteien miteinander über lokal- und Südtirolrelevante Themen diskutieren, haben inzwischen eine gewisse Tradition. Dieses offene Forum ermöglicht vor jeder Wahl das Aufeinandertreffen verschiedener Standpunkte, den Austausch von Information sowie den Kontakt mit einem Teil jener Personen, die unsere Interessen im politischen Geschehen vertreten oder vertreten wollen. Die heurigen „Brixner Gespräche“ wurden von der Druckerei Weger, dem Getränkegroßhandel Ossanna und dem Bau- und Heimwerkermarkt OBI unterstützt.

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Politik & Gesellschaft

viel Flair besitzen, das die Leute regelrecht anzieht. Wir müssen diese Synergien nutzen und versuchen, große Ketten in die Altstädte zu ziehen. Das Beispiel H&M in Meran sollte Schule machen; von solchen Geschäften in der Altstadt profitieren alle: die Wirtschaft und auch die Einheimischen.

Walter Baumgartner (SVP): „Einkaufszentren sind umwelt- und verkehrspolitisch ein Problem, weil sie eine Menge Verkehr schaffen, der nicht in den Griff zu kriegen ist“

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einigen wenigen Artikeln absieht. Unter dem Strich ist die Einsparung nicht allzu wesentlich. Viel mehr würde die Einführung von Einkaufszentren in Südtirol wohl dazu führen, dass reihenweise der Einzelhandel in die Knie geht und die Konsumenten nicht zum Einsparen angehalten werden, sondern auch

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zum erhöhten Konsum. Ich bin also der Meinung, dass Südtirol keine Einkaufszentren braucht. Erich Meraner: Ich bin klar für ein Einkaufszentrum: Meiner Meinung nach sollte das Einkaufszentrum die Altstadt sein. Es ist bewiesen, dass unsere schönen Altstädte

Der Familienbetrieb unter den Brixner Lauben verarbeitet seit Generationen einheimisches Fleisch zu hochwertigen Metzgereiprodukten. Besonders beliebt sind die hausgemachten Schinkenprodukte, Speck, Kaminwurzen sowie halbfertige Gerichte wie Knödel mit Sauerkraut, Gerstsuppe, Gulasch, Schlutzkrapfen. Und jetzt zur Törggelezeit: Surfleisch, Geselchtes und Hauswurst.

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Markus Lobis: Ein Einkaufszentrum wird derzeit mit sehr vielen Hoffnungen präsentiert, aber diese bestehen in erster Linie aus den Hoffnungen der Investoren auf Rendite. Es geht sicher nicht um Preisreduktionen oder um sonstige Märchen, die uns da erzählt werden, weshalb ich strikt gegen die Errichtung von Einkaufszentren bin – auch deshalb, weil dadurch die Raumordnung vollkommen aus den Fugen geraten würde. Die Einkaufszentren bewirken nur eine Kaufkraftverlagerung, und sie haben einen kleinen Götzen, der „Auto“ heißt. Eigentlich müssten wir alles versuchen, um das Auto zurückzudrängen und es nicht zu fördern. Auf die Dauer werden wir uns das Auto als Energiefresser und Mobilitätsträger sowieso nicht mehr leisten können. Sabina Kasslatter Mur: Besonders die Lohnabhängigen in Südtirol klagen über die Preisspirale, denen ihre Löhne nicht standhalten. Die Südtiroler Landesregierung hat entschieden, einem einzigen Einkaufszentrum in Südtirol zuzustimmen. Zu dieser Entscheidung stehe ich. Fakt ist, dass nicht nur Windeln, sondern auch Drogerieprodukte und Waren für Kinder und Jugendliche in Südtirol im Vergleich relativ teuer sind. Ich bin mir nicht sicher, ob ein Einkaufszentrum preissenkend wirken wird, aber: In Bozen haben wir ein allgemeines Lagerhaus, das seinen ursprünglichen Zweck nicht mehr erfüllt. Dort gibt es Grund und Boden, der an und für sich zur Verfügung stünde. Gleich nebenan entsteht ein riesiges Kino. Ich verstehe in diesem Zusammenhang nicht, warum die Südtiroler Kaufleute nicht endlich das Heft in die Hand nehmen und dieses Einkaufszentrum selbst realisieren. Elda Letrari Cimadom: In Brixen haben wir das Einkaufszentrum in unserer Altstadt. Ich appelliere an meine Kaufleutekollegen, weniger zu jammern und die Tatsache als großes Plus anzuerkennen, dass die Brixner Altstadt im Grunde ein Einkaufszentrum ist. In meinem Geschäft höre ich immer wieder, auch von Gästen aus Österreich oder

Deutschland, dass Waren, die in den Brixner Fachgeschäften noch zu finden sind, bei ihnen zuhause nicht mehr angeboten werden. Geschäfte sterben in vielen Orten aus; ich möchte es nicht erleben, dass kleinere Orte ohne Grundversorgung auskommen müssen. Das nur per Auto erreichbare Einkaufszentrum verursacht zusätzliche Kosten, die vom Konsumenten nicht immer einkalkuliert werden. Hanspeter Munter: Ein Einkaufszentrum kann den Kaufkraftverlust nicht bekämpfen. Viel mehr muss man den einzelnen Menschen mehr Geld in der Tasche lassen – mehr Netto- von seinem Bruttolohn also. Dann hat jeder selbst die Möglichkeit, über seine Ausgaben zu entscheiden. Pius Leitner: Wenn wir an Einkaufszentren denken, denken wir an Innsbruck oder Affi. Die dortigen Einkaufszentren ziehen an – da braucht man nur zu beobachten, wie viele Südtiroler Autos sich auf den entsprechenden Parkplätzen befinden. Dass Einkaufszentren eine Preissenkung bewirken, ist ausgesprochener Humbug. Ich möchte aber festhalten: Wir haben ein Gesetz gemacht, das festschreibt, dass in Südtirol ein Einkaufstzentrum entstehen darf – wir wissen aber noch nicht, wo dies sein wird. Vor den Wahlen werden wir auf diese Frage auch keine Antwort bekommen. Es ist zu befürchten, dass irgendwo ein Großprojekt entsteht, in das sich die „richtigen“ Leute einkaufen können: Große Firmen, die anfangs hohe Mieten zahlen, die sich unsere Leute sowieso nicht leisten können. Wir müssen auch an die Leute denken, die in den Einkaufszentren arbeiten und die teilweise untertariflich bezahlt werden. Und schließlich sollten wir auch an den Schutz des Sonntags denken. Markus Lobis: Auch das Argument des Kaufkraftabflusses ins Ausland ist sehr relativ, denn gemessen am Gesamtbudget der Haushalte macht das nicht sehr viel aus. Ich bin überzeugt, dass ein Einkaufszentrum in Südtirol nicht verhindern wird, dass es danach trotzdem Menschen geben wird, die gern nach Rovereto oder Innsbruck fahren – das gehört heute zum Freizeit- und Konsumverhalten dazu. Wir dürfen aber auch nicht vergessen, dass Südtirol viel Kaufkraft von den umliegenden Gebieten abzieht. Wollen wir das auch abstellen und damit erreichen, dass jeder


seine Kaufkraft dort behält, wo er herkommt? Ich bin der Meinung, wir sollten auch weiterhin Interesse am Nachbarn haben. Hartmuth Staffler: Ich fahre öfters – übrigens mit dem Zug – nach Innsbruck zum Einkaufen, auch in die Innenstadt. Ein Einkaufszentrum senkt nicht generell die Preise; dort sind lediglich Betriebe bequem versammelt in einer Größenordnung, die wir in Südtirol eigentlich schon haben – vom Supermarkt bis hin zur kleinsten Boutique. Nur: In Südtirol sind die Preise zu hoch, und da müssen wir ansetzen. Dies liegt unter anderem auch daran, dass es vor allem bei den Supermärkten zu einer Monopolstellung gekommen ist – das treibt die Preise in die Höhe. Mit etwas mehr Wettbewerb würden die Preise sinken. Walter Baumgartner: Ich verfolge dieses Thema nun seit über zehn Jahren und habe mir eine Menge an europäischen Realitäten angesehen. Eines muss klar sein: Ein Einkaufszentrum hat gar nicht die Absicht, die Preise zu senken, sondern so attraktiv zu sein, dass Kunden angezogen werden. Dabei sollen die Kunden animiert

die logischen Folgen sind. Wer das nicht glaubt, braucht nur nach Österreich, Deutschland oder auch nach Amerika zu gehen. Und: Wenn die Einkaufszentren das Problem der sinkenden Kaufkraft lösen würden, dann gäbe es dieses Problem nur in Südtirol. Was das genehmigte Einkaufszentrum in Bozen betrifft: Es wäre mir lieber gewesen, die Landesregierung hätte auf mich gehört und dieses Gesetz nicht erlassen. Sabina Kasslatter Mur: Mir ist nicht bekannt, dass die Innsbrucker Altstadt ausgetrocknet sei, weil es den Sillpark und das DEZ gibt. Außerdem: Das Gesetz spricht klar von einem Einkaufszentrum in Bozen und nicht irgendwo. Und ich wiederhole: Das Lagerhaus steht leer und erfüllt derzeit keinen Zweck. Warum kann die Kaufleutevereinigung das Ganze nicht in die Hand nehmen? Ich richte einen Appell an Südtirols Kaufleute, dieses Einkaufszentrum selbst zu gestalten! Pius Leitner: Lassen Sie uns doch beobachten, was derzeit passiert: Es gibt bereits ein Einkaufszentrum am Brenner, wo noch ein zweites geplant ist. In Vahrn hat man aus

„Beim Brennerbasistunnel sind noch viele Fragen offen – vor allem die wichtigste Frage der Finanzierung“_ Walter Blaas (Die Freiheitlichen) werden, so viel zu kaufen, dass sie selbst nicht mehr wissen, wie viel sie eigentlich eingekauft haben. Preismindernd wirkt ein Einkaufszentrum also sicher nicht. Es hat aber große Folgen für eine politische Landschaft und für den Handel: Einkaufszentren, die in der Regel auf der grünen Wiese gebaut werden, sind in Südtirol raumordnerisch ein Problem, weil die Gründe rar sind. Wir haben wenige Gründe zu verbauen, und den brauchen wir für Industrie und Handwerk. Außerdem sind Einkaufszentren umwelt- und verkehrspolitisch ein Problem, weil sie eine Menge Verkehr schaffen, der nicht in den Griff zu kriegen ist. Auch gesellschaftspolitisch stellen sie ein Problem dar, weil sie die Städte austrocknen; außerdem verschwindet die Nahversorgung in den Dörfern. Wer Einkaufszentren will, muss also wissen, dass dies

einer Gewerbezone eine Wohnauffüllzone mit der Möglichkeit des Detailhandels geschaffen. Dasselbe passiert in Vintl. Die Landesregierung soll also die Leute nicht für dumm verkaufen. Auch ich bin dafür, dass die Nahversorgung geschützt wird. Auch ich bin der Meinung, dass in dieser Frage die Südtiroler Kaufleuteschaft mehr Initiative zeigen soll. Wir brauchen aber keine Rieseneinkaufszentren, sondern einfach die Möglichkeit, irgendwo billiger einzukaufen. Markus Lobis: Es stimmt, dass sich der Handel in der Innsbrucker Altstadt nach einer großen Krise nun wieder erholt hat. Allerdings haben Einkaufszentren eine raumgreifende Wirkung, und wenn man in der Umgebung von Innsbruck unterwegs ist, weiß man, was damit gemeint ist: Dort ist die Nahversorgung gestorben. 7


Politik & Gesellschaft

die diese Möglichkeit anwenden. Da gäbe es noch Spielraum. Hans Heiss: Der Blick auf die Einkaufszentren verstellt den Blick auf die wesentlichen Faktoren, die das Leben teurer machen: Verkehr, Energie, Wohnungsmarkt. In allen drei Bereichen gibt es Möglichkeiten.

Walter Blaas (Die Freiheitlichen): „Gute Arbeit muss entsprechend entlohnt werden; es wäre der falsche Weg, wenn der Landtag zum Ehrenamt verkommen würde“

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Walter Baumgartner: Im Bereich der Kaufkraft können wir sehr wenig tun. Wenn ich zum Beispiel an die Energiekosten denke, so sind die Preise für Energie von Südtirol einfach nicht beeinflussbar. Eine eigentlich notwendige Erhöhung der Löhne würde, sofern sie mit den gleichen Abgaben wie bisher verbunden wären, zu einer Preisspirale führen. Die einzige Lösung liegt in einer Erhöhung der Nettolöhne ohne zusätzliche Abgaben, und die Steuerhoheit hilft uns in dieser Frage natürlich – allerdings nur sehr langfristig. Ich bin der Meinung, dass die Steuern sehr wohl gesenkt werden können. Walter Blaas: Eine Möglichkeit zur Steigerung der Einkommen wären die territorialen Kollektivverträge: Man könnte eine Verlängerung der Arbeitszeit auf freiwilliger Basis auf 40 oder 42 Wochenstunden andenken und diese Überstunden steuerfrei lassen. So würde auch für die Arbeitnehmer mit bescheidenen Opfern mehr Nettolohn übrigbleiben. Markus Lobis: Wir müssen grundsätzlich über unser Konsumverhalten nachdenken. Wir wissen, dass viele Menschen so wenig verdienen, dass sie tatsächlich nur schwer über die Runden kommen, weil die Preise eben so hoch sind. Eine Möglichkeit, der Bevölkerung mehr Kaufkraft zuzuführen, wäre eine effiziente Steigerung des Personennahverkehrs, denn wir alle wissen, dass ein Auto zwischen 5.000 und 7.000 Euro im Jahr kostet. Wenn ich auf ein Auto verzichten kann, und ich persönlich praktiziere dies 8

bereits, dann habe ich mehr Kaufkraft zur Verfügung. Hanspeter Munter: Die Einkommensstärkung, die wir uns alle wünschen, erreichen wir sehr schwer durch eine reine Lohnerhöhung des Kollektivvertrages. Um einem Mitarbeiter 100 Euro netto mehr zu geben, muss der Betrieb 220 Euro mehr bezahlen. Diese 220 Euro muss er auf das Produkt umlegen, und somit verteuert sich das Produkt mehr als der Lohn steigt. Deshalb ist dies nicht der richtige Weg. Wir brauchen viel mehr eine Entlastung der Bruttoeinkommen

Der Brennerbasistunnel wird in Südtirol sehr kontrovers diskutiert: Für die einen ist er das einzige Mittel, um das Eisacktal mittelfristig von den negativen Begleiterscheinungen des LKWVerkehrs zu entlasten, für die anderen ist er ein sinnloser Geldfresser. Wie stehen Sie dazu? Hans Heiss: Man möchte dichten und sagen: Der Brennerbasistunnel kommt nicht schnell. Nach vielen Startschüssen ist es jetzt um dieses Projekt sehr still geworden. Wir als Grüne und andere Oppositionsparteien haben hier eine klare Auffassung: Der Brennerbasistunnel ist nicht finanzierbar, die Realisierungszeiten werden ständig nach hinten geschoben, und der Erkundungsstollen ist inzwischen gerade mal 700 oder 800 Meter in den Berg gekommen. Das geht alles verflucht langsam, und inzwischen wächst der Verkehr weiter. Es braucht eine andere Verkehrsstrategie – eine Strategie der Verlagerung auf andere Alpenpässe, eine Erhöhung der Maut und einige zusätzliche Maßnahmen, um den

maximal 20 Prozent der Kosten. Ich frage mich, wo Italien und Österreich den Restbetrag aufbringen wollen. Österreich hat in den letzten beiden Haushaltsjahren keinen einzigen Cent vorgesehen, und die Kosten der Unterinntaltrasse haben sich derweil verdoppelt. Man kann sich also ausrechnen, was bei uns herauskommen wird. Wir bleiben bei unserem Standpunkt: Wenn schon, dann braucht es für ein solches Projekt eine Volksabstimmung. Außerdem: Der Landtag hat einen Beschluss gefasst, nach dem der Tunnel nur gebaut werden darf, wenn er eine Verbesserung der bisherigen Situation mit sich bringen wird. Alle sagen uns aber, dass morgen auf der Autobahn kein einziger LKW weniger fahren wird. Sabina Kasslatter Mur: Ich wünschte, dass der Brennerbasistunnel heute schon in Funktion wäre. Ich werde also auch weiterhin jede Bestrebung der Regierung, die Realisierung des Brennerbasistunnels – und vor allem der Zulaufstrecken, um die es bei uns im Eisacktal ja eigentlich geht – zu beschleunigen. Gleichzeitig werde ich mich dafür verwenden, dass die Maßnahmen zur Verbesserung der Luft- und Lärmqualität auf der bestehenden Strecke fortgeführt werden. Walter Blaas: Beim Brennerbasistunnel sind noch viele Fragen offen – vor allem die wichtigste Frage der Finanzierung. Außerdem

„Wir brauchen keine Rieseneinkaufszentren, sondern einfach die Möglichkeit, irgendwo billiger einzukaufen“_ Pius Leitner (Die Freiheitlichen) nach dem Prinzip: mehr Netto vom Brutto. Dann hat der Einzelne mehr Geld in der Tasche, ohne dass die Kosten und damit auch die Preise steigen. Und damit steigt automatisch auch die Kaufkraft. Sabina Kasslatter Mur: Ich pflichte Hanspeter Munter bei in seinem Wunsch, dass mehr Netto vom Brutto bleiben sollte. Aber wir müssen schon einmal darüber nachdenken, warum es in so wenigen Südtiroler Betrieben möglich ist, Lohnzusatzverträge abzuschließen. Dabei handelt es sich um Zusatzentlohnungen, die in gemeinsamem Einvernehmen zwischen Arbeitnehmer und Unternehmer zustandekommen. Es gibt in Südtirol nur 20 Betriebe,

Verkehr hier einzudämmen. Der Brennerbasistunnel ist mehr denn je eine Fata Morgana. Gerade der Umstand, dass die Mehrheitspartei in diesem Wahlkampf möglichst wenig davon spricht, weist darauf hin, dass man versucht, möglichst schnell das Thema nach unten zu fahren. Pius Leitner: Beim Brennerbasistunnel vertreten die Freiheitlichen ähnliche Positionen wie die Grünen, was nicht oft vorkommt. Der Tunnel und der Brenner wird sicher kein großer Renner. Ich wage die Behauptung, dass er nicht gebaut wird, weil er nicht zu finanzieren ist. Man spricht von 9 Milliarden Euro, von 12 oder 15 – das sind ja Kleinigkeiten. Die EU sagt, sie zahlt

frage ich mich, ob der Personenverkehr ober- oder unterirdisch verlaufen soll – dazu konnte mir kein Experte eine ausreichende Antwort geben. Auch für die Engstelle Schlerntunnel gibt es keine praktikable Lösung: Eine Röhre ist nur so durchlässig, wie sie an ihrer engsten Stelle schafft. Zweifel sind auch erlaubt angesichts der Zustände längs der Bahnstrecke und in den Bahnhöfen und angesichts des eingesetzten Rollmaterials, das derzeit für eine Verbesserung der Situation der Anrainer sorgen könnte. Die Planung des BBT ist meiner Meinung nach nicht optimal erfolgt, denn sonst hätte man jetzt vor den Landtagswahlen nicht plötzlich auf den Fensterstollen in Wiesen verzichten können.


Du hast die Wahl.

2 Ulli

3 Roland Tinkhauser

10 Dr.

Bezirkssprecher Pustertal Gemeinderat in Pfalzen Unternehmer

Bezirkssprecher Wipptal ehem. Bürgermeister von Sterzing Jurist und Unternehmer

Mair

Generalsekretärin der Freiheitlichen Landtagsabgeordnete

9 Walter

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Blaas

Bezirkssprecher Eisacktal Gemeinderat in Brixen Angestellter

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Markus Lobis: Der Brennerbasistunnel ist eine groĂ&#x; angelegte Betrugsaktion, ein Diebstahl von VolksvermĂśgen. In den letzten Jahren wurden in Italien 140 Milliarden Euro gestohlen, um Hochgeschwindigkeitsstrecken zu bauen, und wir haben Kilometerkosten, die in Italien 5- bis 10-mal hĂśher sind als im Ausland, weil gewisse Herren mit dem Staat ausgehandelt haben, wie man das Geld in ihre Tasche spielen kann. Es gibt keine Lust, die Verkehrspolitik zu ändern, und es gibt anscheinend auch keine Veranlassung, denn wenn man den Verkehr von der StraĂ&#x;e auf die Schiene verlagern wollte, kĂśnnte man dies sofort machen. Wir haben im Alpenraum acht Bahnlinien, die zusammen 200 Millionen Jahrestonnen transportieren kĂśnnten. Heute gehen 100 Millionen Jahrestonnen Ăźber die Alpen – sowohl auf der StraĂ&#x;e als auch auf der Schiene. Wir kĂśnnten mit kleinen Anpassungsarbeiten die Linien ertĂźchtigen, LärmschutzmaĂ&#x;nahmen treffen, neues Rollmaterial kaufen. Wir haben auch im Land erlebt, dass eine sehr intransparente Debatte gefĂźhrt wurde, und es war fĂźr mich ein Musterbeispiel, wie man

nicht in der Ăśffentlichen Debatte vorgehen sollte. Diese Propaganda- und Werbeveranstaltungen, fĂźr die sich die Landesregierung immer wieder eingesetzt hat, waren schlichtweg peinlich. Wer an solche Riesenprojekte herangeht, muss eine groĂ&#x; und breit angelegte Debatte zulassen und alle Vor- und Nachteile auf den Tisch legen. Walter Baumgartner: Peinlich waren viel mehr die Propagandaaktionen der GrĂźnen und der Freiheitlichen: Wenn sich die Landesregierung so viele Unwahrheiten erlaubt hätte, hätte man uns schon lange fortgejagt. Ich bin persĂśnlich Ăźberzeugt, dass der Brennerbasistunnel dasselbe „Schicksal“ erleiden wird wie die Westumfahrung in Brixen: Am Anfang wurde sie lange bekämpft, und sobald der Baubeginn erfolgt war, machten dieselben, die sie vorher bekämpft hatten, der Regierungspartei den Vorwurf, dass sie viel zu lange zugewartet habe mit der Realisierung. Warum sollen wir in SĂźdtirol Umfahrungen fĂźr Autos bauen und nicht auch fĂźr ZĂźge, wenn wir damit die BevĂślkerung vor Lärm und Abgase schĂźtzen kĂśnnen? Sprechen Sie mit jenen

Hans Heiss (GrĂźne / BĂźrgerliste): „Wir brauchen zeitgenĂśssische Kunst, aber wir brauchen sie auch in kleineren Zentren wie etwa Brixen oder Bruneck“

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Leuten, die heute neben Bahn und Autobahn wohnen! Warum sollen wir fĂźr diese Leute nicht kämpfen? AuĂ&#x;erdem: Wenn Sie den Warenverkehr Ăźber die heutige Bahnstrecke fĂźhren wollen, kĂśnnen Sie den Ăśffentlichen Personennahverkehr auf dieser Strecke vergessen, weil dann die Strecke ganz einfach voll ist. Wer fĂźr die Verlagerung des Verkehrs von der StraĂ&#x;e auf

die Schiene ist, der muss auch fĂźr die Modernisierung der heutigen Strecke sein, ansonsten ist er nicht glaubwĂźrdig. Erich Meraner: Gute Politik muss in die Zukunft schauen. Wenn wir heute die MeBo anschauen, Schloss Trauttmansdorff oder das Ă–tzi-Museum: Jedes dieser Projekte wurde in der Planphase heftig kritisiert,

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und sobald sie fertig waren, war man froh, dass meine Partei diese Projekte durchgezogen hatte. Hartmuth Staffler: Ich teile die Kritik von Markus Lobis an den Zuständen in Italien in Bezug auf Geldverschwendung und Unterschlagung beim Bau von Hochgeschwindigkeitsstrecken. Das ist vielleicht einer der wenigen Punkte, in denen wir derselben Meinung sind. Grundsätzlich bin ich für die Verlagerung des Verkehrs von der Straße auf die Schiene. Die neue Brennerbahn, die ja nicht nur den BBT umfasst, sondern auch die Zulaufstrecken südlich von Franzensfeste, könnte für diese Verlagerung wichtig und wertvoll sein. Könnte! Dazu müssen die Voraussetzungen stimmen, und dies ist leider nicht der Fall. In der Schweiz hat man im Fall des Gotthard-Basistunnels vor Baubeginn ein klares Konzept entwickelt, danach die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass nach Fertigstellung der neuen Alpentransversale der Güterverkehr auf die Schiene gezwungen wird, und dann hat man die Bevölkerung darüber abstimmen lassen. Am Ende dieses Prozesses war Baubeginn. Bei uns verfährt man umgekehrt: Man hat begonnen zu bauen – denn dass inzwischen gebaut wird, ist eine Tatsache –, danach hat man begonnen, die Bevölkerung zu informieren, und zum Schluss hofft man, dass es vielleicht gelingen wird, den Güterverkehr irgendwie auf die Schiene zu zwingen. Eine Befragung wird, sollte der Tunnel jemals fertiggestellt sein, dann überflüssig sein. Ich finde, das ist keine seriöse Politik, aber diejenigen, die das zu verantworten haben, werden dann nicht mehr in der Politik sein. Elda Letrari Cimadom: Ich denke, dieses Großprojekt ist ein Thema für die direkte Demokratie: Die Beteiligung der Bürger an wesentlichen Entscheidungen stärkt auch ihre Verantwortung. Ich habe großen Respekt vor der Initiativgruppe in Wiesen, die direkte Demokratie konkret umgesetzt hat. Eine Frage macht mich beim Brennerbasistunnel immer wieder stutzig: Er wird erst in 20 oder 30 Jahren seine Wirkungen zeigen. Warum tun wir nicht sofort etwas? Wir sind sehr wohl für Verbesserungen, die heute schon möglich sind. Wir wissen sehr wohl, dass viele Bürger belästigt sind vom Verkehr auf der Eisenbahn und setzen uns deshalb für entsprechende Lärmschutzwände ein. Ich

frage mich immer wieder, warum nicht Sofortmaßnahmen getroffen werden, die einen Bruchteil der Unsummen von Euro kosten würden und die in absehbarer Zeit eine Verbesserung bringen könnten: zum Beispiel Nachtfahrverbot und die Erhöhung der Maut. Scheinbar stecken andere Interessen dahinter, sodass die Baulobby und andere Lobbies immer wieder überzeugt sind, dass der BBT die einzige Lösung für die Zukunft sei. Ich frage mich auch, ob die Betriebe nach Fertigstellung ihre LKWs auch wirklich auf die Züge laden werden – es gibt bisher keinen Vertrag, keine Absicherung. Wenn ich die Möglichkeit hätte, würde ich den Bau des BBT sofort einstellen und mich von diesem sinnlosen Wahnsinnsprojekt distanzieren. Nicht jeder LKW muss über den Brenner rollen – es gibt auch andere Alpenstrecken. Und: Brauchen wir den ganzen Verkehr? Ist es notwendig, dass Waren und zum Teil auch leere Container hin- und hergekarrt werden? Eine allgemeine Verlangsamung sollte angestrebt werden. Markus Lobis: Wenn Walter Baumgartner behauptet, wir würden mit Lügen und Unwahrheiten arbeiten, dann darf ich diesen Vorwurf zurückgeben: Auf unsere Argumente kommen nie Gegenargumente. Wir treffen uns auch nie auf einer Ebene wie heute, um über den Brennerbasistunnel zu diskutieren. Ihr braucht offensichtlich diese Dialektik nicht. Eure Devise lautet: Augen zu und durch. Diese Devise wird euch irgendwann auf den Kopf fallen. Zu den möglichen Sofortmaßnahmen: Der LKW-Verkehr hat im Vergleich zum Zug heute einen großen Wettbewerbsvorteil: Er kann fahren, wann er will, und wird nicht durch eine fixe Route eingeschränkt. Eine erste Maßnahme wäre ein Nachtfahrverbot, LKW-Kontrollen könnten durchgeführt werden, und auch sektorale Fahrverbote wären möglich. Die Landesregierung kneift in diesen Fragen immer. Walter Blaas: Auch ich glaube nicht an das ungebremste Wachstum für die nächsten Jahre. Prognosen, die sich über einen Zeitraum von 15 Jahren und länger erstrecken, sind grundsätzlich unseriös. Vor 15 Jahren hätte zum Beispiel niemand vermutet, dass heute jedes Kind ein Handy hat. Hans Heiss: Als Pendler haben wir über vier Monate verfolgen dürfen, wie die RFI im Bahnhof Bozen

Sabina Kasslatter Mur (SVP): „Ich stelle fest, dass wir eine Lehrperson haben, die anscheinend ihre Töchter über 20 Jahre vergewaltigt haben soll, und ich frage mich aufgrund der Hunderten Leserbriefe zum Frosch: Ist das alles keinen Leserbrief wert? Sind das keine Angriffe auf die Schöpfung?“

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versucht, die Gepäckaufbewahrung umzubauen. Dieser Prozess ist bis heute nicht abgeschlossen. Wenn man diese Planungskultur und diese Zeiten sieht, dann kann man sich ausmalen, wie lange es brauchen wird, die Zulaufstrecken zu planen und zu realisieren. Deshalb ist es höchst an der Zeit, dass die Landesregierung Alternativen andenkt.

Walter Baumgartner: Schauen Sie, wir dürfen nicht vergessen, dass unser kleines Land in den großen Entscheidungen des BBT nicht die entscheidende Rolle spielt. Aber: Trotzdem waren wir imstande, die EU zu überzeugen, 30 Prozent der Kosten des Brennerbasistunnels zu übernehmen. Dieses Geld hätte auch nach Sizilien, Spanien oder Frankreich

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fließen können. Wir wollen unsere Leute vor den negativen Begleiterscheinungen des Verkehrs schützen und verlegen diesen in den Berg; dabei reservieren wir die heutige Bahnstrecke für den Personennahverkehr. Das ist unser großes Ziel, und dafür kämpfen wir. Hartmuth Staffler: Bevor die Landesregierung für den Bau des BBT gekämpft hat, hätte sie dafür kämpfen sollen, dass die gesetzlichen Voraussetzungen für eine effektive Verlagerung nach Fertigstellung geschaffen werden. Der BBT ist ein europäisches Projekt, Bauherren sind Italien und Österreich. Könnte die Südtiroler Landesregierung aus dieser Sicht theoretisch den Bau des Brennerbasistunnels überhaupt verhindern? Markus Lobis: Die Landesregierung sollte sich nicht immer fragen, ob sie etwas durchbringt oder nicht. Sie sollte viel mehr auf die Menschen hören. Wenn eine ganze Region gegen ein solches Projekt ist, wird es auch nicht gebaut. Sabina Kasslatter Mur: Schauen Sie, es handelt sich dabei um den

sehen Sie diesbezüglich in unserem Land, und wie würden Sie die Integration von Einwanderern beschleunigen? Sabina Kasslatter Mur: Die Integration von Migranten ist schwierig, das ist allseits bekannt. Andererseits hat unser Unternehmertum Bedarf an Arbeitskräften, und das ist der Grund dafür, dass unser Land Zuwanderung erfährt. Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass die Migration auch dazu dient, dass unsere Volkswirtschaft „up to date“ bleibt und funktioniert. Der Slogan „Ausländer raus“ nützt also wenig. Angesichts der staatlichen Kompetenzen in diesem Bereich haben wir in Südtirol nur sehr wenige Möglichkeiten, die Zuwanderung zu verwalten. Die Südtiroler Landesregierung spricht sich schon lange dafür aus, dass der Austausch an Arbeitskräften nach Möglichkeit innerhalb der EU-Länder erfolgen sollte. Auch das können wir derzeit zu wenig beeinflussen. Vor zwei Jahren haben wir beschlossen, dass wir keine neuen Einwanderer aus Nicht-EU-Ländern haben wollen; dagegen haben einige Südtiroler Unternehmen inzwischen in Rom rekurriert. Wir müssen uns viel mehr um Integration bemühen;

Pius Leitner (Die Freiheitlichen): „Ich wage zu bezweifeln, dass wir mit Immersion und Sprachexperimenten unseren Kindern und Jugendlichen einen großen Gefallen machen“

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die Wirtschaft im Moment viel zu wenige Möglichkeiten gibt, Familie und Beruf zu vereinen. Teilzeit und familienfreundliche Arbeitszeiten: Bitte verstehen Sie dies als Appell an die heimische Wirtschaft. Elda Letrari Cimadom: Es gibt konkrete Möglichkeiten zur funktionierenden Integration. Es geht darum, Ängste abzubauen, die manchmal künstlich geschürt sind.

„Der Brennerbasistunnel ist eine groß angelegte Betrugsaktion, ein Diebstahl von Volksvermögen“_ Markus Lobis, (Grüne / Bürgerliste) Ausbau einer Hochleistungsstrecke, die vom Norden Deutschlands bis nach Sizilien führt. Da ist es augenscheinlich, dass Markus Lobis in dieser Frage nicht Recht hat. Migration ist seit Jahren auch in Südtirol ein Schlagwort. Welche Schwierigkeiten und Chancen

es geht darum, gegenseitig Rechte und Pflichten wahrzunehmen. Wir sollen auch keine falsch verstandene Toleranz üben. Es wäre in diesem Zusammenhang hilfreich zu hinterfragen, wer letztlich das heimliche Reservoir am Südtiroler Arbeitsmarkt darstellt: Zu einem guten Teil sind dies die Frauen, denen

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Der Papst hat Brixen als Modell für Integration bezeichnet, und unsere Stadt hat hier eine wichtige Aufgabe. Integration funktioniert vor allem durch Sprache: Wenn wir miteinander reden können, verschwinden Angstmomente und Barrieren automatisch. Kindergarten und Schule spielen hier eine wichtige Rolle. Integration gelingt aber auch am Arbeitsplatz; hier sollten konkretere Maßnahmen gesetzt werden, damit Mitarbeiter aufeinander zugehen können. Auch im Wohnungsbereich kann Integration gelebt werden: Ghettoisierung oder das Abschieben der Migranten in bestimmte Straßen oder Viertel ist der falsche Weg. Auch im Vereinswesen gelingt Integration: Die Vereine haben hier ein großes Potential. Es gab eine Zeit, in der viele Südtiroler auswandern mussten, weil es hier zu wenig Arbeit gab. Jetzt ist es umgekehrt; wir sind ein Einwandererland geworden. Diesen Aspekt dürfen wir nicht vergessen.

Walter Blaas: Es wird schon stimmen, dass Südtirol die Zuwanderung braucht. Das Problem ist aber die ungebremste Familienzusammenführung. Wir Freiheitliche möchten eigentlich das Schweizer Modell des Gastarbeiters übernehmen. Große Integrationsprobleme werden wir sicherlich mit der zweiten und dritten Einwanderungsgeneration aus Nicht-EU-Ländern erleben, weil diese sich abschotten und sich in geschlossenen Wohnblocks bewegen wird. Die Zuwanderer in Südtirol haben das Gefühl, in Italien zu sein, optieren dann für die italienische Sprache, erreichen keinen Zweisprachigkeitsnachweis und sind dann gezwungen, unattraktive Arbeitsplätze zu übernehmen. Auswirken wird sich dies auf die Sprachgruppenzugehörigkeitserklärung der Volkszählung 2011, bei der sich ein Großteil dieser Personen der italienischen Sprachgruppe zugehörig erklären wird – zu Lasten des Proporzes für die deutsch- und ladinischsprachige Volksgruppe. Einwanderer sind Gäste in unserem Land und haben eine Bringschuld. Als Gäste richtet man sich an die Spielregeln des Gastgebers. Verpflichtende Sprachkurse halte ich für angebracht – allerdings außerhalb der Schulzeiten, damit diese Stunden nicht zu Lasten anderer Schulfächer gehen. Hanspeter Munter: Im Bereich der Kinder- und Altenpflege gibt es in Südtirol zur Zeit etwa 2.000 Menschen mit Migrationshintergrund – die so genannten „Badanti“, für die es derzeit keine passende Übersetzung gibt. Im Krankenhaus Bozen leisten eine ganze Reihe von moldawischen Krankenschwestern ihren Dienst, und in vielen öffentlichen Gebäuden wird die


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Reinigung derselben von ausländischen Menschen erledigt. Wir sehen also: In sehr vielen Bereichen des Lebens ist es heute unerlässlich, auf Menschen zurückzugreifen, die es bei uns in diesen Funktionen nicht gibt. Auch die Landwirtschaft hat einen starken Bedarf an Erntehelfern, und im Tourismus würden wohl ohne diese ausländischen Menschen viele Betten nicht aufgebettet und viele Küchen unaufgeräumt bleiben. Auch im Bausektor gibt es solche Situationen. Alle

festlegen können, wieviele Menschen aus dem Ausland wir brauchen. Und: Die Einwanderer müssen sich selbstverständlich an die Südtiroler „Hausordnung“ halten. Wer sich nicht an unsere Regeln hält, sollte sofort seine Koffer packen müssen – auf eine Rückkehr legen wir dann natürlich keinen Wert. Zum Thema Sicherheit: Es kann nicht sein, dass wir Angst haben müssen, unsere Jugendlichen auf die Straßen zu lassen. Hier braucht es härtere Maßnahmen,

stalten. Das Land Südtirol hat die solidarische Pflicht, seinen Teil zur Entwicklung der Entwicklungsländer beizutragen. Wir haben auch die Pflicht, einen Teil der Migranten aufzunehmen. Das Phänomen in Südtirol ist überschaubar und gestaltbar: Es gibt derzeit 34.000 Zuwanderer in Südtirol, etwa ein Drittel davon stammt aus EU-Ländern. Südtirol muss in der nächsten Legislaturperiode ein Zuwanderungsgesetz verabschieden, in dem klare Strategien festgelegt

„Warum sollen wir in Südtirol Umfahrungen für Autos bauen und nicht auch für Züge, wenn wir damit die Bevölkerung vor Lärm und Abgase schützen können?“_ Walter Baumgartner (SVP) Gesellschaftsbereiche haben eine gewisse Notwendigkeit, weil es zu wenige einheimische Menschen gibt, die diese Arbeiten erledigen. Also muss man sich dem Thema stellen. Allerdings wünsche ich mir, dass Südtirol auf mehr Kompetenzen drängt in der Regelung dieses Bereiches, sodass wir selbst

damit jene Menschen, die bei uns arbeiten und sich an die Regeln halten, nicht von jenen in Verruf gebracht werden, die dies eben nicht tun. Hans Heiss: Migration ist wie Globalisierung: Sie lässt sich nicht aufhalten, aber sie lässt sich ge-

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werden, über die man Bildungsangebote, Integrationsangebote und eine Reihe von Maßnahmen setzt. Dann können wir das Ganze steuern und wir vermeiden Ghettobildung. Bisher wird vor allem weggeschaut – auch von Seiten der Mehrheitspartei. Der Wohlstand, den Südtirol genießt, beruht im wesentlichen Teil auf Migranten, die hier in einem Niedriglohnsektor arbeiten. Sie steuern viel mehr unseren Sozialsystemen bei als sie selbst davon entnehmen: 2005 wurden von Migranten 21 Millionen Euro INPS und 50 Millionen IRPEF eingezahlt, im selben Jahr haben sie 30 Millionen Euro Sozialleistungen erhalten. Markus Lobis: Migration hängt mit globalen Entwicklungen zusammen, und wenn wir weiterhin so egoistisch sind wie heute, dann werden wir eben bald wieder Panzer irgendwo hinschicken und junge Leute verheizen. Entweder wir leisten einen Beitrag, dass diese Welt gerechter und solidarischer wird, oder sonst wird das Problem irgendwann größer sein als unsere Möglichkeiten, dasselbe zu regeln. Nachdem ich selbst mit einer Ausländerin verheiratet bin, muss ich sagen: Integration ist Alltagsarbeit, und ich habe einige Schwierigkeiten damit, was der forsche Herr Munter mit „Südtiroler Hausordnung“ definiert. Wer legt denn diese Regeln fest? Ich hoffe, wir haben eine so offene Gesellschaft, dass jeder einen bestimmten Freiraum hat zu leben wie es ihm passt und wie es ihm am besten behagt. Ich würde mich nicht wohlfühlen, wenn ich mir von einem Herrn Munter oder von anderen Leuten

Regeln vorschreiben lassen müsste. Das Problem der Migration wird überspitzt dargestellt, weil man es an Gesichtern festmachen kann. Es gab immer schon Randgruppen in der Gesellschaft, die man auzugrenzen versucht hat – möglicherweise braucht die Gesellschaft dieses latente Bedürfnis. Es gibt sehr viele Möglichkeiten der Integration; Probleme der Sprache, wie sie Walter Blaas vorhin genannt hat, kommen in der zweiten Generation nur dann zum Vorschein, wenn wir mit der Integration der ersten Generation versagt haben. Pius Leitner: Wir als Freiheitliche haben die Probleme der Einwanderung thematisiert, und ich staune nicht schlecht, wie jetzt in diesem Landtagswahlkampf auch andere Parteien versuchen, ein Thema zu besetzen – und dabei keine Lösungen vorzuschlagen. 34.000 Ausländer – laut ASTAT-Prognose werden wir im Jahr 2020 75.000 Ausländer haben. Jedes Jahr kommen allein aufgrund der Familienzusammenführung 700 bis 800 Personen in unser Land, die noch keine Arbeit haben. 38 Prozent des Wohngeldes gehen jetzt schon an Ausländer, und derzeit gibt es 1.327 Ansuchen für soziale Wohnungen, davon 547 von Italienern, 532 von Ausländern, 247 von deutschen und ein einziges Ansuchen von Ladinern. Die Probleme entstehen im Alltag, und die Blauäugigkeit der Grünen wundert mich schon sehr. Im Kindergarten in Mühlbach gibt es inzwischen mehr Ausländerkinder als einheimische, in Salurn ist es in der ersten Klasse Grundschule dasselbe. Wenn die Wirtschaft Arbeitskräfte braucht, dann muss sie diese holen und auch für die Unterkunft der Arbeiter sorgen. Es kann nicht sein, dass Gewinne privatisiert werden und Kosten sozialisiert. Die von Hans Heiss vorhin genannten Zahlen werden vielleicht stimmen, aber wir dürfen nicht vergessen, welche Kosten die Integration verursacht. Derzeit beziehen die Migranten am ersten Tag nach ihrer Ankunft bereits Wohngeld. Unsere Leute arbeiten das ganze Leben und bekommen am Ende oft 400 Euro Pension, und der soeben eingetroffene Ausländer bekommt mehr Wohngeld. Das kann doch nicht richtig sein! Wenn man nicht will, dass hier ein soziales Pulverfass entsteht, dann besteht Handlungsbedarf. Wir kopieren derzeit die Fehler, die vor Jahren in Deutschland, Holland, Frankreich oder Spanien gemacht wurden. Wir sollten aber von den Fehlern der


Elda Letrari Cimadom (Grüne / Bürgerliste): „Wenn ich die Möglichkeit hätte, würde ich den Bau des BBT sofort einstellen und mich von diesem sinnlosen Wahnsinnsprojekt distanzieren“

anderen lernen. Integration bedeutet für mich also Sprachschulen und verpflichtende Sprachtests vor Schuleintritt, auch für die Eltern. Viele der Zuwanderer gehören einer anderen Glaubensgemeinschaft an, die andere Sitten und Gebräuche haben. Wenn diese Leute einmal das Wahlrecht haben, kann sich jeder ausrechnen, wohin die Entwicklung geht. Hartmuth Staffler: Wenn Hanspeter Munter von „Hausordnung“ spricht, dann muss ich bestätigen, dass es eine solche braucht. Vielleicht sollte man in diesem Zusammenhang auch von „Werten“ sprechen. Diese Werte haben wir uns in Mitteleuropa zum Teil mühsam erkämpft: Demokratie, Demokratieverständnis, Tierschutz und Umweltbewusstsein – und ganz besonders möchte ich auch auf die Gleichberechtigung der Frau hinweisen. Diese Werte werden von einem Teil der Einwanderer – und ich möchte betonen, dass es wirklich nur ein Teil der Einwanderer ist – in Frage gestellt. Teilweise arbeitet man konsequent an der Beseitigung dieser Werte. Die Einwanderung müssen wir deshalb sehr differenziert sehen: Wir brauchen Einwanderung, weil ein Land sich nicht abkapseln kann. Wir haben aber auch die Verpflichtung, die mühsam erworbenen Werte zu verteidigen. Ich bin nicht damit einverstanden, dass diese Werte in Frage gestellt werden. Wir müssen uns also für diese Werte entschieden einsetzen – nicht in boshafter Weise, indem man die Einwanderer, also die Menschen bekämpft, sondern indem man die Einwanderung einschränkt, sobald sie ein Ausmaß annimmt, das wir nicht verkraften

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–––––––––––––––– können. Ich pflichte Hans Heiss zu: Wir haben eine Solidaritätspflicht. Die Südtiroler erfüllen diese Pflicht bereits, wenn man nur an die hohen Spendenbeträge denkt – sei es für die Mission wie für Hilfsprojekte. Markus Lobis: Die Wertedebatte ist interessant und sie ist zu führen, aber wir dürfen nicht vergessen, dass ein Wert, den wir in Europa geschaffen haben, der laizistische Staat ist – also die Trennung zwischen Staat und Kirche. Die genannten Probleme dürfen wir also nicht auf eine religiöse Ebene bringen: In Südtirol wird in den letzten Monaten mit einem sehr fragwürdigen radikalen Katholizismus gearbeitet. Ein Garant für die Einhaltung von Werten, die in ganz Europa gelten, ist viel mehr die Trennung zwischen Staat und Kirche. Was uns heute vor Lunger & Co. schützt, wird uns morgen auch vor den Taliban schützen. Erich Meraner: Ich lasse mir mein Kreuz in der Schule nicht rausnehmen, und die Kinder dürfen sich nicht die Nikolausfeier nehmen lassen. In der Jungen Generation haben wir ein Leitbild erarbeitet, das zwei Pfeiler vorsieht: der Wille zur Integration und die Sprache. Wir haben inzwischen alle verstanden, dass es ohne Ausländer nicht geht. Wir sollten aber damit aufhören, auf den Ausländern herumzutreten. Der Slogan „Einheimische zuerst“ ist ja ganz nett, aber dann müssen die Einheimischen sich auch zur Verfügung stellen und in den Hotels abspülen gehen. Ich mag diesen Populismus nicht. Aber: Unsere Rechte müssen wir verteidigen. Es kann nicht sein, dass unsere Jugendlichen sich nicht

Diese beiden Themen liegen mir für das Eisacktal besonders am Herzen:

FAMILIE

Ich kämpfe für: • mehr Kindergeld für alle Kinder • Müttergehalt und Mütterpension • Kindergarten gratis • Förderung von Teilzeitarbeit

VERKEHR

Ich kämpfe für: • Reduzierung des LKW Aufkommens auf der Autobahn • eine Modernisierung der Bahn • eine umweltschonende Realisierung des BBT

Zur Information: Die SVP-Bezirke Eisacktal und Wipptal sind bereits im Sommer eine Zusammenarbeit eingegangen, um gemeinsame Anliegen besser umsetzen zu können. Für die Landtagswahl am 26. Oktober bedeutet dies, dass Christian Egartner auch im Eisacktal vom dortigen SVP-Bezirk mitunterstützt wird. Umgekehrt werden die Eisacktaler Kandidaten Walter Baumgartner, Erich Meraner, Hanspeter Munter und Sabina Kasslatter Mur auch von Christian Egartner im Wipptal präsentiert.

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mehr ins „Max“ trauen können, weil dort einige Albaner eine negative Stimmung verbreiten. Trotzdem: Auch diese Albaner sind Menschen. Wir müssen unterscheiden zwischen denen, die sich integrieren wollen, und den anderen, die in unserem Land nur schmarotzen. Pius Leitner: Herr Meraner, was sagen Sie einer Mutter, deren Bub von einem Ausländer die Zähne ausgeschlagen worden sind und sie nun die Rechnung von 3.500 Euro bezahlen darf? Erich Meraner: Wir kennen dieses Problem. Der Jugendliche ist erst 13 Jahre alt, und man kann ihm nichts anhaben, weil er erst mit 14 bestraft werden kann. Das Thema ist schwierig, aber wir dürfen nicht vergessen, dass ein solcher Fall auch unter den Einheimischen passieren kann. Markus Lobis: Wer ausgegrenzt und in die Ecke gestellt wird, wird aggressiv. Hans Heiss: In Sachen Gewaltbereitschaft gibt es ganz sicher Probleme, und hier ist entschieden vorzugehen. Ich würde mir aber wünschen, dass auch über die

unseren Kindern dies nicht genommen wird. Danach muss man mehrere Sprachen lernen – nicht nur, weil wir im Land die Pflicht zur Zweisprachigkeit haben, sondern weil die Kenntnis einer anderen Sprache auch ein Ausdruck von Kultur ist. Es waren die Freiheitlichen, die als erste den Vorschlag zum Englisch-Unterricht in den Mittelschulen unterbreitet haben. Man hat unseren Vorschlag abgelehnt und zwei Jahre später dann selbst vorgebracht. Aber: Ich wage zu bezweifeln, dass wir mit Immersion und Sprachexperimenten unseren Kindern und Jugendlichen einen großen Gefallen machen. Die Italiener beklagen sich, dass sie nicht gut Deutsch lernen können. Das liegt ganz einfach daran, dass es in den italienischen Schulen viele Deutschlehrer gibt, die nicht der deutschen Muttersprache angehören. Elda Letrari Cimadom: Ich befürworte die Einführung von mehrsprachigen Schulen, und zwar dort, wo die Eltern es sich wünschen. Es gibt in Südtirol immer mehr Eltern, die inzwischen verstehen, dass wir hier ein gewaltiges Potential vor der Haustür haben. 80 Prozent der Südtiroler könnten sich

Markus Lobis (Grüne / Bürgerliste): „Wir gehören zur größten Sprachgruppe in Europa und mutieren vor jeder Wahl zur Minderheit, damit alle unter dem Edelweiß zusammenrücken“

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Es geht nicht nur um die Schulen. Wir müssen die Eltern und Vereine viel mehr in die Verantwortung ziehen. Die Vielfalt der drei Sprachen müssen wir nutzen und nützen, aber der Artikel 19 darf auf keinen Fall aufgeweicht werden. Walter Blaas: Ich sehe mich in guter Gesellschaft: Wir Freiheitlichen sind gegen Schulmodelle mit mehreren gleichwertigen Schulen.

„Integration funktioniert vor allem durch Sprache: Wenn wir miteinander reden können, verschwinden Angstmomente und Barrieren“_ Elda Letrari Cimadom (Grüne / Bürgerliste) Gewaltbereitschaft der jungen Neonazis, die im April verhaftet wurden, in ähnlicher Weise diskutiert würde. Südtirol ist ein dreisprachiges Land, in dem Kindergärten und Schulen grundsätzlich sprachlich getrennt organisiert sind. Würden Sie Schulen mit mehreren gleichwertigen Sprachen befürworten? Pius Leitner: Schule und Kultur sind das Herzstück unserer Minderheitenpolitik. Die Väter unserer Autonomie haben sich etwas dabei gedacht, wenn sie im Artikel 19 das muttersprachliche Prinzip so hoch gehalten haben. Wir Freiheitliche sind der Meinung, dass dies nach wie vor so bleiben soll. Eine sprachliche Minderheit in einem fremden Staat muss gefestigt sein in seiner eigenen Muttersprache, und wir müssen alles tun, dass 16

laut Umfrage eine mehrsprachige Schule vorstellen. Wir sollten auf diese Stimmen hören. Wir haben mehrsprachige Kinderkrippen, und wir rühmen uns mit unserer mehrsprachigen Universität. Dazwischen liegt ein Vakuum. Warum sollen wir dieses Vakuum dort, wo es die Eltern wollen, nicht füllen durch ein sinnvolles Projekt einer mehrsprachigen Schule? Das bestehende Schulsystem soll nicht ersetzt, sondern ergänzt werden. Erich Meraner: Ausnahmsweise bin ich derselben Meinung wie Pius Leitner: Wir sind eine Minderheit, die beschützt werden muss. Ich bin nicht gegen Fremdsprachen; ich würde mir aber wünschen, wenn in den Oberschulen von der italienischen Literatur Abstand genommen würde und man sich eher um die alltägliche Konversation kümmern würde – ähnlich, wie dies im Englischen passiert. Und:

Auch ich bin der Meinung, dass der Artikel 19 eine Grundsäule der Autonomie ist, die nicht ausgehöhlt werden darf, weil Südtirol sonst irgendwann zur normalen italienischen Provinz degradiert würde. Wir befürworten das Erlernen und Festigen der Muttersprache und erst in einem zweiten Moment das Erlernen einer Zweit- und Drittsprache. Wir sollten unsere Kinder nicht schon im Kindergarten mit Schulunterricht belasten; sie sollten dort einfach Zeit zum Spielen haben. Allerdings ist der italienische Unterricht in den deutschen Schulen und der Deutschunterricht in den italienischen Schulen stark verbesserungswürdig. Markus Lobis: Wir gehören zur größten Sprachgruppe in Europa und mutieren vor jeder Wahl zur Minderheit, sobald der „kalte Wind aus Rom“ wieder kommt, damit alle unter dem Edelweiß

zusammenrücken. Ich habe selbst Kinder, die den italienischen Kindergarten besuchen und dort sehr erfolgreich sind. Leider verlernen sie in der Schule vieles wieder. Ich wünsche mir, dass meine Kinder mehrsprachige Schulen besuchen können, wie es in Bruneck, Bozen und Neumarkt bereits Versuche dafür gibt. Dort erzielt man hervorragende Ergebnisse. Wissenschaftlich gibt es keine Argumente gegen eine mehrsprachige Schule, sondern nur politisch. Hartmuth Staffler: Ich kann mit der Formulierung „Südtirol ist ein dreisprachiges Land“ nicht ganz einverstanden sein. Wenn wir das gegenwärtige Südtirol betrachten, so ist die Anzahl der gesprochenen Sprachen wesentlich höher. Wenn man dieser Logik folgen würde, müssten wir wohl sechs Sprachen oder noch mehr in den Schulen unterrichten. Dies ist nicht durchführbar. Wenn wir den südlichen Teil Tirols historisch sehen, dann war er über Jahrhunderte vorwiegend deutschsprachig und zu einem Teil, der sich gebietsmäßig auch verändert hat, ladinischsprachig. Nach dem ersten Weltkrieg hat man unter dem Faschismus versucht, unsere Sprache und Kultur zu vernichten. Aus diesem Grund ist diese Thematik bis heute sehr heikel. Die Nachfahren jener Leute, die uns seinerzeit die deutsche Schule verboten hatten, treten jetzt vehement für gemischte Schulen ein – dies ist kein Zufall! Die interethnischen Gruppen schließen sich in einer gewissen Naivität dieser Forderung an. Man beruft sich auf Experten, aber es gibt Experten für jede Meinung. Es ist überflüssig, eine Schule zu haben, in der der Unterricht in mehreren



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Sprachen erfolgt. Es ist uns nicht gedient, wenn wir zwei Sprachen schlecht sprechen. Wer eine zusätzliche Sprache erlernen will, der erlernt sie auch – unabhängig vom Schulsystem. Hanspeter Munter: Sprachen sind der größte Reichtum, den wir heute unseren Kindern mitgeben können. Die Welt öffnet sich, wird globalisiert, die Kontakte gehen rund um den Globus, und jeder, der heute mehrere Sprachen beherrscht, hat unendliche Vorteile im Leben, in der Arbeitswelt und in seiner Entwicklung. Das heißt aber nicht, dass man mit Gewalt

Bozen bauen, die dieses Wagnis der Mehrsprachigkeit entschieden propagiert. Sabina Kasslatter Mur: Ich war selbst einige Jahre für die Schule verantwortlich und erlaube mir festzustellen, dass das ladinische Modell aus der Sicht der deutschen Sprachgruppe im Land noch nicht ideal ist. Die ladinischen Mitbürger haben mit ihrem dreisprachigen Modell uns Deutschen und Italienern voraus, dass sie – meistens! – besser italienisch als die deutschsprachigen Südtiroler und besser deutsch als die Italiener sprechen, aber sie sprechen

„Die Einwanderer müssen sich an die Südtiroler ‚Hausordnung’ halten. Wer sich nicht an unsere Regeln hält, sollte sofort seine Koffer packen müssen“_ Hanspeter Munter (SVP) von klein auf alles mischen muss. Zuerst braucht es das Fundament der Muttersprache; aufbauend auf dieses gute Fundament kann dann eine zweite, dritte und sogar vierte Sprache dazugelernt werden. Deshalb bin ich gegen gleichwertige gemischte Schulen. Hans Heiss: Lieber Hanspeter Munter, Sie haben gerade Ihren Parteifreund Florian Mussner heftig beleidigt, indem Sie die paritätische Schule Ladiniens, in der mehrere Sprachen gleichzeitig gelernt werden, als Modell ausschließen. Ich denke, die SVP ist inzwischen so unübersichtlich geworden, dass man die einzelnen Positionen nicht mehr auseinanderkennt. Es gibt in Ladinien die paritätische Schule, die erhebliche Sprachkompetenz sichert, und wir als Grüne sind nicht naiv blauäugig, sondern davon überzeugt, dass ein freiwilliges Angebot wesentliche neue Voraussetzungen schaffen kann. In den nächsten Jahren werden, davon sind wir überzeugt, in der Grundschule, aber auch in der Mittel- und Oberschule freiwillige Angebote kommen, und es wird sehr viele Eltern geben, die mit den Füßen abstimmen werden für dieses Modell. Wir brauchen keine Angst haben vor einem Mischmasch, denn dazu wird es nicht kommen. Wir müssen auf die Erkenntnisse der Freien Universität 18

nicht so gut deutsch wie die Südtiroler deutscher Muttersprache. Deshalb sagen wir: Es ist für uns ein Anliegen, die Muttersprache so fest wie möglich zu verankern und zugleich so viel wie möglich Sprachkompetenz auch im Sinne eines kulturellen Reichtums unserer nachfolgenden Generation beizubringen. Die Südtiroler Schulen sind bereits sehr sprachlastig; aus Untersuchungen weiß ich, dass wir unterlassen sollten, weiteren Sprachunterricht zu Lasten mathematischer, technischer oder biologischer Kompetenzen auszubauen. Schauen Sie, wenn wir jetzt feststellen, dass Südtiroler Jugendliche am Ende der Mittelschule nach zwei Jahren Englischunterricht das Englische besser beherrschen als das Italienische nach sieben Jahren Unterricht, dann können wir doch nicht meinen, dass die dreisprachige Schule das bessere Modell sein könnte! Viel mehr müssen wir den derzeitigen Sprachunterricht analysieren und ihn verbessern. Ich behaupte: Es ist zu kurzsichtig, in der mehrsprachigen Schule den einschlägigen Erfolg zu sehen. Hartmuth Staffler: Wir wissen, dass die italienischen Maturanten in Trient wesentlich besser deutsch sprechen als jene in Bozen – obwohl sie wesentlich weniger Deutschunterricht hatten. Der Grund dafür ist einleuchtend:


Wesentlich zum Erlernen einer Sprache ist die Motivation, und diese scheint hier zu fehlen. Wir mßssen Sprachen lernen wollen, dann klappt es auch. Ein anderes Beispiel kommt aus Aosta, wo man vor Jahrzehnten die gemischtsprachigen Schulen eingefßhrt hat. Der Prozentsatz jener, die sich zur franzÜsischen Sprache bekennen, ist seither rapide gesunken. Das muss uns zu denken geben. Walter Baumgartner: Wenn man in Sßdtirol ßber die Schule redet, muss man sich folgende Frage stellen: Besteht die Gefahr, dass bei Einfßhrung der gemischtsprachigen Schule die eine oder andere Sprachgruppe ihre Identität verliert? Ich bin der Meinung, dass eine Hebung der Qualität der bestehenden Schulen viele Probleme lÜsen kÜnnte. Die zweite Sprache wird bei uns immer noch unzureichend unterrichtet. Nicht erst seit Kippenbergers Frosch im Museion und der Manifesta werden intensive Investitionen in zeitgenÜssische Kunst und den entsprechenden Strukturen in Sßdtirol manchmal mit Argusaugen beobachtet.

Gibt unser Land zu viel Geld fĂźr Kultur aus? Elda Letrari Cimadom: Nein. Es ist wichtig, dass unser Land Geld fĂźr die Kultur ausgibt – speziell fĂźr moderne Kunst. Dies gibt unserem Land eine Offenheit und einen Weitblick. Die Investition ins Museion war sehr gut, ich habe aber meine Bedenken zu den 3 Millionen Euro fĂźr den ersten Ankauf fĂźr diese Ausstellung. Walter Blaas: Die Frage ist schwierig zu beantworten. Auf jeden Fall muss man die Ausgaben fĂźr Kultur auch in eine Relation stellen: Das letzthin erlassene Sozialpaket hat den Umfang von 30 Millionen Euro, das Museion kostete hingegen 35 Millionen Euro. Zudem wurden in der kurzen Zeit seit der ErĂśffnung bereits 3 Millionen Euro verbraten, obwohl nur 2,5 Millionen vorgesehen waren. Eigentlich wäre diese Einrichtung fĂźr SĂźdtirol nicht notwendig gewesen: Das Mart in Rovereto ist eine anerkannte Institution in unserer Region, und die wĂźrde ausreichen. Erich Meraner: Jeder Euro, der in Kultur investiert wird, ist wichtig.

Erich Meraner (SVP): „Ich lasse mir mein Kreuz in der Schule nicht rausnehmen, und die Kinder dĂźrfen sich nicht die Nikolausfeier nehmen lassen“

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Ohne Kultur ist kein Leben mĂśglich. Kultur heiĂ&#x;t fĂźr mich auch Esskultur, Diskussionskultur, Kultur zur Nächstenliebe. Mit dem Frosch im Museion ist es dumm gelaufen: Der Platz, wo er ausgestellt wurde, war schlecht gewählt. Die Frau Direktor war zu schwach: Ich war bei der ErĂśffnung peinlich berĂźhrt: keine Musik, keine Emotionen, keine Rede der Landesrätin,

schlechte Tonanlage. Und danach verschwindet die Direktorin fĂźr eine Woche – das ist in meinen Augen ein Entlassungsgrund. In SĂźdtirol besteht das groĂ&#x;e Problem, dass wir die Experten immer von auswärts holen mĂźssen. Diese Experten sagen dann: Wir zeigen den SĂźdtirolern, wie Kultur funktioniert. Ja sind wir SĂźdtiroler denn zu dumm fĂźr solche Posten?

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Politik & Gesellschaft

Ich finde es gut, dass die moderne Kunst nun ihren Raum in Südtirol hat, aber auch die bodenständige Kultur braucht Räume. Markus Lobis: Die moderne Kunst ist nicht schuld an den hohen Kosten des Museion; man hätte die Ausstellung auch in einer Industriehalle veranstalten können. Südtirol braucht Freiräume, und die Frosch-Diskussion hat dies klar zu Tage gebracht. Die moderne Kunst

Hartmuth Staffler: Wir geben für Kultur eher zu wenig Geld aus, aber wenn es um zweistellige Millionenbeträge geht wie beim Museion, dann sollte man doch auf die Meinung der Bevölkerung achten. Beim Museion war die Meinung der Bevölkerung, so glaube ich, doch sehr eindeutig. Sabina Kasslatter Mur: Zu diesen 50 Millionen, die Hans Heiss genannt hat, kommen alle Bauten

„Die Museumsführung hat Fehler begangen und wird dafür zur Rechenschaft gezogen werden, ohne dass der Steuerzahler dafür draufzahlt“_ Sabina Kasslatter Mur (SVP) hat die Aufgabe, dem Einzelnen die Möglichkeit zu geben, sich in einer Reihe von Zeitphänomenen zu positionieren. Auch für radikale Positionen muss Raum sein. Ich kann mich darüber ärgern, aber es wäre ein fataler Fehler gewesen, den Frosch abzuhängen. Hans Heiss: Ich möchte die Landesrätin entlasten: Allein für die deutschsprachige Kultur sind im Jahr 2007 etwa 48 Millionen Euro locker gemacht worden – das entspricht in etwa einem Prozent des Landeshaushalts. Zu diesem Betrag kann man noch die italienische und ladinische Kultur und auch die Denkmalpflege addieren, aber die Summen sind nicht so riesig. Pflege von Kultur und Sprache ist eine Basis für die Entwicklung unserer kleinen Gesellschaft. Das Museion hat 35 Millionen Euro gekostet; im Vergleich war das Mart viermal so teuer. Diese 35 Millionen sind gut investiert. Schlecht investiert wurde in den Einkaufsetat. Das Museion hat zu Lasten der peripheren Einrichtungen geprasst. Wir brauchen zeitgenössische Kunst, aber wir brauchen sie auch in kleineren Zentren wie etwa Brixen oder Bruneck. Wir sollten also in den nächsten Jahren ein Gleichgewicht schaffen zwischen Bozen mit seinen starken Strukturen und der etwas unterbelichteten Peripherie. Pius Leitner: Ich bin nicht der Meinung, dass das Land zu viel für Kultur ausgibt – ganz im Gegenteil. Die Frage ist, ob das Geld auch gut verteilt wird. 20

und Personalausstattungen separat dazu; das Museion zum Beispiel wurde über das Bautenressort finanziert. Wir geben noch zu wenig Geld in diesem Bereich aus: Kultur und Sprache sind die Grundlage unserer Autonomie, das dürfen wir nie vergessen. Ich will kein Mart als Ersatz für unser Museum: Wir haben ein reiches Spektrum an traditionsreichen Museen, die fast allesamt in die Vergangenheit schauen, und ich denke, wenn wir einigermaßen zukunftsgerichtet Kulturpolitik betreiben und auch möchten, dass unsere Sprachgruppe in diesem Land auch in 30 oder 40 Jahren noch existiert, dann brauchen wir nicht in Rovereto, sondern in Südtirol einen Ort, an dem zeitgenössisches Kunstgeschehen diskutiert wird. Ansonsten verlieren wir den Anschluss. Wir müssen uns um die Pflege und Weiterentwicklung der Traditionen kümmern, dürfen aber nicht vergessen, dass jede Tradition einmal Erneuerung war. Wir müssen Innovatives zulassen. Die Museumsführung hat Fehler begangen und wird dafür zur Rechenschaft gezogen werden, ohne dass der Steuerzahler dafür draufzahlt, das kann ich Ihnen versprechen. Und schauen Sie: Ich denke schon, dass jene Themen, die heute andiskutiert wurden – die Entwicklung der Preise, die Löhne, die sicheren Renten, die Wirtschaftspolitik – wichtig sind. Ich stelle aber fest, dass wir eine Lehrperson haben, die anscheinend ihre Töchter über 20 Jahre vergewaltigt haben soll, und dass ein Busfahrer letzthin verhaftet wurde, weil er kleine Jungs sexuell missbraucht hat, und ich frage mich


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aufgrund der Tatsache, dass der Frosch in Hunderten Leserbriefen thematisiert wurde: Ist das alles keinen Leserbrief wert? Sind das keine Angriffe auf die Schöpfung? Nehmen wir an, Sie würden in den Landtag gewählt. Für welches Brixner Anliegen würden Sie sich in der kommenden Legislaturperiode besonders einsetzen? Markus Lobis: Für mich gibt es nicht Brixner oder Pustertaler Anliegen, sondern nur jene, die die Bevölkerung haben. Für mich ist die Verkehrspolitik entscheidend: Wir brauchen eine Wende hin zu einer innovativen Verkehrspolitik. Wir brauchen einen besseren Personennahverkehr, weil sich damit auch viel Haushaltsbudget sparen lässt. Ich möchte gern die Seilbahn nach St. Andrä realisieren und auf die Südspange verzichten. Aber: Der Landtag ist nicht zuständig für Brixner Anliegen, sondern für Südtiroler Anliegen. Auch würde ich mich sofort einsetzen für die Errichtung von mehrsprachigen Schulen, aber immer nur dort, wo die Eltern es wünschen, denn niemand soll in seiner Wahl diesbezüglich eingeschränkt werden.

uns einsetzen, den Arbeits- und Wirtschaftsstandort Brixen auszubauen. Brixen hat in diesem Bereich im Vergleich zu anderen Bezirken Nachholbedarf. Brixen und das Eisacktal würden eigentlich viele Vorteile bieten, die derzeit noch zu wenig genutzt werden. Die Vernetzung und Kooperation zwischen den einzelnen Sektoren muss verstärkt werden. Eine Stärkung des Arbeitsstandortes bildet die Basis dafür, dass jeder ein Auskommen mit seinem Einkommen hat. Hartmuth Staffler: Mein wichtigstes Ziel ist die Loslösung Südtirols von Italien, und davon profitiert auch Brixen. Elda Letrari Cimadom: Ich würde alles daran setzen, dass das Haus der Solidarität gerettet wird und eine würdige Unterkunft erhält. Am liebsten würde ich es dort lassen wo es jetzt ist. Hans Heiss: Auch aus meiner Sicht sollte das Haus der Solidarität als Exzellenzprojekt für die nächste Legislatur von der Landesregierung und von der Stadt Brixen massiv gefördert werden. Dieses Haus sollte nicht am Rand der

„Alle guten Dinge sind drei; ich bin eindeutig für die Mandatsbeschränkung“_ Erich Meraner (SVP) Die direkte Demokratie würde ich stärken – es gibt also einige wichtige Themen, die nicht Brixen betreffen, die aber auch den Brixnern zugute kommen. Erich Meraner: Ich wünsche mir, dass die Kompetenzen der öffentlichen Sicherheit ans Land übergehen. Dann wünsche ich mir die Verlegung der Hochspannungsleitungen in Milland; wir sind hier auf einem guten Weg, aber wir haben noch einiges zu tun. Brixen braucht außerdem eine Aufwertung der Plose, endlich ein schönes Kino und die Musikschule. Walter Baumgartner: Wir müssen von der Landesregierung Dinge verlangen, die auch umsetzbar sind. Aus meiner Sicht müssten wir schnell den Bahnhof Brixen als Verkehrsknotenpunkt ausbauen und ihn mit allen notwendigen Dienstleistungen ausstatten. Hanspeter Munter: In der nächsten Legislaturperiode müssen wir

Stadt angesiedelt sein, sondern im Herzen von Brixen. Hier funktioniert Integration: Brixen kann hier wirklich beweisen, dass es eine Vorreiterrolle spielt in diesem Bereich. Wir brauchen Baden-Württembergische Verhältnisse, was die Integration betrifft. Außerdem würde ich mir eine Mittelpunktbibliothek für Brixen wünschen als ein Ort des Lernens, des Lebens und der Kommunikation. Sabina Kasslatter Mur: Ich wünsche mir, dass alle Menschen, die arbeiten, von ihrem Verdienst auch leben und wohnen können. Ich wünsche mir auch, dass alle Familien für Kinder-, Erziehungund Pflegearbeit wesentliche Steuererleicherungen bekommen, damit sie hinterher nicht zu Bittstellern werden. Pius Leitner: Ich werde wie bisher die Forderung erheben, dass Südtirol die Zuständigkeit bekommt über die Einwanderungsfrage, damit wir auch in Sachen Sicherheit eine Rolle

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Politik & Gesellschaft

der Meinung, dass die Doppeljobs nicht mehr erlaubt sein sollten.

Hanspeter Munter (SVP): „Man muss den einzelnen Menschen mehr Geld in der Tasche lassen – mehr Netto- von seinem Bruttolohn also“

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spielen können und uns nicht nur nach dem orientieren müssen, was auf uns zukommt. Brixen ist derzeit leider keine sichere Stadt. Was den Verkehr betrifft: Wir wollen keinen Mittelanschluss, und wir hoffen wirklich, dass die Landesregierung einsieht, den Mittelanschluss erst dann zu bauen, wenn wir sicher sind, dass es ihn auch braucht. Sie kandidieren für den Südtiroler Landtag. Sind Sie der Meinung, die Gehälter der Landtagsabgeordneten sollten drastisch reduziert und die Mandatdauer der Regierungsmitglieder und der Bürgermeister beschränkt werden? Erich Meraner: Ich bin für eine Reduzierung der Politikergehälter. Wir müssen allerdings unterscheiden zwischen Landesregierung und Landtagsabgeordnete; ich könnte mir sehr gut vorstellen, mein Gehalt als Abgeordneter auf die Hälfte zu kürzen und nebenbei freiberuflich zu arbeiten. Wenn die Gehälter der Landtagsabgeordneten gekürzt werden, wird vielleicht auch die Materialschlacht im Wahlkampf reduziert. Davon profitieren dann junge neue Gesichter. Was die Mandatsbeschränkung betrifft: Alle guten Dinge sind drei; ich bin also eindeutig für die Mandatsbeschränkung. Ein frischer Wind tut immer gut. 15 Jahre in der Landesregierung sind genug. Markus Lobis: Gerade Luis Durnwalder ist der Beweis, dass drei Legislaturperioden mehr als genug sind. Walter Blaas: Grundsätzlich ist eine Neuregelung der Politikerbezüge und der Pensionsansprüche neu zu regeln. Betroffen sollten nicht 22

nur die Landtagsabgeordneten, sondern auch die Landesräte und der Landeshauptmann sein. Auch die Bürgermeister sollten ihre Bezüge überdenken. Vorstellen könnte ich mir eine Reduktion von 20 Prozent, aufgewertet mit den Infla-

Hanspeter Munter: Um in täglichem Kontakt mit der Praxis zu bleiben, geht eine ganze Reihe von Abgeordneten einer zweiten Tätigkeit nach. Diese Erfahrungen, die sie täglich sammeln, sind wichtig für die konkrete politische Arbeit. Ich habe selten erlebt, dass sich jemand beklagt, wenn jemand zweimal arbeitet. Manche plagt etwas der Neid, wenn jemand auch zwei Gehälter bezieht. Diesen Leuten kann ich sagen, dass ich bereits seit Jahren meine mir tarifvertraglich zustehenden Bezüge freiwillig und ohne äußeren Druck um die Hälfte reduziert habe. Bei den Gesamtbezügen, die die Landtagsabgeordneten heute haben, liege ich im Mittelfeld; es gibt etwa gleichviel Leute, die etwas mehr als ich verdienen, wie Leute, die etwas weniger verdienen. Sabina Kasslatter Mur: Ich bin für eine Diätenkürzung, aber auch für eine anständige Bezahlung. Und

würde. Wir würden nicht mehr „schöne“ Betriebe verlieren, die anderswo ihre Steuern bezahlen, sondern von außen Betriebe anziehen, die sich hier niederlassen würden. Die sechs in Europa am stärksten wachsenden Länder verfolgen ausnahmslos diese Strategie, und zwar höchst erfolgreich. Pius Leitner: Ich wäre für alle möglichen Hoheiten: jene für die Steuern, für Schule und Bildung, für Zuwanderung. Nur eine einzige Hoheit können wir uns sparen, und zwar die königliche. Erich Meraner: Auch die Landesregierung hat verstanden, dass die Familie in den nächsten fünf Jahren einen noch höheren Stellenwert bekommen muss. Wir müssen danach trachten, dass die Jugendlichen die Möglichkeit bekommen, eine Wohnung zu erwerben. In der Jungen Generation denken wir Bausparverträge an und auch Mietbeihilfen. Das erste aber, was ich durchsetzen würde, wären die Musikschulen. Es kann nicht sein, dass meine Tochter

„Dem Luis und seinen Sternen auf die Finger zu schauen ist kein Feierabendjob, sondern sollte gut bezahlt werden“_ Hans Heiss (Grüne / Bürgerliste) tionsdaten des ASTAT. Aber: Gute Arbeit muss entsprechend entlohnt werden; es wäre der falsche Weg, wenn der Landtag zum Ehrenamt verkommen würde. Hans Heiss: Dem Luis und seinen Sternen auf die Finger zu schauen ist kein Feierabendjob, lieber Herr Meraner, sondern sollte gut bezahlt werden. Politische Kontrolle kostet, vor allem bei den Südtiroler Zuständigkeiten, die einem Nationalstaat beinahe gleichkommen. Trotzdem: Eine 10- oder 20-prozentige Verringerung wäre durchaus sinnvoll. Gleich wichtig ist die Abschaffung der Leibrenten, für die ab der kommenden Legislatuir die Abgeordneten selbst aufzukommen haben. Hier wird abgespeckt, aber man soll’s nicht übertreiben. Pius Leitner: 5.000 Euro netto wäre das richtige Gehalt für einen Landtagsabgeordneten, und ich hoffe, dass diese Pharisäer, die im Wahlkampf unterwegs sind, auch das Händchen heben, wenn es zur entsprechenden Abstimmung kommt. Elda Letrari Cimadom: Ich bin

ich bin für die Mandatsbeschränkung, obwohl ich nicht der Meinung bin, dass sie demokratiepolitisch in Ordnung geht. Dem Herrn Lobis möchte ich sagen, dass er, wenn er den Landeshauptmann für seine Fehler kritisiert, doch bitte auch die Gnade haben sollte, ihn für das zu loben, was er in den letzten 20 Jahren trotz langer Amtszeit an Leistungsbilanz vorweisen kann. Nehmen wir an, Sie hätten einen konkreten Wunsch frei, der dann ohne Diskussion von der Landesregierung genehmigt würde: Für welche Maßnahme würden Sie sich entscheiden? Hanspeter Munter: Ich würde den Antrag stellen, die komplette Steuerhoheit für Südtirol zu erlangen. Das bedeutet, das Südtirol selbst die Bemessungsgrundlagen festlegt, die Hebesätze und das Kontrollsystem. Dies würde dazu führen, dass Südtirol eine Flat tax einführen könnte. Diese Flat tax könnte 20 Prozent ausmachen; 80 Prozent würde dem Bürger verbleiben. Dies hätte weiters zur Folge, dass der Standort Südtirol für alle Betriebe höchst attraktiv

drei Jahre warten muss, damit sie endlich Schlagzeug lernen kann. Die Warteliste an der Musikschule Brixen enthält 234 Namen, und in ganz Südtirol sind über 1.000 Kinder und Jugendliche, die keinen Platz bekommen. Musik verbindet und bringt viel Lebensfreude. Walter Blaas: Hätte ich einen Wunsch frei, würde ich beantragen, dass sämtliche Zahnarztkosten, Hörprothesen und Sehhilfen durch eine hochwertige Grundversorgung mit öffentlichen Geldern aus dem Gesundheitsressort bezahlt würden. Familien haben derzeit riesige Probleme, wenn Kinder zum Beispiel Zahnregulierungen und dergleichen benötigen. Hans Heiss: Ein Wunsch: Umschichtung von 100 Millionen Euro aus dem Kapitel des Straßenbaus und aus dem Kapitel der Wirtschaftsförderung zu Gunsten von sanfter Mobilität und zur besseren Altenbetreuung. Hartmuth Staffler: Ich würde mich einsetzen für die Verabschiedung eines Paketes zur Loslösung von Italien mit einem Gesetzent-


Hartmuth Staffler (Süd-Tiroler Freiheit): „In Südtirol sind die Preise zu hoch, weil es vor allem bei den Supermärkten zu einer Monopolstellung gekommen ist“

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wurf zur Unabhängigkeitserklärung durch den Landtag und einen Operationskalender zur Durchführung dieses Vorhabens. Walter Baumgartner: Weil ich es vorher vergessen habe: Ich würde die Mandatsbegrenzung auf 15 Jahre für Landesregierung und Landeshauptmann vorschlagen. Elda Letrari Cimadom: Ich würde eine wesentliche Erhöhung des Kindergeldes beschließen, sodass es nicht mehr heißt, wie ich es leider oft höre, dass Eltern sagen, dass sie sich auf keinen Fall mehr als zwei Kinder „leisten“ können. Kinder dürfen kein Luxus sein. In Südtirol herrscht Vollbeschäftigung, aber die Wirtschaft klagt über hohen Steuerdruck und schlechte Rahmenbedingungen, was den Wirtschaftsstandort Südtirol im Wettbewerb mit anderen Regionen Europas schwächt. Welche Mittel würden Sie einsetzen, um die Wirtschaft zu stützen und die Vollbeschäftigung zu erhalten? Hartmuth Staffler: Ich gehe davon aus, dass ein weiteres quantitatives Wachstum der Wirtschaft in Südtirol nicht wünschenswert und auch gar nicht möglich ist, weil die Ressourcen fehlen. Es hat keinen Sinn, unsere Wirtschaft so zu fördern, dass noch mehr Kulturgrund verbaut und noch mehr Landschaft zerstört wird. Viel mehr müssen wir auf ein qualitatives Wachstum setzen, das bei gleicher Beanspruchung der Ressourcen eine höhere Wertschöpfung gewährleistet. Wir brauchen mehr Einsatz für Ausund Weiterbildung, mehr Beratung, Abbau der Bürokratie und gezielte Steuersenkungen.

Walter Blaas: Die Betriebe hierzulande leiden hauptsächlich an der ausufernden Bürokratie und an der sich ständig ändernden Steuergesetzgebung. Sabina Kasslatter Mur: Ich würde die IRAP nochmals senken, aber nur für jene, die auch Lohnzusatzabkommen abschließen. Außerdem müssen Innovation und Forschung weiter verstärkt werden und auch die Ausbildung. Damit steigern wir die Produktivität, und davon profitieren Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Markus Lobis: Die Südtiroler Wirtschaft ist eine Klein- und Mittelbetriebswirtschaft, die unter den Auszehrungserscheinungen leidet, die davon kommen, dass wir viel zu viel Macht den Konzernen geben. Erich Meraner: Wichtig ist die Entbürokratisierung; das betrifft nicht nur die Wirtschaft, sondern auch die Bereiche Kultur und Jugend. Hans Heiss: Ich beschränke mich auf drei wesentliche Punkte: Die Bürokratie, die jeden Betrieb pro Jahr 6.000 Euro kostet, muss abgebaut werden. Das heißt auch, dass die Landesverwaltung langsam zurückgefahren werden muss. Und: Die Energie muss günstiger werden, weil sie eine wesentliche Voraussetzung für die Zukunft ist. Drittens: Bildung und Forschung. Diese Ressource kostet am wenigsten und trägt am weitesten.

willy.vontavon@brixner.info Leserbrief an: echo@brixner.info 23


Spielräume für Wissen Das neue Pädagogische Gymnasium im Roßlauf geht in das erste Schuljahr.

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it Beginn dieses Schuljahres sind die Schülerinnen und Schüler des pädagogischen Gymnasiums in das soeben fertig gestellte Schulgebäude im Roßlauf eingezogen. Damit endet die jahrzehntelange Geschichte der Schule in den Gebäuden der Englischen Fräuleins, wo sie seit den 70er Jahren untergebracht war.

Foto: Oskar Zingerle

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BRIXEN

Das Bemühen um einen neuen

Standort reicht bereits mehr als zehn Jahre zurück. Schon 1998 genehmigte die Landesregierung das Raumprogramm für die neu zu errichtende Schule, 1999 erfolgte die Ausschreibung eines EU-weiten Planungswettbewerbs. Diesen konnte das Architekturbüro Peters & Keller aus Stuttgart für sich entscheiden. 2005 wurde der Grundstein gelegt und mit den Bauarbeiten begonnen. Das fertige Gebäude bildet gemeinsam mit der Turnhalle in der IgnazMader-Straße im Stadtteil ZinggenRoßlauf eine kompakte, großzügige Anlage. Im Osten grenzt ein öffentlicher Spielplatz an das Gebäude, im Norden bildet der im Vorjahr fertig gestellte Kindergarten den Abschluss. Die U-förmige Schule bietet Platz für 25 Normalklassen, drei Ausweichräume, elf Fachklassen, eine 445 Quadratmeter große Aula und eine 412 Quadratmeter umfassende Bibliothek. Zum Raumprogramm gehören noch Verwaltungs- und Nebenräume und eine Tiefgarage mit 52 Parkplätzen.

Von den fröhlichen Farbtupfern abgesehen, besticht das neue Schulgebäude durch eine klare Linienführung

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Bedingt durch die U-Form, Lebendigkeit und Fröhlichkeit auf. So ist an der Decke einer befindet sich der Schulhof geschützt in der Mitte des gesamten Komplexes. Rote und gelbe Sitzbänke laden hier zum Relaxen ein. Diese bilden Teil des künstlerischen Konzepts, das die Künstlerin Julia Bornefeld zusammen mit Schülerinnen des Gymnasiums entworfen hat. Teil dieses Konzepts sind auch die ebenfalls in Orange, Rot, Gelb oder Weiß gehaltenen Fensterabschnitte, die dem ansonsten nüchternen und sachlichen Bau jugendliche

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verleihen. Dieses Konzept findet seine Fortsetzung in dem in den gleich lebhaften Farben gehaltenen Eingang. Über all dem steht das Wortspiel „Wissen schafft Spiel Raum“, das gleichsam das Motto der Schule sein soll. Von den fröhlichen Farbtupfern abgesehen, besticht das Gebäude durch eine klare Linienführung und grauem Beton, der durch helles Holz eine Auflockerung erfährt. Auch die Klassen werden von der Farbe Grau in unterschiedlichen Abstufungen beherrscht. Auf dem robusten sehr dunklen Boden stehen hellgraue Pulte. Zur üblichen Ausstattung eines jeden Klassenzimmers gehören kleine abschließbare Schränke für jeden Schüler, eine Reihe von Garderobenhaken und eine ebenfalls silbergraue Metallwand. Direktorin Marianna Steinhauser betont, dass man sich bewusst für diese Farbgebung der Klassen entschieden hat; sie spiegeln Ernst und Sachlichkeit wider. Gleichzeitig haben die Schüler so auch die Möglichkeit, selbst für Farbe in ihren Räumen zu sorgen. Neben der traditionellen Tafel fällt die Ausstattung mit moderner Arbeits- und Präsentationstechnik

jeden Klasse ein Beamer befestigt, um den aktuellen Unterrichtsstoff an die Wand projizieren zu können. Auch in der großzügigen Bibliothek befinden sich zahlreiche Computerarbeitsplätze; gleichzeitig laden Sitzecken zum Schmökern ein. Die große Aula steht übrigens auch der Bevölkerung des Roßlaufs für Veranstaltungen zu Verfügung.

Insgesamt hat der Bau mit dem

Kindergarten an die 26 Millionen Euro gekostet und wird ohne Zweifel allen Anforderungen gerecht, um modernes Lehren und Lernen möglich zu machen. Kein Wunder, dass Bürgermeister Albert Pürgstaller die Schule im Rahmen seiner Ansprache bei der feierlichen Übergabe der Benutzungsgenehmigung als wichtigen Mosaikstein in der Bildungslandschaft Brixens definiert. Ebenso kein Wunder ist es wohl, dass sich die dabei anwesenden Brixner Direktoren, deren Schulbetrieb in älteren Gebäuden stattfindet, einen kleinen neidvollen Blick nicht verkneifen konnten. annamaria.mitterhofer@brixner.info Leserbrief an: echo@brixner.info


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Politik & Gesellschaft

BRIXEN

„Besinnen wir uns auf seine Botschaft“ Kanonikus Johannes Messner zum Tod von Bischof Wilhem Egger.

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ie Lebensgeschichte von Bischof Wilhelm Egger führt zurück in die Zeit der Option. In den ersten Monaten der Auswanderung Anfang 1940 zog das Ehepaar Egger-Arlanch über den Brenner nach Innsbruck. Vielleicht hatte man der hochschwangeren Frau auch besondere Versprechungen gemacht im Hinblick auf Geburtshilfe und Fürsorge. In Innsbruck brachte sie am 14. Mai 1940 Zwillinge zur Welt, die auf die Namen Wilhelm und Kurt getauft wurden. Die Familie zog mit den kleinen Kindern nach Maria Egg bei Traunstein. Der Vater fiel 1944 in Norwegen. Noch vor Kriegsende kehrte die

junge Witwe mit den Kindern nach Innsbruck zurück in ein Auffanglager. Ein Militärlastwagen nimmt die junge Frau mit den zwei Kindern mit nach Sterzing. Da die Mutter arbeiten musste, wurden die Zwillinge von ihrer Großtante Maria Gogl-Egger in Sterzing aufgezogen. 1949 starb die Mutter. 1951 kamen Willi und Kurt in das Schülerheim der Kapuziner nach Salern. Beide traten 1956 in den Kapuzinerorden ein und setzten nach dem Noviziat das Studium am Vinzentinum in Brixen fort. 1960 bestanden sie die Reifeprüfung am staatlichen klassischen Gymnasium in Meran.

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Nach dem Philosophie- und Theologiestudium in den ordenseigenen Schulen von Bruneck und Brixen wurden die beiden Brüder Wilhelm und Kurt am 29. Juni 1965 von Bischof Joseph Gargitter im Dom zu Brixen zu Priestern geweiht. Wilhelm erwarb in Fribourg in der Schweiz das Lizentiat in Theologie. Dann ging er ans Päpstliche Bibelinstitut nach Rom und promovierte dort 1972. Er ergänzte seine Studien an der weltberühmten École Biblique in Jerusalem.

Von 1971 bis 1986, dem Jahr

seiner Bischofsernennung, lehrte er Neues Testament an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Brixen. Er teilte mit mir abwechselnd die institutionellen Aufgaben des Dekans und Prodekans der Hochschule wie des Direktors des Institutes für Theologische Bildung. Für einige Zeit war er auch Domprediger. Besonders freuten ihn Lehraufträge in Erfurt (in Anerkennung dieser seiner Tätigkeit nahmen beide Bischöfe aus Erfurt an seinem Sterbegottesdienst teil), an der Päpstlichen Universität Gregoriana und am Antonianum in Rom sowie an der Theologischen Fakultät der Universität Innsbruck, wo er sich habilitierte. Eine reiche Vortragstätigkeit, auch außerhalb von Europa, in Kamerun, Tanzania, Indonesien, auf Madagaskar und auf den Seychellen, füllte diese Jahre. Nach der internen Annahme der Rücktrittsabsicht von Bischof Joseph Gargitter aus Gesundheitsgründen – er hatte am 3. Mai 1985 bei einem Besuch im Vinzentinum einen Schlaganfall erlitten – begann in der Diözese Bozen-Brixen eine stille Bischofssuche. Nachdem sich der Gesundheitszustand von Bischof Joseph Gargitter bis Allerheiligen 1985 nicht gebessert hatte, ließ er am 3. November desselben Jahres sein Rücktrittsgesuch durch Generalvikar Josef Michaeler in Rom einreichen mit

der Bitte, seinen Rücktritt erst anzunehmen und bekannt zu geben, sobald der Nachfolger gefunden sei. Ich erfuhr von der Ernennung Pater Willis zum Bischof am 15. Juli 1986. Er war in derselben Sitzung der Bischofskongregation ernannt worden wie Pater Hans Hermann Groer in Wien. Der ORF hat es noch am selben Abend mitgeteilt – in Wien hat jemand nicht dicht gehalten. Die Diözese Bozen-Brixen hat, wie vorgesehen, erst am 29. Juli mittags die Ernennung von Wilhelm Egger zum Bischof veröffentlicht. Aber noch am 15. Juli abends teilte Generalvikar Josef Michaeler in unserer gemeinsamen Wohnung Professor Pater Willi Egger seine Ernennung zum Bischof von Bozen-Brixen mit. Während dieses Gesprächs zwischen den beiden Herren lief unsere gemeinsame Haushälterin ins Studio von Josef Michaeler und rief: „Ein Paterle ist Bischof geworden“. Sie meinte Wien, aber es galt auch für Brixen. Bischof Wilhelm hat diesen Ausruf nie vergessen und hat sich bei späteren Besuchen in unserem Haus wiederholt der Haushälterin mit den Worten „Ein Paterle“ vorgestellt. Am nächsten Vormittag, 16. Juli, nahm Wilhelm Egger vor Bischof Gargitter die Ernennung an.

Für Brixen war die Ernennung

des Kapuzinerpaters Wilhelm Egger zum Bischof der Diözese Bozen-Brixen eine große Freude. Noch am selben Abend, 29. Juli, veranstaltete Brixen am Seminarplatz ein beeindruckendes Willkommen mit Fackelzug, Ständchen der Bürgerkapelle, Begrüßungen und Glückwünschen. Ich durfte mich für die Weihe von Bischof Wilhelm Egger durch den emeritierten Bischof Joseph Gargitter verwenden und Pater Willi zusammen mit Pater Benedikt Frei zur Bischofsweihe in den Dom begleiten, ihn dort Bischof Gargitter, dem


Foto: Oskar Zingerle

Konsekrator, vorstellen und das Ernennungsdekret verlesen.

Bischof Egger entwickelte einen ganz anderen FĂźhrungsund Kommunikationsstil als sein Vorgänger Gargitter. Hirtenbriefe und Predigten von Bischof Wilhelm waren vielfach nicht umfassende grundsätzliche Auseinandersetzungen mit Problemen und Fragen, sondern Anregungen zu Ăźberlegen, nachzudenken und Wege zu suchen. Er war bestrebt, mit seinen Gläubigen ins Gespräch zu treten – dies auch bei den wiederholten Visitationen aller Pfarreien. Wer wollte, fand in seinen Hirtenbriefen viele Anregungen. So entnahm ich seinem Hirtenbrief zum Angelusgebet die Anregung, an Werktagen um 12 Uhr mit den Touristen im Dom zu Brixen den „Engel des Herrn“ zu beten. Bischof Wilhelm sagte bescheiden von seinem Wirken: „Ich hoffe, dass die Gläubigen nun wissen, dass es eine Heilige Schrift gibt und dass viele sie auch lesen“. Sein Leitspruch „SYN“ fand eindrucksvollen Ausdruck auch beim Begräbnis.

Ein HĂśhepunkt im Leben von

Bischof Wilhelm war fĂźr mich die Ăœbertragung einer Reliquie des heiligen Vigilius von Trient nach Brixen im Jahr 1989 in Anwesenheit weiterer fĂźnf BischĂśfe. Brixen ist der Ort, wo die Reliquien der DiĂśzesanheiligen aufbewahrt werden. Darum ist es besondere Pflicht der Brixner, die Reliquien zu verehren. Durch diese Ăœbertragung hat Bischof Wilhelm Egger den Dom zu Brixen als Kathedrale unterstrichen. Gefreut hat mich, der ich 35 Jahre katholische Soziallehre an der Philosophisch-Theologischen

Bischof Wilhelm Eggers fast unscheinbar und zurßckhaltend ausgestreuten Botschaften sind in die Herzen der Gläubigen eingedrungen und haben Zustimmung gefunden

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Hochschule am Priesterseminar Brixen unterrichten durfte, dass Bischof Wilhelm in seinen zwei umfangreichen Hirtenbriefen soziale Themen behandelt hat: „Denkt an die fĂźnf Brote“ und „Von Alpha bis Omega“.

Die ßberwältigende Teilnahme an den Gebeten am Sarg

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Sterbegottesdienst in der Kathedrale zu Brixen, und die vielen Besucher seiner Grabstätte im Dom bekundeten, dass die von ihm unscheinbar und fast zurßckhaltend ausgestreuten SamenkÜrner in die Herzen eingedrungen sind und Zustimmung gefunden haben. Sein Begräbnis war nicht nur eine ergreifende Trauerkundgebung, sondern eine Glaubenskundgebung. Die Leute beteten viel.

Mir war es gegeben, den plĂśtzlichen Tod des Bischofs am Abend des 16. August den Veranstaltern eines Festes am Brixner Domplatz mitzuteilen, worauf diese nach einer Gebets-Gedenkminute den Beschluss fassten, das Fest abzubrechen und so ihre Anteilnahme auszudrĂźcken. Die Mitteilung am Brixner Domplatz erfolgte in deutscher Sprache durch Primar Martin Ogriseg und in italienischer Sprache durch den BĂźrgermeister der Stadt Bozen Luigi Spagnolli, die durch die abendliche Sportveranstaltung gefĂźhrt hatten. Der BĂźrgermeister von Brixen, Albert PĂźrgstaller, lieĂ&#x; die traurige Mitteilung der BĂźrgerkapelle im Hofburggarten Ăźberbringen, die das Konzert ebenfalls abbrach. Inzwischen kĂźndete von den DomtĂźrmen die groĂ&#x;e Glocke, die Sext, den Tod des Bischofs an. Mich hat diese Sensibilität der Brixner BĂźrgerschaft sehr beeindruckt. Ich mĂśchte allen Brixnern fĂźr Sensibilität und Gebet danken wie den Vielen von auswärts und auch jenen, die den Leitspruch des Bischofs „SYN“, auch nicht immer leichten Herzens, ernst genommen haben. Am 4. September wurde das Grab unter dem FuĂ&#x;boden des nĂśrdlichen Querschiffes geschlossen und die Marmorplatte mit der Inschrift „+ Wilhelm Egger Eppus. Bauzan.-Brixin. mortuus die 16 Augusti 2008“ angebracht. Auf dem gemeinsamen Grabdenkmal mehrerer Brixner BischĂśfe im Dom stehen die Worte „Seid eingedenk eurer Hirten, die euch das Wort Gottes verkĂźndet haben“ (Hebr 13,7). Bleiben wir im Gebet mit Bischof Wilhelm verbunden. Besinnen wir uns auf seine Botschaft. Johannes Messner Leserbrief an: echo@brixner.info

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Politik & Gesellschaft

„Wir brauchen mehr Mitverantwortlichkeit“ Das Thema Jugendgewalt in Brixen bleibt aktuell: Vor kurzem hat ein Fall von außergewöhnlicher Aggressivität mediale Wellen geschlagen. Josef Pichler, Direktor der Sozialdienste der Bezirksgemeinschaft Eisacktal, und Sprengelleiter Thomas Dusini über Jugendgewalt, deren Ursachen und die Situation in Brixen. Herr Pichler, hat Aggression und Gewalt unter Jugendlichen in den letzten Jahren zugenommen, oder wird die Gesellschaft dem Thema gegenüber sensibler?

Element in dieser Gruppe. Als Sozialdienste versuchen wir, mit diesen Jugendlichen in Beziehung zu treten, mit all den damit verbundenen Schwierigkeiten.

JOSEF PICHLER: Ich denke, dass Jugendgewalt insgesamt etwas zunimmt, das kann man vielerorts beobachten. Auch außerhalb des Landes ist das Thema hochaktuell, man denke nur an die Vorkommnisse in Paris oder letzthin in London. Das Ganze muss man jedoch in einer größeren Zeitperspektive sehen, auch das verstärkte Medieninteresse ist zu berücksichtigen.

Welche Ursachen hat Aggression und Gewalt?

Jugendgewalt ist also kein typisches Brixner Phänomen? PICHLER: Ich möchte die Situation nicht verkennen und auch nicht schönreden, aber es ist gewiss kein Brixner Phänomen. Auch in einigen anderen Südtiroler Ortschaften hat es letzthin ähnliche Fälle gegeben. Die aktuelle Situation in Brixen ist dadurch bedingt, dass sich Jugendliche mit ähnlichem sozialen Hintergrund zusammengeschlossen haben, und Aggression ist ein verbindendes

PICHLER: Ich möchte zunächst auf eine Studie aus dem Jahr 2005 verweisen, in der festgestellt wurde, dass 13 Prozent der Jugendlichen in Europa von 2 bis 17 Jahren, Migranten nicht mitgerechnet, innerfamiliäre Gewalt und 8 Prozent sexuellen Missbrauch erfahren,

PICHLER: Zunächst sei festgehalten, dass Gewalt niemals zu rechtfertigen ist! Aber man muss bedenken, dass Aggressionen erlernbar sind oder die Folge von Traumata und schweren Verletzungen psychischer Natur, die auch über mehrere Generationen gehen können. Wir dürfen auch nicht vergessen, dass das letzte Jahrhundert stark vom Darwinismus geprägt war, sowohl in der Wissenschaft als auch in der Gesellschaft: „Leben ist Kampf“ war ein Grundmotto dieser Denkweise. In den letzten 20 Jahren hat es in der Neuropsychologie und Neurobiologie

reagieren und auf das Mittel der Gewalt dann zurückgreifen, wenn sie Angst haben, dass Beziehungen zu Ende gehen oder Bindungen abgebrochen werden. Jugendgewalt steht häufig in Verbindung mit dem Thema Immigration. Neigen junge Migranten eher zu aggressivem Verhalten? PICHLER: Bei jugendlichen Migranten fallen verschiedene ungünstige Entwicklungen zusammen: die Entwurzelung von ihrer Heimat, häufig der ökonomische Aspekt und schließlich

„Man glaubt, mit kurzfristigen Aktionen das Problem lösen zu können. Menschen sind aber nicht kurzfristig änderbar“_ Josef Pichler meist hervorgerufen durch soziale Bedürftigkeit und soziale ökonomische Zwänge. Ist der soziale Brennpunkt eine Quelle von Aggression und eine Erklärung für die Anwendung von Gewalt?

viele neue Erkenntnisse gegeben, und zwar, dass der Mensch eigentlich nicht „homo hominis lupo“ ist, sondern dass der Mensch im Grund den anderen braucht, um zu kooperieren. Bei Kindern und Jugendlichen kann man sehr häufig sehen, dass sie aggressiv

die Schwierigkeit, zum Gastland und dessen Gesellschaft eine Beziehung aufzubauen. Die Folge ist die Abkapselung und eine Störung in der Beziehung zu der anderen Gruppe. Und immer dort, wo Beziehungen gestört sind, entstehen leichter Konflikte – vor

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„Kinder brauchen stabile Beziehungen, damit sie sich entwickeln können und ein Grundvertrauen da ist.“_ Josef Pichler allem, wenn man die Kommunikationsinstrumente nicht kennt oder nicht nutzen kann. Ist also die Ausgrenzung der Migranten die Basis für Aggression? PICHLER: Man muss das sicher mit Vorsicht sagen. Man weiß aber, dass Ghettoisierung und Abgrenzung als Vorläufer gelten für das, was sich dann auf der Verhaltensoberfläche als Aggression und Gewalt zeigt. Hier liegt eine große Gefahr. Auch sozial Schwache fühlen sich oft ausgegrenzt und verbünden sich, wie wir auch in Brixen sehen konnten, mit jungen Migranten, weil sie eben etwas gemeinsam haben.

Gewalt und Aggression ist also bedingt durch das soziale Umfeld und hat keinerlei genetische Veranlagung? PICHLER: Absolut! Wenn wir vom Ansatz ausgehen würden, dass Aggression und Gewaltbereitschaft genetisch veranlagt wären, müssten wir die Leute wegsperren. Das hatten wir ja bereits in der Vergangenheit. Die Wissenschaft hat hier sehr klare Erkenntnisse. Aggressives Verhalten ist erlernbar oder angelernt. Unter anderem haben die Leute heute sehr oft wenig Zeit für ihre Kinder. Diese werden dann häufig über die Medien erzogen. Auch das Thema der Gewaltvideos ist meiner Ansicht nach bisher unterbewertet worden. Vieles von dem,

was Kinder erfahren, verankert sich in ihrem Gehirn. Es gibt neben dem intellektuellen so etwas wie ein soziales Gedächtnis. Auch hier weiß man, dass sich verschiedene Traumata und negative Erfahrungen stark einprägen. Und wenn diese nicht verarbeitet werden, transformieren sie sich. In Bayern läuft gerade eine Debatte über ein neues Gesetz zu Computerspielen, die Gewalt zum Inhalt haben. Welche Auswirkungen haben diese so genannten Killerspiele oder auch Gewaltvideos? PICHLER: Ich denke, dass man das Thema ernst nehmen muss. Kinder und Jugendliche nehmen

bei diesen Spielen visuell und akustisch wahr, dass man einfach jemanden tötet, dieser fällt um, steht wieder auf und fällt wieder um; es ist alles ein Spiel. Bedenklich wird es, wenn die sozialen Beziehungen und der innerfamiliäre Austausch fehlen, wenn keinerlei Verantwortung da ist. Dann fällt es zunehmend schwerer, zwischen Realität und Spiel zu unterscheiden. Gewalt ist nicht neu. Kann man davon ausgehen, dass die Medien Auswirkungen auf die Form von Gewalt haben? PICHLER: Ja, davon gehe ich aus. Medien können durchaus inspirierend wirken! Es gibt mittlerweile

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Politik & Gesellschaft

zahlreiche Untersuchungen dazu, und die aktuelle Debatte dreht sich vor allem darum, wie man dem Phänomen gegenüber angemessen reagieren sollte. Wie muss man dem Phänomen der Gewalt allgemein, aber auch konkret im Brixner Kontext begegnen? PICHLER: Die Erwartungen sind sehr hoch, wie man in Brixen derzeit auch merkt. Man glaubt, mit kurzfristigen Aktionen das Problem lösen zu können, mit einem Streetworker etwa, ganz nach dem Motto „Deckel drauf und zu“. Menschen sind aber nicht kurzfristig änderbar. Hier braucht es langfristige Beziehungsarbeit, die umso schwieriger ist, weil oft kein familiäres Umfeld vorhanden ist, auf das man bauen kann. Wo können die verschiedenen Institutionen ansetzen? PICHLER: Ich glaube, es geht vor allem darum, ein gesellschaftliches Bewusstsein unter den verschiedenen Fachdiensten zu schaffen,

von den Sozialdiensten über die Jugendarbeit, dem Jugendgericht, der Familienberatung, die im Aufbau begriffene Kinder- und Jugendpsychiatrie, dem Psychologischen Dienst und nicht zuletzt auch die Schule. An die Schule werden bereits hohe Erwartungen geknüpft… PICHLER: Die Schule ist heute sehr gefordert. Neben der Wissensvermittlung wird sie zunehmend auch als persönlichkeitsentwickelnder Raum gesehen. Hier kommen Kompetenzen ins Spiel, wo man meinen möchte, dafür wären eigentlich die Eltern zuständig. Das gegenseitige Hin- und Herschieben von Zuständigkeiten löst aber nicht das Problem. Kinder brauchen stabile Beziehungen, damit sie sich entwickeln können und ein Grundvertrauen da ist. Prävention kann also nur langfristig erfolgen? PICHLER: Ja, aber natürlich muss auch kurzfristig gehandelt werden. Die Öffentlichkeit wünscht

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Thomas Dusini: „Eine Bestrafung sollte unmittelbar nach der Tat erfolgen, um einen Lernprozess zu ermöglichen.“

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sich, dass es diese Dinge nicht gibt, dass sie schnellstmöglich wieder von der Bildfläche verschwinden. Das ist mehr als verständlich. Letztlich gibt es ja auch Verantwortlichkeit dafür, nicht zuletzt bei den Eltern, die in dieser Hinsicht mehr gefordert werden müssen. Wie stellt sich die Situation in Bezug auf so genannte Problemfälle in Brixen konkret dar? PICHLER: Es gibt eine kontinuierliche Steigerung im Bereich des Kinderschutzes. Hier agieren die Sozialdienste in Absprache mit dem Jugendgericht. Wenn nötig, müssen Kinder von ihren Eltern getrennt werden, wenn diese ihren Pflichten nicht mehr entsprechend nachkommen. Gewalt und Missbrauch von Kindern und Jugendlichen nehmen laufend zu. Nicht alle Fälle gehen auf diese Ursachen zurück, aber leider liegt die Steigerungsquote im zweistelligen Bereich. Damit kommen natürlich auch neue Herausforderungen auf die Sozialarbeit zu. Diese hat sich in den letzten zehn Jahren insgesamt sehr stark verändert, mit vielen neuen Aufgabenbereichen und neuen Phänomenen, die dem gesellschaftlichen Wandel zugrunde liegen. Klingt beunruhigend.

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PICHLER: Es ist beunruhigend, wenn man bedenkt, dass Sozialarbeit auch Mittel braucht und die Mittel insgesamt knapper werden. Positiv ist zu verzeichnen, dass im letzten Jahr die Fachambulanzen für psychisch

erkrankte Kinder- und Jugendliche entstanden ist. Im Zusammenhang mit Jugendgewalt wird sehr oft Kritik an der Exekutive geübt. Wie funktioniert die Zusammenarbeit der Institutionen? PICHLER: Wir befinden uns hier im typischen mitteleuropäischen Dilemma: Sozio-sanitäre Dienste üben sich häufig in Abgrenzung. Das ist das Übel der ganzen Geschichte. Im Grunde arbeiten alle am Gleichen, nämlich am Menschen. An der stärkeren Vernetzung der Dienste wird aber gearbeitet. Mit der Exekutive haben wir als Sozialdienste regelmäßigen Kontakt und tauschen uns über vieles aus. Die Zusammenarbeit klappt insgesamt sehr gut. Bei dem Brixner Fall von einem sehr jungen Gewalttäter kann die Exekutive offensichtlich nichts unternehmen. Das können die Bürger nicht verstehen. THOMAS DUSINI: Tatsächlich ist es der Bevölkerung sehr schwer vermittelbar, wenn Kinder unter 14 Jahren Dinge anstellen und man dagegen polizeilich keine Handhabe hat. Strafrechtlich muss man warten, bis die Person 14 Jahre alt ist, um eingreifen zu können. Dies mag für den Laien unverständlich sein, ist aber nun mal Teil der Strafgesetzordnung. Als Sozialdienste sind wir mit dem Problem gleichermaßen vor eine Herausforderung gestellt. Wenn kein Zwangskontext besteht, ist man auf den guten Willen angewiesen.


Die Mühlen der Justiz laufen jedoch sehr langsam. Wenn die Strafe nicht unmittelbar auf das Vergehen folgt, fehlt die disziplinarische Konsequenz.

sie begangen hat, muss dafür zur Rechenschaft gezogen werden. In gleichem Maße aber muss die gesellschaftliche Situation zum Nachdenken anregen.

DUSINI: Das ist in der Tat so! Wenn die Strafe nach vielen Monaten erst folgt, hat sie praktisch keine Wirkung mehr. Dieses Problem gibt es in vielen Ländern. Natürlich sollte auf die Tat unmittelbar die Bestrafung folgen, um einen Lernprozess zu ermöglichen. Das ist auch für den Täter sehr wichtig.

DUSINI: Und diese Situation muss anregen, verstärkt auf Prävention zu setzen, auch und vor allem mittel- und langfristig.

Herrscht hier eine Lücke im System? PICHLER: Der von den Medien beschriebene Fall vor wenigen Wochen hat diese Lücke sehr deutlich aufgezeigt und zwei wichtige Phänomene beschrieben: auf der einen Seite die Mutter des Opfers, die mit völligem Unverständnis auf die Nichtbestrafung reagiert, und auf der anderen Seite die Familie des Täters, die eine gesellschaftspolitische Rechtfertigung versucht. Die Gewalt ist nie zu rechtfertigen, und die Person, die

Wie sieht diese Prävention konkret aus? PICHLER: Alle Akteure müssen verstärkt zusammenarbeiten, müssen vernetzt agieren. Ein wichtiger Partner scheint mir vor allem die Kinder- und Jugendpsychiatrie zu sein. Mittelfristig kann auch das Projekt der „Aufsuchenden Kinder- und Jugendarbeit“ hier wichtige Arbeit leisten, das die Bezirksgemeinschaft in Zusammenarbeit mit dem Jugendhaus Kassianeum demnächst startet. Diese Maßnahme wirkt jedoch nur längerfristig, weil Beziehungsarbeit seine Zeit braucht und nicht von heute auf morgen Erfolge liefern kann. Beziehungen können nicht diktiert werden, für Beziehungen muss man werben.

Ist das Problem langfristig kontrollierbar? PICHLER: Die Situation in einigen europäischen Großstädten ist mittlerweile beängstigend. In einer Kleinstadt wie Brixen mit seiner Überschaubarkeit hat man jedoch die Chance, diese Phänomene stark einzugrenzen. Aber dafür braucht es Mittel, und das Bewusstsein, dass die Präventionsarbeit nur längerfristig Erfolg bringen kann. Was erwartet uns also im Zusammenhang mit dem Thema Gewalt? Und inwiefern können wir aus Fehlern lernen? PICHLER: Zunächst müssen wir versuchen, die Gefahr der Ghettoisierung und der Verdrängung des Problems aufzuzeigen. Wir müssen bewusst machen, dass diese Verhaltensweisen da sind, dass Gewalt und Aggression ein großes Thema sind. Wir müssen des Weiteren versuchen, zu den Akteuren wieder massiver Beziehungen herzustellen und die einzelnen Verantwortungsträger wieder mit ins Boot zu holen,

angefangen bei den Jugendlichen, aber auch bei deren Eltern. Gleichzeitig braucht es das bereits erwähnte Netzwerk der verschiedenen Fachdienste. Das Schlimmste, was wir tun könnten, wäre, das Problem auszusitzen und zu hoffen, dass es von selbst wieder verschwindet. Gerade die Gewaltausbrüche in den Großstädten werden häufig durch unsere Kultur des gegenseitigen Umgangs miteinander interpretiert. In diesem Zusammenhang etwa plädiert der deutsche Psychiater Joachim Bauer vehement für eine neue Gemeinschaft der Mitverantwortlichkeit. In vielen Gegenden und Stadtteilen Deutschlands hat man bereits sehr gute Erfahrungen damit gemacht, wenn Bürger mehr Mitverantwortung tragen. Das beginnt bei so banalen Dingen wie der Planung von Spielplätzen. Dadurch wird wieder mehr Gemeinschaft gelebt, und Gemeinschaft setzt auch gegenseitig die nötigen Grenzen, die manchmal fehlen. Daran sollten wir wieder mehr arbeiten. ingo.dejaco@brixner.info Leserbrief an: echo@brixner.info

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Politik & Gesellschaft

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Sanitäts- und Sozialzentrum für Brixen z Leistungsabteilungen, Ambulatorien, die Übernachtungsstätte für Obdachlose sowie die Verwaltung des Sozialsprengels sollen in einem neuen Gebäude unter-

gebracht werden. Dieses neue Zentrum, bestehend aus zwei Häusern, entsteht auf dem Areal in der Romstraße, auf dem sich derzeit der ehemalige Bauhof der

Gemeinde sowie das ehemalige Krankenkasse-Gebäude befindet: Geplant sind sowohl ein dreigeschossiger Neubau als auch der Umbau des KrankenkassenSitzes, wo dann die Tages- und Hauspflege des Sozialsprengels sowie der Tierärztliche Dienst untergebracht werden. Laut den Planern, dem Architektenbüro Pardeller, Putzer, Scherer und dem Direktor des Bautenressorts,

P&G

Josef March, soll der Abbruch des alten Bauhofes im Herbst dieses Jahres durchgeführt werden. Der Bau des neuen Gebäudes soll im März 2009 beginnen, die Fertigstellung ist für September 2010 geplant. Im Anschluss wird der ehemalige Krankenhaus-Sitz renoviert, sodass im April 2012 das gesamte Sanitäts- und Sozialzentrum betriebsbereit ist. db

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Hilfe bei Depressionen und Angststörungen z Verständnis finden, mit anderen Betroffenen ins Gespräch kommen und in der Gruppe Unterstützung erfahren – diese Möglichkeiten bietet die Selbsthilfegruppe des Vereins „Lichtung“ für Menschen mit Depressionen und Angststörungen. In Brixen hat die Selbsthilfegruppe der Lichtung vor kurzem wieder ihre Treffen aufgenommen und freut sich über jeden neuen Teilnehmer: Die Gruppe trifft sich vierzehntägig jeweils mittwochs von 18 bis 20 Uhr im Stadtzentrum und bietet Betroffenen die

kurz

notiert

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Chance, sich mit anderen Menschen mit ähnlichen Erfahrungen auszutauschen. Der Einstieg in die Selbsthilfegruppe ist jederzeit möglich, willkommen sind Frauen und Männer jeglichen Alters. Vor dem ersten Treffen ist ein Vorgespräch mit der Gruppenleitung, ebenso eine Person mit Erfahrung in diesem Bereich, erforderlich. Infos hierzu erhalten alle Interessierten beim Hauptsitz des Vereins Lichtung, Rufnummer 0474 530266, oder unter dem Selbsthilfehandy 333 4686220. db

Die Wallfahrtskirche Zinggen feiert am 20. Oktober um 18 Uhr ihr 350-Jahr-Jubiläum mit einem Festgottesdienst. In der Kirche wird samstags um 8 Uhr stets die Hl. Messe gefeiert; sonntags um 17 Uhr das Rosenkranzgebet. Im Oktober mittwochs um 9.30 Uhr vom Seminarplatz ausgehend Seniorenwallfahrt mit Hl. Messe.

Das Südtiroler Kinderdorf bietet wiederum Weihnachtskarten zum Verkauf an, der Erlös dient der Unterstützung der Einrichtung. Die Billets mit Motiven von namhaften Südtiroler Künstlern können ab Mitte Oktober bei der Meraner Außenstelle bestellt werden, nähere Infos unter www.kinderdorf.it

Das HdS hat sein spirituelles Angebot erweitert und bietet ab Oktober jeweils dienstags von 19 bis 19.30 Uhr eine Meditation an. Jeden zweiten Mittwoch im Monat findet jeweils um 20 Uhr der Gesprächsabend „Glauben oder…“ unter der Leitung von Karl Pizzinini oder Anthony Kibira statt.


NACHGEFRAGT

„EU-Reformvertrag vorteilhaft“ WALTER OBWEXER, Lehrbeauftragter für Europarecht an der juristischen Fakultät der Uni Innsbruck, über seinen Zugang zum Europarecht, Parking Brixen und den EU-Reformvertag von Lissabon.

Was fällt Ihnen zum europäischen Musterfall „Parking Brixen“ ein?

Hier hat Brixen europarechtliche „Berühmtheit“ erlangt. Die Gemeinde hatte den Betrieb zweier auf ihrem Gebiet gelegener Parkplätze ohne öffentliche Ausschreibung an die vollständig in ihrem Besitz befindlichen Stadtwerke Brixen AG vergeben. Nach Ansicht des EuGH handelte es sich dabei aber um eine Dienstleistungskonzession, die nach EU-Recht nicht ohne Ausschreibung an eine Aktiengesellschaft vergeben werden darf, die durch Umwandlung eines Sonderbetriebs entstanden ist, deren geografischer Tätigkeitsbereich auf das Land und das Ausland ausgedehnt wurde und deren Verwaltungsrat sehr

weitgehende Vollmachten der Verwaltung innehat, die er selbständig ausüben kann. Damit wurden wichtige – für alle EUMitgliedstaaten geltende – Präzisierungen zur „in house“-Vergabe vorgenommen. Wie stehen Sie zur Hysterie rund um den neuen EU-Reformvertrag? Die EU kann auch ohne den Reformvertrag weiter bestehen und handeln; er würde aber mehr Effizienz und Bürgernähe bringen und wäre insoweit auch für Südtirol von Vorteil. andreas.raffeiner@brixner.info Leserbrief an: echo@brixner.info

Wahlwerbung, Auftraggeber: Dieter Steger

Herr Obwexer, wie kamen Sie zum Europarecht? Zum Europarecht habe ich durch meine Beratertätigkeit für die Südtiroler Landesregierung gefunden. Die meisten der zu beantwortenden Rechtsfragen nach der Abgabe der Streitbeilegungserklärung 1992 hatten die Vereinbarkeit der Minderheitenschutzbestimmungen in Südtirol mit den Grundfreiheiten des EU-Binnenmarktes zum Gegenstand, so wuchs mein Interesse am Europarecht.

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Neu gegründetes Ethikberatungskomitee z Soll alles, was machbar ist, auch realisiert werden? Der Fortschritt der Wissenschaften ermöglicht erweiterte Handlungsmöglichkeiten. Deshalb bedürfen die Wissenschaften zunehmend einer Orientierungshilfe, die auch ethische Kriterien mitberücksichtigt. In Südtirol wurde 2001 das Landesethikkomitee gegründet. Ein weiterer Schritt in diese Richtung sind die Ethikberatungskomitees, die unlängst in allen Gesundheitsbezirken Südtirols eingerichtet wurden – nicht nur für die Krankenhäuser, sondern auch für Altersheime. Schließlich sind gerade Fragen der Pflege und des Lebensendes brisante medizinethische Themen. Diese neu errichteten Gremien heißen „Beratungskomitees“, da sie auf Anfrage eine ethische Beratung zur Verfügung stellen. Die letztgültige Entscheidung

trifft allerdings nach wie vor der Arzt. „Wir sind noch dabei, uns in diese verantwortungsvolle Aufgabe einzuüben“, erklärt Emanuela Pattis, ein Mitglied des Komitees des Bezirkes Brixen. Die Urteile der Komitees werden nach vier Grundsätzen gefällt: Das Wohlergehen des Patienten muss gefördert werden, es darf ihm kein Schaden zugefügt werden, Der – autonome – Wille des Kranken muss respektiert werden und nicht zuletzt das Gerechtigkeitsprinzip, demzufolge mit den Ressourcen verantwortungsvoll umgegangen werden muss. Medizinethik ist ein Thema, das aus unserer Gesellschaft kaum mehr wegzudenken ist. Für die Ethikberatungskomitees hat laut Herbert Heidegger, Präsident des Landesethikkomitees, Südtirol internationales Lob erhalten. ap

Jetzt Neues wagen. DIETER STEGER klar reden, klar handeln

Infos unter www.dietersteger.info

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Foto: Oskar Zingerle

Menschen & Meinungen SCHWINGUNGEN DES WEINES: „Wenn man einmal anfängt, lässt es einen nicht mehr los“ (Peter Pliger)

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PORTRAIT

Wein als Fenster zur Welt PETER PLIGER, Weinbauer aus Schrambach, über seine Anfangszeit im Weinbau und seine besondere Art, mit Pflanzen umzugehen.

I

n einem alten, etwas lädierten Auto mit Allradantrieb bringt mich Peter Pliger auf einem abenteuerlichen Weg in seinen Weinberg. Die Notizen, die ich mir während der Fahrt mache, werde ich später kaum mehr lesen können. Nach einigen Minuten befinden wir uns in einem unbeschreiblich faszinierenden Gelände inmitten von Rheinriesling-Reben und mühevoll aufgeschichteten Trockenmauern, unter uns der Verkehr auf Autobahn und Staatsstraße – sichtbare und leider auch hörbare Hektik, die hier beim „Lahner“ auf über 600 Metern aber in weite Ferne rückt.

Die steilen Hänge zwischen

Schrambach und Brixen werden in alten Schriftstücken als sehr wertvoll beschrieben, das Klima ist windig und nicht zu feucht, der Boden auf eine besondere Art mineralhaltig. Irgendwann seien

hat sich nicht mehr ausgezahlt, den Berghang zu bewirtschaften“, erzählt Peter Pliger. In den letzten Jahren hat er einen Teil des Geländes wieder urbar gemacht, hat gemeinsam mit einem Nachbarn einen ein Kilometer langen Weg in den Berg gehauen und in zeitaufwändiger Kleinarbeit kunstvolle Trockenmauern angelegt – „allein im letzten Jahr waren es 1.500 Quadratmeter“. Über sechs Terrassen erstreckt sich nun ein Weinberg, dessen Ausmaße man von der Straße aus nicht einmal erahnen kann: „Wir haben Unmengen von Steinen bewegt“. Peter Pliger ist stolz auf sein Werk. „Wer hat schon die Möglichkeit, ein so großflächiges Bild in die Landschaft zu zeichnen?“

Als er vor fast 30 Jahren „pro-

biert hat, am Hof zu arbeiten“, konnte er nicht wissen, wie sehr ihn die Liebe zur Natur fesseln

„Wir müssen wieder lernen, mit der Natur zu arbeiten“_ Peter Pliger die Terrassen wohl unter Dickicht verschwunden, vor allem, weil es zu wenig Wasser und keine Zufahrtswege gegeben hat: „Es

würde. „Wenn man einmal anfängt, lässt es einen nicht mehr los“, sagt er schlicht. Lauscht man seinen Erklärungen, ist man

unweigerlich gefangen von einer Welt, die sehr wenig mit Kommerz zu tun hat. Wein anzubauen ist für Peter Pliger und seine Frau Brigitte zur Lebensphilosophie geworden. „Unsere Herausforderung ist es, die Reben vitaler zu machen, damit sie sich selber schützen können. Und wir müssen wieder lernen, mit der Natur zu arbeiten“. Peter Pliger verwendet keinen Dünger, „obwohl der Boden relativ mager ist“. Er arbeitet mit feinstofflichen Substanzen, mit homöopathischen Mitteln, „und wenn ich zum Beispiel Pilzkrankheiten behandeln muss, so tue ich das im T-Shirt und mit kurzen Hosen“. Spezifische Ausbildung im Weinbau hat er keine genossen, doch dies sieht Peter Pliger als Vorteil: „So war ich offen für alles, las einiges über Biodynamik, beschäftigte mich mit den Vitalkräften der Pflanzen und mit den Schwingungen des Weines“. Biologisch zu produzieren, „nur weil das vom Markt her gefragt ist“, ist für Peter Pliger kein Thema: „Ich tue es für mich, weil ich davon überzeugt bin“. Er arbeitet so mit seinen Pflanzen, wie er es für richtig hält, „und da möchte ich nicht, dass mir jemand dreinredet“. Als er mit dem Weinbau angefangen hatte, „habe ich für mich selbst a bissl Wein produziert, der gar nicht einmal so schlecht war. Es waren damals gute Jahre, „und da habe ich Schneid bekommen“.

Sich selbst bezeichnet Peter

Pliger als „nicht so kommunikativ“. Für das Marketing sei seine Frau zuständig, „die kann das viel besser, ich bin lieber draußen bei meinen Reben, liebe die Arbeit in der freien Natur“. Außerdem wollte er sowieso immer einen Wein produzieren, der sich von selbst verkauft. Das scheint ihm auch gelungen zu sein, denn „manche unserer Kunden bestellen blind“. Sein Wein ist für ihn so etwas wie das Fenster zur Welt: „Man lernt interessante Leute

kennen, und wenn manchmal mitten in der Nacht ein Fax ankommt von irgendjemandem auf der anderen Seite der Weltkugel, der unseren Wein getrunken hat und davon begeistert war, so ist das eine schöne Geschichte“.

marlene.kranebitter@brixner.info Leserbrief an: echo@brixner.info

Steckbrief

Peter Pliger wurde am 24. März 1959 in Brixen als ältester von sechs Geschwistern geboren. Er wuchs am 800 Jahre alten Kuenhof südlich von Brixen auf. Der wuchtige alte Hof dürfte früher einmal der Kurie gehört haben und ist seit über 200 Jahren im Besitz der Familie Pliger. Die Grundschule besuchte Peter Pliger in Tschötsch – „wir gingen zu Fuß dorthin“ –, die Mittelschule am Vinzentinum. Nach dem Abschluss der Mittelschule absolvierte er die dreijährige Handelsschule und machte, nachdem er sich sicher war, dass er sich für Büroarbeit nicht eignen würde, eine Tischlerlehre. 1981 begann er schließlich am elterlichen Hof zu arbeiten, zunächst auch im Obstbau, später konzentrierte er sich auf den Weinanbau. 1985 heiratete er Brigitte Unterkofler, mit der er zwei Töchter und einen Sohn bekam. Heute produzieren Peter und Brigitte Pliger jährlich über 30.000 Flaschen Weißwein. Der Rheinriesling vom Kuenhof wird unter anderem in die USA, nach Japan und nach England exportiert. 35


Menschen & Meinungen

BRIXEN

Kinder basteln z Ende August endeten in Brixen, Klausen und St. Andrä die Sommerbetreuungswochen des Vereins „Kinderfreunde“ für Kindergarten- und Grundschulkinder. Neben Gipsmasken basteln, Waldbilder gestalten und Ausflügen stand auch ein besonderes Projekt auf dem Programm: die „Aktion Herz – Kinder helfen Kindern von krebskranken Eltern“. Bei einem Besuch in den Räumlichkeiten der Südtiroler Krebshilfe Bezirk

Eisacktal erzählte die Vorsitzende Renate Daporta Jöchler sehr anschaulich über die Arbeit dieser Vereinigung und hinterließ bei den Kindern bleibende Eindrücke. Im Anschluss gingen die Kleinen daran, mit viel Eifer zu basteln und zu malen. Die daraus entstandenen Werke wurden gegen eine freiwillige Spende abgegeben; den Erlös übergaben die Kinder an die Südtiroler Krebshilfe. Als kleines Dankeschön erhielten sie

im Gegenzug von Renate Daporta Jöchler einen Schlüsselanhänger mit einem kleinen Herz. „Mit dieser Aktion ist es gelungen, Kinder früh für wichtige Themen zu sensibilisieren und ihnen zudem zu vermitteln, dass Helfen auch Spaß machen kann“, erläuterte die Brixner Vorsitzende. db

M&M Menschen & Meinungen

Der Spruch vom Much

I woaß schun, prum die SVP in Josef net giwellt håt. Sie håt gimoant, er kriagat vielleicht zu viele Stimmen...

kurz

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Foto: Oskar Zingerle

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Siegreiche Konditorin z Helene Kerschbaumer von der Konditorei Heiss gewann den 7. Drei-Länder-Lehrlingswettbewerb in der Landesberufsfachschule „Emma Hellenstainer“ in Brixen. Eineinhalb Tage lang mussten die Konditorlehrlinge aus Deutschland, Österreich und Italien eine Festtagstorte backen, Pralinen herstellen, ein Kilo Blätterteig zu Gepäck verarbeiten oder Marzipan zu kunstvollen Dekostücken modellieren.

Helene Kerschbaumer zauberte dabei die köstlichsten Meisterwerke und ging somit als Gesamtsiegerin hervor. Ebenso erfolgreich waren die anderen Südtiroler Konditorlehrlinge aus Lana, Meran und Algund: Alle drei konnten eine Silber- beziehungsweise Goldmedaille erringen. Der Lehrlingswettbewerb findet alle Jahre abwechselnd in Südtirol, Tirol und Deutschland statt. db

Zeno Giacomuzzi ist der neue Präsident des Verwaltungsrates des Öffentlichen Betriebes für Betreuungs- und Pflegedienste „Zum Heiligen Geist“ in Brixen. Weitere Mitglieder sind Alessio Salsa als Vize, Margareth Hofer Mussner, Erna Leitner Messner, Antonia Mittermair Fink, Walter Niederstätter und Giuseppe Magagna.

Cecilia Zathammer aus St. Andrä feierte ihren 100. Geburtstag. Die Jubilarin lebte zunächst mit ihrem Mann Josef Mair und den fünf Kindern in Spinges und zog nach dessen Tod nach Neustift und Vahrn. Seit zwei Jahren ist sie im Bürgerheim, wo sie zahlreiche Gratulanten begrüßte.

Der Augustiner Chorherr Karl Blasbichler ist der neue Pfarrer von Vahrn, womit er neben Neustift eine weitere Pfarrei zu betreuen hat. Der junge Pfarrer stammt aus Feldthurns und hatte bereits im Rahmen seiner Arbeit für den Jugenddienst des Dekanats Brixen Kontakt mit den jungen Vahrnern.


O o op s

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> Zutaten

Claudio Zocchi, Event-Manager aus Brixen

Umständliche Urinprobe FĂźr die Erlangung eines Pilotenscheins sind entsprechende medizinische Untersuchungen notwendig. Im Militär-Krankenhaus, wo mir diese Tests abgenommen wurden, drĂźckte mir die Krankenschwester seinerzeit mehrere Becher und Gläser in die Hand, und ich machte mich mit einem dieser Behälter auf den Weg zur Toilette, um die gewĂźnschte Urinprobe abzugeben. Die schmale Form des Behälters und der abgerundete Boden brachten mich allerdings einigermaĂ&#x;en ins Schwitzen: Ich konnte das enge Glas sehr schwierig fĂźllen und es anschlieĂ&#x;end nirgends abstellen, um mir die Hände zu waschen und dergleichen. Doch nach einigem akrobatischen Hin und Her schaffte ich die erhebliche Herausforderung und kehrte mit vollgefĂźlltem Glas in den Untersuchungsraum zurĂźck. Dort brach unter dem Krankenhauspersonal lautes Gelächter aus: Das Reagenzglas, das ich fĂźr die Urinprobe hergenommen hatte, war eigentlich fĂźr die Blutabnahme bestimmt gewesen...

1 Knoblauchzehe 2 rohe Zwiebeln 100 Gramm Weizenmehl etwas WeiĂ&#x;wein 1 SuppenwĂźrfel 2 EndiviensalatkĂśpfe 2 Lorbeerblätter 1 Semmel etwas Pfeffer und Salz

> Zubereitung Die Zwiebel in groĂ&#x;e Ringe schneiden und gemeinsam mit dem Knoblauch und dem Mehl im Butter anschwitzen. Die Zutaten mit WeiĂ&#x;wein lĂśschen, bevor das Mehl braun wird. Den Endiviensalat grob aufschneiden und mit einem SuppenwĂźrfel in den Topf geben, die Lorbeerblätter und etwas Pfeffer beimengen. Nun die BrĂźhe etwa 15 Minuten kochen lassen und anschlieĂ&#x;en pĂźrieren. Die Semmel in kleine WĂźrfel schneiden

Mit den kĂźhleren Temperaturen beginnt wiederum die Suppenzeit, und Carlo Pizzinini hat uns ein exklusives Rezept verraten, von dem sein Sohn mĂśchte, dass es der ganzen Welt den Magen wärmt. Wir fangen mal mit Brixen und Umgebung an‌

RĂźckenwochen

im Easyfit von Oktober bis Dezember 2008 s Muskulatur aufbauen s KĂśrperhaltung verbessern s Beweglichkeit fĂśrdern Jetzt anmelden! ...fĂźr mehr Lebensqualität im Alltag! Etwa 69% der BevĂślkerung klagt Ăźber gelegentliche RĂźckenprobleme. 21% der Frauen und 15% der Männer leiden sogar unter chronischen RĂźckenschmerzen. Die häufigsten Ursachen fĂźr RĂźckenprobleme sind: s Bewegungsmangel s einseitige, kĂśrperliche Dauerbelastung wie Stehen und Sitzen s ungĂźnstige KĂśrperhaltung wie das Arbeiten mit gebeugtem RĂźcken oder extremer Verdrehung des OberkĂśrpers s häufiges Heben und Tragen schwerer Lasten Egon Mair und sein Profiteam analysieren die Muskulatur Ihres RĂźckens und testen Ihre Beweglichkeit. Darauf abgestimmt erhalten Sie ein individuelles RĂźckentrainingsprogramm. Interessierte haben von Oktober bis Dezember die MĂśglichkeit, an einem speziellen 4-wĂśchigen Trainingsprogramm teilzunehmen. Sie trainieren an speziellen Trainingsgeräten unter fachlicher Anleitung und nehmen an unseren Gruppenkursen teil. &BTZž U EFT &HPO .BJS +VMJVT %VSTU 4USB‡F #SJYFO 5FM 'BY .PCJMF

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Ja oder Nein? Wir mĂśchten Ihre Meinung wissen! Ein Klick auf unserer Homepage www.brixner.info genĂźgt – und Sie sehen sofort, wie die Internetgemeinde bisher abgestimmt hat. NatĂźrlich dĂźrfen Sie nur eine Stimme abgeben – wir ĂźberprĂźfen dies auf technischem Weg. Das endgĂźltige Ergebnis lesen Sie im nächsten „Brixner“. Die aktuelle Frage des Monats:

„Glauben Sie, dass der FĂśderalismus auch der Region Trentino-SĂźdtirol Vorteile bringen wĂźrde?“ Stimmen Sie mit! www.brixner.info 37


Menschen & Meinungen

LAMMento BRIXEN

Dynamic Dance im TV

Alles ist relativ „Ich prophezeie, dass die einen bei diesen Landtagswahlen relativ viele Stimmen bekommen werden“, sagte der Franz, während er einen relativ heiĂ&#x;en Macchiato so lange umrĂźhrte, bis sich die Temperatur wieder etwas relativierte, „während die anderen diesmal relativ wenige Stimmen kriegen werden“. Schon allein zwegn der Par Conditio prophezeie ich genau das Gegenteil, erwiderte ich dem Franz. Ich bin der Meinung, sagte ich, die einen kriegen relativ viele Stimmen, die anderen relativ wenige –vielleicht meinen wir aber beide dasselbe. „MĂśglicherweise liegt das daran, dass die einen politisch relativ zentral sind, während sich die anderen relativ links angesiedelt haben“, sagte der Franz. Ortsangaben sind nie absolut, sondern äuĂ&#x;erst relativ, erwidere ich, unterschiedliche Beobachter nehmen Phänomene unterschiedlich wahr. „Die immer wiederkehrende Frage ist also: relativ zu was?“ Zum Standpunkt des Betrachters, erkläre ich dem Franz. Während fĂźr die einen relativ viel eigentlich zu wenig ist, ist fĂźr die anderen relativ wenig eigentlich viel. „In Relation zu den Parlamentswahlen wird die eine Partei mit relativ wenig zufrieden sein, während sie in Relation zu den letzten Landtagswahlen relativ unzufrieden sein dĂźrfte“, sagte der Franz, und ich versteh bald gar nix mehr und gebe währenddessen relativ viel Zucker in meinen Macchiato, den ich dann auch relativ lange umrĂźhre. „Schau, alles ist relativ, das sagte schon Albert“. PĂźrgstaller? „Nein“, grinste der Franz despektierlich, „Einstein“.

z Der Brixner Tanzsportverein Dynamic Dance wird in der Reality-Show „Fantasia“ auf Canale 5 sich dem Wettbewerb mit Gruppen aus anderen italienischen Regionen stellen: Die Aufgabe besteht darin, die zugeteilten Szenen – so genannte „lebende Bilder“ in KostĂźmen und vor eigens konzipierten BĂźhnenbildern – bestmĂśglich darzustellen. In Rom werden Miriam Balestrini, Andrea Mitterrutzner, Claudia Bocchi, Matthias Scandariato, Sarah Lofaro, Nadia Fabian, Daniele Romano, Stefania Bertolla, Georg Prosch, Daniela Ferma, Sonja Oberrauch, Luana Poliziani und Roberto Gabos als Kapitän der Mannschaft um den ersten Preis kämpfen. FĂźr die Proben in Brixen hat die Gemeinde eine

Turnhalle zur VerfĂźgung gestellt, wo ein provisorisches BĂźhnenbild aufgebaut worden ist. Die Vorauswahl mit der Brixner Mannschaft wird am 26. September und 3. Oktober ausgestrahlt; hierbei entscheidet das Saalpublikum. Beim Finale am 10. Oktober abends, an dem alle Regionen mit der erfolgreichsten Szene teilnehmen werden, liegt die Entscheidung hingegen per Televoting in den Händen der Zuseher: „Wir sind froh, dass wir fĂźr die Teilnahme ausgewählt wurden und werden versuchen, die uns zugewiesenen Aufgaben so gut wie mĂśglich Ăźber die BĂźhne zu bringen,“ erläutert Andrea Mitterrutzner von Dynamic Dance, „natĂźrlich sind wir dabei auf die UnterstĂźtzung unserer Landsleute angewiesen und hoffen, dass diese am 10. Oktober fleiĂ&#x;ig zum Telefon greifen, um uns zu wählen!“. db

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OSWALD KASAL, Vorsitzender der Gesellschaft Sozialer Ausschuss im KVW: „Die einzelnen Komponenten der Tarife müssen unter die Lupe genommen werden“

Pro Die hohen Gemeindetarife in Brixen müssen meiner Meinung nach im derzeitigen sozialen Kontext gesehen werden: Wir leben in einer Zeit, in der die Löhne stagnieren, die Pensionen nahezu gleich geblieben sind und die Lebensmittel sich ständig verteuern. Die Hälfte des Jahreslohnes muss als Steuer entrichtet werden, und die Gemeinde Brixen ist noch dazu einer der wenigen Südtiroler Gemeinden, die auch die Zusatzsteuer IRPEF verlangt. Nun kommt zu all diesen finanziellen Belastungen auch noch hinzu, dass die Gemeinde Brixen bei den Gemeindetarifen für Trinkwasser, Abwasser und Müllentsorgung an erster Stelle liegt. Die Aussage des Bürgermeisters, dass für dieses Geld auch ein guter Service durch die Stadtwerke geleistet wird, kann so nicht stehen gelassen werden. Die Gemeinden mit billigeren Tarifen werden sicher auch gute Dienste leisten! Da fragt man sich schon, wo die Unterschiede liegen und wie die Rechnung zusammengesetzt wird. Uns ist es unverständlich, dass die Gemeinde Brixen bei vielen Produkten, sprich Abgaben/Steuern, die Spitze hält oder ganz im vorderen Feld liegt: Die von der ASTAT errechneten Jahresgebühren von durchschnittlich 654 Euro in Brixen sind im Vergleich zum Durchschnittswert von 343,20 Euro einfach zu hoch. Für all jene Menschen, die über geringe Einkünfte verfügen und eine Familie erhalten müssen, wären bereits 100 Euro eine große Ersparnis. Die Verantwortlichen haben die Pflicht, die einzelnen Preiskomponenten der Gemeindetarife unter die Lupe zu nehmen und zu schauen, wo eingespart werden kann und dann eine ehrliche, transparente Preisfestlegung dem Bürger kundzutun. z

WOLFGANG PLANK, Direktor der Stadtwerke Brixen: „Im Preis ist auch die Versorgungssicherheit und eine gute Qualität für die Zukunft enthalten“

Contra Ohne auf die diskussionswürdigen Details der prompt medial ausgeschlachteten ASTAT-Statistik eingehen zu wollen, stelle ich einfach die Gegenfrage: Was bedeutet hoch? Welcher Tarif oder Preis ist für eine tägliche, kapillare Dienstleitung angemessen? Wäre es nicht notwendig, nach dem ersten Aufschrei – besser noch davor – einmal darüber nachzudenken, was man für das gewiss ungern bezahlte Geld eigentlich alles bekommt? Wasser rinnt zwar von selbst über den Berg herunter, aber die Leitungen dafür muss auch jemand bezahlen. Kanäle müssen in Stand gehalten werden, Straßen werden gesäubert, Papierkübel entleert, der Müll abgeholt und entsorgt. In den letzten Jahren haben die Stadtwerke darauf geachtet, bei jeder sich bietenden Gelegenheit in die Erneuerung und Instandhaltung der Anlagen zu investieren und nicht um den Preis eines möglichst geringen Tarifs die Infrastrukturen verrotten zu lassen. Dies bedeutet Versorgungssicherheit für die Bürger und eine gute Qualität der angebotenen Dienste auch für die Zukunft. Diese wird uns ja immer wieder anerkannt. Schön, werden Sie sagen, das machen andere Gemeinden auch. Aber machen die alles im selben Ausmaß? Würden Sie, um den Mülltarif zu senken, den Recyclinghof nur mehr zweimal wöchentlich öffnen? Oder den 24-Stunden-Notdienst nur mehr gegen Bezahlung durchführen? Sie sehen, die positiven Seiten einer umfassenden Dienstleistung werden geschätzt, das damit einhergehende Preisniveau nicht. Mir ist bewusst, dass dieses Thema immer wieder zur Diskussion führt. Dieser stelle ich mich aber gerne, sofern Äpfel mit Äpfeln verglichen werden. z

Sie sich diese Gelegenheit!

Sind die Gemeindetarife in Brixen zu hoch?

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Menschen & Meinungen

Echo

Leser schreiben uns

„Negawatt statt Megawatt!“ Ein Leserbrief zum Bericht „Vorreiter spielen“ im „Brixner“ Nr. 223, S. 62

Thomas Königstein, Vintl

Brixen will Vorreiter und soll deshalb solare Modellstadt werden. Bisherige Energiepolitik war: Errichtung des Fernwärmenetzes = Energieerzeugung! Neues Ziel städtischer Energiepolitik: Nutzung der Solarenergie (gemeint ist nur die Stromerzeugung, also Photovoltaik, kein Wort zur Wärmeerzeugung, also Solarthermie) = Energieerzeugung! Und wo, meine Damen und Herren Politiker, bleibt der Schwerpunkt Energieeffizienz = Energievermeidung? Dieses falsche Denken „Erzeugen statt Vermeiden“ tut langsam weh. Lieber

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Solarwasserstoff-Bhkw-StirlingPhotovoltaik-Kollektor-Weltrettungstechnik in die Keller oder aufs Dach, und ansonsten so weiter wie bisher? Die derzeitige Devise lautet: HighTech statt Effizienz. Klar, erstere kann man sehen und zeigen, eben Vorreiter spielen. Energieeffizienz dagegen bedeutet Energiesparen ohne Komfortverlust. Und das lässt sich selten sichtbar machen oder gar vorzeigen. Beispiel Gebäude: Statt Strom von der Enel lieber Photovoltaik (PV) als Eigenerzeugung aufs Dach. Dass aber allein durch Vermeidung von Leerlaufverlusten (stand-by), Umrüstung auf Energiesparlampen oder effizientere Pumpen hunderttausende kWh gespart und zig Stromkraftwerke abgeschaltet werden könnten – uninteressant. Altbauten werden lieber von Heizöl auf Pellets oder Fernwärme umgerüstet (allerdings ohne eine kWh Wärme zu sparen), statt eine Wärmedämmung des Dachbodens oder der Kellerdecke vorzunehmen. Beispiel Auto: Statt

Diesel lieber Bioethanol oder Erdgas oder noch besser Wasserstoff in den Tank. Irgendwie muss das Auto ja fahren. Dass das Auto erst einmal auf 0,5 Tonnen Gewicht herunter muss, wer würde daran denken? Leider funktioniert Politik und Wahlk(r)ampf aber offensichtlich nur auf der Erzeugerseite. Solarstadt Brixen soll heißen, Photovoltaik auf die Dächer – „natürlich nicht im historischen Altstadtkern“, so Frau Kofler Engl – „hoffen wir doch auf den technischen Fortschritt = HighTech“ – so Albert Pürgstaller. Da geht es ganz nebenbei um hohe Investitionen. Ein kW Leistung kostet heute etwa 5.500 Euro, 100 kW also gut 550.000 Euro bei einer Stromerzeugung von gerade mal 100.000 kWh pro Jahr. Wo sind da die Relationen auf der Erzeugerseite, wo die Wirtschaftlichkeit? Stimmt, Photovoltaik wird ja hoch gefördert (übrigens vom Staat, und der holt sich das Geld von uns, den Bürgern). Mit einem Bruchteil dieser Investitionen lassen sich leicht

allein bei den öffentlichen Gebäuden 100.000 kWh pro Jahr einsparen: Unter anderem durch effizientere Beleuchtung, Pumpen und Bürogeräte. Ich führe seit über zwei Jahren in einer kleineren Gemeinde Südtirols ein Energiemanagement für 18 öffentliche Gebäude durch. Das Ergebnis: Es werden jährlich mit 0 Euro Investitionen 460.000 kWh Wärme und 27.000 kWh Strom eingespart (=35.000 Euro und 131 Tonnen CO2 Jahr für Jahr). Dazu war nur ein bisschen Hausverstand und Handarbeit erforderlich, jedoch kein Cent. Ich wünsche den Brixner Verantwortlichen die Erkenntnis, dass sie unter Energiepolitik künftig auch und zuerst die Verbesserung der Energieeffizienz verstehen und dass erst dann, wenn alle wirtschaftlichen Einsparpotenziale ausgereizt sind, an die ökologische Energieerzeugung herangegangen wird. Dann wäre Brixen übrigens tatsächlich Vorreiter nach der Devise: Negawatt statt Megawatt!


Ehre dem Sepp! Eine Reaktion auf „Lammento“ im „Brixner“ 223, S. 36

Markus Lobis, Brixen

Es ist ja eine große Ehre, von den in Brixen weltbekannten Macchiato-Trinkern im „LAMMento“ des „Brixner“ durch eben diesen gezogen zu werden. In der AugustNummer kam dabei das Thema „Ehrenbürgerschaft für Papst Benedikt“ auf Friedas Tresen. Die beiden Koffein-Freunde, die seine Heiligkeit ganz despektierlich als den „Sepp“ bezeichnen (darf man das?), sind dabei fest darauf erpicht, das Stammtischniveau ja nicht zu verlassen und Sprüche aufzukochen, die wohl eher peinlich als lustig sind. Ich war und bin für die Ehrenbürgerschaft für den Papst, und das habe ich auch in der Gemeinderatsdebatte erklärt. Wenn eine Gemeinde eine der prominentesten Persönlichkeiten des Globus zu Gast hat, rechtfertigt dies den Vorschlag einer Ehrenbürgerschaft. Ich bezweifle aber, dass eine Stadtverwaltung in einem Alpenörtchen dies mit dem Hinweis auf die Bemühungen des zu Ehrenden um „Ökumene und interreligiösen Dialog“ begründen sollte. Gerade Papst Benedikt XVI. hat es in seiner kurzen Amtszeit geschafft, Moslems, Juden und evangelische Christen zu brüskieren, um nur drei Gruppen zu nennen – ganz zu schweigen vom Umstand, dass der Präfekt Ratzinger der Befreiungstheologie in Südamerika den Garaus gemacht hat. Als ich im Gemeinderat auf diese Umstände hinwies, konnte niemand eine überzeugende Gegenrede anbieten. In der sehr devoten und unüberlegten Begründung kann man im deutschen Text (interessanterweise nicht im italienischen!) lesen, dass vom Besuch des Papstes „wichtige Impulse für unsere Glaubensgemeinschaft“ ausgehen. Wenn das der Pfarrgemeinderat sagt, hat das sicher seine Richtigkeit. Der Gemeinderat sollte sich aber aus der Bewertung religiöser Aspekte des Papsturlaubes heraushalten. Er sollte sich der Trennung zwischen Kirche und Staat – auch in seinen territorialen Ausprägungen – verpflichtet fühlen und stets alle Bür-

ger vertreten – unabhängig vom religiösen Bekenntnis, das in die Privatsphäre des Einzelnen fällt. Ich habe darum gebeten, die Worte „unsere Glaubensgemeinschaft“ aus der Begründung zu streichen und wäre damit dann trotz inhaltlicher Bedenken (für die man, liebe Macchiato-Freunde, kein Theologe sein muss!) einverstanden gewesen. Das übliche Procedere der Mehrheit, alle Vorschläge der Opposition vom Tisch zu fegen, hat mir dann keine andere Wahl gelassen, als mich der Stimme zu enthalten. Übrigens: Wenn man sich in ein paar zentralen Politikfeldern etwas Wissen aneignet, muss dies für einen Gemeinderat nicht unbedingt ein Nachteil sein. Oder, liebe Macchiato-Schlürfer?

Selbstbestimmung Ein Plädoyer für gegenseitigen Respekt

mehr als Nordtirol oder Bayern); also ist völkerrechtliche Selbstbestimmung für Südtirol weder aktuell noch einforderbar. Ich schlage vor, dass wir uns darauf einlassen, die Vielgestalt und Unterschiedlichkeiten unseres Landes als wertvoll anzunehmen und alle hier lebenden Menschen und Sprachgruppen dazu einzuladen, gemeinsam im gegenseitigen Respekt und in gegenseitiger Wertschätzung unsere Autonomie friedfertig weiterzuentwickeln.

Beachtenswerte Entscheidung

Altstadtfest 2008 zum Ausdruck der Trauer um Bischof Wilhelm abgesagt wurde. Eine Entscheidung dieser Art eckt in unserer Zeit an. Umso mehr ist sie zu achten und dankbar aufzunehmen. Ihre Absage lässt uns in aller unaufhaltbaren Betriebsamkeit und im dauernden Durst nach Unterhaltung innehalten und einen Augenblick nachdenken, welchen Wert das Leben hat. Ihre Entscheidung ehrt den verstorbenen Bischof, der manchmal sagte: „Die Brixner wissen, wie sie einen Bischof zu behandeln haben“. Nun haben Sie ihm noch einmal Recht gegeben.

Offener Brief an das Altstadt-Komitee Brixen

Martin Kammerer, Brixen

Sehr geschätztes Festkomitee, als Brixner bin ich stolz darauf, dass in meiner Heimatstadt das

Liebe Leserin, lieber Leser, schreiben Sie Ihre Meinung zu den Themen in diesem „Brixner“ - bitte unbedingt mit Angabe Ihrer Adresse und Telefonnummer: Redaktion „Brixner“, Brenner­ straße 28, 39042 Brixen Leserfax: +39 0472 060201 E-Mail: echo@brixner.info

Karl Trojer, Terlan

Selbstbestimmung setzt Wissen um sich selbst voraus. Dieses mein Selbst lebt in der Jetztzeit, kommt zwar aus der Vergangenheit, ist aber zukunftsorientiert und nur im Jetzt gestaltbar. Wir können Selbstbestimmung nur wahrnehmen, wenn wir bereit sind, uns auf das Heute einzulassen und uns nicht darin täuschen, wir wären unsere Väter/Mütter oder gar Urgroßväter/Urgroßmütter. Ich habe den Eindruck und erlebe, dass die Verfügbarkeit an Selbstbestimmungschancen im heutigen Südtirol sehr ausgeprägt wäre, würden wir uns nicht als „Untertanen“ verschiedenster Prägung besonders wohl fühlen. Diese Chancen liegen auf der Straße; es gilt, sie wahrzunehmen und umzusetzen. Dann gibt es noch eine „völkerrechtliche Selbstbestimmung“. Um diese nach internationalem Recht einfordern zu können, bedürfte es zumindest einer der folgenden Voraussetzungen: a) Wir müssten unter der Fuchtel einer Kolonialmacht leben (das würde uns in Europa niemand abkaufen), b) Wir wären einer Militärdiktatur ausgeliefert (das trifft nicht zu), c) Wir haben keinen ausreichenden Zugang zur Macht (davon haben wir je Einwohner 41


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Umfrage

Wie beurteilen Sie die „Brixner Gespräche“? Konnten die „Brixner Gespräche“ im Forum Brixen einen Beitrag zur Meinungsund Entscheidungsbildung bezüglich der bevorstehenden Landtagswahlen leisten? Wir haben uns direkt nach der Veranstaltung im Publikum umgehört.

Für Martin Kerschbaumer war die Diskussion „sehr interessant. Ich habe die verschiedenen Parteien, Kandidaten und deren Ansichten näher kennengelernt, und ich kann mir jetzt ein Bild davon machen, wen ich unterstützen werde. Ich habe zwar schon einen Favoriten, aber ich werde die Sache jetzt vielleicht noch einmal neu bewerten“.

„Die heutige Veranstaltung hat meine politische Haltung nicht grundlegend geändert“, erklärt Hans Complojer. „Es ist schwierig, ein Urteil zur heutigen Diskussion abzugeben, weil ich alles erst ein bisschen verdauen muss. Alle Parteien haben gute Statements abgegeben. Zwei Kandidaten waren schon vorher in meiner engeren Auswahl, aber wen ich wählen werde, muss ich erst noch entscheiden“.

„Ich war zuvor noch nie auf einer derartigen Veranstaltung“, sagt Verena Rainer, „ich fand die ‚Brixner Gespräche’ aber sehr interessant, zwischendurch auch lustig. Man hat gesehen, wie Politiker auf gewisse Situationen reagieren. Ich weiß noch nicht genau, wen ich wählen werde, aber die heutige Veranstaltung hat mich in eine gewisse Richtung gelenkt und wird mir bei der Entscheidung helfen“.

Markus Dorfmann fand „die Diskussion sehr interessant – weniger die Inhalte, sondern der Einblick, welche Persönlichkeiten hinter den einzelnen Kandidaten stecken. Sie dürfen keinen Blödsinn sagen, sonst machen sie eine blöde Figur, und insofern glaube ich, Politiker haben keinen leichten Job. Nicht gut fand ich die Entscheidung, dem Publikum nur gleich viel Redezeit zuzugestehen wie den einzelnen Kandidaten“.

„Ich hatte schon vorher eine klare Linie, und ich wurde durch die heutigen Erkenntnisse in meiner Meinung bestärkt“, gibt Norbert Brunner entschieden Auskunft. „Ich würde mich als eine Art Stammwähler bezeichnen, und daher hatten andere Parteien von vorneherein nicht viel Chancen“.

„Die Brixner Gespräche waren sehr interessant“, lobt Christine Oehler Peintner, „ich habe auch meine Schlüsse aus den gewonnenen Erkenntnissen gezogen. Von manchen Kandidaten war ich enttäuscht, von anderen überrascht, und ich glaube, es gibt eine eindeutige Siegerin. Im Großen und Ganzen bin ich in meiner politischen Haltung bestärkt worden, aber ich bin trotzdem froh, dass ich da war“.

Thomas Fink hat „schon mehrere politische Diskussionen mitverfolgt, aber reine Wahlveranstaltung war dies heute die erste für mich. Die Entscheidung, wen man wählt, reift nicht an einem Abend, sondern im Laufe der Zeit. Insofern hat die heutige Diskussion an meinem Favoritenkreis nichts geändert. Ich fand es schade, dass heute eher wenig Brixner Probleme thematisiert und stattdessen viel über Landespolitik diskutiert wurde“.

„Die Chance zu haben, sich die einzelnen Kandidaten live anzuhören, ist immer sehr interessant!“ Für Sigi Wachtler ist deshalb „der heutige Abend sicher eine Bereicherung gewesen. Zu meiner Wahlentscheidung hat die Diskussion nicht beigetragen, da diese schon vorher feststand. Mir ist aber aufgefallen, dass bis auf wenige Themen die Meinungen aller Parteien recht ähnlich sind“. 43


Kunst & Kultur PHILoSOPHISCHES-Politisches KABARETT mit Ottfried Fischer: „Globalpatriotismus, der für alle das Grundrecht auf Heimat akzeptiert.“

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OTTFRIED FISCHER IN DER DEKADENZ

Achtung, Heimat! Der bayerische Kabarettist und Schauspieler Ottfried Fischer trat zum ersten Mal in Südtirol auf. In der Dekadenz präsentierte er sein neues Kabarettprogramm: Ein Heimatabend voller tiefgründiger Einblicke in die Abgründe von Patriotismus und dessen Deformationen.

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er Zeitpunkt für die Aufführung in der Dekadenz könnte nicht besser gewählt sein: Der Grand Prix der Volksmusik wurde gerade vergeben, der Wahlkampf für die Landtagssessel im Gange. Der Begriff Heimat hat derzeit Hochkonjunktur in Südtirol: Sie wird besungen, beschönigt, beweihräuchert, beschworen und benutzt – exakt jene Abgründe, in denen Ottfried Fischer eintaucht.

„Wo meine Sonne scheint. Das

Kabarettprogramm zur Heimat“ nennt sich Ottfried Fischers drittes Soloprogramm, bei dem wiederum Gaby Rothmüller Regie führte. Nach Jahren ein eigenes Kabarett und damit die Rückkehr zur Kleinkunstbühne – auch wenn Ottfried Fischer nie ganz

(1994), mit denen er jahrelang durch Deutschland, Österreich und die Schweiz tourte. Allesamt sehr erfolgreich Programme, sowohl beim Publikum als auch bei den Kritikern: Er erhielt gemeinsam mit seinem Partner Jockel Tschiersch renommierte Kabarettpreise wie den Salzburger Stier oder den Deutschen Kleinkunstpreis. Seit 1995 lädt Ottfried Fischer zu einer kritischen Bestandsaufnahme der aktuellen Lage in Politik, Kultur und Gesellschaft in „Ottis Schlachthof“ ein, wo er mit anderen Kabarettisten – alten Hasen wie Nachwuchstalenten – die Messer wetzt und über die Bayern und den Rest der Welt stichelt. Das Publikum in der Dekadenz kennt Ottfried Fischer hauptsächlich als Darsteller von Fernsehserienfiguren. Doch wer sich

„Blacky Blanco, der Gaudi Gigant“ durch die bunten Abende von Dorfvereinen tingelte. Er setzt sich hinter einen hölzernen Tisch, auf der knallgelben Krawatte prangt das Hirschlogo des wohl bekanntesten deutschen Kräuterlikörs. „Jetzt pressiert’s!“. Er umklammert den Tisch und wartet. Die Jagd hat begonnen, das kabarettistische Schlachtfeld ist eröffnet. Später wird das „parteilose Kommissionsmitglied“ erzählen, wie er als Bierzeltkomiker seine Unterhaltungsshow für die Massen zum Überkochen brachte. Genau auf diese Weise: Bühne betreten, „jetzt pressiert’s“ sagen, dann warten, mit einem „Pack mas!“ fortfahren und dann mit Witzen in einer streng geregelten Anordnung den Abend durchziehen. Dieser Beginn – ein gerissener Schachzug, dessen

„Heimat, das ist wie mit Kunst und Liebe: Man kann sie nicht erklären, man muss sie erfahren“._ Ottfried Fischer aufgehört hat, seine satirischen Einschläge in Filmrollen, Zeitungskolumnen, TV-Sendungen oder Laudationes einzubringen. Kabarett zu spielen begann er in den Jahren 1976 bis 1982 mit seinem Ensemble „Machtschattengewächse“ im Münchner Hinterhoftheater, das eigens dafür gegründet wurde. Es folgten zwei Kabarettprogramme und das Stück „Störfall“ mit Jockel Tschiersch sowie die zwei Soloprogramme „Schwer ist leicht was“ (1989) und „Was tun“

hier auf der Bühne den Bullen von Tölz oder den Pfarrer Braun erwartet, wird enttäuscht – im besten Sinne des Wortes. Ottfried Fischer sitzt als Vollblut-Kabarettist vor dem Publikum: sezierend, reflektierend, kompromisslos und pointenreich auf höchst intelligente Weise.

„Pack mas!“. Ottfried Fischer tritt

in der Rolle eines Heimatschutzbeauftragten einer EU-Kommission auf die Bühne, der früher als Bierzelt-Conferencier namens

Strategie in dem Augenblick des Geschehens gar nicht erkenntlich ist, einer von den vielen dramaturgischen Supergriffen dieses Programms. Die Demontage und Wiederzusammensetzung des Heimatbegriffes beginnt Ottfried Fischer mit der Vertreibung aus dem Paradies – „dem ersten Heimatverlust des Menschen, und zwar ein lehrbuchmäßiger Zweikomponentenheimatverlust: Vertreibung und Flucht“ – und lässt sie enden mit einem gestochen

scharfen, beherzten Postulat für die Bewahrung von Werten und Menschenwürde, für das kosmopolitische Weltbürgertum, das das Grundrecht auf Heimat für jeden akzeptiert, und für die Besinnung auf das Leben nach dem Leben, denn „wahrlich, ich sage euch, wenn eines sicher ist, dann, dass es ein Leben nach dem Leben gibt. Es ist das Leben der anderen.“

In den rund 90 Minuten da-

zwischen eine 360°-Wörtersalve, messerscharf formuliert und inhaltlich eingedickt bis auf die Essenz. Meist reichen ihm wenige Sätze, um ganze Themenkreise auf den Punkt zu bringen: die Bedeutung von Flaggen und die eines Gottesbezuges in der Verfassung, die Diktatur des EUKommissariats und die Folgen des Schlechtredens der Heimat von anderen, im speziellen Falle der Ex-DDR. Verschont wird keiner: weder die katholische Kirche noch die Rechts-, Mitteoder Linksparteien; weder die spießbürgerlichen Heimatinsignien wie Wackeldackel und Kuckucksuhr noch der Patriotismus aus Antipatriotismus der Grünen, weder die Heimat-Ausverkäufer der volksdümmlichen Kultur noch Wikipedia als „Wahlheimat für Ignoranten, die hoch hinauswollen“. Es ist eine Deluxe-Mischung von kleinen Kostbarkeiten in Inhalt und Form. Ottfried Fischer zeigt sich als philosophischer Kabarettist. Er benennt gesellschaftliche und politische Tendenzen, zeigt sie als These und Antithese auf, lässt sie einerseits in ihrer Widersprüchlichkeit im Raum stehen 45


Kunst & Kultur

und postuliert andererseits seine eigene Synthese. Die Regeln der logischen Argumentation wendet Fischer beispielsweise dann an, wenn er das Scheitern des Philosophen als Lenker und Bewahrer von Heimat aufzeigt – anhand eines höchst bildhaften und unterhaltsamen Vergleichs zwischen Platons Höhlengleichnis und dem Musikantenstadl, „der Höhle der Neandertaler“. Hierin sind die Menschen gefesselt in ihren Fernsehsesseln, und die volkstümlichen Lieder sind der „minderwertige Schatten-Abfall“ aus der guten Idee der Musik. „Platon, sehr blauäugig, glaubt sogar, dass der Mensch, der die Ideen erblickt hat, also den Stadl kritisch von außen betrachtet und die Wahrheit erkannt hat, weil er die tonale Pampe durchschaut hat, dass er zu den Menschen in der Höhle zurückkehrt, um ihnen von ihrem Irrtum zu erzählen und sie aus der Höhle herausführt“. Doch falsch gedacht: „Was Platon nicht berechnet hat, der weitaus größte Teil der Menschen, der wegen der Helligkeit in die Höhle zurückgeht, tut das wahrlich nicht wegen der Philosophie. So groß kann die Scheiße im Stadl gar nicht sein“. Und er fährt fort mit Aristoteles, laut dessen jeder Mensch in sich das Streben nach dem Guten trägt – also auch jene, die volkstümliche Musik produzieren. Somit „ist die volkstümliche Musik eine saubere Sache“. Und rechtlich ist ihr auch nichts nachzuweisen, weil die Nichtechtheit von vorgespielten Gefühlen nicht bewiesen werden kann. Was aber irgendwie auch egal sein muss, wenn das Endprodukt „stinkende Glückseligkeit“ ist.

Platons Forderung, die Philo-

sophen sollten den Staat lenken,

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verwirft Ottfried Fischer trotzdem nicht: „Der Staat der Zukunft wird ein philosophisch und humanistisch Agierender sein müssen, der unsere „Kinder“ all das bewahrt, was bewahrenswert ist. Ob links, ob rechts – bei allem Fortschritt muss er immer human und verantwortungsbewusst denken und handeln! Das ist wertkonservativ“. Das Gegenteil dieses Bewahrens von Werten ist für ihn nicht progressiv, sondern „schlicht und ergreifend: blödkonservativ“. Schützenswert ist alles, was regionaltypisch und somit auch einzigartig ist. Und in der Region soll es auch bleiben, aller Globalisierung zum

Trotz: „Ich will keinen irischen Eichstrich auf dem Oktoberfest!“ Doch „Individualismus kotzt Europa an. – IKEA“. Und die Brüsseler Bestimmungen bezüglich Krümmung von Gurken und Bananen tun ihr übriges dazu: „Jetzt fehlt nur noch der EuroPenis, weil der Pariser mal ausnahmsweise keinen nationalen Alleingang will“.

Heimat bedeutet dabei für

jeden Einzelnen etwas anderes und doch für alle dasselbe: „Es gibt so viele Wege zur Heimat wie es Menschen gibt“. Für Ottfried Fischer ist der Ort seines Aufwachsens ein Stück weit Hei-

mat: „Wenn mir der Wind im Bayerischen Wald Fetzen von Blasmusik hochsommerlich herüber trägt, dann zieht an mir die Heimat meiner Kindheit vorbei, ein warmes, wohltuendes Gefühl, vertraute Klänge, und es wird so weh und warm ums Herz: Zauber der Jahreszeiten, erste furchtsame Küsse im Wald, aber auch Enttäuschung, Ängste und Verzweiflung, Zwänge und fragwürdige Notwendigkeiten. Aber auch verstanden werden und daheim sein. Dahoam ist wirklich dahoam – das ist eigentlich zu schade für eine Daily Soap“. Das Gegenteil davon ist nicht die Fremde, wo man


sich eines Tages wohl fühlen könnte, sondern die Flucht, das nirgendwo Hingehören: „Wenn einer wirklich flüchten muss, dann ist er eine arme Sau“. Doch „manchmal muss man fliehen, um nicht vor sich selbst fliehen zu müssen“. Heimat, so widersprüchlich sie auch sein mag, postuliert er als Grundvoraussetzung für ein humanes Miteinander: Nur dann, wenn der Mensch verwurzelt ist, ist er frei und bereit, auch dem anderen seine Heimat zuzugestehen oder ihm zu gestatten, ihn an der eigenen Heimat teilhaben zu lassen – ein „Globalpatriot, der für alle das Grundrecht auf Heimat akzeptiert“. Ottfried Fischer bezieht in diesem Programm Stellung, zeigt sich moralisch. Im Kabarett ist dies heute beinahe eine Ausnahme: Nach Jahren der kabarettistischen Kanzelpredigten folgte viel fernsehtaugliche Comedy. Er scheut sich jedoch nicht, das „Ethnische ethisch zu packen“. Seine Forderungen sagt er gerade heraus, er verzichtet an jenen Stellen auf eine kabarettistische Überhöhung, sondern formuliert

diese in unbestechliche Ernsthaftigkeit und sichtlich getrieben – da rückt selbst in der engen Dekadenz niemand seinen Stuhl zurecht. Fischer versteht es, sein Publikum von einer Gefühlsregung in die andere zu schaukeln, vom spontanen Lacher bis hin zur berührenden Stille. Und manches Mal führt er seine Zuhörer geschickt in die persönliche Überheblichkeitsfalle: Wer im Moment vorher gerade noch über das nicht vorhandene intellektuelle Niveau von bunten Abenden gelacht hat, den verlockt er mit einer ebendieser Schenkelklopfer-Witzsalve, die aus einer Bierzeltconferénce stammen könnte, zu ebendiesen „todsicheren Brüllern“.

Ubi beni ibi patria – wo es gut

ist, dort ist Heimat. Die Kabarettbühne ist sicherlich einer jener Orte, wo für Ottfried Fischer die Sonne scheint. Und somit auch für das Publikum.

doris.brunner@brixner.info Leserbrief an: echo@brixner.info

info Ottfried Fischer geboren am 7.11.1953 in Ornatsöd, Bayrischer Wald. Nach kurzem, unvollständigem Studium der Rechte erfolgt ein schneller Übergang zum Kabarett: 1976-1982 entstehen drei Programm mit dem Ensemble „Machtschattengewächse“ im eigens gegründeten Hinterhoftheater in München, 1982-1987 zwei Kabarettprogramme und das Stück „Störfall“ mit Partner Jockel Tschiersch, wofür sie die renommierten Kabarettpreise Salzburger Stier (1985) und den „Deutschen Kleinkunstpreis“ (1986) erhielten. 1987 führt er ein spektakuläres Telefonat als Franz Josef Strauß mit dem österreichischen Bundespräsidenten Kurt Waldheim, den er zu einer gemeinsamen Kutschenfahrt zum Oktoberfest einlädt. Im Jahr 1989 fand die Premiere seines ersten Kabarettsolos „Schwer ist leicht was“ (Regie: Gaby Rothmüller) statt, das mit „TZ-Rose“ und „AZ-Stern“ ausgezeichnet wird. Nach fünf Jahren erfolgreicher Auftritte folgt das zweite Programm „Was tun“ (Regie: Gaby Rothmüller). Seine Karriere als Fernsehschauspieler begann 1985 in der Rolle des Sir Quickly in der bayerischen Kulturserie „Irgendwie und Sowieso“ von F.X. Bogner. Es folgen diverse andere Film-, Fernseh- und Theaterrollen. 1993 startet Ottfried Fischer in der Serie „Ein Bayer auf Rügen“, 1996 in seiner wohl bekannteste Rolle als „Bulle von Tölz“ und von 1999-2005 als „Pfundskerl“. Er erhält viermal die „Goldene Romy“ als beliebtester Serienstar, 1997 den Goldenen Gong zusammen mit Ruth Drexel. Seit 1995 läuft seine eigene monatliche Kabarettsendung „Ottis Schlachthof“. Im Februar 2008 erklärt Ottfried Fischer öffentlich, an Parkinson erkrankt zu sein. Am 10. Juni 2008 feiert sein drittes Soloprogramm „Wo meine Sonne scheint“ in der Lach- und Schießgesellschaft.

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47


AUSSTELLUNG

Kunst & Kultur

Bewegung in Farben In der StadtGalerie Brixen wurden Malereien der zwei Futuristen Fortunato Depero und Roberto Baldessari gezeigt – eine gelungene Ausstellung.

D

as ist gute Malerei! Diese Bilder überzeugen durch ihre Frische und stilistische Geschlossenheit – eine Augenweide für den Liebhaber der Malerei. Auch die Idee, „zwei Futuristen im Vergleich“ – so der Titel der Ausstellung – zu zeigen, erweist sich als gelungen. Damit wird der Blick für die stilistischen Feinheiten geschärft. Gemein ist den beiden Künstlern zunächst ihre Wirkungsepoche, also die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts, und ihre Herkunft, nämlich das Trentino. Beide wurden von Umberto Boccioni, dem wohl größten der Futuristen, beeinflusst. Beide waren sie selbst Futuristen.

Die Gruppe der Futuristen, die sich unter der Führung ihres Chefideologen Filippo Tommaso Marinetti gebildet hatte, entstand bereits vor dem ersten Weltkrieg. Ihre Ideale waren eine nahezu devote Verherrlichung der Maschine und damit auch der Bewegung, das Thema der Großstadt, der Bruch mit traditionellen Stilmitteln in der Kunst und die Glorifizierung des Krieges. Nicht von ungefähr wurde diese Kunst vom Faschismus gutgeheißen. Besonders die vitalistische Lebensphilosophie – „giovinezza!“ – der Anfangsphase des Faschismus deckt sich mit den Idealen dieser Künstler und Schriftsteller. Obwohl die Exponate in der StadtGalerie Brixen Ausdruck eines exaltierten technoiden Geistes sind, zeugen sie trotzdem von mediterraner Sanftmut: So kalt der Inhalt auch sein mag, der Ausdruck ist lieblich. Die Künstler sind schließlich Italiener.

Roberto Baldessari ist vor allem

ein Maler. In seinen Bildern fügen sich Farbkleckse zu plastischen Formen zusammen. Nicht von ungefähr hat er in Venedig studiert, wo der Primat der Farbe und des Lichts gegenüber der Linie eine Tradition hat, die bis in die Renaissance zurückgeht. Doch das Licht in den Bildern des Trientners verleiht nicht wie damals einem ruhenden Gegenstand seine Farbe. Die dargestellten Objekte verlieren ihre ursprünglichen Farben 48

1916 schuf Roberto Baldessari das Werk „Treno alla stazione di Lugo“

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und Formen zugunsten einer fast abstrakten Gliederung, die den Zweck verfolgt, die Bewegung darzustellen – eine beeindruckende stilistische Pionierleistung dieser Künstlergruppe. Bilder wie „Treno in corsa“ und „Il motociclista“ gehören zu den schönsten Werken des Futurismus. Von den Gegenwartsmalern ist Baldessari am stärksten von Paul Cezanne beeinflusst, der den Impressionismus in die Abstraktion geführt hat. Das Echo seines abstrakt flektierten Impressionismus ist in den Bildern „Lucienne“ und „Osteria toscana“ deutlich vernehmbar. Doch während sich die Künstler der Grand Nación in den beschaulichen Tempel der Abstraktion zurückzogen, erhoben die Italiener mit ihrer Kunst den Anspruch, die gesamte Gesellschaft im Sinne ihrer – teilweise kriegerischen – Fortschrittsideale umzugestalten. Dies ist auch die eigentliche Bedeutung des Begriffes Avantgarde, der schließlich nicht aus der Kunst, sondern aus dem Militärwesen stammt.

Anders als Baldessari neigt De-

pero zur Graphik, zur klar umgren-

zenden Linie. Seine Figuren sind Puppen, oder besser Automaten, die aus elementaren stereometrischen Körpern zusammengefügt sind. Die ästhetische Faszination für die Maschine ist greifbar. Deperos Vorliebe für einen linearen Stil veranlasste ihn, im Bereich der Werbegraphik tätig zu werden. Ein Beispiel ist seine inzwischen auf dem gesamten Erdball bekannte kegelförmige Campari-Flasche. In Anlehnung an die Ideale der deutschen Bauhausschule wollte er die hohe Kunst auf die serielle Produktion und Manufaktur herunterbrechen – was ihm allerdings nur zum Teil gelang. Zum Glück! Unter der Leitung seiner Frau begann somit die Produktion großer Wandteppiche, die seine Zeichnungen als Vorlage hatten. Einige von geringerem Ausmaß sind in der StadtGalerie zu sehen. Die Teppiche sind nur eine der vielen experimentellen Stationen dieses ungemein rührigen Geistes. Es trieb ihn in andere Felder der Kultur: Theater, Bühnenbild, Radio und Schriftstellerei. Zwei Aufenthalte in New York führten dem Trientner Künstler vor Augen, welche

entfremdenden Folgen die von ihm verherrlichte Technik im modernen Städtebau hat. Davon beeindruckt, bevorzugte er in der Spätphase seiner Kunst vornehmlich rurale und bäuerliche Motive. Trotzdem behielt er den futuristischen Stil bei. Sowohl Deperos als auch Baldessaris schönsten Bilder haben die Maschine und die Bewegung zum Thema. Zum Zwecke ihrer Darstellung ist der futuristische Stil schließlich entstanden. Bei den Gasthaus- und Landschaftsbildern löst sich der Stil hingegen von seiner ursprünglichen Bestimmung und wird so zu einer zwar schönen, doch willkürlichen Applik. Ein Beispiel ist Baldessaris Gasthausszene „Bevitore sotto la lucerna“: Ein im futuristischen Stil zerlegter Säufer kann kaum jemandes Mitleid erwecken.

Dieser Mangel schmälert jedoch

kaum die Größe der zwei Künstler. Es ist schließlich das Schicksal eines jeden Stiles, dass er in seiner Spätphase zur Schlacke eines inzwischen gewandelten Bewusstseins wird. andres.pizzinini@brixner.info Leserbrief an: echo@brixner.info


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Foto: Oskar Zingerle

MUSIK

Kunst & Kultur

Böhmischmährischer Traum z Das erste Südtiroler Festival der böhmischen und mährischen Blasmusik ging äußerst erfolgreich über die Bühne – trotz Regen und Kälte, die Tausende Festbesucher nicht davon abhalten konnten, nach Mühlbach zu kommen. Viele verfolgten gespannt den Wettbewerb im Graf-Meinhard-Haus und feierten anschließend im Festzelt zur mitreißenden Musik der 18 anwesenden Blaskapellen. Den

Wettbewerb gewann die bekannte Blaskapelle Ceska Ried in der Höchststufe, vor den Fegerländer Musikanten aus Kärnten. In der Oberstufe gewannen die Kreischberg Musikanten, während sich in der Mittelstufe zwei Südtiroler Kapellen ganz vorne platzierten: die Latzfonser Musikanten vor der Musikkapelle Kollmann. Beste Kapelle der Unterstufe war das Bergmännische Bläserensemble

St. Barbara. Die Gewinner erhielten jeweils ein Preisgeld von 1.000 Euro, der Blaskapelle Cesca Ried wurde für das Erreichen der höchsten Punktezahl ein vergoldetes Flügelhorn im Gesamtwert von 3.500 Euro überreicht. Das Festival soll in zwei Jahren wiederholt werden, und zwar vom 3. bis zum 5. September 2010. oz

K&K Kunst & Kultur

MUSIK

Erster Orgelwettbewerb beendet z Zum 1. Internationalen Orgelwettbewerb „Daniel Herz“ haben sich 30 Jungorganisten angemeldet; nach einer Vorauswahl kamen Anfang September schließlich zwölf von ihnen nach Brixen. Auf der Pirchner-Orgel im Brixner Dom spielten sie den renommierten Jurymitgliedern vor – anonym, um absolute Objektivität zu gewährleisten. Luigi Ferdinando Tagliavini, Peter Planvavsky, Ludger Lohmann und Franz Comploi sprachen den Sieg schließlich dem Österreicher Stefan Donner zu, der rund 4.000 Euro Siegerprämie erhielt. Platz Zwei erspielte sich Andrea Scarpa

kurz

notiert

50

aus dem Veneto, der dritte Platz ging an Marco Paolacci aus Nals. Der Orgelwettbewerb wurde mit einem Konzert der drei Preisträger im Dom beendet. Organisiert wurde der Wettbewerb von Franz Comploi und dem Direktor der Cusanus Akademie, Konrad Obexer. Die Veranstaltung soll einerseits Nachwuchsorganisten eine Plattform bieten und andererseits die Orgellandschaft von Brixen in den Mittelpunkt rücken. Der Namensgeber des Wettbewerbs, Daniel Herz, etablierte sich im 17. Jahrhundert zum bekanntesten Orgelbauer Tirols; die älteste Or-

gel im Brixner Dombezirk, in der Liebfrauenkirche, stammt von ihm. Derzeit wird diese DanielHerz-Orgel restauriert, bei einer

Fortsetzung des Orgelwettbewerbs im Jahr 2010 soll sie den teilnehmenden Organisten zur Verfügung stehen. db

Kunst tut gut! Unter diesem Motto lassen der MGV Brixen Choriosum und Felipe Rossel aus Bolivien ihre Stimmen für die OEW erklingen. Das Benefizkonzert findet am 27. September um 20 Uhr im Forum Brixen statt; zeitlich gibt die OEW Einblicke in ihre Tätigkeiten.

Die Kindergartenkinder von Tschötsch haben gemeinsam mit ihrer Erzieherin Marialuise Schatzer und der Illustratorin Evi Gasser ein Kinderbuch gestaltet. „Lia und das Fohlen“ wird am 10. Oktober um 19.30 Uhr in der Bäckerei Profanter im Rosslauf vorgestellt.

Das diesjährige Symposion der Brixner Initiative Musik und Kirche steht unter dem Titel „sacrum & profanum – divinum & humanum“. Neben Referaten und einem Festgottesdienst finden in dessen Rahmen auch zwei Konzerte statt; das erste Symposion des Vereins wurde im Jahr 1988 ausgetragen.


NACHGEFRAGT

„Theater für ein kritisches Publikum“ PETER SILBERNAGL, Direktor des Südtiroler Kulturinstituts, über die Spielzeit 2008/2009 in Brixen und den damit verbundenen Neuerungen. Herr Silbernagl, welche Stücke haben Sie für die neue Spielzeit ausgewählt? Wir starten am 15. Oktober mit Patrick Süskinds Ein-PersonenStück „Der Kontrabass“ mit Nikolaus Paryla. Er hat dieses Stück vor 27 Jahren zur Uraufführung gebracht und spielt es noch immer mit ungebrochenem Charme. Im November zeigt die Neue Bühne Senftenberg Goethes „Faust“, wobei diese Inszenierung für uns eine große Herausforderung darstellt, weil hier Bühne und Zuschauerraum nicht streng getrennt sind. Im Februar wird das Theater an der Ruhr mit Shakespeares „Der

Kaufmann von Venedig“ zu Gast sein, und im März zeigt das Schauspiel Essen die Uraufführung von Lutz Hübners „Blütenträume“, ein Stück über die Suche nach Liebe im Alter von 60plus. Den Abschluss bestreitet das Wiener Theater in der Josefstadt mit Bernard Slades Boulevardkomödie „Nächstes Jahr – gleiche Zeit“ mit Sona MacDonald und Rainhard Fendrich. Was ist sonst noch neu in dieser Spielzeit? Die fünf Theateraufführungen werden erstmals auch als Abo angeboten, das man in allen AthesiaFilialen erwerben kann. Auch die

beliebte Initiative Nach-Theater haben wir nun auf Brixen ausgedehnt. Nach den Aufführungen von „Der Kontrabass“ und „Nächstes Jahr – gleiche Zeit“ lädt das Hotel Elephant zum passenden Menü – ein schönes Angebot für alle, die bei gutem Essen das Gespräch über das Theatererlebnis vertiefen möchten. Was wünschen Sie sich für Brixen? Dass wir ein offenes und kritisches Publikum für die Inszenierungen finden und das Programm auch noch lange nachwirken möge. doris.brunner@brixner.info Leserbrief an: echo@brixner.info

NEU IM REGAL Jubiläum der Domweihe Quer durch Mühlbach z Vor 250 Jahren, am 10. Sep- anderem die Reliquien der DiözeGESCHICHTE

tember 1758, wurde der Brixner Dom vom Bischof Leopold Graf Spaur geweiht. Dieses Jubiläum wurde heuer beim Domweihfest gefeiert, „wobei es nicht primär um die Feier eines Baus, sondern um das Gebet um den lebendigen Bau der Kirche der Gemeinschaft der Gläubigen geht“, erläuterte Diözesanadministrator Josef Matzneller. Gedacht wurde während der Eucharistiefeier auch an den kürzlich verstorbenen Bischof Wilhelm Egger: „Da der Bischofskirche und dem Bistum der Bischof fehlt, ist uns nicht zum Jubilieren zumute“, so Matzneller. Gebetet wurde ebenso um einen guten neuen Bischof. Der erste Dom in Brixen wurde um 980 errichtet und durch zwei Brände zerstört; 1174 erfolgte der Neubau im romanischen Stil mit einem dreischiffigen Langhaus und zwei Fassadentürmen. Der heutige barocke Dom wurde in den Jahren 1745 bis 1754 unter Fürstbischof Kaspar Ignaz Künigl erbaut; aus jener Zeit stammen auch die Deckenfresken von Paul Troger. Im Dom werden unter

sanpatrone Kassian und Vigilius, Ingenuin und Albuin aufbewahrt, zudem dient die Kathedrale als Beisetzungsort der Diözesanbischöfe. Zum Domweihfest wurde ein Informationsblatt über die Brixner Kathedrale aktualisiert; dieses liegt im Dom auf. db

Nach zahlreichen Ausstellungen in den vergangenen Jahren hat der Mühlbacher Fotograf Egon Daporta in seinem neuesten Werk „Quer durch Mühlbach“ erstmals eine Auswahl seiner Bilder in einem Buch zusammengefasst. Es handelt sich um eine kunterbunte Mischung aus Fotos, allesamt irgendwo in Mühlbach geschossen – bei Regen, Schnee und Sonnenschein, bei Tag, bei Nacht, im Frühling, Sommer, Herbst und Winter. Egon Daporta war nicht auf der Suche nach Postkartenmotiven, sondern er zeigt sein Heimatdorf, wie er es sieht – unverblümt, ohne Retusche und ohne werten zu wollen. Menschen sind auf seinen Bildern selten, meistens sind Gebäude, Straßen oder Gegenden zu sehen. Alte Postkartenansichten zeigen Mühlbach, wie es früher war. Einigen dieser Motive hat Egon Daporta ein aktuelles Bild

Daporta, Egon: Quer durch Mühlbach. 2008

derselben Gegend gegenübergestellt und verführt den Betrachter auf diese Weise zum Vergleichen. Ein interessantes Buch also für alle Mühlbacher und Heimatfernen, vor allem dann, wenn das Dorf im Wandel der Zeit sein Gesicht einmal geändert haben wird. Am Samstag, 27. September um 18 Uhr stellt Egon Daporta sein Buch im Ratssaal des Mühlbacher Rathauses vor. 51


Foto: Giancarlo Colombo für Omega/Fidal

Freizeit & Sport SENSATIONELL: Christian Obrist erreichte als erster Südtiroler Leichtathlet das Finale eines olympischen Bewerbs

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CHRISTIAN OBRIST IM OLYMPIA-FINALE

„Als hätte ich gewonnen“

Christian Obrist, Finalist des olympischen 1.500-Meter-Finales, erzählt über die Teilnahme an den olympischen Spielen, seinen Rekordlauf und seine Zukunftspläne.

Herzlichen Glückwünsch zu Ihrem Riesenerfolg bei den olympischen Spielen in Peking! Wie fühlten Sie sich als Europäer zwischen den vielen Afrikanern, die die langen Laufdisziplinen nach Belieben beherrschen? Christian Obrist: Ganz alleine war ich ja nicht, es laufen unter anderem einige Spanier und ein Engländer auf diesem Niveau mit. Aber es ist schon ein tolles Gefühl, hier dazuzugehören. Die Konkurrenz ist natürlich riesengroß. Bei diesen wichtigen Wettkämpfen muss man unter anderem das Glück haben, dass man im richtigen Moment in der richtigen Form ist. Viele Topläufer waren heuer bereits frühzeitig in Hochform, wobei sich die Saison durch die olympischen Spiele in die Länge gezogen hat. Ich persönlich war in Peking genau zum richtigen Zeitpunkt in Topform. War das die Form Ihres Lebens – oder gibt es noch eine Steigerung? Wenn ich mich nicht verletze und alles so läuft wie bisher, dann denke ich schon, dass es bei mir noch eine kleine Steigerung geben wird. Da ich bereits seit vielen Jahren laufe, hat sich mein Körper dem angepasst und entsprechend verbessert. Die Langstreckenläufer werden normalerweise mit zunehmendem Alter immer besser, und ich hoffe, dass dies auch bei mir eintreffen wird. Ich denke schon, dass ich meine derzeitige Bestzeit von 3:35.32 Minuten vom Vorjahr noch steigern kann. Mit welchem Alter erreichen die 1.500-Meter-Läufer

normalerweise ihren sportlichen Höhepunkt? Es gibt Weltklasse-Athleten, die ihre persönliche Bestzeit im Alter von 34 Jahren gelaufen sind. Bei den wichtigen Rennen wie Weltmeisterschaften oder olympischen Spielen ist es allerdings schwierig, eine schnelle Zeit zu laufen. Hier wird meist ein taktisches Rennen mit langsamem Beginn und schnellem Endspurt gelaufen. Dann kann alles passieren – beispielsweise ist Bernard Lagat aus den USA, Weltmeister des Vorjahres, heuer bei der Olympiade bereits im Halbfinale vorzeitig ausgeschieden. Diese wichtigen Rennen sind eben schwierig zu laufen, aber genau hier kann ich punkten, da ich einen relativ schnellen Endspurt habe. Haben Sie in Peking mitbekommen, wie Südtirol und vorwiegend Brixen auf Ihren Vorlauf und auf das Halbfinale reagiert haben? Ich habe es teilweise aufgrund der vielen Telefonate, die ich erhalten habe, mitbekommen. Zudem hat meine Schwester ab und zu einige Zeitungsartikel eingescannt und per E-Mail geschickt. Ansonsten habe ich aber versucht, mich auf die einzelnen Rennen zu konzentrieren. Von wem kam der erste Anruf, und wen haben Sie als erstes angerufen? Mein erstes Telefonat führte ich vom Hotel aus mit meinem Trainer Ruggero Grassi. Anschließend rief ich bei meinen Eltern an und habe auf die vielen SMS geantwortet, die in der Zwischenzeit bei mir angekommen waren.

Während Sie bei den ersten zwei Wettkämpfen in Bestform waren, lief das Finalrennen nicht nach Ihrem Wunsch. Was war der Grund dafür? Zum einen war ich mit den Kräften ziemlich am Ende, zum anderen haben sich meines Erachtens beim Finallauf die Läufer aus Kenia zusammengeschlossen und von Anfang an großes Tempo gemacht. Dadurch wurde es für mich wirklich schwierig – ich bin nämlich bereits die ersten zwei Rennen wie ein Finale gelaufen und habe dort die Energien liegen gelassen. Die Kenianer haben sich sicherlich in diesen Rennen etwas Kraft sparen können. Trotzdem bin ich überglücklich, dass ich bei diesem Finalrennen dabei sein konnte. Dies ist für mich wie ein Medaillengewinn! Im Vorfeld der olympischen Spiele hat es politische Proteste gegeben... Von den politischen Unruhen haben wir nur am Rande etwas mitbekommen. Ab und zu hat man zwar einen Panzer vorbeifahren sehen, und es hieß, man solle etwas aufpassen. Aber ansonsten verlief alles recht friedlich. Meines Erachtens soll man Sport und Politik getrennt halten: So wie sich die Sportler nicht in die Politik einmischen, sollte es auch umgekehrt sein. Welche Eindrücke von Peking haben Sie mit nach Brixen genommen? Für mich war es immer ein großer Traum, bei den olympischen Spielen dabei zu sein. Nun habe ich

Steckbrief

Christian Obrist wurde am 20. November 1980 in Brixen geboren und wohnt in Milland. Der 27-Jährige ist mehrmaliger Italienmeister im 1.500-MeterLauf und gehört in dieser Leichtathletik-Disziplin zu den schnellsten Läufern der Welt. Seine Bestzeit liegt bei 3.35,32 Minuten. Die bisher größten Erfolge feierte Obrist bei der WM 2007 in Osaka, als er den 15. Gesamtrang erreichte. Bei den olympischen Spielen in Peking konnte er diese Leistung verbessern: Als Fünftschnellster sowohl im Vorlauf als auch im Halbfinale ließ er reihenweise Weltklasse-Athleten hinter sich. Im Halbfinale erzielte er auf den letzten 400 Metern, die er in 51,8 Sekunden lief, sogar die zweitschnellste Zeit. Im Finale erzielte er den 12. und somit letzten Gesamtrang – damit ist er der erste Südtiroler Leichtathlet, der es bei olympischen Spielen schaffte, sich für ein Finale zu qualifizieren. Mit diesen Leistungen bestätigte er seine Zugehörigkeit zur Weltklasse und ist einer der wenigen Europäer, die in den von Afrikanern beherrschten Laufdisziplinen mithalten können. 53


Foto: Oskar Zingerle

Sportlerkollegen; Diskuswerfer Hannes Kirchler war mein Zimmerkollege.

Freizeit & Sport

Kommt man im olympischen Dorf auch zu den Superstars wie dem achtfachen Olympiasieger Michael Phelps oder dem zweifachen Olympiasieger Usain Bolt heran? Beim Essen in der Mensa haben wir beide öfters gesehen. Ich schaute dem Bolt beispielsweise zu, wie er genüsslich bei McDonalds isst... Die Leichtathletik-Wettkämpfe wurden im Stadion von Peking, dem „Vogelnest“, ausgetragen. Was geht einem durch den Kopf, wenn 90.000 Leute zuschauen?

Christian Obrist: „Der herzliche Empfang in Brixen und Milland hat mich sehr gerührt“

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es geschafft! Dies alles vor Ort zu sehen und selbst mitzuwirken, ist wirklich fantastisch. Unvergesslich sind für mich das olympische Dorf und die dazugehörende Mensa, die so groß wie drei Fußballfelder war. Sitzplätze gab es dort für 8.000 bis 10.000 Leute. Hatten Sie Gelegenheit, zum ein oder anderen Sportler Kontakte zu knüpfen?

Zu Gesicht bekommen habe ich die verschiedensten Sportler: Von den Turnerinnen mit einer Körpergröße von lediglich 1,40 Meter und einem Körpergewicht von etwa 40 Kilogramm bis hin zu den Basketballspielern, die bis zu 2,20 Meter groß sind. Sie alle auf einem Haufen zu sehen, ist ein einmaliges Erlebnis. Engeren Kontakt hatten wir allerdings mehr zu den italienischen

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Am Tag vor dem Wettkampf trainierten wir auf dem Einwärmplatz in der Nähe des Stadions und schnupperten dann kurz in das Vogelnest hinein. Das war schon beeindruckend! Ich konnte sehr gut die olympische Flamme sehen und pfeifen hören, das hat mich motiviert. Während des Wettkampfs hingegen bekommt man vom Stadion und den vielen Zuschauern nicht viel mit. Jeder Sportler ist in diesen Augenblicken mit sich und seiner Konzentration beschäftigt. Man schaltet komplett ab. Spitzensport hat immer auch mit Doping oder zumindest mit Dopingverdacht zu tun. Sie haben mehrmals betont, niemals zu diesen Mitteln zu greifen – aber haben Sie Angst oder einen Verdacht, dass Ihre Konkurrenten damit ihre Leistung steigern? Einen Verdacht habe ich nicht – aber bei einigen meiner Konkurrenten stelle ich mir sehr wohl die Frage, ob alles mit rechten Dingen zugeht. Manche Läufer sieht man beispielsweise das ganze Jahr über bei keinem einzigen Wettkampf. Bei den großen Rennen erscheinen sie plötzlich und sind der Konkurrenz weitaus überlegen. Dies ist auffällig. Ich persönlich musste im heurigen Jahr über 20 Dopingkontrollen über mich ergehen lassen. Ob Läufer anderer Länder auch so oft kontrolliert werden, weiß ich nicht. Über dieses Thema will ich mir aber nicht den Kopf zerbrechen, dafür sind andere da.

Usain Bolt gewinnt derzeit seine 100-Meter-Rennen mit Leichtigkeit und deklassiert die Konkurrenz. Doping wurde ihm noch nie nachgewiesen. Wie beurteilen Sie das Phänomen Bolt? Über das Thema Doping kann man viel diskutieren. Wenn ein Athlet erwischt wird, kann man zwar sagen, dass man sich das schon immer gedacht hatte – aber solange kein Beweis vorliegt, darf man niemanden beschuldigen, das wäre ungerecht. Im Fall Bolt kann ich nur sagen, dass er ein wirkliches Naturtalent ist, der von Mutter Natur bevorzugt worden ist. Er hat eine perfekte körperliche Struktur und weist nicht so „komische“ Muskeln auf wie manch andere Sportler. Dem Bolt traue ich seine großartigen Leistungen zu. Als Sie von Peking zurückgekehrt waren, hat man in Milland einen netten Empfang bereitet... Ja, das war überraschend für mich. Als ich mit dem Auto zur Brixner Ortseinfahrt gekommen war und das Riesenplakat von mir dort gesehen habe, bin ich wirklich erschrocken. In Milland war dann das nächste Riesenplakat mit Foto. Ich war wirklich überglücklich und überrascht über diese nette Geste. Auch der offizielle Empfang in Milland hat mich sehr gerührt. Sie bestritten anschließend zwei weitere internationale Wettkämpfe, gaben aber bei beiden während des Rennens auf. Die olympischen Spiele hatten all meine Kraftreserven aufgebraucht; dort hatte ich innerhalb von fünf Tagen drei Rennen auf höchstem Niveau absolviert. Da braucht es eben seine Zeit, um sich wieder zu regenerieren. Während des Super-GP in Lausanne und dem GP-Meeting in Rieti merkte ich, dass meine Beine nicht ganz mitspielten, und so war es besser auszusteigen. Nun werde ich eine Woche lang eine Pause einlegen und anschließend mit dem Aufbautraining für die nächste Saison beginnen – das heißt, ich werde abwechselnd einen Tag trainieren und einen Tag pausieren. Sind Sie ein Naturtalent, oder kommen die guten Leistungen


aufgrund des harten Trainings zustande? Bei mir trifft wahrscheinlich beides ein wenig zu. Von klein auf bin ich schon eher ein Läufertyp gewesen, aber dass ich soweit gekommen bin, hängt natürlich mit dem sehr hartem Training zusammen. Ich trainiere großteils zwei Mal täglich, auch im Kraftraum. Am Abend gehe ich dann gerne bereits um 21 Uhr schlafen, da am nächsten Tag wieder Training ansteht. Viel macht auch die Kontinuität des Trainings aus: Es ist sehr wichtig, dass man ohne große Verletzungen ein Jahr konstant durchtrainieren kann. Wie viele Trainingskilometer absolvieren Sie pro Jahr? Ich habe dies vor einigen Jahren ausgerechnet, und da kam ich auf etwa 4.500 Kilometer jährlich. Vor den Wettkämpfen trainiert man allerdings weniger, da wird mehr auf die Schnelligkeit geschaut. Diese Trainingseinheiten sind viel härter als normales Ausdauertraining, da man immer Gefahr läuft, zu übersäuern.

Jeder Sportler hat Schwächen und Stärken. Wo liegen die Ihren? Mein größter Nachteil ist, dass ich unter Heuschnupfen leide. Dadurch verliere ich leider oft wertvolle Trainingseinheiten und einen Teil der Wettkämpfe. Meine Stärken liegen darin, dass ich zielbewusst trainiere und nie aufgebe. Und wo liegen Ihre Schwächen und Stärken während des Wettkampfs? Bei den längeren Distanzen über 3.000 und 5.000 Meter bin ich noch relativ schwach. Dies war vielleicht auch der Grund, dass ich in Peking nur bei den ersten zwei Rennen in Topform war. Danach bin ich konditionell ein wenig eingebrochen. Zudem tue ich mich schwer, über die ersten 1.200 Meter mit der Gruppe mitzulaufen. Wir sind jedenfalls dabei, diese Schwäche durch gezielte Trainingseinheiten zu verbessern. Meine Stärke aber ist seit vielen Jahren der schnelle Endspurt.

Dies hat man eindeutig im Vorlauf und im Halbfinale gesehen, wo Sie auf den letzten Metern viele Weltklasseläufer überholt haben.

800-Meter-Rennen eine gute Zeit schaffen würde. Wer weiß, vielleicht wage ich mich im nächsten Jahr auch an diese Distanz heran…

Ja, auf den letzten 400 Metern war nur ein Kenianer schneller, auf den letzten 200 Metern kein einziger. Dies ist natürlich eine große Freude für mich.

Welche Ziele streben Sie im nächsten Jahr an?

Wenn Sie im ersten Teil der 1.500 Meter-Rennen der Weltelite noch nicht gewachsen sind, im letzten Teil aber absolute Weltklasse sind, könnten Sie sich doch bei den 800-Meter-Läufen besser in Szene setzen… Dies meinte mein Trainer auch schon! Ich laufe aber bereits seit vielen Jahren die 1.500 Meter, und für mich persönlich ist das eine der schönsten Wettkampfstrecken, da sie nicht zu lang, aber auch nicht zu kurz ist. Ab und zu bin ich schon Rennen über 800 Meter gelaufen, ich hatte mich dazu aber nie richtig vorbereitet. Ich denke, dass ich nach gezielter Vorbereitung bei einem schnellen „gezogenen“

Mein Ziel für das Jahr 2009 wird erst einmal die Hallen-Europameisterschaft in Turin sein. Dort will ich versuchen, gut abzuschneiden, zumal hier „nur“ Europäer mitwirken. Dann schaue ich, wie es weitergeht. Wie lange werden Sie noch laufen? Ich will solange laufen, wie es mir Freude bereitet. Jetzt nach dem Erfolg bei den olympischen Spielen bin ich wieder voll motiviert. Allerdings muss ich nun eine kurze Erholungspause einlegen, die braucht mein Körper jetzt.

thomas.oberrauch@brixner.info Leserbrief an: echo@brixner.info

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Freizeit & Sport

Foto: Ingo Dejaco

FUSSBALL

Damenfußball im Aufwind z Der Damenfußball im Brixner Raum boomt, nach wie vor: Mit dem „SSV Brixen Damenfußball“ und dem „C.F. Südtirol Vintl Damen“ stehen in dieser Saison wiederum zwei Mannschaften in der Serie B. Während sich der SSV Brixen zum Ziel gesetzt hat, die positiven Leistungen aus dem Vorjahr zu wiederholen und sich im oberen Mittelfeld zu etablieren, peilen die Vintler Damen mit einer

massiv aufgerüsteten Mannschaft den Aufstieg in die zweithöchste Liga an. Neben diesen zwei Südtiroler Top-Teams hat in der letzten Saison der junge Verein ASV Spinges Damenfußball (im Bild) auf sich aufmerksam gemacht. Schon in ihrem ersten Jahr hat die Mannschaft von Trainer Devid Laner-Leiter den Aufstieg in die überregionale Serie C geschafft. Für die diesjährige Saison hat man

sich ein hehres Ziel gesetzt: Die Mannschaft strebt eine Platzierung unter den ersten sechs an. Keine leichte Aufgabe für die noch sehr

junge Mannschaft, aber: „Man muss seine Ziele hoch ansetzen“ findet Trainer Laner-Leiter, der auf einen großen Kader setzen kann. id

Budapest (13:11) und eine Mannschaft aus Brno in Tschechien (15:7). In der Endrunde schlug das „Italian Master Team“ Kopenhagen (15:8), bevor es im Halbfinale gegen den späteren Turniersieger aus Russland mit 9 zu 13 Toren ausschied. Im Spiel um den 3. Platz besiegte das „Italian Master Team“ eine Mannschaft aus der Slowakei. Das Handballturnier der EMG 2008 ist vom Europäischen Handballverband als offizieller Mastersbewerb anerkannt; alle ehemaligen Sportaktiven Europas, die die vom Turnier vorgesehenen Altersklassen

erreicht haben, können am jährlich stattfindenden Turnier teilnehmen. Außer Handball gibt es im Masters-Turnier noch etwa 25 weitere Bewerbe, in denen sich

mehr als 10.000 Sportler messen. Im Bild: Trainer Hansi Dalvai, Stefano Podini, IHF-Schatzmeister Ralf Dejaco und Bernhard Hilpold. wv

Der Tennis Club Bressanone direkt am Acquarena-Parkplatz bietet vom 8. Oktober bis zum 30. April jeweils nachmittags Tenniskurse mit geprüften Tennislehrern an, einzeln oder in Gruppen. Vom 1. bis zum 6. Oktober kann man jeweils von 15 bis 18 Uhr kostenlos in die Kurse reinschnuppern. Info: Tel. 347 7369093.

Die Sektion Eiskunstlauf des WSV Brixen organisiert Eislaufkurse für Anfänger und Fortgeschrittene in der Eishalle Brixen. Neu sind die Punktekarte und der kostenlose Verleih von Schlittschuhen; die Kurse finden jeweils Montag, Mittwoch und Freitag von 16 bis 17 Uhr statt. Infos beim Schlittschuhverleih.

Anfang September fand der 4. Memorial Miki Kovacs-Südtirolcup in Brixen statt. An dem Handballturnier nahmen sechs Damen- und sechs Herrenmannschaften teil; weiters wurde in diesem Rahmen ein Trainersymposium abgehalten. Organisiert wurde die Veranstaltung vom Handballverband FIGH.

F&S Freizeit & Sport HANDBALL

Masters in Malmö erfolgreich z Eine Auswahl ehemaliger Handball-Nationalspieler aus ganz Italien hat Anfang September an den „European Master Games 2008“ in Malmö teilgenommen, und Südtirol war in dieser Auswahl durch den Brixner Bernhard Hilpold, den Bozner Stefano Podini und Trainer Hanspeter Dalvai vertreten. Am Ende erreichten die Handball-Veteranen den hervorragenden 3. Platz. Die Auswahl inskribierte sich unter dem Mannschaftsnamen „Italian Master Team“ und gewann in der Vorrunde gegen Matadepera aus Katalonien (13:9), Wien (22:7),

kurz

notiert

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NACHGEFRAGT

„Möchte die Chance nutzen!“ BENNO PFATTNER, talentierter Handball-Torwart, über seinen Wechsel vom SSV Forst Brixen zum SC Meran/Indata und somit in die Serie A1. Herr Pfattner, in Brixen waren Sie hinter dem Ausnahmetorwart Armin Michaeler nur zweite Wahl. Mit Ihrem Wechsel zum SC Meran spielen Sie nun sogar eine Liga höher – wie kam es dazu? Präsident Manfred Unterhauser vom SC Meran hatte mich im Mai kontaktiert und gefragt, ob ich Interesse hätte, dort den Posten des Torwarts zu übernehmen. Da wir heuer mit dem SSV Brixen nicht den erhofften Aufstieg in die Serie A1 geschafft haben, kam mir dieses Angebot natürlich gelegen. Nach einigen Wochen Bedenkzeit entschied ich mich

dann, in Absprache mit meinem Verein, für den Wechsel zum Erzrivalen. Dort bin ich nun erster Torwart. Wie ist Ihre Arbeit beim SC Meran angelaufen? Wir sind am 11. August mit dem Konditionstraining gestartet. Bisher bestritten wir drei Turniere, je eines in Bozen, Meran und Brixen. Dabei konnten wir die Plätze sechs, zwei und drei erringen. Wir haben in der Mannschaft viele junge Spieler und mit Alex Popov einen guten Legionär. Trainiert wird fünf Mal die Woche, teilweise auch mittags. Seit dem Wechsel wohne ich nun in Meran,

die Wohnung hat mir der Verein zur Verfügung gestellt. Welche Ziele verfolgen Sie? Unser Ziel ist es, nicht in die Abstiegszone zu gelangen – das heißt, wir streben einen Platz im oberen Mittelfeld an. Was mich persönlich betrifft, so versuche ich, eine gute Meisterschaft zu absolvieren. Dies ist das erste Mal, dass ich der Stammtorhüter einer Kampfmannschaft bin. Und dies in der Serie A1! Es ist für mich eine tolle Herausforderung und ich möchte diese mir gegebene Chance nutzen. thomas.oberrauch@brixner.info Leserbrief an: echo@brixner.info

BASKETBALL

Saisonsauftakt

Foto: Oskar Zingerle

z Die Athleten des einzigen Brixner Basketballvereins „3B Dolar“ haben mit dem Training begonnen; die ersten Spiele starten in wenigen Wochen. „Wir werden mit der Jugendmannschaft voller Ehrgeiz in die heurige Saison starten, immerhin mischen wir in der regionalen Liga mit“, sagt Trainer und Vorstandsmitglied Maurizio Brocco zuversichtlich. Ziel wird es nach wie vor sein, mit der ersten Mannschaft den Klassenerhalt zu schaffen und so bald als möglich

wieder in die höhere Liga aufzusteigen: „Ein sicherlich schwieriges Unterfangen, doch keineswegs unmöglich“, meint Brocco. Doch auch die ganz Kleinen dürfen nicht zu kurz kommen: Kurse für die Mannschaft des so genannten „Mini Basket“ finden jeweils am Dienstag und Donnerstag ab 18 Uhr in der Turnhalle im Rosslauf statt. Interessierte Korbballer informieren sich im Internet unter www.bressanonebasketbrixen.it. dp

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TRIATHLON

z Normalerweise ist der Vahrner See ein ruhiges Plätzchen. Nicht jedoch, wenn der Startschuss zum Vahrner See Sprinttriathlon fällt und die Athleten durchs Wasser pflügen, begleitet von

den Anfeuerungsrufen der zahlreichen Zuschauer. 750 Meter Schwimmen im See lautete die erste Disziplin dieses Wettbewerbs, im Anschluss standen den teilnehmenden Sportlern noch 16

Kilometer Mountainbiken und fünf Kilometer Laufen rund um den See bevor. Tobias Weissteiner aus Vintl, der Vorjahressieger, bewältigte diese Herausforderung in der Zeit von 1:06:25, gefolgt von Foto: Ingo Dejaco

Freizeit & Sport

Spannender Wettbewerb

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BUSINESS LUNCH:

Stefan Dietl aus Mals. Auf Rang drei mit einer Zeit von 1:11.44 eroberte Meinrad Zöschg Rang drei, und knapp eine Minute später passierte Bernhard Thaler die Ziellinie. Bei den Frauen ließ die erfahrene Triathletin Manuela Ianesi ihre Konkurrentinnen mit einer Zeit von 1:22:27 hinter sich; die silberne Medaille holte sich die Brixnerin Barbara Sullmann, Bronze ging an Birgit Comploj aus Meran, Daniela Ianesi belegte Rang Vier. Der Vahrner See Sprinttriathlon wurde dieses Jahr zum zweiten Mal ausgetragen und der Termin um eine Woche vorverlegt, was den Athleten eine wärmere Wassertemperatur garantierte. db

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DIVERSES

Sonnige Sommercamps z Der Verein Fejdjux organisierte auch heuer wieder ein vielfältiges Ferienprogramm für Kinder und Jugendliche. Unter dem Motto „Spiel, Spaß, Sport und Abenteuer“ fand eines der Sommercamps in der Dreifachturnhalle der Stadt Brixen statt: Ausprobiert wurden dabei unter der Anleitung von ausgebildeten Trainern verschiedene Sportarten wie Yoseikan Budo, Bogenschießen, Schwimmen, Reiten oder New Games. Wer dagegen Lust auf eine Woche Urlaub hatte, kam im Sommercamp „Abenteuer Lernen“ auf dem Reiterhof der Familie Ferretti in

Elvas auf seine Kosten. Vormittags zeigten zwei ausgebildete Lernberaterinnen den Kindern und Jugendlichen, wie Lernen leichter gelingen kann und wie die eigenen Talente und Fähigkeiten gefördert werden können. Die zweite Tageshälfte war den Pferden gewidmet: Neben dem Führen, Putzen und Satteln der Tiere lernten die Jugendlichen beim Reiten und Voltigieren Gleichgewicht und Balance zu finden und angstfrei den Bewegungen des Pferdes zu folgen. Darüber hinaus gab es jede Menge Naturerfahrungsspiele im Wald und rund um das

Lagerfeuer. Geschlafen wurde in den großen Indianertipis neben dem Reitplatz. „Die vielen positiven Rückmeldungen bestätigen

uns, auch im nächsten Jahr solche Sommercamps anzubieten“, erklärt der Projektleiter Oskar Baumgartner. db

HOCKEY

HC Tigers gründen eigene Liga z Der Brixner Hockey-Freizeitverein HC Tigers unter der Führung von Thomas Oberegger hat für diese Saison eine eigene Liga gegründet. Im heurigen Winter werden mindestens sechs Mannschaften aus dem Eisack- und Wipptal um den „Raiffeisen Hockey Cup“ kämpfen. „Ich war den ganzen Sommer über auf Sponsorensuche und kann den Start der Saison kaum mehr erwarten“, freut sich der Tigers-Chef. Spielen dürfen alle Freizeitspieler, nicht zugelassen sind Profispieler. Die Eishockeyliga

startet Anfang November mit einer großen Eröffnungsparty und dem Eröffnungsspiel in Brixen. Gespielt wird nach kanadischem Vorbild, das heißt ohne harten Körperkontakt, jedoch mit wesentlich schnelleren Spielzügen. Die HC Tigers bestehen zurzeit aus 25 Spielern und haben 400 Mitglieder und Unterstützer. Die Eistiger bilden die einzige Brixner Erwachsenenmannschaft, der Brixner Verein „HC Brixen Starbulls“ schickt dieses Jahr keine erste Mannschaft in die Meisterschaft. dp

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Wirtschaft & Umwelt

VERLEGUNG DER HOCHSPANNUNGSLEITUNGEN

Ziel in Sicht

Seit einigen Jahren arbeitet die Brixner Gemeindeverwaltung an den Vorbereitungen zur Verlegung der Hochspannungsleitungen in Elvas, Milland, Sarns und Albeins. In einer Informationsveranstaltung des Vereins „Salus“ erläuterten die zuständigen Politiker und Techniker den Stand der Dinge.

Z

unächst die gute Nachricht: Die Hochspannungsleitungen in Elvas, Milland, Sarns und Albeins werden endgültig auf die bereits im Bauleitplan eingetragene neue Trasse verlegt. Die schlechte Nachricht: Bis es soweit sein wird, werden noch ein paar Jahre vergehen. Dafür wiederum gibt es zwei Gründe: Einerseits sind die technischen und bürokratischen Abläufe komplex und brauchen entsprechend 60

viel Zeit, und andererseits sehen die Politiker mit der für Ende Dezember 2010 anstehenden Konzessionsvergabe für das Kraftwerk in der Hachel eine Möglichkeit der Querfinanzierung, die den Haushalt des Landes und der Gemeinde entlasten würde.

Dies ist der Succus einer Infor-

mationsveranstaltung des Vereins „Salus“, die kürzlich im voll besetzten Jugendheim in Milland

stattfand. Viel mehr als ein Verein ist „Salus“ aber eine Bürgerinitiative, die 2001 nach dem Auftreten von einigen Krankheitsfällen in Milland von Fabio Zocchi und einigen Gleichgesinnten gegründet wurde mit dem erklärten Ziel, das eigene Schicksal in die Hand zu nehmen und die Politik zu überzeugen, dass die Millander vom Elektrosmog der Hochspannungsleitungen befreit werden müssen.

Die Leitungen werden nicht nur von einer Handvoll besonders sensibler und engagierter Bürger als Problem gesehen, sondern interessieren neben den Bewohnern von Elvas, Sarns und Albeins die meisten der 4.500 Millander – verlaufen die Leitungen hier doch mitten durchs Dorf. An manchen Balkonen scheinen die Kabel zum Greifen nah; da wundert es niemanden, dass sich im Laufe der Jahre Angstgefühle entwickeln.


Foto: Oskar Zingerle

ZUM GREIFEN NAH: In Milland verlaufen die Hochspannungsleitungen mitten durchs Dorf

Wird dann in der Nachbarschaft ein Kind mit Missbildungen an der Lippe geboren, ist jenseits jeden medizinischen Beweises der Sündenbock schnell gefunden: „Die Strahlen sind schuld!“ Andere wiederum sind felsenfest davon überzeugt, dass negative Folgen von Elektrosmog wohl eher ein Hirngespinst seien. Ähnlich wie in der endlosen Diskussion um Handymasten reicht das Spektrum der Meinungen auch bei Hochspannungsleitungen von Hysterie bis hin zur gefährlichen Verharmlosung.

„Sogar die Zukunft war frü-

her besser“, soll der bayerische Komiker Karl Valentin einmal gesagt haben. Der Spruch passt gut zur Tatsache, dass in den Siebziger Jahren in Milland direkt unter die damals bereits bestehenden Hochspannungsleitungen gebaut wurde. Private und öffentliche Bauträger sahen überhaupt kein Problem darin, in wenigen Metern Abstand von den Leitungen Kondominien und sogar einen Kindergarten

zu errichten, und die Gemeinde stellte ebenfalls sorglos eine Baukonzession nach der anderen aus. Hochspannungsleitungen waren damals allerhöchstens ein optisches Problem, keinesfalls aber rechnete man damit, dass das von den menschlichen Sinnen nicht wahrnehmbare Magnetfeld auf Dauer die Gesundheit der Anrainer gefährden könnte. Heute sieht die Wissenschaft die Situation etwas differenzierter. Gerd Oberfeld, der Verantwortliche für Hygiene und Umwelt des Landes Salzburg und ein erklärter Experte für Magnetfelder, erzählte den versammelten Millandern von der ersten Beobachtungsstudie in diesem Bereich, die bereits 1979 in den Vereinigten Staaten von Nancy Wertheimer und Ed Leeper veröffentlicht wurde. Die beiden Wissenschaftler wollten nach einigen suspekten Fällen in Denver herausfinden, ob ein Zusammenhang zwischen Leukämie bei Kindern und Hochspannungsfreileitungen bestehe. Eine Vielzahl von Folgeuntersuchungen und mehrere Jahrzehnte

später ist das Wissen verfestigt, dass magnetische Wechselfelder auf den Organismus sehr wohl einwirken können – zumindest, was die Kinderleukämie betrifft. Für die hingegen in Milland aufgetretenen vier Fälle von LippenKiefer-Gaumen-Spalten und zwei Down-Syndromen ist ein Zusammenhang mit nicht-ionisierenden Magnetfeldern als Ursache von der Wissenschaft „noch nicht thematisiert worden“, sagte Oberfeld, woraus man schließen könnte, dass diese Krankheitsfälle nicht mit den Stromleitungen zusammenhängen dürften. Aber: „Dies ist noch lange kein Grund, die Problematik abzuhaken. Die Wissenschaft entwickelt sich weiter und lernt aus Beobachtungen“.

Trotzdem: „Fachstellen für Um-

weltschutz und die Politik beschäftigen sich seit der Wertheimer/Leeper-Studie mit der Frage: Sind Hochspannungsleitungen in Wohngebieten noch akzeptabel, oder sollten sie sicherheitshalber lieber abgebaut werden?“, erklärte Oberfeld. Dabei vermied er

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in Milland bewusst, Ängste zu schüren, indem er den Anwesenden die komplizierte Wissenschaft der Magnetfelder in einfache Worte zu kleiden versuchte. „Natürliche magnetische Felder gibt es schon seit Jahrmillionen, der menschliche Organismus hat sich daran gewöhnt“, sagte Oberfeld. In den letzten Jahrzehnten habe die Menschheit aber eine Vielzahl an künstlichen Magnetfeldern „erfunden“, deren Nebenwirkungen noch nicht restlos erforscht seien. So gebe es großräumige Wechselfelder wie im Fall von Milland, aber genauso problematisch (oder unproblematisch?) können lokale kleinräumige Magnetfelder sein, die von einem Fernseher, einem Radiogerät, aber auch von einem Föhn oder sogar von einer Wasserpumpe ausgehen können. Die Stärke des Magnetfelds, die Flussdichte, wird in Tesla gemessen und hängt von der Stromstärke, aber auch vom Abstand zur Quelle ab. Ein Radiowecker, der in 20 Zentimeter Abstand vom Kopfkissen steht, oder 61


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Foto: Willy Vontavon

Wirtschaft & Umwelt

ein Fernseher im anliegenden Zimmer des Nachbarn können mehr Probleme bereiten als eine Hochspannungsleitung, die in 100 Metern Entfernung verläuft. Während, wie erwähnt, für andere Krankheiten noch keine zuverlässigen Zusammenhänge erforscht wurden, ist sich die Wissenschaft inzwischen einig, dass es eine Korrelation gibt zwischen Kinderleukämie und magnetische Wechselfelder. Ab 0,1 Mikrotesla steigt die Wahrscheinlichkeit für diese Krankheit an – zwar nicht dramatisch, aber immerhin. Ab 0,4 Mikrotesla ist das Risiko, an Kinderleukämie zu erkranken, doppelt so hoch wie normal. Italien hatte in den Neunziger Jahren auf diese Nachrichten reagiert und wollte eine Zeitlang den gesetzlichen Grenzwert von damals 100 (!) auf 0,5 Mikrotesla senken. Im Zuge der Beschlussfassung verordnete man Messungen der Ist-Situation auf dem gesamten Staatsgebiet – und kam zum Schluss, dass bei diesem Grenzwert eine Unzahl an Hochspannungsleitungen verlegt werden müsste. Mit dem Taschenrechner in der Hand stellte

Illustre Runde im Jugendheim Milland: Alfred Rottonara (Stadtwerke Brixen), Gerd Oberfeld (Verantwortlicher für Hygiene und Umwelt des Landes Salzburg), Luigi Minach (Umweltagentur), Landesrat Michl Laimer, Bürgermeister Albert Pürgstaller und Moderator Eberhard Daum

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man in Rom resigniert fest, dass diese aus gesundheitspräventiven Gründen eigentlich notwendige Maßnahme leider nicht finanzierbar sei. „Man einigte sich schließlich auf 10 Mikrotesla für bestehende Anlagen und 3 Mikrotesla für neue Projekte“, erklärte Luigi Minach von der Umweltagentur in Bozen. Im Vergleich zu den vorher geltenden 100 Mikrotesla war dies laut Minach ein Schritt in die richtige Richtung, aber „zufriedenstellend ist dieser Grenzwert noch nicht“.

Die Entscheidung in Rom hatte

auch Auswirkungen auf Milland: Messungen des zuständigen Landesamtes an verschiedenen Orten und diversen Wohnungen in Milland haben Werte zwischen 0 und 2,5 Mikrotesla ergeben. Hätte Rom also den Grenzwert von 0,5 Mikrotesla beschlossen, wäre der Betreiber der Hochspannungsleitungen gezwungen gewesen, diese auf eigene Kosten vom Wohngebiet zu verlegen. „Da nun aber der heute gültige Grenzwert von 10 Mikrotesla nirgends überschritten wird, kann man vom Betreiber keine Kostenbeteiligung verlangen“, sagte Minach. Wenn die Stadt oder das Land also eine Leitung verlegen wolle, dann müsse sie eben selbst für die Kosten aufkommen. Die vorhin erwähnten Messungen sind relativ aktuell, die ersten Kontrollen gehen aber in Milland bis ins Jahr 1993 zurück. Schon damals beschäftigte man sich mit den möglicherweise negativen Begleiterscheinungen der Leitungen. So richtig ins Rollen kam der Wille zur Verlegung aber erst vor sechs Jahren: „Der ehemalige Bürgermeister Klaus Seebacher schrieb uns am 11. Dezember 2002, dass nun Vorprojekte zur Verlegung der Hochspannungsleitungen vor-

liegen würden“, erinnert sich das Gründungsmitglied von „Salus“, Paul Brunner, „erstmals hatten wir das Gefühl: Da tut sich jetzt was“. Im März 2003 beschloss der Südtiroler Landtag dann einstimmig, dass man „Unterlagen zur Verlegung der Leitungen“ aufbereiten solle. Im Wahlkampf für den Gemeinderat 2005 war die Verlegung der Leitungen ein von mehreren Seiten besetztes Thema – worauf Bürgermeister Albert Pürgstaller im „Programmatischen Dokument 2005-2010“ auf Seite 9 den Punkt „Verlegung der Hochspannungsleitungen in Milland, Elvas, Sarns und Albeins“ einfügte – und seine Stadtregierung damit selbst unter Druck setzte. „Der derzeitige Gemeinderat ist die Problematik konkret angegangen“, lobt Paul Brunner. Am meisten Arbeit und Zeit verursachte bisher die Definition der neuen Trassierung – eine diffizile Kleinarbeit, weil man mit jedem einzelnen Besitzer jener Gründe zwischen Albeins, Sarns, Milland und St. Andrä, die die neue Leitung berühren würde, ins Gespräch kommen wollte. Man hat zur Kenntnis nehmen müssen, dass „manche Grundbesitzer wenig Verständnis zeigten für die möglichen Gesundheitsrisiken der Millander“, sagte Alfred Rottonara von den Stadtwerken. „Das ist auch verständlich“, fügt er hinzu, „wer möchte schon auf seinem eigenen Grund eine Stromleitung?“

Am Ende aber kam man doch zu

einer Lösung – „ein Kompromiss, nicht mehr“, sagt Rottonara. Der Brixner Gemeinderat hat am 14. Dezember 2006 die entsprechende Bauleitplanänderung beschlossen, am 9. Jänner 2007 rekurrierten einige Grundbesitzer, diese Rekurse wurden im April 2007 abgelehnt.

Am 10. Dezember des Vorjahres hat die Südtiroler Landesregierung die Bauleitplanänderung genehmigt. Damit war der Weg eigentlich frei für die Realisierung – wäre da nicht noch ein kleines unscheinbares Hindernis zu überwinden: die Finanzierung. Also pilgerte man am 8. Juli 2008 nach Bozen, direkt ins Büro von Landeshauptmann Luis Durnwalder. Die Vereinsmitglieder von „Salus“ hatten sich vorgestellt, dass „der Luis“, wenn seine Regierung schon mal die Bauleitplanänderung genehmigt hatte, auch das für die Verlegung notwendige Geld bereitstellen würde. „Wir erlebten eine herbe Enttäuschung“, sagt Brunner, „der Landeshauptmann erklärte uns, dass das Land zwar seinen Beitrag leisten werde, aber sicher nicht die gesamten Kosten tragen könne“. Diese Aussage entsprach in keinster Weise den hohen Erwartungen der Millander Bittsteller. In der Zwischenzeit hatte die Brixner Gemeindeverwaltung mit den zwei Betreibern der Stromleitungen Verhandlungen aufgenommen: die Terna Spa, die erst kürzlich die Leitungen von der Edison erworben hatte, und die Bahngesellschaft RFI. Beide zeigten sich einigermaßen disponibel für eine Verlegung der Leitungen, und auch die neue Trassierung gehe für sie in Ordnung. Vize-Bürgermeister Gianlorenzo Pedron verriet, dass die beiden das Werk sogar mitfinanzieren würden – „zu einem geringen Teil zwar, aber immerhin“. Die RFI wolle etwa 800.000 Euro berappen, die Terna Spa 1,5 Millionen. „Wir müssen hier noch nachverhandeln“, sagte Bürgermeister Albert Pürgstaller, „die Betreiber erhalten nämlich neue Leitungen und sparen sich dadurch die irgendwann notwendige Sanierung der bestehenden“.


Insgesamt schätzt man die jetzt

noch anfallenden Kosten auf 12 bis 14 Millionen Euro. Ein am 27. Juni 2008 eingelangter Vereinbarungsvorschlag zwischen Terna und der Gemeinde Brixen sieht Kosten für das Ausführungsprojekt in der Höhe von 280.000 Euro vor, die Leitungen der Terna von Elvas bis südlich von Albeins sollen 4,9 Millionen Euro kosten, jene der RFI weitere 5,6 Millionen. In diesem Preis ist der Abbau der bestehenden Strukturen inkludiert, nicht aber Servituten für die neue Trasse, die erst noch verhandelt werden müssen.

Der nächste Schritt ist die

Erstellung des Ausführungsprojektes, dessen Kosten laut Albert Pürgstaller die Gemeinde Brixen übernehmen wird. Danach folgt das entsprechende Genehmigungsverfahren, die Baukonzession mit den notwendigen Gutachten, dann muss die langwierige Oberflächenbesetzung mit den

Die bestehenden Hochspannungsleitungen (grün) sollen verlegt werden (rot), die blau eigezeichneten bleiben bestehen

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die Finanzierung erfolgen soll. Landesrat Michl Laimer hat klare Vorstellungen: „Alle müssen ihren Beitrag leisten: Gemeinde, Stadtwerke, Landesregierung – und auch die Grundbesitzer, die durch die Entfernung der Leitungen einen enormen Wertzuwachs erfahren“. Vor allem aber erhofft sich Laimer Geld vom neuen Konzessionsinhaber des Kraftwerks in der Hachel,

Umweltplan enthält Maßnahmen, die der Bewerber „verspricht“, sollte er den Zuschlag für die Konzession erhalten. Zumindest zwei Unternehmen hätten auch die Verlegung der Hochspannungsleitungen in ihren Umweltplan eingefügt, erklärt Laimer: die landeseigene SEL AG und die Eisackwerk GmbH. „Zu den vorhin genannten Financiers gesellt sich also auch

„Nach Erstellung des Ausführungsprojektes haben wir die definitiven Kosten, und dann werden wir uns an einen Tisch setzen und verhandeln, wer wieviel übernimmt“_ Landesrat Michl Laimer verschiedenen Grundeigentümern geregelt werden. Erst dann kann an die Ausschreibung der Arbeiten herangegangen werden. „Eine Realisierung ist deshalb frühestens 2010 oder 2011 möglich“, sagt Alfred Rottonara. Sind die Arbeiten begonnen, geht es dann allerdings schnell: „Mehr als ein Jahr wird es dafür nicht brauchen“. Unabhängig von diesen technisch notwendigen Zeiten muss die Politik jetzt untersuchen, wie

das von den zwei Stauseen in Franzensfeste und Mühlbach gespeist wird: Bekanntlich läuft die derzeitige Konzession am 31. Dezember 2010 ab, und seit drei Jahren arbeitet das Land an der Neuvergabe. „Es haben sich vier oder fünf Unternehmen für die neue Konzession beworben“, erklärte Michl Laimer, „entscheidend für den Zuschlag wird der Umweltplan sein, den jeder Bewerber mitliefern musste“. Der

der neue Konzessionsinhaber“, sagt Laimer, „nach Erstellung des Ausführungsprojektes haben wir die definitiven Kosten, und dann werden wir uns an einen Tisch setzen und verhandeln, wer wieviel übernimmt. Gemeinsam ist die Investition auf jeden Fall zu schaffen“.

Das Publikum im Jugendheim in

Milland war mit Laimers Aussage nicht unbedingt zufrieden: „Wo

setzt die Politik die Prioritäten? Prachtbauten oder Gesundheit?“ Dabei hatte Laimer im Grunde klar zu verstehen gegeben: Auch wenn die Finanzierung heute bereits geklärt wäre, könnte man durch die langen Verwaltungsabläufe frühestens 2010 mit dem Bau beginnen. Da lohnt es sich, bis Ende 2010 auf die neue Konzession zu warten, weil der neue Konzessionsinhaber die Kosten für die Verlegung großteils übernehmen wird. „Heute macht es wenig Sinn, die Finanzierung anzugehen – auch deshalb, weil die genauen Kosten erst mit dem Ausführungsprojekt zum Vorschein kommen werden“, so Laimer. Die Millander, Sarnser, Albeinser und Elvaser werden sich also noch ein paar Jahre gedulden müssen. Aber: „Wir diskutieren heute nicht mehr darüber, ob wir die Leitungen überhaupt verlegen sollen“, brachte es Günther Oberhuber auf den Punkt, „sondern es geht inzwischen nur mehr um die Finanzierung“. Dies sei ein entscheidender Fortschritt und eine sehr positive Nachricht.

willy.vontavon@brixner.info Leserbrief an: echo@brixner.info

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Wirtschaft & Umwelt

lebensräume Raumordnung und Siedlungspolitik Mit dem Leitbild und der Ausarbeitung des Masterplanes werden heute die Weichen für die langfristige Entwicklung Brixens gestellt. Bürgermeister Albert Pürgstaller hat den Anstoß für eine Reflexion der aktuellen Situation und für die Entwicklung von Visionen für die Zukunft gegeben, vergleichbar mit den weitreichenden Plänen, die in den 70er Jahren unter Bürgermeister Zeno Giacomuzzi von Architekt Othmar Barth erarbeitet worden waren. Damals war der Blick im Wesentlichen auf Expansion und Aufbruch gerichtet: Als mustergültig erweisen sich die Sanierungsmaßnahmen im historischen Stadtgebiet auf der Grundlage des vorbildlich gestalteten Wiedergewinnungsplanes; als nachhaltig und bestens funktionierend können die städtebaulichen Maßnahmen aus den 70er Jahren bewertet werden mit den Schul- und Sportzonen im Norden und Süden der Stadt, mit dem Gewerbegebiet im Süden und der Fuß- und Radwegspange längs des Eisacks und die Wohnbauzone Rosslauf; eine wichtige Maßnahme des Konzepts, die Ostumfahrung, wurde nicht realisiert. Die Auswirkungen kennen wir: Verkehrsströme zur Plose, nach Lüsen und Albeins werden täglich durch das Stadtgebiet geführt, und die im Westen konzentrierten Verkehrsadern führen zu den bekannten Belastungen dieser Zonen. Über diese großen Festlegungen hinaus erfolgten, siedlungspolitisch wenig zielgerichtet und an der schnellen Bedarfsdeckung orientiert, viele Ausweisungen von Wohnbauzonen in der Peripherie und in den Fraktionen (ganz aktuell die neue Wohnbauzone der Comboni-Missionare und, was das Mittelgebirge anbelangt, die neue Hotelzone in den Kojawiesen). Wesentlicher Unterschied zur Situation von etwa 40 Jahren ist, dass heute auf vielen Gebieten eine Sättigung festzustellen ist. Wir spüren alle, dass die forcierte Wirtschaftsentwicklung und der Wohlstand ihren Preis haben und in keinem Verhältnis zu Lebensqualität und Wohlbefinden stehen. Die Erkenntnis, dass ein schonender Umgang mit den Ressourcen notwendig ist, scheint sich allmählich durchzusetzen. In den nächsten Ausgaben soll ein Ausblick auf die zukünftige Entwicklung des Stadtzentrums, der Peripherie und der Beziehung zwischen Stadt und Fraktionen gegeben werden.

Dieser Beitrag stammt vom Verein „heimat brixen bressanone persenon“, der sich seit seiner Gründung im Jahre 2004 um die kulturelle und soziale Entwicklung der Stadt und ihres Umfeldes bemüht. Internet: www.heimat.bz

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Fotos: Willy Vontavo n

Dekan Albert Pixne r

ttuzzi tefan Ma sführer S Geschäft Das Team der Ladurner Hospitalia

EVENT

„Miteinander Menschen helfen“

Vor einigen Tagen eröffnete das Meraner Traditionshaus „Ladurner Hospitalia“ im Atrium in Brixen einen neuen Standort.

z „Wir wollen ein kompetenter Anlaufpunkt sein und unseren Kunden fachgerechte Lösungen bieten“, brachte es Geschäftsführer Stefan Mattuzzi in seiner Rede zur Eröffnung der neuen Brixner Geschäftsstelle von Ladurner Hospitalia auf den Punkt. Das Unternehmen mit Sitz in der Meraner Handwerkerzone Mais hat das bereits seit einigen Jahren in Brixen ansässige Sanitätshaus übernommen und um den Bereich „Rehabilitation und Pflege Zuhause“ erweitert. In einer eigenen Abteilung werden Produkte wie Rollstühle, Gehhilfen, Pflegebetten und viele Hilfsmittel für Senioren und Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen angeboten. Daneben bleibt das bereits bestehende Sortiment mit Wäsche, Bequemschuhen, Gesundheitsvorsorge und Fitness, Erste Hilfe und Ärztebedarf erhalten.

Monika Haller, Jury Theiner, Klaus Innerhofer, Christian Birke (Ladurner Hospitalia Meran)

Valentine und Dr. Gino Mattuzzi

An der Eröffnungsfeier nahmen Stefan Mattuzzi, Geschäftsführer der zahlreiche Gäste aus Brixen und Meran teil, darunter Brixens Wirtschaftsstadtrat Peter Brunner, Vizebürgermeister Gianlorenzo Pedron und SVP-Fraktionssprecher Walter Baumgartner. Dekan Albert Pixner wies auf die lange Tradition der Unternehmerfamilie Ladurner im Gesundheitsbereich hin, die Artur Ladurner 1903 mit der Medizinaldrogerie am Meraner Pfarrplatz begann, und erteilte für die neue Tätigkeit seinen Segen.

Ladurner Hospitalia GmbH, erläuterte in seiner Rede die Entwicklung des Unternehmens mit den Schwerpunkten Medizinprodukte für Krankenhäuser, Altenheime und Ärzte sowie Rehabilitation und Zivilinvaliden bis hin zur heutigen Eröffnung des Sanitätshauses in Brixen. Im Atrium sorgen drei Mitarbeiterinnen für die Umsetzung des Firmenmottos „Miteinander Menschen helfen“: Maria Pliger, Anita Maly und Helga Gschnitzer.

Maria Pliger und Franz Ebnicher

Gemeinderat Walter Blaas und Stadtrat Peter Brunner

Johanna Ebensberger und Landtagsabgeordneter Walter Baumgartner

Maria Pliger, Stefan Mattuzzi, Helga Gschnitzer und Anita Maly

Eleonore Wieser, Karlheinz Reichert und Veronika Wieser

Helene Plaikner, Johanna Ebensberger, Verena Pliger und Katharina Pliger

Alexandra Wenter und Georg Mattuzzi

Brigitte Pliger und Vize-BM Gianlorenzo Pedron

Markus Plunger, Brigitte Plunger und Stefan Mattuzzi

Dekan Albert Pixner, Angelika MargesinMattuzzi, Sebastian Mattuzzi, Angelika Ladurner, Paul Pliger und Andi Steiner 65


Wirtschaft & Umwelt

Projekt des Büros M&M

–– IDEENWETTBEWERB MIT ZWEI zweiten UND EINEM dritten PLATZ

Drei Mal Riggertalschleife Das Mobilitätsressort des Landes suchte Ideen zur Verwirklichung der Riggertalschleife, um die Bahnstrecke zwischen dem Eisack- und Pustertal zu verkürzen. Wir stellen die drei erstplatzierten Projekte des Wettbewerbs vor.

Z

wischen 10 und 15 Minuten Zeitersparnis sind das Ziel: Die Riggertalschleife soll die Strecke, die Züge aus dem und ins Pustertal zurückzulegen haben, erheblich verkürzen, da die Fahrt zum Bahnhof von Franzensfeste entfällt. Seit mehreren Jahren ist daher eine neue Trasse über das Riggertal in Neustift fixer Bestandteil von Diskussionen, die Verbesserungen auf der Pustertaler Bahnlinie und entsprechend kürzere Fahrzeiten zum Inhalt haben.

Die ersten Weichen hierfür wur-

M&M aus Bozen. Platz drei ging an das Büro Mario Valdemarin & Co. aus Brixen. Während die Konzepte der Büros Mora & Co. und M&M eine ähnliche Grundstruktur aufweisen, präsentierte Mario Valdemarin eine völlig andere Idee: Er schlägt einen Trassenverlauf vor, der keine Überquerung des Riggertales vorsieht. Vielmehr verschwindet der Zug, nachdem er den Ochsenbühel hinter sich gelassen hat, in einem Tunnel. In einem großen Bogen umfährt dieser im Spingeser Berg das Dorf

Aicha und endet im Bereich der Ladritsch-Brücke unmittelbar vor der Franzensfeste. Hier müsste eine neue, tiefer liegende Brücke errichtet werden, von der der Zug sofort wieder in einem Tunnel am Rande der Festung einfährt und dann auf die gegenüberliegende Bergseite weitergeleitet wird. Damit unterqueren die neuen Geleise sowohl die Staatsstraße als auch die Autobahn und die Brennereisenbahn. Etwa dort, wo heute die Zufahrt zur Baustelle des BBT-Pilotstollens von der Hauptstraße abzweigt, würde

den vom Amt für Mobilität gestellt: Es hat einen Ideenwettbewerb ausgeschrieben, um die ideale Trasse herauszufinden. Elf Ingenieurbüros beteiligten sich daran; eine Jury, zusammengesetzt aus Fachleuten vom Amt für Mobilität und vom Amt für Raumordnung, der Ingenieurskammer und den italienischen Staatsbahnen RFI, beurteilte die eingereichten Projekte. Die Vorschläge sollten Aspekte der Umwelt- und Landschaftsverträglichkeit beachten und eine zeitsparende Trasse vorschlagen, die kostengünstig zu bauen und zu warten ist.

Die Jury hat keinem der einge-

reichten Projekte den ersten Preis zugesprochen, dafür wurde der zweite Platz zweimal vergeben – dem Ingenieurbüro Danilo Mora & Co. aus Brixen und dem Büro 66

Das Projekt von M&M sieht einen neuen Bahnhof in Schabs vor

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der Tunnel enden und der neue Bahnabschnitt in die Brennereisenbahnstrecke einmünden. Die Vorzüge dieser Trasse liegen in ihrer Umweltverträglichkeit. Dank der zwei Tunnels, die insgesamt eine Länge von 2.670 Metern aufweisen, gibt es kaum Belastungen für die Bevölkerung und das Landschaftsbild. Aufgrund des großen Bogens, den Valdemarin für den Trassenverlauf vorgesehen hat, gelingt es zudem, die Niveauunterschiede gleichmäßig und nur geringfügig ansteigend auszugleichen. Andererseits sind


die prognostizierten Kosten von 35 Millionen Euro weitaus höher als jene der beiden zweitplatzierten Projekte. Diese starten vom jeweils gleichen Ausgangspunkt: Beide Trassen sehen auf der Höhe der Autobahnabfahrt in Richtung Pustertal eine Abzweigung der Bahntrasse vor, von wo aus der Zug in einem Tunnel den Bereich der Autobahnausfahrt und den Kreuzungspunkt davor unterquert. Anschließend gelangt er über eine neu zu errichtende Brücke, direkt neben der bestehenden Straßenbrücke, auf die andere Seite des Riggertales. Erst ab diesem Punkt weisen die Projekte eine unterschiedliche Trassenführung auf: Danilo Mora sieht den weiteren Verlauf parallel zur SS 49 in Richtung Schabs vor; hierfür müsste für mehrere hundert Meter eine völlig neue Bahntrasse errichtet werden. Erst dann fließt dieser mit der bereits bestehenden Bahnlinie zusammen. Das Studio M&M hingegen wählte für die Trasse, nach der Querung

Projekt des Ingenieurbüros Danilo Mora & Co. zusammentrifft. Vorgesehen ist hierbei auch ein Standort für einen möglichen Bahnhof in Schabs: Dieser ist einige hundert Meter östlich des alten Bahnhofes in Richtung Mühlbach geplant. Somit würde er sich in zentraler Lage zwischen dem Dorfzentrum und dem Außendorf im Bereich der Einfahrt auf die SS 49 befinden. Außerdem liegt in unmittelbarer Nähe ein ausbaufähiger Parkplatz, der von den Pendlern aus den umliegenden Dörfern genutzt werden könnte. Um vom Parkplatz zum

–––––––––

die entweder den italienischen Staatsbahnen, dem Land oder der Gemeinde gehören. Das Projekt von Danilo Mora kann hingegen damit punkten, dass dessen Trasse keine übermäßigen Steigungen vorsieht, die für das schnelle Weiterfahren eines Zuges hinderlich sind. Bei beiden Trassen würde die alte Bahnlinie sowohl in Aicha als auch in Schabs weiter bestehen bleiben.

Der Standort eines Bahnhofes, der nur im Projekt des Büros

„Die Riggertalschleife wird erst nach dem Ausbau der Pustertaler Bahn realisiert“_ LR Thomas Widmann des Riggertals, den Weg unter dem Ochsenhügel hindurch: Der Zug erreicht somit durch einen kurzen Tunnel auf Schabser Seite rasch die bestehende Eisenbahnlinie. Da hier ein nicht unbeträchtlicher Niveauunterschied zu bewältigen ist, sieht auch dieses Projekt eine neue Bahntrasse vor. Allerdings würde diese unmittelbar neben dem bestehenden Zuggleis auf tieferem Niveau angelegt, bis sie langsam ansteigend nach dem aufgelassenen Bahnhof von Schabs mit der bestehenden Zuglinie

Bahnsteig zu gelangen, braucht es jedoch eine Unterführung oder einen Lift, der die Zugreisenden auf die Ebene des tieferliegenden Bahnhofs bringt. Die Kosten für die gesamte Trasse werden vom Büro M&M mit zirka 17 Millionen Euro beziffert. Neben diesen im Vergleich niedrigen Kosten spricht für dieses Projekt zudem die Tatsache, dass kaum private Grund- und Kulturflächen in Anspruch genommen werden müssen. Fast alle Bauabschnitte liegen auf Grundstücken,

M&M vorgesehen ist, besitzt eine gewisse Relevanz, weil die Gemeinde Natz-Schabs die Zusage des Landesrates für Mobilität, Thomas Widmann, erhalten hat, dass entweder in Aicha oder in Schabs ein Bahnhof wiedereröffnet werden soll. Beide Gemeinden haben Interesse hierfür bekundet – angesichts der nun vorliegenden Projekte scheinen die Chancen von Aicha jedoch zu schwinden, denn die Trassen der beiden zweitplatzierten Projekte führen gänzlich an das

Dorf vorbei. Einzig beim Projekt des Ingenieurs Valdemarin wäre ein Bahnhof im Bereich der Ladritsch-Brücke möglich. Aicha dürfte jedoch mit der Realisierung der Riggertalschleife eine wesentliche Verbesserung der Lärmsituation erfahren: Der Verkehr auf der stark lärmverursachenden Ladritsch-Brücke wird sich auf alle Fälle verringern. Übrig bleibt wohl nur der Zugverkehr von Pustertal kommend in Richtung Norden – ein geringer Anteil am gesamten Zugaufkommen. Auf alle Fälle wird es noch einige Zeit dauern, bis das Vorhaben Riggertalschleife konkret angegangen wird. Landesrat Widmann macht klar, „dass zuerst der Ausbau der Pustertaler Bahn sowie der Ausbau des Mobilitätszentrums Bruneck abgeschlossen werden müssen“. Die dafür notwendigen Gelder seien bereits im Landeshaushalt zweckgebunden. Erst danach werde man Geldmittel für die Riggertalschleife zur Verfügung stellen können. Wenn es soweit ist, wird ein Wettbewerb für das Ausführungsprojekt ausgeschrieben. In fünf Jahren, so der Landesrat, könnte die Riggertalschleife fertiggestellt sein. annamaria.mitterhofer@brixner.info Leserbrief an: echo@brixner.info

neueröffnung Großer Graben 31 - Brixen

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Wirtschaft & Umwelt

BRIXEN

Neuer Sitz für den LVH z Das Bezirksbüro des Landesverbandes der Handwerker (LVH) ist umgezogen: Die neuen Räumlichkeiten befinden sich im Gewerbegebiet an der Pustertaler Kreuzung. „Die Vorteile des neuen Standorts sind die gute Erreichbarkeit und ausreichend Parkmöglichkeiten“, erläutert Büroleiter Josef Morandell. Das Bezirksbüro ist Anlaufstelle für alle LVH-Mitglieder und Kunden

der LVH-Bezirke Brixen, Klausen, Wipptal und Gröden. Die Mitarbeiter erstellen Steuererklärungen und wickeln die Buchhaltung sowie Lohnausarbeitung für Mitgliedsbetriebe und Kunden ab. Außerdem berät die Außenstelle des Landesverbandes speziell Klein- und Mittelbetriebe über Investitionen und Kredite; zudem informiert es alle Interessierten über das Handwerk und sämtliche

Initiativen des Verbandes. Das Bezirksbüro ist wie bisher unter Telefon 0472 802500 und über die E-Mail-Adresse brixen@lvh.it erreichbar. db

W&U Wirtschaft & Umwelt BRIXEN

Die bizarren Scherenritter kehren zurück z Jahrhunderte lang besiedelten Dohlenkrebse den Graben vor der Brixner Hofburg – nicht nur als unscheinbare Wasserbewohner, sondern auch als hochgeschätzte kulinarische Kostbarkeiten. Ihr Vorkommen diente damals zur Bereicherung der höfischen Küche des Fürstbischofs. Da das Mauerwerk des Grabens mehrmals saniert und daher trocken gelegt werden musste, verschwanden die Dohlenkrebse. Die früher in Südtirol so zahlreichen Flusskrebse sind aufgrund toxischer Einträge

kurz

notiert

68

sowie Zerstörung und Beeinträchtigungen der Lebensräume und Wasserableitungen nahezu verschwunden. In letzter Zeit wurde das Amt für Jagd und Fischerei aktiv: In Zusammenarbeit mit weiteren Ländesamtern bemühte man sich zunehmend um den Schutz und die Wiederansiedlung dieser vom Aussterben bedrohten Tiere. Im Rahmen eines Projektes wurde eine größere Anzahl an Dohlenkrebse wiederum in das Gewässer der Hofburg eingebracht. Die Tiere wurden vom Züchter Hubert Egger

Die Arbeiten für den Nordanschluss der Westumfahrung wurden an die Firma PAC vergeben und werden in Kürze beginnen. Der Nordanschluss beginnt nach dem Tunnel im Norden des Krankenhauses und verbindet die Umfahrung mit der Pustertaler Kreuzung. Die Arbeiten sollen in 480 Tagen beendet sein.

in einer kleinen Krebszuchtanlage in Ulten herangezogen. Nun hoffen die Beteiligten, darunter der Direktor der Hofburg, Johann

Kronbichler, und Andreas Declara vom Amt für Jagd und Fischerei auf eine positive Weiterentwicklung der Krebse. db

In Franzensfeste werden Lärmschutzwände entlang der Brennerbahn errichtet: Derzeit ist man am Bau der Fundamente; die Wände selbst sind zwischen drei und 4,5 Meter hoch, bestehen aus Beton und einem Glasaufsatz und werden begrünt.

Anfang November gehen die ersten acht der elf Bio-Undergroundbehälter der Stadtwerke Brixen in Betrieb, für das Jahr 2009 sind weitere zehn Sammelstellen geplant. Die ersten kommunalen Presscontainer mit Wiegeeinheit wurden 1998 errichtet und waren damals italienweit die ersten Anlagen dieser Art.


STADTGEHEIMNISSE Wann wurden Brixens StraĂ&#x;en gepflastert? Starthilfe Neue Unternehmen in und um Brixen

WettbĂźro Intralot ------------------------------------ Kastanienbrat- & RitzmaStation Center, Mozartallee 2/12 schinen Martin Blasbichler -----Feldthurns, Pedratz Nr. 1 Radoar Tel. 349 8697902, www.radoar.it

Eines der grĂśĂ&#x;ten WettbĂźros hat vor kurzem im Station Center erĂśffnet. Bei Intralot kann man auf Sportereignisse Wetten abgeben und nach Herzenslust spielen – ob Tris, Totocalcio, an den Slotmaschinen, Darts, Billard und vieles mehr.

Porphyrpflaster gehĂśrt heute zum StraĂ&#x;enbild von Brixen. Das war nicht immer so. Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts waren die meisten StraĂ&#x;en nur mit holprigem Kopfsteinpflaster (wie an der Ostseite des Domes) befestigt oder gar nur geschottert, was bei Trockenheit Staub und bei Regenwetter Schlamm verursachte. Am 11. November 1913 gab es im Gemeinderat eine heftige Debatte darĂźber, welche StraĂ&#x;en mit welchem Belag befestigt werden sollten. Die damaligen Heimatpfleger und UmweltschĂźtzer drängten auf Asphalt, auf dem die meist noch eisenbereiften Wagen weniger Lärm machten, die Mehrheit entschied sich aber fĂźr das billigere Porphypflaster, und zwar wurden besonders kleine WĂźrfel gewählt, um einen glatteren Belag erzielen zu kĂśnnen. Gepflastert wurden damals Lauben, Pfarrplatz, AdlerbrĂźckengasse, WeiĂ&#x;enturmgasse, Wiergasse (heute Albuingasse) und Runggadgasse. In den meisten Gassen wurde der Belag inzwischen mehrmals gewechselt, nur am Pfarrplatz sind die extra kleinen PorphyrwĂźrfel von 1913 teilweise noch erhalten.

Martin Blasbichler baut innovative Kastanienbrat- und Ritzmaschinen in verschiedenen AusfĂźhrungen. Auf Wunsch kĂśnnen die Kastanienbratund Ritzmaschinen gekauft oder fĂźr Veranstaltungen gemietet werden.

Cafe Restaurant Lido ------------------------ Oro in Euro -----------------------------------------------------Fischzuchtweg 17, Tel. 0472 831617

VenetostraĂ&#x;e 27/b, Tel. 090104

Hans Messner und Harald Plaseller haben vor kurzem das Lido Ăźbernommen und lassen das Kultlokal neu aufleben. Mittags wird warme KĂźche, nachmittags werden leckere Eisbecher geboten. Auf Vormerkung werden abends Feiern, Grillabende und Fischbuffets organisiert.

Neben Bozen gibt es nun auch in Brixen das Geschäft „Oro in Euro“, das nach dem Motto „Ihr Gold in Bargeld bezahltâ€? Schmuck aus Gold und Silber – auch kaputten, Diamanten und wertvolle Uhren annimmt und diesen sofort in Bargeld ausbezahlt.

VerĂśffentlichung von Neustarts um nur 100 Euro + MwSt. Der „Brixner“ unterstĂźtzt durch diese kostengĂźnstige Rubrik den Start neuer Unternehmen im Einzugsgebiet: starthilfe@brixner.info

Anregungen: redaktion@brixner.info

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„Kaufleute sind nervöser als früher“ HANS ASTNER, über seinen Rücktritt als Obmann der Brixner Kaufleute und über die Gründe, warum die Kaufleuteschaft heute nervöser ist als vor acht Jahren. Herr Astner, Sie waren acht Jahre lang Obmann der Brixner Kaufleute. Warum sind Sie zurückgetreten? Schauen Sie, die Tätigkeit als Obmann ist extrem zeitaufwändig. Ich bin nicht der Typus Obmann, der zur Sitzung geht und sich sonst um nichts kümmert. Ich brauche bei Problemen den direkten Kontakt zu meinem Gesprächspartner. So gesehen ist Obmann der Kaufleute zu sein ein Fulltime-Job – zumindest dann, wenn man ihn gewissenhaft durchführen will. Wie würden Sie Ihre acht Jahre beschreiben?

Ich habe viele Menschen kennen gelernt und tolle Erfahrungen gemacht. Es entstanden viele Freundschaften, allerdings macht man sich auch Feinde, weil man hin und wieder auch „Nein“ sagen muss. Als Ja-Sager wäre ich mir auch zu schade. Heuer findet die „Weihnachtsüberraschung“ aus Mangel an Interesse der Kaufleute nicht statt. Mit ein Grund für Ihre Entscheidung? Nein, auf keinen Fall. Die Weihnachtsüberraschung ist mein Kind, das stimmt schon, und es tut mir Leid, dass sie nicht mehr stattfindet. Wenn der Wille zur Durchführung aber nicht mehr

da ist, dann muss man dies eben zur Kenntnis nehmen. Wie hat sich das Befinden der Kaufleute in den vergangenen Jahren verändert? Viele sind nervöser als früher – und sie haben auch allen Grund dazu. Das ist kein Brixner Phänomen, sondern liegt an der allgemeinen Wirtschaftslage und an der Tatsache, dass sich der Einzelhandel weltweit schwer tut. Auch der Zusammenhalt unter den Kaufleuten war früher besser; vor allem die großen Ketten haben keinen persönlichen Bezug zur Stadt. willy.vontavon@brixner.info Leserbrief an: echo@brixner.info

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Wirtschaft & Umwelt

NACHGEFRAGT


LVH

Geld sparen mit dem LVH Der Landesverband der Handwerker (LVH) ist ein kompetenter Wegbegleiter bei der Abwicklung der betrieblichen Verwaltung, speziell für Klein- und Mittelbetriebe. Für jede Berufssparte und Betriebsgröße gelten verschiedene Gesetze und spezifische Steuerregelungen. Die Fachleute für Buchhaltung und Steuern im LVH-Bezirksbüro in Brixen/ Vahrn haben sich auf die Vorteile für Klein- und Mittelbetriebe spezialisiert. „Der LVH nimmt den Betrieben bürokratische Pflichten ab, schöpft für sie wichtige Steuervorteile aus und sorgt für eine schnelle Abwicklung bei Gesuchen“, erklärt LVH-Direktor Hanspeter Munter. „Dadurch können sich die Betriebe auf ihre eigentliche Arbeit konzentrieren und gleichzeitig Kosten sparen“, so Josef Morandell, Leiter des LVHBezirksbüros Brixen.

In der Lohnausarbeitung reicht bei Unternehmensgründungen, die Leistungspalette von rechtlichen Einzelauskünften bis hin zur Abwicklung der gesamten Lohnbuchhaltung des Betriebes. Bei der Ausarbeitung der Lohnstreifen für die Mitarbeiter werden sämtliche arbeitsrechtlichen, sozialversicherungsrechtlichen und steuerrechtlichen Vorschriften stets nach dem aktuellen Stand der Rechtslage berücksichtigt. Das LVH-Bezirksbüro steht zudem für die Ausarbeitung der verschiedensten Arbeits- und Ausbildungsverträge und für die laufende Korrespondenz und Intervention bei den zuständigen Ämtern wie INPS oder INAIL zur Verfügung.

Steuererklärungen werden

Im Bereich Buchhaltung umfas- pünktlich und korrekt aussen die LVH-Dienstleistungen die laufende Verbuchung sämtlicher Rechnungs- und Steuerbelege, die monatlichen Auswertungen (Konten, Saldenlisten, Journal) sowie individuelle Zusatzauswertungen wie zum Beispiel Kostenrechnungen und Zwischenbilanzen. Die Erstellung des Jahresabschlusses beinhaltet die Bilanz und die Gewinn- und Verlustrechnung.

gearbeitet. Die Fachleute des LVH-Bezirksbüros erstellen Unternehmens- und private Steuererklärungen. „Um optimale Steuerbedingungen zu schaffen, analysieren wir laufend die individuelle Situation des Betriebes und empfehlen frühzeitig sinnvolle Maßnahmen“, erläutert Josef Morandell. Besonders wichtig sind derartige Analysen vor und beim Jahresabschluss,

-umwandlungen oder bei Nachfolgeplanungen.

Für die Kredit- und Investitionsberatung steht allen LVH-

Mitgliedern die verbandsinterne Kreditabteilung zur Verfügung. „Die Betriebe erhalten Unterstützung bei der Ausarbeitung von Finanzierungsplänen, Informationen über aktuelle Beiträge und Hilfestellung beim Ausfüllen und Einreichen der notwendigen Formulare“, so Morandell.

Josef Morandell, Leiter LVH-Bezirksbüro Brixen

„Die richtige Verwaltung ist das Um und Auf für einen Betrieb. Der LVH hilft Klein- und Mittelbetrieben nicht nur beim Kosten sparen, sondern ist ein kompetenter Wegbegleiter in Sachen Steuern, Buchhaltung und Löhne“.

info LVH-Bezirksbüro Brixen im neuen Sitz Das Bezirksbüro Brixen ist umgezogen. Seit 25. August ist das Bezirksbüro in den neuen Räumlichkeiten im Gewerbegebiet an der Staatsstraße zwischen Brixen und Vahrn bei der Pustertaler Kreuzung zu finden. Die neue Adresse ist KonradLechner-Weg 7 in Vahrn. Vorteile des neuen Standorts sind die gute Erreichbarkeit und ausreichend Parkmöglichkeiten.

Nicht verpassen! Infoabend „LVH-Direkt“ zu den Steuerneuheiten am 7. Oktober, 20 Uhr, im neuen Sitz des LVH-Bezirksbüros Brixen (Konrad-Lechner-Str. 7, Vahrn). Scheck- und Barzahlungen wurden erleichtert, die Kunden- und Lieferantenlisten abgeschafft, neue Regelungen für die Abschreibung eingeführt. Bei dem Informationsabend „LVH-Direkt“ erfahren Betriebsinhaber und Interessierte, wie steuerliche Vorteile besser genutzt werden können.

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Technik fürs Heimbüro Computer und Drucker sind die zentralen Elemente eines Heimbüros – doch welches ist das passende Gerät für den eigenen Bedarf? Unabhängig von den verschiedenen Leistungsklassen der Rechner lassen sich einige Trends erkennen. Auf modernen Arbeitsplätzen ersetzt der Laptop zunehmend den herkömmlichen Computer. Laptops sind zwar immer noch geringfügig teurer als Desktop-Computer, haben aber den großen Vorteil, dass sie viel kompakter und mobiler sind.

Besonders für Heimbüros werden von fast allen namhaften Herstellern tragbare Computer mit großen 17-Zoll-Bildschirmen hergestellt; dadurch wird das Arbeiten am Computer noch angenehmer.

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Der Drucker gehört mit zu den

wichtigsten Elektrogeräten im Büro. Auch hier kann man feststellen, dass der herkömmliche Drucker von den Multifunktionsgeräten verdrängt wird. Diese Alleskönner sind besonders hilfreich, da sie Drucker, Kopierer, Scanner und teilweise auch ein Fax in einem Gerät sind und somit alle Aufgaben im Büro elegant lösen. Sie sparen nicht nur Platz, sondern auch Geld.

Elektro Reichhalter bietet Beratung, Service und Auswahl

In vielen Anzeigen wird mit besonders günstigen Computern geworben. Diese Angebote sollte man mit Vorsicht genießen: Zahlreiche beworbene Produkte erfüllen meist nur die Mindestvoraussetzungen; dies hat den großen Nachteil, dass oft das Starten, Öffnen und Speichern von Programmen mit besonders langen und lästigen Wartezeiten verbunden ist. Ähnliches gilt für günstige Drucker, bei denen teilweise die Druckpatronen mehr kosten als das Gerät selbst. Dies bedeutet nicht, dass man das teuerste Gerät kaufen muss. In den meisten Fällen ist man am besten bedient, wenn man sich vor dem Kauf von Experten beraten lässt, damit das

erworbene Gerät auch den eigenen Ansprüchen gerecht wird. Egal, ob man im Internet surft, Bilder bearbeitet, Texte schreibt oder Videos anschaut – für jede Anwendung gibt es das passende Gerät. Damit sich der Einkauf auch langfristig lohnt, sollte man sich an den Fachmann wenden. Das Fachgeschäft Elektro Reichhalter in Brixen bietet nicht nur eine umfangreiche Auswahl an Produkten für das Heimbüro, sondern berät professionell und gewährleistet auch den Service nach dem Kauf. Dienstleistungen wie Reparaturservice und Vollschutzgarantie für alle Produkte runden die Leistungspalette ab.

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Portraitfotografie mit Charakter Der Berufsfotograf Harald Kienzl über die Portraitfotografie und ihre Zutaten.

HARALD KIENZL: Ein gutes Portraitfoto ist mindestens so schwierig zu realisieren wie ein verfeinertes Gourmet-Essen zuzubereiten: Es braucht eine Vielzahl von Zutaten und Gewürzen, Zeit und gute Ideen. Die technische Ausstattung und das Wissen über Belichtungssteuerung, Schärfeführung und den richtigen Weißabgleich sind dabei Grundvoraussetzungen – gerade weil man durch die Wahl einer lichtstarken Optik ganz gezielt die Schärfentiefe beeinflussen kann. Dabei wird der Blick des Betrachters auf das Wesentliche gelenkt. Aber so wie die teuerste Küche ohne Koch nichts taugt, so ist auch die „beste“ Kamera ohne kreativen Kopf wertlos – hinter jedem Portraitfoto steckt nämlich mehr als bloße Technik. Welche Rolle spielt das Licht? Licht ist das Um und Auf in der Fotografie. „Photo-Graphie“ bedeutet im inhaltlichen Sinn

„Zeichnen mit Licht“. Eingebaute Blitzgeräte eignen sich für Reportagen, sind aber der Tod jeder kreativen Lösung. Die wahre Kunst besteht darin, einzelne Lichtquellen wie Haupt-, Aufhell-, Hintergrund- und Gegenlicht so aufeinander abzustimmen, dass je nach Intention weiche oder plastisch wirkende Portraitaufnahmen gelingen. Ideale Lichtbedingungen kann man durch Einsatz von künstlichen Lichtquellen wie Studioblitzgeräten herstellen.

Welche Fehler sollte man unbedingt vermeiden?

Welche Bedeutung haben Hintergrund und Requisiten?

Prinzipiell liegt das größte Geheimnis guter Portraitaufnahmen darin, dass man als Fotograf eine Bildsprache entwickelt, die einfach – also nicht zu überladen – und somit gut lesbar ist. Überfrachtete Fotos verlieren gern ihre beabsichtigte Wirkung.

Die Wahl des Hintergrundes hängt unter anderem vom Bildinhalt ab. Für klassische Portraitaufnahmen wählt man oft dunkle Hintergründe, während man bei Kinderfotos und Modeaufnahmen gern hellen Hintergründen den Vorzug gibt. Dekorationsgegenstände und Accessoires müssen organisiert werden. Man sollte sich vorab auch Gedanken über die passende Kleidung, Haarfrisur und etwaiges Makeup machen.

Im Mittelpunkt der Portraitfotografie steht ja der Mensch…

Werbefoto im Auftrag Armin Stricker Bruneck

Herr Kienzl, was sind die Zutaten für ein gelungenes Portraitfoto?

Stimmt, neben Licht und Technik braucht es vor allem Ideen und ein gutes Gespür, was die Bildgestaltung angeht. Letztlich trägt aber auch die abgelichtete Person wesentlich am Entstehen ausdruckstarker Bilder bei. Es hängt viel vom Ausdruck und dem kommunikativen Zusammenspiel zwischen Modell und Fotograf ab, wie gut Ideen umgesetzt werden.

info Fotografietipps und Termine für Kurse und Schulungen finden Sie auf www.haraldkienzl.com Angebot für Paare, die noch heuer ihre Hochzeitsreportage für 2009 buchen! Nähere Infos unter www.haraldkienzl.com


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Bildhauer Graffonara verunglückt

Unabhängige Monatszeitschrift für Brixen und Umgebung Redaktion: Brennerstraße 28, I-39042 Brixen Tel. +39 0472 060200, Fax +39 0472 060201 www.brixner.info E-Mail für Pressemitteilungen: redaktion@brixner.info E-Mail für Leserbriefe: echo@brixner.info Online-Ausgabe: www.brixen.net Verlag: Brennerstraße 28, I-39042 Brixen Tel. +39 0472 060200, Fax +39 0472 060201 E-Mail: office@brixmedia.it, www.brixmedia.it Anzeigenleitung: Sonja Messner, Tel. +39 0472 060212 sonja.messner@brixmedia.it Herausgeber, Chefredakteur und presserechtlich verantwortlich: Willy Vontavon (wv), Tel. +39 0472 060213 willy.vontavon@brixner.info Assistenz Chefredaktion: Doris Brunner (db), Tel. +39 0472 060211 doris.brunner@brixner.info Bildredaktion: Oskar Zingerle (oz), Tel. +39 0472 060210 oskar.zingerle@brixner.info Mitarbeiter der Redaktion: Marlene Kranebitter Zingerle (mk) Thomas Oberrauch (to) Annamaria Mitterhofer (amm) Manuela Kerer (mak) Dietmar Pattis (dp) Elisabeth Stürz (es) Andres Pizzinini (ap) Günther Eheim (gevs) Ingo Dejaco (id) Andrea Bodner (ab) Christine Mathá (cm) Hartmuth Staffler (hs) E-Mail: vorname.nachname@brixner.info

Brixen, Dienstag, den 8. September 1908

September 1908

Stadelgasse und Automobilverkehr Brixen, Dienstag, den 1. September 1908 Am Freitag, abends gegen halb 9 Uhr, wäre es beim Turm der Spitalskirche bald zu einem gefährlichen Zusammenstoß zwischen dem Omnibus des Hotel „Elefant“ und einem Automobil gekommen. Wir wollen selbstverständlich in keiner Weise unseren eifrigen k. k. Bezirksingenieur Vorwürfe machen, sondern nur die prinzipielle Frage aufwerfen, ob für die viel zu enge Stadelgasse das Gesetz des Automobilverbotes keine Anwendung findet. Man betrachte sich den Verkehr in dieser Straße; schwere Fuhrwerke,

Grafik: Verena Campestrini, Tel. +39 0472 060209 verena.campestrini@brixmedia.it Druck: Athesia Druck GmbH, Brennerstraße 32, I-39042 Brixen www.athesia.it Der nächste „Brixner erscheint um den 20. Oktober 2008 Nächster Redaktionsschluss: 6. Oktober 2008 Die Zeitschrift „Brixner“ erscheint monatlich und wird im Postabonnement 45 % Art. 2, Abs. 20/b, Ges. 662/96, Bozen zugestellt. Eintragung am Landesgericht Bozen am 29.12.1989, Nr. 29/89 R.St. Auflage: 11.000 Stück Preis Abonnement: 1 Euro Abonnentenservice: abo@brixner.info Die in dieser Zeitschrift veröffentlichten Beiträge und Bilder sind urheberrechtlich geschützt. Ohne Genehmigung des Verlages ist eine Verwertung strafbar. Dies gilt auch für die Veröffentlichung im Internet. Die Redaktion behält sich das Recht vor, Anzeigen und Beiträge unter Umständen zu kürzen, abzuändern oder zurückzuweisen. Namentlich gezeichnete Beiträge unserer Mitarbeiter geben nicht unbedingt die Meinung des Herausgebers wieder und sind von der Redaktion nicht in allen Einzelheiten des Inhalts und der Tendenz überprüfbar. Für unverlangt eingesandte Manuskripte, Fotos und Illustrationen übernimmt der Verlag keine Haftung. Im Sinne des Art. 1 des Gesetzes Nr. 903 vom 9.12.1977 wird eigens darauf aufmerksam gemacht, dass sämtliche in dieser Zeitschrift veröffentlichten Stellenangebote sich ohne jeden Unterschied auf Personen sowohl männlichen als auch weiblichen Geschlechts beziehen. 74

Heuwagen, Omnibus, Handkarren, Motorräder, gewöhnliche Fahrräder, Kinderwagen, da und dort leerstehende Fuhrwerke oder Heuabladungen, Fußgänger, die auf dem schmalen, einseitigen Trottoir keinen Platz haben und auf die Fahrstraße ausweichen müssen, an Markttagen ein lebhafter Viehtrieb und von Zeit zu Zeit ein knatterndes Motorrad oder ein rücksichtslos dahersausendes Automobil, welches den Kot bis über den Kopf spritzt. Wo ist da noch die öffentliche Sicherheit gewährleistet? Ein Wunder ist es, dass bis zur Stunde nichts passiert ist; eine wahre „Schutzengel“-Straße, nur nicht so schön gepflastert wie jene in Stufels – rein unbegreiflich für gewöhnliche Untertanen, dass

die Regierung nicht schon lange diesem ungesetzlichen Zustand auf der Reichsstraße durch eine Fremdenstadt in irgend einer Form ein Ende gemacht hat.

Münzfund in Elvas Der Münzfund in Elvas besteht, wie uns von fachmännischer Seite mitgeteilt wird, aus 31 guterhaltenen Tiroler Silbergroschen aus den Jahren 1603 bis 1614. Römische Münze ist keine darunter. Voraussichtlich werden die Münzen vom städtischen Museum angekauft werden. Wir möchten bei dieser Gelegenheit auch die Tatsache registrieren, dass im letzten Herbst neben dem abgebrannten Mesnerhaus in Viums ungefähr einen halben Meter unter der Erde acht menschliche Skelette ohne jeglichen Begleitfund ausgegraben wurden. Es würde sich sehr empfehlen, wenn bei zufälligen Funden in der Erde oder auf einem Acker sofort unser k. k. Konservator, Hochw. Herr Benefiziat Adrian Egger in Brixen, benachrichtigt würde, damit die Funde nicht zerstört werden, was besonders bei Urnenfunden häufig der Fall ist.

Gestern abends auf der Heimfahrt von Klausen hatte Bildhauer Graffonara das Unglück, unweit der Mahr infolge eines plötzlichen Bruches der Gabel von seinem Motorrad zu stürzen, wobei er verschiedene Verletzungen an Händen und Gesicht erlitt. Am schwersten scheint die Verletzung an einem Auge zu sein. Das Motorrad trägt die Bezeichnung „La Motosacoche“ von H. und A. Dufaux & Co. in Genf (Vertretung Heinrich Drager, Wien, Heugasse 8).

Schulanfang Brixen, Donnerstag, den 17. September 1908 Neues, junges Leben ist wieder in die Stadt gekommen. Am 18. September ist Heiliggeist-Amt. In allen Straßen und Gassen begegnet man festlich gekleideten Studentlein und Studenten, manche in Begleitung von Angehörigen oder Geistlichen, welche für die Anfänger bei unseren gutherzigen Bürgersfamilien um einen Kosttag bitten gehen. Mit pochendem Herzen klopft manche arme Mutter an, mit Tränen in den Augen dankt sie für die gütige Zusage, und aufatmend und vertrauensvoll geht sie zu einer anderen Familie, die ihr der Herr Pfarrer empfohlen, bis für alle Tage der Woche gesorgt ist.

Auszeichnung Brixen, Donnerstag, den 3. September 1908 Dem Bäckermeister Dominikus Alberti hier wurde in der Internationalen Ausstellung für Handel, Gewerbe und sozialer Hygiene in Karlsbad für die von ihm ausgestellten Schwarz-, Weiß- und Luxusbäckereien das Ehrendiplom zur großen goldenen Medaille verliehen.

Die Zeitungs­artikel auf dieser Seite wurden von Günther Eheim aus der „Brixener Chronik“ entnommen, die 1888 gegründet wurde und bis 1925 erschien. Die damalige Rechtschreibung, auch eventuelle Druckfehler und sonstige ­Kuriositäten werden ohne ­Korrektur beibehalten.


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